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Muziek Biennale mit Jazz-Legende Abdullah Ibrahim in der
Paterskirche:
Ein FEstival-sommEr vollEr musik!
Der TV-Kabarettist verrät, warum er so gerne in Kempen
gastiert
richard roglEr wiEdEr in st. hubErt
Nach Start der Gesamtschule - Schuldezernent Michael Klee
verspricht:
diE schulEn in kEmpEn sind spitzE!
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Die Sommerferien sind vorbei, und nicht nur die Schüler bringen
wieder Leben ins Stadtbild. Vor allem kulturell setzt der September
in Kempen Glanzlichter. Da ist einmal die Muziek Biennale
Niederrhein, deren Auftaktveranstaltung die Jazz-Legende Abdullah
Ibrahim ins Kulturforum Franziskanerkloster führt. Das Festival,
das bis in den Oktober mit einer Vielzahl von Veranstaltungen in
Kempen, am gesamten Niederrhein und auch bei unseren
niederländischen Nachbarn das Thema „Strömen“ bearbeitet, bietet
neben international bekannten Virtuosen vor allem auch dem
musikalischen Nachwuchs in unserer Region ein Podium. KempenKompakt
stellt in dieser Ausgabe nicht nur den Jazz-Pianisten Abdullah
Ibrahim, sondern auch eine Reihe weiterer wichtiger Termine der
Biennale vor.
Schlagfertigkeit, Wortwitz und teils bitter-böse Satire zeichnen
den bekannten TV-Kabarettisten Richard Rogler aus. Am 15. September
und 16. September gastiert er mit seinem Programm “Das müssten Sie
mal sagen, Herr Rogler!“ im St. Huberter Forum. Unser Autor Uli
Geub hat Rogler zuvor zum Interview getroffen und festgestellt,
dass der Wahl-Kölner nach nun schon vier erfolgreichen Gastspielen
in Kempen sogar den Hausmeister Harald Neuhaus mit Namen kennt! Und
allerlei liebenswürdiges über unsere Stadt zu sagen weiß.
Apropos Schulanfang: Die Kempener Schulen sind ein weiteres
großes Thema in diesem Heft. Die Gründung der neuen Gesamtschule
und das damit verbundene absehbare Auslaufen von Haupt- und
Realschule sind für Kempens Schullandschaft eine Zäsur.
KempenKompakt sprach darüber mit Michael Klee, dem
Schuldezernenten, der nach dem vielversprechenden Start der neuen
Gesamtschule und mit den beiden so erfolgreichen Gymnasien Thomaeum
und LvD die Stabilität, das hohe Niveau und die weit in die
Umgebung ausstrahlende Attraktivität der Kempener Schulen für die
Zukunft garantiert sieht.
Daneben erinnert unser Autor Hans Kaiser in der Reihe „Kempen
historisch“ an die Machenschaften und Intrigen, die Kempen vor 40
Jahren um den Kreissitz brachten. Tatsache, so lange ist das schon
her. Und wir wagen einen Ausblick auf die Chancen der Krefelder
Pinguine in der kommenden Eishockey-Saison. Wie immer runden
„Kultur in Kempen“ und der „KempenKalender“ diese aktuelle Ausgabe
unseres Magazins ab. Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen
Ihr
Liebe Leserinnen und Leser!
Karl J. Wefers, Herausgeber
Editorial
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kultur am niederrhein
kultur in kempen
kempen aktuell
kultur am niederrhein
"mit ihm ist der Jazz endlich
zu seinen afrikanischen
wurzeln zurückgekehrt"
06
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Ein Festivalsommer voller
musik in kempen
12
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richard rogler: mich kriegen
sie so schnell nicht los!
"kempen kann stolz sein auf
die stabilität und das niveau
seiner schulen"
schlossbühne neersen:
Erfolg und neuer intendant
kempen historisch18vor 40 Jahren:
kempen verliert den kreissitz
Impressum kempenkompakt
Adresse: Heinrich-Horten-Straße 1, 47906 Kempen
Telefon: 02152 – 96 90 300
Fax: 02152 – 96 90 280
e-mail: [email protected]
Web: www.kempenkompakt.de
Herausgeber: Karl J. Wefers v.i.S.d.P.
Titelfoto: Biennale Abdullah Ibrahim
Grafik und Layout: 47Design Werbeagentur
Redaktion: Nina Höhne, Uli Geub
Hans Kaiser, Sergej Paromkin, Charly Niessen,
Konstantin Wefers
Vertrieb: KempenKompakt
Druck: Stünings Medien GmbH,
Dießemer Bruch 167, 47805 Krefeld
Telefon: 0 21 51/51 00-0,
Website: www.stuenings.de
Anzeigen: Karl J. Wefers
Auflage: 7.500
© by KempenKompaktFür unverlangt eingesandte manuskripte, Fotos
und Illustra-tionen übernimmt KempenKompakt keine Haftung.
Nachducke (auch auszugsweise) und Verfielfältigungen jeglicher Art
nur mit schriftlicher erlaubnis des Herausgebers/der redaktion. Für
die Inhalte der Anzeigen sind allein die Auftraggeber
ve-rantwortlich.St.ID-Nr. De120047543
inhalt
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sport am niederrhein22Junge pinguine geben
120 prozentbrauchtum am niederrhein
sport am niederrhein
"schafe sind sehr
genügsame tiere"
sparkassen-stadtlauf im
wachtendonker ortskern
kempen kulinarisch
"haus Ercklentz" überzeugt
seine gäste mit einem
traumstart
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26
"sparkassen-stadtlauf im
wachtendonker ortskern"
gipfelrausch und alpenrosen
termine im september
kultur in kempen
sport am niederrhein
kempen unterwegs
kalender
kultur-tipps im
september
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kempen kulinarisch
crossover küche
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inhalt
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Es war eines der schlimmsten Schwarzen-Ghettos von Kapstadt, der
„District Six“, in dem Abdullah Ibrahim am 9. Oktober 1934 als
Adolph Johannes Brand geboren wurde. Als der junge Schwarze vier
Jahre alt war, wurde sein Vater erschossen. Flucht- und Ruhepunkt
im Ghetto war für das Kind die „American Methodist Episcopal
Church“. Die Kirchen im Ghetto waren damals nicht nur Orte des
Gottesdienstes. Man traf sich dort, um zusammen zu essen, um
Probleme zu klären und um Musik zu machen. Seine Großmutter wie
auch seine Mutter spielten hier Klavier, mit sieben Jahren saß auch
Ibrahim schon an diesem Instrument.
Die Begegnung mit Duke Ellingtonim Cafè Africana in ZürichAls
Halbwüchsigem wurde ihm die Gemeinde zu eng, er bildete seine
eigenen Bands. „Ich hätte mich damals selbst nie einen Jazzmusiker
genannt“, erinnerte sich Ibrahim kürzlich in einem Interview mit
der „Zeit“. “Ich war nur ein Ghetto-Kid, das jeden Dollar dafür
ausgab, den amerikanischen Soldaten im Hafen von Kapstadt ihre
alten Jazzplatten abzukaufen.“ Das habe ihn schon beeinflusst. Und:
„Als die Leute es dann Township-Jazz nannten, dachte ich, okay,
dann ist es eben Township-Jazz.“
der südafrikanische musiker abdullah ibrahim ist eine lebende
legende des Jazz.
aus dem ghetto bei kapstadt führte ihn sein weg nicht nur in die
konzertsäle in
aller welt, sein name ist auch fest verbunden mit dem
Freiheitskampf seines volkes.
kurz vor dem 80. geburtstag kommt der ausnahme-pianist nach
kempen.
kultur am niederrhein
6
„mit ihm ist dEr Jazz Endlich zu sEinEn aFrikanischEn wurzEln
zurückgEkEhrt“
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kultur am niederrhein
7
Nach einem Konzert in England im Jahr 1962 entschloss sich
Ibrahim, gemeinsam mit der Sängerin Sathima Bea Benjamin, die
einige Jahre später seine Frau wurde, Südafrika zu verlassen. Sie
lebten die folgenden Jahre in Zürich, wo er mit dem „Dollar Brand
Trio“ in Clubs und Cafés auftrat. Bei einem Konzert im „Café
Africana“ entdeckte ihn Duke Ellington. Durch Ellingtons
Vermittlung konnte das Trio die erste Platte („Duke Ellington
Presents the Dollar Brand Trio“) einspielen und anschließend auf
wichtigen Festivals auftreten. Wenig später ging Ibrahim in die
USA, wo er unter anderem mit John Coltrane und Ornette Coleman
zusammenarbeitete. Seinem Freund und Förderer Duke Ellington blieb
er auch in diesen Jahren verbunden: Bei Konzerten des „Duke
Ellington Orchestra“ sprang er häufig als dessen Ersatzmann ein.
Von Duke Ellington stammt auch der Satz, mit Abdullah Ibrahim sei
„der Jazz endlich zu seinen afrikanischen Wurzeln zurückgekehrt“.
Tatsächlich zeigt sein Werk deutliche Einflüsse der Gospels und
religiösen Hymnen aus den südafrikanischen Townships.
Das Lied „Mannenberg“ wird zur Hymne der Anti-Apartheid-Bewegung
Die internationale Anerkennung aber machte ihn bei den damaligen
Macht-habern in Südafrika eher verdächtig. Das umso mehr nach dem
sensationellen Erfolg seiner Komposition „Mannenberg – Is where
It’s Happening““, benannt nach einem der berüchtigtsten Townships
von Kapstadt. Dorthin hatte das
Apartheid-Regime Ibrahims Familie umgesiedelt, als 1974 das
Ghetto „District Six“ abgerissen und zu einer „weißen Gegend“
erklärt wurde. „Sogar die Toten wurden umgebettet, damit sie nicht
in weißem Boden lagen“, erinnert sich Ibrahim, der damals nach
Südafrika zurückgekehrt war. In Manenberg entstand auch diese
Komposition. „Natürlich wollte keine Plattenfirma ein Stück mit
diesem Titel verlegen, also haben wir im Untergrund ein paar
Platten gepresst.“ Als dann wenig später in Soweto der Aufstand
losbrach, spielte ein kleiner Plattenladen in Johannesburg, gelegen
an einem Busbahnhof, von dem die Busse nach Soweto abgingen, über
Lautsprecher ein ums andere Mal dieses Lied. „Die Leute haben
sofort begriffen, Mannenberg, das sind wir, hier geht es um uns.
Innerhalb weniger Wochen kannte jedes Kind in Südafrika dieses
Lied“, so Ibrahim in dem schon erwähnten „Zeit“-Interview. Damit
wurde diese eher melancholische, gar nicht besonders kämpferische
Melodie mit dem beeindruckenden Saxophon-Solo von Basil „Manenberg“
Coetcee zu einer Art inoffizieller Hymne der
Anti-Apartheid-Bewegung. Die Untergundplatte wurde in
Größenordnungen verkauft wie sonst nur kommerzielle Hits.
„Mannenberg war einfach das richtige Stück zur richtigen Zeit“, so
Ibrahim, der danach auch „politischere“ Kompositionen für Nelson
Mandelas ANC schuf. „Ich hatte eine Absprache mit dem ANC: Ich
zeige der Welt ein anderes Bild von Südafrika und seiner Kultur.“
Beigetreten aber ist er dem ANC nie. Denn: „Ich verabscheue
Organisationen.“ Eine Haltung, die auch 1968 eine Rolle spielte,
als er zum Islam übertrat und den Namen Abdullah Ibrahim annahm:
„Ich bin auch deshalb zum Islam übergetreten, weil ich dort keine
Kirche brauche, um mit meinem Schöpfer in Kontakt zu treten.“
„Ein Zauberer der Improvisation“ imKulturforum
Franziskanerkloster Heute erinnert am Ort des damaligen Tonstudios
eine Stahl-Skulptur der ersten sieben Noten von „Mannenberg“ an
diesen Teil des südafrikanischen Befreiungskampfes. Abdullah
Ibrahim, der 1990 nach längerem Exil in den USA nach Südafrika
zurückgekehrt war, spielte bei der Amtseinführungsfeier von Nelson
Mandela im Jahre 1994. Er organisiert regelmäßig Jazz-Konzerte in
Südafrika und gründete und finanziert in Kapstadt die Akademie „M7“
zur musikalischen Ausbildung junger Südafrikaner. Heute pendelt der
Musiker zwischen seinem Wohnsitz am Chiemsee und seiner Farm in der
Kalahari. „800 Hektar im Nirgendwo. Es ist der schönste und
stillste Ort, den ich kenne. Buschleute leben dort seit mindestens
850000 Jahren. Manchmal frage ich mich, was sind da schon 400 Jahre
Kolonialzeit?“ Wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag kommt
Abdullah Ibrahim nun nach Kempen und wird am Samstag, 30. August,
zur Eröffnung der Muziek Biennale 2014 im Kulturforum
Franziskanerkloster eines seiner gefeierten Solo-Konzerte geben.
