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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor (Artworks-Studien), Teil 4: Markt- und Bedarfsanalyse aus Sicht der Nonprofit Organisationen

Apr 07, 2023

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Künstlerische Dienstleistungenim Dritten Sektor

Teil 4

Markt- und Bedarfsanalyseaus Sicht der Nonprofit-Organisationen

Ruth Simsa

Marianne Enzlberger

Katja Horinek

Andreas Nachbagauer

Wien, September 2003

Projekt No: RTW.2002.GF.007–0

Institut für interdisziplinäre Nonprofit Forschungan der Wirtschaftsuniversität WienReithlegasse 161190 WienTel.: +43-1-313 [email protected], www.npo.or.at

Gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds undaus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

ARTWORKS – Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor

Der vorliegende Bericht ist Teil der Studie „Künstlerische Dienstleistungen im DrittenSektor“, die im Rahmen der Entwicklungspartnerschaft „ARTWORKS – KünstlerischeDienstleistungen im Dritten Sektor“ erstellt wurde. Verfasser sind die JoanneumResearch Forschungsgesellschaft mbH und das NPO-Institut an der Wirtschaftsuni-versität Wien.

Ziel der Studie war es zum einen, im Rahmen einer empirischen Erhebung bisherigeKooperationen zwischen KünstlerInnen und Organisationen des Dritten Sektors inÖsterreich darzustellen und zu beleuchten. Zum anderen ging es aber auch darum,das zukünftige Potenzial solcher Formen der Zusammenarbeit zu analysieren und zubewerten. Die Theateraufführung mit SeniorInnen, Videoprojekte mit Jugendlichenoder Schreibwerkstätten mit MigrantInnen, all das sind Beispiele für Dienstleistungen,die KünstlerInnen im Bereich des Dritten Sektors erbringen können. Sie zeigen, dass esbereits eine Vielzahl solcher Kooperationen gibt, die oft im Verborgenen stattfinden.Die Studie dient daher auch dazu, eine breitere Öffentlichkeit für diesen Bereich, indem KünstlerInnen und Nonprofit-Organisationen zusammenarbeiten, zu sensibili-sieren und seinen Stellenwert deutlich zu machen.

In der Kooperation beider Forschungseinrichtungen war es erstmals möglich, dieZusammenarbeit von KünstlerInnen und Dritter-Sektor-Organisationen aus zweiverschiedenen Blickwinkeln zu untersuchen. Sowohl die KünstlerInnen als auch dieNonprofit-Organisationen wurden dabei über ihre bereits existierenden Erfahrungen,Einschätzungen etc. befragt. Mehrere Tausend Fragebögen wurden zu diesem Zweckan beide Zielgruppen versandt. Die Antworten bildeten die Basis für die qualitativenBefragungen, mit deren Hilfe sich die aus den Fragebögen gewonnenen Erkenntnissepräzisieren ließen.

Die Ergebnisse der in dieser Zeit parallel arbeitenden Forschungseinrichtungenwurden anschließend zusammengeführt und geben einen umfassenden Überblicküber einen bisher noch kaum beachteten Forschungsbereich. Um den definitorischenRahmen für die gesamte Studie abzustecken und den aktuellen Forschungsstanddarzustellen, verfassten die AutorInnen zu Beginn ihrer Arbeit zwei Status-quo-Berichte.

Die gesamte Studie besteht so aus den folgenden vier Teilen:

Teil 1Ausgangslage: Kunst – Kultur – BeschäftigungJoanneum Research (Helene Schiffbänker, Elisabeth Mayerhofer)

Teil 2Ausgangslage: Dritter Sektor in ÖsterreichNPO-Institut an der WU Wien (Eva Hollerweger, Andreas Nachbagauer)

Teil 3Markt- und Bedarfsanalyse aus Sicht der KünstlerInnenJoanneum Research (Helene Schiffbänker, Elisabeth Mayerhofer)

Teil 4Markt- und Bedarfsanalyse aus Sicht der Nonprofit-OrganisationenNPO-Institut an der WU Wien (Ruth Simsa, Marianne Enzlberger, Katja Horinek, AndreasNachbagauer)

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

EQUAL-Entwicklungspartnerschaft ARTWORKS

Entstanden ist diese Studie im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative EQUAL. DasEU-Förderprogramm verfolgt das Ziel, neue Wege zur Bekämpfung von Diskrimi-nierung und Ungleichheiten am Arbeitsmarkt zu entwickeln und zu erproben(www.equal-esf.at). Unterstützt werden dabei innovative Konzepte und Modelle,um neue Akzente in der Arbeitsmarktpolitik zu setzen. „ARTWORKS – KünstlerischeDienstleistungen im Dritten Sektor“ ist eines der Projekte, das mit Unterstützung desBundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit und des Europäischen Sozialfonds übereinen Zeitraum von 30 Monaten durchgeführt wird. Zwölf Partnerorganisationen ausganz Österreich verfolgen das Ziel, die Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt fürKünstlerInnen in Österreich zu verbessern. Die Entwicklungspartnerschaft ARTWORKSwill die Entwicklung neuer Arbeitsfelder für KünstlerInnen in den Bereichen forcieren,in denen es ein Potenzial dafür gibt. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei derDritte Sektor. Dieser, angesiedelt zwischen Markt und Staat und in der Regel nichtgewinnorientiert, gilt nach Meinung vieler ExpertInnen als Hoffnungsmarkt für dasEntstehen neuer Arbeitsplätze.

Ziel von ARTWORKS ist es, nicht nur die Kommunikation zwischen den KünstlerInnenund den Organisationen im Dritten Sektor zu verbessern, sondern auch neue Formender Zusammenarbeit zu initiieren. Darüber hinaus gilt es, künstlerische Arbeit alsDienstleistung von gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Relevanz in der Öffent-lichkeit zu positionieren.

Auf der Grundlage dieser Studie werden Weiterbildungs- und Trainingsangeboteentwickelt und erprobt, die der Professionalisierung der KünstlerInnen und Nonprofit-Organisationen dienen. Schwerpunkte sind dabei ein Gründungsleitfaden und eineGründerInnen-Werkstatt für KünstlerInnen sowie die Entwicklung neuer Kooperations-modelle zwischen KünstlerInnen und Nonprofit-Organisationen. Langfristig verfolgtARTWORKS das Ziel, die Voraussetzungen für die Implementierung von Förder-,Beratungs- und Koordinationsstrukturen für KünstlerInnen zu schaffen, die entwederUnternehmen gründen oder Arbeitsbeziehungen (Kooperationen) mit Organisationendes Dritten Sektors aufbauen möchten.

Die Gesamtkoordination von ARTWORKS liegt beim ÖKS Österreichischen Kultur-Service.

Partner in dieser Entwicklungspartnerschaft sind admTM – o. kipcak & partner gesmbh,das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, CHF Kulturmanagement,der Verein Cooperation – Kunst im sozialen Environment, FIFTITU% – Vernetzungsstellefür Frauen in Kunst und Kultur in Oberösterreich, Institut für Kulturkonzepte,Joanneum Research, das NPO-Institut an der WU Wien, der ÖGB mit den SektionenBühnenangehörige und Musik, uniT – Verein für Kultur an der Karl-Franzens-Uni-versität Graz und die Wirtschaftskammer Österreich – Frau in der Wirtschaft.

Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre und viel Spaß beim Lesen!

Ulrike Gießner Christian Henner-FehrÖKS Österreichischer Kultur-Service CHF KulturmanagementProjektleitung ARTWORKS Projektkoordination ARTWORKS

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.1 Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.2 Zielgruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21.3 Forschungsfragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2

2 Methode. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32.1 Festlegung der Grundgesamtheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3

2.1.1 Exkurs: Kritische Anmerkungen zum Datenmaterial. . . . . . . . . . . . . . . . . . 42.1.2 Grundgesamtheit und Stichproben der Studie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

2.2 Quantitative Erhebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.2.1 Forschungsinstrument – Fragebogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72.2.2 Quantitative Auswertungsverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11

2.3 Qualitative Erhebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

3 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 153.1 Zielgruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

3.1.1 Grundgesamtheit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163.1.2 Rücklauf der quantitativen Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163.1.3 Grundgesamtheit und Stichprobe der qualitativen Untersuchung. . . . . . . 19

3.2 Stammdaten der Organisationen der quantitativen Untersuchung. . . . . . . . . . 213.2.1 Angaben zur Organisation und ihren MitarbeiterInnen. . . . . . . . . . . . . . . . 213.2.2 Vertiefende Analyse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283.2.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

3.3 Wissens- und Informationsstand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303.3.1 Kenntnis von Kunstprojekten im In- und Ausland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303.3.2 Nennung potenzieller Einsatzfelder für KünstlerInnen in NPOs. . . . . . . . . 343.3.3 Gefühl des Ausreichend-informiert-Seins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 393.3.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

3.4 Bisherige Erfahrungen mit Kooperationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433.4.1 Durchführung eigener Projekte oder sonstiger Kooperationen mit Künst-

lerInnen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433.4.2 Bisherige Zusammenarbeit mit KünstlerInnen – Arbeitsfelder . . . . . . . . . . 463.4.3 Aufmerksamwerden durch Personen/Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 483.4.4 Netzwerke als Kontaktbörsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 493.4.5 Vertragsverhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 513.4.6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

3.5 Voraussetzungen auf KünstlerInnenseite. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543.5.1 Kompetenzen der KünstlerInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 543.5.2 Erwartungen an KünstlerInnen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 563.5.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

3.6 Rahmenbedingungen von Kooperationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633.6.1 Erschwerende Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 633.6.2 Finanzielle und rechtliche Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 643.6.3 Infrastrukturelle und ablauforganisatorische Rahmenbedingungen . . . . . 683.6.4 Projektmanagement . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

3.7 Wirkungen von Kooperationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 733.7.1 Qualitäts- und Leistungsansprüche in NPOs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 733.7.2 Sinnhaftigkeit von Kooperationen mit KünstlerInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . 743.7.3 Geschätztes Ausmaß an Nutzen für NPOs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 753.7.4 Auswirkungen auf KlientInnenebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 793.7.5 Auswirkungen auf MitarbeiterInnenebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 823.7.6 Auswirkungen auf Organisationsebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 863.7.7 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

3.8 Zukünftige Zusammenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 893.8.1 Interesse an einer Zusammenarbeit – Arbeitsfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . 893.8.2 Auf- bzw. Ausbau zukünftiger Kooperationen – allgemein. . . . . . . . . . . . . 943.8.3 Denkbare Kooperationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 953.8.4 Bevorzugte Vertragsform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 963.8.5 Koordinationsstelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 993.8.6 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1013.8.7 Aktionsrahmen von NPOs. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102

3.9 Determinante für den Aufbau von Kooperationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107

4 Resümee: Markt- und Bedarfsanalyse aus Sicht der NPOs . . . . . . . . . . . . . . . . . 1114.1 Zusammenfassung der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1114.2 Merkmale von Sozialorganisationen, oder: worauf KünstlerInnen gefasst sein

müssen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1154.3 Mögliche Spannungsfelder bei künstlerischen Dienstleistungsprojekten in

Sozialorganisationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1174.4 Empfehlungen für KünstlerInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1184.5 Empfehlungen für Sozialorganisationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120

5 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122

6 Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124

7 Anhang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1247.1 Beispiele für Kunstprojekte im In- und Ausland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1247.2 Erhobene Kooperationsprojekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Anzahl der NPOs in Österreich im Jahr 2002 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3Tabelle 2: Anzahl der NPOs in den Sparten Alten- und Pflegeheime, Kranken-

anstalten, Schulen und sonstige Soziale Dienste (GRUNDGESAMT-HEIT) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

Tabelle 3: Anzahl der NPOs in den Sparten Alten- und Pflegeheime, Kranken-anstalten, Schulen und sonstige Soziale Dienste (RÜCKLAUF) . . . . . . . 17

Tabelle 4: Grundgesamtheit, Rücklaufquote und EW-Zahl bezogen auf dieBundesländer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

Tabelle 5: Interviewbereitschaft pro Bundesland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19Tabelle 6: Interviewbereitschaft, wenn eigene Projekterfahrung besteht . . . . . . . 19Tabelle 7: Interviewte NPOs der qualitativen Untersuchung. . . . . . . . . . . . . . . . . . 20Tabelle 8: Altersgruppen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21Tabelle 9: Vergleich der Gruppen der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter-

Innen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22Tabelle 10: Durchschnittliche Anzahl an ehren- bzw. hauptamtlichen Mitarbeiter-

Innen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23Tabelle 11: Ehren- und hauptamtliche Beschäftigung in österreichischen NPOs,

Datenvergleich 1995 (Bachstein) und 2003 (ARTWORKS) . . . . . . . . . . . 23Tabelle 12: Geschlechtervergleich: Daten 1995 (Bachstein) und 2003

(ARTWORKS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23Tabelle 13: Einnahmequellen der Einrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Tabelle 14: Anzahl der unterschiedlichen Einnahmequellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25Tabelle 15: Jahresbudget in Euro . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26Tabelle 16: Hauptaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26Tabelle 17: Anzahl der Hauptaufgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27Tabelle 18: Sparten der Einrichtungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Tabelle 19: Anzahl der Sparten/Tätigkeitsbereiche der Einrichtungen . . . . . . . . . . 28Tabelle 20: Kenntnis sonstiger Kooperationen zwischen NPOs und Künstler-

Innen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30Tabelle 21: Kenntnis sonstiger Kooperationen – Allgemeine Projekte

(20 Nennungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33Tabelle 22: Spontannennung von Einsatzfeldern für KünstlerInnen in der

Einrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35Tabelle 23: Beispiele für potenzielle Einsatzfelder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35Tabelle 24: Gefühl des Ausreichend-informiert-Seins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39Tabelle 25: Direkte Einflussfaktoren auf die Anzahl der Spontannennungen

möglicher Einsatzfelder. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41Tabelle 26: Anzahl eigener Projekte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43Tabelle 27: Beschreibung eigener Projekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43Tabelle 28: Bisherige Zusammenarbeit mit KünstlerInnen – Arbeitsfelder . . . . . . . 46Tabelle 29: Aufmerksamwerden auf KooperationspartnerInnen durch …. . . . . . . . 48Tabelle 30: Anzahl der Kooperationen im Jahr 2002 (Angestelltenverhältnis) . . . . 51Tabelle 31: Anzahl der Kooperationen im Jahr 2002 in NPOs (kein Angestellten-

verhältnis) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52Tabelle 32: Vertragsverhältnisse der per 31. 12. 2002 angestellten/engagierten

KünstlerInnen (absolut) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52Tabelle 33: Vergleich der Vertragsarten zwischen Männern und Frauen (personen-

bezogen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53Tabelle 34 A/B: Einschätzung der Höhe des Nutzens (Mittelwerte). . . . . . . . . . . . . 75Tabelle 34 C: Einschätzung der Höhe des Nutzens (Mittelwerte). . . . . . . . . . . . . . . 76Tabelle 35: Anzahl der genannten Arbeitsfelder, in denen Interesse besteht . . . . . 89Tabelle 36: Anzahl der Arbeitsfelder, in denen Interesse besteht, pro Ebene. . . . . 90Tabelle 37: Interesse an einer Zusammenarbeit auf KlientInnenebene . . . . . . . . . . 90Tabelle 38: Interesse an einer Zusammenarbeit auf MitarbeiterInnenebene. . . . . . 91Tabelle 39: Interesse an einer Zusammenarbeit auf Einrichtungsebene . . . . . . . . . 91Tabelle 40: Interesse an Zusammenarbeit auf Funktionärsebene. . . . . . . . . . . . . . . 92Tabelle 41: Beschäftigungspotenzial für KünstlerInnen in NPOs . . . . . . . . . . . . . . . 92Tabelle 42: Aus- bzw. Aufbau von Kooperationen mit KünstlerInnen pro

Bundesland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94Tabelle 43: Denkbare zukünftige Kooperationen in folgenden Sparten . . . . . . . . . 95Tabelle 44: Denkbare zukünftige Kooperationen in folgenden Sparten . . . . . . . . . 96Tabelle 45: Bevorzugte Vertragsform für die Zusammenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . 97Tabelle 46: Interesse an einer Koordinationsstelle pro Bundesland. . . . . . . . . . . . . 100

Grafikverzeichnis

Grafik 1: Von der Grundgesamtheit zur Auswahl der Interviewpersonen . . . . . . . . 6Grafik 2: Organisationsform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21Grafik 3: Räumliches Umfeld. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24Grafik 4: Korrelationen: Anzahl Einnahmequellen – Aufgaben – Tätigkeits-

bereiche. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29Grafik 5: Bekanntheitsgrad folgender Projekte bzw. sonstiger Kooperationen. . . . 31Grafik 6: Aus- bzw. Aufbau von Kooperationen mit KünstlerInnen . . . . . . . . . . . . . 94Grafik 7: Nützen einer Koordinationsstelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100Grafik 8: Werteverschiebung und Einfluss auf Randgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106Grafik 9: Gesamtmodell: Einflussfaktoren auf den Kooperationsauf- und

-ausbau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Übersichtsverzeichnis

Übersicht 1: Kenntnis sonstiger Kooperationen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31Übersicht 2: Kompetenzen, die KünstlerInnen brauchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55Übersicht 3: Erschwerende Rahmenbedingungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63Übersicht 4: Gründe, warum Kooperationen mit KünstlerInnen nicht sinnvoll

sind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74Übersicht 5: Nutzen in Kontakt mit KlientInnen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76Übersicht 6: Nutzen in Kontakt mit MitarbeiterInnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76Übersicht 7: Nutzen auf Organisationsebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77Übersicht 8: Erwartungen an eine Koordinationsstelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101Übersicht 9: Höchstes Beschäftigungspotenzial von KünstlerInnen in NPOs . . . . . 102

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Die vorliegende Studie wurde vom Institut für interdisziplinäre Nonprofit Forschungan der WU-Wien in Zusammenarbeit mit dem Institut für Allgemeine Soziologie undWirtschaftssoziologie der WU-Wien erstellt. Teamarbeit erfordert Arbeitsteilung. Unterder Leitung von a. o. Univ.-Prof. Dr. Ruth Simsa hat daher Mmag. Andreas Nachbagauerdie Verantwortung für den qualitativen Teil der Auswertung übernommen undDr. Marianne Enzlberger jene für den quantitativen Teil.

Wir danken den MitarbeiterInnen der NPOs, die sich für Pretests oder Interviews zurVerfügung gestellt haben sowie auch Petra Geppl und Elke Schwarz, die Interviewszum Teil transkripiert und und mit Korrekturarbeiten unterstützt haben.

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Einleitung

1 Einleitung

1.1 Zielsetzung

Ein erstes Ziel des vorliegenden Berichtes ist die Erstellung einer allgemeinenBestandsaufnahme der Kooperationen von KünstlerInnen und Nonprofit-Organisa-tionen (NPOs) in den Sparten Bildung, Gesundheit und Soziale Dienste in Österreich.Damit soll ein quantitativer Überblick über ein bislang nur unzureichend erforschtesFeld gegeben werden. Es wird erstmals erhoben, in welchen Projekten, mit welchenZielen, in welchem Umfang und in welchen Tätigkeitsbereichen KünstlerInnen undNPOs kooperieren.

Darüber hinaus werden der Informationsstand und das Interesse der NPOs anderartigen Kooperationen ermittelt, ebenso der zu erwartende Nutzen für die NPOs,ihre MitarbeiterInnen und ihr Klientel.

