Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks – Education 2017-18 Leonard Bernstein: Symphonie Nr. 2 »The Age of Anxiety« Unterrichtsmaterial zu ECHTZEIT am 13. Juni 2018 in der Philharmonie im Gasteig Sir Antonio Pappano, Dirigent Kirill Gerstein, Klavier Autorin: Gabriele Puffer, Universität Augsburg
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Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks – Education 2017-18
Leonard Bernstein: Symphonie Nr. 2 »The Age of Anxiety«
Unterrichtsmaterial zu ECHTZEIT am 13. Juni 2018 in der Philharmonie im
Gasteig
Sir Antonio Pappano, Dirigent
Kirill Gerstein, Klavier
Autorin: Gabriele Puffer, Universität Augsburg
Inhalt
1. Allgemeine Hinweise
2. Lehrplanbezug
3. Informationen zum Werk
4. „Vier einsame Menschen in einer Bar“ – der Prolog
Formal wie gattungsmäßig ist Bernsteins zweite Symphonie nicht leicht einzuordnen.11 Der
Komponist bezeichnet sein Werk zwar ausdrücklich als „Symphonie“, knüpft aber nicht an
das romantische Ideal reiner Instrumentalmusik an. Betrachtet man Titel, Besetzungen und
Programmatik von Bernsteins drei Symphonien, so steht zu vermuten, dass er die Bezeich-
nung „Symphonie“ eher in der Nachfolge Gustav Mahlers auffasste: Keines der Werke
(erste Symphonie: Jeremiah, 1942; zweite Symphonie: The Age of Anxiety, 1948; dritte
Symphonie: Kaddish, 1963), steht in der traditionellen viersätzigen Form – zumindest nicht
in unmittelbar erkennbarer Weise. Auch die Besetzung sprengt den traditionellen Rahmen:
In der zweiten Symphonie tritt ein Klaviersolist zum Orchester, in der dritten kommen Spre-
cher, Gesangssolisten und zwei Chöre hinzu. Jeder der Symphonien liegt ein außermusi-
kalisches Programm zugrunde. Dabei verfolgte Bernstein immer den Anspruch, sich so-
wohl ästhetischen und gestalterischen Ansprüchen zu stellen, die sich aus der traditions-
reichen Geschichte der Gattung "Symphonie“ ergeben, als auch weltanschauliche und spi-
rituelle Anliegen einfließen zu lassen.12 In allen seinen Symphonien befasst er sich mit der
Krise des Glaubens als zentralem Thema des 20. Jahrhunderts13 und gibt sich dabei
gleichermaßen als weltanschaulich liberaler Pazifist zu erkennen wie als „hymnensingen-
der Gottsucher“.14
Gedicht und Symphonie The Age of Anxiety können als „Sinnbild für eine ganze Genera-
tion“ aufgefasst werden, die die Welt aus der Perspektive der USA nach dem Ende des
Zweiten Weltkriegs betrachtet: verunsichert durch die Schrecken der Shoah, geprägt von
Orientierungslosigkeit nach dem Ende der Kampfhandlungen und beeinflusst durch das
gesellschaftliche Klima der beginnenden antikommunistischen McCarthy-Ära.15 Darüber
hinaus kann der Titel aber auch auf die „Sieben Lebensalter des Menschen“ bezogen wer-
den, denen sich der zweite Abschnitt von Gedicht und Symphonie explizit widmet: den
Entwicklungsphasen des Menschen von der Kindheit über das Erwachsenenalter bis hin
zu Alter und Hinfälligkeit, mit all ihren Unsicherheiten und inneren Verwerfungen.
Existenzielle Verunsicherung, Verlorenheit und soziale Vereinzelung sind am Beginn von
Bernsteins Symphonie durch ein solistisches Klarinetten-Duo im ppp eindrucksvoll musi-
kalisch in Szene gesetzt. Der Komponist selbst sprach von „der einsamsten Musik, die ich
kenne.“16 Diese „Einsamkeitsmusik“ basiert auf einer melodische Wendung, die für die
11 Deshalb auch vom Thematisieren dieser Fragen in einem Unterrichtsbaustein abgesehen: Um die Beson-
derheiten von Bernsteins Komposition würdigen zu können, muss man bereits recht gut mit den Normen und Konventionen der Gattungen Symphonie und Klavierkonzert vertraut sein, was bei den meisten Schü-lern nicht der Fall sein dürfte. Ähnliches gilt für das Prinzip der Variation. Der inhaltliche Schwerpunkt des Materials liegt deshalb auf Beziehungen zwischen Bernsteins Musik und dem ihr zugrunde liegenden Programm.