Ohne Zäsuren zwischen den einzelnen Stück, breit dahin fließend wie
ein „African River“, so auch der Titel eines seiner Alben. Seine
Musik strahlt Weite und Ruhe aus. „Ein Zauberer der Improvisation“,
hinter jedem Ton stehe „eine ganze Landschaft“, schrieb unlängst
ein Kritiker.
Text: Sergej Paromkin / Fotos: Kulturraum Niederrhein
Im Strom der Zeit, Großer Festivalauftakt mit Abdullah Ibrahim,
Piano, Kulturforum Franziskanerkloster, Samstag, 30. August, 19
Uhr
"Die Leute haben sofort begriffen, Mannenberg, das sind wir,
hier geht es um uns. Innerhalb weniger Wochen kannte jedes Kind in
Südafrika dieses Lied."
Ein Zauberer der Improvisation: Abdullah Ibrahim
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kultur am niederrhein
unter dem motto „strömen“ bietet die „muziek biennale
niederrhein“ vom 30. august
bis zum 5. oktober in 50 konzerten an insgesamt 29 spielstätten
zwischen rhein und
maas ein breites spektrum von experimentellem Jazz,
improvisationen, klassik und neu
entdeckter alter musikliteratur. den auftakt macht die
Jazz-legende abdullah ibrahim
in der kempener paterskirche.
Ein FEstivalsommEr vollEr musik in kEmpEn
„Der Tanz des Derwisch“ mit Kadir Sonuk ist im Rahmen des
Wandelkonzerts „Im Fluss der Zeit – Im Wandel der Zeit“ am Sonntag,
28. September, im Franziskanerkloster zu sehen.
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kultur am niederrhein
Die Muziek Biennale Niederrein, ein länderübergreifendes
Projekt, das der „Kulturraum Niederrhein“ zusammen mit seinen
niederländischen Partnern in Limburg und Süd-Gelderland nun schon
zum vierten Male verantwortet, führt Konzertveranstalter, Musiker,
Komponisten und Musikausbilder diesseits und jenseits der
deutsch-niederländischen Grenze zu gemeinsamen Initiativen
zusammen. Der Fokus liegt dabei vor allem auch auf dem
musikalischen Nachwuchs unserer Region und der Kooperation mit den
Musikschulen. Jungen Künstlern soll ein Podium geboten werden. Das
etwas sperrige Motto „Strömen“ ist dabei durchaus doppelbödig zu
verstehen: Es nimmt Bezug auf die beiden Ströme Rhein und Maas, die
die politische und wirtschaftliche Entwicklung dieses Grenzlandes
bestimmten, verweist aber auch auf die Experimentierfreude des
Festivals, das nicht nur auf die klassischen Konzertsäle setzt,
sondern die Musik auch an eher ungewöhnliche Orte bringt und damit
sozusagen „gegen den Strom“ schwimmt. KempenKompakt stellt einige
der Highlights aus der Fülle der musikalischen Events vor.
Glanzvoller Auftakt mit Abdullah Ibrahim in der Kempener
PaterskircheDer glanzvolle Auftakt des Festivals ist einer lebenden
Legende vorbehalten: Abdullah Ibrahim, der südafrikanische Pianist
und Komponist, eröffnet am Samstag, 30. August, um 19 Uhr in der
Kempener Paterskirche mit einem seiner gefeierten Solo-Konzerte den
Festivalreigen. Abdullah Ibrahim spielte mit Jazz-Titanen wie Duke
Ellington, John Coltrane oder Don Cherry zusammen, er saß am
Klavier, als Nelson Mandela in sein Amt als Präsident eingeführt
wurde und füllte die großen Konzertsäle der Welt. Sein Auftritt in
Kempen darf als Sensation gelten. Und auch bei der
Auftaktveranstaltung wird der Nachwuchs nicht vergessen: Das
Konzert beginnt mit einem Festival-Preview ausgesuchter Kostproben
junger Spitzenmusiker.Am folgenden Sonntag, 31. August, gastieren
die vier Flötistinnen von „Flautando Köln“ um 15 Uhr im Tönisberger
Erprathshof. Das Scheunenkonzert bietet eine musikalische Zeitreise
durch fünf Jahrhunderte. Auch hier wird das Motiv „Strömen“ im
doppelten Sinne aufgenommen, einmal im „Strom der Zeit“, zum
anderen liegt Tönisberg doch im eiszeitlichen Urstromtal. Als Extra
verbindet sich mit diesem Konzert eine Kulturhistorische
Fahrradexkursion von Kempen zum Erprathshof. Treffpunkt für
Interessenten ist um 13 Uhr am Hotel Papillon auf der Kempener
Thomasstraße 9.
Dreigroschenoper auf der Schiffswerftund Musik und Tanz im aqua
sol„An ´nem schönen blauen Sonntag liegt ein toter Mann am Strand,
und ein Mensch geht um die Ecke, den man Mackie Messer nennt.“
Diese Verse kennt fast jeder, zu hören sein werden sie aber an
einem ganz ungewöhnlichen Ort: Regisseur Cees Rullens und Komponist
Nard Reijnders bringen die „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht
und Kurt Weill auf der Schiffswerft Smits am Maasufer in Velden,
unweit des Fähranlegers, auf die „Bühne“. Die Aufführung findet am
Sonntag, 31. August, um 16 Uhr statt. Ein weiteres Glanzlicht setzt
der Ausnahmepianist Kai Schumacher, der ebenfalls am Sonntag, 31.
August, um 18 Uhr in der Tonhalle der Kreismusikschule in Geldern
auftritt. „Mit und ohne Strom – Klavier-Transcriptions“, so der
Titel. Schumacher „übersetzt“ Rock- und Metal-Songs, so
beispielsweise von „Nirvana“, für den klassischen Klavierflügel.
Die elektronischen Rock-Elemente werden in die vollkommen stromlose
Sprache des Klaviers übertragen. Ein ebenso mutiges wie
faszinierendes Experiment auch die Veranstaltung mit der Gruppe
„Carambolage“ am Freitag, 5. September, in der Sauna- und
Wasserwelt des Kempener aqua sol. Die Musiker, Schauspieler und
Tänzer von „Carambolage“ machen aus der Entspannungs-Oase ein
akustisches Schauspiel um die Erschaffungsmythen unserer Welt, eine
lebendige Installation, die Musik, Tanz und Text in einander
fließen lässt. Die Zuschauer können dabei in Gruppen die Räume
durchwandern. Mit einem speziell für die Muziek-Biennale
konzipierten Konzertprogramm kommt das Rembrandt Frerichs Trio am
Freitag, 12. September, nach Kempen. Der niederländische Pianist
und Komponist Frerichs erkundet die Möglichkeiten der Verbindung
zeitgenössischer und orientalischer Musik auf alten Instrumenten.
Als besonderer Gast an diesem Abend in der Paters-kirche dabei: der
norwegische Akkordeonvirtuose Frode Haltli, der zu den
aufregendsten Grenzgängern seines Instruments zählt.
Musikschulen und junge Talente zeigenihr Können auf Schloss
WissenEin roter Teppich für die jungen Spitzentalente und Ensembles
der vielen Musikschulen an Rhein und Maas wird am Wochenende, dem
20. und 21. September, im Wasserschloss Wissen bei Weeze
ausgerollt. Wenn diese Nachwuchskünstler unter dem Titel „Best of“
in allen bespielbaren Räumen und auf dem Innenhof des
traditionsreichen Wasserschlosses Wissen mit ihren
Schloss Wissen: Hier präsentieren sich am Wochenende 20./21.
September die jungen Talente der Musikschulen zwischen Rhein und
Maas.
Eine nicht alltägliche Opernbühne: Die Schiffswerft in Velden an
der Maas. Hier inszenieren Cees Rullens und Nard Reijnders die
„Dreigroschenoper“ von Brecht/Weill.
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Lehrern, Lichtkünstlern und mehreren Profi-Ensembles
zusammenkommen, dann ist das nicht nur ein Gipfeltreffen
musikalischer Hochbegabungen, sondern auch ein Ausblick auf das
künstlerische Niveau des Kulturraums Rhein-Maas der Zukunft. Das
„Best of I“ am Sonntag. 20. September, um 18.30 Uhr wird ergänzt
durch eine Matinee „Best of II“ am Sonntagvormittag um 11 Uhr. „Im
Fluss – zwischen Rhein und Maas I: Raumklang – Klangräume“ ist der
Titel eines besonderen Chorabends in der Kempener Propsteikirche am
Samstag, 27. September. Der Franciscuscoor Venlo und der
Schönhausenchor Krefeld machen sich die besondere Akustik der
gotischen Kirche mit ihren drei Emporen, dem Chorraum und den drei
Kirchenschiffen zunutze. So werden jeweils neue Klangräume
entstehen. Das A-Capella-Programm steht unter der Gesamtleitung des
Maastrichter Dirigenten Hans Leenders. Dabei stehen christlich
geprägte Texte, so die Vertonung des „Vater unser“ oder des „Ave
Maria“ neben freien Texten und Balladen.
Orgel, Violoncello und ein Derwischin Paterskirche und
Propsteikirche„Canto ostinato – Gesang ohne Ende“ des
niederländischen Komponisten Simon ten Holt ist eine Arbeit über
Zeit, Raum und unendliche Bewegung. Während am Sonntag, 28.
September, ab 18 Uhr der Organist Aart Bergwerff diese Komposition
an der barocken Orgel der Paterskirche spielt, wird der aus der
Türkei stammende Derwisch Kadir Sonuk die Zuhörer durch seinen
schier endlosen Tanz in Trance versetzen. Nach dem Konzert wird im
Kreuzgang des Kulturforums gegen 19 Uhr ein Imbiss gereicht,
anschließend wandelt das Publikum zur Propsteikirche, wo ab 20.15
Uhr die beiden in Kempen lebenden Musiker Emanuel Wehse und Ute
Gremmel-Geuchen selten aufgeführte
Werke für Violoncello und Orgel spielen. Daneben wird das
kontrastreiche dramatische Stück „Croce“ der Komponistin Sofia
Gubaidulina aufgeführt. Der gesamte Abend steht unter dem Motto „Im
Fluss – zwischen Rhein und Maas II: Wandelkonzert „Im Fluss der
Zeit – im Wandel der Zeit“. Das Trio Ernst Reijseger (Violoncello),
Harmen Fraanje (Piano) und Mola Sylla (Vocal) begeistert das
internationale Konzertpublikum schon seit längerem mit seiner
einzigartigen Mischung aus Jazz, afrikanischer Musik und
klassischen Elementen. Der Titel ihrer erfolgreichen CD „Down Deep“
ist auch das Motto ihres Festival-Auftritts am Mittwoch, 1.
Oktober, um 20 Uhr im Kulturforum Franziskanerkloster.
Improvisation statt Reproduktion ist ihr Leitbild, und so führen
sie Spieltraditionen aus höchst unterschiedlichen kulturellen
Bereichen zusammen.Das alles ist nur eine knappe Auswahl aus den
rund 50 Konzerten an Maas und Rhein zwischen dem 30. August und dem
5. Oktober, die die Muziek Biennale 2014 bietet. Alle weiteren
Veranstaltungen und nähere Informationen zu Eintrittspreisen und
Vorverkaufsstellen finden sich auf der eigens eingerichteten
Homepage www.muziekbiennale.eu
Text: -kin / Fotos: Kulturraum Niederrhein
Informationen unter: 02151/805-125www.theater-kr-mg.de
... mit einem Abonnement!Zum Beispiel :Abonnement Dienstag (10
Vorstellungen gemischt) 121,- €*Abonnement Donnerstag (6
Vorstellungen gemischt) 84,- €*Wahlabonnement 1 (6 Vorstellungen)
87,- €*
* in Preisstufe C
Große Gefühle
Foto aus Carmina Burana
kultur am niederrhein
Der Fokus liegt dabei vor allem auch auf dem musikalischen
Nachwuchs unserer Region und der Kooperation mit den
Musikschulen.
Die vier Flötistinnen von „Flautando Köln“ kommen am Sonntag,
31. August, zum Scheunenkonzert auf den Erprathshof in
Tönisberg.
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kultur in kempen
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"mich kriEgEn siE so schnEll nicht los!"
Seit Frühjahr 2013 reist Richard Rogler mit seinem aktuellen
Programm durch die Republik und keilt dabei - wie gewohnt - in alle
Richtungen verbal aus. Bevor die Kempener gleich an zwei Tagen
erleben dürfen, wie Rogler gekonnt Politiker und Parteien
abwatscht, sprach der Wahl-Kölner mit KempenKompakt über seinen
Auftritt in der Thomasstadt. Dabei kam erstaunliches heraus.
KempenKompakt: Wissen Sie, zum wievielten Male Sie mittlerweile
nach Kempen kommen?Richard Rogler: Ich glaube zum 5. Mal.
