- 1 - Milchwirtschaft auf Österreichs Almen Tabelle 1: Entwicklungen und wirtschaftliche Perspektiven Entwicklungen und wirtschaftliche Perspektiven
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Milchwirtschaft auf Österreichs Almen
Tabelle 1: Entwicklungen und wirtschaftliche Perspektiven
Entwicklungen und wirtschaftliche Perspektiven
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Unser Leitbild / Our Mission
Nachhaltig für Natur und Mensch / Sustainable for nature and man-kind Lebensqualität / Quality of life Wir schaffen und sichern die Voraussetzungen für eine hohe Qualität des Lebens in Öster-
reich. / We create and we assure the requirements for a high quality of life in Austria.
Lebensgrundlagen / Bases of life Wir stehen für vorsorgende Erhaltung und verantwortungsvolle Nutzung der Lebensgrundla-
gen Boden, Wasser, Luft, Energie und biologische Vielfalt. / We stand for a preventive con-
servation as well as responsible use of soil, water, air, energy and bioversity.
Lebensraum / Living environment Wir setzen uns für eine umweltgerechte Entwicklung und den Schutz der Lebensräume in
Stadt und Land ein. / We support an environmentally friendly development and the protection
of living environments in urban and rural areas.
Lebensmittel / Food Wir sorgen für die nachhaltige Produktion insbesondere sicherer und hochwertiger Lebens-
mittel und nachwachsender Rohstoffe. / We ensure sustainable production in particular of
safe and high-quality food and of renewable resources
Impressum
Medieninhaber, Herausgeber, Copyright:
Bundesministerium für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und
Wasserwirtschaft, Sektion III Landwirtschaft
und Ernährung, Abteilung III/6
Stubenring 12, 1010 Wien
Alle Rechte vorbehalten
Wien, Juni 2012
Gesamtkoordination:
DI Thomas Neudorfer (BMLFUW, Abt. III/6),
DI Christian Rosenwirth (BMLFUW, Abt. III/6)
AutorInnen:
DI Thomas Neudorfer (BMLFUW, Abt. III/6),
DI Monika Pinter (BMLFUW, Abt. III/6),
Priv. Doz. Dr. Leopold Kirner (AWI)
Mag. Sabine Wendtner (AWI),
DI Wolfgang Messner (AMA)
Besonderer Dank für die Bereitstellung von
relevantem Datenmaterial sowie der
kritischen Durchsicht der Manuskripte an
Suske-Consulting und dem Österreichischen
Kuratorium für Landtechnik und Landentwick-
lung (ÖKL), an die Milchreferenten der Land-
wirtschaftskammern, den Almverantwortlichen
der Landesregierungen, dem LFI, dem
Schweizer Bundesamt für Landwirtschaft,
sowie den Fachabteilungen des Bundesminis-
teriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt
und Wasserwirtschaft
Layout:
ZS communication + art GmbH
Bildnachweis, Produktion und Druck:
Bundesministerium für Land- und Forstwirt-
schaft, Umwelt und Wasserwirtschaft.
Titelfoto: BMLFUW / R. Newman
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier
mit Pflanzenfarben.
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Milchwirtschaft auf Almen – ein Beitrag zur Erhaltung eines besonderen Natur- und Kulturerbes
Die österreichischen Almen sind wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere, bieten Schutz vor
Naturkatastrophen und eine Rückzugsmöglichkeit zur Erholung und Regeneration der Menschen.
Unsere Bäuerinnen und Bauern sorgen durch die Bewirtschaftung der Almen für eine nachhaltige
Erhaltung dieser besonderen Kulturlandschaft. Nur dadurch können die vielfältigen Funktionen der
österreichischen Almen aufrechterhalten werden.
Die Milchwirtschaft auf Almen hat eine besondere Tradition und unsere Produkte sind im In- und Aus-
land sehr beliebt. Durch die naturnahe Produktionsweise auf den Almen sind Alm-Milchprodukte die
ursprünglichsten und natürlichsten Lebensmittel. Die Verbindung von Tradition, Handwerkskunst und
unberührter Natur gewährleistet die besten Voraussetzungen für qualitativ hochwertige Alm-Produkte
– jedes Produkt erzählt seine eigene Geschichte.
Der Erhalt der ländlichen Gebiete und der alpinen Kulturlandschaft ist ein wichtiges Ziel der österrei-
chischen Agrarpolitik. Durch die Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete und das österreichische
Programm zur Forderung einer umweltgerechten, extensiven und den natürlichen Lebensraum schüt-
zenden Landwirtschaft (ÖPUL) werden die Rahmenbedingungen zur Aufrechterhaltung einer nachhal-
tigen Almbewirtschaftung geschaffen. Auch in Zukunft ist es mir ein großes Anliegen zielgerichtete
Unterstützung für diese ländlichen Regionen anzubieten und damit zum Erhalt unserer Kulturland-
schaft beizutragen.
DI Niki Berlakovich, Landwirtschaftsminister
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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung und Zielsetzung 5
2. Historische Entwicklung 5
3. Funktionen der Almwirtschaft 7
4. Struktur der österreichischen Almwirtschaft 10
5. Vermarktung der Alm-Milch und Alm-Milchprodukte 18
6. Kennzeichnung der Alm-Milch und Alm-Milchprodukte 20
7. Ernährungsphysiologische Besonderheiten 22
8. Rahmenbedingungen der Alm-Milchproduktion 23
9. Öffentliche Zahlungen an Almwirtschaftsbetriebe 27
10. Wirtschaftlichkeit 30
11. Zukunftsperspektiven und Herausforderungen 36
12. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 40
13. Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 43
14. Anhang 44
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1. Einleitung und Zielsetzung
Die österreichischen Almen wurden ursprünglich mit dem Ziel der Lebensmittelproduktion urbar ge-
macht, heutzutage sind die Almen aber aufgrund ihrer Erholungs-, Schutz- und ökologischen Funktion
ein wichtiger Bestandteil der österreichischen Kultur und eine einzigartige Oase an Natürlich- und
Ursprünglichkeit. Die Milchwirtschaft auf Almen hat in Österreich eine lange Tradition und ist untrenn-
bar mit der Erhaltung der einzigartigen Alm-Kulturlandschaft verbunden.
Diese Broschüre richtet sich an alle Alminteressierten sowie an Entscheidungsträgerinnen und Ent-
scheidungsträger der Agrarpolitik. Ziel der Broschüre ist es, einen umfassenden Überblick über die
Entwicklungen der österreichischen Milchwirtschaft auf Almen und die zukünftigen Herausforderungen
der Alm-Milchproduktion zu geben sowie Bewusstsein für den Wert der Almbewirtschaftung zu schaf-
fen. Es werden die historischen Entwicklungen, die umfangreichen Funktionen der Almwirtschaft, die
Struktur und die Entwicklung der Almwirtschaft sowie wirtschaftliche Aspekte der Milch-
Almbewirtschaftung dargestellt. Besonderes Augenmerk finden die Rolle der öffentlichen Zahlungen
und die Rolle der Vermarktung und Kennzeichnung von Alm-Milchprodukten. Den Abschluss der Bro-
schüre bildet eine Zusammenschau über die Zukunftsperspektiven und Herausforderungen der Milch-
wirtschaft auf Almen.
2. Historische Entwicklung
Autor: DI Wolfgang Messner, AMA
Die Almwirtschaft erlebte seit Beginn der Almbewirtschaftung ein ständiges Auf und Ab. Die Entwick-
lung war in den verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte primär von den Einflüssen des
sich stetig ändernden Klimas im alpinen Raum bestimmt.
Die Geschichte der Almwirtschaft in den Alpen begann weitaus früher als vielfach angenommen und
reicht in die Zeit von ca. 6.000 Jahren vor Christus zurück. Damals wanderten die ersten Bauernge-
sellschaften aus dem Vorderen Orient in den Alpenraum ein und verdrängten sukzessive die ur-
sprünglich ansässigen Jäger und
Sammler. In dieser Epoche waren
die Tallagen vielfach schwer nutzbar
und oft dauerhaft überschwem-
mungsgefährdet oder versumpft,
weshalb bevorzugt die Weidemög-
lichkeit im Wald und auf den alpinen
Rasenlandschaften gesucht wurde.
Zur Lebenszeit des „Eismannes vom
Hauslabjoch“ (3.500 v. Chr.) herrsch-
ten im Alpenraum nachgewiesener-
maßen weitaus mildere klimatische
Bedingungen, die eine dauerhafte
Besiedlung der höheren Lagen er-
möglichte. Insbesondere in der
Jungsteinzeit um 2.000 v. Chr. wurde
die Besiedlung der Alpen durch den lukrativen Salz- und Kupferbergbau vorangetrieben. Die Versor-
gung der Bergleute machte wiederum die Entwicklung einer intensiven Viehwirtschaft notwendig.
Ausgrabungen auf der Königreichalm, Dachstein Foto: ANISA
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Braunvieh im Großwalsertal, Vorarlberg Foto: R. Newman
In der Römerzeit erlebte nicht nur die Almwirtschaft eine kontinuierliche Weiterentwicklung, sondern
auch der Handel mit almtypischen Produkten. Vor allem Alm-Käse erlebte über das zur Verfügung
stehende Straßennetz einen beachtenswerten Aufschwung. Die Spuren des romanischen Einflusses
finden sich beispielsweise noch heute in den Worten „Senner“ (= „senior“ - Ältester und Vorsteher des
Almbetriebes) oder „Kaser“ (= „casura“ - Almhütte). Das Zeitalter nach Ende der römischen Besat-
zungszeit bis ins 6. Jahrhundert war gekennzeichnet von einer massiven, weitgehend friedlichen Ein-
wanderung von Alemannen, Bajuwaren und Slawen. Danach folgte eine drastische Klimaverschlech-
terung, die verbunden mit den Auswirkungen der Völkerwanderung zu einer kräftigen Abwanderung
und einem Niedergang der Weidenutzung führte.
Eine deutliche Erholung bis hin zu einer unglaublichen Blüte der Almwirtschaft brachte das Hochmit-
telalter mit sich. Im Gefolge des mittelalterlichen Klimaoptimums erreichte die Kulturlandschaft Euro-
pas ihre größte Ausdehnung; der Anteil des Waldes ging rapide zurück. Das warme Klima erlaubte
Weinbau sogar in Südschottland. Zudem war der Alpenraum mittlerweile bereits von mehr als 3 Millio-
nen Menschen besiedelt. In dieser Zeit
entstanden bereits die ersten Gemein-
schaftsalmen mit strengen, klar definier-
ten Regelungen zu den Auftriebsrechten
für Rinder und Schafe. Die Errichtung
neuer Almen, sogenannten Waldalmen,
durch die Waldbesitzer bezeugt eben-
falls das hohe Ansehen der Alpung und
ist bis etwa zum Jahre 1550 festzustel-
len. Der Blütezeit im Mittelalter folgt wie-
derum ab 1580 eine deutliche Klimaver-
schlechterung mit beachtenswerten
Gletschervorstößen. Nach deren Über-
windung erlebt die Almwirtschaft gegen
Ende des 18. Jahrhunderts die zahlen-
mäßig stärkste Nutzung ihrer Hochal-
men.
Dann begann, besonders unter dem
Einfluss der Eisenindustrie, eine Um-
kehr1: Der landwirtschaftliche Ackerbau
bis in die Almregionen hinauf wurde von
weideeinschränkenden Waldordnungen
abgelöst, und die Almwirtschaft kam in
eine immer misslichere Lage. Ihr Rück-
gang und die damals bedingte Bedro-
hung der Existenz des Bergbauernstan-
des veranlasste schließlich den Staat
kurz vor Ende des 19. Jahrhunderts ent-
sprechend einzuschreiten. Eine staatli-
che Kommission stellte bereits 1887 fest:
"Die Almweide ist ein wichtiges Funda-
ment des
1 Auszug aus http://www.almwirtschaft.com/Wir-ueber-uns/
geschichte-der-almwirtschaft.html
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Nationalvermögens und Volkswohlstandes. Es sind daher unverzüglich Bestimmungen über Schutz,
Pflege und Förderung der Almwirtschaft zu erlassen." Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden dann
die ersten Almschutzgesetze zur Förderung und Verbesserung der Almwirtschaft erlassen, um dem
Auf und Ab in der Almwirtschaft, vor allem auch dem Verkauf von Almflächen für Jagdzwecke, Einhalt
zu gebieten und eine planvolle Almwirtschaftsförderung einzuleiten.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgte eine intensive Nutzung der Almgebiete, die jedoch
gegen Ende der 60-er und in den 70-er Jahren zurückging. Durch die relativ geringe Ertragsfähigkeit,
verbunden mit hohem Arbeitsaufwand, schien der Almwirtschaft das Ende bevorzustehen; sie passte
nicht zum damaligen Fortschrittsdenken. In jenen Jahren wurde aber bereits die außerlandwirtschaftli-
che Bedeutung der Almnutzung erkannt. Durch die Unterstützung der erschwerten Arbeits- und Be-
wirtschaftungsbedingungen durch die öffentliche Hand wurde dieser Rückgang gestoppt und in man-
chen Fällen gab es wieder eine Aufwärtsentwicklung. Heute hat die Almwirtschaft in der Bevölkerung
einen sehr hohen Stellenwert. Die Almbewirtschaftung ist jedoch durch den allgemeinen Rückgang
der Viehhaltung gefährdet und kann dadurch in manchen Bereichen nicht mehr flächendeckend erhal-
ten werden.
3. Funktionen der Almwirtschaft
Wie die Geschichte der Almbewirtschaftung zeigt, erfolgte die Bewirtschaftung der Almen aufgrund
der Möglichkeit die Futtergrundlage für die Nutztiere zu erhöhen, dadurch mehr Tiere halten zu kön-
nen und somit eine höhere Produktion zu erzielen. Durch den technischen und züchterischen Fort-
schritt hat die Bedeutung der Almen für die Produktionssteigerung im Laufe der Zeit jedoch abge-
nommen. Dennoch bieten die Almen eine Vielzahl an weiteren Funktionen, denen aus verschiedens-
ten Bereichen ein hoher Stellenwert beigemessen wird. Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die
Funktionen der Almwirtschaft, unterteilt nach gesellschaftlicher und einzelbetrieblicher Betrachtungs-
ebene.
Gesellschaftl iche Funktionen der Almwirtschaft
Um die Funktion der Almen für die Gesellschaft abzuschätzen, wählten Greif und Riemerth2 zunächst
einen Zugang über die ökonomische Bewertung der Leistungen der Almen in den unterschiedlichen
Wirkungsbereichen. Die gesamtökonomische Bedeutung der österreichischen Almen schätzen Greif
und Riemerth auf rund 290 Millionen Euro, das entspricht knapp 1 Prozent des gesamten Bruttoin-
landsprodukts. In der Wertschöpfung entfallen 115 Millionen (40 Prozent) auf die land-, forst- und
jagdwirtschaftliche Primärnutzung, 124 Millionen (43 Prozent) auf die Nicht-Primärnutzung wie Tou-
rismus und Erholung und 51 Millionen Euro (17 Prozent) auf die Bereitstellung von öffentlichen Gütern
wie Gefahrenpräventation, Erhaltung der Kulturlandschaft und der Regeneration von Wasser. Den
Wiederbeschaffungswert der österreichischen Almen beziffern die Autoren mit einer Summe von
13,4 Milliarden Euro. 9,5 Milliarden Euro müssten alleine für die Wiederherstellung der Futterflächen
ausgegeben werden.
Klarerweise sind nicht alle Funktionen der Almwirtschaft in monetären Werten ausdrückbar. Die Almen
sind lebende Biotope für Pflanzen und Tiere und damit ein wertvolles Ökosystem zur Erhaltung der
2 Greif, F. und Riemerth, A. (2006): Österreichs Almen. Ein sozialwirtschaftlicher Komplex im Blickfeld der Gesellschaft. Der Alm- und Bergbauer,
Jahrgang 5/06.
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Biodiversität, für den Schutz vor Naturkatastrophen und als Rückzugsort zur Erholung und Regenera-
tion der Menschen. Diese Funktionen können Almen jedoch nur bei aufrechter Almbewirtschaftung
durch Landwirtinnen und Landwirte erfüllen, da sonst deren ursprünglicher Charakter verloren ginge.
Die Almwirtschaft baut somit auf ein Geflecht von Primärnutzung (Lebensmittelerzeugung), Sekun-
därnutzung (Tourismus, Erholung) und Güterbereitstellung (Schutz vor Naturgefahren, Kulturland-
schaft) auf und erbringt über diese Bereiche wertvolle Leistungen für die Gesellschaft. Die Milchwirt-
schaft auf Almen leistet durch den tendenziell höheren Arbeitskräftebesatz auf den Almen einen wich-
tigen Beitrag, dass die Alm-Flächen im Umfeld der Alm entsprechend gepflegt und geschützt werden.
Abbildung 1 Gesellschaftliche Funktionen der Almwirtschaft
Quelle: Eigene Darstellung BMLFUW, Abteilung III/6
Einzelbetriebliche Funktionen der Almwirtschaft
Auch für jeden einzelnen Betrieb erfüllt die Almwirtschaft wichtige ökonomische, ökologische und so-
ziale Funktionen. Gerade für Betriebe mit beschränkten bzw. schwierig bewirtschaftbaren Talflächen
sind die Almen sehr wichtig. Durch die Almwirtschaft wird eine Vergrößerung der Futterbasis und fall-
weise eine Arbeitsersparnis am Heimbetrieb erreicht. Dadurch ist es möglich, am Betrieb mehr Tiere
zu halten. Almflächen spielen auch für die Nutzung von öffentlichen Zahlungen eine wichtige Rolle,
erst mit der Bewirtschaftung der Alm-Futterflächen können öffentliche Zahlungen für die Almflächen
ausgelöst werden (vor allem die Ausgleichszulage, einheitliche Betriebsprämie und die ÖPUL-
Maßnahme Alpung und Behirtung). Neben den Einkünften aus der Landwirtschaft sind auch Einkünfte
aus Jagd(-verpachtung) und Tourismus zu nennen, die auf der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung
der Alm basieren. Milch-Almen sind im Zusammenhang mit dem Tourismus besonders attraktiv, da
hier auch selbst erzeugte Milchprodukte verkostet und eingekauft werden können.
Die ökologische Funktion der Almwirtschaft hat für den Einzelbetrieb aus ökonomischer Sicht vor al-
lem eine ideelle Bedeutung. Durch Teilnahme an Vertragsnaturschutzprojekten können aber auch
Naturschutzleistungen der Betriebsleiterfamilie abgegolten werden. Die soziokulturelle Funktion (= der
ideelle Wert der Alm-Bewirtschaftung) ist sowohl für die Gesellschaft, als auch für den Einzelbetrieb
ein wichtiger Faktor um die Almen weiter zu bewirtschaften. Auf einzelbetrieblicher Ebene ist es je-
doch wichtig, dass der Betrieb durch die Almbewirtschaftung langfristig positive Einkünfte erzielen
kann, da ansonsten die Bewirtschaftung der Alm in Gefahr sein kann.