Dazu komplementär gestaltet Bernstein ein „Reinheitsthema“,17 das im Epilog als musika-
lischer wie spiritueller Gegenentwurf zum Hauptthema eingeführt wird und sich am Ende
durchsetzt:
Ein drittes zentrales thematisches Element ist erstmals am Ende des Prologs zuhören: eine auf unbetonter Zählzeit beginnende, absteigende Skala, die alle 12 Töne der Klavia-tur enthält, aber nicht chromatisch ist:
Bernstein beschrieb diese Linie als musikalisches Sinnbild eines Abstiegs zum Unbewuss-
ten.18 Am Ende des Epilogs erklingt sie machtvoll in umgekehrter Richtung und kann dann
als Symbol einer „Bewusstwerdung“ gedeutet werden.19
Bernstein entschied sich für eine romantisch-symphonische Orchesterbesetzung, die er
mit zwei Klavieren und Schlagwerk anreicherte, was eine Reihe zusätzlicher, klanglich
reizvoller Möglichkeiten eröffnet:
Piccolo
Flöte I, II
Oboe I, II
Englischhorn
Klarinette in A (Bb) I, II
Bassklarinette in Bb
Fagott I, II
Kontrafagott
Horn in F I, II, III, IV
Trompete in C I, II, III
Posaune I, II, III
Tuba
Pauken
Percussion
Snare Drum, Bass Drum
Tenor Drum, Tam-Tam
Becken, Temple Blocks
Triangel, Glockenspiel
Xylophon, Celesta
Harfe
Pianino (im Orchester)
Piano (Solo)
Violine I, II
Viola
Violoncello
Bass
17 Bernstein o. J. (1950), S. III. 18 Bernstein o. J. (1950), S. II. 19 Wilkers 2017, S. 93.
Seite 8
Der anspruchsvolle Part des Solopianisten, der The Age of Anxiety zugleich auch als Kla-
vierkonzert erscheinen lässt, ist nach Aussage des Komponisten autobiografisch inspiriert
und fügt Audens Diagnose kollektiver Befindlichkeit einen individuellen Aspekt hinzu: „Ich
glaube, dass das Konzept einer Sinfonie mit Soloklavier aus meiner persönlichen Identifi-
kation mit dem Gedicht resultiert. So gesehen repräsentiert der Pianist den autobiographi-
schen Protagonisten, der gleichsam vor einem orchestralen Spiegel steht, in dem er sich
analytisch in modernem Ambiente betrachtet.“20
Der Titel und der Verweis auf das gleichnamige Gedicht von W. H. Auden sowie das eng
an Audens Text geknüpfte außermusikalische Programm, das Bernstein im Vorwort der
Partitur entfaltet,21 rücken die Komposition in die Nähe zur Sinfonischen Dichtung. Die
Verknüpfung zwischen Sprache und Musik geht dabei sehr weit: Audens Gedicht vereint
sprachlich virtuos verschiedenste Ebenen von der kunstvollen Lyrik bis hin zu umgangs-
sprachlichen Wendungen; damit korrespondiert die enorme stilistische Bandbreite, die Le-
onard Bernstein in den engen zeitlichen Rahmen seiner Symphonie integrierte. Sie reicht
von Anklängen an Mahler und Brahms über Zwölftontechnik bis hin zu Anklängen an Film-
musik; im Abschnitt The Masque bezieht er zeitgenössische Jazz-Elemente in den sym-
phonischen Kontext ein und folgt damit dem Vorbild von George Gershwins Rhapsody in
Blue. In The Seven Stages inszeniert Bernstein eine „innere Reise“ bzw. „Traum-Odyssee“
der vier Protagonisten der Handlung22 als „musikhistorisches Traumbild“, in dem in rascher
Folge Passagen in den musikalischen Personalstilen namhafter Vertreter der klassischen
Moderne vorbeiziehen: Bartók, Strawinsky, Prokofjew, Schönberg, Britten und Schostako-
witsch.23
Dieses auch für Bernsteins spätere Kompositionen noch charakteristische Einbeziehen
sehr heterogener musikalisch-historischer Stilmittel trug ihm wiederholt den Vorwurf des
Epigonalen und des Eklektizismus ein. Er selbst verteidigte dieses Vorgehen: „Wen auch
immer man sich anschaut, einschließlich Bach und Beethoven, man kann ihm den Vorwurf
des Eklektizismus machen. Je größer der Komponist, desto einfacher kann man ihm Ek-
lektizismus nachweisen. […] Wer bist Du, wenn du nicht die Summe aus der Vergangen-
heit ziehst?“24 Die musikalisch heterogenen Einzelkomponenten stehen niemals unverbun-
den nebeneinander, sondern sind durch vielfältige motivisch-thematische Bezüge zu ei-
nem organischen Ganzen verflochten.
