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Nietzsches dichtende Vernunft. In: Nietzsches Wissenschaftsphilosophie/Nietzsches Philosophie of Science. Hrsg. v. Heit, Helmut/Abel, Günter/Brusotti, Marco. De Gruyter (Berlin/Boston)

Apr 27, 2023

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Inhalt

I. Das Problem der Wissenschaften

Helmut Heit„Ein Problem mit Hçrnern“ – Nietzsche als Wissenschaftsphilosoph . 3

Werner Stegmaier„Wissenschaft“ als Vorurteil. Kontextuelle Interpretation desAphorismus Nr. 373 der Frçhlichen Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Thomas BrobjerNietzsche’s Last View of Science . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

R. Lanier AndersonThe Will to Power in Science and in Philosophy . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

Paul van TongerenScience and philosophy in Nietzsche’s Genealogy of Morality . . . . . . . . 73

II. Fragen des Naturalismus

Marco BrusottiNaturalismus? Perfektionismus? Nietzsche, die Genealogie und dieWissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Rog�rio LopesMethodologischer Naturalismus, epistemische Tugenden undNormativit�t bei Nietzsche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113

Joseph WardThe “little independent clockwork”: Nietzsche on science and the will 125

Matthew MeyerNietzsche’s Naturalism and the Falsification Thesis . . . . . . . . . . . . . . . 135

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Jakob Dellinger„In summa bereitet die Wissenschaft eine souve r �ne Unwi s s enhe i tvor“. Nietzsches Wissenschaftsbegriff zwischen Selbstaufhebung undWille zur Macht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149

Richard SchachtNietzsche’s Anti-Scientistic Naturalism . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161

III. Hermeneutisch-kulturwissenschaftliche Dimensionen

Christian BenneGood cop, bad cop: Von der Wissenschaft des Rhythmus zum Rhythmusder Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189

Axel PichlerUnter der Optik des K�nstlers? Bedeutung und Topos der Wissenschaftin Nietzsches radikalkritischer Denkbewegung der Orchestikologie . . . 213

Nicola NicodemoNietzsches „dichtende Vernunft“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225

Annamaria Lossi„Zum Mindesten sei das Bekannte leichter erkennbar als das Fremde“:�ber das Verh�ltnis von Philosophie und Wissenschaft bei Nietzsche . 239

Andrea SpreaficoWissenschaft als Haltung: Nietzsches Selbstdarstellung als Folgerungaus dem Perspektivismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249

Manuel KnollNietzsches Kritik am wissenschaftlichen Willen zur Wahrheit und seineTugend der intellektuellen Redlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257

Steffi HobußDas Schreiben, das Interpretieren, die Tatsachen: Dekonstruktion undEvidenz bei Nietzsche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271

Antonia EderDer Schleier des Realen. Nietzsches fr�he Wissenschaftsphilosophie alsKulturwissenschaft par et avant la lettre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281

Babette BabichNietzsches hermeneutische, ph�nomenologischeWissenschaftsphilosophie. Unzeitgem�ße Betrachtungen zuAltphilologie und Physiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 291

InhaltVIII

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IV. Einzelwissenschaftliche Auseinandersetzungen

John RichardsonNietzsche’s Psychology . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 315

Marie FlemingNietzsche on Science and Consciousness . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333

Pietro GoriNietzsche as Phenomenalist? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345

Michael StçltznerTaking Eternal Recurrence Scientific: A Comparative Study of OskarBecker, Felix Hausdorff, and Abel Rey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357

R�diger Vaas„Ewig rollt das Rad des Seins“: Der ,Ewige-Wiederkunfts-Gedanke‘ undseine Aktualit�t in der modernen physikalischen Kosmologie . . . . . . . 371

Wolf Dieter EnkelmannDas „Thier, das versprechen darf“ und die Bedeutung derGl�ubiger-Schuldner-Beziehung f�r Entstehung und Perspektive desDenkens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391

Anthony JensenNietzsche’s Critique of Scientific Explanations in History . . . . . . . . . . 401

Christoph SchuringaNietzsche on history as science . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 411

Andrea OrsucciDie Hierarchie der Wissenschaften in einem Zeitalter des �bergangs . 423

V. Die systematische Aktualit�t

Klaus FischerNietzsches Wissenschaftsphilosophie: Struktur, Wurzeln, Wirkungen . 437

Christine Bl�ttlerNietzsche und die Experimentalisierung des Lebens . . . . . . . . . . . . . . . 455

Tilman BorscheWozu Wissenschaft? �berlegungen zu Fragen der Rangordnung imWissenschaftsdiskurs nach Nietzsche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465

Inhalt IX

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G�nter AbelDie Aktualit�t der Wissenschaftsphilosophie Nietzsches . . . . . . . . . . . . 481

Anh�nge

Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 533

Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535

Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 545

InhaltX

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Nietzsches „dichtende Vernunft“

Nicola Nicodemo

– Indem wir uns selbst erkennen und unser Wesen selber als eine wandelnde Sph�reder Meinungen und Stimmungen ansehen und somit ein Wenig geringsch�tzenlernen, bringen wir uns wieder in’s Gleichgewicht mit den Uebrigen [unserenFreunden]. (MA I 376, KSA 2, 263)

