............................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................ JÜBEK „Der Holsteiner ist das weltbeste Springpferd. Im aktuellen Ranking liegt er an erster Stelle.“ Das betonte der Vorsit- zende des Holsteiner-Verbands, Jan Lü- neburg, bei der Körbezirksversammlung Schleswig-Flensburg in Jübek. Sie fand unter Leitung von Ursula Meyer aus Nott- feld statt, Mutter der Olympia-Teilnehme- rin Janne Friederike Meyer, die einst in Nottfeld ihre Karriere als kleines Mädchen begann. Knapp 400 Fohlen wurden im Jahr 2012 im Kreisgebiet geboren. Etwa 100 Züchter waren zu dieser Ver- anstaltung erschienen, und sie erfuhren nicht nur Positives. Die Vorsitzende konn- te zwar einige erfolgreiche Züchter von herausragenden Fohlen und jungen Stu- ten benennen. Sie kündigte jedoch auch an, dass man sich mit den Delegierten aus Nordfriesland zusammensetzen werde, um eine verbesserte Marktsituation für Fohlen bei der jährlichen Auktion in Beh- rendorf zu erreichen. Beide Körbezirke führen im späten Herbst eine gemeinsa- me Verkaufsveranstaltung durch. Lüne- burg erklärte zum Hintergrund, dass die europaweite Rezession auch beim Handel mit Holsteiner Pferden Einzug gehalten habe. Es sei schwierig geworden, kosten- deckende Beträge für ein verkauftes Pferd zu erwirtschaften. Die stark rückläufigen Bedeckungszahlen seien ein deutlicher Indikator dafür. Züchter schafften ihre Mutterstuten ab. Verbandszuchtleiter Thomas Nissen zeigte sich unterdessen erfreut darüber, dass das Gütezeichen, der Schenkelbrand, bleiben wird. Jahrelang war dies ein Streit- thema mit den Tierschutzverbänden ge- wesen. Dafür komme jetzt allerdings ein neues, ernst zu nehmendes Problem auf die Züchter zu, die Pferdesteuer. In Zeiten knapper Kassen denken nach seinen Wor- ten viele Kommunen über diese neue „Einnahmequelle“ nach. khw Das Brandeisen darf bleiben. ASB Kreis Schleswig-Flensburg MITTWOCH, 30. JANUAR 2013 FLT SEITE 19 . . ........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... . . ........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... Kreis Schleswig-Flensburg MITTWOCH, 30. JANUAR 2013 FLT SEITE 19 . . ........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... . . ........................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................... Im Januar legt Landwirt-Familie Lehmann die Grundlagen für einen reibungslosen Start in die Ackersaison LANGBALLIG „Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt. Er setzt seine Felder und Wiesen in Stand.“ Als dieses alte Volkslied erstmals im 18. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum die Runde machte, da wussten die meisten Men- schen noch ganz genau, was der Bauer das ganze Jahr über so alles zu tun hat. Egal ob im März, Juni oder September. Wann wird gepflügt, gesät, gedüngt, geerntet? Wann ist der Hafer reif, wann wird die Kartoffel aus dem Boden geholt, wann landen Erb- sen, Bohnen, Mohrrüben oder Rote Beete im Korb und später vielleicht im Einmach- glas? All das, was landauf, landab Jahrhun- derte lang ganz selbstverständlich war, wissen inzwischen viele Menschen längst nicht mehr. Wir wollen deshalb einmal Bauern durchs Jahr begleiten – die Familie Lehmann vom Lorenzenhof in Langballig (siehe Infokasten). Und die hat, auch wenn es draußen kalt ist und die Natur tief und fest im Winter- schlaf steckt, immer eine Menge zu tun. „Aber im Januar ist es schon etwas ruhiger als in den meisten anderen Monaten“, gibt Matthias Lehmann zu. Und so konnte er auch diesmal gemeinsam mit seiner Frau Sabine das machen, was über den Rest des Jahres hinweg für das Paar ungleich schwerer zu