Top Banner
Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07 Ökonomie und Nachhaltigkeit Konferenz „Nachhaltigkeit – Verantwortung für eine begrenzte Welt“ November 23 th , 2013, Universität Göttingen Dr. Joachim H. Spangenberg Helmholtzzentrum für Umweltforschung UFZ Dept. Biozönoseforschung, Halle/Saale
39

Ökonomie und Nachhaltigkeit

Jan 22, 2023

Download

Documents

Welcome message from author
This document is posted to help you gain knowledge. Please leave a comment to let me know what you think about it! Share it to your friends and learn new things together.
Transcript
Page 1: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Ökonomieund Nachhaltigkeit

Konferenz „Nachhaltigkeit – Verantwortung für eine begrenzte Welt“November 23th, 2013, Universität Göttingen

Dr. Joachim H. Spangenberg

Helmholtzzentrum für Umweltforschung UFZ Dept. Biozönoseforschung, Halle/Saale

Page 2: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

”Nachhaltigkeit” – welche? “Ökonomie” – die Disziplin oder der

Wirtschaftschaftsprozess? Sein oder Sollen, positiv oder normativ? Bezug zu Landnutzung und Konsum?

“Ökonomie und Nachhaltigkeit”??

Meine Verwirrung

Page 3: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Versuch einer Auflösung

! Nachhaltigkeit nach WCED-Definition.! Das Sein des Wirtschaftsprozesses wird durchdie Wirtschaftspolitik bestimmt, die von einernormativ wirkenden Disziplin geprägt wird.! Sein wie Sollen beeinflussen Landnutzung und Konsum, und diese wiederum das Sein.

“Ökonomie und Nachhaltigkeit”??

Page 4: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Überblick

1 Nachhaltigkeit

2 Positiv: Ökonomie & Nachhaltigkeit

3 Normativ: Ökonomie & Nachhaltigkeit

4 Landnutzung und Konsum

5 Nachhaltigkeitsökonomik

Page 5: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

1 Nachhaltigkeit

Page 6: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

“Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs. It contains within it two key concepts two key concepts: …

Page 7: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

(1. The concept of “needs”, in particular the essential needs of the world’s poor, to which overriding priority should be given, and2. The idea of limitations imposed by the state of technology and social organisation on the environment’s ability to meet present and future needs.”(WCED 1987, p.43)

Page 8: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

InzwischenAllgemein-wissen, abernichtHandlungs-grundlage: die Planetary Boundaries

Page 9: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

2 Positiv: Ökonomieund Nachhaltigkeit

Page 10: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Nachhaltigkeit heißt Erhalt der Kapitalstöcke, einzeln oder in Summe.

Das soll erreicht werden, wenn erst- der wahre Wert der Natur erkannt wird,- die Preise die ökologische Wahrheit sagen,- und so das Naturkapital erhalten wird.

(Human- und Sozialkapital werden zZ nicht diskutiert)Mittel zum Zweck sind u.a.

- die Erfassung und Bewertung von Ökosystem-dienstleistungen z. B. TEEB Deutschland,

- Zahlungsbereitschaftsanalysen (Geldwert),- Payments for Ecosystem Services PES.

“Ökonomie und Nachhaltigkeit”??

Page 11: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Sach- und Finanzkapital

Naturkapital

Humankapital Sozialkapital

Page 12: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

KapitalstöckeVerlieren an Wert durch Veralten (A) und

(Ver-)Nutzen (N), aber nicht gleich:1. Sachkapital: A wie N senken den Wert.2. Sozialkapital: A senkt, N erhält Wert.3. Humankapital: AWissen und NGesundheit

NWissen und AGesundheit sind wertneutral.4. Naturkapital: A steigert, N senkt Wert.Kapitalstöcke haben eine Größe, aber keine Qualität: invasive Arten sind Naturkapital, die Mafia ist Sozialkapital.

Page 13: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Der Erhalt von Kapitalstöckenerfordert Investitionen um Wertverlusteauszugleichen – aber in welcher Währung?

