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J:>AS KATHARINEUM MITTEILVNCjSBLATT fÜT die Eltern, Schüler und Freunde unserer Schule HEFT 49 MAI1963 JAHRqANq 15
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MITTEILVNCjSBLATT · Uta Graetz (Ärztin) Dieter Hay (Offizier) Angela Holm (unbestimmt) Heinke Holm (Philologe) Tilbert Kiekebusch (Chemie und Biologie) Gisela Lehmann-Schoppe(Psychologin)

Oct 19, 2020

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dariahiddleston
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  • J:>AS KATHARINEUMMITTEILVNCjSBLATTfÜT die Eltern, Schüler und Freunde unserer Schule

    HEFT 49 MAI1963 JAHRqANq 15

  • Das Notdach vom Jahre ~942 beim Beginn des Abbruchsder Zinnen..

    Die Konstruktion des Notdadles. Im Vordergrund dieVerschalung für die Betonierung.

    Das Ende des NotdadlesBeginn der Bauarbeiten am Hauptgebäude

    Erst mit dem Tage, an dem ein Lastwagen derGlückauf-Bau-AG in der Königstraße vor dem Katha-rineum hielt und Arbeiter Teile eines Fertighäuschensabluden, aus dene!1 sie in Windeseile die erste Bau-bude zusammensetzten, verstummten die vorsichtigenFragen der Kollegen und SChüler nach dem "nunmehrendgültig zu erwartenden Terrriin des Beginns der Bau-arbeiten", an den, wie es schien, außer mir eigentlichkaum noch einer glaubte.

    Nur zu verständlich, denn vor einundzwanzig Jahrenwar der Dachstuhl des Hauptgebäudes in einer Bom-bennacht abgebrannt, viele Jahre hindurch waren An-träge eingereicht und abschlägig beschieden worden,neue Schulen wurden gebaut, doch unser Notdach, auseiner einfachen Bretterlage auf schmalem Balkem;,ostgezimmert und mit Dachpappe überzogen, erfreute sichdes uneingeschränkten Vertrauens, Ewigkeitswert zubesitzen, überstand es doch auch, ohne Schaden zu neh-men, den Februarsturm des vergangenen J'ahres.. derschwere Schäden in der Stadt anrichtete und sich nichtscheute, sogar Schuldächer davonzutragen.

    Aber dann kam der erste Lastwagen, wenige Tage &nach den Herbstferien' des Jahres 1962. Der stilleSextanerhof nahm die Unterkünfte der Bauleute auf

    Arbeiten i.m ersten Bauabschnitt an der Katharinenkinhe.Der alte Schornstein rechts wird noch abgetragen.

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    und bis zum Südeingang wuchs das Stahlrohrgerüstempor. Ein moderner elektrischer Aufzug begann, ohnejeden Lärm zu arbeiten, als im ersten Bauabschnitt dieZinnen an der Oberkante des Gebäudes abgetragen unddas Notdach freigelegt wurde. Die Weihnachtsferienkamen. heran und mit ihnen der Frost, der allen Außen-arbeiten ein Ende setzte.

    Nun begann die Arbeit im Keller. Mit der für dasneue Stockwerk erforderlichen Erweiterung der Kessel-anlagen für die Heizung soijte die Umstellung vonKoks auf 01 erfolgen, dafür war ein dreizügiger Kaminvorgesehen, der durch alle Stockwerke bis zum Dachhochgezogen werden mußte. Vor diesem steUg wachsen-den Kamin räumten wir das Feld, die ersten zweiKlassenräume konnten nicht mehr für den Unterrichtbenutzt werden. Aber da unsere sechs Oberprimenred1tzeitig mit der Reifeprüfung fertig geworden waren,standen genügend andere Räume zur Verfügung.

    Unwahrscheinlich wurde das Arbeitstempo und derEinsatz der Arbeit.skräfte der Glückauf-Bau-AG mitdem Ende der Frostperiode. Bis über die Hälfte derGesamtfront hinaus wurde 'das Notdach abgetragen,die oberste Balkenlage entfernt und bereits die neueBetondecke gegossen. Inzwischen sind die Zimmerleutedabei, die V~rschalungen für die Betonträger derDachkonstruktionMfertigzustellen.

    Wenn wir bis heute in unserem Unterricht kaumgestört wurden und wenn die Korridore "und Klassenfrei von Staub und Schmutz blieben, dann verdankenwir es der Ba~leitung, die jede Rücksicht auf denSchulbetrieb als eine Selbstverständlichkeit ansieht.Aus dieser guten Zusammenarbeit und einer vorzüg-lichen Bauplanung erklärt es sich auch, daß wir nachden Osterferien weitere Klassenräume für ein schnellesVorankommen der Arbeiten zur Verfügung stelltenund vorübergehend zwei unserer U~terprimen imPastorat der Jakobigemeinde einlogierten. Auch andieser Stelle sei den Herren Pastoren für ihr Entgegen-kommen herzlich gedankt, gewinnen wir doch aufdiese Weise bereits nach. den Pfingstferien die erstenKlassenräume für den Unterricht zurück

  • Armierung und Betonierung des neuen Fußbodens.

    Es soll nicht verschwiegen werden, daß wir denZeichensaal und Musikraum zur Zeit für Klassen-unterricht in Anspruch nehmen; trotzdem ist dies imHinblick auf den Umfang der Arbeiten und den räum-lichen Gewinn nur von geringer Bedeutung, denn wirkönnen auf diese Weise unseren Unterricht in allenKlassen ohne jeden Ausfall erteilen, ein Anliegen,das für die Leitung der Schule erstrebenswert ist, oba.uch für die Schüler, bleibe dahingestellt.

    Direktor Dr. Braune

    Fotos: Titelblatt - Kripgans; Kleinfotos - S1. R. Schmidt

    Blick vom Dach auf den Vorderhof. "Rutsdle" für das Wegbringen der ausgebauten Holz-konstruktionen des Notdadtes.