Ökologie
Erholung Produktion
Schutz
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Tabelle 1 Funktionen der Almwirtschaft auf einzelbetrieblicher Ebene
Funktionskategorie Funktion
Ökonomische Funktion Einkünfte aus der landwirtschaftlichen Produktion (Milch, Fleisch)
Einkünfte aus öffentlichen Zahlungen (EBP, AZ, ÖPUL)
Einkünfte aus der Forstwirtschaft
Einkünfte aus der Jagd
Einkünfte aus dem Tourismus (direkt oder indirekt)
Verringerung der betrieblichen Arbeitszeit am Heimbetrieb
Kostensenkung Jungviehaufzucht
Absatzförderung / Vermarktungsvorteil der Almprodukte
Ökologische Funktion Biodiversität (Artenstruktur, Lebensraumvielfalt)
Naturschutzfachliche Eingriffssensibilität (sensible Biotope, Schutzgebiete)
Gefahrenprävention (Muren, Lawinen)
Tiergesundheit
Soziokulturelle Funktion Erholungswirkung
Persönlicher Wert für die Bewirtschafter/innen
Gesellschaftlicher Wert, Erhalt der Traditionen
Landschaftsbild
Quelle: Ergänzt nach Trixl, H. (2005): Was die Alm leistet – Beschreibung und Bewertung der Funktionen von Almflächen mit Hilfe von Nachhaltigkeitskriterien. Wien: Selbstverlag.
Im Jahr 2009 wurde im Zuge des EVALM-
Evaluierungsprojektes3 eine Umfrage in Österreich
durchgeführt, in der die Gründe für die Almbewirtschaf-
tung erforscht wurden. Die Landwirtinnen und Landwir-
te, die Vieh auf die Almen auftrieben (Auftreiberinnen
und Auftreiber) nannten Gründe des öffentlichen Inte-
resses gleich häufig wie betriebliche Überlegungen als
Grund für die Bewirtschaftung der Almen (Abbildung 2).
Die wichtigsten genannten Gründe waren die Offenhal-
tung der Almflächen, die Erhaltung der Kulturlandschaft
und Artenvielfalt, die Gefahrenprävention sowie die
Produktion hochwertiger Almprodukte. Genannte sozia-
le Gründe waren unter anderem die Freude an der
Almwirtschaft, die Erhaltung von Traditionen, das Alm-
leben selbst und der Kontakt zu anderen Auftreiberin-
nen und Auftreibern. Als wichtigste wirtschaftliche
Gründe wurden die Leistungsabgeltungen der öffentli-
chen Hand, die Vergrößerung der Futterfläche, Futter-
einsparungen und die Nutzung von Zahlungsansprü-
chen für die einheitliche Betriebsprämie genannt. Zu-
sammengefasst lässt dies auf einen hohen Idealismus
der Almbewirtschaftung verbunden mit wirtschaftlichen
Überlegungen schließen.
3 EVALM-Evaluierungsprojekt zur Ländlichen Entwicklung (2012), durchgeführt vom ÖKL und Suske Consulting. Weitere Informationen unter
http://www.suske.at/content/Lang_1/2724.asp
Sennerei im Großwalsertal Foto: R. Newman
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Abbildung 2 Gründe, warum Auftreiberinnen und Auftreiber Almwirtschaft betreiben
Quelle: Suske Consulting, EVALM Zwischenbericht 2010
4. Struktur der österreichischen Almwirtschaft
Struktur der Alm- und Milchwirtschaft auf Almen in Österreich4
Almfutterflächen haben in Österreich einen Anteil von rund 16 Prozent an der landwirtschaftlich ge-
nutzten Fläche (LF). Im Jahr 2010 wurden 8.667 Almen bewirtschaftet, rund ein Viertel dieser Almen
wurde mit Milchvieh bestoßen. Der Großteil der Almen war in den Bundesländern Tirol, Steiermark,
Kärnten und Salzburg anzutreffen. Die Anzahl der Almen nahm im Durchschnitt im Zeitraum zwischen
2000 und 2010 um rund 5 Prozent ab, besonders stark in der Steiermark und Niederösterreich. Der
Anteil der Almen mit Milchproduktion war 2010 in Vorarlberg und Tirol mit über der Hälfte aller dort
bewirtschafteten Almen am höchsten. Von den ca. 28.000 Almauftreiberinnen und Almauftreibern
hatte etwas mehr als ein Drittel der Betriebe ihren Betriebssitz in Tirol. Die restlichen Betriebe sind zu
einem gleichen Anteil (je 16 Prozent) in Salzburg, Kärnten und der Steiermark beheimatet. Die Anzahl
der AlmauftreiberInnen ging in Summe im Zeitraum 2000 bis 2010 um rund 12 Prozent zurück. Auf
den österreichischen Almen arbeiteten 2010 rund 7.200 Hirtinnen und Hirten, die meisten davon in
den westlichen Bundesländern. Im Gegensatz zur Anzahl der Almen stieg in fast allen Bundesländern
die Anzahl der Hirtinnen und Hirten. Eine detaillierte Beschreibung über die Struktur der Almwirtschaft
ist im Anhang in Tabelle 11 zu finden.
Die Almfutterflächen betrugen 2010 ca. 413.000 ha, das entspricht rund einem Drittel der österreichi-
schen Dauergrünlandflächen. Der Anteil der Almflächen an den Dauergrünlandflächen ist vor allem in
den westlichen Bundesländern Tirol (62 Prozent), Vorarlberg (51 Prozent) und Salzburg (45 Prozent)
4 Eine detaillierte Übersicht über die Struktur der Almwirtschaft liefert die Almstatistik 2009, die von der Bundesanstalt für Bergbauernfragen
erstellt wurde und unter http://www.berggebiete.eu/cms/dmdocuments/publikationen/FF43.pdf verfügbar ist.
0% 20% 40% 60% 80% 100%
Einnahmen durch Direktvermarktung
Kontakt zu anderen Auftreibern
das "Almleben" an sich
Produktion hochwertiger Almprodukte
Arbeitserleichterung, Arbeitszeitverringerung
Erhaltung von Traditionen
Gefahrenprävention (Schutz vor Lawinen, Erosion)
Freude an der Almwirtschaft
Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt
Einheitliche Betriebsprämie (Nutzung von ZA)
Vergrößerung der Heimbetriebsfläche
Futtereinsparungen
Beitrag zu Erhaltung der Kulturlandschaft
Leistungsabgeltung (ÖPUL, AZ)
Offenhaltung der Almflächen
Anteil der Befragten
sehr wichtig wichtig kaum wichtig unwichtig k.A/weißnicht
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sowie Kärnten (41 Prozent) sehr hoch, die Almen stellen hier eine wichtige Futtergrundlage für die
Viehwirtschaft dar. Die durchschnittliche Almfutterfläche lag 2010 bei 47,7 ha pro Alm. Besonders
große Almen waren in Vorarlberg und Tirol mit durchschnittlich über 70 ha zu finden. Im Vergleich
zum Jahr 2000 nahmen die Almfutterflächen deutlich ab, im Durchschnitt der Bundesländer um rund
28 Prozent. Gründe für den Verlust von Almfutterflächen können genauere Erhebungsverfahren, Um-
widmungen und Verwaldung bzw. Verbuschung sein5. Gemessen an der absoluten Almfutterfläche
war der Rückgang in Tirol und Salzburg am größten (Abbildung 3 und Tabelle 11 im Anhang).
Abbildung 3 Almfutterflächen nach Bundesland 2000 und 2010
Quelle: Grüner Bericht 2011, Bundesländerzuordnung nach Lage der Alm
Die Anzahl der auf die österreichischen Almen aufgetriebenen Großvieheinheiten (GVE) war im Zeit-
raum 2000 bis 2010 sehr konstant (+0,5 Prozent) und lag 2010 bei rund 290.000 gealpten GVE, da-
runter insgesamt 53.804 Milchkühe. Durchschnittlich wurden somit rund 16 Prozent der Rinder oder
rund 10 Prozent aller österreichischen Milchkühe gealpt. Abbildung 4 zeigt, dass 2010 ca. 60 Prozent
aller in Österreich gealpten Milchkühe in Tirol aufgetrieben wurden, je 17 Prozent aller Milchkühe wur-
den auf Almen in Salzburg und Vorarlberg gealpt. Im Zeitraum zwischen 2000 und 2010 ging die An-
zahl der gealpten Milchkühe um 8 Prozent leicht zurück, jedoch nicht so stark wie der gesamte öster-
reichische Milchkuhbestand mit minus 14 Prozent im gleichen Zeitraum. Dadurch erklärt sich auch,
dass der Anteil der gealpten Milchkühe an allen Milchkühen von 2000 bis 2010 sogar leicht gestiegen
ist (siehe auch Tabelle 12 im Anhang).
Abbildung 4 Entwicklung der Anzahl und des Anteils gealpter Milchkühe 2000 bis 2010
Quelle: Grüner Bericht 2011, Bundesländerzuordnung nach Lage der Alm Weitere Auswertungen sind im Anhang in Tabelle 12 zu entnehmen.
5 vgl. Bundesanstalt für Bergbauernfragen, 2010, S. 21
0
50
100
150
200
250
Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg.
Alm
futterf
lächen in 1
.000 h
a
Almfutterflächen 2000
Almfutterflächen 2010
0%
4%
8%
12%
16%
20%
24%
28%
0
10.000
20.000
30.000
40.000
50.000
60.000
70.000
'00 '01 '02 '03 '04 '05 '06 '07 '08 '09 '10
Ante
il M
ilchkühe
Anzahl gealp
te M
ilchkühe
Vbg.
Tirol
Stmk.
Sbg.
Oö.
Nö.
Ktn.
Anteil an gealpten Rindern
Anteil an Milchkühe gesamt
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In Tirol betrug der Anteil der Milchkühe an den gealpten Rindern etwas weniger als ein Drittel, in Vor-
arlberg rund ein Viertel, in Salzburg ca. 13 Prozent (Abbildung 5). In den anderen Bundesländern lag
der Anteil der gealpten Milchkühe unter 5 Prozent der im Bundesland gealpten Rinder. Stellt man die
Anzahl der im jeweiligen Bundesland gealpten Milchkühe in Relation zu den im Bundesland beheima-
teten Milchkühe, so zeigt sich, dass in Tirol knapp unter 60 Prozent aller Milchkühe im Sommer auf
der Alm waren. In Vorarlberg betrug der Wert ca. 39 Prozent, in Salzburg 15 Prozent.
Abbildung 5 Anzahl gealpte Rinder und Anteil gealpter Milchkühe nach Bundesländern 2000 und
2010
Quelle: Grüner Bericht 2011, INVEKOS-Daten; Bundesländerzuordnung in linker Abbildung nach Lage der Alm, in rechter Abbildung nach Lage des Betriebes
Im Zuge der Einführung des Milchquotensystems wurden in Österreich eigene Quoten für die Alm-
Milchanlieferung (Alm-A-Quoten) und den Direktverkauf von Alm-Milch und Alm-Milchprodukten (Alm-
D-Quoten) zugeteilt. Diese Quoten können nicht zu Tal-Milchquoten umgewandelt werden, die Milch-
produktion ist daher an die Bewirtschaftung der Alm-Flächen gebunden.
Im Milchquotenjahr 2010/11 hatten in Österreich 2.791 Betriebe Alm-A-Quoten und 788 Betriebe Alm-
D-Quoten (nähere Details im Anhang in Tabelle 13). Die Alm-Milchquoten haben sich im Zeitraum der
Milchquotenjahre 2000/01 bis 2010/11 in Österreich sehr stabil entwickelt (Abbildung 6). Insgesamt
waren im Milchquotenjahr 2010/11 ca. 71.000 Tonnen Alm-Milchquoten zugeteilt, das entspricht ei-
nem Rückgang im Vergleich zu 2000/01 von rund 5 Prozent. Die Alm-A-Quoten gingen stärker zurück.
Dadurch erhöhte sich der Anteil der Alm-D-Quoten von rund 15 Prozent auf 20 Prozent. Der starke
Rückgang der Alm-A-Quoten im April 2009 ist vor allem auf eine geänderte Berechnungsmethode der
Quotenstatistik zurückzuführen. Ein weiterer Grund für die konstante Entwicklung der Alm-
Milchquoten in Österreich liegt auch darin, dass bei Quotenzuteilungsverfahren ab dem Jahr 2005 die
zusätzlichen Milchquoten dem Hauptbetrieb zugewiesen wurden.
Abbildung 6 Entwicklung der Alm-Milchquoten 2000/01 bis 2010/11
Quelle: Grüner Bericht 2011
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
0
20
40
60
80
100
120
00/0
1
10/1
1
00/0
1
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1
00/0
1
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1
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1
10/1
1
Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg.Anzahl gealp
te R
inder
in 1
.000 S
tk.
Gealpte Milchkühe Gealpte Rinder (ohne Milchkühe)
Anteil Milchkühe an gealpten Rindern
0%
20%
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60%
80%
100%
Ktn
.
Nö.
Oö.
Sbg.
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Tirol
Vbg.
Ante
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Milchkühen i
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gealpt nicht gealpt
0%
1%
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0
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50
60
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00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11
Alm
-Milchquote
n in 1
.000t
davon Alm-D-Quote
davon Alm-A-Quote
Anteil Alm-Quotenan Gesamtquoten
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Nach Bundesländern hatte Tirol 2010/11 mit über der Hälfte der österreichischen Alm-Milchquoten
den höchsten Anteil an den Alm-Milchquoten, gefolgt von Vorarlberg (25 Prozent) und Salzburg (14
Prozent). Die Alm-Milchquoten nahmen im Vergleich zum Milchquotenjahr 2000/01 in allen Bundes-
ländern außer Vorarlberg ab. Die Verteilung nach Alm-A- und Alm-D-Quoten (Abbildung 7 und Tabelle
14 im Anhang) zeigt, dass in Tirol und Salzburg 2010/11 hauptsächlich Alm-A-Milchquoten zu finden
waren, in Vorarlberg hingegen waren ca. die Hälfte der Milchquoten Alm-D-Milchquoten. Im Zeitraum
2000/01 bis 2010/11 wurden in Vorarlberg vermehrt Alm-A-Milchquoten in Alm-D-Milchquoten umge-
wandelt, dies lässt auf eine Entwicklung hin zur Direktvermarktung der Alm-Milch schließen. Der größ-
te Teil der Umwandlungen war aber auch aufgrund geänderter gesetzlicher Grundlagen notwendig6.
Tirol hatte mit einem Anteil von 63 Prozent der österreichischen Alm-A-Quoten die meisten Alm-A-
Quoten, die größte Menge an Alm-D-Quoten war mit einem Anteil von 60 Prozent an den österreichi-
schen Alm-D-Quoten in Vorarlberg zu finden.
Abbildung 7 Alm-Milchquoten nach Bundesländern im Milchquotenjahr 2010/11
Quelle: Grüner Bericht 2011
Die Anzahl der Betriebe mit Alm-A-Milchquoten ging in Österreich im Milchquotenjahr 2010/11 im Ver-
gleich zum Milchquotenjahr 2000/01 um rund 16 Prozent zurück, die Anzahl der Betriebe mit Alm-D-
Quoten um 21 Prozent (Abbildung 8). Die höchsten Alm-A-Milchquoten haben Betriebe in Tirol mit 23 t
pro Betrieb, die mit Abstand höchsten Alm-D-Milchquoten sind auf Betrieben in Vorarlberg mit über
40 t pro Betrieb zu finden. In Vorarlberg erhöhte sich trotz einer Verdoppelung der Alm-D-Milchquoten
die Anzahl der Betriebe mit Alm-D-Milchquoten nur sehr wenig, das heißt die bestehenden Betriebe
stockten die Alm-D-Milchquoten auf.
Abbildung 8 Anzahl Betriebe und Milchquoten pro Betrieb im Milchquotenjahr 2010/11
Quelle: Grüner Bericht 2011
6
Mit der VO (EG) 1788/2003 (mittlerweile aufgehoben und in die VO (EG) 1234/07 eingearbeitet) wurde die Definition von Anlieferung und Direkt-verkauf geändert. Bis dahin war auch die Abgabe von Milchprodukten (haupts. Käse) an Molkereien unter Anlieferung möglich. Seit 1.4.2004
wird eine solche Abgabe unter der D-Quote verbucht. Mit der 7. Änderung der Milchgarantiemengen-Verordnung 1999 (BGBl. II/140 vom 30. März 2004) wurden die entsprechenden A-Quoten in D-Quoten umgewandelt.
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Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg.
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Alm-A-Quoten Alm-D-Quoten
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Differenz zu 2000/01 (%)
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Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg.
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Alm-A-Quoten Alm-D-Quoten
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Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg.
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Betriebe mit Alm-A-Quoten 2010/11 Betriebe mit Alm-D-Quoten 2010/11
Betriebe mit Alm-A-Quoten 2000/01 Betriebe mit Alm-D-Quoten 2000/01
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20
30
40
50
Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg.Alm
-Milchquote
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Alm-A-Quoten pro Betrieb Alm-D-Quoten pro Betrieb
- 14 -
Im Milchquotenjahr 2010/11 wurden in Österreich 53,8 Mio. kg Alm-Milch an Molkereiunternehmen
angeliefert und 14,2 Mio. kg Milch direkt auf den Almen vermarktet. Im Vergleich zum Milchquotenjahr
2005/06 ist die Alm-Anlieferungsmenge um rund 3,0 Prozent zurückgegangen, die Alm-
Direktvermarktungsmenge konnte hingegen um 6,5 Prozent erhöht werden. In Summe verminderte
sich die Alm-Milchproduktion um 1,2 Prozent auf rund 68 Mio. kg. In den einzelnen Bundesländern
waren unterschiedliche Entwicklungen zu beobachten (Abbildung 9). In Tirol und Salzburg konnte die
Alm-Milchproduktionsmenge gesteigert werden, in den anderen Bundesländern war diese hingegen
rückläufig. Vor allem die Alm-Anlieferungsmilchmengen konnten in Tirol und Salzburg erhöht werden.
In Vorarlberg fand - gleich wie die Entwicklung der Milchquotenstruktur - eine Verschiebung der Alm-
Milchanlieferung hin zur Alm-Milch-Direktvermarktung statt. Auch in Tirol nahm die direkt vermarktete
Milchmenge zu.
