Meinungen, Analysen, Fakten Nr. 16 / 17.12.2013 Volkswirtschaft special Meinungen, Analysen, Fakten Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirtschaft/ Mittelstandspolitik Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: (030) 20 21 – 15 00 Telefax (030) 20 21 – 1904 · Internet: http://www.bvr.de · [email protected]Deutsche Konjunktur: Solides Wachstum dank anziehender Investitionen - Zum Jahresende 2013 zeigt sich die deutsche Wirtschaft weiterhin in einer guten konjunkturel- len Verfassung. Trotz der zuletzt verhaltenen Entwicklung der Industrieproduktion deuten Stimmungsindikatoren wie der ifo Geschäftsklimaindex oder das GfK-Konsumklima auf ein überdurchschnittlich starkes Wirtschaftswachstum im Winterhalbjahr 2013/2014 hin. - Aufgrund der schwachen Entwicklung vom vorangegangenen Winter dürfte das preisbereinig- te Bruttoinlandsprodukt Deutschlands im Jahresdurchschnitt 2013 nur um 0,5 % über den Vor- jahresstand steigen. In 2014 ist mit einem höheren Anstieg von 1,8 % zu rechnen. Damit wird die Wachstumseinschätzung gegenüber der Prognose vom Juli 2013 im Wesentlichen beibehal- ten. - Das gesamtwirtschaftliche Wachstum wird 2014 gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich nicht nur an Tempo gewinnen, sondern auch auf einer breiteren Basis erfolgen. Neben den Konsum- ausgaben dürften die Investitionen zunehmend zur zweiten Wachstumsstütze werden. Der Bei- trag des Außenhandels zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dürfte hingegen leicht negativ bleiben. Zwar ist 2014 mit einer merklichen Belebung der deutschen Exportaktivitäten zu rech- nen. Die Importe dürften aber, gestützt durch die hohe Binnennachfrage, noch stärker zulegen. - Zu den Annahmen dieser Prognose gehört, dass sich die Wirtschaft des Euroraums in 2014 wei- ter erholt und die Weltkonjunktur insgesamt an Fahrt aufnimmt. Sollte es aber zu wiederauf- keimenden Zweifeln an der Tragfähigkeit der Schuldenlast in den europäischen Krisenländern kommen oder eine Eskalation im US-Haushaltsstreit eintreten, dürfte das Wirtschaftswachstum Deutschlands deutlich geringer ausfallen.
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Nr. 16 / 17.12.2013 Volkswirtschaft special · kommen oder eine Eskalation im US-Haushaltsstreit eintreten, ... Die vorliegende Prognose ist mit einigen Risiken . Meinung 6 behaftet,
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Meinungen, Analysen, Fakten
Nr. 16 / 17.12.2013
Volkswirtschaft special Meinungen, Analysen, Fakten
Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken · BVR · Volkswirtschaft/ Mittelstandspolitik Verantwortlich: Dr. Andreas Bley · Schellingstraße 4 · 10785 Berlin · Telefon: (030) 20 21 – 15 00 Telefax (030) 20 21 – 1904 · Internet: http://www.bvr.de · [email protected]
Deutsche Konjunktur: Solides Wachstum dank anziehender Investitionen
- Zum Jahresende 2013 zeigt sich die deutsche Wirtschaft weiterhin in einer guten konjunkturel-
len Verfassung. Trotz der zuletzt verhaltenen Entwicklung der Industrieproduktion deuten
Stimmungsindikatoren wie der ifo Geschäftsklimaindex oder das GfK-Konsumklima auf ein
überdurchschnittlich starkes Wirtschaftswachstum im Winterhalbjahr 2013/2014 hin.
- Aufgrund der schwachen Entwicklung vom vorangegangenen Winter dürfte das preisbereinig-
te Bruttoinlandsprodukt Deutschlands im Jahresdurchschnitt 2013 nur um 0,5 % über den Vor-
jahresstand steigen. In 2014 ist mit einem höheren Anstieg von 1,8 % zu rechnen. Damit wird
die Wachstumseinschätzung gegenüber der Prognose vom Juli 2013 im Wesentlichen beibehal-
ten.