    Feierlime Entlassung der AbiturientenNun ist es schon "Tradition'" daß das Katharineum

    seine Abiturienten mit einer Feier in der StadthaUeentläßt. Am Vonnittag des 2. März füllten wiederSchüler und Gäste den festlich geschmückten Kongreß-saal und warteten auf den Einmarsch der diesjährigenAbiturienten und derjenigen ehemaligen Schüler, dievor 25 oder 50 Jahren oder vor noch längerer Frist dieReifeprüfung am Katharineum bestanden haben. Alssie, von Oberstudiendirektor Dr. Braune geführt undvon der ganzen Festversammlung stehend und feierlichschweigend begrüßt, ihre Plätze eingenommen hatten,eröffneten Chor und Orchester der Schule die Feier mitden herrlichen Klängen des Chors aus Joseph Haydns"Jahreszeiten": ,.Ehre, Lob und Preis sei Dir'" DieAbschiedsworte der Abiturienten sprach diesmal AlmutNitz aus einer der neusprachlichen Oberprimen und

    die Worte der Erinnerung, welche die Zuhörer in dieZeit des Direktors Dr. Reuter zurückführten, der Lei-tende Regierungsdirektor a. D. Dr. Siemssen aus Ham-burg. Als Ordinarius einer mathematisch-naturwissen-schaftlichen Oberprima gab Oberstudienrat Dr. Baureinen interessanten Rückblick auf die Entstehungs-geschichte der Reifeprüfung und rimtete launige Wortedes Abschieds an die Abgehenden.

    Bevor der Direktor den Abiturienten ihre Reife-zeugnisse aushändigte, entledigte er sich mit Freudeder Aufgabe, einigen der Scheidenden besondere Be-weise der Anerkennung ihrer Leistungen auszuhän-digen. So erhielt Albrecht Harland ein Belobigungs-schreiben des Sozialamts und ein Buch für die von ihmgeleistete Schularbeitenhilfe bei der Betreuung sozialbedürftiger Kinder. Der Preis der Hermann-Baethke-

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  • Stiftung wurde diesmal, wieder in Gegenwart derErben des Stifters, dem Abiturienten Günther Stein-brück gegeben. Die Witwe des ehemaligen Oberstudien-rats Prof. Dr. Zimmermann hatte der Schule einenbesonderen" Geldpreis für einen Katharineer mit vor:'züglichen Bemühungen um das Erlernen der altenSprachen zur Verfügung gesleUt. Er wurde derAbiturientin Sigrid Stender überreicht, die, von derMittelschule kommend, in die Obersekunda des Katha-rineums eingetreten war und sich nicht nur die ihrfehlenden Lateinkenntnisse vollständig erarbeitet hatte,sondern nun auf der Universität auch das Griechischeerlernen will. Außerdem erhielten die Oberprimane-rinnen Renate G~rlach, Renate Krüger, Carla Ulbricht,Claudia Ade (alle 0 I c s) und Evamaria Neumann((0 I d s) als Mitglieder der in Kiel bei den Landes-meisterschaften siegreichen Mädchenmannschaft desKatharineums wertvolle Buchpreise.

    Mit dem vertrauten Abschiedsgesang ..Nun zu guterLetzt" schloß die schöne Feier. Dr. Ludewigs

    Unsere Abiturienten Ostern 1963und die von ihnen gewählten Berufe

    01 ag

    Peter Drücke (Zahnarzt)Günther Faust (Jurist)Hans-Ebbo Fehlhaber (Arzt)Wolfram Förster (unbestimmt)Norbert Friedenhagen (LehrerlKarin Hemmersam (Ärztin)Uwe Horch (Architekt)Claus-Dieter Kähler (Arzt)Sabine Kalkofen (Mittelschullehrerin)Steffi Kayser (Mittelschullehrerin)cannen Kofahl (Mittelschullehrerin)J an Coolman (Biochemiker)Ernst-Christian Landsberg (Dipl.-Landwirt)Barbara Lübs (Dolmetscherin)Dietrich Mahnkopf (Jurist}

    . Martin Möller (Arzt)Henning Paulsen (Theologe)Jörgen Petersen (Physiker)Götz Romahn (Dipl.-Ing.)Wiebke Voß (Ärztin)Klaus-Peter WiecheU (Arzt)Wolfgang Zeller (unbestimmt)

    01bg

    Uwe Eymer (unbestimmt)Ulrich Fölsch (unbestimmt)Hans-Heinrich F~eese (Arzt)Eckehard Günther (Dipl.-Ing.)Hans Hagedorn (Meteorologe)Jochen Hauschild (Zahnarzt)Florian Hofacker (Zahnarzt)Ludwig Kelch (unbestimmt)Klaus Rudolf Kolich (Zahnarzt)~einhard Luhmann (Arzt)Hans-Gerd Michalk (Studienrat)Hans-Georg Rieckmann (unbestimmt)Walter Riege (Arzt)Ulrich Ruhberg (Jurist)Hans-Joachim Schmtdt (unbestimmt)Peter Schomerus (Arzt)Bernd-Dietmar Schwatlo (Offizier)Axel Schwebcke (Bauingenieur)Günther Steinbrück (Biologe)Wolfgang Wiechell (unbestimmt)

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    o 1 esClaudia Ade (Ärztin) .Renate Gerlach (Ärztin)Barbara-Maria Heinemeier (unbestimmt)Rainer Wilhelm Kinscher (Betriebswirt)Ulla Knöfel (Lehrerin)Renate Krüger (unbestimmt)Gisela Mevius (unbestimmt)Karin Rieck (Studienrätin)Gert-Friedrich Schneider (Jurist)Folker Thrams (Lehrer)Carla· Ulbricht (unbestimmt)Michael Walter (B~triebswirt)

    01ds

    Karl Barteis (Landwirt)Bernd G

  • SMV

    1J

    Ziele und MöglidJkeitender SdJüler-Mitverantworlung

    überall im Lande gibt es an den Gymnasien dieSchüler-Mitverantwortung als Institution. An vielenSchulen - auch am Katharineum - hat sie sich eineGeschäftsordnung gegeben und damit ihren organisa-torischen Aufbau definiert. Fragt man aber die Träger

    .der Organisation, die Schulsprecher und ihre Helfer,nach den grundsätzlichen Zielen der SMV. so erhältman meist recht fragwürdige Auskünfte. Von denübrigen Schülern weiß ohnehin kaum jemand etwaszu diesem Thema zu sagen, ja, bei manchen' wird der,Sinn der SMV überhaupt angezweifelt.

    Um di~ser Unklarheit. und Unsicherheit entgegenzu-treten, habe ich mit einer Arbeitsgemeinschaft vonSchulsprechern auf der diesjährigen Landes-Schul-sprechertagung in Grabau versucht, die Ziele und Mög-lichkeiten der SMV für die SChulen im Lande festzu-legen. Wir sind der Meinung, daß die SMV in ihrerWfrkung weit stärker werden könnte, wenn sie auf derBasis des folgenden Grundsatz-Programms bei. Schü-lern, Lehrern und E~tern Anerkennung fände.

