1 Motivierende Gesprächsführung Motivational Interviewing (Miller & Rollnick) Dr. phil. Anja Frei Psychologin, Wissenschaftliche Mitarbeiterin IHAMZ
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Motivierende GesprächsführungMotivational Interviewing
(Miller & Rollnick)
Dr. phil. Anja FreiPsychologin, Wissenschaftliche
Mitarbeiterin IHAMZ
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Hintergrund
• Entwickelt für Menschen mit Suchtproblemen,80er Jahre
• „Klientenzentrierte, direktive Methode zur Verbesserung der intrinsischen Motivation für eine Veränderung mittels Erforschung und Auflösung von Ambivalenz“
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Grundhaltung
• respektvolle, offene Grundhaltung im Vordergrund, nicht ‚Techniken‘(Partnerschaftlichkeit)
• Evokation
• Menschen sind nicht unmotiviert, sondern ambivalent
• Autonomie der Klienten wird respektiert
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Quelle: Prochaska, Norcross & DiClemente, 1997
Transtheoretisches Modell
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Vier Prinzipien der motivierenden Gesprächsführung
1. Empathie ausdrücken
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2. Diskrepanzen entwickeln
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3. Widerstand umlenken
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4. Selbstwirksamkeit fördern
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Phasen des MI-Prozesses
Phase 1: Motivation zur Veränderung aufbauen
Phase 2: Selbstverpflichtung für Veränderung
verstärken
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Phase 1: Strategien
Offene Fragen stellen
• „Was gefällt Ihnen daran?“• „Was denken Sie darüber?“• „Welche Veränderungen sind Ihnen aufgefallen?“
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Aktives Zuhören
Klient: „Ich habe manchmal Angst, dass ich vielleicht mehr trinke, als gut für mich ist.“
Therapeut: „Sie haben in letzter Zeit ziemlich viel getrunken.“
Klient: „Ich will einfach keine Tabletten nehmen. Ich sollte dies alleinein den Griff bekommen.“
Therapeut: „Sie glauben nicht, dass Medikamente Ihnen helfen können.“
oderTherapeut: „Sie wollen sich nicht nur auf Med. verlassen“
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Bestätigen: Wertschätzung und Würdigung ausdrücken
• „Es muss schwer für Sie gewesen sein, überhaupt zu kommen“
• „Es war ein grosser Schritt für Sie, sich das alles so deutlich einzugestehen“
• „Es beeindruckt mich, wie sehr Ihnen Ihre Familie am Herzen liegt“
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Zusammenfassen
• Die wichtigsten Pro- und Kontra-Argumentezusammenfassen
• Klient kann sich mehrfach mit diesen auseinandersetzen
• sie entfalten grössere Wirkkraft
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Change-Talk hervorrufen
Äusserungen Klient, „Veränderungssprache“, spiegelt Bewegung Richtung Veränderung
Klient nimmt Diskrepanz zwischen aktuellem Verhalten und Zielen wahr
Zusammenhang zwischen Aussagen Klient und späterem Verhalten
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Change-Talk hervorrufen
• Bewertung der Wichtigkeit der Veränderung (z.B. auf Skala)
• Explorieren der Entscheidungswaage• extreme Entwicklungen erfragen• Zukunftsbilder erfragen• zurückblicken• Ziele und Werte ergründen
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Vermeidbare frühe Fallen
• Frage-Antwort-Falle• Falle, Partei zu ergreifen• Experten-Falle• Etikettierungs-Falle• Falle, sich zu früh auf etwas zu konzentrieren• Schuldfalle
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Widerstand
• Widerstand entsteht aus Interaktion T - K• Veränderung Therapiestil beeinflusst Widerstand
Klient• Anzeichen für Dissonanz im Therapieprozess =>
Signal• steht zu Beginn Behandlung in enger Verbindung mit
Therapieabbrüchen• jedoch normales Phänomen • => Reaktion auf Widerstand ist entscheidend!
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Antworten auf Widerstand I:Reflektierende Aussagen
• einfache ReflexionK: „Was glauben Sie denn, wer Sie sind, dass Sie mir
Ratschläge erteilen können? Was wissen Sie schonüber Drogen? Ich wette, Sie haben noch nie im Lebeneinen Joint geraucht?“
T: „Es ist schwer vorstellbar, dass ich Sie überhauptverstehen kann“ oder„Das hört sich an, als seien Sie wütend auf mich“
• verstärkte Reflexion• doppelseitige Reflexion
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Antworten auf Widerstand II: Andere Antworten
• Fokus verändern
• Umformulieren
• Zustimmung mit einer Wendung
• Betonung der persönlichen Wahlfreiheit und Kontrolle
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Phase 2: Selbstverpflichtung fürVeränderung verstärken
• Zusammenfassen (Worte des Patienten)• Ziele vereinbaren• Optionen erarbeiten, wie diese Ziele erreicht werden
können• Veränderungsplan festlegen
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Implikationen für die Praxis
=> Interventionen dem Stand des Patienten anpassen
=> Impuls zurückhalten, Ratschläge zu geben, Patient soll/muss selbst entscheiden
=> achten auf Widerstand, Widerstand nicht entstehen lassen
=> Patient ist beste Quelle für Antworten und Lösungen
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Implikationen für die Praxis
=> reden Sie weniger als Ihr Patient
=> lassen Sie dem Patienten Zeit, nicht zu schnell intervenieren
=> Ihre Gespräche sind wirkungsvoll!
=> MI lernen durch Anwendung! (Patienten als Lehrer)
24Übung macht den Meister!