82 BILANZ 15–16/2014 Luxus Hotel-Rating CLAUS SCHWEITZER TEXT Hüttenzauber Das 18. BILANZ-Hotel-Rating zeigt: Herbergen, die legeren Superluxus bieten und das Lebensgefühl ihrer Destination vermitteln, stehen besonders hoch im Kurs – ebenso kleinere Häuser, die mit eigenständigen Konzepten überraschen.
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Luxus Hotel-Rating - schluessel-beckenried.ch · nam sowie im Ion Luxury Adventure Hotel (92) beim isländischen hingvellir National Park. In der Schweiz halten sich die Tessiner
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82 BILANZ 15–16/ 2014
Luxus Hotel-Rating
CLAUS SCHWEITZER TEXT
Hüttenzauber Das 18. BILANZ-Hotel-Rating zeigt: Herbergen, die legeren Superluxus bieten und das Lebensgefühl ihrer Destination vermitteln, stehen besonders hoch im Kurs – ebenso kleinere Häuser, die mit eigenständigen Konzepten überraschen.
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Vielleicht lässt sich der Trend am tre� endsten anhand des male-divischen Soneva Fushi erklä-ren: Der diesjährige Sieger unter den weltbesten Ferienho-tels wirkt im Vergleich zu sei-nen glanzvollen Mitbewerbern
One & Only Reethi Rah (8) oder Cheval Blanc
Randheli (13) wie eine Insel massvoller Beschei-denheit. Hier stehen weder das Ego des Architekten noch der Pseudo-Perfektionismus einer überam bi-tionierten Hotelgruppe im Vordergrund, sondern entspannter Luxus von jener Klasse, die kein Blend-werk nötig hat.
Dieselben Gäste, die sich in prestigeträchtigeren Resorts unmöglich benehmen, jagen hier ihre Arro-ganz zum Teufel und verhalten sich wieder wie nor-male Menschen. Statt verwöhnte Reisende sich in ihrem Geld spiegeln zu lassen, bietet ihnen das «Soneva Fushi» etwas, das sie das Geld vergessen lässt: das gute Gefühl vom wahrhaft natürlichen Leben, bei dem man sich selber sein kann und den-noch alles Angenehme jederzeit zur Verfügung hat.
Fast zwanzig Jahre gibt es das Luxuskleinod von Sonu und Eva Shivdasani schon, und es wirkt heute frischer und dynamischer als je zuvor. Einst Wegbe-reiter des tropischen Eco-Chic, tüftelt das englisch-schwedische Besitzerpaar unermüdlich an der stän-digen Verbesserung dieses glücklichen Orts, an dem es gelassener zugeht als in anderen Spitzenhotels. Der Service ist trotzdem mehr als überzeugend, weil die Freundlichkeit und die gute Laune der Mitarbeiter authentisch und nicht aufgesetzt ist.
Oft kopiert, nie erreicht. Man fragt sich, warum es so schwierig ist, diesen Typus von Hotel zu kopieren. Tatsächlich wurde das «Soneva Fushi» hundertfach nachgeahmt, doch fehlt es allen anderen an gastli-cher Substanz, am Gespür für den Standort und an dem, was man Seele nennt. Keiner dieser Kopien gelingt die Kombination aus legerer Atmos phäre und internationalen Höchststandards punkto Kom-fort, Küche und Spa so souverän wie hier.
«Luxus leger» ist der neue Ultraluxus, wie ein Blick auf die aktuellen Ranglisten zeigt. Hotels sol-len gern sophisticated und einzigartig sein, aber bitte superentspannt und «laid-back», so die über-wiegende Meinung der 85 beurteilenden Reisepro� s im Rating der BILANZ. Von den wirklichen Welt-klassehotels kommt ein gutes Signal: nur keine selbstverliebte Perfektion, kein künstliches Getue und keine gnadenlos durchgepaukten Corporate-Richtlinien. Smart Casual ist das Gebot der Stunde. Die Urteile von 120 Schweizer Tophoteliers bestäti-gen die Tendenz hin zu gekonnter Lässigkeit ebenso wie sechshundert eigene Hoteltests (siehe «So wurde bewertet» auf Seite 90).
