34 Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Freizeit und Tourismus Herkunft und Zeitpunkt der Idee USA: Gründung des Yellowstone Parks 1872 UNESCO-Der Mensch und die Biosphre (MAB)-Programm 1970 / 1976 Verein Naturschutzpark 1909 und Naturparkprogramm 1956 1976 Bundesnaturschutzgesetz Erste offizielle Definition der Ziele und Aufgaben 1969 in Neu Delhi, 10. Vollver- sammlung der IUCN 1970 in Paris, 16. General- konferenz der UNESCO durch die IUCN als Kategorie V Internationale Anerkennung durch die IUCN (Weltnaturschutz- Union) als Kategorie II * durch die UNESCO Kriterien für Ausweisung nicht oder wenig beeinflusster Zustand; grorumig und von besonderer Eigenart (§14 BNatSchG); Schutz von kosystemen (genetische Vielfalt); Tourismus und Erholung sowie Erhalt der Wohlfahrtswirkungen der Umwelt (nach IUCN) biogeographische Aspekte, Reprsentativitt im globalen Mastab, bertragbarkeit von Forschungsergebnissen, Nachhaltigkeitsgedanke; grorumig und für bestimmte Landschaftstypen charakteristisch (§14a BNatSchG) grorumige, für die Erholung wegen ihrer landschaftlichen Voraussetzungen besonders geeignete und raumordnerisch entsprechend geplante Gebiete (§16 BNatSchG) Bundesland Zustndigkeit für die Ausweisung Bundesland, im Benehmen mit den für Naturschutz und Raumordnung zustndigen Bundesministerien Bundesland; UNESCO zusammen mit dem nationalen MAB-Komitee in Deutschland Lnderministerien, z.T. auch Bezirksregierungs- und Kreisebene; oberste zustndige Staatsbehrde oder auch ein Gremium von Vertretern der einheimischen Bevlkerung (nach IUCN) Vereine, Zweckverbnde und z.T. Kreise, Forstdirektionen, Lnderministerien Administrative Anbindung / Verwaltung UNESCO: keine zwingenden Vorgaben; in Deutschland Lnderministerien, z.T. auch Bezirksregierungs- und Kreisebene, Vereine Rechtliche Absicherung Schutzkategorie mit strenger Verordnung Schutzkategorie und internationale Auszeichnung durch die UN i.d.R. weniger verbindliche Schutz- kategorie (eher mit Planungs- charakter) überwiegend Landschaftsschutz- gebiete oder (kleiner Anteil) Naturschutzgebiete, z.T. fehlen noch Verordnungen Schutzstatus wie bei Naturschutzgebieten wie bei Naturschutzgebieten oder Landschaftsschutzgebieten mglich, wird von verschiedenen Naturparken unterschiedlich konsequent angewandt Zonierung mglich, aber nicht notwendig erforderlich, gliedert sich abgestuft nach dem Einfluss menschlicher Ttigkeit I. Kern- oder Ruhezone II. Rand- oder Aktivzone (die eine extensive und eine intensive Nutzungszone um- fassen kann) Art der Zonierung I. Kernzone ohne permanente Siedlungen (laut IUCN > 75%) II. Pflege- oder Entwicklungszone III. Puffer- oder Erholungszone I. Kernzone (mind. 3%) II. Pufferzone (mind. 10%) III. bergangszone IV. z.T. Regenerationszone (Zone I und II zus. mind. 20%) Einordnung der Bedeutung landesweit bzw. regional bedeutsame Kulturlandschaften international bedeutsame Kulturlandschaften national bedeutsame naturnahe Landschaften Hauptziele Erholung (zunehmend sanft) und Landschaftspflege (gelenkter Naturschutz) Erhaltung der Biodiversitt, Forschung/Monitoring, auch nachhaltige Regionalentwicklung ungestrter Ablauf von Naturvorgngen Anzahl und Flchenanteil in Deutschland (31.12.1998) 78 18,7% 13 4,4% inkl. Watt- und Meeresflchen 13 (2 davon international anerkannt) 2,0% inkl. Watt- und Meeresflchen Nationalparke Biosphrenreservate Naturparke * nicht den internationalen Kriterien entsprechende Gebiete werden (wie Nationalparke) als Kategorie V eingestuft Synoptischer berblick: Kategorien von Groschutzgebieten Naturparke – Erholungsvorsorge und Naturschutz Hubert Job Ems N ec kar S p ree H a v e l Rhein Oder Donau Main Inn Elbe N e i e Mosel S a a le E l b e W e s e r R h e i n Kiel Schwerin Hamburg Berlin Potsdam Magdeburg Dresden