Kellerwald-Edersee Nationalpark Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur Buchenurwälder der Karpaten und Alte Buchenwälder Deutschlands Welterbe seit 2007 / 2011 01 / 2012 BuchenBlatt Magazin des Nationalparks Kellerwald-Edersee
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Magazin des Nationalparks Kellerwald-Edersee€¦ · waldlandschaft des Nationalparks stellen für Wasserlebewesen ein Zentrum bio-logischer Vielfalt dar. Für die Wasser-lebensräume
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Kellerwald-EderseeNationalpark
Organisationder Vereinten Nationen
für Bildung, Wissenschaftund Kultur
Buchenurwälder der Karpatenund Alte BuchenwälderDeutschlands Welterbe seit 2007 / 2011
01 / 2012
BuchenBlattMagazin des Nationalparks Kellerwald-Edersee
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Inhalt
• Junge Dänen helfen beim Umzug
einer historischen Fütterung ........................................... 3
• Weltnaturerbe auf YouTube ............................................ 3
0,75 km 1,5 km 2,25 km 3 km 3,75 km 4,5 km 5,25 km 6 km 6,75 km 7,5 km 8,14 km0 km
1 0
QR-Code als fester Bestandteil auf Messen mit dabei
Ein Netzwerk zur WelterbebildungArbeitskreis „World Heritage Education“ traf sich in Paderborn
dargestellte und üblicherweise in schwarz-
weiß gehaltene Code enthält Daten, die
schnell abgerufen werden können. Ver-
wendung fi nden die QR- Codes heutzu-
tage oftmals in Zeitschriften oder auf
großformatigen Wer be plakaten.
In den kodierten Daten verbergen sich
in vielen Fällen Web adressen. Mithilfe
eines Handys und der dazugehörigen
App können Interessierte den QR-Code
entziff ern und die hinterlegte Homepage
mühelos speichern.
Ranger Bernd Schenk, oft im Einsatz auf
Messen, steht dort Besuchern gerne mit
Rat und Tat zur Seite. Er informiert so-
wohl über die werdende Wildnis und die
Schätze des Nationalparks als auch über
dessen Einrichtungen und sorgt im Vor-
feld mit seinen Kollegen für einen ab-
wechslungsreich gestalteten National-
park-Stand. Um den Besuchern
möglichst zahlreiche Facetten des Na-
tionalparks zeigen zu können, werden
Dioramen beispielsweise stets anders
präsentiert. Es wird jedoch auch daran
gearbeitet, den Besuchern immer kunden -
freundliche Informationsmaterialien be-
reitstellen zu können. Zu diesem Service
zählt nun auch der QR-Code, den Inter-
essierte ohne großen Aufwand nutzen
können, um sich nach dem Messe besuch
entweder intensiv über den Na tionalpark
Kellerwald-Edersee zu informieren, ein-
fach schnell etwas nachzuschlagen oder
die Homepage an Freunde weiterzuemp-
fehlen.
Während Ranger Bernd Schenk in seiner Freizeit
Prospekte für Feuerwehrautos durchstöberte, kam
er auf die Idee zum Nationalpark-QR-Code. Diese
besprach er mit seinem Rangerkollegen Joachim
Reinhardt, der mit ihm gemeinsam die meisten
Messebesuche organisiert, und brachte sie dann
auf den Weg.
Foto: Uni Paderborn
Das zweite Treff en des interdisziplinären
Arbeitskreises (AK) „World Heritage
Education“ stand unter dem Th ema
„Netz werk bildungen und Kooperationen
in der Welterbebildung“. Es fand am
11. Novem ber 2011 auf Einladung der
Universität Paderborn statt.
In dem Arbeitskreis wirken Vertreter
deutscher Hochschulen aus den Fach-
bereichen Geografi e, Kunst, Th eologie,
Geschichte und Welterbestudien, ver-
antwortliche Akteure von UNESCO-
Welterbestätten, die Deutsche Stiftung
Denkmalschutz und die Deutsche
UNESCO-Kommission mit. Erstmals
war auch der Nationalpark Kellerwald-
Edersee als „frischgebackene“ Welterbe-
stätte mit dabei.
