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METROPOLREGION FRANKFURTRHEINMAIN 8–23Standortmarketing: neU
aUfgeStellt – made in heSSen –demografie: intelligent SchrUmpfen –
vielfalt alS StÄrke
www.frankfurt-main.ihk.de a 4836
137. Jahrgang 06.14
Jetzt aUch
digital!
rechtMediation: Konflikte einvernehmlich beilegen 40
aUSbildUngVom Wald auf den Teller – ein Ausbil-dungsprojekt
28
StandortpolitikGlobal Busi ness Week: Tag der Metropolregion
24
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Unser Leben, unsere Wirtschaft,unsere Frankfurter
Sparkasse„Unsere erste Geschäftsidee haben wir vor fast 20 Jahren
in unserer Stammkneipeentwickelt. Gute Ideen allein reichen aber
nicht aus, um erfolgreich zu sein.Geduld, Teamgeist und die
richtigen Partner sind entscheidend, einer davon:die Frankfurter
Sparkasse.“
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Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Jeder, der in FrankfurtRheinMain lebt, wohnt und arbeitet, weiß
um die vielen Vorzüge, die diese Region im Vergleich mit anderen zu
bieten hat. Gleichwohl kann ich es nicht lassen, immer wieder
hervorzuheben, dass wir ein außerordentlich attraktiver
Wirtschafts-standort sind. FrankfurtRheinMain hat das Zeug dazu,
nicht nur die Aufmerksamkeit der Global Player auf sich zu lenken,
sondern vor allem auch das Interesse der Fachkräfte aus allen
Teilen der Welt zu wecken.
Als Wissensstandort sind wir bereits in den internationalen
Fokus gerückt. So beträgt der Anteil der ausländischen Studenten
alleine in Frankfurt mehr als 17 Prozent – so viel wie in keiner
anderen deut-schen Großstadt. Und dass Menschen, die hier
ausgebildet werden, auch in der Region Arbeit finden können, belegt
der vergleichsweise hohe Anteil ausländischer
sozialversicherungspflichtig Beschäftigter in den Unternehmen: Mit
einer Quote von deutlich über 15 Prozent liegt Frankfurt nahezu
gleichauf mit München.
Wir haben zudem eine Verkehrsinfrastruktur, die deutschlandweit
ihresgleichen sucht. Und auch die Lebensqualität in der Region ist
– vereinzelten Unkenrufen zum Trotz – außergewöhnlich hoch. Um es
auf den Punkt zu bringen: Wir haben die besten Voraussetzungen, ein
wettbewerbsfähiges Geschäftsmodell für diese Region zu entwerfen,
mit dem wir die Prosperität nachhaltig sicherstellen können. Die
größte Herausforderung besteht jedoch darin, dass wir die Stärken
und vorhan-denen Kompetenzen in dieser Region endlich zu einer
Kraft bündeln.
Prof. Mathias MüllerPräsident, IHK Frankfurt
Kompetenzen bündeln
„Die Lebensqualität in der Region ist außergewöhnlich hoch.“
IHK WirtschaftsForum 06.14 3
Editorial
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08–23
editorial 303 Kompetenzen bündeln Prof. Mathias Müller,
Präsident,
IHK Frankfurt
Special metropolregion frankfUrtrheinmain 38 FrankfurtRheinMain
„Kräfte stärker bündeln“10 Standortmarketing Neuausrichtung zeigt
Erfolge12 Ballungsraum Made in Hessen14 FrankfurtRheinMain „Eine
der Superregionen“16 Regionalverband Energieversorgung sichern18
Demografi e Intelligent schrumpfen20 Metropolregion Vielfalt als
Stärke
IHK WirtschaftsForum 06.144
inhalt 06.14
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31
26
24
35
Beilagenhinweis: Einem Teil unserer Ausgabe liegen Beilagen der
Schultz GmbH & Co. KG, Wiesbaden, und BIEG Hessen GbR,
Frankfurt, bei. Wir bitten um freundliche Beachtung!
Standortpolitik 324 Global Business Week Metropolregion
weiterentwickeln
UnternehmenSförderUng Und Starthilfe 326 Management-Kolloquium
Größenvorteile von Start-ups
aUS- Und WeiterbildUng 328 Ausbildungsprojekt Vom Wald auf den
Teller30 IHK-Bildungszentrum
innovation Und UmWelt 331 Webseitenoptimierung Tausend Schäflein
irren nicht
international 333 Kroatien Investitionsanreize stärken35 Joint
Ventures Markteinstieg in Brasilien
recht Und SteUern 337 Onlinehandel Neues Widerrufsrecht38
Corporate-Governance-Kodex Aufsichtsräte gestärkt40 Mediation
Besser streiten42 Alterswerbung Beste Qualität seit 150 Jahren
51 vorSchaU | impreSSUm | Unter nehmenSreport | beim namen
genannt 3
IHK WirtschaftsForum 06.14 5
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standortpolItIK
Grünes Licht für Regional-tangente WestDie IHK Frankfurt begrüßt
den Einstieg des Landes Hessen bei der Planung der Regionaltangente
West (RTW). „Das Projekt benötigt dringend Unterstützung, um
reali-siert werden zu können. Außerdem setzt die Landespolitik mit
ihrem Beitritt ein deutliches Zeichen, auf das die Wirtschaft schon
län-ger wartet: FrankfurtRheinMain braucht mehr Förderung und
In-vestitionen für eine moderne und leistungsfähige
Verkehrsinfrastruk-tur“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Matthias
Gräßle. Vor allem für die Unternehmen und die Fachkräfte in den
Landkreisen Hochtaunus
und Main-Taunus sei die RTW ein verkehrsstrategisch bedeu-tendes
Projekt. Die Tangente sei eine wichtige Ergänzung, um eine
zukunftsfähige ÖPNV-Struktur in der Region zu schaffen. Mit einer
tangentialen Streckenführung von Bad Homburg über Oberursel
beziehungsweise dem Frankfurter Nordwestzentrum über Eschborn,
Frankfurt-Höchst, das Stadion, den Flughafen, Dreieich und
Neu-Isenburg würden diese Orte direkt miteinander verbunden.
Zeitinten-sive Umwege über den Frankfurter City-Tunnel könnten dank
der RTW künftig umgangen werden. ❙
standortpolItIK
IHK warnt Gastronomen vor BetrugsmascheBetrüger versuchen
derzeit im IHK-Bezirk Frankfurt mit Anrufen bei Gastronomen – mit
Verweis auf das Jugendschutzgesetz sowie der Androhung von
Kontrollen und Bußgeldern – einen Musteraushang des
Jugendschutzgesetzes für einen überhöhten Preis zu „verkaufen“. Die
Industrie- und Handelskammer weist darauf hin, dass die Anrufer
weder Mitarbeiter der IHK Frankfurt sind noch in deren Auftrag
handeln.
Das Jugendschutzgesetz kann auf der IHK-Website unter dem
Such-begriff „JuSchG“ kostenlos herun-tergeladen werden. Wenn
Gastro-nomen detaillierte Informationen über die Anrufer erfahren,
sollten sie sich mit der IHK Frankfurt in Verbindung setzen.
Kontakt: Ulf Horstmann, Standortpolitik, Telefon 0 69 / 21 97-13
33, E-Mail [email protected]. ❙
IntErnatIonal
Deutsche Wirtschaft vertritt Interessen in ChinaBei Geschäften
deutscher Unter-nehmen in und mit China gibt es immer noch
erhebliche Probleme. Darauf hat DIHK-Präsident Eric Schweitzer
während seiner Chi-nareise hingewiesen. In Peking erläuterte er im
Beisein von Wirt-schaftsminister Sigmar Gabriel, dass deutsche
Unternehmen beim Thema Patentschutz nicht mehr ausschließlich über
Raubkopien klagten, sondern zunehmend auch über kuriose
Übertreibungen: „Erst hatten die Chinesen gar kein Pa-
tentrecht, jetzt überziehen sie es.“ Auch der
Joint-Venture-Zwang erschwert den Handel deutscher Unternehmen mit
China: So kön-nen deutsche Anbieter, beispiels-weise in der
Automobilindustrie, nur zusammen mit einem chine-sischen Partner
agieren. Positiv wertete Schweitzer das vermehrte Engagement
chinesischer Firmen in Deutschland: Die guten Bedin-gungen, die sie
in Deutschland vorfänden, könnten dann auch zu Fortschritten in
China führen. ❙
rEcHt
„Made in“: Kennzeichnung verpfl ichtendEntgegen aller
Widerstände – nicht nur aus Deutschland – hat das Eu-ropäische
Parlament der neuen, ver-pfl ichtenden „Made in“-Kennzeich-nung
Mitte April zugestimmt. Ein Ablehnungsantrag von Abgeordne-ten der
Liberalen, der europäischen Konservativen und der europäischen
Christdemokraten scheiterte mit 205 zu 419 Stimmen. Nun ruhe die
Hoffnung der deutschen Wirt-schaft auf dem EU-Ministerrat, so
DIHK-Hauptgeschäftsführer Mar-tin Wansleben: „Dieser sollte die
Neuregelung deutlich ablehnen, sie verwirrt die Verbraucher und
schadet unseren Unternehmen.“ Im Rat lehnt eine Sperrminorität von
Mitgliedsstaaten die verpfl ichtende Herkunftskennzeichnung bislang
ab.
„Das Gesetz bedroht nicht nur die für den Verbraucher als
Qualitäts-merkmal etablierte Kennzeichnung Made in Germany“, sagte
Wansle-ben, „sondern führt zu unnötiger Bürokratie für die
Unternehmen und gefährdet damit letztlich auch Arbeitsplätze in der
EU.“ ❙
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IHK WirtschaftsForum 06.146
KURZMELDUNGEN
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VErKEHr
Nordmainische S-Bahn für die Region unverzichtbar„Die
nordmainische S-Bahn wird den Bahnverkehr in der gesamten Region
rund um den Verkehrskno-tenpunkt Frankfurt entlasten“, so Prof.
Mathias Müller, Vorsitzender der IHK-Arbeitsgemeinschaft Hessen.
Vom Bau der S-Bahn-Strecke zwischen Maintal und Hanau werde
insbesondere der Fernverkehr auf dem stark über-lasteten Abschnitt
Hanau–Frank-furt profitieren. „Der Bund muss erkennen, dass die
nordmainische S-Bahn von überregionaler Be-deutung ist“, sagte
Müller. Daher müsse das mit rund 400 Millio-
nen Euro veranschlagte Projekt in den Bundesverkehrswegeplan
aufgenommen und entsprechend finanziell unterstützt werden,
forderte er. Mitte Mai war Frankfurts Verkehrsdezernent Stefan
Majer gemeinsam mit dem Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Erich
Pipa, sowie einigen Bürgermeistern in Berlin, um im
Bundesverkehrsministerium das Thema zu adressieren. Es sei richtig,
so Müller, dass sich die betroffenen Kommunen in der
Bundeshauptstadt für das Projekt einsetzten. ❙
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InnoVatIon und umwElt
Windkraft: DIHK fordert gemein-sames VorgehenKritik erntet die
Bundesregie-rung dafür, dass sie den Ländern beim Ausbau der
Windkraft eine Regelungskompetenz für den „richtigen“ Abstand
zwischen Windrädern und Gebäuden geben will. Der ursprüngliche
Vorstoß dazu kommt aus Bayern und Sachsen. Die beiden Freistaaten
wollen den Abstand von Sied-lungsflächen und Windrädern vergrößern.
Die Wirtschaft be-fürchtet, dass der Ausbau der Windkraft dadurch
erheblich ins
Stocken gerät. Zwar können die Länder schon jetzt auf Grund-lage
des Raumordnungsrechts Abstände regeln, das letzte Wort haben aber
bisher die planenden Kommunen. Der DIHK fordert eine bundesweit
ausgewogene Ver-teilung der Energiewendelasten und ein gemeinsames
Vorgehen aller Beteiligten. Vor Ort gilt es, auf regionale
Besonderheiten und Anregungen der Öffentlich-keit einzugehen und
die richtige Standortauswahl zu treffen. ❙
arbEItsmarKt
Praktika: Ausnahmen vom MindestlohnFreiwillige Praktika bis zu
sechs Wochen sollen vom Mindestlohn ausgenommen werden. Das hat das
Bundeskabinett beschlos-sen. Eine Verbesserung, die nicht zuletzt
auf Drängen des DIHK vorgenommen worden ist. Ur-sprünglich sollten
freiwillige Prak-tika vom ersten Tag an mit dem Mindestlohn
vergütet werden. DIHK-Präsident Eric Schweitzer fordert zugleich
weitere Nach-besserungen im parlamentari-
schen Verfahren: „Viele Praktika dauern länger als sechs Wochen.