Ein weiteres Ziel ist schließlich die Erarbeitung von Vorschlägen für Maßnahmen,welche die Entwicklung von Kooperationen zwischen NPOs und KünstlerInnenfördern. Basis dafür ist die Dokumentation bereits bestehender Kooperationen in Formvon good-practice-Beispielen und die Analyse der Erfahrungen von NPOs, die bereitsmit KünstlerInnen zusammenarbeiten. Anhand der aufgezeichneten Interviewswerden Vor- und Nachteile dieser Zusammenarbeit herausgearbeitet. Zudem sollenRahmenbedingungen sichtbar gemacht werden, welche diese Zusammenarbeitbehindern bzw. unterstützen, sowie Voraussetzungen und Kompetenzen der Künst-lerInnen benannt werden, die für eine befriedigende Zusammenarbeit mit NPOsnotwendig sind.

Die Ergebnisse der Studie werden unter anderem Grundlage für die Entwicklung undImplementierung von Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsmarktchancen vonKünstlerInnen in NPOs sein.

Gegenstand der quantitativen Erhebung1 sind drei Schwerpunkte:

1. Eine umfassende Bestandsaufnahme der Kooperationen von NPOs mit Künst-lerInnen außerhalb des Kunst- und Kulturbereiches, insbesondere im Rahmensozialer NPOs.

2. Die Untersuchung der Erfahrungen, die soziale Organisationen in diesenKooperationen gemacht haben.

3. Die Analyse möglicher Tätigkeitsfelder und Projekte für KünstlerInnen insozialen NPOs, der gewünschten Rahmenbedingungen von Seiten der NPOssowie des (potenziellen) Nutzens von Kooperationen für NPOs.

In Anschluss an die quantitative Erhebung wurden Organisationen des Sozialbereichsausgewählt, die mit KünstlerInnen zusammenarbeiten. Deren Erfahrungen werdennach folgenden Fragestellungen erhoben und analysiert:

• Welche allgemeinen und spezifischen Bedingungen auf Seiten der KünstlerInnenund auf Seiten der NPOs begünstigen eine Zusammenarbeit, welche erschwerensie?

• Welche strukturellen Bedingungen einer NPO sind für eine erfolgreicheKooperation erforderlich, welche führen zu Schwierigkeiten?

• Welche Spannungsfelder in der Kooperation sind zu erwarten?

• Welche Arbeitsbedingungen haben KünstlerInnen in NPOs zu erwarten, wo liegendie spezifischen Besonderheiten der künstlerischen Arbeit in sozialen Organisa-tionen?

1- Für die quantitative Untersuchung zeichnet Marianne Enzlberger verantwortlich.001

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Einleitung

1.2 Zielgruppe

Für die Bedarfs- bzw. Marktanalyse (quantitativer Teil) wurden jene NPOsherangezogen, die – gemessen am Beschäftigungsanteil – in Österreich ambedeutendsten sind. Dabei handelt es sich um die drei Bereiche Soziale Dienste(64 % aller im NPO-Sektor beschäftigten Personen), Gesundheit (11,6 %) sowieErziehung und Bildung (8,9 %).2

Konkret wurden Fragebögen an die GeschäftsführerInnen der österreichischen Alten-und Pflegeheime, Krankenhäuser, Schulen und der Sozialen Dienste geschickt.Im qualitativen Teil der Studie wurden Verantwortliche von ausgewählten NPOsmündlich befragt.

Während die erstgenannten Institutionen eindeutig den Sparten Gesundheit bzw.Bildung zugeordnet sind, werden unter der Bezeichnung „Soziale Dienste“ Organisa-tionen verschiedenster Branchen zusammengefasst. Darunter sind sozialökono-mische Betriebe, Arbeitsinitiativen, Vereine zur Gesundheitsförderung oder Familien-beratungsstellen genauso enthalten wie Vereine, die Obdachlose betreuen oder„Menschen mit besonderen Bedürfnissen“ für einen Beruf ausbilden. Eine klarespartenspezifische Abgrenzung oder Gliederung ist bei Sozialen Diensten auf Grunddes vorliegenden Adressmaterials nicht möglich. Zudem bieten die meisten größerenVereine viele unterschiedliche Dienstleistungen (z. B. Beratung, Arbeitstraining,Wohnbetreuung) an. Im Detail wird diese Problematik im Kapitel 2.1.1 erörtert.

1.3 Forschungsfragen

Für die zahlenmäßige Bestandsaufnahme von Kooperationen zwischen NPOs undKünstlerInnen sind folgende Fragen zentral:

• Welche Projekte gibt es, in denen NPOs außerhalb des „typischen“ Kunst- undKulturbereiches mit KünstlerInnen zusammenarbeiten?

• Welche sonstigen Tätigkeiten werden derzeit von KünstlerInnen in NPOs wahr-genommen?

• Wie ist das Ausmaß dieser Tätigkeit der KünstlerInnen?

• Welche Beschäftigungsverhältnisse liegen diesbezüglich vor?

• Mit KünstlerInnen aus welchen Sparten kooperieren NPOs?

In einem weiteren Schritt wird der Informationsstand und -bedarf der NPOs erhoben,wobei die Beantwortung folgender Fragen im Vordergrund steht:

• Wie groß ist der Wissensstand der Befragten über Kooperationen zwischenKünstlerInnen und NPOs in Österreich, wo besteht Informationsbedarf?

• Wie gut fühlen sich die GeschäftsführerInnen von NPOs über Kooperationeninformiert?

Schließlich wird als Basis für die Weiterarbeit der anderen EntwicklungspartnerInnenvon ARTWORKS das Interesse an weiteren Projekten oder Kooperationen mit Künst-lerInnen mit folgenden Fragestellungen erhoben:

• Wie groß ist das Interesse der NPOs, in Zukunft Kooperationen mit KünstlerInnenaufzubauen, in welchen Kunstsparten oder Tätigkeitsfeldern wird eineZusammenarbeit gewünscht?

• Worin liegt für NPOs der potenzielle Nutzen von Kooperationen mit Künst-lerInnen?

2- Vgl. Salamon, L. M.; Anheier, H. K. (1999): The Emerging Sector Revisited, Baltimore. 002

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Methode

• Welche konkreten Projektideen formulieren VertreterInnen von NPOs, die sie, fallsfinanzielle Mittel zur Verfügung stehen, verwirklichen möchten?

Im zweiten Teil der Studie wird in die Tiefe gegangen: RepräsentantInnen der NPOswerden mündlich zu den Erfahrungen mit Kooperationen zwischen KünstlerInnen undder Einrichtung befragt.

Ausgehend von der „Entwicklungsgeschichte“ des Projektes – von der ersten Idee überden Beginn bis zum möglichen Ende der Kooperation – werden die Wirkungen künstle-rischer Zusammenarbeit mit NPOs auf Ebene der Organisation, des Personals und desKlientels analysiert. Der Schwerpunkt liegt hier auf den gewonnenen Erfahrungen derVerantwortlichen in der konkreten Zusammenarbeit mit Künstlerlnnen.

Darüber hinaus werden fördernde und hemmende Rahmenbedingungen erhoben. Einweiterer Schwerpunkt widmet sich der Einschätzung der Möglichkeiten zukünftigerKooperationen von KünstlerInnen mit NPOs allgemein.

2 Methode

2.1 Festlegung der Grundgesamtheit

Zur Bestimmung der Grundgesamtheit wird Tabelle 39 aus Teil 2, Kapitel 6herangezogen.3 Im Studienteil 4 werden drei Bereiche des NPO-Sektors dargestellt,nämlich die Bereiche Bildung, Gesundheit und Soziale Dienste.

Tabelle 1: Anzahl der NPOs in Österreich im Jahr 2002

Quelle: Hollerweger, Nachbagauer: (2003), Teil 2, Kapitel 6.

3- Vgl. Hollerweger, E., Nachbagauer, A. (2003): Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor,Teil 2, Ausgangslage: Dritter Sektor in Österreich, Wien.

BereicheAnzahl

der NPOs

Kunst und Kultur 1.679

Bildung 1.603Schulen, Fachhochschulen/Universitäten,

Erwachsenenbildung, Forschung

Gesundheit 266 Krankenanstalten, Alten- und Pflegeheime

Soziale Dienste 9.328

Soziale Dienste, Standard- und alternativeKinderbetreuungseinrichtungen,Außerschulische Jugendarbeit,

Feuerwehr, Rettungsdienste

Freizeit 33.054

Sport 24.368

Umwelt- und Tierschutz 198

nichtberufliche Interessenver-tretung, Parteien

1.350

internationale Aktivitäten 673

Religionsgemeinschaften 1.146

Wirtschafts-, Berufsverbändeund Gewerkschaften

5.841

Summe aller NPOs 79.506

003

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Methode

Auf Grund von Unschärfen in den Kategorienbezeichnungen, die im nächsten Kapitelnoch eingehend diskutiert werden, werden in der vorliegenden Studie Bezeichnungenfür die untersuchten Organisationsgruppen gewählt, die den direkten Ursprung derDatenquellen erkennen lassen, da in den Hauptkategorien Bildung, Gesundheit undSoziale Dienste Institutionen enthalten sind, die in der vorliegenden Untersuchungnicht berücksichtigt werden.

2.1.1 Exkurs: Kritische Anmerkungen zum Datenmaterial

Bevor Schlüsse auf die Güte der Rücklaufquote vorliegender Studie gezogen werdenkönnen, ist es notwendig, ausführlich auf die Schwierigkeiten der Erfassung undDarstellung von NPOs in Österreich einzugehen. Die kritischen Anmerkungen zumvorhandenen Datenmaterial folgen dabei methodischen und praktischen Überle-gungen.

1) Kritik an der Kategorienbildung auf Grund methodischer Überlegungen

Nach Atteslander gelten bezüglich der Klarheit von Kategorien und Kategorienbildungfolgende Regeln:

„Klarheit von Kategorien und Kategorienbildung, Eindeutigkeit: DieForderung nach Eindeutigkeit ist dann erfüllt, wenn jede möglicheAntwort auf eine Frage eindeutig einer bestimmten Kategorie zugeordnetwerden kann. Ausschließlichkeit besteht dann, wenn sich die genanntenKategorien gegenseitig ausschließen, also keine Kategorie zugleich eineandere beinhaltet. Die Vollständigkeit ist gegeben, sofern alle Antwort-möglichkeiten auf eine Frage erfasst werden.“4

Das genaue Hinterfragen und Analysieren der Kategorien-Bezeichnungen der Tabelle 1„Anzahl der NPOs in Österreich“ ergibt, dass im Sinne der Anforderungen an ein klaresKategorienschema weder das Kriterium der Eindeutigkeit noch das der Ausschließ-lichkeit voll erfüllt werden kann.

In der Sparte Gesundheit sind z. B. lediglich Alten- und Pflegeheime sowie Kranken-anstalten erfasst, während sämtliche Organisationen fehlen, die z. B. (physisch,psychisch oder geistig) kranke Menschen außerhalb dieser Institutionen ingeschützten, teilgeschützten oder (voll)betreuten Wohneinrichtungen betreuen.Es fehlt auch jener große Teil der Einrichtungen, die im Gesundheitsbereich (Aids-Hilfe,Hauskrankenpflege, Ambulante Gesundheitsdienste, Suchtpräventionsstellen,Psychosoziale Beratungsstellen …) tätig sind. Diese Kategorie gibt daher nichtAuskunft über die tatsächliche Größe des Sektors Gesundheit, da ein Teil der NPOs, derim Gesundheitsbereich tätig ist, in die Kategorie „Soziale Dienste“ eingeordnet ist.

Die sehr allgemein gehaltene Kategorienbezeichnung „Soziale Dienste“ für Organisa-tionen, die im Bildungs-, Gesundheits-, Arbeitsbereich, in der Generationen-, Kranken-,AsylantInnenbetreuung … tätig sind, ist unseres Erachtens nicht eindeutig.5 Eine„logisch nachvollziehbare“ Zuordnung von Organisationen mit sehr unterschiedlichenZielsetzungen und Aufgaben zu einer Gruppe oder Kategorie „Soziale Dienste“ lässt

4- Atteslander, P. (1984): Methoden der empirischen Sozialforschung, Berlin, S. 291.5- Das in der Empirie geforderte Kriterium „Eindeutigkeit“ erfordert von einer Kategorie, dass sieso formuliert sein soll, dass jede Organisation eindeutig einer einzigen Kategorie zugeordnetwerden kann. Mehrfachzuordnungen sollten nicht möglich sein. 004

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Methode

sich primär anhand der verwendeten Datenquelle6 erklären und weniger auf Grundinhaltlicher Überlegungen. Inhaltlich ist keine exakte Abgrenzung der „SozialenDienste“ z. B. zu den Kategorien „Bildung“ oder „Gesundheit“ gegeben.

Dass diese Unschärfe in der Zusammenfassung unterschiedlichster Datenquellenbegründet ist, liegt auf der Hand. Bei der Kategorienbildung wurde dasICNPO7-Schema herangezogen. Bei kritischer Betrachtung des Datenmaterials wirdjedoch ersichtlich, dass die Zuordnung der Untergruppen zu den Hauptgruppen nichtkonsequent durchgehalten wird: „Mental Health and Crisis Intervention“ (PsychischeGesundheit und Krisenintervention) ist z. B. in Österreich den „Sozialen Diensten“zugerechnet, wäre bei konsequenter Einhaltung des ICNPO-Schemas jedoch derGruppe Health (Gesundheit) zuzurechnen.

2) Problem der zu wählenden Einheit

Eine weitere Problematik bei der Erfassung der Gesamtanzahl der NPOs in Österreichergibt sich durch die angegebenen Einheiten: So wird jede Schule, Kinderbetreuungs-einrichtung oder jedes Krankenhaus als eigenständige NPO gezählt – auch wenndieselbe kirchliche Organisation sowohl mehrere Schulen als auch Kinderbetreuungs-einrichtungen führt. Bei Trägerorganisationen (z. B. Pro mente Oberösterreich) derSparte „Soziale Dienste“ hingegen, die österreichweit verschiedenste Dienstleistungenbeispielsweise in relativ eigenständigen Beratungsstellen, Arbeitstrainingseinrich-tungen, Wohnheimen oder Freizeiteinrichtungen anbieten, werden die einzelnen„Einrichtungen“ oder Einheiten jedoch nur im Rahmen der Gesamtorganisationgezählt, also insgesamt nur als eine Einheit.

Auf das Problem der Doppelzählungen machte schon Heitzmann8 aufmerksam, die alsErste den Versuch unternahm, österreichische NPOs in ihrer Gesamtheit darzustellen.

Die Entscheidung, ob eine Einrichtung als eigene „NPO-Einheit“ gezählt wird odernicht, stellt ein praktisch nur schwer lösbares Problem dar: Von außen ist bei vielenEinrichtungen (sozusagen Abteilungen) nicht erkennbar, ob sie im Sinne dergewählten Definition9 als eigenständige NPO zu zählen oder einer Trägerorganisationzuzurechnen sind. Darüber hinaus ist bei der Erfassung der Adressen auf Grund desäußeren Erscheinungsbildes der Einrichtung anhand von Name, Adresse, Briefpapieroder Logo die Zugehörigkeit zu einem Träger nicht immer klar erkennbar. DieseProblematik betrifft primär die Kategorie Soziale Dienste.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Zusammenstellung in Tabelle 1 einenwertvollen Versuch darstellt, österreichische NPOs in ihrer Gesamtheit zu erfassen,dass bei der Analyse und Weiterarbeit mit dieser Übersicht jedoch vorsichtig undkritisch umzugehen ist.

Für die vorliegende Studie wird daher folgender pragmatische Umgang gewählt:Um dem Problem der Doppelerfassung vorzubeugen, wird sozusagen als Kontroll-

6- Die Broschüre „Österreich Sozial“ wurde bis vor einigen Jahren regelmäßig vom BM für Arbeit,Gesundheit und Soziales herausgegeben, aktualisiert und konnte kostenlos bezogen werden.In dieser Broschüre wurden die Adressen sämtlicher sozialer DienstleistungsanbieterInnen inÖsterreich nach Branchen und Bundesländern alphabetisch sortiert erfasst. Zudem wurdeneinzelne Einrichtungen genau beschrieben, um sowohl NPOs als auch privaten NutzerInnen einenkurzen Einblick in das Tätigkeitsfeld der jeweiligen Einrichtung zu geben.7- International Classification of Nonprofit Organizations.8- Vgl. Heitzmann, K. (2001): Dimensionen, Strukturen und Bedeutung des Nonproftit Sektors.Eine theoretisch-konzeptionelle und empirische Analyse für Österreich, Wien, S. 186.9- Vgl. Hollerweger, Nachbagauer (2003): Teil 2, Kapitel 2.3. 005

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Methode

instrument die Trägerorganisation10 abgefragt. Über die Angabe des Trägers werdendie zurückgeflossenen Fragebögen kontrolliert und gegebenenfalls ausgeschlossen.Ein Ausschluss einer NPO erfolgt außerdem, wenn die Trägerorganisation den im Teil 2genannten Kriterien für NPOs nicht entspricht. Das ist bei 14 Organisationen der Fall.Diese Einrichtungen bezeichnen sich selbst zwar teilweise als NPO, da sie nichtgewinnorientiert arbeiten, sind aber gemäß Definition aus der Studieauszuschließen.11

Darüber hinaus stellen die Erfahrungen der ForscherInnen eine wertvolle Kontroll-instanz dar.

2.1.2 Grundgesamtheit und Stichproben der Studie

In der Grundgesamtheit der untersuchten NPOs sind insgesamt 2.682 Schulen,Krankenanstalten, Alten- und Pflegeheime und verschiedenste Soziale Diensteenthalten.

Die Grafik 2 stellt dar, dass von den 2.682 NPOs, die insgesamt befragt wurden,243 den Fragebogen ausgefüllt retourniert haben. Von diesen 243 NPOs haben sich87 Verantwortliche bereit erklärt, in einem vertiefenden Interview zum Thema„Kooperationen zwischen KünstlerInnen und NPOs“ bisherige Erfahrungen bei derZusammenarbeit mit KünstlerInnen auszutauschen. Von den 87 Organisationenwurden schließlich nach den Überlegungen des Theoretical Sampling sowie denKriterien Bundesland, Kunstsparte und Inhalt der bereits selbst durchgeführtenProjekte 19 Personen für Interviews ausgewählt.

Grafik 1: Von der Grundgesamtheit zur Auswahl der Interviewpersonen

Schlussfolgerungen

Die niedrige Rücklaufquote ist unseres Erachtens darauf zurückzuführen, dass zumZeitpunkt der Fragebogenerhebung die Budgetverhandlungen der NPOs voll im Gangewaren. Dass es NPOs wichtiger fanden, sich um ihre existenziellen Probleme zukümmern, als an einer Befragung teilzunehmen, deren Nutzen für die eigene Organi-sation für viele Befragte auf den ersten Blick nicht erkennbar war, wurde in persön-lichen Rückmeldungen artikuliert.

Dass das Thema „KünstlerInnen in NPOs“ für viele noch relativ neu ist und der Nutzensolcher Kooperationen (noch) nicht im Bewusstsein der Verantwortlichen verankert ist,kann ebenso ein Grund für die geringe Teilnahme an der Befragung sein.

