Landwirtschaftliche Produktionssysteme und ihre Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich Unterlagen für Studierende an der Universität Göttingen Folkhard Isermeyer, Mai 2012 Hinweis: Diese Datei steht als eigenständige PDF-Datei im Netz, eine Vorläuferversion ist kleinkopiert in das Vorlesungsskript integriert.
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Landwirtschaftliche Produktionssysteme und ihre Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich Unterlagen für Studierende an der Universität Göttingen.
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Landwirtschaftliche Produktionssysteme und ihre Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich
Unterlagen für Studierende an der Universität Göttingen
Folkhard Isermeyer, Mai 2012
Hinweis: Diese Datei steht als eigenständige PDF-Datei im Netz, eine Vorläuferversion ist kleinkopiert in das Vorlesungsskript integriert.
Isermeyer 2
Gliederung
1 Agrarwelt im Wandel
1.1 Weltweite Tendenzen
1.2 Deutschland: Position und Perspektiven
2 agri benchmark – weshalb und wie?
3 Ausgewählte Ergebnisse
3.1 Ackerbau
3.2 Milch
3.3 Rindfleisch
4 Ausblick
Isermeyer 3
Weltmarktpreise für Agrarprodukte und Erdöl(1991-2011, Jahresdurchschnitte)
Erdölpreis …60, 70, 80, 90 , 100, … $/barrel Bioenergie wird auch ohne Politik rentabel zunehmende Verknappung bei Food & Feed Ankopplung der Nahrungsmittel- an die Erdölpreise
Wie weit kann das gehen?
● Welt-Energiebedarf: ca. 12 Mrd. t Öläquivalent pro Jahr● Bioenergie-Ertrag pro Hektar LF: Ø 3 t/ha Öl (Raps 1,5 bis Palm 5,0) 1% „Welt-Energie“ aus Bioenergie benötigt + 40 Mio. ha LF
● Genutzte Ackerfläche für food & feed : 1,5 Mrd. ha● Mittelfristig erschließbare Expansionsfläche: 500 Mio. ha (?) Bioenergie vom Acker reicht für max. 15 % des Welt-Energiebedarfs
Anhaltend hohe Erdölpreise führen die Welt-Landwirtschaft an ihre Leistungsgrenze. Auch bei starken Ertragssteigerungen kann die Bioenergie den Welt-Energiebedarf nicht annähernd decken.
Weltweite Trends
Isermeyer 7
Wie wirken sich hohe Agrarpreise auf die Landwirtschaft aus?
Kurzfristig
● Das Leben wird leichter …
Mittel- und langfristig
● Das Leben wird leichter … für Grundeigentümer
● Unveränderter Wettbewerb zwischen den Landwirten „do things right!“ „do right things!“
Isermeyer 8
+110 %
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
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Pflanzliche Produktion
1986/88 1996/98 2006/08
Mio
. t
+24 %
+74 %
+40 %
+14 %
+29 %
+133 %
+145 %
+66 %
-17 %
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
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Mil
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Tierische Produktion
1986/88 1996/98 2006/08
+21 %
+50 %
+59 % +141 % +30%
+85 %
+15 %
+364 %
Weltweite Erzeugung nach Produktgruppen
Quelle: FAOSTAT, eigene Berechnungen.1) Milch als Trockenmasse angegeben (12,5%)
Weltweite Trends
Isermeyer 9
+20%
+39%
-4%
+178%
120%
+20%
+206%
+124%
-3%
Anbauflächen in den letzten 4 Jahrzehnten, weltweit
Quelle: FAOSTAT, eigene Berechnungen
Getreide Ölfrüchte Hülsenfrüchte Wurzel- und Knollenfrüchte
Zuckerpflanzen Obst, Gemüse, Nüsse
Mio
. h
a
0
100
200
300
400
500
600
700
800
76/7
8
86/8
8
97/9
8
06/0
8
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8
86/8
8
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8
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8
76/7
8
86/8
8
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8
06/0
8
76/7
8
86/8
8
97/9
8
06/0
8
76/7
8
86/8
8
97/9
8
06/0
8
76/7
8
86/8
8
97/9
8
06/0
8
+115%
+72%
+208%
+73%
-46%
-4%
+40%
+4%
+9%
+34%
-3%
-7%
-9%
-42%
-31%
+10%
+25%
-6%
0
100
200
300
400
500
600
700
800
Die Zahlen in den Legenden bedeuten die prozentuale Änderung der Anbauflächen 2006/08 zu 1976/78
Sorgh.