20 Bernstein 1993, zit. n. Wilker 2017, S. 93. 21 Bernstein o. J. (1950). 22 Bernstein o. J. (1950), S. II. 23 Wilker 2017, S. 94. 24 Wilker 2017, S. 100.
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Nicht nur durch die engen programmatischen Bezüge, sondern auch im formalen Gesamt-
konzept seiner Symphonie orientiert sich Bernstein an Audens Langgedicht. Dieses be-
steht aus sechs Teilen, die je eine Überschrift tragen und so auch in Bernsteins Partitur
erscheinen. Bernstein weicht allerdings auch von Audens formalen Konzept ab: Er fasst
jeweils drei dieser Teile zu einem zusammenhängenden musikalischen Satz zusammen,
die musikalischen Proportionen entsprechen nicht denen des Texts. Bernsteins beide
Sätze sind etwa gleich lang, was den Teilen Dirge, Masque und Epilogue deutlich höheres
Gewicht verleiht, als sie es in Audens Dichtung haben. Dem recht kurzen Prologue folgt
der zeitlich ausgedehnteste Abschnitt, The Seven Ages. Die übrigen Teile sind mit einer
Dauer von je ca. 5 Minuten zeitlich alle in etwa gleich gewichtet:
W. H. Auden, The
Age of Anxiety
(1947)25
L. Bernstein, The Age of Anxiety (1949) Dauer26
Part One: Prologue
(S. 3-21)
Part I The Prologue
Lento moderato
2:20
Part Two: The Seven
Ages (S. 23-46)
The Seven Ages
L’istesso tempo
8:23
Part Three: The
Seven Stages (S. 47-
81)
The Seven Stages
Molto moderato, ma movendo
5:52
Part Four: The Dirge
(S. 83-86)
Part II The Dirge
Largo
5:38
Part Five: The
Masque (S. 87-102)
The Masque
Extremely fast
4:27
Part Six: Epilogue (S.
103 – 108)
The Epilogue
L’istesso tempo
5:20
Betrachtet man den zweiten Teil der Symphonie genauer, so liegt der Schluss nahe, dass
Bernsteins Abweichung von Audens Disposition auch mit der Absicht begründet sein
könnte, an die traditionellen Satztypen der klassisch-romantischen Symphonie anzuknüp-
fen: Part I entspräche dann einem sehr ausgedehnten, in der Form frei gestalteten Kopf-
satz mit langsamer Einleitung. Part II enthält die Pendants zum langsamen Satz (The
Dirge), zum Scherzo (The Masque) und zum Finalsatz, der in eine hymnisch-triumphale
25 Vgl. Auden (2011) 26 Dauern aus Bernstein 1950/ 1998 (Einspielung unter Leitung des Komponisten)
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Apotheose mündet.27 Interessanterweise ist ausgerechnet das vom zeitgenössischen Jazz
inspirierte The Masque für Klavier und Percussionsinstrumente, das beim ersten Hören als
hektische Abfolge rasch wechselnder musikalischer Elemente erscheint, in Sonatensatz-
form gestaltet.