Ein weiterer Grund für die niedrige Rücklaufquote könnte auch darin liegen, dass vielelangjährige MitarbeiterInnen in NPOs mittlerweile wissen, dass zusätzliche Projekte

10- Als Träger- oder Hauptorganisation wird eine Organisation verstanden, die aus mehr oderweniger autonom agierenden Einrichtungen besteht.11- Vgl. Hollerweger, Nachbagauer (2003): Teil 2, Kapitel 2.3. 006

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Methode

immer mit Mehrarbeit verbunden sind, oft zu neuen Belastungen führen und daher(aus Selbstschutz – hohe Burnout-Rate [vgl. Fengler, 1992]) grundsätzlich eineabwehrende Haltung gegenüber neuen Projekten einnehmen. Dieser Eindruck ist inverschiedenen Gesprächen in der Phase des Pretests entstanden. „Warum sollen wir(NPOs) Arbeitsplätze für KünstlerInnen schaffen? Bekommen wir dafür Geld? Wassollen wir noch alles tun?“ sind Phrasen, die überraschenderweise sehr heftig geäußertwurden. Diese Sätze und die starken Emotionen dahinter weisen einerseits auf einestarke Belastung der MitarbeiterInnen in NPOs hin, aber auch auf Selbstschutz-und/oder Abwehrmechanismen, die im Laufe der Zeit zur Erhaltung der eigenenPsychohygiene entwickelt werden, was grundsätzlich sehr positiv zu werten ist.

Die Qualität der ausgefüllten und retournierten Fragebögen ist bemerkenswert hoch.Das bedeutet, dass NPOs, die grundsätzlich Interesse am Thema haben, großesEngagement entwickeln und dies auch zeigen.

Die Bereitschaft der Befragten in einem persönlichen Gespräch die eigenen Erfahrungenmit künstlerischen Dienstleistungen auszutauschen, war ebenfalls sehr hoch.

2.2 Quantitative Erhebung

2.2.1 Forschungsinstrument – Fragebogen

Projekte zwischen KünstlerInnen und NPOs sind in Österreich im Vergleich zu Groß-britannien, wo in den vergangenen Jahren z. B. „Arts for Health“-, „Community Art“-oder „New Genre Public Art“-Projekte12 stark zunehmen, noch relativ unbekannt. Daher

12- Unter dem Sammelbegriff Arts for Health entwickelten KünstlerInnen vielfältige Koopera-tionsprojekte mit Gesundheitsinstitutionen, von Spitälern, Ambulanzen, Tageskliniken undPraxen bis zu Pflegeheimen. Bemerkenswert an dieser Entwicklung in Großbritannien ist nicht nurdie Dynamik der Bewegung, sondern auch die ihr von vielen Seiten entgegengebrachteWertschätzung. Der Nutzen dieser Projekte für das Gesundheitssystem wurde bereits vonmehreren Seiten untersucht und reicht von geringeren Rückfallraten, geringerem Bedarf anMedikationen bis zu beschleunigten Heilungsprozessen. Vgl. Schmutzhard, H. (2002): Kunst alsWerkzeug. Reflexion von Arts for Health (GB), Community-Art (GB), New Genre Public Art (USA)und ausgewählter interaktiver zeitgenössischer Kunstprojekte sowie deren Untersuchunghinsichtlich zweckmäßiger Methoden, die zur Thematisierung soziopolitischer Konfliktfelder inder bildnerischen Erziehung eingesetzt werden können, Linz, S. 9Community Art (CA) wird von der Arbeitsmethode her in den Unterlagen der regionalen Kultur-behörde North West Arts folgendermaßen definiert: CA ist ein Zugang zur kreativen Arbeit,welcher der Zielgruppe die Möglichkeit eröffnet, in Partnerschaft mit KünstlerInnen kreativeProjekte zu entwickeln, die Bedeutung für das tägliche Leben der Zielgruppe haben. DieZielgruppe ist ein gleichwertiger Partner in allen Belangen des gestalterischen Prozesses, von derPlanung und Konzeption bis zur Fertigstellung. (Schmutzhard, 2002, S. 69)Ein österreichisches Beispiel für New Genre Public Art ist die Künstlergruppe „Social Impact“von Harald Schmutzhard. Diese Gruppe bekennt sich zur Mitverantwortung der Kunst gegenübergesellschaftspolitischen Entwicklungen. Egal ob das Projekt temporär oder permanent konzipiertist, der Prozess der Konstituierung des Projektes ist genauso wichtig wie seine visuelle undphysische Manifestation. Dem Grundsatz der Nachhaltigkeit entsprechend, hat das Gestalten vonsozialen Prozessen Priorität vor der Produktion ästhetischer Produkte. Künstlerische Werke wieInstallationen, Videos, Fotografien u. ä. sind ein erwünschtes „Nebenprodukt“ der Projekte. Siebegründen sich aber immer in einem projektimmanenten Nutzen. Ein konkretes Kunstprojekt,das von Schmutzhard 1999 durchgeführt wurde, heißt: „Zur Situation ausländischer Putzfrauen.Eine Expedition an den illegalen Saum der Arbeitsgesellschaft zur Hinterfragung möglicherNeidgefühle gegenüber Deklassierten.“ Die Künstlergruppe Social Impact erforschte gemeinsammit zwei Soziologinnen den Mikrokosmos des ausländischen Reinigungspersonals. In unzähligenGesprächen mit Sozialvereinigungen und strukturierten Interviews mit illegalen Putzfrauen wirdein gesellschaftlicher Graubereiches erhellt und dokumentiert. Vgl. Brandstötter et al. (1999):Zur Situation illegaler ausländischer Putzfrauen in Wien, Wien: http://www.social-impact.at/de/archiv/content/default.html vom 22. 9. 03. 007

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Methode

ist es wichtig, die richtige Form der Fragestellung für eine Erstbefragung zum Thema„künstlerische Dienstleistungen in NPOs“ zu finden.

Einerseits sollen die Befragten angeregt werden, eigene Projektideen zu entwickeln,andererseits ist es Aufgabe dieser Studie, bereits vorhandene alltägliche Koopera-tionen – z. B. die Organisation einer Ausstellung in einem Restaurant, das arbeitsloseMenschen beschäftigt – ebenso zu erfassen wie neue innovative Projekte von Künst-lerInnen und NPOs, also im Sinne von „Community Art“- oder „Arts for Health“-Projekten.

Auf Grund dieser Ausgangssituation wird im Fragebogen ein Mix aus offenen undgeschlossenen Fragen verwendet. Um auch Nicht-ExpertInnen der Sozialwissen-schaften die Bedeutung der Verwendung dieser Fragemethoden näher zu bringen,wird im Anschluss kurz darauf eingegangen.

Offene und geschlossene Fragen

Atteslander definiert Offenheit bzw. Geschlossenheit einer Frage folgendermaßen:

„Offenheit bzw. Geschlossenheit einer Frage bezeichnet den Spielraum,der dem Antwortenden gelassen wird. Die offene Frage enthält keinefesten Antwortkategorien. Die befragte Person kann ihre Antwort völligselbstständig formulieren. … Bei geschlossenen Fragen werden dem/derBefragten zugleich auch alle möglichen oder zumindest alle relevantenAntworten – nach Kategorien geordnet – vorgelegt. Die Aufgabe bestehtdarin, dass er/sie aus diesen Antwortmöglichkeiten „seine“ bzw. „ihre“Antwort auswählt.“13

Der Vorteil von offenen Fragen besteht darin, dass Befragte gefordert sind, Antwortenselbst zu formulieren und Antworten aus der eigenen Erinnerung, Erfahrung oderFantasie zu wählen. Unbeeinflusst von vorgegebenen Antwortkategorien, können z. B.spontan Ideen über mögliche Einsatzfelder für KünstlerInnen in NPOs genannt oderVisionen über mögliche neue Projekte entwickelt werden. So ein Prozess des Kreativ-sein-Dürfens ist recht gut geeignet, um Menschen, die über einen Forschungs-gegenstand noch wenig wissen, zum Denken anzuregen: Visionen über möglicheKooperationen mit KünstlerInnen können erstmals benannt werden, Ideen könnengedanklich entwickelt werden, Neues kann – vorerst im Kopf – entstehen.

Für die Verwendung geschlossener Fragen spricht die Annahme, dass NPOs inÖsterreich noch keine oder nur sehr wenige Erfahrungen in der Zusammenarbeit mitKünstlerInnen haben. Ausformulierte Auswahlmöglichkeiten, die entweder auf einerSkala oder in einer Liste anzukreuzen sind, erleichtern die Entscheidung.Erfahrungsgemäß werden daher geschlossene Fragen, die man/frau im Stegreif nichtbeantworten könnte oder möchte, auf diese Weise doch beantwortet werden.Beim Ankreuzen von Antwortalternativen wird ein „Wieder-Erkennen“ einer Antwortgefordert und kein aktives „Er-innern“, was Antwortvermeidungen oder -hemmungenverringern helfen soll.

Mit einer gut ausgewogenen Kombination von offenen und geschlossenen Fragenkann dem Anspruch des Findens von neuen Projektideen genauso entsprochenwerden wie dem Anspruch des Dokumentierens von künstlerischen Dienstleistungen,die in der Öffentlichkeit noch weniger bekannt sind.

Obwohl das Auswerten von offenen Fragen mit einem Mehraufwand an Arbeitverbunden ist, wird zu Gunsten des höheren Informationswertes entschieden, auch

13- Atteslander (1984), S. 127. 008

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Methode

Fragen dieser Art in den Fragebogen aufzunehmen. Die Auswertung der offenenFragen erfolgt je nach Fragestellung durch Kategorisieren oder durch einfachesAuflisten der Antworten. Die geschlossenen Fragen werden in einem ersten Schrittnach deskriptiven Methoden ausgewertet. Vertiefende Analysen zu einzelnen Themenwerden mit höherwertigen statistischen Analyseverfahren (T-Test auf Mittelwerts-differenzen, Regressionsanalyse oder Pfadanalyse) überprüft.

Kategorienbildung

Bei den Kategorien zu den Tätigkeitsbereichen bzw. -sparten (Frage 20, 21) wird aufdie Klassifizierung der Broschüre „Österreich Sozial“14 zurückgegriffen, die auf Grundvon Einsparungsmaßnahmen leider nicht mehr aktualisiert wird. Das stellt für dieNPO-Forschung in Österreich einen großen Verlust dar, da die Adressdaten der NPOs inÖsterreich regelmäßig aktualisiert wurden.

Die aufgelisteten Projekte zwischen KünstlerInnen und NPOs im In- und Auslandstammen aus Internet- und Literaturrecherchen.

Die genannten Merkmalsausprägungen zur Frage 5c (geschätzter Nutzen vonKooperationen mit KünstlerInnen für die NPOs) sind im Rahmen eines ARTWORKS-PartnerInnen-Treffens vom 19. November 2002, von Literaturrecherchen und nachExpertInnen-Diskussionen im Forschungsteam entstanden.

Die potenziellen Arbeitsfelder, die bei Frage 6a aufgelistet sind, entstammen deneigenen Erfahrungen bei der Arbeit in bzw. mit NPOs.

Wertvolle Impulse und Anregungen kamen von den Personen aus NPOs, die sich inihrer Freizeit für die Pretests zur Verfügung gestellt haben, wofür wir uns herzlichbedanken. Ihr Engagement und die intensive Auseinandersetzung mit der Rohfassungdes Fragebogens hat wesentlich zur Qualität des vorliegenden Fragebogens unddamit auch zur gesamten Studie beigetragen.

Fragebogenaufbau

Das Reflektieren im Forschungsteam war wesentlicher Erfolgsgarant für einenübersichtlichen Aufbau des Fragebogens. Weiters wurde im Februar 2003 mit achtPersonen ein Pretest durchgeführt, der ermöglichte, dass die Erfahrungen undAnregungen bezüglich der Kategorienbildung sowie der Dramaturgie desFragebogens einbezogen werden konnten.

Der Fragebogen gliedert sich in vier Teile: Der erste Teil ist eine Hinführung zumThema „künstlerische Dienstleistungen“ in NPOs, im zweiten Teil werden das Interesseund die konkreten Erfahrungen in den Kooperationen erhoben, im dritten Teil geht esschließlich um potenzielle Kooperationsmöglichkeiten in der Zukunft und im viertenTeil werden die Stammdaten der untersuchten Organisationen erfragt. Im Folgendenwird kurz die Gliederung des Fragebogens vorgestellt

Teil I: Kunst und Kultur in nicht gewinnorientierten Organisationen (NPOs)

Im ersten Teil des Fragebogens wird der Informationsstand der Verantwortlichen inden NPOs abgefragt. Folgende Themenkreise werden behandelt:

14- Die Broschüre „Österreich Sozial“ wurde bis vor einigen Jahren regelmäßig vom ehemaligenBM für Arbeit, Gesundheit und Soziales herausgegeben, aktualisiert und konnte kostenlosbezogen werden. In dieser Broschüre wurden die Adressen sämtlicher sozialer Dienstleistungs-anbieterInnen in Österreich nach Branchen und Bundesländern sortiert alphabetisch erfasst.Zudem wurden einzelne Einrichtungen genau beschrieben, um sowohl NPOs als auch privatenNutzerInnen, einen kurzen Einblick in das Tätigkeitsfeld der jeweiligen Einrichtung zu geben. 009

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Methode

• Spontannennung von Einsatzfeldern für KünstlerInnen in NPOs

• Passives Kennen von namentlich aufgelisteten Projekten im In- und Ausland

• Aktives Kennen ähnlicher Projekte

• Erfahrung bei der Durchführung eigener Projekte mit KünstlerInnen

• Gefühl der Informiertheit über Projekte

Außerdem geht es darum, wie hoch die Befragten die Sinnhaftigkeit bzw. denNutzen derartiger Kooperationen für die Arbeit in der eigenen Einrichtungeinschätzen.

Darüber hinaus wird gefragt, welche Kompetenzen oder Voraussetzungen Künst-lerInnen brauchen, um in der eigenen Einrichtung gute Arbeit leisten zu können.

Teil II: Interesse und bisherige Erfahrungen mit Kooperationen

Im zweiten Teil geht es um die konkreten Erfahrungen der Befragten mit KünstlerInnenund/oder künstlerischen Dienstleistungen sowie um das prinzipielle Interesse anKooperationen. Gegenstand der Fragen sind:

• Interesse an einer Zusammenarbeit

• Konkrete Arbeitsfelder und Bereiche (Organisationsebenen), in denen bereits mitKünstlerInnen zusammengearbeitet wurde

• Art der Kontaktaufnahme mit den KünstlerInnen

• Bevorzugte Kunstsparten, aus denen KünstlerInnen engagiert oder angestelltwerden

• Art und Anzahl der Vertragsverhältnisse zum Stichtag 31. 12. 2002

Offen formuliert ist die Frage nach den erschwerenden Rahmenbedingungenderartiger Kooperationen.

Teil III: Zukünftige Kooperationen zwischen NPOs und KünstlerInnen

Der dritte Teil widmet sich dem allgemeinen und speziellen Interesse an Koopera-tionen von NPOs und KünstlerInnen. Inhalte sind:

• Bereitschaft, in Zukunft Kooperation auf- bzw. auszubauen

• Bevorzugte Kunstsparten und Vertragsformen

• Bereitschaft zur Nutzung einer Koordinationsstelle

Als offene Fragen werden nachstehende Punkte formuliert:

• Erwartungen an die angebotenen Dienstleistungen einer Koordinationsstelle

• Gründe, die gegen eine Zusammenarbeit mit KünstlerInnen sprechen

• Beschreibung von Projektideen, falls genügend Budget zur Verfügung stünde

Teil IV: Stammdaten zur Einrichtung

Um auch differenzierte Auswertungen der Ergebnisse zu ermöglichen, werden imvierten Teil des Fragebogens Name, Organisationsform, Sitz der Einrichtung undräumlicher Wirkungskreis, Anzahl der MitarbeiterInnen, Jahresbudget, Einnahme-quellen, Hauptaufgaben und Tätigkeitsbereiche der Organisation erfasst.

Die Angaben zum Träger und zur Organisationsform ermöglichen eine nachträglicheKontrolle der befragten Organisationen, ob sie den Definitionskriterien für NPOsentsprechen.

Am Ende des Fragebogens haben die Befragten die Möglichkeit, persönliche Mittei-lungen zu machen. Zusätzlich kann der Name einer Person angegeben werden, die

010

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Methode

bereit ist, in einem persönlichen Interview Erfahrungen in der Zusammenarbeit mitKünstlerInnen weiterzugeben.

2.2.2 Quantitative Auswertungsverfahren

Neben rein deskriptiven Verfahren in Form von Häufigkeits- oder Kreuztabellen, diemittels SPSS erstellt werden, kommen in vorliegender Arbeit folgende Analysever-fahren zur Anwendung:

Chi-Quadrat-Test

Mittels Chi-Quadrat-Test wird die Nullhypothese der Unabhängigkeit von zweiVariablen getestet. Der Test soll laut Holm nur verwendet werden, wenn keinErwartungswert kleiner 1 und nicht mehr als 10 Prozent kleiner als 5 sind.15

Er findet in vorliegender Studie vor allem zur Überprüfung der Abhängigkeit bzw.Unabhängigkeit der Variablen zweidimensionaler Tabellen (2 x 2 Merkmalsausprä-gungen) Anwendung.

T-Test auf Mittelwertsdifferenzen in unabhängigen Stichproben

Diese Analysemethode, die mit dem Statistikprogramm SPSS gerechnet wird,überprüft, ob sich zwei Gruppen statistisch signifikant in ihren Mittelwertenunterscheiden. Im ausgewählten Programm wird dazu jede Gruppe mit jeder Gruppepaarweise verglichen. Dabei werden unabhängige Stichproben vorausgesetzt. DieBeobachtungen in jeder Zelle (Gruppe) sind also von den Beobachtungen in denanderen Zellen (Gruppen) unabhängig.

Das Verfahren wird überall dort angewendet, wo ein paarweiser Vergleich aufsignifikante Mittelwerte zwischen Vergleichsgruppen erfolgt, z. B. bei der Ermittlungsignifikanter Unterschiede zwischen den Organisationen, die eine Interviewpersonangeben, und denen, die das nicht tun.

Bei all diesen Merkmalen werden – im Gegensatz zu den Angaben in der zweidimen-sionalen Häufigkeitstabelle, die immer im jeweiligen Kapitel dargestellt ist – dieErgebnisse nicht in Klassen zusammengefasst. Es erfolgt somit kein Datenverlust beider Ermittlung signifikanter Unterschiede, da mit den tatsächlichen Mittelwerten undnicht mit umkodierten Werten (z. B. Gesamtpunktwert 0 bis 3 = 1 und 4 bis 6 = 2)gerechnet wird. Wenn auf Grund der Fragestellung doch mit umkodierten Wertengerechnet wird, ist dies bei den betroffenen Tabellen explizit angegeben.

Die Analyse wird demnach mit den tatsächlich errechneten Mittelwerten aus denGesamtpunktwerten des jeweiligen Merkmals durchgeführt.