Leuchtende Beispiele relaxter Refugien, in denen sich jeder Gast vollkommen entspannt und dabei
Bestes Ferienhotel der Welt: Soneva Fushi, MaledivenDas Inselresort gewinnt die Herzen von Gästen, die dem hochgezüchteten Hotelgewerbe und dem zur Schau getragenen Tamtam misstrauen.
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Die Gäste-Bungalows bieten höchste Werte auf der Fernwehskala – und der Barfuss-Luxus hat Klasse. F
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Luxus Hotel-Rating
überaus ernst genommen fühlt, sind die Southern Ocean Lodge (3) in Austra-lien, Schloss Elmau (4) in Bayern und Fregate Island Private (6) auf den Sey-chellen. Auf mühelose Art entzücken auch die Réserve Ramatuelle (9) bei Saint-Tropez, das Belmond El Encanto (10) im kalifornischen Santa Barbara, das San Pietro di Positano (17) an der Amal-iküste und die Casa Que Canta (38) in
Mexiko. All diese Traumhotels haben
Energie, aber nicht durch Kraftmeierei,
sondern durch Leidenschaft und ein fei-
nes Gespür für geniale Schlichtheit.
Buddhistische Coolness. Auch in der Ka-
ribik kommt Luxus vermehrt ohne Auf-
hebens, dafür mit einem beherzten ge-
wissen Etwas daher – etwa im Parrot
Cay by Como (19) auf Turks und Caicos,
im Eden Rock (25) auf Saint-Barthélemy
Bestes Ferienhotel der Schweiz: Rifelalp Resort, ZermattDie Edel-Lodge verfügt über zwei der kostbarsten touristischen Rohstofe: eine Lage mit Seltenheits-wert und absolute Ruhe. Das Haus vermittelt das Besondere der alpinen Umgebung in jeder Hinsicht.
und im Sugar Beach (59) auf St. Lucia.
Ganz besonders überzeugt das Strand-
resort Carlisle Bay (16) auf Antigua. Das
Team um Gordon Campbell Gray, den
englischen Hausherrn, verströmt eine
fast buddhistische Coolness und arbeitet
auch im grössten Stress mit konzentrier-
ter Energie. «Es gab mal eine Zeit, da
waren mir die Reaktionen von drei
Hotelkritikern wichtig», sagt der Viel-
gelobte. «Von diesem Leistungs- und
Erwartungsdruck habe ich mich gelöst.
Heute gibt es einige Millionen Kritiker,
jeder hat eine Meinung und braucht nur
‹Senden› zu drücken, um dein Hotel zu
lieben oder zu killen.»
Nur beste Kritiken hat bislang das
neue Apogée Courchevel (12) erhalten.
Während so manche Luxusherberge im
savoyischen Schickeria-Skiort mehr
Protz als Glamour bietet, kaschiert dieser
Senkrechtstarter der Oetker Collection
seine diskrete Grandeur mit alpiner
Schlichtheit und beeindruckt mit ver-
gleichsweise familiärer Ambiance und
grossartigen Mitarbeitern. Neu und inte-
ressant sind auch das Castello di Casole
(20) in der Toskana, das Castell Son
Claret (40) auf Mallorca und das Top-
ping Rose House (50) in den Hamptons –
allen dreien ist jeweils ein ganz eigen-
ständiger Stil voller Genuss, Witz und
Präzision gelungen.
Eine weitere Tendenz zeichnet sich ab.
An den entlegensten Plätzen rund um
den Globus lorieren Luxus-Lodges für
zahlungskräftige Freizeit-Abenteurer, die
Lust auf aussergewöhnliche Erfahrungen
in spektakulärer Natur haben, dabei aber
nicht auf Style und Komfort verzichten
wollen. Ungeahnte Erlebnisse weit weg
von allem bieten die südafrikanischen
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Nach der Wanderung oder der Skiabfahrt lockt Europas höchstgelegener Aussen-pool (35 Grad). 72 Zimmer und drei Restau-rants verströmen eine wohltemperierte Mischung aus Luxus und Behaglichkeit.