Zudem nützt Bernstein die formbildende Kraft unterschiedlicher harmonischer Ausdrucks-
mittel und -intensitäten: Beginn und Ende der Symphonie sind klar tonal gestaltet, auf Ba-
sis von Dreiklangsharmonik, die mit Chromatik und Dissonanzen angereichert ist. In Pro-
logue und Variation I erzeugt der Komponist eine archaisch anmutende Atmosphäre, der
Epilog erinnert in seiner opulenten Harmonik eher an symphonische Filmmusik. In The
Dirge (Klagegesang), am Punkt größter zeitlicher Entfernung zu beiden Polen und als äu-
ßerster Kontrast zu ihnen, wird dodekaphones Material verarbeitet und „der Zustand der
Verlorenheit nach dem Verlust einer Vaterfigur […] mit den Mitteln der Dissonanz und Ato-
nalität dargestellt.“28 Die Variationsfolgen des ersten Teils und The Masque in Teil 2 bilden
mit ihren komplexen, aber stets noch tonal gebundenen harmonischen Abläufen jeweils
eine Art Brücke zwischen den Extremen.
Auch in den Variationssätzen The Seven Ages und The Seven Stages handhabt Bernstein
ein tradiertes musikalisches Gestaltungsprinzip auf unübliche Weise: Die Variationen ver-
arbeiten kein gemeinsames Thema, sondern sind in assoziativer Art miteinander verkettet:
Jede Variation greift ein Element der jeweils vorhergehenden auf und entwickelt es weiter.
Musikalische Einheit entsteht unter anderem durch das kontinuierliche Aufscheinen von
Hauptthema und Skalen-Motiv in verschiedenen Verarbeitungen.
27 Wilker 2017, S. 94 f.; o. J. (1950), S. III. 28 Wilker 2017, S. 95.
Seite 11
4. „Vier einsame Menschen in einer Bar“ – der Prolog
Dauer: Je nach Leistungsfähigkeit der Gruppe und gewähltem Vorgehen ca. 30 Minuten
Ziele
Die Schülerinnen sollen
einen ersten Eindruck der Klanglichkeit von Leonard Bernsteins Musik erhalten,
einen inhaltlichen Einstieg in das Werk bekommen,
den Beginn der Symphonie genau kennenlernen.
Materialien
Aufnahme des Prologs (bis zum Ende der Flöten-Melodie, zwei Takte vor Var. I, ca.
2’15)
Projektion: Bar-Szenen (siehe Anhang)
Vorgehen
„Der Dichter und der Komponist Leonard Bernsteins erzählen uns gemeinsam eine Ge-
schichte. Das Geschehen beginnt an einem Novemberabend in einer New Yorker Bar.
Welche Stimmung herrscht dort
– welches Bild passt?“
Zeigen der Projektion und Vor-
spielen des Prologs bis Ende
von Takt 6 (nach ca. 28“)
Kurzes Gespräch: Warum passt
(nur) das Bild des Einsamen?
(Instrumentierung, Tempo, ext-
rem zurückgenommene Laut-
stärke, Tonalität, „leere“ Zusam-
menklänge etc.)
„In dieser Bar halten sich vier
Menschen auf, die sich bisher
nicht kannten. Nach einiger Zeit
kommt ein Gespräch in Gang.“
Seite 12
Einteilen der Schülerinnen in Gruppen à 5-6.
Auftrag: „Baut ein Standbild und orientiert euch dabei an der Musik!
Stellt euch die vier Personen möglichst genau vor. Wie sehen sie aus? Wie alt sind sie?
Wie sehen sie aus, unmittelbar bevor der erste zu sprechen beginnt? Wie sind sie im
Raum verteilt? Stehen sie nebeneinander an der Bar? Sitzen sie einzeln an Tischen?
Wie stehen bzw. sitzen sie im Verhältnis zueinander? Sie müssen einerseits ‚einsam‘
sein, sie sind sich ja nie zuvor begegnet. Andererseits muss es möglich sein, ein Ge-
spräch zu beginnen. Probiert verschiedene Möglichkeiten!“
Schritt 1: Anhören des gesamten Prologs, ohne bereits aktiv zu werden & ohne zu
sprechen; möglichst genaues Vorstellen der Akteure und der Szene!
Schritt 2: Ausprobieren in der Gruppe, ohne Musik (ca. 5 Minuten).
Schritt 3: Erproben des Gefundenen mit Musik (ca. 3 Min.)
Schritt 4: Präsentation der entwickelten Lösungen im Plenum, zur Musik (10-12 Min.).
Welche Lösung, welches Lösungselement überzeugt am meisten? (Kriterien: Plausibi-
lität, möglichst gute Passung von Haltung, Mimik, evtl. auch Gestik zur Musik und zum
Thema!)
