Moses Berufung was hat das mit mir zu tun ? - Predigt über Exodus Veröffentlicht auf predigten.evangelisch.de (https://predigten.evangelisch.de) Moses Berufung was hat das mit mir zu tun ? - Predigt über Exodus 3,1-14 von Uwe Tatjes Autor / Autorin Pastor Uwe Tatjes [1] Kontakt aufnehmen [2] Alle Predigten vom Verfasser [1] Liebe Gemeinde, manchmal wünscht man sich einfach ein bisschen Ruhe. Ein bisschen Abstand. Dann braucht es keine Höhepunkte, keine Aufregung. Man sehnt sich nach Normalität. Ja, vielleicht haben wir genug gesehen, genug erlebt. Das Leben hat uns erschöpft, abgeschliffen. Wir tragen unsere Spuren, wir haben unsere Kraft verbraucht. Wir sind nicht mehr die jungen Wilden. Wir sehnen uns nach der Verlässlichkeit des Alltags. Unsere Lebenshaut borkig gewachsen, gezeichnet von Wind und Wetter - überwachsen mit moosiger Feuchtigkeit - nur in den Furchen noch ein Knistern von Sehnsucht. Claire Krähenbühl notiert in einem ihrer Gedichte (L' Ecorce/die Rinde): > La lumière a mangé tout le cru > des images > ne reste que l´écorce > > das licht bleicht alles grelle > der bilder > zurück bleibt nur die rinde Mose hatte auch genug gesehen. Er, der sein Leben als Findelkind der Tochter des Pharos retten konnte und nur so dem Todesurteil entkam, das der Pharao über die männlichen Säuglinge der Hebräer gesprochen hatte. Er, der im Palast des Pharao aufgewachsen war. Er, der in einem Augenblick der Unbeherrschtheit alles verlor, als er einen ägyptischen Aufseher erschlug. Er, der erleben musste, wie sich sein Volk gegen ihn stellte und er vom Privilegierten zum Verfolgten mutierte. Er flieht. Er zieht sich zurück ins Private. Heiratet. Hütet die Ziegen. Endlich Frieden. Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Steppe hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. Und doch, auch wenn die Ruhe eingekehrt ist. Wenn der Alltag gemächlich hinfliesst. Wir das Gefühl haben, es sei endlich wieder überschaubar geworden. Das Leben bleibt durchlässig für das Unerwartete. Bleibt brüchig. Ein Einfallstor für Unvorhersehbares. Und vielleicht stirbt auch die Neugier nicht ganz. Die Sehnsucht nach Leben, das sie nicht bändigen lässt. Claire Krähenbühl dichtet weiter: > celle qui rêve devant l´évier > dit qu´elle voudrait aller > vers le sauvage elle voudrait > l´espace alors > qu´elle monte et descend l´escalier > > die da träumt vor dem spültisch > sagt sie möchte weg > in die wildnis sie möchte var iam_data = { "st":"evangede", "cp":"pred-inhalt" } iom.c(iam_data); Seite 1 von 5
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Moses Berufung was hat das mit mir zu tun ? - Predigt über Exodus 3,1-14 von Uwe Tatjes
Veröffentlicht auf predigten.evangelisch.de
(https://predigten.evangelisch.de)
Moses Berufung was hat das mit mir zu tun ? - Predigt über
Exodus 3,1-14 von Uwe Tatjes
Autor / Autorin
Pastor Uwe Tatjes [1]
Kontakt aufnehmen [2]
Alle Predigten vom Verfasser [1]
Liebe Gemeinde,
manchmal wünscht man sich einfach ein bisschen Ruhe. Ein bisschen Abstand. Dann braucht es
keine Höhepunkte, keine Aufregung. Man sehnt sich nach Normalität.
Ja, vielleicht haben wir genug gesehen, genug erlebt. Das Leben hat uns erschöpft, abgeschliffen.
Wir tragen unsere Spuren, wir haben unsere Kraft verbraucht. Wir sind nicht mehr die jungen Wilden.
Wir sehnen uns nach der Verlässlichkeit des Alltags. Unsere Lebenshaut borkig gewachsen,
gezeichnet von Wind und Wetter - überwachsen mit moosiger Feuchtigkeit - nur in den Furchen noch
ein Knistern von Sehnsucht.
Claire Krähenbühl notiert in einem ihrer Gedichte (L' Ecorce/die Rinde):
> La lumière a mangé tout le cru
> des images
> ne reste que l´écorce
>
> das licht bleicht alles grelle
> der bilder
> zurück bleibt nur die rinde
Mose hatte auch genug gesehen. Er, der sein Leben als Findelkind der Tochter des Pharos retten
konnte und nur so dem Todesurteil entkam, das der Pharao über die männlichen Säuglinge der
Hebräer gesprochen hatte. Er, der im Palast des Pharao aufgewachsen war. Er, der in einem
Augenblick der Unbeherrschtheit alles verlor, als er einen ägyptischen Aufseher erschlug. Er, der
erleben musste, wie sich sein Volk gegen ihn stellte und er vom Privilegierten zum Verfolgten
mutierte.
Er flieht. Er zieht sich zurück ins Private. Heiratet. Hütet die Ziegen. Endlich Frieden.
Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die
Schafe über die Steppe hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb.
Und doch, auch wenn die Ruhe eingekehrt ist. Wenn der Alltag gemächlich hinfliesst. Wir das Gefühl
haben, es sei endlich wieder überschaubar geworden. Das Leben bleibt durchlässig für das
Unerwartete. Bleibt brüchig. Ein Einfallstor für Unvorhersehbares. Und vielleicht stirbt auch die
Neugier nicht ganz. Die Sehnsucht nach Leben, das sie nicht bändigen lässt.
Claire Krähenbühl dichtet weiter:
> celle qui rêve devant l´évier
> dit qu´elle voudrait aller
> vers le sauvage elle voudrait
> l´espace alors
> qu´elle monte et descend l´escalier
>
> die da träumt vor dem spültisch
> sagt sie möchte weg
> in die wildnis sie möchte
var iam_data = { "st":"evangede", "cp":"pred-inhalt" } iom.c(iam_data);