- Das gesamtwirtschaftliche Wachstum wird 2014 gegenüber dem Vorjahr voraussichtlich nicht
nur an Tempo gewinnen, sondern auch auf einer breiteren Basis erfolgen. Neben den Konsum-
ausgaben dürften die Investitionen zunehmend zur zweiten Wachstumsstütze werden. Der Bei-
trag des Außenhandels zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dürfte hingegen leicht negativ
bleiben. Zwar ist 2014 mit einer merklichen Belebung der deutschen Exportaktivitäten zu rech-
nen. Die Importe dürften aber, gestützt durch die hohe Binnennachfrage, noch stärker zulegen.
- Zu den Annahmen dieser Prognose gehört, dass sich die Wirtschaft des Euroraums in 2014 wei-
ter erholt und die Weltkonjunktur insgesamt an Fahrt aufnimmt. Sollte es aber zu wiederauf-
keimenden Zweifeln an der Tragfähigkeit der Schuldenlast in den europäischen Krisenländern
kommen oder eine Eskalation im US-Haushaltsstreit eintreten, dürfte das Wirtschaftswachstum
Deutschlands deutlich geringer ausfallen.
Meinung
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Deutsche Konjunktur: Solides Wachstum dank
anziehender Investitionen
Die deutsche Wirtschaft befindet sich zum Jahres-
ende 2013 weiterhin in einer Phase soliden Wachs-
tums. Trotz der zuletzt verhaltenen Entwicklung
der Industrieproduktion (siehe Seite 18 dieser Aus-
gabe von „Volkswirtschaft special“) signalisieren
Stimmungsindikatoren wie der ifo Geschäfts-
klimaindex oder das GfK-Konsumklima, dass sich
die gesamtwirtschaftliche Produktion im Vergleich
zum Sommer beschleunigt hat. Aufgrund der
schwachen Entwicklung vom vorangegangenen
Winter dürfte das preisbereinigte Bruttoinlands-
produkt (BIP) Deutschlands im Jahresdurchschnitt
2013 aber nur um 0,5 % über den Vorjahresstand
steigen. In 2014 ist mit einem höheren BIP-Wachs-
tum von 1,8 % zu rechnen. Damit wird die Wachs-
tumseinschätzung gegenüber der Prognose vom
Juli 2013 im Wesentlichen beibehalten.
Kräftiger BIP-Zuwachs zum Jahresende
Schätzungen des BVR, die auf der Kombination
von Zeitreihenmodellen (VAR-Modelle) basieren,
lassen erwarten, dass das preis-, saison- und kalen-
derbereinigte BIP Deutschlands im vierten Quartal
2013 gegenüber dem Vorquartal um 0,7 % steigen
wird. Zuvor, im Sommerquartal, war das BIP noch
mit einer Verlaufsrate von 0,3 % expandiert. Da die
Wirtschaftsleistung aber infolge der Wachstumsdel-
le vom vierten Quartal 2012 (-0,5 %) mit einem
Unterhang in das Jahr 2013 gestartet ist und zu-
dem die Entwicklung im ersten Quartal witte-
rungsbedingt stagnierte (0,0 %), wird das preis-
bereinigte BIP im Jahresdurchschnitt 2013 voraus-
sichtlich nur um 0,5 % zunehmen (arbeitstäglich
bereinigt +0,6 %).
Wirtschaftswachstum wird 2014 hoch bleiben
Den Zeitreihenmodellen zufolge wird sich das kräf-
tige Wirtschaftswachstum vom Jahresendquartal
2013 im ersten Quartal 2014 mit einer BIP-Ver-
laufsrate von 0,6 % fortsetzen. In den darauffol-
genden Quartalen ist dann mit einem Anstieg zu
rechnen, der in etwa der Wachstumsrate des Po-
tenzialwachstums entspricht (0,3 %). Das Potenzi-
alwachstum ist die Rate, mit der das BIP auf Dauer
maximal zunehmen kann, ohne dass es zu einem
höheren Druck auf das allgemeine Preisniveau
kommt.
