Kolik Noch immer eine Herausforderung für Tierarzt Noch immer eine Herausforderung für Tierarzt und Besitzer Dr. Michael Köhler Tierklinik Wusterhausen Tierklinik Wusterhausen
KolikNoch immer eine Herausforderung für TierarztNoch immer eine Herausforderung für Tierarzt
und Besitzer
Dr. Michael KöhlerTierklinik WusterhausenTierklinik Wusterhausen
KolikKolik
Begriff aus dem Altertum – von Kolon (Dickdarmabschnitt), in dem die Ursache vermutet wurde
Kolik – Krankheitszustände, bei denen Pferde durch auffälliges Verhalten Schmerzen o.Unbehagen zum Ausdruck bringen
Kolik ist keine Krankheit, sondern Symptom
Kolik ist keine Krankheit, sondern eine Aufforderung, eine differenzierte Diagnostik zu betreiben
KolikKolik
• 58 Mio Pferde weltweit (FAOSTAT 2006)
• 11 % aller Pferde zeigen im Jahr Kolik11 % aller Pferde zeigen im Jahr Kolik
= 6,38 Mio
• 17480 Pferde mit Kolik am Tag
• 728 Pferde mit Kolik pro Stunde728 Pferde mit Kolik pro Stunde
Deutschland ca. 1 Mio. Pferde
• 13 Pferde mit Kolik pro Stunde
KolikKolik
• United States Department of Agriculture
Studie von 1998:
150 Mio US‐Dollar Schaden
durch Kolikdurch Kolik
Häuptsächliche Lokalisation der Kolikursache
Woran erkenne ich eine Kolik?Woran erkenne ich eine Kolik?• Vermehrtes Liegen des Pferdesg
• wechselndes Hinlegen und Aufstehen
• verminderter Appetitpp
• sägebockartiges Stehen
• Unruhe, hektisches Laufen in der BoxU u e, e t sc es au e de o
• Scharren mit den Vorderhufen
• häufige Versuche Harn abzusetzenhäufige Versuche Harn abzusetzen
• nach dem Bauch umsehen
• FlehmenFlehmen
Woran erkenne ich eine Kolik?Woran erkenne ich eine Kolik?
• Stöhnen
• Wälzen
• Treten unter den Bauch
• verminderter Kotabsatz
• Bruxismus = Leerkauen
• gesteigerte Speichelproduktion
• erhöhte Puls‐ und Atemfrequenz
• veränderte Schleimhautfarbe
• Schweißausbruch
• Koliksymptome sind individuell
• Schmerzempfinden ist unterschiedlichSchmerzempfinden ist unterschiedlich
• Stärke des Schmerzes ist nicht spezifisch für S h d E k kSchwere der Erkrankung
• Symptome ändern sich im Laufe der y pErkrankung
Warum erkrankt das Pferd an einer Kolik ?
• so vielgestaltig die Symptomatik einer Kolik ist, so unterschiedlich sind auch deren Ursachen.
• anatomischen und physiologischen Besonderheiten des Verdauungsapparatesg pp
• Steppentier Pferd bewegt sich von Natur aus den ganzen Tag mit unterschiedlicher Intensität und istganzen Tag mit unterschiedlicher Intensität und ist wenigstens über 14 Stunden mit der Futteraufnahme beschäftigtenFutteraufnahme beschäftigten
• Veränderung der Haltungsbedingungen
• Zucht des heutigen Sportpferdes
• Fütterungsumstellungen
• Wetterveränderungen
• Veränderungen der Bewegungsintensität
• Darmparasiten
• Vergiftungen
• Infektionen
führen häufig zu Kolikerkrankung
Ursachen der KolikenUrsachen der Koliken(Abb. nach Gratzl, 1942)
Erkrankungen des DarmesErkrankungen des Darmes
S i h (K f ) K likSpastische (Krampf‐) Kolikplötzlich, heftig, 5‐10 min Kolik wechselt mit Ruhephasen, starke Darmbewegungen Kotabsatz in kleinen Mengenstarke Darmbewegungen, Kotabsatz in kleinen MengenWetterwechsel, Stress, Belastung, Diätfehler
Gaskolik, Windkolik, MeteorismusGaskolik, Windkolik, MeteorismusSchmerz je nach Ausdehnung – mild bis starkbei starker Aufgasung Druck auf Zwerchfellprimärer Meteorismus: futterbedingtSekundärer Meteorismus: Passagehindernis in dahinter liegendem Darmabschnittliegendem Darmabschnitt
Erkrankungen des DarmesErkrankungen des Darmes
Obstipation (Verstopfung, Darmanschoppung)S di ti A hä f d Ei t kSedimentierung, Anhäufung und Eintrocknung von Futter/Kot
häufigste Kolikursachehäufigste Kolikursache
Dünndarm an Einengungen, Leerdarm
Dickdarm beginnt schleichend, Schmerz meist erst bei g ,massiver Verstopfung, kaum Darmmotorik, nur leichte Störungen des Allgemeinbefindens
i kd i i f i d il (G i d )Dickdarm meist im aufsteigenden Teil (Grimmdarm), seltener Blinddarm oder absteigenden Teil (kleines Kolon)
Erkrankungen des DarmesErkrankungen des Darmes
Darmverlegung (Obturation)durch Fremdkörper – Darmsteine (Enterolithe), Pflanzenbezoare, Konglobate