    Dr. Saltzwedel

    Entwurf für ein Cirundsalz-Programmder SMV

    1. Ziel und Möglichkeiten des einzelnen Schülers

    a) Schulbesuch ist nicht Selbstzweck, sondern eineallgemeine oder spezielle Vorbereitung auf dasspätere Leben. Unsere Eltern haben uns mit demWunsch in die Schule. geschickt, daß uns einemöglichst gute Bildung und Ausbildung zuteilwerde. Wir haben im Laufe der Zeit diesenWunsch unserer Eltern zu unserem eigenen ge-macht.

    b) Wir sehen ein, daß wir ,unseren Wunsch nachmöglichst umfassender Bildung nicht ohne Rück-sicht auf andere erfüllen können. Da unser Zieldas Ziel vieler ist, müssen unsere Wünsche unddie Rücksicht aufeinander ins Gleichgewicht ge-bracht werden.

    e) Wir nehmen an, daß sich unsere persönlichenBildungswünsche mit der Rücksichtnahme aufandere dadurch ins Gleichgewicht bringen lassen,daß wir im Umgang miteinander bestimmteRegeln beachten, bestimmte Gesetze anerkennenund bestimmte Pflichten übernehmen.

    2. Mitarbeit und Mitverantwortung

    a) Unsere Bildung wird durch den Grad unsererMitarbeit beeinflußt. Es wäre kurzsichtig, wennwenn wir darunter nur die Mitarbeit am Unter-richt verstünden. Denn der Unterricht hängt inseiner Auswirkung von den allgemeinen Be-dingungen unseres Schullebens ab. Wir habendaher ein persönliches Interesse an der Verbes-serung solcher Bedingungen.

    b) Unsere Mitarbeit möchte Mitverantwortung sein.Wir sehnen uns infolgedessen innerhalb unsererMitarbeit nach einer gewissen Selbständigkeitund Entscheidungsfreiheit. \

    e) Unsere Mitarbeit und Mitverantwortung·soll demeinzelnen wie der Gesamtheit möglichst großenNutzen bringen. Ohne eine gewisse Organisa,tionist das unmöglich. Diese Organisation unsererMitarbeit und Mitverantwortung bezeichnen wirals SMV (Schüler-Mitverantwortung).

    3. Bereich und Grenzen

    a) Als Organisation möchte die SMV in der ge-samten Schülerschaft alle Kräfte wecken, die derFörderung unserer Bildungswüosche irgendw,iedienen. Sie strebt danach auf der Basis demo-kratischer Gepflogenheiten.

    b) Innerhalb der Schülerschaft sollen sich alle nachden Gesetzen und Regeln richten und die Auf-gaben erfüllen, die ein gewähltes Parlament oderdessen Vertreter festsetzt.

    e) Demokratische Grundsätze sind nach unsererAnsicht auf das Verhältnis zwischen Lehrern undSchülern ebensowenig anwendbar wie auf dasVerhältnis zwischen Eltern und Kindern. Gegen-über dem Direktor und dem Lehrerkollegiumhaben Vorschläge deI: SMV deshalb nur bera-tenden Charakter.

    ~. Gesamtaufgabena) Zu den Bildungswünschen des einzelnen Schülers

    rechnen wir vor allem seine spätere Einordnungals verantwortungsbewußter Bürger in unserendemokratischen Sta,at. Deshalb wollen wir in derSMV an Aufgaben mitarbeiten, die im Interesseder Allgemeinheit liegen.

    b) Diese Mitarbeit an Gesamtaufgaben soll aber denRahmen eines freiwilligen Einsatzes nicht spren-gen. Niemals wollen wir uns als We~kzeugirgendeiner Gruppe betrachten.

    5. Grundsätzliches zum praktischen Aufbau

    a) Die Arbeit der SMV beginnt in der Klasse. Schonhier ergeben sich bestimmte Regeln, Gesetze undPflichten. Sie entsprechen im einzelnen denjeweiligen Bedürfnissen. Grundsätzlich jedochsoll ein Schüler (eine Schülerin) bei Differenzeninnerhalb der' Kla·sse "vermitteln und zugleichSprecher(in) der Klasse gegenüber dem Lehrer-kollegium sein. Ob er (sie) die Klasse auch inner-halb der gesamten Schülerschaft ein~r Schulevertreten soll, kann nach den Umständen ent-schieden werden.

    b) Die Schülerschaft jeder einzelnen Schule kannnach eigenen Vorstellungen über den organisa-torischen Aufbau ihrer SMV entscheiden. Grund-sätzlich jedoch soll ein Schüler (eine Schülerin)die gesamte Schülerschaft einer Schule innerhalbund außerhalb der Schulmauern vertreten.

    e) Nur in besonderen Fällen geht die Arbeit derSMV über den Rahmen der einzelnen Schulehinaus. Solche Fälle ergeben sich aus dem·Wunsch, Erfahrungen auszutauschen, oder beigemeinsi;lmen Unternehmungen mit anderenSchulen.

    d) Die konkreten Aufgaben der SMV sind nur durchdie ersten vier Artikel dieses Programms be-grenzt.

    SdlülerarbeitWas würde jemand sagen, der einen Brief mit einer

    Einladung für eine Tagung erhält, bei dem die Unter-schrift lautet: Reichswart der SChülerarbeit? Ihm würdedoch wahrscheinlich, wenn er die letzten 20 Jahre nichtver~chlafen hat, der Titel Reichswart auffallen und alsSchüler würde er wohl über das Wort Schülerarbeitstolpern, zumal bei Schülern alles, was irgendwie 'mitArbeiten zusammenhängt, verdächtig erscheint.

    Nun, ich habe so einen Brief erhalten, und auch ichkonnte mir unter einem Reichswart für SChülerarbeit

    nicht das geringste vorstellen. - Wir hatten nämlichseit längerem die Absicht vom Evang. Arbeitskreis aus,ohne eine Bindung eingehen zu wollen, mit Schüler-kreisen der ev. Jugend Deutschlands Kontakt aufzu-'nehmen. Einmal, um in andere Kreise hineinzuschauenund um vielleicht für unsere Arbeit am Katharineumneue Anregungen zu bekommen, dann aber auch, umim Internationalen Schüleraustausch, in der VerbindungZu den Schülern in der SBZ und auf den Pfingsttagun-gen der ev. Schüler als Katharineer ein wenig mitzu-

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  • arbeiten. Dies alles, so härte ich, läge in den Händendieses Reichswartes, des Mannes der ev. Schülerarbeit.