KK: Verbinden Sie etwas mit Kempen, außer dem netten Publikum.
Sprich, gehen Sie nach der Vorstellung noch aus in der Stadt, was
essen oder trinken?Rogler: Ja. Und das hat was mit dem Publikum zu
tun. Als ich das erste Mal in Kempen war, saß 15 Minuten vor
Vorstellungsbeginn niemand im Saal. Der Hausmeister Harald Neuhaus
hat mich beruhigt: „Die Vorstellung ist ausverkauft. Die kommen
alle ganz kurz vorher. Die haben alle ihren festen Platz.“
Übrigens: Der Herr Neuhaus ist der beste Gastgeber von ganz
Deutschland.
KK: Diesmal gastieren Sie ja gleich an zwei Abenden in Kempen.
Bleiben Sie da in der Stadt oder fahren Sie heim nach Köln?Rogler:
Ich spiele da immer zwei Mal. Fahre aber zwischendurch nach Köln.
Schließlich habe ich mein halbes Leben auf der Autobahn und in
Hotels verbracht.
KK: Waren Sie auch schon einmal außerhalb ihres Programms ganz
privat in Kempen?Rogler: Ich wollte da mal vier Wochen Urlaub
machen, habe aber festgestellt, dass die Kempener selbst auch gerne
mal woanders hinfahren.
KK: Was verbinden Sie mit dem typischen Niederrheiner, zu dem
der Kempener ja auch zählt?Rogler: Da verstecke ich mich hinter dem
großen Kollegen Hanns Dieter Hüsch, der gesagt hat: „Der
Niederrheiner weiß nichts, kann aber alles erklären. Und das auf
sehr charmante Art.“
KK: Wenige Tage nach ihren Auftritten in Kempen feiern Sie ihren
65. Geburtstag. An Rente denken Sie aber bestimmt noch nicht, oder?
Nicht nur Ihre Kempener Fans hoffen, Sie sicher auch weiterhin als
Kabarettist live zu erleben ... Rogler: Mich kriegen Sie so schnell
nicht los!
Text: Uli Geub, Foto: Gerald Kasten (Agentur M. Rogler)
mit seinem aktuellen programm „das müssten sie mal sagen, herr
rogler!“,
gastiert der bekannte tv-kabarettist richard rogler am 15. und
16. september
im st. huberter Forum. kempenkompakt verriet er in einem
interview, warum
für ihn der beste gastgeber von ganz deutschland in kempen
wohnt.
Richard RoglerAm 19. September 1949 erblickte Richard Rogler im
bayerischen Selb das Licht der Welt. Nach Abitur (1969) und
Wehrdienst studierte er in Würzburg auf Lehramt Französisch und
Sport. Von 1974 bis 1986 spielte er in verschiedenen Häusern und
war mit seinem Partner Heinrich Pachl als Duo unterwegs. Seit 1986
ist Rogler Solist und feierte große Erfolge. Seine Soloprogramme
füllen seit nunmehr 27 Jahren die Hallen in Deutschland. Zudem
gehört er zu den bekanntesten TV-Kabarettisten, mit Auftritten u.
a. bei den Mitternachtsspitzen (WDR), Roglers Freiheit (3sat),
Scheibenwischer (ARD) und Stratmanns (WDR). Rogler erhielt viele
Auszeichnungen, 1989 den Grimme-Preis und 2014 den Bayerischer
Kabarettpreis.
„Kleinkunstkneipe“ Forum St. Hubert, Hohenzollernplatz 19,
KempenMontag 15. September 2014 und Dienstag, 16. September
2014www.richard-rogler.de
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kempen aktuell
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„kEmpEn kann stolz sEin auF diE stabilität und das nivEau sEinEr
schulEn“
Das Schuljahr 2014/15 markiert für die Kempener
Bildungs-landschaft eine Zäsur: Mit dem Start der neugebildeten
Gesamtschule wird das Ende des dreigliedrigen Schulsystems in
Kempen besiegelt. Zwar führen sowohl die Martin-Schule
(Gemeinschaftshauptschule) als auch die Erich-Kästner-Realschule
ihre bestehenden Klassen weiter bis zu den vorgesehenen
Abschlüssen. Sie bilden aber keine Eingangsklassen mehr. An ihre
Stelle tritt die Gesamtschule, die vor wenigen Tagen im Gebäude der
Außenstelle der Martin-Schule an der Fröbelstraße ihren Betrieb mit
sechs Eingangsklassen aufgenommen hat. Ein Schritt, der Kempen
nicht leicht gefallen ist, der aber notwendig wurde, um die
Attraktivität und die Qualität der Kempener Schulen zu erhalten.
„Unsere Schullandschaft ist jetzt auf den absehbaren
Planungszeitraum sehr stabil“, betont dann auch Schuldezernent
Michael Klee im Gespräch mit KempenKompakt.
Ehrliche Analyse und Elternbefragungals Grundlage der
Entscheidung„Als ich hier in Kempen im Jahr 2012 angefangen habe,
war die erste Frage: Wie geht es mit dem dreigliedrigen Schulsystem
weiter?“ erinnert sich Klee. Die Ausgangslage, die der neue
Beigeordnete vorfand: Neben den sechs Grundschulen verfügt Kempen
über zwei Gymnasien, das Thomaeum und das
Luise-von-Duesberg-Gymnasium, eine Realschule, die zweitgrößte
Realschule übrigens in ganz NRW, und die Gemeinschaftshauptschule
Martin-Schule. Und wie überall im Land stand auch in Kempen die
Hauptschule unter enormen Druck. „Nicht weil sie schlecht ist“, so
Klee, „das muss man immer wieder betonen, sondern weil sie als
Schulform bei den Eltern an Akzeptanz verloren hat.“ Was sich nicht
zuletzt in existenzbedrohenden Anmeldezahlen niederschlug.
nach der bildung der neuen gesamtschule sind die grund- und die
weiterführenden
schulen in der stadt nicht nur langfristig gesichert. im
gespräch mit kempenkompakt
sieht schuldezernent michael klee auch die Qualität und die
attraktivität des kempener
schulsystems für die kommenden Jahre garantiert.
Schuldezernent Michael Klee: „Das hohe Niveau der Kempener
Schulen zu sichern, ist die große Herausforderung der kommenden
Jahre.“
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kempen aktuell
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„Deswegen war eine meiner ersten Aufgaben die wirklich ehrliche
Analyse: Wie kann man das Schulsystem, die Schullandschaft hier in
Kempen stabilisieren?“ In einem ersten Schritt wurden die Eltern
befragt, welche Schulform sie für ihre Kinder favorisieren. Die
Stadt befragte die Eltern dreier Jahrgänge und erhielt ein sehr
deutliches Stimmungsbild: Die eine Hälfte favorisierte für ihre
Kinder eine gymnasiale Ausbildung, die andere Hälfte bevorzugte
eine Gesamtschulausbildung. Ein Ergebnis, das jetzt durch die
Anmeldezahlen bestätigt wurde. „Fast eine Punktlandung“, so Klee.
„Wir haben tatsächlich in Kempen bei den Anmeldungen eine
Verteilung der Schülerzahlen von 50 Prozent Gymnasien und 50
Prozent Gesamtschule.“Rund 300 Kinder werden jedes Jahr in Kempen
eingeschult. Und diese 300 Schüler wechseln nach der vierten Klasse
in die weiterführenden Schulen, nun also auf Gymnasium oder
Gesamtschule. „Es gab ja auch Bedenken, ob die neue Gesamtschule
überhaupt die 100 Schüler für die notwendige Vierzügigkeit
erreicht“, erinnert sich Klee. Aber: „Wir haben jetzt an der neuen
Gesamtschule 174 Kinder in sechs Klassen. Und es gab schon die
Frage, ob nicht ein siebter Zug eingerichtet werden sollte.“ Dabei
dürfte in den kommenden Jahren die tatsächliche Zahl der Schüler an
allen weiterbildenden Schulen in Kempen wieder deutlich steigen.
„Kempen hat wegen des hervorragenden Rufs seiner Schulen ja immer
einen hohen Auswärtigen-Anteil“, so Klee. In „normalen Jahren“
liegt er zwischen 15 und 20 Prozent. In diesem Jahr lag er bei den
Anmeldungen leicht darunter. Aus zwei Gründen, wie der
Schuldezernent erläutert: Zum einen, weil Kerken-Aldekerk zusammen
mit Krefeld jetzt ebenfalls eine Gesamtschule gebildet hat und
deshalb Anmeldungen aus diesem Bereich nicht so hoch waren. Zum
anderen, weil Veränderungen in der Schullandschaft bei Eltern immer
gewisse Irritationen auslösen. Manche Eltern wollten erst einmal
schauen, wie sich die neue Schule entwickelt. Der erfolgreiche
Start der Kempener Gesamtschule habe nun aber solche Unsicherheiten
zerschlagen, ist sich Klee sicher. Und wie hoch trotz der
einschneidenden Änderungen tatsächlich das Vertrauen in die
Kempener Schulen ist, zeigte sich nicht zuletzt bei den Anmeldungen
zur neuen Gesamtschule: von den 174 Schülern kommen allein 24, also
fast eine volle Klasse, aus den Nachbargemeinden.
Eine neue Gesamtschule „KempenerPrägung“ - und ganz ohne
KrawallDas Geheimnis dieses Erfolgs sieht Michael Klee darin, dass
die neue Gesamtschule in Kempen im Konsens aller Betroffenen, vor
allem aber mit den Schulleitungen der nun auslaufenden Realschule
und Hauptschule errichtet wurde. „Wenn wir schon das dreigliedrige
System nicht halten können, dann entwickeln wir wenigstens eine
Gesamtschule Kempener Prägung“, so schildert Klee die Haltung aller
Beteiligten. Die Entstehung vieler Gesamtschulen im Land sei noch
immer häufig „mit Krawall verbunden“, so Klee. Denn natürlich tue
es weh, wenn man eine bewährte Schule verschwinden sehe. Auch in
Kempen habe es kritische Anmerkungen gegeben, und nicht wenige
bedauerten den Wegfall von Realschule und Hauptschule. „Aber dass
wir das im Konsens aller Beteiligten gelöst haben, das prägt unser
Selbstverständnis Keiner musste sich wegducken, keiner ist
irgendwie beschädigt worden.“ Und wenn man den Schuldezernenten
fragt, ob denn die Begriffe „Gesamtschule Kempener Prägung“ oder
„Kempener Modell“ nicht nur Etiketten seien, die den
Abschiedsschmerz nach dem Verlust des dreigliedrigen Schulsystem
etwas lindern sollten, widerspricht Klee vehement. Natürlich sei
die neue Gesamtschule auch eine Weiterentwicklung von Haupt- und
Realschule: „Das Ganztagsmodell hat die Hauptschule eingebracht,
und die Fächerkombination ist eine Konstruktion aus Haupt- und
Realschule. Wir haben viele Inhalte eingebracht, die hier an den
Schulen schon vorhanden waren.“ Der Unterricht werde in denselben
Räumlichkeiten stattfinden, und die Lehrer kommen ebenfalls aus
beiden Schulen. „Natürlich wird es Änderungen geben, aber die
Qualität und die bewährten Inhalte der Haupt- und Realschule, die
nehmen wir mit herüber.“ Denn schließlich seien es die Menschen,
die eine Schule prägten. „Wir haben viele Menschen an einen Tisch
geholt, von deren Qualität wir überzeugt sind.“ Dies waren vor
allem die Leiter beider Schulen. Und, so Klee: „Es gab keinen
Konkurrenzkampf zwischen Hauptschule und Realschule, es standen
immer die Inhalte im Vordergrund.“ Dafür steht auch und vor allem
Uwe Hötter, bisher Leiter der Realschule, der bis zur Bestätigung
durch die Schulkonferenz die neue Gesamtschule als kommissarischer
Direktor leitet. Mit ihm unterrichten 22 weitere Lehrer aus der
Realschule auch in der Gesamtschule. Hötter zur Seite steht als
seine
Die Kempener Schulen 2014/2015Weiterführende Schulen:Gymnasium
Thomaeum, 697 SchülerLuise-von-Duesberg-Gymnasium, 851
SchülerErich-Kästner-Realschule, 736 Schüler (läuft
aus)Martin-Schule, Gemeinschaftshauptschule 221 Schüler (läuft
aus)Gesamtschule, startet jetzt mit 174 Schülern in sechs
Klassen
Grundschulen:Astrid-Lindgren-Schule, katholische
GrundschuleFriedrich-Fröbel-Schule, Gemeinschaftsgrundschule (läuft
aus)Regenbogenschule, GemeinschaftsgrundschuleKatholische
Grundschule I Gemeinschaftsgrundschule St.
HubertGemeinschaftsgrundschule Tönisberg
Neu wie die Schule auch ihr Schild: Städtische Gesamtschule
Kempen. Erst später soll die Schule auch einen eigenen,
unverwechselbaren Namen erhalten.