Allgemeines lineares Modell: Regressionsanalyse

Zur Ermittlung von direkten Einflussfaktoren werden im Statistikprogramm AlmoRegressionsanalysen gerechnet.16 Dieses Verfahren ist als Submodell des allgemeinenlinearen Modells zu verstehen und dadurch charakterisiert, dass die unabhängigenVariablen quantitativ17 sind – unabhängig vom Messniveau der abhängigenVariable(n). Das Verfahren überprüft den Einfluss bestimmter Variablen unabhängigvon allen anderen und hat den Vorteil – z. B. gegenüber Testverfahren für Mittelwert-

15- Vgl. Holm, K. (1994): Almo-Statistik-System Handbuch, Linz, S. 279.16- Vgl. Holm (1994), S. 363ff.17- Ordinale Variablen werden bei der Kategorie „quantitativ“ eingeordnet. Der spezifischeCharakter der ordinalen Variablen wird bei der Ermittlung der Streuungsmatrix berücksichtigt,auf die der (sic!) Regressions-Kalkül des allgemeinen linearen Modells angewendet wird. (Holm,1994, S. 363). 011

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Methode

differenzen –, dass Scheinkorrelationen sichtbar gemacht werden können, sofern diebetreffenden Variablen in das formulierte Modell aufgenommen werden.

In den Ergebnistabellen werden nur diejenigen Einflussgrößen ausgewiesen, diezumindest in einer der Entwicklungsperioden statistisch signifikant sind (p > 0,05).

Dieses Verfahren ermittelt die erklärte Varianz eines Variablenmodells und denmultiplen Korrelationskoeffizienten für dieses Modell. Anwendung findet es in vorlie-gender Studie in jenen Kapiteln, in denen die aufgestellten Hypothesen bzw. Modelle ineiner vertiefenden Analyse auf ihre vorläufige Gültigkeit hin überprüft werden sollen.

Pfadanalyse

Um wissenschaftliche Aussagen zur Erklärung von Ursache-Wirkung-Zusammen-hängen machen zu können, wird als Analyseverfahren die Pfadanalyse verwendet.18

Um feststellen zu können, welches Merkmal Ursache und welches Wirkung ist, muss indiesem Verfahren die Richtung des Zusammenhanges postuliert werden. Das heißt,der/die ForscherIn entwickelt ein Modell, geht also auf Grund inhaltlicher Überle-gungen von einem Ursache-Wirkung-Zusammenhang aus, legt die vermutete Richtungselbst fest und überprüft diesen mittels Pfadanalyse auf Signifikanz. Wirdangenommen, dass Variable 1 die Ursache für Variable 2 und diese wiederum Ursachefür Variable 3 ist, so kann z. B. folgendes Modell aufgestellt werden:

Wenn auch die Variable 1 auf die Variable 3 nicht ursächlich wirkt, hat sie auf dieseVariable über die Variable 2 einen indirekten Einfluss, der mittels Regressionsanalysenicht aufgedeckt werden kann. Aus diesem Grunde werden bei einigen Analysen dieErgebnisse der Regressionsanalyse mit dem Verfahren Pfadanalyse überprüft.

Angewendet wird diese Methode in vorliegender Arbeit z. B. bei der Überprüfung derZusammenhänge innerhalb des Gesamtmodells. Es wird überprüft, inwieweit Ursache-Wirkung-Zusammenhänge zwischen den Variablen bestehen und wie groß diese sind.Darüber hinaus werden zur Ermittlung und Kontrolle der gegenseitigen Abhängig-keiten ausgehend vom Grundmodell die in das Modell einbezogenen Variablen in derReihenfolge miteinander vertauscht, wodurch wechselseitige Zusammenhängeaufgezeigt werden können. Von direkten Zusammenhängen wird gesprochen, wennunter Berücksichtigung aller im Modell genannten Variablen eine Variable auf dieandere wirkt, wobei Korrelationen mit den anderen Variablen auspartialisiert sind.Indirekte Zusammenhänge können in der Form auftreten, dass eine Variable 1 übereine Variable 2 auf die Variable 3 wirkt.

In der oben dargestellten Form hat V1 über die Variable V2 indirekt Einfluss auf dieVariable 3, wobei die Höhe des Einflusses ermittelt wird, indem die Koeffizienten

18- Vgl. Holm (1994) S. 570. 012

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Methode

multipliziert werden. Zwischen V1 und V3 besteht kein direkter Zusammenhang,jedoch zwischen V1 und V2.

2.3 Qualitative Erhebung

Es wurden auf Basis der quantitativen Untersuchung soziale NPOs ausgewählt, dieKooperationserfahrungen mit KünstlerInnen haben. Die Auswahl erfolgte einerseitsnach Kooperationsspezifika (Bundesland, Kunstsparte, Zielgruppe) und derInterviewbereitschaft, die im Fragebogen erhoben wurde, andererseits nach denVorgaben des Theoretical Sampling.19 Nach der Analyse erster Interviews wird hierentschieden, wie das Datenmaterial schrittweise erweitert wird, das heißt welchezusätzlichen Organisationen in die Befragung miteinbezogen werden. Ziel ist es,möglichst unterschiedliche Organisationen bzw. Erfahrungen bei der Untersuchung zuberücksichtigen. Damit wird keine Repräsentativität im statistischen Sinn angestrebt,sondern eine möglichst umfassende Analyse möglicher Kooperationsformen sowieihre Voraussetzungen und Potenziale. In den ausgewählten Organisationen wird je einca. 1,5-stündiges Interview mit einer Person in leitender Position geführt.

Fragestellungen in den Interviews waren:

1. Überblick zur Alltagsarbeit der Einrichtung: Zielgruppe, Zielsetzung,Hauptaufgaben der Organisation

2. Beschreibung eines wesentlichen Projektes in der Kooperation mit Künst-lerInnen:

• Wie ist die Idee zu diesem Projekt entstanden?

• Welche Zielsetzung stand hinter diesem Projekt?

• Wie wurde das Projekt finanziert?

• Welche Probleme oder Hürden gab es?

• Was ist gut gelaufen?

3. Beschreibung der konkreten Zusammenarbeit mit KünstlerInnen in der Organi-sation:

• Wie war die konkrete Zusammenarbeit der Einrichtung mit den KünstlerInnen?

• Wie erfolgte die Einbettung der KünstlerInnen in die Organisation?

• Was würde der/die Befragte heute anders (besser) machen?

• Welche Eigenschaften und Potenziale auf Seiten der KünstlerInnen bzw. derOrganisation begünstigen eine Zusammenarbeit?

4. Subjektive Einschätzung der Möglichkeiten zukünftiger Kooperationen vonKünstlerInnen mit NPOs allgemein:

• Welche Voraussetzungen erfordert die Implementierung neuer künstlerischerDienstleistungen in NPOs?

• Was brauchen KünstlerInnen allgemein, um in einer NPO gut arbeiten zukönnen?

• Was brauchen NPOs allgemein, um gut mit KünstlerInnen arbeiten zu können?

• Was würden Sie KünstlerInnen empfehlen, wenn sie in einer NPO arbeitenmöchten?

19- Vgl. Strauss, A.; Corbin, J. (1990): Basics of Qualitative Research: Grounded TheoryProcedures and Techniques. London. 013

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Methode

5. Einfluss künstlerischer Arbeit auf die NPO:

• Was hat sich durch die Mitarbeit von KünstlerInnen auf KlientInnen-, Mitarbei-terInnen- oder Organisationsebene verändert?

• Was bedeutet für den/die Verantwortlichen der NPOs Kunst in einer NPO?

Die Interviews zu diesen Themenkreisen wurden transkribiert und entlang des vonGlaser und Strauss entwickelten Konzeptes der Grounded Theory analysiert.20 Dies istein qualitativer Forschungsansatz, dessen Ziel die sukzessive Elaboration einerTheorie ist. „Grounded“ nennt man die entstehende Theorie deswegen, weil alleInterpretationsversuche (der Daten) immer wieder an das im Forschungsprozessgesammelte Datenmaterial herangetragen und dadurch präzisiert, das heißtmodifiziert oder bestätigt werden. Durch diesen Prozess der fortwährendenBegründung („grounding“) der Interpretationen in den Daten soll gewährleistetwerden, dass die Theorie, die sich mehr entwickelt („emergence“) oder mehrmethodisch erzwungen wird („forcing“), bestmöglich zu den Daten passt („fit“).21

Hier wurde die Strategie der allmählichen Theorieentwicklung verfolgt.

Die Ziele der Grounded Theory sind:

1. eine Theorie zu entwickeln,

2. ein strenges methodisches Vorgehen zu garantieren („Wissenschaftlichkeit“),

3. die Vorannahmen und Vorurteile des Forschers zu durchbrechen und

4. für Gegenstandsverankerung zu sorgen.

Die wesentlichen Arbeitsschritte dieser Methode sind:

1. Datenerhebung nach den Vorgaben des Theoretical Sampling: Auswahl vonUntersuchungseinheiten sollen (jedenfalls im Allgemeinen) nicht nach Kriterienstatistischer Repräsentativität ausgewählt werden, sondern danach, ob sie dasWissen über den Untersuchungsgegenstand erweitern können oder nicht. Diesbedeutet, dass über mögliche Untersuchungseinheiten schon ein Vorwissenvorhanden sein muss. Hier wurde dieses Vorwissen durch die Bezugnahme aufdie Antworten der quantitativen Untersuchung gewährleistet.

2. Codieren: Analyse von Daten durch Bildung von Kategorien und Zuordnung derDaten (Indikatoren) zu diesen Kategorien. Es handelt sich also nicht um eineeinfache Subsumtion der Daten unter vorhandene Kategorien wie im Prozessdes in der standardisierten Forschung üblichen Codierens, vielmehr werden dieKategorien erst im Verlauf des Codierprozesses gebildet und im Fortgang derAuswertung sukzessive verfeinert, erweitert und wieder verfeinert. Auch kannein Satz, eine Aussage mehreren Codes zugeordnet werden.

Es wird zwischen drei Arten des Codierens unterschieden:

1. Offenes Codieren: Benennung und Kategorisierung der Phänomene durchständiges Vergleichen

2. Axiales Codieren: Identifikation von Beziehungen zwischen den Kategorienund neue Zusammensetzung der Daten

3. Selektives Codieren: Integration der Kategorien zu einer Grounded Theory

20- Vgl. Strauss, Corbin (1990).21- Vgl. Kelle, U. (1994): Empirisch begründete Theoriebildung. Zur Logik und Methodologieinterpretativer Sozialforschung. Weinheim, hier: S. 333–341; Breuer, F. et al. (1996): Schritte desArbeitsprozesses unter unserem Forschungsstil. In: Breuer, F. (Hrsg.): Qualitative Psychologie.Grundlagen, Methoden und Anwendungen eines Forschungsstils, Opladen, S. 79–173. 014

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

3. Kontrastieren („permanenter Vergleich“): Überprüfung der Reichweite derbislang entwickelten Kategorien bei verschiedenen Fällen

4. Schreiben von Memos: In der Grounded Theory werden als Memos alleNotizen, Anmerkungen, Kommentare zum Datenmaterial bezeichnet. Ziel solltesein, möglichst Theorie-Memos zu verfassen, das heißt solche, in denen theore-tische Konzepte, Hypothesen oder Fragen formuliert werden. Diese Konzeptesollen sich gleichermaßen auf die vorhandenen Codierungen stützen wiegegebenenfalls neue Codierungen anregen. Letztlich sollen die Theorie-Memoszur Entwicklung einer ausformulierten Theorie führen.

Die empirisch begründete Theorie wird als eine Synopse von „systematischen Behaup-tungen (‚statements‘) über plausible Beziehungen“22 von Kategorien, Codes,Dimensionen etc. aufgefasst, die unter dem Vorbehalt steht, „für immer vorläufig“ zusein. Grounded Theories bleiben auch nach ihrer Formulierung als Theorie und nachAbschluss eigener Forschungsaktivitäten „fluid“, sie beanspruchen Plausibilität undnicht die Wahrheit allgemein gültiger Gesetze.23

Eine charakteristische Besonderheit des Grounded-Theory-Ansatzes ist seineBetonung der Verwebung von Datensammlung und Datenanalyse innerhalb desgesamten Forschungsprozesses. Anders als in einem klassisch experimentellenUntersuchungsdesign, in dem Hypothesen zu Beginn der Forschung formuliert unddann mit Hilfe einer experimentellen Versuchsanordnung an einer zuvor definiertenStichprobe überprüft werden, plädiert die Grounded Theory dafür, während desgesamten Forschungsprozesses Hypothesen zu generieren und die Stichprobe diesenneuen Hypothesen und Fragen entsprechend jeweils so zu erweitern, dass dieseHypothesen in Zweifel gezogen, bekräftigt oder modifiziert werden können. Zudiesem Zweck schlagen die Begründer der Grounded Theory konstante Vergleichezwischen (verschiedenen) Daten, Interpretationsvorschlägen und neu zu sammelndenDaten vor.

Im vorliegenden Projekt wurde für die Analyse das Programm Nvivo 2.0 von QSRbenutzt, das insbesondere die Codierung, die Beziehungsanalyse und Kontrastierungsowie die Anfertigung von Memos unterstützt. Weitere Module des Programmsermöglichen eine quasi-quantitative Modellierung und Hypothesenüberprüfung.

3 Ergebnisse

Die schriftliche Befragung wurde im Februar und März 2003 durchgeführt.2.832 Fragebögen wurden an die GeschäftsführerInnen der NPOs in Österreichversendet. Darüber hinaus bestand die Möglichkeit, den Fragebogen über dieHomepage von ARTWORKS herunterzuladen und den ausgefüllten Fragebogenper E-Mail zu retournieren. Davon machten zehn Einrichtungen Gebrauch.

An der schriftlichen Befragung nahmen insgesamt 243 Verantwortliche von NPOs inÖsterreich teil. Auf Grund der Definitionskriterien für NPOs wurden 14 Fragebögen,die retourniert wurden, aus der Untersuchung ausgeschieden. Somit gingen 243 NPOsin die Untersuchung ein. Das entspricht bei einer Grundgesamtheit von 2.682 NPOs(2.832 minus 150 Fragebögen von NPOs, die auf Grund falscher Adressen nichterreicht werden konnten) einer Rücklaufquote von 9 Prozent.

22- Strauss, A;, Corbin, J. (1994): Grounded Theory Methodology. An Overview. In: Denzin, N. K.;Lincoln, Y. S. (Hrsg.): Handbook of Qualitative Research, London, S. 273–285, hier: S. 279.23- Vgl. Strauss, Corbin (1994), S. 279. 015

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Die mündlichen Interviews mit Verantwortlichen von 19 ausgewählten NPOs wurdenim Zeitraum von April bis Juli 2003 durchgeführt.

3.1 Zielgruppe

3.1.1 Grundgesamtheit

Um dem Anspruch der Klarheit und Eindeutigkeit zu genügen, werden in vorliegenderStudie Kategorienamen gewählt, die den direkten Bezug zur Datenquelle erkennenlassen, nämlich die Bezeichnungen Alten- und Pflegeheime, Krankenhäuser, Schulenund Sonstige Soziale Dienste (als Rest- bzw. Teilgröße).

Das verwendete Adressmaterial stammt aus einer aktuellen Untersuchung derAbteilung für Sozialpolitik an der Wirtschaftsuniversität Wien, wurde neu überarbeitetund aktualisiert.

In der anschließenden Tabelle ist die Verteilung der Grundgesamtheit der NPOs überdie Sparten Alten- und Pflegeheime, Krankenanstalten, Schulen und Sonstige SozialeDienste dargestellt.

Es ist klar ersichtlich, dass die Anzahl der NPOs in Wien mit 25 Prozent aller erfasstenNPOs am höchsten ist, gefolgt von Oberösterreich mit 19 Prozent und Steiermark bzw.Niederösterreich mit jeweils 11 Prozent. 10 Prozent der NPOs sind in Tirol, je 7 Prozentin Salzburg und Vorarlberg, 6 Prozent in Kärnten und 4 Prozent im Burgenland.

Tabelle 2: Anzahl der NPOs in den Sparten Alten- und Pflegeheime, Kranken-anstalten, Schulen, und sonstige Soziale Dienste (GRUNDGESAMT-HEIT)

Es sind alle den statistischen Daten zufolge existierenden NPOs enthalten.

3.1.2 Rücklauf der quantitativen Untersuchung

Betrachtet man/frau in Tabelle 3 die NPOs, die an der schriftlichen Befragung teilge-nommen und den ausgefüllten Fragebogen retourniert haben, so zeigt sich, dass26 Prozent aus Oberösterreich, 23 Prozent aus Wien und 16 Prozent aus derSteiermark Interesse an dieser Untersuchung zeigten. Weiters nahmen 10 Prozent aus

Sparte/Bundesland

Alten- undPflegeheime

Kranken-anstalten

SchulensonstigeSozialeDienste

Summe in Prozent

Burgenland 8 2 13 83 106 4,0

Salzburg 6 6 35 134 181 6,7

Kärnten 12 5 25 129 171 6,4

Steiermark 13 6 41 229 289 10,8

NÖ 29 6 67 189 291 10,9

Tirol 13 4 35 207 259 9,7

OÖ 17 12 82 405 516 19,2

Vorarlberg 4 13 15 156 188 7,0

Wien 57 12 150 462 681 25,4

Summe 159 66 463 1994 2682 100,0

in Prozent 5,9 2,5 17,3 74,3 100,0 –

016

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Niederösterreich, 8 Prozent aus Kärnten und 7 Prozent aus Vorarlberg an derBefragung teil. Tirol und Salzburg folgen mit je 4 Prozent und das Burgenland mit3 Prozent.

Tabelle 3: Anzahl der NPOs in den Sparten Alten- und Pflegeheime, Kranken-anstalten, Schulen und sonstige Soziale Dienste (RÜCKLAUF)

n = 243; * Es bestand die Möglichkeit, den Fragebogen anonym auszufüllen.

Werden in einem nächsten Schritt Grundgesamtheit und Rücklaufquote mit derEinwohnerInnenzahl aus dem Jahr 2001 verglichen, so fällt auf, dass im Vergleich zurAnzahl der EinwohnerInnen (20 Prozent) Wien überdurchschnittlich hoch sowohl inder Grundgesamtheit (25 Prozent) als auch im Rücklauf (23 Prozent) vertreten ist.Ähnlich verhält es sich in Oberösterreich: Während nur 17 Prozent aller Öster-reicherInnen in Oberösterreich wohnen, sind in der Grundgesamtheit 19 Prozent allerNPOs enthalten und beim Rücklauf wurde sogar ein Prozentwert von 26 Prozenterreicht. Für die Steiermark zeigt sich ein etwas anderes Bild: 15 Prozent derÖsterreicherInnen sind aus der Steiermark, lediglich 11 Prozent der erfassten NPOskommen von dort, jedoch 16 Prozent der an der Studie beteiligten NPOs. ObwohlNiederösterreich 19 Prozent der österreichischen EinwohnerInnen stellt, sind nur11 Prozent aller NPOs aus diesem Bundesland und 10 Prozent aller NPOs, die an derBefragung teilnahmen.

Jene Bundesländer, die einen höheren Rücklauf als 10 Prozent der Grundgesamtheitaufweisen, sind in der folgenden Tabelle hervorgehoben.

