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BernerOberlandTour der KontrasteSpektakulärer Bärentrek Sicher
wandernHerdenschutzhundeAb ins WasserHistorische Bäder
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SCHWEIZ 8/2015
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EDITORIAL I PETER-LUKAS MEIER
D’Blüemlisalp ire Summernacht!Berner Liedtexte sind legendär.
Wir wollten Polo Hofers «Blüemlisalp ire Summernacht» selber
erleben. Auf Spurensuche folgten wir dem Bärentrek und wander ten
in sieben Tagen durch das Berner Oberland, von Meiringen bis nach
Gsteig. Die Weitwanderroute beinhaltet viele Höhenmeter und
gehörige Distan-zen, aber die Belohnung in Form von grandiosen
Aussichten und landschaftlichen Highlights, wie etwa die
spektakuläre nahe Eigernordwand oder die magischen Siebenbrünnen
(Simmenquelle bei Lenk) sind jeden Schweisstropfen wert.
Sie können sich, wie es das «Wandermagazin SCHWEIZ» für diese
Reportage getan hat, einem kompetenten Schweizer Wanderleiter
anschliessen. Er kennt nicht nur den richtigen Weg, sondern er
vermittelt Ihnen auch spannende Einblicke in Geschichte, Kultur,
Natur und Geologie der Region. Ihr Wanderleiter sagt Ihnen zudem,
wie Sie sich auf die Wanderwoche vorbereiten sollen oder was in den
Ruck-sack gehört, damit dieser nicht zu schwer wird. Dass der
Wanderleiter nebenbei auch die Unterkünfte organisiert, für Ihre
Sicherheit besorgt ist und weiss, was in Notfällen zu tun ist,
nehmen wir Städter gerne an.
Geübte Wanderer unternehmen die Tour problemlos alleine. Die
wichtigsten Etappen des Bärentreks sind in diesem Heft ausführlich
beschrieben. Sie können alle Etappen des Treks auch als
Tageswanderungen absolvieren. Die Ausgangs- und Zielorte sind mit
dem öffentlichen Verkehr erreichbar.
Und ja: «’s Bärner Oberland isch schön»!
Peter-L. Meier, Verleger und Wanderer
Gemeinsam unterwegs. Eine Wandergruppe auf
dem Hohtürli, dem höchsten Punkt des Bärentreks.
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SCHWEIZ 8/2015
Berner OberlandBärenstark
INHALT I AUGUST 2015
PETE
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KAS
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Titelbild: Kein Spaziergang. Auf dem Bärentrek hoch über dem
Oeschinensee.Bild: Peter-Lukas Meier
Ab ins Schwimmbad
Wenn es blökt und bellt
Die Schweiz ist nicht nur ein Land der Berge, Flüsse und Seen –
sondern auch ein Land
der Schwimmbäder. Bemerkenswert sind vor allem jene
Badeanstalten, die in den letzten
hundertfünfzig Jahren entstanden und bis heute erhalten
geblieben sind. Wir zeigen
Ihnen eine Auswahl der schönsten historischen Bäder.
Bild: Marzilibad Bern, im Hintergrund das Bundeshaus.
Plötzlich versperrt ein grosser weisser Hund knurrend den
Wanderweg. Er bewacht
eine Herde Schafe. Nicht vor Ihnen, sondern vor dem Wolf. Ein
Ausweichen scheint unmöglich,
guter Rat ist teuer. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie trotzdem
ungeschoren durchkommen.
Bild: Herdenschutzhund in den Südfranzösischen Alpen.
Der «Bärentrek» ist eine spektakuläre Mehrtagestour durch das
Berner Oberland.
Von Meiringen im Haslital bis nach Gsteig im Saanenland. Bei
dieser auch als «Hintere
Gasse» bekannten Weitwanderung wird man allerdings kaum auf
Meister Petz treffen.
Dafür quert man hohe Pässe, wandert durch liebliche Täler,
erlebt wechselnde Land-
schaften mit Gletschern, Wasserfällen und Bergseen – und
übernachtet in berühmten
Ferienorten.Bild: Im Aufstieg zum Iffigsee, Iffigtal.