Im Jahressdurchschnitt wird das preisbereinigte BIP
Deutschlands gemäß der vorliegenden Prognose
um 1,8 % steigen (in originärer und kalenderberei-
nigter Rechnung). Anders als in 2013, in dem der
Unterhang des Vorjahres den BIP-Anstieg um
0,3 Prozentpunkte verminderte, wird in 2014
wieder ein Überhang das Wachstum stützen. Der
Überhang bzw. Unterhang berechnet sich aus dem
Verhältnis des preis-, kalender- und saisonbereinig-
ten BIP-Wertes vom vierten Quartal eines Jahres
zum entsprechenden BIP-Jahresdurchschnittswert.
In 2014 dürfte der Überhang des Vorjahres mit
0,9 Prozentpunkten zum BIP-Anstieg beitragen
und damit etwas höher ausfallen als im Durch-
schnitt der letzten zehn Jahre (0,5 Prozentpunkte).
Das Wirtschaftswachstum wird 2014 gegenüber
Meinung
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dem Vorjahr voraussichtlich nicht nur an Tempo
gewinnen, sondern auch auf einer breiteren Basis
erfolgen. Neben den Konsumausgaben dürften die
Investitionen zunehmend zur zweiten Wachstums-
stütze werden. Der Beitrag des Außenhandels zur
gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dürfte hinge-
gen leicht negativ bleiben. Zwar ist 2014 mit einer
merklichen Belebung der deutschen Exportaktivitä-
ten zu rechnen. Die Importe dürften aber, gestützt
durch die hohe Binnennachfrage, noch stärker
zulegen.
Die Prognose beruht auf der Annahme, dass sich
die Wirtschaft des Euroraums in 2014 weiter erholt
und die Weltkonjunktur insgesamt an Fahrt auf-
nimmt. Ferner wird angenommen, dass die EZB
ihren ausgesprochen stimulierenden Kurs bis Ende
2014 beibehalten wird. Darüber hinaus wird unter-
stellt, dass der Euro-Wechselkurs gegenüber den
wichtigsten Handelspartnern stabil bleibt und dass
die globalen Energie- und Rohstoffpreise moderat
zurückgehen werden.
Investitionen nehmen an Fahrt auf
In Hinblick auf die Investitionsausgaben zeichnet
sich momentan eine spürbare Belebung ab. Die
Ausrüstungsinvestitionen legten im Sommerquartal
mit einer Verlaufsrate von 0,5 % zu. Sie waren
bereits im Frühjahrsquartal moderat gestiegen,
nachdem sie zuvor sechs Quartale in Folge zurück-
gegangen waren. Zum Anstieg dürften neben
dem verbesserten weltwirtschaftlichen Umfeld
insbesondere die nachlassende Unsicherheit über
die künftige wirtschaftspolitische Entwicklung des
Euroraums beigetragen haben. Ende dieses und im
Verlauf kommenden Jahres ist mit einer weiteren
Belebung der Ausrüstungsinvestitionen zu rechnen.
Die Investitionstätigkeit wird dabei auch durch die
Wirtschaftswachstum dürfte kräftig bleibenpreis-, saison- und kalenderbereinigtes Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Quelle: Destatis, ab dem vierten Quartal 2013: Prognose des BVR
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Bei den Bauinvestitionen konnten die deutlichen
Produktionsausfälle des vergangenen Winters
schon im Frühjahrsquartal größtenteils wieder
aufgeholt werden und auch im Sommerquartal
war ein spürbares Wachstum (+2,4 %) zu verzeich-
nen. In naher Zukunft ist mit einer Fortsetzung der
Aufwärtsbewegung am Bau zu rechnen. Neben
dem Wohnungsbau, der durch die günstigen Ein-
kommensperspektiven, die niedrigen Zinsen und
die gestiegene Vorliebe für werthaltig erscheinen-
de Sachanlagen stimuliert wird, dürften dann auch
der gewerbliche und der öffentliche Bau Impulse
zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum liefern. Von
den im Koalitionsvertrag vorgesehenen zusätzli-
chen staatlichen Investitionen sind zunächst noch
keine großen Effekte zu erwarten, da Bauprojekte
vielfach einen langen Planungsvorlauf aufweisen.
