-
Idealist Realist
47640 4/19www.mawi-westfalen.de
© 1
23rf
.com
/ D
esisl
ava
Dra
gano
va DIE ZUKUNFTSMACHER
WIE SICH JUNGE UND ETABLIERTE UNTERNEHMEN FÜR DEN WETTBEWERB VON
MORGEN AUFSTELLEN
Strategische Personalplanung: Wie sich der Personalbedarf
zukünftig ändern wird
Im Interview Sebastian Borek: „Wenn wir nicht kooperieren, wird
uns die Butter vom Brot genommen“
http://www.mawi-westfalen.de
-
2 markt & wirtschaft 4 / 2019
w w w. m aw i - we s t f a l e n . d e
WAS WIRTSCHAFT TREIBT!
mawi 2 goRELAUNCH
Jetzt den mawi-Newsletter abonnieren!
http://www.mawi-westfalen.de
-
markt & wirtschaft 4 / 2019 3
„Deutschland hat im internationalen Vergleich insgesamt
erheblich an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt, auch wenn das noch
durch die gute Konjunkturlage verdeckt wird“, sagt Prof. Rainer
Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. Zu diesem
Schluss kommt der aktuelle Länderindex Familienunternehmen, den die
Mannheimer Stiftung kürzlich vorgestellt hat. Deutschland rutscht
auf der Rangliste der für Familienunternehmen attraktivsten
Stand-orte um vier Plätze ab und landet im unteren Tabellendrittel.
90 Pro-zent aller Unternehmen in Deutschland gehören diesem
Unterneh-menstypus an, rund 60 Prozent aller Beschäftigten sind in
Fa- milienunternehmen angestellt.Viele Defizite wie beispielsweise
große Steuerbelastungen für Unter-nehmen oder der fehlende bzw.
langsame Ausbau einer schnellen Internet-Infrastruktur lassen sich
u.a. als Gründe für diese Entwick-lung anführen. Auch unsere Region
ist zum größten Teil von Famili-enunternehmen geprägt. Sebastian
Borek, Co-Founder und CEO der Founders Foundation sieht aber noch
weitere Probleme, warum wir gerade in der internationalen
Wettbewerbsfähigkeit schwächeln: „Insgesamt nutzen wir in
Deutsch-land unsere Ressourcen nicht intelligent genug, um die
Zukunftsfähig-keit des Landes sicherzustellen. Jeder kocht seine
eigene Suppe, wir sind noch viel zu dezentral aufgestellt, leben zu
sehr im Wettbewerb
Zusammen sind wir stärker
Warum wir im internationalen Wettbewerb schwächeln
und was wir dagegen unternehmen können.
Von Chefredakteurin Christiane Peters
und haben nicht erkannt, dass wir in Konkurrenz zu Asien und den
USA stehen. Also, wir denken immer noch in zu kleinen Märkten.“ Der
CEO der Founders Foundation setzt deshalb u.a. auf den Ausbau von
Kooperationen zwischen Startups und etablierten Unterneh-men und
sieht hier einen unverzichtbaren Schritt, für den Erhalt der
Zukunftsfähigkeit unserer Region. (siehe hierzu auch unser
Interview Seite 14ff)
Damit das Startup-Ökosystem weiter gedeihen kann, braucht es
na-türlich auch Geld zum Wachsen. Einen ersten wichtigen Impuls
ha-ben einige Unternehmen und Institutionen aus der Region gesetzt,
als sie vor zwei Jahren den Technologiefonds OWL ins Leben gerufen
haben. Ein Beispiel, um die Region stärker zu machen und gemein-sam
in die Zukunft zu gehen. In unserem Interview mit
Investment-manager Stefan Bölte lesen Sie, wie der Technologiefonds
OWL funk-tioniert.
Zu Beiträgen, die im Heft mit diesem Symbol gekennzeichnet sind,
finden Sie weitere Informationen auch in unserem Online-Magazin
unter www.mawi-westfalen.de
mawi DIGITALonline -magazin
Ausblick
http://www.mawi-westfalen.dewww.maass-industriebau.de
-
4 markt & wirtschaft 4 / 2019
Idealist Realist
Veranstaltungsplanung
Intelligent und emotionalMenschen sind heute schnell
gelangweilt, sie möchten überrascht werden und etwas Neues erleben.
Die Erwartungen an die Veranstalter werden damit immer größer. Wie
können Besucher zufriedengestellt und bestenfalls begeistert
werden?
10
Was beschäftigt Sie…?
Dem individuellen Denkvermögen auf die Sprünge
helfenJunior-Professor Dr. Henning Wachs-muth, Universität
Paderborn, entwickelt eine Suchmaschine, die bei der
Meinungsbildung helfen soll. Wo liegt der Nutzen der
Such-maschine?
Unternehmenskooperationen
Zusammen sind wir stärker Vielen etablierten Unternehmen quer
durch alle Branchen fehlt der
Kontakt zu jungen technologieorientierten Startups. Warum aber
werden Kooperationen immer wichtiger und wo liegen die
Vorteile,
um auf den Märkten von morgen gemeinsam zu bestehen?
Strategische Personalplanung
Schwieriger Blick in die ZukunftVor dem Hintergrund der
aktuellen Veränderungen der Arbeitswelt
gewinnt eine strategische Personalplanung immer mehr an
Bedeutung. Welche Maßnahmen spielen dabei eine besondere Rolle und
was können
Unternehmen tun?
26
46
20
-
markt & wirtschaft 4 / 2019 5
INHALT3 Ausblick4 Inhalt
■ Forschung und Digitalisierung 6 Kolumne: Kann man gründen
lernen?
6 Transferprojekte für den Mittelstand
7 Forschung für mehr Sicherheit
8 Gründerinterview: Flocess
■ Unternehmenskooperationen10 Zusammen sind wir stärker11 Zu
wenig Nähe12 HRpepper und persomatch: Voneinander lernen14
Interview: „Wenn wir nicht kooperieren, wird uns die Butter vom
Brot genommen“ 17 Investments in Startups
■ Event-Marketing18 Nachhaltige Veranstaltungen: „Ein Vorteil
ist der Image-Effekt“20 Veranstaltungsplanung: Intelligent und
emotional
22 Events zur Mitarbeiterbindung22 Airport Hotel Paderborn23
Kultur Räume Gütersloh24 A2 Forum25 Raumbegrünung: Mehr als nur
dekorativ
■ Personal und Arbeit26 Interview: Strategische
Personalplanung
29 co-ship: Plattform für den Mittelstand
30 Berufliche Weiterbildung: Finanzielles Stiefkind der
Bildungspolitik
31 Gesundheitsmanagement im Büro: Aufstehen, Kollegen!
32 Die Gesundheit lange erhalten: Jeder kann etwas dafür tun
■ Marketing und Medien34 Go-Digital: Wie Unternehmen von der
Digitalisierung profitieren
35 Halloherrmeier: „Kommunikation wieder einfach machen“
36 Kolumne: Der Claiminator
■ KUTENO37 Interview: „Das besondere Konzept unterscheidet
uns“
39 HAPRO: Heiße Luft ist ihre Leidenschaft!
40 Interview: Institut für Kunststoffwirtschaft
41 Yizumi Germany: Innovations- schmiede im Maschinenbau
42 Grässlin Kunststoffe: In der Welt der Polymere Zuhause
■ Unternehmen und Märkte43 BVMW: Leidenschaft für den
Mittelstand
44 SonnenPartner: Möbel für den Platz an der Sonne
45 Grumbach: Investition verschafft Vorreiterrolle
46 Was beschäftigt Sie…?
47 Impressum
Events erleben Gestalten Sie Ihre Veranstaltungen mit ams:
kreative Konzepte bis zur professionellen Durchführung – ganz nach
Ihren individuellen Anfor derungen.
Ob Firmenjubiläum, Produktpräsentation, Messe und mehr – wir
setzen gemeinsam mit Ihnen Ihre Marke in Szene.
In Feierstimmung gekommen? Dann sprechen Sie mit uns.
audio media service Produktionsges. mbH & Co. KG
Telefon + 49 (521) 555 -189Telefax + 49 (521) 555 -160
[email protected]
ams – Radio und MediaSolutions
ams – Ihre Eventagentur
Radiowerbung
Onlinewerbung
PoS Media
Service für Radiosender
Audio
Video
Event
Streaming
mailto:[email protected]://www.ams-net.de
-
6 markt & wirtschaft 4 / 2019
■ Forschung und DigitalisierungGRÜNDERSZENEWESTFALEN
Kolumne
Kann man gründen lernen?Tristan Niewöhner, Gründer und
Geschäftsführer
der persomatch GmbH
Während meiner Zeit als Startup-Coach kam ein angehender Gründer
mit fol-gender Frage auf mich zu: „Ich habe jetzt zehn Bücher zum
Thema Gründung gelesen, wie viele Bücher muss ich noch lesen, damit
ich endlich tatsächlich gründen kann?“
Diese Frage hat mich zunächst sehr irritiert, dann aber
angeregt, intensiver darüber nachzudenken: Kann man gründen lernen?
Welche Bildung ist Voraussetzung, um er-folgreich gründen zu
können?Insbesondere in letzter Zeit haben sich viele Initiativen
das Ziel gesetzt, unternehmeri-sche Talente zu identifizieren und
das nötige Wissen zu vermitteln, um erfolgreich ein Un-ternehmen zu
gründen. Das wirft natürlich die Frage auf, ob das überhaupt
möglich ist und wie man dieses Ziel am besten errei-chen kann.
Transferprojekte für den Mittelstand
Innovation aus Daten
» Mittelstand und Forschung arbeiten in Transfer-projekten
zusammen, so wie hier Helmut Heithecker, Josef Schulte GmbH, Melina
Massmann (Fraunhofer IEM), Pascal Pöhler (Schulte), Sebastian von
Enzberg (Fraunhofer IEM) und Tobias Krauß, Schulte. Foto:
Fraunhofer «
Interessanterweise gibt es viele extrem er-folgreiche Gründer,
die Studienabbrecher sind, wie zum Beispiel Bill Gates, Mark
Zu-ckerberg oder auch Steve Jobs. Auch die Fachrichtungen sind sehr
unterschiedlich. Natürlich gibt es viele Gründer mit techni-schem
oder wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund, aber ebenso auch
komplette Quereinsteiger. Der milliardenschwere Gründer des
chinesischen Internet-Kon-zerns Alibaba, Jack Ma, war vor seiner
unter-nehmerischen Tätigkeit beispielsweise Eng-lisch-Lehrer.Es
gibt einige Universitäten, die besonders ausgeprägte
Gründungsaktivitäten aufwei-sen. So gilt die im Silicon Valley
beheimatete Stanford University als Startup-Schmiede, aus der zum
Beispiel Google entstanden ist. In Deutschland gilt die private
Wirtschafts-hochschule WHU in Vallendar als besonders stark im
Startup-Bereich. Dabei stellt sich die Frage, ob die Grundlage für
erfolgreiche Gründungen im Lehrplan gelegt wird. Oder eher im
Umfeld, in der Umgebung und der Gesellschaft, in der sich die
Gründer bewegen? Sicherlich wird es ein
Zusammenspiel vieler Faktoren sein. Ich per-sönlich habe die
Erfahrung gemacht, dass es für Gründer enorm wichtig ist,
Gleichgesinn-te um sich zu haben, mit denen man sich austauschen
und von denen man lernen kann. Wenn man von erfolgreichen Grün-dern
umgeben ist, wird man viel eher inspi-riert und traut sich eher zu,
auch selbst er-folgreicher Gründer zu werden.Ebenso ist es wichtig,
das Gründen als konti-nuierlichen Lernprozess zu begreifen. Man
muss einfach anfangen, ohne, dass man auf jede möglicherweise
auftretende Eventuali-tät mit theoretischem Wissen vorbereitet ist.
Durch „Learning by doing“, ständiges Aus-probieren, auch
Fehlermachen und neu pro-bieren, lernt man schneller, als man es in
Vorlesungen jemals könnte. Jede Phase ei-ner Unternehmensgründung
erfordert an-dere Qualitäten und man entwickelt sich kontinuierlich
weiter. Insofern findet der größte Wissenserwerb nicht vor, sondern
während der Gründung selbst statt!
Gründen heißt lernen – Start up now! Bis zum nächsten Mal. ■
DBei Digital in NRW – Kompetenz für den Mittelstand starten
derzeit fünf neue Transferprojekte. In vier bis sechs Mo-naten
erarbeiten hier mittelständische Un-ternehmen Lösungen für die
Industrie 4.0. „Ziel der Transferprojekte ist es, in einem
überschaubaren Zeitraum konkrete Umset-zungen für die Industrie 4.0
zu realisieren. Wir wollen zeigen, was möglich ist und Be-triebe
motivieren, weitere Aktivitäten rund um die Digitalisierung
anzugehen“, sagt Dr.-Ing. Arno Kühn, Digital in
NRW-Geschäfts-stellenleiter für Ostwestfalen-Lippe.