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Wie haben Sie es mit dem Wandern?Ich würde mich nicht als
typische oder regelmässige Wanderin bezeichnen. Aber von Zeit zu
Zeit überkommt es mich doch. Dann sehe ich eine Wanderung auf einen
oder mehrere Gipfel als sportliche Heraus-forderung und bin jedes
Mal absolut begeistert von der vielfältigen und beein-druckenden
Natur.
Was muss unbedingt im Rucksack sein?Wasser, Sonnencreme und das
Handy für das Gipfelfoto.
Mit welchen Attributen verbinden Sie die Tätigkeit Wandern?
Freiheitsliebend, sportlich, naturbegeistert.
Können Sie uns eine Region oder gar eine Tour zum Wandern
empfehlen?
Ich kenne vor allem das Berner Oberland. Einmal war ich im
Engadin wandern, dies war auch sehr beeindruckend, obwohl mein
Organismus die Höhe deutlich spürte.
Das Wandern ist des Müllers Lust, weil…… wir der Natur nahe
kommen.
Mit wem würden Sie gerne mal durch die Landschaft marschieren
und warum?
Mit Angela Merkel; ich finde ihre Aufgabe und wie sie die
bewältigt, einfach faszinie-rend.
An welche Wanderung erinnern Sie sich lieber nicht mehr?
Vor langer Zeit waren wir mit unseren da-mals noch kleinen
Kindern unterwegs. Auf dem Gipfel des Rinderbergs bekam unsere
ältere Tochter einen Migräne-Anfall. Wir mussten sie über zwei
Stunden abwechselnd tragen.
DIE FRAGEN STELLTE URS HEINZ AERNI
Nicole Loeb, 1967 geboren, übernahm 2005 von ihrem Vater die
Geschäftsleitung des Detailhandels-unternehmen Loeb AG mit Sitz in
Bern. Die Firma blickt auf eine über 130-jährige Geschichte zurück,
die von ihrem Ururgrossvater gegründet wurde. Ihr beruflicher
Werdegang führte sie u. a. zur Ausbildung als Textilbetriebswirtin
an der Akademie für Mode, Management und Marketing nach Nagold
(Deutschland), und sie arbeitete für das Metropolitan Museum in New
York sowie bei Peek & Cloppenburg in Düsseldorf. Die zweifache
Mutter fühle sich der Familientradition verpflichtet, so gegenüber
der «Berner Zeitung». Das Unter-nehmen beschäftigt rund 500
Personen und machte 2013 einen Nettoerlös von 100,2 Mio
Franken.
Nicole Loeb
WANDERN MIT…KA
RTE:
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Outdoortipps. Die roten Punkte verweisen auf die
Seitenzahlen
Gsteig
Meiringen
Brienze
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Thunersee
Thun
Interlaken
Leukerbad
Grindelwald
Mürren
Spiez
Lenk
Adelboden
Zweisimmen
Gstaad
Iffi genalp
Griesalp
Finsteraarhorn
Mittaghorn
Schreckhorn
EigerMönch
Jungfrau
EngstligenalpWildstrubel
Kandersteg
Frutigen
Blüemlisalp
Wetterhorn
RUBRIKEN
33 Grindelwald: Auf dem Eigertrail
35 Mürren: Über die Sefinen-furgge ins Kiental !
37 Griesalp: Hohes Hohtürli
39 Kandersteg: Über den Chind-bettipass zur Engstligenalp !
41 Adelboden: Im Quellgebiet der Simme
43 Lenk: Von der Iffigenalp nach Gsteig !
45 Naturtipp: Der Arvenwald von Selvasecca TI
47 WanderFritz: Auf das Gibel- horn SZ !
WANDERN – LEICHT GEMACHT
15 Drei Kurzwanderungen im August
REPORTAGE16 Atupri Aktiv Tage
REPORTAGE54 Auf dem Bündner Walserweg
zur Alp Tomül
SERVICE58 Für Sie entdeckt:
Wandernews, Events und Ausstellungen
62 Die Lesertour: Von Engelberg zum Hasliberg
62 Ihre Meinung63 Das Geo-Rätsel
64 Vorschau / Impressum
OUTDOORTIPPS ZUM SAMMELN
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3537
45 5664
47
43
3941
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Die Bärentrek-Route
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THEMA I BERNER OBERLAND
Hohtürli. Steiler Aufstieg aus dem Kiental. Die legendäre
Wanderung unterhalb der Blüemlisalp führt von der Griesalp nach
Kandersteg.