    Ich habe darauf an diesen mysteriösen Reichswartgeschrieben, und, was ich erfuhr, war alles andere alsmysteriös. Wir haben nämlich das beste Beispiel fürSchülerarbeit hier bei uns am Katharineum im Evan-gelischen Arbeitskreis. Schülerarbeit ist nichts anderesals die Konfrontierung von Schülern mit dem Evan-gelium, sie soll also der Versuch sein, die Verpflich-tung zum Denken und die Verantwortung im Glaubeneinzuüben und ernstz.unehmen.

    Diese Arbeit besteht seit 80 Jahren. Sie ist ent-standen aus' der Eigeninitiative junger Leute, die Be-scheid wissen wollten über die Bibel, die Fragen hattenan die Welt des Glaubens, an die Welt der Erwachsenenund die sich selbst in Frage stellten. Alle Schülerarbeitlebt von dieser Eigeninitiative der Schüler, und zwarvon ihrem Suchen und Fragen. Die Schüler sammeltensich in sogenannten "Bibelkränzchen" und nahmen da-mit die Vereinsfonn ihrer Zeit auf. Es ist überhauptfestzustellen, daß die äußere organisatorische Formimmer von der Umwelt geprägt worden ist: nach den"Bibelkränzchen" entstand ein militärisch anmutenderVerband, danach der Bund Deutscher Bibelkreise,der im Pfadfinderstil in einer ziemlich straffen Organi-sation z. B. auch Fahrten durchführte. und ab 19'34. gabes die offene Gemeindefonn.

    Die Zeit unter dem Nationalsozialismus war dieFeuerprobe dieser Arbeit, und nur durch den Mut desOberschülers, der sich dieses Stück seiner Freiheit nichtnehmen lassen wollte, konnte sich die Schülerarbeitihre Selbständigkeit erhalten.

    ·Die Schülerarbeit versucht, den ganzen Menschen zusehen, auf keinen Fall nur als "Seeld1en". Dadurch. istsie nie zu einem exklusiven Klub geworden, sondernimmer offen für den anderen geblieben. Man kann dasz. B. an den sogenannten Schulwochen sehen oder anden Tagungen, zu denen allgemein an den Schulen ein-geladen wird.

    Diese vielfältige Arbeit verlangt aber auch einorganisatorisdles Rückgrat, das heute von dem EJD-Schülerbibelkreise als Zentralstelle gegeben wird. Hierfinden wir nun auch den Reichswart der Schülerarbeit- einen Pastor. Seine eigentliche Aufgabe - nebender Herausgabe von Schülerz.eitschriften und der Ver-anstaltung von Tagungen - ist es, die Verbindung mitder Ostzone aufrechtz.uerhalten, denn dort wird Schü-lerarbeit in der "J·ungen Gemeinde" auch heute nochgetrieben. Bis vor einem Jahrzehnt bestand auch nocheine organisatorische Einheit, die heute wegen derpolitischen Bedingungen nur noch im Auftrag an denjeweiligen Reicl1swart vorhanden ist. Er hat das ge-meinsame Fragen in Ost und West zusammenzufassen,wobei sich immer wieder die erstaunliche Tatsache her-ausstellt, daß sich die Fragen in beiden Teilen nichtgrundsätzlich voneinander unterscheiden, oft aber inder Schärfe, in der sie gestellt werden.

    Die Fragen der Schüler, das Gespräch und ihre Be-gegnung unter dem Evangelium sind also die Haupt-wesenszüge der Schülerarbeit, die - bei uns durch denEvangelischen Arbeitskreis - einen bedeutenden Teilder evangelischen Jugendarbeit in Deutschland bildet.

    Michael Trowitzsch (U 1 c s)

    Eugene Scribe: Das Glas Wasser,Aufführung unserer Spielgruppe

    "Mit blitzenden Wortduellen ein großes Publikumgefesselt." Voller Stolz konnten wir diesen Satz ineiner - im übrigen recht nichtssagenden - Kritiklesen, die unser Generalanzeiger nach der zweitenAufführung des "Glas Wasser" veröffentlidlte. DieWortduelle hat ohne Zweifel Eugene Scribe zu ver-

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    antworten, doch erst Helmut Käutner brachte sie zumBlitzen. Seiner Bearbeitung verdanken wir es, daß esdem knarrenden Aulagestühl nidlt immer gelang, sichgegen das Gelächter der Zuschauer durchzusetzen. Sowurde der Inhalt des Glases, der im Laufe der Jahr-zehnte sdlon einen leicht muffigen Geschmack angenom-men hatte, von neuem in perlenden Sekt verwandelt.

    Das Jahr 1960 hatte allen Bundesbürgern die Filrn-fassung des Lustspiels mit Hilde Krahl, Gustav Gründ-gens, Lieselotte Pulver u. a. beschert. Zu Anfang fieles uns daher schwer. eine Nachahmung zu venneiden.Führte z.. B. bei einer Interpretationsfrage einer vonuns das Argument ins Feld: "Aber GTÜndgens hat dochim Film so härten wir prompt die Entgegnung:"Wir wollen es nidlt wie Griindgens machen, wirwollen es besser machen!" Dieser Einwand erheiterteuns meist so sehr, daß ein zufriedenstellender Verlaufder Probe gewährleistet war. (Für diejenigen, die unsin diesem Satz etwa ,~gründgenslästerliche"Selbstüber-schätzung nachweisen woUen. sei gesagt, daß "besser"hier als "anders" verstanden werden soll.)

    Die von Käutner in seinem Theaterstück vorgese-henen zwei Chansons haben wir mit Rücksicht aufunseren überlasteten Komponisten und nicht zuletztmit Rücksidlt auf die Ohren der Zuhörer wegfallenlassen, um uns nicht ihr ·Wohlwollen zu verscherzen.