Und kaum ein Unternehmen wird jungen Leuten, die praktische
Erfahrungen sammeln wollen, 1 500 Euro monatlich zahlen kön-nen.“
Das Angebot an freiwilligen Praktika werde zulasten der
Be-rufseinsteiger sinken, befürchtet Schweitzer. Der DIHK hält es
des-halb für sinnvoll, dass freiwillige Praktika von bis zu sechs
Monaten mindestlohnfrei bleiben. ❙
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IHK WirtschaftsForum 06.14 7
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Herr Prof. Müller, es gibt zahlreiche Gesellschaften und
Initiativen, die sich auf die Agenda geschrieben haben, die
Entwicklung von Frank-furtRheinMain voranbringen zu wollen. Ist das
zu viel des Guten?MÜLLER: Dass es viele gibt, die viel bewegen
wollen, ist zunächst einmal ein Zeichen dafür, dass das Interesse
an der Entwicklung dieser Region sehr groß ist. Und das ist
prinzipiell gut. Ein besonderes Merkmal von FrankfurtRheinMain ist
ja gerade die Vielfalt – wobei ich in diesem Kontext keineswegs nur
auf die Vielfalt der räumlichen Qualitäten
abstellen will. Die Vielfalt bezieht sich auch auf die
unterschiedlichen wirtschaftlichen und kulturellen Stärken.
FrankfurtRheinMain hat viele Facetten und ist dadurch sehr
abwechslungsreich. Genau darin liegt die Stärke dieser Region.
Gleichwohl besteht genau darin auch die enorme Herausforderung,
wenn es darum geht, gemeinsam Strategien für die zukünftige
Entwicklung dieser Region zu erarbeiten. Die Kompeten-zen, die in
der Region bereits vorhanden sind, gilt es zu einer Kraft zu
bündeln. Das trifft auf die Themenfelder Wirtschaftsförderung
und
FranKFurtrHEInmaIn
„KRäFTE STäRKER BÜNDELN“Ein Gespräch mit IHK-präsident prof.
mathias müller über die neuaufstellung der international agierenden
standortmarke-tinggesellschaft, die bündelung von Kompetenzen in
der region sowie die Herausforderung der Fachkräftesicherung.
Frankfurter skyline.
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IHK WirtschaftsForum 06.148
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Standortmarketing ebenso zu wie auf die Bereiche Kultur,
Tourismus und Wissenschaft.
Das klingt so, als bräuchte es einen Dirigenten, der das
Orchester dirigiert.MÜLLER: Zutreffend ist: Je mehr Akteure sich
für die Region einset-zen, desto größer ist der Abstimmungsbedarf.
Fest steht aber auch, dass wir unsere Schlagkraft im
internationalen Wettbewerb deutlich erhöhen, wenn wir die Vielfalt
der Region als Chance begreifen und unsere Kräfte stärker bündeln.
Angesichts der immer größer werdenden Herausforderung der
Fachkräftesicherung muss die Region ein ge-schlossenes Bild nach
außen zeigen und für die Stärken des Standorts werben – national
wie international. Die vorhandenen Strukturen sind zwar
leistungsfähig, haben aber noch Optimierungspotenzial. Es ist an
der Zeit, das unübersichtliche Organisationsdickicht zu lichten und
die große Anzahl von regionalen Aktivitäten auf Konsolidierungs-
und Bündelungspotenziale hin abzuklopfen. Ich bin mir sicher, dass
sich dadurch noch einige Synergien heben lassen.
So weit die Theorie. Wie soll die praktische Umsetzung erfolgen?
MÜLLER: Im Bereich der Wirtschaftsförderung und des
Standortmar-ketings wird es immer mehrere Ebenen und somit eine
Vielzahl von Akteuren geben. Das ist im Prinzip auch gut so, denn
der Standortwett-bewerb innerhalb der Region trägt dazu bei, dass
sich alle anstrengen. Doch mit Blick auf die Wettbewerbssituation
mit anderen Regionen ist es enorm wichtig, dass die
FrankfurtRheinMain International Mar-keting of the Region in den
Fragen der Wirtschaftsförderung und des Standortmarketings einen
einheitlichen Außenauftritt, ein Gesicht, eine Stimme und eine
Telefonnummer sowie eine E-Mail-Adresse hat. Alles andere ist nicht
kundenorientiert. Anfragen von Investoren be-ziehungsweise
Unternehmen, die sich hier ansiedeln möchten, müssen zügig
beantwortet werden. Die Grundlage dafür bilden funktionierende
Informationswege zwischen kommunaler und regionaler Ebene.
Die IHK Frankfurt war bislang über das IHK-Forum an der
Frankfurt-RheinMain International Marketing of the Region, kurz FRM
GmbH, beteiligt. Die Vollversammlung hat entschieden, sich nicht
mehr nur mittelbar, sondern parallel dazu auch direkt als
Gesellschafter an dem Unternehmen zu beteiligen. Ist die
Entscheidung aus den vorgenannten Gründen so ausgefallen?MÜLLER:
Frankfurt hat als Kernstadt dieser Region bereits einen sehr hohen
Besatz an internationalen Unternehmen. Durch die Bündelung
der Marketingmittel in einer Organisation mit einem
international erfahrenen Team und professionellem
Marketing-Know-how erreichen wir eine besondere Hebelwirkung bei
der Identifi kation und Ansprache von internationalen Investoren in
allen relevanten Zielmärkten – und das weltweit. Die Entscheidung
der Vollversammlung, sich an der FRM GmbH direkt zu beteiligen, ist
ein Beleg für das starke Interesse der Wirtschaft an einer
überregionalen Wirtschaftsförderung.
Ist die Standortmarketinggesellschaft für diese Aufgabe gut
auf-gestellt?MÜLLER: Die Gesellschaft hat unter Beteiligung der
Gesellschafter, des Aufsichtsrats und der neuen Geschäftsführung
eine strategische Neuausrichtung und Präzisierung der
Aufgabenstellung erfahren. Das ist der erste Schritt in die
richtige Richtung und hat dazu geführt, dass Gesellschafter, die
bereits ausgetreten waren oder ihren Austritt angekündigt hatten,
einen Wiedereintritt angestrebt beziehungsweise sich zum Verbleib
entschieden haben. Nun muss die Neuausrichtung auch ihre Nagelprobe
bestehen. Der Vorteil der FRM GmbH ist, dass die Gesellschaft
aufgrund ihrer Mitgliederstruktur einen weitaus grö-ßeren Raum
abdecken kann als der an den Ballungsraum gebundene
Regionalverband.
Ist das wichtig?MÜLLER: Durchaus. Darmstadt und Wiesbaden sind
ein integraler Be-standteil von FrankfurtRheinMain. Obwohl beide
Städte dazugehören, werden sie vom Metropolgesetz nicht erfasst.
Dabei haben alle in der Region die gleichen Herausforderungen zu
lösen. Und das Risiko, in-dividuell zu scheitern, ist deutlich
größer, als gemeinsam zu obsiegen. Insofern nimmt die FRM GmbH eine
strategisch bedeutende Rolle ein, weil sie nicht an den Grenzen des
Ballungsraums aufhört.
Was sind die Schwerpunktthemen, die aus Sicht der IHKs auf der
Agenda ganz oben stehen sollten, um FrankfurtRheinMain
voran-zubringen? MÜLLER: Die zentrale Fragestellung der Wirtschaft
lautet: Wie sichert man die Region in puncto Arbeitsplätze
zukunftsweisend ab? Wir brau-chen einen Masterplan, der den
Platzbedarf für Infrastruktur, Gewerbe, Industrie und Freifl ächen
langfristig abbildet. Zudem dürfen wir das Thema Wohnen nicht außer
Acht lassen. Es spricht sehr viel dafür, diese regionalen Themen
auch regional zu behandeln. Idealerweise werden die strategischen
Rahmenrichtlinien für die Region vorgegeben, ohne den Kommunen ihre
Planungshoheit zu nehmen. Mit der Erstellung des regionalen
Einzelhandelskonzepts hat die Region gezeigt, dass sie auch bei
schwierigen Fragestellungen auf regionaler Ebene Konsens erzielen
kann. Auf diesem Erfolg sollte aufgebaut werden. ❙
Prof. Mathias Müller, Präsident, IHK Frank -furt:
„Frankfurtrheinmain hat viele Fa-cet ten und genau darin liegt die
stärke dieser region. Gleichwohl besteht darin auch die enorme
Herausforderung, wenn es darum geht, gemeinsam strategien für die
zukünftige Entwicklung dieser region zu erarbeiten.“
INTERVIEWALEXANDRA MAYImmobilienöko-nomin, Investor & public
relations, [email protected]
IHK WirtschaftsForum 06.14 9
Metropolregion FrankfurtRheinMain
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standortmarKEtInG
NEUAUSRICHTUNG ZEIGT ERFOLGEIn 2013 beschloss der aufsichtsrat
der Frankfurtrheinmain International marketing of the region die
neuausrichtung des regionalen standortmarketings. Ziel war es, die
region international effizienter und langfristig erfolgreich zu
etablieren.
Seit März 2013 befi ndet sich die FrankfurtRheinMain
International Marketing of the Region in einem tief greifenden
Umstrukturie-rungsprozess. Ziel ist es, das internationale
Standortmarketing für die Region neu aufzustellen. Mit der
Unterstützung externer Partner wurde anhand objektiver Kriterien
ermittelt, in welchen Ländern und mit welchen Branchen es sinnvoll
ist, künftig für die Region FrankfurtRhein-Main zu werben. Die
Zielländer wurden auf Basis gründlicher Analysen von Wirtschafts-,
Investitions- und Regionaldaten ermittelt und in drei Kategorien
eingeteilt: Kernländer, Potenzialländer und Perspektivländer.
Künftig wird die Region stärker als bisher in Großbritannien und
Frank-reich versuchen, Unternehmen für eine Ansiedlung in
FrankfurtRheinMain zu gewinnen. Die USA, China mit Taiwan, Indien,
Südkorea und Japan bleiben auch weiterhin Arbeitsschwerpunkte des
Standortmarketings. In diesen Ländern wird die FrankfurtRheinMain
International Marketing
of the Region in den nächsten drei Jahren intensiv Ansiedlungs-
und Imagemarketing betreiben. Für jedes der Kernländer wird eine
maßge-schneiderte Marketingstrategie, die Rücksicht auf die
Besonderheiten der jeweiligen Länder nimmt, entwickelt. Kurzfristig
wurden bereits Work-shops mit Fachleuten aus FrankfurtRheinMain für
die jeweiligen Länder durchgeführt. Der Schwerpunkt lag dabei auf
Experten, die Erfahrung mit Marketing und Direktansprache von
potenziellen Neukunden in den jeweiligen Ländern haben.
Übergreifendes Ergebnis aller Workshops war die Erkenntnis, dass
Netzwerke und persönliche Kontakte unverzichtbar für eine
erfolgreiche Geschäftstätigkeit der Gesellschaft sind und ganz
wesentlich zum Erfolg bei der Neukundenakquise beitragen.
Großbritannien ist eines der Länder, die als Ergebnis der
Neuaus-richtung zu den Kernländern hinzugekommen sind. Dort gibt es
viel Potenzial, neue Kunden zu gewinnen. Interessant dabei ist,
dass viele Unternehmen zunächst nach Großbritannien gehen, um von
dort aus ihr Geschäft für Kontinentaleuropa zu starten. Nach
einiger Zeit stellt sich jedoch häufi g heraus, dass es für die
Firmen unverzichtbar ist, auch einen eigenen zentralen Standort in
Kontinentaleuropa zu haben. Und an dieser Stelle kommt dann
FrankurtRheinMain ins Spiel.
Neben den Kernländern zeigen nach der Analyse weitere sieben
Länder ein hohes Potenzial für eine Ansiedlung in
FrankfurtRheinMain. Dabei handelt es sich um Kanada, Russland,
Italien, Schweiz, Türkei, Singapur, Israel und die Niederlande. In
diesen Ländern werden vorab per Recherche ermittelte Investoren
kontaktiert und relevante Branchen
FRANKFURTRHEINMAIN INTERNATIONAL MARKETING OF THE REGIONDie
FrankfurtRheinMain International Marketing of the Region ist der
zentrale Ansprechpartner für ausländische Unternehmen, die einen
ge-eigneten Standort in der Region suchen. Die Gesellschaft wirbt
im Aus-land um Investitionen und vermarktet FrankfurtRheinMain als
idealen Standort für Unternehmen. In enger Zusammenarbeit mit den
kommu-nalen Wirtschaftsförderungen sorgt die FrankfurtRheinMain
Internatio-nal Marketing of the Region für die bestmögliche
Betreuung potenzieller ausländischer Investoren. Weitere Infos
online unter www.frm-united.de.
seit anfang des Jahres ist auch die IHK Frankfurt Gesellschafter
der Frankfurtrheinmain International marketing of the region.