Hirse
Sonst.
Gerste
Reis
Mais
Weizen
Oliven
Cocos
Sonstige
Palmöl
Sonnenbl.
Erdnüsse
Raps
Soja
Baumwolle
Obst
Gemüse
Nüsse
Zuckerrohr
Zuckerrübe
Kartoffeln
Maniok
Sonstige
Bohnen
Erbsen
Sonstige
Weltweite Trends
Isermeyer 10
Getreidefläche und Erträge (weltweit, 1967/69 – 2007/09)
Erträge (t/ha) 1,68 2,14 2,54 3,05 3,50
Quelle: FAOSTAT, eigene Berechnungen.
0
50
100
150
200
250
1967/69 1977/79 1987/89 1997/99 2007/09
Ind
ex (
1967
/69
= 1
00 %
)
100 105 103 100 103
Anbaufläche100
127
151
181
208
Erträge
Isermeyer 11
+474 % +102 % +203 %+166 %
+113 % +123 % +328 % +105 %
+112 %+110 %
+385 %
Pflanzliche Erzeugung nach Regionen
Getreide
Ölfrüchte
Obst und Gemüse
Europa Nordamerika Südamerika Afrika Asien Ozeanien
+41 % +97 % +37 %+1 %
+97 %
+29 %-2 %
0
400
800
1200
Europa Nordamerika Südamerika Afrika Asien Ozeanien
Mio
. t
0
20
40
60
80
Europa Nordamerika Südamerika Afrika Asien Ozeanien
Mio
. t
1976/78 1986/88 1996/98 2006/08
0
400
800
1200
1600
Europa Nordamerika Südamerika Afrika Asien Ozeanien
Mio
. t
1976/78 1986/88 1996/98 2006/08
1976/78 1986/88 1996/98 2006/08
Quelle: FAOSTAT, eigene Berechnungen.
Weltweite Trends
Isermeyer 12
+277 %
Tierische Erzeugung nach Regionen
Milch
Fleisch
+47 % +150 % +133 % +100 %-16 %
+78 % +225 % +129 % +387 % +38 %+6 %
Europa Nordamerika Südamerika Afrika Asien Ozeanien
0
50100
150
200250
300
Europa Nordamerika Südamerika Afrika Asien Ozeanien
Mio
. t
02040
6080
100120
Europa Nordamerika Südamerika Afrika Asien Ozeanien
Mio
. t
1976/78 1986/88 1996/98 2006/08
Quelle: FAOSTAT, eigene Berechnungen.
1976/78 1986/88 1996/98 2006/08
Fischfang und Aquakultur
020406080
100120
Europa Nordamerika Südamerika Afrika Asien Ozeanien
Mio
. t
1976/78 1986/88 1996/98 2006/08Aquakultur
+232 %+15 % +40 % +124 % +107 % +330 %
Weltweite Trends
Isermeyer 13
Ernährungswirtschaftlicher Warenverkehr Deutschlands nach Warengruppen (2006/08)
Quelle: BMELV, eigene Berechnungen1) Exporte minus Importe
Obst, Gemüse, Zierpflanzen
Futtermittel und Ölfrüchte, Öle und Fette
Fische und Fischerzeugnisse
Hopfen und Alkohol
Eier und Eiprodukte
Kartoffeln und Kartoffelerzeugnisse
Zucker und Kakao
Fleisch und Fleischerzeugnisse,lebende Tiere
Molkereierzeugnisse inkl. Käse,Quark und Butter
Getreide und Getreideerzeugnisse(inkl. Reis)
Mrd. Euro
-14,4
-10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10
ExportImport
Mrd. Euro
-6 -4 -2 0 2 4 6
-9,4
Nettoexport1)Nettoimport1)
Position Deutschlands
Isermeyer 14
Änderung von Produktionsmengen und –anteilen (1996/98 und 2006/08) in %
Die aufgezeigten Länder repräsentieren ca. 78 % der Bevölkerung in der EU-27 Quelle: FAOSTAT, eigene Berechnungen
Änderung der Produktionsmenge (2006/08 gegenüber 1996/98)
Anteil der Produktionsmenge an der EU-27 (1996/98 / 2006/08)
Quelle: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
Demographische Perspektiven
Isermeyer 21
Gebäude etc. +26%(+1 Mio. ha)
Verkehr
+18%(+2 Mio. ha)
Wald
WasserErholung
-15%(-3 Mio. ha)
andere Nutzung
Landwirtschaft
Flächennutzung in Deutschland – was eine Fortschreibung der Trends 2000-2009 bis 2060 bedeuten würde
0%
100%
2009 2060
Quelle: Destatis, eigene Berechnungen. Bildquelle: Google Earth
Annahme: Lineare Fortschreibung der Entwicklung 2000-2009 bis 2060. Nachdem „Flächen anderer Nutzung“ aufgebraucht sind, geht Flächenbedarf, der bisher aus dieser Quelle gestillt wurde, zulasten der Landwirtschaftsfläche.