Tabelle 4: Grundgesamtheit, Rücklaufquote und EW-Zahl bezogen auf dieBundesländer

Sparte/Bundesland

Alten- undPflegeheime

Kranken-anstalten

SchulensonstigeSozialeDienste

anonym* Summe in Prozent

Burgenland 0 0 1 6 0 7 2,9

Salzburg 0 0 1 8 0 9 3,7

Kärnten 3 0 2 13 1 19 7,8

Steiermark 2 0 3 31 2 38 15,6

NÖ 1 0 5 17 2 25 10,3

Tirol 1 0 0 7 1 9 3,7

OÖ 4 1 3 55 1 64 26,3

Vorarlberg 1 0 1 14 0 16 6,6

Wien 4 1 6 43 2 56 23,0

Summe 16 2 22 194 9 243 100,0

in Prozent 6,6 0,8 9,1 79,8 3,7 100,0 –

BundeslandEW in Tsd.(2001*)

in Prozent

Anzahl derNPOs

(Grund-gesamtheit)

in ProzentAnzahl der

NPOs(Rücklauf)

in Prozent

Burgenland 279 3,4 106 4,0 7 2,9

Salzburg 519 6,4 181 6,7 9 3,7

017

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

* Statistik Austria.

Schlussfolgerungen

Aus den vorliegenden Daten kann geschlossen werden, dass die BundesländerSteiermark (11 zu 15 Prozent) und Niederösterreich (11 zu 19 Prozent) im Verhältniszur Anzahl ihrer EinwohnerInnen mit NPOs weniger gut versorgt sind als andereBundesländer. Wobei für Niederösterreich anzumerken ist, dass viele EinwohnerInnen– vor allem im Einzugsgebiet von Wien und Umgebung – von den Wiener Sozialeinrich-tungen mitbetreut werden.

Da auf Grund der Datenlage nicht davon auszugehen ist, dass alle NPOs tatsächlicherfasst sind, ist mit obiger Schlussfolgerung behutsam und kritisch umzugehen.Außerdem hängt die Anzahl der NPOs mit der Art der Zählung (Problem derZähl-Einheit) zusammen, was dazu führen könnte, dass in Bundesländern mit „großen“NPOs24 ein falsches Bild entstehen könnte.

Trotzdem wird klar, wie wichtig eine vollständige Erfassung der NPOs in Österreichgerade in Bezug auf unterschiedliche Versorgungslagen wäre, da ein Bundesländer-vergleich – oder in einem weiteren Schritt ein internationaler Vergleich – neueErkenntnisse und Diskussionsgrundlagen vor allem für die praktische Arbeit bringenkönnte. Es wäre dann eine Vergleichbarkeit der Länder mit der Anzahl der NPOshinsichtlich der Höhe der jeweiligen Sozialausgaben gegeben.

Der Vergleich der Grundgesamtheit mit der Rücklaufquote lässt eindeutigere Schlüssezu: Während in NPOs aus den Bundesländern Oberösterreich, Steiermark und Kärnteneine sehr hohe Bereitschaft zur Teilnahme an dieser Studie zu verzeichnen ist, ist dasGegenteil bei den Ländern Burgenland, Salzburg, Tirol und Wien der Fall. Währenderstgenannte Bundesländer einen höheren Anteil an der Rücklaufquote aufweisen alsAnteile an der Grundgesamtheit, ist bei den zweitgenannten das Gegenteil der Fall.Niederösterreich und Vorarlberg haben annähernd in dem Maße an der Befragungteilgenommen, wie sie Anteil an den NPOs haben.

Aus diesem Vergleich (Rücklaufquote versus Anzahl der NPOs an der Grundge-samtheit) kann gefolgert werden, dass in Oberösterreich, in der Steiermark undin Kärnten ein großes Interesse am Forschungsgegenstand besteht. Wien liegt aufGrund der Ausgangslage (25 Prozent der in der Grundgesamtheit erfassten NPOs sindhier stationiert) mit 23 Prozent Rücklaufquote etwas niedriger. Weniger stark istdas Interesse im Burgenland, in Salzburg und in Tirol.

24- Die Größe ist bezogen auf die Anzahl der Abteilungen oder Einrichtungen.

BundeslandEW in Tsd.(2001*)

in Prozent

Anzahl derNPOs

(Grund-gesamtheit)

in ProzentAnzahl der

NPOs(Rücklauf)

in Prozent

Kärnten 562 6,9 171 6,4 19 7,8

Steiermark 1,203 14,8 289 10,8 38 15,6

NÖ 1,550 19,1 291 10,9 25 10,3

Tirol 675 8,3 259 9,7 9 3,7

OÖ 1,384 17,0 516 19,2 64 26,3

Vorarlberg 351 4,3 188 7,0 16 6,6

Wien 1,608 19,8 681 25,4 56 23,0

Summe 8,132 100 2.682 100,0 243 100,0

018

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

3.1.3 Grundgesamtheit und Stichprobe der qualitativen Untersuchung

Im Fragebogen wurde das Interesse abgefragt, sich für ein Interview zur Verfügung zustellen. Dadurch ist Kontinuität zwischen quantitativer und qualitativer Befragunggegeben. Im Folgenden wird die Gruppe der zum Interview bereiten NPOs näherdargestellt.

Wie folgende Tabelle zeigt, sind 87 (35,8 Prozent) der Befragten zu einem persön-lichen Gespräch bereit, wobei die häufigste Bereitschaft in der Steiermark und in Wienzu beobachten ist.

Tabelle 5: Interviewbereitschaft pro Bundesland

n = 243.

Auffallend ist, dass generell die Interviewbereitschaft mit fast 36 Prozent sehr hochausfällt. In keinem Bundesland liegt die Interviewbereitschaft unter 25 Prozent, wasdie bereits erwähnte hohe Qualität der ausgefüllten Fragebögen bestätigt. DieAbsolutwerte sind dem Rücklauf entsprechend in Wien, Oberösterreich und derSteiermark am höchsten. Es konnte kein signifikanter Unterschied hinsichtlich derHauptaufgaben und Sparten zwischen der Gruppe, die zum Interview bereit ist undder, die es nicht ist, festgestellt werden.

In nachstehender Tabelle wird deutlich, dass die Interviewbereitschaft mit der eigenenProjekterfahrung zunimmt. Vor allem ab drei selbst durchgeführten Projekten wollendie Befragten ihre Erfahrungen mit künstlerischen Dienstleistungen in NPOs in einempersönlichen Gespräch austauschen.

Tabelle 6: Interviewbereitschaft, wenn eigene Projekterfahrung besteht

n = 243.

nicht bereit bereit reale InterviewsBundesland gesamt absolut in Prozent absolut in Prozent absolut

Burgenland 7 5 71,4 2 28,6 1

Salzburg 9 6 66,7 3 33,2 0

Kärnten 19 13 68,4 6 31,6 1

Steiermark 38 21 55,3 17 44,7 6

NÖ 25 18 72,0 7 28,0 0

Tirol 9 6 66,7 3 33,2 0

OÖ 64 44 68,7 20 31,3 8

Vorarlberg 16 12 75,0 4 25,0 0

Wien 56 31 55,4 25 44,6 3

Summe 243 156 64,2 87 35,8 19

nicht bereit bereiteigene Projekte absolut in Prozent absolut in Prozent gesamt

null 93 91,2 9 8,8 102

ein bis zwei 52 53,6 45 46,4 97

mehr als zwei 11 25,0 33 75,0 44

gesamt 156 63,9 87 35,8 243

019

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Bei der offenen Frage nach möglichen Einsatzfeldern für KünstlerInnen in NPOs fällt63 Befragten spontan kein einziges Einsatzfeld ein. Davon sind 54 zu keinemInterview bereit, 9 hingegen schon. Daraus wird deutlich, dass die Kreativität bei denGesprächsbereiten höher ist, was aber auch daran liegen kann, dass die Interview-bereitschaft deutlich höher ist, wenn bereits mit KünstlerInnen zusammengearbeitetwurde.

Auffallend ist auch, dass die Gruppe der Interviewbereiten NPOs zu 96 Prozent eineKoordinationsstelle nützen würde, im Gegensatz zu den NPOs, die zu keinemGespräch bereit sind, wo nur 80 Prozent eine Koordinationsstelle nützen würden.

Bei der Überprüfung, ob die Nutzeneinschätzung bei den beiden Gruppen anders ist,zeigt sich deutlich, dass die Interviewbereiten einen signifikant höheren Nutzenerwarten als die Gruppe, die nicht zu einem Gespräch bereit ist

Die Auswahl der tatsächlichen InterviewpartnerInnen erfolgte mehrstufig undsequenziell. Von der Grundgesamtheit von 87 potenziellen InterviewpartnerInnenwurden zunächst jene ausgeschieden, die noch keine eigene Erfahrung mit Koopera-tionsprojekten hatten, dagegen wurden solche bevorzugt, die auf mehrere erfolg-reiche Projekte verweisen konnten. Weiteres wesentliches Kriterium war die Intensitätder Kooperation. Soweit aus der Kurzdarstellung erkennbar war, dass die Zusammen-arbeit zwischen KünstlerInnen und NPOs sich auf reines Sponsoring (Zur-Verfügung-Stellen von Bildern etc.), Gestaltung von Rahmenprogrammen oder die reineAbhaltung von Benefizveranstaltungen beschränkte, wurden diese ebenso alsmögliche InterviewpartnerInnen ausgeschieden. Die weitere Auswahl erfolgteeinerseits nach den Vorgaben des Theoretical Sampling (vgl. Kapitel 2.3), andererseitswurde darauf geachtet, die Vertretung nach Zielgruppe und Kunstsparte zu streuen.Entsprechend der Interviewbereitschaft wurden die meisten Gespräche inOberösterreich, der Steiermark und Wien durchgeführt. Eine Repräsentativität derStichprobe der qualitativen Untersuchung nach organisationsdemographischenKriterien wurde nicht angestrebt.

Letztlich wurden 19 Gespräche geführt.25 In allen Fällen waren die Interview-partnerInnen die GeschäftsführerInnen oder organisatorisch für den Bereichzuständigen Personen, in drei Fällen wurde zugleich eine weitere in das jeweiligeProjekt involvierte Person befragt. In der Folge sind die Organisationen derInterviewpartnerInnen, soweit sie nicht anonym bleiben wollten, namentlichangeführt:

Tabelle 7: Interviewte NPOs der qualitativen Untersuchung

25- Tatsächlich wurden mehr als 19 NPOs ausgewählt, allerdings kamen geplante Interviewsinsbesondere im Schulbereich wegen Terminproblemen nicht zu Stande. Auf eine Nacherhebungwurde aus Zeitgründen und der ohnehin großen Erfahrung des Equal-Partners ÖKS im Bereich derKooperation Kunst – Schulen verzichtet.

Altenfeldner Werkstätten, Außenstelle Neufelden FRATZ Graz (Freizeit- und Aktivitätszentrum fürKinder)

Altenwohn- und Pflegeheim „Antonia“ Institut Hartheim

Anonym/Ausbildungstätte Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie

Anonym/Behindertenarbeit Jugendprojekt Bezirk Rohrbach

Anonym/Frauenberatung Lebenshilfe Feldbach

Anonym/Sozialpsychologische Tagesstätte Mafalda

020

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

3.2 Stammdaten der Organisationen der quantitativen Untersuchung

3.2.1 Angaben zur Organisation und ihren MitarbeiterInnen

Die Altersstruktur der untersuchten NPOs stellt sich folgendermaßen dar: 67 Prozentsind zwischen 1 und 20 Jahre, 19 Prozent zwischen 21 und 50 Jahre und lediglich14 Prozent sind älter als 50 Jahre. 25 Befragte gaben das Alter der Einrichtung nichtan. Die untersuchten Einrichtungen sind zwischen 1 und 178, durchschnittlich somit24,7 Jahre alt.

Tabelle 8: Altersgruppen

n = 243; kw = 25; Für die Berechnung des Mittelwertes werden die „echten“ Jahreszahlen bzw.Altersangaben und nicht gruppierte Daten herangezogen.

Die nächste Grafik zeigt, dass 77 Prozent der Organisationen in der Rechtsform einesVereines organisiert sind, 9 Prozent als Gemeinnützige GesmbH, 6 Prozent als Körper-schaft öffentlichen Rechts und 3 Prozent als Stiftung. 6 Personen geben keineAntwort.

Grafik 2: Organisationsform

n = 243; kw = 6.

Anonym/Suchtarbeit Pro mente Oberösterreich, Kunst und Kultur

Anton-Proksch-Institut Stadtteilcafé Palaver

BFI-Frauenwerkstatt Wels Verein Frauen für Frauen, Frauenhaus Steyr

Caritas Senioren- und Pflegehaus, Graz/St. Peter

Altersgruppen absolut in Prozent

1 bis 5 Jahre 37 17,0

6 bis 10 Jahre 36 16,5

11 bis 15 Jahre 42 19,3

16 bis 20 Jahre 32 14,7 67 Prozent

21 bis 50 Jahre 41 18,8 19 Prozent

über 50 Jahre 30 13,7 14 Prozent

Summe 218 100,0

021

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Unter den Körperschaften öffentlichen Rechts befinden sich kirchliche Organisationen.In der Gruppe Sonstiges sind z. B. enthalten: Verband der Pfarrgemeinden Villach undKlagenfurt, Gemeinnütziger Fonds oder Körperschaft kirchlichen Rechts.

Bezüglich der hauptamtlichen MitarbeiterInnen zeigt sich, dass 34 Prozent der NPOszwischen 6 und 20, 26 Prozent zwischen 1 und 5, 16 Prozent zwischen 21 und 50 und9 Prozent zwischen 51 und 300 hauptamtliche MitarbeiterInnen angestellt haben.Während lediglich 4 Prozent der NPOs mehr als 300 hauptamtliche MitarbeiterInnenbeschäftigen, haben 12 Prozent gar keine hauptamtlichen MitarbeiterInnen.

Bei den ehrenamtlichen MitarbeiterInnen26 stellt sich ein anderes Bild dar: Mehr als dieHälfte der NPOs haben keine ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, 21 Prozentbeschäftigen 6 bis 20, 12 Prozent 1 bis 5, 7 Prozent 21 bis 50, 5 Prozent 51 bis 300und 4 Prozent mehr als 300 ehrenamtliche MitarbeiterInnen.

Tabelle 9: Vergleich der Gruppen der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbei-terInnen

n = 243.

Durchschnittlich sind in den befragten Organisationen 49 hauptamtliche und 129ehrenamtliche MitarbeiterInnen beschäftigt. 71 Prozent der hauptamtlichen und54 Prozent der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen sind weiblich. In der Gruppe derhauptamtlichen MitarbeiterInnen sind signifikant häufiger Frauen vertreten als in derGruppe der ehrenamtlichen.

26- Unter „ehrenamtlicher Arbeit“ wird eine „Arbeitsleistung verstanden, der kein monetärerGegenfluss gegenübersteht (die also „unbezahlt“ geleistet wird) und deren Ergebnis Konsumen-tInnen außerhalb des eigenen Haushalts zufließt … Die Definition beinhaltet eine Abgrenzung inmehrfacher Hinsicht. Wesentlich ist die Unterscheidung ehrenamtlicher von bezahlter Arbeit.Um – entsprechend der gewählten Definition – als ehrenamtlich zu gelten, darf für erbrachteLeistungen kein Entgelt in Form von Geld empfangen werden. Graubereiche können auftreten,wenn etwa Aufwandsentschädigungen geleistet werden. Zudem gibt es verschiedenste Formennicht-monetärer Gegenleistungen wie soziales Ansehen, Einfluss, Anerkennung, Sachgeschenke,Gutschriften etc. hinsichtlich derer verschiedene Tätigkeiten stark variieren. EhrenamtlicheArbeit muss demnach nicht unbedingt aus altruistischen Motiven erfolgen.“ (Badelt, Ch.;Hollerweger, E. (2001): Das Volumen ehrenamtlicher Arbeit in Österreich. Working Paper No. 6,Februar 2001, Abteilung für Sozialpolitik, Wirtschaftsuniversität Wien).

hauptamtlicheMitarbeiterInnen

absolut in ProzentehrenamtlicheMitarbeiterInnen

absolut In Prozent

keine 30 12,4 Keine 123 50,6

1 bis 5 62 25,5 1 bis 5 29 11,9

6 bis 20 82 33,8 6 bis 20 52 21,4

21 bis 50 38 15,6 21 bis 50 17 7,0

51 bis 300 21 8,6 51 bis 300 13 5,3

301 bis 1.500 10 4,1 301 bis 1.500 9 3,7

Summe 243 100 Summe 243 100,0

022

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Tabelle 10: Durchschnittliche Anzahl an ehren- bzw. hauptamtlichen Mitar-beiterInnen

n = 243; Anzahl der hauptamtlichen MitarbeiterInnen: 0 bis 1.500/Anzahl der ehrenamtlichenMitarbeiterInnen: 0 bis 8.328; Chi-Quadrat-Test: 4,3.

Schlussfolgerung

Ein Vergleich mit den Daten Bachsteins27, der eine Primärerhebung österreichischerNPOs durchgeführt hat, zeigt tendenziell Übereinstimmung.

Tabelle 11: Ehren- und hauptamtliche Beschäftigung in österreichischenNPOs, Datenvergleich 1995 (Bachstein) und 2003 (ARTWORKS)

Quellen: Bachstein (2000), eigene Daten. Angaben in Prozent. Grundgesamtheiten: Bachstein:566 NPOs, ARTWORKS: 243 NPOs.

Bezüglich der Beschäftigungsformen von Männern und Frauen ergibt sich ebenfallseine relativ gute Übereinstimmung der Daten.

Tabelle 12: Geschlechtervergleich: Daten 1995 (Bachstein) und 2003(ARTWORKS)

Quellen: Bachstein (2000), eigene Daten; Angaben in Prozent. Grundgesamtheiten: Bachstein:566 NPOs, ARTWORKS: 243 NPOs.

27- vgl. Bachstein, W. (2000): Nonprofit Organisationen im Bereich sozialer Dienste: Beschäf-tigung und sozialpolitische Implikationen, Wien.28- Daten stammen aus dem Jahr 1995.29- Insgesamt 246.628 Beschäftigte.30- Prozentwerte beziehen sich auf einen Mittelwertvergleich.31- Daten stammen aus dem Jahr 1995.

absolut ZeilenprozentMitarbeiterInnen Summe W m w m

hauptamtliche MitarbeiterInnen 49 35 14 71,4 28,6

ehrenamtliche MitarbeiterInnen 129 70 59 54,3 45,7

gesamt 178 105 73 59,0 41,0

Studie Summeehrenamtliche

(in Prozent)hauptamtliche

(in Prozent)

Bachstein (2000)28 10029 62 38

ARTWORKS-Daten (2003) 10030 72 27

Studie W M Zeilenprozent

Bachstein (2000)31, gesamtEhrenamtVollzeitTeilzeit

65646183

35353917

100100100100

ARTWORKS-Daten (2003), gesamt 59 41 100

ehrenamtliche MitarbeiterInnen 54 46 100

hauptamtlliche MitarbeiterInnen 71 29 100

023

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Trotz unterschiedlicher Zielsetzungen beider Studien ist ein Vergleich mit demvorhandenen österreichischen Material interessant und fördert eine kritische Ausein-andersetzung mit dem Forschungsgegenstand und den Ergebnissen.

47 Prozent der Einrichtungen üben den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit sowohl auf demLand als auch in der Stadt aus, 31 Prozent nur in der Stadt und 22 Prozent nur auf demLand.

Grafik 3: Räumliches Umfeld

n = 243; kw = 2.