Abbildung 9 Entwicklung der Alm-Milchanlieferung und Alm-Milch-Direktvermarktung in den Jahren
2005/06 und 2010/11 und Vergleich mit den Alm-Milchquoten
Quelle: AMA, Grüner Bericht 2011, Bundesländerzuordnung nach Betriebsstandort
Die Gegenüberstellung mit den Alm-Milchquoten (Tabelle 2) zeigt, dass nur Salzburg die Alm-
Milchquoten überschritt (vor allem mit Alm-Milchanlieferung). In Oberösterreich wurden die Alm-A-
Quoten durch die Milchanlieferung übertroffen, die Summe der Quoten wurde jedoch durch die Pro-
duktion nicht erreicht. Die Alm-D-Quoten wurden nur in Tirol voll ausgeschöpft. In den anderen Bun-
desländern wurde im Milchquotenjahr 2010/11 die Alm-Milchquote nicht in vollem Ausmaß ausgelie-
fert. Besonders niedrig war die Ausnutzung gesamt und bei den Alm-A-Quoten in Vorarlberg, bei den
Alm-D-Quoten waren die Werte in Oberösterreich und der Steiermark am niedrigsten. Es zeigt sich,
dass die Alm-Milchquoten einzelbetrieblich durchaus noch ein begrenzender Faktor der Alm-
Milchproduktion sein können, in Summe jedoch die Alm-Milchproduktion nicht begrenzen.
Tabelle 2 Menge und Veränderung der Milchanlieferung und des Milchdirektverkaufes im Milchquo-
tenjahr 2010/11 in Mio. kg (Veränderungen im Vergleich zu 2005/06)
Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg. Ö
Anlieferungsmenge (Mio. kg) 0,8 0,1 0,1 9,3 2,4 33,6 7,6 53,8
Veränderung Anlieferung (%) -32,6 -27,9 -50,2 17,2 -31,7 7,9 -34,0 -3,0
Ausnutzung Alm-A-Quoten (%)* 96,3 88,1 111,3 106,5 94,0 93,8 83,9 94,3
Direktvermarktungsmenge (Mio. kg) 0,7 0,0 0,0 1,3 0,2 3,6 8,5 14,2
Veränderung Direktvermarktung (%) 6,8 -100,0 -78,3 -41,0 -69,9 9,0 28,3 6,5
Ausnutzung Alm-D-Quoten (%)* 97,3 - 63,0 94,8 75,7 103,7 96,8 97,9
Summe (Anlieferung + Direktv.) (Mio. kg) 1,5 0,1 0,1 10,6 2,6 37,1 16,0 68,0
Veränderung gesamt (%) -18,5 -30,4 -60,4 4,8 -37,2 8,0 -11,2 -1,2
Ausnutzung Alm-Quoten gesamt (%)* 96,8 88,1 96,5 105,0 92,4 94,7 90,3 95,0
Quelle: AMA, Grüner Bericht 2011, Bundesländerzuordnung nach Betriebsstandort * Ausnutzung im Milchquotenjahr 2010/11
0
5
10
15
20
25
30
35
40
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6
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1
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1
Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg.
Alm
-Milch
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io. kg
Anlieferungsmenge Direktvermarktungsmenge
- 15 -
Infrastruktur der österreichischen Almen
Im Rahmen der Almzusatzerhebung 20097 wurden Daten zur Infrastruktur der Almen erhoben. Die
hier präsentierten Auswertungen zur Infrastruktur wurden von der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft
erstellt. Milch-Almen bezeichnen hier jene Almen, die im Fragebogen auf der Alm Milch zu produzie-
ren.
Die durchschnittliche Entfernung der Almbetriebe vom Heimbetrieb bzw. von der Adresse des Ob-
manns betrug bei den österreichischen Almen 2009 rund 13 km (Abbildung 10). Milch-Almen wiesen
im Durchschnitt mit 13,8 km eine größere Distanz zum Heimbetrieb auf, jedoch mit Unterschieden
zwischen den Bundesländern.
Abbildung 10 Durchschnittliche Entfernung zum Heimbetrieb nach Bundesländern im Jahr 2009
Quelle: Eigene Darstellung Bundesanstalt für Agrarwirtschaft (Mag. Wendtner) nach Almzusatzerhebung 2009
7 2009 wurden ergänzende Informationen zu den österreichischen Almbetrieben mithilfe eines zusätzlichen Almerhebungsblattes im Rahmen des
Mehrfachantrages erhoben. Die Rücklaufquote dieser Almzusatzerhebung betrug 85 % (vgl. Bundesanstalt für Bergbauernfragen 2010, S. 4).
12,9 12,4
12,2 12,6 12,1
13,6 14,4
12,9
11,6
5,3
14,1 13,5
11,6
14,6
13,3 13,8
0
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4
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Ktn NÖ OÖ Sbg Stmk Tirol Vbg Ö
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Alle Milchalm
Alpdorf Alpesera - Großwalsertal Foto: R. Newman
- 16 -
Neben der Distanz wird die Erreichbarkeit der Almen maßgeblich vom Erschließungszustand beein-
flusst. Die jeweilige Erschwernisstufe der Erschließung8 ist ein entscheidendes Kriterium für die Form
des Almauftriebs, die Milchanlieferung bzw. die Erreichbarkeit der Alm generell. Fast 90 Prozent der
österreichischen Almen waren zumindest mit Allradtraktor und Anhänger erreichbar. Bei den Milch-
Almen betrug der Anteil sogar 93 Prozent. Das heißt, ein täglicher Abtransport der Milch wäre auf
diesen Almen möglich. Im Allgemeinen wiesen die Milch-Almen einen guten Erschließungszustand auf
und abgesehen von der Steiermark war in allen Bundesländern der Anteil der Milch-Almen, die we-
nigstens mit dem Allradtraktor zu erreichen waren, höher als bei der Gesamtheit der Almen des jewei-
ligen Bundeslands (Abbildung 11).
Abbildung 11 Erschließungszustand der Almen in Prozent nach Bundesländern 2010
Quelle: Eigene Darstellung Bundesanstalt für Agrarwirtschaft (Mag. Wendtner) nach INVEKOS-Daten
Auch der Zustand der Zufahrtswege wurde bei Almen mit Milchproduktion etwas besser bewertet als
bei anderen Almen. So befanden sich 85 Prozent der Almstraßen in gutem oder mittlerem Zustand.
Bei den Milch-Almen wurde bei über 90 Prozent der Zustand der Almstraßen als „gut“ (47 Prozent)
oder „mittel“ (44 Prozent) eingeschätzt (Abbildung 12).
Abbildung 12 Zustand der Zufahrtswege in Prozent nach Bundesländern im Jahr 2009
Quelle: Eigene Darstellung Bundesanstalt für Agrarwirtschaft (Mag. Wendtner) nach Almzusatzerhebung 2009
8 Der Erschließungszustand wird in vier Erschwernisstufen ausgedrückt: Der Wert 0 steht für die Erreichbarkeit mit LKW oder Normaltraktor. Bei Stufe 1 ist die Alm mit Allradtraktor und Anhänger erreichbar. Erschwernisstufe 2 bedeutet, dass die Alm mit einer Seilbahn oder Bergbauern-
spezialmaschine erschlossen ist. Bei Stufe 3 ist die Alm über einen Fußweg oder Viehtrieb erreichbar (vgl. Bundesanstalt für Bergbauernfragen
2010, 49).
74 78
43
100
13 9
45 60
46 51 42 48
55 61 51 54
16 16
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71 82
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34 47 40
42 46 26
30 37
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5 2 4 6
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Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg. Ö
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0 1 2 3
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35 45 39 45 46
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Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg. Ö
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gut mittel schlecht
- 17 -
Für die Herstellung und Weiterverarbeitung von Alm-Milch ist die Versorgung mit sauberem Trinkwas-
ser ein wesentlicher Faktor. In Abbildung 13 ist der Anteil der Almen mit Trinkwasserversorgung sowie
der Anteil jener Milch-Almen, die 2009 über eine eigene Quelle verfügten, dargestellt. Insgesamt hat-
ten 98 Prozent der Almen mit Milchproduktion und fast 90 Prozent aller Almen Zugang zu Trinkwas-
ser. Der Anteil der Milch-Almen mit Trinkwasserversorgung lag, mit Ausnahme von Niederösterreich,
in jedem Bundesland zwischen 96 und 100 Prozent. 87 Prozent der milchproduzierenden Almen ver-
fügten auch über eine eigene Quelle.
Abbildung 13 Trinkwasserversorgung in Prozent nach Bundesländern 2009
Quelle: Eigene Darstellung Bundesanstalt für Agrarwirtschaft (Mag. Wendtner) nach Almzusatzerhebung 2009
Auch anhand der Stromversorgung wird deutlich, dass die Infrastruktur der Milch-Almen im Vergleich
zur Gesamtheit der österreichischen Almen etwas besser ausgestaltet war (Abbildung 14). So waren
41 Prozent der Milch-Almen an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. Der Erschließungsgrad aller
im Rahmen der Zusatzerhebung erfassten Almen lag hier bei 20 Prozent. Zudem war der Anteil der
mit dezentralen Energiequellen wie Wasserkraft oder Dieselaggregaten ausgestatteten Milch-Almen
mit 15 bzw. 32 Prozent höher. Beinahe der Hälfte aller Almen fehlte der Zugang zu irgendeiner Form
der Stromversorgung. Bei Milch-Almen betrug der diesbezügliche Anteil 11 Prozent.
Abbildung 14 Stromversorgung österreichischer Almen in Prozent 2009
Quelle: Eigene Darstellung Bundesanstalt für Agrarwirtschaft (Mag. Wendtner) nach Almzusatzerhebung 2009
Hinsichtlich des Zustands der baulichen Anlagen bestanden 2009 zwischen Milch-Almen und den
gesamten durch die Almzusatzerhebung erfassten Almen nur geringe Unterschiede (Abbildung 15).
So wurde rund die Hälfte der Wohngebäude und kombinierten Gebäude (Stall- und Wohngebäude)
von beiden Gruppen mit der Kategorie „gut“ bewertet. Der Bauzustand der Viehunterstände wurde bei
90
67
82 88 85
93 98 89
97
33
100 96 97 98 100 98
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0
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10%
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100%
Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg. Ö
Alm
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Alle Milch Milchalmen mit eigener Quelle (in %)
20
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Öffentl.Stromnetz
Wasserkraft Dieselaggregat AndereStromvers.
keine Stromvers.
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lmen
Alle Milch
- 18 -
über der Hälfte der Anlagen als „mittel“ eingestuft. Tendenziell wurden auf Milch-Almen gelegene Ge-
bäude hinsichtlich ihres Zustands etwas besser eingeschätzt.
Abbildung 15 Zustand bauliche Anlagen in Prozent im Jahr 2009
Quelle: Eigene Darstellung Bundesanstalt für Agrarwirtschaft (Mag. Wendtner) nach Almzusatzerhebung 2009
5. Vermarktung der Alm-Milch und Alm-Milchprodukte
Die Vermarktung von Alm-Milch und Alm-Milchprodukten fand in den einzelnen Bundesländern ganz
unterschiedlich statt. In Tirol, dem Bundesland mit der höchsten Alm-Milchproduktion, wurde 2010/11
fast die gesamte Produktion an Milchverarbeitungsbetriebe angeliefert. In Vorarlberg hingegen wurde
nur rund die Hälfte der Alm-Milchproduktion angeliefert, die andere Hälfte der erzeugten Alm-Milch
wurde in verarbeiteter oder unverarbeiteter Form direkt verkauft. Auch in Kärnten war ein hoher Anteil
50 51 35 40
47 51 34 40
41 42
46 46
43 40
53 51
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0%
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30%
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Milc
h
Alle
Milc
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Alle
Milc
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Wohngebäude Almstallungen Kombinierte Gebäude Viehunterstände
Zusta
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gut mittel schlecht
Käser bei der Käsepflege Foto: R. Newman
- 19 -
an Alm-Direktvermarktung zu finden, jedoch war die Menge deutlich geringer als in Vorarlberg. Abbil-
dung 16 zeigt eine Übersicht über die Alm-Milchverarbeitung nach Bundesländern aus dem Jahr
2009. Die meisten Almen mit Milchverarbeitung waren 2009 in Tirol, Vorarlberg und Salzburg zu fin-
den, gemeinsam hatten diese drei Bundesländer einen Anteil von über 78 Prozent an den Almen mit
Milchverarbeitung. Mengenmäßig wurden im Milchquotenjahr 2010/11 in Vorarlberg rund 8,5 Mio. kg
Alm-Milch verarbeitet, das entspricht einem Anteil von 60 Prozent der österreichischen Alm-
Direktvermarktungsmenge (Tirol 3,6 Mio. kg, Anteil 25 Prozent). In den anderen Bundesländern spiel-
te die Milchverarbeitung mengenmäßig eine eher untergeordnete Rolle. Eine vollständige Verarbei-
tung der produzierten Alm-Milch erfolgte hauptsächlich in Vorarlberg. Im Vergleich zu der Gesamtan-
zahl an Almen zeigt sich, dass in Vorarlberg 2009 auf ca. einem Drittel der Almen die produzierte
Milch verarbeitet wurde. Der Anteil der Almen mit Milchverarbeitung an den Almen mit Milchproduktion
lag in Vorarlberg mit ca. 60 Prozent deutlich über dem Durchschnitt.
Abbildung 16 Anteil Almen mit Milchverarbeitung nach Bundesländern 2009
Quelle: Almstatistik 2009, Bundesanstalt für Bergbauernfragen. In der Almstatistik sind ca. 85 Prozent der österreichischen Almen berücksichtigt
Die Direktvermarktung von Alm-Milch und Alm-Milchprodukten ist in engem Zusammenhang mit der
Milchverarbeitung zu sehen. Tabelle 3 zeigt, dass im österreichischen Durchschnitt 87 Prozent der
Almen mit Milchverarbeitung auch Direktvermarktung betrieben. Besonders hoch waren die Werte in
Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg. Dies deutet auf einen hohen Anteil an Tourismus (v.a. Salz-
burg und Oberösterreich) als auch auf spezialisierte Milchverarbeitungsbetriebe mit Käsevermarktung
(Vorarlberg) hin. Die Anteile der Almen mit Direktvermarktung entwickelten sich 2009 sehr ähnlich wie
die Anteile der Almen mit Milchverarbeitung, auch hier waren die höchsten Anteile wiederum in Vor-
arlberg zu finden.
Tabelle 3 Almen mit Direktvermarktung nach Bundesländern 2009
Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg. Ö
Almen mit Direktvermarktung (%) 9,5 - 1,5 26,5 6,8 30,5 25,2 100
Anteil an Almen gesamt (%) 3,7 - 5,1 11,4 2,6 11,1 32,2 8,8
Anteil an Almen mit Milchproduktion (%) 53,4 - 90,9 40,1 41,9 21,4 54,5 34,4
Anteil an Almen mit Milchverarbeitung (%) 68,9 - 100 98,9 81,5 81,5 91,6 86,7
Quelle: Almstatistik 2009, Bundesanstalt für Bergbauernfragen. In der Almstatistik sind ca. 85 Prozent der österreichischen Almen berücksichtigt
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Anteil Almen mit teilweiser Milchverarbeitung
Anteil Almen mit vollständiger Milchverarbeitung
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60%
70%
80%
90%
100%
Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg. Ö
Ante
il A
lmen m
it M
ilchve
rarb
eitung a
n
Alm
en m
it M
ilchpro
duktion je B
undesla
nd
Anteil Almen mit teilweiser Milchverarbeitung
Anteil Almen mit vollständiger Milchverarbeitung
- 20 -
6. Kennzeichnung der Alm-Milch und Alm-Milchprodukte
Geschützte Herkunftsbezeichnung in der Europäischen Union
In der europäischen Union ist es möglich, Herkunftsbezeichnungen für Agrarerzeugnisse und Le-
bensmittel unter Schutz zu stellen, indem diese in das „Register der geschützten Ursprungsbezeich-
nungen und geografischen Angaben“ eingetragen werden. Diese Möglichkeit besteht auch für Alm-
Milch und Alm-Milchprodukte mit besonderen, auf die regionale Herkunft zurückzuführenden Eigen-
schaften. Geregelt ist dies in den Verordnungen (EG) Nr. 510/2006 und der Durchführungsverordnung
(EG) Nr. 1898/2006. So können Produkte, die sich durch ihre Eigenschaften oder ihr Ansehen auf-
grund ihrer regionalen Herkunft von anderen Produkten unterscheiden unter diesen besonderen
Schutz gestellt werden. Dazu ist beim Österreichischen Patentamt ein Antrag zu stellen. Vorausset-
zung für die Unterschutzstellung ist, dass das Produkt seine Eigenschaften überwiegend den geogra-
phischen Verhältnissen (einschließlich menschlicher Einflüsse) verdankt und aus der angegebenen
Region stammt. Die dem Produkt zugrundeliegende Region wird in den Produktspezifikationen bei der
Antragsstellung genau abgegrenzt. Abbildung 17 zeigt die zwei EU-Gemeinschaftszeichen für ge-
schützte Herkunftsbezeichnungen und die Unterschiede der Bezeichnung.
Abbildung 17 EU-Gemeinschaftszeichen zur geschützten Herkunftsbezeichnung von Agrarerzeugnis-
sen und Lebensmitteln
Geschützte Ursprungsbezeichnung (g. U.)
Erzeugung, Verarbeitung und Herstellung in einem
bestimmten geografischen Gebiet nach einem festgelegten Produktionsverfahren.
Geschützte geographische Angabe (g. g. A.)
Zumindest eine Herstellungsstufe (Erzeugung, Verarbeitung,
Herstellung) in einem bestimmten geografischen Gebiet nach einem bestimmten Produktionsverfahren
Quelle: http://ec.europa.eu/agriculture/quality/schemes/logos/index_de.htm
In Österreich sind im Bereich Milch und Milchprodukte vor allem Alm- und Bergprodukte geschützt.
2008 wurden rund 11 Mio. kg Käse mit einem Wert von rund 82 Mio. Euro mit geschützter Herkunfts-
angabe vermarktet9. Beispiele für Produkte sind Gailtaler Almkäse (g. U.), Tiroler Almkäse / Alpkäse
(g. U.), Tiroler Bergkäse (g. U.), Tiroler Graukäse (g. U.), Vorarlberger Alpkäse (g. U.) und Vorarlber-
ger Bergkäse (g. U.). Diese Bezeichnungen dürfen aufgrund des Herkunftsschutzes „Geschützte Ur-
sprungsbezeichnung“ nur für in der definierten Region erzeugte, verarbeitete und hergestellte Produk-
te verwendet werden. Eine Liste der registrierten Produkte sowie der Produktspezifikationen (inkl.
9 Werte aus 2008, Quelle: http://ec.europa.eu/agriculture/quality/schemes/country-files/at_en.pdf
- 21 -
Gebietsabgrenzungen) ist auf der Homepage der Europäischen Kommission in der sogenannten
DOOR-Datenbank unter http://ec.europa.eu/agriculture/quality/index_de.htm abrufbar.
Auf EU-Ebene wurde mit der Verordnung über Qualitätsregelungen für Agrarerzeugnisse (Qualitäts-
paket 2010) ein Vorstoß unternommen, die Bezeichnung des „Berg“-Produkts zu definieren. Diese
Verordnung wird Regeln für die Herkunft, sowie die Verarbeitung von Produkten, die unter dem Begriff
„Berg“-Produkt vermarktet werden festlegen.
