1 Neue Möglichkeiten der Diagnostik dysfunktioneller Beziehungen – die Beziehungsachse der OPD-II Tilman Grande, Rainer Dahlbender, Henning Schauenburg, Michael Stasch und Manfred Cierpka 1. Einleitung Im Jahre 1996 erschien in der ersten Auflage das vom Arbeitskreis OPD herausge- gebene Buch „Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik“, das inzwischen drei weitere Auflagen erlebt hat (4. Aufl.: 2004). Neben theoretischen und konzeptu- ellen Überlegungen enthält dieses Buch das Manual eines diagnostischen Instru- mentariums, mit dem auf vier Achsen psychodynamisch relevante Merkmale von Pa- tienten erfasst werden können: ihr Krankheitserleben und ihre Behandlungsvoraus- setzungen, ihre dysfunktionellen Beziehungsgestaltungen, die unbewussten Konflikte und ihre strukturellen Merkmale und Vulnerabilitäten. Inzwischen befindet sich der Arbeitskreis auf dem Weg zu einer überarbeiteten Fassung dieses Instrumentariums, die als OPD-II veröffentlicht werden wird. Nach mehr als 8 Jahren Erfahrung mit der OPD und ihrer Anwendung in unterschiedlichen Feldern – in Trainingsseminaren, in ambulanten Praxen, in Kliniken, in der Qualitätssicherung und in der wissenschaftli- chen Forschung – war es an der Zeit, Schwächen in der ursprünglichen Fassung auszubessern, neuen Forschungsergebnissen Rechnung zu tragen und Räume und Möglichkeiten zu erschließen, die durch das Projekt der OPD erreichbar geworden sind. Der zuletzt genannte Punkt betrifft in erster Linie die Wandlung der OPD von einem rein diagnostischen Instrument zu einem Instrument der Therapieplanung, Therapieevaluation und Qualitätssicherung. Dabei sind auch die Potentiale der OPD-
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Neue Möglichkeiten der Diagnostik dysfunktionaler Beziehungen - die Beziehungsachse der OPD-2/ New Diagnostic Alternatives for Dysfunctional Relationships: The Relationship Axis of
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Neue Möglichkeiten der Diagnostik dysfunktioneller Beziehungen – die Beziehungsachse der OPD-II
• Einsicht in den Testcharakter eigener Beziehungsangebote: Einsicht in die unbe-
wusste Tendenz, mit problematischen Beziehungsangeboten immer wieder tes-
ten zu wollen, ob andere in Übereinstimmung mit den eigenen negative Überzeu-
gungen reagieren oder ob ihre Reaktion diese Überzeugungen widerlegt (Weiss
et al., 1986,; Curtis et al., 1994).
Welche Möglichkeiten der Fokussierung gewählt werden, hängt u.a. von dem Aus-
maß und der Art der strukturellen Beeinträchtigung im Verhältnis zum Gewicht der
pathogenen Konflikte ab. Im Falle einer konfliktorientierten Psychotherapie kommen
alle drei genannten Blöcke infrage, wobei der dritte Block durch die Thematisierung
von (unbewussten) Motiven die Konflikthintergründe der Beziehungsstörung am
nächsten berührt und deshalb den Patienten ganz direkt herausfordert. Im Falle einer
strukturorientierten Therapie (Grande, 2002; Rudolf, 2004) sind Interventionen dieser
Art keine sinnvolle Option: Therapeutisch sind sie es nicht, weil bei Vorliegen einer
primär strukturell bedingten Störung die Motivationsklärung keine heilsame Kraft dar-
stellt, wenn die einschränkte Verfügbarkeit struktureller Funktionen den Kern der
Schwierigkeit ausmacht. Die betroffenen Patienten können sie für sich nicht nutzen,
weil sie ihre dysfunktionellen Beziehungsgestaltungen nicht (in einem konfliktdyna-
mischen Sinne) unbewusst motiviert hervorbringen und infolgedessen überfordert
sind, wenn ihnen diese Art der Verantwortlichkeit angetragen wird. Sie profitieren
statt dessen besser von den Fokussierungen mit deskriptivem und aufzeigendem
Charakter, die in den ersten beiden Blöcke aufgelistet sind; mit deren Hilfe können
sie ihre strukturellen Einschränkungen wahrnehmen, ausdifferenzieren und von
ihnen schließlich so weit Abstand gewinnen, dass ein bewältigender Umgang damit
möglich wird.