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IHK WirtschaftsForum 06.1410
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systematisch bearbeitet. Unter dem Begriff „Perspektivländer“
sind Staaten zusammengefasst, die beobachtet und reaktiv abgedeckt
wer-den. Alle Zielländer werden regelmäßig auf ihr Potenzial hin
überprüft.
Zusätzlich wurden Schwerpunkt-Zielbranchen analysiert. Die
Aus-wertung aller Daten und Fakten ergab sieben Branchen, die die
Experten des internationalen Standortmarketings künftig strategisch
bearbeiten: Informations- und Kommunikationstechnik,
Finanzwirtschaft, Logistik und Verkehr, Chemie / Pharma / Biotech,
Consulting, Automation / An-lagenbau und die Automobilindustrie. In
den für die Region ebenfalls wichtigen Bereichen Tourismus und
Immobilienwirtschaft engagiert sich die FrankfurtRheinMain GmbH
künftig in Verbindung mit bestehenden Formaten beziehungsweise
kompetenten etablierten Partnern. Weitere wichtige Branchen, wie
zum Beispiel die Luft- und Raumfahrt, fi nden
sich in der Kommunikation und dem Imagemarketing als wichtige
Argumente und Faktoren für den Standort wieder.
Erste Erfolge bei der Neuausrichtung der FrankfurtRheinMain
Inter-national Marketing of the Region sind die Rückkehr bereits
ausgetretener und der Beitritt neuer Gesellschafter. Schon im
September 2013 erklärte die Landeshauptstadt Wiesbaden ihre
Rückkehr ab dem 1. Januar. Ab diesem Zeitpunkt übernimmt Wiesbaden
wieder vier Prozent der Gesellschafteran tei-le. Wiesbaden war
schon einmal, von 2005 bis 2012, Mitglied der regionalen
Standortmarketinggesellschaft. Sowohl der Main-Kinzig-Kreis als
auch die Stadt Hanau, deren Mitgliedschaft am 1. Januar geendet
hätte, zogen ihre Kündigungen zurück und bleiben Gesellschafter.
Seit dem 1. Januar gibt es zudem einen neuen Gesellschafter: Die
IHK Frankfurt übernahm fünf Prozent der Gesellschafteranteile. Der
Wiedereintritt von Wiesbaden, die Rücknahme der Kündigungen von
Hanau und des Main-Kinzig-Kreises sowie der Beitritt der IHK
Frankfurt sind Indizien dafür, dass die
Standort-marketinggesellschaft mit ihrer Strategie auf dem
richtigen Weg ist. ❙
GESELLSCHAFTER
Gesellschafter der FrankfurtRheinMain International Marketing of
the Re-gion sind die Städte Frankfurt, Wiesbaden, Offenbach,
Darmstadt, Esch-born, Bad Homburg, Hanau und Rüsselsheim, die
Landkreise Hochtau-nus, Main-Kinzig, Main-Taunus, Offenbach,
Groß-Gerau, Bergstraße und Darm stadt-Dieburg, des Weiteren das IHK
Forum Rhein-Main, IHK Frank-furt, Wirtschaftsinitiative
FrankfurtRheinMain, Regionalverband Frankfurt-RheinMain,
Bayerischer Untermain, Wirtschaftsförderung Region
Frank-furtRheinMain und Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main. Die
Stadt Frankfurt als größter Gesellschafter hält 37,5 Prozent der
Gesellschafter-anteile (IHK-Forum Rhein-Main 7,5 Prozent, IHK
Frankfurt fünf Prozent, Hochtaunuskreis und Main-Taunus-Kreis
jeweils 3,5 Prozent).
AUTORERIC MENGESGeschäftsführer, Frankfurtrhein-main
International marketing of the region,
[email protected]
Metropolregion FrankfurtRheinMain
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ballunGsraum
MADE IN HESSENInternationalität und Innovationskraft prägen die
hessische wirtschaft. mehr als die Hälfte ihrer umsätze erzielen
die in Frankfurtrheinmain angesiedelten unternehmen in
ausländischen märkten.
Die Wirtschaftsmetropole Frankfurt und das RheinMain-Gebiet
bilden einen international vernetzten Ballungsraum, der sich durch
seine polyzentrischen Strukturen von anderen Wettbe-werbsregionen
unterscheidet.
Im Zentrum des europäischen Kontinents gelegen, ist
Frankfurt-RheinMain eine leistungsfähige Schnittstelle für
technologiebasierte Industrien, für Finanzen und Dienstleistungen,
für Mobilität und für Informationsströme. Frankfurt ist das Portal
nach Deutschland und Europa. Von hier aus lassen sich zugleich
schnell alle wichtigen Märkte der globalisierten Wirtschaft
erreichen – dies sind ganz entscheidende Standortvorzüge der
Region.
Frankfurt und die RheinMain-Region profi lieren Hessen als
wirt-schaftsstarkes Bundesland. Für die hohe Produktivität der
hessischen Wirtschaft sind zwei Faktoren von zentraler Bedeutung:
Internatio-nalität und Innovationskraft. Hessens Unternehmen
erzielen bei einer Exportquote von 50,3 Prozent mehr als die Hälfte
ihrer Umsätze in ausländischen Märkten. Zugleich ist Hessen in
Deutschland einer der attraktivsten Standorte für ausländische
Direktinvestitionen. Unterneh-men aus der ganzen Welt haben sich
für Hessen als Dienstleistungs-, Produktions- und
Forschungsstandort entschieden. Kleine und mittlere Unternehmen
behaupten sich im internationalen Wettbewerb und sind Impulsgeber
im Innovationsprozess.
Die Region FrankfurtRheinMain konkurriert mit den europäischen
Wachstumsregionen wie Paris, London oder Amsterdam. Exzellente
Verkehrsverbindungen und eine leistungsfähige Infrastruktur
erschlie-ßen den Vorteil der geografi schen Lage in der Mitte des
europäischen Markts mit 500 Millionen Verbrauchern.
Wirtschaftliche Diversifi zierung und Polyzentralität prägen
Frank-furtRheinMain. Dörfl iche und großstädtische
Siedlungsstrukturen wech-seln einander ab, durchzogen von
naturnahen Erholungsgebieten und Wäldern. Auch ökonomisch herrscht
Vielfalt: In Darmstadt liegt der Fokus bei Wissenschaft und
Technologieanwendungen, Offenbach entwickelt sich zum Kreativ- und
Designzentrum der Region, Hanau gilt als die Stadt der
Materialtechnologien, Rüsselsheim ist von der Automobil- und
Zulieferindustrie geprägt, und in der Landeshauptstadt Wiesbaden
konzentrieren sich Versicherungen und Beratungsunternehmen.
Wirtschaftsstandorte und Ballungsräume werden heute vielfach
über ihre Städte wahrgenommen – so auch die Region RheinMain, für
die Frankfurt weltweit bekanntes Synonym ist. Als Sitz der
Europäischen Zentralbank, der Bundesbank und der Deutschen Börse
sowie von mehr als 260 Banken zählt Frankfurt zu den bedeutenden
internationalen Finanzzentren. Frankfurt hat aber auch eine bis ins
Mittelalter zurück-reichende Tradition als Handelsplatz und ist
heute mit seinen jährlich 100 Messen, rund 3,4 Millionen Besuchern
und 69 000 Ausstellern der drittgrößte Messeplatz der Welt.
Der Flughafen Frankfurt ist mit 58 Millionen Passagieren im Jahr
2013 das Drehkreuz für den Luftverkehr in Mitteleuropa. Seine
inter-modale Verknüpfung mit den Verkehrsträgern Straße, Schiene
und Binnenschifffahrt ist ein entscheidender Faktor seiner
Leistungskraft. Es ist das Ziel der Landesregierung, die
Wettbewerbsfähigkeit des Flug-hafens zu erhalten, zugleich aber die
Belastungen für die Anwohner zu begrenzen und zu reduzieren.
Gebühren, die den Fluggesellschaften Anreize setzen, Frankfurt mit
modernen und lärmarmen Maschinen anzufl iegen, sind ein gutes
Beispiel dafür. Die alternierende Nutzung der Start- und
Landebahnen in den Tagesrandzeiten soll zudem Lärm-pausen
ermöglichen und die Nachtruhe für die Anwohner ausweiten. Dies
sorgt für mehr Akzeptanz, damit der Flughafen und die Region ein
gedeihliches Miteinander entwickeln.
Die hessischen Unternehmen stellen sich mit Erfolg den
Herausfor-derungen des Innovationszeitalters. Die Industrie
entwickelt Produkte und Dienstleistungen mit großem Engagement
weiter und kann daher mit überlegenen Angeboten auf den Märkten der
Welt antreten. Die Chemie- und Pharmaindustrie, die
Autoherstellung, die Metall- und Elektroindustrie sind klassische
Schwerpunktbranchen Hessens. Aber auch die Umwelt- und
Energietechnologien, die Biotechnologie, die Nanotechnologie und
die Materialwissenschaften sind in Hessen sehr erfolgreich.
Zudem fi nden Informations- und Kommunikationstechnologien in
Hessen hervorragende Perspektiven. Die Region
FrankfurtRheinMain-
mit 58 millionen passagieren ist der Frankfurter airport das
drehkreuz für den luftverkehr in mitteleuropa.
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IHK WirtschaftsForum 06.1412
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Neckar mit Darmstadt als Zentrum ist der europäische
Softwarestandort Nummer eins. Mit dem bundesländerübergreifenden
Software-Cluster verfügt die Region über eines der weltweit
stärksten Netzwerke für Unternehmenssoftware. In Frankfurt hat sich
der Internetknoten DE-CIX zum größten Datenaustauschpunkt der Welt
entwickelt. Er vermittelt rund 90 Prozent des deutschen und 35
Prozent des euro-päischen Datenverkehrs. Die Konzentration von
Großrechenzentren profi liert FrankfurtRheinMain im Wettbewerb um
die Entwicklung der Innovationstechnologien.
Weltweit bekannte Markennamen sind mit hessischen Unterneh-men
verbunden, viele mittelständische Unternehmen haben sich mit ihren
innovativen Produkten und Dienstleistungen als Weltmarktführer
etabliert. Der effi ziente Wissenstransfer aus der akademischen und
der unternehmensbezogenen Forschung in die betriebliche Praxis ist
der Schlüssel zum Erfolg auf den Märkten der Zukunft. Ein
hervorragendes Bildungssystem von der berufl ichen bis zur
akademischen Ausbildung sorgt für ein verlässliches Angebot von
Fachkräften, die sich durch ihre Qualifi kation, ihre Motivation
und ihre Innovationsbereitschaft auszeichnen.
Die Nachfrage nach Technologieanlagen und nach
Technologie-verfahren „Made in Hessen“ nimmt nicht nur in
wachstumsstarken Ländern wie China zu. Auch die traditionellen
Handelspartner in den USA und in den europäischen Nachbarländern
kaufen gerade jetzt die Technologieprodukte, die Hessens Industrie
anbietet. Nachhaltigkeit
als unternehmerische Strategie schont Ressourcen und eröffnet
neue Marktchancen. So bestehen gute Voraussetzungen, um heute im
Wettbewerb zu bestehen und morgen neue Herausforderungen in den
Märkten der Welt zu meistern.