Weiterführung: Gemeinsame Überlegung: Worum könnte es im Gespräch der Vier ge-
hen? Welche Themen, welche Ereignisse wären nach einem solchen Einstieg zu erwar-
ten? – Hier lässt sich der nächste Unterrichtsbaustein anschließen.
Dauer: Je nach Leistungsfähigkeit der Lerngruppe und gewähltem Vorgehen ca. 90 Minu-ten.
Ziele
Die Schüler*innen sollen
einen Überblick über den Verlauf der Symphonie bekommen,
einzelne Abschnitte genauer kennenlernen,
einige Zusammenhänge zwischen außermusikalischem Programm und musikali-scher Gestaltung erschließen.
Materialien
Hörbeispiele:29 o HB 1: Beginn von Part I („Prologue“, Klarinetten-Duo), bis ca. 0’43 (Takt 11) o HB 2: Beginn von Part I, Abschnitt 2 (The Seven Ages, Klavier-Solo), bis ca.0‘43); o HB 3: Beginn von Part II (The Dirge), Anfang bis ca. 0’40 (Takt 8/ vor dem Klavier-
einsatz) o HB 4: Beginn von Part II, Abschnitt 2 (The Masque), Anfang bis ca. 0’34 (Ziffer 11) o HB 5: Part II, Ende von Abschnitt 3 („Epilogue“), ca. 3’20 (Ziffer J, Streicher/ Flöte/
Harfe)
Sortierkarten: Abschnitte der Handlung, Beschreibung der Musik, Wellenform-Bilder, Themen (siehe Anhang)
o Auswahl je nach gewünschtem Vorgehen und Leistungsfähigkeit der Klasse o Verwendung auf dem Overhead-Projektor, evtl. auch ausgedruckt als Grund-
lage für Kleingruppenarbeit (1 Kartensatz pro Gruppe)
Vorgehen:
Einstieg im Plenum: Erkunden zweier kontrastierender Ausschnitte:
Zeigen der beiden Textkarten „Prolog“ und „Epilog“ sowie der Beschreibungskarten 1 und 5; Anhören von HB 1 und 5 → Was gehört zusammen?
29 Alle Taktangaben beziehen sich auf die 1950 in New York erschienene Partitur (Bernstein o. J. (1950),
Zeitangaben auf die ebenfalls 1950 entstandene Aufnahme des Werks mit dem New York Philharmonic Orchestra unter Leitung des Komponisten (Bernstein 1950/1998).
Seite 14
Information durch die Lehrkraft:
Wie verläuft diese Nacht? In welcher Reihenfolge geschehen die Ereignisse?
Sortieraufgabe (Gruppenarbeit, alternativ: Plenum): Vorspielen aller 5 Musikbeispiele (einschließlich der bereits bekannten), in der richtigen Reihenfolge. -> Was gehört zu-sammen? In welcher Reihenfolge? Ordnet die Karten richtig zu!
Gemeinsames Besprechen, dabei nach Bedarf nochmaliges Anhören der Ausschnitte und ergänzende Informationen durch die Lehrkraft.
Zum Abschluss: Anhören des gesamten letzten Teils (Epilog) im Zusammenhang (Dauer ca. 5’15). Evtl. Mitzeigen im Wellenform-Bild (M##).
Inhaltliche Information dazu:
Leitfrage: Wie könnte die „Lösung“ der persönlichen Probleme, die die vier Personen
der Handlung entdeckt haben, aussehen? Was könnte gemeint sein?
(Weiterführende Überlegung: Eine Lösung ist zwar gefunden. Das Einsamkeits-
Thema vom Anfang ist aber auch immer noch zu hören. Das Happy End ist also in der
Musik strahlend, aber nicht perfekt. Wie lässt sich dies deuten?)
Leonard Bernsteins zweite Symphonie heißt „The Age of Anxiety“. Das lässt sich mit „Das Zeitalter (oder Lebensalter) von Unsicherheit und Angst“ übersetzen.
In dieser Symphonie wird mit musikalischen Mitteln eine Geschichte erzählt: Vier ein-same Menschen treffen sich in den 1940er Jahren zufällig in einer New Yorker Bar.
Sie alle leben in einer unsicheren Zeit und blicken ängstlich in die Zukunft. So kommen sie ins Gespräch. Miteinander durchleben sie einen Abend und eine Nacht.
Am Ende haben zumindest einige von ihnen einen Ausweg aus ihrem Unglück und ihrer Verunsicherung entdeckt.