Erfurt München Stuttgart brücken Wiesbaden Mainz Düsseldorf Bremen Hannover Saar- Autor: H. Job ' Institut für Lnderkunde, Leipzig 2000 Fluglrm in Naturparken Naturpark Kontrollraum von Flughfen Tieffluggebiet Braucht Deutschland die Natur- parke noch? Mit dieser rhetorischen Frage lässt sich die Diskussion um Quantität und Quali- tät des deutschen Naturpark-Netzes überspitzt auf den Punkt bringen. Na- turparke haben es nicht einfach: Die ih- nen vom Gesetzgeber zugewiesene Dop- pelrolle einerseits als Erholungsgebiete und andererseits als ökologische Aus- gleichsräume mit Naturschutzfunktion ist nicht leicht zu erfüllen. Diese wird übrigens in den Landesnaturschutzgeset- zen und vielen gebietsspezifischen Na- turparkverordnungen viel deutlicher formuliert als vom Bundesnaturschutz- gesetz (BNatSchG), wobei in den neu- en Ländern, insbesondere in Branden- burg und Mecklenburg-Vorpommern, der Schutzzweck eine deutliche Beto- nung erfährt (JOB 1991, S.73). Vom Er- folg ihrer Naturschutzbestrebungen her gesehen sind Naturparke umstritten, da sie grundsätzlich lange Zeit als erho- lungsspezifische Planungskategorie be- handelt und zur indirekten Tourismus- förderung genutzt wurden (JOB 1993, S. 127). Naturparke haben in den letzten 50 Jahren eine wahre Erfolgsgeschichte hinter sich gebracht. Mit 78 rechtlich festgesetzten und etwa 20 in Planung befindlichen Gebieten steht das Über- schreiten der „Schallmauer“ von 100 Naturparken kurz bevor. Angesichts ih- rer großen Popularität scheint es ange- bracht, sich mit den inhaltlichen Ziel- setzungen und gesellschaftlichen sowie raumstrukturellen Rahmenbedingungen ihrer Ausweisung zu befassen. Vom Biber gefällte Weide im Naturpark Altmühltal Geschichte Auf Anregung der Gesellschaft der Naturfreunde „KOSMOS“ wurde 1909 der „Verein Naturschutzpark (VNP)“ mit der Zielsetzung gegründet, je eine ur- sprüngliche und eindrucksvolle Land- schaft mit den dazugehörigen Tier- und Pflanzengemeinschaften unter Schutz zu stellen, und zwar im Hoch- und Mit- telgebirge sowie im Norddeutschen Tiefland. Die letztere betreffend ent- stand durch Flächenkäufe ab 1911 der erste deutsche „Naturschutzpark“ in der Lüneburger Heide, der 1921 als R A B
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34Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Freizeit und Tourismus
Herkunft und Zeitpunkt derIdee
USA: Gründung des YellowstoneParks 1872
UNESCO-�Der Mensch und dieBiosphäre� (MAB)-Programm1970/1976
Verein Naturschutzpark 1909 undNaturparkprogramm 1956
1976 BundesnaturschutzgesetzErste offizielle Definition derZiele und Aufgaben
1969 in Neu Delhi, 10. Vollver-sammlung der IUCN
1970 in Paris, 16. General-konferenz der UNESCO
durch die IUCN als Kategorie VInternationale Anerkennung durch die IUCN (Weltnaturschutz-Union) als Kategorie II *
durch die UNESCO
Kriterien für Ausweisung nicht oder wenig beeinflussterZustand; großräumig und vonbesonderer Eigenart (§14BNatSchG); Schutz vonÖkosystemen (genetische Vielfalt);Tourismus und Erholung sowieErhalt der Wohlfahrtswirkungender Umwelt (nach IUCN)
biogeographische Aspekte,Repräsentativität im globalenMaßstab, Übertragbarkeit vonForschungsergebnissen,Nachhaltigkeitsgedanke;großräumig und für bestimmteLandschaftstypen charakteristisch(§14a BNatSchG)
großräumige, für die Erholungwegen ihrer landschaftlichenVoraussetzungen besondersgeeignete und raumordnerischentsprechend geplante Gebiete(§16 BNatSchG)
BundeslandZuständigkeit für dieAusweisung
Bundesland, im Benehmen mitden für Naturschutz undRaumordnung zuständigenBundesministerien
Bundesland; UNESCO zusammenmit dem nationalen MAB-Komitee
in Deutschland Länderministerien,z.T. auch Bezirksregierungs- undKreisebene; oberste zuständigeStaatsbehörde oder auch einGremium von Vertretern dereinheimischen Bevölkerung (nachIUCN)