Konsumausgaben bleiben Wachstumsstütze
Die privaten Konsumausgaben sind in den ersten
drei Quartalen des laufenden Jahres kontinuierlich
gestiegen. Im Sommerquartal wurden sie allerdings
nur leicht (+0,1 %) ausgeweitet. Zum Anstieg der
Konsumausgaben trugen vor allem die Lohnerhö-
hungen und der weitere Beschäftigungsaufbau
bei. Zudem wurden die Privathaushalte zu Jahres-
beginn durch eine Senkung des Beitragssatzes zur
gesetzlichen Rentenversicherung, die Abschaffung
der Praxisgebühr und eine leichte Erhöhung des
steuerlichen Grundfreibetrags entlastet. Zum Jah-
resende dürften die Konsumausgaben beschleu-
nigt steigen. Hierauf deutet zumindest das GfK-
Konsumklima hin, das sich zuletzt, im November,
auf dem höchsten Stand seit sechs Jahren befand.
In 2014 dürfte der Privatkonsum stärker steigen als
im Vorjahr. Die Konsumkonjunktur wird weiterhin
durch expandierende Tarifeinkommen und die
gute Arbeitsmarktentwicklung unterstützt wer-
den. Auch der im Koalitionsvertrag vereinbarte
Anstieg der Sozialleistungen könnte höhere Kon-
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2014
Wachstum dürfte 2014 von Konsum und Investitionen getragen werdenBeiträge der Verwendungskomponenten zum Anstieg des preisbereinigten BIP in Prozentpunkten*
Außenbeitrag Bruttoinvestitionen Konsumausgaben
*Die Beiträge berechnen sich aus dem Vorjahresanteil der Verwendungskomponente am BIP (auf Basis jeweiliger Preise) multipliziert mit der jeweiligen Veränderungsrate (auf Basis preisbereinigter Angaben).Quelle: Destatis, 2013 und 2014: Prognose des BVR
Meinung
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sumausgaben nach sich ziehen. Impulse sind zudem
von den Selbständigen- und Vermögenseinkom-
men zu erwarten, die angesichts der guten Kon-
junktur voraussichtlich merklich expandieren wer-
den. Spürbare Nachfrageimpulse sind auch von den
Konsumausgaben des Staates zu erwarten, die im
kommenden Jahr ebenfalls stärker zulegen dürf-
ten.
Außenhandel mit negativem Wachstumsbeitrag
Das Außenhandelsgeschäft der deutschen Wirt-
schaft hat sich im Sommerhalbjahr etwas erholt.
Die Exporte und Importe waren im Winterhalbjahr
2012/2013 vor dem Hintergrund der europäischen
Staatsschuldenkrise und der insgesamt verhaltenen
Weltkonjunktur noch merklich zurückgegangen. Im
dritten Quartal legten die Exporte um 0,1 % und
die Importe um 0,8 % zu. Auf Jahressicht ist eben-
falls davon auszugehen, dass die Ausfuhren etwas
schwächer expandieren werden als die Importe.
Der Außenhandel dürfte daher für sich genommen
insgesamt das gesamtwirtschaftliche Wachstum
leicht vermindern.
Auch im nächsten Jahr ist mit einem negativen
Wachstumsbeitrag zu rechnen. Zwar werden die
Ausfuhren voraussichtlich sowohl in die Schwellen-
länder, als auch in die USA und in die Nachbarstaa-
ten des Euroraums deutlich zunehmen. Das Im-
portwachstum dürfte aber noch von der erwarte-
ten Zunahme der Exporte übertroffen werden.