In seinem Grußwort betonte Dieter
Off en häußer, stellvertretender General-
sekretär der Deutschen UNESCO-
Kommission: „Die Welterbebildung ist
B I L D U N G & E R H O L U N G
Bildung & Erholung
neben dem Denkmal- bzw. Naturschutz
und dem Tourismus nicht nur die dritte
Säule des Welterbeprogramms, sondern
berührt, wenn sie als interkulturelle Bil-
dung verstanden wird, den Kernauftrag
der UNESCO-Welterbekonvention von
1972.“
Die wichtigsten Fragen aus Sicht der
Deutschen UNESCO-Kommission
sind: Was zeichnet Welterbestätten ge-
genüber anderen Natur- oder Kultur-
Denkmälern als besondere Lernorte aus?
Wie kann man das „E“ (Education) im
„C“ (Culture) des UNESCO-Welterbe-
programms besser zur Geltung bringen
und Welterbestätten als transkulturelle
„Lernorte“ nutzen? Wie kann man die
Verantwortlichen der Welterbestätten
mehr für die Welterbebildung interessie-
ren und ihren Wert für einen nachhalti-
gen Tourismus und den Denkmal- und
Naturschutz deutlich machen?
Jutta Seuring, im Nationalpark unter an-
derem zuständig für die Bildungsarbeit,
war eingeladen, um die Bildungsaktivitä-
ten des Nationalparks vorzustellen. Die
AK-Mitglieder zeigten sich beeindruckt
von der Vielfalt der Einrichtungen, An-
gebote und Aktivitäten und lobten sie als
„anregende Beispiele für die schier un-
erschöpfl iche Vielfalt von Herangehens-
weisen an das Th ema“, so Dieter Off en-
häußer. Ein dickes Lob für alle Schutz -
gebiete, die sich – ähnlich wie der
Kellerwald – intensiv mit Bildungsarbeit
befassen und so breite Zielgruppen
an sprechen und für die Bedeutung des
Naturschutzes begeistern. Von den lang-
jährigen Erfahrungen mit Sensibilisie-
rungs- und Bildungsprojekten in den
deutschen Naturerbestätten werden
daher von den Kulturerbestätten wich-
tige Impulse auch für deren Welterbe-
bildung erwartet.
Der QR-Code leitet sich von den eng-
lischen Wörtern Quick Response ab, auf
Deutsch „schnelle Antwort“. Dieser in 2D
1 1M I T A R B E I T E R & P A R T N E R
Nationalpark-Forscher im Porträt – Stefan Zaenker
Stefan ZaenkerMein Name ist Stefan Zaenker, ich bin
46 Jahre alt, verheiratet und habe zwei
Kinder im Alter von 20 und 16 Jahren.
Ich wohne in Fulda und arbeite als Sach-
bearbeiter in der Oberfi nanzdirektion
Frankfurt am Main. Schon seit meiner
Schulzeit bin ich begeisterter Höhlen-
forscher und beschäftige mich mit dem
Spezialgebiet der „Biospeläologie“, das
heißt der Erforschung des unterirdischen
Lebens. Seit 1990 bin ich ehrenamtlich
Vorsitzender des Höhlenforscherclubs
Bad Hersfeld e. V., seit 1997 auch Vorsit-
zender des Landesverbands für Höhlen-
und Karstforschung Hessen e. V. und seit
2003 leite ich zusätzlich noch die Arbeits-
gemeinschaft für Fledermausschutz
Fulda e. V. Neben weiteren Tätigkeiten
in naturkundlichen Vereinen bin ich Mit-
glied des Naturschutzbeirats des Land-
kreises Fulda und Mitglied des Beirats
des Biosphärenreservats Rhön.