Wurde für 620.000 Euro von Grund auf sa-niert: Das Gebäude der
neuen Gesamtschule an der Wachtendonker Straße.
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kempen aktuell
Stellvertreterin – bis zur Bestätigung ebenfalls kommissarisch –
Ute Joerißen, die schon Gesamtschul-Erfahrungen aus ihrer Tätigkeit
an der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Moers mitbringt.
Die neue Gesamtschule erhältCampus-Charakter Seit einigen Tagen
nun werden die ersten sechs Eingangsklassen der Gesamtschule in der
neu hergerichteten Außenstelle der Martin-Schule an der
Fröbelstraße unterrichtet. Die Stadt hat dafür deutlich mehr Geld
in die Hand genommen als ursprünglich geplant. Für 620.000 Euro
wurde das 60 Jahre alte Gebäude von Grund auf saniert und dabei vor
allem in die Elektro-, Sanitär- und Heizungsanlagen investiert. Die
Stadt habe sich entschlossen, „jetzt alles komplett zu machen“, so
Bürgermeister Volker Rübo, „um den Schülern einen reibungslosen
Start zu ermöglichen.“ Der Grundton in der neuen Gesamt-schule ist
ein freundliches Grün. Für weitere 114.000 Euro wurden Möbel und
Einrichtungen angeschafft. „Das ist ein eigenes Schulgebäude. Das
macht den Übergang vom vierten zum fünften Schuljahr etwas
angenehmer“, betont Klee. Die Schulhöfe werden so verbunden, dass
der Schulhof der Realschule und der rückwärtige Bereich der
Gesamtschule ein Schulbereich sein werden. Zum Frühstück können die
Kinder die Cafeteria der Realschule aufsuchen, zum Mittagessen die
Mensa der Martin-Schule. Klee: „So bekommt das Ganze den Charakter
eines Campus.“ Die räumliche Nähe ist ideal, denn die Lehrer werden
stundenweise an der Gesamtschule und gleichzeitig weiter an Haupt-
und Realschule unterrichten können.Organisatorisch ist dies
natürlich eine Mammutaufgabe. Denn in den kommenden Jahren laufen
hier drei Schulen parallel. Die Realschule und die Hauptschule
führen ihre Klassen weiter bis zu ihren Abschlüssen, verlieren aber
unten Jahr für Jahr eine Eingangsklasse. Während die Gesamtschule,
die ihren Schülern Abschlüsse vom 9. Schuljahr bis zur
Hochschulreife bietet, Jahr für Jahr wächst und in sieben Jahren
vollends an die Stelle der bisherigen Schulen getreten sein wird.
Das ist eine große Herausforderung, betont der Schuldezernent.
Denn: „Wir müssen natürlich dafür sorgen, dass die auslaufenden
Schulen bis zum letzten Tag in der gewohnten Qualität ihre Schüler
betreuen können.“ Die Gesamtschule dürfe nicht dazu führen, dass
die beiden anderen Schulen ausgezehrt werden. Hier sieht Klee vor
allem das Land in der Pflicht. Denn ohne eine ausreichende
Versorgung mit Lehrern könne man noch so viele Züge bilden. „Aber
wenn ich nicht die Lehrer dazu zur Verfügung habe, dann ist die
Klassenzahl nur die halbe Wahrheit.“
Luise-von-Duesberg-Gymnasiumund Thomaeum auf gutem WegNatürlich
gilt die Aufmerksamkeit der Stadt auch weiter den beiden
erfolg-reichen Kempener Gymnasien. Aber: „Um Thomaeum und
Luise-von-Duesberg-Gymnasium mache ich mir überhaupt keine Sorgen,
die werden immer fünf oder sechs Züge haben.“ Hier werde man
entweder jeweils drei Klassen an beiden Gymnasien bilden oder drei
an dem einen und zwei am anderen. Klee: „Hier haben wir ein System,
das wirklich für die nächsten Jahre Stabilität und hohe Qualität
sicherstellt.“ Und auch die Grundschulen in Kempen machen keine
Probleme. Nach dem Auslaufen der Fröbel-Schule sind die
verbleibenden fünf Grundschulen „sehr stabil“, ist der
Schuldezernent überzeugt. Denn bei etwa 300 Kindern pro Jahrgang
mit derzeit steigender Tendenz im gesamten Stadtgebiet ist Kempen –
anders als viele andere Städte - „zum Glück noch nicht so im
demographischen Wandel, dass die Schülerzahlen einbrechen“.
Besonders erfreulich ist die Entwicklung in Tönisberg, wo es einen
deutlichen Zuwachs an Schülern gibt. Die Grundschule Tönisberg
schwächelte ein paar Jahre. Klee: „Da war es nicht sicher, dass wir
diese Schule halten können.“ Diese Sorge ist inzwischen
gegenstandslos, denn: „In Tönisberg werden wir auf jeden Fall eine
stabile Eingangsklasse bilden können.“ Im eigentlichen
Innenstadtbereich werde es allerdings „eine Kunst sein,
Regenbogenschule, Katholische Grundschule I und
Astrid-Lindgren-Schule so zu beschulen, dass alle Schulen stabil
sind“. Von der Anzahl der Schülerinnen und Schüler aber, davon ist
Klee überzeugt, werde das gelingen.
"Wir haben tatsächlich in Kempen bei den Anmeldungen eine
Verteilung der Schüler-zahlen von 50 Prozent Gymnasien und 50
Prozent Gesamtschule."
Blumen zum Amtsantritt der neuen Leitung von Gesamtschule und
Realschule (von links): Kulturdezernent Michael Klee,
Schulamtsleiterin Elfi Boehm, die neue stellver-tretende
Gesamtschuldirektorin Ute Joerißen, Gesamtschuldirektor Uwe Hötter,
dessen Nachfolgerin als Realschul-Direktorin Sigi Strohe,
Bürgermeister Volker Rübo und der stellv. Schulamtsleiter Sebastian
Kirchwehm.
Das Gymnasium Thomaeum, im Jahr 1659 gegründet, zählt zu den
ältesten Gymnasien Deutschlands.
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kempen aktuell
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Jahren in St. Hubert
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Man sieht: Nach Bildung der neuen Gesamtschule ist die Kempener
Schullandschaft insgesamt auf gutem Weg und zukunftsfest. Michael
Klee, der zuvor lange Jahre in der Verwaltung der Großstadt Aachen
tätig war, weiß, wovon er spricht, wenn er die Leistung seiner
Mitarbeiter lobt. „Kempen kann stolz sein auf die Stabilität und
die Qualität seiner Schulen.“ Allein die Zahl der Schulen sei für
eine Stadt mit 35.000 Einwohnern eine „Mammutaufgabe“. Nun gelte
es, das hohe Niveau der Kempener Schulen zu sichern. Klee: „Das zu
halten, das ist die große Herausforderung in den kommenden
Jahren.“
Text: Sergej Paromkin / Fotos: Hannah K. Passmann, Charly
Niessen
Michael KleeIm Dezember 2011 wurde Michael Klee vom Kempener
Stadtrat zum Beigeordneten der Stadt Kempen gewählt. Der parteilose
Klee setzte sich dabei in geheimer Wahl klar gegen zwei Mitbewerber
durch. Der studierte Jurist trat sein Amt am 2. April 2012 an. Er
ist für acht Jahre gewählt. Zu seinem Dezernat gehören die Bereiche
Schule und Sport, Jugend, Soziales und Senioren.
Michael Klee, 1961 in Krefeld geboren, studierte
Rechtswissenschaften in Köln mit dem Schwerpunkt „Öffentliches
Recht“. Sein Referendariat absolvierte er am Landgericht
Mönchengladbach. Von 2001 bis 2012 arbeitete er bei der Stadt
Aachen, zunächst als Justitiar, danach als Referent des
Oberbürgermeisters. Klee wohnt in seiner Geburtsstadt, ist
verheiratet und hat drei Kinder, zwei Töchter, 19 und 21 Jahre alt,
und einen Sohn von 15 Jahren.
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16Die Kritiken waren gut, die meisten Aufführungen ausverkauft,
das Publikum begeistert. „Wir haben eine klasse Bilanz“, freut sich
dann auch Festspiel-Intendantin Astrid Jacob. Genau 20452 Zuschauer
zählte die Neersener Schlossbühne in dieser Saison, eine Auslastung
von fast 78 Prozent. Und das trotz der Konkurrenz mit der
zeitgleich laufenden Fußball-Weltmeisterschaft und ungeachtet des
gelegentlich doch sehr unfreundlichen Sommerwetters. „Das Publikum
hat Ja gesagt, das war einfach toll“, so Astrid Jacob.
Die beiden zentralen Stücke „Opa wird verkauft“, inszeniert von
der Intendantin selbst, und die Travestie-Komödie „Ganze Kerle“ in
der Inszenierung ihres Nachfolgers Jan Bodinus trafen den Geschmack
des Publikums. „Opa ist wirklich gerannt, stets ausverkauft in den
letzten Tagen“. Auch „Ganz Kerle“ war ein Publikumsmagnet. Selbst
die Aufführungen während der Fußball-WM waren stets gut besucht.
Und an den „Ladies Day“ erinnert sich die Intendantin noch heute in
einer Mischung aus Freude, Staunen und Dankbarkeit: „Selbst dieser
„Ladies Day“, obwohl der so verplästert war, der war voll. Die
Frauen sind gekommen, die Frauen sind geblieben, die haben sich
eingemummelt in ihre Capes, haben dem Regen getrotzt und sich
gefreut. Das war sensationell. Da geht Ihnen das Herz auf. Diese
Menschen haben mich verführt.“
Das Publikum steht zu seiner FreilichtbühneÜberhaupt das
Festival und sein Publikum: „Da ist eine besondere Verbindung
entstanden“, hat Astrid Jacob registriert. Stärker als in den
Spielzeiten zuvor. „Eine ganz merkwürdige Geschichte“, nennt sie
selbst diese Entwicklung. „Das Publikum ist so voller Zutrauen, ich
kann es nicht anders beschreiben.“ Mehr und mehr empfinde das
Publikum die Festspiele als sein Theater und stecke dann auch die
gelegentlich unangenehmen Wetter-Verhältnisse weg. Und sie stehen
zu ihrer Freilichtbühne. „Das sind Menschen, die nehmen lieber in
Kauf, dass es von oben pütschert, als dass sie eine Einschränkung
der freien Schlossbühne erlaubten.“
Freude über eine sensationell gute
saison, trauer über den abschied der
langjährigen intendantin astrid Jacob:
die schlossfestspiele neersen blicken
auf einen sehr erfolgreichen Festival-
sommer 2014 zurück. mehr als 20000
besucher kamen und waren begeistert.
dennoch legt astrid Jacob jetzt
überraschend „den gut bestellten hof
in gute jüngere hände“: ihr nachfolger
wird der in neersen schon mehrfach
erfolgreiche regisseur Jan bodinus.
Prägte acht Jahre lang die Schlossfestspiele Neersen:
Intendantin Astrid Jacob.
kultur am niederrhein
„diEsE mEnschEn hiEr habEn mich vErFührt“
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17
Denn das ist ein ganz wichtiger Aspekt: Die Schlossfestspiele
Neersen spielen bei jedem Wetter. Astrid Jacob: „Ich muss bei jedem
Wetter spielen. Wenn sich die Leute darauf nicht verlassen können,
dann bleiben sie bei einer unsicheren Wetterlage weg. Aber wenn sie
wissen, wir spielen bei jedem Wetter, dann kommen sie auch.“ Und so
ist ja auch geschehen, mehr als 20.000-mal.
Ein Ensemble, in dem jeder weiß, wo sein Platz istAber nicht nur
zwischen Theater und Publikum ist eine besondere Verbindung
entstanden. Auch der Zusammenhalt im Ensemble selbst ist gewachsen.
