Mehr Selbststudium - auch für Dozierende · 1 Mehr Selbststudium - auch für Dozierende Prof. Dr. Kurt Reusser Pädagogisches Institut, Universität Zürich, Lehrstuhl für Pädagogische
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Mehr Selbststudium - auch fürDozierende
Prof. Dr. Kurt Reusser Pädagogisches Institut, Universität Zürich,
Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und Didaktik
Selbstorganisiertes Lernen ist eine Lernform, bei derder Handelnde die wesentlichen Entscheidungen, ob,was, wann, wie und woraufhin er lernt, gravierend undfolgenreich beeinflussen kann
n Grenzen der Interaktivität in der traditionellenfrontalunterrichtlichen Stoffvermittlung, v.a. in Grossgruppenund Massenveranstaltungen(Vlg > 100; Sem > 25)
n Förderung von personalen Schlüsselqualifikationen undLernkompetenzen auch als universitäre Aufgabe
n Lernpsychologische Gründe:– „Kluft zwischen Wissen und Handeln“, „träges Wissen“
– Produktives Lernen als ein konstruktiver, selbstmotivierter undselbstgesteuerter Prozess
Durch traditionellen Instruktionsunterricht allein werdenpersonale und soziale Schlüsselkompetenzen desselbständigen Lernens und Problemlösens zu wenigtrainiert
n Repertoire an Verstehens- und Lernstrategien
n Metakognitive Kompetenzen (Lernen-Lern-Fähigkeiten)
Selbststudium auf dem Hintergrund eineskonstruktivistischen Lernverständnisses
Der Basisprozess des Lernen
Lernen ist individuelle oder dialogische(Ko-)Konstruktion oder Nach-Konstruktion,optimalerweisen mit hoher Selbststeuerung und Selbstmotivationn eingebettet in einen sozialen Rahmenn unterstützt und adaptiv begleitet durch ein intelligentes und
expertenhaftes Coaching
Man versteht nur das wirklich gut und kann es selberspäter anwenden, was man selber (ko-)konstruktiverarbeitet hat.
für die Dozierendenn Wissens-/Lerninhalte für das Selbststudium auswählen, Festlegen
von Zielen und Standardsn Entwurf lernproduktiver Settings von Aufgaben, Organisations-
formen und Lernhilfen: angeleitetes bis eigenständiges oder freiesSelbststudium, Entwicklung von modularen oder kursorischenICT- oder PBL-Modulangeboten
n Angebote von Expertise und der interaktiven Lernhilfe,Lernbegleitung, Lernberatung (Lerndialog und Moderation)bereitstellen (Dozent/in, Tutor/innen); Fixpunkte
n Die Studierenden in ihrer Lernkompetenz fördernn Formatives und summatives Feedbackn Den Selbststudienformen angepasste Prüfungskultur
„Gruppenpuzzle“ als Erarbeitungs- undKooperationsform
1. Arbeit in Stofferarbeitungsgruppen (Expertengruppen)Arbeitsgleiche Gruppen machen sich mit Teilaspekten einesThemas vertraut. Dazu stehen ihnen aussagekräftigeLiteraturhinweise und Materialien zur Verfügung.
2, Austausch- und Problemlösegruppen
Aus den Expertengruppen bilden sich neue Gruppen, in denennur mehr ein Experte pro Teilthema vertreten ist.
In einer ersten Phase tauschen sich die Gruppenmitglieder überdie gewonnenen Erkenntnisse aus (Austausch von Steckbriefenund Diskussion darüber).
In einer zweiten Phase wird ein die Expertise derverschiedenen Teilthemen erforderndes authentisches /komplexes Problem gelöst.
Ein FALL istn eine komplexe Situation bzw. eine Abfolge konkreter
Vorkommnisse, Geschehnisse, Handlungen in einemspezifischen situativen Kontext, woraus sich eine FRAGEergibt, die mit einfachen Routinen nicht lösbar nicht
Die im Fallmaterial dokumentierten Sachverhaltekönnen einen realen Bezug zur Wirklichkeit haben oderdieser nachgebildet sein
erfolgt selbständig oder kooperativ durch dieStudierenden unter Anleitung und Begleitungdurch Lehrende.Forschungs- und Projektwerkstätten förderndurch problembasiertes, begleitetes Bearbeitenvon Erkenntnis- und Entwicklungsvorhaben dasmethodische Verfolgen von Erkenntnis- oderHandlungszielen
Der Begriff des problembasierten oderproblemorientierten Lernens ist zum Leitkonzept einesselbständigkeitsfördernden, verstehensorientierten,kognitiv aktivierenden Unterrichts bzw. der Gestaltungvon Lernumgebungen geworden.
Die Kernidee besteht darin, Unterricht und Lernen imGeist des Problemlösens zu gestalten
Kernidee von PBL bzw. POL: Wissenserwerbim Geiste des Problemlösens
Problem-basiertes oder problemorientiertes Lernen gehtaus von formulierten Problemen, die allein oder inKleingruppen selbständig oder mit tutoriellerUnterstützung gelöst werden mit dem Ziel,transferfähiges Wissen und fachspezifische Lern- undDenkstrategien zu erwerben.
• Die Lernaufgaben werden in einem TASK BOOK festgehalten• Problemstellungen werden so authentisch wie möglich gehalten,
so dass sie in ihrem Charakter der Praxis ähnlich sind• POL ist so weit wie möglich selbstreguliertes individuelles und
1. Problemidentifikation durch den Tutor oder die Teilnehmer (Kleingruppe)
2. Zielklärung und Informationsbeschaffung: Erklärungsbedürftige,unverstandene oder fehlende Teile im Vorwissen der Teilnehmer/innenidentifizieren und Lernziel vereinbaren
3. Literaturstudium in Eigenarbeit (independent study)
4. Integration und Vernetzung des erarbeiteten Wissens zur eigenenProblemlösung
5. Präsentation der Problemlösungen in der Kleingruppe
6. Diskussion der verschiedenen Problemlösungen in der Gruppe undAusscheiden ungeeigneter Lösungsansätze
7. Arbeitsrückschau, Evaluation von Lösungsprozessen und Ergebnissendurch die Gruppe, Bestimmung weiter führender Lernziele. Uebergangzum nächsten Problem
n Anfänger-Studierende sind häufig hilflos gegenüber einerersten grösseren Qualifikationsarbeit
n Studierende unterstützten beim „Finden“ einer definiertenProblemstellung (ist eine entscheidende Leistung, “dasProblem produktiv zu definieren = die Hälfte seiner Lösung”).
n Die Rolle des Dozenten/der Dozentin bei der Betreuung einerselbständigen Arbeit sollte diejenige eines im Prinzip immeransprechbaren Coachs sein
n Es sollen regelmässige Arbeitsbesprechungen stattfinden.n Bei den Arbeiten sollen verbindliche Zwischenziele verlangt
werden.n Aufwendige Arbeiten sollen durch substantielle