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M. Mosser – B. Tobias – K. Wiltschke-Schrotta, Gräber des frühen 9. Jahrhunderts innerhalb der Legionsziegelei von Vindobona, Fundort Wien 17, 2014, 80–95.

Mar 29, 2023

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Lilli Zabrana
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Fundort WienBerichte zur Archäologie

17/2014

Fundort Wien 17, 2014. – Urheberrechtlich geschützt,Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie

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InhaltsverzeichnisFundort Wien 17, 2014. Berichte zur Archäologie

Aufsätze

4 Martin Mosser/Heike Krause mit einemBeitrag von Ingeborg GaisbauerVom Valetudinarium über das Benefiziaten-haus der Salvatorkapelle zum Alten Rathaus –

Die Grabungen in Wien 1,Wipplingerstraße 6–8

22 Kristina Adler-Wölfl/Sylvia Sakl-Obertha-ler mit Beiträgen von Heike Krause, IngeborgGaisbauer, Christine Ranseder, Kinga Tarcsay,Sigrid Czeika und Martin MosserZur Geschichte des Hauses Wien 17, Hernal-ser Hauptstraße 62 – Bauliche Überreste desSpätmittelalters und der Neuzeit

80 Martin Mosser/Bendeguz Tobias/KarinWiltschke-SchrottaGräber des frühen 9. Jahrhunderts innerhalbder Legionsziegelei von Vindobona

96 Martin Mosser/Theresia PantzerEine Weiheinschrift für Iuppiter Bussumarius (?)aus Vindobona

106 Ingeborg GaisbauerVor der Stadt, aber nicht vorstädtisch – Diehochmittelalterlichen Befunde und Funde derAusgrabung Wien 1, Neutorgasse

134 Eleni EleftheriadouRömische Gefäßkeramik mit tropfenförmigemBarbotinedekor aus Vindobona

178 Rita Chinelli/Christoph ÖllererEine italische Reibschüssel in Vindobona – einbisher einzigartiges römerzeitliches Produkt inWien

192 Martin PenzSpätneolithische Funde aus dem BereichWien 11, Csokorgasse

212 Julia BichlerFunde von einer endneolithischen Höhen-siedlung am Eichkogel in Wien-Liesing

Tätigkeitsberichte

218 Michaela Müller/Cyril DworskyStadt, Land, Fluss: Archäologie als aufregen-de, vielfältige und lustige Herausforderung –

eine Forschungswoche der KinderuniWien2013

Fundchronik

222 Übersichtskarte

224 Grabungsberichte 2013

248 Tagungsbericht250 Rezensionen252 MitarbeiterInnenverzeichnis254 Namenskürzel254 Abkürzungsverzeichnis256 Abbildungsnachweis256 Inserentenverzeichnis256 Impressum

Löwenkopfförmige Applike. (Foto: Ch. Rans-eder)Ziegelfragment mit Weiheinschrift. (Foto: M.Mosser)Spätbronzezeitlicher Pfostenbau, SeestadtAspern.

Kurzzitat: FWien 17, 2014

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Fundort Wien : Berichte zur Archäologie / hrsg. vonMuseen der Stadt Wien – StadtarchäologieErscheint jährlich – Aufnahme nach 1 (1998)kart.: EUR 34,– (Einzelbd.)

Inhalt

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Gräber des frühen 9. Jahrhunderts innerhalb der

Legionsziegelei von Vindobona

Martin Mosser/Bendeguz Tobias/Karin Wiltschke-Schrotta

Im Winter 2012/13 wurde in Wien-Hernals auf dem Grundstück Steinergasse

16/Geblergasse 47 im Zuge der Errichtung einer Wohnhausanlage von der

Stadtarchäologie Wien eine Rettungsgrabung durchgeführt. Dabei konnten

zwei ausgezeichnet erhalten gebliebene römische Ziegelbrennöfen dokumen-

tiert werden, die innerhalb des bekannten Areals der Legionsziegelei von Vindo-

bona zu lokalisieren sind.1 Die wohl bereits im Laufe des 2. Jahrhunderts

n. Chr. außer Funktion gestellten Ofenanlagen fanden über ein halbes Jahrtau-

send später eine sekundäre Verwendung als Grabstätte. Diese dokumentierten

Bestattungen innerhalb römischer Baustrukturen sollen Thema des vorliegen-

den Artikels sein.2

Der Befund (Abb. 1)

Bei den römischen Ziegelöfen in der Steinergasse handelt es sich um zwei etwa

gleich große (jeweils ca. 9 x 4 m), parallel zueinander liegende, nur etwa 1 m

voneinander getrennte, Nord-Süd ausgerichtete Anlagen (Ofen 1 und Ofen

2). Die gut erhaltenen, ursprünglich ca. 2 m tief in den anstehenden Schotter

gesetzten, im Grundriss rechteckigen (3 x 2,70 m), aus Lehmziegeln gemauer-

ten Heizkammern wiesen im Norden jeweils einen Schürkanal und vorgelager-

te, ca. 4,50 x 4,40 m große und 1,70 m tiefe Arbeitsgruben auf. Im Gegensatz

zum vollständig mit Baumaterial der Brennkammer bzw. mit Tegel und Fehl-

bränden verfüllten Ofen 1 waren im östlich davon gelegenen Ofen 2 die vier

ca. 0,30 m breiten Querzüge aus stark verbrannten, zum Teil mit Verputz ver-

sehenen Plattenziegeln (sesquipedales) großteils erhalten geblieben. Dieser

Umstand dürfte in der Folge Einfluss auf die Wahl des späteren Bestattungsor-

tes gehabt haben. Denn während im Frühmittelalter die Lehmziegelmauern der

oberirdischen Brennkammern beider Öfen vollständig abgetragen und das Ma-

terial in die Arbeitsgruben bzw. in die Heizkammer von Ofen 1 zusammen mit

weiterem Bauschutt bereits einplaniert gewesen waren, dürfte zum selben Zeit-

punkt die Heizkammer von Ofen 2 – bestehend aus vier die Gewölberippen tra-

genden Stützpfeilern über einem Ziegelplattenboden – im Großen und Ganzen

intakt gewesen sein. Die insgesamt drei Grablegen waren nur im Bereich von

Ofen 2 anzutreffen, allerdings konnten nur zwei Bestattungen vollständig doku-

mentiert werden (Grab 1 und Grab 2). Ein drittes Grab wird sich unmittelbar im

Eingangsbereich der Heizkammer von Ofen 2 bzw. östlich davon innerhalb der

Arbeitsgrubenverfüllung befunden haben, da in der Einplanierung einer dort vor

Baubeginn durchgeführten Probesondage ein menschlicher Oberschenkel-

knochen, ein rechtes Wadenbein, Mittelfuß- und Zehenknochen eines rechten

1 GC: 2012_17; M. Mosser, Zwei römischeZiegelöfen in Wien 17, Steinergasse 16/Ge-blergasse 47. FWien 16, 2013, 144–161.2 Befund: Martin Mosser; anthropologischeUntersuchungen: Karin Wiltschke-Schrotta;Funde und Interpretation: Bendeguz Tobias.Für Anregungen und Diskussionsbeiträgezum Thema danken wir Ingeborg Gaisbauer,Heike Krause und Kinga Tarcsay (Stadtar-chäologie Wien).3 M. Nagy, Awarenzeitliche Gräberfelder imStadtgebiet von Budapest. Mon. AvarorumArch. 2 (Budapest 1998) 20–22 Taf. 31;K. Póczy/P. Zsidi, Lokales Gewerbe und Han-del. In: Forschungen in Aquincum 1969–2002.Festschr. Klára Póczy. Aquincum nostrum II 2(Budapest 2003) 195 f.4 P. Karnitsch, Ein Reihengräberfeld undrömische Funde in Überackern. RLÖ 17 (Wien1933) 146–162 bes. 147 f. Abb. 67; 149.

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Fußes und eine Fingerphalange eines erwachsenen Individuums zu fin-

den waren.

Der Befund einer neuerlichen Nutzung römischer Ziegelbrennöfen als Bestat-

tungsplatz im frühen Mittelalter ist bisher einzigartig für Noricum und Panno-

nien. Lediglich die spärlichen Überreste einer frühawarenzeitlichen Bestattung

innerhalb des ehemaligen römischen Handwerkerviertels im südwestlichen Teil

der canabae legionis von Aquincum, wo auch Ziegel produziert wurden, deuten

darauf hin, dass es dort einen ähnlichen Befund gegeben haben kann.3 Gene-

rell sind frühmittelalterliche Bestattungen in ehemaligen römischen Wohn- und

Wirtschaftsgebäuden aber als Ausnahme zu betrachten. In Überackern (OÖ)

wurden einige Gräber eines Reihengräberfeldes dieser Zeitstellung im Bereich

der Hypokaustanlagen eines römischen Wohngebäudes nachgewiesen,4 in

Aguntum traf man auf eine frühmittelalterliche Bestattung im sogenannten

Prunkbau.5 In all diesen Fällen – einschließlich der Gräber in der Steinergasse –

wurde vorwiegend ein Ort als Bestattungsplatz gewählt, der noch im frühen

Mittelalter ein markanter Punkt in der Landschaft war und sich von seiner Um-

gebung deutlich absetzte. Dass es sich hierbei um römische Ruinen handelte,

war sekundär und eher ein Zufall. Vor allem für das 8. und 9. Jahrhundert kön-

nen wir in Ostösterreich beobachten, dass auch hallstattzeitliche Grabhügel

„Markierungen“ für nebenan liegende Gräberfelder waren6 oder als Bestat-

tungsplätze kleiner Grabgruppen7 und Einzelgräber8 Verwendung fanden.

