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Nummer 39 | Ausgabe 3.2019 Das Hausmagazin der lewe aktuell Im Fokus Wohnen: wie wir es weiter qualifizieren Aktuelles Ausbildung: wie kommt der Nachwuchs zu uns?
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Musterdokument LeWe Aktuell - Ledder Werkstätten · Azubi Arne Westphal mit den Beschäftigten Pascal Wulf und Maik Kätzmer (großes Bild v. l.); Gäste beim „Social Day“ (Foto:

Oct 19, 2020

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lewe aktuell Nummer 39 | Ausgabe 3.2019

Das Hausmagazin der

lewe aktuell

Im FokusWohnen: wie wir esweiter qualifizieren

AktuellesAusbildung: wie kommtder Nachwuchs zu uns?

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2 lewe aktuell 3.2019

Lesen Sie ...

Impressum

Herausgeber:Ledder Werkstätten des Diakonischen Werkesim Kirchenkreis Tecklenburggemeinnützige GmbH

Ledder Dorfstraße 6549545 TecklenburgTelefon 05482 72-0Fax 05482 [email protected] www.ledderwerkstaetten.de

Verantwortlich für den Inhalt:Ralf HagemeierGeschäftsführer

Redaktion und Fotos:Jörg BirgoleitTelefon 05482 [email protected]

Mitarbeit an dieser Ausgabe:Sabine Braungart, Kim Oster-haus, Johanna Lammers

Gestaltung:Melanie LabahnTelefon 05482 [email protected]

Erscheinungsweise:vier Ausgaben pro Jahr

Auflage:3.500 Exemplare

Konto:Kreissparkasse SteinfurtKonto 31 000 599BLZ 403 510 60IBAN:DE47403510600031000599BIC: WELADED1STF

Unsere Titelfotos zeigenAzubi Arne Westphal mit den Beschäftigten Pascal Wulf und Maik Kätzmer (großes Bild v. l.); Gäste beim „Social Day“ (Foto: Ruth Jacobus)

Das Editorialfoto zeigtRalf Hagemeier mit dem Be-schäftigten Andreas Tabellion

Im Fokus

Wir qualifizieren unsereWohnbereiche sukzessiv weiter: was in diesenMonaten an welchenOrten geschieht.

Seite 8

Magazin

Schatzkisten kommen ausSettel: zu Besuch bei denHolzspezialisten und ihremTopfkisten-Projekt für einengroßen Küchenhändler.

Seite 16

Im Interview

100 Tage im Amt: der neue Geschäf tsbereichslei ter Wohnen Jörn Winter (dritter von rechts) im Interview mit lewe aktuell.

Seite 12

Menschen

Einsatz auf demErntefest: wasmotiviert eigentlichBeschäftigte, andiesem langen Tagzu arbeiten?

Seite 23

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3lewe aktuell 3.2019

Lesen Sie ... Editorial

Gemeinschaft, die

Menschen mit

Behinderung stark macht

Auch oder gerade in einer inklusiven Gesellschaft wächst der Bedarf an qualifizierter Begleitung

und gleichzeitig der Wunsch nach vielfältiger Ge-meinschaft. Dazu gehört besonders das Leben in der eigenen Wohnumgebung. Man kocht, isst und schläft dort, richtet sich darin ein, bewahrt Dinge auf, die einem wichtig sind, und gestaltet alles nach und nach so, wie man es persönlich gerne mag. Unser Zuhause hat eine große Bedeutung für die Entwick-lung einer eigenen Persönlichkeit. Wir prägen es nach eigenem Geschmack, richten uns von Zeit und Zeit neu ein und genießen den eigenen Freiraum. Gleichzeitig steht jeder in ständigem Austausch mit Menschen in seinem persönlichen Umfeld, wie die eigene Familie, mit Freunden, der Nachbarschaft, im Verein, bei Festen oder zu besonderen persönli-chen Anlässen.Menschen mit Behinderung haben die gleichen An-sprüche und Wünsche, sind aber nicht in der Lage, sie ohne Begleitung zu gestalten, wie es allgemein von jedem erwartet wird. Wenn wir gerade an vie-len Stellen unsere stationären Wohnbereiche bau-lich weiter qualifizieren, tun wir das vor dem Hinter-grund, hier zeitgemäße Möglichkeiten zu schaffen: Unsere Bewohnerinnen und Bewohner sollen sich wohlfühlen in ihrem privaten Wohnumfeld. Einfach formuliert: Wir möchten ihnen ein ansprechendes Zuhause bieten.Dazu bedarf es umfangreicher Planung, finanzieller Mittel, vieler Ideen und der notwendigen Erfahrung, was Bewohnerinnen und Bewohner für ein zufriede-nes Leben in ihren vier Wänden brauchen. Im Inter-view stellt sich unser neuer Geschäftsbereichsleiter Stationäres Wohnen, Jörn Winter, vor und erläutert

seine Sichtweisen. Auch dazu, wie wir das Wohnen personell weiterentwickeln, um den Menschen, oft über einen langen Zeitraum, mit einer hohen Fach-lichkeit begleiten zu können.Dazu gehört unsere langfristige Personalplanung, mit der wir junge Leute und Personen mit langjäh-rigen beruflichen Erfahrungen für uns gewinnen können und sie anschließend qualifiziert begleiten – ob nun im Wohnbereich, in der Werkstatt oder Ver-waltung. Unsere Personalabteilung koordiniert eine Reihe von Maßnahmen in der Personalgewinnung, die wir im neuen lewe aktuell vorstellen.

Wir waren wie in jedem Jahr dabei, als junge Menschen in die Werkstatt eintraten und im

August im Ladberger Bildungszentrum begrüßt wur-den. Dort fand auch die wiederholte Schulung un-serer Busfahrerinnen und -fahrer statt, die ja täglich Zeit mit unseren Menschen verbringen. Lesen Sie außerdem in unserer Herbstausgabe, was über 70 Beschäftigte immer wieder aufs Neue begeistert, beim Erntefest an ganz unterschiedlichen Stellen zu arbeiten. lewe aktuell hat drei Personen an diesem langen Tag auf Stapenhorst besucht.

Herzlichst, Ihr

Ralf HagemeierGeschäftsführung

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Aktuelles

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Ibbenbüren. Kleines Jubiläum bei Dierkes: Bereits zum fünften Mal trafen sich die Boule-Freunde der Betriebsstätten an der Glücksburger Straße und Gausepohl zum Turnier auf der Bahn neben der Betriebsstät-te Dierkes. Bis in den frühen Nachmittag hat-ten insgesamt sechs Teams viel Spaß bei der Jagd auf die kleine rote Kugel, das soge-nannte „Schweinchen“. Die meisten Punkte am 20. September holte schließlich die Mann-schaft Gausepohl B vor Zwenger und dem Team Schnieders. Bei herrlichem Wetter grillten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der „Boule Open 2019“ – ein schöner Wochenabschluss für die Beschäftigten.

Thorsten Pelster ist neuer MAV-Vorsitzender

Tecklenburg-Ledde. Zum neuen Vorsitzenden der Mitarbeitervertretung (MAV) ist Thorsten Pelster durch das neunköpfige Gremium gewählt worden. Elisabeth Pott (Reha-Sport) und Sina Bulenda

(Betriebsstätte Kipp) amtieren als Stellvertrete-rinnen. Der Wechsel im Vorsitz war nötig gewor-den, weil Heiner Hibbe zum 1. Juli die Aufgabe der Bereichsleitung im Wohnbereich Westerkap-peln übertragen wurde und er damit aus der MAV ausschied. Nachrücker in das Gremium ist Ulrich Scharf aus der Betriebsstätte Ledde.Während der Mitarbeiterversammlung am 9. Juli stellte sich Pelster vor: „Ich hoffe, dass ihr ein we-nig Geduld mit mir habt. Ich möchte für euch da sein und euch gegenüber dem Dienstgeber ver-treten. Nehmt uns gerne mit ins Boot bei allen An-gelegenheiten, die euch dienstlich betreffen.“ Der Riesenbecker leistete von 2002 bis 2004 seinen Zivildienst und anschließend ein Jahr als Dia-konischer Helfer in dieser Einrichtung. Es folgte die dreijährige Ausbildung zum Heilerziehungs-

pfleger. 2007 begann Pelster als Fachkraft im Arbeitsbereich für schwerst- und mehrfachbehinderte Menschen der früheren Betriebsstätte Heckenweg und wechselte 2013 in den neugestalteten Bereich nach Ledde. Seit 2015 arbeitet der heute 36-jährige Familienvater im Berufsbildungsbereich des Lad-berger Bildungszentrums QuBuS.