1. Ausgangspunkt

Wie bei jedem Philosophen spielt auch bei Nietzsche die Bestimmung derVernunft im Prozess des Denkens bzw. im Lebensprozess eine bedeutende Rolle.Von Die Geburt der Tragçdie bis hin zu den Sp�twerken bildet die Kritik derVernunft und der Wissenschaft einen markanten Wesenszug der PhilosophieFriedrich Nietzsches und ihr wurde in der Nietzsche-Forschung zwar zunehmendBeachtung geschenkt.1 Es fehlt aber trotzdem noch eine Arbeit, welche dieVernunft in Nietzsches Philosophie in systematischer Weise analysiert. Die ge-genw�rtige Nietzsche-Forschung ist zwar einig, die Vernunft bei Nietzsche nichtmehr auf einer rein metaphysischen Ebene zu untersuchen, und weist ihr eineleitende, regulative und auf vor-kognitive leibliche Prozesse sowie auf die„Perspektiven-Optik“ des Lebens angewiesene Funktion zu. Dennoch bleibt dasHauptaugenmerk in der vorliegenden Sekund�rliteratur entweder auf ideolo-gische, kulturkritische und moralische Implikationen der Vernunft gerichtet,oder sie ist auf Nietzsches Sp�twerk beschr�nkt.2 Die aufschlussreichen und f�rdas Sp�twerk entscheidenden Betrachtungen �ber die Vernunft in Menschliches,Allzumenschliches, Morgenrçthe und Die frçhliche Wissenschaft wurden hingegenvernachl�ssigt.3

1 Ausgehend von Karl Jaspers und Martin Heidegger bis hin zu Werner Stegmaier, G�nterAbel und Volker Gerhardt – um nur einige der bedeutendsten Interpreten und Denkeranzuf�hren – wurden verschiede Aspekte der Vernunft bei Nietzsche hervorgehoben:ihre „Auflçsung“ (Jaspers 1936) und „Fluktuanz“ (Stegmaier 1992); ihre „dichtende“(Heidegger 2008), „interpretatorische“ (Abel 1990) und schließlich „lebensdienliche“(Gerhardt 2006) Eigenschaft. Dennoch findet man im Nietzsche-Handbuch (Ottmann2000) kein eigenes Stichwort zum Thema „Vernunft“.

2 Insbesondere auf Zarathustras vierte Rede „von den Ver�chtern des Leibes“ (Z I Ver�ch-tern, KSA 4, 39 –41), sowie auf den sp�ten Nachlass der Jahre zwischen 1884– 1888.

3 Eine Ausnahme bilden die Arbeiten von Peter Heller (1972) und Marco Brusotti (1997).

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Ich mçchte im Folgenden versuchen, Nietzsches �berlegungen aus seinerpsychologischen Hinwendung zur philosophischen Kritik mit Hilfe eines ,ge-nealogischen‘ Gedankengangs zu skizzieren. Ziel ist es, den dichtendenGrundzug der Vernunft und zugleich ihre lebensdienlichen, physiologischenund kulturellen Aspekte hervorzuheben, und ausgehend von diesem Stand-punkt, einige Denkanstçße zur Aktualit�t Nietzsches zu geben.

2. Nietzsches anthropologische Stellung in Bezug aufVernunftkritik und Erkenntnisprozess

In dem Artikel zum Stichwort „Vernunft; Verstand“ im Historischen Wçrterbuchder Philosophie schreibt van Tongeren, dass Nietzsche sich anders als die Phi-losophen des 19. Jahrhunderts nicht kritisch mit der Unterscheidung zwischenVernunft und Verstand auseinandersetzt. Aus Nietzsches Sicht sind Vernunft,Verstand und Intellekt nicht wesentlich zu unterscheiden. „Nietzsche kritisiertneben der �berbewertung von Vn. und Vs. bei Sokrates, Platon und Descartesvor allem Kants Begriff der Vn. (gelegentlich. Vs.) als eines (selbst-)kritischenVermçgens sowie den hegelianischen Begriff der Vn. als des Prinzips allerWirklichkeit. In beiden sieht er vor allem Symptome einer Unterwerfung desDenkens unter Moral und Religion.“ (van Tongeren 2007, 827)

Eine solche Kritik gewinnt ab Menschliches, Allzumenschliches wesentlich anBedeutung und wird auch auf neuen historisch-anthropologischen Fundamen-ten entwickelt. In der dabei ausgef�hrten Chemie der moralischen, religiçsen,�sthetischen Vorstellungen und Empfindungen geht Nietzsche davon aus, dassdie philosophischen Probleme und zwar insbesondere das Problem des Werdens– dieselbe Form der Frage annehmen, wie vor zweitausend Jahren: „wie kannEtwas aus seinem Gegensatz entstehen, zum Beispiel Vern�nftiges aus Ver-nunftlosem […] Logik aus Unlogik […] Wahrheit aus Irrth�mern?“ (MA I 1,KSA 2, 23) Die sichere philosophische Methode, um dieser Frage nachzugehen, istNietzsche zufolge die historische Philosophie, welche nach ihm „gar nicht mehrgetrennt von der Naturwissenschaft zu denken ist“ (MA I 1, KSA 2, 23). Durchdiese „allerj�ngste aller philosophischen Methoden“ l�sst sich ermitteln, „dass eskeine Gegens�tze sind, ausser in der gewohnten �bertreibung der popul�renoder metaphysischen Auffassung und dass ein Irrthum der Vernunft dieserGegen�berstellung zu Grunde liegt“ (MA I 1, KSA 2, 23). Worin der Irrtumbesteht, wird exemplarisch im Aphorismus 18 von Menschliches, Allzumensch-liches und sp�ter auf radikale Weise im Aphorismus 344 der Frçhlichen Wis-senschaft erkl�rt:

– Die erste Stufe des Logischen ist das Urtheil ; dessen Wesen besteht, nach derFeststellung der besten Logiker, im Glauben. Allem Glauben zu Grunde liegt die