Noch vor der Ausweisung des National-
parks Kellerwald-Edersee habe ich 2002
in enger Zusammenarbeit mit der Natur-
schutzjugend Frankenberg im damaligen
„Waldschutzgebiet“ begonnen, die vor-
kommenden Quellen systematisch zu er-
fassen und auf ihre Tierwelt hin zu
unter suchen. Mein besonderes Interesse
liegt dabei natürlich auf der Grund-
wasser fauna, die solche Lebensräume ge-
zielt zur Nahrungsaufnahme aufsucht.
Besonders genieße ich bei den Untersu-
chungen die ungestörte Natur im Natio-
nalparkgebiet. Bisher wurden von uns im
Nationalparkgebiet 563 Quellen unter-
sucht. Dabei konnten 919 verschiedene
Tier arten nachgewiesen werden.
Ausblick aus dem BIO HOTEL Belvedere
fünfseenblick BIOHOTEL
In lockerer Reihenfolge werden an dieser
Stelle die Nationalpark- Partner vorge-
stellt. Gastgeberbetriebe, die mit dem
Nationalpark kooperieren und sich
durch umweltgerechtes Wirtschaften
und die Verwendung von regionalen
Produkten auszeichnen. Diese Ausgabe
beginnt mit den beiden Biohotels.
Immer häufi ger achten Gäste bei der
Wahl ihres Urlaubsdomizils neben Na-
turnähe auch auf gesunde Ernährung.
Und wenn dann noch regionale Produkte
verwendet werden, ergibt sich für Gäste
und Region eine Win-Win-Situation.
Bereits vor der Ausweisung des National-
parks war das BIO HOTEL Belvedere in Waldeck am Edersee ein durch das
Umweltsiegel Viabono ausgezeichnetes
Unternehmen und gehört zu den Natio-
nalpark-Partnern der ersten Stunde.
Nationalpark-Partner Kellerwald-Edersee
Direkt am Urwaldsteig und am Keller-
waldsteig gelegen, mit herrlichem
Blick auf Edersee und Nationalpark,
fi ndet sich hier eine ideale Unterkunft
für Wander- und Familienurlaub.
Das fünfseenblick BIOHOTEL in
Edertal-Bringhausen blickt auf eine lange
Geschichte als Vorreiter in vegeta rischer
Ernährung zurück. Auch heute liegt ein
Schwerpunkt des Gäste- und Seminar-
hauses auf vegetarischer Vollwert-Biokost,
vieles davon im eigenen Garten und den
hauseigenen Gewächshäusern heran-
gezogen. Sogar das Brot wird selbst geba-
cken. Nur wenige Schritte vom National-
park und vom Urwaldsteig entfernt
ge legen, fi nden Gäste hier Ruhe und Er-
holung oder nutzen das Hotel zu einem
der zahlreichen angebotenen Seminare.
Mitarbeiter & Partner
Kellerwald-EderseeNationalpark
Partner
1 2 N A T I O N A L P A R K E I N R I C H T U N G E N
NationalparkEinrichtungen
NationalparkZentrum mit neuen Angeboten für Schulklassen gut gerüstet
BuchenHaus in den Park soll fl ießend
gestaltet werden. Parallel zur laufenden
Anlage neuer Wege und Gehege wird
das Informationsangebot in den Farben
der Ausstellung aufgefrischt. Ein modu-
lares System aus Gehegetafeln und kom-
pakten Info-Erlebnisstationen soll eine
schrittweise Erweiterung und Anpassung
ermöglichen. Es soll den Besuchern eine
gezielte und intensive Beschäftigung mit
besonderen Tieren oder Th emen ermög-
lichen. Der Fokus einer WildtierPark-
Visite soll dann beispielsweise auf Ge-
schichte, Biologie, Wildnis oder auch
Mythologie liegen. Zum letztgenannten
Th emenschwerpunkt wird eine Block-
hütte in eine „GerüchteKüche“ umge-
wandelt werden. Märchen, Sagen und
Fabeln über Tiere unserer Wildnis
werden vorgetragen und auf ihren Wahr-
heitsgehalt hin abgeklopft.