    Im Vorwort unseres Textbudles heißt es: "DEMVERGNÜGEN DER EINWOHNER - so lautet eineInsdlrift über dem würdevollen Portal des PotsdamerTheaters. Heute, da nidtt immer zum Vergnügen derEinwohner fast ausschließlich. von der kulturellenAufgabe des Theaters die Rede ist. sdleint eine solcheInschrift besdleiden. Nadl einigem Nachdenken aberwird man sie weise nennen müssen, Denn Vergnügenist nicht nur Amusement. sondern aum Ergötzen, Er-bauung und Freude." Erbauung und Freude zu ver-mitteln, dieses Ziel glauben wir erreicht zu haben. Ja,zieht man die Zahl der Zuschauer in Betracht - wirhätten unsere Plakate mit der Aufschrift: "Wegenüberfüllung geschlossen" zieren können -, so habenwir 'diese Aufgabe mit unerwartetem Erfolg bewältigt.

    Eine Aufführung hat viel Ähnlichkeit mit einemGemälde. Man sieht nur das Endergebnis. Alle Mühenvorher, die Arbeit hinter den Kulissen. das alles bleibt

  • pem Auge des Zuschauers verborgen. Um so undank-barer sind daher auch die Pflichten derjenigen Schüler,die sich um Kulissenbau, Entwerfen von Programmenund Plakaten, Beleuchtung und Soufflieren, um Auf-führungs- und Probenorganisation zu .kümmern haben.Ihnen gebührt zuerst der Dank, wenn wir von einemerfolgreichen Abend sprechen können.

    Einige werden sagen, daß wir schließlich ein Jahrdafür Zeit gehabt hätten. Nun, um den Dingen einmalmathematisch zu Leibe zu rücken: Von den 52 Wochendes Jahres gehören der Schule rund 40. Für Klassen-fahrten, Erkrankungen, andere schulische Belange undden Aufführungstermin vor Schluß des Schuljahresdürfen wir mindestens 10 Wochen abrechnen. Es blei-ben damit für die Arbeit der Gruppe etwa 30 Wochen,umgerechnet also etwa 60 Stunden übrig. Vergleichtman diese Zahl mit der Probezeit z. B. unseres Stadt-theaters - hier rechnet man bei Berufsschauspielernmit ungefähr zwanzig Tagen zu je drei bis vier StundenProbe -, so erkennt man, daß wir uns doch ganz be-achtlich im Rahmen des üblichen ·halten.

    Am 2'3. März fuhren wir auf Einladung der 8tor-marnschule nach Ahrensburg. Dort fanden wir völligandere Voraussetzungen. In Ahrensburg knarrte nichtdas Gestühl, sondern der Bühnenboden. Zuschauer-raum und Bühne waren in ihren Ausmaßen kleinerals unsere Aula. Lautstärke und Dekorationen mußtenalso den neuen Verhältnissen angepaßt werden. Licht-und Umkleidebedingungen. dagegen waren bei weitemgünstiger. (Zwei Scheinwerfer, versenkter Souffleur-kasten, gesonderter Umkleideraum, Auf- und Abgängehinter der Bühne.) Den Höhepunkt der angenehmenüberraschungen bildete jedoch das Publikum. JedePointe "kam an". Eine Lachsalve löste die andere ab,und zum erstenmal erlebten wir Applaus auf offenerSzene. Man kann nur jeder Spielgruppe wünschen, ein-mal vor diesem Publikum spielen zu können.

    K. P. Haenisch (Abiturient 63)

    "die tafel"Im November 1962 gab es eines Tages für die beiden

    Travemünder Klassen des Katharineums' ein ganz neuesGesprächsthema. Denn .. die ta f e 1" war das ersteMal erschienen, und sie ist seitdem M

  • Historisch fängt "der WestenH schon am Ohio;,.Flußan, aber heute beginnt er erst eigentlich dort, wo dieGrenze zwischen dem 'Staat Iowa und dem altenNebraska Territory verlief - eine großartige Grenze istdas: "Old Man River", der mächtige Mississippi, zudessen Bild für mich ein schwerer Raddampfer mitschwarzer Rauchfahne aus den hohen Schloten gehört-zwar gibt es nicht mehr viele dieser Veteranen, dochhatte ich das Glück, noch einen bestaunen ZAl dürfen.Er war ganz genau dasselbe keuchende Untier, das amAnfang des "Schatz im Silbersee" beschrieben ist! West-lich vom Mississippi überdeckte in den aufregendstenZeiten der amerikanischen Geschichte, um die 50gerJahre des vorigen Jahrhunderts, das Nebraska Terri-tory die heutigen Staaten Nebraska, Colorado, Wyomingund die beiden Dakotas - oder doch deren größte Teile.Und das ist auch das Gebiet, durCh das ich mit vor Auf-regung wild und begeistert klopfendem Herzen aufEntdeckungsreise nach a11 dem ging, was ich doch schonlängst kannte: abends im Zelt hörte ich das vertrauteund immer wieder unheimliche Geheul der Coyote~,oder die naseweisen braunen, schwarzen und grauenRiesenbären störten· mich aus dem Schlaf, wenn sie ausden mächtigen Gebirgszügen der Grand Tetons oderRocky Monntains heruntex:stiegen und mit ihrem "Halb-starken-Benehmen'l die Abfalleimer umwarfen und lautschmatzend mit einem alten Kohlkopf das Weitesuchten. Ertappte man sie einmal bei ihren unfeinenKlauzügen, zogen die Feigling,e sich aufgeregt brum-melnd in den nächsten Baum zurück, klammerten sichan einen schwankenden Ast und blinzeiten dumm insTaschenlampenlicht! Sie erinnerten mich immer an"Wahb" von ErnestThompson-8eton, der ja als Indianerdiese Genossen sehr gut kannte.

    Ein Shoshone-Indianer wunderte sich, als ich einigekleine Geschichtchen über seinen Stamm zu erzählenwußte, wie ich auch Erstaunen erregte, als ich Ameri-kanern erklärte, die Qgallalas gehörten zu dem Volk derSioux ..., das macht eben Karl May! - aber es gibtauch "Enttäuschungen" - mußte ich doch lernen, daßdiese große Nation tapferer Krieger einfach "ßu" aus-gesprochen wird, nicht Ils-i-u-x", wie wir doch 10 Jahrelang in meiner Familie gesagt hatten! (Das hat meineMutter auch sehr aufgeregt!)

