Landwirtschaft und Naturschutz im oberen Goms: Gemeinsamer Einsatz für das Braunkehlchen Jahresbericht 2015 Petra Horch Reto Spaar Jahresbericht zu Handen der am Projekt beteiligten Be- wirtschafter, der Dienststelle für Landwirtschaft und der Dienststelle für Wald und Landschaft des Kantons Wallis
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Landwirtschaft und Naturschutz im oberen Goms ......Oberen Goms das Konfliktpotenzial zwischen dem Brutverlauf (Brutphänologie) beim Braunkehlchen und dem Mahdablauf auf sieben unterschiedlich
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Landwirtschaft und Naturschutz im oberen Goms: Gemeinsamer Einsatz für das Braunkehlchen
Jahresbericht 2015
Petra Horch
Reto Spaar
Jahresbericht zu Handen der am Projekt beteiligten Be-
wirtschafter, der Dienststelle für Landwirtschaft und der
Dienststelle für Wald und Landschaft des Kantons Wallis
Braunkehlchenförderung im oberen Goms: Jahresbericht 2015 1
Schweizerische Vogelwarte Sempach, 2016
Impressum
Landwirtschaft und Naturschutz im oberen Goms: Gemeinsamer Einsatz für das Braunkehl-
chen. Jahresbericht 2015
Bericht zuhanden der am Projekt beteiligten Bewirtschafter, der Dienststelle für Landwirtschaft und der Dienststel-
le für Wald und Landschaft des Kantons Wallis
Autoren
Petra Horch, Dr. Reto Spaar
Bestandsaufnahmen
Petra Horch (Projektleiterin, Fördergebiet Reckingen), Lukas Arn (Zivildienstleistender, Fördergebiete Geschinen,
Geschinen Tal, Obergesteln, Oberwald, Ritzingen)
Fotos (Titelseite)
Oben: Braunkehlchenmännchen, Marcel Burkhardt; unten: Blick über das Fördergebiet Reckingen, Petra Horch
Zitiervorschlag
Horch, P. & R. Spaar (2016): Landwirtschaft und Naturschutz im oberen Goms: Gemeinsamer Einsatz für das
Revierdichte pro Jahr 3,37 2,61 2,83 3,93 3,97 3,03 3,17 2,16 2,74
Geschinen Nordhang* 1,60 0,88
Obergesteln Tal 2,74 1,99 1,00 1,75 1,99 1,99 1,92
Ulrichen Nordhang! 4,54 3,53
* Geschinen Nordhang wurde nur 2006 bearbeitet; wird ab 2015 jährlich gezählt, da seit 2014 neues Fördergebiet. ! Ulrichen Nordhang wurde nach 2006 nur 2011 bearbeitet; wird 2016 wieder gezählt.
° Obergesteln Tal (ÖQV) wurde bis zum Abschluss des dortigen Gemeinde-Vernetzungsprojekts 2011 jährlich gezählt. Das Vernetzungsprojekt wurde ab 2013 weitergeführt. Das Braunkehlchen ist immer noch Zielart. Daher wurde die Fläche nicht ins Vernetzungsprojekt oberes Goms aufgeniommen. Seit 2012 wird Obergesteln Tal alle zwei Jahre gezählt.
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Schweizerische Vogelwarte Sempach, 2016
Die folgenden Ausführungen sollen einen Zwischenstand der Entwicklung der Bestände geben:
Die ersten Kartierungen fanden im Goms 2006 statt. Seither wurden verschiedene Flächen jährlich
oder zwei-jährlich gezählt. Allerdings veränderten sich die Untersuchungsperimeter, weil gewisse
Teilflächen z.B. als Bauzone ausgeschieden wurden oder weil mit dem Vernetzungsprojekt einige
neue Flächen mit Verträgen für eine Braunkehlchen-freundliche Bewirtschaftung hinzugekommen
sind. Bis 2015 vergrösserten sich einige bereits bestehende Perimeter, weitere Perimeter kamen
hinzu. So sind auf gewissen Flächen 2015 erstmals seit 2006 wieder Daten erhoben worden. Um
diese Veränderungen zu berücksichtigen, ist nur ein Vergleich der Revierdichten (Anzahl Reviere
pro 10 ha) aussagekräftig (Tab. 3).
Die Revierdichten unterscheiden sich von Fläche zu Fläche stark und verändern sich auch von
Jahr zu Jahr (Abb. 16). Eine Aussage zur Entwicklung in den einzelnen Teilflächen ist daher
schwierig zu machen. Betrachtet man die jährlichen durchschnittlichen Revierdichten und ihre
Trendlinie (Abb. 16, schwarz), zeigt sich eine insgesamt negative Entwicklung der Revierdichte des
Braunkehlchens im Oberen Goms.
Abb. 16. Entwicklung der Braunkehlchenbestände (Revierdichte pro 10 ha) auf den einzelnen, regelmässig ge-
zählten Monitoringflächen im Oberen Goms mit jeweils der linearen Trendlinie in der gleichen Farbe wie die Moni-
toringfläche sowie durchschnittliche Revierdichte und Trendlinie über alle neun Teilflächen insgesamt (in
schwarz).
2015 war aber in vielen Flächen (Ausnahmen Reckingen und MHB-Fläche Ulrichen) ein etwas
besseres Ergebnis oder ein Gleichstand mit 2014 zu dokumentieren. Hoffen wir, dass die Entwick-
lung 2016 für alle Flächen in eine positive Richtung zeigt! Die Rahmenbedingungen in der Agrarpo-
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2006 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Rev
iere
pro
10 h
a Ritzingen Südhang
Reckingen Nordhang
Geschinen Südhang
Geschinen Tal
MHB Ulrichen
Oberwald Tal
Revierdichte pro Jahr
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litik sollten dringend ausgebaut werden, damit die Fördermassnahmen für das Braunkehlchen wei-
ter erhöht werden können, ohne dass die Bewirtschafter Einbussen erfahren.Beispielsweise müss-
te die finanzielle Unterstützung von Extensivwiesen gegenüber derjenigen von wenig intensiv ge-
nutzten Wiesen deutlich erhöht werden.