5 M. Tschurtschenthaler, Municipium Clau-dium Aguntum: römischer Wohnluxus in denAlpen. In: L. Dal Ri/S. Di Stefano (a cura di),Littamum. Una mansio nel Noricum. BAR In-ternat. Ser. 1462 (Oxford 2005) 105–126bes. 107; 110 Abb. 4; in Rankweil-Brederis(V) fand man eine Einzelbestattung des 8.Jahrhunderts in der Apsis einer in der Spätan-tike als repräsentativen Wohnbau genutztenvilla rustica: A. Picker, Drusental und Rankweil.Karolingerzeit in der Vallis Drusiana. Bemer-kungen zur archäologischen Evidenz. In: H.R. Sennhauser (Hrsg.), Wandel und Konstanzzwischen Bodensee und Lombardei zur ZeitKarls des Grossen. Acta Müstair, Kloster St.Johann 3 (Zürich 2013) 59.6 Sauer 2007, 17.7 E. Szameit, Zu den frühmittelalterlichenFunden aus dem Tumulus I von Bernhardsthal,Niederösterreich. ArchA 77, 1993, 121–126;St. Eichert, Die frühmittelalterlichen GrabfundeKärntens. Die materielle Kultur Karantaniensanhand der Grabfunde vom Ende der Spätan-tike bis ins 11. Jahrhundert. Aus Forsch. u.Kunst 37 (Klagenfurt 2010) 146 Abb. 39;147; 209–213.8 A. Ohrenberger, Awarenfunde im Bur-genland. BHBl 20, 1958, 1–15 bes. 13.

Abb. 1: Gräber des frühen 9. Jahrhunderts im Bereich der römischen Ziegelöfen auf der Parzelle

Wien 17, Steinergasse 16/Geblergasse 47. (Plan: M. Mosser)

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Grab 1 (Abb. 2)

Die oberste Verfüllschicht (max. OK 46,04 m über Wr. Null) der Arbeitsgrube

von Ofen 2 zeigte sich mit grünlich grauem Tegel sowie bis zu 30 cm großen,

zum Teil rot verbrannten Lehmziegeln und Ziegelbruch durchsetzt. In die Süd-

west-Ecke dieser Grube und in die anschließende Nordwest-Ecke der Heiz-

kammer von Ofen 2 reichend sowie weitere Arbeitsgrubenverfüllungen

schneidend, war im Frühmittelalter eine 1,20 m tiefe und 2 x 0,80 m große

Grabgrube (Bef.-Nr. 220) gesetzt worden (siehe unten Tab. 1). In dieser befand

sich das Skelett einer 25 bis 35 Jahre alten, ca. 1,54 m großen Frau in ge-

streckter Rückenlage, mit Ohrringen und Perlenkette sowie einem reduzierend

gebrannten Töpfchen als Beigaben (Taf. 1). Sie lag mit dem Kopf nach Westen

gerichtet neben dem Heizkanaleingang des Ofens. Im Brustbereich des weibli-

chen Individuums lag ein schwerer, im Durchmesser ca. 25 cm großer Stein

(Abb. 3) und in die rechte Augenhöhle war ein ovaler, gelblicher Sandstein ge-

drückt (Abb. 2). Beides könnte als Indiz für eine Leichenversteinung gedeutet

werden.9 Es handelt sich hierbei um einen Bannritus gegen Wiedergänger:10

Durch das „Festmachen“ der Toten mit Steinen sollten sie am Verlassen des

Grabes gehindert werden. So wurden etwa Menschen mit schweren Erkran-

kungen oder aus der Gesellschaft Ausgeschlossene als Wiedergänger gefürch-

tet.11 Eindeutige akute, sich am Knochen manifestierende schwere

Erkrankungen konnten allerdings am Skelett anthropologisch nicht festgestellt

werden. Einen ähnlichen Befund gibt es auch im unmittelbar südlich der Wiener

Stadtgrenze gelegenen awarischen Gräberfeld von Vösendorf-Laxenburger

Straße. Hier lag auf dem Schädel einer männlichen Bestattung (Grab 699) eine

Steinpackung.12

Die Grabgrube wurde schließlich von hellbraunem bis ockerfarbenem, leh-

migem Sand mit verbranntem Lehmziegelbruch und einigen Steinen verfüllt

(Bef.-Nr. 212).

9 A. Stülzebach, Vampir- und Wiedergän-gererscheinungen aus volkskundlicher und ar-chäologischer Sicht. Concilium medii aevi 1,1998, 97–121 bes. 106.10 Zu sog. Versteinungen vgl. B. Jungklaus,Sonderbestattungen vom 10.–15. Jh. in Bran-denburg aus anthropologischer Sicht. Eth-nogr.-Arch. Zeitschr. 50/1–2, 2009, 197–214bes. 204–207 mit zahlreichen Beispielen undLiteraturverweisen, v. a. auch aus westslawi-schen Gräberfeldern; N. Krohn, Zerstört –

und verehrt. Befunde und Beweggründe fürdie Öffnung und Beeinträchtigung von Gräberndes frühen Mittelalters. In: O. Heinrich-Tamás-ka (Hrsg.), Rauben – Plündern – Morden.Nachweis von Zerstörung und kriegerischerGewalt im archäologischen Befund. Tagungs-beiträge der Arbeitsgemeinschaft Spätantikeund Frühmittelalter 6. Zerstörung und Gewaltim archäologischen Befund (Bremen, 5.–6.10. 2011). Stud. Spätantike u. Frühmittelal-ter 5 (Hamburg 2013) 161–207 bes. 190 f.11 Stülzebach (Anm. 9) 104.12 Sauer 2007, Gesamtplan (Grab im Süd-osten, im Bereich der Grabungsgrenze gele-gen) und Zeichnung auf der Umschlaginnen-seite (Reihe 5, 5. Zeichnung von links).

Abb. 2: Westlicher Teil von Grab 1: Bestattung einer Frau mit Töpfchen

als Grabbeigabe. (Foto: Stadtarchäologie Wien)

Abb. 3: Großer Stein im Brustbereich der bestatteten Frau in Grab 1. (Fo-

to: Stadtarchäologie Wien)

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Anthropologie (Abb. 4)

Der Schädel ist fast vollständig, der Gesichtsschädel und

Teile der Schädelbasis liegen isoliert vor. Es sind zwei Teile

des Unterkiefers und zahlreiche Zähne vorhanden. Vom

fast vollständig erhaltenen, relativ grazilen postkranialen

Skelett sind die meisten Brust- und Lendenwirbel sowie

die Knochen der linken Hand vermutlich vergangen.

Alle Merkmale am Schädel und am Beckenknochen deu-

ten auf ein graziles weibliches Individuum,13 obwohl die

Muskelansatzstellen im Nackenbereich, an den Oberar-

men und an den Schienbeinen sehr markant ausgeprägt

sind. Die Wachstumsfugen sind geschlossen, die Schä-

delnähte sind noch nicht verschlossen, die Zahnabrasion

ist mäßig und die Facies symphysealis ist schon teilweise

umgebaut. Es kann ein Sterbealter14 zwischen dem 25.

und 35. Lebensjahr angenommen werden.

Die Zähne der rechten Seite sind im Kiefer erhalten, die der

linken Seite liegen lose vor. Karieslöcher sind am zweiten

Oberkieferprämolar und an den wangenseitigen Zahnhäl-

sen der rechten Unterkiefermahlzähne vorhanden. Der

rechte erste Oberkiefermahlzahn ist nicht mehr vorhanden,

er dürfte ebenfalls von Karies massiv zerstört worden sein,

da die Alveole einen großen, nach bukkal durchgebroche-

nen Abszess aufweist. Ein ähnlicher, jedoch kleinerer Abs-

zess ist bei dem angrenzenden Vormahlzahn ausgebildet.

Die Alveolarränder der Unterkiefermolaren sind rückgebil-

det und haben eine deutliche Randleiste, was auf eine Pa-

radontoseerkrankung zu Lebzeiten deutet. Im Unterkiefer

ist ein Zahnengstand ausgebildet.

Einige Wirbel, die Schulter- und Hüftgelenke zeigen bereits leichte degenerative

Veränderungen. Das Schädeldach hat an der Innenseite vermehrte feine Po-

rositäten und an den Langknochenschäften sind abgerundete Striae zu erken-

nen. Diese Veränderungen können zahlreiche Ursachen haben, geben jedoch

keine Hinweise auf eine akute, sich am Knochen manifestierende schwere

Erkrankung oder auf die Todesursache. Auch der in der rechten Augenhöhle

aufgefundene Stein wurde erst post mortem dort angebracht, an den Kno-

chenrändern des Auges sind diesbezüglich weder intravitale Knochenverände-

rungen noch postmortale Schliffspuren erkennbar.

Alle Knochen sind an den Oberflächen rostrot verfärbt. Die Knochen um die

Ohrregion haben grüne Metalloxydverfärbungen.

Maße zur Körperhöhenberechnung:15 rechter Humerus (1): 28,7 cm; rechte Ulna (1): (24,6 cm);

rechte Tibia (1): 32,7 cm, (1b): 32,8 cm; rechte Fibula (1): 32,5 cm.

Frau, adult 25–35 Jahre, geschätzte Körperhöhe: ca. 154 cm

Inv.-Nr. MV 101.129 – Bef.-Nr. 219 (23.1. 2013, Schnitt 5-NW, Fläche 2–3)

13 Anthropologische Geschlechtsbestim-mung nach D. Ferembach/D. Schwidetzky/M. Stloukal, Empfehlungen für die Alters- undGeschlechtsdiagnose am Skelett. Homo 30,1979, (1)–(32) und J. Bruzek, A Method for Vi-sual Determination of Sex, Using the HumanHip Bone. Am. Journal Physical Anthropology117, 2002, 157–168.14 Sterbealtersbestimmung nach J. Szilvás-sy, Altersdiagnose am Skelett. In: R. Knuß-mann (Hrsg.), Anthropologie. Handbuch dervergleichenden Biologie des MenschenI. Wesen und Methoden der Anthropologie(Stuttgart 1988) 421–443.15 Maße nach G. Bräuer, Osteometrie. In:Knußmann (Anm. 14) 160–232; Körperhöhen-berechnung nach T. Sjøvold, Estimation ofStature from Long Bones Utilizing the Line ofOrganic Correlation. Human Evolution Vol. 5,N. 5, 1990, 431–447.