Trans-ferprojekte gehören zu einem bewährten Format des
Kompetenzzentrums: Seit 2016 haben so bereits über 20
Mittelständler In-
novationen geschaffen. Dabei arbeitet das Unternehmen stets mit
einem Forschungs-partner zusammen. Gemeinsam strukturie-ren und
bewerten sie das Thema Digitalisie-rung individuell für den
Betrieb. Sie erkennen Chancen und Herausforderungen und finden
erste Ansatzpunkte. Zusammen wird dann ein erstes Stück Industrie
4.0 in die Praxis umgesetzt.
Die fünf neuen Transferprojekte ordnen sich in den Themenbereich
„Innovation aus Daten“ ein. In diesem Jahr und in 2020 wer-den rund
15 weitere Transferprojekte star-ten. Bewerbungen sind bis zum 31.
August möglich. ■
-
markt & wirtschaft 4 / 2019 7
■ Forschung und Digitalisierung
Damit Ihre Ideen funktionieren!Systemlösungen, Sondermaschinen
und Werkzeuge für Ihre Blechbearbeitung.
Ottemeier Werkzeug- und Maschinentechnik GmbH Kapellenweg 45 ·
33415 Verl-Kaunitz Fon 05246 9214-0 · Fax 05246
[email protected] · www.ottemeier.com
OTT-1047 AZ_Systemlösungen_90x245_R1.indd 1 29.02.16 13:46
Kommunikationstechnologien
Forschung für mehr Sicherheit
Texte, Bilder, Sprachnachrichten: Kommunikation findet
heut-zutage bevorzugt digital statt. „Instant Messaging-Protokolle
wie WhatsApp sind aus dem Alltag kaum noch wegzudenken. Was dabei
stattfindet, ist ein Austausch privatester Daten. Im Gegen-satz zu
klassischen elektronischen Kommunikationsmedien wie E-Mail und SMS
läuft die gesamte Kommunikation hier über nur eine Organisation“,
sagt Prof. Dr. Tibor Jager vom Institut für Infor-matik der
Universität Paderborn und Leiter der Fachgruppe für IT-
Sicherheit. Das Gefährliche daran sei, dass Kritik an diesem
Vorgehen vorge-beugt würde, indem weitreichende
Sicherheitsversprechen gemacht wür-den, deren Einhaltung es noch zu
überprüfen gelte. „Wir wollen jetzt die Lücke zwischen etablierten
Verfahren und dem aktuellen Stand der Wissen-schaft schließen, um
eine langfristige Sicherheit der Anwendungen zu ge-währleisten“,
sagt Jager. „Sicherheits-lösungen bei WhatsApp laufen seit 2016
über Ende-zu-Ende-Verschlüsse-lung. Das heißt, nur Sender und
Emp-fänger einer Nachricht können lesen, was verschickt wurde. Laut
eigenen Angaben nicht einmal WhatsApp selbst. Die Verschlüsselung
findet auf den Geräten der Nutzer statt. Ein kryp-tographisches
Schloss wird automa-tisch aktiviert, noch bevor Nachrich-
ten das Smartphone verlassen“, erklärt der Wissenschaftler. Auch
andere Apps wie zum Beispiel Signal bieten gute
Sicherheitsei-genschaften: „Das sogenannte ‚Ratcheting‘ arbeitet –
stark verein-facht – mit verschiedenen und sich ablösenden
Schlüsseln. Der Schlüsselaustausch findet über ein Protokoll statt,
das wirksame Sicherheitseigenschaften bieten soll. Das ist
zumindest das Ziel. Ob die eingesetzten Verfahren wirklich den
erhofften Schutz brin-gen, muss erst noch wissenschaftlich
bestätigt werden. Bislang ist das noch nicht der Fall“, so Jager
weiter. Um sicherzustellen, dass Nutzer damit tatsächlich besser
vor Ha-ckerangriffen geschützt sind und der Schutz der Privatsphäre
ins-gesamt höher ist, erforschen die Wissenschaftler um Jager die
Technologien nicht nur, sie wollen sie auch weiterentwickeln: „Wir
erarbeiten ein modulares Design, das Softwareherstellern
Proto-kolle mit maßgeschneiderten Sicherheits- und
Performanzeigen-schaften bereitstellt. Unser Ziel ist es,
Protokolle nach dem aktuel-len Stand der akademischen Forschung zu
entwickeln.“Das Projekt wird im Rahmen des Graduiertenkollegs NRW
„Human Centered Systems Security – North Rhine-Westphalian Experts
on Research in Digitalization" (NERD) gemeinsam mit der
Ruhr-Uni-versität Bochum durchgeführt. An dem Kolleg arbeiten junge
Wis-senschaftler auf dem Gebiet der Digitalen Sicherheit
interdiszipli-när und hochschulübergreifend zusammen. Das
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW fördert das
Programm bis 2021 mit rund vier Millionen Euro. ■
» Prof. Dr. Tibor Jager von der Universität Paderborn.
Foto: Picture People «
mailto:[email protected]://www.ottemeier.com
-
8 markt & wirtschaft 4 / 2019
■ Forschung und DigitalisierungGRÜNDERSZENEWESTFALEN
Gründerinterview: Flocess
Technologischer VorsprungDas Paderborner Startup Flocess
entwickelt eine spezielle Software, um den Einsatz von
Wärmetau-schern zu optimieren. Gründer Dr.-Ing. Mark Piper über die
Besonderheiten des Geschäftsmodells.
Skizzieren Sie Ihre Geschäftsidee? Mark Piper: Flocess
entwickelt eine mo-derne Webapplikation für die zuverläs-sige,
optimale und vollautomatisierte Ausle-gung von innovativen
Wärmeübertragern, sogenannten „Pillow-Plate Heat Exchanger“ (PPHX).
Wärmeübertrager sind Schlüssel-komponenten bei der Steigerung der
Ener-gie- und Ressourceneffizienz von thermi-schen Prozessen zum
Beispiel in der Chemie-, Pharma-, Energie- und
Lebensmittel-Indust-rie. Dabei sind PPHX besonders vorteilhaft. Im
Gegensatz zu konventionellen Apparaten, können PPHX nicht richtig
berechnet bzw. ausgelegt werden. Das heißt, dass eine
unzu-verlässige Berechnung zu einem unsicheren Apparat führt, der
die gewünschte Leistung nicht bringt oder aber auch viel zu groß
und
sparkassen-mittelstand.de
Heimat- liebe²
Gemeinsam Potenzial steigern:Der Hof Grothues-Potthoff vertraut
der Firmen kundenberatung der Sparkasse.
Und was können wir für Sie tun?
Alexander Grothues, Inhaber Hof Grothues-Potthoff, Senden
RZ_1900035-10_FK_GROTHUES_AZ_m&w_210x142,5_20190222.indd 1
19.03.19 16:07
teuer wird. Mit unserer Software lösen wir dieses Problem.
Unsere detaillierten Berech-nungsmethoden basieren auf vielen
Jahren intensiver Forschung und Entwicklung. Ent-standen ist diese
Idee während der Promoti-on am Lehrstuhl für Fluidverfahrenstechnik
bei Professor Eugeny Kenig an der Universität Paderborn.
Welche Lösungsmöglichkeiten bieten Sie? Mark Piper: Pillow-Plate
Heat Exchanger wer-den heutzutage viel zu groß ausgelegt. Unse-re
Software ist in der Lage, Anwendern für ihre Prozesse diese
innovativen Apparate erstmalig zeit- und kosteneffizient sowie
zu-verlässig und akkurat zu berechnen. Zudem war es lange nicht
möglich, das Potential die-ser Apparate gegenüber herkömmlichen
Lö-
sungen abzuschätzen. Auch dieses Problem wird durch unsere
Software gelöst. Ein wich-tiger Aspekt der kontinuierlichen
Weiterent-wicklung unseres Produktes sind moderne computergestützte
Strömungssimulationen, sogenannte Computational Fluid Dynamics
(CFD). Wir setzen hier unsere Expertise im Be-reich der CFD gezielt
ein, um das Entwick-lungstempo unserer Berechnungsmethoden zu
erhöhen sowie den Anwendungsbereich der Software zu vergrößern.
Hatten Sie Probleme bei der Finanzierung? Mark Piper: Wir hatten
großes Glück, denn wir konnten durch die Unterstützung des
Paderborner Technologietransfer- und Exis-tenzgründungs-Centers
(TecUP) als erstes Gründerteam der Universität Paderborn das
www.sparkassen-mittelstand.de
-
markt & wirtschaft 4 / 2019 9
hochdotierte Förderprogramm „START-UP-Hochschul-Ausgründungen
NRW“ bekom-men. Dank dieser Förderung waren wir in der Lage, unser
Produkt, das in der Entwick-lung zeit- und kostenintensiv ist,
erfolgreich voranzubringen. Falls Sie mit Partnern
zusammenarbei-ten, wie funktioniert die Kooperation? Mark Piper:
Bereits während der Promotion wurden die ersten Kontakte zu
potentiellen Kooperationspartnern geknüpft, mit denen wir
tatsächlich heute in konkreten Gesprä-chen sind. Das ist häufig der
Vorteil bei Gründungen aus der Wissenschaft in die Wirtschaft.
Durch das Feedback unserer Pi-lotkunden gewinnen wir kontinuierlich
neue Informationen für die Verbesserung unseres Produkts. Dabei
sind die Ziele der Kooperation oft unterschiedlich. Während zum
Beispiel der eine Wärmeübertrager-Her-steller unsere Software
lieber selbst intern nutzt, möchte der andere das Engineering an
uns auslagern, um sich stärker auf die Pro-duktion zu fokussieren.
Ganz interessant ist aber auch die Tatsache, dass immer mehr
un-
■ Forschung und Digitalisierung
serer potentiellen Kunden aus dem europäi-schen sowie ferneren
Ausland kommen. Das freut uns sehr und ist gleichzeitig ein super
Start in die Internationalisierung. Sind Sie mit der bisherigen
Entwicklung zufrieden? Mark Piper: Ja, sehr sogar. Unser
Messebe-such im Juni 2018 bei der ACHEMA in Frank-furt, die
weltweit größte Messe der Prozess-industrie, hat unsere
Marktanalyse nicht nur bestätigt, sondern sogar übertroffen. Wir
hatten viele aufschlussreiche Gespräche mit Interessenten aus aller
Welt. Das hat uns sehr motiviert und gezeigt, dass wir auf dem
richtigen Weg sind. Was sind Ihre größten Herausforderun-gen in den
nächsten Monaten? Mark Piper: Das Jahr 2019 wird einen wich-tigen
Meilenstein darstellen, Adrenalinkick inklusive. Wir werden die
erste Version un-serer Webapplikation auf den Markt brin-gen und
viel Energie in Weiterentwicklung, Vertrieb und Marketing stecken.
Die große Herausforderung ist dabei, den wirtschaft-
lichen Erfolg so zu steigern, dass wir das Team schnellstmöglich
vergrößern können, denn wir sehen noch viele weitere
Einsatz-möglichkeiten für Pillow-Plate Heat Ex-changer. ■
Das vollständige Interview lesen Sie
auf:www.mawi-westfalen.de
mawi DIGITALonline -magazin
» Gründer-Trio: Alexander Zibart, Dr.-Ing. Mark Piper und
Alexander Olenberg (v.l.) «
sparkassen-mittelstand.de
Heimat- liebe²
Gemeinsam Potenzial steigern:Der Hof Grothues-Potthoff vertraut
der Firmen kundenberatung der Sparkasse.
Und was können wir für Sie tun?
Alexander Grothues, Inhaber Hof Grothues-Potthoff, Senden
RZ_1900035-10_FK_GROTHUES_AZ_m&w_210x142,5_20190222.indd 1
19.03.19 16:07
sparkassen-mittelstand.de
Generations- übergreifend²
Gemeinsam Potenzial steigern:BabyOne vertraut der Firmen
kundenberatung der Sparkasse.
Und was können wir für Sie tun?
Wilhelm Weischer, Inhaber BabyOne, Münster
RZ_1900035-10_FK_BABYONE_AZ_m&w_210x142,5_20190222.indd 1
19.03.19 16:02
http://www.mawi-westfalen.dewww.sparkassen-mittelstand.de
-
10 markt & wirtschaft 4 / 2019
Wie gut sind wir für den Wettbewerb von morgen vorbereitet?
Können wir die gewalti-gen Herausforderungen bewältigen und die
Zukunftsfähigkeit des Landes bzw. unserer
Region sicherstellen? Nutzen wir unsere vorhandenen Ressourcen
intelligent genug? „Wir sind noch viel zu dezentral aufgestellt,
leben zu sehr im Wettbewerb und haben nicht erkannt, dass wir in
Konkurrenz zu Asien und den USA stehen. Also, wir denken immer noch
in zu kleinen Märkten“, zieht Sebastian Borek, Gründer und
Geschäftsfüh-rer der von der Bertelsmann Stiftung initiierten
Founders Foundation, ein ernüchtern-
des Fazit (siehe hierzu unser Interview Seite 14).