„Ich wollte ja so gerne ein Ensemble aufbauen, wie es am
klassischen Theater besteht.“ Nach acht Spielzeiten als Intendantin
sieht sich Astrid Jacob diesem Ziel sehr nahe. „Ich wollte ein
zusammengesetztes Gebilde schaffen, das nach den klassischen
Theater-Mustern aufgebaut ist, das also den Komiker, den
Charakterdarsteller usw. hat.“ Ein solches Ensemble-Gerüst sei nun
tatsächlich herangewachsen. Viele der Schauspieler kommen immer
wieder. Und: „Jeder weiß, wo er seinen Platz hat.“ Dazu gehören
natürlich auch die bewährten Regisseure. Die Intendantin: „Das ist
eine sehr schöne und harmonische Angelegenheit.“
Mit Jan Bodinus steht ein Nachfolgerbereit, der die Arbeit
fortführtUnd dennoch, auf der Höhe ihres Erfolgs, überraschte
Astrid Jacob auf der Bilanz-Pressekonferenz selbst die Insider mit
ihrer Entscheidung, ihren Vertrag nach acht Spielzeiten nicht zu
verlängern und im Jahr 2015 nicht mehr als Intendantin zur
Verfügung zu stehen. „Als ich jetzt wieder die 20000er-Marke zwei
Spielzeiten hintereinander erreicht hatte, da habe ich mir gesagt,
das ist der richtige Augenblick, wegzugehen“, so Astrid Jacob. Das
sei der Moment, „den gut bestellten Hof in gute jüngere Hände zu
geben“. Denn derzeit stünden alle Parteien hinter dem Theater, es
gebe keinerlei Anfechtungen. Diese Chance müsse genutzt werden, um
das Theater an jemanden zu übergeben, der das Erreichte fortführen
möchte. Astrid Jacob: „Auch den Gedanken des Ensemble-Theaters, was
ja sehr ungewöhnlich, aber auch sehr fruchtbar für die Festspiele
ist.“ Um das zu garantieren, sprach sich Jacob schon sofort nach
ihrer überraschenden Entscheidung, die Intendanz niederzulegen, für
Jan Bodinus als Nachfolger aus, hatte Bodinus doch seit 2009 mit
mehreren gelungene Inszenierungen die Schlossfestspiele bereichert.
Der Trägerverein folgte diesem Vorschlag einstimmig. Entscheidend
dabei auch, dass Bodinus gerade im so wichtigen Bereich der
Kinderstücke in Neersen schon Maßstäbe gesetzt hat. Mit insgesamt
acht Spielzeiten war Astrid Jacob die dienstälteste Intendantin der
Neersener Festspiele und zudem ein Glücksfall für barocke
Schlossbühne. Als die Wahl-Münchnerin im Jahr 2006 verpflichtet
wurde, war der Festspielort Neersen ernsthaft gefährdet. Vor allem
das Kinder- und Jugendtheater lag am Boden. Schon im zweiten Jahr
ihrer Intendanz zog der Publikumszuspruch deutlich an, im dritten
Jahr hatte sie zum ersten Mal 20000 Zuschauer erreicht. „Da war
mein Auftrag eigentlich schon erfüllt“, erinnert sich die
Intendantin. Aber dann sprachen sie so viele Menschen an, doch zu
bleiben, und sie selbst hatte das Gefühl, noch eine Aufgabe zu
haben: „Ich bin also geblieben. Und nun sind es acht Jahre
geworden.“
„Astrid Jacob hat sich in Neersenein Denkmal gesetzt“Acht nicht
immer einfache Jahre, muss man hinzufügen. Denn diese Jahre
verlangten von ihr immer wieder den nicht einfachen Spagat zwischen
Anspruch und Zuspruch. Anspruchsvolle Stücke tun sich etwas schwer
auf Festspielbühnen. „Mich schmerzt etwas, dass ich nicht aufgehört
habe mit einer Inszenierung von Brechts „Guten Menschen von
Sezuan“. Das sollte immer
mein letztes Stück sein, weil ich es für wahnsinnig wichtig
halte“, so Astrid Jacob in ihrer Bilanz. Doch sie weiß, dass sie
damit möglicherweise an der Quote gescheitert wäre. „Ich bin nie
ein Zahlenritter gewesen. Aber ich bin auch nicht Intendantin, um
meine Glücksgefühle zu kitzeln, sondern weil ich Verantwortung für
ein Theater und seine Region übernommen habe.“ Deshalb hatte sie
auch in dieser Saison auf „Biedermann und Brandstifter“ verzichtet
und stattdessen „Opa wird verkauft“ inszeniert. Denn das Theater
müsse die ganze Bandbreite des Publikums ansprechen. Und gerade in
Konkurrenz zur zeitgleichen Fuß-ball-Weltmeisterschaft mussten die
Festspiele auf Stücke mit Eventcharakter setzen. Astrid Jacob: „Die
Kunst geht leider Gottes nach Brot.“
„Astrid Jacob hat sich mit diesen Festspielen ein Denkmal
gesetzt“, erklärte dann auch Hans Kothen, der Vorsitzende des
Trägervereins der Festspiele Neersen. Und mit Jan Bodinus, so ist
Kothen überzeugt, hat die Schlossbühne einen guten Griff getan. Und
vielleicht, niemand weiß es, viele hoffen es, kehrt Astrid Jacob ja
doch noch einmal nach Neersen zu „ihrem Publikum“ zurück und
übernimmt eine Gastregie.
Text: Sergej Paromkin / Fotos: Stadt Willich, Wolfgang Hilse,
Thomas Lammertz
kultur am niederrhein
Gefeiertes Finale der Premiere „Ganze Kerle“ in der Inszenierung
von Jan Bodinus auf der Schlossbühne in Neersen.
Jan BodinusMit Jan Bodinus gewinnen die Schlossfestspiele
Neersen nicht nur einen Intendanten, der als echter
Theater-Allrounder gilt, sondern auch einen Regisseur, Schauspieler
und Autor, der in Neersen schon markante Spuren hinterlassen hat.
1963 in Zürich geboren, arbeitete Bodinus nach seinem Studium an
der Schauspielschule in Bochum an verschiedenen Theatern der
Republik erfolgreich als Darsteller, darunter an Bühnen wie dem
Staatstheater Hannover und dem Düsseldorfer Schauspielhaus. Auch in
Film und Fernsehen ist Jan Bodinus ein gern gesehener Gast. Seine
erfolgreiche Arbeit als Regisseur begann er 1999. Bislang folgten
zahlreiche Inszenierungen an vielen Theatern in Deutschland. Seit
geraumer Zeit ist er auch als Autor tätig: Komödie, Kinderstücke,
Kriminalstücke und Mini-Musicals.In Neersen hatte er 2008 erstmals
gearbeitet und Goldonis „Mirandolina“ inszeniert, 2013 bracht er
„Peter Pan“ in einer eigenen Bearbeitung auf die
Schlossfestspiel-Bühne, in diesem Jahr hatte er Regie im von
Publikum und Presse gefeierten Stück „Ganze Kerle“ geführt. Jan
Bodinus lebt in Berlin.
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Am 5. April 1816 ist Kempen Kreisstadt geworden. Im Landratsamt
an der Hülser Straße sitzt als Repräsentant der Regierung, als Chef
der Kreisverwaltung ein königlich-preußischer Landrat. Der leitet
die Geschicke des Kreises Kempen, seit 1929 des Landkreises
Kempen-Krefeld. 1945 wird er von der britischen Militärregierung
auf repräsentative Aufgaben beschränkt, die Verwaltung übernimmt
jetzt ein Oberkreisdirektor. In den neunziger Jahren wird dieses
Amt wieder abgeschafft und mit dem des Landrates vereint. Der
letzte Oberkreisdirektor, Hans-Christian Vollert (1989-1999) wurde
anschließend Landrat.
Seit dem 1. Januar 1970 ist der Landkreis Kempen-Krefeld neu
gegliedert. 32 Gemeinden unterschiedlicher Größe sind nun zu acht
Großgebilden zusammen-gefasst. Die Stadt Kempen besteht neuerdings
aus Alt-Kempen, Schmalbroich, St. Hubert, Tönisberg und Hüls. Zum
Kreis Kempen hinzugekommen ist Viersen, vergrößert um Süchteln.
Damit ist der Ort größer als Kempen. Nach der Gebietsreform steht
die Neugliederung der Kreisverwaltung an - und die Frage, wo die
Zentrale des reformierten Kreises nun liegen soll.
31. Januar 1974: In geheimer Abstimmung sprechen sich von 55
Kreistags-abgeordneten 33 für die Beibehaltung des Kreissitzes in
Kempen aus. Ein voller Erfolg für die Thomasstadt? Nur scheinbar.
Denn nun hat der Düsseldorfer Landtag das Sagen, und was sich
damals zwischen einigen Abgeordneten in dem ehrwürdigen Gebäude am
„Schwanenspiegel“ abspielt, das bezeichnet
kempen historisch: Erinnerungen an eine schicksalswende unserer
stadt
kempen historisch
vor 40 JahrEn: kEmpEn vErliErt dEn krEissitz
Um 1840 baute der Kempener Landrat Max Foerster (Amtszeit:
1839-1876) das zweige-schossige Gebäude, in dem er wohnte und
arbeitete. Nach seinem Tod (1881) kaufte der Kreis 1884 das Haus
und erweiterte es zum Landratsamt. Bilder (6): Kreisarchiv
Viersen
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19
kempen historisch
man später als „Machenschaften übelster Sorte“ oder – wie
seinerzeit der redliche Kempener Bürgermeister Heinz Aan den Boom –
als „Geschehen hart an der Grenze der Legalität“.
Erste düstere Nachrichten gelangen im Mai 1974 in den Kreissitz.
Danach versuchen Krefelder und Viersener Landtagsabgeordnete, die
Kreisverwaltung über Hüls nach Viersen zu bekommen. Im Klartext:
Gelingt es, den Stadtteil Hüls, der erst seit 1970 zu Kempen
gehört, nach Krefeld einzugemeinden, dann hat Kempen nicht mehr das
Gewicht, das man von einer Kreisstadt verlangen darf – nach einem
Verlust von 12.000 Einwohnern. Treibende Kraft pro Viersen ist die
SPD-Fraktion des Landtages. Sie beantragt am 5. Juni in einer
Sitzung des Ausschusses für Verwaltungsreform, den Kreissitz nach
Viersen zu verlegen. Nach Meinung des damaligen SPD-MdB Erwin Stahl
ist der Motor dieses „Überrumpelungs-Manövers“ der
SPD-Ausschussvorsitzende Franz-Josef Antwerpes gewesen – der
spätere Kölner Regierungspräsident. Der wurde 1934 in Viersen
geboren…
Und obwohl der Hülser CDU-Mann Dr. Franz Krudewig durch eine
Umfrage nachweist, dass 80 Prozent der Hülser bei Kempen bleiben
möchten; obwohl der Kempener CDU-MdL Heinz Fuchs in einer letzten
Rede wie ein Löwe für ein Kempen mit Hüls und mit Kreissitz kämpft,
fällt am 12. Juni 1974 der Landtag die Entscheidung zugunsten
Viersens und beschließt, Hüls der Stadt Krefeld zuzuschlagen. So
hat auch der Oberkreisdirektor Rudolf H. Müller – selbst ein
Befürworter der Kreissitzverlegung nach Viersen – die kommunale
Neugliederung nicht gewollt. Als rechtschaffener Mann; der sieht,
wo der Hase läuft, hat er noch bei einem Politiker-Treffen am 30.
Mai 1974 den Krefeldern die Leviten gelesen: „Die alte Lüge zu
wiederholen, Hüls gehöre zum Krefelder Verflechtungsbereich; zieht
nicht mehr.“
Schlug aus sachlichen Gründen Viersen als Kreissitz vor – wehrte
sich aber gegen Machenschaften: OKD Rudolf H. Müller
(1960-1984)
Geißelte das „Geschehen hart an der Grenze zur Legalität“: Heinz
Aan den Boom, CDU-Bürgermeister 1968-1989.
Ab dem 1. Januar 1975 hieß der Kreis nach seiner größten Kommune
Kreis Viersen und erhielt ein monu-
mentales Kreishaus – hier im Bau.
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kempen historisch
Weil eindeutig der Wille der betroffenen Bürger übergangen
worden ist, ruft der Kreistag den Münsterschen
Verfassungsgerichtshof an. Der macht den Kempenern über ein Jahr
später, am 6. Dezember 1975, ein trübes Nikolausgeschenk: Kempen
verliert ein Viertel seiner Einwohner, eine Menge
Kreis-Arbeitsplätze und mag sich mit dem Gedanken trösten, dass (so
Rudolf H. Müller) der Kreis ohne Viersen die Neugliederung wohl gar
nicht überlebt hätte. 25 Jahre später analysiert der Ex-OKD, seit
1984 im Ruhestand, die damaligen Vorgänge als einen „Deal
‚Kreissitz nach Viersen’ gegen ‚Hüls nach Krefeld’, und die
Drahtzieher sieht er bei einer Krefeld-Viersener Seilschaft im
NRW-Parlament: „Da hab' ich nicht dran gedreht.“
1984 traten die letzten in Kempen verbliebenen Ämter der
Kreisverwaltung aus der Burg ihren Umzug nach Viersen an. In Kempen
befinden sich nur noch in der Burg das Kreisarchiv und an der
Heinrich-Horten-Straße eine Nebenstelle der KfZ-Zulassung.
Text: Hans Kaiser; Fotos: Andreas Cohrs
So mancher Bürger hätte das nostalgische Kennzeichen KK gerne
wieder. Das lehnte der Kreistag im März 2012 ab.
Im März 2013 wich das Kreishaus an der Burgstraße dem Neubau des
Klosterhofs.