Besonderer Schutz der Begriffe „Berg“ und „Alp“ in der Schweiz
In der Schweiz besteht durch die nationale Berg- und Alp-Verordnung ein besonderer Schutz für die
Bezeichnungen „Berg“ und „Alp“. Dies betrifft in der Schweiz produzierte landwirtschaftliche Erzeug-
nisse und daraus hergestellte Lebensmittel. Die Bezeichnung „Berg“ darf nur angewendet werden,
wenn die landwirtschaftlichen Erzeugnisse entweder aus dem „Sömmerungsgebiet“ bzw. dem Berg-
gebiet laut Gebietsabgrenzung stammen. Zusätzlich müssen für die Bezeichnung „Berg“ zumindest 70
Prozent der Futterration aus dem Berggebiet stammen, bei der Bezeichnung „Alp“ ist die Herkunft der
Futtermittel ebenso genau definiert. Werden die geschützten Begriffe verwendet, dann müssen alle
landwirtschaftlichen Zutaten des fertigen Produktes aus der definierten Region kommen. Von Bedeu-
tung ist auch der Ort der Herstellung: die Verarbeitung der Produkte hat grundsätzlich im bezeichne-
ten Gebiet zu erfolgen, jedoch sind Ausnahmen definiert. Um die Herkunft der Produkte aus dem aus-
gelobten Gebiet zu gewährleisten, wurde in der Schweiz ein Zertifizierungs- und Kontrollsystem auf
allen Stufen der Produktion etabliert.
Holzhütte in Galtür Foto: R. Newman
- 22 -
7. Ernährungsphysiologische Besonderheiten
Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen den Einfluss der Fütterung auf die Fettsäurezusam-
mensetzung der Kuhmilch10 11 12 13 14
. Je höher der Anteil an grünlandbasierten Futterkomponenten,
desto höher ist der Anteil an essentiellen Fettsäuren (z.B.: einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäu-
ren, konjugierte Linolsäuren, Omega-3-Fettsäuren) und desto niedriger der Anteil an gesättigten Fett-
säuren. Vor allem in der Sommerfütterung und damit auch in der Almperiode sind die Fettsäuremuster
der Grünlandmilch aus ernährungsphysiologischer Sicht vorteilhafter (Tabelle 4). Die Zusammenset-
zung des Grünlandbestandes hat nach derzeitigem Wissensstand nur wenig Einfluss auf das Fettsäu-
remuster10
. Geringfügig unterschiedliche Fettsäuremuster aufgrund der Höhenlage oder aufgrund
einer biologischen Wirtschaftsweise konnten zwar nachgewiesen werden, jedoch ist davon auszuge-
hen, dass dies auch durch den unterschiedlichen Anteil an Grünlandfutter zustande kommt. Eine wei-
tere Erklärung für höhere Anteile an ungesättigten Fettsäuren stellt die Theorie dar, dass bei Energie-
unterversorgung (wie es auf den Almen durch nährstoffarmes Futter der Fall sein kann) körpereigenes
Fett der Milchkuh abgebaut und in Form von ungesättigten Fettsäuren in die Milch abgegeben wird.
Tabelle 4 Anteil ausgewählter Fettsäuren (FS) an Gesamtfett (in g/100g Fett)*
Einfach
ungesättigte FS Mehrfach unge-
sättigte FS Konjugierte Linolsäure
Omega-3-FS Omega-6-FS
Bergmilch 24,6 3,1 1,7 1,3 2,1
Ackerbauregion 25,4 2,2 0,7 0,6 1,7
Grünland 25,1 3,1 1,5 1,3 2,1
* eine Übersicht über weitere Ergebnisse aus der Literatur ist in Ehrlich (2007)12
zu finden. Quelle: http://www.muva.de/muva/web.nsf/gfx/BDAF3C141502CBF9C12572EA002D3BD2/$file/dmz_17_06_omega-3%20Linolsaeure.pdf
Alm-Milch und Alm-Milchprodukte können somit aufgrund des Alm-Produktionssystems als ernäh-
rungsphysiologisch positiv eingestuft werden. Aufgrund der wissenschaftlichen Ergebnisse ist jedoch
davon auszugehen, dass vergleichbare vorteilhafte Fettsäuremuster auch durch eine entsprechende
Fütterung in Tallagen15
erreicht werden können. In den Gunstlagen ist meist der Anteil an Kraftfutter-
mitteln und Silomais in der Ration höher bzw. sind die Tiere ausreichend mit Nährstoffen versorgt und
daher werden die Gehalte an ungesättigten Fettsäuren / konjungierten Linolsäuren tendenziell gerin-
ger sein. Alm-Milchprodukte sind somit nicht nur durch ihren kulturellen Wert bedeutend, sondern
können im Rahmen einer abwechslungsreichen und ausgewogenen Ernährung einen Beitrag zu einer
gesunden Lebensweise leisten.
Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu beachten, dass der Anteil der ungesättigten Fettsäuren im
Vergleich zu den gesättigten Fettsäuren in der Milch jedoch insgesamt gering ist (konjungierte Linol-
säure rund 0,5-1,6 Prozent des Milchfettes, Omega-3-Fettsäuren rund 0,5 bis 2,0 Prozent des Milch-
10
Wyss, U., Morel, I. und Collomb, M. (2007): Einfluss der Verfütterung von Grünfutter und dessen Konserven auf das Fettsäuremuster von Milch.
Unter http://www.agroscope.admin.ch/data/publikationen/pub_WyssU_2007_16572.pdf (22.02.2012) 11
Westermair, T. (2006): Omega-3—Fettsäuren und konjugierte Linolsäure – Fakten und Möglichkeiten. Unter
http://www.muva.de/muva/web.nsf/gfx/BDAF3C141502CBF9C12572EA002D3BD2/$file/dmz_17_06_omega-3%20Linolsaeure.pdf (22.02.2012) 12
Ehrlich, E. (2007): Fettsäurenzusammensetzung (CLA, Omega-3-Fettsäuren) und Isotopensignatur (C) der Milch ökologischer und konventio-
neller Betriebe und Molkereien. Unter http://orgprints.org/10446/1/Materarbeit_Maria_Ehrlich.pdf (22.02.2011) 13
Bisig, W., Collomb, M., Bütikofer, U., Sieber, R., Bregy, M. und Etter, L. (2007): Ergebnisse aus dem Bergmilchprojekt: Einfluss von verschiede-
nen Faktoren auf das Fettsäuremuster der Milch. Unter http://www.agroscope.admin.ch/aktuell/02720/03910/03928/index.html?lang=de&download=NHzLpZeg7t,lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Zn4Z2qZpn
O2Yuq2Z6gpJCDent8f2ym162epYbg2c_JjKbNoKSn6A-- (22.02.2011) 14
Westermair, T. (2007): Fettsäuremuster in der Molkereimilch. Unter http://www.aktivdrei.de/files/westermaier.pdf (22.02.2012) 15
Leiber, F., Scheeder, M. R. L., Wettstein, H. R., und Kreuzer, M. (2004): Die besondere Fettzusammensetzung der Alpmilch: Was sind die
Ursachen. Unter http://alpwirtschaft.com/Dateien/A2/Almmilchqualitaet/Alpmilch%20Schweiz.pdf (22.02.2012)
- 23 -
fettes12
). Höhere Gehalte an ungesättigten Fettsäuren im Milchfett stellen daher zwar eine ernäh-
rungsphysiologische Optimierung dar, dennoch wäre ein regelmäßiger Verzehr von Fisch und Leinöl
eine effektivere Quelle dieser Fettsäuren15
(Tabelle 5).
Tabelle 5 Fettgehalt und Gehalt an Omega-3-Fettsäuren sowie davon abgeleitete Verzehrsmengen
zur Deckung der empfohlenen Tagesaufnahme
Fettgehalt in % Omega-3-
Fettsäuren
(% vom Fett)
Omega-3-Fettsäuren in
g / 100g
Produktgewicht
Empfohlene Tagesaufnahme
an Omega-3-
Fettsäuren in g
Verzehrsmenge des Produktes
für empfohlene
Tagesaufnahme in g/Tag
Milch 3,5 1,3 0,05 0,5 1.100
Butter 82 1,3 1,07 0,5 50
Käse 30% F. i. T. 15 1,3 0,20 0,5 240
Käse 45% F. i. T 25 1,3 0,33 0,5 150
Joghurt 3,5% 3,5 1,3 0,05 0,5 1050
Schafjoghurt 5 2,5 0,13 0,5 400
Rindfleisch 5 1,5 0,08 0,5 670
Leindotteröl 100 36 36,00 0,5 10
Quelle: Eigene Berechnung und Darstellung nach Westermair (http://www.muva.de/muva/web.nsf/gfx/BDAF3C141502CBF9C12572EA002D3BD2/$file/dmz_17_06_omega-3%20Linolsaeure.pdf)
Aus den genannten Daten zum Gehalt an Omega-3-Fettsäuren / ungesättigten Fettsäuren in Milch-
produkten und den Anforderungen zur Auslobung von Gehaltsangaben laut der EU-Verordnung Nr.
1924/2006 ist ersichtlich, dass eine Auslobung der Omega-3-Fettsäuren und ungesättigten Fettsäuren
aufgrund eines geringen absoluten Gehaltes dieser Fettsäuren für Milchprodukte selbst bei über-
durchschnittlichen Gehaltswerten der Alm-Milch schwierig umsetzbar ist.
8. Rahmenbedingungen der Alm-Milchproduktion
Auslaufen der Milchquotenregelung
Schon mit Einführung der Einzelrichtmengen16
im Jahr 1978 war man bemüht, den Almen aus der
Kontingentierungsregelung heraus gezielte Vorteile zu verschaffen um deren Nutzung nachhaltig si-
cherzustellen. So waren alle Lieferungen, die von einer durch den Milchwirtschaftsfonds anerkannten
Alm stammten grundsätzlich von der Entrichtung des sog. „Zusätzlichen Absatzförderungsbeitrages“
befreit17
.
Mit Einführung der Milchmarktordnung nach dem EU-Beitritt mussten auch die Almen als rechtlich
eigenständige Betriebe über Quoten verfügen, um weiter Milch liefern zu können. Auf den meisten
Almen waren jedoch auf Grund der vorangegangenen Rechtslage keine oder nur sehr geringe Einzel-
richtmengen vorhanden, womit die Berechnungsbasis für eine EU-konforme Milchquote fehlte. Daher
16
Eine umfassende Darstellung des Rechtsrahmens der Landwirtschaft bietet das Buch „Agrarrecht“ von Univ. Prof. Dr. Gottfried Holzer, Neuer
Wissenschaftlicher Verlag 17
Anmerkung: Im Richtmengensystem gab es den sog. „Allgemeinen Absatzförderungsbeitrag“, dessen Höhe von der Marktlage abhängig war
und zwischen 0 – 64 Groschen (=4,6 Cent) betragen konnte. Dieser musste von allen Milchlieferanten (auch auf Almen) entrichtet werden. Der
„Zusätzliche Absatzförderungsbeitrag musste jedoch nur für Lieferungen, welche die individuelle Einzelrichtmenge überschritten hatten bezahlt
werden und betrug zuletzt (im Marktordnungsgesetz fixiert) 4,20 Schilling (=30,5 Cent).
- 24 -
musste Österreich sogenannte „SLOM – Mengen“ vergeben, die eigentlich nur für Milcherzeuger vor-
gesehen waren, die auf Grund der Teilnahme an einem staatlichen Programm zur Einstellung der
Milcherzeugung bei einer nachfolgenden Zuteilung keine Quote erhalten konnten. Da es sich im Falle
der österreichischen Milcherzeuger jedoch um aktive Alm-Milchproduzentinnen und -produzenten
handelte, wurde mit der Kommission vereinbart, dass deren Zustimmung zur Zuteilung an die Auflage
gebunden bleibt, dass die an Almen vergebenen Quoten reine „Almquoten“ bleiben mussten. Bis heu-
te können diese Quoten nur durch Lieferung von auf der entsprechenden Alm erzeugter Milch genutzt
werden und dürfen nicht auf Heimgüter übertagen werden. Seit einigen Jahren ist lediglich die Über-
tagung im Wege von Handel und Leasing zwischen Almen erlaubt. Ca. 1000 Almen wurden D- Quo-
ten zugeteilt, welche zu einem großen Teil zur Vermarktung von Almkäse genutzt werden. Durch das
Auslaufen der Milchquotenregelung im April 2015 endet die Sonderregelung der Alm-Milchproduktion
durch das Milchquotenrecht und eine Ausweitung der Milchanlieferung ist in den Tallagen leichter
möglich.
Exkurs: Auswirkung der Aufhebung der Milchquotenregelung in der Schweiz
In der Schweiz wurde die Milchquotenregelung bereits im Mai 2009 aufgehoben. Schon im Milchquo-
tenjahr 2003/04 wurde die sogenannte „Busse“ bei einer Überlieferung (vgl. Zusatzabgabe) für Milch-
produzenten in den Alpen deutlich auf 10 Rappen pro kg Milch (ca. 8 Euro-Cent) reduziert und die
Milchquote so de facto aufgehoben. Die Aufhebung der Milchquotenregelung brachte in der Schweiz
keine nennenswerten Verschiebungen, die Alm-Milchproduktion konnte sogar ausgedehnt werden.
Mengenschwankungen waren hauptsächlich auf Wetterbedingungen zurückzuführen. Für die Interpre-
tation der Milchanlieferungsdaten in Abbildung 18 ist wichtig zu erwähnen, dass in der Schweiz rund
55 Prozent der Alm-Milch direkt auf den Almen (meist zu Hart- und Halbhartkäse) verarbeitet und
Großteils auch direkt vermarktet werden.
Abbildung 18 Entwicklung der Alm-Milchanlieferung (Sömmerungs-Milch) und des Anteils an der
Gesamtmilchanlieferung in der Schweiz 2001/02 bis 2010/11
Quelle: Schweizerisches Bundesamt für Landwirtschaft
Almpersonal
Rund 70 Prozent der Arbeitskräfte auf den österreichischen Almen waren im Jahr 2009 familieneigene
Arbeitskräfte, 30 Prozent der Arbeitskräfte auf den Almen waren familienfremd (Abbildung 19). Die
Milchproduktion und Vermarktung setzt eine hohe fachliche Qualifikation des Almpersonals voraus.
Durch den Strukturwandel und eine geringere Flexibilität im außerlandwirtschaftlichen Beruf wird es
zunehmend schwieriger, geeignete familieneigene und auch familienfremde Personen für die Alm-
Milchproduktion zu finden. Das ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) bietet ein Bildungsprogramm spezi-
ell für die Almbewirtschaftung an, um die Qualifikation des Almpersonals sicherzustellen. Unter ande-
0%
1%
2%
3%
4%
5%
6%
-
20
40
60
80
100
120
01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11
Alm
-Milchanliefe
rung in M
io.
kg
Alm-Anlieferung Anteil Alm-Milch
Reduktion "Busse" Abschaffung Milchquoten
- 25 -
rem werden hier auch Kurse zur Melktechnik und zur Milchverarbeitung auf der Alm angeboten.
Abbildung 19 Anzahl und Anteil familieneigener und familienfremder Arbeitskräfte auf den Almen
2009
Quelle: Almstatistik 2009, Bundesanstalt für Bergbauernfragen. In der Almstatistik sind ca. 85 Prozent der österreichischen Almen berücksichtigt
Gewerberecht bei Nebentätigkeiten18
Almausschank bildet im Rahmen der Almwirtschaft eine Besonderheit und wird seit 2002 als landwirt-
schaftliche Nebentätigkeit gehandhabt. Landwirtschaftliche Nebentätigkeiten19
sind Tätigkeiten, die in
einem derart engen Zusammenhang mit der Land- und Forstwirtschaft stehen, dass sie nicht der Ge-
werbeordnung unterliegen. Dementsprechend müssen diese organisatorisch mit der Land- und Forst-
wirtschaft eng verbunden und der land- und forstwirtschaftlichen Tätigkeit untergeordnet sein. Die
rechtliche Grundlage für Nebentätigkeiten stellt eine Nennung dieser Tätigkeiten in der Gewerbeord-
nung (BGBl 194/1994) dar. Unter anderem fallen hierunter die Be- und Verarbeitung von landwirt-
schaftlichen Erzeugnissen, Dienstleistungsnebengewerbe (Buschenschanken, Kommunaldienstleis-
tungen) und das Vermieten von land- und forstwirtschaftlichen Betriebsmitteln. Häusliche Nebenbe-
schäftigung (Zimmervermietung) ist kein Nebengewerbe, sondern ein eigener Erwerbszweig und darf
im Falle einer Zimmervermietung nicht mehr als 10 Fremdenbetten umfassen. Entscheidend für die
Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse im Rahmen des landwirtschaftlichen Betriebes ist der
Begriff eines „Urproduktes“ laut Gewerbeordnung. Die Urprodukteverordnung (BGBL II Nr. 410/2008)
definiert auf Grundlage der Gewerbeordnung, welche Produkte im Rahmen der land- und forstwirt-
schaftlichen Urproduktion verkauft werden dürfen (Tabelle 6).
Tabelle 6 Übersicht über ausgewählte Urprodukte laut Gewerbeordnung 1994
Milch
Milch (roh oder pasteurisiert), Sauerrahm, Schlagobers, Sauermilch, Buttermilch, Jogurt, Kefir, Topfen, Butter (Alm-,
Landbutter), Molke, alle diese ohne geschmacksverändernde Zusätze, sowie typische bäuerliche, althergebrachte
Käsesorten, wie zB Almkäse/Bergkäse, Zieger/Schotten, Graukäse, Kochkäse, Rässkäse, Hobelkäse, Schaf- oder
Ziegen(misch)frischkäse (auch eingelegt in Öl und/oder gewürzt), Bierkäse
Obstwein
Obstwein (insbesondere Most aus Äpfeln und/oder Birnen), Obststurm, Süßmost, direkt gepresster Gemüse-, Obst- und
Beerensaft sowie Nektar und Sirup (frisch oder pasteurisiert), Wein, Traubenmost, Sturm, Beerenwein, Met,
Holunderblütensirup
Quelle: Urprodukteverordnung 2008, BGBL II Nr. 410/2008, zuletzt geändert durch BGBl. I Nr. 68/2008
Im Jahr 2002 wurden die Nebengewerbe mit einer Novelle der Gewerbeordnung um die Almaus-
schank („Almbuffet“) erweitert. Diese beinhaltet das Recht von Almbewirtschaftern, selbsterzeugte
Produkte sowie ortsübliche alkoholische und nicht alkoholische Getränke und Flaschenbier im Rah-
18
Eine gute Übersicht über die gesetzlichen Regelungen und Abgrenzungen zum Gewerberecht bei Nebentätigkeiten bietet die Broschüre „Ne-
bentätigkeiten“ der Sozialversicherungsanstalt der Bauern unter http://www.svb.at/mediaDB/804387_Be_Verarbeitung2011_HP.pdf 19
Holzer (2008): Agrarrecht. Neuer wissenschaftlicher Verlag
-
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
3.500
Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg.
