www.caritaswissenschaft.uni-freiburg.de Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Macht Glaube gesund? Überlegungen und Fragen … zum Verhältnis von Religion, christlichem Glauben und Gesundheit – im interdisziplinären Feld von Theologie und Religionswissenschaft, Medizin und Psychotherapie Tagung „Heilkraft Glaube? Spiritualität in der modernen Medizin“, KÄAD/ Kath. Akademie Trier, 27.-28.10.2007 Prof. Dr. Klaus Baumann
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Macht Glaube gesund? Überlegungen und · PDF fileMacht Glaube gesund? Überlegungen und Fragen ... Philosophische und theologische Anmerkungen, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag
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… zum Verhältnis von Religion, christlichem Glauben und Gesundheit – im interdisziplinären Feld von Theologie und Religionswissenschaft, Medizin und PsychotherapieTagung „Heilkraft Glaube? Spiritualität in der modernen Medizin“, KÄAD/ Kath. Akademie Trier, 27.-28.10.2007Prof. Dr. Klaus Baumann
Vorläufiger Definitionsversuch: - Sehnsucht nach persönlicher Echtheit,
Friedfertigkeit, Tiefe und Achtsamkeit im Umgang mit sich, mit anderen und mit der Schöpfung; sie gibt dem Geheimnis Raum und ist offen für wie auch immer geartete und gedeutete Transzendenzerfahrungen
- Boomt in Bildungsprogrammen und Lebenshilfe-Bellettristik
Eine Glaubensfrage? Jesus spricht zur geheilten blutflüssigen Frau: „Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden! Du sollst von deinem Leiden geheilt sein.“ (Mk 5,34)„Und er konnte dort (in seiner Heimat) nur wenig Wunder tun; nur einigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie. Und er wunderte sich über ihren Unglauben.“(Mk 6,5-6a)
Dale A. Matthews, Glaube macht gesund, Herder 2000:
„Insbesondere habe ich häufig beobachtet, mit welcher Kraft der Glaube und die lebendige religiöse Überzeugung dazu beitragen können, daß jemand gesund bleibt, sich von einer Krankheit erholt oder mit dem Kranksein zurechtkommt.
Bis vor kurzem hat jedoch die Medizinerschaft auf diese Phänomene weithin mit Stillschweigen reagiert, statt sie zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen zu machen.“
„… für mich kam die Notwendigkeit, die spirituellen Bedürfnisse der Patienten anzusprechen, nicht überraschend, im Gegenteil: Sie erwuchs ganz natürlich aus meiner intensiven Pflege der Beziehung zwischen Arzt und Patient.“ (13f.)
Die Bedeutungen von Krankheiten haben „immer auch –wie immer geartet – mit Grundfragen menschlichen Seins und dem Verhältnis des Menschen mit Gott zu tun. Bei aller notwendigen naturwissenschaftlichen und psychosomatischen Interpretation von Krankheiten sind insbesondere solche, die den innersten Kern des Menschen betreffen, letztlich nur vom Seins- und Gottesverhältnis des Menschen aus zu verstehen“ (20).
B. stellt die Frage, „ob aus Sicht der theologischen Auffassung von der Geistseele nicht auch geistig-geistliche und damit religiöse Defizite im Hintergrund von Krankheitsbildern zu finden sind“ (28).
Empirische (natur-, sozial- oder humanwissenschaftliche) Annahmen und Theorien gelten in dem Maße als richtig, in dem sie sich bewähren, wenn sie anhand von Beobachtungen (Daten) geprüft werden.
„In unserem Kulturkreis wurde das naturwissenschaftlich dominierte Verständnis von Gesundheit und Krankheit in den letzten Jahren zunehmend erweitert: Vor allem psychische und soziale Faktoren wurden in die Vorstellung von Heilung und Gesundheit integriert.Doch obwohl der naturwissenschaftlich geprägte Gesundheits- und Krankheitsbegriff einem so deutlichen Wandel unterlag, blieb die spirituelle Dimension von Heilung und Gesundheit außen vor.“(5)
Plante, Th. G./ Sherman, A.C. (Ed.s) Faith and Health. Psychological Perspectives, New York: The Guilford Press 2001.Koenig, H.G./ McCullough, M.E./ Larson, D.B. (Ed.s) Handbook of Religion and Health, New York: Oxford University Press 2001.Beide fasst zusammen: Grom, Bernhard (2003) Der Faktor „Religion“ in der Gesundheitsforschung und –förderung, in: Stimmen der Zeit 221, 131-134.American Psychologist 58/1 (2003) 24-74; vier Artikel:
Spirituality, Religion and Health: An Emerging Research Field; Religion and Spirituality: Linkages to Physical Health; Religiosity/ Spirituality and Health: A Critical Review of the Evidence for Biological Pathways;Advances in the Conceptualization and Measurement of Religion and Spirituality: Implications for Physical and Mental Health Research)
Quelle: Plante, Th. G./ Sherman, A.C. (Ed.s) Faith and Health. Psychological Perspectives, New York: The Guilford Press 2001.