5. Eine neue Option: das Fokus-Resourcen-Rating
Die in den letzten Abschnitten dargestellte Beziehungsdiagnostik nach OPD-II er-
laubt eine differenzierte und zugleich kompakte Darstellung dysfunktioneller Bezie-
hungsmuster. Sie orientiert den Therapeuten über die spezifischen Verwicklungen, in
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die andere und er selbst in der Begegnung mit einem Patienten geraten können, er-
leichtert die Identifizierung von Merkmalen, die das Muster dysfunktionell machen
und führt ihn zu Interventionen, die entsprechend der strukturellen Möglichkeiten des
Patienten variiert werden können. Dieser therapeutische Ertrag rechtfertigt meist den
Aufwand, der für eine individualisierte Erfassung von Beziehungsmustern in der be-
schriebenen Form erforderlich ist, insbesondere dann, wenn es um die Planung von
Behandlungen geht.
Der praktische Umgang mit der OPD hat nun gezeigt, dass eine individualisierte Di-
agnostik dysfunktioneller Beziehungsmuster nicht immer notwendig ist und dass es
Anwendungsbereiche gibt, in denen einfacheres Werkzeug passender und für die
praktischen Erfordernisse ausreichend wäre. Die komplexe Beziehungsdiagnostik
nach OPD ist z.B. dann sehr aufwendig, wenn im Rahmen der Routinediagnostik
schwierige Aspekte der Beziehungsgestaltungen eines Patienten lediglich orientie-
rend erfasst werden sollen. Im Forschungskontext hängt es von der speziellen Fra-
gestellung ab, ob eine individualisierte Erfassung von Beziehungsmustern erforder-
lich ist; u.U. kann die Individualisierung zu methodischen Nachteilen führen, die den
Gewinn der geleisteten diagnostischen Differenzierung mindern. Aus diesen Grün-
den wurde für die OPD-II ein Instrument entwickelt, das die diagnostische Prozedur
stark vereinfacht, dabei aber mit der Grundstruktur der individualisierten Diagnostik
kompatibel bleibt.
Die Verbindung lässt sich am leichtesten über das Zirkumplexmodell in Abb. 3 her-
stellen. Wie in Abschnitt 3 erläutert, können jeweils immer 4 Items aus diesem Modell
einander thematisch zugeordnet werden; z.B. gehören zu dem Beziehungsthema
„sich kümmern“ zwei polare Beziehungsformen, die jeweils problematische Abwei-
chungen von einer angemessenen Form des „sich Kümmerns“ beschreiben: „andere
vernachlässigen“ (Item 15) im Sinne eines sich zu wenig Kümmerns und „sich be-
sonders kümmern“ (Item 7) als Ausdruck eines Zuviels. Entsprechend lassen sich für
das komplementäre Thema „sich anlehnen“ im unteren Kreis zwei problematische
Varianten formulieren (Items 31 „sich wenig anlehnen“, 23 „sich sehr anlehnen“). In
der vereinfachten Beziehungsdiagnostik der OPD-II, dem sog. Fokus-Ressourcen-
Rating, findet dieses Konzept einer angemessenen Beziehungsform mit problemati-
schen Abweichungen in Richtung eines Zuviels und eines Zuwenigs eine systemati-
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sche Verwendung. Abb. 4 zeigt einen Ausschnitt aus dem Ratingbogen, in dem die
beiden Themen bzw. Komplementärthemen „sich kümmern/sich anlehnen“ und „an-
dere anleiten/sich einordnen“ (vgl. Abb. 3) dargestellt sind. Beide Themenpaare sind
voneinander durch die doppelte Randmarkierung graphisch abgesetzt.