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Empfangschef des Jahres
Marcel Bernard, «Beau-Rivage Palace», Lausanne
Inmitten von all dem Hin und Her der Gäste
in der Hotelhalle steht Marcel Bernard und
zieht viele unsichtbare Fäden in einem Spiel
mit eigenen Regeln. Er ist persönlicher
Ansprechpartner der
Gäste, das Universal-
lexikon des Hauses,
aber auch dessen
Firewall. Seine intimen
Kenntnisse über kleine
Pikanterien und extra-
vagante Spleens, über
Tragisches und Tratsch aus den Abgründen
des Allzumenschlichen dringen nie an die
Öfentlichkeit. Auch die Kunst der Ankunft
und der Abreise beherrscht er perfekt.
übertriebener Luxus, doch es stimmt
einfach alles, und schon beim Eintreten
spürt der Besucher den Dialog des Hau-
ses mit dessen Umgebung.
Mit einem ganz eigenen Mix aus
schrägem Brit-Chic und alpinem Flair
legt das komplett umgebaute Grand
Bellevue (18) in Gstaad einen kometen-
haften Aufstieg hin. Das Credo des jun-
gen Hoteliers und Mitbesitzers Daniel
Koetser: «Man sollte Luxus nicht so ernst
nehmen, sonst wird es für die Gäste wie
für die Mitarbeiter rasch langweilig.»
Deutlich steigern konnten sich auch
das Alpina Gstaad (7) und das Grand
Hotel Park (15) in Gstaad. Es sind Bastio-
nen des guten Geschmacks, geführt von
unbeirrbaren Gastgebern, welche die
überspannten Ambitionen der Besitzer
mit heiterer Professionalität brechen und
auf ihren Bühnen ein Stück zeitgemässer
Lebenskultur inszenieren.
Während manche Engadiner Alpen-
paläste auf etwas angestrengte Art klas-
sisch wirken, geht es in den Gstaader
Häusern viel lockerer zu, als es die Preis-
klasse nahelegen würde. Insbesondere
das Team um Andrea Scherz im Gstaad
Palace (3) verfügt über eine Leichtigkeit,
die den Gast verwöhnt, ihm aber niemals
auch nur das Geringste aufzwingt.
Lässig, aber nie nachlässig ist auch das
Park Weggis (8), dessen Gourmet lokal
unlängst durch ein unprätentiöses Grill-
restaurant ersetzt wurde, in dem hoch-
Die guten GeisterSie verwöhnen die Gäste, schütteln Kissen, rühren in Pfannen, servieren das Essen, dekantieren den Wein und machen gelegentlich Unmög-liches möglich: Im Herzen jedes guten Hotels stehen die Menschen, die dort arbeiten. BILANZ befragte 120 Top- Hoteliers und 85 Reiseprois, welche Persönlichkeiten aus der Schweizer Hotelwelt in diesem Jahr zu den Besten im Land gehören.
Hotelier des Jahres
Daniel Schälli, «Eden Roc», Ascona
Der 37-jährige Bündner steht für eine Gene-
ration junger Schweizer Hoteldirektoren, bei
denen Lockerheit und Spass im Zentrum
stehen, die aber auch ungeheuer diszipli-
niert und präzise sind. Seit drei Jahren führt
Schälli das «Eden Roc»
– mit allen Qualitäten,
die einen guten Gast-
geber auszeichnen.
Er kann aufmerksam
zuhören, Bedürfnisse
vorausahnen und
gekonnt improvisieren.
Schälli garantiert die verlässliche Umset-
zung qualitativer Ziele und gefällt mit
charmanter Souveränität im Umgang mit
Gästen, Mitarbeitenden und Lieferanten.
hotels in Zermatt. Auf ganz unterschied-
liche Weise erstaunen hier das Omnia
(13), das Cervo (17), das Mont Cervin
Palace (20) und – allen voran – das
Riffelalp Resort, das sich nach drei Jah-
ren den Titel als bestes Schweizer
Ferien hotel zurückeroberte.