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BÄRENSTARKBären gibt es im Kanton Bern längst keine mehr. Doch
die spektakuläre Weitwanderung durch das Berner Oberland,
touristisch unter den Namen «Hintere Gasse» und «Bärentrek»
bekannt, ist wahrhaftig bärenstark.PETER SALZMANN TEXT PETER-LUKAS
MEIER BILDER
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Die hohen Berner. Eindrückliche Gipfelparade oberhalb des
Iffigsees. Panoramablick in die Hintere Gasse bis zum Eiger.
THEMA I BERNER OBERLAND
Verstecktes Kleinod. Das Arvenseeli liegt abseits des
Gemmi-Hauptpfades zwischen Sunnbüel und Schwarenbach. Im
Hintergrund der Üschinengrat.
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Himmelsleitern. Nicht enden wollende steile Treppenstufen führen
aufs Hohtürli und zur Blüemlisalphütte.
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THEMA I BERNER OBERLAND
Unterer Grindelwaldgletscher. Aufstieg aus der Gletscherschlucht
von Grindelwald zur Rinderalp und weiter zum Eigertrail.
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THEMA I BERNER OBERLAND
10 SCHWEIZ 8/2015
PETER SALZMANN TEXT PETER-LUKAS MEIER BILDER
Eine Woche unterwegs in einer der schönsten Land-schaften der
Schweiz. Zwischen Meiringen und Gsteig überquert man steile Pässe,
erlebt eisige Nordwände, üppige Alpwiesen und wunderschöne
Bergseen. Der «Bärentrek» ist eine Tour der Kontraste.
Vom Haslital ins Saanenland.
G anz schön schweisstreibend diese «Hintere Gasse». Eine Folge
nicht enden wollender Stufen führt auf das Hohtürli. Der
Treppenlauf im New Yorker Empire State Building (1576 Stufen) und –
schlimmer noch! – der Niesenlauf (11 674 Stufen) kommen mir in den
Sinn. Dabei hatten wir doch bereits am Vortag im Abstieg von der
Sefinenfurgge auf die Griesalp eine gehörige Portion Treppenstufen
zu bewälti-gen. Der «Bärentrek», wie die «Hintere Gasse» im
Volksmund auch genannt wird, ist wahr-lich nichts für Warmduscher.
Täglich geht es rund 1000 Höhenmeter rauf und runter, über steile
Pässe, von einem Tal ins andere.
Lokale GrössenDer hochalpine Gebirgsriegel zwischen Grimsel- und
Lötschenpass, der vom kristal-linen Fels- und Eisblock des
Aaremassivs ge-prägt ist, ist für Mensch und Vieh kaum zu
überwinden: Wetterhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau, Blüemlisalp,
Balmhorn, Wildstru-bel und Wildhorn bilden eine riesige Wand von
oft über 4000 Meter Höhe. Kein Wunder hat man im Laufe der
Jahrhunderte einen gängigeren Weg entlang dieser Nordwände gesucht,
gefunden und auch begangen: die «Hintere Gasse». Sie trennt die
wuchtigen Berner Schneeberge von den sanften Hügeln der
Voralpen.
Die Abgeschlossenheit der einzelnen Tal-schaften hat
verschiedene Kulturkreise ge-prägt. Sehr unterschiedlich sind die
Dialekte, die Kuh- und Ziegenrassen und auch die Haustypen. So
bestaunen wir auf dem «Bä-rentrek» einfache Alphütten, aber auch
reich geschnitzte Bauernhäuser, wie etwa diejeni-gen im Simmental.
Der Sage nach soll der Riese Gargantua einen Sack voller
Spielzeug-häuser aufgerissen haben und der Wind die daraus
fallenden Hütten, Speicher und Scheunen über die Landschaft
verteilt haben.
