PERFEKTIONISMUS STÄRKEN NUTZEN, MIT RISIKEN UMGEHEN Dr. Christine Altstötter-Gleich
PERFEKTIONISMUS
STÄRKEN NUTZEN,
MIT RISIKEN UMGEHEN
Dr. Christine Altstötter-Gleich
WARUM WASCHEN
WIR NICHT MEHR MIT
DER HAND?
WAS WÄREN
WIR OHNE
MENSCHEN,
DIE DEN
WUNSCH
HABEN,
DINGE SO
PERFEKT WIE
MÖGLICH ZU
MACHEN?
Dem Anspruch, höchsten Anforderungen gerecht zu werden, verdankt unsere Gesellschaft ungeheuer viel!
• Wirtschaftlicher Fortschritt
• Höhere Lebenserwartung
• Mehr Freizeit
• …
Aber was ist der Preis?
WAS IST
EIGENTLICH EIN
PERFEKTIONIST?
• Angst, den eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden,
• oder auch denen Anderer.
• Selbstwert hängt davon ab, sehr gut zu sein in dem, was man tut.
• Zweifel an der eigenen Leistungsfähigkeit,
• Unzufriedenheit mit dem Erreichten
• Hohe Ansprüche an die eigenen Leistungen,
• zum Teil auch an die Anderer.
• Oft in vielen unterschiedlichen Lebensbereichen.
• Hohes leistungsbezogenes Engagement,
• Anstrengungsbereitschaft
MOTIV:
ERFOLG ERREICHEN
MOTIV:
MISSERFOLG VERMEIDEN
WIE WIRD MAN
PERFEKTIONIST?
Erfolg erreichen
Elternhaus
Leistung ist wichtig
Eltern gehen konstruktiv mit Scheitern um
Eltern dienen als Modell für eigenes leistungsorientiertes Verhalten bei gleichzeitiger Fehlertoleranz
Misserfolg vermeiden
Bedingter Selbstwert
Elternhaus
Versagen ist schlimm
Eltern sind wenig oder nicht liebevoll
Kinder versuchen immer besser zu werden um Zuneigung von den Eltern zu bekommen
WORAN ERKENNT MAN DIE
(DYS)FUNKTIONALITÄT VON
PERFEKTIONISMUS?
Erfolg erreichen
Leistung ist wichtig Anstrengung ist Mittel zum
Zweck
Erfolg ist Anlass zu Freude und Selbstbestätigung
Misserfolg ist Anlass zu Lernen Das nächste Mal klappt‘s besser
Ziele können angepasst werden
SELBSTwert
Misserfolg vermeiden
Versagen ist schlimm
Anstrengung ist Signal für „den richtigen Weg“
Erfolg führt dazu, sich noch anspruchsvollere Ziele zu setzen
Misserfolg verstärkt negative GefühleBestätigung der Versagensängste
Ziele bleiben hoch gesteckt
KONTINGENTER Selbstwert
PERFEKTIONISTISCHES
STREBEN
PERFEKTIONISTISCHE
BEDENKEN
Beta-Gewicht fürPerfektionistische
BedenkenPerfektionstisches
Streben
Allgemeine psychischeBelastung
.42 -.01
Depression .40 .01
Suizidneigung .34 -.06
Angststörungen .33 -.08
Zwangsstörungen .37 -.06
Anorexie .70 .25
Bulimie .36 .20
ERGEBNISSE
DER META-
ANALYSE VON
LIMBURG UND
KOLLEGEN
(2016)
R = .18
MODELLE DES
ZUSAMMENWIRKENS
VON
PERFEKTIONISTISCHEN
BEDENKEN (PB)
UND
PERFEKTIONISTISCHEM
STREBEN (PS)
PS hoch
PS niedrig
PB niedrig PB hoch
non-perfectionism
healthy
perfectionism
unhealthy
perfectionism
pure evaluative
concerns
perfectionism
Drei Gruppen ModellStoeber & Otto (2006)
PS hoch
PS niedrig
PB niedrig PB hoch
non-perfectionism
pure personal
Standards
perfectionism
mixed
perfectionism
2 x 2 ModellGaudreau & Thompson (2010)
+ Wer Dinge optimieren will, muss Fehler erkennen können
− Übermäßige Fokussierung führt zu negativen Emotionen wie Angst, Scham, Schuld
➔ Negative Befindlichkeit, depressive Verstimmung
Schwarz-Weiß Denken
Selbstbeschuldigung
Rumination
Katastrophisierende Konsequenzerwartungen
Techniken der kognitiven Verhaltenstherapie reduzieren „perfektionistische Denkfehler“
Bewusste Aufmerksamkeitslenkung auf neutrale und positive Aspekte
Ablenkung, Stopp-Technik ...