Ultimatives Alpenerlebnis. Das «Rifelalp
Resort» gehört zu den proiliertesten und
erfolgreichsten Hotels im Land – und ist
ein begehrter, in den Wintermonaten fast
immer ausgebuchter Leuchtturm für
sportliche Genussmenschen aus aller
Welt, die unbedingt hier und nirgendwo
sonst in den Bergen absteigen wollen. Die
Edel-Lodge bietet das ultimative Alpen-
erlebnis an einer Lage mit Seltenheits-
wert und den optimalen Mix aus solider
Swissness und mondäner Gelassenheit.
Vollblutgast geber Hans-Jörg Walther hält
das Hotel vorbildlich auf Kurs und sorgt
unermüdlich dafür, dass seine Mitarbei-
ter grundlegende Dinge verlässlich gut
machen und ehrliche Gastfreundschaft
statt abgehobenen Service bieten.
Unten im Matterhorndorf lässt das
«Omnia» alles Mittelmass der Welt ver-
gessen. Und im «Cervo» holen Daniel
und Seraina Lauber die Sterne vom Him-
mel. Sie zählen zu den wenigen unab-
hängigen Traumtänzern im Land, die
ihren Visionen mehr trauen als den Kal-
kulationen. In den 35 Zimmern und der
neuen «Owners Lodge» indet sich kein
Safari-Lodges Singita Sabi Sand Re-
serve (2), Singita Kruger National Park
(23) und Londolozi (39), die chilenischen
Naturrefugien Tierra Patagonia (47) und
Awasi Atacama (68) sowie die australi-
schen Nobelzuluchten Saffire Freycinet
(63) und Bedarra Island Resort (94).
Luxus, kombiniert mit Natur und Lo-
kalkolorit, ist deinitiv angesagt – man
möchte auf der Reise etwas ganz Speziel-
les erleben, an das man sich noch lange
erinnert. Tolle Neuigkeiten dazu gibt es
beispielsweise im Segera Retreat (35) in
Kenia, im Aman Resort Amankora (55)
in Bhutan und im Amanoi (89) in Viet-
nam sowie im Ion Luxury Adventure
Hotel (92) beim isländischen hingvellir
National Park.
In der Schweiz halten sich die Tessiner
Dolcefarniente-Klassiker Eden Roc (2)
und Castello del Sole (4) gut im Rennen.
Allerdings, verglichen mit dem Vorjahr,
in umgekehrter Reihenfolge, was vor
allem Daniel Schälli zu verdanken ist,
unserem «Hotelier des Jahres» (siehe
unten). Seinem gut geschulten Team ge-
lingt es, sich intuitiv auf jeden einzelnen
Gast einzustellen. Das klingt einfach, ist
aber sehr schwer in die Praxis umzuset-
zen, weil zwischen Verwöhnung und Be-
lästigung ein schmaler Grat verläuft.
Immer mehr setzt sich auch in der
einheimischen Ferienhotellerie der Welt-
trend nach entspanntem Luxus durch.
Aufallend ist die Ballung legerer Top- �
86 BILANZ 15–16/2014
Luxus Hotel-Rating
Chef-Concierge des Jahres
Giuseppe Pesenti, «Badrutt’s Palace», St. Moritz
Für zwei Gäste, die dieselbe Frage stellen,
gibt es zwei verschiedene Antworten. Was
für den einen genau richtig ist, ist für den
anderen gar nicht gut. «Man muss die Gäste
rasch einschätzen und
intuitiv verstehen
können», umschreibt
Pesenti seine Aufgabe.
Er ist stets auf alles
gefasst. Seine voraus-
sehende Arbeitsweise
und sein gutes Netz-
werk geben ihm die Souveränität, sodass er
fast jeden Wunsch erfüllen kann. Er sagt:
«Wichtig ist es, dass man immer den richti-
gen Türöfner kennt.»
wertige Fleischspezialitäten ohne
kochkünstlerischen Klimbim serviert
werden. Weitere stilvoll entspannte Sehn-
suchtsorte sind das Giardino (10) in As-
cona, die Villa Honegg (12) auf dem Bür-
genstock, das Grand Hotel Kronenhof
(14) in Pontresina, das Ermitage (19) in
Schönried und das Victoria (30) in Glion.