Fünftes Bouleturnier bei Dierkes

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Aktuelles

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Tecklenburg. 17 LeWe-Anglerinnen und -Angler trafen sich am 6. Juli wieder zum Kooperationsangeln mit dem Angelverein (AV) Lengerich am Königssee. Der AV bewirtschaftet das Gewässer an der Königstraße und bietet Menschen mit Behinderung seine Unterstützung beim gemeinsamen Fischen in der Form an, dass jeweils einige Mitglieder einen Vormittag lang für alle Fragen und Probleme am Teich zur Verfügung stehen. Über mittlerweile fünf Jahre sind im Gegenzug eine ganze Reihe Menschen mit Behinderung Mitglied im Verein geworden, arbeiten als Gewässerwart oder beteiligen sich an den Arbeits- und Pfle-geaktionen der Vereinsgewässer. Im Rahmen des zweiten Vorbereitungskurses auf die Fischereiprüfung erwarben, begleitet durch unsere Fachkräfte Martin Winter und Thomas Adick, im Februar elf Petrijünger ihren Angelschein. Bei der Premiere vor drei Jahren hatten 16 Menschen mit Behinderung erfolgreich teilgenommen. Viele organisieren ihre Freizeit selbst und nutzen für gemeinsame Angelausflüge auch das FreizeitMOBIL.

Kooperationsangeln mit dem AV Lengerich

Kennenlerngespräche: Schulung für die Mitwirkenden im Ladberger QuBuSLadbergen. Eine weitere Schulung zum Kennenlernverfahren neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „Auf die Einstellung kommt es an“ absolvierte der Werkstattrat am 12. und 13. August im Ladberger Bil-dungszentrum. Das Verfahren ist fest installiert im Rahmen von Neueinstellungen sowie beim Wechsel in den Werkstattbereich. Die neuen Mitarbeiter werden vom Werkstattrat zum Gespräch in sein Ledder Büro eingeladen und dort von jeweils zwei Personen nach einem vorbereiteten Interview-ablauf befragt. Dr. Re-becca Dölling (Assistenz der Geschäftsführung, rechts im Bild) schulte in der Werkstatt jetzt weite-re Beschäftigte für diese Aufgabe, um angesichts der Zahl der Gespräche weitere Personen einset-zen zu können.Rund 20 Kennenlernge-spräche kämen mittler-weile pro Jahr zusam-men, berichtet Werkstattratsmitglied Michael Otte, der gemeinsam mit Uwe Spellmeyer seit Jahren in diesem Instrument der Personalentwicklung tätig ist. An der Schulung im QuBuS haben außerdem Katharina Fuß, Angelika Grunwald, Elke Ahlemeyer, Ralf Bernsjann und Mario Stefan teilgenom-men. Für das Kennenlernverfahren hatten die Ledder Werkstätten im April den bundesweiten Preis „exzellent:Bildung“ der BAG WfbM auf der Werkstätten:Messe in Nürnberg erhalten.

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Aktuelles

Die neuen Genießerfrühstückstermine,Öle und Essige zum Abfüllen im Visavis

Lengerich/Ibbenbüren. Die neuen Termine für das Genießerfrühstück, das nun auch im Sam-occa-Café Lengerich angeboten wird, sind da: An den Sonntagen 10. November, 1. Dezember, 12. Januar, 9. Februar sowie 8. und 22. März ist jeweils um 9.30 Uhr Beginn im Lengericher und im Ibbenbürener Samocca-Café. Die Kosten betragen pro Teilnehmer 19,50 Euro inklusiv al-ler Heißgetränke. Anmeldungen für Ibbenbüren (Telefon 05451 5470440) und Lengerich (Telefon 05481 305631) werden ab sofort angenommen.Neu im Visavis Lengerich: Dort gibt es nun Essi-ge und Öle zum Abfüllen. In 100-, 200- oder 350 ml-Flaschen kann man sich Geschmacksrichtun-gen wie Mango-Crema, Walnuss, Feige-Dattel oder Gewürzpflaume abfüllen lassen. Insgesamt zwölf Sorten stehen zur Verfügung.

Hörstel-Riesenbeck. Besuch aus der englischen Partnerstadt Waltham Abbey bekam Hörstel vom 1. bis 5. August. Für unsere Gäste hatte Michael Riediger, der auch im Hörsteler Förderverein Städte-partnerschaften aktiv ist, einen informa-tiven Tag bei den Ledder Werkstätten vorbereitet. Zum Auftakt bekamen die Briten einen Einblick in die Betriebsstät-te Riesenbeck. Nach einer Präsentation führten Bereichsleiter Paul Sackarendt und er die Gäste durch die Räume, bevor es weiterging zum Bioenergiepark Saer-beck, wo 33 Arbeitsplätze in der Anlagen-pflege sind. Wie die Gäste berichteten, gebe es vergleichbare Werkstattsysteme in England nicht mehr. Angebote für Teil-habe durch Arbeit und Wohnen seien in die Entscheidung und Finanzierung der Kommunen und Kreise gestellt. Große Konzerne wie die Supermarktkette Tesco würden Menschen mit Behinderung ein-stellen, in „normalen“ Betrieben sei das die Ausnahme. Hörstels Bürgermeister David Ostholthoff freute sich über unser Angebot, den britischen Freunden ein praktisches Beispiel deutscher Behindertenhilfe vor Ort zeigen zu können.

Britische Gäste schauen sich Riesenbeck an

Gäste aus Hörstels britischer Partnerstadt WalthamAbbey haben die Betriebsstätte Riesenbeck besucht.

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Aktuelles

lewe aktuell 3.2019

Schöne Aquarelle mit heimischen Motiven

Lengerich. Wer die Stadt und seine umliegenden Nachbarorte ein bisschen kennt, kann sämtliche Motive sofort zuordnen: 21 Mittelformate stellt der Hiddenhausener Grafik-Designer und Künstler Klaus-Dieter Conrad bis Mitte November im Café Samocca aus. Alle bilden bekannte, beliebte, teils viel besuchte Ört-lichkeiten von Lengerich, Tecklenburg oder Ladbergen ab. Das sei durchaus erklärtes Ziel, aber bedingt durch die Aquarelltechnik eben auch nicht so ganz steuerbar, erklärt der 60-jährige Maler. Denn Aqua-rellieren bedeute, mit lichten Farben und viel Wasser zu arbeiten, was mitunter auch ungewollte Effekte habe. Gerade das – und eben nicht das streng gegenständliche Abmalen – reize ihn an dieser Technik. Im Ergebnis bedeutet es, dass beispielsweise der Hollandmarkt in Lengerichs Altstadt oder der Marktplatz in Tecklenburg zwar erkennbar, aber auch in einer schönen Leichtigkeit und vor allem sommerlichen Stim-mung eingefangen wurden. So bekommt das Publikum im Lengericher Samocca einen besonderen Blick auf vielleicht altbekannte Szenen.

Helene-Double und Rikscha-Fahrt: Ledder Sommerfest

Tecklenburg-Ledde. Ihr schon fast traditionelles Sommerfest feierten die Beschäftigten in der Be-triebsstätte Ledde. Am 30. August hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu ein abwechs-lungsreiches Programm auf die Beine gestellt: Kutschfahrten mit Familie Hemmer, das Glücksrad, Nagelbalken, Kräfte messen am Boxautomat, ein Reaktionsspiel mit Lichttastern oder die kleine Tour mit der Fahrrad-Rikscha übers Gelände gehörten dazu. Bei Disco-Musik und Schlagerhits mit He-lene-Double Kim-Melissa Osterhaus hatten alle vor der Open-Air-Bühne Spaß. Frische Smoothies und Saft-Cocktails löschten den Durst, für den Hunger gab es viele Snacks. Gefeiert wurde mit den Kolleginnen und Kollegen, bis die Busse am frühen Nachmittag kamen.