Mit 62 Prozent werden die Länder am häufigsten als Einnahmequelle genannt.Die Städte/Gemeinden werden von 45 Prozent der Organisationen genannt, dieBundesministerien von 37 Prozent und das AMS (Arbeitsmarktservice) mit 21 Prozent.

Neben diesen Einnahmequellen der „öffentlichen Hand“ spielen das Sammeln vonSpenden bzw. Sponsoring von Privaten, die Eigenfinanzierung und Mitgliedsbeiträgeeine Rolle. Alle anderen Einnahmequellen werden weniger häufig angegeben.

Aussagen zur Höhe der jeweiligen Förder-, Unterstützungsgelder, Subventionen oderLeistungsentgelte32 können anhand der vorliegenden Daten nicht getroffen werden,da die Art der Einnahmequellen erfragt wird und keine konkreten Beträge.

32- Die AutorInnen der Studie setzen Begriffe wie Förder-, Unterstützungsgelder, Subventionenbewusst sparsam ein, da die Bedeutung des Begriffes impliziert, dass z. B. mit einer Subven-tionsgabe keine (direkte) Leistungserwartung verbunden sei, was nicht der Realität entspricht:Gelder der öffentlichen Hand sind zweckbestimmt und können in den seltensten Fällen völlig freiverwendet werden. Diese in NPOs zunehmend bewusste Begriffsverwendung gewinnt anBedeutung, seit Kostenträger und NPOs bestrebt sind, Leistungen von NPOs transparent undmessbar zu machen. Es ist zu beobachten, dass Förderungen von Organisationen tendenziell inIndividualförderungen für definierte Personengruppen, die aus der Anonymität herausgehobenwerden (müssen), umgewandelt werden. Die Vor- und Nachteile der Aufhebung von Anonymitätz. B. in Kriseninterventionsstellen und allen Bereichen, in denen schnelles, kompetentes undanonymes Handeln erforderlich ist, können aus Zeit- und Raumgründen an dieser Stelle leidernicht genauer erörtert werden.Bachstein (2000) definiert Leistungsentgelte und Subventionen: Direkte Leistungsentgelte sindbeispielsweise Tagsätze bzw. Pflegesätze für pflegebedürftige Personen; sie setzen sich ausEntgelten von LeistungsempfängerInnen (KlientInnen), von der öffentlichen Hand (Leistungs-verträge mit Bund, Ländern oder Gemeinden; z. B. Finanzierungen von Personal sozialökono-mischer Betriebe durch das AMS), von Sozialversicherungsträgern (Krankenkassen) oder vonanderen zusammen. Unter Subventionen werden hier so genannte freie Subventionenverstanden, also Gelder von der öffentlichen Hand, die an keine direkten Gegenleistungengekoppelt sind – zum Unterschied zu den Einnahmen als Folge von Leistungsverträgen mit Bund,Ländern oder Gemeinden. 024

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Tabelle 13: Einnahmequellen der Einrichtungen

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen; Mehrfachantworten sindmöglich.

Als „Sonstige Einnahmequellen“ werden diverse zusätzliche Fördergeber angegeben,beispielsweise Sozialhilfeverbände, Kuratorium für Schutz und Sicherheit oderEuropäischer Sozialfonds.

Eine Gruppierung nach der Anzahl der Einnahmequellen macht deutlich, dass dreiViertel der Einrichtungen zwischen zwei und fünf Einnahmequellen angeben.11 Prozent haben mehr als fünf Finanzquellen, 12 Prozent nur eine und 3 Prozentkeine. Durchschnittlich können die untersuchten NPOs auf rund drei verschiedeneEinnahmequellen verweisen.

Tabelle 14: Anzahl der unterschiedlichen Einnahmequellen

n = 243; Mittelwert: 3,4 Einnahmequellen.

Das Jahresbudget haben 127 Organisationen bekannt gegeben: Mit 21 Prozent amhäufigsten wird ein Jahresbudget von 1 bis 30.000 € angegeben, daran reihen sich15 Prozent mit 100.001 bis 200.000, 14 Prozent mit 30.001 bis 100.000 und13 Prozent mit 500.001 bis 1 Mio. Alle anderen Einnahmen-Intervalle werden wenigerhäufig angegeben.

Einnahmequellen absolutin Prozent der

Organisationen*

Länder 151 62,1

Spenden/Sponsoring von Privaten 132 54,3

Eigenfinanzierung (Leistungsentgelte – KundInnen) 115 47,3

Städte/Gemeinden 109 44,9

Mitgliedsbeiträge 99 40,7

Bundesministerium/en 91 37,4

AMS 51 21,0

Sozialversicherungsträger 21 8,6

Religionsgemeinschaften 15 6,2

Stiftungen 9 3,7

Kammern 5 2,1

Parteien 5 2,1

Sonstige 21 8,6

Anzahl derEinnahmequellen

absolut in ProzentAnzahl derEinnahmequellen

absolut in Prozent

0 Einnahmequellen 6 2,5 4 Einnahmequellen 41 16,9

1 Einnahmequellen 30 12,3 5 Einnahmequellen 39 16,0

2 Einnahmequellen 46 18,9 mehr als 5 Einnahmeq. 27 11,2

3 Einnahmequellen 54 22,2 Summe 243 100,0

025

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Der geringste Betrag, den eine Einrichtung zur Verfügung hat, ist 800 €, der höchste22 Mio. € pro Jahr. Im Durchschnitt ergibt sich ein Jahresbudget von 1,1 Mio. € proEinrichtung.

Tabelle 15: Jahresbudget in Euro

n = 243; kw = 116; niedrigster Wert: 800/höchster Wert: 22 Mio.; Der Mittelwert, der mit dentatsächlichen Werten und nicht mit Gruppenwerten berechnet ist, beträgt 1.093.737 €.

51 Prozent der untersuchten Einrichtungen sind in der Beratung/Aufklärung/Prävention tätig, 48 Prozent in der Betreuung, 37 Prozent in der Ausbildung/Weiterbildung, 27 Prozent in der Freizeitgestaltung, 21 Prozent im Arbeitstraining,20 Prozent in der Pflege, 19 Prozent in der Erziehung und 15 Prozent in der Selbst-/Laienhilfe. Alle anderen Aufgaben werden weniger oft genannt.

Tabelle 16: Hauptaufgaben

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen; Mehrfachantworten sindmöglich.

Schlussfolgerungen

Diese Liste an Aufgaben (siehe Fußnote) macht deutlich, wie umfangreich dasLeistungsspektrum von NPOs in Österreich ist. Auch bei dem Versuch, mittels Cluster-

33- Unter „Sonstiges“ fallen: seelsorgliche Begleitung, Streetwork, Frauenbildung, EZA (Entwick-lungs-Zusammenarbeit), gesetzliche Vertretung, landwirtschaftliche Selbstversorgung,Diagnostik, Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung, Krisenintervention, Pensionistenwohnheim,schulisches Lernen, Serviceleistungen im familien- und schulpolitischen Bereich, Alltagsbewäl-tigung der Obdachlosen, Wohnversorgung, menschliche Kontakte, Interessenvertretung,Personalleasing, Personalvermittlung, Prozessbegleitung, Wohnen, berufliche Rehabilitation,Stabilisierung, job-ready werden, Theater, Kulturvermittlung, Bildung von solidarischen Frauen-gruppen, Therapie, Hospizbegleitung, Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying für bestimmteZielgruppen, organisatorische Hilfe, persönliche und soziale Förderung, Schuldenregulierung,Kulturarbeit als autonomes Kulturzentrum, Medizin.

Jahresbudget in € absolut in Prozent Jahresbudget in € absolut in Prozent

1 bis 30.000 26 20,5 300.001 bis 500.000 13 10,2

30.001 bis 100.000 18 14,2 500.001 bis 1 Mio. 17 13,4

100.001 bis 200.000 19 15,0 1.000.001 bis 2 Mio. 13 10,2

200.001 bis 300.000 11 8,7 2.000.000 bis 22 Mio. 10 7,9

Summe 127 100,0

Hauptaufgaben absolutin Prozentder Org.*

Hauptaufgaben absolutin Prozentder Org.*

Beratung, Aufklärung,Prävention, Vorsorge

123 50,6Erziehung 45 18,5

Betreuung 116 47,7 Selbsthilfe, Laienhilfe 36 14,8

Ausbildung,Weiterbildung

90 37,0Politische Bildung 24 9,9

Freizeitgestaltung 65 26,7 Psychotherapie 19 7,8

Arbeitstraining 50 20,6 Physiotherapie,Ergotherapie

12 4,9

Pflege 48 19,8 Sonstiges33 45 18,5

026

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Analyse34 anhand der Hauptaufgaben und Tätigkeitsbereiche Typen von NPOs zufinden, wird klar, wie unterschiedlich die Angebote der einzelnen NPOs sind:Eindeutige, überschaubare und inhaltlich sinnvoll interpretierbare „Cluster“ könnennicht gefunden werden. Das heißt, es ist auf Grund der Vielfalt an Angeboten und/oderAufgaben äußerst schwierig, NPOs in Österreich in klar abgrenzbare, kleinere Gruppenzusammenzufassen.

Ein Grund dafür könnte sein, dass NPOs oft als kleine Initiativen entstehen, sich imLaufe der Zeit immer stärker an den Bedürfnissen und Erfordernissen des Klientels,aber auch der jeweiligen Region orientieren und eine Vielfalt an unterschiedlichstenAngeboten und Leistungen erbringen. Das heißt, die Angebote und Leistungen werdenmit der Zeit konkret auf die spezifischen Bedürfnisse der jeweiligen Region, desKlientels, aber auch auf die Wünsche der KostenträgerInnen abgestimmt. Es könnteaber auch zutreffen, dass mit zunehmender Anzahl und Professionalität der Angebotedie Bedürfnisse der LeistungsnutzerInnen wachsen und NPOs darauf mit zusätzlichenAngeboten reagieren. Außerdem könnte die Tatsache, dass NPOs erkennen, dass sichder Kreis der KostenträgerInnen auf Grund der seit Jahren im NPO-Sektor spürbarenSparmaßnahmen (Deckelung von Leistungsentgelten, Streichung von Geldern fürbestimmte Leistungen …) der „klassischen“ öffentlichen Fördergeber (Bund, Länderund Gemeinden) auf mehrere verschiedene Quellen (Standbeine) ausdehnen muss, umden Bestand der Organisation am Markt gewährleisten zu können. Mit dem Wechsel zuneuen oder zusätzlichen AuftraggeberInnen ist so wiederum eine Erweiterung desDienstleistungsangebotes verbunden.

Auch das einfache Aufaddieren der Aufgaben ergibt, dass die Mehrheit der NPOs meistmehrere Aufgaben zu erfüllen hat: Nur rund 18 Prozent der NPOs geben eine Aufgabean, ein Drittel gibt zwei, 18 Prozent drei und ein Viertel der befragten NPOs sogarmehr als drei verschiedene Hauptaufgaben an. 15 Organisationen geben keineAufgaben an. Durchschnittlich erfüllen die untersuchten NPOs drei verschiedeneHauptaufgaben.

Tabelle 17: Anzahl der Hauptaufgaben

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen; Mehrfachantworten sindmöglich. Mittelwert: 2,6.

Bei den Sparten zeigt sich folgendes Ergebnis: 44 Prozent aller Einrichtungen sind imBereich Behinderung/Krankheit/Psyche tätig, 40 Prozent in der Sparte Kinder/Jugendliche, weitere 33 Prozent im Bildungsbereich sowie in der KategorieArbeit/Beruf. Darüber hinaus beschäftigen sich 26 Prozent mit Frauen/Männernund jeweils 21 Prozent mit Familie/PartnerInnen/Alleinerziehenden bzw. SeniorInnen.Alle anderen Sparten werden weniger häufig genannt.

34- Vgl. Bacher, J. (1994): Tests auf Differenzen zwischen ordinalen/quantitativen Variablen. In:Holm, K., Almo-Statistik-System Handbuch, Linz, S. 336–350 und S. 753–841.

Anzahl absolutin Prozent der

Organisationen* Anzahl absolut

in Prozent derOrganisationen*

0 15 6,2 2 81 33,3

1 43 17,7 3 44 18,1

mehr als 3 60 24,7

027

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Tabelle 18: Sparten der Einrichtungen

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen; Mehrfachantworten sindmöglich.

Bezüglich der Verteilung der Anzahl der genannten Sparten ist ersichtlich, dass29 Prozent der Organisationen vier oder mehr Sparten angeben, jeweils 21 Prozentdrei bzw. zwei und 27 Prozent eine. 2 Prozent geben keine Sparte an. Im Schnittwerden drei verschiedene Sparten angegeben.

Tabelle 19: Anzahl der Sparten/Tätigkeitsbereiche der Einrichtungen

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen; Mehrfachantworten sindmöglich. Mittelwert: 3,0.

3.2.2 Vertiefende Analyse

Anzahl der Einnahmequellen – Aufgaben – Sparten

Bei der Prüfung der Zusammenhänge zwischen der Anzahl der Einnahmequellen, denAufgaben sowie den Sparten zeigt sich, dass wechselseitige Einflüsse wirksam sind:Die Anzahl der Einnahmequellen hängt mit der Anzahl der Hauptaufgaben zusammensowie mit der Anzahl der Sparten, in denen die Organisation tätig ist. Ebensokorrelieren die Anzahl der Aufgaben mit der Anzahl der Tätigkeitsbereiche. DieRichtung des Zusammenhanges wird hier aus inhaltlichen Gründen nicht überprüft.

35- Unter „Sonstiges“ fallen unter anderem: Dolmetschen in allen Bereichen, Schulden, sexuali-sierte Gewalt, Kultur, Hospiz, Sexualität, Gewalt gegen Frauen und Kinder, Mediation, Medien-arbeit, Entwicklungszusammenarbeit, Kunst/Kultur.

Sparte/Tätigkeitsbereichder Einrichtung

absolutin Prozentder Org.*

Sparte/Tätigkeitsbereichder Einrichtung

absolutin Prozentder Org.*

Behinderung, Krankheit,Psyche

108 44,4Wohnen 37 15,2

Kinder, Jugendliche 97 39,9 Sucht 33 13,6

Bildung 81 33,3 Multikulturelles,Internationales

32 13,2

Arbeit, Beruf 80 32,9 Soziales allgemein(Dokumentation,Forschung, Freizeit)

31 12,8

Frauen, Männer 63 25,9 Gemeinwesenarbeit 20 8,2

Familie, PartnerInnen,Alleinerziehende

52 21,4Konsument, Recht,Umwelt

15 6,2

SeniorInnen 52 21,4 Straffälligenhilfe 11 4,5

Sonstiges35 20 8,2

Anzahl Häufigkeitin Prozent der

Organisationen* Anzahl Häufigkeit

in Prozent derOrganisationen*

0 4 1,6 3 50 20,6

1 66 27,2 4 26 10,7

2 52 21,4 mehr als 4 45 18,5

028

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Ergebnisse

Grafik 4: Korrelationen: Anzahl Einnahmequellen – Aufgaben –Tätigkeitsbereiche

n = 243; * Die Korrelationen sind auf dem Niveau von 0,05 (zweiseitig) signifikant; PearsonsKorrelationskoeffizient.

Schlussfolgerung

Die signifikanten Zusammenhänge zwischen der Anzahl der Aufgaben, der Tätigkeits-bereiche und der Einnahmequellen zeigen, dass NPOs, die viele unterschiedlicheAufgaben und Sparten angeben, auf viele verschiedene Einnahmequellen verweisenkönnen. Das könnte ein Indiz für größere Flexibilität und Unabhängigkeit sein. Je mehrKostenträgerInnen bedient werden können, umso eigenständiger kann eine NPOagieren bzw. umso flexibler muss sie bezüglich des Leistungsangebotes sein. Diesegrößere finanzielle Eigenständigkeit mancher Organisationen könnte die Chancen fürKünstlerInnen erhöhen, Engagements oder Anstellungen zu finden. Denn vermutlichverfügen derartige NPOs über größeren Spielraum als Organisationen, die von nureinem/r KostenträgerIn abhängig sind, welche/r die eingesetzten Mittel an einenkonkreten Zweck bindet.

3.2.3 Zusammenfassung

Der Großteil der befragten NPOs ist noch jung: Zwei Drittel der befragten Organi-sationen sind 20 Jahre und jünger und nur ein Drittel ist älter als 20 Jahre.

Als Rechtsform ist mit 77 Prozent primär die Organisationsform Verein üblich, dierestlichen NPOs sind in der Form einer Gemeinnützigen GesmbH, einer Körperschaftöffentlichen Rechts bzw. einer Stiftung organisiert.

Durchschnittlich sind in den befragten Einrichtungen 49 haupt- und 129ehrenamtliche MitarbeiterInnen beschäftigt. Ein statistisch signifikanterUnterschied ergibt sich im Vergleich der haupt- mit den ehrenamtlichen Mitarbei-terInnen: 71 Prozent der hauptamtlichen MitarbeiterInnen sind weiblich, währendbei den ehrenamtlichen MitarbeiterInnen 54 Prozent weiblich sind.

Der Hauptteil der NPOs (47 Prozent) übt seine Tätigkeit sowohl in der Stadt als aucham Land aus.

Die Verteilung der Anzahl der Einnahmequellen stellt sich folgendermaßen dar:Durchschnittlich verfügen die befragten NPOs über drei verschiedene Einnahme-quellen. 27 Prozent der untersuchten NPOs haben fünf und mehr Einnahmequellen.Die Länder werden am häufigsten als KostenträgerInnen genannt, gefolgt vonSpenden/Sponsoring, Eigenfinanzierung, Städte/Gemeinden, Mitgliedsbeiträge undBundesministerien. Alle anderen Einnahmequellen werden weniger oft genannt.Das Jahresbudget beträgt im Schnitt 1 Mio. €.

Die große Anzahl an Hauptaufgaben zeigt, wie umfangreich und vielfältig dasLeistungsspektrum der untersuchten Organisationen ist. Nur 18 Prozent der NPOs

029

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

geben eine Aufgabe an, ein Viertel der Befragten erfüllt mehr als drei verschiedeneHauptaufgaben. 51 Prozent der Organisationen sind in der Beratung/Aufklärung/Prävention/Vorsorge tätig, 48 Prozent in der Betreuung, 37 Prozent in der Ausbildung/Weiterbildung und 27 Prozent in der Freizeitgestaltung. Alle anderen Aufgabenwerden weniger oft erwähnt.

Die große Bandbreite an Leistungsangeboten spiegelt sich auch in der Sparten-vielfalt wider. 29 Prozent der befragten NPOs geben mehr als drei verschiedeneSparten an, in denen sie tätig sind. Am häufigsten werden Behinderung/Krankheit/Psyche, Kinder/Jugendliche, Bildung, Arbeit/Beruf, Frauen/Männer, Familie/PartnerInnen/Alleinerziehende und SeniorInnen genannt.

Dass zwischen der Anzahl der Einnahmequellen, den Hauptaufgaben und den Spartensignifikante Zusammenhänge bestehen, wird anhand einer Korrelationstabellesichtbar: Über je mehr Einnahmequellen eine Einrichtung verfügt, desto mehrHauptaufgaben erfüllt sie in verschiedenen Sparten und vice versa.