Die Region zeigt sich international, multikulturell und
innovativ. Sie ist dadurch besonders anziehend für junge, qualifi
zierte Arbeitskräfte aus dem Ausland. Die verantwortlichen Akteure
in der Region sollten in Zukunft noch stärker daran arbeiten, eine
wirkliche Willkommenskultur zu entwickeln. Das Besondere der Region
wird durch ihre Kontraste deutlich. Neben den harten
Standortfaktoren bietet die Region auch Lebensqualität, Kultur und
Lifestyle, urbane Räume und Erholung. Der Wettbewerb um die besten
Zukunftschancen wird global geführt. Frankfurt, RheinMain und
Hessen nutzen dabei ihre Chancen. Und es spricht sehr viel dafür,
dass die Region ihre Attraktivität weiter steigern wird. ❙
AUTORTAREK AL-WAZIRHessischer wirt-schaftsminister,
[email protected]
Metropolregion FrankfurtRheinMain
Mein Frankreich am Main
Mein Frankreich am Main
-
Frau Harting, Sie sind geborene Niedersächsin, haben in Paris
gelebt, machten Station im Südhessischen und in Düsseldorf. 1991
sind Sie in die Region zurückgekehrt, leben und arbeiten inzwischen
in Frankfurt. Was mögen Sie an der Stadt?HARTING: Frankfurt ist
sehr schnelllebig und pulsierend. Für einen Journalisten ist das
perfekt. Ich muss mir die Geschichten nicht suchen,
ich bin dort, wo immer etwas passiert, mittendrin. Und ich muss
mich auch nicht groß umtun, um zu erfahren, welche
gesellschaftlichen, wirtschaftlichen Trends oder Entwicklungen sich
abzeichnen – ich erlebe sie hautnah. Gleichzeitig hat die Stadt
eine überschaubare Größe, sodass man immer einen guten Überblick
behalten kann. Obwohl die Stadt so weltoffen und international ist,
dauert es allerdings lange, bis man mit „richtigen“ Frankfurtern
ins Gespräch kommt. Und so banal das klingt: Ich mag auch das
schönere Wetter hier.
Nehmen Sie FrankfurtRheinMain als pulsierend wahr?HARTING:
Insgesamt betrachtet, ist schon ein schneller Takt in der Region
spürbar. Doch es pulsiert nicht überall gleichermaßen stark. Doch
genau dieses Nebeneinander von unterschiedlichen Tempi ist das, was
die Region für mich ausmacht.
Sie schreiben seit mehr als 15 Jahren über die Region. Haben Sie
sich das Thema eigentlich selbst ausgesucht?HARTING: Ursprünglich
war es meine Aufgabe, über den Umlandver-band zu berichten. Aber
schnell wurde deutlich, dass es spannender ist, nicht nur den
Verband, sondern das eigentliche Thema zu sehen und darüber zu
berichten: das Verhältnis von Frankfurt zu seinem Umland. Ich habe
die Regionalpolitik immer als sehr spannend und facettenreich
empfunden. Das mag daran liegen, dass ich eine Zugezogene bin und
Gemarkungsgrenzen für mich nie eine große Rolle gespielt haben. Das
heißt, ich war schon immer viel unterwegs in der Region. Ich lebe
zwar inzwischen in Frankfurt, fahre aber auch mal für einen Abend
nach Wiesbaden, Darmstadt oder Hanau. Dieses ausgeprägte
Bewegungsver-halten kann man bei vielen beobachten, die neu in die
Region ziehen. Sie achten bei der Wahl des Wohnorts eher darauf,
welche Schulen oder Kindergärten in der Nähe sind, ob eine
S-Bahn-Haltestelle vorhanden ist. In welcher Gemarkung man wohnt
und arbeitet, ist eher sekundär. 50 Kilometer sind im Zeitalter der
Globalisierung keine Entfernung mehr. Dadurch ist sehr viel
Bewegung in der Region. Mich hat das
GARTENRHEINMAIN
In diesem Jahr steht das GartenRheinMain-Programm unter dem
Mot-to „Kräuter, Kuren und Kulturen: Im Garten der Gesundheit“. Von
April bis Dezember finden in Städten und Gemeinden unter anderem
Füh-rungen, Wanderungen und Vorträge statt. Zudem öffnen Kurparks,
Ba-deanstalten, Klostergärten und botanische Sammlungen ihre
Pforten. Das Programm ist online unter www.gartenrheinmain.de
abrufbar.
FranKFurtrHEInmaIn
„EINE DER SUPERREGIONEN“mechthild Harting berichtet als
redakteurin der Frankfurter allgemeinen Zeitung über das regionale
Geschehen in Frankfurtrheinmain. sie empfindet es als „großes
Glück“, in einer der drei superregionen deutschlands leben und
arbeiten zu können.
Vor zehn Jahren hat die Kulturregion Frankfurt-rheinmain das
projekt Gartenrheinmain initiiert.
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IHK WirtschaftsForum 06.1414
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umgetrieben, dass die Politiker in FrankfurtRheinMain lange Zeit
gar nicht gemerkt haben, wie pulsierend ihre Region ist.
Hat sich deren Wahrnehmung mittlerweile geändert?HARTING: Ich
denke schon, dass die Region mehr in den Köpfen an-gekommen ist –
auch in denen der Politiker. Als ich hierhergezogen bin, habe ich
nicht schlecht gestaunt, wie reich und wohlhabend diese Region ist
– ganz einfach, weil es hier eine sehr starke Wirtschaft gibt. Es
gibt in Deutschland eigentlich nur drei Superregionen – und wir
sind eine davon. Das ist etwas Tolles. Ich konnte anfangs überhaupt
nicht nachvollziehen, dass die Politik dieses Glück nicht zu
schätzen weiß. Ich komme aus der Region Hannover, in der man sehr
große Anstrengungen unternimmt, etwa die Zahl der Ankünfte am
Flughafen zu erhöhen.
Ein wunder Punkt.HARTING: Aber genau das ist ein Grundproblem
der RheinMain-Region: Wir sprechen zu wenig darüber, dass ein
wirtschaftlich pulsierender Raum auch immer Nachteile für die
Bevölkerung beinhaltet. Aufgabe von Politik ist es, das
auszutarieren. Man kann nicht Deutschlands größten Flughafen haben,
ohne dass es Lärm durch startende und landende Flugzeuge gibt. Mit
dem Wachstum dieser Region sind nun einmal viele Konfl ikte
verbunden. Ich verstehe auch diejenigen, die gegen geplante
Windräder rebellieren, weil man diese Anlagen vor ihre Häuser im
Grünen bauen möchte. Doch niemand kann nur die Vorteile für sich in
Anspruch nehmen. Ich wohne mitten in Frankfurt, ich höre nachts
Blaulicht-Fahrzeuge, bin bei Großveranstaltungen wie dem Frankfurt
Marathon so eingeparkt und eingeschränkt, dass ich mit dem Auto
nicht meinen Stadtteil verlassen kann, und mich kostet das Wohnen
in zentraler Lage sehr viel Geld. Dafür lebe ich mittendrin und
kann mit dem Fahrrad auf die Zeil radeln. Was ich damit sagen will,
ist: Es gibt keinen, der nur profi tieren kann. Vielmehr müssen wir
uns alle bewusst werden und lernen zu akzeptieren, dass mit der
Wirtschaftsstärke auch Nachteile verbunden sind. Und die müssen wir
gemeinsam tragen.
Sie haben eingangs den Umlandverband erwähnt. Sehen Sie die
Region in puncto Organisationsstruktur gut aufgestellt? HARTING:
Offen gesagt, nein. Ich gestehe allerdings auch ein, dass ich keine
richtig gute Idee habe, wie man es besser machen kann. Was in den
letzten Jahren deutlich geworden ist, ist, dass wir mit der
klassischen Parteipolitik keinen Schritt vorankommen, denn hier
geht es nicht um das bloße Abarbeiten eines Themas. Wir brauchen an
der Spitze der Region einen kreativen Kopf oder ein Team von
kreativen Köpfen, die etwas bewegen wollen, die eine Vision haben,
wie sie diesen Ballungsraum, diese Metropolregion entwickeln
wollen. Das müssen nicht zwingend Politiker sein. Die
Organisationsstruktur der Region neu aufzustellen, ist meines
Erachtens primär eine Managementaufgabe. Dafür braucht man zwar
auch politisches Denkvermögen, vorrangig sind jedoch gute Ideen
gefragt, um die entscheidenden Impulse zu setzen und die
Bevölkerung mitzunehmen. Nebst Kreativität sollte man daher auch
Qualitäten als Netzwerker haben.
Was wünschen Sie sich für die Region? HARTING: Zum einen wünsche
ich mir, dass wir die Themen, die die gesamte Region betreffen,
endlich auch regional diskutieren. Ich
bin der Auffassung, dass man die Bürger viel stärker einbinden
und mitnehmen muss. Das passiert viel zu wenig. Womit ich auch
schon bei meinem zweiten Wunsch wäre: Alle Bürger, auch die
Zugezo-genen, die in der Region statistisch gesehen mindestens die
Hälfte der Bevölkerung ausmachen, sollten sich stärker
kommunalpolitisch engagieren oder zumindest interessieren. Denn
meine These ist, dass diese Einwohner, die sich leichthin über
Gemarkungsgrenzen hinwegbewegen, die Politiker befördern könnten,
regional zu denken. Derzeit dominiert in den Kommunen noch immer
die Kirchturmpolitik. Doch dazu müssten diese zugezogenen Bürger
wählen gehen. Was sie nicht tun. Anders kann ich mir jedenfalls die
niedrigen Wahlbe-teiligungen von rund 35 Prozent bei der
Oberbürgermeister-Wahl in Frankfurt oder 26 Prozent bei der
Landratswahl im Hochtaunuskreis nicht erklären.
Welche Themen wären geeignet, die Bürger insgesamt mehr
mit-zunehmen?HARTING: Die Region wächst. Das wirft die Frage auf:
Wo und wie können wir dieses Wachstum realisieren? Dabei ist das
Wohnen das zentrale Thema, das die gesamte Region betrifft und
deshalb ideal geeignet wäre, auch das regionale Miteinander zu
fördern.
Erhalten Sie Reaktionen auf Ihre Beiträge über die
Region?HARTING: Es gibt kaum einmal einen Leserbrief dazu. Als wir
jedoch als Zeitung in die regionale Veranstaltungsreihe
GartenRheinMain eingestiegen sind und begonnen haben, auch mit
eigenen Führungen den Lesern die Region zu zeigen, wurden wir
buchstäblich überschüt-tet mit Leserreaktionen. Viele bedanken sich
bei uns dafür, dass sie durch uns über die Region so viel Neues
erfahren. Diese Reaktionen bestätigen mir, dass unsere Leser die
Region als Ganzes wahrnehmen. Ich lasse mich deshalb auch nicht
mehr aus der Bahn werfen, wenn ein Politiker zu mir sagt, das Thema
Region und die regionalen Themen interessierten niemanden. Ich
weiß, dass es nicht stimmt. ❙
Mechthild Harting, Redakteurin, Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„wir brauchen an der spitze der region einen kreativen Kopf oder
ein team von kreativen Köpfen, die etwas bewegen wollen, die eine
Vision haben, wie sie diesen ballungsraum, diese metropolre-gion
entwickeln wollen. das müssen nicht zwingend politiker sein.“
INTERVIEWDR. RALF GERUSCHKATGeschäftsführer, wirtschaftspolitik
und metropo-lenentwicklung, IHK
[email protected]
IHK WirtschaftsForum 06.14 15
Metropolregion FrankfurtRheinMain
-
FrankfurtRheinMain ist durch eine hohe Wirtschaftskraft und
-dynamik geprägt. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass der
Energieverbrauch in der Region immens hoch ist. Unabhängigkeit von
Energieimporten und Versorgungssicherheit müssen das Ziel sein. Das
lässt sich durch Erzeugung vor Ort bei gleichzeitig effi zientem
Umgang mit der gewonnenen Energie erreichen. Die Atomkraft ist
passé und wie die jüngsten politischen Entwicklungen zeigen, ist
auch die Lieferung von Gas keine Selbstverständlichkeit mehr. Hinzu
kommt der Klimawandel, der die Herstellung erneuerbarer Energien
zwingend erfordert. Der Regionalverband FrankfurtRheinMain hat sich
deshalb mittels seiner Planungskompetenz auf den Weg gemacht,
Vorrangfl ächen für die Windenergie in der Region zu schaffen wie
auch ein regionales Energiekonzept aufzustellen.
Nach dem Bundesbaugesetz herrscht für die Aufstellung von
Wind-energie derzeit die sogenannte „Privilegierung im
Außenbereich“. Das heißt, derzeit dürfen mehr oder weniger überall
Windräder aufgestellt werden, wenn nicht absolute Restriktionen
dagegensprechen. Gemäß den Vorgaben der Landesregierung soll die
Aufstellung der Anlagen im Gebiet des Regionalverbands gebündelt
geschehen und sich auf Vorranggebiete beschränken.