realisieren wäre: Urlaub. Eine Woche ging es also zum Skifahren in die Alpen, zum Erholen, Auspowern und Kraft tanken. Denn spätestens in vier, fünf Wochen gibt es wieder deutlich mehr zu tun auf dem Lorenzenhof – und das muss in diesen Tagen vorbereitet werden. „Anfang März haben wir immer unse- ren Tüv-Termin. Bis dahin müssen unsere Maschinen auf Vordermann gebracht werden. An Tagen, wo es draußen so ekelig ist wie im Moment, kann man gut in der Scheune rumschrauben“, sagt Lehmann. Auf dem Hof müssen gleich vier Traktoren und ein betagter Mähdrescher auf Trab gehalten werden, damit die Arbeit auf dem Feld ab Frühling möglichst reibungslos verläuft. Bei kniffligen Reparatur-Aufga- ben kann der Landwirt dabei auf die Un- terstützung eines Landmaschinentechni- kers zurückgreifen. Dieser ist für insge- samt sechs Betriebe in der Umgebung zu- ständig. Teilen, Zusammenarbeit und ein gutes Verhältnis untereinander: Das ist für Matthias Lehmann im Umgang mit seinen Kollegen aus der Nachbarschaft „unheim- lich wichtig“, wie er betont. Da sei es auch völlig egal, ob man wie er Ökolandbau oder konventionelle Landwirtschaft be- treibe. „Das ist heutzutage längst kein Problem mehr. Als mein Vater vor Jahr- zehnten angefangen hat, seinen Betrieb auf Bio umzustellen, da waren wir in der ganzen Region noch die Nestbeschmut- zer. Auch als wir hier in den 90er-Jahren damit anfingen, war das noch etwas Exo- tisches“, sagt der 53-Jährige, der auf ei- nem Bauernhof in Bröckel bei Celle aufge- wachsen ist. Heute würden Bio-Produkte, gerade bei Familien mit kleinen Kindern, immer stärker nachgefragt. „Wir haben al- so aufs richtige Pferd gesetzt, als wir den Lorenzenhof, der schon damals ein Bio- Hof war, 1992 übernommen haben.“ Neben Schraubenschlüssel und Ölkan- ne nimmt Matthias Lehmann in diesen Tagen auch häufig die Motorsäge in die Hand. Denn im Januar heißt es gemein- sam mit seinen Mitarbeitern (siehe Info- kasten) die Holzvorräte aufzufüllen. Im Jahr 2000 hat er eine Holzhei- zung einbauen lassen, die (ne- ben einer Solaranlage) auch für die Warmwasserversorgung zuständig ist. Und da zum über 90 Hektar großen Hof auch über sechs Kilometer Knick ge- hören, ist genug Holz für den Betrieb der Heizung vorhan- den. Das jedoch heißt für den Bauern tagelang: Sägen, Aufla- den, Abtransportieren, Aufsta- peln. „Das ist eine Men- ge Arbeit, aber wir wol- len es ja schön warm ha- ben“, sagt er. Das sieht auch Sabine Lehmann so. Für die in Hamburg aufgewachse- ne Hauswirtschafts- meisterin heißt es im Januar in erster Linie, innerhalb der eigenen vier Wände „Grund rein bringen“. Da wird der Keller ebenso ent- rümpelt wie der Dach- boden, und auch die Schränke werden nach Klamotten durchge- sucht, die ihre besten Tage hinter sich haben und nun in den Kleider- container wandern können. „Das muss alles jetzt gemacht werden, denn ab Frühling haben wir für sowas keine Zeit mehr “, sagt sie. Ansons- ten steht für die 52-Jäh- rige das übliche Pensum auf dem Programm – und das hat es in sich: Kochen, Einkaufen, Putzen, Schreibkram er- ledigen (alles für bis zu zehn Personen) und obendrein noch den Hofladen führen, der jeweils an drei Tagen in der Woche für einigen Stunden geöffnet ist. Hinzu kommt ein wöchentlicher „Milchverarbeitungstag“, wie sie sagt. Dann macht Sabine Lehmann, die „ei- gentlich aus einer Großstadtfamilie stammt“, aus der Milch der zurzeit 22 Kü- he Frischkäse, Joghurt, saure Sahne und Kräuterquark – nach altem Familienre- zept, versteht sich. „Langweilig wird uns hier auf jeden Fall nicht“, fasst Sabine Lo- renzen zusammen. Das gilt auch für den Januar. Aber zumindest hat sie dann ein wenig mehr