3.3 Wissens- und Informationsstand

3.3.1 Kenntnis von Kunstprojekten im In- und Ausland

Im diesem Teilkapitel geht es um die aktive und passive Kenntnis von Projekten odersonstigen Kooperationen zwischen KünstlerInnen und NPOs. Diese Unterscheidungmacht deutlich, dass es in der Messung des Bekanntheitsgrades von ProjektenUnterschied macht, ob ein/e Befragte/r ein Projekt nur passiv „wieder-erkennen“ oderaber aktiv durch eigenständiges Formulieren „wieder-er-innern“ muss. Dieunterschiedliche Qualität der beiden Begriffe wird in den folgenden Analysen sichtbar.

Um den Grad des „Wieder-Erkennens“ von Kooperationen mit KünstlerInnen messen zukönnen, werden Projekte aus dem In- und Ausland, die im Anhang vorliegender Arbeitdetailliert beschrieben sind, auf Bekanntheit abgefragt.

Die Ergebnisse zeigen folgendes Bild: 189 Befragte (78 Prozent) kennen das ProjektRote Nasen, 167 (69 Prozent) die CliniClowns, 55 (23 Prozent) die Gefängnis-Kunst,52 (21 Prozent) das Malatelier und 27 (11 Prozent) RambaZamba. Alle anderengenannten Projekte werden von weniger als 25 Befragten (10 Prozent) wiedererkannt.

Auf die Frage „Kennen Sie darüber hinaus ähnliche Projekte oder sonstige Koopera-tionen zwischen NPOs und KünstlerInnen?“ geben 70 Prozent der Befragten an, keineweiteren Projekte zu kennen. 15 Prozent kennen ein und 8 Prozent der Befragtenkennen zwei Projekte. Im Durchschnitt wird rund ein weiteres Projekt genannt.

Tabelle 20: Kenntnis sonstiger Kooperationen zwischen NPOs undKünstlerInnen

n = 243; Mittelwert: 0,6.

In folgender Übersicht sind die Projekte alphabetisch sortiert. Eine Einteilung oderGliederung nach Kriterien ist auf Grund mangelnder Informationen nicht möglich.

Anzahl derNennungen

absolut in Prozent Anzahl derNennungen

absolut In Prozent

0 171 70,4 3 6 2,5

1 37 15,2 mehr als 3 9 3,7

2 20 8,2 Summe 243 100,0

030

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Grafik 5: Bekanntheitsgrad folgender Projekte bzw. sonstiger Kooperationen

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen; Mehrfachantworten sindmöglich.

Soweit es möglich war, wurden fehlende Angaben mit Hilfe von Internetrecherchenergänzt.

Übersicht 1: Kenntnis sonstiger Kooperationen

Projekte A bis C

AAP „Albania-Austria-Partnerschaft“ Editioneines Kinderbuches – Ertrag für AAP (Hilfs-organisation für Albanien)

„Augustin“ – Straßen – 1. Boulevardzeitung

Kunsttherapie (Aidshilfe Salzburg und Wien) Kurt Ostbahn trifft Schiwan Perwer im Burg-theater (organisiert über BackOnStage 11 –Ali Gettig)

„Aktion Mitarbeit“ Der Blaue Hund, Salzburg

Almrausch, Tirol Veranstaltungen für Balance (Verein)

Zusammenarbeit mit ai (Amnesty Inter-national) für „Megaphon“ mit ISOP

Zusammenarbeit Designer mit Werkstatt derBlindenanstalten Bln. Brandenburg (D)

Kunst & Garten an der Drogenentzugsstationdes Anton-Proksch-Institutes/Workshops mitdiversen bildenden KünstlerInnen (2x)

Café Shakespeare Salzburg (Kino, Literatur,Konzert)

ARBOS Zusammenarbeit zwischen BFI Frauenwerk-statt und Textile Art (Andrea Hinterberger)/Rikay May/Projekt „Behinderungen“

ARGE NOAH (Arbeitsgemeinschaft NOAH,seit 20 Jahren, Wohngemeinschaft für„schwierige“ Jugendliche)

Caritas; Kultur.Leben – Veranstaltungsreiheder Caritas Bludenz; Zusammenarbeit:Künstler und Tagesheim der Caritas z. B.Zwettl (3x)

„Bilderwerfer“ – Daniel Aschwanden031

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Ergebnisse

Projekte D bis J

„das projekt“ Wien 16 (Kreativwerkstatt fürJugendliche ab 15 Jahren. das projekt ist eineInitiative des Verein IVAL (InternationalVienna Art Lab) und wird von der Magistrats-abteilung 13 der Stadt Wien unterstützt.

„Guernica“ (Kinder malen für den Frieden)heuer in Schwarzenberg, Vorarlberg

Kunstwerkstatt „De La Tour“, Treffen beiVillach, Kärnten (existiert seit 20 Jahren)

hidden arts – Katholisches BildungswerkKärnten im Gefangenenhaus Klagenfurt (2x)

d.e.a.f. IGLCN (International Gay and LesbianCultural Network)

Theatergruppe „Malaria“ – Menschen mitBehinderung spielen Theater im Diakonie-werk Gallneukirchen (3x)

Institut Hartheim in OÖ bei Linz;HART.HEIM.SUCHUNG: Kooperation desKünstlers Thomas Hinterberger mit demBehindertenheim Hartheim, OÖ (2x)

„Du trinkst mich noch um“ Aktionen +Projekte für Angehörige von Alkoholkranken(Künstler malten zum Thema, Textwerk-statt), Vorarlberg

Integrationshaus

„Eigenart“ Theatergruppe (Passau) InterAct, Forumtheater Graz (4x)

Fiftitu Linz Jugend am Werk (JaW) Kapfenberg, Behinder-tenhilfe seit 1948, HARDWORKER; Theater-gruppe mit Menschen mit Behinderungen –Festival „Begegnungen“ (4x)

Grüner Kreis – „Kunst im grünen Kreis“ „Jugendhaus & Kunst“

Projekte K bis P

Frauen-Kirchen-Kabarett der KatholischenFrauenbewegung-Wien

Lebenshilfe in Lienz; NAHTLOSKUNST Kind-berg – Lebenshilfe Stmk.; Irene und ChristineHohenbüchler – Lebenshilfe Lienz (3x)

Kunst gegen Gewalt an Schulen (Zentrum imBrennpunkt Erziehung der KatholischenAktion Kärnten)

Benefizkonzerte für LionsClub

KUNST://ABSEITS VOM NETZ Literatour (Kooperation Musil-Haus Klagen-furt, Katholischer AkademikerverbandKärnten)

Zusammenarbeit mit ke-Theater, Klagenfurt Lifeball

Kinder Art Company – email: [email protected] Theaterkooperation Mezzanintheater Graz

Kindergalerie: LALIBELA (Wien, 2. Bezirk) no problems

Kinder- und Jugendheim Schloss Leonstein OMEGA Verein für Opfer von Gewalt undMenschenrechtsverletzungen

Kontaktiertheater (HIV-Prävention undDrogenprävention für Jugendliche) (2x)

Kooperationen von „palaver“ in Graz

Kon:tur (?) – eine Initiative, um junge Künst-lerInnen zu fördern (Vorarlberg) – arbeitetmit diversen NPOs zusammen.Kontakt: Martin Simma

Pro mente Oberösterreich, Malatelier,Theater

Theatergruppe „KUMEINA“ (Theater von undmit Menschen mit Behinderung) (2x)

032

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Ergebnisse

In die zweite Gruppe „Allgemeine Projekte“ werden all jene Projekte eingeordnet, dienicht auf eine/n bestimmte/n KünstlerIn oder eine bestimmte Einrichtung Bezugnehmen. Die Projektbeschreibungen sind teilweise sehr allgemein gehalten.

Tabelle 21: Kenntnis sonstiger Kooperationen – Allgemeine Projekte(20 Nennungen)

Projekte R bis Z

Regenbogenparade „Theater ohne Boden“, 1120 Wien

Regionalforums – „Wasserweltfest“ Wien 15 Theaterpädagogisches Zentrum Hall i. T.

rotor association – gemeinsames Projekt mitFlüchtlingsfrauen im Steirischen Herbst2001 mit Künstlern aus Belgrad

TUPILAK

No limits, Ried/OÖ Zusammenarbeit mit Künstlervermittlungs-firma „Vita Activa“

Kultur im Gespräch – Scene-it (Verein zurFörderung kreativer Medienprojekte, freierKunst und Kultur sowie kulturellen undwissenschaftlichen Informationsaustausches)

Vinzigemeinschaft Graz, Vinzidorf – Archi-tekturprojekt im Containerdorf für Obdach-lose (2x)

Szene Bunte Wähne – Vorbereitung inSchulen

Wochenklausur (z. B. der „Louisebus“) (2x)

Kulturlabor „Stromboli“ Hall (Tirol) woment, Graz

Theater der Jugend geht an Schulen (Work-shops)

KünstlerInnen

Timna Brauer bringt Musiker aller Konfes-sionen zusammen

Kooperation mit KünstlerInnen aller Spartenbei diversen Aktionen (z. B. F 13 – Plenum)

Christiane Felitsch, Harrachstal 28, 4272Weitersfelden OÖ – Künstlerin, Malerin undAutorin

Erwin Posarnig – Kunst abseits vom Netz

„Kunst auf Rädern“

Künstlerische Gestaltung der Onkologie- undPalliativstationen

Aktionen einzelner Künstler für sozialeEinrichtungen des Landes Vorarlberg

Sponsoringveranstaltungen von Künstlernfür NPOs (Musiker, Lesungen, Kabarett …)

Zirkusprojekte

Angewandte Akademie Trommelworkshop

GRAFFITI-Workshop Klangschale-Musik

Musik – DJ-Projekte Benefizkabarett für ÖPA

diverse Kunstobjekte Pfarrgemeinden/Kirche(n)

diverse Veranstaltungen für Komitees Reaktionskunststellen bei NPOs

regionale Künstlerinitiativen ISPO

RAP-Projekte Clulo 2

Claudart Loibe-Salzburg

Ehrenamtliche Angebote von Künstlern inDrogeneinrichtungen für Jugendliche

033

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Ergebnisse

Schlussfolgerungen

Die 72 NPOs, die neben den aufgelisteten Projekten noch zusätzliche kennen,beschreiben 143 Projekte. Das sind durchschnittlich zwei Projekte pro Organisation.

Auffallend ist, dass nur wenige Projekte mehrfach genannt werden, z. B. InterACT(Werkstatt für Theater und Soziokultur in Graz), Hidden arts (KatholischesBildungswerk Kärnten in Klagenfurt), Theatergruppe Malaria (EvangelischesDiakoniewerk Gallneukirchen) oder Kontaktiertheater (Dr. Xenia Wagner, Dr. med.Horst Kreuzahler). Wir vermuten, dass diese Projekte von KünstlerInnen mit NPOsinnerhalb der Grenzen Österreichs nur in spezifischen Regionen, Branchen oder fürklar definierte Zielgruppen tätig sind, also eine geringe Reichweite besitzen.

Außerdem ist für viele der mehrfach genannten Projekte bezeichnend, dass sie überSuchmaschinen wie altavista oder google schwer zu finden sind. Wenige Projekte sindim Internet übersichtlich präsentiert. Manchmal wird lediglich über andereHomepages auf diese Kunstprojekte verwiesen. Für Kooperationen von KünstlerInnenmit „großen“ NPOs36 gilt, dass sie in vereinseigenen Medien präsentiert werdenkönnen. Für künstlerische Initiativen, die in kleineren Organisationen wirken, ist dasoft nicht möglich. Dabei spielen sowohl finanzielle Mittel als auch der hohe Grad derInstitutionalisierung37 der „großen“ Organisationen eine Rolle. Neben politischenNetzwerken steht „großen“ Organisationen eine eigene Infrastruktur (z. B. PR-Abtei-lung, EDV-Abteilung, Dachverband, Vereinszeitung, Druckerei, Copyshop …) für diePräsentation ihrer Organisation und deren Aktivitäten zur Verfügung. Das erklärt,warum z. B. Lebenshilfe, Evangelisches Diakoniewerk oder Katholisches Bildungswerkhäufig als KooperationspartnerInnen von KünstlerInnen genannt werden (können).

Obwohl insgesamt gesehen 70 Prozent keine einzige Initiative frei aus demGedächtnis heraus nennen können, zeigt sich, dass diejenigen, die über Koopera-tionen zwischen KünstlerInnen und NPOs Bescheid wissen, auffallend gut informiertsind. Das deutet darauf hin, dass Befragte, die mit KünstlerInnen zusammenarbeiten,sich offenbar intensiv mit der Thematik „KünstlerInnen in NPOs“ beschäftigen.Die Anzahl der insgesamt genannten Projekte, Institutionen und KünstlerInnen istunerwartet hoch.

Da viele der bekannteren Projekte schon in Frage a auf ihren Bekanntheitsgrad hinabgefragt werden, ist eine Nennung bei der offen formulierten Frage ausgeschlossen.Das könnte ein Grund dafür sein, dass viele Befragte frei aus dem Gedächtnis herauskeine zusätzlichen Projekte mehr kennen und/oder nennen (können).

Der Vollständigkeit halber ist anzumerken, dass mit dieser offen formulierten Frageauch selbst durchgeführte Projekte abgefragt werden und nicht nur „fremde“.

3.3.2 Nennung potenzieller Einsatzfelder für KünstlerInnen in NPOs

Mehr als einem Viertel der Befragten fällt spontan kein einziges Einsatzfeld fürKünstlerInnen in ihrer Einrichtung ein. 23 Prozent nennen zwei und 22 Prozent einmögliches Einsatzfeld. Mehr als drei potenzielle Arbeitsfelder zählen 13 Prozent der

36- Die Größe bezieht sich sowohl auf die Beschäftigtenzahl als auch auf den bundesländerüber-greifenden Wirkungskreis.37- Eine Institution ist laut Reinhold eine soziale Einrichtung, die soziales Handeln in Bereichenmit gesellschaftlicher Relevanz dauerhaft strukturiert, normativ regelt und über Sinn- undWertbezüge legitimiert. Der Prozess der Institutionalisierung, der Schaffung einer Institution,entzieht einerseits dem individuellen Handeln ein Stück Autonomie, andererseits eröffnet er neueHandlungsalternativen. Vgl. Reinhold G.; Lamnek, S.; Recker, H. (Hrsg.) (1991): Soziologie-Lexikon, München, Wien. 034

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Ergebnisse

Befragten auf. Durchschnittlich können ca. zwei mögliche Einsatzfelder frei aus demGedächtnis heraus genannt werden.

Tabelle 22: Spontannennung von Einsatzfeldern für KünstlerInnen in derEinrichtung

n = 243; Mittelwert: 1,75.

Für die Analyse der Frage „Die Kooperationen von nicht gewinnorientierten Organisa-tionen (NPOs) mit KünstlerInnen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Fallen Ihnenganz spontan mögliche Einsatzfelder für KünstlerInnen in Ihrer Einrichtung ein? Wennja, welche?“ werden die Antworten in Kategorien eingeordnet, die für die Frage nachdem Interesse an einer Zusammenarbeit entwickelt wurden.

30 Prozent aller Nennungen betreffen Arbeitsfelder im Bereich der Öffentlichkeits-arbeit, fast ein Fünftel entfällt auf die Durchführung von Trainings/Workshops inKontakt mit KlientInnen, weitere 18 Prozent auf die Organisation/Durchführung vonFreizeitaktivitäten im künstlerischen oder kulturellen Bereich, 11 Prozent auf künst-lerische Performances bei Veranstaltungen und 10 Prozent auf die Durchführung vonkünstlerischen Projekten in Kontakt mit KlientInnen. Alle anderen Tätigkeitsfelderwerden weniger häufig genannt.

Tabelle 23: Beispiele für potenzielle Einsatzfelder

Anzahl derNennungen

absolut in ProzentAnzahl derNennungen

absolut in Prozent

0 63 25,9 3 40 16,5

1 53 21,8 mehr als 3 31 12,7

2 56 23,0 Summe 243 100,0

Einsatzfeld absolutin Prozent der

Nennungen

ÖffentlichkeitsarbeitSensibilisierung für bestimmte Themen, Benefizveranstaltungen,Gestaltung von Aussendungen/Zeitschrift, Gestaltung unserer Infor-mationsfolder, Organisation und Gestaltung von Veranstaltungen,Messen, Jubiläumsfeiern; Gestaltung unserer Präsentationsauftritte

96 30,1

Durchführung von Trainings/Workshops in Kontakt mitKlientInnenAbhalten von Workshops und Kursen im außerschulischen Bereich,Fotoworkshop

62 19,4

Organisation/Durchführung von Freizeitaktivitäten imkünstlerischen oder kulturellen BereichSpezialangebot an einen Tag/Samstagsgestaltung, Opernhaus-besuch u. ä.

57 17,9

Künstlerische Performances bei Veranstaltungen, Messen,JubiläumsfeiernRahmenprogramm für Veranstaltungen; Programme für besondereAnlässe, „Feiern“ usw. (Musik, Kabarett …)

34 10,7

Durchführung von künstlerischen Projekten in Kontakt mitKlientInnenregelmäßige Projekte, ein halber Tag pro Woche z. B. Theater-projekte mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen

33 10,3

035

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Ergebnisse

n = 243; Mehrfachantworten sind möglich.

Schlussfolgerungen

Ohne jegliche Beeinflussung durch vorgegebene Antwortmöglichkeiten haben dieBefragten hier Gelegenheit, Ideen über mögliche Einsatzfelder in der eigenenEinrichtung zu entwickeln und zu benennen.

Drei Viertel der Befragten geben mindestens ein mögliches Einsatzfeld an.Daraus könnte man/frau schließen, dass NPOs eine Idee davon haben, in welchenArbeitsbereichen Kooperationen mit KünstlerInnen sinnvoll sein können. Die naheliegende Vermutung, dass sich die Verantwortlichen der NPOs daher ausreichendinformiert fühlen müssten, wird in Kapitel 3.3.3 diskutiert und widerlegt.

