Perioperativer Myokardinfarkt SEHEN - ERKENNEN - HANDELN ©123RF.com Tanja Ghaffar - Dipl. Expertin Anästhesiepflege - Klinik Hirslanden Zürich • Vorsicht ist besser als Nachsicht • Narkoseverlauf nach wie vor —> Stressreduktion durch ruhiges Auftreten —> ausreichende Narkosetiefe —> adäquate Analgesie —> Hypertonie und Tachykardie vermeiden —> Volumenstatus optimieren —> Anämie behandeln • Bei Kreislaufproblematik ohne erkennbare Ursache, stummen Infarkt in Erwägung ziehen • EKG Elektroden am Thorax exakt platzieren • Amplitude am Monitor anpassen Hintergrund Schlussfolgerung Definition Definition Typ 1 Typ 2 Die Koronare Herzkrankheit (KHK) ist weltweit die häufigste Todesursache. Die Lebenserwartung steigt auch bei unseren Patienten. Sie bringen mehr Grunderkrankungen mit, wobei sich eine Zunahme der Wohlstandserkrankungen wie Dia- bestes, Adipositats, Arteriosklerose etc. bemerkbar macht. Diese Erkrankungen begünstigen die KHK. Eine der gefähr- lichsten Komplikationen der KHK ist der Myokardinfarkt, wel- cher plötzlich in Erscheinung treten kann. Jährlich sterben 1,5 Mio. Menschen weltweit an einem perioperativen Myo- kardinfarkt. Auch während der Anästhesie können einige Situationen das Auftreten eines Myokardinfarktes begünstigen. Als Anästhe- sieteam ist es wichtig diese zu kennen und das Risiko zu mi- nimieren. Sollte es dennoch zu einem O 2 -Mismatch kommen muss dies sofort erkannt werden. Notfallmassnahmen sind unverzüglich einzuleiten, um das Sauerstoffangebot für die Myokardzellen zu erhöhen und den Sauerstoffverbrauch des Myokards zu reduzieren. Eine frühe Reperfusion ist anzu- streben, um die Prognose des Patienten zu verbessern. Die Anästhesiepflege sollte deshalb auf das Thema sensibilisiert sein. Methode • Literaturrecherche in elektronischen Datenbanken Pub Med, bibnet und Medpilot der Careumsbibliothek Zürich • Onlinesuchrecherche über „Google“ • Literaturrecherche in Fachbüchern • Leitfadenentwicklung für die Praxis nach aktuellen Guidli- nes • Eigene Erfahrung als Dipl. Expertin Notfallpflege Diagnose STEMI Resultate Fragestellung •In welchen Situationen unterliegt mein Patient einem erhöh- ten Risiko zu infarzieren? •Woran erkenne ich einen Myokardinfarkt und was mache ich als Anästhesiepflege wenn ich den hochgradigen Ver- dacht eines Myokardinfarktes habe? (Symptome, Therapie) arteriosklerotische Plaque- ruptur -> intraluminaler Thrombus -> verminderte Koronarperfusion -> O 2 -Mis- match -> Nekrose (spontaner Myokardinfarkt) erhöhter O 2 -Bedarf oder vermindertes O 2 -Angebot z.B. Anämie, Tachyarrhytmi- en -> O 2 -Mismatch -> Ne- krose (sekundärer Myokard- infarkt) • ST - Hebung • Thoraxschmerz • Cave stummer Infarkt Risikosituationen perioperativ O 2 -Verbrauch erhöht O 2 -Angebot vermindert Hypertonie inflammato- rische Reakti- on Hypoxie Hypotonie Hypovolämie Stress Shivering Anämie Schmerz Tachykardie ©123RF.com Therapie FiO 2 erhöhen Narkosevertiefung Adäquate Analgesie Postkonditonierung Kreislauf- stabilisierung Herzkontraktilität erhöhen Anämie behandeln Volumenstatus optimieren Nitroglycerin TIME IS MUSCLE Revaskularisation Leitfaden Literaturangaben • Stumper, J., Lange, M., Roewer, N., Kranke, P. & Smul, T.M. (2015). Anäs- thesie und Organprotektion. AINS, 50, 546-554 • European Society of Anaesthesiology. (2012). Intraoperative Myocardial Ischemia. Emergency Quick Reference Guide, 1, 1-1 • European Society of Cardiology. (2012). 3. Allgemeine Definition des Myo- kardinfarktes. Düsseldorf: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie • European Society of Cardiology. (2014). Therapie des akuten Herzinfark- tes bei Patienten mit persistierender ST- Streckenhebung. Düsseldorf: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie ©123RF.com Leitfaden Perioperativer Myokardinfarkt ST-Veränderung im EKG Ziel: Reduktion des myokardialen Sauerstoffverbrauchs, Erhöhung des Sauerstoffangebots Ziel Massnahmen Hilfe holen x Anästhesisten informieren x Keinen Zeitverlust „Time is muscle“ Gute Oxygenierung x FiO 2 auf 100% ( Ziel:SpO 2 > 94% ) x Hb - Check ( Ziel: 7 – 9 g / dl ) , ggf. Transfusion Stressreduktion x Narkosetiefe prüfen ( Stimuli vermeiden ) x Adäquate Analgesie Erhöhung Myokardialer Perfusionsdruck x Noradrenalin 5 – 10 mcg i.v. falls HF > 90 / Min. x Ephedrin 5 mg i.v. falls HF < 90 / Min. Herzfrequenz 60-80 Schläge / Min. x E1 selektive Betablocker erwägen (Esmolol, Metoprolol) x CAVE Hypotension vermeiden Erhöhung d. Myokardkontraktilität x Erwäge Dobutamin 2-4 mcg / kgKG / Min. Senkung des Preloades x Nitrogabe x Perlinganitperfusor 0.5 – 1 mcg / kgKG / Min x CAVE gutes Blutdruckmonitoring Vermeidung einer Hypovolämie x Bei Bedarf Volumenbolus 20 ml / kgKG i.v. Normalisierung der BZ – Werte Ziel: 5.0 mmol/l – 11.0 mmol/l x BZ Kontrolle x Bei Bedarf Therapie Sonstiges x Antikoagulation (ASS, Heparin) x Sevofluarne, Isoflurane (Postkonditionierung) x IPS informieren / 12 – Ableitungs - EKG x Kardiologie / Herzkatheterlabor x IABP (Intraaortale Ballonpumpe) Nach ESA (2012); Abb. ESC (2012) Kontaktdaten Tanja Ghaffar / [email protected]