(Füge ein: Abb. 4)
In der mittleren Spalte von Abb. 4 werden die Beziehungsthemen als eine Kompe-
tenz im Sinne eines angemessenen Verhaltens beschrieben. Wenn ein Patient diese
Kompetenz besitzt, dann verfügt er über eine Beziehungsressource, die in der Spalte
R (=Ressource) markiert wird. Beziehungsressourcen bilden einen Rückhalt für den
Patienten und können therapeutisch genutzt werden, z.B. bei der Anleitung zur Be-
wältigung schwieriger Lebenssituationen. Sie bilden häufig eine intakte Basis, auf die
sich der Therapeut in seiner Zusammenarbeit mit dem Patienten immer wieder stüt-
zen kann.
In den beiden linken und rechten Spalten sind dysfunktionelle Varianten der Bezie-
hungsthemen in jeweils zweifacher Stufung beschrieben. Der Diagnostiker geht nun
folgendermaßen vor: Er markiert zunächst in den beiden äußersten Spalten links und
rechts alle dysfunktionalen Beziehungsmodi des Patienten, indem er prüft, ob eine
der Beschreibungen auf den Patienten zutrifft. Anschließend entscheidet er, welche
dieser Modi in bezug auf die Störung des Patienten am bedeutsamsten sind und
markiert dann die dazu gehörenden Beziehungsthemen in der mit F (=Fokus) ge-
kennzeichneten Spalte. Auf diese Weise sind maximal zwei Themen zu markieren,
die damit als Fokusthemen bestimmt werden. Im letzten Schritt kann eine Fokusfor-
mulierungen mit dem allgemeinen Format angefertigt werden: „Der Pat. sollte [Be-
ziehungsthema] anstatt [dysfunktionelle Variante]“. Beispiel: „Der Pat. sollte sich an-
gemessen (rollengerecht) einordnen, anstatt sich jeglicher Regel zu widersetzen.“ In
dieser Fokusformulierung werden das Problem und die therapeutische Zielsetzung
direkt miteinander gekoppelt, so dass eine praktische Orientierung für die Behand-
lung zur Verfügung steht.
Obgleich das Fokus-Ressourcen-Rating im Unterschied zur individualisierten Diag-
nostik die Beziehungsbereitschaften des Patienten fokussiert und das Verhalten sei-
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ner Interaktionspartner nicht explizit berücksichtigt, spielt die Gegenübertragung bei
der Auswahl der fokalen Beziehungsthemen eine wichtige und in manchen Fällen
entscheidende Rolle. Der Untersucher ist angehalten, seine Gegenübertragung zu
beobachten und zu prüfen, welche Reaktionen der Patient ihm durch sein Bezie-
hungsangebot nahe legt und zu welchem Thema bzw. Komplementärthema diese
Reaktionen gehören. Er kann dann z.B. feststellen, dass er verführt ist, den Patien-
ten gehen zu lassen und seine Not zu übersehen; er kann weiter feststellen, dass
diese Reaktion gut mit der von ihm schon im Rating markierten Beobachtung über-
einstimmt, dass der Patient in Beziehungen intensiv klammert und dabei andere un-
ter Druck bringt. Sowohl das Klammern als auch die dadurch bewirkten Vernachläs-
sigungstendenzen gehören zum komplementären Themenpaar „sich kümmern/ sich
anlehnen“, welches somit aufgrund der Gegenübertragung als bedeutsamer Fokus
bestätigt wird.