Kooperation heißt das Zauberwort! „Wer als etabliertes
Unternehmen noch nicht mit einem Startup zusammenarbeitet, verpasst
eindeutig einen Trend, der sich in den letzten Jahren über
sämtliche Wirt-schaftsbranchen hinweg entwickelt hat“, weiß das RKW
Rationalisierungs- und Innova-
tionszentrum der Deutschen Wirtschaft e. V.Doch die Praxis sieht
oftmals (noch) anders aus. Es fehlt den Unternehmen quer durch alle
Branchen an Kontakten mit Startups. Und nicht nur das, Startups
brauchen Geld
zum Wachsen und deshalb deutlich mehr Geld, als bisher zur
Verfügung steht.
Wie und warum müssen Unternehmen der Region intensiver in die
jungen Idealis-ten investieren und mit ihnen noch mehr
kooperieren?
■ Unternehmenskooperationen
ZUSAMMEN SIND WIR STÄRKER
© 1
23rf
.com
/ D
esisl
ava
Dra
gano
va
Idealist Realist
-
markt & wirtschaft 4 / 2019 11
■ Unternehmenskooperationen
Kooperationen von Mittelstand und Startups
Zu wenig NäheMittelständler suchen eher nicht die Nähe zu jungen
techorientierten Startups. Zahlreiche Studien kommen seit Jahren zu
diesem Ergebnis. Es fehlt an Mut und Risikobereitschaft.
Dabei könnten beide voneinander profitieren, schließlich haben
bei-de etwas in die Waagschale zu wer-fen. Etablierte
Mittelständler kennen den Markt und verfügen über innovative
Pro-dukte, junge Startups setzen auf frische Ideen und neueste
digitale Technologien. Kommen beide zusammen, nützt das den
Unternehmen und auch der deutschen Wirt-schaft. Soweit die Theorie.
In der Praxis fehlt es Unternehmen quer durch alle Branchen an
Kontakten mit Startups. Sechs von zehn Unternehmen ab 20
Mitarbeitern geben laut Bitkom an, dass sie überhaupt nicht mit
Startups zusammenarbeiten. Unter den Mit-telständlern mit 50 bis
499 Mitarbeitern be-trägt der Anteil sogar 66 Prozent. Dagegen
„KURZ WARTEN …DAS WIRD NOCH.“
Stört es Sie auch, wenn Dinge nicht perfekt sind?
Dann setzen Sie auf Perfactoring – nichts weniger ist unser
Anspruch an eine perfekte Dienstleistung. Dank Einbindung in die
Creditreform Gruppe und dem Vorteil regio-naler Verbundenheit
bieten wir Ihnen immer eine maßgeschneiderte Finanzdienst-leistung.
So erhalten Sie zuverlässig die Liquidität und Entlastung, die Sie
benötigen.Vereinbaren Sie noch heute einen Termin!
Crefo Factoring – Liquidität, die passt.
www.liquiditaet-die-passt-westfalen.de
Crefo-Factoring Westfalen GmbHRobert-Bosch-Str. 20 | 48153
Münster
02 51 / 1 62 86-0 [email protected]
verzichten nur vier von zehn Unternehmen mit 500 oder mehr
Beschäftigten auf die Zu-sammenarbeit mit Startups. „Gerade der
Mittelstand tut sich noch häufig schwer damit, die Digitalisierung
aktiv zu gestalten und für das eigene Unternehmen zu nutzen.
Startups können hierbei eine wichtige Unterstützung sein – und sie
kön-nen zugleich von den Erfahrungen und Kon-takten der etablierten
Unternehmen profi-tieren“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Zu
einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie des RKW
Rationalisierungs- und Innovationszentrums der Deutschen
Wirt-schaft e. V., die feststellt: „Wer als etabliertes Unternehmen
noch nicht mit einem Startup zusammenarbeitet, verpasst eindeutig
ei-
nen Trend, der sich in den letzten Jahren über sämtliche
Wirtschaftsbranchen hinweg entwickelt hat.“ Alle großen Konzerne
haben dies längst er-kannt. Die Kooperation mit Startups gehört
hier längst zum guten Ton. Die Großen wis-sen um die Chancen und
den hohen Nutzen und so agieren sie mit verschiedenen Pro-grammen
wie Accelatoren, Inkubatoren oder Innovationslabore, weil sie sich
für ihr Unternehmen neue Impulse erhoffen. Und der Mittelstand? Es
fehle an einer klaren Strategie, an Ressourcen und an Wissen, hat
die RKW-Untersuchung herausgefunden. Vieles werde dem Zufall
überlassen und so sind die Annäherungen der Etablierten an die
Jungen dann in der Regel immer noch
http://www.liquiditaet-die-passt-westfalen.demailto:[email protected]
-
12 markt & wirtschaft 4 / 2019
ein Zufallsprodukt. Offensichtlich ist es für Etablierte
schwierig, die entsprechenden Kontakte in der Szene zu knüpfen.
Laut RKW-Studie seien Empfehlungen über per-sönliche Netzwerke das
momentan erfolg-reichste Instrument der Anbahnung, eine proaktive
Vorgehensweise spiele nur eine geringe Bedeutung. Positiv
aufhorchen las-sen dann jedoch die Reaktionen von den Unternehmen,
die die Nähe gesucht haben und eine Kooperation eingegangen sind.
So geben 96 Prozent der KMU laut RKW-Studie an, auch in Zukunft
erneut mit einem Start-up zusammenzuarbeiten. Noch geringer ist die
Bereitschaft etablierter Unternehmen, sich finanziell an Startups
zu beteiligen. Denn dieses Engagement setzt ein gewisses Maß an
Risiko voraus. Es fehle
an unternehmerischen Mut, hat eine Forsa-Studie herausgefunden.
Wer aber in ein Startup investiert, muss mit dem Risiko le-ben,
dass nicht immer alles gradlinig nach Plan verläuft.
Startups bieten sich jedoch noch andere Möglichkeiten, ihren
Kapitalbedarf zu stil-len. Und obwohl der Bitkom von vornehmer
Zurückhaltung des Staates spricht, wenn es um die direkte und
indirekte Förderung geht, so hat sich in letzter Zeit doch etwas
getan. So sind bei den Anschubfinanzierun-gen die zur Verfügung
stehenden Summen angewachsen. Die staatlichen Förderpro-gramme wie
EXIST, INVEST-Zuschuss, der Hightech Gründerfonds HTGF und das
Zent-rale Innovationsprogramm Mittelstand
(ZIM) wurden zum Teil aufgestockt, die Haushaltsmittel für EXIST
verdoppelt. Und auch über 2020 hinaus soll es INVEST-Zu-schüsse
geben.
„Insgesamt hat sich die Finanzierungssitua-tion für Startups
gerade in der Gründungs-phase in den vergangenen Jahren deutlich
verbessert. Weiterhin schwierig ist die Finan-zierung in der
Wachstumsphase, wenn ein- oder auch zweistellige Millionenbeträge
notwendig sind“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Gerade für die
internationale Expansion von etablierten deutschen Start-ups sind
entsprechende Finanzierungsrun-den unabdingbar. Hier hinken wir im
Ver-gleich zu den USA, Israel oder auch China bislang hinterher.“
■
Kooperation von HRpepper und persomatch
Voneinander lernenDie etablierte Transformationsberatung
HRpepper Management Consultants aus Berlin beteiligt sich an dem
Bielefelder HR-Startup persomatch. Beide Unternehmen können nun von
dem unterschiedlichen Erfahrungswissen profitieren.
Neben einer finanziellen In-vestition geht es den beiden
Unternehmen hauptsächlich um die inhaltliche Zusammenarbeit, denn
mit ihren synergetischen Kom-petenzen können sich beide Seiten gut
unterstützen. Das Geschäftsmo-dell des 2012 gegründeten
Unterneh-mens basiert auf der Idee, mit einem neugierigen Blick,
frischem Denken und innovativen Methoden Organisa-tionen
zukunftsfähig zu gestalten. Da-bei stehen Menschen, ihre
Fähigkeiten und ihr Zusammenspiel als zentrale Erfolgsfaktoren im
Mittelpunkt. Grün-der und Geschäftsführer Matthias Mei-fert, einer
der 40 führenden Köpfe im Perso-nalwesen, ist sich sicher, dass
HRpepper von persomatch profitieren kann: „Wir freuen uns wirklich
sehr, dass wir das Ökosystem von HR-pepper mit persomatch
bereichern können. Wir lernen vom Startup, wie ein disruptives,
digitales Geschäftsmodell in der HR-Welt ent-wickelt wird und
unterstützen im Gegenzug mit unserer Beratungsexpertise.“
Vor zwei Jahren ist Tristan Niewöhner mit sei-ner Geschäftsidee
in Bielefeld an den Start gegangen. Konzept seines Startup
perso-match: Stellenangebote für Unternehmen genau dort zu
platzieren, wo sie gesucht und gelesen werden. Der Markt hat
offensichtlich darauf gewartet, die Wachstumskurve ist in den
beiden Jahren steil nach oben gegan-gen. „Wir bieten den ersten und
einzigen Cus-
tomer Self Service an, um Stellenan-zeigen direkt bei Google zu
schalten. Ein digitaler Assistent führt den Inse-renten durch den
Buchungsprozess und sorgt dafür, dass das Stellenange-bot innerhalb
nur weniger Minuten direkt bei Google zu finden ist – und zwar ganz
oben im Suchergebnis, noch vor den Zusammenfassungen des bereits in
der Textphase befindli-chen Angebots von „Google for Jobs“. Mit
diesem Service wird sich die Job-suche künftig sehr verändern“, so
Tris-tan Niewöhner. Damit offene Stellen bei „Google for Jobs“
gefunden wer-den könnten, müssten sie dem neuen
Standard zur Strukturierung von Web-Inhal-ten entsprechen.
persomatch hat darauf be-reits reagiert und bietet hier zusätzlich
seine Expertise an.
Die beiden Partner sind vom Gelingen der Kooperation überzeugt.
Sie erarbeiten nun gemeinsam eine Roadmap für die konkrete
Zusammenarbeit.
» Kooperationspartner Tristan Niewöhner und Matthias Meifert:
Beide profitieren von unterschiedlichem Erfahrungswissen. «
■ Unternehmenskooperationen
-
markt & wirtschaft 4 / 2019 13
„Es ist wichtig, dass man gesehen wird“Tristan Niewöhner,
Gründer des Startup persomatch, über Kooperationschancen und
Veränderungsbereitschaft.
» Nachgefragt
Herr Niewöhner, wie haben Sie Ihren Partner gefunden und wie
konnten Sie sicher sein, dass eine Kooperation wirt-schaftliche und
inhaltliche Vorteile bietet?Tristan Niewöhner: Das A und O sind
Netzwerke. Es ist wichtig, dass man sich in Netzwerken bewegt, dass
man sieht und gese-hen wird. Man muss sich überlegen „Was ist mein
Themenfeld?“ In unserem Fall geht es um Personal - dann muss man
darüber in Austausch gehen. Fachveranstaltungen, Messen, die
richtigen Leute treffen.
Wie schwierig ist es für Gründer, an Kapital zu kommen? Wo-für
wird in erster Linie das Geld benötigt?Tristan Niewöhner: Da
niemand Geld verschenkt, ist es anfangs schon schwierig, an Kapital
zu kommen. Man ist ja noch nicht bekannt und keiner weiß, dass man
seine Sache gut macht. Es ist wichtig, ganz klar zu zeigen, dass
man selbst von der Sache überzeugt ist. Gründer, die bereits über
Referenzen verfügen, sind natürlich im Vorteil. Man muss auch klar
deklarieren, wofür man das Geld benötigt, wie es verwendet werden
soll und wel-chen Output man sich davon verspricht. Kapital lässt
sich für verschiedene Dinge nutzen. So sind Investitionen in
Technolo-gie notwendig, wenn man ein Produkt hat, welches gebaut
wer-den muss. Um ein Produkt in der Öffentlichkeit bekannter zu
machen, sind Marketing-Aktivitäten sinnvoll. Prinzipiell braucht
man Kapital, um das Wachstum zu beschleunigen.