Hier ist der positive Wendepunkt der Geschichte zu hören:
Zuerst verbreitet das Klavier nochmals hektische, jazzige Partystimmung.
Schon bald kommt aber eine ruhige Trompeten-Melodie dazu, mit der der Komponist
eine Lösung für alle Probleme ausdrücken wollte. Diese Melodie setzt sich allmählich
gegen das Chaos durch.
Am Ende spielt fast das gesamte Orchester diese Melodie, die für Leonard Bernstein
„Reinheit“ symbolisiert.
Seite 15
6. „Ich kann keinen Tag ohne Musik leben“: Wer war Leonard
Bernstein?
Dauer: Je nach Leistungsfähigkeit der Lerngruppe ca. 30 Minuten.
Ziel
Die Schülerinnen sollen einen Eindruck bekommen von der Vielseitigkeit des „musikali-schen Universalgenies“ Leonard Bernstein
Materialien
Arbeitsblatt mit Kreuzworträtsel „Ich kann keinen Tag ohne Musik leben“: Wer war Le-onard Bernstein?
Rundfunksendung „25. August 1918: Leonard Bernstein wird geboren“, Quelle: https://www.br-klassik.de/audio/whg-25081918-leonard-bernstein-wird-geboren-100.html (Dauer: 2:34)
Vorgehen Plenum: Austeilen des Kreuzworträtsels Einstieg mit Anhören der Rundfunksendung
Einzel- oder Partnerarbeit: Anschließend erlesen sich die Schüler*innen die noch fehlenden Informationen aus
der Quelle https://www.br-klassik.de/programm/sendungen-a-z/mittagsmusik/portraet-leonard-bernstein-100.html
Plenum:
Besprechung der Lösung.
Weiterführende Möglichkeit: Gemeinsames Anschauen des Abschnitts The Masque (als
des bekanntesten Ausschnitts) aus The Age of Anxiety. Video mit dem London Symphony
Orchestra und Krystian Zimerman, Piano, unter Leitung des Komponisten:
Online zugänglich unter https://www.youtube.com/watch?v=SWK6iNROqYQ, Dauer: 2’45.
Das Stück kann als prototypisch für Bernsteins zweite Symphonie wie für seine Musik ins-
gesamt verstanden werden: Stilistisch enthält es deutliche Anklänge an den New Yorker
Jazz der 1930er und 1940er Jahre, formal folgt es den Vorgaben der Sonatensatzform.
Bernstein ist im Video einerseits als Dirigent repräsentiert, andererseits als Komponist, der
sich einerseits über Genregrenzen hinwegsetzte und andererseits souverän über die
„Handwerkstechniken“ der klassischen Komposition verfügte.
Offizieller Youtube-Channel über Leonard Bernstein: https://www.youtube.com/chan-
nel/UCGmGJfwD5NaYvJt57mc1fVw
Leonard Bernstein dirigiert "The Masque" aus "The Age of Anxiety":
https://www.youtube.com/watch?v=SWK6iNROqYQ
Video mit dem London Symphony Orchestra und Krystian Zimerman, Piano, unter Leitung
des Komponisten
8. Anhang Arbeitsblätter und ergänzende Materialien
5. Sortierkarten
Die sieben Lebensalter
Die vier einsamen Barbesucher kommen ins
Gespräch. Sie reden über die „sieben
Lebensalter“ des Menschen, beginnend mit
der Kindheit.
Epilog
Nach einer durchwachten, durchfeierten und
durchdiskutierten Nacht haben die vier Gefährten Klarheit
gewonnen. Ihnen ist deutlich geworden, dass ihr Glaube
ihnen helfen wird, aus ihrer Einsamkeit und Unsicherheit
herauszufinden. Alle finden sich zusammen zu einer
zuversichtlichen Aussage neu erlebten Glaubens.
Prolog
Vier einsame Menschen – eine junge Frau und
drei Männer – sitzen in einer Bar. Sie alle sind
verunsichert, hängen ihren Gedanken nach
und versuchen, sich durch Trinken von ihren
Problemen abzulenken.
Trauergesang
Die vier beklagen den Verlust des großen
"Übervaters" (der in Wahrheit nie existiert
hat): Sie vermissen einen großen Anführer, der
immer weiß, wo das Problem liegt, der stets
eine Lösung findet, und der ihnen alle
Verantwortung abnimmt.