6. Abschließende Bemerkungen
Die Beziehungsachse nach OPD-II, die wir hier erstmals präsentieren, ist nicht allein
eine Weiterentwicklung innerhalb der Achse selbst, sondern ein Ergebnis der Erfah-
rungen mit allen übrigen Teilen des OPD-Instrumentariums. Gerade die Zusammen-
schau der verschiedenen Teildiagnosen – d.h. die Analyse von Störungen unter den
Aspekten der lebensbestimmenden Konflikte, der Strukturmerkmale und der Bezie-
hungsgestaltungen – eröffnet neue theoretische und behandlungspraktische Per-
spektiven, die mit den unscharfen Begrifflichkeiten der herkömmlichen psychodyna-
mischen Diagnostik noch nicht erreichbar waren. Die klinischen Phänomene, die er-
fasst werden sollen, sind dadurch nicht weniger komplex geworden, aber ihre innere
Struktur zeichnet sich mit Hilfe der OPD klarer und zuverlässiger ab, so dass die Di-
agnostik auf einem festeren Grund steht und unser therapeutisches Handeln sicherer
anleiten kann. Die diagnostische Erfassung von dysfunktionellen Beziehungsmustern
ist dabei besonders hilfreich, weil diese konkret, beobachtungs- und handlungsnah
ist. Die relevanten Ebenen der Psychodynamik sind in der Beziehungsdiagnose im-
plizit enthalten, weil Beziehungsmuster gleichsam die Endstrecke und das Resultat
der Bewältigung von Konfliktdispositionen und strukturellen Einschränkungen bilden.
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In der vorliegenden Arbeit haben wir die bisherige empirische Forschung zur OPD-
Beziehungsachse nicht ausdrücklich diskutiert, obgleich die dabei gewonnenen Er-
kenntnisse bei der Revision der Achse eine wichtige Rolle spielten. Eine Zusammen-
fassung dieser Forschung findet sich bei Cierpka et al. (2001; im Druck). Die im Ver-
gleich zu OPD-I in OPD-II stringenter durchgeführte Ableitung der Items aus dem
Zirkumplexmodell (gleichmäßige Positionierung der Items auf den Kreisen) ist mit der
Erwartung verbunden, dass die Reliabilität der Ratings zur Beziehungsachse auf die-
se Weise verbessert werden kann. Die logische Struktur des Zirkumplexmodells wird
in der neuen OPD konsequenter berücksichtigt, so das die Dimensionen der Affiliati-
on und Interdependenz für die Itemsauswahl wirksamer genutzt werden können. Ei-
ne zusätzlich Hilfe entsteht durch das neu eingeführte Konzept der Beziehungsthe-
men, das ebenfalls aus der Zirkumplexstruktur abgeleitet ist und eine weitere, inhalt-
lich-klinische Möglichkeit der Itemprüfung zur Verfügung stellt. Durch die bessere
Anpassung an die Kreislogik werden darüber hinaus elaborierte statistische Auswer-
tungsmethoden verwendbar, die speziell für das Kreismodell entwickelt worden sind
(Tress, 1993).
Eine vereinfachte Version der Beziehungsdiagnostik wird in OPD-II durch das Fokus-
Ressourcen-Rating angeboten. Dieses Rating beschränkt sich auf die Feststellung
problematischer Beziehungsthemen und verzichtet auf die Analyse zirkulärer Ereig-
nisketten in Beziehungsmustern. Durch die Formulierung angemessener interperso-
neller Verhaltensvarianten werden andererseits Möglichkeiten eröffnet, die im kom-
plexen Rating fehlen: Es können sowohl Beziehungsressourcen als auch Behand-
lungsziele definiert werden. Erste Erfahrungen mit diesem Instrument zeigen, dass
es vergleichsweise geringere Anforderungen an den Anwender stellt und mit dass
seiner Hilfe dennoch eine basale diagnostische und therapeutische Orientierung er-
reicht wird.