1. Sachkapital erfordert Energie, MaterialInformation, Arbeit und Geld.

2. Sozialkapital braucht Kommunikation.3. Humankapital benötigt Erziehung,

Bildung und Gesundheitsschutz.4. Naturkapitalerhalt und -regeneration

verlangt (Über-)nutzungsverbote.

Page 14: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

“Die Preise müssen die ökologische Wahrheit sagen”

Page 15: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Die Preise und die Wahrheit (1)1. Preise sind Tauschwerte; 2. sie beschreiben die Nutzenäquivalenz

der Handelsgüter (Kommodifizierung)3. Der Nutzen ist derjenige von rational

agierenden Individuen (nicht Natur).4. Das selbe Gut kann gleichzeitig intrin-

sische und inhärente Werte haben.5. Diese werden von Preisen nicht erfasst

- kein Preis ist nicht dasselbe wie ein Preis von Null € ( Internalisierung).

Page 16: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Die Preise und die Wahrheit (2)1. Höhere Preise machen Zerstörung

seltener ökonomisch attraktiv, schließen sie aber nicht aus.

2. Zahlungen können wirksame Anreizesein, aber der „Wert“ als Grundlage sichert nicht ökologische Wirksamkeit.

3. Internalisierung externer Kosten dient dem Wohlfahrtsoptimum in einer Gleichgewichtsökonomie, nicht not-wenig dem Erhalt der Natur.

Page 17: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Ökosystem-funktionen= Service -Potenziale

Gesellschaft

Wohlbefinden

Biodiversität

Löhne

Die Ontologie dahinter

Arbeit

DieWirtschaft

Natur

Quellen

Senken

Konsum

Nachfrage

Die Realwirtschaft& das

Finanzsystem

Ökos.-Services ÖS

Page 18: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

The ecosystem service cascade: Probably the most inspiring metaphor in ESS research, better than “natural capital”

Dann sind die Funktionen der Natur zugleichServicepotenziale und liefern Services die ökonomisch bewertet werden können: Preise

Page 19: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Was aber wenn…• … die Wirtschaft ein evolvierendes System

ist, in dem gesellschaftliche Prozesseentscheidend und unvorhersagbar sind?

• … die Wirtschaft nicht im Gleichgewichtist, sondern ein dissipatives Muster darstellt, das durch den Durchsatz von Ressourcen aufrechterhalten wird?

Wie sollte eine Ökonomie aussehen, um dieser Situation gerecht zu werden?

Page 20: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

3 Normativ: Ökonomieund Nachhaltigkeit

Page 21: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Ökosystem-Prozesse

Gesell-schaft Wohlbefinden

Wirtschaft

Biodiversität

Services

Verursacher

Belastungen

Belastungen

Genutzt als Quellen & Senken

Ökosystem-Integrität (für natürliche)oder -Gesundheit (für alle Systeme)

Eine andere Ontologie

Belastungen

Page 22: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Darstellung als Systemebenen

Page 23: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

“Everything has either a price or a dignity. Whatever has a price can be

replaced by something else as its equivalent; on the other hand, whatever

is above all price, and therefore admits of no equivalent, has a dignity.”

Immanuel KantFoundations of the Metaphysic of Morals, p. 53

Andere Werte

Page 24: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Wenn die Wirtschaft ein Subsystem istgelten die ‘ökonomischen Gesetze’ nichtunbedingt:- Statt Gleichgewicht gibt es dannNichtgleichgewichts-Dynamiken.

- Das Angebot erfüllt nicht notwendig die Nachfrage, z.B. nach Naturnutzung.

- Das “Wohlfahrtsoptimum” kannökologisch negativ sein, die Ausrottungvon Arten erlauben bzw. fordern.

Page 25: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Dann…… machen ökonomische Instrumente nur

Sinn, wenn sie effektiv zu Verhaltens- und Prozessänderungen führen, unabhängig davon ob das der Höhe der “Internalisierung externer Kosten” entspricht, mehr oder weniger ist.