Abb. 4: Die erhaltenen Skelettreste und Zähne aus Grab 1 (Zahnbefund:

• Karieskavität,6= postmortaler Zahnverlust, = Abszessbildung).

(Zeichnung: K. Wiltschke-Schrotta)

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Grab 2 (Abb. 5)

Für die zweite archäologisch dokumentierte Bestattung wurde eine andere Vor-

gangsweise bei der Grablegung gewählt. Als eine Art „Grabkammer“ sollte da-

für der Heizraum des römischen Ziegelofens dienen (Ofen 2; Abb. 1 und 5). Der

ursprüngliche Zugang zur Heizkammer über den Schürkanal war im Frühmittel-

alter bereits verfüllt und wurde auch nicht nachträglich freigeräumt. Ob die aus

speziellen Ziegeln angefertigte Lochtenne über den Gewölberippen der Heiz-

kammer im Zuge der Grablegung noch angetroffen wurde, kann nicht mehr ein-

deutig beurteilt werden. Um Platz für den Leichnam zu schaffen, wurden drei

der vier Stützpfeiler des Gewölbes entfernt. Die nördlichste Gewölberippe wur-

de dabei teilweise zerstört, alle anderen blieben weiterhin erhalten. Über den

nördlichen Abschnitt der Heizkammer dürfte daher im Frühmittelalter auch

der Zugang zum Grab erfolgt sein. Unterhalb des aufgefundenen Skeletts, un-

mittelbar über den Ascheresten am Boden der Heizkammer, wurde bei den

Grabungen ein heterogenes Stratum mit Lehmziegelbruch und Tegelbrocken

(Bef.-Nr. 247; siehe Tab. 2) dokumentiert, das sich vielleicht im Lauf der Jahr-

hunderte im Hohlraum der Heizkammer angesammelt hatte und für das Grab

einplaniert worden war. Darüber folgte die eigentliche Planierung für die Bestat-

tung in Form von tegeligem, hellbraunem bis grünlich grauem, lehmigem Sand

(Bef.-Nr. 243). Darauf liegend war ein Skelett in gestreckter Rückenlage, mit

dem Kopf im Süden zu finden (max. UK 44,62 m über Wr. Null). Es lag östlich

neben dem einzig erhalten gebliebenen Ziegelpfeiler. Oberkörper und Kopf wa-

ren in einem extrem schlechten Erhaltungszustand. An diesen Stellen waren

auch noch Textilreste als leinwandbindige Gewebeteile zu identifizieren, aller-

dings lagen sie nur noch in marginaler Form vor, so dass nicht mehr zu bestim-

men war, ob es sich um eine Art Leichentuch oder um Gewandreste

handelte.16 Als Beigaben (Taf. 2) hatte der jugendliche Mann (?) am Fußende

ein Töpfchen stehen sowie an der rechten Hüfte einen Holzeimer, der durch Ei-

senbänder, die die Dauben zusammengehalten hatten, und Henkelfragmente

rekonstruierbar ist. Im linken Beckenbereich befand sich ein ringförmiges Ob-

jekt aus einer Kupferlegierung. Das Skelett lag in weichem, braunem bis grau-

braunem, lehmigem Sand (Bef.-Nr. 240), dessen Ausdehnung durch dünne

Holzreste auf 177 x 43 cm begrenzt war. Dies lässt auf einen hölzernen Sarg

entsprechenden Ausmaßes schließen, der mit dem Leichnam in die Heizkam-

mer des Ziegelofens gelegt wurde. Darüber kam in Form einer Art Grabhügel-

schüttung zunächst lockeres Erdmaterial (Bef.-Nr. 233–235, 238, 239; OK

45,62 m, UK 44,56 m über Wr. Null), das im oberen Abschnitt der Kammer

von sehr festem, mit Tegel durchsetztem Material abgedeckt war (Bef.-Nr.

167, 171; OK 46,11 m, UK 45,19 m über Wr. Null).

Anthropologie (Abb. 6)

Vom Schädel sind nur wenige Fragmente des Stirnbeines, des linken Schläfen-

beines und einige Fragmente des Gesichtsschädels erhalten. Einige Rippen,

Wirbelfragmente, der rechte Oberarm- und die linken Unterarmknochen sind

relativ stark erodiert. Die juvenilen Knochen der unteren Körperhälfte sind nahe-

zu vollständig und nur wenig erodiert.

16 Probe: MV 101.144; für die Bestimmungdanken wir Karina Grömer (Prähistorische Ab-teilung, NHM Wien, Report Textil Archäologie2013/1).

Abb. 5: Grab 2: Bestattung eines Jugendlichen

innerhalb der Heizkammer von Ofen 2, Rich-

tung Süden. (Foto: Stadtarchäologie Wien)

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Die geschlechtsspezifischen Merkmale am Schädel sind noch sehr feminin aus-

gebildet. Dies ist bei Kindern und Jugendlichen der Normalfall, erst in der Pu-

bertät bilden sich die typisch männlichen Merkmale heraus. Das postkraniale

Skelett zeigt jedoch bereits maskuline Merkmale, mit langen Langknochen-

schäften und robusten Gelenksanlagen. Mit Vorsicht kann man daher auf einen

jugendlichen Mann schließen.

Die Wachstumsfugen an allen Gelenken und auch die des Beckens sind noch

nicht verschlossen. Der zweite Molar ist bereits vollständig entwickelt und zeigt

leichte Abrasionsspuren; damit kann auf ein Sterbealter zwischen dem 15. und

17. Lebensjahr geschlossen werden.

Die Zähne dieses Individuums liegen isoliert vor und zeigen nur geringe Abra-

sionsspuren und Zahnsteinreste. Die Wurzeln der Weisheitszähne sind noch

nicht ausmineralisiert. An den Augendächern können feine Cribra orbitalia beo-

bachtet werden. In den Zonen um die Wachstumsfugen sind verstärkte Poro-

sitäten und auch sekundäre Knochenauflagerungen zu erkennen. Dies steht

vermutlich mit dem Längenwachstum in Verbindung. Es sind keine Verände-

Abb. 6: Die erhaltenen Skelettreste und Zähne aus Grab 2. (Zeichnung:

K. Wiltschke-Schrotta)

Abb. 7: Die erhaltenen Skelettreste aus dem zerstörten Grab 3. (Zeich-

nung: K. Wiltschke-Schrotta)

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rungen zu sehen, die auf eine Todesursache schließen lassen. An der linken

Beckenschaufel ist eine grüne Metalloxydverfärbung vorhanden.

Diaphysenlänge: linker Femur: 40,0 cm; rechte Tibia: 31,4 cm; (Femur mit Epiphysen: 43,8 cm).

Tendenz Mann, juvenil 15–17 Jahre, geschätzte Körperhöhe: ca. 165 cm (noch nicht ausge-

wachsen!)

Inv.-Nr. MV 101.147 – Bef.-Nr. 242 (29.1. 2013, Schnitt 5, Ofen 2, Fläche 7–8)

Grab 3

Vor Baubeginn wurde im unmittelbaren Eingangsbereich der Heizkammer von

Ofen 2 bzw. östlich davon eine Probesondage angelegt, die auch die Arbeits-

grubenverfüllung des Ofens betraf. Während des erneuten Aushubes dieses

Schnittes zu Beginn der archäologischen Untersuchung wurden menschliche

Überreste geborgen, die auf ein drittes Grab in diesem Bereich schließen lassen

(vgl. Abb. 1).

Anthropologie (Abb. 7)

Erhalten sind ein mäßig robuster rechter Oberschenkelschaft ohne Gelenksen-

den, ein rechtes Wadenbein, Mittelfuß- und Zehenknochen eines rechten Fu-

ßes und eine Fingerphalange.

Die Wachstumsfugen sind verschlossen und an den erhaltenen Gelenksrän-

dern sind leichte degenerative Veränderungen zu erkennen.

Es sind keine Zähne erhalten und an den vorhandenen Knochen können keine

Anomalien oder Pathologien festgestellt werden.

Geschlecht unbestimmbar, erwachsen.

Inv.-Nr. MV 101.114 (14.1. 2013, Schnitt 5, Störung zwischen Ofen 2 und Bediengrube)

Neben den beiden eindeutig identifizierten Gräbern 1 und 2 und dem nicht nä-

her dokumentierten Grab 3 waren südlich hinter Ofen 2 noch zwei längliche

Strukturen vorhanden (Bef.-Nr. 197 und 214; siehe Tab. 3), deren Form zwar

stark an Grabgruben erinnert, die aber außer einer Verfüllung aus Tegel und rö-

mischem Ziegelbruch nichts enthielten, was auf weitere Bestattungen hinwei-

sen könnte. Die Ansprache als leere oder beraubte Gräber ist damit eher

spekulativ. Tatsächlich wäre eine alternative Interpretation als Pfostengruben

für eine Ofenüberdachung ebenfalls denkbar.