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kempen kulinarisch
Wissen Sie, was mir beim Kochen besonders gefällt? Dass es sich
immer wieder neu erfindet und weiter entwickelt. Ein tolles
Beispiel ist der neue Stern am Kochhimmel, die „Crossover oder
Fusion Food – Küche“. Hierbei ist ein Motto; „Gegensätze ziehen
sich an“, denn in der Küche sind es auch oft die gegensätzlichen
Geschmacksrichtungen, die uns einen kulinarischen Kick geben. In
der „Crossover – Küche“ werden die typischen kulinarischen Grenzen
verschiedener Länder vermischt oder wie das Wort „Crossover“ auch
sagt, überkreuzt. Erlaubt ist, was schmeckt und harmoniert. Der
Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Eine weitere, wichtige
Grundlage für dieser Koch-richtung ist, dass ausschließlich frische
und qualitativ hochwertige Lebensmittel verwendet werden.
So werden beispielsweise Elemente der italienischen mit
afrikanischen oder asiatischen gemischt oder ein typisch,
ungarischer Gulasch mit Bananen aufgepeppt. Ein weiteres schönes
Beispiel aus der „Crossover Küche“, ist der indische Rosenkohl,
dessen Rezept ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
Natürlich gehört zu dieser neuen Kochrichtung auch etwas Mut
dazu. Mut, einfach mal etwas Neues auszuprobieren, Gewürze und
Zutaten neu zu kombinieren. Besonders gut für den Einstieg eignet
sich Gemüse, da es besser den neuen aromatischen Touch annimmt als
Fleisch. Am schwierigsten ist immer der erste Versuch, weil man
denkt, man hat keine Ideen. Hier ist es hilfreich, einfach mal im
Kühl- und Gewürzschrank nach Komponenten zu suchen, die sich gut
kombinieren lassen. Von ersten Fehlschlägen sollten Sie sich nicht
verunsichern lassen. Irgendwann schafft jeder die
„Geschmacksexplosion“. Wenn Sie zu diesem Thema weitere
Inspirationen suchen, möchte ich Ihnen gerne meinen
Volkshochschulkurs „Fusion Food – Crossover Küche“ ans Herz legen,
den ich am 11. September 2014 ab 18 Uhr 30 im Berufskolleg in
Kempen anbiete.
Text: Birgit Wolters
crossovEr küchE: dEr FrEistil dEr hohEn kochkunst
REZEPT
Rosenkohl IndischZutaten:800g Rosenkohl, (geputzt und halbiert)1
Apfel (z.B. Cox, geschält und in dünne Scheiben geschnitten)4
Kartoffeln (gewürfelt)1 Gemüsezwiebel (fein gehackt)1-2
Knoblauchzehen (fein gehackt)1-2 EL Butter2-3 EL Curry1-2 EL süße
Sojasauce150-200ml SahneSalz, Pfeffer
Zubereitung:• ButterineinenTopf
gebenunddasCurrypulverkurzdarinandünsten•
Apfel,Zwiebeln,KnoblauchundKartoffelndazugebenundgutmischen•
MischungmiteinerTasseWasserauffüllenundbeimittlererHitzezugedeckt
15 Minuten weich dünsten.•
ZwischenzeitlichdenRosenkohlinSalzwasser15Minutenkochen•
DengutabtropftenRosenkohlmitdemCurryvermischen•
CurryleichtzerstampfenunddieSahnedazugeben•
MitSalz,PfefferundSojasauceabschmecken
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22
sport am niederrhein
KempenKompakt: Es gab nach der letzten Spielzeit viele
promi-nente Abgänge. Wie schätzen Sie den neuen Kader ein?Rüdiger
Noack: Mit Marc Voakes, Kevin Clarke, Boris Blank, Sinan Akdag
Roland Verwey und Mitja Robar sind ein paar echte Pfunde weg. Ich
bedauere auch sehr, dass Lukas Lang gegangen ist. Der Name stand
beim KEV immer schon für Qualität im Tor. Lukas hat seine Sache bei
uns gut gemacht, hatte aber leider nicht genug Geduld. Thomas Douba
ist jetzt unsere Nr. 1. Mit Patrick Klein und Felix Bick haben wir
aber zwei junge deutsche Torhüter mit großer Perspektive geholt.
Nach den ersten Wochen im Sommertraining schätzte ich den Kader
athletisch, physisch so stark wie letztes Jahr ein. Die deutschen
Spieler wie Oliver Mebus, der in Chicago im Sommer-Camp war, haben
alle einen Schritt nach vorne gemacht. In der Verteidigung konnten
wir mit Robin Weihager den Top-Defender der DEL2 zu uns holen - ein
echter Typ! Vorne ist mit Daniel Pietta, Adam Courchaine, Herberts
Vasiljevs und den starken Neuzugängen viel Qualität. Wir sind sehr
gespannt.
KK: Wie lautet Ihre Prognose für die neue Spielzeit, die am 12.
September mit dem Spiel in Iserlohn und zwei Tage später mit dem
ersten Heimspiel gegen Mannheim losgeht?Noack: Es wird natürlich
sehr schwer, nochmal eine so erfolgreiche Saison wie die letzte
hinzulegen. Unser Ziel sind aber die Play-offs und dazu hat die
Mannschaft auf jeden Fall das Potenzial. Unser tolles Publikum hat
auch wieder die Play-offs verdient. Notfalls müssen wir über die
Pre-Play-offs gehen. Das muss aber kein Nachteil sein, wie
Ingolstadt in diesem Jahr gezeigt hat. Neben den etablierten
Spielern sind hungrige, junge Burschen wie Norman Hauer (22) und
Mike Mieszkowski (21) neu dabei. Das sind alles feine Jungs, die
immer 120 Prozent geben. Für Kontinuität im Verein steht unser
Trainerteam. Reemt Pyka kennt den KEV seit 1994 und Rick Adduono
geht jetzt in seine vierte Saison als Headcoach. Nur mit der
Philosophie ´gemeinsam an einem Strick zu ziehen´ können wir es in
Krefeld schaffen.
keiner kennt die krefeld pinguine besser als rüdiger noack. der
sportliche berater
des dEl-teams ist seit bald 20 Jahren im management des vereins
tätig. mit keinem
könnte kempenkompakt also besser in einem exklusiven interview
auf die im
september beginnende saison 2014/15, die neue champions hockey
league sowie
das stark veränderte und verjüngte kEv-team blicken.
JungE pinguinE gEbEn 120 prozEnt
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sport am niederrhein
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Auch wenn sie mal nicht auf dem Eis stehen, machen die Pinguine
einen guten Eindruck: Jürgen Vossen, FL von Otten Menswear Outlet,
kleidete das Team neu ein.
KK: In der Champions Hockey League sind die Pinguine auch
inter-national unterwegs. Wie kam es zu der Teilnahme in der
neuge-gründeten Liga und wie schätzten Sie diese ein?Noack: Dass
wir dabei sind, ist eine Anerkennung für unsere großen Erfolge in
den letzten Jahren in der DEL. Diese haben wir immer mit sehr
kleinem Budget geschafft. Den Respekt haben wir uns also schwer und
ehrlich verdient. Als Gründungsmitglied der neuen internationalen
Topliga sind wir gesichert die ersten vier Jahre bis 2018 dabei.
Danach muss man weiterschauen, auch finanziell. Die Liga ist Reiz
und Perspektive zugleich, wobei die Spiele echte Gratmesser für
Spieler und Verein sind. Sich mit den besten Mannschaften in Europa
messen zu können, ist nicht selbstverständlich. Mit dem finnischen
(IFK Helsinki), schwedischen (Skellefteå AIK) und dänischen
(Sønderjyske Vojens) Meister haben wir echte Schwergewichte in
unserer Gruppe. Das alles gibt aber auch der Saisonvorbereitung
einen ganz neuen Charakter. KK: Seit bald zwei Jahrzehnten sind sie
das Management-Gesicht des KEV. Im November werden Sie 70 Jahre.
Wie lange bleiben Sie dem KEV noch erhalten?Noack: Ich schaue von
Jahr zu Jahr, bin aber immer noch mit dem gleichen Herzblut und
Spaß bei der Sache, wie am ersten Tag. Jeden Tag gebe ich 100
Prozent für den KEV. Vor sieben Jahren hatte ich einen
Schlaganfall, den ich gut verarbeitet habe. Mir geht es gut, ich
bin topfit. Die Arbeit mit den Jungs hier hält mich jung und
fit.
KK: Lassen Sie uns kurz nach Kempen schauen. Was verbinden Sie
mit Kempen und gibt es Kontaktpunkte zwischen dem KEV und Kempen?
Noack: Kempen hat mich vom ersten Besuch an begeistert und ist eine
herrliche Stadt. Als ich Anfang der 1990er-Jahre an den Niederrhein
kam, wollte ich hier auch gerne meine Zelte aufschlagen. Wegen
meiner Arbeit und der Nähe zur Halle bin ich dann aber in Krefeld
geblieben und wohne seit 20 Jahren in Traar. Kempen ist für mich
und meine Familie aber immer einen Einkaufsbummel wert. Auch die
Spieler und der Trainerstab gehen gerne in Kempen aus und nutzen
die Gastronomie. Jahrelang hatten wir als Team auch mit deBeukelear
einen engen Kontakt. Kempen und das Hinterland am Niederrhein ist
für uns sehr wichtig, da viele Fans von hier kommen. Wir planen in
dieser Saison mehr PR-Aktionen in diesen Regionen und möchten näher
an die Fans rücken.
KK: Was waren die außergewöhnlichsten Erlebnisse in 20 Jahren
KEV für Sie? Gab es auch ein schönstes Erlebnis für Sie? Noack:
Fangen wir mit dem Schönsten an. Das war klar die Meisterschaft
2003, auf die wir sieben Jahren mit Kontinuität im Kader
hingearbeitet hatten. Ein unglaubliches Jahr mit einem riesigen
Erfolg. Letztes Jahr hatten wir wieder so eine Meistermannschaft
zusammen, aber ausgerechnet im der entscheidenden Phase der Saison
hat es dann nicht gepasst. Wirklich schade. Außergewöhnlich war für
mich die Entwicklung, die Christian Ehrhoff mit seinem Sprung als
echter Leistungsträger in die NHL genommen hat. Wenn man die
Entwicklung eines Spielers von der Knabenmannschaft an begleitet,
ist das schon etwas Besonderes. Uns verbindet eine enge
Freundschaft nicht nur sportlich auch privat. Dass Christian hier
seit Jahren seine Saisonvorbereitung absolviert, ist für uns ein
echter Gewinn. Sein Wort hat Gewicht und er hilft allen Spielern
weiter. Auch an Robert Müller möchte ich an dieser Stelle erinnern.
Er kam 2002 als zweiter Torwart zu uns und wurde über Topleistungen
beim KEV bis 2006 zum Nationaltorwart. 2003 war er der Garant für
die Meisterschaft. Sein viel zu früher Tod hat uns alle sehr
berührt.
Text: Uli Geub, Fotos: Uli Geub, Rüdiger Noack, 47Design -
Dennis Zimmer
Beim Premieren-Spiel in der Champions Hockey League trafen die
Pinguine auf das schwedische Topteam Skellefteå AIK.
Der junge schwedische Verteidiger Robin Weihager läuft mit der
Nummer 55 auf und wechselte aus Rosenheim zu den Pinguinen.
Auf Leistungsträger wie Daniel Pietta, Joel Perrault und Adam
Courchaine ruhen in der kommenden
Saison die Hoffnungen beim KEV.
-
24
Geboren am 30. November 1944 in Weißwasser. Von 1961 bis 1977
spielte er bei Dynamo Weißwasser, errang 12 DDR-Meistertitel. 241
Mal trug er das National-trikot der DDR und nahm an 12
Weltmeisterschaften und Olympia 1968 in Greno-ble teil. Nach seiner
aktiven Karriere führte er Weißwasser zu drei weiteren Titeln als
Trainer und war bis zur Wende im Trainerteam der
DDR-Nationalmannschaft. 1991 kam Noack erstmals nach Krefeld: Zu
den Relegationsspielen der 1. Bundes-liga. Hier verlor der PEV
Weißwasser (1. Liga), dessen Vorsitzender Noacks war, beim KEV (2.
Liga) das entscheidende 3. Spiel mit 1:6 Toren. Der KEV war zurück
im Oberhaus. 1992 holte KEV-Boss Uli Urban die Weißwasser-Legende
Rüdiger Noack von Bayreuth, wo er als Manager tätig war, nach
Krefeld. Zunächst leitete Noack die KEV-Nachwuchsabteilung. Von
1995 bis 2001 übernahm er die alleinige sportliche Leitung bei den
Pinguinen in der DEL. 2002 wurde er Geschäftsfüh-rer
„Außerunterrichtlicher Schulsport“ bei der Stadt Krefeld, blieb den
Pinguinen aber als wichtiger sportlicher Berater erhalten. Bis
heute. Krefeld ist für ihn und seine Frau zur zweiten Heimat
geworden. Seine Tochter Constanze lebt in British Columbia, Kanada.