Alm
pers
onal nach B
undesla
nd
familieneigen familienfremd
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg. Ö
Ante
il A
lmpers
onal nach
Bundesla
nd
familieneigen familienfremd
- 26 -
men der Almbewirtschaftung zu verabreichen und auszuschenken. Im Falle von Nebentätigkeiten sind
steuer-, sozialversicherungs-, und weitere gewerberechtliche Bestimmungen zu beachten.
Lebensmittelrecht20
Die wichtigsten Rechtsgrundlagen für die Pro-
duktion und Verarbeitung von Lebensmitteln
sind im Lebensmittelsicherheits- und Verbrau-
cherschutzgesetz (BGBl I Nr. 13/2006) sowie in
den EU-Verordnungen (EG) Nr. 852/2004, (EG)
Nr. 853/2004 und (EG) Nr. 854/2004 zu finden.
Die Regelungen umfassen die Anforderungen
an das Lebensmittel selbst, an Wasser für den
menschlichen Gebrauch sowie an Gebrauchs-
gegenstände und kosmetische Mittel. Sie gelten
auf allen Produktions-, Verarbeitungs- und Ver-
triebsstufen und regeln auch die Mechanismen
für die Lebensmittelkontrollen.
Um die Anforderungen an das Lebensmittel-
recht auf den Almen erfüllen zu können, sind
auch in der Alm-Milchproduktion technische
Anlagen zur hygienischen Gewinnung, Verar-
beitung und Lagerung notwendig. Dies setzt
entsprechende Investitionen in die Stallgebäu-
de, Melk- und Kühltechnik sowie in die Infra-
struktur (Strom, Wasser) voraus. Auf Almen
ohne Zugang zum öffentlichen Stromnetz muss
der notwendige Strom für die Melkanlagen und
die Milchkühlung über andere Quellen (Wasser-
kraft, Dieselaggregate) erzeugt werden.
Naturschutzrecht
Durch eine Kooperation mit dem Naturschutz können sowohl Chancen als auch Auflagen für die Alm-
bewirtschafterinnen und -bewirtschafter entstehen. Das Naturschutzrecht ist in Österreich in den Lan-
desgesetzen geregelt. Auch in den Bundesgesetzen (z. B. Forstgesetz) und im EU-Recht (Vogel-
schutzrichtlinie, Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, Wasserrahmenrichtlinie) sind gesetzliche Grundlagen
verankert. Die Naturschutzgesetze zielen darauf ab, die Natur inkl. der Kulturlandschaft in ihrer Er-
scheinungsform zu erhalten. Für die Bewirtschaftung der Almen können dadurch Auflagen bei der
Bewirtschaftung der Almflächen oder bei der Errichtung von baulichen Anlagen erwachsen.
20
Weitere, ausführliche Bestimmungen zum Hygienerecht für die Milchverarbeitung auf Almen sind in der „Leitlinie für eine gute Hygienepraxis
und die Anwendung der Grundsätze des HACCP bei der Milchverarbeitung auf Almen“ des Bundesministerium für Gesundheit unter
http://www.bmg.gv.at/cms/home/attachments/0/7/4/CH1285/CMS1136888872096/milchverarbeitung_auf_almen.pdf zu finden.
Käselager Foto: R. Newman
- 27 -
In den meisten Bundesländern wird ein Alm-Naturschutzplan angeboten. Durch den Naturschutzplan
sollen Naturschutzleistungen der Almbewirtschafterinnen und –bewirtschafter honoriert und damit die
ökologische Funktionsfähigkeit der Almen verbessert werden. Im Zuge der Erstellung des individuellen
Naturschutzplanes werden gemeinsam mit der zuständigen Behörde Maßnahmen zur Verbesserung
der ökologischen Funktion der Alm festgelegt und die Umsetzung geplant. Durch die Abhängigkeit der
ökologischen Funktion von der Bewirtschaftung sollen die Maßnahmen der Bewirtschaftung nicht ent-
gegenstehen, sondern an die Almbewirtschaftung angepasst sein. Unterstützenswürdige Maßnahmen
können unter anderem die Erhaltung von naturschutzfachlich wertvollen Magerweiden, das Schwen-
den von Jungbäumen und Zwergsträuchern sowie verbessertes Weide-, Dünge- und Flächenma-
nagement sein21
.
9. Öffentliche Zahlungen an Almwirtschaftsbetriebe
In diesem Kapitel werden die wichtigsten almrelevanten öffentlichen Zahlungen im Zuge der gemein-
samen europäischen Agrarpolitik beleuchtet und deren Bedeutung für Alm-Milchbetriebe beschrieben.
Eine detaillierte Analyse der Zahlungen der 2. Säule der gemeinsamen Agrarpolitik wurde im Zuge
des EVALM-Projektes22
erstellt, die hier vorgestellten Zahlen basieren zum Teil auf diesen Auswer-
tungsergebnissen.
In Tabelle 7 werden die wichtigsten öffentlichen Zahlungen in Bezug auf die Almbewirtschaftung auf-
gelistet und die Zahlungsvoraussetzungen sowie die Zahlungsintensität beleuchtet. Neben diesen
angeführten Zahlungen sind noch weitere Leistungsabgeltungen beantragbar (z. B. Milchkuhprämie,
Mutterkuhprämie).
21
Als Beispiel für Maßnahmen kann auf die Homepage des Amtes der Salzburger Landesregierung – Abteilung Naturschutz unter http://www.salzburg.gv.at/naturschutzplan_alm verwiesen werden.
22 EVALM-Evaluierungsprojekt zur Ländlichen Entwicklung (2012), durchgeführt vom ÖKL und Suske Consulting. Weitere Informationen unter
http://www.suske.at/content/Lang_1/2724.asp
Weide der Alpe Felle im Hintergrund der Hochberg (Vorarlberg) Foto: R. Newman
- 28 -
Tabelle 7 Übersicht über die wichtigsten öffentliche Zahlungen in Bezug auf die Almbewirtschaftung
(Auszug)
Maßnahme Ziel der Maßnahme Zahlungsvoraussetzung Zahlungsintensität für Be-
günstigte
1. Säule der GAP
Einheitliche Betriebs-prämie
Gewährleistung einer Flä-chendeckenden Landwirt-
schaft, Versorgung der Bevöl-kerung mit auseichend leistba-ren Lebensmitteln, Ausgleich
für gesunkene Produktpreise, Einhaltung von Umweltanfor-derungen
Einhaltung der Cross-
Compliance Verpflichtungen, Historischer Zahlungsan-spruch bzw. Zuteilung von
Zahlungsansprüchen
I. d. R. abhängig von der Höhe der 2000-2002 erhaltenen
gekoppelten Direktzahlungen und der 2007 entkoppelten Milchquotenprämie
(3,56 Cent/kg Milch) sowie anderer entkoppelter Prämien
2. Säule der GAP
Flächenzahlungen
Ausgleichszulage
Offen halten der Kulturland-
schaft auch unter erschwerten Bedingungen, Anerkennung der öffentlichen Leistungen
der Betriebe im benachteilig-ten Gebiet
Bewirtschaftung eines land-wirtschaftlichen Betriebes im
Berg- bzw. sonstigen benach-teiligten Gebiet. Almbetriebe können nicht selber beantra-
gen, auftreibende Betriebe können Almflächen anteilig für AZ geltend machen
Degressiv, abhängig von
Erschwernisgrad (BHK-Punkte), Kulturgruppe und Betriebstyp, Obergrenzen
(bundesweiter Durchschnitts-betrag): max. 250 €/ha in Berggebiete, max. 150 €/ha in
übrigen benachteiligten Gebie-ten (Berechnung Almflächen über Viehbesatz, bei Viehbe-
satz ≤ 1,0 RGVE/ha: 1RGVE = 1ha)
Zahlungen im Rah-men von Natura 2000
Erhaltung und Entwicklung von naturschutzfachlich wert-
vollen Lebensräumen
Landwirtschaftliche Flächen im
Natura 2000 Gebiet, Einhal-tung der Auflagen und Maß-
nahmen
Abgeltung des Ertragsausfal-les, individuelle Berechnung
ÖPUL Maßnahme
Alpung und Behirtung
Offenhaltung der Kulturland-
schaft, Bewahrung vor Zu-wachsen der Almflächen
Mindestbestoßung 60 Tage,
max. Viehbesatz/ha, Bewirt-schaftungsauflagen, Behirtung für optionale Behirtungsprämie
Abhängig von Erschließungs-
zustand und gealpter Tierka-tegorie. Alpungsprämie für
erschlossene Alm: 150 €/ Milchkuh, 50 €/sonstige Rin-der; Behirtungsprämie bei
erschlossener Alm: 25 €/RGVE (für max. 70 RGVE)
ÖPUL Maßnahme Bewirtschaftung von
Bergmähdern
Offenhaltung der Kulturland-
schaft, Erhalt der Biodiversität
Lage der Flächen über Dauer-siedlungsgrenze, Bewirtschaf-
tungsauflagen, Prämie nur im Jahr der Mahd
Abhängig von Art der Mäh-technik, z. B. mit Traktor
350 €/ha, mit Motormäher 430 €/ha, Sense 700 €/ha
Projekte
Modernisierung land-
wirtschaftlicher Be-triebe
Verbesserung von Innovation, Wettbewerbsfähigkeit, Um-
welt- und Ressourceneffizienz, Lebensmittelsicherheit, Hygie-ne und Qualität, Arbeitsbedin-
gungen und Tierschutz
Bundesländerkompetenz,
landwirtschaftliche Investition, Mindestinvestitionssumme
Max. 50 Prozent der anre-
chenbaren Kosten (benachtei-ligtes Gebiet) bzw. 40 Prozent (übriges Gebiet)
Diversifizierung land-
wirtschaftlicher Be-triebe
Stärkung lw. Betriebe durch
außerlandwirtschaftliches Einkommen
Bundesländerkompetenz,
Investitionen und Aufwendun-gen lt. LE07-13
Max. 50 Prozent der anre-
chenbaren Kosten
Verkehrserschließung
U. a. Verbesserung der Le-
bensbedingungen im ländli-chen Raum
U. a. Errichtung, Umbau von Weganlagen
Bis zu 100 Prozent der Kosten
Erhalt des ländlichen Erbes und der Kultur-
landschaft
Erhaltung und Entwicklung wertvoller Ressourcen und der
regionalen Kulturlandschaft
Bewusstseinsbildende Maß-nahmen, Naturschutzpläne,
Biotopschutz
Bis zu 100 Prozent der Kosten
Bildung
Berufsbildung und
Information
Qualifizierung der Betriebslei-
terinnen und Betriebsleiter
Teilnahme an Berufsbil-
dungsmaßnahmen
Bis zu 83 Prozent bzw. 66
Prozent der Kosten
Ausbildung und In-formation
Qualifizierung der Betriebslei-terinnen und Betriebsleiter
Teilnahme an Ausbildungs-maßnahmen
Bis zu 83 Prozent bzw. 66 Prozent der Kosten
Quelle: Eigene Zusammenstellung BMLFUW, Abteilung III/6 Datengrundlage: VO (EG) Nr. 73/2009, Sonderrichtlinie des BMLFUW: Ausgleichszulage 2010, Sonderrichtlinie des BMLFUW: ÖPUL 2007, EVALM Zwischenbericht, Österreichisches Programm für die Entwicklung des ländlichen Raumes 2007-2013 * AMA Merkblatt Tierprämien 2011 unter http://www.ama.at/Portal.Node/public?gentics.rm=PCP&gentics.pm=gti_full&p.contentid=10008.86189&Merkblatt_Tiere_2011.pdf
- 29 -
Die Auswertungen des EVALM-Projektes23
zeigen, dass die durch Almflächen ausgelöste Ausgleichs-
zulage mit einem Betrag von durchschnittlich 41,8 Mio. € (2007-2009) die wichtigste Zahlungskatego-
rie für Almflächen war (Tabelle 8). Danach folgt die einheitliche Betriebsprämie mit einem Beitrag von
34,3 Mio. € für Almflächen, vor der ÖPUL-Maßnahme Alpung und Behirtung mit einem Beitrag von
24,8 Mio. €. Weitere ÖPUL-Maßnahmen können auf der Almfläche nicht in Anspruch genommen wer-
den (ausgenommen Bergmähder).
Die einheitliche Betriebsprämie der Almflächen basiert hauptsächlich auf den historischen Zahlungs-
ansprüchen (ZA) durch die Milchquotenprämie, der Sonderprämie männliche Rinder sowie die
Schlachtprämien für Rinder. Historische Zahlungen des Kulturpflanzenflächenausgleiches spielen eine
untergeordnete Rolle. Durch die Entkoppelung der Milchquotenprämie in Höhe von 3,56 Cent pro kg
Milchquote im Jahr 2007 ist die einheitliche Betriebsprämie besonders für Alm-Milchkuhbetriebe rele-
vant. Die Almflächen sind notwendig um die vorhandenen Zahlungsansprüche der Betriebe auszulö-
sen. 88,5 Prozent der Auftreiberinnen und Auftreiber (22.790 Betriebe) sind auf Almflächen zur Auslö-
sung der ZA angewiesen, ohne die Flächen kann die einheitliche Betriebsprämie nicht ausbezahlt
werden. 5,6 Prozent der österreichischen einheitlichen Betriebsprämie werden über Almflächen aus-
gelöst. Die auftreibenden Betriebe hingegen lösten 2009 rund 40 Prozent ihrer Zahlungsansprüche mit
Almflächen aus.
Tabelle 8 Übersicht über die verausgabten öffentlichen Zahlungen sowie den Anteil der almrelevan-
ten Leistungsabgeltungen je Maßnahme im Durchschnitt der Jahre 2007-2009 (inklusive
LEADER-Projekte; AZ ohne Flächenbetrag 3)
Verausgabte Leistungsabgeltungen in € Jährlicher Durchschnitt 2007-2009
Maßnahmenbezeichnung Gesamte
Zahlungen
Almrelevan-te Zahlungen
an Betriebe mit Milchquo-
ten
Almrelevan-
te Zahlungen gesamt
Anteil der almrelevan-
ten Zahlun-gen an
gesamt
Ø pro ha
Almfutter-fläche *
Mio. € Mio. € Mio. € Mio. € € / ha
1. Säule der GAP
EBP Einheitliche Betriebsprämie (2009) 617,1 24,5** 34,3 5,6% 76,2
2. Säule der GAP
Flächenzahlungen
M211 Ausgleichszulage 273,1 24,2 41,8 15,3% 92,9
M214 ÖPUL – Alpung u. Behirtung 24,8 12,5 24,8 100,0% 55,1
M214 ÖPUL – Mahd von Bergmähdern ** 0,9 0,3** 0,9 100,0% 2,0
Projekte
M121 Modernisierung lw. Betriebe 88,7 1,6 2,6 2,9% 5,8
M311b Diversifizierung lw. Betriebe 4,7 k. A. 0,1 2,2% 0,2
M321a und M125a
Verkehrserschließung 24,1 k. A. 1,3 5,2% 2,9
M323 Erhalt u. Verbesserung des ländlichen Erbes und der Kulturlandschaft
8,5 k. A. 0,5 5,9% 1,1
Bildung
M111 Berufsbildung und Information 7,6 k. A. 0,02 0,3%
M331 Ausbildung und Information 2,4 k. A. 0,03 1,3%
Quelle: INVEKOS Daten, Auswertungen Suske Consulting (EVALM-Projekt), ergänzt BMLFUW, Abteilung III/6 Almrelevante Zahlungen der M321a und M125a basieren auf schriftlicher Auskunft des BMLFUW 2011 (Auskünften der Bundesländer auf Grund einer parlamentarischen Anfrage) * Berechnung: Almrelevante Zahlungen / Almfutterfläche 2009 (449.000ha) ** 2009. Im Jahr 2007 wurden die Programme noch nicht zur Gänze ausgeschöpft, daher können die Durchschnittswerte 2007-2009 niedriger sein als die jährlichen Werte in den Folgejahren
23
EVALM-Evaluierungsprojekt zur Ländlichen Entwicklung (2012), durchgeführt vom ÖKL und Suske Consulting. Weitere Informationen unter
http://www.suske.at/content/Lang_1/2724.asp
- 30 -
10. Wirtschaftlichkeit der Milchwirtschaft auf Almen in Österreich
Autor: Priv. Doz. Dr. Leopold Kirner, Bundesanstalt für Agrarwirtschaft
Einleitung
Welche wirtschaftliche Rolle nimmt die Almwirtschaft in der laufenden Programmplanungsperiode bis
2013 für Milchkuhbetriebe ein? Diese Frage wird im folgenden Kapitel anhand einer Studie der Bun-
desanstalt für Agrarwirtschaft für ausgewählte Betriebe beantwortet und diskutiert. Konkret wird analy-
siert, welche Rolle Produkterlöse oder öffentliche Gelder aus der Almwirtschaft einnehmen. Damit soll
der momentane ökonomische Stellenwert der Almwirtschaft für Heimbetriebe aufgezeigt werden. Dar-
über hinaus wird der Frage nachgegangen, wie sich das Betriebsergebnis von Milchkuhbetrieben än-
dert, wenn als Folge des Milchquotenendes keine Kühe mehr gealpt werden. Denn mit 31. März 2015
läuft die EU-Milchquotenregelung aus, somit gibt es danach auch keine Milchquote für Almen mehr.
Die bisherigen Auswertungen belegen die Tendenz, dass sich die Almwirtschaft in Österreich tenden-
ziell von der arbeitsintensiven Almmilchproduktion hin zu arbeitsextensiveren Nutzungsformen verla-
gert. Es zeigt sich, dass in der Vergangenheit die Attraktivität der Alpung von Milchkühen in Österreich
nachgelassen hat. Das folgende Kapitel untersucht, ob es nach dem Ende der EU-
Milchquotenregelung weiterhin attraktiv ist, Milchkühe zu alpen.
Fallstudien
Sechs Fallstudien mit für die Region typischer Produktionsweise und -technik stellen die Grundlage
dieses Kapitels dar. Der Fokus liegt bei den Heimbetrieben, wobei alle relevanten Aspekte der Alm-
Senn beim Melken (Vorarlberg) Foto: R. Newman
- 31 -
wirtschaft des Heimbetriebs in die Betrachtungen einfließen. Die Spezifikation der Heimbetriebe und
der Almbetriebe erfolgte in Absprache mit Expertinnen und Experten der Almwirtschaft, regionalen
Beraterinnen und Beratern sowie aus Erfahrungen der Betriebserhebungen der Autoren vor Ort.