Wo sehen Sie die Vorteile für etablierte Unternehmen, in
Startups zu investieren?Tristan Niewöhner: Da gibt es eine ganz
Menge Vorteile. Ich glaube, der große generelle Benefit für eine
Investition in ein Startup liegt in dem damit verbundenen Einkauf
von Flexibili-tät und Geschwindigkeit. Das sind nämlich die größten
Unter-schiede zwischen einem Startup und einem etablierten
Unter-nehmen. Konkret kann das natürlich die unterschiedlichsten
Ausprägun-gen haben. Es könnte zum Beispiel sein, dass es zwischen
dem Startup und dem etablierten Unternehmen thematische
Über-schneidungen gibt. Und es gibt immer wieder Beispiele, die
zei-gen, dass traditionelle Betriebe zwar mit dem Gedanken spielen,
Veränderungen in der bestehenden Organisation vorzuneh-men, jedoch
an der Umsetzung scheitern. Da ist es manchmal einfacher, etwas
Neues hinzuzukaufen, um dann die Änderun-gen anzustoßen.
Wo sehen Sie die Vorteile für ein Startup?Tristan Niewöhner: Ein
etabliertes Unternehmen hat das, was einem Startup meistens noch
fehlt: bewährte Strukturen, ein fester Kundenstamm, etc. Unser
Partner HRpepper ist in der HR-Szene etabliert, der Gründer und
Geschäftsführer ist einer der 40 führenden Köpfe im Personalwesen.
Als Startup müssen wir uns ja erst einmal beweisen. Innerhalb einer
Zusammenarbeit mit
einem etablierten Unternehmen ist es viel einfacher, sein
Kön-nen unter Beweis zu stellen. Einfach, weil das Gehör von außen
größer ist.
Warum scheuen sich noch viele Unternehmen, mit Startups zusammen
zu arbeiten?Tristan Niewöhner: Das ist häufig eine Kulturfrage.
Wenn zwei Kulturen – Anzug mit Krawatte und Hoodie –
aufeinandertref-fen, da gibt es vielleicht ganz einfach
Berührungsängste. Wie spricht man sich an, wie ist der Umgangston,
welche Berüh-rungspunkte findet man. Es kann natürlich auch sein,
dass es Ängste vor Veränderungen gibt. Manch ein Unternehmen
be-fürchtet vielleicht, dass die bewährten Strukturen aufgebrochen
werden könnten und ein Durcheinander bringen. Wenn es the-matische
Überschneidungen gibt, sieht man vielleicht auch eher die Gefahr
für die eigenen Geschäftsmodelle. Da schaut man auf das Startup
eher als Konkurrenten, als dass man den Zusatznutzen zu schätzen
weiß. ■
SOFTWARE
Solunar_Anz_90x128_DRUCK.qxp_Layout 1 05.09.18 11:06 Seite 1
■ Unternehmenskooperationen
www.solunar.de
-
14 markt & wirtschaft 4 / 2019
Interview
„Wenn wir nicht kooperieren, wird uns die Butter vom Brot
genommen“Die Founders Foundation brennt dafür, die Region zum
lebendigen Ökosystem für erfolgreiche Startups zu machen. Ziel ist
es, Gründern optimale Bedingungen für ihre Ausbildung und
Ent-wicklung zu bieten und den Mittelstand der Region mitzunehmen.
Warum OWL keine Alternative hat, erklärt Sebastian Borek,
Co-Founder und CEO der Founders Foundation.
Laut Bitkom haben kleine und mit-telständische Unternehmen kaum
Kontakt zu jungen technologieori-entierten Unternehmen. Wie sieht
es hier in unserer Region aus? Sebastian Borek: Die Kooperation
zwischen Startups und etablierten Unternehmen ist hier deutlich
enger als in anderen Regionen, weil wir unsere
Startup-Kaderschmiede di-rekt im Vorgarten der deutschen Industrie
gegründet haben.
Ostwestfalen-Lippe ist stark durch den Mit-telstand geprägt.
Hier sind sehr erfolgreiche Unternehmen ansässig, die 16 größten
er-wirtschaften gemeinsam einen Umsatz von 70 Mrd. Euro weltweit
und stehen damit für Wirtschaftskraft und Zukunftsfähigkeit der
Region. Die Startup-Szene kann hier nicht als paral-lele Welt
existieren, sondern nur gemeinsam mit diesen Firmen. Wir haben
bereits erste
Impulse gesetzt, befinden uns aber immer noch am Anfang. Es gibt
keinen goldenen Weg, wie eine Zusammenarbeit aussehen kann,
vielmehr ist es unsere Aufgabe, diesen gemeinsam zu erarbeiten.
Dabei kommt es darauf an, Startups und traditionelle Unter-nehmen,
die jeweils in einer anderen Welt, in zwei verschiedenen
Ökosystemen leben, zu-sammenzubringen. Hier leisten wir mit
un-serer Gründerausbildung einen wichtigen Beitrag und bringen
digitale Querdenker
aus Startups und innovative Akteure aus der etablierten
Wirtschaft zusammen, damit sie voneinander lernen kön-nen. Das ist
einzigartig und hat es bisher in dieser Form noch nicht gegeben.
Wie schätzen Sie das Inter-esse etablierter Unterneh-men an
Startups ein? Sebastian Borek: Ich bin ziem-lich sicher, dass das
Interesse auf beiden Seiten vorhanden ist. Viele etablierte
Unterneh-men möchten wissen, womit sich junge Gründer beschäfti-gen
und wie ihre Geschäfts-modelle aussehen. Sie sind von ihrem
Freigeist und ihrer unvoreingenommenen Art fasziniert, mit der sie
neue Lö-sungen entwickeln.
Startups schätzen die Kompetenzen etablier-ter Unternehmen, ihre
Reichweite und Res-sourcen, über die sie eher weniger verfügen. Sie
punkten jedoch mit vielen Ideen, die die traditionellen Unternehmen
weniger haben, weil sie zu sehr damit beschäftigt sind, ihr
Kerngeschäft zu verbessern und zu erhalten. Das hält sie auch davon
ab, über den Teller-rand zu schauen und außerhalb der Box zu
denken. Das ist eine faszinierende Situation
für beide Seiten. Deshalb sucht man die Nähe, tänzelt umeinander
herum und ver-sucht Synergien zu finden. Am Ende des Tages darf man
nicht verges-sen, dass Startups Firmen in Gründung und damit
Experimente sind. Traditionelle Un-ternehmen hingegen sind
erfolgreich und etabliert. Es ist nicht ausgeschlossen, dass beide
den gleichen Markt und die gleichen Kunden adressieren und damit im
Wettbe-werb zueinander stehen können. Dann steht die Frage
Kooperation oder Competi-tion im Raum – das ist ein schmaler Grad.
Am Anfang sind Startups jedoch aufgrund ihres experimentellen
Status so etwas wie Research-and-Development-Einheiten, von denen
sich viele Unternehmen etwas ab-schauen und lernen können.
Wie beurteilen Sie die Kooperationsbe-reitschaft von
Unternehmen?Sebastian Borek: Insgesamt nutzen wir in Deutschland
unsere Ressourcen nicht intelli-gent genug, um die
Zukunftsfähigkeit des Landes sicherzustellen. Jeder kocht seine
ei-gene Suppe, wir sind noch viel zu dezentral aufgestellt, leben
zu sehr im Wettbewerb und haben nicht erkannt, dass wir in
Konkurrenz zu Asien und den USA stehen. Also, wir den-ken immer
noch in zu kleinen Märkten. Auch Unternehmen in der Region
beschäftigen sich nicht damit, wie sie miteinander koope-rieren
können, sondern sie versuchen ihren eigenen Wettbewerbsvorteil zu
erhalten. Wir kommen nicht umhin, den Begriff Wettbe-werb neu zu
definieren. Wenn wir es nicht schaffen, zu kooperieren, dann wird
uns die Butter vom Brot genommen. Beispiele gibt es genug, die
zeigen, wie schnell sich Märkte und Geschäftsmodelle verändern.
Wenn plötzlich ein Google oder ein Amazon auftaucht und in den
Markt ein-tritt, dann ist es zu spät, um über Kooperati-onen
nachzudenken.
» Sebastian Borek, CEO der Founders Foundation: „Wir bringen
digitale Querdenker aus Startups und innovative Akteure aus der
etablierten Wirtschaft zusammen, damit sie voneinander lernen
können.“ «
■ Unternehmenskooperationen
-
markt & wirtschaft 4 / 2019 15
Ein Beispiel aus der Musikindustrie: Ich kann mich noch gut
daran erinnern, als damals die Plattenlabels überlegt haben, wie im
Zuge der digitalen Distribution von Musik eine Kontrolle aussehen
kann. Es folgten lange Diskussionen über eine gemeinsame Plattform
und deren künftigen Namen. Das Ergebnis war ernüchternd, da Apple
plötz-lich auftauchte und das Geschäft machte. Wir müssen uns nicht
wundern, dieses Schicksal wird auch viele Bereiche in der Re-gion
betreffen, wenn wir es nicht schaffen, uns kooperativ aufzustellen
und unsere Marktmacht und -kraft sowie die Ideen der Startups
nutzen.
Sehen Sie eine Gefahr, dass ein Mangel an
Kooperationsmöglichkeiten und -wille auch negative Folgen für
unseren Stand-ort mit sich bringen kann? Sebastian Borek:
Absolut. Regionen, die wirtschaftlich kraftvoll und sehr stark
sind, befinden sich per se in großer Gefahr. Ein Kontinent wie
Afrika, Länder wie Indien und China, die wirtschaftlich auf- und
überholen
wollen und jetzt aus ihren Schlupfwinkeln hervorkommen, haben
die besten Chancen, nach vorne zu gehen. Sie haben nichts, auf das
sie sich ausruhen könnten. Riesengroß ist ihr Wille, ganz vorne
mitzuspielen. Von diesem Denken sind wir meilenweit entfernt, weil
es uns immer noch zu gut geht. Wir müssen begreifen, dass es so
nicht weitergeht. Die Zukunft sieht nämlich alles andere als rosig
aus. Sie ist geprägt von radikalen Ver-änderungen, die wir nicht
einschätzen kön-nen. Wir müssen uns jetzt clever aufstellen, damit
wir nicht von der Welle erfasst wer-den. Die Ausmaße sind
beträchtlich, das ist vielen bewusst und darüber wird immer wieder
diskutiert. Ich erinnere nur an die Themen Elektromobilität oder
demografi-scher Wandel. Das Problem ist, es schmerzt aktuell noch
zu wenig, deshalb versuchen wir es so lange zu ignorieren bis es
gar nicht mehr geht. Die früher starke regionale
Textilindustrie ist ein gutes Beispiel, das zeigt, dass der
tech-nologische Wandel verschlafen und nicht
auf das veränderte Endkundenverhalten re-agiert wurde. Der
Möbelindustrie wird es ähnlich gehen. Da werden große Player auf
den Markt kommen und mit ihrer Stärke im Online-Bereich dafür
sorgen, dass sich die Strukturen komplett verändern. Für uns
be-deutet das, jetzt in Dinge investieren, die die Zukunft
bestimmen werden.
Inwiefern stellen Sie fest, dass durch das Engagement der
Founders Foundation sich ein Wandel bemerkbar macht?
Sebastian Borek: Das ist deutlich zu spüren. Es macht uns
glücklich und stolz, weil wir nur erfolgreich sein können, wenn wir
Mit-streiter gewinnen, die inspiriert sind und die Lust haben, die
Region weiterzuentwickeln. In den vergangenen drei Jahren haben wir
viel angestiftet und viele Menschen in Be-wegung gebracht. Unsere
verschiedenen Formate und Aktivi-täten haben immer mehr Menschen
begeis-tert, mitzumachen. Waren auf der ersten Hinterland of Things
Konferenz 400 Teilneh-mer, so konnten wir in diesem Jahr
bereits
KBM08585-T4M_Anzeige_Markt_und_Wirtschaft_Print.indd 1 15.02.19
11:41
■ Unternehmenskooperationen
www.team4media.net
-
16 markt & wirtschaft 4 / 2019
! ! !
ERP für den Mittelstand
Seit mehr als 25 Jahren ist »Ihr Erfolg. Unsere Motivation.«
www.cobus-concept.de
1.200 Interessierte gewinnen. Das gilt auch für unsere anderen
Formate, wie der Hinter-land Hack, wo Unternehmen spezifische
He-rausforderungen an Gründer stellen, damit sie sich mit
interessanten Marktproblemen auseinandersetzen und Lösungen
entwi-ckeln können. Im von uns initiierten Pio-neers Club sind
immer mehr Unternehmen aktiv und investieren hier selbst, weil sie
von dem Mehrwert überzeugt sind. Wir haben vor kurzem eine Allianz
mit elf großen Unternehmen und dem Technolo-gienetzwerk „it’s owl”
ins Leben gerufen, um gemeinsam für eine gründerfreundliche Re-gion
aktiv zu werden. Ich bin begeistert über die spontane Entscheidung
der Unterneh-men, Teil dieser Initiative zu sein, mit der wir noch
viel erreichen wollen, um ein kraftvol-les Ökosystem zu kreieren.