Neben der ausfuhrgetriebenen Belebung der Im-
porte werden die Einfuhren auch durch die robus-
te inländische Konsumnachfrage und die anzie-
henden Ausrüstungsinvestitionen befördert wer-
den.
Erwerbstätigkeit nimmt weiter zu
Der deutsche Arbeitsmarkt zeigte sich im bisheri-
gen Verlauf des Jahres 2013 in einer positiven
Grundverfassung. Die Anzahl der Erwerbstätigen
ist weiter gestiegen, wenn auch weniger dyna-
misch als im Vorjahr. Für den Zuwachs waren allein
die zunehmende Erwerbsbeteiligung der inländi-
schen Bevölkerung sowie die verstärkte Zuwande-
rung aus Osteuropa und den Euro-Krisenländern
verantwortlich. Die Arbeitslosenzahl nahm hinge-
gen vor dem Hintergrund der Rückführung ar-
beitsmarktpolitischer Maßnahmen etwas zu.
In 2014 dürfte sich der Beschäftigungsaufbau ge-
stützt durch die gute Konjunktur fortsetzen. Die
Anzahl der Erwerbstätigen dürfte von 41,8 Mio.
im Jahresdurchschnitt 2013 auf 42,0 Mio. steigen.
Die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit
registrierten Arbeitslosen wird hingegen voraus-
sichtlich mit im Mittel 2,9 Mio. Menschen auf einem
ähnlichen Niveau wie im Vorjahr bleiben. Dies
entspricht einer Arbeitslosenquote von 6,9 %.
Von dem im Koalitionsvertrag vorgesehenen all-
gemeinen gesetzlichen Mindestlohns in Höhe von
8,50 Euro je Stunde dürften noch keine spürbaren
Effekte auf dem Arbeitsmarkt ausgehen, da dieser
erst ab dem Jahr 2015 eingeführt werden soll.
Konjunkturrisiken vor allem aus dem Ausland
Die vorliegende Prognose ist mit einigen Risiken
Meinung
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behaftet, die vor allem im internationalen Umfeld
zu sehen sind. So ist denkbar, dass die von Krisen
betroffenen Euroländer in ihren Konsolidierungs-
und Reformbestrebungen nachlassen werden.
Wiederaufkeimende Zweifel an der dauerhaften
Tragfähigkeit der Schuldenlast könnten dann zu
neuen Spannungen an den Finanzmärkten führen.
Dies könnte über den Export und die inländischen
Investitionsausgaben das Wirtschaftswachstum in
Deutschland dämpfen. Zudem gehen von den USA
weitere Risiken aus. In der Prognose wird unter-
stellt, dass sich die politischen Parteien des Landes
Anfang 2014 auf eine neuerliche Anhebung der
Schuldenobergrenze einigen können. Sollte dies
nicht der Fall sein, dürfte dies erhebliche Auswir-
kungen auf die Weltkonjunktur und damit auch
auf das Exportgeschäft der deutschen Wirtschaft
haben.
Andererseits ist aber auch eine merklich günstigere
Entwicklung denkbar, sollte die Erholung im Euro-
raum schneller voranschreiten als erwartet und die
Beiträge zum M3-Wachstumin Prozentpunkten, saisonbereinigt
Quelle: EcoWin, Berechnungen des BVR
Geldpolitik
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Keine Leitzinsänderung im Euroraum
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat
auf seiner geldpolitischen Sitzung vom 5. Dezem-
ber keine weitergehenden Krisenmaßnahmen
beschlossen. Im Vorfeld der Ratssitzung hatte es
an den Finanzmärkten immer wieder Spekulatio-
nen über eine Ausweitung der bereits ausgespro-
chen expansiven Geldpolitik der EZB in Form eines
negativen Zinses für Übernachteinlagen oder einen
neuen Langfristtender gegeben. Der Präsident der
EZB, Mario Draghi, bekräftigte aber erneut, dass
das EZB-Leitzinsniveau für einen längeren Zeitraum
auf dem derzeit niedrigen Niveau bleiben oder
weiter sinken werde. In diesem Zusammenhang
verwies Mario Draghi auf das reichhaltige Arsenal
an weiteren möglichen geldpolitischen (Sonder-
)Maßnahmen. Über Negativzinsen für Übernacht-
einlagen sei auf der Ratssitzung nur kurz gespro-
chen worden. Neue Liquiditätsspritzen in Form von
Langfristtendern kämen, so Draghi, für die Institute
nur dann in Frage, wenn erwartet werden könne,
dass die zusätzliche Liquidität nicht bei den Banken
stecken bliebe und dadurch nicht an die hiesige
Wirtschaft weitergereicht werde.