Grundsätzlich war die Auswahl der Betriebe von der Idee geleitet, typische Betriebe im Haupterwerb
mit durchschnittlicher Produktionstechnik abzubilden. In einigen Fällen wurden auch überdurchschnitt-
liche Betriebe ausgewählt, um mit der Studie ein breiteres Spektrum abzubilden. Folgende sechs Fall-
studien mit Alpung von Milchkühen wurden analysiert, die Eckdaten der Heimbetriebe können der
Tabelle 9 entnommen werden.
Fallstudie I: Bio-Milchkuhbetrieb mit Melkalm in der Region Pinzgau/Pongau
Fallstudie II: Bio-Milchkuhbetrieb mit Melkalm im Kitzbüheler Gebiet
Fallstudie III: Größerer Milchkuhbetrieb mit Melkalm im Kitzbüheler Gebiet
Fallstudie IV: Milchkuhbetrieb und Gemeinschaftsalm in den Lechtaler Alpen
Fallstudie V: Milchkuhbetrieb mit Melkalm im Großen Walsertal (Walser System)
Fallstudie VI: Milchkuhbetrieb mit Melkalm im Bregenzer Wald
Tabelle 9 Eckdaten der Heimbetriebe je nach Fallstudie
Almregion Einheit Fallstudie
I II III IV V VI
Grünland ha 18,0 19,0 28,0 8,0 14,0 16,0
dar. gepachtet ha - - 8,0 - 3,5 3,5
Gealpte GVE GVE 30,8 29,2 48,7 7,6 13,9 25,0
BHK-Punkte Pkt. 150 130 75 259 250 175
Milchkühe St. 20 21 35 6 10 18
Milchleistung je Kuh kg 5.500 5.500 7.500 5.500 6.500 7.000
dar. Almbetrieb kg 1.100 950 1.300 760 1.000 1.700
Milchanlieferung t 100,0 109,8 248,5 30,0 60,0 117,0
dar. Almbetrieb t 22,0 20,0 45,5 4,6 10,0 30,6
Quelle: Eigene Berechnungen und Annahmen Dr. Leopold Kirner, Bundesanstalt für Agrarwirtschaft
Für die Festlegung der Berechnungsgrundlagen dienten zum einen die Betriebserhebungen vor Ort,
zusätzlich wurden Daten von den Almverantwortlichen der Bundesländer bzw. regionalen Beraterin-
nen und Beratern ergänzt bzw. diskutiert. Die für die Kalkulation zentralen Berechnungsgrundlagen
sind der Tabelle 15 im Anhang zu entnehmen. Die Werte unterscheiden sich je nach Wirtschaftsweise
(höhere Milchpreise oder Kraftfutterkosten für Biobetrieb), Betriebsgröße (Arbeitszeit je Kuh und Jahr,
Fixkosten) oder regionalen Gegebenheiten (z. B. Pachtpreise, Almzins, Trockenmasseerträge im
Grünland). Für Betriebe mit eigenen Almen (Fallstudien I bis III), sind die variablen und fixen Kosten
der Almbewirtschaftung aufgelistet.
Wirtschaftlicher Stellenwert der Almwirtschaft
Die wirtschaftliche Relevanz der Almwirtschaft für die Heimbetriebe in der laufenden Periode bis 2013
schwankt je nach untersuchter Alm (Abbildung 20). Am Deckungsbeitrag der Landwirtschaft hat die
Almwirtschaft je nach Betrieb einen Anteil von 15 bis 32 Prozent. Der niedrigste Anteil wird für den
Betrieb im großen Walsertal (Fallstudie V) mit 15 Prozent errechnet; das liegt daran, dass der De-
ckungsbeitrag aus der Almmilchproduktion gänzlich durch hohe Zinsviehkosten aufgezehrt wird. Bei
Betrieben mit Auftrieb der Milchkühe auf eigene Almen (Fallstudien I bis III) wird im Schnitt ein Anteil
von rund 30 Prozent aus der Almwirtschaft errechnet. Ähnlich hoch liegt auch der Anteil im Betrieb im
Bregenzer Wald (Fallstudie VI); der hohe Milchertrag auf der Alm übertrifft hier deutlich die Kosten für
das Zinsvieh. Der Betrieb in den Lechtaler Alpen (Fallstudie VI), der auf eine Gemeinschaftsalm auf-
- 32 -
treibt, weist einen Anteil von 23 Prozent aus der Almwirtschaft aus.
Die mit Abstand größte ökonomische Relevanz für die Almwirtschaft besitzen die Prämien aus der
Ländlichen Entwicklung, sie nehmen zwischen 36 (Fallstudie VI) und 66 Prozent (Fallstudie V) des
Deckungsbeitrags aus der Almwirtschaft ein. Für die Direktzahlungen errechnet sich ein Anteil von 22
bis 34 Prozent. Die Produkterlöse steuern rund ein Viertel bis ein Drittel zum Deckungsbeitrag der
Almwirtschaft bei (mit Ausnahme der Fallstudie V).
Abbildung 20 Zusammensetzung des Deckungsbeitrags aus der Landwirtschaft in Prozent
I Biobetrieb in Pinzgau/Pongau
II Biobetrieb im Kitzbüheler Gebiet
III Größerer Betrieb im Kitzbüheler
Gebiet
IV Betrieb in d. Lechtaler Alpen
V Betrieb im großen Walsertal
VI Betrieb im Bregenzer Wald
Quelle: Eigene Berechnungen und Annahmen Dr. Leopold Kirner, Bundesanstalt für Agrarwirtschaft Abk.: DZ = Direktzahlungen (1. Säule), LE = Ländliche Entwicklung (2. Säule)
Wirtschaftlichkeit von Melkalmen nach Auslaufen der Milchquote
Grundsätzliches zur Berechnung
Im Folgenden wird erörtert, wie sich das Betriebsergebnis der Milchkuhbetriebe mit Auftrieb der Kühe
auf Melkalmen verändert, wenn die eigenen Milchkühe nicht mehr auf eine Alm aufgetrieben würden.
Hintergrund dieser Fragestellung ist die Tatsache, dass am 31. März 2015 die EU-
Milchquotenregelung ausläuft und somit auch die Regelungen über Alm-Milchquoten. Das heißt,
Milchkuhbetriebe, die zurzeit Milch auf der Alm produzieren, könnten ab 2015 auf die Produktion von
Alm-Milch verzichten und stattdessen mehr Milch im Heimbetrieb erzeugen. Da sich ohne Auftrieb der
Milchkühe auf eine Melkalm Änderungen in der Betriebsorganisation sowie in der Produktion ergeben,
wurden folgende Annahmen getroffen.
- 33 -
Die Milchleistung je Kuh und Jahr wurde in der Situation ohne Auftrieb um 505 kg gegenüber der
Situation mit Auftrieb erhöht. Dies liegt im Umstand begründet, dass gealpte Milchkühe in Österreich
im Schnitt um 605 kg weniger Milch im Jahr 2010 erzielten als nicht gealpte Milchkühe. Von dieser
Differenz werden 100 kg für andere Gründe abgezogen, die nicht mit der Alpung zusammenhängen.
Die zusätzliche Milch in der Situation ohne Alpung der Milchkühe wird zum gleichen Preis verkauft wie
die Milch im Rahmen einer früheren Milchquote (keine Milchquote ab 2015). Der Milchpreis für Alm-
Milch, die an Molkereien geliefert wird, ist um 0,5 Cent je kg gegenüber der auf Heimbetrieben produ-
zierten Milch verringert. Dies liegt darin begründet, dass die Milch von gealpten Kühen im Schnitt nied-
rigere Milchinhaltsstoffe aufweist: Im Jahr 2010 um 0,12 Prozent Fett und 0,08 Prozent Protein. In den
Berechnungen wird davon ausgegangen, dass das Auslaufen der Milchquote generell zu keiner Ände-
rung des Milchpreises führt. Auch in der Situation ohne Alpung der Milchkühe wird davon ausgegan-
gen, dass die weibliche Nachzucht nach wie vor auf einer Alm gealpt wird. In allen Modellbetrieben
wird davon ausgegangen, dass die vorhandene Fläche über die Tierhaltung genutzt wird und keine
Restflächen beim Heimbetrieb übrig bleiben. Somit kann ohne Alpung der Milchkühe nicht mehr der
gesamte Rinderbestand wie mit der Alpung gehalten werden. In dieser Variante ohne zusätzliche
Pacht von Flächen am
Heimbetrieb werden daher
weniger Kalbinnen aufge-
zogen und/oder weniger
Milchkühe gehalten. Um
auch die Wirtschaftlichkeit
ohne Alpung der Kühe bei
Flächenreserven zu prüfen,
wird jeweils eine Variante
mit zusätzlichen Pacht-
möglichkeiten am Heim-
betrieb analysiert. Die ge-
samten Fixkosten für den
Almbetrieb reduzieren sich
ohne Auftrieb der Milchkü-
he auf 25 Prozent der bis-
herigen Fixkosten (Annah-
me).
Für die öffentlichen Gelder ab 2014 müssen ebenso Annahmen getroffen werden. Für die erste Säu-
le wird von einem Volumen in Österreich von 707,5 Mill ausgegangen, bei der Festlegung der Prämien
werden zwei Prämienmodelle berücksichtigt: eines mit einer bundesweit einheitlichen Flächenprämie
für alle landwirtschaftlichen Flächen (Modell I) und eines mit einer Differenzierung zwischen Ackerland
bzw. normalertragfähigem Grünland einerseits und extensivem Grünland andererseits (Modell II). Die
Hektarprämie für extensives Grünland wird dabei auf ein Drittel gegenüber Ackerland bzw. normaler-
tragfähigem Grünland reduziert. Zudem werden in den vorliegenden Berechnungen 63 Mill. Euro für
gekoppelte Prämien festgelegt. Für die Ländliche Entwicklung lagen bis dato noch keine Informatio-
nen über die nationale Obergrenze vor. Um trotzdem mögliche Wirkungen unterschiedlicher Geldmit-
tel für die Ländliche Entwicklung aufzeigen zu können, wird daher vereinfachend mit zwei Varianten
gerechnet: eine Variante mit exakt gleich hohen Mitteln für die Ländliche Entwicklung wie bis 2013
(Variante 100), eine Variante mit 80 Prozent der bisherigen Mittel (Variante 80). Die 20prozentige
Kürzung wird linear für jede ÖPUL-Maßnahme bzw. für die Ausgleichszulage im benachteiligten Ge-
biet durchgeführt (Tabelle 10).
Milchkühe in Vorarlberg Foto: T. Neudorfer
- 34 -
Tabelle 10 Angenommene Prämien der ersten und zweiten Säule je nach Prämienmodell für die GAP
bis 2020
Einheit Prämienmodell
I-100 II-80
Flächenprämie normalertragfähige Flächen €/ha 229,5 263,0
Flächenprämie extensives Grünland €/ha 229,5 86,8
Ländliche Entwicklung: Gelder ab 2014 im Vergleich zu 2007-13 % 100 80
Quelle: Eigene Berechnungen und Annahmen Dr. Leopold Kirner, Bundesanstalt für Agrarwirtschaft Modelle: I = einheitliche Flächenprämie, II = Reduktion der Direktzahlungen für extensives Grünland (auf ein Drittel). 100 bzw. 80 = 100 bzw. 80 Prozent der bisherigen Zahlungen aus der LE.
Die Flächenprämien für Almflächen werden auf der Basis der gealpten GVE ermittelt; sowohl in der
Situation bis 2013 als auch für die GAP bis 2020. Zusätzlich zu den Flächenprämien werden für
Heimbetriebe in der ersten Säule noch gekoppelte Prämien für Milchkühe für definierte Qualitätsstan-
dards (30 Euro je St.) im Rahme der GAP bis 2020 kalkuliert.
Ergebnisse der Berechnungen
Die Frage, unter welchen Voraussetzungen es für Heimbetriebe wirtschaftlicher wäre, nach Auslaufen
der Milchquote die Kühe nicht mehr zu alpen, muss sowohl kurzfristig als auch mittel- bis längerfristig
analysiert werden. Kurzfristig lassen sich in der Regel die Fixkosten für den eigenen Almbetrieb nicht
abbauen. Erst wenn eine größere Investition ansteht, könnte über eine künftige Alpung der Kühe
nachgedacht werden. Daher werden im Folgenden die berechneten Änderungen ohne gealpte Kühe
sowohl für den Deckungsbeitrag (kurzfristige Betrachtung) als auch für das Einkommen (mittel- bis
längerfristige Betrachtung) je nach Heimbetrieb und Prämienmodell präsentiert.
Kurzfristige Betrachtung
Bei fast allen Heimbetrieben errechnet sich ohne Alpung der Kühe ein geringerer Gesamtdeckungs-
beitrag je Betrieb, wenn keine Flächenreserven oder Pachtmöglichkeiten vorherrschen, welche die
Futterfläche auf der Alm kompensieren (Abbildung 21). Nur beim mittelgroßen Bio-Milchkuhbetrieb im
Kitzbüheler Gebiet (Fallstudie II) verbleibt der Gesamtdeckungsbeitrag beinahe auf vergleichbarem
Niveau. Dies liegt daran, dass der eigene Almbetrieb mit fremden Arbeitskräften geführt wird und
dadurch ohne gealpte Milchkühe der Großteil dieser Arbeitskosten eingespart werden könnte.
Abbildung 21 Kurzfristige Betrachtung des Deckungsbeitrages ohne gealpte Kühe in Prozent von
jenem mit gealpten Kühen je nach Prämienmodell und Pachtmöglichkeiten
Gesamt-DB ohne gealpte Kühe
Gesamt-DB ohne gealpte Kühe und Zupacht
Quelle: Eigene Berechnungen und Annahmen Dr. Leopold Kirner, Bundesanstalt für Agrarwirtschaft I-100 = einheitliche Flächenprämie, 100 Prozent der bisherigen Zahlungen aus der Ländlichen Entwicklung (LE); II-80 = Reduktion der Direktzahlungen je ha extensives Grünland auf ein Drittel vom normalertragfähigen Grünland, 80 Prozent der bisherigen Zahlungen aus der LE.
- 35 -
Kann am Heimbetrieb Fläche im Ausmaß gepachtet werden, dass der gleiche Viehbestand wie mit
Alpung der Kühe gehalten wird (je nach Betrieb zwischen 0,8 und 10,5 ha), dann wird in allen Heimbe-
trieben zumindest annähernd der Deckungsbeitrag wie mit Alpung der Kühe erreicht. Der mittelgroße
Bio-Milchkuhbetrieb im Kitzbüheler Gebiet (II) schneidet unter dieser Voraussetzung schon deutlich
besser ab, wenn keine Kühe gealpt werden.
Die hier unterstellten Prämienmodelle beeinflussen zusätzlich das Ergebnis, wie deren Gegenüber-
stellung belegt: Bei schlechteren Prämien für die Almwirtschaft (niedrigere Prämien für extensive Flä-
chen, geringere Geldmittel für die Ländliche Entwicklung) lohnt es sich eher, keine Kühe auf die Alm
zu treiben. Beispielsweise erreicht der Deckungsbeitrag beim Bio-Milchkuhbetrieb in der Region Pinz-
gau/Pongau (Fallstudie I) ohne Alpung der Kühe 85 Prozent von jenem mit Alpung der Kühe, wenn
das günstigere Prämienmodell (I-100) unterstellt ist (Variante ohne Zupacht). Beim ungünstigeren
Prämienmodell (II-80) errechnen sich 90 Prozent, der Abstand nimmt somit um fünf Prozentpunkte ab.
Mittel- bis längerfristige Betrachtung
Bei einer mittel- bis längerfristigen Betrachtung errechnen sich ohne zusätzliche Pacht von Flächen
am Heimbetrieb partiell gleiche oder höhere Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft, wenn keine
Kühe gealpt werden (Abbildung 22). Nur der größere Milchkuhbetrieb im Kitzbüheler Gebiet (Fallstu-
die III) hätte jedoch unter dieser Prämisse mit essenziellen Einkommensverlusten zu rechnen. Dieser
Betrieb produziert viel Milch auf der Alm (1.300 je Kuh und Almsaison) und der Viehbestand müsste
außerordentlich reduziert werden, wenn keine zusätzlichen Flächen am Heimbetrieb vorhanden wä-
ren.
Abbildung 22 Mittel- bis langfristige Betrachtung der Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft ohne
gealpte Kühe in Prozent von jenen mit gealpten Kühen je nach Prämienmodell und
Pachtmöglichkeiten
Einkünfte ohne gealpte Kühe
Einkünfte ohne gealpte Kühe und Zupacht
Quelle: Eigene Berechnungen und Annahmen Dr. Leopold Kirner, Bundesanstalt für Agrarwirtschaft I-100 = einheitliche Flächenprämie, 100 Prozent der bisherigen Zahlungen aus der Ländlichen Entwicklung (LE); II-80 = Reduktion der Direktzahlungen je ha extensives Grünland auf ein Drittel vom normalertragfähigen Grünland, 80 Prozent der bisherigen Zahlungen aus der LE.
Können Flächen am Heimbetrieb zu den angenommenen Konditionen (Pachtpreise zwischen 250 und
600 Euro je ha) gepachtet werden, damit der bisherige Viehbestand aufrechterhalten bleibt, verbes-
sert sich das Einkommen in drei der hier untersuchten sechs Betriebe signifikant (rechte Teil der Ab-
bildung). In der Situation mit ungünstigerem Prämienmodell würde das Einkommen ohne gealpte Kü-
he in allen Betrieben zunehmen, und zwar zwischen ein und 46 Prozent.
- 36 -
11. Zukunftsperspektiven und Heraus-forderungen
Einstellung der Almbewirtschafterinnen u nd –bewirtschafter sowie der Auf-treiberinnen und Auftreiber zur Almwirtschaft
In welchem Umfang die Milchwirtschaft auf Almen auf den Almen auch in Zukunft beibehalten werden
wird, kann aus heutiger Sicht nicht pauschal beurteilt werden. In die Entscheidung fließt eine Vielzahl
an Faktoren ein. In großem Ausmaß hängt die Entscheidung von der persönlichen Situation der Alm-
bewirtschafter/innen bzw. dem wirtschaftlichen und familiären Umfeld für die Alm-Michproduktion ab.
In Bezug auf die wichtigsten Neuerungen zur Weiterführung der Almwirtschaft24
nannten die Almauf-
treiberinnen und Almauftreiber in einer im Jahr 2010 durchgeführten Umfrage vor allem die Beibehal-
tung der öffentlichen Zahlungen, die Verfügbarkeit von geeignetem Almpersonal sowie die Erschlie-
ßung der Almen als die wichtigsten Punkte für die Weiterbewirtschaftung der Almen. Aber auch sozia-
le Aspekte wurden als wichtig erachtet, unter anderem der Zusammenhalt in der Agrargemeinschaft,
die gesicherte Hofübernahme und die Beteiligung der Familie an der Almwirtschaft.