Die Funde

Grab 1 (Taf. 1)

Die beiden ovalen Ohrringe der Bestattung in Grab 1 sind stark abgenutzt und

vermutlich lange getragen worden (Kat.-Nr. 1–2). Sie bestehen aus massivem

Bronzedraht, der ursprünglich an den Seiten mit umlaufenden, einzeln aufgelö-

teten Kügelchen versehen war, die von feinen geperlten Drähten abgegrenzt

waren. Die restliche Verzierung lässt sich nur noch anhand des Ohrrings

Kat.-Nr. 1 nachvollziehen: Am unteren Ende befindet sich eine bewegliche Zier

aus einem dünnen, flachen Bronzeband, auf das eine längliche, leicht facettierte

blaue Perle unterhalb und eine kugelige Perle oberhalb des Rings aufgezogen

waren. Möglicherweise war auch am oberen Ende des ovalen Ohrrings ur-

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Aufsätze M. Mosser et al., Gräber des frühen 9. Jahrhunderts innerhalb der Legionsziegelei

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sprünglich noch eine weitere kugelige Perle befestigt. Ohrringe dieses Typs

sind vereinzelt bereits in der Spätawarenzeit I belegt, werden aber vor allem

in der Spätawarenzeit III getragen.17 Ähnliche stark abgenutzte Ohrringe finden

sich im Gräberfeld von Sieghartskirchen (NÖ) oder in Grab 40a von Potten-

brunn (NÖ).18

Den Hals der Verstorbenen zierte eine Kette (Kat.-Nr. 3–13), die aus verschie-

denen Glasperlen zusammengesetzt war, wobei die Mehrzahl aus Mosaikau-

genperlen bestand. Neben einer olivenförmigen Perle (Kat.-Nr. 3) vom Typ

0025 gibt es drei zylindrische Perlen (Kat.-Nr. 4–6), die dem Typ 1275 nach

Reinhard Andrae zuzurechnen sind.19 Diese waren kombiniert mit zwei Kreis-

augenperlen, einer eingliedrigen blauen und einer dreigliedrigen goldfarbenen

Mehrfachperle. Die Kombination dieser Perlen ist typisch für die zweite Hälfte

des 8. bzw. das erste Drittel des 9. Jahrhunderts n. Chr.20 Aus dem heutigen

Wiener Raum sind Mosaikaugenperlen aus zerstörten Gräbern im 13. Bezirk,

Spohrstraße21 und in Kombination mit Mehrfach- und Kreisaugenperlen aus

dem Gräberfeld von Vösendorf-Laxenburger Straße22 bekannt. Bei den restli-

chen Perlen aus Grab 1 in der Steinergasse handelt es sich um eine einfache

ovale, grüne und eine braune mit blauen Buckeln versehene Glasperle (Kat.-

Nr. 11–12). Beide können in die Mittelawarenzeit datiert werden und waren al-

lem Anschein nach sehr lange in Verwendung.23 Neben den Perlen war noch

ein Randbruchstück eines weißen durchsichtigen römischen (?) Glasgefäßes

an der Kette aufgefädelt. Gelegentlich finden sich derartige Gefäßbruchstücke

als Teile der Halsketten in awaren- und karolingerzeitlichen Gräbern.24 Die In-

terpretation ihrer Verwendung reicht von der reinen Schmuck- bis hin zu einer

Amulettfunktion.25

Ein reduzierend gebrannter Topf mit umlaufendem Liniendekor war zwischen

der rechten Schulter und dem Schädel deponiert worden (Abb. 2 und 3,

Kat.-Nr. 14). Vergleichbare Gefäße finden sich im Grab 165 von Zwölfaxing I

(NÖ)26 oder in den Gräbern 287, 562 und 575 von Zillingtal-Unterer Kapellen-

berg (B).27

Grab 2 (Taf. 2)

Auf der linken Beckenschaufel des Bestatteten lag ein gegossener ringförmiger

Gegenstand aus einer Kupferlegierung, dessen Rand perlenförmig gestaltet

und erhaben ist (Kat.-Nr. 15). An der eingezogenen Innenseite ist ein kleiner

Ausbruch erkennbar, der eine Aufhängung andeuten könnte. Wahrscheinlich

handelt es sich hierbei um einen sekundär verwendeten Gegenstand der römi-

schen Kaiserzeit. Im Gegensatz zur weiblichen Bestattung ist es hier das ein-

zige Objekt, das zum persönlichen Schmuck des Verstorbenen gerechnet

werden kann.

Als Beigaben waren ein Holzeimer beim rechten Oberschenkel und ein Topf

beim rechten Fuß deponiert worden (Kat.-Nr. 16–17, Abb. 5).

Vom Eimer haben sich nur noch die bandförmigen Reifen, die ursprünglich die

Dauben zusammenhielten, und der Henkel mit den schwalbenschwanzförmi-

gen Attachen erhalten. Da die Reifen stark fragmentiert und deformiert sind,

kann ein Durchmesser nicht mehr ermittelt werden. Im 8. und 9. Jahrhundert

17 A. Distelberger, Awarinnen. Frauengräberdes 7. und 8. Jahrhunderts n. Chr. in Öster-reich (Diss. Univ. Wien 1999) 291; siehe aucheinige Exemplare aus dem Gräberfeld vonBruckneudorf: F. Sauer, Fundstelle Bruckneu-dorf. Das awarische Gräberfeld. Die archäolo-gischen Grabungen auf der Trasse der A6(Innsbruck 2013) 60; 72.18 E. Szameit, Zur chronologischen Stellungdes frühmittelalterlichen Gräberfeldes vonSieghartskirchen, Niederösterreich, und dieGrabfunde aus Proleb, Steiermark. In: F. Daim(Hrsg.), Awarenforschungen II. ArchA Monogr.2 = Stud. Arch. Awaren 4 (Wien 1992) 803–840 bes. 807; 809 f. Taf. 1,1–2; H. Friesinger,Frühmittelalterliche Körpergräber aus Potten-brunn, Stadtgemeinde St. Pölten, NÖ. ArchA51, 1972, 113–189 bes. 132; 180 Abb. 30,5Taf. 5.19 R. Andrae, Mosaikaugenperlen. Untersu-chungen zur Verbreitung und Datierung karo-lingerzeitlicher Millefioriglasperlen in Europa.Acta Praehist. et Arch. 4, 1973, 101–198 sieheTaf. 4–5; 179 Liste 1b (MAP 0025); 181 Liste1h (MAP 1275).20 Russ 2013, 53–61; Petschko 2013, 70–75; Szameit (Anm. 18) 817; Eichert (Anm. 7)164–166; B. M. Szoke, Die Beziehungen zwi-schen dem Ostalpenraum und Westungarn inder ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts (Frauen-tracht). In: Daim (Anm. 18) 841–968 bes. 876–881.21 GC: 1860_02; F. Daim, Awarische Altfun-de aus Wien und Niederösterreich. MAG 109,1979, 55–101 bes. 62 Taf. 3,8.22 Sauer 2007, 60; 82; 85 f.23 A. Pásztor, A Csákberény-Orondpusztaiavar kori temeto gyöngyleleteinek tipokronoló-giai vizsgálata [The Typochronological Exami-nation of the Bead Finds of the Csákberény-Orondpuszta Cemetery from the Avar Period].Savaria 22/3, 1992–1995 (1996) 37–83 bes.54 f. Taf. 1,1.2; 3,17.1–17.6.24 A. Pásztor, A Lesencetomaj-Piroskeresztavar kori temeto 39. sírjának gyöngysora [DiePerlenkette aus Grab 39 des awarenzeitlichenGräberfeldes von Lesencetomaj-Piroskereszt].In: T. Vida (Hrsg.), Thesaurus Avarorum. Ré-gészeti tanulmányok Garam Éva tiszteletére[Archaeological Studies in Honour of Éva Ga-ram] (Budapest 2012) 477–488 bes. 482 f.;Petschko 2013, 80 f.25 Pásztor (Anm. 24) 483; Petschko 2013,81.26 A. Lippert, Das awarenzeitliche Gräber-feld von Zwölfaxing in Niederösterreich. Prä-hist. Forsch. 7 (Horn,Wien 1969) 150 Taf. 58.27 H. Herold, Zillingtal (Burgenland). Dieawarenzeitliche Siedlung und die Keramikfun-de des Gräberfeldes. Monogr. RGZM 80(Mainz 2010) Taf. 130,1a–b; 214,1a–b;216,1a–b.

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Taf. 1: Inventar Grab 1. – Kat.-Nr. 1–13 M 1:1. (Fotos: Bendeguz Tobias/Mario Mosser; Zeichnung: U. Eisenmenger-Klug; Dig.: G. Gruber)

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Taf. 2: Inventar Grab 2. – Kat.-Nr. 15 M 1:1, Kat.-Nr. 16b: Eimerrekonstruktion ca. M 1:3. (Fotos: Bendeguz Tobias/Mario Mosser; Zeichnung:

U. Eisenmenger-Klug; Rekonstruktion/Dig.: G. Gruber)

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waren vergleichbare Eimer in Mitteleuropa weit verbreitet. Im awarischen Sied-

lungsgebiet sind sie vor allem aus dem heutigen Westungarn und der Westslo-

wakei bekannt, es gibt sie aber auch in Mittel- und Ostungarn.28 Während im

karolingerzeitlichen Oberösterreich die Eimer nur in Kinder- und Frauengräbern

beigegeben wurden, finden wir sie in Niederösterreich auch bei Männerbestat-

tungen.29 Nur in den seltensten Fällen war neben einem Eimer noch ein Topf

aus Keramik wie bei einer Nachbestattung in einem hallstattzeitlichen Grabhü-

gel von Bernhardsthal (NÖ) oder dem Grab 40/1969 von Steyr-Gleink, Haus-

leitnerstraße (OÖ) beigegeben.30 Es wird vermutet, dass in den Eimern

Flüssigkeiten oder streichfähige Substanzen wie Honig, Bienenwachs oder

Fruchtmus aufbewahrt wurden.31

Der reduzierend gebrannte und nachgedrehte Topf (Kat.-Nr. 17) ist mit mehre-

renWellenbändern an Schulter und Bauch dekoriert. Ähnliche Töpfe finden sich

etwa in den Gräbern V und XLV von Pitten (NÖ),32 aber auch in einigen Gräbern

von Keszthely-Fenékpuszta (Kom. Zala/H).33

Trotz der spärlichen und meist nicht genau datierbaren Beigaben können die

Bestattungen in Wien-Hernals, Steinergasse ans Ende des 8. bzw. ins erste

Drittel des 9. Jahrhunderts gestellt werden.