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Im Fokus

8 lewe aktuell 3.2019

Ein Plus an Wohnqualität: Zu Besuch ander Wichernstraße und der Bäumerstraße

Nach und nach kommen alle von ihrer Arbeit heim. Auf dem großen Tisch im neu eingerichteten Wohn-Essraum stehen schon die Thermoskannen bereit. Der Feierabendkaffee – ein Ritual in vielen Wohn-bereichen, auch an der Bäumerstraße 12 in Ibben-büren. Gisela Weber, Elisabeth Bühren, Irmgard Brockmann, Karin Wellmann, Dirk Ahlers und Wil-li Leuchter sind nun da und erlauben ein Foto von sich. Insgesamt acht Personen leben in diesem nach modernen, fachlichen Vorgaben für Menschen mit Behinderungen umgebauten Wohnhaus mit sei-ner markanten Fensterfront. Wie gefällt ihnen das Haus?„Kleiner und feiner“ sei es hier, sagt Karin Wellmann wie aus der Pistole geschossen. Sie hat zuvor 15 Jahre auf unserem Hof Stapenhorst in Lengerich gewohnt und freut sich heute darüber, ganz nahe bei ihrer Mutter und Schwester zu leben: „Zu Mama kann ich zu Fuß gehen.“ Eines der beiden neuen Zimmer mit eigenem Bad, die unsere Haustechnik gebaut hat, bewohnt sie und ergänzt, was sie auf Stapenhorst nicht geniessen konnte: „Wir haben echt kurze Wege in die Stadt.“ Gisela Weber, wie auch Elisabeth Bühren zuvor in der Ibbenbürener

Poststraße zuhause, findet, dass man hier „gut le-ben“ könne. Sie ist älter geworden und der neue Wohnbereich in der Parterre kommt ihr sehr ent-gegen. Direkt nebenan, bei Gausepohl, zu arbeiten gefällt Elisabeth Bühren gut. Sie ist dort seit vielen Jahren in der Hauswirtschaft.Die ruhige, trotzdem stadtnahe Lage komme den Bewohnern sehr entgegen, erklärt Christian Lefe-rink beim Besuch von lewe aktuell. Er ist der Orga-nisationsverantwortliche für die Wohnbereiche für Menschen mit einer psychischen Behinderung in Ib-benbüren. Dass darunter älter werdende Personen mit steigenden Hilfebedarfen sind, wird auch beim Feierabendkaffee deutlich. Während Gisela Weber noch von ihren Knieproblemen erzählt, kommt Willi Leuchter langsam mit seiner Gehhilfe herein, nimmt Platz, gießt sich einen Kaffee ein und antwortet erst dann auf die Frage, was ihm persönlich gefalle: „Man kann hier gut leben. Wir können machen, was wir gerne machen.“Christian Leferink nickt. Ein permanentes Programm mögen Menschen mit psychischer Behinderung meist nicht, eher schon gelegentliche Rituale, klei-ne Höhepunkte, freiwillige Aktionen. Also geht Mit-

arbeiter Detlef Hoge, der heute den Spät-dienst hat, mit einigen einkaufen. Es kann sein, dass später ge-meinsam etwas ge-kocht wird, aber ver-mutlich nicht mit allen. Das Haus mit seinen Fluren, Geschossen und totalrenovierten Wohnbereichen lässt Rückzüge gut zu.„Hell, freundlich“ sei ihr neues Zuhause, sagt Irmgard Brock-mann, kurz und knapp, wie es ihre Art ist. Dann erzählt sie, dass sie ja eigent-lich aus Kattenvenne komme und lange in der Wichernstraße

Gisela Weber, Elisabeth Bühren, Dirk Ahlers, Willi Leuchter, Karin Wellmann undIrmgard Brockmann (von links) genießen ihr neues Zuhause an der Bäumerstraße.

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9lewe aktuell 3.2019

Im Fokus

in Ledde gewohnt habe. Sie nimmt einen Schluck Kaffee und macht eine Pause. Diese Gelegenheit nutzt Dirk Ahlers, um dem Besucher zu sagen, dass er in seinem neuen Zimmer mehr Platz habe. „Schön“ sei das Haus, ein eigenes Bad sei auch klasse. Nach und nach ziehen sich alle zurück in ihre Zimmer.Christian Leferink beschreibt die Vorteile der Lage: Zum einen lägen einige Betriebsstätten in der Nähe, zum anderen sei die Innenstadt fuß-läufig erreichbar. Im vergangenen November sei das Haus nach dem Umbau bezogen worden. Zwei wei-tere Personen seien jetzt aus der Nordstraße hierher, in die zusätzlich ausgebauten und komplett neu ein-gerichteten zwei Zimmer, umgezo-gen. Jetzt werde an der Nordstraße umgebaut. Die beiden Neuen wür-den sich sehr wohl fühlen dank der

Qualität des Wohnraums und der guten Lage.Wie zum Beweis geht Dirk Ahlers los, um sich Zi-

Langes Schleppdach, große Fensterfront und von innen alles neu: Ausder ehemaligen Arztpraxis wurde ein neu gestalteter Wohnbereich.

ZUM THEMA

Andrea Hoffmann: „Wir möchtendie Dinge verbessern“

Älter werdenden Personen, deren Bedarfe sich ändern, soll auch zukünftig ein angemessenes Wohnan-gebot gemacht werden. Menschen, die die LeWe mitunter seit Jahrzehnten als Wohnanbieter nutzten, seien kognitiv nicht mehr so orientiert. Sie verlören nach und nach einst vorhandene Teilselbstständig-keiten. So umschreibt Andrea Hoffmann ein wachsendes Klientel. In unseren Wohnbereichen spiegelt sich der normale demografische Prozess wider – mit dem Unterschied, dass der individuelle Abbau hier manchmal sehr schnell verläuft. Die Einrichtung kommt dieser Entwicklung nach, indem im Altbe-stand sukzessiv bedarfsgerecht nachqualifiziert wird.Die Diplom-Verwaltungswirtin ist im Sozialcontrolling und hält engen Kontakt zur WTG-Behörde (ge-mäß Wohn- und Teilhabegesetz zuständige Heimaufsicht) beim Kreis. Sie kümmert sich um die Be-darfsfeststellung und Wegeplanung und betont: „Wir möchten die Dinge verbessern.“ Das bedeute, dass etwa Zimmer vergrößert würden und damit Pflegebett und Lifter Platz hätten. Oder die Bädersi-tuationen angepasst, also ein vormals normal großes Bad rollstuhlgerecht umgearbeitet werde.Hoffmann ist in permanenter Abstimmung mit den Ansprechpartnern bei den jeweiligen Kostenträgern. Die Ibbenbürenerin kennt die stationären Wohnbereiche gut, hat sich vor Ort intensiv eingearbeitet und berät nun auch neue Klientinnen und Klienten zu unseren Wohnangeboten.

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Im Fokus

garetten zu holen. Die Raucherecke auf der Süd-terrasse ist sowieso der erste Treffpunkt nach der Arbeit. Beim Passieren der Bäumerstraße bemerkt man all die Besonderheiten gar nicht. Das frühere Haus ist einfach nur ein weiteres Wohnhaus einer alten Siedlung.Eine ganz andere Herausforderung war die Wi-chernstraße 16 in Ledde. Dort erforderten nach un-seren Vorstellungen an eine moderne Wohnqualität (mit besseren Möglichkeiten der Betreuung älter werdenden Bewohnern mit erhöhten Hilfebedarfen und neuem barrierefreien Zugang) die Nachqualifi-zierung des Wohnraums.Im Obergeschoss veränderten Auftragsfirmen den Dachstuhl und setzten nach Westen Gauben, wo-durch die Dachschrägen in diesen Räumen ver-schwanden. Zwei Pflegebäder und ein neues Zim-mer auf dieser Ebene sind hinzugekommen. Flur und Treppenhaus wurden renoviert, Anschlüsse für die Lichtrufanlage gelegt. An der Zahl der 23 Be-wohnerinnen und Bewohner im Wohnbereich Ledde ändere sich nichts, so der für den Bereich verant-wortliche Abteilungsleiter Jens Schütte.

Anfang des Jahres war alles fertig, sodass die Be-wohner die Zimmer entsprechend ihren Bedarfen beziehen konnten. Aktuell wird noch ein Treppen-haus samt Aufzug am Südgiebel eingebaut, sodass bald auch Rollstuhlfahrer das Obergeschoss nutzen können. Die Wärmeenergie bezieht die Wichern-straße übrigens vom gut 100 Meter entfernten lei-stungsstarken Blockheizkraftwerk der Betriebsstät-te Ledde nebenan.Alle Umbaumaßnahmen, erklärt Schütte, verbes-serten die Wohnqualität für Bewohner und auch die Pflegemöglichkeiten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Transport von Pflegebetten ins Obergeschoss wird mit Hilfe des Aufzugs bald mög-lich sein. Durch vorübergehende Umzüge in andere Wohnbereiche habe man den Umbau recht gut be-wältigen können.Während der Abteilungsleiter erzählt, haben die Be-wohner ihren Feierabendkaffee getrunken, schau-en nun etwas fern oder gehen auf ihre Zimmer. Sie freuen sich, dass die Umbauzeit fast vorbei und ihr Haus einfach schöner geworden ist.