Neben der geldpolitischen Entscheidung veröffent-
lichte die EZB am vergangenen Donnerstag auch
die neuen vierteljährlichen Projektionen zu Wachs-
tum und Inflation im Euroraum. Für 2014 erwarten
die Volkswirte der europäischen Notenbankerwar-
ten eine Teuerungsrate von 1,1 %. Im September
hatte die Projektion für 2014 noch bei 1,4 % gele-
gen. Die Wirtschaft dürfte in 2014 ebenfalls um
1,1 % expandieren. Für 2015 erwarten die Noten-
banker sogar ein Wachstum in Höhe von 1,5 %. Die
Inflationsrate dürfte dann bei 1,3 % liegen.
Der BVR ZinsBVR ZinsBVR ZinsBVR Zins----Tacho Tacho Tacho Tacho zeigt im Dezember mit
46 Punkten ein moderates mittelfristiges Inflations-
risiko für den Euroraum an. Das Barometer des
BVR zur Messung des mittelfristigen Inflationsziels
Okt 13 Nov 13 Dez 13
BVR Zins-Tacho 45 46 46
Konjunktur (50 %) 44 46 47
Preise (40 %) 48 48 48
Liquidität (10 %) 35 34 33
BVR Zinstacho
Der BVR Zinstacho ist ein Indikator für die Inflationsrisiken im Euroraum. Ein Anstieg des BVR Zins-Tachos zeigt steigende, eine Abnahme sinkende Inflationsrisiken an. Eine detaillierte Beschreibung des BVR Zinstachos befindet sich im BVR Volkswirtschaft special Nr. 13/2007
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BVR Zinstacho EZB-Leitzins in % (rechte Skala)
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Geldpolitik und Geldmarkt
9
im Währungsraum blieb damit unverändert zum
Vormonat November. Seit Jahresbeginn ist der
Zins-Tacho um dreieinhalb Punkte gestiegen. Der
Anstieg des Preisdrucks ist allein auf den Anstieg
der Konjunkturkomponente des Tachos zurückzu-
führen, die sich aus einem bessernden konjunktu-
rellen Umfeld speist. Von Seiten der Preis- und der
Liquiditätskomponenten ging hingegen im De-
zember im Zuge einer moderateren Rohstoffpreis-
entwicklung und einer schwachen Kreditvergabe
im Vergleich zum Vorjahresultimo ein sichtbar
geringerer Inflationsdruck aus.
Zinsen am Geldmarkt steigen
Die Zinsen für Termingeschäfte auf dem europäi-
schen Geldmarkt sind im Dezember sichtbar ge-
stiegen. Grund für den deutlichen Anstieg der
Geldmarktzinsen dürften die abnehmenden Speku-
lationen auf eine weitere Lockerung der Geldpoli-
tik im Euroraum gewesen sein. So hatte unter an-
derem EZB-Präsident Draghi in seiner Rede vor
dem EU-Parlament betont, dass die EZB zwar je-
derzeit bereit sei zu handeln. Allerdings seien ein-
zelne schwächere Daten aus der Euro-Wirtschaft
kein ausreichender Grund für zusätzliche expansive
Schritte. Einige weitere Direktoriumsmitglieder
stießen ins gleiche Horn.