Vereine, Zweckverbände und z.T.Kreise, Forstdirektionen,Länderministerien
Administrative Anbindung /Verwaltung
UNESCO: keine zwingendenVorgaben; in DeutschlandLänderministerien, z.T. auchBezirksregierungs- undKreisebene, Vereine
Rechtliche Absicherung Schutzkategorie mit strengerVerordnung
Schutzkategorie und internationaleAuszeichnung durch die UN
i.d.R. weniger verbindliche Schutz-kategorie (eher mit Planungs-charakter)
überwiegend Landschaftsschutz-gebiete oder (kleiner Anteil)Naturschutzgebiete, z.T. fehlennoch Verordnungen
Schutzstatus wie bei Naturschutzgebieten wie bei Naturschutzgebieten oderLandschaftsschutzgebieten
möglich, wird von verschiedenenNaturparken unterschiedlichkonsequent angewandt
Zonierung möglich, aber nicht notwendig erforderlich, gliedert sich abgestuftnach dem Einfluss menschlicherTätigkeit
I. Kern- oder RuhezoneII. Rand- oder Aktivzone (die
eine extensive und eine intensive Nutzungszone um-fassen kann)
Art der Zonierung I. Kernzone ohne permanente Siedlungen (laut IUCN > 75%)
II. Pflege- oder EntwicklungszoneIII. Puffer- oder Erholungszone
I. Kernzone (mind. 3%)II. Pufferzone (mind. 10%)III. ÜbergangszoneIV. z.T. Regenerationszone(Zone I und II zus. mind. 20%)
Einordnung der Bedeutung landesweit bzw. regionalbedeutsame Kulturlandschaften
Braucht Deutschland die Natur-parke noch?Mit dieser rhetorischen Frage lässt sichdie Diskussion um Quantität und Quali-tät des deutschen Naturpark-Netzesüberspitzt auf den Punkt bringen. Na-turparke haben es nicht einfach: Die ih-nen vom Gesetzgeber zugewiesene Dop-pelrolle einerseits als Erholungsgebieteund andererseits als ökologische Aus-gleichsräume mit Naturschutzfunktionist nicht leicht zu erfüllen. Diese wirdübrigens in den Landesnaturschutzgeset-zen und vielen gebietsspezifischen Na-
turparkverordnungen viel deutlicherformuliert als vom Bundesnaturschutz-gesetz (BNatSchG), wobei in den neu-en Ländern, insbesondere in Branden-burg und Mecklenburg-Vorpommern,der Schutzzweck eine deutliche Beto-nung erfährt (JOB 1991, S.73). Vom Er-folg ihrer Naturschutzbestrebungen hergesehen sind Naturparke umstritten, dasie grundsätzlich lange Zeit als erho-lungsspezifische Planungskategorie be-handelt und zur indirekten Tourismus-förderung genutzt wurden (JOB 1993,S. 127).
Naturparke haben in den letzten 50Jahren eine wahre Erfolgsgeschichtehinter sich gebracht. Mit 78 rechtlichfestgesetzten und etwa 20 in Planungbefindlichen Gebieten steht das Über-schreiten der „Schallmauer“ von 100Naturparken kurz bevor. Angesichts ih-rer großen Popularität scheint es ange-bracht, sich mit den inhaltlichen Ziel-setzungen und gesellschaftlichen sowieraumstrukturellen Rahmenbedingungenihrer Ausweisung zu befassen.
Vom Biber gefällte Weide im Naturpark Altmühltal
GeschichteAuf Anregung der Gesellschaft derNaturfreunde „KOSMOS“ wurde 1909 der„Verein Naturschutzpark (VNP)“ mitder Zielsetzung gegründet, je eine ur-sprüngliche und eindrucksvolle Land-schaft mit den dazugehörigen Tier- undPflanzengemeinschaften unter Schutzzu stellen, und zwar im Hoch- und Mit-telgebirge sowie im NorddeutschenTiefland. Die letztere betreffend ent-stand durch Flächenkäufe ab 1911 dererste deutsche „Naturschutzpark“ inder Lüneburger Heide, der 1921 als RRRRR
36Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland – Freizeit und Tourismus
Großschutzgebiete sind rechtlich fest-gesetzte und von einer Trägerorganisationgemanagte Flächen für Naturschutz undLandschaftspflege. Es sind großräumigeGebiete von mindestens 1000 ha, im All-gemeinen jedoch über 10.000 ha Größe.Es gibt drei Typen:
Nationalparke dienen der Erhaltung re-präsentativer Naturlandschaften, d.h.dem Schutz der Artenvielfalt und insbe-sondere dem Zulassen anthropogen un-beeinflusster natürlicher Prozesse.