Sie ist mit dem ehemaligen KEV-Stürmerstar Neil Eisenhut
verheiratet. Sein Sohn Ron, der ebenfalls Eishockey spielte, lebt
in Duisburg und betreibt dort das House of Cigar. Gibt es auch für
Rüdiger Noack ein Leben ohne Eishockey? Ja! Dann ist er gerne mit
seiner Frau auf dem Fahrrad unterwegs erkun-det den Niederrhein.
Ganz ohne Sport geht es also doch nicht.
DEL-Heimspiele 2014 der KREFELD PINGUINE 14.09.2014, 16.30h,
Krefeld Pinguine – Adler Mannheim 19.09.2014, 19.30h, Krefeld
Pinguine – Red Bull München 29.09.2014, 19.30h, Krefeld Pinguine –
Straubing Tigers03.10.2014, 19.30h, Krefeld Pinguine – Augsburger
Panther12.10.2014, 16.30h, Krefeld Pinguine – Thomas Sabo Ice
Tigers19.10.2014, 16.30h, Krefeld Pinguine – Düsseldorfer
EG24.10.2014, 19.30h, Krefeld Pinguine – Eisbären Berlin
28.10.2014, 19.30h, Krefeld Pinguine – Straubing Tigers02.11.2014,
16.30h, Krefeld Pinguine – Iserlohn Roosters 14.11.2014, 19.30h,
Krefeld Pinguine – Schwenninger Wild Wings18.11.2014, 19.30h,
Krefeld Pinguine – Red Bull München21.11.2014, 19.30h, Krefeld
Pinguine – ERC Ingolstadt 30.11.2014, 16.30h, Krefeld Pinguine –
Augsburger Panther 05.12.2014, 16.30h, Krefeld Pinguine – EHC
Wolfsburg 26.12.2014, 19.30h, Krefeld Pinguine – Düsseldorfer
EG
rüdigEr noack
sport am niederrhein
-
2525Seit einigen Wochen erst hat das traditionsreiche „Haus
Ercklentz“ auf der Judenstraße unter neuer Führung geöffnet, und
schon hat es sich ein begeistertes Stammpublikum erobert. „Wir sind
überwältigt“, schwärmt Patricia Schmidt, gelernte Köchin und
Lebensgefährtin von Mitinhaber Sascha Terhorst. „Kempen ist der
Wahnsinn! Wundervolle Stadt, wundervolle Gäste. Wir sind glücklich,
ein Teil davon zu sein.“
Die einladende Atmosphäre der beiden neu gestalteten Gasträume,
die be-kannte Kupfertheke und die renovierte Terrasse mit nun
freiem Blick auf den Klosterhof - all das hat die Gäste ebenso
überzeugt wie die Küche, die von re-gionalen Gerichten bis hin zu
ausgefallenen Kreationen alles in höchster Qual-ität bietet. Dafür
stehen auch und vor allem die beiden Pächterfamilien, Anja und Uwe
Giesecke, die zuvor viele Jahre mit dem „Kempsche Huus“ das erste
Haus am Platz erfolgreich führten, und Sascha Terhorst, der bei
Giesecke das Handwerk lernte, bevor er in der Schweiz und England
als Koch in Edel-Res-taurants arbeitete und dabei in London seine
Lebensgefährtin Patricia Schmidt
kennenlernte. Im „Haus Ercklentz“ hat sich nun der Kreis für
dieses Quartett geschlossen. Dem Kreis der Jahreszeiten folgend
passt das „Ercklentz“ jetzt seine Speisekarte dem abklingenden
Spätsommer an. „Mit herrlichen Pfifferlingen und Steinpilzen werden
wir die Kempener verwöhnen“, versprechen Giesecke und Terhorst. Und
das nicht nur im Restaurant, sondern auch in den beiden
wunderschönen Gesellschaftsräumen im Obergeschoss, die zu Feiern
und Treffen in größerer Runde einladen. Natürlich kann man jetzt
schon für Weihnachtsfeiern und das Martinsgans-Essen reservieren.
In alter liebgewor-dener Tradition bietet das „Haus Ercklentz“ eine
exquisite Martinsgans, die natürlich auch außer Haus geliefert
wird. Und neu im Angebot: Das „Ercklentz“ ist jetzt zudem Partner
von Sodexo. Gutscheine sind also herzlich willkommen.
Die überwältigende Resonanz des Mittagstisches und der Küche am
Abend machen eine Anpassung der Öffnungszeiten erforderlich: Die
morgendlichen Öffnungszeiten verschieben sich von 8.30 Uhr auf 11
Uhr. Aus produktion-stechnischen Gründen entfallen damit auch
Frühstückbuffet und Brunch. Aus-gestellte Gutscheine behalten ihre
Gültigkeit.
Bei Fragen und Reservierungen:Tel.: 02152-54465 oder
[email protected]
Text: -kin / Fotos: Hannah K. Passmann
kempen kulinarisch
„haus ErcklEntz“ übErzEugt sEinE gästE mit EinEm traumstart
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Mit viel Liebe zum Detail: Frisches Weißbrot vor dem Menü.
Treffpunkt und Ort der Entspannung: Spätsommertag auf der
Terrasse von „Haus Ercklentz“ auf der Judenstraße.
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2626
sportlicher Jahres-höhepunkt in wachtendonk: schon zum 11. male
laden die
„niersrunners wachtendonk“ jetzt zum sparkassen-stadtlauf in den
bezaubernden
mittelalterlichen ortskern ein. am sonntag, 7. september, gehen
die läufer
zwischen 14 und 18 uhr auf den reizvollen rundkurs.
Am ersten Sonntag im September ist es wieder soweit: Der 11.
Sparkassen-Stadtlauf startet im Ortskern der Stadt Wachtendonk. Die
„NiersRunners“ sind wie in den vergangenen Jahren wieder
Veranstalter und laden alle laufbegeisterten Sportler ein, am 7.
September ihre Besten zu ermitteln. Gelaufen wird über verschiedene
Distanzen, von 300 und 500 Metern für die Kleinsten über 1500
Metern für die Jugendlichen, von 5.000 Metern im Jedermann-Lauf bis
zu 10000 Metern im Hauptlauf.
Die teilnahmestärkste Klasseerhält einen Geldpreis Den Anfang
macht beim Sparkassen-Stadtlauf wie immer der Nachwuchs. Um 14 Uhr
gehen die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 2005 bis 2008 am
Friedensplatz an den Start der 500-Meter-Strecke. Anschließen fällt
der Start-schuss für den Lauf über 1.500 Meter für die Jahrgänge
1999 bis 2004. So wichtig für die Kids auch die Platzierungen sind,
über eine Urkunde und eine Medaille darf sich jeder Teilnehmer
freuen. Und: Für die Wachtendonker Klasse mit der stärksten
Teilnehmerzahl haben die „NiersRunners“ wie schon in den Vorjahren
wieder einen Geldpreis ausgelobt.
sparkassEn-stadtlauF im historischEn ortskErn
sport am niederrhein
Startschuss zum Sparkassen-Stadtlauf in Wachtendonk im Jahr
2013. Auch dieses Jahr erwarten die NiersRunners wieder eine große
Beteiligung.
-
2727
Um 15 Uhr dann startet der Jedermann-Lauf über 5000 Meter. Das
sind exakt zwei Runden durch den historischen Ortskern. Start und
Ziel ist übrigens auch hier wie bei allen anderen Läufen der
Friedensplatz. Anschließend gehen um 16 Uhr die Kleinsten im
Kindergartenalter im Bambini-Lauf auf die 300-Meter-Strecke, bevor
dann der Hauptlauf gestartet wird.
Höhepunkt sind die vier Runden des 10000-Meter-Laufes Den
Startschuss für die vier Runden des 10.000-Meter-Laufes wird
pünkt-lich um 16.15 Uhr durch Jakob Janßen, den Vertriebsdirektor
der Sparkasse Krefeld gegeben. Dieser Lauf – wie auch die Läufe
über 1500 und 5000 Meter – zählen natürlich auch wieder für die
Wachtendonkener Stadtmeisterschaft. Moderiert wird der 11.
Sparkassen-Stadtlauf in diesem Jahr übrigens durch Ferdi van
Heukelum. Am Friedensplatz, dem Start und Ziel, haben die
„NiersRunners“ zusammen mit den Sponsoren wieder ein umfangreiches
Programm vorbereitet, um Zuschauer und auch die Aktiven zu
unterhalten. Hier am Friedensplatz ist auch in der dortigen
Sparkasse das Meldebüro ein-gerichtet, das ab 12.30 Uhr geöffnet
ist.
Hüpfburg und Clown Pepe für die Kleinen,den Aktiven heizt „Samba
X“ einDas bunte Rahmenprogramm am Friedensplatz bietet für jeden
etwas. Es gibt kühle Getränke und Leckeres vom Grill, eine
reichbestückte Cafeteria bietet Kaffee und Kuchen. Die Sponsoren
informieren die Besucher an ihren eigenen Ständen. Und wie im
Vorjahr wird wieder die Gruppe „Samba X“ die Aktiven und Zuschauer
an der Strecke anfeuern. Ein besonderes Programm wartet auch auf
die Kinder: Die Stadtwerke Krefeld haben wieder ihre große Hüpfburg
zur Verfügung gestellt. Clown Pepe wird den gesamten Nachmittag die
kleinen Gäste des Stadtlaufes mit allerlei witzigen Einlagen
unterhalten. Und auch ein Schminkstudio wartet auf seine kleinen
Besucher. Wie schon in den Vorjahren werden die „NiersRunners“
erneut je Teilnehmer einen Betrag an eine soziale oder
kulturelle Einrichtung spenden. In diesem Jahr geht die Spende
an den Förderverein der Sekundarschule Straelen/Wachtendonk.
Anmeldungen zu den Läufen können ab sofort im Internet unter
www.taf-timing.de/Wachtendonk2014 erfolgen. Bis zu 30 Minuten vor
dem Start des jeweiligen Laufes sind auch Nachmeldungen gegen eine
Zusatzgebühr im Meldebüro in der Sparkasse am Friedensplatz
möglich. Und noch ein Hinweis: Wegen der Veranstaltung sind die
Laufstrecke und der gesamte Ortskern von Wachtendonk für den
Verkehr gesperrt.
Text: Charly Niessen Foto: NiersRunners
sport am niederrhein
Am Friedensplatz, dem Start und Ziel, haben die „NiersRunners“
zusammen mit den Sponsoren wieder ein umfangreiches Programm
vorbereitet, um Zuschauer und auch die Aktiven zu unterhalten.
Auch für die kleinen Nachwuchsläufer bietet der
Sparkassen-Stadtlauf Rennen
für die verschiedenen Altersklassen.
-
2828
Jakobsschafe, Bentheimer Landschafe, Ungarische Zackelschafe und
Black Welsh Mountain. Solch ausgefallene Schafrassen sind vom
Aussterben bedroht und demnach nur noch selten zu sehen.
Jakobsschafe, die mindestens zwei und selten sechs Hörner besitzen,
sind beispielsweise auch im Umgang schwieriger. Der Schäfer
bevorzugt deshalb Tiere ohne Hörner. Selten sind die Rassen
außerdem aufgrund ihres nicht wirtschaftlichen Nutzens. Die Wolle
der meist gefleckten oder dunklen Tiere lässt sich schlecht färben.
Für einen Ort wie Haus Bockdorf sind das jedoch genau die richtigen
Tiere. Zum Anschauen, Anfassen, zur Züchtung und ja, auch zum
Verzehr.
Es ist nicht nur die unter Denkmalschutz stehende Anlage, die
Haus Bockdorf so erlebnisreich macht. Denn hier passt alles
zueinander, auch die höchst seltenen Schafe, die dort stehen, als
wären sie schon immer hier gewesen. Insgesamt sieben
unterschiedliche Rassen leben auf dem Gut. „Vor dem Zweiten
Weltkrieg entstand hier ein großer englischer Land-schaftspark, der
von vielen Mitarbeitern gepflegt wurde. Nach 1945 hatte man
Wichtigeres zu tun, als einen Park wieder aufzubauen. Mein Vater
suchte also nach einer effektiven Lösung zur Erhaltung der großen
Fläche. Er zäunte Areale ein und kaufte Schafe, die uns als
lebender Rasenmäher dienten. Und so begann alles“, erzählt der Sohn
und Nachfolger Hannes von Heimendahl. Doch passend zum Ambiente
wurden nicht irgendwelche Schafe gekauft, sondern besondere und gut
ausschauende, darunter das Jakobsschaf. Das aus England stammende
Tier hat zwei oder vier Hörner und ist schwarz-weiß gefleckt. Von
Heimendahl fand Gefallen an der Züchtung. „Zur damaligen Zeit war
unsere Herde die größte auf diesem
Kontinent“, so der gebürtige Kempener. Weitere Schafe kamen
hinzu, darunter beispielsweise Coburger Fuchsschafe, Steinschafe
und Schwarz-kopfschafe, die heute für die Lammfleischproduktion
gezüchtet werden. So begann auch die Selbstvermarktung, die bis
heute zur Philosophie des Unternehmens gehört. „Das Tier wird bei
uns komplett verarbeitet. Es wird hier geboren, es lebt hier auf
unserer Wiese, es wird hier geschlachtet, veredelt, als Fleisch im
Laden angeboten oder auch verköstigt. Es gibt keine andere Station
dazwischen. Und darauf legen wir größten Wert“, so Hannes von
Heimendahl. „Obwohl es auf den ersten Blick vielleicht kurios
klingt, aber man kann diese vom Aussterben bedrohten Rassen
erhalten, indem man mit Bewusstsein dieses Fleisch isst. Denn wenn
die Leute Interesse daran haben, wird der Bauer darauf auch
reagieren“, so von Heimendahl.