Dazu erarbeitet der Regionalverband derzeit den „Sachlichen
Teilplan Erneuerbare Energien“. Dies geschieht mit hoher
Transparenz, zweimal wird dieser Teilplan für Kommunen, zuständige
Behörden und Bürger zur Beteiligung offengelegt. Ziel ist es, Ende
2015 Windkraftfl ächen ausge-wiesen zu haben. Für das Land Hessen
wurde von der Landesregierung insgesamt eine Marge von zwei Prozent
der Landesfl äche ausgegeben, für das Verbandsgebiet sind es
derzeit etwa 0,9 Prozent. Der Plan trifft jedoch lediglich Aussagen
für die Windkraft; andere Energieträger oder auch Energieeffi zienz
und -einsparungspotenziale werden nicht behandelt.
Ergänzend dazu haben die Region und die Stadt Frankfurt im
Herbst 2013 Vorarbeiten für ein regionales Energiekonzept in
Auftrag gegeben. Drei Module wurden beauftragt, um den Stand der
Umsetzung der Energiewende in der Region festzustellen und
entsprechende Schlüsse
für das weitere Vorgehen aufzuzeigen. So wird jetzt ein
Datenkonzept erstellt, das beispielsweise den Verbrauch, die
Erzeugung und weitere Potenziale in der Region quantifi ziert und
darstellt. Außerdem werden kommunale Leitfäden zu „Klimaschutz und
Siedlungsentwicklung“ wie auch „Wärmenetze“ erstellt.
Ein weiteres Modul ist die Akteursanalyse. Mittels einer
Onlinebefra-gung aller Kommunen und Landkreise in der Region werden
der Sachstand sowie erste Wünsche und Anregungen für das regionale
Energiekonzept ermittelt. Die Befragung ist auf sehr große Resonanz
gestoßen, die Rück-laufquote liegt bei nahezu 100 Prozent; derzeit
werden die Antworten ausgewertet. Zusätzlich ist der
Regionalverband dem Verein Energiepunkt FrankfurtRheinMain
beigetreten. Ziel ist es, die Energieberatungsangebote der Region
übersichtlicher und attraktiver zu präsentieren, die Qualität der
Energieberatung weiter zu steigern und durch Zusammenarbeit der
vorhandenen Einrichtungen effi zienter zu werden.
Die beauftragten Gutachten für diese Module werden
voraussichtlich im Juni vorliegen. Die Stadt Frankfurt plant, das
Umsetzungskonzept für ihren Masterplan bis zur Sommerpause
politisch abzustimmen. Im Herbst werden alle Ergebnisse präsentiert
und der Beteiligungsprozess für das regionale Energiekonzept
gestartet. Im Sommer 2015 werden die wesent-lichen Themen in
Arbeitsgruppen von den jeweiligen Akteuren diskutiert werden. Am
Ende soll das regionale Energiekonzept Vereinbarungen zu
gemeinsamen Zielen und Verantwortlichkeiten zur Umsetzung der
Energiewende für die Region FrankfurtRheinMain verbindlich
festlegen.
Die Umsetzung der Energiewende benötigt ein hohes Maß an
Kom-munikation und Beteiligung. Bestehende Instrumente und
Organisati-onsformen müssen kritisch überprüft werden und sind
gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Der Regionalverband
FrankfurtRheinMain will hierbei eine führende Rolle einnehmen,
damit auch weiterhin eine sichere Ener-gieversorgung gewährleistet
ist, der Ausstoß von Kohlendioxid reduziert wird und die
klimapolitischen Vorgaben erreicht werden. ❙
LINK ZUM THEMA
Weitere Infos zum Thema Windkraft in FrankfurtRheinMain und
Sach-licher Teilplan Erneuerbare Energien online unter
www.region-frankfurt.de/erneuerbareenergien.
AUTORLUDGER STÜVEdirektor, regio-nalverband
[email protected]
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rEGIonalVErband
ENERGIEVERSORGUNG SICHERNder regionalverband Frankfurtrheinmain
treibt die wende für erneuerbare Energien kräftig voran: so wird
ein teilplan für windvorrangflächen mit den Kommunen, unternehmen
und bürgern aufgestellt und dazu gemeinsam mit der stadt Frankfurt
ein regionales Energiekonzept angefertigt.
IHK WirtschaftsForum 06.1416
-
Typisch Ford:bewegt die Wirtscha�
DIE FORD TRANSIT FAMILIE ECOnetic Technology
Unsere vielseitigen Transit-Modelle packen gerne mit an.
Leistungsfähige Motoren, beeindruckende Ladekapazitäten,
verlängerte Wartungsintervalle und nicht zuletzt niedrige
Betriebskosten sind nur vier Gründe, die vier sofort zu
rekrutieren.Dass nicht nur wir das so sehen, beweisen die
Auszeichnungen zum Van of the Year* und 5 Sterne beim Euro
NCAP*.
* Quelle: euroncap.com 12/2012: Ford Transit Custom;
van-of-the-year.com: Ford Transit Custom 09/2012 & Ford Transit
Connect 09/2013.
Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007 und VO
(EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung): 9,1–4,0
(kombiniert). CO2-Emissionen: 239–105 g/km (kombiniert).
-
dEmoGraFIE
INTELLIGENT SCHRUMPFENder demografische wandel wird die
Gesellschaft grundlegend verändern. Künftig geht es aber nicht
darum, unter-nehmen oder bürger anderen Kommunen abzuwerben,
sondern Infrastrukturen vorausschauend und intelligent dem
schrumpfungsprozess der städte und Gemeinden anzupassen.
Hessen zählt rund sechs Millionen Einwohner. Davon leben und
arbeiten mehr als 5,6 Millionen Menschen in der Metropolre-gion
FrankfurtRheinMain und stetig werden es mehr. Doch das Wachstum fi
ndet keineswegs fl ächendeckend statt. Vielmehr zeichnen sich in
der RheinMain-Region immer stärker Bedeutungsgewinner und
-verlierer ab. Nach einer Erhebung, die der Regionalverband
Frank-furtRheinMain 2012 vorgestellt hat, verbucht bereits knapp
die Hälfte abnehmende Bevölkerungszahlen.
Die Gesellschaft befi ndet sich mitten im demografi schen
Wandel, er steht uns nicht erst bevor. Demografi scher Wandel
heißt: Wir werden weniger, bunter, älter. Wir werden uns auf eine
andere Zusammen-setzung der Bevölkerung in den Gemeinden und
Städten einstellen müssen. Für die individuelle Lebensplanung heißt
der demografi sche Wandel: wahrscheinlich länger arbeiten,
wahrscheinlich im hohen Alter alleine leben, als junge Familie
wahrscheinlich in einer urbanen Region wohnen und Erwerbsarbeit und
Familie miteinander verbinden müssen. Deutschland braucht
Zuwanderung, braucht Infrastrukturen, um die Leistungsfähigkeit der
Kommunen und der Wirtschaftsstand-orte zu halten. Wir brauchen
intelligente Formen der Vernetzung. Wir brauchen neue
Partnerschaften: Strategien sind gefragt. Und eine
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demografi sche wandlungsprozesse gestalten: dazu bedarf es einer
Innovationskultur, die alle gesellschaftlichen akteure
miteinbezieht.
DEMOGRAPHIE NETZWERK
Wie können sich Unternehmen optimal auf alternde Belegschaften
ein-stellen? Wie gehen andere Firmen mit dem demografischen Wandel
um und wo steht das eigene Unternehmen im Vergleich? Diese und
weitere Fragen stehen im Mittelpunkt beim bundesweiten Demographie
Netz-werk (ddn). In dem gemeinnützigen Netzwerk haben sich rund 400
Un-ternehmen und Institutionen mit einer Personalverantwortung für
über zwei Millionen Beschäftigte zusammengeschlossen, um den
demogra-fischen Wandel zu gestalten. Gegründet wurde der Verein im
März 2006 auf Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und
Soziales und der In-itiative Neue Qualität der Arbeit. Weitere
Infos online unter www.demo-graphie-netzwerk.de. In der
Metropolregion ist ddn Partner des Demogra-fienetzwerks
FrankfurtRheinMain (www.demografienetzwerk-frm.de).
IHK WirtschaftsForum 06.1418
-
Analyse der demografi schen, aber auch der sozialen und
kulturellen Wandlungsprozesse in unserer Gesellschaft. Ebenso
bedeutsam wie die demografi schen Wandlungen sind die sozialen und
kulturellen: die Individualisierung, die Digitalisierung der Welt,
eine immer stärkere Ökonomisierung von Lebensbereichen. Sie
verändern unsere Formen des Wirtschaftens, des sozialen
Miteinanders und des Alltags.
Von Gemeinde zu Gemeinde, von Stadtteil zu Stadtteil stellen
sich die demografi schen Entwicklungsprozesse unterschiedlich und
zum Teil hoch different dar: hier abnehmende, dort zunehmende
Bevölkerung, hier eine Konzentration von Zuwanderung, hier
traditionelle einheimi-sche Bevölkerungsgruppen, hier viele Kinder,
dort viele alte Menschen, dort ein Wirtschaftsunternehmen, das
prosperiert, dort eines, das keine Perspektive hat. Der demografi
sche Wandel vor Ort bedarf einer genauen Analyse. Denn eine
Demografi estrategie braucht spezifi sches Wissen über die
demografi schen Dynamiken vor Ort.
Zu den Überzeugungen von führenden Wirtschaftsexperten gehört,
dass die Voraussetzungen für das Wirtschaftswachstum nicht nur von
ausreichend qualifi zierten Fachkräften, nicht nur von ökonomisch
günstigen Rahmenbedingungen, nicht nur von der Flexibilität der
Arbeitsmärkte abhängig gemacht werden dürfen, sondern auch und
gerade von den Lebensbedingungen vor Ort. Daseinsvorsorge ist die
Kernaufgabe der Kommunen. Die Voraussetzungen für ein gutes Leben
vor Ort zu schaffen, wird für Kommunen immer herausfordernder.
Gleich-wohl hängt genau von diesen die Zukunftsfähigkeit der
Kommunen und darüber hinaus des Wirtschaftsstandorts Deutschland
ab. Wollen wir Menschen vor Ort halten oder Menschen aus anderen
Ländern eine neue Heimat bieten, müssen die Lebensbedingungen vor
Ort stimmen. Deutschland besitzt hierfür günstige Voraussetzungen.
Das gilt aber nicht für jeden Standort: Hier entsteht zunehmend
Wettbewerb zwi-schen den Kommunen, den es zivilisiert zu gestalten
gilt.
Demografi sche Wandlungsprozesse sind kein Schicksal, sondern
ein Gestaltsal: Wir müssen die Chancen und Herausforderungen des
demografi schen Wandels annehmen und ihnen nicht untätig
entgegen-sehen. Dies verlangt eine Innovationskultur, die alle
gesellschaftlichen Bereiche einbezieht: die Kommunalpolitik, die
Bürger, die Zivilgesell-schaft und die Unternehmen. Gemeinsam und
in interkommunaler Zusammenarbeit gilt es, die Herausforderungen
des demografi schen Wandels anzunehmen und zu gestalten.
Unternehmen sind darauf angewiesen, dass ihre Mitarbeiter
günstige Lebensbedingungen vor Ort fi nden, dass die Vereinbarkeit
von Erwerbsarbeit und Familie – sowohl für Erziehungs- als auch für
Pfl egeaufgaben – gegeben sind. Unternehmen sind darauf angewiesen,
dass sie junge Menschen fi nden, die in Handwerksbetrieben, die in
Unternehmen ihre berufl iche Zukunft suchen. Jeder wird gebraucht,
auch diejenigen, die an der Schule scheitern oder an denen die
Schule scheitert. Viele gute Beispiele zeigen, wie es gelingen
kann, durch neue strategische Partnerschaften zwischen Kommunen und
Unternehmen die Ressourcen und Potenziale der Kommunen zu
entfalten, zu nutzen, zu wecken. Selbstverständlich sind solche
Allianzen allerdings noch nicht.
Der Wirtschaftsstandort Deutschland lebt von seiner innovativen,
auf Kundenbedürfnisse ausgerichteten Produktentwicklung und
Dienst-leistung. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, bei
zunehmend digitalisierten Geschäftsbedingungen, müssen
Infrastrukturen vor Ort zukunftssichernd gestaltet werden. Ebenso
bedeutsam wie die Breit-
bandverkabelung sind soziale Infrastrukturen, die Bürgern die
Sicherheit bieten, dass ihre Kinder gut versorgt sind, dass sie
gute Schulen haben, dass die Mobilität vor Ort gewährleistet ist,
dass die Alltagsversorgung auch für alte Menschen funktioniert,
dass ausreichend und gute ärzt-liche Versorgung abrufbar ist, dass
für die Unterstützung und Pfl ege Hochbetagter gesorgt ist. In
beiden Feldern besteht in Deutschland hoher Handlungsbedarf, der
nicht von Städten und Gemeinden alleine, sondern nur in
strategischer Kooperation bewältigt werden kann.