Vor diesem Hintergrund stiegen die Zinsen für die
weiterhin allenfalls mäßig liquiden Termingeschäfte
am Geldmarkt über alle Laufzeiten an. Der Zins für
Dreimonatsgelder kletterte dabei bis zum 16. De-
zember um 6 Basispunkte auf 0,29 %. Der Zins für
die weniger liquiden Zwölfmonatsgelder stieg im
Wochenverlauf um ebenfalls 6 Basispunkte auf
0,56 %.
in % Änderung* seit
Euro-Raum
Einlagesatz 0,00 0,00 13.11.13
Haupttender 0,25 -0,25 13.11.13
Spitzensatz 0,75 -0,50 13.11.13
USA
Tagesgeld-Ziel 0,25** 1,25 16.12.08
Japan
Tagesgeld-Ziel 0,10 0,20 19.12.08
Großbritannien
Reposatz 0,50 -0,50 05.03.09
Notenbankzinsen in ausgewählten Ländern
*Prozentpunkte, **Spanne von 0,0 bis 0,25 %Quelle: EcoWin
Rentenmarkt
10
Renditeplus im Dezember
Staatsanleihen mit hoher Bonität waren in den
ersten beiden Dezemberwochen weniger stark
gefragt. So verzeichneten Bundesanleihen wie
auch US-Treasuries einen sichtbaren Renditean-
stieg. Der Anstieg erfolgte in erster Linie in der
ersten Dezemberwoche, als sich viele Investoren
von den als besonders sicher geltenden Staatspa-
pieren trennten. Getragen wurde die Entwicklung
dabei von den sich weiter aufhellenden Konjunk-
turaussichten. Im Euroraum sorgte vor allem die
positive Entwicklung des Einkaufsmanagerindexes
für den November für Konjunkturoptimismus. Die
positive Tendenz setzte sich bei den Einkaufsma-
nagerindizes im Dezember fort. Ausschlaggebend
für die gute Performance waren in erster Linie
bessere Zahlen aus Deutschland. Die konjunkturelle
Lage in Frankreich blieb hingegen schwach. Dort
beschleunigte sich die Talfahrt zum Ende des Jah-
res sowohl in der Industrie als auch im Dienstleis-
tungssektor noch einmal sichtbar. Seit dem Som-
mer befindet sich die französische Wirtschaft in
einer ausgeprägten Schwächephase. In den zuvor
schwächelnden Euro-Staaten besserte sich die kon-
junkturelle Lage unterm Strich hingegen etwas. Die
Anleger quittierten dies mit einer stabileren Nach-
frage nach Staatsanleihen aus der Euro-Peripherie,
was die Nachfrage nach Bundesanleihen zusätzlich
schwächte.
Die Bestätigung des EZB-Leitzinses stützte den
Renditeaufwärtstrend. So setzte sich nach der
EZB-Ratssitzung bei den Investoren die Erwartung
durch, dass die EZB vorläufig nicht an der Zins-
schraube drehen werde.
In der zweiten Dezemberwoche setzte sich der
Renditetrend bei Staatsanleihen aus Europa und
Nordamerika fort. Unterstützend wirkte hier die
bevorstehende Sitzung des Offenmarktausschusses
der Federal Reserve. Vor dem Hintergrund eines
sich bessernden Konjunkturausblicks für die USA
nahmen die Spekulationen der Anleger über die
anstehende geldpolitische Entscheidung der Fe-
deral Reserve zu. Zwar ging die Mehrheit der An-
leger von einer Fortsetzung der Anleiheaufkäufe
auf dem aktuellen Niveau bis in das kommende
Frühjahr aus. Gleichwohl gewannen Spekulationen
auf eine Rückführung des Fed-Anleiheaufkauf-
programms zunehmend an Gewicht, was die Ren-
diten von US-Treasuries etwas nach oben trieb.