Biosphärenreservate verfolgen ein en-geres Naturschutzziel und werden durchdie Beobachtung von Langzeitverände-rungen begleitet. Eine Nutzung durch denMenschen ist nicht ausgeschlossen, dochist eine harmonische Kulturlandschaft an-gestrebt, in der die menschlichen Wirt-schaftsweisen in Einklang mit der Naturstehen.
Naturparke sind wegen ihrer landschaft-lichen Voraussetzungen für die Erholungbesonders geeignet. Es sind meist vielfäl-tige Kulturlandschaften von großem äs-thetischen Reiz, die aus der Wechselwir-kung zwischen Natur und menschlichemTun entstanden sind. Sie haben mit der Si-cherung der Erholungsvorsorgefunktionbei gleichzeitigem Schutz und Pflege vonNatur und Landschaft eine doppelte Auf-gabe zu erfüllen. Naturparke sollen ent-sprechend der rahmengebenden landes-planerischen Vorgaben einheitlich entwi-ckelt und nach den Grundsätzen der Lan-despflege behandelt werden.
Naturschutzgebiet rechtlich verankertwurde.
Dabei blieb es bis Mitte der 1950erJahre. Erst die zunehmende Industriali-sierung und die damit einhergehendeVerschlechterung der Wohn- und Ar-beitsbedingungen der Bevölkerung sowiedie breitere Motorisierung im Einklangmit der wachsenden Freizeit brachteneine Wende. Am 06.06.1956 erhob Al-fred Toepfer als Vorsitzender des VNP inder Bonner Universität die Forderungnach einem Naturparkprogramm.
Danach sollten in der Bundesrepublik20 bis 25 „Oasen der Stille“ entstehen.Alfred Toepfer, der heute zurecht als Va-ter der Naturparkidee bezeichnet wird,lenkte die Geschicke des VNP von 1954bis 1985 und ermöglichte durch seingroßzügiges Mäzenatentum und die man-nigfache ideell-politische Starthilfe eineschnelle Verbreitung des Naturpark-Ge-
dankens innerhalb der Bundesrepublik.Das vorläufige Endziel war bereits imJahre 1964 mit der Errichtung des25. Naturparks im Rothaargebirge er-reicht.
Einen zweiten kräftigen Entwicklungs-schub nach den 1960er und 1970er Jah-ren leitete das im Zuge der Wiederverei-nigung Deutschlands aufgelegte DDR-Nationalparkprogramm ein 7. In dessenGefolge kam es im zurückliegenden Jahr-zehnt zur Gründung von 14 Naturpar-ken; weitere befinden sich zur Zeit nochin der Planungsphase.
Flächenbilanz und regionaleDifferenzierungAusgehend von der Flächenbilanz 7bilden die Naturparke den absolutenSchwerpunkt der deutschen Großschutz-gebietspolitik. Das ist insofern leichtnachvollziehbar, als Naturparke zum In-
Gebiet mit Strukturproblemenbei der wirtschaftlichenund sozialen Umstellung
Fördergebiet der Gemeinschafts-aufgabe "Verbesserung derregionalen Wirtschaftsstruktur"
Naturpark
Autobahn undEuropastraße
halt und zur Entwicklung von Kultur-landschaften beitragen sollen undDeutschland ein „Kulturland“ ist, in wel-chem es keine unberührten Naturland-schaften mehr gibt (JOB/LAMBRECHT
1997, S. 38).Im Jahr 2000 existieren in Deutsch-
land 78 rechtlich festgesetzte Naturpar-ke, die einem Anteil von etwa 19% desStaatsgebietes entsprechen. Dabei sinddie Länder und deren Bevölkerung un-terschiedlich gut mit der Erholung die-nenden Naturparken versorgt: Besondersdie Stadtstaaten, aber auch einzelne Flä-chenländer, wie zum Beispiel Baden-Württemberg, liegen weit hinter demaktuellen Bundesdurchschnitt von ca.800m² Naturparkfläche je Einwohner zu-rück 5.