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Empf indung de s Angene hme n ode r Schmer zha f t en in Bezug auf dasempfindende Subject. Eine neue dritte Empfindung als Resultat zweier vorange-gangenen einzelnen Empfindungen ist das Urtheil in seiner niedrigsten Form. – Unsorganische Wesen interessirt urspr�nglich Nichts an jedem Dinge, als sein Ver-h�ltniss zu uns in Bezug auf Lust und Schmerz. (MA I 18, KSA 2, 39)

Dieser Vorgang vollzieht sich in demjenigen, den Nietzsche mit Blick auf seinezeitgençssische Wissenschaft „d i e Log ik de s Traumes “ (MA I 13, KSA 2,32) nennt: im Traum verarbeitet der Verstand in Zusammenarbeit mit derPhantasie die aus der �ußeren Welt erworbenen Empfindungen zu bestimmtenGestalten. Die Phantasie schiebt nun dem Geist fortw�hrend Bilder vor „– dasheisst die vermeintliche Ursache wird aus der Wirkung erschlossen und nachder Wirkung vorgestellt“ (MA I 13, KSA 2, 34). Daraus lassen sich f�rNietzsche die urspr�nglichen Irrt�mer alles Organischen feststellen (vgl. MA I18, KSA 2, 38–40), und zwar der Glaube an unbedingte Substanzen, an gleicheDinge und schließlich an die Freiheit des Willens, welche sich zugleich alsGrundirrt�mer der Metaphysik erweisen. Nietzsche vertritt infolgedessen dieThese, dass „Alles aber geworden ist; es giebt ke ine ew igen Tha t s a chen :sowie es keine absoluten Wahrheiten giebt. – Demnach ist das h i s to r i s chePh i lo soph i r en von jetzt ab nçthig und mit ihm die Tugend der Beschei-dung.“ (MA I 2, KSA 2, 25) Unter diesen Bedingungen kçnne der stetige undm�hsame Prozess der Wissenschaft zu einer „Ent s t ehung sge s ch i ch t e de sDenken s“ (MA I 16, KSA 2, 37) f�hren, dessen Resultat nach Nietzschefolgender Satz sein kçnnte:

Das, was wir jetzt die Welt nennen, ist das Resultat einer Menge von Irrth�mernund Phantasien, welche in der gesammten Entwickelung der organischen Wesenallm�hlich entstanden, in einander verwachsen <sind> und uns jetzt als aufge-sammelter Schatz der ganzen Vergangenheit vererbt werden, – als Schatz: denn derWer th unseres Menschenthums ruht darauf. (MA I 16, KSA 2, 37)

Durch sein demaskierendes Verfahren enth�llt Nietzsche nicht nur, dass unsergesamtes Wissen auf „Unreinheit des Denkens“ (MA I 33, KSA 2, 53) beruht;er betont auch dessen Notwendigkeit f�r das Leben. Nietzsche greift aber nochtiefer ins menschliche Wesen und bringt damit die „un log i s che [n ]Grunds t e l l ung [des Menschen] zu a l l en Dingen“ (MA I 31, KSA 2, 51)ans Licht. Durch die historische Philosophie, und zwar durch eine Kritik nicht derreinen, sondern historischen, – im Sinne einer auf ihre psychologischen und phy-siologischen Wurzeln zur�ckgef�hrte – Vernunft, gelangen wir n�mlich zur fol-genden nicht nur gnoseologisch, sondern auch anthropologisch4 relevanten be-

4 Die anthropologische Bestimmung, die Nietzsche seiner Philosophie im f�nften Buchder frçhlichen Wissenschaft – „Wir kçnnen nicht um unsere Ecke sehen“ (FW 374, KSA3, 626) – zugrunde legt, macht meines Erachtens den Anfang von der in Menschliches,

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�ngstigenden Selbsterkenntnis: „Wir sind von vornherein unlogische und daherungerechte Wesen, und kçnnen d i e s s e rk ennen : diess ist eine der grçsstenund unauflçsbarsten Disharmonien des Daseins.“ (MA I 32, KSA 2, 52)

3. Wissenschaft als Kunst: Denken als Bilderdenken

Obwohl die Naturwissenschaften sich auf die strengsten Methoden einer kri-tischen Vernunft st�tzen und damit die theoretische Basis ausmachen, welchedie Akribie der historischen Philosophie gew�hrleistet, sind sie gleich allen�berkommenen Sitten und Wahrheiten auch unlogischer Natur. Mittels ihrerstrengsten Methoden stçßt dann die Wissenschaft selbst an ihre unlogischenGrenzen: „Bei allen wissenschaftlichen Feststellungen [Zahlen, Raum, Zeit]rechnen wir unvermeidlich immer mit einigen falschen Grçssen.“ (MA I 19,KSA 2, 40; vgl. auch MA I 32). Wie „die Welt n i ch t der Inbegriff einer ewigenVern�nftigkeit ist“ (WS 2, KSA 2, 540) und die Vernunft „nicht allzu ver-n�nftig ist“ (ebd.), genauso ist Wissenschaft „nicht allzu vern�nftig“, d. h. siest�tzt sich auf unlogische Pr�missen.