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Abb. 1: Schema der Beziehungsdiagnostik nach OPD
Perspektive A: Erleben des Patienten Der Patient erlebt sich immer wieder so, dass er (andere bzw. an andere) ...
Als defensiv erlebte Reaktion
Der Patient erlebt andere immer wieder so, dass sie ...
Erlebter Angriff / Enttäuschung
Perspektive B: Erleben der Anderen, auch des Untersuchers Andere, auch der Untersucher, er-lebt/erleben, dass der Patient (sie/ihn) immer wieder ...
Schwieriges Beziehungsangebot
Andere, auch der Untersucher, erleben sich gegenüber dem Patienten immer wieder so, dass sie/er ...
Unbewusst nahegelegte Antwort
I. II.
III.
IV.
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Abb. 2: Beispiel eines 32-jährigen Patienten
Perspektive A: Erleben des Patienten Der Patient erlebt sich immer wieder so, dass er (andere bzw. an andere) ...
• 18. Sich widersetzt
• 32. Sich zurückzieht, weggeht
Der Patient erlebt andere immer wieder so, dass sie ...
• 10. ihn bestimmen, kontrollieren
• 11. Ihn ignorieren
• 14. Ihn schädigen
1.1.1.1 Perspektive B: Erleben der Anderen, auch des Untersuchers Andere, auch der Untersucher, erlebt/en, dass der Patient (sie/ihn) immer wieder ...
• 10. Bestimmt, kontrolliert
• 17. Viel Selbständigkeit beansprucht
• 11. Klein macht, entwertet
Andere, auch der Untersucher, erleben sich gegenüber dem Patienten immer wieder so, dass sie/er ...
• 18. sich widersetzen
• 26. Aufgeben
• 32. sich zurückziehen
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Tab. 1: OPD-basierte Liste therapeutischer Beziehungsfoki 1. Wahrnehmen und emotionale
Anreicherung des Beziehungs-erlebens
• Differenzierung der eigenen Erlebensperspektive • Differenzierung von Eigen- und Fremdperspektive • Anerkennen und Aushalten von Widersprüchen zwischen
den Perspektiven 2. Wahrnehmen und Verstehen
von Wirkungsfolgen im Bezie-hungsgeschehen
• Wahrnehmen aktiver und reaktiver Verhaltensaspekte im eigenen und im fremden Verhalten
• Einsicht in die Beobachterabhängigkeit der Interpunktion von Beziehungsereignissen
• Einsicht in dysfunktionelle zyklische Wrikungszusam-menhänge
3. Verstehen und Anerkennen von Absichten und unbewussten Motiven
• Erkennen und Anerkennen eigener Absichten und unbe-wusster Motive, die das dysfunktionelle Verhalten auf-recht erhalten
• Erkennen der dysfunktioneller Überzeugungen, die durch das Beziehungsmuster zirkulär verstärkt werden
• Einsicht in den Testcharakter eigener Beziehungsange-bote
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Abb. 4: Fokus-Ressourcen-Rating (Ausschnitt)
Dysfunktionale Varianten: „zu wenig“
F Beziehungs- thema
R Dysfunktionale Varianten: „zu viel“
� Um and. gar nicht kümmern, and. im
Stich lassen
Um and. wenig kümmern, and.
vernachlässigen
� Sich angemessen um and. kümmern,
sorgen
� Sich besonders um and. kümmern,
sorgen
Sich ständig um andere kümmern,
sorgen
�
� Ganz unbedürftig sein, keinerlei Hilfe
benötigen
Sich wenig bedürftig zeigen, sich wenig
anlehnen
� Sich bedürftig zei-gen, anvertrauen,
anlehnen
� Sich sehr bedürftig zeigen, sich sehr
anlehnen
Sich anklammern, sich sehr an andere
hängen
�
� Vor jeglicher Ein-flussnahme auf a. zurückschrecken
Einflussnahme auf and. lieber vermei-den, wenig führen