Leben an der Wichernstraße in Ledde: Im Haus Nummer 16 hat sich baulich einiges verändert. Geblieben sind die kurzen Fußwege zur Werkstatt nebenan für einige der Bewohnerinnen und Bewohner.

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Im Fokus

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ZUM THEMA

Umbaumaßnahmen verlangen Geduld

Alle Umbaumaßnahmen verbessern die Wohnqualität und erfüllen aktuelle bauliche Auflagen und brandschutztechnische Vorschriften. Bei der Beantragung sei immer das Gesamtobjekt zu be-

trachten, erklärt Rudolf Schönrock, der im Auftrag der Geschäftsführung die Bauprojekte begleitet. In anderen Worten: Wolle man eine umfängliche Verbesserung der Wohnstandards, müsse man automa-tisch auch ein neues Brandschutzkonzept samt aller Maßnahmen für diesen Standort vorlegen, so der Diplom-Ingenieur. Das macht solche Projekte aufwändig und mitunter langwierig in der Planung und Umsetzung, weil unterschiedliche Behörden und Sachverständige zu beteiligen sind.

In der Wichernstraße geht es um die Verbesserung der Pflegesituation im Obergeschoss. Durch die Ergänzung eines Aufzuges zum Treppenhaus (zweiter Fluchtweg) wird zusätzlich in dem bishe-

rigen Wohnhaus die Barrierefreiheit erzeugt. Eine notwendige neue Raumstruktur durch veränderte Flächenbedarfe der Bewohner wurden im Wohnbereich Westerkappeln mit zwei großen, multifunk-tionalen Wintergärten erreicht. Rollstuhlfahrer haben in diesen Gemeinschaftsräumen deutlich mehr Platz. Im Zuge dieses Genehmigungsverfahrens waren dann auch zwei Außentreppen (Fluchtwege) zu installieren.

Das Projekt Bäumerstraße sei abgeschlossen. Nun gehe es an die Neustrukturierung der Nord-straße in Ibbenbüren, so Schönrock. Das bedeute die Verlagerung und teils Vergrößerung von

Zimmern, neue Pflegebäder und natürlich Brandschutzmaßnahmen. Damit ist ein wichtiger Teil eines umfangreichen und schrittweisen Qualifizierungsprozesses an der bestehenden Gebäudesubstanz nahezu abgeschlossen.

Der Dachausbau, vom Balkon des WohnbereichesWichernstraße 6 aus: Mehr Raum steht zur Verfügung.

Flure, Bäder, Türen und bald ein Aufzug: Das Oberge-schoss an der Wichernstraße präsentiert sich neu.

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Fünf Fragen an ...

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Haben sich die Zusammensetzung und die Aufga-ben durch die Bewohner im Stationären Wohnen in den vergangenen Jahren verändert und inwiefern bedeutet das eine weitere bauliche und personelle Entwicklung für unsere Angebote?

Die Behinderungsbilder in unseren stationären Wohnbereichen haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Das liegt unter anderem daran, dass auf der einen Seite unsere Bewohner zum Glück älter und dadurch allerdings pflegebe-dürftiger geworden sind. Andererseits ist die Pha-

se der Ambulantisierung abgeschlossen. Vor rund zehn Jahren haben sich neue Strukturen im Ambu-lant Betreuten Wohnen über Wohn- und Hausge-meinschaften herausgebildet, sodass darüber ein Teil unserer Bewohner in ein ambulantes Setting wechseln konnte. Dafür sind neue Bewohner in die stationären Wohnbereiche eingezogen, die heute umfangreichere und komplexere Hilfebedarfe als noch vor einiger Zeit mitbringen. Insofern hat sich die Bewohnerstruktur deutlich verändert. Um diese Bedarfe abzudecken, passen wir unsere Gebäude-struktur beispielsweise mit neuen Pflegebädern und

Jörn Winter (3. von rechts) schloss sein Sozialpädagogikstudium an der Fachhochschule Münster als Diplom-Sozialpädagoge 1993 ab und leistete sein Anerkennungsjahr im Schulamt der Stadt Münster. Ein weiteres ak-tuelles Studium im Sozial- und Personalmanagement an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld hat der Ibbenbürener mit dem Master of Arts (M.A.) 2018 abgeschlossen. 1995 begann Winter im Wohnbereich Wester-kappeln im Gruppendienst, bevor er 1997 ins Ambulant Betreute Wohnen wechselte. Mitte der neunziger Jahre waren die LeWe der erste Träger im Kreis Steinfurt, der Menschen insbesondere mit einer geistigen Behinde-rung das Wohnen in der eigenen Häuslichkeit zutraute. Stationen als Hausleiter im Wohnbereich Waldfrieden 22 und 24 sowie als Bereichsleitung für die stationären Wohnbereiche in Ibbenbüren folgten. Seit 1. Juli ist der 48-jährige zweifache Familienvater Geschäftsbereichsleiter Stationäres Wohnen.

... Jörn Winter (Geschäftsbereichsleiter Wohnen)

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Fünf Fragen an ...

lewe aktuell 3.2019

barrierefreien Zugängen sukzessiv an. Hier gilt der Dank übrigens unserer Haustechnik. Das ist ein per-manenter, nie abgeschlossener Prozess. Auch per-sonell haben wir frühzeitig auf die Veränderungen reagiert und setzen heute auf einen Personalmix. Die Teams sind nicht nur pädagogisch geschult, sondern bringen auch Kompetenzen im Bereich der Grund- und Behandlungspflege mit. Unsere Bewoh-ner werden also heute in vielfältiger und angemes-sener Weise betreut.

In der Werkstatt sind die LeWe in Sachen Beteili-gungsverfahren der Beschäftigten weit vorne - aktu-ell öffentlich wahrnehmbar am Projekt der Kennen-lerngespräche, einem Instrument im Rahmen der Personalentwicklung. Welche Ideen oder Ziele gibt es im Stationären Wohnen, was beispielsweise die Aufwertung der Rolle der Wohnbeiräte betrifft?

Beteiligung von Menschen mit Behinderung ist uns nicht nur in der Werkstatt, sondern auch im stationä-ren Kontext wichtig. Wir möchten unsere Bewohne-rinnen und Bewohner - soweit es geht - in Entschei-dungsprozesse einbinden und Wahlmöglichkeiten schaffen. Deshalb gehen wir im stationären Wohn-bereich einen Schritt weiter, als es gesetzlich vorge-schrieben ist. Weil mir Partizipation von Menschen mit Behinderung eine Herzensangelegenheit ist, habe ich die Gründung eines Gesamtwohnbeirats angeregt, den es seit zwei Jahren gibt. Alle gewähl-ten Wohnbeiräte aus den Wohnbereichen treffen sich regelmäßig mehrmals jährlich. Gewählter Vor-sitzender des Gesamtwohnbeirats ist Otto Gördes. Im Moment diskutieren wir Veränderungen, die sich durch die Einführung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) und die Erarbeitung von Regeln für ein ge-lingendes Zusammenleben („Hausordnung“) erge-ben.

Was viele nicht wissen: Im Stationären Wohnen der LeWe ist ein großer Teil der Mitarbeitenden, näm-lich 183 Personen, tätig. Wie lassen sich Menschen - wie bisher - auch weiterhin für dieses verantwor-tungsvolle Arbeitsfeld und dessen vielfätige Arbeits-inhalte begeistern?

Ja, durchaus richtig. Gelegentlich wird nicht auf Anhieb erkannt, dass auch das Wohnen zum Kern-geschäft der LeWe gehört und seit langem schon

einen großen Geschäftsbereich darstellt. Aktuell wird medial wie auch politisch das Thema Pflege im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel disku-tiert. Diese Debatte gilt so nicht für uns. Das mag auch daran liegen, dass wir zunehmend mehr selbst ausbilden. Insbesondere der stationäre Wohnbe-reich nimmt die Ausbildung junger Menschen sehr ernst und leistet seinen umfangreichen Beitrag dazu. Und fast alle möchten nach ihrer Ausbildung bleiben. Das freut mich, weil ich darüber feststelle, dass junge Menschen sich nach wie vor auch gerne den vielfältigen Aufgaben stellen und auch pflegend tätig sein möchten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Insofern glaube ich, dass wir vieles richtig machen. Zurzeit befinden sich 20 Personen in einer dualen Ausbildung oder einem Studium. Das ist Er-gebnis eines langfristigen Personalmanagementes mit einer gezielten Ansprache, Qualifizierung und oft anschließender Weiterbeschäftigung.