Die Aufl ockerung der Bildungsarbeit an
Schulen durch Ausfl üge in den National-
park Kellerwald-Edersee und sein Natio-
nalparkZentrum hat eine bereits mehr-
jährige Tradition: Schulen „aus nah und
fern“ kommen als „Wandertag-Ausfl ug“
oder im Zuge von Klassenfahrten gerne
und beständig in den Kellerwald.
Zunehmend werden auch tagesfüllende
Programme mit einem Anteil im Haus
und einem dazu passenden Outdoor-
Aufenthalt im Nationalpark angefragt.
Seit 2011 wurden dazu mit erfahrenen
Besucherbetreuern und Rangern themen -
orientierte Programme entwickelt und
getestet, die beide Bestandteil eines
gelungenen Schulklassen-Programms
vereinen.
Diese Arbeit konnte nun vor Saison-
beginn 2012 abgeschlossen werden: Ins-
gesamt 25 Personen mit soliden Grund-
kenntnissen im Umgang mit Schülern
beteiligten sich an vier Tagen an einer
abschließenden Qualifi zierung. Alle hat-
ten selbst viel Freude bei der Erkundung
der Ausstellung – schülergerecht unter-
stützt durch Fragebögen und Präsenta-
tionsmethoden – und bei Aktionen im
Nationalpark am Hagenstein und auf
dem Brückengrundsteig. Sie stehen nun
WildtierPark im neuen Look
Die vier Ganztagesprogramme
haben folgende Titel und
Themen:
• Als Wildkatze umherstreifen
(4. – 6. Klasse)
• Auf den Spuren der Nationalparktiere
(4. – 6. Klasse)
• Auf dem Weg zum Weltnaturerbe
(7. – 9. Klasse)
• WildnisProzesse zum Anfassen
(10. – 13. Klasse)
Die vier Programme sind, ebenso wie die
reinen Ausstellungsbesuche, über das Natio-
nalparkZentrum Kellerwald buchbar. Gerne
nehmen alle Mitarbeiter / -innen am Telefon
unter 05635 992781 Ihre Anfragen entgegen.
Die persönliche Beratung und Buchungs-
bestätigung erfolgt dann danach von den
Bildungsfachkräften des Nationalpark-
Zentrums, die für die Gruppenspezifi sche
Orga nisation allerdings einige Tage benö-
tigen. Lehrkräfte und andere Gruppenleiter
werden gebeten rechtzeitig anzufragen.
Seit einem Jahr lockt das BuchenHaus
mit WildnisSchule am WildtierPark
Edersee zahlreiche Besucher. Favoriten
sind BoggelReich, SchattenWald, Netz-
Werk und BodenSchau. Vom Buchen-
Haus geht es in den WildtierPark, der
mit Wolf, Wisent, Luchs & Co. und
nicht zuletzt mit seiner einzigartigen
Greifenschau immer wieder das Publi-
kum begeistert. Noch in diesem Jahr
will sich der WildtierPark im neuen
Look präsentieren. Der Übergang vom
ab sofort bereit, mit Schülern und Schü-
lerinnen in die Ausstellung des National-
parkZentrums und in die Natur aufzu-
brechen.
1 3N A T I O N A L P A R K E I N R I C H T U N G E N
Auch in diesem Frühling bekommt der
WildtierPark Edersee wieder zahlreichen
Nachwuchs. Die kleinen Tierkinder sind
eine weitere Attraktion, die viele Gäste
zu wiederholten Besuchen in die National-
park-Einrichtung locken.
Die ersten kleinen Frischlinge im Wild-
schweingehege wurden bereits Mitte
März geboren. Nachwuchs gab es auch
bei den Mini-Schweinen, den Ziegen im
Streichelzoo und den Wildschafen, auch
Muffl ons genannt.