Entsprechend der Verteilung im Raumkönnen zwei Arten von Naturparkenunterschieden werden: Naherholungs-Naturparke, die in der Nähe der Ver-dichtungsräume liegen und stärker vonBesuchern frequentiert sind, und Ferien-erholungs-Naturparke, die ähnlich wieNationalparke in peripheren, dünnbesie-delten und damit ausgesprochen ländli-chen Regionen liegen 4. Die meistenNaturparke entfallen auf die waldrei-chen Mittelgebirgslagen, die Deutsch-land in einem SO-NW orientiertenBand durchziehen. Diese und viele Na-turparke im Norddeutschen Tiefland lie-gen in agrarischen Ungunsträumen (JOB/LAMBRECHT 1997, S. 36), die vielfach mitden strukturschwachen Regionen inner-halb Deutschlands übereinstimmen.
Unserer Kulturlandschaft steht durchden sich verstärkenden Flächennut-zungsdruck im weiteren Umfeld der Ag-glomerationsräume einerseits und denRückzug aus der Fläche verbunden mitAbwanderungstendenzen in der Periphe-
Teufelstisch im Buntsand-stein des NaturparkPfälzerwald (bei Hinterwei-denthal)
rie andererseits ein fundamentaler Wan-del bevor. Die Naturparke sollten wiedie Biosphärenreservate diese Entwick-lung als Chance begreifen, ihre endoge-nen Potenziale nicht nur in ökologi-scher, sondern auch in landeskulturellerSicht besser in Wert zu setzen. Und dasnicht nur im Hinblick auf die Angebotefür Erholungsuchende. Um dem von IS-BARY (1959) zuerst formulierten Charak-ter von „Vorbildlandschaften“ zu ent-sprechen, ist heute im Zeitalter der Glo-balisierung die Übernahme des Gedan-kengutes einer nachhaltigen Regional-entwicklung gerade im Ausblick auf dieSchließung kleinräumiger Wirtschafts-kreisläufe ein Muss.
Strukturen und ProblemeDie Durchschnittsgröße der bundesdeut-schen Naturparke beträgt ca. 85.000 ha.Dabei reicht die Amplitude von4.800 ha (Siebengebirge) bis 302.200 ha(Bayerischer Wald). Aus Sicht einerräumlich abgestuften Nutzungsintensitätund eines dementsprechenden effizien-ten Parkmanagements ist der untere Ex-tremwert viel zu klein bemessen, da kei-ne praktikable Zonierung durchführbarist. Der obere Wert dagegen ist zu groß,weil keine hinreichende Gebietsbetreu-ung möglich erscheint. Leiden doch die
meisten Naturparke an Geld- und Perso-nalmangel sowie unzureichenden Pla-nungsgrundlagen und -autoritäten (JOB
1993, S. 127).In Ostdeutschland sowie in Bayern
und Südhessen koinzidieren Naturparkehäufig mit Landschaftspflegeverbänden6. Damit wird eine wichtige Rolle derNaturparke deutlich: Ohne den Erhaltder flächennutzungsdominanten Land-wirtschaft, die knapp 50% unsererStaatsfläche einnimmt, und ihren indi-rekten Beitrag zur Kulturlandschaftspfle-ge vermindert sich häufig auch die At-traktivität für Freizeit und Tourismus.Von den insgesamt 61 „schutzwürdigenTeilen von Natur und Landschaft mitgesamtstaatlich repräsentativer Bedeu-tung“, den sogenannten Naturschutz-großprojekten des Bundes, liegt ca. einDrittel in Naturparken. Betrachtet mannur die zur Zeit laufenden Projekte, dannsind 43% ganz oder teilweise Bestandteilvon Naturparken. Allerdings umfasst diebetroffene Naturparkfläche zusammen ge-nommen gerade einmal 100.000 ha undentspricht einem Projektflächenanteilvon 7,6% (STEER 1997, S. 32).
Naturparke sind durch Straßen undandere Verkehrstrassen nicht nur von ei-ner zusehends größer werdenden Frag-mentierung betroffen (AA Beitrag Schu-
macher/Walz); die verkehrliche Ent-wicklung bezieht auch den Luftraum mitein, und die Emissionen des Luftverkehrsbeeinträchtigen nicht nur die Tier- undPflanzenwelt, sondern auch die Erho-lungsvorsorgefunktion von Naturparken2. Gerade in Norddeutschland überla-gern militärische Tieffluggebiete Natur-parkflächen. Einige Naturparke, beson-ders in den dichter besiedelten Teilender alten Länder, werden auch von Kon-trollräumen von Flugplätzen tangiert.
Als Fazit kann man formulieren: Ja,Deutschland braucht Naturparke, aberweniger ist oft mehr! Um die Glaubwür-digkeit des Prädikats „Naturpark“ zu ge-währleisten, ist deshalb in Zukunft einestärkere Kontrolle von Kriterien undeine restriktive Ausweisungspolitik vonNaturparken wünschenswert.?