Grüne Wiesen, graue WändeDie Alpweiden zeigen sich mit einer
üppigen, prächtigen Flora. Auf unserer Wanderung sehen wir
verschiedene Knabenkräuter-Or-chideen, Enziane, Steinbreche sowie
Stern-dolden, Türkenbund, Rittersporn und Frau-enschuh. Dieser
Blumenreichtum ist nicht zuletzt durch die reichen Niederschläge
be-gründet. Am Mönchsgrat steht die Messsta-tion, die den höchsten
durchschnittlichen Jahresniederschlag gemessen hat: 3142 Liter pro
Quadratmeter. Die Niederschläge aus Westen und Norden entladen sich
hier auf dem Weg in den Süden. Kein Wunder geht das Wallis dahinter
leer aus. So ist das Wetter im Berner Oberland oft unbeständig; die
langen Tagesetappen sollte man schon allein deshalb frühmorgens
beginnen, um so allfäl-
Historisch gesehen hatten die Passübergänge der «Hinteren Gasse»
jedoch nie eine grosse Bedeutung. Wichtiger waren die Pässe, die
vom Kanton Bern ins Wallis führen: Grimsel, Lötschen, Gemmi, Rawil
und Sanetsch. Bis zum Einzug des Tourismus waren die Wege entlang
der «Hinteren Gasse» nur von lokaler Bedeutung – für den Viehhandel
und den Warenaustausch zwischen den Tälern.
Käse für den Berner StadtstaatDas Oberland war, mit Ausnahme des
Aare-tals bis Innertkirchen, bis vor 1500 Jahren kaum besiedelt.
Die ersten romanischen Siedler wurden durch die Alemannen
ver-drängt. Wälder und gerodete Weiden wurden im 9. Jahrhundert zu
Allmenden, d. h. zu Gemeinbesitz, und Ackerbau wurde mit et-was
Tierhaltung ergänzt. Mit der Gründung der Stadt Bern Ende des 12.
Jahrhunderts begann für die genossenschaftlich organisier-ten
Oberländer Bauern die Umstellung von der Selbstversorgung auf eine
marktorien-tierte Viehzucht und Käseproduktion für den Berner
Stadtstaat und viele weitere Ab-nehmer. Getreide bezog man vom
Berner Aargau und aus dem Waadtland, das unter Berner Knechtschaft
war. Auch das Oberland geriet unter die Herrschaft von Bern. Die
Amtsbezirke, die bis 2010 existierten, zeugen von diesen
Strukturen. !
Bärentrek. Das ist ein neuerer Begriff, dessen Herkunft man auf
Anfrage hin auch bei den Berner Wanderwegen nicht erklären konnte.
Naheliegend ist es aber, dass diese Weitwanderung ihren Namen von
Meister Petz (immerhin trägt der Kanton Bern den Bären im Wappen)
und dem englischen Wort für Weitwan-derung, «Trek/Trekking»,
erhielt.Zu Ehren der letzten wilden Bären, auf deren Spuren wir uns
auf der «Hinteren Gasse» bewegen, seien hier einige Reminiszenzen
aus den Blättern für berni-sche Geschichte aus dem Jahre 1905
notiert. Staatsarchivar Prof. H. Türler schrieb in Die letzten
Bärenjagden im Kanton Bern :
Im September 1792 hielt ein grosser Bär die Alpen von
Lauterbrunnen und Grindelwald in Atem und hatte unter dem Kleinvieh
erheblichen Schaden ange-richtet. Drei Grindelwaldner verletzten
ihn mit drei Schuss. Dessen ungeachtet lief der Bär noch eine
Stunde lang durch Gräben und Wälder den Berg hinauf, bis er zu
einem jungen Burschen namens Hans Kaufmann kam. Kaufmann richtete
die Flinte gegen das Tier; der Schuss versagte jedoch wegen des
nas-sen Schneewetters, so dass der Bursche in nicht geringe Gefahr
kam. Er wand-te die Flinte um und schlug mit dem Kolben gegen den
Bären, der sich aufrecht stellte und seinen Gegner mit den Tatzen
angriff. Es gelang Kaufmann, den Meister Petz mit seinen Streichen
zu erlegen; dabei ging seine Flinte in Brüche.