    Das herrlich riesige Reich der Bären und Berglöwen,der Coyoten, Schlangen und wieder anwachsendenHerden des mächtigEm Buffalo - die Rocky Moun1ains,Grand Tetons und Great Plains, Berge, Steppen undWüsten; Weideland und klare Seen (es gibt einen See,dessen Wasser in Autobatterien benutzt werden kann!)- all dies ist ein Geschenk der Natur an den Menschen,der es mit Recht liebt und rillt Stolz als seinen unver-äußerlichen Besitz betrachtet. Er lebt in Dörfern undkleinen Städten, die noch ganz genau denselben Anblickbieten, wie wir sie aulS den Schilderungen unsererIndianergeschichten und der so geschmähten Wild-West-Filme kennen: Die Hauptstraße ist nicht um desmodernen Autoverkehrs (der noch gar nicht so wildist) willen so breit angelegt, sondern weil die Vieh-herden hier hindurchgetrieben werden mußten undauch noch heute manchmal getrieben werden. Undzwischen den niedrigen Häusern ragt ein Schild heraus:"Silverspeer Bar", gleich daneben kann man im "Store"Haarp'omade, Seifenpulver und Trockeneis kaufen -und natürlich sind alle diese Gebäude aus Holz gebaut,die Masten, die unzählige elektrische Kabel durch dieLuft tragen, sind aus Holz - und nur der Umgangstonder Westener ist nicht hölzern, sondern so liebens-würdig und freundlich, wie es einem sonst wohl seltenvorkommt. In der heißen Mittagssonne wird auf der"Porch", der Veranda zur Straßenseite, im Schatteneine Arbeitspause eingelegt. Jedennann trägt den breit-randigen hellen Strohhut, der gegen die Sonne schützt

    . und nach Aussagen amerikanischer Damen das best-aussehende Kleidungsstück eines Mannes ist, dazu dasgroßkarierte, farbenfrohe Hemd; die kräftige Segeltuch-hose, die in Europa in ihrer lächerlich engbeinigen Ab-art der "blue jeans" nachgemacht und von hier auswieder in den Osten der USA exportiert wurde (!),wird von e.inem breiten, reich bestickten Gürtel miteiner großen Schnalle gehalten, wobei die SchnaUemöglichst nach viel Silber aussehen muß. Und dieschönsten Stücke seiner Kleidung sind eben die präch'-

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    tigen Stiefel des Cowboys, die er bei seiner schwerenArbeit trägt, wie jeder andere Westener auch - wo-durch natürlich nicht aUe Menschen im "Alten WeitenWesten" gleich Cowboys sind!

    Wenn ich sage, daß für ein Land "typisch" ist, wases möglichst nur in diesem Land gibt und dort auchnoch in großem Ausmaße, dann ist der Westen sehr viel"typischer" für die USA als der Osten. Beide Teiledieses Landes sind liebenswert, aber, überspitzt aus-gedrückt, muß die Liebe zum Osten jener zu einemprächtigen, ungeheizten Haus (mit großer Bibliothek"von wegen der Kultur"!) gleichen, während die Liebezum Westen eher jener ähnelt, die wir unter lebendenMenschen manchmal zu hegen pflegen.

    G. W. v. Brandt (Abiturient 1960)

    Ein Stüd< Kohle erzähltGerade eben hat die Sonnenuhr 24 Uhr gezeigt. So-

    mit ist das Jahr 13387578 vor Chr.isti Geburt ange-brochen. Aber ich will erst einmal von mir erzählen.Ich lebe als Baum in einem Urwald. 137 Jahre bin ichschon alt. So weit ich blicken kann, sehe ich nur meineArtgenossen. Aber meine Freunde, die Saurier, habenmir erzählt, -daß hinter unserem Urwald ein riesigesMeer ist. Sie sind überhaupt viel herumgekommen,unsere Saurier.

    Eines Tages, ich unterhalte mich gerade mit denSauriern, poltert und kracht die Erde. Die ganze Um-gebung bebt, Vulkane brechen aus, und wir Bäumefallen einer nach dem anderen um. Jetzt verschiebtsich auch noch die Erde. Immer mehr Sand und Gerölllastet auf uns. Nun sind wir ganz verdeckt. Im Laufeder Jahrzehntausende werde ich mehr und mehr zu-sammengepreßt, und schwarz werde ich auch noch.

    Ich bin mit der Zeitrechnung durcheinander gekom-men, aber es müssen schon über 10 Millionen Jahrevergangen sein. Ich bin jetzt steinhart und pechschwarz,also bin ich kein Holz mehr, aber ich weiß auch nicht,was ich sonst sein könnte. Nach einiger Zeit höre idllaufend Gehämmer und Gepolter. Es kommt immernäher. Was kann das nur sein?

    Es mag jetzt ein Jahr vergangen sein, ~eitdem ichdas Gepolter zum erstenmal gehört habe. Ich denkegerade nach, da kracht es ganz gewaltig, und durchein großes Loch fällt Licht herein. Ich höre Stimmen.Plötzlich sehe ich ein paar Gestalten vor mir. Zwergesind das. Vielleicht zwei Meter groß. Und was die fürein Fell haben. Und erst der Kopf, oben ist er rundund hat noch einen Rand, und drei Augen sind da,zwei dunkle und eins, das strahlt, und ein ganz kleinesMaul haben sie auch. Die Zwerge kommen näher. Anden Armen haben sie komische Knochen, die drehensich blitzschnell. Brrr! Jetzt bin ich durchbohrt, undnun werde' ich auch noch abgehämmert und auf Tieremit Rädern verladen.

    Nach langer Fahrt sehe ich endlich wieder die Sonnescheinen, aber nicht Lange, denn schon wieder werde ichauf ein Tier verladen, das brummt ganz gewaltig.Darauf liege ich in einer großen Halle. Endlich Ruhevor den eigenartigen Tieren. Doch schon wieder werdeich in große Säcke und dann auf ein Tier mit Rädernverladen. Nach einer Fahrt durch eine unbegreifllcheGegend lande ich in einem Schuppen. Endlich weißich, was ich bin. Steinkohle! Mein Ende naht. EinesMorgens werde ich geholt und in einen Kasten ge-steckt, in dem es brennt. Dort bin ich bald zu .Ascheverbrannt.

    Wie sich doch alles in so kurzer Zeit ändern kann!