Maskerade
Die Gruppe will eine Party feiern, aber alle sind
müde und voller Schuldgefühle. Aus Angst, den
anderen den Spaß zu verderben, mag keiner
zugeben, dass er eigentlich nach Hause und ins
Bett möchte. Die Vier sind einerseits in
Partystimmung, andererseits nervös und
Zwei Solo‐Klarinetten spielen leise und in
getragenem Tempo eine melancholische
Melodie
Dies ist der Beginn eines hektisch‐nervösen
und dynamisch sehr kontrastreichen Stücks:
Klavier und Percussionsinstrumente spielen in
hohem Tempo und äußerst virtuos zusammen.
Deutlich hörbar sind Jazz‐Elemente
eingebettet.
In einem kurzen Klavier‐Solo wird ein
Zwölfton‐Akkord aufgeschichtet.
Nach oben hin wird diese Tonfolge immer
leiser: Eine selbstsichere Behauptung, die in
eine Frage mündet?
Es folgt eine Art Trauermarsch, der
klanglich von den Oboen dominiert wird
Die Streicher spielen eine sanfte Melodie,
die Heiterkeit und Zuversicht ausstrahlt,
ähnlich dem Happy End in Filmmusiken.
Allmählich kommt das ganze Orchester
hinzu.
Das Werk endet mit einer großen
Schlusssteigerung.
Am Beginn steht ein etwa 40 Sekunden
dauerndes Klavier‐Solo, das die Klarinetten‐
Melodie aus dem Prolog aufgreift und
weiterführt.
Später kommt das Orchester dazu, Celesta
und Glockenspiel setzen glitzernde
Klangakzente.
5. Lösung:
Die sieben Lebensalter
Die vier einsamen Barbesucher
kommen ins Gespräch. Sie reden über
die „sieben Lebensalter“ des
Menschen, beginnend mit der Kindheit.
Dies ist der längste Abschnitt der
Symphonie.
Am Beginn steht ein etwa 40
Sekunden dauerndes Klavier-Solo,
das die Klarinetten-Melodie aus dem
Prolog aufgreift und weiterführt.
Prolog
Vier einsame Menschen – eine junge Frau
und drei Männer – sitzen in einer Bar. Sie
alle sind verunsichert, hängen ihren
Gedanken nach und versuchen, sich durch
Trinken von ihren Problemen abzulenken.
Zwei Solo-Klarinetten spielen leise und
in getragenem Tempo eine
melancholische Melodie
Trauergesang
Die vier beklagen den Verlust des
großen "Übervaters" (der in Wahrheit
nie existiert hat): Sie vermissen einen
großen Anführer, der immer weiß, wo
das Problem liegt, der stets eine
Lösung findet, und der ihnen alle
Maskerade
Die Gruppe will eine Party feiern, aber
alle sind müde und voller
Schuldgefühle. Aus Angst, den anderen
den Spaß zu verderben, mag keiner
zugeben, dass er eigentlich nach
Hause und ins Bett möchte. Die Vier
Dies ist der Beginn eines hektisch-
nervösen Stücks, das wie ein
dynamisch rasch wechselnden
„Klangband“ aussieht:
Klavier und Percussionsinstrumente
spielen in hohem Tempo und äußerst
virtuos zusammen.
In einem kurzen Klavier-Solo wird
ein Zwölfton-Akkord aufgeschichtet.
Nach oben hin wird diese Tonfolge
immer leiser: Eine selbstsichere
Behauptung, die in eine Frage
mündet?
Es folgt eine Art Trauermarsch, der
Epilog
Nach einer durchwachten,
durchfeierten und durchdiskutierten
Nacht haben die vier Gefährten Klarheit
gewonnen. Ihnen ist deutlich geworden,
dass ihr Glaube ihnen helfen wird, aus
ihrer Einsamkeit und Unsicherheit
Die Streicher spielen eine sanfte
Melodie, die Heiterkeit und
Zuversicht ausstrahlt, ähnlich dem
Happy End in Filmmusiken.
Allmählich kommt das ganze
Orchester hinzu.
Das Werk endet mit einer großen
Löse das Kreuzworträtsel mit Hilfe der Informationen, die du unter https://www.br-klassik.de/programm/sendungen-a-z/mittagsmusik/portraet-leonard-bernstein-100.html findest!