Abbildung 23 Wichtige Neuerungen aus Sicht der AuftreiberInnen, damit noch lange Almwirtschaft
betrieben wird (n = 103)
Quelle: Suske Consulting, EVALM Zwischenbericht 2010
Eine Befragung, die im Jänner 2012 durchgeführt wurde, setzt sich mit der Zukunft der Milchviehbe-
triebe mit speziellem Augenmerk auf das Berggebiet und in Zuge dessen auch mit der Zukunft der
Alm-Milchwirtschaft auseinander25
. Dazu wurden 30 Bergbäuerinnen und Bergbauern, die einen
Milchviehbetrieb (A- und/oder D-Quote) im Bezirk Murau bewirtschaften, zu deren zukünftigen Be-
triebsausrichtung und –zielen befragt. Die Betriebe der befragten Bäuerinnen und Bauern sind jeweils
Betriebe der Berghöfekatasterklassen 3 und 4 (ab 181 Berghöfekatasterpunkte und mehr). Das heißt,
dass die Milchproduktion auf diesen Betrieben unter erschwerten Bedingungen erfolgt. Bei den Be-
trieben handelt es sich sowohl um Vollerwerbs- als auch um Nebenerwerbsbetriebe. Mit Ausnahme
24
EVALM-Evaluierungsprojekt zur Ländlichen Entwicklung (2012), durchgeführt vom ÖKL und Suske Consulting. Weitere Informationen unter http://www.suske.at/content/Lang_1/2724.asp
25 Pinter, M.; Kirner, L.(2012): Befragung von Bergbäuerinnen und Bergbauern im Bezirk Murau zur Entwicklung der Milchproduktion in den
Berggebieten. (Unveröffentlichtes Manuskript). BMLFUW/Bundesanstalt für Agrarwirtschaft, Wien.
0% 20% 40% 60% 80% 100%
sonstiges
Kooperation mit angrenzenden Almen
Bessere technische Ausstattung der Gebäude
Beteiligung der Familienmitglieder an Almwirtschaft
Finanzierungsmöglichkeit des Personals
Gesicherte Hofübernahme
gute Erschließung
Zusammenhalt der Agrargemeinschaft
Qualität des Almpersonals
Beibehaltung der Förderungen
sehr wichtig wichtig kaum wichtig unwichtig weiß nicht/k. A.
- 37 -
einiger weniger Betriebe werden in den befragten Betrieben auch Almen (Gemeinschafts- oder Eigen-
almen) mit den eigenen Rindern bestoßen. Jene Betriebe, die im Rahmen der Befragung auch Milch-
vieh alpen, zeichnen teilweise ganz unterschiedliche Bilder ihrer Alm-Milchviehwirtschaft:
Die Mechanisierung (Melkanlage, Energieversorgung) auf den Hütten variiert sehr stark. Eine ganze
Reihe an Betrieben verfügt bereits über Rohrmelkanlagen und eine eigene stationäre Energieversor-
gung (Wasserkraftwerke, Solaranlagen für Warmwasser) in den Almhütten, während andere mit
Standeimer bzw. Stromaggregat mit Zapfwellenantrieb vom Traktor melken. Dementsprechend wird
auch der Arbeitsaufwand für die Alm-Milchwirtschaft unterschiedlich bewertet: für die einen ist der
Aufwand geringer als am Heimbetrieb, da beispielsweise das Einfüttern und Misten im Stall wegfällt,
andere sehen allerdings einen großen Mehraufwand durch z.B. das Errichten und Warten von Zäu-
nen, vor allem auf Almen, wo kein stationäres Personal (Senner) mehr auf der Alm ist und die Be-
triebsleiterinnen und Betriebsleiter selber täglich vom Heimbetrieb zur Alm „pendeln“ müssen. Gerade
für diese stellt der Zustand der Wege auf die Alm ein zentrales Moment dar, das für die Weiterbewirt-
schaftung der Alm ausschlaggebend ist. Alle befragten Bergbäuerinnen und Bergbauern sind aller-
dings derzeit mit der Erschließung ihrer Alm zufrieden.
Es zeigt sich, dass es bezüglich der Einstellung zur Almwirtschaft zwischen jungen und älteren
Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern einen signifikanten Unterschied gibt: vor allem ältere Betriebs-
leiterinnen und Betriebsleiter wollen die Milchwirtschaft auf den Almen weiterführen, nicht zuletzt auf-
grund der oft langen Tradition, und sehen den Arbeitsaufwand optimistischer. Für die jüngeren Be-
triebsleiterinnen und Betriebsleiter steht im Gegensatz dazu viel öfter die Wirtschaftlichkeit der Alm-
Milchwirtschaft im Vordergrund. Knackpunkt hierbei ist die zur Verfügung stehende eigene Zeit der
Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter für die Almwirtschaft oder das Vorhandensein von Alm-Personal,
das über die Weiterführung der Alm-Milchwirtschaft entscheidet. Viele der befragten jungen Betriebs-
Kühe auf der Alm (Salzburg) Foto: T. Neudorfer
- 38 -
übernehmer führen den Milchviehbetrieb im Nebenerwerb und können den Mehraufwand der Almwirt-
schaft (weiterer Arbeitsweg, Milchtransport zum Heimbetrieb) zeitlich alleine nicht schaffen. Oft sind
jedoch auch keine Senner mehr verfügbar und dementsprechend müssen Alternativen geplant wer-
den, wie beispielsweise die Almen anstelle von Milchvieh mit Jungvieh oder Ochsen zu bestoßen, um
den zeitlichen Arbeitsaufwand geringer zu halten (Tendenz zur Verlagerung von arbeitsintensiveren
zu –extensiveren Nutzungsformen der Almen).
Ein Punkt, der von allen Befragten angeführt wurde und als wichtigster Grund zur Weiterführung der
Bewirtschaftung der Almen mit Milchvieh genannt wird, ist die Nutzung der Futtergrundlage für das
Milchvieh auf der Alm. In allen Betrieben, die ihr Milchvieh alpen, würde die Futtergrundlage auf dem
Heimbetrieb für den derzeitigen Milchviehbestand nicht oder nur knapp ausreichen (keine Flächenre-
serven oder Pachtmöglichkeiten beim Heimbetrieb). Dies ist auch der Grund, warum in den meisten
Betrieben weiterhin eine Alpung des Milchviehs angestrebt wird – vor allem in jenen Betrieben, die
das derzeitige Ausmaß ihrer Milchproduktion beibehalten oder erweitern möchten. Das Auslaufen der
Alm-Milchquote mit 2015 wird hingegen von den Befragten als geringfügig maßgebend hinsichtlich der
weiteren Alpung des Milchviehs gesehen, obwohl sie generell sehr besorgt sind um die Konkurrenzfä-
higkeit der Milchwirtschaft in den Berggebieten nach Wegfall der Quotenregelung.
Als letzten, dennoch wichtigen Punkt, der die Bergbäuerinnen und Bergbauern motiviert Alm-
Milchwirtschaft zu betreiben, wurde im Rahmen der Befragung die Direktvermarktung und der Tou-
rismus genannt. Die materielle Wertschöpfung durch die Alpung des Milchviehs mag zwar bei den
meisten Betrieben keinen großen Beitrag zum Deckungsbeitrag der Betriebe leisten, dennoch stellt
die immaterielle Wertschätzung der Alm-Milch und Alm-Milchprodukte durch den Touristen vor allem
für jene Bergbäuerinnen und Bergbauern, die ihre Hütten vermieten oder im direkten Kontakt mit dem
Tourismus auf den Almen stehen, einen wertvollen Zusatznutzen dar. Für viele Bergbäuerinnen und
Bergbauern stellt der direkte Kontakt zum Kunden noch mehr Bestätigung für die geleistete Arbeit und
für die Qualität der eigenen Produkte dar, als sie bei der Ablieferung der Milch an die Molkerei erfah-
ren, weswegen dies als freudiger Nebeneffekt der Alm-Milchwirtschaft empfunden wird und zur Wei-
terführung der Alpung mit Milchkühen motiviert.
Zukunftsoptionen der Almbewirtschaftung
Ausgehend von einer bestehenden Milch-Alm ergeben sich verschiedene Entwicklungswege für die
zukünftige Bewirtschaftung. So könnte (1) in einigen Regionen die Milchverarbeitung auf Senn-Almen
ausgebaut werden bzw. weitere Almen in die Milchverarbeitung einsteigen. Eine derartige Entwicklung
war in den Jahren 2000 bis 2010 vor allem in Vorarlberg zu verzeichnen. Dadurch kann die Wert-
schöpfung der Alm-Milch erhöht werden und die Almwirtschaft kann einen höheren Beitrag zum Ein-
kommen der Betriebsleiterfamilie leisten. In anderen Regionen könnte (2) ein Schwerpunkt auf die
Milchanlieferung an Molkereien (Melk-Almen) gelegt werden. In Österreich trifft dies regional vor allem
auf Tirol mit großen Almfutterflächen zu. Durch den Almauftrieb kann die betriebliche Futtergrundlage
erhöht und dadurch eine höhere betriebliche Milchanlieferung erzielt werden. Manche Almen werden
sich hingegen (3) aus der Milchkuhhaltung zurückziehen und nur noch das Galtvieh auftreiben. Wenn
ausreichend Talfutterflächen vorhanden sind, kann dies zu einer Arbeitskosteneinsparung führen bzw.
kann dadurch sogar das Einkommen der Betriebsleiterfamilie erhöht werden (siehe Kapitel 10 zur
Wirtschaftlichkeit). Durch die extensivere Bewirtschaftung und geringere Betreuung könnten negative
Effekte auf die Almökologie auftreten. Galt-Almen sind traditionell häufiger in Kärnten und der Steier-
mark zu finden. Wenn (4) die Alm komplett aufgegeben wird, werden gar keine Tiere mehr aufgetrie-
ben. Dies führt dazu, dass die Almen verwalden und die Almfutterflächen mitsamt den gesellschaftlich
erwünschten Funktionen dauerhaft verloren gehen.
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Abbildung 24 Entwicklungsmöglichkeiten von Almen mit Milchanlieferung
Quelle: Eigene Darstellung BMLFUW, Abteilung III/6
Sanfter Alm-Tourismus kann ein zusätzliches Standbein für Milch-Almen darstellen. Die Gäste schät-
zen es, wenn auf der Alm produzierte Produkte verkostet bzw. mit nach Hause genommen werden
können. Durch regionale Initiativen und eine gemeinsame Vermarktung lassen sich Synergieeffekte
nutzen und die gesamte Almregion profitiert von einer erhöhten Gästezahl. Salzburg ist hier mit der
Initiative „Salzburger Almsommer“26
federführend. Weitere Initiativen um auf den Almen zusätzliche
Wertschöpfung zu erzielen sind zum Beispiel das Angebot „Schule auf der Alm/Erlebnis Alm“ oder die
Möglichkeit als Almführer die Funktionsweise und den Wert der Almen zu vermitteln27
.
Herausforderungen der Almbewirtschaftung
Die Sicherung der Rahmenbedingungen für die Bewirtschaftung der (Milch-)Almen ist die größte Her-
ausforderung für die Zukunft. Nur durch eine funktionierende Infrastruktur sowie attraktive wirtschaftli-
che Rahmenbedingungen bleibt die (Milch-)Almwirtschaft weiterhin interessant. Dadurch können die
Almflächen langfristig weiterbewirtschaftet werden und damit ihre vielfältigen Funktionen erfüllen. Auf
einzelbetrieblicher Ebene sind vor allem Know-How und die Innovationsfreudigkeit der Betriebsleite-
rinnen und Betriebsleiter das größte Kapital für die Zukunft der (Milch-)Almen. Ziel der Milch-Almen
sollte es sein, für die hochwertigen Produkte einen Mehrerlös erzielen zu können und damit die er-
schwerten Produktionsbedingungen abgegolten zu bekommen. Ist dies nicht in vollem Umfang mög-
lich, dann sind dementsprechende Unterstützungen der öffentlichen Hand notwendig.
26
http://www.salzburgerland.com/de/almsommer/index.html 27
Das ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) bietet spezielle Zertifikatslehrgänge zur erlebnispädagogischen Wissensvermittlung an. Nähere Informa-
tionen und das aktuelle Kursangebot sind unter www.lfi.at zu finden.
Milch-Alm
Senn-Alm Melk-Alm Galt-Alm Almaufgabe
Direktverkauf möglich
bzw. Abnehmer von Käse vorhanden
Qualifizierte Arbeits-kräfte vorhanden
Verarbeitungs-/Lager-räume vorhanden
Milchabholung oder
geringe Transportwege
Alm-Milch-Zuschlag
Futterfläche im Tal niedrig
Almtaugliche Tiere, moderate Milchleistung
Wenig Almpersonal
vorhanden
Ausreichend Futterflä-
che für Milchkühe im Tal
Infrastruktur / bauliche Anlagen veraltet
Wegfall öffentliche Zahlungen an Alm
Futterfläche im Tal
vorhanden
Infrastruktur / bauliche
Anlagen veraltet
Arbeitskräfte und Fachwissen nicht vor-
handen
Fehlende Absatzmärkte
Konkurrenz um Roh-stoff durch Abholung
Teurer Transport
Schlechte Infrastruktur
(Wasser, Strom, Weg)
Futterfläche im Tal
vorhanden
Almpersonal fehlt
Einkunftsmöglichkeiten
durch Milch-Alm höher (ev. in Verbindung mit
Tourismus)
Almflächen zur Auslö-sung von öffentlichen
Zahlungen notwendig
Futterflächen im Tal
begrenzt
Freude an Almwirt-schaft
förd
erl
ich
h
ind
erl
ich
+ eventuell Alm-Tourismus als zusätzliches Standbein
- 40 -
12. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
Die österreichischen Almen erfüllen eine Vielzahl an kulturellen, ökologischen, sozialen und wirtschaft-
lichen Funktionen. Für den Erhalt der gesellschaftlichen Leistungen der Almwirtschaft ist eine funktio-
nierende Almbewirtschaftung notwendig. Ob und mit welchen Tieren die Almen bestoßen werden, ist
eine betriebsindividuelle Entscheidung der Almauftreiberinnen und Almauftreiber, bei der persönliche
und wirtschaftliche Überlegungen eine große Rolle spielen. Die öffentliche Hand kann zur Erhaltung
der Alm-Kulturlandschaft beitragen, indem Anreizsysteme für die Bewirtschaftung angeboten und ge-
eignete Rahmenbedingungen für die Wirtschaftlichkeit der Almen geschaffen werden.
Auf einzelbetrieblicher Ebene sind zwei Faktoren für die Weiterbewirtschaftung der Almen ausschlag-
gebend: Zum einen die Vergrößerung der betrieblichen Futterfläche und zum anderen die damit ver-
bundene Möglichkeit zur Inanspruchnahme von öffentlichen Zahlungen durch die Alpung der Tiere.
Vor allem in Regionen mit einem knappen Angebot an Tal-Futterflächen wird demnach die Almbewirt-
schaftung weitergeführt werden, da ansonsten die Produktionsmenge zurückgehen würde. Durch die
Alpung ist eine Erhöhung des Tierbesatzes am Heimbetrieb möglich, da im Sommer eine zusätzliche
Futtergrundlage vorhanden ist bzw. der Düngeranfall auch auf den Almen gegeben ist. Ob die Almen
mit Milchkühen oder sonstigen Rindern (oder anderen Kleinwiederkäuern) bestoßen werden, hat ei-
nen geringen Einfluss auf die Erhaltung der Alm-Kulturlandschaft. Wichtig ist jedoch eine ausreichen-
de Mindestbestoßung der Almen zu gewährleisten, um eine Verbuschung und Verwaldung zu verhin-
dern. Wenn in Zukunft weniger Milchkühe auf den Almen gehalten werden, dann ist eine zusätzliche
Alpung von Galtvieh bzw. Masttieren notwendig, um die Tierbestandsrückgänge auszugleichen. Im
Zeitraum zwischen 2000 und 2010 konnte der Rückgang an Milchkuh-GVE im Durchschnitt durch
andere Rinder ausgeglichen werden, in einigen Gebieten ist jedoch der erforderliche Bestoß nicht
gegeben.
Der Wegfall der Milchquote kann den
Rückgang der aufgetriebenen Milchkü-
he beschleunigen, jedoch nur, wenn am
Heimbetrieb ausreichend Futterflächen
vorhanden sind oder gepachtet werden
können. Vor allem in Tirol, Vorarlberg
und Salzburg sind die Betriebe auf die
Almfutterflächen angewiesen. Betriebe,
die Futterflächen am Heimbetrieb ver-
fügbar haben, und die Milchwirtschaft
auf Almen nur aufgrund der begrenzten
Tal-Milchquote betrieben haben, könn-
ten Milchwirtschaft auf Almen vermehrt
aufgeben. Aus der Entwicklung der Milchanlieferung in der Schweiz nach dem Auslaufen der dortigen
Milchquotenregelung lässt sich ableiten, dass auch in Österreich keine starken Rückgänge der Alm-
Milchproduktion zu erwarten sein werden. In der Schweiz konnte die Alm-Michanlieferung nach dem
Wegfall der Milchquote sogar ausgebaut werden.
Die Gelder aus der Ländlichen Entwicklung tragen in der laufenden Programmplanungsperiode bis
2013 am meisten zum wirtschaftlichen Erhalt der Almwirtschaft in Österreich bei: Für die Heimbetriebe
durch die Anrechnung der Almfutterfläche im Rahmen der Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete
Milchkuh im Großwalsertal (Vorarlberg) Foto:R. Newman
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und bei Auftrieb auf eigene Almen die ÖPUL-Maßnahme Alpung und Behirtung, für die Gemein-
schaftsalmen ausschließlich durch die ÖPUL-Maßnahme Alpung und Behirtung. Markterlöse haben
eher für Melkalmen eine ökonomische Bedeutung und machen in den untersuchten Betrieben ein
Viertel bis ein Drittel des Deckungsbeitrags der Almbewirtschaftung aus. Teilweise werden die Milch-
erlöse bei Alpung auf Gemeinschaftsalmen durch die Almzinse wieder aufgezehrt.
Die Frage, ob es nach dem Ende der EU-Milchquotenregelung wirtschaftlicher ist, keine Kühe mehr zu
alpen, lässt sich naturgemäß nicht pauschal beantworten. Zu unterschiedlich sind die Voraussetzun-
gen der Betriebe mit Melkalmen. Trotzdem lässt sich aus den Fallstudien und weiterführenden Über-
legungen folgern, dass in Zukunft noch mehr Betriebe ihre Kühe nicht mehr auf die Alm auftreiben
könnten. Zum einen sprechen dafür die strukturellen Veränderungen in der Milchkuhhaltung in Öster-
reich, dies sich durch immer größere Herden und höhere Milchleistungen je Kuh abzeichnen. Zum
anderen konstatieren die vorliegenden Berechnungen, dass das Einkommen der Betriebe ohne Al-
pung mittel- bis längerfristig gesteigert werden kann, wenn Flächen im Umkreis des Heimbetriebes
gepachtet werden können. Nicht berücksichtigt wurden in den Berechnungen mögliche Flächenreser-
ven am Heimbetrieb oder überhaupt die Intensivierung der Milchproduktion, wenn keine Kühe mehr
gealpt werden. Ohne Pachtmöglichkeiten dürfte weiterhin der Auftrieb auf die Alm wirtschaftlicher
sein, wobei hier berücksichtigt werden muss, dass die fehlende Fläche auch durch Futterzukauf von
Dritten kompensiert werden kann. Darüber hinaus bestätigen die Kalkulationen, dass insbesondere
Almen mit Fremdarbeitskräften bei Wegfall der Milchquote nicht mehr mit Milchkühen bestoßen wer-
den könnten.