    Bernhard Steckhan (0 3 c m)

    Warum Hund und Katze einander nimtleiden mögen

    Früher, als die Flöhe noch nicht auf der Welt waren,da mochten Hund und Katze einander gern leiden. Siespielten zusammen und hatten nie Streit miteinander.Aber dann begab sich folgendes: Als die Flöhe aufdie Welt kamen, suchten sie sich etwas, worin es warmwar. Sie kromen in das Fell der Katze. Die war dar-

  • über höchst empört. denn die Flöhe bissen fürchterlich,und diese Bisse juckten. daß sie sich dauernd kratzenmußte. So versumte die Katze die Flöhe abzuschütteln.Dies ging aber nicht so leicht, denn die Flöhe warenauf alles gefaßt. So mußte die Katze durm List ver-suchen, die Flöhe loszuwerden. Sie sprach die Flöhehöflich an: "Liebe Flöhe! Ihr glaubt in mir den Ridl-tigen gefunden zu haben. Ihr meint, ich hätte dasweichste Fell von allen Tieren. Seht euch dort drübennur einmal den Hund an, was der für ein molligesFell hat. Gegen den Hund bin ich ein kahlgeschorenesLamm. Wollt ihr nicht lieber zu ihm gehen?" Die Flöhetrauten der Same nicht recht. Sie kamen zu einergroßen Beratung im Schwanz der Katze zusammen.Es wurde viel herumgestritten, was sie nun eigentlichmachen sollten. Einige meinten. man solle auf derKatze bleiben und sich nicht durch kluge Reden ab-schütteln lassen. Andere dagegen waren eindeutigdafür, man sollte sofort zum Hund gehen und garnicht erst lange diskutieren, sonst sei die gute Gelegen-heit vorbei. Die Mehrheit aber war dafür. einen Bot-schafter zum Hund zu schicken, um sich zu erkundigen,wie es wirklich auf ihm sei. Es kam zu einerhitzigen Debatte. und sie hätte kein gutes Ende ge-nommen, wenn nicht die Katze dazwischengefahrenwäre. Ihr wurde es nämlich mit der Krabbelei da hintenzu bunt, und so peitschte sie ihren Schwanz einmal

    auf und ab. Alle Flöhe fielen zur Erde, weil sie aufsolch eine Sdlaukelei nicht vorbereitet waren. DieFlöhe hatten aus diesem Vorfall eine Lehre gezogen.Als sie sich alle wieder heil auf dem Rücken zusammen-gefunden hatten, kamen sie ohne Streiterei überein,man solle einen Botsdlafter zum Hund schicken. Nunwurde der Weiseste von den Flöhen zum Hund hin-übergeschickt, um ihm einen Besuch abzustatten. Erkam schon bald wieder. Die anderen Flöhe waren schonganz gespannt, was für eine Mitteilung er ihnenmachen würde. Als er ankam, schwärmte er in denhöchsten Tönen vom Hund. Er sagte, der Hund habeein viel wänneres Fell als die Katze. Die anderenFlöhe mußten das ja glauben, weil der Botschafter derWeiseste von ihnen. war. So zogen sie mit Sack undPack los. Als sie nun den Hund betraten, waren siealle der gleichen Meinung, wie der Botschafter sieihnen überbracht hatte. Seitdem war die Katze fröh-lieber denn je. Der Hund aber ärgerte sich fürchter-lich. weil er diese lästigen Flöhe auf seinem Körperhatte. Er ahnte, daß die Katze schuld haben könnte.Denn jetzt kratzte sie sich. wie er feststellen konnte,gar nicht mehr. Statt dessen fing er selber damit an,als die Flöhe wieder zu beißen begannen. Seit dieserZeit muß der Hund die Flöhe mitschleppen. und erwird wütend, wenn er die Katze nur sieht.

    R. Wollstein (4 b)

    Nachdichtung nach "The Arrow and the Song" von H. W. Longfellow

    Hinaus in den lauen SommerduftJagte mein Pfeil in die Morgenluft;Doch sah ich nicht sein letztes Ziel.Wo er erschöpft zur Erde fieL

    Ein Lied ich einst am Morgen sang,Das fröhlich in die Luft sicll schwang;Doch sah ich nidlt sein letztes Ziel,Wo es erschöpft zur Erde fiel.

    Jedodl nach langer Zeiten RaumFand ich den Pfeil im Eichenbaum.,Und auch das Lied voll Lust und SchmerzKlang nach in eines Freundes Herz.

    Ina-Maria Paul (U 3 d 1)

    I shot an arrow into the air.It fell to earth, I knew not where;For, so swiftly it flew, the sightCould not follow it in its llight.

    I breathed a song into the air,It fell to earth, I knew not where;For who has sight so keen and strong,That is can follow the ßight of song?

    Long, long afterward, in an oakI found the arrow, still unbroke;And the song, trom beginning to end.I found again in the heart of a friend.

    Henry Wadsworth Longtellow

    SCHULCHRONIK

    Nur sehr zögernd weidlt der Winter zurück, unddoch kann man bei einem Blick zurück feststellen, daßdas Leben an der Schule in den letzten vier Monatennicht auf Eis gelegen hat. (Auch wenn die Tempera-turen in manchen Klassenräumen dazu angetan waren!)Das Eis zu Herzen genommen haben sich einige Ober-sekundaner. die ein "Vogel-Winterhilfswerk" einrich-teten. indem sie eine Tonne für Brotspenden aufstellten.dieses Brot in mühsamer Arbeit zerhackten und anLübeck.s Wasservögel verteilten; eine wirklidl lobens-werte Initiative.

    Ausgefallene, neuartige. aber immer sehr erfolg-reiche Veranstaltungen bestimmten überhaupt diesenWinter. Und nicht zuletzt dieser besondere Charakterwird z. B. die Gerhard-Hauptmann-Feier im November

    noch lange im Gedächtnis halten. Die damalige 0 I b ggestaltete in sehr ansprechender Art die Gedächtnis-feier zum 100. Geburtstag des Dichters, indem man ab-wechselnd Bilddokumente zeigte und Schriften vonoder über Hauptmann vorlas. So entstand aus derVielfalt der Beiträge mosaikartig ein vollständigesGesamtbild des Dicllters. Warum raffen sich nicht malwieder Klassen auf und veranstalten nach diesemschönen Beispiel eine Morgenfeier? - Von ihrer bestenSeite zeigten sich auch mehrere Schüler. die unter derLeitung von Studienrat Krägel den Klassen 0 111 - U Ieine Hausmusikstunde schenkten. Die einleitendenWorte von Herrn Krägel über die Bedeutung der Haus~musik im Zeitalter der Stereoplatten mit ihrer per-fekten Technik haben sich bestimmt bestätigt, als nichtnur alle Zuhörer begeistert Beifall spendeten, sondern

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  • auch die Musizierenden sehr glücklich über dieseStunde schienen.