Das neue Wohn- und Teilhabegesetz (WTG) ist in der Fachwelt in aller Munde. Was bedeutet so ein Gesetz für unsere Einrichtung und wie erhöht es tat-sächlich die Wohnqualität für Menschen mit Behin-derung?

Der Gesetzgeber hat 2009 ein Regelwerk geschaf-fen, um die Wohnqualität in stationären Einrichtun-gen der Alten- und Behindertenhilfe zu verbessern. Darüber hinaus war beabsichtigt, den Heimaufsich-ten einen einheitlichen (Rahmen-) Prüfkatalog für eine standardisierte Begutachtung an die Hand zu geben. Herausgekommen ist in Teilen ein sehr bü-rokratisches, schwierig umzusetzendes Regelwerk. Unser Bestreben ist es, einen vertrauten Rahmen über verlässliche Mitarbeiter- und Mitbewohner-strukturen zu schaffen. Bewohnerinnen und Be-wohner fühlen sich wohl bei uns und entwickeln ein Gefühl, zuhause zu sein. Das war auch vor Einfüh-rung des WTG so. Insbesondere hat der stationäre Wohnbereich mit der Gestaltung von unterschiedli-chen Gemeinschaftsformen einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem ambulanten Bereich; er kann der Vereinsamung der einzelnen Menschen intensi-ver entgegenwirken.

Sie sind seit dem 1. Juli in der Funktion des Ge-schäftsbereichsleiters Wohnen und tragen damit Verantwortung in der fachlichen Arbeit für 209 Be-

Jörn Winter (3. von rechts) schloss sein Sozialpädagogikstudium an der Fachhochschule Münster als Diplom-Sozialpädagoge 1993 ab und leistete sein Anerkennungsjahr im Schulamt der Stadt Münster. Ein weiteres ak-tuelles Studium im Sozial- und Personalmanagement an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld hat der Ibbenbürener mit dem Master of Arts (M.A.) 2018 abgeschlossen. 1995 begann Winter im Wohnbereich Wester-kappeln im Gruppendienst, bevor er 1997 ins Ambulant Betreute Wohnen wechselte. Mitte der neunziger Jahre waren die LeWe der erste Träger im Kreis Steinfurt, der Menschen insbesondere mit einer geistigen Behinde-rung das Wohnen in der eigenen Häuslichkeit zutraute. Stationen als Hausleiter im Wohnbereich Waldfrieden 22 und 24 sowie als Bereichsleitung für die stationären Wohnbereiche in Ibbenbüren folgten. Seit 1. Juli ist der 48-jährige zweifache Familienvater Geschäftsbereichsleiter Stationäres Wohnen.

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Fünf Fragen an ...

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wohner. Ihre ersten 100 Tage sind herum. Wie ge-hen Sie diese komplexe Leitungsaufgabe an und welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Zunächst einmal bin ich dankbar, dass mir die Ge-schäftsführung das Vertrauen gewährt, die stationä-ren Wohnbereiche zu leiten. Ich habe mich sehr über die neue Aufgabe gefreut, weil ich so den stationä-ren Kontext für unsere Bewohner weiterentwickeln und inhaltlich mitgestalten kann. Wichtig ist aber ebenso: Ich allein leite nicht den gesamten Wohn-bereich. Als Geschäftsbereichsleiter bin ich einge-bettet in eine Leitungsstruktur, sodass ich Entschei-dungen in Absprache mit der Geschäftsführung und meinen Bereichs- und Abteilungsleitern treffe. Um verantwortlich und qualifiziert mitreden zu können, muss ich nah am Menschen sein. Deshalb habe ich

mich mit jedem Team zusammengesetzt und bin jetzt dabei, in jeder Wohngruppe beispielsweise in einem Spätdienst hineinzuschauen. So lerne ich so-wohl Bewohner als auch Mitarbeiter besser kennen. Persönlich wünsche ich mir, dass es mir gelingt, die Betreuungsplanungen weiter zu qualifizieren. So wird es uns noch besser gelingen, eine passge-naue, personenzentrierte Betreuung – abhängig vom Hilfebedarf – anzubieten. Die Schaffung von Wahlmöglichkeiten etwa bei Freizeit- und Beschäf-tigungsangeboten, die auf der Grundlage unseres heilpädagogischen Konzepts (GBM-Verfahren) aus-gestaltet sind, steht genauso im Mittelpunkt. Nur so kann meines Erachtens Partizipation in stationä-ren Strukturen gut gelingen. Für die Wohnbereiche der Ledder Werkstätten zu arbeiten erfüllt mich mit Stolz.

Ledde. 57 Sportlerinnen und Sportler, die bei der dritten Abnahme des Deutschen Sportabzeichens im Juli mitgemacht hatten, zeichnete Geschäftsführer Ralf Hagemeier am 24. September mit Urkunde und Ehrennadel aus und sagte: „Jede und jeder ist bei uns Gewinner. Sie haben es verdient, heute eine Aner-kennung zu bekommen!“ 13 Personen bekamen das Abzeichen in Gold, zwölf in Silber und drei in Bronze. Auch die übrigen 29 bekamen ihre Auszeichnung, das hauseigenen LeWe-Fitnessabzeichen.Geehrt wurden (Gold): Kai Ackermann, Pascal Averwerser, Patrick Backer, Matthias Brink, Erich Buchhei-ster, Philip Bühren, Stefan Heitkamp, Uke Krasniq, Birgit Kümper, Kevin Mittler, Michael Otte, Stefan Schul-ze, Andreas Tabellion; Silber: Bernhard Kniest, Ulrich Kölker, Nina Küßner, Erdogan Özkan, Stephanie Ronge, Johannes Seeberger, Maximilian Teichert, Julian Teitzel, Karl-Heinz Vorsthoven, Antje Zeits, Se-bastian Zemplin, Manuela Ziegler; Bronze: Gerd-Hermann Höhn, Björn-Niklas Schindel, Greta Tenamber-gen; Fitnessabzeichen: Christiane Bäumer, Carina Boedecker, Nele Brosowski, Ute Busemeier, Melanie

Dämel, Anneli Dzirzon, Ralf Fän-ger, Marc Freye, Maren Gernart, Dana Haunhorst, Hans-Christoph Hentschel, Markus Hobusch, Thomas Hölscher, Rieke Ihlen-burg, Daniela Jühe, Marvin Kursa-we, Maria Möllerherm, Christoph Nordhoff, Sabine Pahlke, Thomas Pothast, Ali Salehi Nezami, Jo-hanna Sandkämper, Philip Schä-fer, Henry Schneidewind, Martina Schumacher, Roman Schwarz, Arthur Sterthaus, Heike Töpker, Eva-Maria Wennemer.

Deutsches Sportabzeichen: 57 haben mitgemacht

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Fünf Fragen an ... Magazin

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34 junge Menschen starten ihreberufliche Bildung im Ladberger QuBuS

34 junge Menschen haben wir am 19. August in un-serem Bildungszentrum „QuBuS“ (Qualifizierung, Bildung und Service) am Ruthemeiers Esch in Lad-bergen begrüßt. Traditionell zum gemeinsamen Frühstück sind auch die Angehörigen eingeladen, sodass der Platz für die 80 Personen im Ladberger Speiseraum kaum reichte. Werkstattleiter Andreas Laumann-Rojer sprach in seiner Begrüßung von der „spannenden Aufgabe, die auf euch zukommt. Es warten viele interessante Angebote, um die nächste Zeit gemeinsam zu gestalten.“Die Maßnahmeteilnehmer, darunter auch sieben schwerst- und mehrfachbehinderte Menschen, kom-men ganz überwiegend aus den Förderschulen im Tecklenburger Land, einige auch aus Maßnahmen der Arbeitsagentur. Mit insgesamt elf Schulen, von der Förderschule bis zur Gesamtschule, arbeitet der Berufsbildungsbereich (BBB) regelmäßig zusam-men. Alle Teilnehmenden durchlaufen zunächst das dreimonatige Eingangsverfahren, wo ihre Fertigkei-ten und Fähigkeiten für die eigene Arbeit ermittelt und anschließend eine jeweilige individuelle Förder-planung entwickelt werden. Es folgen zwei Jahre im