Fundkatalog

Grab 11 Ohrring (Taf. 1,1) – Inv.-Nr. MV 101.127/1

Material: Kupferlegierung und Glas; Maße: L 3,45 cm, B 1,57 cm, Draht-Dm 0,19 cm; Gewicht:

1,77 g

2 Ohrring (Taf. 1,2) – Inv.-Nr. MV 101.127/2

Material: Kupferlegierung; Maße: L 2,1 cm, B 1,81 cm, Draht-Dm 0,17 cm; Gewicht: 0,96 g

3–13 Perlenkette

3 Mosaikaugenperle (Typ 0025) (Taf. 1,3) – Inv.-Nr. MV 101.127/4

Material: Glas; Farbe: rot, gelb, blau, weiß opak; Maße: Dm 1,79 cm, H 1,99 cm, Loch-Dm

0,46 cm; Gewicht: 7,90 g

4 Mosaikaugenperle (Typ 1275) (Taf. 1,4) – Inv.-Nr. MV 101.127/7

Material: Glas; Farbe: blau opak; Maße: Dm 0,61 cm, H 1,08 cm, Loch-Dm 0,21 cm; Gewicht:

0,55 g

5 Mosaikaugenperle (Typ 1275) (Taf. 1,5) – Inv.-Nr. MV 101.127/13

Material: Glas; Farbe: blau opak; Maße: Dm 0,68 cm, H 1,15 cm, Loch-Dm 0,19 cm; Gewicht:

0,77 g

6 Mosaikaugenperle (Typ 1275) (Taf. 1,6) – Inv.-Nr. MV 101.127/10

Material: Glas; Farbe: blau opak; Maße: Dm 0,5 cm, H 1 cm, Loch-Dm 0,19 cm; Gewicht: 0,4 g

7 Kreisaugenperle (Taf. 1,7) – Inv.-Nr. MV 101.127/5

Material: Glas; Farbe: blau opak; Maße: Dm 0,98 cm, H 0,96 cm, Loch-Dm 0,24 cm; Gewicht:

1 g

8 Kreisaugenperle (Taf. 1,8) – Inv.-Nr. MV 101.127/6

Material: Glas; Farbe: blau opak; Maße: Dm 1,21 cm, H 1,12 cm, Loch-Dm 0,21 cm; Gewicht:

1,85 g

9 Dreigliedrige Mehrfachperle (Taf. 1,9) – Inv.-Nr. MV 101.127/12

Material: Glas; Farbe: gelb-gold opak; Maße: Dm 0,54 cm, H 1,63 cm, Loch-Dm 0,13 cm; Ge-

wicht: 0,55 g

10 Eingliedrige Mehrfachperle (Taf. 1,10) – Inv.-Nr. MV 101.127/8

Material: Glas; Farbe: blau, grün opak; Maße: Dm 0,69 cm, H 0,62 cm, Loch-Dm 0,16 cm; Ge-

wicht: 0,34 g

28 É. Garam, Avar kori faedények [Awaren-zeitliche Holzgefäße]. In: Á. Somogyvári/G. V. Székely (Hrsg.), „In terra quondam Ava-rorum …“. Ünnepi tanulmányok H. Tóth Elvira80. Születésnapjára. Arch. Cumanica 2 (Kecs-kemét 2009) 79–100 bes. 85 (mit weiterer Li-teratur).29 Russ 2013, 36.30 Russ 2013, 37.31 Garam (Anm. 28) 84; Russ 2013, 37.32 H. Friesinger, Studien zur Archäologie derSlawen in Niederösterreich 2. MPK 17–18(Wien 1975–1977) 51; 64 f. Taf. 9,2; 24,1.33 R. Müller, Die Gräberfelder von Keszthely-Fenékpuszta vor der Südmauer der spätrömi-schen Befestigung. Castellum PannonicumPelonense 1 (Rahden, Westf. 2010) 234 Taf.25 (Gräber 1951/26 und 32); 101 (Grab2000/154).

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11 Perle (Taf. 1,11) – Inv.-Nr. MV 101.127/3

Material: Glas; Farbe: blau, weiß, braun opak; Maße: Dm 1,41 x 1,31 cm, H 1,04 cm, Loch-Dm

0,21 cm; Gewicht: 1,27 g

12 Perle (Taf. 1,12) – Inv.-Nr. MV 101.127/9

Material: Glas; Farbe: grün opak; Maße: Dm 0,64 cm, H 0,55 cm, Loch-Dm 0,15 cm; Gewicht:

0,21 g

13 Gefäßbruchstück (Taf. 1,13) – Inv.-Nr. MV 101.127/11

Material: Glas; Farbe: weiß transluzid (römisches? Gefäßbruchstück); Maße: L 2,06 cm, Dm

0,44 cm, Loch-Dm 0,18 cm; Gewicht: 0,64 g

14 Topf (Taf. 1,14) – Inv.-Nr. MV 101.127/14

Material: Irdenware, nachgedreht, Liniendekor; Maße: H 12,74 cm, RDm 10,84 x 9,6 cm, Bauch-

Dm 11,56 x 10,9 cm, BDm 7,44 x 7,58 cm

Grab 215 Ring mit geperltem Rand (Taf. 2,15) – Inv.-Nr. MV 101.144/1

Material: Kupferlegierung; Maße: Dm 2,16 cm, H 0,26 cm; Gewicht: 3,24 g

16 Eimerteile: schwalbenschwanzförmige Henkelattachen, wahrscheinlich drei Ringe (Taf. 2,16) –

Inv.-Nr. MV 101.144/2

Material: Eisen; Maße: RDm ca. 12 cm, BDm ca. 15 cm, H nicht messbar

17 Topf (Taf. 2,17) – Inv.-Nr. MV 101.144/3

Material: Irdenware, nachgedreht,Wellenliniendekor; Maße: H 11,08 cm, RDm 10,08 cm, Bauch-

Dm 11,31 cm, BDm 5,75 cm

Der Wiener Raum am Übergang vom Früh- zum Hochmittelalter

(Abb. 8 und 9)

Das römische Legionslager Vindobona wurde am Ende des 1. Jahrhunderts

n. Chr. unter Kaiser Trajan errichtet und fortwährend bis in die Spätantike ge-

nutzt.34 Ab der Mitte des 5. Jahrhunderts bricht die Siedlungstätigkeit jedoch

vollständig ab.35 Während im frühen 6. Jahrhundert das Areal des ehemaligen

Legionslagers noch als Ort für Bestattungen genutzt wurde und im Vergleich

dazu das östlich von Vindobona gelegene Reiterkastell Ala Nova (Schwechat)

sogar noch als Siedlungsplatz Verwendung fand,36 werden diese ehemaligen

Militärlager spätestens ab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts jedoch weit-

räumig gemieden.

Obwohl das ehemalige römische Zentrum mit Legionslager und canabae legio-

nis nicht mehr genutzt wurde, waren andere Stadtteile des heutigen Wien im

Frühmittelalter sehr wohl besiedelt. Dies belegen vor allem die Grabfunde

und Gräberfelder des 5. bis 9. Jahrhunderts, die sich meist entlang der ehema-

ligen römischen Straßenverbindungen verorten lassen37 und auffälligerweise

auch im Umfeld der aus dem Raum Liesing-Kalksburg Richtung römisches

Siedlungszentrum verlaufenden und eventuell noch im Frühmittelalter Wasser

führenden römischen Hauptwasserleitung (Abb. 8).38 Von den zugehörigen

Siedlungen haben sich zwar kaum Reste erhalten,39 die Verteilung der Gräber-

felder wirft aber trotzdem ein Schlaglicht auf die offensichtlich noch intakten Re-

likte der römischen Infrastruktur.

In der Awarenzeit, vom 7. bis zum 9. Jahrhundert, nahm die Zahl der Bestat-

tungen zu, wobei sowohl kleinere Grabgruppen wie auch größere Gräberfelder

angelegt wurden. Das Ende der Belegung der Gräberfelder wird um 800

n. Chr. nach den Awarenkriegen Karls des Großen angenommen.40

34 M. Mosser, Das Legionslager Vindobona.Wien zwischen Spätantike und Frühmittelalter.In: M. Konrad/Ch. Witschel (Hrsg.), RömischeLegionslager in den Rhein- und Donauprovin-zen. Nuclei spätantiken-frühmittelalterlichenLebens? Abhandl. Bayer. Akad. Wiss. phil.-hist. Kl. N. F. 138 (München 2011) 475–504bes. 476.35 Mosser (Anm. 34) 494–502.36 B. Tobias/K. Wiltschke-Schrotta/M. Bin-der, Das langobardenzeitliche Gräberfeld vonWien-Mariahilfer Gürtel. Mit einem Beitrag zurkünstlichen Schädeldeformation im westlichenKarpatenbecken. Jahrb. RGZM 57, 2010(2012) 279–337 bes. 319 (Wien 1, Salvator-gasse; GC: 1951_01). – H. Adler, Neue lango-bardische Gräber aus Schwechat. FÖ 18,1979, 9–40; U. Scholz/S. Müller, KG Schwe-chat, SG Schwechat, VB Wien-Umgebung.FÖ 49, 2010, 317–319 (Schwechat Siedlung).Wahrscheinlich handelt es sich hierbei um diezum langobardenzeitlichen Gräberfeld gehö-rende und nicht wie angenommen um eineawarenzeitliche Siedlung.37 M. Kronberger/M. Mosser, Die Straßenvon Vindobona. In: I. Gaisbauer/M. Mosser(Bearb.), Straßen und Plätze. Ein archäolo-gisch-historischer Streifzug. MSW 7 (Wien2013) 107–155; Krause/Kühtreiber 2014, 226.38 J. Nowalski de Lilia et al., Die römischeWasserleitung nach Wien. JA 2, 1908, Beibl.20–27; Ch. Öllerer, Über die Erprobung einessatellitengesteuerten Verortungssystems imDienste der Archäologie. FWien 8, 2005, 16–23 mit Tab. 1.39 Scholz/Müller (Anm. 36).40 Sauer 2007, 78; Krause/Kühtreiber 2014,226 f.