In Nietzsches Begriff der Vernunft und der Wissenschaft treten an die Stelleder Logik die Physiologie und die Kunst bzw. die Einbildungskraft. Wie er von1872 –73 an und insbesondere in Wahrheit und L�ge im aussermoralischen Sinnehervorzuheben versucht (vgl. dazu auch FW 110 –112), setzen Vernunft undWissenschaft physiologische, unbewusste Prozesse sowie die Einbildungskraftvoraus. Nietzsche betont dabei mehrmals und auf verschiedene Weise die au-ßerordentliche Produktivit�t des Intellekts als Bilderleben bzw. Bilderdenken5.Infolgedessen erachtet Nietzsche synthetische Urteile als falsch, weil in ihremWesen eine Metonymie liege. Der Mensch werde damit zu einem „k�ns t l e -r i s ch s cha f f ende [n ] Sub j ek t “ (WL 1, KSA 1, 883; vgl. MA I 166, KSA 2,156 und MA I 221, KSA 2, 183) und der Begriff zum „Re s iduum e ine rMet aphe r “ (WL 1, KSA 1, 882), so, dass die Wahrheit also nicht mehr voneinem transzendentalen oder transzendenten Prinzip gew�hrleistet wird. Sieentsteht aus der Not des Menschen, sich gegen�ber anderen Individuen zuerhalten und gesellschaftlich zu leben6. Sie bringt nicht das „Ding an sich“ zum

Allzumenschliches festgestellten Selbsterkenntnis der „un log i s che [n ] Grunds t e l -l ung [des Menschen] zu a l l en Dingen“ (MA I 31, KSA 2, 51).

5 Siehe: Notizbuch 1872 – 1873 19[70]ff. – [237], besonders 19[242]: „Wir leben unddenken unter lauter Wirkungen des Un log i s chen , in Nichtwissen und Falschwissen.“(KSA 7, 496).

6 Siehe WL 1: „Soweit das Individuum sich gegen�ber andern Individuen erhalten will,benutzte es in einem nat�rlichen Zustande der Dinge den Intellekt zumeist nur zurVerstellung: weil aber der Mensch zugleich aus Noth und Langeweile gesellschaftlich undheerdenweise existiren will, braucht er einen Friedensschluss und trachtet darnach dasswenigstens das allergrçbste bellum omnium contra omnes aus seiner Welt verschwinde.

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Ausdruck, sondern „die Metamorphose der Welt in den Menschen“ (WL 1,KSA 1, 883). Sie beruht lediglich auf einem �bertragungsprozess von einerSph�re in eine ganz andere und fremde. „Wozu es aber jedenfalls einer freidichtenden und frei erfindenden Mittel-Sph�re und Mittelkraft bedarf.“ (WL 1,KSA 1, 884) Sie stellt nicht die wahre Welt vor: Sie ist Verstellung. LautNietzsche besteht also zwischen Subjekt und Objekt keine notwendige Kausa-lit�t, „sondern hçchstens ein �sthetisches Verhalten[…].“ (WL 1, KSA 1, 884)

Wenn aber Nietzsche in Menschliches, Allzumenschliches das konsequentekritische Denken preist, die Kunst zur Abendrçte (vgl. MA I 223, KSA 2, 186)verurteilt und im Einklang mit Goethe bejubelt als „,Vernunft und Wissen-schaft des Menschen a l l e rhçchs t e Kraft‘“ (MA I 265, KSA 2, 220); wenndes Weiteren f�r ihn die Wahrheit die Frucht ist, „welche er [der Mensch] vomBaum der Erkenntnis zu sch�tteln w�nscht“ (MA I 264, KSA 2, 219), so ist ersich jedoch dennoch auch dessen bewusst, dass selbst die Philologie, mag sieauch die allerbeste Wissenschaft sein, eine Kunst ist : „die Kunst des richtigenLesens“ (MA I 270, KSA 2, 223), d. h. „des richtigen Schließens“ (MA I 270,KSA 2, 223). Man muss deshalb weder verwundert noch entt�uscht sein, wennNietzsche im Aphorismus 344 in Die frçhliche Wissenschaft die moralische sowie�sthetische Natur der Wissenschaft und der Wahrheit ein f�r alle Mal bestimmt.

4. Die dichtende Vernunft

Was die Ablehnung der tradierten Auffassung der Vernunft und zugleich eineneue Aufwertung derselben betrifft, bieten Nietzsches Betrachtungen in derMorgenrçthe sicher etwas Neues. Dass Nietzsches geistiges Szenarium sich dabeiver�ndert hat, liegt schon von Anfang an nahe.7 Statt Vernunft und Wissen-schaft preist Nietzsche jetzt als „die Gçtter[n], die in un s sind“ (M I 35, KSA 3,44) Vernunft und Erfahrung, oder genauer gesagt „unsere[r] Vernunft undunsere[r] Erfahrung“8 (M I 35, KSA 3, 44). Was jetzt in den Mittelpunkt seinesPhilosophierens ger�ckt wird, ist das Erleben und zwar das Experimentieren als

Dieser Friedensschluss bringt aber etwas mit sich, was wie der erste Schritt zur Erlangungjenes r�thselhaften Wahrheitstriebes aussieht. Jetzt wird n�mlich das fixirt, was von nunan ,Wahrheit‘ sein soll d. h. es wird eine gleichm�ssig g�ltige und verbindliche Be-zeichnung der Dinge erfunden und die Gesetzgebung der Sprache giebt auch die erstenGesetze der Wahrheit“ (KSA 1, 877).

7 Siehe M I 8, KSA 3, 21.8 In Die Geburt der Tragçdie bekommt Erfahrung eine ontologische Bedeutung als Mo-

ment der Ekstase, durch die das Individuum das Ur-Eine und zwar das Wesen der Weltund des Daseins wahrnimmt. Ab Menschliches, Allzumenschilches wird Erfahrung dagegenals dasjenige individuelle Moment konzipiert, in dem Moral, Religion, Kunst usw., d. h.das Leben, jemandem zum Problem wird, wie Nietzsche meiner Auffassung nach in derVorrede zur zweiten Auflage von Die frçhliche Wissenschaft exemplarisch erkl�rt.