Neue Kettenhotels. Können die Newco-
mer mit etwas Eigenständigem verblüf-
fen? Wir meinen: Das Chedi Andermatt
(28) ist eine gut geölte Dienstleistungs-
maschine mit vielen zeitgeistigen Zuga-
ben, aber ohne Zauber. Das W Verbier
(46) und das «InterContinental Davos»
tragen zwar zu einer frischen Dynamik
in den Bergorten bei, sind aber bei ge-
nauerer Betrachtung austauschbare Ket-
tenhotels mit professionellen Teams. Das
«Crans Ambassador» in Crans-Montana
sowie das «Resort Collina d’Oro» und das
Kurhaus Cademario am Luganersee sind
noch nicht ganz in der Spur, haben aber
Potenzial und gehören zu den Ho�-nungsträgern.
In der Kategorie der Dreisterne- und Unique-Boutique-Ferienhotels dreht sich die Qualitätsspirale dank attraktiven Neueinsteigern wie dem Spitzhorn (2) in Saanen oder dem Romantik Hotel
Muottas Muragl (10) im Engadin nach oben. Bemerkenswert ist die andauernde Top-Platzierung des Cœur des Alpes (1) in Zermatt. Das Erfolgsgeheimnis?
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* A = Umfrage Top-Hoteliers; B = BILANZ-Hoteltest; C = Wertungen Fachguides /Testportale; D = Umfrage Reiseprois. Siehe «So wurde bewertet» auf Seite 90.Das vollständige Hotel-Rating mit den weiteren Rängen inden Sie unter www.bilanz.ch
Die besten Stadthotels der SchweizDas «Beau-Rivage Palace» und das «Dolder Grand» behaupten sich an der Spitze –
und das «Widder Hotel» nähert sich den Besten im Land.
8 NEU Kartause Ittingen Warth-Weiningen 12 16 08 10 11,50
9 14 Wassberg Forch 09 14 11 13 11,75
10 NEU The Passage Basel – 13 14 15 14,00
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15–16/2014 BILANZ 87
Maître d’hôtel des Jahres
Jenifer Strube, «Giardino», Ascona, und «Giardino Mountain», Champfèr / St. Moritz
Zum Erfolg des Gourmetlokals «Ecco» in
Ascona (Sommer) und St. Moritz (Winter)
trägt nicht nur Ausnahmekoch Rolf Fliegauf
bei, sondern auch die
Restaurantleiterin
Jenifer Strube aus
Berlin. Sie umsorgt den
Gast auf unscheinbar
eiziente Weise – und
versteht es, jeden Teller
so zu servieren, dass
ein Zauber von ihm auszugehen scheint. Sie
nervt nie mit Endlos-Ansagen, und keiner
aus ihrem Team redet zu viel oder fällt Gäs-
ten, die im Gespräch sind, ins Wort.
Hotelkoch des Jahres
Peter Knogl, «Les Trois Rois», Basel
Viele haben den 45-jährigen Bayern unter-
schätzt wegen seiner Zurückhaltung, seiner
Bescheidenheit und der ganz beiläuigen
Brillanz seiner kulinarischen Darbietungen
im Gourmetrestaurant «Cheval Blanc».
Peter Knogl entzieht
sich jenen Verrenkun-
gen in der Küche und
auf dem Teller, denen
sich viele Spitzenköche
unterwerfen. Seinen
sich selbst erklären-
den, mehrheitlich
mediterran inspirierten Gerichten wohnt
bei allem perfektionistischen Streben eine
lässige Heiterkeit inne, die Lust und Laune
bereitet.
Sommelier des Jahres
Martin Müller, «Parkhotel Bellevue & Spa», Adelboden
Wein ist eine Herzenssache des Hoteldirek-
tors Martin Müller und der Weinkeller auch
für jene interessant, die meinen, schon alles
zu kennen. Der Herr über 850 verschiedene
Etiketten ist von sei-
nem Wissen durch-
drungen, sodass er
damit nicht blenden
muss. Im Gegenteil,
man bekommt sofort
gute Laune, vor allem
wenn er nicht nur über
die berühmten Gewächse aus dem Burgund
und dem Bordelais ins Schwärmen gerät,
sondern sich mit demselben Engagement für
junge einheimische Winzertalente einsetzt.