Berufsbildungsbereich. Zu den vielfältigen Inhalten und Kenntnissen für ihre spätere Tätigkeit und die angestrebten Arbeitsinhalte gehören mehrere Prak-tika innerhalb und außerhalb der LeWe. Ziel ist es, während dieser Beruflichen Bildung gemeinsam mit dem Maßnahmeteilnehmer den individuell passen-den Arbeitsplatz zu finden.Nach dem Frühstück wurden Details wie die Mit-tagsverpflegung vor Ort, die Bus-Organisation oder der Umgang mit dem Handy während der Arbeits-zeit besprochen, bevor die Fachkräfte für berufliche Bildung ihre Gruppen übernahmen. Im Oktober ste-hen spannende Tage außerhalb des BBB an: Eine Woche lang werden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Räumen der Evangelischen Ju-gendbildungsstätte Nordwalde facettenreich mit dem Thema Übergang Schule-Beruf beschäftigten. Viele der jungen Leute, berichtete Bereichsleiter Paul Sackarendt, hätten bereits erste Eindrücke im Rahmen von Schulpraktika in der Einrichtung sam-meln können. Nun erleben sie mit ihrem Eintritt in die Arbeitswelt neue Schritte in die eigene Selbst-ständigkeit.

Diese jungen Menschen haben im August in unserem Ladberger Bildungszentrum ihre Berufliche Bildungbegonnen. Im Rahmen eines schönen Frühstücks wurden sie mit Angehörigen begrüßt.

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Die Holzspezialisten in Settelbauen auch „Schatzkisten“

In aller Ruhe setzt Andrej Beifus den Luftdrucktacker an. Gleichmäßig, Klammer für Klammer, Profilbrett für Profilbrett geht das so, bis eine Stirnwand fertig ist. Nur ein paar Meter weiter widmet sich Henning Schröer mit dem gleichen Werkzeug dem Boden, während sich hinter ihm eine „Wand“ fertiger Kisten türmt. Sie wächst nach und nach, denn Philip Büh-ren setzt die Bauteile seiner beiden Kollegen mit gro-ßer Routine und zügig zusammen. Jeder in diesem abgeteilten, ruhigen, fünf mal zwölf Meter großen Raum kennt seinen Beitrag zum Produkt genau. Zu beobachten ist ein klug zergliederter, strukturierter Arbeitsprozess, der vom meterlangen Lieferholz bis zur fertigen Kiste viele Teilschritte in sich birgt.Die Rede ist von der „Schatzkiste“, wie sie die Kü-chen aktuell GmbH nennt. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Braunschweig ist ein großer Anbieter im deutschen Küchenfachmarkt und beschäftigt 1150 Mitarbeiter an 14 Standorten. Mit der „Schatz-kiste“ hat es eine besondere Bewandtnis: Sie ist Teil eines Vermarktungskonzeptes für ein hochwertiges Topfset. Das Unternehmen ist inzwischen Deutschlands Marktführer und auch im Segment höherwertiger Küchen vertreten, was den Bedarf an Kisten steigen lässt: Unsere Jahresproduktion sei vierstellig, so unser Bereichsleiter Jörg Wiermann. Ein Produkt,

das seit zwölf Jahren im Haus ist, ganzjährig bestellt wird und Stückzahlen generiert – ein guter Auftrag.Mitarbeiter haben Arbeitshilfen und Schablonen für die Arbeitsschritte entwickelt, binden Tag für Tag unterschiedliche Fähigkeitsprofile ein und beteiligen nach und nach weitere Beschäftigte. Regelmäßig seien junge Leute in diesem Prozess, erklärt Mitar-beiter Wolfgang Osterhaus. In den Praktika ihrer be-ruflichen Bildung könnten sie den Werkstoff Holz im kleineren, überschaubaren Rahmen kennenlernen. Nötiges Wissen würden ihnen dabei auch Philip Bühren und Andrej Beifus auf ihre ruhige Art ver-mitteln.Die Arbeitssicherheit dieser beiden Beschäftigten und aller anderen bemerkt man auch in der großen Halle der Betriebsstätte Settel, wo alle Handgrif-fe sitzen. Wegen der Maschinen geht es dort ge-räuschvoller zu, aber Gehörschutz ist hier sowieso Pflicht. An diesem Montag schneidet Frank Speck die Griffleisten an der Ablängsäge zu und wählt dazu das passende Programm, das die Mitarbeiter einge-geben haben, am Bedienpult aus. Dieter Abramsen ist der Mann für den Zuschnitt der Profilbretter, die gebündelt vom Rheinenser Lieferanten kommen. Keine Kiste verlässt die Halle ohne die aufmerk-same Behandlung von Friedrich Hükse. Geschickt wendet der Ibbenbürener jeden Quader mit der lin-ken Hand und beseitigt mit dem Schwingschleifer in

Andrej Beifus macht hier gerade Stirnseiten und Deckel für die Setteler Topfkisten.

Henning Schröer hat sich die Bödenvorgenommen. Hinten stehen fertigen Kisten.

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der rechten die letzten Grate. Fertige Paletten um-wickelt er mit Folie.„Wir machen immer 20 Stück mit je 28 Kisten. Dann liefert die eine Spedition aus“, so Wolfgang Oster-haus, der betont, dass alles sehr selbstständig laufe. „Wir haben da eine kontinuierliche Arbeit mit ver-schiedenen Anforderungsprofilen und vielen manu-ellen Anteilen“, sagt Jörg Wiermann. Hinzu komme, dass die Beschäftigten sich untereinander abwech-selten. Mal nur zwei, aber auch mal acht Beschäf-

tigte seien im Laufe einer Arbeitswoche in diesem flexiblen Setting unterwegs.Paul Happe, Leitung Kitchenstore beim Auftragge-ber, hat Settel Anfang des Jahres besucht und war begeistert. Besonders die Beschäftigten, so Jörg Wiermann, hätten ein sehr positives Feedback von dem Produktmanager bekommen. Das motiviert sicherlich zusätzlich. Etliche der 48 Beschäftigten nutzen dieses Arbeitsangebot gerne.

Fürs Entgraten und Glätten ist Friedrich Hüskezuständig, hier gerade in seine Arbeit vertieft.

Dank Vorrichtungen wie dieser an derSäge ist jede Kiste exakt gleich gefertigt.

ZUM THEMA

„Die LeWe sind ein attraktiver Lieferant“

„Wir schätzen die gute Qualität zum angemessenen Preis und vor allem Ihre hohe Verlässlichkeit“, sagt Paul Happe, der in der Braunschweiger Zentrale als Leitung Kitchenstore für bewegliche Küchen-ausrüstung wie etwa Messer, Geschirr und Töpfe im Verkauf der Filialen verantwortlich ist. Jeweils im Rahmen von dreimonatigen Aktionsangeboten würden die „Schatzkisten“ zum Kauf einer Küche zu-gegeben. Das sei natürlich ein tolles Marketinginstrument. Er freut sich darüber, dass „Menschen mit Behinderung die Möglichkeit gegeben wird, sich hier einzubringen“. Happe lobt die LeWe: „Die Ledder Werkstätten sind ein attraktiver Lieferant.“Im Rahmen der Aktion, die gerade wieder laufe, würden Küchen im vierstelligen Bereich – und da-mit ebenso viele Holzkisten – ausgeliefert. Da gebe es viel positives Echo, besonders auch zu der „Schatzkiste“, so der Manager im Gespräch mit lewe aktuell.

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Personalplanung beginnt bei jungen Leuten:Wie gewinnt man die Fachkräfte von morgen?