% p.a. Aug Sep Okt
täglich fällig 0,42 0,41 0,40
Laufzeit bis 1 Jahr 0,75 0,73 0,72
Kündigungsfrist bis 3 Monate 0,85 0,85 0,82
täglich fällig 0,16 0,16 0,16
Laufzeit bis 1 Jahr 0,17 0,17 0,15
Überziehungskredite 9,49 9,54 9,44
Konsumentenkrediteüber 5 Jahre 7,73 7,71 7,77
Wohnungsbaukredite über 10 Jahre 2,74 2,82 2,91
bis 1 Mio. € bis 1 Jahr** 1,70 1,80 1,79
bis 1 Mio. € über 5 Jahre 2,83 2,87 3,03*nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften**oder variable LaufzeitQuelle: Deutsche Bundesbank
Einlagen privater Haushalte
Zinssätze im Neugeschäft der deutschen
Banken
Kredite privater Haushalte
Unternehmenskredite*
Einlagen Unternehmen*
Rentenmarkt
11
Darüber hinaus sorgte die Einigung auf einen Bud-
getentwurf zwischen Demokraten und Republika-
nern für eine verminderte Nachfrage nach den als
besonders sicher geltenden US-Staatsanleihen.
Viele sehen in der Einigung ein Zeichen für mehr
Stabilität in der US-Politik und damit auch weniger
expansiven Geldpolitik. Die Tapering-Spekulationen
in den USA belasteten auch in Europa den Staats-
anleihemarkt.
Die Umlaufrendite börsennotierter Bundesanleihen
stieg um 13 Basispunkt und lag am 16. Dezember
bei 1,51 %. Die Rendite der 10-jährigen Bundesan-
leihen lag am gleichen Tag bei 1,84 % und damit
14 Basispunkte höher als zum Vormonatsultimo.
Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen kletterte
um 13 Basispunkte auf 2,88 %.
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D J F M A M J J A S O N D
10-jährige StaatsanleihenRenditen in %
Quelle: EcoWin
USA
Euroraum
Japan
D J F M A M J J A S O N D0,0
0,5
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Geld- und KapitalmarktZinssätze in %
3-Monatsgeld
Umlaufsrendite
EZB-Mindestbietungssatz
0,0
0,5
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1,5
2,0
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Zinsstrukturin %, Schätzwerte
16.09.2013 16.12.2013
Restlaufzeit in Jahren
Devisen
12
EZB stützt Euro
Der Euro hat in der ersten Dezemberhälfte ein
Kursplus gegenüber dem US-Dollar realisieren kön-
nen. Unterstützung gab es von Seiten der Europäi-
schen Zentralbank. Die Gemeinschaftswährung
profitierte von den Äußerungen des EZB-Präsi-
denten Mario Draghi, der die Spekulationen der
Händler auf eine weitere Zinssenkung dämpfte. Zu
Monatsmitte hin bekräftigten verschiedene EZB-
Direktoriumsmitglieder, dass die EZB ihre Geldpoli-
tik in naher Zukunft nicht noch expansiver gestal-
ten werde. An den Devisenmärkten wurde im
Zuge dessen die Möglichkeit einer weiteren Locke-
rung der Geldpolitik der EZB mehr und mehr aus-
gepreist. Gleichwohl blieben die Spekulationen
über neue Geldspritzen der Notenbanker für das
kommende Jahr erhalten, was den Anstieg des
Euro-Dollar Kurses nach oben hin eingrenzte.
In den USA kamen hingegen neue Spekulationen
auf den zukünftigen geldpolitischen Kurs der
Federal Reserve auf. Zwar erwartet die Mehrzahl
der Händler weiterhin, dass die US-Notenbank
erst ab März ihre Anleihekäufe reduzieren wird.
Allerdings reichte die Einigung im US-Haushalts-
streit im Fahrwasser guter Konjunkturdaten, um
neue Spekulationen über ein vorzeitiges Ende der
Anleiheaufkäufe der Fed loszutreten. Der US-Dollar
konnte von dieser Stimmung zur Monatsmitte
profitieren und die erlittenen Kursverluste gegen-