Weltbestes Stadthotel: Mandarin Oriental, New YorkDas Haus gibt dem Reisenden das Gefühl, dass er im Mittelpunkt des Big Apple angekommen ist. New York wird hier und von hier aus zum Erlebnis, zugleich kann man der Hektik stilvoll entliehen.
Eben noch brauste der Verkehr am Columbus Circle, dann befördert der Lift die Gäste in die Hotellobby im 35. Stock-werk und – wamm! Der Ausblick auf Central Park und ungezählte Wolken-kratzer macht den Gast atemlos.
88 BILANZ 15–16/2014
Luxus Hotel-Rating
Barchef des Jahres
Andy Walch, «Hotel Schweizerhof Bern», Bern
Der 26-jährige, mehrfach ausgezeichnete
Cocktailmeister und Barchef in der Lobby-
Lounge-Bar vom «Schweizerhof» kommt
ohne die in Grossteilen der Barszene herr-
schende Wichtig-
tuerei aus. Auch sein
Umgang mit Gästen
überzeugt: Wer Bera-
tung braucht, erhält
eine nette Rundum-
betreuung; wer weiss,
was er will und in
Ruhe gelassen werden möchte, wird zu-
rückhaltend bedient. Im Herbst wird Andy
Walch die Schweiz an der Cocktailmeister-
schaft in Kapstadt vertreten.
«Wir holen die Menschen einfach so
ab, wie sie sind», sagen die Gastgeber
Leni und homas Müller-Julen. Die
Gäste kommen, weil sie hier eine
menschliche Heimat haben – eine Art
erweitertes Zuhause.
Rebellion gegen Trendiges. Die Entwick-
lung der Stadthotellerie in den letzten
fünfzehn Jahren ist eine Parabel der
Globalisierung – und des wachsenden
Widerstands gegen die globale Gleich-
schaltung. Die Abneigung gegen gräu-
lich-bräunlich-grünliche Interior De-
signs und stereotype Lifestyle-Angebote
führt zu einer Sehnsucht nach einzigar-
tig Neuem wie auch nach charaktervoll
Klassischem.
Diese Tendenz spiegelt sich in den ak-
tuellen Ranglisten. In den Weltmetropo-
len sind deutlich weniger Filialen der
grossen Luxusmarken vertreten, dafür
mehr unabhängige Boutiquehotels mit
unverwechselbarem Proil sowie charis-
matische Ableger von kleineren Hotel-
gruppen, etwa von Mandarin Oriental,
Peninsula, Aman Resorts, Firmdale,
Viceroy und Belmond (zuvor Orient Ex-
press Hotels).
Um das Einzigartige und das gewisse
freche Etwas der stilprägenden Bouti-
quehotels zu verstehen, muss man nur
einen Blick ins Greenwich (3) in Man-
hattan werfen, das mit selbstbewusstem
Understatement und kaum zu über-
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* A = Umfrage Top-Hoteliers; B = BILANZ-Hoteltest; C = Wertungen Fachguides /Testportale; D = Umfrage Reiseprois. Siehe «So wurde bewertet» auf Seite 90.Das vollständige Hotel-Rating mit den weiteren Rängen inden Sie unter www.bilanz.ch
Die besten Ferienhotels der SchweizDas «Riffelalp Resort» ist bodenständig und hochexklusiv zugleich – und eroberte
10 NEU Romantik Hotel Muottas Muragl Samedan 08 14 11 12 11,25
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15–16/2014 BILANZ 89
Die Grandhotel-Magie wurde für die Gegenwart aufdatiert. Von der Lobby-Lounge (links) bis zu den frisch renovierten Zimmern ist alles ganz von heute.
Spa-Leiterin des Jahres
Petula Elzenaar, «The Alpina», Gstaad
Gäste, die blass und erschöpft im «Alpina»
ankommen, können davon ausgehen, strah-
lend und quicklebendig wieder abzureisen.