Realitätscheck erwarteter Konsequenzen
Tagebuchtechnik
Gestützte Reflexion
Verhaltensexperimente
PROZESSVARIABLE
FEHLERSENSIBILIÄT
• Was ist mir nicht gelungen?
• Welche Gefühle sind dabei entstanden?
• Wie stark war jedes dieser Gefühle auf einer Skala von 1 (ganz schwach) bis 6 (kaum auszuhalten)?
• Welche Gedanken sind mir dabei durch den Kopf gegangen?
BEISPIEL FÜR DIE
GESTÜTZTE REFLEXION
PERFEKTIONISTISCHER
DENKFEHLER
GEDANKENTAGEBUCH
Das ABC des kognitiven Verhaltensmodells nach Albert Ellis
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinung, die wir über sie haben!
A – activating event (Auslösender externer/interner Reiz)
B – beliefs (Bewertungsmuster, Überzeugungen, Einstellungen, …)
C – consequences (Konsequenzen auf emotionaler und Verhaltensebene)
+ Wer Dinge verändern will, muss die Folgen von Erfolg bzw. Misserfolg prüfen
− Je höher die „Kosten“ von Misserfolgen eingeschätzt werden, umso größer wird die Angst zu scheitern
➔ Prokrastination oder Vermeidung
Katastrophisierende Konsequenzerwartungen
Kontingenter Selbstwert
Techniken der Verhaltensplanung unterstützen das realitätsnahe (nicht weiter) Verfolgen von Zielen
SMARTE Ziele
PROBE
➔ Selbstwirksamkeitserfahrung reduziert Selbstwertkontingenzen
PROZESSVARIABLE
MISSERFOLGE
VERMEIDEN
BEISPIEL FÜR EINE
STRATEGIE DER
VERHALTENSPLANUNG Präzise
Realistisch
Objektivierbar
Bewältigbar
Etappenziele
Ein Ziel besteht die PROBE, ...
... wenn es gelingt, das Ziel präzise zu
formulieren
... wenn es in Ihrer Lebensrealität
umsetzbar ist oder Sie gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen können, Ihre Situation so zu verändern, dass es realistisch wird, Ihr Ziel zu erreichen
... wenn Sie objektive Kriterien für Ihr
Gelingen haben, d.h. dass es unabhängig von Ihrer Einschätzung möglich ist zu erkennen, ob das Ziel erreicht wurde
... wenn Sie die Fähigkeiten haben, das Ziel
zu erreichen oder gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen können, Ihre Fähigkeiten zu stärken bzw. Unterstützung zu bekommen
... wenn Sie Zwischenziele benennen
können
• Hohe Ansprüche machen vor der eigenen (psychischen) Gesundheit nicht halt
– Hilfsbedürftigkeit als Stigma, Scham
– Perfektionistische Selbstdarstellungstendenzen
Würdigen und Herausarbeiten der positiven Aspekte des Perfektionismus
• Hohe Ansprüche machen vor anderen nicht halt
– Geringes Vertrauen in therapeutische Expertise
Komplementäre Beziehungsgestaltung reflektiert einsetzen, Transparenz herstellen
– Hohe Erwartungen an die Wirksamkeit von Interventionen
Klarheit über Ziele herstellen, Fehlertoleranz thematisieren
• Hohe Ansprüche machen vor der Klientenrolle nicht halt
– Druck ein perfekter Klient zu sein
Als Modell für einen flexiblen Perfektionismus dienen
PERFEKT(IONISTISCH)E
KLIENTEN
HABEN
SIE NOCH
FRAGEN?