Es ist eine Herausforderung, Chancen im demografi schen Wandel
zu sehen. Wird er doch unsere Gesellschaft grundlegend verändern.
Er wird uns unsere Städte und Gemeinden zum Teil fremd werden
lassen: Sie werden älter, es wird weniger Kinder geben und viel
mehr Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Wir brauchen eine
Willkommenskultur für Menschen, die sich für unsere Kommunen, für
unsere Unternehmen entscheiden. Wir brauchen eine mentale Offenheit
für notwendige Veränderungen. Lebenslanges Lernen gehört ebenso
dazu wie ein Ja zu einer Gesellschaft der Vielfalt. Hier können
Unternehmen, hier können Kommunen, hier kann die Gesellschaft viel
beitragen, damit diese Weichen gestellt, diese kulturellen Faktoren
ernst genommen werden und zum Tragen kommen.
Demografi scher Wandel heißt in Deutschland insgesamt
notwendiger-weise: Wir werden weniger, wir werden schrumpfen. Im
demografi schen Wandel zu bestehen, heißt nicht, anderen Kommunen
Unternehmen und Bürger abspenstig zu machen. Es gilt zu
akzeptieren, dass wir weniger werden. In intelligenter Weise haben
wir diesen Schrumpfungsprozess zu gestalten. Die
Wachstumsorientierung, die für das Wirtschaften als notwendig
vorausgesetzt wird, kennt einen Kontrapunkt: die Schrumpfung im
demografi schen Wandel. Auch für intelligentes Schrumpfen gibt es
gute Beispiele und Zuversicht stiftende Szenarien. ❙
AUTORPROF. THOMAS KLIEleiter, Zentrum für
zivilgesellschaft-liche Entwicklung, Freiburg,
[email protected]
IHK WirtschaftsForum 06.14 19
Metropolregion FrankfurtRheinMain
727639_64251.pdf 1 14.05.14 08:54
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mEtropolrEGIon
VIELFALT ALS STäRKEum den wirtschafts- und lebensraum
Frankfurtrheinmain im zunehmenden wettbewerb der metropolregionen
auch weiterhin bestmöglich zu positionieren, haben sich in den
vergangenen Jahren zahlreiche Gesellschaften, Vereine und
Initiativen gebildet. Im Folgenden ein Überblick.
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-
Verkehrsinfrastruktur und Mobilität
Integriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement Region
FrankfurtRheinMain (ivm)Die ivm mit Sitz in Frankfurt ist eine
Regionalgesellschaft, deren Haupt-anliegen es ist, die Mobilität in
der Region zu sichern und Alternativen zum Auto zu fördern. Das in
2005 gegründete Unternehmen wird von den Ländern Rheinland-Pfalz
und Hessen getragen und zählt darüber hinaus den
Rhein-Main-Verkehrsverbund sowie acht Landkreise und Städte zu
seinen Mitgliedern. Mit der durch Umlagen fi nanzierten ivm haben
sich die Gebietskörperschaften ein Forum gegeben, um
kom-munenübergreifend Verkehrs- und Mobilitätskonzepte für die
Region zu entwickeln. Die Gesellschaft stellt die Datengrundlage
für wichtige Entscheidungen im Bereich der Verkehrsinfrastruktur
und Angebotsge-staltung zur Verfügung. Des Weiteren zählt das
Mobilitätsmanagement zu den Aufgabenschwerpunkten. Die Zielsetzung
ist, durch vernetzte Informations- und Beratungsangebote die
Öffentlichkeit über die ver-schiedenen Mobilitätsoptionen zu
informieren und somit die Mobilität der Menschen in der Region
nachhaltig zu sichern. Infos online unter www.ivm-rheinmain.de.
Rhein-Main-VerkehrsverbundDer Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV),
Hofheim, wurde 1995 ge-gründet und ist einer der größten deutschen
Verkehrsverbünde. Er koordiniert und organisiert den regionalen
Bus- und Bahnverkehr auf rund 14 000 Quadratkilometern. Das sind
rund zwei Drittel der Fläche des Bundeslands Hessen. Insgesamt
nutzen inzwischen jährlich 703 Mil-lionen Fahrgäste den RMV; das
entspricht im Schnitt rund 2,2 Millionen Fahrgästen pro Tag. Infos
online unter www.rmv.de.
RTW PlanungsgesellschaftDie Gesellschaft wurde 2008 von den
Städten Bad Homburg und Frankfurt, Hochtaunuskreis,
Main-Taunus-Kreis, Kreis Offenbach und dem
Rhein-Main-Verkehrsverbund gegründet. Die RTW-Gesellschafter
verfolgten mit dem Projekt die Strategie, durch die bessere
Vernetzung des öffentlichen Personennahverkehrs dem Wachstum des
motorisierten Individualverkehrs und seinen negativen Folgen und
Belastungen für die Menschen in der Region entgegenzuwirken und so
zur Sicherung des attraktiven und hochwertigen
Wirtschaftsstandortes beizutragen. Dabei soll die geplante
Regionaltangente West (RTW) mehrere Aufgaben erfüllen. Ziel der
Gesellschaft ist es, für die beteiligten Gebietskörper-schaften die
Grundlagen für die Planfeststellung und Finanzierung zu schaffen.
Bei positiver Entscheidung kann der Baubeginn in 2014
liegen und die Betriebsaufnahme in 2018 erfolgen. Infos online
unter www.rtw-planung.info.
House of Logistics & Mobility (Holm)Das Holm, Frankfurt, ist
Ende Juni 2010 im Römer gegründet worden und aus der
Gründungsinitiative Frankfurt Holm hervorgegangen. Das Land Hessen
– vertreten durch Wirtschaftsministerium, Finanzminis-terium und
Wissenschaftsministerium – hält 86,5 Prozent der Anteile, die Stadt
Frankfurt 12,5 Prozent. Ein Prozent der Anteile ist im Besitz des
Vereins Holm (House of Logistics and Mobility). Das Holm versteht
sich als neutrales Innovationsforum für interdisziplinäre und
bran-chenübergreifende Zusammenarbeit und Kooperation von
Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Infos
online unter www.frankfurt-holm.de.
Wirtschaft und Bildung
Regionalverband FrankfurtRheinMainDie Wurzeln der
Verbandsgeschichte reichen bis 1973 zurück. Seiner-zeit
präsentierte der damalige Innenminister Hanns-Heinz Bielefeld (FDP)
seine Pläne zur Neuordnung des Ballungsgebiets RheinMain: „Die
Verfl echtungen zwischen der Stadt Frankfurt und ihrem Umfeld zu
lösen, sind besonders problematisch und umstritten.“ Es vergin-gen
38 Jahre, bis im April 2011 das „Gesetz über die Metropolregion
FrankfurtRheinMain“ in Kraft trat und aus dem ursprünglichen
Planungsverband der Regionalverband FrankfurtRheinMain wurde, der
neben der Flächennutzungs- und der Landschaftsplanung auch
strategische Steuerungs- und Koordinationsaufgaben für die
Ent-wicklung der Region wahrnimmt. Der Regionalverband mit Sitz in
Frankfurt ist Mitglied in verschiedenen Organisationen, Initiativen
und Vereinen, die die Region weiterentwickeln wollen. Infos online
unter www.region-frankfurt.de.
FrankfurtRheinMain – Verein zur Förderung der
Stand-ortentwicklung, c/o Regionalverband FrankfurtRheinMainZweck
des Vereins ist die Förderung und Mitwirkung an der Gestaltung der
langfristigen Standortentwicklung der Metropolregion
Frankfurt-RheinMain. Dazu sollen unter anderem strategische
Leitlinien für die Standortentwicklung erarbeitet und bei
regionalen Gremien mitgewirkt, Projekte und Initiativen unterstützt
beziehungsweise ergriffen werden, die die Qualität der Region für
die Öffentlichkeit erhöhen. Derzeit gehören dem Verein 24
ordentliche Mitglieder an, die sich aus den
Metropolregion FrankfurtRheinMain
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-
Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur
rekrutieren. Infos online unter
www.frankfurtrheinmain-verein.de.
FrankfurtRheinMain International Marketing of the RegionDie
FrankfurtRheinMain International Marketing of the Region ist die
internationale Standortmarketinggesellschaft der Region
Frankfurt-RheinMain. Sie präsentiert die Kreise und Kommunen der
Region als schlagkräftige Gesamtregion im Ausland. Dazu haben sich
15 Kom-munen und Kreise, das Land Hessen, die Kammern sowie
verschiedene Wirtschaftsförderungen in der Gesellschaft
zusammengeschlossen. Infos online unter www.frm-united.de.
IHK-Forum Rhein-MainAls Gründungsmitglied des FrankfurtRheinMain
– Verein zur Standortent-wicklung treibt die IHK Frankfurt die
Vernetzung von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur in der
Metropolregion maßgeblich voran. Zudem will das IHK-Forum
Rhein-Main, ein Zusammenschluss von neun IHKs, die Region als Netz
vielgestaltiger Beziehungen und Möglichkeiten, als attraktiven
Wirtschafts- und Lebensraum ins Bewusstsein der Akteure, der
Menschen und internationalen Besucher bringen. Infos online unter
www.frankfurt-main.ihk.de/standortpolitik/metropolregion.
Wirtschaftsförderung Region Frankfurt RheinMain, c/o
Regionalverband FrankfurtRheinMainDie Wirtschaftsförderung Region
FrankfurtRheinMain ist ein Verein zur Förderung der
wirtschaftlichen Entwicklung der Metropolregion. Er arbeitet
bundesländerübergreifend und ist derzeit die einzige Vertretung,
die annähernd die funktionale Metropolregion darstellt. Zweck des
Vereins ist die Koordination und Stärkung der Zusammen-arbeit der
Mitglieder auf dem Gebiet der Wirtschaftsförderung in der Region
RheinMain sowie die Durchführung gemeinsamer Maßnahmen, die der
Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung im RheinMain-Gebiet und
der Stärkung der wirtschaftlichen Position der Mitglieder dienen.
Derzeit zählt der Verein 220 Mitglieder. Dabei handelt es sich um
Vertreter aus den Bereichen Städte und Gemeinden, Landkreise,
Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, Hochschulen,
Infrastrukturunternehmen sowie regionale Institutionen. Infos
online unter www.region-frankfurt-rheinmain.de.
Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMainDie
Wirtschaftsinitiative mit Sitz in Frankfurt engagiert sich dafür,
die in der Metropolregion vorhandenen Kompetenzen auszubauen.
Dazu
haben sich rund 150 in der Region verankerte Unternehmen
zusammen-geschlossen. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, die
Entwicklung von FrankfurtRheinMain als Impulsgeber und Initiator zu
beschleunigen. Das erklärte Ziel ist, einen gemeinsam agierenden
Wirtschaftsraum zu gestalten und so die Rahmenbedingungen für die
ansässigen Unterneh-men weiter zu verbessern. Infos online unter
www.wifrm.de.
Arbeitsgemeinschaft Wissensregion FrankfurtRheinMainDie
Wissensregion FrankfurtRheinMain ist eine Partnerschaft von
Regionalverband FrankfurtRheinMain, IHK-Forum Rhein-Main,
Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain und dem Institut für Neue
Medien. Seit 2005 bildet die Initiative ein Forum für Hochschulen,
Forschungsinstitute, Unternehmen, Verbände und Organisationen, um
Kooperationen, Wissensaustausch und gemeinsame Projekte zu fördern.
Infos online unter www.wissensportal-frankfurtrheinmain.de.
Kultur und Tourismus
Regionalpark Ballungsraum RheinMainDer Regionalpark RheinMain
wurde vor über 15 Jahren konzipiert, um verbliebene Freifl ächen
zwischen den Siedlungen im Verdichtungsraum zu sichern und für die
Erholung suchenden Menschen der Region zu erschließen. 2005 wurde
die Regionalpark-Dachgesellschaft – die Regionalpark Ballungsraum
RheinMain gemeinnützige Gesellschaft mit Sitz in Flörsheim
gegründet. Sie übernimmt übergeordnete und koordinierende Aufgaben.