Im Herbst des Jahres 1798 verbreitete ein Bär im Oberen Haslital
Schrecken. Bei der angestellten Jagd erlegte Peter Sulzer im Boden
bei Guttannen den grossen, 310 Pfund schweren Meister Petz. Das
Schussgeld betrug sechs Kro-nen, und ferner erlaubte der Rat von
Bern den Beteiligten, «die Haut des Bären in den Ämtern Interlaken,
Unterseen und Oberhasle zur Schaustellung herum-
führen und nehmen zu dürfen, was gutthätige Leute ihnen für die
der Land-schaft durch Erlegung dieses gefährlichen Thiers
verschaffte Ruhe und Sicher-heit darreichen werden». Die Kollekte
betrug denn auch 40 Kronen.
Am 17. Mai 1819 meldete der Oberamtmann des Niedersimmentals mit
Genug-tuung der kantonalen Jagdkommission, dass am Abend vorher ein
grosser männlicher Bär in der Bäuert Riederen, Kirchhöfe Diemtigen,
durch mehrere Schüsse erlegt worden sei, nachdem dieser durch das
Zerreissen von Schafen viel Schaden angerichtet hatte. Das
Anerbieten, den Bär nach Bern zu senden, wurde abgelehnt, weil in
der Sammlung der Stadtbibliothek schon mehrere ausgestopfte grosse
Bären existierten. Der Dichter Johann Rudolf Wyss nahm den Stoff
ein Jahr später für seine humoristische Novelle Alpenrosen auf.
Darin überliess der glückliche Schütze den Ruhm, den tödlichen
Schuss getan zu haben, dem Schneider Täublein, der dafür zugunsten
des erstern auf die Hand der wackern Meli (Salome) verzichtete.
Im Frühjahr 1823 trieb sich auf den Alpen bei Saanen und bei
Château d’Œx ein Bär herum, der sich schon ein Jahr vorher
bemerkbar gemacht hatte. Schon mehrmals war vergeblich auf ihn Jagd
gemacht worden, bis es am 16. April 1823 einer Jagdgesellschaft von
etwa 30 Jägern aus dem Kanton Waadt und von Saanen gelang, das
zottige Tier, ein graues, männliches Exemplar, mit sieben
Kugelschüssen auf dem Berge des Hauptmanns Effinger im Gebiet von
Gérigne bei Château d’Œx zu erlegen. Die bernische Jagdkommission
bewillig-te ein Schussgeld von 40 Franken. Das war der letzte wilde
Bär, von dem man weiss, dass er bernischen Boden betreten hat.
Auf den Spuren der letzten wilden Bären im Berner Oberland
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Berühmte Kulisse. Begegnung vor der Blüemlisalpgruppe beim
Abstieg vom Hohtürli zum Oeschinensee.
Urwaldtrekking. Fast wie im Regenwald; Aufstieg von der
Rosenlaui zur Grossen Scheidegg.
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THEMA I BERNER OBERLAND
12 SCHWEIZ 8/2015
ligen Gewittern am Spätnachmittag zu ent-gehen. Wasser kommt im
Berner Oberland aber nicht nur vom Himmel. Auf dem Bärentrek
erleben wir diesbezüglich grandiose Natur-wunder: den
Reichenbachfall und die Rosen-lauischlucht bei Meiringen, die
Trümmel-bachfälle und den Staubbachfall im Lau- terbrunnental, die
Sieben Brunnen und den Iffigfall im Simmental. Dazu berühmte
Bergseen: Der Oeschinensee bei Kandersteg, der Iffigsee im
Naturschutzgebiet Gelten- Iffigen und der Lauensee bei Gsteig. Man
sollte einfach mehr Zeit zum Fotografieren haben.Apropos
Fotografieren: Die romantischen Maler des 18. und 19. Jahrhunderts
waren die ersten, die den Bergen eine faszinierende Note gaben. Sie
kannten noch keine Fotoka-mera, bauten aber die Bergbilder schon so
auf, wie wir sie heute in den Tourismuspro-
spekten und Magazinen wiederfinden: Schneebedeckte Gipfel, graue
Felswände, davor ein Wasserfall, ein Bach, eine Wiese mit Kühen,
Geissen und Hirten; darüber ein blauer Himmel mit
Schönwetterwolken. Caspar Wolf, Joseph Anton Koch und Willi-am
Turner malten das Wetterhorn und den Grindelwaldgletscher und haben
damit die furchterregenden Berge vor allem in England
gesellschaftsfähig gemacht. Sie haben ihnen eine Sehnsucht
eingehaucht, die bis heute anhält.