Es gibt jedoch auch sekundäre Themen, die zeigen, dass unser
besonderer Spirit an-kommt: Für unsere Innenarchitektur
interes-sieren sich etablierte Unternehmen, um sich ähnlich
einzurichten. Die Art und Weise wie wir Meetings oder andere
Formate organisie-ren, die Nutzung von außergewöhnlichen Räumen für
Workshops, all das wird verstärkt nachgefragt und auch nachgeahmt.
Es hat sich eine neue Kultur entwickelt, in der sich der Umgang
miteinander verändert hat. Zusätzlich und quasi nebenbei betreiben
wir auch noch Regionalmarketing. Bielefeld ist in der Gründerszene
als die Stadt in Deutschland platziert, in der außerhalb von Berlin
extrem viel geschieht. Wir werden oft gefragt, warum wir uns gerade
hier engagie-ren. Für uns ist klar, wenn wir im Zentrum des
deutschen Mittelstands aktiv sind, dann hat das eine viel größere
Implikation als wenn wir dorthin gehen, wo nur Wüste ist.
Ein weiterer sichtbarer Faktor unseres Enga-gements ist die
Investition von sieben Milli-onen Euro in Startups, die wir in der
Found-ers Foundation entwickelt haben. Ein Teil des Geldes stammt
von Business Angels und Unternehmen aus der Region. Eher unsichtbar
macht sich zudem ein Tsu-nami breit, dessen Auswirkungen wir noch
nicht sehen können. Durch unsere Aktivitä-ten und Programme werden
weitere Men-schen auf uns aufmerksam und berichten über unser Tun.
All das ist wichtig und erfreulich, es wird je-doch nicht reichen,
um langfristig etwas Großes zu bewegen. Es gibt immer noch zu viele
Menschen, die von unserer Arbeit be-eindruckt sind, aber nur
zuschauen. Wer aber immer nur zuschaut und nicht mit-macht,
verspielt die Zukunft Deutschlands, seine eigene und die seiner
Familie.
Wenn Sie sich etwas wünschen dürften: Wie sieht das
Startup-Ökosystem in der Region in fünf Jahren aus? Sebastian
Borek: Ich wünsche mir, dass viel mehr Menschen aus verschiedenen
Ländern hier in der Region ein Unternehmen grün-den und sich bei
uns ausbilden lassen. Wir sind fest überzeugt, dass wir gute
Impulse von außen benötigen. Ein positives Zeichen wäre zudem die
Ein-richtung einer ständigen Vertretung des Landes Israel in der
Stadt Bielefeld, damit deren Startups und unsere Talente in einen
regelmäßigen Austausch treten können. Um unsere Vision
voranzubringen, wünsche ich mir signifikantes Kapital in
Milliardenhö-he. Das wäre ein deutliches Signal an
Grün-dungswillige, um sie für den Standort zu be-geistern und die
Region nach vorne zu
bringen. Wir möchten für jeden eine wün-schenswerte digitale
Zukunft kreieren - dafür ist unsere Gründerausbildung sicherlich
ein Herzstück. Es darf keine Frage mehr sein, dass
Ostwestfalen-Lippe als das B2B-Startup-Öko-system weltweit gilt und
unsere Startups aus der Gründerschmiede mit ihrem Know-how den
neuen Mittelstand mit einem digitalen Geschäftsmodell
erschaffen.Wenn es nach mir ginge, könnte das morgen bereits
Realität sein. Ich weiß aber auch, dass es noch einige Zeit
brauchen wird. Nicht dass Sie mich falsch verstehen, das hat nichts
mit Größenwahn zu tun. Wir müssen so groß denken, weil weltweit
gerade mit massiver Kraft so vieles geschieht. Wir dür-fen nicht
zuschauen, sondern sind gefor-dert, mitzumachen. Und es ist keine
Frage des Geldes, es gibt ge-nügend Kapital in Deutschland und in
der Region. Leider wird es nicht für Innovatio-nen und für die
Gründung und Ausbildung von Startups verwendet, sondern in die
Be-standswahrung gesteckt. Wenn man dann hört, wie viel die
Bundesre-gierung bereit ist, in die Künstliche Intelli-genz zu
investieren, muss man leider zu dem Schluss kommen, dass der Ernst
der Lage nicht erkannt wird. Mit drei Milliarden Euro kommen wir
nicht weit, allein in China werden 30 Milliarden in eine
chinesische Stadt investiert. Dennoch – es gibt viel Positives zu
berich-ten. In den letzten Monaten hat sich viel be-wegt, wir
müssen aber noch mehr tun. Ich rufe die Familienunternehmer auf,
die Kapi-tal und Einfluss besitzen, gesellschaftliche Verantwortung
zu tragen, in dem sie mit jungen Startups, Ideen und
Innovationskraft eine Plattform bilden. ■
■ Unternehmenskooperationen
http://www.cobus-concept.de
-
markt & wirtschaft 4 / 2019 17
Investments
Auf der Suche nach wachstumshungrigen Startups Stefan Bölte,
Investmentmanager bei EnjoyVenture, finanziert techorientierte
Startups. Mit dem Technologiefonds OWL hat er aktuell in drei
vielversprechende Unternehmen investiert.
Wie „funktioniert“ der Techno-logiefonds OWL? Stefan Bölte:
Als klassischer Ven-ture Capital Fonds investieren wir seit
Sep-tember 2017 in junge, technologieorientier-te Startups mit dem
regionalen Schwerpunkt Ostwestfalen-Lippe. Hierfür haben wir von
unseren Investoren Gelder eingesammelt, die wir als Fondsmanagement
wiederum di-rekt in die Teams investieren. Wir werden also
Mitgesellschafter. Nach durchschnitt-lich fünf bis sieben Jahren
verkaufen wir mit hoffentlich höherem Wert unsere Anteile wieder,
der sogenannte Exit. Durch die in der Zwischenzeit erzielte
Wertsteigerung er-zeugen wir die Fonds-Rendite.
Unsere Investoren haben den Vorteil, dass sie durch den
Technologiefonds ein diversifizier-tes Portfolio an
unterschiedlichen Beteiligun-gen bekommen. Durch die Einbindung von
it’s OWL und unser langjähriges Netzwerk bieten wir den Teams
Kontakte unterschied-lichster Art und stellen unsere ganze
Erfah-rung zur Verfügung, wenn es zum Beispiel um die Suche nach
einem ersten Pilotpartner geht oder um die Ansprache von Investoren
in der nächsten Finanzierungsrunde. Das Fondsmanagement übernimmt
Enjoy-Venture, ein langjähriger Frühphaseninves-tor mit aktuell
vier verschiedenen VC-Fonds
und ca. 45 aktiven Beteiligungen mit regio-naler Präsenz in
Paderborn und Bielefeld.
Wie ist das Interesse der Wirtschaft in der Region?Stefan Bölte:
Viele Unternehmen sowohl aus der Region als auch bundesweit möchten
mit Startups enger zusammenarbeiten. Hier gibt es die
unterschiedlichsten Formen der Kooperation, von gemeinsamen
Pilotprojek-ten über der Beteiligung an jungen Unter-nehmen bis hin
zum Kauf. Als Technologie-fonds OWL können wir hier eine Brücke von
der Corporate in die Venture Welt schlagen. Insbesondere die
größeren Unternehmen in der Region haben in der Vergangenheit
bereits eigene „Digitaleinheiten“ aufgebaut. Im nächsten Schritt
gründen viele gerade eigene Venture-Bereiche, um als Unter-nehmen
auch direkt investieren zu können. Für uns treten diese als weitere
Investoren am Markt auf und sind vielleicht auch Konkur-renz, für
die jungen Teams ist das natürlich eine sehr gute Entwick-lung.
Unterschätzen darf man da-bei nicht, dass wir uns um eine
Beteiligung einzugehen etwa 100 Teams anschauen.
Warum sollten Unternehmen in technologieorientierte Startups
inves-tieren? Welche möglichen Risiken birgt eine Beteiligung?
Stefan Bölte: Die Motivation für Unterneh-men kann ganz
unterschiedlich sein. Ein großes Thema ist immer, dass die
Unterneh-men rechtzeitig sehen wollen, welche neu-en Technologien
und Geschäftsmodelle am Markt entstehen und wie ein traditionelles
Unternehmen hiervon profitieren kann. Eine weitere Motivlage ist,
abseits des Kernge-schäftes sich Themen anzuschauen und da-von zu
profitieren. Davon losgelöst gibt es bei manchen Unternehmern auch
die Moti-vation, einfach jungen Gründern eine Chan-ce zu geben oder
etwas zur Weiterentwick-lung der Region beizutragen. Die
Risiken
einer Beteiligung sind häufig die klassischen wirtschaftlichen
Fragestellungen wie zum Beispiel: Schafft das junge Unternehmen die
technische Entwicklung hin bis zu einem fertigen Produkt? Nimmt der
Markt das neue innovative Produkt an? Schafft das jun-ge
Unternehmen die geplante Wachstums-kurve? Reichen die investierten
finanziellen Mittel oder muss nachinvestiert werden?Durch die enge
Begleitung der Teams versu-chen wir Fehlentwicklungen rechtzeitig
zu erkennen und gemeinsam mit den Teams gegenzusteuern.
Nach welchen Kriterien wählen Sie förde-rungswürdige Startups
aus?Stefan Bölte: Als Fondsmanagement schau-en wir uns eine
Vielzahl von Teams an, auch bundesweit. Wir suchen nach jungen,
tech-nologieorientierten Unternehmen, die den nächsten
Wachstumsschritt gehen möch-ten. Neben der technologischen Basis
ist für uns ein skalierbares Geschäftsmodell sehr wichtig. Um dies
alles zum Erfolg zu führen, ist ein unternehmerisches Team
erfolgskri-tisch. Und für den Fonds in OWL sollten die Teams
selbstverständlich einen Bezug zur Region Ostwestfalen-Lippe haben.
■
■ Weitere Informationen: www.technologiefonds-owl.de
Der Technologiefonds OWL fokussiert sich auf Seed- und
Startup-Finanzierungen in-novativer Geschäftsmodelle junger
tech-nologisch orientierter Unternehmen. Ini-tiiert von den
Gesellschaftern Sparkasse Paderborn-Detmold, NRW Bank und Phoenix
Contact sowie unterstützt vom Fondsmanagement EnjoyVenture, dem
Spitzencluster it’s OWL und dem Tech- nologietransfer- und
Existenzgründungs-Center der Universität Paderborn (TecUP) kann der
Technologiefonds OWL bis zu 1,5 Mio. Euro in eine Beteiligung
investieren.
KONTEXT» Stefan Bölte ist von der Region mit ihrem hervorra-
genden Gründer-Ökosystem überzeugt. «
■ Unternehmenskooperationen
http://www.technologiefonds-owl.de
-
18 markt & wirtschaft 4 / 2019
Nachhaltige Veranstaltungen
„Ein Vorteil ist der Image-Effekt“Nachhaltigkeit gewinnt in
vielen Branchen an gesellschaftlicher Relevanz. Warum es sich
lohnt, Veranstaltungen nachhaltig zu organisieren, erklärt Matthias
Schultze, Managing Director des GCB German Convention Bureau
e.V.
Welche Aspekte umfasst der Begriff Nachhaltigkeit und Green
Meetings in der Veran-staltungs- und Eventbranche?Matthias
Schultze: Der Begriff Nachhaltig-keit umfasst alle Schritte und
Handlungsfel-der bei der Organisation einer Veranstal-tung: vom
Catering, bei dem regionale beziehungsweise Bio-Produkte bevorzugt
werden, über die energieschonende Veran-staltungstechnik; vom
papierlosen Teilneh-mermanagement über die Auswahl einer unter
Nachhaltigkeitskriterien zertifizierten Location bis hin zum
Mobilitätskonzept, bei dem die umweltfreundliche An- und Abreise im
Vordergrund steht.Innerhalb eines Unternehmens – sei es ein
Dienstleister oder ein Unternehmen, das eine Veranstaltung plant –
bezieht sich der Begriff Nachhaltigkeit auf sämtliche
Unter-nehmensbereiche: Der Einkauf orientiert sich ebenso an
Nachhaltigkeitskriterien wie das Energiemanagement. Die soziale
Nachhaltigkeit kommt vor allem in Berei-chen wie der
Mitarbeiterführung oder beim sozialen Engagement zum Tragen. Die
Nachhaltigkeitskommunikation schließ- lich vermittelt alle diese
Maßnahmen ge-bündelt an die unterschiedlichen relevan-ten
Zielgruppen.
Wo genau liegen die Wettbewerbsvortei-le einer nachhaltig
organisierten Veran-staltung, bzw. was macht eine Durchfüh-rung
lohnenswert? Matthias Schultze: Ein wesentlicher Vorteil einer
nachhaltig organisierten Veranstal-tung ist zunächst der, dass es
keinen Nach-teil gibt! Selbst dann, wenn eine Veranstal-tung eins
zu eins nachhaltig umgesetzt werden soll und dadurch möglicherweise
zusätzliche Kosten entstehen, bietet dieses Vorgehen den
qualitativen Mehrwert, den nachhaltig durchgeführte Veranstaltungen
grundsätzlich erbringen: Im Vorfeld werden alle Prozesse überprüft
beziehungsweise alle Handlungsfelder neu beleuchtet.