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Mit den Grabfunden in der Steinergasse haben wir nun einen ersten konkreten

Beleg für eine Besiedlung des Wiener Raumes bis ins erste Drittel des 9. Jahr-

hunderts. Während in Niederösterreich die Gräberfelder auch in der zweiten

Hälfte des 9. Jahrhunderts weiter benutzt wurden,41 scheint es im Wiener

Raum einen deutlichen Wandel gegeben zu haben. Heute verdichten sich die

Indizien von Aktivitäten innerhalb des alten Legionslagers ab dem Ende des

8./Anfang des 9. Jahrhunderts im Umkreis der ehemaligen römischen Lager-

thermen oder im Bereich nahe dem südwestlichen Lagertor (Abb. 9).42 Erst

vor kurzem wurde sowohl am Hohen Markt als auch in der Tuchlauben (Wien

1) jeweils eine beigabenlose Frauenbestattung gefunden, die ein kalibriertes14C-Alter von 770 bis 1000 bzw. 860 bis 1020 n. Chr. erbrachten.43 In der na-

he gelegenen Bognergasse kam eine einzelne Pferdegeschirr-Phalera zum

Vorschein,44 die ans Ende des 8. Jahrhunderts bzw. ins frühe 9. Jahrhundert

datiert werden kann.45 Für eine Nachnutzung römischer und spätantiker Bade-

anlagen im 9./10. Jahrhundert gibt es auch in St. Pölten einen Beleg.46 In Car-

nuntum konnte mit Hilfe von Radiokarbonanalysen nachgewiesen werden,

41 H. Friesinger, Die Slawen in Niederöster-reich. Beiträge der Frühmittelalterarchäologie.Wiss. Schriftenr. Niederösterreich 152 (St. Pöl-ten,Wien 1978).42 Zu den Thermen siehe: M. Mosser in:M. Mosser et al., Die römischen Kasernen imLegionslager Vindobona. Die Ausgrabungenam Judenplatz in Wien in den Jahren 1995–1998. MSW 5 (Wien 2010) 22; vgl. auch Krau-se/Kühtreiber 2014, 246.43 GC: 2012_02: M. Mosser,Wien 1, HoherMarkt/Lichtensteg/Bauernmarkt. FWien 16,2013, 191–195 bes. 194 Abb. 4; VERA-Labo-ratorium, Fakultät für Physik der UniversitätWien – Isotopenforschung; Labor-Nr. 5781–5782. – GC: 2014_02: VERA-5984.44 M. Mosser, Wien 1, Bognergasse / Seit-zergasse/Am Hof/Heidenschuß/Naglergasse.FWien 16, 2013, 182–191 bes. 185; 187Abb. 5.

Abb. 8: Fundstellen des Frühmittelalters im Wiener Raum. (Plan: M. Mosser)

92 Seite original: 74

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dass sich vor dem Osttor des Legionslagers ein Gräberfeld des 9./10. Jahr-

hunderts erstreckte.47

Wenn auch die Hinweise bisher spärlich sind, so zeigt der Befund in der Stei-

nergasse, dass im Wiener Raum noch bis ins erste Drittel des 9. Jahrhunderts

eine Bevölkerung gelebt hat, deren Wurzeln in der materiellen Kultur der Spät-

awarenzeit verankert waren.

Auch die anthropologischen Ergebnisse zeigen, dass die untersuchten Indivi-

duen bezüglich der Körperhöhe und den geringen Zahnpathologien in das be-

kannte Spektrum der awarenzeitlichen Bevölkerung des Wiener Beckens und

der angrenzenden Gebiete passen.48

Die neuen politischen Verhältnisse und die damit verbundene karolingische

Neuorganisation scheinen auf den Wiener Raum spätestens ab dem zweiten

Drittel des 9. Jahrhunderts eine siedlungsgeschichtliche Auswirkung gehabt

zu haben.49 Außerhalb des Legionslagers sind dann Siedlungsspuren oder Be-

45 É. Garam, Das awarenzeitliche Gräberfeldvon Tiszafüred. Cemeteries of the Avar Period/567–829/in Hungary 3 (Budapest 1995) 360;361 Abb. 216,24; 412–414; 426.46 R. Risy, KG St. Pölten, SG St. Pölten.FÖ 51, 2012, 227 f.47 Ch. Gugl/R. Kastler (Hrsg.), LegionslagerCarnuntum. Ausgrabungen 1968–1977. RLÖ45 (Wien 2007) 496–498.48 Der Durchschnittswert der Awarinnen ausBruckneudorf lag bei 159 cm, der der Männerbei 166 cm; D. Pany-Kucera/K. Wiltschke-Schrotta, Anthropologische Auswertung derawarenzeitlichen Skelette aus Bruckneudorf(in Vorbereitung).49 Zu den siedlungspolitischen Entwicklun-gen dieser Zeit vgl. Krause/Kühtreiber 2014,226–230.

Abb. 9: Frühmittelalterliche Fundstellen im Bereich des ehemaligen Legionslagers und der canabae

legionis. (Plan: M. Mosser)

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stattungen der genannten Zeitperiode nicht mehr nachweisbar. Es scheint,

dass die früheren, über das gesamte Wiener Gebiet verteilten Siedlungen auf-

gegeben wurden und sich nunmehr auf den Bereich des ehemaligen Legions-

lagers und seiner näheren Umgebung konzentrierten.

Befundkatalog

AbkürzungenB Breite mind. mindestensHK Holzkohle Mö MörtelKa Kalk Sd SandKe Keramik St SteinL Länge T TiefeLe Lehm max. maximalZ Ziegel

Bef.-Nr. Interpretation Beschreibung OK mind./max. UK max./mind. Inv.-Nr. MV212 Verfüllung der Grabgrube Bef.-Nr. 220

(über Bestattung Bef.-Nr. 219)mittelfester, hellbrauner bis ockerfarbener,lehmiger Sd mit einigem verbranntem Le-Z-Bruch bis 7 cm und einigen St bis 8 cm

46,10/46,16 45,00/45,35 101.127 +101.137

219 Skelett in gestreckter Rückenlage Skelett einer 25–35 Jahre alten, ca. 1,54 mgroßen Frau; Kopf im Westen; Beigaben:Ohrringe, Perlenkette, reduzierend ge-branntes Töpfchen – im Brustbereichschwerer Stein; in der rechten Augenhöhleebenfalls ein Stein

45,20/45,31 45,15/45,26 101.129

220 ungestörte Grabgrube – in Verfüllungen(Bef.-Nr. 186, 210, 211) der Arbeitsgrubevon Ofen 2 gesetzt; nordwestl. desSchürkanals

in Grundfläche rechteckig (200 x 80 cm),an den Ecken leicht abgerundet mit senk-rechten Wänden und flacher Sohle; T ca.1,20 m; 15 cm tiefe Mulde (50 x 30 cm) ander Grabsohle im W (Kopfbereich)

46,10/46,16 45,00/45,35 –

Tab. 1: Befunde Grab 1, Niveaus in m über Wr. Null.

Bef.-Nr. Interpretation Beschreibung OK mind./max. UK max./mind. Inv.-Nr. MV167 Verfüllung über Grab 2 – zwischen den

Gewölberippen Bef.-Nr. 169 und 171 vonOfen 2

fester, grauer bis graubrauner Le mit viel Z-Splitt bis 3 cm, einigem Z-Bruch bis 18 cm,Le-Z-Bruch bis 7 cm und eher wenigen Z-Fehlbränden bis 20 cm

45,90/46,11 45,19/45,46 101.133

171 Verfüllung über Grab 2 – zwischen denGewölberippen Bef.-Nr. 175 und 176 vonOfen 2; über Bef.-Nr. 233

mittelfester, tegeliger grünlich brauner bisdunkelbrauner, sandiger Le mit eher viel Z-Bruch bis 5 cm,Verputzbrocken bis 7 cmund einigen St bis 4 cm

45,80/45,94 45,44/45,53 101.138

172 Verfüllung über Grab 2 – zwischen denGewölberippen Bef.-Nr. 174 und 175 vonOfen 2; über Bef.-Nr. 233

eher lockerer, graubrauner bis rötlichbrauner, sandiger Le mit viel Z-Bruch bis20 cm, Z-Fehlbränden bis 17 cm, einigenVerputzresten bis 8 cm und St bis 4 cm

45,78/45,90 45,43/45,55 –

191 Verfüllungen unterhalb des Gewölbes derHeizkammer von Ofen 2 – im S-Profil desrezenten Baggerschurfs erkennbar

lockerer, graubrauner, sandiger Le mit ei-nigen St bis 8 cm, Z-Bruch bis 12 cm,Tegelbrocken bis 25 cm, Le-Z-Bruch bis20 cm, wenig HK bis 2 cm

45,71/45,82 44,47/44,54 –

233 Verfüllung in der Heizkammer von Ofen 2 –

über Grab 2 (südlicher Teil); über Bef.-Nr.238

lockerer, graubrauner bis dunkelbrauner,humoser, sandiger Le mit einigen Verputz-brocken bis 4 cm, eher wenigen, z. T. ver-brannten Le-Z-Brocken bis 10 cm, Z-Splittbis 1 cm, wenigen Kl bis 1 cm, HK bis1 cm