Nicht nur aus Sicht der Auftreiberinnen und Auftreiber wäre es wünschenswert, wenn sich der kulturel-
le und ökologische Mehrwert der Alm-Milch auch im Produktpreis abbilden würde. Eine getrennte
Vermarktung bzw. Kennzeichnung der auf der Alm produzierten Milch und Milchprodukte könnte eine
Käser mit Almkäse Foto: R. Newman
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Abgeltung des Mehraufwandes bringen und die Abwanderung der Milchproduktion von der Alm brem-
sen. In Vorarlberg ist bereits ein starker Trend in Richtung Direktvermarktung von Alm-Produkten mit
erhöhter Wertschöpfung zu beobachten. Eine Abholung und getrennte Vermarkung von Alm-Milch
auch über den Lebensmitteleinzelhandel könnte eine zusätzliche Wertschöpfungsmöglichkeit für Melk-
Almen sein. Besonders in Tirol besteht hier mit einer Alm-Milchanlieferungsmenge von rund 33 Mio.
kg Alm-Milch Potential zur Steigerung der Wertschöpfung. Eine wichtige Rahmenbedingung zur ge-
trennten Vermarktung von Alm-Milchprodukten ist ein Schutz für die Bezeichnung der Almprodukte,
wie sie in der Schweiz bereits etabliert wurde. Auch im Rahmen der bestehenden gesetzlichen Rege-
lungen können Alm-Produkte geschützt werden. Vor allem die geschützten Herkunftsbezeichnungen
„g. U.“ und „g. g. A.“ geben einen wichtigen Hinweis auf die Herkunft der Produkte. In Österreich wur-
den 2008 rund 11 Mio. kg Käse (v. a. Berg- und Alm-Käsesorten) mit geschützter Herkunftskenn-
zeichnung vermarktet, ein weiterer Ausbau (u. a. auch im Zusammenhang mit Heumilch) ist hier an-
zudenken.
Die Kombination von Alm-Milchwirtschaft und Alm-Tourismus bietet für die Touristen ein attraktives
kulinarisches und landschaftliches Angebot und ermöglicht den Almbewirtschafterinnen und Almbe-
wirtschaftern den Fortbestand der Milchwirtschaft auf Almen. Salzburg hat hier eine Vorreiterrolle.
Durch gezieltes Marketing für die gesamte Region kann sanfter Tourismus gefördert und die Alm-
Kulturlandschaft durch die Weiterbewirtschaftung der Almen erhalten werden. Weitere Möglichkeiten,
um zum einen ein Verständnis für die Almbewirtschaftung zu schaffen und zum anderen ein zusätzli-
ches Einkommen zu erzielen, sind die Angebote „Schule auf der Alm/Erlebnis Alm“ und eine Tätigkeit
als „Almführerin oder Almführer“. Für die Zukunft der Almen ist die Innovationskraft und Kreativität der
Almbewirtschafterinnen und –bewirtschafter ein Schlüsselfaktor zur Erhöhung der Wertschöpfung und
damit zur Erhaltung der Almen.
Grundvoraussetzung für den Weiterbestand der (Milch-)Almwirtschaft ist eine funktionierende Alm-
Infrastruktur. Herausforderung - vor allem in der Milchwirtschaft auf Almen - sind die Sicherstellung
der Wasserqualität und die Erhaltung der baulichen Anlagen und Wege. Hier sind in den nächsten
Jahren in manchen Bundesländern Investitionen zur Verbesserung zu tätigen. Die Erschließung der
Almen durch Wege fördert und erleichtert die Bewirtschaftung der Almen. Für den Erhalt und Neubau
sind hohe Investitionssummen zu tätigen, die ohne öffentliche Unterstützung kaum finanzierbar sind.
Zentral für die Milchwirtschaft auf Almen ist weiters das betriebseigene als auch betriebsfremde Alm-
personal. Milchwirtschaft auf Almen stellt hohe Anforderungen an die Qualifikation des Personals und
setzt ein hohes Maß an Fachwis-
sen voraus. Der Ausbildung des
Almpersonals kommt eine zentra-
le Funktion zu. Derzeit wird im
Rahmen der Ländlichen Entwick-
lung über das LFI ein umfassen-
des Alm-Bildungsprogramm an-
geboten. Gerade um das große
Potential der Almwirtschaft auch
künftig optimal nutzen zu können,
ist es wichtig für die Bewirtschaf-
terinnen und Bewirtschafter, Bil-
dungsangebote in diesem Be-
reich verstärkt in Anspruch zu
nehmen.
Kühe auf der Alm im Montafon Foto: R. Newman
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13. Tabellen- und Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis:
Tabelle 1 Funktionen der Almwirtschaft auf einzelbetrieblicher Ebene 9
Tabelle 2 Menge und Veränderung der Milchanlieferung und des Milchdirektverkaufes im Milchquotenjahr 2010/11 in
Mio. kg (Veränderungen im Vergleich zu 2005/06) 14
Tabelle 3 Almen mit Direktvermarktung nach Bundesländern 2009 19
Tabelle 4 Anteil ausgewählter Fettsäuren (FS) an Gesamtfett (in g/100g Fett)* 22
Tabelle 5 Fettgehalt und Gehalt an Omega-3-Fettsäuren sowie davon abgeleitete Verzehrsmengen zur Deckung der
empfohlenen Tagesaufnahme 23
Tabelle 6 Übersicht über ausgewählte Urprodukte laut Gewerbeordnung 1994 25
Tabelle 7 Übersicht über die wichtigsten öffentlichen Zahlungen in Bezug auf die Almbewirtschaftung (Auszug) 28
Tabelle 8 Übersicht über die ausbezahlten öffentlichen Zahlungen sowie den Anteil der almrelevanten
Leistungsabgeltungen je Maßnahme im Durchschnitt der Jahre 2007-2009 (inklusive LEADER-Projekte; AZ
ohne Flächenbetrag 3) 29
Tabelle 9 Eckdaten der Heimbetriebe je nach Fallstudie 31
Tabelle 10 Angenommene Prämien der ersten und zweiten Säule je nach Prämienmodell für die GAP bis 2020 34
Tabelle 11 Struktur der Almen in Österreich 2010 44
Tabelle 12 Auf in- und ausländische Almen aufgetriebene Tiere 2010 44
Tabelle 13 Betriebe mit Alm-Milchquoten nach Bundesländern 45
Tabelle 14 Alm-Milchquoten und Veränderung der Alm-Milchquoten nach Bundesländern in Tonnen 45
Tabelle 15 Berechnungsgrundlagen für die Heimbetriebe je nach Fallstudie 46
Abbildungsverzeichnis:
Abbildung 1 Gesellschaftliche Funktionen der Almwirtschaft 8
Abbildung 2 Gründe, warum Auftreiberinnen und Auftreiber Almwirtschaft betreiben 10
Abbildung 3 Almfutterflächen nach Bundesland 2000 und 2010 11
Abbildung 4 Entwicklung der Anzahl und des Anteils gealpter Milchkühe 2000 bis 2010 11
Abbildung 5 Anzahl gealpte Rinder und Anteil gealpter Milchkühe nach Bundesländern 2000 und 2010 12
Abbildung 6 Entwicklung der Alm-Milchquoten 2000/01 bis 2010/11 12
Abbildung 7 Alm-Milchquoten nach Bundesländern im Milchquotenjahr 2010/11 13
Abbildung 8 Anzahl Betriebe und Milchquoten pro Betrieb im Milchquotenjahr 2010/11 13
Abbildung 9 Entwicklung der Alm-Milchanlieferung und Alm-Milch-Direktvermarktung in den Jahren 2005/06 und
2010/11 und Vergleich mit den Alm-Milchquoten 14
Abbildung 10 Durchschnittliche Entfernung zum Heimbetrieb nach Bundesländern im Jahr 2009 15
Abbildung 11 Erschließungszustand der Almen in Prozent nach Bundesländern 2010 16
Abbildung 12 Zustand der Zufahrtswege in Prozent nach Bundesländern im Jahr 2009 16
Abbildung 13 Trinkwasserversorgung in Prozent nach Bundesländern 2009 17
Abbildung 14 Stromversorgung österreichischer Almen in Prozent 2009 17
Abbildung 15 Zustand bauliche Anlagen in Prozent im Jahr 2009 18
Abbildung 16 Anteil Almen mit Milchverarbeitung nach Bundesländern 2009 19
Abbildung 17 EU-Gemeinschaftszeichen zur geschützten Herkunftsbezeichnung von Agrarerzeugnissen 20
Abbildung 18 Entwicklung der Alm-Milchanlieferung (Sömmerungs-Milch) und des Anteils an der Gesamtmilchanlieferung
in der Schweiz 2001/02 bis 2010/11 24
Abbildung 19 Anzahl und Anteil familieneigener und familienfremder Arbeitskräfte auf den Almen 2009 25
Abbildung 20 Zusammensetzung des Deckungsbeitrags aus der Landwirtschaft in Prozent 32
Abbildung 21 Kurzfristige Betrachtung des Deckungsbeitrages ohne gealpte Kühe in Prozent von jenem mit gealpten
Kühen je nach Prämienmodell und Pachtmöglichkeiten 34
Abbildung 22 Mittel- bis langfristige Betrachtung der Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft ohne gealpte Kühe in
Prozent von jenen mit gealpten Kühen je nach Prämienmodell und Pachtmöglichkeiten 35
Abbildung 23 Wichtige Neuerungen aus Sicht der AuftreiberInnen, damit noch lange Almwirtschaft betrieben wird 36
Abbildung 24 Entwicklungsmöglichkeiten von Almen mit Milchanlieferung 39
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14. Anhang
Tabelle 11 Struktur der Almen in Österreich 2010
Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg. Ö
Anzahl der Almen (1) 1.926 79 201 1.819 1.945 2.163 534 8.667
Anteil an Almen (%) 22,2 0,9 2,3 21,0 22,4 25,0 6,2 100,0
Veränderung 2000-2010 (%) -6,0 -10,2 -5,2 -0,1 -13,4 -1,4 -4,5 -5,4
Anteil Almen mit Milchproduktion (%) (2) 7,0 3,8 5,6 28,5 6,3 51,4 59,1 25,5
AlmauftreiberInnen (3) 4.603 641 689 4.747 4.494 10.392 2.596 28.168
Anteil an AlmauftreiberInnen (%) 16,3 2,3 2,4 16,9 16,0 36,9 9,2 100,0
Veränderung 2000-2010 (%) -13,7 -14,4 -21,3 -8,6 -18,2 -9,8 -13,6 -12,5
Hirten 581 70 118 1.324 886 3.204 1.043 7.226
Anteil an Hirten (%) 8,0 1,0 1,6 18,3 12,3 44,3 14,4 100,0
Hirten / Alm 0,30 0,89 0,59 0,73 0,46 1,48 1,95 0,83
Veränderung 2000-2010 (%) 2,8 11,1 -7,8 16,4 -1,0 7,2 12,8 7,8
Almfutterflächen (in ha) (4) 69.319 4.503 5.453 80.884 48.392 163.099 41.722 413.372
Anteil an Almfutterflächen (%) 16,8 1,1 1,3 19,6 11,7 39,5 10,1 100,0
Anteil an Dauergrünlandflächen (%) 41,3 2,5 2,4 44,5 21,3 61,7 50,8 30,8
Almfutterfläche / Alm (in ha) 36,0 57,0 27,1 44,5 24,9 75,4 78,1 47,7
Veränderung 2000 - 2010 (%) -25,1 -4,7 -6,2 -35,0 -34,3 -25,2 -24,9 -28,1
Quelle: Grüner Bericht 2011, eigene Berechnungen, (1) in Wien und im Burgenland gibt es keine Almen, Bundesländerzuordnung nach Lage der Alm (2) Quelle: Alm-Zusatzerhebung 2009 (3) 4 Auftreibe-rInnen aus dem Burgenland, 2 AuftreiberInnen aus Wien (4) landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF)
Stockerwirt beim Schneiden von Heumilchkäse Foto: R. Newman
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Tabelle 12 Auf in- und ausländische Almen aufgetriebene Tiere 2010
Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg. Ö
Aufgetriebene GVE auf den Almen 46.391 3.714 4.018 60.912 40.844 102.946 29.931 288.756
Aufg. Rinder (ohne Milchkühe) in Stück 51.096 4.734 4.951 60.400 49.026 79.750 26.947 276.904
Aufgetriebene Milchkühe in Stück 1.703 47 76 9.080 1.412 32.459 9.027 53.804
Anteil Milchkühe an aufg. Rindern (%) 3,2 1,0 1,5 13,1 2,8 28,9 25,1 16,3
Anteil aufg. an Milchkühe gesamt (%) 5,0 0,0 0,0 15,7 1,7 56,9 37,6 10,1
Milchkühe / ha Almfutterfläche 0,02 0,01 0,01 0,11 0,03 0,20 0,22 0,13
Veränderung aufg. Milchkühe 2000-2010 (%) -19,4 -25,4 -53,4 -9,2 -31,8 -6,7 -6,7 -8,6
Quelle: Grüner Bericht 2011, Bundesländerzuordnung nach Lage der Alm
Tabelle 13 Betriebe mit Alm-Milchquoten nach Bundesländern
Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg. Ö
Betriebe mit Alm-A-Quoten
2000/01 89 5 8 583 206 1.746 695 3.332
2010/11 62 4 3 473 144 1.553 552 2.791
Anteil nach Bundesland 2010/11 (%) 2,2 0,1 0,1 16,9 5,2 55,6 19,8 100,0
Differenz 2000/01 - 2010/11 (%) -30,3 -20,0 -62,5 -18,9 -30,1 -11,1 -20,6 -16,2
Alm-A-Quoten pro Betrieb 2010/11 (t) 13,6 17,8 15,9 18,5 17,9 23,0 16,3 20,4
Betriebe mit Alm-D-Quoten
2000/01 55 0 5 273 70 374 224 1.001
2010/11 50 0 3 213 47 257 218 788
Anteil nach Bundesland 2010/11 (%) 6,3 0,0 0,4 27,0 6,0 32,6 27,7 100,0
Differenz 2000/01 - 2010/11 (%) -9,1 -40,0 -22,0 -32,9 -31,3 -2,7 -21,3
Alm-D-Quoten pro Betrieb 2010/11 (t) 14,8 7,0 6,2 5,1 13,4 40,2 18,4
Quelle: Grüner Bericht 2011, Bundesländerzuordnung nach Betriebsstandort
Tabelle 14 Alm-Milchquoten und Veränderung der Alm-Milchquoten nach Bundesländern in Tonnen
Ktn. Nö. Oö. Sbg. Stmk. Tirol Vbg. Ö
Alm-Quoten gesamt
2000/01 (t) 1.724 77 142 11.680 4.038 40.368 17.643 75.672
2010/11 (t) 1.587 71 69 10.060 2.816 39.209 17.765 71.576
Anteil nach Bundesland 2010/11 (%) 2,2 0,1 0,1 14,1 3,9 54,8 24,8 100,0
Differenz 2000/01 - 2010/11 (%) -8,0 -7,9 -51,5 -13,9 -30,3 -2,9 0,7 -5,4
Alm-A-Quoten
2000/01 (t) 1.063 77 118 9.984 3.643 36.470 13.451 64.807
2010/11 (t) 846 71 48 8.730 2.577 35.770 9.007 57.049
Anteil nach Bundesland 2010/11 (%) 1,5 0,1 0,1 15,3 4,5 62,7 15,8 100,0
Differenz 2000/01 - 2010/11 (%) -20,4 -7,9 -59,8 -12,6 -29,3 -1,9 -33,0 -12,0
Anteil Alm-A-Quoten an Almquoten 2010/11 (%) 53,3 100,0 69,4 86,8 91,5 91,2 50,7 79,7
Alm-D-Quoten
2000/01 (t) 662 0 23 1.696 394 3.898 4.192 10.865
2010/11 (t) 740 0 21 1.330 239 3.440 8.758 14.527
Anteil nach Bundesland 2010/11 (%) 5,1 0,0 0,1 9,2 1,6 23,7 60,3 100,0
Differenz 2000/01 - 2010/11 (%) 11,9 0,0 -9,5 -21,6 -39,5 -11,8 108,9 33,7
Anteil Alm-D-Quoten an Almquoten 2010/11 (%) 46,7 0,0 30,6 13,2 8,5 8,8 49,3 20,3
Quelle: Grüner Bericht 2011, Bundesländerzuordnung nach Betriebsstandort
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Tabelle 15 Berechnungsgrundlagen für die Heimbetriebe je nach Fallstudie
Almregion Einheit Fallstudie
I II III IV V VI
TM-Ertrag Grünland dt. 70 70 70 60 60 80
Zahlungsanspruch €/ha 141 146 139 129 137 143
Kosten fremde Arbeitskreis. €/h 15,0
Pachtkosten €/ha 250 500 600 350 250 500
Nutzungsdauer Kühe Jahre 5,0 4,0 3,5 4,5 4,5 4,0
Variable Kosten je Kuh € 562 602 797 473 464 578
Milchpreis Cent/kg 41,7 41,7 36,7 36,7 38,9 41,0
Kraftfutterbedarf je Kuh kg 990 825 1.950 990 975 1.400
Kraftfutterpreis Cent/kg 45 45 28 28 28 28
Arbeitszeit je Kuh AKh 115 100 85 135 125 115
Almzins für Milchkühe €/St. 170 336 300
Almzins für Kalbinnen €/St. 28 53 50
Fixkosten Heimbetrieb* € 18.942 19.876 36.641 7.945 18.372 27.556
dar. AfA Gebäude € 5.807 6.098 12.557 2.153 4.796 8.455
dar. AfA Maschinen € 6.500 8.520 12.250 3.550 6.750 8.205
Var. Kosten eigene Alm €/ha 25,0 39,6 35,0
Arbeitszeit je ha Alm AKh 3,6 8,0 8,0
Fixkosten eigene Alm € 6.374 7.123 11.497
dar. AfA gesamt € 2.464 2.510 4.478
dar. Wegerhalt., Pacht € 1.530 1.913 2.869
Quelle: Eigene Berechnungen und Annahmen Kirner Abk.: AfA = Absetzung für Abnutzung, TM = Trockenmasse * Inklusive Fixkosten für Voralpe (Fallstudie V) und Vorsäß (Fallstudie VI)
Pfiff-Alm im Ferleiten-Tal Foto: R. Newman
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