Matthias Schultze, Geschäftsführer, GCB German Convention Bureau
e.V., verantwortet seit 2010 beim GCB German Convention Bureau mit
Büros in Frankfurt, New York und Pe-king die nationale und
internationale Positionierung und Vermarktung Deutschlands als
führende Tagungs- und Kongressdestination. Nach Stationen im Hotel-
und Kongressma-nagement bei Hilton International sowie als CEO des
World Conference Center Bonn fo-kussiert sich der Betriebswirt in
den letzten Jahren verstärkt auf die Bereiche Innovation und
digitale Transformation mit dem Ziel, Tagungen und Veranstaltungen
als wichtige Plattformen für den Wissensaustausch fit für die
Zukunft zu machen. Gemeinsam mit Part-nern hat er verschiedene
Projekte, wie den Innovationsverbund „Future Meeting Space“,
initiiert, die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung
unter die Lupe nehmen.
KONTEXT
Eindeutig von Vorteil ist auch der Image-Effekt einer nachhaltig
umgesetzten Veran-staltung: Dienstleister beziehungsweise
Organisatoren profitieren davon und kön-nen das Thema für eine
positive Kommuni-kation nutzen. Darüber hinaus erhalten An-bieter,
die Veranstaltungen nachhaltig umsetzen können, Zugang zu neuen
Ziel-gruppen, die aufgrund ihres Geschäftsfel-des ausschließlich
nachhaltig veranstalten.
Bei der Organisation von Tagungen, Kon-gressen und
Veranstaltungen sei nachhalti-ges Wirtschaften zu einem
grundlegenden und wettbewerbsentscheidenden Be-standteil geworden,
so Ihre Behauptung.
■ Event-Marketing©
123
rf.co
m /
Ale
xey
Kas
hin
-
markt & wirtschaft 4 / 2019 19
Veranstaltungssegment zukünftig noch weiter ausbauen?Matthias
Schultze: Gemeinsam mit seinen Partnern engagiert sich das GCB mit
einer Reihe von Maßnahmen, um nachhaltiges Handeln in der Tagungs-
und Kongressbran-che noch tiefer zu verankern. Dazu gehört neben
der greenmeetings und events Kon-ferenz und dem Fairpflichtet
Kodex, auch die Vermittlung von Know-how im Rahmen von
Weiterbildungsangeboten wie dem Se-
■ Event-Marketing
Besuchen und buchen unter www.kultur-räume-gt.de
FÜR DICH KULTURUND RÄUME
FÜR DEIN EVENT INGÜTERSLOH
» Matthias Schultze, Managing Director des GCB German Convention
Bureau e.V.: „Nachhaltigkeit umfasst immer auch den Blick auf die
wirtschaftliche Nachhaltigkeit sowie das Einsparen von
Ressourcen – dies trägt zur Senkung von Kosten bei, anstatt sie
in die Höhe zu treiben.“ Foto: GCB «
Wie und womit genau lässt sich der ökolo-gische Fußabdruck von
umweltfreundli-chen Veranstaltungen reduzieren? Matthias Schultze:
Eine ganze Reihe von Maßnahmen tragen zur Reduzierung des
ökologischen Fußabdrucks bei – die Kli-mafreundlichkeit ist dabei
nur ein Aspekt von vielen. Die Ökobilanz lässt sich durch die
Betrachtung aller Handlungsfelder in-nerhalb des
Organisationsprozesses opti-mieren: Dazu zählen zum Beispiel neben
den bereits oben genannten Aspekten Lo- cation, Catering,
Teilnehmermanagement, Technik und Mobilität auch die Auswahl des
Mobiliars und der Dekoration sowie von Druckerzeugnissen und
Give-Aways, das Ab- fallmanagement, die Unterbringung der
Teilnehmer oder das Energiemanagement.
Sie stellen fest, dass die Bedeutung von Nachhaltigkeit zwar
erkannt wird, aber die Umsetzung an dem Irrglauben schei-tert, dass
nachhaltig zwangsläufig teurer bedeutet. Welche Argumente sprechen
dagegen?Matthias Schultze: Zusätzlich zu den bereits geschilderten
Vorteilen (Frage 2) umfasst Nachhaltigkeit immer auch den Blick auf
die wirtschaftliche Nachhaltigkeit sowie das Einsparen von
Ressourcen – dies trägt zur Senkung von Kosten bei, anstatt sie in
die Höhe zu treiben.
Wie lässt sich nachhaltiges Handeln aller Teilnehmer der
Wertschöpfungskette im
minar zum Nachhaltigkeitsberater in der Veranstaltungsbranche.
Dazu zählt aber auch eine intensive Kommunikation von
Nachhaltigkeitsthemen über sämtliche Ka-näle. Wichtig ist bei
diesen und anderen Ini-tiativen, die Nachhaltigkeit fördern sollen,
dass entsprechende Angebote leicht zu-gänglich sind. Nicht zuletzt
können auch ökonomische Anreize künftig für einen wei-teren Ausbau
des nachhaltigen Angebots sorgen. ■
http://www.kultur-r�ume-gt.de
-
20 markt & wirtschaft 4 / 2019
Es war ein besonderes Highlight für die Besucherinnen und
Besucher, dass sie garantiert nicht so schnell vergessen werden:
Für die Teilnahme am Kongress des Verbands der
Veranstaltungs-organisatoren e.V. (VDVO) auf der diesjähri-gen ITB
bestiegen sie ein Flugzeug: Kein real existierendes, jedoch hatte
man das Gefühl einen Flieger zu besteigen und auf die Reise zu
gehen. Die Veranstaltungsspezialisten hatten ihre Location als
Flugzeug nachge-baut. Der komplette Event war wie eine Rei-se
inszeniert, angefangen beim Einchecken, über das Catering bis hin
zum von Bord ge-hen am Ende der Veranstaltung. Storytelling oder
die Kunst, interessante Geschichten zu erzählen, ist ein wichtiger
Trend, den immer mehr Veranstalter wählen, um ihre Gäste zu
begeistern. „Es reicht heute nicht mehr, nur Buchsbäumchen vor die
Tür zu stellen. Jedes Unternehmen, das eine Veranstaltung plant,
sollte sich im Vorfeld überlegen, was es er-reichen und wie es
dieses authentisch herü-berbringen möchte“, sagt Professorin Dr.
Kim Werner. Die Wirtschaftswissenschaft-lerin der Hochschule
Osnabrück sieht im Storytelling eine interessante Möglichkeit der
Inszenierung. Die durch den Einsatz von Lichteffekten und
Holografie -die Digi-talisierung macht es möglich- noch zusätzliche
Erlebnisse schafft.
Gamification – den Spieltrieb der Besucher weckenEin immer mehr
an Bedeutung gewinnender Trend ist das Thema Gamification.
Schließlich wissen schon die Jüngsten, dass spielen Spaß macht.
Warum nicht auch auf einer Veranstaltung den Spieltrieb der Gäste
wecken und sie per Smartphone für die Teilnahme an einem Spiel
begeistern, mit der Option einen Gutschein zu gewin-nen.
„Gamification lässt die Grenzen zwischen online und offline
verschwinden, hier werden beide Welten zusammengebracht“,
beschreibt Dr. Kim Werner, die diesen Trend in China schon länger
beobachtet. Das asiatische Land ist der Professorin bes-tens
bekannt, seit einigen Jahren lehrt sie auch an der Hochschule
Shanghai und weiß um die Vorreiterrolle der Chinesen in
Technologiefragen. „Den Kontakt zur Hochschule haben wir dem guten
Ruf Deutschlands als Messeland Nummer eins zu verdanken. Als wir
vor einigen Jahren die Kooperation beschlossen haben, waren es
unsere Kompetenzen, die den Ausschlag gaben. Die Chinesen suchten
den Kontakt, um von uns zu lernen. Mittlerweile hat sich das Blatt
gewendet. Wenn ich hier vor Ort bin, kann ich von den Chinesen viel
lernen“, gibt Dr. Werner zu bedenken.
Smarte Technologien zeigen, wohin die Reise gehtDie Professorin
schaut eher skeptisch auf das, wie sich Deutschland auch in der
Event-branche entwickelt. Auf viele aktuelle Entwicklungen habe
unser Land keine Antwor-
■ Event-Marketing
» Professorin Dr. Kim Werner beschäf-tigt sich an der Hochschule
Osnabrück mit dem Thema Veranstaltungsmanage-
ment. «
Veranstaltungsplanung
Intelligent und emotionalMenschen sind heute schnell
gelangweilt, sie möchten überrascht werden und
etwas Neues erleben. Die Erwartungen an die Veranstalter werden
damit immer größer, der Druck auf die Organisatoren wächst. Wie
können
Besucher zufriedengestellt und bestenfalls begeistert
werden?
Frische Pflanzen im Bürofür Ihr Wohlbefinden. __________
Ihr Partner für diegrüne Büroeinrichtung.
Am Wiehagen 77 · 33607 BielefeldTel.: 0521/1249401
www.raumbegruenung-owl.de
––––––––––––––
Am Wulfter Turm 27 · 49082 OsnabrückTel.: 0541/99895541
www.raumbegruenung-osnabrueck.de
http://www.raumbegruenung-owl.dehttp://www.raumbegruenung-osnabrueck.de
-
markt & wirtschaft 4 / 2019 21
ten. Wie geht es zum Beispiel weiter in Sachen Bezah-lung bei
Veranstaltungen? Wie wird sich Google Pay auf unsere Branche
auswirken? Auf dem letzten großen UN-Kongress in Bonn, an dem
Menschen aus aller Welt teil-genommen hätten, habe man nur bar
bezahlen können. Das sei für viele befremdlich gewesen. „In China
besitzen die Menschen schon lange keine Geldbörse mehr, sie zahlen
längst mit ihrem Smartphone“, so Werner, die die Gefahr sieht, dass
Deutschland beim Einsatz neuer Tech-nologien auf den hinteren
Plätzen verharren könnte. Um so positiver beobachtet sie erste
Ansätze, die in Richtung moderner Technik beim Einlass auf
Veranstal-tungen gehen. So habe die ITB im vergangenen Jahr einen
Versuch unternommen, sich dem Thema Ge-sichtserkennung anzunehmen
und gezeigt, dass es technisch möglich ist, auf diesem Weg auch die
Einlass-kontrolle durchzuführen. Ein großes Thema der Branche sieht
die Wissenschaft-lerin auch unter dem Stichwort „smart“
zusammenge-fasst. Smart Catering, die Online-Buchung kulina-
rischer Köstlichkeiten, Live-Booking von Meeting-Räu-men oder
Event-Locations sind Beispiele, die zeigen, wohin die Reise gehen
wird und dass diese Trends nicht mehr aufzuhalten sind. Trotz
verschiedener neuer Entwicklungen und dank der Digitalisierung, die
neue Möglichkeiten eröffnet, sind Veranstalter mehr denn je
gefordert, im Vorfeld ein stimmiges Konzept mit einer interessanten
Idee zu ent-wickeln. So lassen sich Zufriedenheit und im besten
Fall Begeisterung generieren. Menschen sind heute schnell
gelangweilt, sie möchten überrascht werden und etwas Neues erleben
oder auch, je nach Veranstaltungsformat, Wissen generieren. Wer
heute eine Veranstaltung besucht, der hat ganz konkrete
Erwartungen. Werden diese nicht erfüllt, ist die Enttäuschung groß
und die wird, angesichts der
technischen Möglichkeiten, dann auch kommuniziert und in den
sozialen Medien verbreitet. „Das ist eigentlich keine neue
Erkenntnis, schon immer war es wichtig, Ziele zu definieren und im
Vorfeld Kennt-nis darüber zu haben, was der Zielgruppe gefällt und
was ihr wichtig ist“, sagt Professorin Dr. Kim Werner. Die
Wirtschaftswissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt
Ver-anstaltungsmanagement weiß, dass der Aufwand im-mens ist, viel
Zeit kostet und sie weiß auch, dass die Er-wartungen gestiegen
sind. „Es reicht heute nicht mehr, einfach ein Programm mit
verschiedenen Rednern fest-zulegen, so wie es früher üblich war.