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Guten Nachwuchs für das Unterneh-men zu gewinnen, ist angesichts eines sich verändernden Arbeits- und Aus-bildungsmarktes kein ganz einfaches Geschäft. Die Zeiten, in denen sich Be-triebe unter hunderten Bewerbungen die vermeintlich besten heraussuchen konnten, sind in den meisten Branchen vorbei. Das stellt sich in den Ledder Werkstätten etwas anders dar und hat seine besonderen Gründe. Durch re-gelmäßige Ansprache werden junge und an beruflicher Neuorientierung in-teressierte Menschen seit vielen Jah-ren auf die Möglichkeiten der Mitarbeit hingewiesen. Ihnen wird Begeisterung für unsere vielfältige und verantwor-tungsvolle Arbeit vermittelt.Am 1. August haben Florens Hülsmann und Alexander Nesterenko ihre Ausbil-dung zum Industriekaufmann begon-nen. Laura Wittig erlernt nun den Beruf

der Anlagenmechanikerin für Sani-tär-, Heizungs- und Klimatechnik. Mit ihnen absolvieren in Verwal-tung und Haustechnik insgesamt acht junge Leute ihre Lehre in den LeWe. Am 1. August ging es für die drei Neuen auf Vorstellungsrunde durch die Abteilungen. Dabei lern-ten sie auch ihre Ausbildungspa-ten, Azubis im zweiten oder dritten Jahr, kennen.Ausgebildet in großem Umfang wird auch in den Wohnbereichen, wo aktuell 29 junge Leute Heiler-ziehungspfleger werden möchten, ein berufsbegleitendes Studium oder eine duale Ausbildung ma-chen. Als praxisbezogene Ausbil-dungsstelle kooperieren die LeWe auch mit Fachschulen und Univer-sitäten. Hinzu kommen die jungen Leute im Bundesfreiwilligendienst, von denen nicht wenige erfah-rungsgemäß in dieser Zeit ihr spä-teres Berufsfeld entdecken.Es passiert viel an ganz unter-

Unsere Ausbilder Heinrich Robertus (l.) und Franz Philipp (r.) mitAlexander Nesterenko, Laura Wittig und Florens Hülsmann (v. l.).

Junge „Ausbildungsbotschafter“ der LeWe und anderer Firmen trafen sich im August zur Schulung in der Betriebsstätte Ledde.

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ZUM THEMA

37 Personen in der AusbildungIn Verwaltung, Haustechnik und den fach-pädagogischen Bereichen befinden sich aktuell 37 Personen in der Ausbildung: zwei Anlagenmechaniker/in Fachrichtung Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, ein Elektroniker, ein Kfz-Mechantroniker, vier Industriekaufleute, zwei Erzieher/innen im Anerkennungsjahr, fünf Heilerziehungs-pfleger/innen im Anerkennungsjahr, elf berufsbegleitende Ausbildungen zum/zur Heilerziehungspfleger/in, elf berufsbeglei-tende Studiengänge Sozialpädagoge/in. 15 Personen leisten außerdem einen Bundes-freiwilligendienst in den LeWe.

schiedlichen Stellen, was auch damit zu tun hat, dass Personalgewinnung heute anders, in mo-derner und vielfältiger Weise und nicht mehr nur klassisch – etwa über Anzeigenschaltungen – funktioniert. Davon kann Heinrich Robertus aus der Personalabteilung berichten. Er koordiniert den Einsatz der Auszubildenden im Haus, beglei-tet aber auch den Nachwuchs, der noch gar nicht bei uns ist. Was läuft denn da gerade so alles?Am 6. September haben sich die LeWe am „So-cial Day“ beteiligt, bei dem insgesamt rund 50 Azubis aus großen Lengericher und Tecklenbur-ger Firmen wie W&H, B+K, Dyckerhoff oder Ama-zone mitmachten. „Social Day“ bedeutet, dass junge Menschen aus diesen Unternehmen einen Tag in einer sozialen Einrichtung verbringen und dort ein kleines Projekt begleiten. In diesem Jahr sind die LeWe erstmals dabei; insgesamt acht junge Firmenmitarbeiter verbrachten den Tag in den Betriebsstätten Ledde und Maybachstra-ße. Die Verteilung auf die Tagesstandorte fand ebenfalls am 6. September in Lengerich statt, wo die beiden Bürgermeister, Stefan Streit und

Junge „Ausbildungsbotschafter“ der LeWe und anderer Firmen trafen sich im August zur Schulung in der Betriebsstätte Ledde.

Nico Rogel mit unserer Mitarbeiterin Lina Helms, dieberufsbegleitend Soziale Arbeit in Enschede studiert.

Wilhelm Möhrke, die 50 jungen Leute begrüßten. Per Losverfahren wurden die Azubis zugeordnet. Unsere Lehrlinge sind im Gegenzug in Schulen, dem Jugendzentrum oder der Stadtverwaltung Lengerich gewesen. Die Industrie- und Handels-kammer Nordwestfalen möchte mit dem „Social Day“ junge Leute für Industrieunternehmen in-teressieren und deren Lehrlinge im Gegenzug in soziale Unternehmen schnuppern lassen.Bekannt und bewährt sind die Berufswahlmes-sen, die wechselnd in Ibbenbüren und Lengerich stattfinden und auf der die LeWe am 11. und 12. September in der Lengericher Gempt-Halle prä-sent waren. Zum Stand gehören natürlich auch Auszubildende, die ihren jungen Besuchern Rede und Antwort stehen. Alexander Nesterenko hat auf so einer Messe seine Bewerbung direkt abgegeben, während Laura Wittig bei der letz-ten Auflage die beispielhaft zusammengestellte Sanitärtechnik am Stand entdeckte – Schrau-ben ausdrücklich erwünscht. Auf den Messen, so Robertus, suchen auch die Eltern gezielt das Gespräch und erkundigen sich nach möglichen Perspektiven, übrigens nicht erst dann, wenn ihr Kind die zehnte Klasse besucht.

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Unser Erntefest in Bildern

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Unser Erntefest in Bildern

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Schulung für Fahrpersonal der VBK:Sensibilisierung, Information, Rolle im Alltag

Über 1000 Personen haben in der Werkstatt einen Anspruch, von Montag bis Freitag jeweils morgens und nachmittags befördert zu werden. Um diese Be-schäftigten an ihre Arbeitsorte zu bringen, bedarf es einer ausgeklügelten Logistik. Etwa 800 der 1000 Personen fahren die Verkehrsbetriebe Kipp GmbH (VBK) aus Lengerich mit weiteren acht Partnerun-ternehmen von ganz unterschiedlichen Abholorten in die Betriebsstätten. Die Beförderung von weite-ren 200 Beschäftigten organisieren die LeWe in ei-gener Regie.Die VBK-Mitarbeiter und alle Fahrer der beauftrag-ten Subunternehmer (Taxiunternehmen der Regi-on) bilden gemeinsam mit dem LeWe-Fahrdienst ein verlässliches Stück Alltag für die Beschäftigten, denn alle Fahrerinnen und Fahrer sind jeweils erste und letzte Bezugspersonen des Tages.Zum zweiten Mal nach 2014 wurden im August rund 80 Fahrerinnen und Fahrer der VBK geschult, die neben ihren anderen Touren im Linien- und Schul-busverkehr für die LeWe unterwegs sind. Auftakt mit der ersten von drei Gruppen war am 15. August im Ladberger Bildungszentrum QuBuS, wo Werk-stattleiter Andreas Laumann-Rojer 25 Personen ins Thema einführte: Worauf ist bei den Fahrgästen besonders zu achten (Orientierung, Kommunikati-on, Mobilität)? Wo ist Assistenz wichtig? Was kann der Fahrer bei Krisensituationen im Fahrzeug tun? Was ist wichtig auf dem zentralen Busparkplatz in

Ledde? Wie sind Personen, etwa mit Rollstuhl, rich-tig zu sichern? Informationen zu all diesen Themen gaben auch Carsten Dieckmann (Fachkraft für Ar-beitssicherheit) und Rainer Baune (Organisation Werkstattlinien).2010 hatte die VBK GmbH als Tochter der Regio-nalverkehr Münsterland (RVM) im Rahmen der vom Landschaftsverband geforderten europaweiten Aus-schreibung den Zuschlag für den Werkstattverkehr bekommen. Eine vertragliche Auflage sei auch die Unterweisung des Fahrpersonals in Erster Hilfe, Umgang mit Menschen mit Behinderung und Fahrsi-cherheit, erklärte Baune beim Besuch von lewe ak-tuell. Täglich sei von großen Bussen mit 50 Sitzplät-zen über Sprinter, Crafter und Bullis bis hin zu Pkw-Taxis eine Vielzahl an Fahrzeugen unterwegs.Die Schulung drehte sich auch um Themen wie die Aufsichtspflicht, die Zusammenarbeit mit dem Fachpersonal der Werkstatt oder die Einhaltung des organisierten täglichen Zeitgerüstes. Den Teil-nehmerinnen und Teilnehmern in Ladbergen wur-de vermittelt, dass ihre Aufgabe über den bloßen Transport hinausgeht. Freundlichkeit, Hilfestellung und Geduld spielen eine wichtige Rolle, denn bei weiteren Strecken verbringen Fahrer und Fahrgäste täglich durchaus bis zu einer Stunde gemeinsam im Bus. Schulungen dieser Art verbessern die Qualität der Beförderung und das Verständnis für die Per-spektiven aller Beteiligten.