In den kommenden Wochen werden
Geburten weiterer Tierkinder erwartet,
u. a. Frischlinge und Tarpanfohlen. Vor
allem im Mai geht es dann richtig los.
Die Wisentherde wird durch Kälber ver-
stärkt werden, und auch das Rotwild-
rudel wird größer. Im Juni wird es beim
Damwild ebenfalls Nachwuchs geben.
Tierkinder im WildtierPark Edersee
Ausstellung des BuchenHauses im neuen Glanz
Kleine Ziegen und Frischlinge erkunden neugierig
ihre Umgebung im WildtierPark Edersee.
Anton Sandbichler beim Restaurieren der Assel
Nach einem besucherreichen ersten Jahr
im BuchenHaus war es notwendig, Ab-
nutzungsspuren in der Ausstellung zu
beseitigen. Für Ende Februar wurde des-
halb einer der Kulissenmaler, Anton Sand-
bichler aus Leipzig, zur Auff rischung
der Exponate und Malereien engagiert.
Der ausgebildete Th eater maler, für den
die Ausstellung im BuchenHaus eine
„Herzensangelegenheit“ ist, begab sich
zwei Tage an die Arbeit, die von den
Ausstellungsmachern von cognitio be-
treut wurde. Schäden und Abnutzungen
an verschiedenen Exponaten im „Boggel-
Reich“ mussten ausgebessert, ergänzt
und bemalt werden. Das Bild eines typi-
schen Bewohners der Buchenwälder
wurde hinzugefügt – der Buchfi nk, des-
sen Stimme bislang zwar schon zu hören
war, den die Besucher aber bisher nie
zu Gesicht bekommen hatten. Das ist
jetzt anders. Anton Sandbichler hat ihn,
für die kleinen und großen Besucher
gut sichtbar, neben dem Schwarzstorch
lebens echt auf einen Buchenast gemalt.
In der „BodenSchau“ hatte die Assel bei
den Gästen eine große Anziehungskraft
ausgeübt, so dass sie einige ihrer Beine
und Fühler verlor. Das Exponat wurde
entsprechend repariert und neu bemalt.
Jetzt kann die Assel im Boden wieder auf
Nahrungssuche gehen. Auch der Regen-
wurm, für die Kinder ein attraktives
Spielgerät, erhielt seine ursprüngliche
Hautfarbe zurück.
„Da die Ausstellung so gestaltet ist, dass
die Gäste Informationen über aktives
Erleben und Begreifen erhalten können,
sind Abnutzungserscheinungen und
kleine Schäden nicht zu vermeiden“,
so Horst Knublauch, Leiter des Infor -
mationshauses. „Diese Spuren verdeut-
lichen jedoch, dass die Zielsetzung, mit
der Ausstellung das Interesse der Besu-
cher am Lebensraum Buchenwälder zu
wecken, erreicht wird.“
1 4 4 K I D S
4Kids
Tiere des Waldes: Luchs
Auf der PirschBei Nacht pirscht sich das größte katzen-
artige Raubtier Europas an seine Beute.
Seine Augen sind sechsmal so lichtemp-
fi ndlich wie die des Menschen. Meist sind
es unvorsichtige Rehe, die nicht mit ihm
gerechnet haben. Auf mindestens 20 Me-
ter muss er herankommen, um seinen An-
griff mit einem kurzen Sprint und einen
Biss in die Kehle erfolgreich abschließen zu
können. Die samtene Pfote verwandelt
sich in eine gefährliche Pranke. Die vier
stark ausgebildeten Eckzähne mit Dolch-
rillen sind geradezu geschaff en zum Reißen.
Ein Reh pro Woche genügt, um einen
Luchs satt zu machen. Er kehrt solange zur
Beute zurück, bis alles aufgezehrt ist. Ist
der Luchs länger in einem Gebiet, werden
die Beutetiere scheuer. Ständig muss er
sein Jagdgebiet wechseln.