Der Regionalpark RheinMain wird anteilig aus Fördermitteln der
Regionalpark-Dachgesellschaft beziehungsweise den jährlichen
Beiträgen ihrer 15 Gesellschafter fi nanziert. Ein weiterer Anteil
kommt jeweils projektbezogen von den Kommunen oder den
Durchführungsgesellschaften, in deren Gebiet ein
Regionalparkprojekt realisiert wird. Außerdem fördert neben dem
Land Hessen vor allem die Fraport den Regionalpark RheinMain. Die
Grundidee des Regio-nalparks ist es, die Landschaft des
Ballungsraums als Erholungs- und Erlebnisraum aufzuwerten und die
für die Lebensqualität wichtigen Landschaftsräume zu schützen. Dazu
wurden bereits über 180 Projekte realisiert. Infos online unter
www.regionalpark-rheinmain.de.
Gemeinnütziger Kulturfonds Frankfurt RheinMainZweck der
Gesellschaft ist die Förderung von Kultur und Kunst in der Region
Frankfurt RheinMain. Das erklärte Ziel ist es, die starke Position
von FrankfurtRheinMain zu festigen und weithin sichtbar zu machen.
Dazu sollen die kulturellen Aktivitäten der Region enger
zusammen-
IHK WirtschaftsForum 06.1422
Metropolregion FrankfurtRheinMain
-
geführt und neue Kulturprojekte mit nationaler und
internationaler Ausstrahlung gefördert werden. Die gemeinnützige
Kulturfonds Frank-furt RheinMain Gesellschaft, Bad Homburg, wurde
im Dezember 2007 von den Gesellschaftern Land Hessen, Frankfurt,
Darmstadt, Hochtau-nuskreis und Main-Taunus-Kreis gegründet. In
2012 trat Wiesbaden als weiterer Gesellschafter hinzu, Hanau folgte
in 2013. Grundlage für die Fördertätigkeit des Kulturfonds ist eine
Finanzierungsvereinbarung zwischen den Gesellschaftern. Nach dieser
zahlt jeder kommunale Ge-sellschafter derzeit zwei Euro pro Bürger
und Jahr ein; das Land Hessen verdoppelt diesen Betrag. In den
ersten fünf Jahren seiner Tätigkeit hat der Kulturfonds für Kunst
und Kultur insgesamt 26 Millionen Euro bewilligt. Infos online
unter www.kulturfonds-frm.de.
Kulturinitiative Rhein-MainDie Initiative wurde 1998 gegründet.
Zweck des Vereins ist die Förderung der Arbeit der
Kulturinstitutionen und kulturellen Einrichtungen und Aktivitäten
im RheinMain-Gebiet. Zu den Mitgliedern der Kulturinitiative
Rhein-Main (Kirm) zählen Leiter von Kulturinstitutionen,
Unternehmen, Kommunen, kulturpolitisch Verantwortliche sowie
kulturpolitisch inte-ressierte und engagierte Einzelpersonen. Ende
2005 haben sich in der Folge von Gesprächen mit Kommunalpolitikern
32 Gemeinden, Land-kreise und der Regionalverband
FrankfurtRheinMain zur KulturRegion FrankfurtRheinMain GmbH
zusammengeschlossen. Um die Aktivitäten
der Kirm zukünftig in der Region breiter aufzustellen, wird
aktuell am Aufbau von Arbeitskreisen zu verschiedenen Kultursparten
gearbeitet. Infos online unter www.kirm.de.
Arbeitskreis Tourismus / Regionalkonferenz, c/o Tou ris mus+
Congress FrankfurtDie Region FrankfurtRheinMain bietet eine
Vielzahl an Sehenswürdig-keiten sowie abwechslungsreichen
Veranstaltungen aus den Bereichen Kunst, Kultur, Freizeit und Sport
sowie eine Fülle an gastronomischen Angeboten und Spezialitäten.
Der Arbeitskreis Tourismus / Regional-konferenz bündelt die
Informationen und Hinweise, die im Internet abrufbar sind. Infos
online www.frankfurt-rhein-main.de.
KulturRegion FrankfurtRheinMainDie KulturRegion
FrankfurtRheinMain ist eine gemeinnützige GmbH. Die Gesellschaft
ist ein freiwilliger, bundesländerübergreifender Zu-sammenschluss
von 40 Städten, Kreisen und dem Regionalverband in der
Metropolregion FrankfurtRheinMain. Ziel ist es, die regionale
Kultur zu vernetzen, zu bündeln und gemeinsam attraktive
Kulturangebote zu schaffen. Die KulturRegion umfasst Projekte wie
Burgen, Schlösser und Paläste, GartenRheinMain, Route der
Industriekultur Rhein-Main, Geist der Freiheit – Freiheit des
Geistes, Wegekultur und Via Brentano – Route der Romantik. Infos
online unter www.krfrm.de. ❙
IHK WirtschaftsForum 06.14 23
Metropolregion FrankfurtRheinMain
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METROPOLREGION WEITERENTWICKELNder tag der metropolregion auf
der Global business week zeigte es deutlich: Frankfurtrheinmain ist
auf einem guten weg. allerdings müssen auch die Herausforderungen
rasch angepackt werden, damit die region weiter in der champions
league mitspielen kann.
Urbane Ballungsregionen ge-winnen weltweit an Bedeutung. Viele
Menschen zieht es in me-tropolennahe Räume, weil sie dort
wirtschaftliche und tech-nologische Vielfalt sowie einen hohen
Freizeitwert vorfi nden. Auch FrankfurtRheinMain boomt: Diesen
Schluss lässt nicht nur die aktuelle konjunkturelle Entwick-lung,
sondern auch die jüngste Bevölkerungsentwicklung zu. Allein die
Mainmetropole wuchs in jüngster Zeit wöchentlich um etwa 300
Personen.
Welche Herausforderungen sich aus dieser Entwicklung erge-ben,
war am 19. Mai ein wesent-liches Thema am „Tag der Metro-polregion“
in der IHK Frankfurt. Beispielsweise führt die an sich erfreuliche
dynamische Bevölke-
rungsentwicklung zur Verknap-pung von Wohnraum und bedrängt
zugleich Gewerbe- und Industrie-standorte.
„Wir brauchen Antworten auf die Flächenkonkurrenz von Wohnen und
Gewerbe, gerade in zentralen Lagen“, sagte IHK-Präsident Prof.
Mathias Müller. Die Sicherung der für die Region so wichtigen
Industrie dürfe ne-ben dem Thema Wohnraum nicht vernachlässigt
werden, sagte er mit Blick auf das Wohnbauland-entwicklungsprogramm
und den Masterplan Industrie, an denen die Stadt Frankfurt gerade
arbeitet.
Es sei richtig, so Müller, dass die Stadt mit den Projekten
sowohl das Thema Wohnen als auch das Thema Industrie im Blick habe.
Nun sei aber eine wirksame Ver-
zahnung der Wohnbau- und Ge-werbefl ächenentwicklung notwen-dig
– auch auf regionaler Ebene: „Im Grunde sind sich alle Akteure
einig, dass ein regionaler Ansatz am besten helfen kann, drängende
Flächenprobleme zu lösen.“
Nach Einschätzung von Peter Feldmann, Oberbürgermeister,
Frankfurt, ist die Schaffung von attraktivem Wohnraum eine der
wichtigsten Herausforderun-gen für die Region. Nur so kön-ne
FrankfurtRheinMain für die dringend benötigten Fachkräfte attraktiv
bleiben. Auch er wies darauf hin, dass eine gemeinsame regionale
Vorgehensweise unab-dingbar sei. Nach seiner Ansicht helfe die
gemeinsame Interessen-lage dabei, die Herausforderungen koordiniert
anzugehen. Feldmann
hofft darauf, dass die Realisierung von Wohnbau- und
Infrastruk-turprojekten zu einer stärkeren Zusammenarbeit in der
Region beitragen wird.
Mit welcher Strategie die Wirtschaft der Region konkret
gefördert werden kann, war The-ma der ersten Diskussionsrunde. Dr.
Gunther Quidde, Geschäfts-führer, IHK-Forum Rhein-Main, lobte dabei
die Neuaufstellung der FRM International Marketing of the Region im
vergangenen Jahr. Neben zahlreichen Prozess-verbesserungen, die zum
Erfolg ausländischer Unternehmensan-siedlungen in der Region führen
sollen, wurden bei diesem Prozess auch Zielländer und Zielbranchen
defi niert, auf die sich das inter-nationale Standortmarketing
der
Von links: dr. stefan naas, bürgermeister, steinbach, dr.
matthias leder, Hauptgeschäftsführer, IHK Gießen-Friedberg, Gisela
stang, bürgermeisterin, Hofheim, dr. thomas stöhr, bürgermeister,
bad Vilbel, dr. thomas schäfer, hessischer Finanzminister, prof.
mathias müller, präsident, IHK Frankfurt, und Karl-christian
schelzke, geschäftsführender direktor, Hessischer städte- und
Gemeindebund.
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IHK WirtschaftsForum 06.1424
standortpolitik
-
Region zukünftig konzentrieren soll. „Das neue Konzept macht
sich bereits jetzt positiv bemerk-bar. Die ganze Region profi tiert
von den Neuansiedlungen, die auch mithilfe der FRM realisiert
werden konnten“, so Quidde. Eric Menges, FRM-Geschäftsführer,
betonte, dass viele Unterneh-men bereits in der ersten Phase nach
ihrer Neuansiedlung weiter wachsen würden. Deshalb könne oft auch
eine anfangs scheinbar kleinere Ansiedlung als Erfolg verbucht
werden.
Im Laufe des Tages wurde jedoch deutlich, dass
Frankfurt-RheinMain nicht alle Herausfor-derungen alleine
bewältigen kann. „Auch wenn die Metropolregion gut aufgestellt ist:
Das Land Hes-sen muss sich wieder aktiv in die Förderung der
Metropolregion einbringen“, betonte Müller bei seiner Begrüßung.
Dabei gehe es auch um einen inhaltlichen Aus-tausch darüber, was
die Region und das Land gemeinsam tun können, um die Metropolregion
fi t für die Zukunft zu machen.
In der zweiten Gesprächsrun-de ging es um das Thema kommu-nale
Finanzen. Vor zwei Jahren hat das Land Hessen den kommunalen
Schutzschirm eingeführt. Damit können notleidende Kommunen Hilfen
aus einem Entschuldungs-
fonds sowie Zinsverbilligungen bekommen und so einen Teil der
Schulden ihres kommuna-len Kernhaushalts begleichen. Im Gegenzug
dazu mussten die teilnehmenden Kommunen mit dem Land
Konsolidierungsziele und -maßnahmen vereinbaren, die auf Dauer den
Haushaltsaus-gleich sichern sollen. Auf diese Weise konnten
Kommunen, die sich unter den Schutzschirm be-geben haben, ihr Defi
zit bereits erheblich verkleinern. Dr. Thomas Schäfer, hessischer
Finanzminis-ter, bewertete dieses Programm als großen Erfolg: „Von
2012 auf 2013 konnten die Schutzschirm-Kommunen ihr Defi zit
bereits halbieren, während das Defi zit bei den
Nicht-Schutzschirm-Kommunen im selben Zeitraum um 40 Prozent
gestiegen ist.“
Positiv bewertet wurde auch die Schuldenbremse des Landes
Hessen. Allerdings forderten die kommunalen Vertreter, dass sie
nicht auf Kosten der Städte und Gemeinden umgesetzt werden dürfe.
Schäfer wies darauf hin, dass jede Gebietskörperschaft Aufgaben zu
erfüllen habe und auch jeder schauen müsse, an welcher Stelle
Einsparungen vorgenommen werden könnten. „Gegenseitige
Schuldzuweisungen führen zu nichts. Letztendlich
müssen alle Gebietskörperschaf-ten ihre Haushalte
konsolidieren“, sagte der Finanzminister.
Gisela Stang, Bürgermeisterin, Hofheim, betonte, dass die
Kom-munen ihre zahlreichen Aufgaben nicht alleine mit der Grund-
und Gewerbesteuer fi nanzieren könn-ten. „Neben einer
Ausgabenver-antwortung brauchen wir auch eine
Einnahmeverantwortung“, so Stang. Daher forderte sie, dass sich das
Land Hessen im Bund für ein Steuersystem einsetzt, das den Kommunen
einen größeren Handlungsspielraum ermöglicht.
Einigkeit herrschte auf dem Podium beim Thema interkom-munale
Zusammenarbeit. „In der Vergangenheit musste jede Kom-mune ein
eigenes Schwimmbad oder eine eigene Stadthalle haben. Diese Fehler
haben wir zum Glück überwunden“, so Karl-Christian Schelzke,
geschäftsführender Direktor, Hessischer Städte- und Gemeindebund.