45,43/45,62 44,85/45,04 101.139 +101.149

234 Versturzlage aus Lehmziegel- und Ziegel-bruch der Gewölberippe Bef.-Nr. 169 inder Heizkammer von Ofen 2 über demnördlichen Teil (Fußende) von Grab 2; überBef.-Nr. 235

eher viele, locker verstreute, graubraune,ziegel- und ockerfarbene Le-Z bis 18 cm,Z-Bruch bis 20 cm, einige St bis 12 cm,verbrannte Z bis 16 cm, Z-Splitt bis 1 cm,sehr wenig HK bis 2 cm

45,19/45,46 45,07/45,36 101.140 +101.142

235 Verfüllung im Norden der Heizkammer vonOfen 2 über dem nördlichen Teil (Fußende)von Grab 2; unterhalb Bef.-Nr. 234; überBef.-Nr. 238

eher lockerer, grünlich grauer bis brauner,sandiger Le mit einigen Kl bis 2 cm, wenigZ-Splitt bis 1 cm, HK bis 1 cm, Ka-Bröselbis 0,5 cm, Le-Z-Bruch bis 3 cm

45,07/45,36 44,87/45,13 –

94 Seite original: 76

Aufsätze M. Mosser et al., Gräber des frühen 9. Jahrhunderts innerhalb der Legionsziegelei

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Bef.-Nr. Interpretation Beschreibung OK mind./max. UK max./mind. Inv.-Nr. MV238 Verfüllung über der Grabgrubenverfüllung

Bef.-Nr. 240 (Grab 2) in der Heizkammervon Ofen 2

eher lockerer, rötlich brauner, sandiger Lemit einigem Z-Bruch bis 5 cm, Ka-Bröselbis 1 cm, eher wenig Z-Splitt bis 1 cm,wenig HK bis 3 cm

44,85/45,13 44,59/44,70 101.146

239 Versturzmaterial (von den Gewölberippenbzw. den Stützpfeilern der Gewölberip-pen?) innerhalb der Verfüllung Bef.-Nr. 238in der Mittelachse der Heizkammer vonOfen 2; oberhalb von Grab 2

eher lockerer, dunkelgraubrauner, sandigerLe mit viel Z- und Le-Z-Bruch sowie St bis20 cm, wenig Ka-Mö bis 4 cm, HK bis1 cm

44,82/44,92 44,56/44,82 101.143

240 langrechteckige Verfüllung (Grabgruben-verfüllung) über Bef.-Nr. 242 im SO derHeizkammer von Ofen 2 mit dünnen Holz-resten (Sargreste?) am Grubenrand

lockerer (weicher) brauner bis graubrauner,lehmiger Sd mit viel Z-Splitt bis 1 cm, eini-gen St bis 3 cm, Ka-Brösel bis 0,5 cm;Holzreste am Grabgrubenrand:177 x 43 cm

44,71/44,86 44,56/44,72 101.144

241 unterer Teil von Bef.-Nr. 240 siehe Bef.-Nr. 240 – – 101.145242 Skelett in gestreckter Rückenlage (Grab 2):

östlich neben Ziegelpfeiler Bef.-Nr. 231 derHeizkammer von Ofen 2

ca. 1,65 m großes Skelett eines 15–17-jährigen Mannes (?); Kopf im Süden;Oberkörper und Kopf in schlechtem Erhal-tungszustand; Textilreste: leinwandbindigeGewebeteile nur noch in marginaler Formvorhanden; Beigaben: am Fußende einTöpfchen, an der rechten Hüfte Eisenbän-der eines Holzeimers, im linken Hüftbereichringförmiges Objekt

44,71/44,81 44,62/44,74 101.147

243 Planierung unter Grab 2 (Bef.-Nr. 242) in-nerhalb der Heizkammer von Ofen 2; überBef.-Nr. 247

lockerer, z. T. tegeliger, hellbrauner bisgrünlich grauer, lehmiger Sd mit einigen Klbis 1 cm, wenig Le-Z-Bruch und Tegel-brocken bis 5 cm,Verputzresten bis 4 cmund einem 20 cm großen Ascherest

44,55/44,72 44,51/44,71 101.153

247 heterogene Planierung mit Lehmziegel-bruch (Versturz?) innerhalb der Heizkam-mer von Ofen 2; unterhalb Bestattung Bef.-Nr. 242; über Estrich Bef.-Nr. 248 derHeizkammer von Ofen 2

weicher und lockerer, hellbrauner, sandigerLe mit viel orangefarbigem verbranntemund grauem Le-Z-Bruch bis 25 cm, einigenTegelbrocken bis 10 cm, wenig Z-Splittund Kl bis 1 cm, HK bis 2 cm

44,58/44,71 44,52/44,62 –

Tab. 2: Befunde Grab 2, Niveaus in m über Wr. Null.

Bef.-Nr. Interpretation Beschreibung OK mind./max. UK max./mind. Inv.-Nr./MV161 Verfüllung von Pfostengrube Bef.-Nr. 214

südwestlich von Ofen 2 oder awarenzeitli-che Grabgrubenverfüllung (beraubtesGrab?)

fester, orangefarbiger, grünlich grauer,dunkelbrauner Le mit einigem Z-Bruch undTegelbrocken bis 20 cm, St bis 8 cm,z. T. verbranntem Le-Z-Bruch bis 10 cm

46,10/46,17 45,74/45,84 –

193 Verfüllung von Pfostengrube Bef.-Nr. 197südöstlich von Ofen 2 oder awarenzeitlicheGrabgrubenverfüllung (beraubtes Grab?)

fester, fettiger, günlich grauer bis grau-brauner Tegel mit viel Z-Bruch bis 30 cmund eher vielen St bis 8 cm

46,08/46,26 45,63/45,80 101.118

197 Pfostengrube südöstlich von Ofen 2 oderawarenzeitliche Grabgrube (beraubtesGrab?)

in der Grundfläche rechteckig(167 x 65 cm), leicht abgerundete Ecken;senkrechte Wände, flache Sohle; T mind.45 cm

46,08/46,26 45,63/45,80 –

198 Holzpfostenrest an der Sohle der GrubeBef.-Nr. 197 (südliche Hälfte)

ca. 15 cm hoch erhaltener Holzpfostenrest(18 x 14 cm)

45,75/45,78 45,50/45,52 –

214 Pfostengrube südwestlich von Ofen 2 oderawarenzeitliche Grabgrube (beraubtesGrab?)

in der Grundfläche rechteckig(145 x 60 cm), abgerundete Ecken; senk-rechteWände, flache Sohle; T mind. 35 cm

46,10/46,17 45,74/45,84 –

Tab. 3: Weitere Pfosten- oder Grabgruben. Niveaus in m über Wr. Null.

Abgekürzt zitierte LiteraturKRAUSE/KÜHTREIBER 2014 – H. Krause/Th. Kühtreiber, Hochmittelalterliche Transformationsprozesse und ihre Wirkung auf das Sied-

lungsbild Ostösterreichs. Praehistorica 31/2, 2014, 221–268.PETSCHKO 2013 – I. M. Petschko, Das karolingerzeitliche Gräberfeld von Pottenbrunn, Niederösterreich (Dipl. Univ. Wien 2013).RUSS 2013 – D. J. Russ, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Steyr-Gleink, Hausleitnerstrasse (Dipl. Univ. Wien 2013).SAUER 2007 – F. Sauer, Fundstelle Vösendorf, Laxenburgerstrasse. Die archäologischen Grabungen auf der Trasse der S1 ([Wien]

2007).

95

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Reisinger, Dr. Christian EDV Aktualisierung der Fundort-Datenbank

Kulturgüterkataster GIS-Anwendung (ArchKat)

Hoher Markt, Bognergasse, Löwelstraße/Josef-Meinrad-Platz (Burgtheater), Nag-lergasse, Renngasse, Steinergasse 16

Ausgrabung

Sakl-Oberthaler, Mag. Sylvia U-Bahn-Archäologie, Hernalser Haupt-straße 62

Baustellenbetreuung, Grabungsleitung

Rennweg 44, Rennweg 16, Am Hof,Schützengasse 24

Fundbearbeitung

Elendbastion, Hernalser Hauptstraße 62 Aufarbeitung, Koordination

Lampen von Vindobona Fundbearbeitung

Kulturvermittlung Ausstellungskonzepte,Vorträge, Führungen

Schulz, Mag. Michael Inventarisation Diathek, Inventar, Depotverwaltung

Administration Personalangelegenheiten

Landgutgasse 38 Grabungsleitung

Steinergasse 16, Hernalser Hauptstra-ße 62, Aspern – Seestadt

Ausgrabung

Stipanits, M. A. Ute Publikationswesen Redaktion, Lektorat, Recherche

Inventarisierung Fundakten

Steinergasse 16 Ausgrabung

Tarcsay, Dr. Kinga Stallburg, Hernalser Hauptstraße 62 Aufarbeitung der Glasfunde

Herrengasse 10 Projektplanung

div. Grabungen Glasbestimmungen

Renaissance- und Barockglas Inventar der Wiener Funde (Kooperationsprojekt)

Uhlirz, DI Susanne EDV GIS, Homepages, Systemadministration, User-Betreuung, Daten-banken

International Conference on Cultural Heri-tage and New Technologies

CD-ROM-Publikation,Tagungsorganisation

NamenskürzelC. L. Constance Litschauer M. M. Martin MosserCh. Ö. Christoph Öllerer M. P. Martin PenzH. K. Heike Krause M. Sch. Michael SchulzI. M. Ingrid Mader P. St. Peter StrasserJ. G. Johannes Groiß K. A.-W. Kristina Adler-WölflS. S.-O. Sylvia Sakl-Oberthaler U. E.-K. Ursula Eisenmenger-Klug

AbkürzungsverzeichnisZitate und Abkürzungen basieren im Allgemeinen auf den Publikationsrichtlinien der Römisch-Germanischen Kommission des DeutschenArchäologischen Instituts. Abkürzungen antiker Autoren und deren Werke erfolgen nach Der Neue Pauly 1 (Stuttgart 1996).