    Als ein großes Wagnis wurde eine weitere musika-lische Veranstaltung angesehen, deren Erfolg sich. aberauch durch spontane Beifallsstürme herausstellte: HerrKammersänger Mattner sang vor der Oberstufe meh-rere Songs aus Werken von Shakespeare in zum größ-ten Teil äußerst moderner Vertonung. Dann karneneinige französische Lieder in der Vertonung vonMaurice Ravel.

    Schon selbstverständlich ist die Tatsache, daß unserSchulkonzert an beiden Tagen ausverkauft ist unddaß aum unsere Krippenspielschar mit ihrem platt-deutschen Spiel die Weihnadltszeit in Lübeck ankün-digt. Der Erlös dieses Jahres wurde der Schule fürzwei Schallplatten und dem Collegium Catharinensefür seine Arbeit in der Katharinenkirdle zur Verfügunggestellt. - Die Weihnachtsfeiern (VI a g, U II c m, U I c s)beschlossen mit sehr schönen Darbietungen den Ver-anstaltungsreigen.

    Am 7. Januar setzten dann die schriftlidlen Reife-prüfungen ein; Einige andere Klassen wurden indesseneinem Intelligenztest unterzogen. Von einer Studentindes psychologismen Instituts der Universität Freiburg(Waltraut Ziegler, Abit. 61) wurden die Klassen 4!Stundenlang "hart getestet", um zu erforschen, wie hoch derWert (Intelligenzquotient) unserer Schule sei; es ergabsich ein Durchschnitt über ,,110", d. h. über dem Durdl-schnitt der bundesdeutschen Gymnasien. Man kannnur sagen: Wunderbar!

    Doch andere Sonderveranstaltungen scheinen demChronisten erwähnenswerter und für das Niveau derSdlule bezeichnender:

    So zeigte der "Evangelisdle Arbeitskreis" durch eineReihe von Veranstaltungen, daß seine Arbeit weit überdas hinausgeht, was sein Name besagt. Noch im altenJahr fand eine rege Diskussion mit Herrn Dr. Back-haus, dem Popen der russisch-orthodoxen Kirche. überdie Ostkirche in besonderer Hinsicht auf das Konzilin Rom statt. Zusammen mit dem "PAS" wurde einePodiumsdiskussion über das ';rhema: ..Staat undKirdle" veranstaltet. Hier diskutierten Vertreter derdrei Lübecker Bürgerschaftsparteien mit Herrn KaplanNölker und Herrn Pastor Böhme. Mitte Januar wurdeHerr Eli Rothschild, Staatsarcbivar in Jerusalem undehemaliger Schüler des Katharineums, zu einem Ge-spräch über die Geschichte und die Probleme des mo-dernen Israel eingeladen. Ein leider nur sehr kleinerKreis folgte der Einladung zu dem Abend mit HerrnPastor Witt, an dem über die ..moderne Literatur inder Sicht des Christen" gesprodlen wurde. Ist es desKatharineums würdig, daß die Aufforderung, vorher2 Bücher zu lesen (es war genug Zeit), so abschreckendwirkt?! - Im März sprach Herr Enns über das Menno-nitentum und - als lebendiges Beispiel - über seinenLebensweg. - Am 30./31. März veranstaltete der Evan-gelische Arbeitskreis sein ..Familienfest" auf der Bäkbei Ratzeburg. In zahlreichen Referaten und Diskus-sionen wurden sehr interessante Themen behandelt -doch. blieb alles im Rahmen der "Freizeit", die derGemeinschaft, wie sie diesen Katharineern am Herzenliegt, dienen sollte.

    Ebenso rege war die Arbeit des PAS, der nachWeihnachten mit 2 Vortragsabenden hervortrat, indenen Herr Studienrat Kuhlbrodt über den historischenMaterialismus sprach. Mehrere Filme vervollständigtendas Programm des PAS, der endlich aus seinem mehr-jährigen Schlaf aufzuwachen scheint.

    Vom 4.-9. Februar bestanden 102 Abiturienten undAbiturientinnen die mündliche Reifeprüfung und wur-den dann am 2. März entlassen und abends "abge-feiert".

    In der letzten Februarwoche fanden dann endlichdie beiden Aufführungen unserer Laienspielschar statt.An zwei ausverkauften Abenden wurde "Das GlasWasser" von A. E. Scribe in großartiger Manier ..aufdie Bretter gelegt", um dann im März noch einmal imGvmnasium von Ahrensburg aufgeführt zu werden.

    Nicht zu vergessen ist schließlich, daß in den letztendrei Monaten auch drei Wandertage stattfanden, daßwieder ein emsiges Klopfen, Sägen und Hämmern inder Schule zu hören 1st und daß Eltern für ihre Kinderhaften, wenn diese unbefugt das 2. Stockwerk betreten.

    K.-Fr. v. Brandt (01 c s)

    Beslenpreis 1961!/63

    Im Kampf um den Bestenpreis des Schuljahres196Z/63 siegten:

    Jungen:

    Oberstufe (1945 und älter)He n n e r Wo I te r. U 1 C s, mit 171,5 Pkt.

    Mittelstufe (1946/47)K lau s Danke r t I 02 Cm, mit 142,5 Pkt.

    Unterstufe (1948 und jünger)He n n i n g F u c h s. 5 a g, mit 151,0 Pkt.

    Mädchen:

    Oberstufe: Elfriede Schweimer, Ulcs,mit 14Z,O Pkt.

    Mittelstufe: M a rio n H u c k I U 3 c I, mit 147,0 Pkt.Unterstufe: Iso I d e Ab r a m 0 w ski, 5 c,

    mit 168,5 Pkt.Hagelberg

    findet in diesem Jahre am

    Donnerstag, dem 27. Juni statt.

    Die Gedenkfeier zu Ehren unserer Totenbeider Weltkriege beginnt um 14.00 Uhr auf derFestwiese.

    Nach dem Primanerfünfkampf wird das Festbei Muuß in Israelsdorf fortgesetzt.

    Unser großer Ball findet um 20.30 Uhr in denRäumen des Kurhauses in Travemünde statt.

    Herausgebar Wld YerutworWda fllr deD lab.lI: StudteD'.t R. H • g. I b • r 9. ObentudleDZat D r. Lud. w I g •.Druck: Mu Sdlmldt·R6mbUd. Labeck