Hummer et al. 1999: 7,6 Jahre höhere Lebenserwartung von wöchentlichen Gottesdienstbesuchern gegenüber „Gottesdienstabstinenzlern“ (N=21.204)McCullough 2001, 61 (Metaanalyse, N= 125.826): Lebenserwartung religiöser Personen ist signifikant höher als bei weniger religiösen; Differenz höher bei gemeindebezogen religiösen als bei privat-religiösen Probanden, bei Frauen ausgeprägter als bei Männern
Unterstützende Wirkung bes. durch persönliche Religiosität für die Bewältigungsbemühungen von Krebskranken, Aids-Infizierten, bei Depressivität, Angststörungen, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen, Drogenabhängigkeit, Alkohol- und Tabakkonsum Jugendlicher.
Quelle: Koenig, H.G./ McCullough, M.E./ Larson, D.B. (Ed.s) Handbook of Religion and Health, New York: Oxford University Press 2001.Negative Beziehungen zur körperlichen Gesundheit nur bei bes. Gruppen nachgewiesen, die Bluttransfusionen, Impfungen, ärztliche Geburtshilfe uä ablehnen oder sich zu spät ärztlich behandeln lassen.Teil 3: Beziehung zwischen Religiosität und Indikatoren psychischer Gesundheit: Wohlbefinden, Depressivität, Suizid, Angststörungen,Schizophrenieund andere Psychosen, Alkohol- und Drogenkonsum, Delinquenz, Beziehungsstabilität in der Ehe; Persönlichkeitsmerkmale (Feindseligkeit, Hoffnung/ Optimismus, Sinnerfüllung, Kontrollbewusstsein): meist schwache gesundheits-positive Korrelation
Koenig, H.G./ McCullough, M.E./ Larson, D.B. (Ed.s) Handbook of Religion and Health, New York: Oxford University Press 2001, Teil 4:
Beziehung zwischen Religiosität und körperlicher Gesundheit: Mortalität, Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Störungen des Immunsystems, Krebserkrankungen, Behinderung, Schmerzen und Gesundheitsverhalten: oft eine niedrige gesundheits-positive Korrelation
Meta-Analyse von 147 Studien mit insgesamt knapp 100.000 Personen zum Zusammenhang zwischen Religiosität und Depressivität: stärker ausgeprägte Religiosität geht mit weniger depressiven Symptomen einher. Befund unabhängig von Alter, Geschlecht oder ethnischer Gruppe der untersuchten Personen. Am stärksten erwies sich der Religiositäts-Depressions-Zusammenhang bei Personen, die sich in akuten Stress-Situationen befanden. Quelle: American Journal of Psychiatry 160 (2003) 496-503; vgl. Ehm/ Utsch 2005, 7.
„Auch andere Gesundheitsfaktoren, wie der soziale und wirtschaftliche Status, die Ernährungsweise und die körperliche Ertüchtigung wirken sich auf das Wohlbefinden des Menschen aus; aber ein aktives Glaubensleben führt zu einer Bandbreite von Auswirkungen, die in ihrem Umfang einzigartig zu sein scheint.Diese positive Wirkung ist bereits für die meisten Bereiche der Gesundheit des Menschen nachgewiesen worden.
Wie ist das zu deuten?Vgl. Ehm/ Utsch 2005, 7: „Über 1200 amerikanische Studien belegen, dass zwischen körperlicher Gesundheit und einem persönlichen Glauben ein positiver statistischer Zusammenhang besteht, den man kausal [??, KB] interpretieren kann. Das heißt: wer glaubt, ist gesünder, verfügt über mehr Bewältigungsstrategien und genießt eine höhere Lebenszufriedenheit und sogar eine höhere Lebenserwartung.“
Eine Religion ist„(1) ein Symbolsystem, das darauf zielt, (2) starke, umfassende und dauerhafte Stimmungen und Motivationen in den Menschen zu schaffen, indem es (3) Vorstellungen einer allgemeinen Seinsordnung formuliert und (4) diese Vorstellungen mit einer solchen Aura von Faktizität umgibt, dass (5) die Stimmungen und Motivationen völlig der Wirklichkeit zu entsprechen scheinen“.
Aufbau einer kognitiven Ordnung: Platz des Menschen im Kosmos Aufbau eines emotionalen Grundvertrauens in eine legitime OrdnungAufbau akzeptierter Lebens (- und Verhaltens-) Formen, ihrer Werte und Normen
Provokation kognitiver Krisen: Der Einbruch des Ganz-AnderenProvokation emotionaler Krisen durch Angst, Schuldbewusstsein usw.Provokation von Krisen: durch das Pathos des Unbedingten
William James (1901/1902) The Varieties of ReligiousExperience, l. IV & V
„Mind-cure-movement“Ihr geht es „allein darum, das eigene, kleine, verkrampfte
Selbst zur Ruhe kommen zu lassen und festzustellen, dass ein größeres Selbst da ist.
Die Erfolge dieser Kombination von Optimismus und Erwartung … bleiben gesicherte Tatsachen der menschlichen Natur,
ganz gleich, ob wir uns zu ihrer letzten kausalen Erklärung eine theistische, pantheistisch-idealistische oder medizinisch-materialistische Auffassung zu eigen machen.“ (141)
Glaube inhaltlich („fides quae“)Glauben als Art von innerer Einstellung („fides qua“)Ihr Zusammenhang: Der Gott der dreifaltigen Liebe – und ein persönlicher und gemeinschaftlicher Glaube, der in der Liebe wirksam tätig wird.