… ist die Regierung in der Pflicht sich nichtauf (ggf. “korrigierte”) Märkte zu verlassen, sondern muss sie reglementieren und komplementieren.

Page 26: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Die Kaskade mit sozio-kulturellen ProzessenGesellschaftliche Prozesse: Wertzuschreibung, -mobilisierung, -aneignung und -kommerzialisierung

Page 27: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Ökosystemleistungen: nicht freie Gaben der Natursondern die menschliche Sicht auf ihre Reichtümer

Page 28: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

4 Landnutzung und Konsum

Page 29: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

From ESS assessment to nature management

US‐EPA: “final ecosystem services”

Page 30: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Nachhaltige Landnutzungsplanung mit Ökosystemleistungen:Von der Kaskade zur Treppe

Page 31: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Haushaltskonsum und Bürgerakzeptanz sindzentrale Elementeaber die Problemeindividualisieren istkeine LösungEffizienz

Überkonsumbeenden:

Suffizienz Resilienz

Opulenz

Page 32: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Suffizienzpolitik schafft die Bedingungen des Wandels

Persönlich: Wissen und Motivation, die individuelleBereitschaft zum Wandel

Sozial: Akzeptanz nachhaltiger Konsummusterin relevanten “peer groups”.

Wirtschaftlich:Zugang zu geeigneten Akternativen, ohneübermäßigen Zusatzaufwand(Preis, Transaktionskosten)

Page 33: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Sozio-ökonomisches Verständnisvon Ressourceneffizienz

Consumer satisfaction =

Resources activated

Consumer satisfaction X Services consumed X

Services consumed Services generated

Services generated X Physical input Physical input Resources activated

Page 34: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

5 Nachhaltigkeits-ökonomik

Page 35: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Warum eine Nachhaltigkeitsökonomik?

Weil die Neoklassik und ihre Derivate nichtsach- und problemgerecht sind: Sie bieten keine wirksamen Lösungenfür Nachhaltigkeitsprobleme.

Das Pendant ist der Schritt von der Newton’schen Physik zur Relativitäts-theorie:Ontologie und Methodologie ändern sich, auch wenn im Alltag vieles gleich bleibt.

Page 36: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Anforderungen an eine Nachhaltigkeitsökonomik

Aufgeben des methodologischen Individualismus: gesellschaftliche Prozesse, Gruppen-effekte etc. erfordern andere Theorien und Modelle.

Aufgeben des Gleichgewichtskonzepts:satt dessen ein Verständnis der nicht-determi-nierten Entwicklungen komplexer Systeme.

Aufgeben des disziplinären Autismus und Imperialismus:Transdisziplinarität und Kooperation

Page 37: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Kernforderung: Interdisziplinaritätsgerecht!

Annahme: Nachhaltigkeitsprobleme lassen sich nurin interdisziplinärer Kooperation lösen.

Grundgesetz der Nachhaltigkeitsfähigkeit:“Keine Disziplin darf auf Annahmen bauen,die im direkten Widerspruch zu demgesicherten Wissensbestand einer anderen, zuständigen Disziplin stehen”.

Eine nachhltigkeitsfähige Ökonomik muss von vielen Disziplinen lernen!

Page 38: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

Nachwort: Freiheit die ich meine

Eine nachhaltige Gesellschaft basiert auf einem fundamentalen kulturellen Wandel, nämlich der Einsicht, dass soziale wie ökologische Grenzsetzungen zwar Einschränkungen der Entscheidungsfreiheit des Einzelnen sein können, aber die Bedingung für die freie Entfaltung aller sind.

Page 39: Ökonomie und Nachhaltigkeit

Dr. Joachim H. Spangenberg, Biodiversity and SPAC, Belgrade 9.10. 07

“We have become far too cleverto survive without wisdom”

E. F. Schumacher

Thank you foryour attention

for similar presentations, papers, and more, see

http://seri.academia.edu/JoachimHSpangenberg