In diesem Zusam-menhang führte Stang als Beispiel das gemeinsam von
Hofheim und Kelkheim realisierte Hallenbad an. Dr. Stefan Naas,
Bürgermeister, Steinbach, verwies auf die von den Städten
Königstein, Kron-berg und Steinbach gemeinsam betriebene
Gemeinschaftskasse Taunus. Allerdings könne inter-kommunale
Zusammenarbeit kein
Allheilmittel sein, so Dr. Thomas Stöhr, Bürgermeister, Bad
Vilbel.
In der abschließenden Diskus-sionsrunde erörterten die
Frakti-onsvorsitzenden der im hessischen Landtag vertretenen
Parteien die Herausforderungen der Metropol-region. Mit Blick auf
das Thema Wohnen kritisierte vor allem Flo-rian Rentsch,
Vorsitzender, FDP-Fraktion, die von der Landesregie-rung geplanten
Maßnahmen: „Aus unserer Sicht ist die Mietpreis-bremse ein Griff in
die Mottenkiste und ein hinderlicher Eingriff in den Markt. Gefragt
wären jetzt vor allem Investitionsanreize und die Ausweisung von
zusätzlichen Baugebieten.“ Müller kritisierte insbesondere die
geplante Er-höhung der Grunderwerbsteuer: „Wohnen wird vor allem
durch staatliche Abgaben und Energie-vorschriften teurer gemacht.
Vor diesem Hintergrund wäre eine wei-tere Anhebung des
Grunderwerb-steuersatzes das absolut falsche Signal an Inves
toren.“ ❙
AUTORCHRISTIAN WESSLINGreferent, wirt-schaftspolitik und
metropo-lenentwicklung, IHK Frankfurt
[email protected]
peter Feldmann, oberbürgermeister, Frankfurt, im Gespräch mit
Katja marx, chefredakteurin Hörfunk, leiterin hr-Info. diskutierten
über die stärkung von Frankfurtrheinmain als internationale
wirtschaftsregion (v.l .): dr. Gunther quidde, Geschäftsführer,
IHK-Forum rhein-main, anja obermann, Geschäftsführerin,
wirtschaftsförderung Frankfurt, dr. rainer waldschmidt,
Geschäftsführer, Hessen trade & Invest, dirk Emig, moderator,
und Eric menges, Geschäftsführer, Frankfurtrheinmain International
marketing of the region.
IHK WirtschaftsForum 06.14 25
-
manaGEmEnt-KolloquIum
GRÖSSENVORTEILE VON START-UPSEine reportage in die welt der
dax-Konzerne, zu einem Frankfurter start-up und zurück. oder: was
kleine unternehmen von aktuellen strategien der dax-Konzerne lernen
können und umgekehrt.
Ein kleines Experiment für den Anfang: Was haben ein
Vorstands-vorsitzender eines Dax-Konzerns und ein Start-up
gemeinsam? Antwort: Der eine wünscht sich so manches Mal, das
Unternehmen wäre eine Nummer kleiner und beweglicher. Der andere
wäre gerne schon etwas größer und erfolgreicher, hat aber auch
gehö-rigen Respekt davor, in Wachstum zu investieren. Schon sind
wir bei einer Schlüsselfrage für Unterneh-men, egal, ob klein oder
groß: Wie können Wachstum und Flexibilität zugleich gewährleistet
werden?
Beginnen wir beim 21. Ma-nagement-Kolloquium der TU München.
Jedes Frühjahr eine „erste Adresse für den Manage-mentdialog“, so
Joe Kaeser, der neue Vorstandschef von Siemens.
Auch ihn beschäftigt aktuell die Frage, wie sein Haus
profitabler wachsen, zugleich flexibler und „näher am Kunden“ sein
kann. Kaeser erläutert sein Modell der Eigentümerkultur: Vom
Auszubil-denden bis zum Vorstandsmitglied solle künftig entschieden
werden, als wäre Siemens sein eigenes Unternehmen. „Strategien sind
austauschbar. Eine Performance-Kultur, die innovativ und pro-duktiv
ist, braucht Jahrzehnte“, so Kaeser. Zugleich müsse sich Siemens
immer wieder fragen, welchen Teil der Wertschöpfungs-kette es
wirklich wetterfest bedie-nen könne, welche Kompetenzen zugekauft
werden und welche besser im eigenen Haus bleiben.
Sein Vorstandskollege von VW, Martin Winterkorn, hat die-
ses Prinzip perfektioniert. Ein modularer Baukasten erlaubt es,
dass die Volkswagen-Gruppe 40 verschiedene Modelle in über 100
Werken weltweit mit einer Stück-zahl von vier Millionen pro Jahr
produzieren kann. Treiber hierzu sei der weltweite Wettbewerb und
immer individuellere Kun-denwünsche. Kein Golf sei gleich. Das
Dilemma dabei: Komplexität treibt Kosten – normalerweise. Dieses
Gesetz wurde durch den modularen Baukasten gebro-chen. Beispiel:
Eine bedeutende Menge der nicht sichtbaren Teile des Audi A3 und
des Golfs sind identisch. Das gesamte Multime-diasystem auch.
Allerdings sind die Design blenden, Bedienknöpfe und die Oberfläche
der Software markenspezifisch ausgelegt. Er-
gebnis: Trotz Variantenvielfalt sind die Kosten nur
unterpropor-tional mitgewachsen. Der neue Golf erziele sogar die
höchste absolute Marge in seiner Ge-schichte.
TU-Professor Horst Wilde-mann, der das Kolloquium jährlich
organisiert: „Eine übliche Lehr-meinung waren die Economies of
Scale. Also Vorteile, die zum Bei-spiel durch Mengen- und
Erfah-rungswachstum entstehen.“ Die wesentlichen Vorzüge bestünden
aber in der modularen Produktion. Sie sei heute ein Megathema für
die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Denn nicht nur die
Kostenstrukturen seien da-durch flexibler, auch Innovati-onen
könnten so viel schneller adaptiert werden.
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IHK WirtschaftsForum 06.1426
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Gerade für den Exportwelt-meister ist Beweglichkeit
ent-scheidend. Niemand weiß dies besser als Frank Appel, Chef der
Deutschen Post DHL, der ebenfalls nach München kam: „Je stärker ein
Unternehmen im Ausland wächst, je mehr Länder erschlossen werden,
desto emp-fi ndlicher reagiert dieses System auf Störungen.“ Appels
Strategie basiert deshalb auf zweierlei: der Herstellung
belastbarer Wettbe-werbsvorteile und einer möglichst hohen
Flexibilität. Die Krim-Krise, die Volatilität der Finanzmärkte,
aber auch die Digitalisierung, die Kundenwünsche viel schneller
individualisiert und dynamisiert. Wer hier nicht permanent an
seiner Fitness arbeite, gefährde seine Zukunft.
Wir verlassen München und landen in Frankfurt. Genauer ge-sagt,
am Schaumainkai 17 im Museum Angewandte Kunst. Wir treffen Leon
Joskowitz und seinen Geschäftspartner Ronny Bolz, ein Jungstar der
Pâtisserie. Zwei Frankfurter Gründer, die sich im Cateringmarkt
derzeit einen Namen machen. Joskowitzs Anspruch: „Wir wollen
außer-gewöhnlich sein. Kulinarik ist Kultur.“ Doch würden viele
Gas-tronomiekonzepte meist nicht an mangelndem Zuspruch scheitern.
Im Gegenteil: Die Mainmetropole sei ein guter Ort für
Qualitäts-küche und neue Konzepte. Doch Bolz klagt: „In Summe
machen jedes Jahr mehr Gastronomen zu als auf.“
Woran liegt das? Die Bran-che sei vor allem von
Seiten-einsteigern geprägt, die schnell den Zusammenhang zwischen
Einkaufs- und Verkaufspreisen unterschätzten und was es be-deute,
seine Preise durchsetzen oder auch nicht durchsetzen zu können. In
der Gastronomie neige man schnell zu hohen Anfangs-investitionen in
Hardware, Per-
sonal und hochwertige Produkte. Ronny Bolz: „Normalerweise sagt
man, ein Teller ist nach 15 Nut-zungen abbezahlt. Aber dann sind
das Spülen oder auch der Bruch noch nicht eingerechnet. Man braucht
heute auch keine eigene Küche mehr. Davon gibt es viel zu
viele.“
Joskowitz und Bolz machen daher drei Dinge anders: Ers-tens
Spezialisierung auf das Qualitäts-Catering, das eine
maßgeschneiderte Beratung beinhaltet – immer mit dem persönlichen
Engagement der Geschäftsführer. Zweitens au-ßergewöhnliche
Konzepte: Ziel ist immer auch das, was über das Essen und das
Budget hinausgeht. Drittens Einfachheit und Klarheit bei den
Kosten: Der hohe Anteil an zugekauften oder angemiete-ten
Leistungen – nennen wir sie auch hier Module – sorgen auch bei
ihren Kunden für Vertrauen in die Angebotsgestaltung.
Joskowitz und Bolz haben gerade einen fi nnischen Fischein-topf
für eine Fachbesuchergruppe im Museum serviert. Bolz, der Koch,
kann hierzu ein Beispiel für Modularisierung nennen: „Die
geschnittenen Zwiebeln und Ka-rotten bekommt man in sehr guter
Qualität heute fertig angeliefert. Die Arbeitszeit ist viel besser
in die Veredelung der Zutaten inves-tiert.“ Die Qualität und die
Ver-arbeitung des Fischs und der Ge-würze waren hier
entscheidender. Auch bei Suppen und Dressings würde er nie auf
Zugekauftes setzen, sondern immer selbst her-stellen. „Zugekauft“
war übrigens auch das Servicepersonal, jedoch ausgesucht und
erprobt.
Es scheint, als hätten die beiden Jung-Caterer ihr Rezept
gefunden, um mutig und vor-sichtig zugleich, aber auch mit hohem
Anspruch, zu wachsen. Vor diesem Hintergrund würden sie auch keinen
Großauftrag ab-
lehnen. Ganz im Gegenteil: Seit einigen Jahren werden sie von
der Buchmesse engagiert. Kulinarik und Kultur zu einem Konzept zu
vereinen, das ist ihre kleine und feine Marktlücke geworden.
Wieder zurück nach Mün-chen zur Konferenz. Gerold Linz-bach,
Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Druckmaschinen, macht keinen
Hehl daraus, dass der jüngste Umbau seines Un-ternehmens
schmerzhaft und langwierig war. Über viele Jahre sei das
Unternehmen gewachsen. Doch mit jeder Wirtschaftskrise seien bei
Zeitungen, Zeitschriften und auch im Direktmarketing die
Druckaufträge deutlich zu-rückgegangen. Dieser Wandel begann
schleichend. Und genau das war die Gefahr: „Der Umbau hat zu lange
gedauert“, bedauert Linzbach. Zu Recht dachten die Mitarbeiter
jedes Jahr aufs Neue, dass es nun doch endlich besser werden müsse.
Keine Scheu vor schnellen und entscheidenden Veränderungen empfi
ehlt deshalb der Heidelberger-Chef. In diesem Prozess habe man sich
immer wieder besonnen, welche Kun-denbedürfnisse wie angespro-chen
werden sollten: wie man zum Beispiel möglichst sparsam individuell
geplante und fl exible Druckmaschinen bauen könne. Am Ende des
Umbaus waren die Organisation und die Fabrik-fl äche um mehr als
die Hälfte verschlankt.
Zurück zur Ausgangsfrage: Was können also kleine Unter-nehmen
von aktuellen Strategi-en der Industrie lernen? Erstens: wachsen
mit der Globalisierung und mit den sich immer weiter
ausdifferenzierenden Kunden-wünschen. Zweitens: klein blei-ben. Wo
immer das auch möglich ist. Beides ist nur vermeintlich ein
Widerspruch. Vielleicht soll-ten wir die Ausgangsfrage also
wirklich andersherum stellen:
Was kann ein Konzern von ei-nem Start-up lernen? Hartmut
Mehdorn, früherer Bahn-Chef und neuerdings Vorsitzender der
Geschäftsführung des Flugha-fens Berlin Brandenburg, der mit einem
– sagen wir mal – großen Problem zu kämpfen hat, sag-te in München:
„Wir neigen in Deutschland schnell zum Over-engineering.“ Leon
Joskowitz und Ronny Bolz könnten sich dies gar nicht leisten. Am
Ende sind sie auch ein gutes