50%
Perspektiven der Flächennutzung
Landwirtschaftliche Fläche
Waldfläche
Isermeyer 22
Zwischenfazit für die Analyse der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
(1) Bioenergie wird sich bei hohen Erdölpreisen auch ohne staatliche Förderung weltweit ausbreiten.
(2) Bei hohen Erdölpreisen werden die Agrarpreise deutlich höher liegen als bisher, aber stark schwanken.
(3) Traditionellen Politikdebatten in der EU („großflächiges Brachfallen bei Freihandel?“) wird der Boden entzogen.
(4) Strukturwandel läuft weiter (Wachsen u. Weichen; regionale Konzentration), bei hohen und bei niedrigen Agrarpreisen
(5) Analyse der Wettbewerbsfähigkeit bleibt wichtig, bei hohen und bei niedrigen Preisen („Do things right, do right things“)
Isermeyer 23
Gliederung
1 Agrarwelt im Wandel
1.1 Weltweite Tendenzen
1.2 Deutschland: Position und Perspektiven
2 agri benchmark – weshalb und wie?
3 Ausgewählte Ergebnisse
3.1 Ackerbau
3.2 Milch
3.3 Rindfleisch
4 Ausblick
Isermeyer 24
Alles unter Kontrolle?
agri benchmark ist Teil eines globalen Navigationssystems für den Agrarsektor.
Es liefert für typische Betriebe aktuelle Informationen über
Kühe / BetriebMilchertrag (kg/Kuh)% Betriebe >2 x Melken% Kühe mit bST
Quelle: USDA-ERS (2007); eigene Berechnungen
356.829
00
697.779
47
1338.268
613
2958.829
2319
6669398
4521
2.0839.160
4420
Sonstige variable Kosten
Auf dem Betrieb erzeugtes Futter
Zukauffutter
Maschinen, Geräte,Gebäude
Fremd-AK
Familien-AK
Erlöse (Milchund andere)
Sonstige Gemeinkosten
Isermeyer 53
Quotenausschöpfung in der EU, 2005-2008(blau: Quote ausgeschöpft, gelb: Quote nicht ausgeschöpft)
--
-
--
--
-
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-
-
--
- -
-
-
+
+
+
+
+
+
+
Schweden
Finnland
Estland
Lettland
Litauen
PolenDeutschland
Großbritannien
Irland
Portugal
Malta
ZypernGriechenland
Italien
Frankreich
Spanien
Dänemark
Niederl.