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lebensphilosophisch auszeichnende Haltung. In der Tat muss man laut Nietz-sche anerkennen, dass „es keine alleinwissendmachende Methode der Wissen-schaft“ gibt. „Wir m�ssen versuchsweise mit den Dingen verfahren“ (vgl. M V432, KSA 3, 266). Infolgedessen hat „die Erkenntniss sich in uns zur Leiden-schaft verwandelt“ (M V 429, KSA 3, 264); sie ist „[d ] i e neue Le iden -s cha f t “ (M V 429, KSA 3, 264).9 Dar�ber hinaus �berlegt und entwickeltNietzsche auf maßgebende Weise in einem der l�ngsten und pr�gnantestenAphorismen der Morgenrçthe, dem mit „Er l eben und Erd i ch t en“ beti-telten Aphorismus 119, die Bedeutung der Vernunft – und der Phantasie – imErkenntnisprozess. Er f�hrt uns vor Augen, dass „unsere Triebe […] nichtsAnderes thun, als die Nervenreize interpretiren und nach ihrem Bed�rfnissederen ,Ursachen‘ ansetzen“ (M II 119, KSA 3, 113). Demzufolge sind „auchunsere moralischen Urtheile und Wertsch�tzungen nur Bilder und Phantasien�ber einen uns unbekannten physiologischen Vorgang […], eine Art ange-wçhnter Sprache, gewisse Nervenreize zu bezeichnen […] [und] all unser so-genanntes Bewusstsein [ist] ein mehr oder weniger phantastischer Commentar�ber einen ungewussten, vielleicht unwissbaren, aber gef�hlten Text“ (M II 119,KSA 3, 113) Wie w�re aber das �berhaupt mçglich? Dadurch, dass „diedichtende Vernunft […] verschiedene Ur sa chen f�r die selben Nervenreizesich vo r s t e l l t . […]– Was sind denn unsere Erlebnisse? Viel mehr Das, waswir hineinlegen, als Das, was darin liegt! Oder muss es gar heissen: an sich liegtNichts darin? Erleben ist ein Erdichten? –“ (M II 119, KSA 3, 113 f.). Beidiesem Aphorismus f�llt unmittelbar auf, dass nach Nietzsche Erlebnis bzw.Erfahrung nicht „die objektive Erkenntnis der Erscheinungen“ (wie bei Kant:KrV B246) konstituiert. Sie ist vielmehr das konstitutive Moment der indivi-duellen Begriffsbildung eines Erkenntnishorizonts, in dem immer die indivi-duelle Handlung bezweckt wird. Hier geht es Nietzsche nicht um den tran-szendentalen, sondern um den individuellen Charakter sowohl der Erkenntnisals auch der Handlung.

Die Vernunft bzw. der Intellekt wird damit nicht als metaphysische, vomLeib abgetrennte Instanz, sondern als rein leibliches Werkzeug – zust�ndig f�rdie Reinigung, Ordnung, Verst�rkung, Schw�chung und das Auslçschen der unsinnewohnenden und in uns gegeneinander k�mpfenden Triebe und Gef�hls-regungen – angesehen. In dem den Trieben bevorstehenden Kampf „[muss]unser Intellect Partei nehmen“ (M II 109, KSA 3, 99; Hervorhebung v. Vf.).

9 Es ist die Erlçsung dieser Leidenschaft und nicht mehr die Suche nach Wahrheit, die denErkennenden antreibt. Die Leidenschaft der Erkenntnis wird also zum Merkmal desK�nstler-Philosophen und dient zur Unterscheidung zwischen ihm und dem Wissen-schaftler (Vuarnet 1986; Brusotti 1997). Aus diesen Gr�nden bildet sie einen Schl�s-selbegriff der nietzscheschen Aufkl�rung. Nietzsche versucht eine �berwindung desRationalismus durch die Einf�hrung der Leidenschaft in das Denken (vgl. VM 98, KSA2, 417 f.).

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Die Vernunft ist eben deshalb unentbehrlich und entscheidend, um die„Se lb s t -Behe r r s chung und M�s s i gung“ (M II 109, KSA 3, 96) zuerreichen und zwar, um den „Si eg �be r d i e Kra f t “ (M V 548, KSA 3, 318)zu erringen:

[…] und doch ist, wenn der Grad von Vereh rung sw�rd igke i t festgestelltwerden soll, nur de r Grad de r Ve rnun f t in de r Kra f t entscheidend […] –n�mlich das Schauspiel jener Kraft, welche ein Genie n i ch t au f Werke , sondernau f s i ch a l s Werk , verwendet, das heisst auf seine eigene B�ndigung, auf Rei-nigung seiner Phantasie, auf Ordnung und Auswahl im Zustrçmen von Aufgabenund Einf�llen. (M V 548, KSA 3, 318 f. ; vgl. NL 1877 22[58], KSA 8, 387 f.).

Indem Nietzsche das Denken auf einen physiologischen Vorgang (vgl. Gerhardt1984) eines organischen Wesens und zwar des Menschen zur�ckf�hrt, bringt erebenfalls Vernunft, Verstand, Intellekt mit dem Gehirn in Verbindung. ImGehirn vollzieht sich der �beraus komplexe10 Verlauf des Denkens, wie am ex-emplarischen Fall am Ende des Aphorismus 111 in Die frçhliche Wissenschaftzum Ausdruck kommt:

Der Verlauf logischer Gedanken und Schl�sse in unserem jetzigen Gehirne ent-spricht einem Processe und Kampfe von Trieben, die an sich einzeln alle sehrunlogisch und ungerecht sind; wir erfahren gewçhnlich nur das Resultat desKampfes: so schnell und so versteckt spielt sich jetzt dieser uralte Mechanismus inuns ab. (FW 111, KSA 3, 472)

Inwiefern dieser durchaus komplexe Prozess zustande kommt, wird im Apho-rismus 333 in Die frçhliche Wissenschaft am Beispiel des Erkennens ausgef�hrt :

Bevor ein Erkennen mçglich ist, muss jeder dieser Triebe [ridere, lugere, detestari]erst seine einseitige Ansicht �ber das Ding oder Vorkommniss vorgebracht haben;hinterher entstand der Kampf dieser Einseitigkeiten und aus ihm bisweilen eineMitte, eine Beruhigung, ein Rechtgeben nach allen drei Seiten, eine Art Gerech-tigkeit und Vertrag: denn, vermçge der Gerechtigkeit und des Vertrags kçnnen allediese Triebe sich im Dasein behaupten und mit einander Recht behalten. (FW 333,KSA 3, 558 f.)