Wer Menschen für den Besuch begeistern möchte, der orientiert sich
an den Teilnehmern und fragt vorab, welche Themen von Interesse
sind“, sagt die Professorin. ■
■ Event-Marketing
» Erlebnis mit nachhaltiger Wirkung: Auf der ITB begaben sich
die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses vom Ver-band der
Veranstaltungsorganisatoren e.V. auf die Reise: Der komplette Event
war wie eine Reise inszeniert, angefangen beim
Einchecken, über das Catering bis hin zum von Bord gehen am Ende
der Veranstaltung.Fotos: ITB Berlin 2019, Verband der
Veranstaltungsorganisatoren e.V. (VDVO) «
www.formdrei.de
-
22 markt & wirtschaft 4 / 2019
Wenn es darum geht, individuelle Konzepte für den Kunden zu
erarbeiten, sind Flexibilität und Nähe zum Kunden Kriterien, mit
denen das Airport Hotel Paderborn punktet. So wird eine
Projektbesprechung oder ein Workshop
auch kurzerhand einmal in eine Lounge mit Ausflugslocation-Flair
verlegt. Stärke zeigt des Air-port Hotel Paderborn neben den
klassischen Tagungsräumen auch mit seinem Gastronomie-Angebot: In
der PANOLO Panorama Lounge und dem Silbergras Restaurant & Bar
ist viel Raum vorhanden für Veranstaltungen unterschied-lichster
Gruppenstärke. Das gan-
Events zur Mitarbeiterbindung
Geste der Wertschätzung Events für die eigenen Mitarbeiter zu
veranstalten, ist nicht nur löblich, sondern lohnt sich auch für
die eigene Arbeitgebermarke.
Besser können Sie sich nicht bedanken und Wertschätzung
ausdrücken“, be-schreibt Daniela Köller, Leiterin Event bei ams –
Radio und MediaSolutions, den Ef-
fekt von Veranstaltungen, die Unternehmen für ihre Mitarbeiter
ausrichten. Denn in Zei-ten des wachsenden Fachkräftemangels gilt
es nicht nur um neue Mitarbeiter zu werben, sondern auch etwas zur
Bindung der bereits Bestehenden zu tun. Teamevents fördern die
Kommunikation und den Zusammenhalt, stärken langfristig Motivation
und Loyalität. Für welche Art von Event sich Unternehmen
entscheiden, ist hierbei zunächst einmal zweitrangig von Bedeutung.
„Möglich sind ganz unterschiedliche Ausgestaltungen vom Sommerfest
über Grillparties und Teambuil-ding-Events bis hin zu
verschiedensten Weih-nachtsfeiern“, führt Daniela Köller aus. „Wir
erleben immer wieder: Was viel wichtiger ist als Essen A oder Essen
B, das ist die Begeiste-rung der Vorgesetzten und Entscheider für
ein Event, das sie nicht nur aus Berechnung, sondern wirklich aus
Dankbarkeit initiieren.“
Wichtig sei es, den Wohlfühlfaktor für die Mit-arbeiter zu
erreichen, was ihre Identifikation mit dem Unternehmen und die
Zufrieden-heit steigere. Das gelingt, wenn Chefs und
Personalverantwortliche gut organisierte Events bieten, die in
lockerer Atmosphäre einfach Spaß machen. Daniela Köller: „Und
stellen Sie sich einmal die Freude in den Augen Ihrer Mitarbeiter
vor, wenn Sie auf einem besonderen Event so richtig verwöhnt werden
und ihre Kolle-gen und Vorgesetzten einmal ganz anders als im
Betrieb erleben. Ob Sommerfest, indi-vidueller Weinmarkt, eine
Sportveranstal-tung oder aber auch die Weihnachtsfeier von AprèsSki
bis Weihnachtsmarkt... Ihre Mitarbeiter werden es Ihnen danken!“
■
■ Weitere Informationen: www.ams-net.de
» Teamevents fördern die Kommunikation und den Zusammenhalt,
stärken langfristig Motivati-
on und Loyalität. Foto: Oliver Krato «
Tagen 4.0
Wissensvermittlung trifft auf Gemeinschaftsförderung Das Airport
Hotel Paderborn überzeugt mit kreativen und nachhaltigen
Veranstaltungskonzepten.
Haben Sie schon einmal daran ge-dacht, eine Tagung mit einer
After Work-Veranstaltung zu kombinie-ren? Geben Sie
Tagungsteilnehmern Raum für Austausch, Diskussion und
Networking.
ze Jahr über werden dort Seminare mit an-schließender
Cocktailschulung, gemeinsame Tastings, Kochkurse, BBQs oder auch
Incen-tives wie Bogen schießen und Geo-Caching veranstaltet. Im
Frühjahr und Sommer bieten die großzügigen (Dach-) Terrassen und
Gar-tenanlagen der Locations Raum für Entspan-nung und Austausch.
Veranstaltungsleiter Fabian Freitag gibt den Tipp: „Bei Buchung der
Ganztagspauschale entfallen schon ab einer Personenzahl von 15 die
Raummieten. Bei uns schätzt der Kunde vor allem, dass wir alles aus
einer Hand bieten: Unterkunft im Hotel, Veranstaltungsräume,
kulinarische Highlights jeder Größenordnung, von Finger Food bis
Buffet oder á la Carte.“ ■
■ Weitere Informationen zu den Locations:
www.airporthotel-paderborn.com www.silbergras.de |
www.panolo.de
» After-Work-Veranstaltung in der PANOLO Panorama Lounge «
-Advertorial-
■ Event-Marketing
http://www.ams-net.dehttp://www.airporthotel-paderborn.comhttp://www.silbergras.dehttp://www.panolo.de
-
markt & wirtschaft 4 / 2019 23
Kultur Räume Gütersloh
Zwei Häuser mit unzähligen Möglichkeiten Individuell nutzbare
Räume, kreative Eventkonzepte und eine zentrale Lage – das macht
die Kultur Räume Gütersloh zum idealen Veranstaltungsort für
Verbände. Mit ihren beiden gegen-überliegenden Locations, der
Stadthalle und dem Theater, und ihrem großen Raumangebot erfüllen
die Kultur Räume Gütersloh die vielfältigen Anforderungen moderner
Kongresse.
Das kann auch Dr. Marti-na Lösser, Mitglied des Vorstands und
Leiterin der Akademie für Fortbildung der Zahnärztekammer
Westfa-len-Lippe, bestätigen, die sich immer wieder für die Kultur
Räu-me entscheiden: „Wir sind nur einmal im Jahr mit unserem
Zahnärztetag dort und trotzdem fühlt es sich an wie ein zweites
Zuhause. Man kennt sich, man vertraut sich und man arbeitet Hand in
Hand.“ Ob Fachvorträge und -ausstellun-gen, Workshops oder
stilvolle Empfänge – die zahlreichen Räumlichkeiten vom Großen und
Kleinen Saal über die Konferenz-räume in der Stadthalle bis hin zur
Studiobühne und dem Saal im Theater sind flexibel einsetz- und
kombinierbar. Ein besonderes Highlight: die lichtdurchflutete
Skylobby des Theaters mit ihrem beeindru-ckenden Rundblick über die
Gütersloher In-
nenstadt ist prädestiniert für Abendveran-staltungen. Hinzu
kommt ein professionelles Team rund um Service, Technik und
Sicherheit und eine erstklassige Bewirtung durch die erfahrenen
Catering-Partner Gastico und GourmetService. „Das ist für uns
als Veranstalter ein beruhigendes Gefühl, für unsere 3.000
Teilneh-mer die Garantie für ein ange-nehmes und reibungsloses
Kon-gresserlebnis“, weiß nicht nur Dr. Martina Lösser die
Zusammenar-beit mit den Kultur Räumen zu schätzen. Auch andere
namhafte Unternehmen wie Bertelsmann, Miele und Nobilia zählen
regel-mäßig zu den Kunden der Kultur Räume.
Einen ersten Eindruck von der Location ermöglicht ein
virtuel-ler Rundgang mit 360°-Ansich-ten auf der Webseite der
Kultur Räume. Auch individuelle Be-
sichtigungstermine können vereinbart werden. ■
■ Weitere Informationen: www.kultur-räume-gt.de
» Idealer Veranstaltungsort: Die beiden gegenüberliegenden
Locations, Stadthalle und Theater, bieten Raum für Kongresse
verschiedenster Art.
Foto: Volker Zimmermann «
-Advertorial-
PR /
■ Event-Marketing
http://www.kultur-r�ume-gt.dewww.marschall-pw.de
-
24 markt & wirtschaft 4 / 2019
A2 Forum für Kongress- und Tagungssegment gerüstet
Die Nachfrage steigt – die Anforderungen steigen mitDie drei
Hauptformate Messe, Kongress und Event, für die das A2 Forum
bekannt ist, lassen sich nicht mehr strikt voneinander trennen. Die
Übergänge sind fließend, weil fast jede Messe von einem Kongress
oder einer Tagung begleitet wird. Zusätzliche Workshops ergänzen
die Formate.
Seminare, Tagungen und Kongresse stellen die wichtigste
Veranstaltungs-art dar, wobei auch der Anteil von
Business-Veranstaltungen mit begleitender Ausstellung gestiegen
ist. In deutschen Ver-anstaltungs-Zentren wird jedes fünfte For-mat
von einer solchen Ausstellung beglei-tet. Hybride Events, bei denen
reale Veranstaltungen zeitgleich mit virtuellen Komponenten, wie
zum Beispiel Web-Über-tragungen kombiniert werden, nehmen zu. Das
Gleiche gilt für alternative Tagungsfor-mate, die verstärkt
nachgefragt werden. Au-ßerdem befinden sich die
Kongress-Teilneh-mer permanent in Bewegung.„Wie oft wir unsere
Ausstattung bereits mo-dernisiert und erneuert haben, kann ich gar
nicht mehr sagen. Es ist ein nie endender Prozess“, sagt Jörg W.
Begemann, Geschäfts-führer des Messe- und Kongresszentrums A2 Forum
in Rheda-Wiedenbrück. Und so wurde auch bei der gerade
abgeschlosse-nen erneuten Modernisierung darauf ge-achtet, die
neuesten Anforderungen der Gäste zu erfüllen.
Neue Audio- und Videotechnik für den FestsaalSo verfügt der für
bis zu 1.100 Personen aus-gelegte Festsaal jetzt über ein
leistungsstar-kes Soundsystem von NEXO. Vier 1.200 Watt starke
Multifunktions-Lautsprecher, gepaart
mit zwei separaten Bassboxen zum Abrun-den des Klangbildes,
sorgen hier für den per-fekten Ton. Die Steuerung der Technik, für
Filme, Mikrofone und Entertainment, erfolgt über ein voll digitales
Mischpult. Voreinstel-lungen aus Veranstaltungsproben können so
abgespeichert und punktgenau wieder ein-gesetzt werden.In der
Videotechnik haben ebenfalls zu-kunftsträchtige Technologien Einzug
ge-halten. Die Umstellung auf Full-HD ist ab-geschlossen, inklusive
Installation eines leistungsstarken Beamers sowie einer
HD-Leinwand.
Das gesamte A2 Forum ist mittlerweile mit Glasfaser verkabelt.
Verschiedene Schalt-schränke und Zugangsmöglichkeiten im Haus
gewähren eine High-Speed-Verbin-dung beim Einsatz eines eigenen
Netzwer-
kes, eine Glasfaserverbindung ins externe Netz sorgt für
komfortable Lan- und WLan-Verbindungen, die bis zu 1.000 Personen
gleichzeitig und störungsfrei nutzen können.
Potential für die ZukunftRund 405 Millionen Teilnehmer – ein
Zu-wachs von 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr - nehmen an 2,97
Millionen Tagun-gen, Kongressen und Events in Deutsch-land teil,
und NRW ist, nach Bayern, die bevorzugte Tagungsregion im gesamten
Bundesgebiet. Ein Viertel der Veranstalter führt mittlerweile
hybride Veranstaltungen durch. Etwa jede vierte enthalte, so die
Branchenspezialisten, hybride Elemente. „Wir sehen hier große
Chancen, uns als be-sonders geeigneten Veranstaltungsort mit
kreativen und innovativen Formaten zu präsentieren“, blickt Jörg W.
Begemann op-timistisch in die Zukunft. ■
■ Weitere Informationen: www.a2-forum.de
» Die Anforderungen an Veranstaltungen haben sich verändert.
Darauf haben die Verantwortlichen des A2 Forums reagiert und in
neueste Technologie investiert. «
» Moderne Audio- und Videotechnik sorgt für optimale Hör- und
Seherlebnisse.
Fotos: A2 Forum «
■ Event-Marketing
/ PR
http://www.a2-forum.de
-
markt & wirtschaft 4 / 2019 25
Raumbegrünung
Mehr als nur dekorativSchöne grüne und gut gepflegte Pflanzen am
Arbeitsplatz lassen das Herz eines jeden Mitarbeiters und Chefs
höher schlagen – die Arbeit macht gleich noch viel mehr Freude.
Auch auf das Wohlbefinden und die Gesundheit hat Raumbegrü-nung
einen positiven Effekt.