Hannes von Heimendahl:„Ich wurde da rein geboren“Ganz
selbstverständlich sei es für ihn also, dass die Tiere teilweise
geschlachtet und auch gegessen werden. „Ich wurde da rein geboren“,
so der 41-Jährige heute. „Man steht nachts auf, um das Lamm mit der
Flasche aufzuziehen, falls es die Mutter nicht kann. Und selbst
dann gehört es dazu, dass es später geschlachtet wird.“
Schaffleisch gibt es hier in jeglicher Form. Kotelett, Lammkeule,
Lammgrillwurst oder auch Schinken und Salami. Ob ihm die Tiere
nicht manchmal leidtun, frage ich den Juristen. Er antwortet
bedacht: „Absolut. Aber in einer natürlichen Art und Weise. Katzen,
die ausgesetzt werden und um die sich keiner mehr kümmert, tun mir
mehr leid.“ Zu bedenken ist natürlich auch der wirtschaftliche
Faktor. Von Heimendahl
brauchtum am niederrhein
und schaf ist nicht gleich schaf: beim besuch auf gut heimendahl
erleben wir sehr
unterschiedliche und seltene, sogar vom aussterben bedrohte
rassen. und können
das vorurteil widerlegen, dass diese tiere dumm seien.
"schaFE sind sEhr gEnügsamE tiErE“
Schafe zum Anfassen
-
2929
sagt: „Würde ich jedes Lamm der letzten zehn Jahr hier auf der
Wiese stehen haben, das wäre Wahnsinn. Wo sollen die alle laufen?
Wer kümmert sich darum? Wer zahlt das Futter? Leider kann ich nicht
alle Schafe behalten, nur weil sie schön sind. Früher sind die
Menschen mit Pfeil und Bogen los gezogen. Leute, die ihr Fleisch
heutzutage gebrauchsfertig aus der Truhe nehmen, machen sich den
Konsum einfach, und das finde ich auch legitim. Aber ich denke,
wenn man Fleisch isst, sollte man auch in der Lage sein, es zu
verarbeiten.“ Neben der Fleischproduktion sind die Schafe auch
Werbeträger. Von Heimendahl liegt sehr daran, dass Stadtkinder
einen Bezug zu den Tieren bekommen. Auch deswegen ist es möglich,
per Schulklasse oder auch als Familie den Hof zu besuchen und mehr
über die seltenen Tierrassen zu er-fahren. Auch das gehört zur
Philosophie des Hofes. Dass die Kinder, die aus den Großstädten
kommen, ein Schwein sehen und ein Lamm anfassen können. Es geht
auch darum, zu erfahren, wofür Schafe noch eingesetzt werden. Sie
erhalten beispielswiese Heidelandschaften, und Deiche werden
mithilfe von Schafherden fest getreten und damit widerstandsfähiger
gemacht. Auch das jährliche stattfindende Fest „Tag des offenen
Hoftores“ ist da, um den Zu-schauern zu zeigen, wie Schafe
geschoren werden und was danach passiert, bis die Wolle verkauft
werden kann.
Drei qualifizierte und ausgebildete Tierwirte kümmern sich unter
anderem um etwa 300 Schafe, die je nach Jahreszeit unterschiedliche
Bedürfnisse haben. 30 Hektar Grünland stehen allen Tieren auf Gut
Heimendahl zur Verfügung. Im Sommer ist es lediglich nötig, zu
schauen, ob bei den Tieren alles in Ordnung ist. Im Winter ist
Lammzeit, da braucht es sehr viel mehr Betreuung. Ein Schaf bringt
pro Jahr durchschnittlich zwischen 1,3 und 1,6 Lämmer zur Welt.
Jakobsschafe haben häufig Zwillings- und seltener
Drillingsgeburten. Manche Lämmer dürfen dann in die Herde, ein paar
andere verkauft von Heimendahl auch bis ins europäische Ausland.
Die verschiedenen Rassen sind auch vom
Charakter sehr unterschiedlich. „Landschafe sind treu ohne Ende.
Unsere Black Welsh Mountain hingegen laufen zu bestimmten Zeiten
durch unser Weihnachtsbaumgelände und halten den Boden sauber. Sie
leben dort sehr wild und frei. Nach ein paar Monaten bekommt man
sie kaum wieder eingefangen“, so von Heimendahl schmunzelnd.
Ansonsten seien Schafe sehr genügsame Tiere. „Wenn sie satt sind“,
fügt von Heimendahl lachend hinzu. „Wenn sie Hunger haben und
hinter dir eine saftige Wiese sehen, dann rennt dich eine Herde
auch mal über den Haufen. Das ist denen egal. Dann können sie
kopflos werden.“ Auch auf das Klischee, dass Schafe dumm seien,
kommen wir zu sprechen. Hannes von Heimendahl erklärt: „Jede
Schafherde hat mehrere Leitschafe. Wenn diese aus irgendeinem Grund
nicht mehr dabei sind, dann sind sie völlig planlos. Sie wissen
dann nicht mehr, was Sache ist. Die wirken dann eventuell etwas
diffus oder planlos. Aber dumm, nein.“ 25 Leute gehören zu dem
Unternehmen Gut Heimendahl. Der studierte Jurist absolvierte
außerdem eine landwirtschaftliche Lehre und ist heute für die
komplette Verwaltung des Unternehmens zuständig. Er sagt: „Es ist
viel Büroarbeit. Aber ich freue mich über jede Stunde, die ich
draußen verbringen darf.“
Text: Nina Höhne; Fotos: Andreas Cohrs Gut Heimendahl, Haus
Bockdorf, 47906 Kempen
brauchtum am niederrhein
„Ich habe mindestens genau so viel Ahnung von den Schafen wie
die Mitarbeiter, die täglich mit ihnen zu tun haben. Ich habe
eventuell etwas weniger Geschick, aber das ist etwas anderes.“
Alljährlich im Mai findet die Schafschur mit großem Hoffest auf
Gut Heimendahl statt
Das neugeborene Lamm der Coburger Fuchsschafe steht zum ersten
Mal
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30
„Es war Ein sElbstläuFEr und das ist klassE“
Ich bin IT-Wirtschaftsinformatiker und war europaweit viel
unterwegs. Mit allem was dazugehört: gutes Essen, viel trinken und
auch Pfunde zulegen. 2010 wollte ich an meinem Gewicht arbeiten.
Der Arzt empfahl mir, Fahrrad zu fahren. Und das habe ich dann
meinem Stammtisch erzählt. Zwei Freunde meinten daraufhin, dass sie
ein Rennrad haben und mit mir fahren würden.“ Der Grundstein des
Radsporttreffs war hiermit gelegt. Doch wie jeder Anfang war auch
dieser schwierig. „Wir alle waren aufgrund unserer beruflichen
Situation ziemlich ausgelastet. Es passierte also öfter, dass wir
mal zu dritt, manchmal aber auch alleine unterwegs waren. Wir
dachten: Daran ändern wir jetzt was!“ Nach ausgiebiger Recherche
kam Peter Falk auf das Projekt „100 Ciclisti“ in Regensburg. Ziel
hierbei ist, das größte Jedermann-Team Deutschlands zu werden und
mindestens 8.000 Radsportler auf die Straße zu bringen. Genau das
Richtige für die Kempener Radsportfreunde, fand Falk. Doch auch bis
Ende 2012 tat sich nicht sonderlich viel. Mittlerweile waren sie zu
neunt. Der Aufschwung begann mit der Eröffnung vom Bikewearladen
Kempuni. „Kempuni hat uns sehr unterstützt, und wir beziehen immer
noch unsere Radsport-Kleidung über diesen Laden“, sagt Peter Falk.
2013 nahmen wir als Team erstmals am sogenannten „Drill &
Grill“ der Fleischerei Fahnder teil. Der bekannte Radrennfahrer
Marcel Wüst fährt mit den Teilnehmern eine circa 68 Kilometer lange
Runde, anschließend wird bei Fahnder gegrillt und geklönt. „Wir
schlugen dort mit sieben Mann auf.“ Für weitere öffentliche
Aufmerksamkeit sorgt die Teilnahme des Teams mit ihren
einheitlichen Trikots beim Event „Rund um die Burg“ im Jahr 2013.
Die Homepage wurde überarbeitet, Flyer und Plakate gedruckt. Und
nach all diesen Bemühungen zeigte sich der Erfolg. „Mittlerweile
haben wir 55 Mitglieder“, so der 60-jährige stolz. Anfang dieses
Jahres schloss sich auch die Kempener Mountainbike-Gruppe
"Bikefreunde-Niederrhein-Oetztal" dem Ciclisti-Team an. Somit gibt
es seit-dem auch eine sogenannte MTB-Gruppe mit einheitlichen
Trikots. Von 55
Leuten nimmt gut die Hälfte regelmäßig an
Radsport-Veranstaltungen teil. Für einen Kostenbeitrag von 95 Euro
erhalten die Teilnehmer ein funktionales Outfit aus Oberteil und
Hose, welche die Zugehörigkeit zum Team unterstreicht. Verschiedene
Gruppen treffen sich an unterschiedlichen Tagen„ Am Sporttreff kann
jeder teilnehmen, ob mit oder ohne Trikot. Es sind dort immer etwa
10 bis 20 Leute, die gemeinsam bis zu zweieinhalb Stunden fahren.
Es geht darum, gemeinsam Spaß zu haben“, betont Falk. Weder
Mitgliedschaft noch Beitragspflicht beengen das freie Treffen.
Abgesehen von einer Pflicht: „Ein Helm und ein verkehrssicheres Rad
sind ein absolutes Muss. Wir nehmen niemanden mit, der keinen Helm
trägt“, so Peter Falk. Mittlerweile gehören auch über zehn Frauen
mit zur Truppe. Neben rad-touristischen Veranstaltungen ohne
Zeitlimit, wie in Grefrath, Tönisvorst und Hüls, wird auch an
zeitlimitierten Radsport-Events teilgenommen. Dazu gehören die
German Cycling Cup Veranstaltungen in Köln, am Nürburgring oder
Göttingen. Zum Saisonabschluss 2014 nimmt das Jedermann-Team
Ciclisti-Kempen wieder gern „am schnellsten Radrennen
Deutschlands“
alles begann mit einem persönlichen Entschluss. daraus wurde das
„Jedermann-team
ciclisti-kempen“, welches mittlerweile 55 mitglieder zählt. wir
trafen den initiator peter
Falk, der uns erzählte, wie und wo die Erfolgsgeschichte einer
interessengemeinschaft
begann, die bis heute kein eingetragener verein ist.
Zwei Sportler des Ciclisti-Teams während eines Rennens
sport am niederrhein
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31RUND UM DIE BURG teil. Nach Saison-Ende trifft sich die Gruppe
häufig im Falco oder Mauli‘s. Zusätzlich finden auch
Veranstaltungen statt, die nichts mit Radrennen zu tun haben, wie
beispielsweise Grillen oder Gambas essen.
Neben der Homepage, die mittlerweile 47.000 Klicks aufweist,
gibt es eine interne und auch öffentliche Gruppe bei Facebook. Auch
eine Whatsapp-Gruppe macht die Kommunikation einfach und schnell.
Ciclisti Kempen ist mittlerweile ein fester Bestandteil des
Veranstaltungs-kalenders der Stadt Kempen. „Der Stand heute: Wir
fahren fast jeden Tag. Es dauerte zwar etwas, aber dann war es ein
absoluter Selbstläufer. Und das ist wirklich klasse!“, freut sich
Falk. Das nächste Event ist das „Drill & Grill“ am 15.
September, welches auch in diesem Jahr wieder von der Fleischerei
Fahnder organisiert wird. Ciclisti ist auch in diesem Jahr mit über
20 Teilnehmern dabei.
Text: Nina Höhne; Fotos: Peter Falkwww.ciclisti-kempen.de,
www.facebook.com/ciclisti.kempen
Die Ciclistis auf Tour.
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Mev