Nachmittags gegen 15.30 Uhr in Ledde: Die aufwendige Buslogistik erfordert geschultes Fahrpersonal.

Unsere Mitarbeiter Carsten Dieckmann und AndreasLaumann-Rojer (v. r.) während der Schulung.

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Menschen in den Ledder Werkstätten

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Über 70 Be-s c h ä f t i g t e haben beim E r n t e f e s t gearbe i te t . Kuchenaus-gabe, Spül-küche, Fahr-dienst, Ge-tränkestand, R e i b e k u -chen, Park-platzeinwei-ser – an dut-zenden Stel-len waren sie in den Teams im Einsatz. lewe aktuell hat mit drei von ihnen gesprochen:

Was motiviert sie, was ist ihnen wichtig an so einem langen Tag?„Da sind ganz andere Sachen zu tun. Ich hab´ auch Spaß in der Gemeinschaft. Wenn da so richtig An-sturm ist, find´ ich das gut!“ Jana Klose arbeitet nor-malerweise im Ibbenbürener Café, ist aber schon seit Jahren dabei, wenn der Samocca-Stand neben der Kaffeeterrasse zu besetzen ist. Sie bedient dort den Vollautomaten, nimmt vermutlich zig Bestellungen gleichzeitig auf, gibt die selbst gebackenen Muffins aus und macht auch Kasse. „ Der Ausgleich an Zeit, den wir dafür bekommen, ist mir nicht so wichtig“, sagt die 25-jährige Ibbenbürenerin. „Zwischendurch gehe ich natürlich auch mal gucken und in die Mitarbeiterverpflegung. Das ist schon echt was anderes beim Ern-tefest!“Joachim Junkermann ist seit 1988 bei den LeWe und hat vermutlich so ziemlich alle Ern-tefeste erlebt. Sein Job: Parkplatzdienst und zwar ein besonderer. „Ich mache immer den Zweirad- und Behindertenparkplatz. Da wei-se ich die Leute auf die besondere Nutzung hin und auf die Durchfahrtregelung.“ Am Wo-

Jana Klose freut sich drauf, wenn es so richtig voll wird.

chenende rauszukommen ist ihm wichtig. „Man trifft Leute. Manchmal kann ich auch helfen. Zweimal hab´ ich schon Motorradfahrern Starthilfe gegeben.“Er nimmt seine Aufgabe sehr ernst und sagt: „Ich hol´ mir zwischendurch was zu essen und geh´ dann sofort wieder an die Position.“ Ihm fällt auf, dass auch Gäste von weit her kommen, zu erkennen an ihren Nummernschildern. Seine Hinweise auf die Einbahnstraßenregelung würden die allermeisten befolgen, da gebe es nur selten Probleme. Seit Jah-ren arbeitet der 52-jährige Ledderaner im Magazin der Betriebsstätte Ledde und gibt Material aus. Da ist so ein Erntefesteinsatz eine willkommene Ab-wechslung.Oliver Meyer freut sich immer auf den Tag. Er ist mit Begeisterung dabei, wohnt seit 1997 auf dem Hof Schulte-Herkendorf und kommt natürlich zu Fuß zu Stapenhorst. Beschäftigt ist er im Serviceteam Ledde und dort im Samocca-Pausenraum und dem Café LeMocca eingesetzt. Beim Erntefest erlebe er ein „nettes Publikum“ und auch die Kollegen, also die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in seinem Team, gefallen ihm. Er mag es, im Service zu arbeiten, auf-zuräumen und Publikum zu bedienen. Der 45-Jäh-rige bewegt sich „gerne unter Menschen“. Pause muss sein, klar. Dann schaut er sich etwas um. Das Erntefest ist für ihn gesetzt: „Ich bin jedes Jahr da-bei!“ Er gehört dazu, das ist ihm wichtig.

Auf dem Posten: Joachim Junkermann leistet seit Jahren Parkplatz-Dienst und trifft gerne neue Leute.

Unsere Mitarbeiter Carsten Dieckmann und AndreasLaumann-Rojer (v. r.) während der Schulung.

Das Erntefest braucht viele Hände:Was Beschäftigte motiviert

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„Stylez & Skillz Crew“ siegt beim Contest in RheineRheine. Schöner Erfolg beim Dance-Contest der Krankenkasse DAK Gesundheit: Am 14. September hat die „Stylez & Skillz Crew“ in Rheine in der Wertungsklasse „Inklusion“ nach 2018 zum zweiten Mal den Sieg auf NRW-Ebe-ne geholt. Mit ihren beiden Trainern Daniele Spaziani und Nils Völker konnten Rieke Ihlen-burg, Jonas Wiesch, Ali Salehi, Philipp Schä-fer, Nico Feige und Tino Behnke die prominent besetzte Jury überzeugen. Seit neun Jahren richtet die Krankenkasse den bundesweiten Wettbewerb aus und bot wieder eine eigene Wertung für inklusive Ensembles an, in denen Menschen mit und ohne Behinderung gemein-sam performen. Anfang Oktober war die Crew

beim Siegerworkshop mit Profitänzerin Anka Westbrock in Rheine. Seinen nächsten Auftritt hat das Sextett beim Weihnachtsmarkt auf dem Hof Löbke in Laggenbeck.

Ibbenbüren. Zirka eine halbe Million Euro hat „Wohnen-Arbeiten-Leben“ über einen Zeitraum von 21 Jah-ren einnehmen und an Menschen mit Behinderung zurückgeben können. Das ging aus dem Bericht des Geschäftsführers des Fördervereins, Michael Riediger, hervor, den er am 22. August im Haus Leugermann vortrug. Während der Jahreshauptversammlung erfuhren die Mitglieder, dass im Berichtsjahr 2018 Einnah-men in Höhe von 49.718 Euro in die Kasse geflossen sind. Zum Jubiläum „50 Jahre Ledder Werkstätten“ und zum eigenen 20. Geburtstag hatte der Förderverein im vergangenen Jahr ein ausverkauftes Konzert mit den „6-Zylindern“ veranstaltet. Dieses bescherte eine besondere Einnahme von rund 12.500 Euro.Die Mitgliederzahl von „Wohnen-Arbeiten-Leben“ hat sich laut Riediger von 205 in 2009 auf nun 161 re-duziert, weil der Verein sukzessiv überaltert. Man wird also neue Wege gehen müssen. Einer könnte darin bestehen, einen Austausch mit dem im Frühjahr gegründeten Inklusionsbeirat zu führen. So böte sich die Möglichkeit auch Impulse von Betroffenen zu erhalten, sagte LeWe-Geschäftsführer Ralf Hagemeier. Die-ses Gremium soll die Mitwirkung der Menschen mit Behinderung, hier Bewohner und Beschäftigte über den Werkstattrat und Wohnbeirat, verbessern und stärken.Für Bewohner und Beschäftigte hat der Förderverein auch 2018 einiges tun können: Unterstützt wurden Ergotherapien, die LeWe-Mountainbiker, Mitgliedschaften im Tanzsportclub, Eintrittskarten für die Tebu Volleys, Malgruppen oder die Freizeitgruppe Laggenbeck. Nach wie vor wichtig seien Einzelfallhilfen etwa bei Therapien, Umzügen oder einer Freizeit, so der Vorsitzende Reinhard Paul, der sich ebenso wie Gün-ter Sundermann als zweiter Vorsitzender und Michael Riediger nach vier Jahren zur Wiederwahl stellte und einstimmig gewählt wurde.Ralf Hagemeier bedankte sich für die Vereinsarbeit: „Der Verein hat eine Bedeutung für die Bewohner. Die Menschen müssen ihr Leben im Rahmen und damit in den Grenzen der Grundsicherung gestalten. Sie haben an vielen Stellen über mehr als 20 Jahre Hilfen gewährt und diesen Rahmen für Wünsche einzelner Personen verbessert!“ Weitere Regularien hakte der Verein zügig ab. Die Kasse wurde ordnungsgemäß geführt, sodass die Ver-sammlung dem Vorstand auf Antrag der Kassenprüfer einstimmig Entlastung erteilte. Als Kassenprüfer wurden Hans Kiesow, Siegfried Grau und Georg Brockmeier wiedergewählt.

Förderverein: Altersstruktur hat sich verändert