Rumänien
Bulgarien
Tschechien
Slowakei
Ungarn
Slowenien
Belgien
Luxemburg +
-
Österreich
Quelle: Wille (2009), agrifuture spring 2009
Isermeyer 54
Rindfleisch: Produktionssysteme
Grünland basierte Systeme, vorwiegend in der südl. Hemisphäre sowie Irland, GB,überwiegend Ochsen
I. Weide
Mais, Getreide, Soja + Heu / Stroh basiert in Feedlots, v.a. in USA, CAN, AUS, Spanien, überwiegend Ochsen, zugekaufte Futtermittel
III. Feedlot
II. Silage
Mais- (u. Gras-) silage + Getreide / Soja basiertes System in den inten-siven Betrieben in Mitteleuropa, Italien, GB, Norwegen, Schweden, China, vorwiegend Bullen in Stallhaltung
IV. Cut & Carry
Frisches Graswird täglich vorgelegt, vorw. In Kleinhaushalten in Entwicklungs-ländern, z. B. Indien, Indonesien, teilweise China
Isermeyer 55
Produktionskosten nach Produktionssystem
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
IE-1
85U
K-3
5A
R-8
00A
R-2
200
BR
-140
BR
-240
BR
-340
BR
-600
BR
-600
BC
O-7
5A
U-4
50A
U-7
20
AT
-25F
AT
-35
AT
-120
AT
-150
TD
E-2
30D
E-2
60D
E-2
80D
E-8
00D
E-5
25T
FR
-45
FR
-70
FR
-90A
FR
-90B
IT-9
10IT
-288
0TU
K-9
0U
K-9
8S
E-1
60N
O-1
7N
O-6
0P
L-12
PL-
30C
N-3
00
ES
-700
ES
-790
ES
-580
0C
A-9
600
US
-720
0B
R-1
550
PE
-110
0C
N-9
40A
U-2
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A-7
5K
ID-S
U-1
ID-S
U-2
EUR / 100 kg Schlachtgewicht
Grünland
Feedlot
Silage
Cu
t &
Car
ry
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Gliederung
1 Agrarwelt im Wandel
1.1 Weltweite Tendenzen
1.2 Deutschland: Position und Perspektiven
2 agri benchmark – weshalb und wie?
3 Ausgewählte Ergebnisse
3.1 Ackerbau
3.2 Milch
3.3 Rindfleisch
4 Ausblick
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• Schwein und Geflügel
- günstigere Wettbewerbsposition als Rindfleisch
- aber: abhängig von Tierschutz- und Umweltpolitik
• Bioenergie
- Ölpreisanstieg und Biokraftstoff-Beimischung: Agrarpreise und Pachtpreise steigen weltweit
- EEG (Biogas): Pachtpreise und Futterkosten steigen in Deutschland
Isermeyer 58
Bioenergie von deutschen Feldern, 2011Schätzung für 2011, in % des Endenergieverbrauchs (EEV)
Anteil Erneuerbare Energie
am EEV12,2 %
BiomasseSonstige, v.a. - Wasser 0,8 %
- Wind 1,9% - Solar 1,0%
4,0 %8,2 %
67 % 33 %
ausAckerfrüchten
ausHolz
3,3 % 4,3 %
40 % 52 %
0,6 % ausAbfällen*
8 %
in Deutschlanderzeugte
Ackerfrüchte
im AuslanderzeugteAckerfrüchte
~2,5%~0,8%
~75 % ~25 %
* Klärgas, Deponiegas und Energie aus dem biogenen AbfallanteilQuelle: BMU 2012, Importanteil eigene Schätzung
Bioenergie auf >17% der deutschen Ackerfläche, aber nur < 3% Beitrag zur Energieversorgung
Isermeyer 59
Klimawandel und Wettbewerbsfähigkeit
Veränderung der Ø Jahresniederschläge
bis 2100 (%)
Quelle der Karte: Grünbuch der EU-Kommission KOM (2007)354
Isermeyer 60
Perspektiven
• Interessierte und finanzierte Netzpartner / zentrale Infrastruktur
• Global: Typische Betriebe im globalen Vergleich
• Europa: Typische Betriebe und European Clubs
• Produktionssysteme (neu: THG-Emissionen)
• Produktionskosten / Produktionsplanungen
• Handelsströme / Entwicklungen Food Industry
• Mehr Länder bzw. Regionen (u.a.: Expansion Milch?)
• Mehr Netze (ab 2011): Schwein & Geflügel, Gartenbau, Ökolandbau
Interesse? In allen Sektionen bieten wir Themen und Betreuung für Bachelor-, Master-, Doktorarbeiten, außerdem Berufsperspektiven