Obgleich Nietzsche sich in diesem Aphorismus unklar und unbestimmt aus-dr�ckt, indem er �berdies Erkennen und zwar intelligere als „nur ein gewi s s e sVe rha l t en de r Tr i ebe zu e inander “ (FW 333, KSA 3, 559) definiert,kann man trotzdem hierbei aufzeigen, dass sich ein Teil „unseres geistigenWirkens“ (FW 333, KSA 3, 559) nur mittels einer dichtenden Vernunft voll-zieht.

10 Schon seit Anfang der siebziger Jahren hebt Nietzsche die Bedeutung des Gehirns imDenkprozess hervor: „[…]Einen k�ns t l e r i s chen Vorgang ohne Geh i rn zudenken ist eine starke Anthropopathie: aber ebenso steht mit dem Willen, der Moralusw.“ (NL 1872 – 1873, 19[79], KSA 7, 446).

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Da keine Erkenntnis ohne Vernunft zustande kommt und die Vernunft einVorstellungsvermçgen im Sinne eines Interpretierens der Triebe sowie desKampfes der Triebe gegeneinander ist, kommt der dichtenden Vernunft jeneF�higkeit zu, die Gef�hlsregungen zu einer Eintracht zu f�hren. Die Vernunftist insofern dichtend, als sie nicht wesentlich von Sinnlichkeit und Einbil-dungskraft getrennt oder ihnen entgegengesetzt und weder als diskursives nochals intuitives Vermçgen im Sinne der bisherigen Philosophie, sondern alssinnlich schaffende F�higkeit des Leibes, als performatives Vermçgen gedachtwird. Sie st�tzt sich auf die „un log i s che [n ] Grunds t e l l ung [des Men-schen] zu a l l en Dingen“ (MA I 31, KSA 2, 51) und von diesem anthro-pologischen Standpunkt aus, indem sie „verschiedene Ur sa chen f�r die selbenNervenreize sich vo r s t e l l t “ (M II 119, KSA 3, 113), interpretiert sie zugleichdie Nervenreize, d. h. weist ihnen einen Sinn und Wert zu. Damit l�sst sie dasIndividuum sein immer labiles Gleichgewicht bzw. seine Selbstbeherrschunggewinnen. Unter diesen Bedingungen kçnnte die dichtende Vernunft nun meinesErachtens als Organ des Ausgleichs der M�chte ausgelegt werden. Sie ist jene„hçchste[n] Vernunft“,11 welche dem Individuum ermçglicht, sich kritisch ge-gen�ber sich selbst und seiner Kultur zu stellen, jeweils sein inneres Chaos nachseinen Bed�rfnissen zu einer Bildeinheit zu bringen und damit dem Leben einenSinn zu verleihen. Sie versetzt die Menschen in die Lage, die Tragik des Lebens –seines januskçpfigen Charakters aus Bejahung und Verneinung, Auseinander-setzung und Konfrontation, Aporie und Missverst�ndnis, T�uschung undEntt�uschung – nicht nur zu erkennen, sondern sogar zu erfahren, zu verkl�ren,mithin zu „rechtfertigen“ und schließlich zu bejahen. Ist man sich erst dar�berim Klaren, kann man Nietzsches frçhliche Wissenschaft als „Kunst der Trans-figuration“ bzw. als st�ndige Umsetzung seines Zustands „in die geistigste Formund Ferne“ (FW Vorrede 3, KSA 3, 349) und in diesem Sinne als Lebensge-staltung d.h. als Sinnstiftung des Lebens verstehen.

Die dichtende Vernunft ist nun eine einverleibte und mithin eine �stheti-sche Vernunft: Sie ist die Vernunft des Leibes,12 oder genauer gesagt, eine aus

11 Wie Nietzsche in einer Notiz aus dem Jahr 1875 schreibt, ergibt sich das Verh�ltnis vonKunst und Wissenschaft in der „hçchste[n] Vernunft“, die er „in dem Werk desK�nstlers“ sieht (vgl. NL 1875 3[75], KSA 8, 36). Die Wissenschaft alleine – so lauteteine Notiz aus dem Jahr 1880 – „kann n i c h t be f eh l en , Weg weisen: sondern erstwenn man weiß wohin?, ka nn sie n�tzen“ (NL 1880 – 1881, 8[98], KSA 9, 403).