Zeit, aktiv im Chor zu singen. Und ihr Mann kann ohne schlechtes Ge- wissen zum Klarinetten-Unterricht fah- ren – falls nicht gerade wieder ein Kälb- chen geboren wird. Wie vor drei Tagen. Sven Windmann Seit 1992 ist Matthias Lehmann mit seiner Familie auf dem Lorenzenhof in Langballig zu Hause. Seine Söhne (Lasse, Bastian und Nikolai) haben inzwischen für ihr Studium den Hof verlassen. Dafür leben dort heute acht sozialpädagogisch betreute Mitarbeiter. WINDMANN (3) Sabine Lehmann packt – neben der Arbeit im Haus und im Hofladen – immer auch im Stall mit an. . . ........................................................ . . ........................................................ „Das muss alles jetzt gemacht werden, denn ab Frühling haben wir für sowas keine Zeit mehr.“ Sabine Lehmann nutzt den Januar gerne zum Ausmisten Ab in den Knick: Im Januar müssen Jahr für Jahr die Holzvorräte aufgefüllt werden. . . ........................................................ DER LORENZENHOF IN LANGBALLIG Seit 1992 lebt Familie Lehmann auf dem Lo- renzenhof. Als ihn Sabine und Matthias Leh- mann (mit drei Söhnen) übernahmen, war er bereits viele Jahre als Biobetrieb bewirtschaf- tet worden. Inzwischen gehören 92 Hektar Land und vier Hektar Wald zum Hof, der noch immer biologisch (Demeter) betrieben wird. Auf rund 50 Hektar bauen Lehmanns Wei- zen, Roggen und Gerste an. Hinzu kommen gut 1,5 Hektar für den Kräuter- und Gemü- seanbau (u.a. Mohrrüben, Rote Beete, Por- ree, Kartoffeln). Zurzeit stehen 22 Milchkühe (Angler Rind) im Stall. Neben der Familie und den Azubis leben auf dem Lorenzenhof aktu- ell acht Menschen mit geistigen und seeli- schen Behinderungen. Sie sind in den Alltag und die Arbeit so gut wie möglich eingebun- den. Sabine (Hauswirtschaftsmeisterin) und Matthias Lehmann (Landwirtschaftsmeister) sind beide ausgebildete Sonderpädagogen. MIT DEM BAUERN DURCHS JAHR Zwölf Monate auf dem Lorenzenhof in Langballig SCHLESWIG Schon seit mehr als drei Jah- ren ist Bischof Gerhard Ulrich ein seltener Gast in seinem Schleswiger Amtssitz. Jetzt stehen die Zeichen ganz auf Ab- schied. Nachdem er vom Landeskirchen- amt in Kiel aus die Fusion der Nordelbi- schen Kirche mit den Landeskirchen aus Mecklenburg und Pommern zur neuen Nordkirche gemanagt hat, steht nun seine Wahl in das neu geschaffene Amt des Lan- desbischofs bevor, der zugleich Vorsitzen- der der gesamten Kirchenleitung im Nor- den ist. Der 61-Jährige würde dann umzie- hen nach Schwerin. Der Schleswiger Bi- schofssitz wäre vakant. Offiziell hat die Suche nach einem Nachfolger noch nicht begonnen. Schließlich muss Ulrich von der Synode am 21. Februar erst noch gewählt werden. Weil er der einzige Kandidat ist, gilt dies jedoch als Formsache. Mathias Benckert, stellvertretender Pressesprecher der Nordkirche, erklärte nun: Sollte Ulrich ge- wählt werden, soll noch auf derselben Synode ein neuer Wahlausschuss einge- setzt werden, der nach möglichen Kandi- daten für das Schleswiger Bischofsamt sucht. Wie lange der Ausschuss arbeiten wird, ist offen. Gemäß der Kirchenverfas- sung müssen zehn Wochen zwischen dem Vorschlag des Bischofswahlausschusses und der Wahl durch die Synode – dem Kir- chenparlament für die gesamte Nordkir- che – liegen. Ulrich wird seine neue Auf- gabe in Schwerin voraussichtlich zu Pfingsten antreten. Der neue Schleswiger Bischof wird vermutlich erst Anfang des kommenden Jahres in sein Amt einge- führt. „Eine gewisse Vakanzzeit ist völlig normal“, sagt Benckert dazu. oje Holsteiner-Züchter leiden unter geringerem Absatz Frühjahrsputz auf dem Bauernhof Wer kommt, wenn Bischof Ulrich nach Schwerin geht? Anzeige B=138,2mm H=189mm