Keine Angst vor dem Luchs!Für den Menschen sind Luchse ungefähr-
lich. Es ist kein Fall bekannt, dass ein ge-
sunder, frei lebender Luchs einen Men-
schen angegriff en hätte. Vorsicht ist nur
bei Luchsen geboten, die keine Scheu
vorm Menschen zeigen – sie können aus
Gefangenschaft stammen oder krank sein
(Tollwut).
Freund weiter WälderJährlich bringt ein Luchs-Weibchen zwei
bis fünf Junge in verlassenen Fuchs- oder
Dachsbauten, unter Wurzeltellern, in Fels-
spalten und Höhlen zur Welt. Sie bleiben
ein bis zwei Jahre in der mütterlichen Ob-
hut und suchen dann eigene Reviere. Ihre
Lebensraumansprüche sind geradezu
riesig: Weibchen durchstreifen Waldland-
schaften von 100 bis 150 km², männliche
Luchse bis zu 400 km². Eine überlebens-
fähige Gemeinschaft besteht aus 50 bis
100 Luchsen. Sie beansprucht also eine
Fläche so groß wie der Landkreis Waldeck-
Frankenberg. Der etwa 57 km² große
Nationalpark Kellerwald-Edersee kann
nur einen Teil beitragen und Rückzugs-
möglichkeit bieten.
Dem Luchs auf der SpurKatzen können im Unterschied zu Hun-
den die Krallen vollständig einziehen. Die
sehr starken und äußerst scharfen Sichel-
krallen werden dadurch geschont. Mit sei-
nen großen Pranken kann der Luchs auch
gut über Schnee laufen.
Luchs und Wolf im Größenvergleich
Wolf
Schulterhöhe: 60 bis 90 cm
Gewicht: 25 bis 70 kg
Luchs
Schulterhöhe: 50 bis 75 cm
Gewicht: 15 bis 38 kg
Welche Spur ist vom Luchs
und welche vom Wolf?
A
BAuflösung: A = Luchs, B = Wolf
Zurück auf leisen Pfoten
– Die Geschichte von M2
Im letzten Jahrhundert wurde der Luchs bei
uns ausgerottet. Zwischen 2000 und 2006
wurden im Harz 24 Luchse ausgewildert. Ei ni-
ge von ihnen stammten aus dem WildtierPark
Edersee. Sie pfl anzten sich fort und bevölkern
nun den Harz. M2 ist ein junger Luchs mit
einem Sender im Ohr. Im Jahre 2009 verließ
M2 den Harz Richtung Süden und folgte dem
Grünen Band der innerdeutschen Grenze.
Dabei lief M2 an der Autobahn entlang und
querte sie zweimal durch einen Wildtunnel.
M2 lebte 2010 im Kreis Kassel und jetzt …?
Auch im Kellerwald wurden mittlerweile
Luchse gesichtet.
Tipp: „Hör mal wie ein Luchs“
Der Luchs hört mit seinen „Pinselohren“ be son-
ders gut. Versuch es mal selbst im BuchenHaus!
Im WildtierPark gibt es den Luchs dann live
zu sehen. Ein Luchsexponat wartet auch im
NationalparkZentrum.
4 K I D S
Melico ist noch nicht so richtig wach. Der Winterschlaf steckt ihm noch in den Chloroplasten. Ihm fehlt ein ausgiebiges Sonnenbad. Und jetzt auch noch das! Galium hat einen Auftrag für ihn: „Lieber Melico, wir Boggel sind schon lange hier im Kellerwald. Als unser Reich immer kleiner wurde, haben wir alles Mögliche getan, um das Leben der Wildnis zu erhalten. Wichtig sind die vielen Totholzkäfer, denn sie arbeiten in unseren Höhlen. Geh du zum Eremit Osmoderma und sag ihm, er soll mitkommen!“
Melico kennt die mächtige alte Buche des Eremiten. Sie ist hohl und am Grund der dunklen Höhle hat sich morsches modern des Holz angesammelt. Dort lebt eine ganze Kolonie des Eremiten. Die Larven des Totholzkäfers fressen sich Tag für Tag durch einen Haufen Mulm. Die Boggel ehren diesen Baum. Er steht auf dem Platz der riesigen Buchen. In einigen Sonnen wird dort wieder das Bogfest gefeiert.Melico schwingt sich den Stamm zum Eingang der Höhle empor.