12 �berlegungen im Sinne von einer Auffassung des Leibes als Organismus durchziehenNietzsches ganzes Werk und zeichnen vor allem seine mittlere Phase aus. Im Sommer1875 schreibt Nietzsche am Ende seiner „Sch lu s s -Be t r a ch tung“ (NL 1875, 9[1],KSA 8, 178) �ber das Buch von E. D�hring Der Wert des Lebens : „Der Mensch scheinteine Mehrheit von Wesen, eine Vereinigung mehrerer Sph�ren, von denen die eine aufdie andere hinzublicken vermag“ (ebd., 181). Diese ontologische Betrachtung wird vonNietzsche im Laufe seines Denkens auf einer physiologischen Ebene weiter entwickeltwie zum Beispiel in einer Notiz aus 1881, 11[182], KSA 9, 509– 512, wo er der Leib als

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eigener Erfahrung sinnstiftende Vernunft im Dienste des Leibes. Auch wenn indiesem Zusammenhang einer solchen Vernunft nicht ein rationales Denkenentspringt, handelt es sich immerhin zweifellos um ein vern�nftiges Denken, daszu einem vern�nftigen Handeln f�hrt: „Die f r e i e s t e Hand lung ist die, wounsre eigenste st�rkste feinstens einge�bte Natur hervorspringt und so, daßzug l e i ch un se r In t e l l ek t seine d i r i g i r ende Hand zeigt. – Also diew i l l k� r l i ch s t e und doch ve rn�n f t i g s t e Handlung!“ (NL 1883 7[52],KSA 10, 258). Ihr kann man auch eine regulative Geltung einr�umen, insofernsie (individuelle) Gesetze im Dienste des Leibes bzw. des Lebens (vgl. NL 1881,11[243], KSA 9, 533) schafft, die auch als allgemeine gesellschaftliche Kon-ventionen wirken kçnnen. Wie Nietzsche 1883–84 notiert : „An Stelle derGrundwahrheiten stelle ich Grundwahrscheinlichkeiten – vor l �u f i g ange -nommene Richtschnuren, nach denen gelebt und gedacht wird“ (NL 1883–1884 24[2], KSA 10, 644) Daher liegen die Normen, welche die Vernunft demMenschen f�r seine Handlungen zur Verf�gung stellt, nicht von vornherein wieangeboren in der Vernunft selbst, sondern werden aus den jeweiligen Erfah-rungen immer wieder neu erschlossen. Deshalb regulieren die Normen dasmenschliche Handeln, insofern, als sie es bestimmen und gleichzeitig von ihmbestimmt bzw. korrigiert oder abgelehnt werden. Auf Grund ihrer sinnstiften-den F�higkeit und Ausgleichsfunktion kommt der Vernunft nicht nur theore-tische, sondern auch ethische Bedeutung zu. Im Gegensatz zum Nietzsche un-terstellten Irrationalismus oder �sthetizismus erweist sich unter diesen Bedin-gungen das menschliche Leben als derjenige Gestaltungsprozess, der ohne einedichtende Vernunft nicht zustande kommen kann.

Organismus betrachtet, vorkommt und sp�ter in Also sprach Zarathustra in die anthro-pologisch pr�gnante Formel umgedeutet : „Der Leib ist eine grosse Vernunft, eineVielheit mit Einem Sinne“ (Z I Ver�chtern, KSA 4, 39) d. h. – wie Nietzsche sp�ter inJenseits von Gut und Bçse zum Ausdruck bringt – der Leib „ist ja nur ein Gesellschaftsbauvieler Seelen“ (JGB 19, KSA 5, 33), welche ihrerseits von Nietzsche „als Gesellschaftsbauder Triebe und Affekte“ (JGB 12, KSA 5, 27) gedeutet werden. „Am Leitfaden des Leibeserkennen wir den Menschen als eine Vielheit belebter Wesen, welche theils mit einanderk�mpfend, theils einander ein- und untergeordnet, in der Bejahung ihres Einzelwesensunwillk�rlich auch das Ganze bejahen“ (NL 1884, 27[27], KSA 11, 282). Ist der Leibein hochkompliziertes dynamisches System von Wechselbeziehungen und Wechselwir-kungen, welche haupts�chlich auf einer physiologischen unbewussten pre-rationalenEbene vorkommen, ist auch die Erkenntnis ein hoch komplexer dynamischer relations-konstruktiver Prozess: „es giebt kein ,Wesen an sich‘, die Relationen constituiren erstWesen, so wenig es eine ,Erkenntnis an sich‘ geben kann…“ (NL 1888 14[122], KSA13, 303).

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5. Die kulturelle Kraft und Wirkung einer dichtenden Vernunft

Dass die dichtende Vernunft nicht lediglich eine erkenntnistheoretische oderethische, sondern auch eine kulturelle Leistung erbringen kann, l�sst sich wohlan zwei Aphorismen erkl�ren. Im Aphorismus 276 von Menschliches, Allzu-menschliches macht Nietzsche das Verh�ltnis zwischen Mikrokosmus und Ma-krokosmus der Cultur deutlich:

Die besten Entdeckungen �ber die Cultur macht der Mensch in sich selbst, wenn erdarin zwei heterogene M�chte waltend findet. Gesetzt, es lebe Einer eben so sehr inder Liebe zur bildenden Kunst oder zur Musik als er vom Geiste der Wissenschaftfortgerissen werde, und er sehe es als unmçglich an, diesen Widerspruch durchVernichtung der einen und volle Entfesselung der anderen Macht aufzuheben: sobleibt ihm nur �brig, ein so grosses Geb�ude der Cultur aus sich zu gestalten, dassjene beiden M�chte, wenn auch an verschiedenen Enden desselben, in ihm wohnenkçnnen, w�hrend zwischen ihnen versçhnende Mittelm�chte, mit �berwiegenderKraft um nçthigenfalls den ausbrechenden Streit zu schlichten, ihre Herbergehaben. Ein solches Geb�ude der Cultur im einzelnen Individuum wird aber diegrçsste Aehnlichkeit mit dem Culturbau in ganzen Zeitperioden haben und einefortgesetzte analogische Belehrung �ber denselben abgeben. Denn �berall, wo sichdie grosse Architektur der Cultur entfaltet hat, war ihre Aufgabe, die einanderwiderstrebenden M�chte zur Eintracht vermçge einer �berm�chtigen Ansammelungder weniger unvertr�glichen �brigen M�chte zu zwingen, ohne sie desshalb zuunterdr�cken und in Fesseln zu schlagen. (MA I 276, KSA 2, 227 f.)