Weltbekannte EtappenorteAuch wenn sie, wie eingangs erwähnt,
histo-risch und verkehrsmässig gesehen, in der zweiten Liga
spielen, sind die Pässe auf der «Hinteren Gasse» für Wanderer eine
echte Herausforderung. Dem Hohtürli unter der Bluemlisalphütte
zollt jeder Kenner Respekt, aber auch die Sefinenfurgge, der
Chindbetti-
pass und der Ammertenpass verlangen eine gute Kondition und eine
entsprechende Wan-derausrüstung. Beim Wandern kommt man an
bekannten und weniger bekannten Orten vorbei, ent-deckt
Geheimtipps, übernachtet mal in Berghäusern und Berghütten und dann
wie-der im Hotel. Weltbekannte Etappenorte wie Grindelwald, Wengen,
Mürren oder Adelbo-den machen den «Bärentrek» zu einer
kom-fortablen Sache. So ist auch garantiert, dass man mindestens
jeden zweiten Abend eine warme Dusche geniessen kann. Und warum
nicht auch an dem einem oder anderen Abend einen feinen Fünfgänger,
begleitet von einem guten Rotwein, in einem Belle-Epoque-Hotel
geniessen? Äusserst gast-freundlich und charmant sind sie auf jeden
Fall, die Berner Oberländer. "
Wanderungen zum Bärentrek finden Sie ab Seite 33
LK 1: 50 000, 254T Inter laken, 264T Jungfrau, 263T Wildstrubel.
GE-FÜHRTE TOUREN Den gut doku-mentierten «Bärentrek» können
Wan-derer mit einer guten Kondition prob-lemlos selber organisieren
und wan-dern. Es ist aber auch möglich, Orga- nisation und
Gepäcktransport einem professionellen Veranstalter zu über-lassen.
Beispiel für Veranstalter, die den «Bärentrek» geführt und/oder mit
Gepäcktransport anbieten, sind www.alpevents.ch (die Organisation
unseres Autors Peter Salzmann), www.euro trek.ch, www.alpavia.ch,
www.wandern.de, www.wikinger-reisen.de.
START Meiringen. ZIEL Gsteig (1200 m). CHARAK-TERISTIK
Anstrengende, mehrtägige Bergwande-rung. Trittsicherheit und gute
Kondition erforderlich. Die Etappen können durch Einbezug von
Bergbahnen auch verkürzt werden. Viele Varianten möglich. AN-REISE
Mit der Bahn nach Meiringen. RÜCKREISE Von Gsteig mit dem Postauto
nach Gstaad, dort Bahn-anschluss. ZEIT Etwa 8 Tage. ROUTE Meiringen
– Grosse Scheid egg – Grindelwald – Station Eiger-gletscher –
Kleine Scheidegg – Lauterbrunnen – Mür-ren – Sefinenfurgge –
Griesalp – Hohtürli – Blüemlis-
alphütte – Kandersteg – Sunnbüel – Engstligenalp – Ammertenpass
– Sieben Brunnen – Langermatte – Iffigenalp – Tungelpass –
Lauenensee – Gsteig. SCHWIERIGKEIT T3. DISTANZ 130 km.
HÖHEN-DIFFERENZ Aufstieg 9800 Hm, Abstieg 9250 Hm. AUSRÜSTUNG
Stabile Bergschuhe, Regenschutz, Wäsche für etwa 8 Tage.
EINKEHREN/ÜBERNACH-TEN Hotels und Pen sio nen in den Talorten,
Berg-häuser und Hütten auf der Route. Die Tour sollte sorg-fältig
geplant werden und Übernachtungen am besten im Voraus reserviert
werden. WANDERKARTEN
Die «Hintere Gasse» – oder: Der BärentrekEine mehrtägige
Bergwanderung durch das Berner Oberland. Von Meiringen im Haslital
bis nach Gsteig im Saanenland. Mit hohen Passübergängen, steilen
Auf- und Abstiegen und vielen Höhenmetern.
NATUR
KULTUR
FAMILIE
KONDITION
JAHRESZEIT
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