Weitere Abkürzungen

Abt. AbteilungADV Automationsunterstützte, elektronische Datenver-

arbeitung, Informations- und Kommunikations-technologie

AE L’Année ÉpigraphiqueAForsch Archäologische ForschungenAForschMB Archäologische Forschungen zu den Ausgrabun-

gen auf dem MagdalensbergAnf. AnfangAnm. AnmerkungAÖ Archäologie Österreichs (früher MUAG)ArchA Archaeologia AustriacaB BreiteBAR British Archaeological ReportsBDA Bundesdenkmalamt ÖsterreichBDm BodendurchmesserBef.-Nr. BefundnummerBeih. Beiheft/eBeitrMAÖ Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich

BHBl Burgenländische HeimatblätterBMAVW Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Verei-

nes zu WienBS BodenstückBst BodenstärkeCarnuntumJb Carnuntum JahrbuchCIL Corpus Inscriptionum LatinarumD DickeD. DrittelDat. DatierungDenkschrWien Denkschriften der Österreichischen Akademie der

Wissenschaften, phil.-hist. KlasseDGM Digitales GeländemodellDig. DigitalisierungDipl. DiplomarbeitDiss. DissertationDm Durchmesserdok. dokumentiertE. Ende

254 Seite original: 254

MitarbeiterInnenverzeichnis/Namenskürzel/Abkürzungsverzeichnis

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EAA Enciclopedia dell’arte antica classica e orientale(Roma)

ErgÖJh Ergänzungshefte zu den Jahresheften des Öster-reichischen Archäologischen Instiutes

Erh., erh. Erhaltung, erhaltenEZ EinlagezahlFasz. FaszikelFHKA Finanzhofkammerarchiv (ÖStA)FMZK Flächenmehrzweckkarte der Stadt WienFnr. FundnummerFNZ Frühe NeuzeitFO FundortFÖ Fundberichte aus Österreichfol. folioFÖMat Fundberichte aus Österreich MaterialheftFP Fundprotokolle des Wien Museum KarlsplatzFRA Fontes Rerum AustriacarumFragm. FragmentFst. FundstelleFT Fundtagebücher des Wien Museum Karlsplatz;

verfasst von J. H. Nowalski de Lilia und F. KennerFWien Fundort WienGC GrabungscodeGI GefäßindividuumH HöheH. HälfteHDm HenkeldurchmesserHMA HochmittelalterHMW Historisches Museum der Stadt Wien – jetzt Wien

Museum KarlsplatzHrsg. Herausgeber/inHS HenkelstückInschr. InschriftInv.-Nr. InventarnummerJA Jahrbuch für AltertumskundeJbOÖMV Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealverei-

nesJbVGW Jahrbuch des Vereins für die Geschichte der Stadt

WienJZK Jahrbuch der K. K. Zentral-Kommission für Erfor-

schung und Erhaltung der Kunst- und HistorischenDenkmäler

KA Kriegsarchiv (ÖStA)Kat.-Nr. KatalognummerKG KatastralgemeindeKHM Kunsthistorisches Museum WienKom. KomitatKPS Karten- und Plansammlung (ÖStA)KS Kartographische Sammlung/KartensammlungL LängeLAF Linzer Archäologische ForschungenLfg. LieferungLfm. LaufmeterM MaßstabM. MitteMA MagistratsabteilungMAG Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft

WienMIÖG Mitteilungen des Institutes für Österreichische Ge-

schichtsforschungMitt. MitteilungMitt. ZK Mitteilungen der Zentral-Kommission für Denkmal-

pflegeMnr. MaßnahmennummerMPK Mitteilungen der Prähistorischen Kommission der

Österreichischen Akademie der WissenschaftenMskr. ManuskriptMSW Monografien der Stadtarchäologie WienMUAG Mitteilungen der Österreichischen Arbeitsgemein-

schaft für Ur- und Frühgeschichte (ab 1990 AÖ)MV Museum Vindobonense – Inventarisationskürzel für

Objekte aus der archäologischen Sammlung derMuseen der Stadt Wien

MZK Mehrzweckkarte der Stadt WienN Nord, NordenN. F. Neue FolgeNHM Wien Naturhistorisches Museum WienNÖ NiederösterreichNÖHA Niederösterreichische Herrschaftsakten (ÖStA)NZ NeuzeitO Ost, Osteno. J. ohne JahrÖAI Österreichisches Archäologisches InstitutÖAW Österreichische Akademie der WissenschaftenÖJh Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen

InstitutsOK OberkanteÖNB Österreichische Nationalbibliothek WienOÖ OberösterreichORL Der obergermanisch-rätische Limes des Römer-

reiches (Berlin, Leipzig, Heidelberg)ÖStA Österreichisches Staatsarchivox. oxidierend gebranntÖZKD Österreichische Zeitschrift für Kunst- und Denk-

malpflegePAR Pro Austria RomanaParz. ParzelleQGW Quellen zur Geschichte der Stadt Wienr rectoRCRF Rei Cretariae Romane FautoresRDm Randdurchmesserred. reduzierend gebranntrek. rekonstruiertRGA Reallexikon der Germanischen AltertumskundeRGZM Römisch Germanisches Zentralmuseum (Mainz)RLÖ Der römische Limes in ÖsterreichRÖ Römisches ÖsterreichRS RandstückRst RandstärkeRZ RömerzeitS Süd, SüdenSBWien Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie

der Wissenschaften, phil.-hist. Klassesek. sekundärSlg. SammlungSMA SpätmittelalterSoSchrÖAI Sonderschriften des Österreichischen Archäologi-

schen Institutessp. spätesSTyp ScherbentypT TiefeTab. TabelleTaf. TafelTS Terra SigillataUH Unsere HeimatUK UnterkanteUniv. Universitätunpubl. unpubliziertv versoV. ViertelVNumKomm Veröffentlichungen der Numismatischen Kommis-

sionVO VerwahrortW West,WestenWA Wien ArchäologischWAB Wissenschaftliche Arbeiten aus dem BurgenlandWAS Wiener Archäologische StudienWGBl Wiener GeschichtsblätterWM Wien MuseumWPZ Wiener Prähistorische ZeitschriftWr. Null Wiener Null = 156,68 m über AdriaWS WandstückWst WandstärkeWStLA Wiener Stadt- und LandesarchivZ. Zeile

255

Abkürzungsverzeichnis

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Abbildungsnachweis FWien 17, 2014Die Stadtarchäologie Wien war bemüht, sämtliche Bild- und Urheberrechte zu eruieren und abzugelten. Bei Beanstandungen ersuchen wir um Kon-

taktaufnahme.

Als Grundlage für Pläne und Kartogramme (Fundchronik) wurde, wenn nicht anders vermerkt, die MZK der Stadt Wien (MA 14 – ADV, MA 41 – Stadt-

vermessung) verwendet. Wir danken den Kolleginnen und Kollegen für die gute Zusammenarbeit. Für die Drucklegung wurden sämtliche Pläne und

Tafeln von L. Dollhofer und G. Gruber (Mittermüller) nachbearbeitet.

Einband: Schloss Hernals und seine Umgebung, Matthäus Merian, 1649, Wien Museum, Inv.-Nr. 19.247 – S. 2, Foto: MDW/Wilke – S. 5, Abb. 1,

Plangrundlage: Wien Museum, Inv.-Nr. HMW105.500/5 – S. 7, Abb. 3,Wien Museum, Inv.-Nr. HMW031.021 – S. 7, Abb. 4,Wiener Stadt- u. Landes-

archiv, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P1–A–Städtische Amtshäuser: 100325 – S. 8, Abb. 5,Wiener Stadt- u. Landesarchiv, Pläne der Plan-

und Schriftenkammer, P1–A–Städtische Amtshäuser: 109685 – S. 23, Abb. 1,Wien Museum, Inv.-Nr. 19.247 – S. 52, Abb. 17, Foto: Universität Wien,

Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie, Restaurierwerkstätten – S. 55, Abb. 19, Kunsthistorisches MuseumWien – S. 63, Abb. 20, Bild-

archiv Österreichische Nationalbibliothek, Sign. +Z94945207_1 – S. 102, Abb. 5, Kunsthistorisches MuseumWien, Münzkabinett Inv.-Nr. GR 27099 –

S. 154, Abb. 17–22, Fotos: G. Zimmert – S. 228, Abb. 4, Plangrundlage: Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv, GVII1921.

ImpressumFundort Wien. Berichte zur Archäologie erscheint einmal jährlich.

Abonnement-Preis: EUR 25,60

Einzelpreis: EUR 34,–

Herausgeber: Stadtarchäologie Wien. Leitung: Karin Fischer Ausserer

Redaktion und Lektorat: Lotte Dollhofer, Ursula Eisenmenger-Klug,

Gertrud Mittermüller, Ute Stipanits

Layout: Christine Ranseder

Satz/Umbruch: Roman Jacobek

Umschlaggestaltung: Christine Ranseder

Anzeigenverwaltung: Heidrun Helgert

Schriftentausch: Gertrud Mittermüller

Obere Augartenstraße 26–28, A–1020 Wien

Tel.: (+43) 1/4000811 57

E-Mail: [email protected]

Druck: Robitschek & Co Ges.m.b.H., 1050 Wien

Auslieferung/Vertrieb:

Phoibos Verlag

Anzengrubergasse 16/9

A–1050 Wien, Austria

Tel.: (+43) 1/54403 191; Fax: (+43) 1/544 03 199

www.phoibos.at, [email protected]

Kurzzitat: FWien 17, 2014

Alle Rechte vorbehalten

© Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie

ISBN 978-3-85161-119-9, ISSN 1561-4891

Wien 2014

InserentenverzeichnisAlbrechtsberger 191

BIG 133

Immovate 191

Wr. Geschichtsblätter 217

7reasons 211

256 Seite original: 256

Abbildungsnachweis/Impressum/Inserentenverzeichnis

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