Dafür sorgen die diferenzierten Wellbeing-
und Gesundheitskonzepte im Six Senses
Spa. Und dafür sorgt
Petula Elzenaar, die
selbst das beste Bei-
spiel für die Wirksam-
keit der Behandlungen
und Detox-Pro-
gramme im Alpen-
palast ist. Bei der
ebenso umgänglichen wie weltgewandten
Holländerin ist man in allerbesten Händen,
wenn man lustvoll zu neuer Vitalität und
Balance inden will.
Hausdame des Jahres
Elisabeth Dal Ponte, «Widder Hotel», Zürich
Gut möglich, dass Sie Elisabeth Dal Ponte
und ihren Room Maids gar nie persönlich
begegnen. Schliesslich treten sie ihren Dienst
an, während Sie gerade frühstücken oder in
der Stadt unterwegs
sind. Aber das Ergeb-
nis ihrer Arbeit lässt
sich sehen: Gründli-
cher geplegte Zimmer
und Bäder, frischere
Wäsche und Blumen
gibt es kaum. Dank
perfekter Logistik und richtigem Timing
gerät das Housekeeping-Team im «Widder
Hotel» selbst beim grössten Gästeansturm
nicht ins Schleudern.
Hotelunternehmer des Jahres
Brigitte und Christian Hoefliger-von Siebenthal, «Romantik Hotel Hornberg», Saanenmöser
«Die Authentizität und die gelebte Gast-
freundschaft sind uns das Wichtigste», sagen
Brigitte
und Christian
Hoeliger. Vor elf
Jahren haben
die beiden das
Chalethotel von
Brigittes Eltern
übernommen. Seitdem sind sie, ohne
Mäzene im Rücken, dafür mit Herz und
Verstand, ihrem eigenen Stil gefolgt und
haben bei den zahlreichen Erneuerungen des
Viersternehauses alles richtig gemacht.
Bestes Stadthotel der Schweiz: Beau-Rivage Palace, LausanneDer Belle-Epoque-Palast überzeugt mit unver-wechselbarer Identität. Nach einem Aufenthalt im «Beau-Rivage Palace» ist jede Nacht in einem anderen Schweizer Stadt hotel schwierig.
Einmalige Gelegenheit für Engadinliebhaber mit vielen Gästen
oder Kunstsammler auf der Suche nach grossen Räumen
Im Zentrum von Samedan
Unter der Leitung von Architekt Hans-Jörg Ruch aufwändig restauriertes und auf die heutigen, gehobenen
Bedürfnisse angepasstes, historisches Engadiner Bauernhaus mit Bauteilen aus dem 15./17. und 18.
Jahrhundert mit 14- Wohnräumen, darunter mehrere Original getäferte„Stüvas“, zu Wohnraum mit
doppelter Raumhöhe umgebauter Scheune, 8 Schlafzimmer mit 7 Bädern/ Nasszellen, mit 749,4 m2
der Inbegri� von Bright-Lights-Big-City-Glamour, und vom 23-Meter-Pool schaut man auf den Hudson. Trotz orientali-schem Serviceverständnis und dezentem asiatischem Dekor gibt das Hotel dem Reisenden zu jedem Zeitpunkt das Ge-fühl, dass er im Mittelpunkt des Big Apple angekommen ist.
Die Erkenntnis, die Destination opti-mal erlebbar zu machen, ist eigentlich alt: Bereits vor hundert Jahren verkör-perte das Raffles Singapore (28) die Quintessenz von Singapur besser als jedes andere Hotel der Stadt. Ähnliches lässt sich über The Peninsula Hong
Kong (5), Le Meurice (29) in Paris, das Adlon Kempinski (33) in Berlin und das Belmond Copacabana Palace (35) in Rio de Janeiro sagen.
Auch The Connaught (4), das Bel-
mond Hotel Cipriani (6) und das Hotel
Bel-Air (10) bringen den Esprit von Lon-don, Venedig und Los Angeles auf eine Weise zum Ausdruck, dass man als Ho-telgast die Stadt eigentlich gar nicht mehr besuchen muss. So wie man bei einem Aufenthalt im Park Hyatt Tokyo (8), im Royal Mansour (9) und im Address Downtown (16) glaubt, man habe Tokio, Marrakesch und Dubai be-reits hautnah erlebt.