durch innere Verlegung des Darmes (Schwellung der Darmwand, Bluterguss), Einstülpung (Invagination)
EinklemmungengVerlagerung von Darm in sogenannte Brüche (Hernien)
äußere und innere Brüche
Erkrankungen des DarmesErkrankungen des Darmes
i klEinklemmungenäußere Brüche: Nabelbruch, Hodensackbruch, BauchbruchInnere Brüche: in angeborene oder erworbene Lücken
Netzbeuteloch (Foramen epiploicum)Milz Nieren Raum (Spatium renolienalis)Milz‐Nieren‐Raum (Spatium renolienalis)DarmgekröseNetzBänder
Erkrankungen des DarmesErkrankungen des Darmes
Gekröseverdrehung (Volvulus)eigentliche Darmverschlingung
sehr stark schmerzhaft, Beeinträchtigung des Kreislaufes
provoziert durch langes Gekröse beim Pferd
führt zu Durchblutungsstörungen im gedrehten Darm Absterben
nur chirurgische Therapie
GekröseverdrehungGekröseverdrehung
Gutartige Fettgeschwulstg g(Lipoma pendulans)
Kolik‐OperationKolik‐Operation
DickdarmverlagerungenDickdarmverlagerungen
Drehung oder Abknickung des Blinddarmes
Längsachsendrehung des großen KolonsLängsachsendrehung des großen Kolons (aufsteigender Dickdarm)
häufig bei Reitpferdenhäufig bei Reitpferden
Drehung in verschiedenem Grad: 90 – 540o
U h li i F tt l (V t f )Ursachen liegen in Futteransammlung (Verstopfung) und Aufgasung (Methan)
DickdarmverlagerungenDickdarmverlagerungen
Längsachsendrehung des großen KolonsKolikschmerz je nach Grad der Drehung
bei totaler Abschnürung starker Schmerz und Kreislaufveränderungen (Flüssigkeitsverlust)
Aufgasung Auftreibung des Bauchespumpende frequente Atmung
Absterben des Darmes
durch Verlegung der
Blutgefäße
DickdarmverlagerungenDickdarmverlagerungen
Abknicken des großen Kolons (Retroflexio)Umschlagen des Beckenteiles nach vorn
Aufgasung
meist nur geringe Störungen der Blutzirkulation
Rechtsverlagerung des großen Kolonsg g g
DickdarmerkrankungenDickdarmerkrankungen
k ü d ( hl li i ) C li iakute Darmentzündung (Typhlocolitis) = Colitis Xbösartige, rapide verlaufende Erkrankungdurch Verschiebung der Bakterienflora im Dickdarm, pathogene Erreger vermehren sich rasch (Clostridien, Salmonellen)Salmonellen)Toxinwirkung durch lebende oder abgestorbene Bakterien / zerfallende Darmschleimhautkolikartige Symptome, wässriger meist stinkender Durchfall
DickdarmerkrankungenDickdarmerkrankungen
akute Darmentzündung Ursachen: Stress, Operationen, Transporte, Medikamente, diätetische Faktoren, Veranlagung
kann innerhalb kurzer Zeit zum Tode führen
Therapie: aufwendig, Flüssigkeitsersatz, Giftstoff‐Bindung, Kreislaufstabilisierung
Erkrankungen des MagensErkrankungen des Magens
Magenentzündung (Gastritis)
primäre Magenüberladungprimäre Magenüberladung
Sekundäre Magenüberladung
Magenruptur (Magen‐Riss)
MagengeschwüreMagengeschwüre
•
Was wird bei einer Kolik untersucht?Was wird bei einer Kolik untersucht?
• Vorbericht• Allgemeine UntersuchungAllgemeine Untersuchung
– Herz‐Kreislauf‐System– Atmung– äußerlich sichtbare Anteile des Verdauungstraktes– Brust‐ und Bauchraum
• Rektale Untersuchung• Rektale Untersuchung• Nasenschlundsonde• BlutuntersuchungBlutuntersuchung• Bauchpunktion• Ultraschall
Wie wird eine Kolik behandelt?Wie wird eine Kolik behandelt?
• Ursache abstellen
• Schmerzstillende und krampflösende Medikamente
• Stabilisierung des Kreislaufs
• Schockbehandlung
• Paraffinöl und Laxantien
• Infusionen
• Darmmotorik beeinflussende Medikamente
• …
• Operation
Wie kann man vorbeugen ?Wie kann man vorbeugen ?• so viel Bewegung wie möglich
• regelmäßige Fütterung entsprechend eines festen Planes
• kontinuierlicher Zugang zu sauberem Wasser
• mindestes 60% verdauliche Energie aus• mindestes 60% verdauliche Energie aus
• nicht exzessiv verdauliche Energie füttern
• kein muffiges oder schimmliges Heu oder Grünfutter
• Wassergabe und Heugabe vor der Kraftfuttergabe
• Futtermenge so gut als möglich auf den Tag verteilenble
• Wiesen nicht zu stark abfressen lassen
• eine Futter oder Wasser geben, bevor Pferd abgekühlt ist
• gleichmäßges Bewegungsprogramm• gleichmäßges Bewegungsprogramm
• alle Änderungen in Fütterung, Belastungsprogramm und Haltung sehr behutsam
• konsequente Parasitenkontrolle und ‐überwachung