In diesem Zusammenhang muss man auf „die Verbindlichkeit der Vernunft“zur�ckgreifen, um „[d]ie Gesetze des Lebens und Handelns neu aufzubauen“(M V 453, KSA 3, 274) und zwar, laut der Absicht von Die frçhliche Wissen-schaft: „Be s ch r �nken wir uns also auf die Reinigung unserer Meinungen undWerthsch�tzungen und auf die Schçp fung neue r e i g ene r G�te r t a f e ln :[…]wir m�ssen Phy s ike r sein, um, in jenem Sinne, S chçp f e r sein zukçnnen“ (FW 335, KSA 3, 563). F�r die Ausf�hrung dieser Aufgabe sind abergroße „Baumeister“ nçtig, �ber deren Mangel in Europa seiner Zeit Nietzschesich beklagt: „[…]jetzt erlahmt die bauende Kraft; der Muth, auf lange Fernenhin Pl�ne zu machen, wird entmuthigt; die organisatorischen Genies fangen anzu fehlen: – wer wagt es nunmehr noch, Werke zu unternehmen, zu derenVollendung man auf Jahrtausende r e chnen m�sste?“ (FW 356, KSA 3, 596).Es bleibt mithin nichts anders �brig, als mit neuen Lebenssituationen zu ex-perimentieren: „Wir sind Experimente: wollen wir es auch sein!“ (M V 453,KSA 3, 274).

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6. Zur Aktualit�t Nietzsches

Wenn zuletzt gleichermaßen Nietzsches Anspruch, „d i e Wi s s en s cha f tun t e r de r Opt ik de s K�ns t l e r s zu s ehn , d i e Kuns t abe r un te r de rde s Leben s…“ (GT Versuch 2, KSA 1, 14), wie auch seine Aufgabe, den TodGottes zu verk�ndigen, ernst zu nehmen sind; wenn die Wissenschaft sich alsauf einer dichtenden Vernunft beruhend und im Dienste eines experimentellenLebens auffassen l�sst, dann kann „Grundsatz der Vernunft nicht mehr sein,zum Bedingten das Unbedingte zu finden“ (Abel 1990, 115). Die dichtendeVernunft ist nicht wie im Sinne von Martin Heidegger eine „irgendwie grundlosauf sich gestellte Vernunft“ (Heidegger 2008, 584), deren Charakter „der pr�-existente, d. h. vor-gebildete und voraus-best�ndige Charakter der Seinsbe-stimmungen, der Schemata“ (Heidegger 2008, 528) ist. Sie ist nicht abzuwer-ten, denn sie kann nicht dichterisch sein, weil sie nach Heidegger metaphysischist, d. h. sie „denkt das Seiende im Ganzen nach seinem Vorrang vor dem Sein.“(Heidegger 2008, 430). Die dichtende Vernunft hat im Gegenteil ihre Da-seinsberechtigung als menschliche leibliche Vernunft. Sie interpretiert dieWirklichkeit nach Menschenmaß und hat als Aufgabe die Selbstbeherrschung,die Lebensgestaltung und die Lebenssteigerung des Menschen. In diesem Zu-sammenhang kann man nicht mehr von Wahrheit im metaphysischen Sinnesprechen, sondern stattdessen von Wahrhaftigkeit oder vielmehr von einem,F�r-wahr-halten‘. Die Wahrheit gilt daher als lebensdienliche, ja lebensnot-wendige Fiktion,13 welche geschichtlich, psychologisch und physiologisch be-dingt und bedingend, nicht aber die Entfaltung eines absoluten, best�ndigen,jenseitigen, ewigen, festgestellten, die Geschichte, die Welt und das Leben be-gr�ndenden Seins ist. Und insofern ergibt sie sich als lebensdienliche Interpre-tation. Daher l�sst sich Nietzsches Sp�twerk und die heute in der Nietzsche-Forschung herrschende Interpretationstheorie meines Erachtens besser verstehen,wenn dem Gedanken Beachtung geschenkt wird, den Nietzsche unter derdichtenden Vernunft in der sogenannten mittleren Periode seines Philosophierensentworfen hat.

Schließlich besteht meines Erachtens Nietzsches Aktualit�t in dem Versuch,auf der Grundlage eines vern�nftigen Denkens, „eine befreiende philosophischeWissenschaft“ (MA I 27, KSA 2, 48) zu erreichen, die uns ermçglicht, „inBetreff einer unmetaphysischen Gesinnung der Menschheit“ (MA I 21, KSA 2,42 f.) „çkumenische […] Ziele“ (MA I 25, KSA 2, 46) zu setzen.14 Darin liegtder Anspruch auf ein Wissen, das weder ausschließlich philosophisch nochausschließlich wissenschaftlich ist, sondern aus dem Austausch und der Aus-

13 Das gilt vor allem f�r den sp�ten Nietzsche: „Wahrheit ist das, was einer bestimmtenLebensform aus ihrer Perspektive am dienstlichsten scheint“ (JGB 4, KSA 5, 18).

14 Siehe dazu: Stegmaier (1992, 58– 64).

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einandersetzung der verschiedenen Wissenschaften entsteht. In diesem Sinnekçnnte Nietzsches Begriff der dichtenden Vernunft im Rahmen der zeitgençs-sischen Philosophie des Geistes besser untersucht und entfaltet werden undzugleich auf sie wirken.

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