Organismus des Naturwachstums und Landwirtschaftlicher Betriebsorganismus - Eine globale Reflexion im Jubiläumsjahr Alexander von Humboldt Prof. Dr. Ulrich Köpke www.iol.uni-bonn.de SIGÖL 60. Fortbildungskurs ‚Ökologischer Landbau‘, 7.November 2019, Bad Düben
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Organismus des Naturwachstums und
Landwirtschaftlicher Betriebsorganismus -
Eine globale Reflexion
im Jubiläumsjahr Alexander von Humboldt
Prof. Dr. Ulrich Köpke
www.iol.uni-bonn.de
SIGÖL 60. Fortbildungskurs ‚Ökologischer Landbau‘, 7.November 2019, Bad Düben
‚Landwirte agieren in einem komplexen Geflecht von variablen natürlichen
und gesellschaftlichen Faktoren. Sie befinden sich daher auf der ständigen
Suche nach betrieblichen Optimierungsstrategien und orientieren sich dabei
nicht nur an den Gesetzmäßigkeiten der Natur und des Marktes, sondern
auch an Ihrer Intuition. Sie werden damit auch selber zu Neugestaltern
ihrer Umwelt…‘
‚bei der Charakterisierung menschlicher Verhaltensweisen und
„Von der gewerblichen Wirtschaft unterscheidet sich die landwirtschaftliche Produktion vor allem durch ihre Naturgebundenheit und den dadurch geprägten biologisch-technischen (organischen) Charakter. Der organische Charakter bewirkt das der Erzeugungsvorgang nicht unmittelbar vom Menschen durchgeführt wird, sondern dass die Natur ihm diesen zu einem großen Teil abnimmt….
…Somit bedingt der organische Charakter der landwirtschaftlichen Produktion einen Erzeugungsrhythmus, der im Vergleich zur gewerblichen Produktion nur geringe Variation ermöglicht. Die pflanzliche Erzeugung ist in den meisten Klimazonen streng an den Jahresrhythmus gebunden…
Der Landwirtschaftliche Betriebsorganismus – Die Landwirtschaftliche Individualität
Humus – Die feinere Bildung im Boden – Der Humusbegriff bei Thaer
„Obwohl uns die Natur verschiedene unorganische Materien darbietet, wodurch
die Vegetation entweder mittels eines Reizes, den sie der Lebenstätigkeit geben,
oder mittels ihrer zersetzenden Wirkung auf den Moder belebt und verstärkt
werden kann, so ist es doch eigentlich nur der thierisch-vegetabilische Dünger
oder jener im gerechten Zustande der Zersetzbarkeit befindliche Moder (Humus),
welcher den Pflanzen den wesentlichsten und notwendigen Teil ihrer Nahrung
gibt. Ich sage den w e s e n t l i c h s t e n; denn es ist unbezweifelt, daß sie
auch durch die Zersetzung des Wassers und der gasförmig in der Atmosphäre
enthaltenen Stoffe und deren Verbindung einen anderen Theil ihrer Nahrung
erhalten, und dass durch das Hinzutreten dieser Stoffe die Masse der
vegetabilischen Materie auf der Oberfläche des Erdbodens und auf jeder
Ackerfläche sich vermehren würde, wenn man die darauf hervorgewachsenen
Pflanzen nicht entfernte, sondern wieder auf ihren Platze in Moder übergehen
ließe, wie die oft unerschöpflich s c h e i n e n d e Fruchtbarkeit des
unkultivirten Bodens oder der alten Wälder bezeugt“ (Grundsätze der rationellen
Landwirtschaft,§ 250)
Ulrich Köpke 07112019
Der Landwirtschaftliche Betriebsorganismus – Die Landwirtschaftliche Individualität
Humus /Moder : dunkle Substanz des Bodens, die makroskopisch keinerlei
Gewebestrukturen mehr erkennen lässt.
Keine weitere Differenzierung in Mull-Humus, Streu , etc
Wortähnlichkeiten: Moder… Mutter ? Moderboden – Mutterboden?
Modder: bspw. Grabenaushub
Humusbegriff bei Thaer relativ weit gefasst.
Differenzierung wie noch heute gültig zwischen der Beeinflussung des
‚physischen Zustands des Bodens’, also
1. die Beeinflussung des Bodengefüges (Grundsätze, 3. Hauptstück, § 126,
S. 417) und
2. dass ein Teil des Humus in organischer Form der wichtigste Nährstoff für
die Pflanzen wäre.
Wichtig auch, dass der im Humus erhaltene Nährstoff nicht unmittelbar als
‚Gewächserde‘ aufgenommen werden kann, sondern nur in ‚aufgelöster
Gestalt’, als sog. Extraktivstoff (Thaer, Leitfaden, S. 113, f., Klemm/Meyer
1968, S. 113)
Humus – Die feinere Bildung im Boden – Der Humusbegriff bei Thaer
Ulrich Köpke 07112019
IOL
Universität Bonn
Institut für Organischen Landbau
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CO2 in der Atmosphäre
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Der Landwirtschaftliche Betriebsorganismus – Die Landwirtschaftliche Individualität
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Humus und C-Sequestrierung: Ein neuer Mythos?
Ernüchternd:
Die Menge CO2, die auf der Nordhalbkugel in einem Sommerhalbjahr photosynthetisch (temporär) fixiert wird (jährliche Amplitude der CO2-Konzentration der Atmosphäre) wird schon innerst etwa 5- 7 Jahren (das war Anfang der 1990er Jahre…heute etwa 3 Jahre) durch weltweite Neu-Emissionen übertroffen
Grotesk:
Während wir uns um
Möglichkeiten marginal
wirksamer und begrenzter C-
Sequestrierung durch
agronomische/forstliche
Strategien bemühen, machen wir
im Braunkohlentagebau die CO2-
Senke ( Endpunkt konsequenter
Humifizierung/ Inkohlung :C-
Gehalt: 70%, Humus: 50%!) ) zur
CO2-Quelle...
Ap- Horizont, 30cm:
1,5 % Corg = 60t /ha C
Aufbau langsam,
Potential: +50% = 90 t/ha C
Flözmächtigkeit 70m:
70 % Corg = 490,000 t C/ha
www.ahabc.de/focus/focus-7.html
Bild: K-J Sabel
Etwa 16 000 ha Ackerland neutralisieren dann 1 ha
BraunkohleabbauU. Köpke
www.kindernetz.de/infonetz/gewusst/schaufelradb
agger//id=16024/pic=61236/vv=zoomImage/nid=1
6024/did=61326/3dfelk/index.html
(Leistung eines Schaufelradbaggers in 3 Tagen)
Der Landwirtschaftliche Betriebsorganismus – Die Landwirtschaftliche Individualität
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nach Sauerbeck (1993)
Abbau, Anhäufung und Umsatz von organischer Masse im Boden, ermittelt aus
Umsetzungsversuchen mit 14C-markiertem Weizenstroh unter Freilandbedingungen
Neues Gleichgewicht
Anhäufung von
Resten im Laufe
der Jahre
Jährlich umgesetzte Menge 99%
Jährlicher
Umsatz
Pro Jahr umgesetzter Anteil der 1. Gabe
Im Boden verbliebener Rest der 1. Gabe
Ulrich Köpke 07112019
Der Landwirtschaftliche Betriebsorganismus – Die Landwirtschaftliche Individualität
Auswertung zahlreicher Dauerversuche weltweit in
zwei Meta- Analysen:
• Khan, S. A., Mulvaney, R. L., Ellsworth, T. R. and Boast, C. W. (2007):
The Myth of Nitrogen Fertilization for Soil Carbon Sequestration. J.