Pflanzen im Büro bieten zahlreiche Vorteile für die
Arbeitsplatzquali-tät: Zum einen wirkt natürliches Grün
harmonisierend und macht, einer Studie der
Ludwig-Maximilian-Universi-tät München zufolge, sogar kreativer und
einfallsreicher. Darüber hinaus trägt Raumbegrünung zur natürlichen
Erhö-hung der Luftfeuchte bei. Vor allem bei trockener Heizungsluft
kann dieser Ef-fekt Wunder bewirken, denn er wirkt tro-ckenen Augen
und Nasenschleimhäu-ten entgegen. Auch der Sauerstoffanteil steigt
und sorgt für weniger Müdigkeit und somit ein besseres
Konzentrations-vermögen. „Raumbegrünung ist nicht nur dekorativ,
sondern auch förderlich für die Gesundheit“, bestätigt Christian
Engelke, Geschäftsführer der Engel & Engelke Raumbegrünung GmbH
aus Bielefeld, die sich auf professionelle Begrünung von
Innenräumen spezi-alisiert hat.
Auch der rein optische Aspekt wertet das Büro enorm auf: Grün
als neutrale Farbe vermittelt immer ein stim-miges Gesamtbild und
lässt sich mit einer gekonnten Auswahl an Gefäßen stilvoll in jedem
Raum integrieren. Als Wandelemente bepflanzt dienen sie als
Raumteiler oder Wandverblendungen. „Zurzeit ganz besonders im Trend
sind vertikale Begrünungen, also grüne Wände“, erklärt Ann-Kathrin
Banoczay, Zierpflanzengärtnerin bei Engel & Engelke
Raumbegrünung.Grüne Wände sorgen mit den vielen Pflanzen für eine
angenehme Atmosphäre in Büroräumen und dienen als natürlicher
Schallschutz. Sie machen aus jedem Ar-beitsplatz eine kreative
Wohlfühl-Oase und verschö-nern damit den Büroalltag. Zudem sind
Pflanzen im Büro tagsüber eine schöne Alternative zur freien Natur
und bringen Lebendigkeit ins Gebäude. ■
■ Weitere Informationen: www.raumbegruenung-owl.de
» Gepflegte Pflanzen am Arbeitsplatz tragen nicht nur zu einem
gesunden Raumklima bei. Sie sorgen ganz nebenbei für mehr
Motivation und Leistungsfähigkeit.
Foto: Engel und Engelke Raumbegrünung GmbH «
■ Event-Marketing
» Grüne Pflanzen punkten mit vielen Vorteilen: Neben dem
optischen Aspekt sorgen sie für ein gutes Raumklima. «
http://www.raumbegruenung-owl.dewww.gieselmanndruck.de
-
26 markt & wirtschaft 4 / 2019
■ Personal und Arbeit
Strategische Personalplanung
„Die Schwierigkeit ist tatsächlich dieser Blick in die
Zukunft“Christian Lorenz, Leiter des Hauptstadtbüros bei der
Deutschen Gesellschaft für Personal- führung e.V. (dgfp), über
Veränderungen der Arbeitswelt und was das für die strategische
Personalplanung bedeutet.
Vor dem Hintergrund der aktuel-len Veränderungen der
Arbeits-welt gewinnt eine gezielte Pla-nung zukünftiger (Personal-)
Aktivitäten immer mehr an Bedeutung. Welche Maß-nahmen spielen
dabei eine besondere Rolle?Christian Lorenz: Wenn ich mir die
aktuellen Diskussionen anschaue, erlebe ich eine enor-me
Heterogenität. Ich sehe eine ganze Reihe, vor allem großer
Unternehmen, die aktiv dar-an arbeitet, ihre Workforce auf die
Herausfor-derungen und Veränderungen einzustellen. Sei es durch
Schulungs- oder Personalum-baumaßnahmen oder durch Hiring.
Insbe-sondere die großen Unternehmen sind in der strategischen
Personalplanung sehr aktiv, um abzuschätzen, was tätsächlich kommen
wird und wie sich die Arbeitswelt und die Kompe-tenzmodelle
verändern werden. Was für Leu-te brauchen wir, wen haben wir und
wie fül-len wir die Lücken, um dorthin zu kommen, wo wir hin
wollen?
Wie lassen sich konkret Anforderungs- und Kompetenzprofile für
die Mitarbeiter von morgen finden?Christian Lorenz: Die
Schwierigkeit ist tat-sächlich dieser Blick in die Zukunft: Da tun
sich die meisten Unternehmen schwer, Antworten auf die Frage zu
finden, was brauche ich in Zukunft konkret für Anforde-rungs- und
Kompetenzprofile bei den Mit-arbeitern? Das herauszufinden und sich
darüber im Klaren zu sein, ist die größte Herausforderung.
Unternehmen müssen konkret wissen, wie sich die Produktpalette und
der Markt verändern, wie sich die Kun-denbedürfnisse ändern und wie
die Mitar-beiter entsprechend darauf reagieren kön-nen bzw. welche
Kompetenzen notwendig sind, um auf die veränderten Bedürfnisse
reagieren zu können. Das ist das eigentliche Problem der
strategi-schen Personalplanung, der Blick in die Glas-kugel und der
Blick in die nächsten drei oder fünf Jahre. Fakt ist, Unternehmen
können
ziemlich genau sagen, wer in zehn Jahren definitiv nicht mehr
zum Team gehört, weil er oder sie in Rente geht und wie sich die
Al-terspyramide dadurch verändert. Das sagen die demografischen
Daten relativ eindeutig. Wie sich jedoch die Kompetenzprofile
kon-kret anpassen müssen, das ist nur sehr schwer zu
prognostizieren. Mein Eindruck ist, je kleiner die Unterneh-men, um
so schwerer tun sich die Verant-wortlichen mit dem Blick in die
Zukunft. Die Unternehmenslenker sind mit dem Tagesge-schäft schon
stark gefordert, da ist die Ausei-nandersetzung mit zukünftigen
Personal-und Kompetenzprofilen eine zusätzliche Belastung, die
nicht oberste Priorität hat.
Wie wird sich der Personalbedarf und das Anforderungsprofil der
Mitarbeiter än-dern? Christian Lorenz: Man muss davon ausge-hen,
dass künftig die Anforderungsprofile spezieller werden. Das
mittlere Segment des
© 1
23rf
.com
/ M
ykha
ilo R
idko
us
-
markt & wirtschaft 4 / 2019 27
■ Personal und Arbeit
klassischen Facharbeiters wird besonders unter Druck geraten,
weil hier viele Jobs durch die Automatisierung wegfallen.
Ver-rentungswellen werden dann durch Auto-matisierung kompensiert
und nicht mehr durch Neubesetzung. Auch in der Büroquali-fikation
werden sich die Kompetenzprofile verändern. Da die Jobprofile
insgesamt also anspruchs-voller und spezifischer werden, wird es in
den Unternehmen die Herausforderung sein, die Beschäftigten nicht
nur „rezuskillen“, sondern auch umzuschulen, um sie so auf ein
neues Qualifikationsniveau zu bringen.
Das heißt, Unternehmen müssten noch mehr in Weiterqualifizierung
investie-ren?Christian Lorenz: Wenn ich das richtig beur-teile,
befinden sich zahlreiche Unternehmen in einer besonderen Situation.
Die Auftrags-lage ist sehr gut. Die Aufträge vernünftig
abzuarbeiten, ist für viele eine Herausforde-rung, da angesichts
des in vielen Bereichen zu beobachtenden Mangels an
Fachkräften,
Stellen vakant sind und geeignetes Personal nicht schnell zu
finden ist. Man kann es den Unternehmen nicht verdenken, wenn sie
sich neben dem Tagesgeschäft nur wenig Gedanken darüber machen, wie
ihre Work-force in Zukunft aussehen muss, um den veränderten
Ansprüchen zu genügen. Selbstverständlich ist diese Problematik
auch eine Frage der Größe, kleinere und mittlere Unternehmen, in
denen die Perso-nalabteilung in Gänze überschaubar ist, können nur
bedingt aktiv werden. Das heißt, es müsste mehr qualifiziert
wer-den, aber die täglichen Herausforderungen räumen der Thematik
nicht die entspre-chende Priorität ein. Ganz zu schweigen, von der
Frage, wie das eigene Geschäftsmo-
dell künftig aussehen wird. Wird es deutlich mehr datengetrieben
sein, wie sehen die Forschungsaktivitäten aus? Liegt der Fokus nur
noch auf dem Vertrieb? Diese Weitsicht zu besitzen, ist eine große
Herausforderung für die Geschäftsleitungen.
Welche Kompetenzen der Mitarbeiter sind wichtig und welche
Fähigkeiten sind gefragt? Christian Lorenz: Das sind die viel
beschwo-renen kommunikativen Kompetenzen, da Arbeit vernetzter sein
wird und mehr im Austausch stattfindet. Das sind auch die so-zialen
Kompetenzen, um sich mit anderen auszutauschen und über
Entfernungen hin-weg zu kommunizieren. Das ist nichts Neu-
WEIL IHRE
HÄNDE WICHTIGERES ZU TUN HABEN,ALS ALLES SELBST IN DIE HAND ZU
NEHMEN.Gemeinsam anpacken.Stärken Sie Ihre Mitarbeiter und Ihr
Unternehmen mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement der IKK
classic. Zusätzlich gibt es 500 Euro Bonus. Mehr Infos unter
www.ikk-classic.de/bgm
Beitrags-
senkung
ab Mai 2019!
IKK CLASSIC Handwerk und Firmenkunden 03.04.2019 15.04.2019 BGM
für Arbeitgeber markt & wirtschaft 185 120,5 ISOcoated V2
IKK_AZ_Handwerk_Firmen_BGM_Arbeitgeber_markt_u_wirtschaft_185x120_5_ISOcV2.indd
1 01.04.19 13:12
» Es gibt eine ganze Reihe, vor allem großer Unternehmen, die
aktiv daran arbeitet, ihre Workforce auf die Herausforderungen und
Veränderungen einzustellen. Sei es durch Schulungs- oder
Personalumbaumaßnahmen oder durch Hiring. «
http://www.ikk-classic.de/bgm
-
28 markt & wirtschaft 4 / 2019
■ Personal und Arbeit
es. Das spielt auch heute schon eine große Rolle. Diese
Kompeten-zen werden in Zukunft aber noch stärker gefragt sein. Das
andere ist die Fähigkeit, sich tat-sächlich neue Dinge anzueignen.
Das klingt banal, wird aber künftig eine wesentliche
Herausforderung sein. Die Lust zu haben und die Not-wendigkeit zu
sehen, sich weiterzu-bilden sowie überzeugt zu sein, dass man
„nicht fertig“ ist. Dazu braucht man natürlich die Fähigkeit sich
weiterzubilden. Auch das ist nicht komplett neu, das gab es schon
in der Vergangenheit. Die Welt stellt sich nicht auf den Kopf, aber
der Druck und die Geschwin-digkeit, mit der sich die Zyklen
ver-ändern, werden zunehmen. Ich bin der Überzeugung, dass wir mit
deutlich mehr Veränderungen umgehen müssen. Die Zeiten der
Stetigkeit, wenn es die überhaupt gegeben hat, sind vorbei. Die
Ste-tigkeit nimmt ab, die Veränderung nimmt zu. Die Art und Weise,
wo jemand arbeitet, wann und mit wem, all das ist in Bewegung. Das
fordert den Men-schen heraus.
Das macht einigen auch Angst…?Christian Lorenz: In der Tat, wird
es Men-schen geben, die unsicher sind und sich die Frage stellen,
ob sie dem Wettbewerb und den künftigen Herausforderungen
gewach-sen sind. Und es wird auch Mitarbeiter ge-ben, die diese für
sich mit nein beantworten. Tatsache ist jedoch auch, dass diese
neuen Arbeitsformen mit unterschiedlicher Wucht auf die
Belegschaften zukommen. Nicht für alle Beschäftigten stellt sich
die Arbeitswelt auf den Kopf. Es wird eine der großen Aufga-ben der
Führungskraft sein, diese Heteroge-nität abzufangen und Ängste
abzufedern.
Fachkräftemangel, geeignetes Personal finden, entwickeln sich
nicht allein diese Herausforderungen immer mehr zur
Her-kulesaufgabe? Christian Lorenz: Diese Frage muss man sehr
differenziert beantworten und ich denke, dass hier zwei Dinge
entscheidend sind. Ers-tens geht es um Größe und Strahlkraft. Die
großen Unternehmen stehen vor anderen Herausforderungen Mitarbeiter
zu finden, als die kleinen und mittleren Unternehmen. Sie haben
ganz andere Möglichkeiten, ihre Ar-
beitgebermarke aufzuladen und ihren Aus-zubildenden und ihren
Fachkräften etwas zu bieten. Selbstverständlich kommen ihnen die
Leute nicht zugeflogen, auch sie suchen in bestimmten Sparten. Die
Bewerberlage un-terscheidet sich jedoch von den kleinen und
mittleren Unternehmen, die von der Strahl-kraft der eigenen Marke
und den Benefits ni