Vermehrt überraschen City-Herber-gen mit unvergesslichen Erfahrungen ausserhalb der Hotels. Wer im Aman
Canal Grande Venice (14) eincheckt, er-schliesst sich nicht nur ein stylisches Zimmer, sondern erhält Zugang zum Besten, was Venedig zu bieten hat. Da winken etwa ein Besuch des Dogenpa-lasts ausserhalb der Ö�nungszeiten oder eine fachkundige Führung zu verborge-nen Gärten privater Palazzi. Das bestens vernetzte Hotelteam ö�net Türen und vermittelt jedem Gast die passenden lo-kalen Insider.
Weitere erwähnenswerte Neuzu-gänge sind das J.K. Place Roma (34), das Viceroy New York (40), das Manda-
rin Oriental Pudong (24) in Shanghai, das Opposite House (65) in Peking und das Palihouse Santa Monica (92) in Los Angeles.
Insgesamt wenig Bewegung gab es bei den Schweizer Stadthotels. Nur das Beste bietet unverändert das erstplatzierte Beau-Rivage Palace in Lausanne. So-eben hat der Pariser Innenarchitekt Pierre-Yves Rochon hundert Zimmer in cooler Opulenz fertig renoviert, und Ho-
teldirektor François Dussart sorgt zielbe-wusst für eine entspannte Ambiance im weitläu�gen Belle-Epoque-Palast. Auch im Dolder Grand (2) und im Fairmont
Le Montreux Palace (4) ist stets das Commitment der Hoteliers zu spüren.
Während sich das Widder Hotel (5) in Zürich qualitativ erfreulich entwickelt und im Spätherbst das vielversprechende Zweitlokal «AuGust» am Rennweg erö�-net, stellen wir im Baur au Lac (7) ge-plegte Stagnation fest.
Das Victoria-Jungfrau (12) scheint auch nach dem Verkauf an die Beteili-gungsgesellschaft Aevis mehr mit den Problemen unternehmerischer Struktu-ren beschäftigt als mit dem Gast. Es feh-len der Biss und die Handschrift von einst, und die angekündigten Renovatio-nen lassen auf sich warten.
Genfersee-Hotels im Aufwind. Im deutli-chen Aufwärtstrend ist die Genfersee-region. Zu den Durchstartern zählen hier das Genfer City-Resort La Réserve
Genève (3), das von Verkaufsgerüchten umwehte Lausanne Palace (11) und das Mirador Kempinski (13) ob Vevey. Alle drei Häuser zeigen, dass die Regie eines passionierten Gastgebers aus einem guten Hotel ein sehr gutes machen kann. Um einige Ränge steigern konnten sich auch das Art Deco Hotel Montana (16) in Luzern, das Beau-Rivage Neuchâtel
(18) und die Villa Principe Leopoldo (21) in Lugano. Das ungewöhnlichste Stadt-hotel der Schweiz, das teilweise auf Pfäh-len im See stehende Palafitte (24) in Neuenburg, konnte sein Formtief über-winden und bietet ein unvergleichliches, an die Malediven erinnerndes Erlebnis für Menschen, die sich aus dem Alltag träumen wollen.
Weltweit gross im Kommen sind soge-nannte Neighborhood Hotels. Lokal ver-wurzelte Hotels, die ihr Stadtviertel massgeblich prägen und Einheimischen wie Hotelgästen als erweitertes Wohn-zimmer dienen. Kein anderes Haus in der Schweiz verkörpert diesen Trend besser als das Krafft Basel, das erneut auf dem ersten Platz der heimischen Dreisterne- und Unique-Boutique-Stadthotels lan-det. Die Gastgeber Franz-Xaver Leon-hardt und Andi Steiner verbreiten eine ruhige Dynamik und lassen alles leicht wirken, obwohl viel Arbeit hinter ihrem Hotel steckt. Was leicht aussieht, ist oft-mals das Schwierigste. •