Es ist Frühling – ein neues Jahr in den Bu chen-
wäldern des Nationalparks Kellerwald-Edersee.
Von den Menschen weitgehend unbemerkt hat
dort ein Volk der Boggel überlebt.
Es waren König Luzulo und Königin Luzula,
die sich vor etwa 2.500 Jahren im wilden
Buchenwald niederließen. Lange war es ein
riesiges Reich, in dem die Boggel ausreichend
Baumhöhlen zum Wohnen und Überwintern
fanden. In den letzten Jahrhunderten ist das
Boggelreich auf einen winzigen Rest geschrumpft.
Nun ist es fast ein Jahr her, dass die alten
Buchenwälder zum Weltnaturerbe erklärt
worden sind und König Luzulo seine denk-
würdige Rede gehalten hat.
Melico überbringt dem Eremiten die Botschaft. Osmoderma ist entzückt, aber zurückhaltend: „Das wird aber auch Zeit! Ich habe diese Höhle mein ganzes Leben lang nicht verlassen. Danke, dass ihr an mich denkt. Doch ich muss noch ein wenig warten. Denn ich brauche ganz alte Bäume. Viel Mulm muss da sein und schwarz muss er sein. Sonst werden meine Larven nicht satt und im Winter können wir uns nicht wärmen. Wenn ich meinen Baum verlasse, muss der neue in der Nähe sein.“ Entschuldigend: „Ich kann ja nicht weit fliegen.“
Melico ist betroff en. Ihm tut der Eremit leid. Bevor er die dunkle Höhle verlässt, verspricht er Osmoderma, in der neuen Wildnis einen brauchbaren Höhlenbaum zu finden. Melico ist froh, dass er ein Boggel ist. Er ist immer bereit, der Wildnis des Buchenwaldes zu folgen. Er kann dabei auch das Land der Menschen queren. Er kann das nicht so gut wie die Vögel, aber besser als Wildkatze und Luchs. Doch es gibt viele Tiere und Pflanzen, die dazu nicht in der Lage sind, die auf ihrem ganzen Weg alte Wälder brauchen.
Im Boggelreich herrscht quirlige Aufbruchstimmung. Seitdem die Boggel aus ihrem Winterschlaf erwacht sind, hört Arum nicht auf zu boggeln. Arum ist der bevollmächtigte Boggler des Königs und Melico hört genau hin: „Hiermit erlasse ich, König Luzulo, Herrscher aller Boggel im Kellerwald, folgende Anweisungen:1. Wir vergrößern unseren Boggelwald! 2. Alle Boggel, die mitmachen wollen, melden sich bei Galium!3. Die Leitung übernimmt unser allseits geschätzter Hieracium!“
König Luzulo hat es ja vorausgesagt. Nach der Ernennung zum Weltnaturerbe wird nichts mehr so bleiben, wie es war. Es sind zahlreiche Boggel, die übersiedeln, denn es ist schon seit vielen Jahren sehr eng im Boggelreich. Auch Corylus und Anemone aus Melicos Höhle sind dabei. Sie wollen noch recht-zeitig vor dem Fruchtbarkeitstanz am Bogfest eine eigene Wohnung haben.Die Spechte sind schon im neuen Wald. Sie zimmern Höhlen in alte Buchen. Aus allen Richtungen ertönen seit Sonnenaufgang ihre Trommelwirbel. Arum muss sich ganz schön anstrengen, um mithalten zu können.