3. Fazit Leider ist seit 2006 auch für das Obere Goms ein Rückgang der Art und ein Ausdünnen der Bestände
festzustellen. Natürlich ist die Entwicklung des Braunkehlchenbestands im Oberen Goms nicht abge-
koppelt vom gesamten Braunkehlchenbestand in der Schweiz zu betrachten. Der neue Schweizer
Brutvogelatlas wird 2017 die Situation des Braunkehlchens in der gesamten Schweiz aufzeigen. Auf
dieser wichtigen Grundlage wird es dann möglich sein, die Bestandsentwicklung des Braunkehlchens
im Oberen Goms mit derjenigen in der ganzen Schweiz zu vergleichen.
Hoffnung für das Braunkehlchen im Oberen Goms gibt das seit 2015 laufende Vernetzungsprojekt,
das Fördermassnahmen für die Biodiversität und auch das Braunkehlchen verstärkt. Das Vernet-
zungsprojekt sichert bis 2023 Flächen, die nach dem 15. Juli zum ersten Mal gemäht werden. Insge-
samt ist es noch zu früh, die Wirkung des Vernetzungsprojektes zu beurteilen. Allerdings zeichnen
sich bereits jetzt folgende Entwicklungen als Stolpersteine für einen Erfolg ab:
Die Beteiligung der Bewirtschafter im Fördergebiet Ritzingen ist noch ungenügend. Noch
konnte die grossflächig, spät geschnittene, artenreiche Wiesenfläche nicht gesichert werden,
welche die Braunkehlchen für ein erfolgreiches Brüten brauchen.
Im Fördergebiet Geschinen Südhang fällt die hohe Zahl der wenig intensiv genutzten Flächen
auf, die zwar einen späten Schnittzeitpunkt vom 15. Juli einhalten,deren Pflanzenbestände
aber zu verarmen scheinen. Damit wird die Qualität der Wiesen als Lebens- und Nahrungs-
raum für die Braunkehlchen verringert und es droht ein Konflikt mit dem Schnittzeitpunkt.
Leider konnte auch diesmal in der Talfläche von Geschinen kein Fördergebiet für das Braun-
kehlchen eingerichtet werden. Immerhin sichern die unter Vertrag stehenden extensiv genutz-
ten Wiesen um die Weiher einem Teil der Braunkehlchen einen Bruterfolg. Für diejenigen, die
sich auf der übrigen Fläche ansiedeln, kommt es durch die Mahd zum Nesterverlust. Braun-
kehlchen, die daraufhin in noch ungemähten Wiesen z.B. an den Talflanken ein Ersatznest
anlegen, werden dort mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgemäht und einen Brutverlust erleben.
Der Schnittzeitpunkt vom 15. Juli lässt nicht genügend Zeit für eine erfolgreiche Ersatzbrut.
4. Ausblick 2016 Für 2016 steht eine „kleine“ Monitoringrunde an. Jährlich gezählt werden die Bestände des Braun-
kehlchesn in den beiden schon längere Zeit bestehenden Fördergebieten Geschinen Südhang (seit
2010, Fördergebiet 40) und Reckingen Nordhang (seit 2011, Fördergebiet 38). Alle zwei Jahre erho-
ben werden die Braunkehlchenbestände in den beiden Zusatzflächen Ulrichen Nordhang und Ober-
gesteln Tal (ehemalige Projektfläche nach Öko-Qualitätsverordnung). Geplant ist die Anstellung eines
Praktikanten. Falls die Position besetzt werden kann, wird das Monitoring für 2016 ausgebaut und es
werden auch die beiden neuen Fördergebiete Ritzingen Südhang und Geschinen-Münster Nordhang
erfasst (Fördergebiete 37 und 41).
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5. Dank Wir danken den kantonalen Dienststellen für Landwirtschaft und für Wald und Landschaft für die Zu-
sammenarbeit im Projekt „Landwirtschaft und Naturschutz im Goms: Gemeinsamer Einsatz für das
Braunkehlchen“ (Horch et al. 2010), dessen Ziele nun im Vernetzungsprojekt verstärkt und auf weite-
ren Flächen umgesetzt werden sowie allen Landwirten, die bereit waren und sind, Massnahmen für
die Förderung des Braunkehlchens zu realisieren. Ein besonderer Dank gilt der Biobergkäserei Goms,
die von Anfang an Interesse an der Braunkehlchenförderung zeigte. Einzelne ihrer Mitglieder beteili-
gen sich seit 2010 am Projekt.
Danke auch den Mitarbeitern des Ökobüros buweg für den Informationsaustausch im Zusammenhang
mit dem Vernetzungsprojekt oberes Goms und an die Gemeinde Reckingen-Gluringen sowie an
Raum & Umwelt für die Möglichkeit, die Anliegen der Braunkehlchen im Zusammenhang mit der ge-
planten Deponie einzubringen.
Ein herzliches Dankeschön geht auch an die folgenden Stiftungen, welche die Artenförderung Braun-
kehlchen finanziell unterstützen und damit unsere Aktivitäten überhaupt möglich machen: Stiftung
Schlageter-Hofmann, Stiftung Boguth-Jonak und Stiftung Yvonne Jacob.
Abb. 17. Vielleicht doch etwas rosa am Horizont? Braunkehlchenmännchen auf einem Zaunpfosten in einer vom