Öffentlichkeitsarbeit ist ein Einsatzfeld für KünstlerInnen, das mit Abstand amhäufigsten genannt wird. Die Ziele und Inhalte von Öffentlichkeitsarbeit im hiergemeinten Sinne sind sehr vielfältig. Beispiele dafür sind:

• Bekanntmachen der Organisation

• Sensibilisieren der Bevölkerung für bestimmte Themen oder Zielgruppen(z. B. Welche körperlichen Symptome weisen auf Bulimie-Erkrankungen hin?Welche Indikatoren für Krebserkrankungen gibt es? …)

• Aufklärung Betroffener über Dienstleistungsangebote

• Schaffen von Akzeptanz in der Öffentlichkeit für Kranke, Alte …

• Überzeugen von SponsorInnen und KostenträgerInnen von der Sinnhaftigkeit dergeleisteten Arbeit

• Ausbruch aus der Randgruppen-Ghettoisierung und damit Brechen negativeroder klischeehafter Vorurteile

Im bewussten Einsatz neuer künstlerischer Methoden beim Vermitteln vonBotschaften, sehen NPOs Sinn:

Einsatzfeld absolutin Prozent der

Nennungen

Räume/Umgebung gestaltengemeinsame Arbeit KünstlerIn/Behinderte → Gestaltung Räumlich-keiten, Gestaltung (innen + außen) von im Bau befindlichen Gebäu-den auf unserem Gelände und in unserer Einrichtung, im Idealfallgemeinsam mit unseren KlientInnen

16 5,0

Entwicklung von Trainings- oder Weiterbildungsmaßnahmenin Kontakt mit KlientInnenEntwicklung von Workshops; Einbeziehen in unser Bildungs-programm für Menschen mit Behinderung

9 2,8

Beschäftigungstherapie durchführenMaltherapien für Kinder und junge Menschen nach traumatischenErlebnissen, Arbeiten mit behinderten Menschen

8 2,5

Durchführung von Trainings/Workshops in Kontakt mitMitarbeiterInnenFortbildungsangebote für ehren- und hauptamtliche Mitarbei-terInnen; Workshops mit MitarbeiterInnen

2 0,6

Entwicklung von Trainings- oder Weiterbildungsmaßnahmenin Kontakt mit MitarbeiterInnenFortbildung für LehrerInnen/außerberufliche TheaterspielerInnen,Zusammenarbeit im Werkstättenbereich (Fortbildung für Mitarbei-terInnen/KlientInnen)

2 0,6

Gesamtanzahl der Nennungen 319

036

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Ergebnisse

Ich glaube, dass man über Kunst die Menschen einfach auf einer ganzeiner anderen gefühlsmäßigen Ebene berühren kann, von mir aus auchschockieren. Das kann ich mit Zahlen nicht. Ich meine, wir müssen unsereJahresberichte schreiben. Da habe ich Zahlen, Fakten. Aber um zuvermitteln, wie die Gefühlsebene eines Menschen ausschaut, das kannüber Kunst passieren. (Frauenhaus Steyr)

NPOs sehen daher im weiten Feld der Öffentlichkeitsarbeit Einsatzmöglichkeiten fürKünstlerInnen. In diesem Bereich ist es üblich, mit Personen verschiedenster Berufs-sparten zu kooperieren. Das Herausgeben von regelmäßigen Zeitschriften oderProspekten, aber auch das Produzieren von Werbefilmen ist in „großen“ Organisa-tionen verbreitet. KünstlerInnen, die in diesen Branchen Know-how besitzen, habenChancen, geeignete Aufträge oder Arbeitsplätze zu finden. Wie häufig bisher im Feldder Öffentlichkeitsarbeit mit KünstlerInnen zusammengearbeitet wurde, wird imKapitel 3.4.2 detailliert erläutert.

Die Öffentlichkeitswirksamkeit spielt – das zeigen die Interviews – auch dann eine Rolle,wenn das Hauptaugenmerk der Zusammenarbeit gar nicht auf Öffentlichkeitsarbeitliegt. So wird als angestrebter Zusatznutzen von KlientInnen-zentrierten Workshopsund Projekten zumeist auch die öffentliche Präsentation der Ergebnisse gesehen.

Die Ergebnisse verdeutlichen zudem, dass auch im Feld der Trainings undWorkshops in Kontakt mit KlientInnen potenzielle Arbeitsfelder gesehen werden.Je nach Zielgruppe (Kinder, Alte, Kranke …) werden unterschiedliche Ansprüche undErwartungen an TrainerInnen gestellt. In Interviews haben die Verantwortlichen derNPOs ihre Erwartungen deutlich geäußert: Kompetenter, verantwortungsvoller undtoleranter Umgang mit dem jeweils zu „schützenden“ Klientel wird von potenziellenMitarbeiterInnen erwartet. Da den NPOs im Gegensatz zu „normalen“ Betrieben einhöheres Maß an sozialer Verantwortung für ihr Klientel übertragen wird, hat einschützender Umgang mit der jeweiligen Zielgruppe (z. B. „Menschen mit besonderenBedürfnissen“ oder Drogenkranke in Arbeitseinrichtungen) oberste Priorität. Da imTrainings- und Workshopbereich zunehmend Wert auf die Entfaltung kreativerPotenziale des Klientels gelegt wird, ist ein Einsatz von KünstlerInnen verschiedensterSparten erwünscht: Neben Angeboten zum Malen, Fotografieren oder Musizieren bietenNPOs dem Klientel z. B. auch Schreib- oder Videowerkstätten an. Im weitesten Sinnekönnen diese Angebote auch als Selbsterfahrungs-Workshops bezeichnet werden. Da inden vergangenen Jahren dieser Bereich vor allem bezüglich der Gesundheits- undBurnout-Prävention zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist hier ein zukunftsträchtigesPotenzial für KünstlerInnen im NPO-Sektor auch auf MitarbeiterInnenebene zu orten.Die wachsende Anzahl an Angeboten der Bildungseinrichtungen inner- und auchaußerhalb des NPO Sektors weist deutlich in diese Richtung. KünstlerInnen, die sich fürGesundheitsthemen interessieren, können hier ein spannendes Arbeitsfeld entdecken.

Ein weiteres Einsatzfeld für KünstlerInnen ist die Organisation/Durchführung vonFreizeitaktivitäten im künstlerischen oder kulturellen Bereich. Eine engeVerbindung zum Trainings- und Workshopbereich ist hier zu vermuten. Von Kosten-trägerInnen wird zunehmend die Bedeutung einer sinnvollen Freizeitgestaltung alsLeistung wahrgenommen, die NPOs erbringen. Ebenso wie Erwerbsarbeit38 hilft sie,die Lebensqualität der Betroffenen, die oft stark beeinträchtigt ist, zu steigern.

38- Fünf latente Funktionen der Erwerbsarbeit nach Kronauer, Vogel, Gerlach: Sie gibt demerlebten Tag eine Zeitstruktur; Sie erweitert die Bandbreite der sozialen Beziehungen; MittelsArbeitsteilung demonstriert sie, dass die Ziele und Leistungen eines Kollektivs diejenigen desIndividuums transzendieren; Sie weist sozialen Status zu und klärt die persönliche Identität; Sieverlangt eine regelmäßige Aktivität. Vgl. Kronauer, M.; Vogel, B.; Gerlach, F. (1993): Im Schattender Arbeitsgesellschaft. Arbeitslose und die Dynamik sozialer Ausgrenzung, Frankfurt/New York. 037

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Ergebnisse

Menschen, die auf Grund von Krankheiten oder Arbeitslosigkeit aus der Berufsweltausgeschlossen werden, leiden unter zunehmender Isolation und Vereinsamung.Mit Hilfe von Institutionen, die sinnstiftende Freizeitaktivitäten für stark benach-teiligte Gruppen anbieten, kann gezielt auf eine Verbesserung des Gesundheitszu-standes, aber auch auf eine „positive“ Integration in die Gesellschaft gewirkt werden.Hier neue Arbeitsfelder für KünstlerInnen zu schaffen und zu fördern wäre einesinnvolle und nutzbringende Angelegenheit: Menschen, die ihre Freizeit sinnvollgestalten (können), sind weniger häufig krank, weniger isoliert, weniger anfällig fürGewalt39 in und außerhalb der Familie, weniger anfällig für Kriminalität und Drogen-missbrauch. Gerade für Menschen in Krisen ist es wichtig, zu lernen, wie die durchKrankheit oder Arbeitslosigkeit verdeckten Ressourcen und Fähigkeiten in neuenBereichen sinnvoll einzusetzen sind. Coping-Strategien zielen in diese Richtung:Verdeckte Fähigkeiten und Ressourcen werden wieder ans Tageslicht befördert undgezielt für die Überwindung von Krisensituationen eingesetzt. Viele Negativ-Kostender Gesellschaft können mit solchen Positiv-Nutzen ausgeglichen werden.An Stelle von kostenintensiven und aufwändigen, immer wiederkehrenden Reparatur-Kosten kann auf diesem Weg sinnvolle Prävention stattfinden.

Lachen40 ist z. B. für die Gesundheit förderlich und Untersuchungsgegenstand eineseigenen Forschungszweiges: Gelotologie. Eine Interviewperson macht auf diepräventive Wirkung des Lachens aufmerksam, auch darauf, wie schwierig sich dieZusammenarbeit zu Beginn gestaltet:

Lachen ist gesund. Wir sind ein relativ lustiges Haus. Bei uns wird relativviel gelacht und dieses Feeling soll auch anders sein. Es ist auch anders alsin anderen Heimen. Das getraue ich mich zu sagen, weil das Team sehrjung ist, und wir lachen recht häufig. Also die Beschäftigung mit altenLeuten auf künstlerischer Basis, Basteln, musischer Bereich … das alles istsehr, sehr schwierig. Die Leute zu motivieren ist sehr mühsam. Zuerst(reagieren die alten Leute mit): „Hilfe, was passiert da? Was wollen die mitmir?“ – Die fühlen sich alle gleich zwangsverpflichtet. Und mit demzweiten Mal Hinkommen und Anbieten zeigt sich schon ein bisschen was.Z. B. das ist der Schwerpunkt dieser Dame, die malt gern, passt.Da kann man dann ansetzen. (Altenwohn- und Pflegeheim Antonia)

An diesem Beispiel zeigt sich, wie wichtig Evaluierungen von Interventionsmethodenim Sozialbereich sind. Wissenschaftlich fundierte Erfolge neuer, unkonventioneller

39- Als Beispiel dafür, dass mittlerweile auch von Behörden anerkannt wird, wie wichtig sinnvolleFreizeitgestaltung z. B. für Kinder ist, ein paar Schlagworte aus dem Gewaltpräventionsprojektim Staatlichen Schulamt Neubrandenburg vom Oktober 2001: „Sport statt Gewalt“, „sinnvolleFreizeitbeschäftigung statt Gewalt“.40- Die Lachforschung begann in den 1960er Jahren, als der amerikanische Journalist NormanCousins sich selbst mit der Therapie des Lachens an der chronischen Entzündung der Wirbelsäule(Spondylitis rheumatica anklysosans) heilte. Professor Dr. William Fry beginnt die Ursachen desLachens zu erforschen. Ein neues Fachgebiet der Wissenschaft entsteht: GELOTOLOGIE (von Gelos– das Lachen). (http://www.gelotologie.com/)Dieses Forschungsgebiet beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Heiterkeit undGesundheit. Mittlerweile haben Lach-Mediziner zahlreiche wissenschaftliche Belege für diepositiven Wirkungen des Lachens auf die Gesundheit gefunden. In vielen Studien befassten sichdie Gelotologen mit dem Phänomen und den körperlichen und geistigen Folgen von Lachen undHumor. Durch Lachen wird die Freisetzung von Hormonen und Neurotransmittern (Botenstoffen)im Gehirn stimuliert. Zu den wichtigsten Neurotransmittern gehören die sogenannten Glücks-hormone Serotonin, Acetylcholin, Dopamin, Noradrenalin und die Endorphine. Sie bewirken imGehirn, dass sich ein umfassendes Wohlgefühl einstellt. Untersuchungen des kanadischenHumorforschers Rod Martin belegen zudem, dass Lachen das Immunsystems stärkt. Es werdenzum Beispiel die Abwehrzellen (T-Lymphozyten und T-Helferzellen) aktiviert. (MDR – Mittel-deutscher Rundfunk: Sendung vom 7. 2. 2002: Lachen – Medizin für Leib und Seele!). 038

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Ergebnisse

Methoden in der sozialen Arbeit überzeugen potenzielle KostenträgerInnen von derenNützlichkeit. Der Nutzen ist dabei nicht nur im Einsparungspotenzial von Psycho-pharmaka oder anderen Medikamenten für alte oder depressive Menschen (sieheobiges Beispiel) zu sehen, sondern auch in der Erhöhung der Lebensqualität fürMenschen, wenn weniger Medikamente (mit unangenehmen Nebenwirkungen)eingenommen werden müssen.

3.3.3 Gefühl des Ausreichend-informiert-Seins

88 Prozent der Befragten (210 NPOs) fühlen sich über Projekte oder sonstige Koopera-tionen von NPOs mit KünstlerInnen nicht ausreichend informiert. Lediglich13 Prozent (30 NPOs) haben das Gefühl, ausreichend informiert zu sein. Drei NPOsgaben keine Antwort.

Die folgenden Analysen werden mit höherwertigen statistischen Auswertungsme-thoden durchgeführt. Die konkreten Einflussfaktoren werden näher untersucht.

Sowohl Regressionsanalyse als auch Pfadanalyse41 zeigen ein übereinstimmendesErgebnis: Die unten angeführten Variablen üben weder direkt noch indirekt Ein-fluss auf das subjektive Gefühl des Ausreichend-informiert-Seins der Befragten aus.

Das heißt, der Großteil der Befragten fühlt sich über Projekte oder sonstige Koopera-tionen mit KünstlerInnen nicht ausreichend informiert – unabhängig davon,

• ob die Befragten viele (mehr als drei) Projekte innerhalb oder außerhalb dereigenen Organisation kennen oder nicht,

• ob sie viele mögliche Einsatzfelder in der eigenen Organisation nennen oder

• ob sie bereits eigene Projekte durchgeführt haben.

Die folgende Tabelle macht deutlich, dass sich die Gruppe der Personen, die sichinformiert fühlt, und die Gruppe der Personen, die sich nicht ausreichend informiertfühlt, nicht wesentlich unterscheiden. Sie sind einander ähnlich.

Tabelle 24: Gefühl des Ausreichend-informiert-Seins

n = 243: kw = 3; Die Antworten werden gemäß Größenkategorien zusammengefasst. In denersten drei Teiltabellen sind die Anforderungen für den Chi-Quadrat-Test nicht erfüllt, die vierteTabelle erfüllt die Anforderungen, die Ergebnisse sind statistisch nicht signifikant.

41- Ausgangs-Modell: v401-v15-v17-v3-v16. Beschreibung der Variablen: V401: Anzahl derProjekte, die von den Befragten passiv gekannt werden/V15: aktives Kennen von Projekten/V17:Anzahl der eigenen Projekte/V3: Anzahl der Nennung möglicher Einsatzfelder in der eigenenOrganisation/V16 Gefühl des ausreichend-Informiert-Seins.

Informiertheitsgefühl/Anzahl der Nennungen

„nicht informiert“(in Prozent) – 210 Org.

„informiert“(in Prozent) – 30 Org.

Passives Kennen von Projektennull bis dreivier bis sieben

100,085,714,3

100,096,73,3

Aktives Kennen von Projektennull bis dreivier bis neun

100,095,74,3

100,0100,0

0,0

Nennen möglicher Einsatzfelder:null bis dreivier bis sechs

100,087,912,1

100,093,36,7

Anzahl eigener Projektekeineseines oder mehrere

100,041,958,1

100,043,356,7

039

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Schlussfolgerungen

Das Ergebnis zeigt deutlich, dass das Gefühl des Ausreichend-informiert-Seins nichtmit rein rationalen Gesichtspunkten erklärt werden kann. Wer viele Projekte kennt undviele Ideen über mögliche Einsatzfelder in der Organisation hat, müsste sich eigentlichinformiert fühlen. Dass Gefühle solchen Gesetzen jedoch nicht unbedingt folgen(müssen), bestätigt obige Analyse. Es kann daher angenommen werden, dassgrößeres Interesse an einem Gegenstand oder Thema auch zu höheren Ansprüchen anden Informationsgrad führt.

Es ist die Frage zu stellen, welche Informationen die Verantwortlichen in NPOsbrauchen, damit sie sich ausreichend informiert fühlen. In den Interviews wünschensich die Verantwortlichen der NPOs z. B. eine Informationsstelle:

„Ich denke mir, dass es da noch viel mehr geben müsste, wovon ich nichtsweiß. Aber es gibt ja meines Wissens auch kein Medium, das informiert …Optimal wäre eine Zeitschrift, die sich mit diesen Dingen beschäftigt.Oder eine Stelle, die das sammelt und ausschickt – die Angebote, die esüberhaupt gibt. Das wäre natürlich toll. So ist man halt auf sichangewiesen, auf das, was man schon kennt und was man per Zufallirgendwo erfährt und man ist irgendwo ein Alleinkämpfer.“(Caritas Senioren- und Pflegewohnhaus)

In Pretests und Interviews wird deutlich, dass Kooperationen zwischen KünstlerInnenund NPOs im ersten Moment oft nicht bewusst als solche erkannt werden.

„Im ersten Moment wollte ich den Fragebogen gar nicht ausfüllen und ichhabe ihn auf die Seite gelegt. Erst nach und nach wurde mir klar, dassunsere Kooperation mit der Theatergruppe auch in den untersuchtenGegenstandsbereich fällt.“ (Interventionsstelle gegen Gewalt in derFamilie)

Die Unsicherheit in der Zuordnung zum Forschungsgegenstand ist darauf zurückzu-führen, dass die Thematik „KünstlerInnen und NPOs“ in Österreich noch wenigbekannt ist. Daher ist es wichtig, gezielt Informationskampagnen (z. B. Artikel inNPO- und/oder KünstlerInnen-spezifischen Zeitschriften) zu starten, in denenKooperationen vorgestellt werden und auf deren Vorteile hingewiesen wird. Ziel ist es,den Nutzen künstlerischer Dienstleistungen für NPOs und potenzielle Kostenträ-gerInnen greifbar, sichtbar, spürbar, hörbar … zu machen. Das gesamte Repertoire anÜbertragungs-Medien wie Video, Plakat, Text, Foto … kann dabei eingesetzt werden.

Die – vielleicht sogar in Gemeinschaftsarbeit mit NPOs – entstandenen(Werbe-)Produkte42 oder Performances von KünstlerInnen können an ausgewähltenOrten den ausgewählten Zielgruppen präsentiert werden: Von Seiten der NPOs bietensich z. B. an: nationale und/oder internationale Fachtagungen; Gesundheitsmessenoder sonstige Veranstaltungen, an denen NPOs teilnehmen oder mitwirken; Fachzeit-schriften; Tageszeitungen; Homepages von Dachverbänden …

Neben den direkten Kontakten zu den KünstlerInnen werden viele Kontakte überFreundInnen, Bekannte, Verwandte oder MitarbeiterInnen der NPOs geknüpft. Darauslässt sich folgern, dass NPOs Wert legen auf: Vertrauen, Sicherheit und Verlässlichkeit.Besonders hervorgehoben wird der „schützende“ Umgang mit dem Klientel.

Wichtig ist daher, persönlich Kontakt mit Interessierten in NPOs aufzunehmen, einevertrauensvolle Gesprächsbasis aufzubauen, ehrliches Interesse an der geleisteten

42- Viele NPOs haben eigene Druckereien, Buchbindereien, Copyshops etc. 040

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Arbeit zu signalisieren und Vorteile einer Kooperation aufzuzeigen. Dieses Vertrauenkann auf beiden Seiten z. B. im Rahmen von Exkursionen oder Praktika entwickeltwerden. Beide Seiten haben Gelegenheit, einander kennen zu lernen und ingemeinsamen Gesprächen Projektideen zu entwickeln.

Einflussfaktoren auf die Spontannennung potenzieller Einsatzfelder

Im nächsten Schritt wurde eine vertiefende Analyse bezüglich der Spontannennungpotenzieller Einsatzfelder durchgeführt.

Das Nennen möglicher Einsatzfelder von KünstlerInnen in der eigenen Organisationhat eine ganz wesentliche Bedeutung: Sobald sich der/die Befragte Gedanken darübermacht, wie und wo künstlerische Dienstleistungen in der eigenen Organisationgenützt werden könnten und dabei viele Ideen entwickelt, ist schon der erste Schritt inRichtung Realisation dieser Vorstellung gemacht. Jede Vision wird, bevor sie realisiertwerden kann, in einem ersten Schritt einmal „erdacht“: Wenn Menschen viele Visionen,Ideen oder neue Perspektiven vorerst auch nur im Kopf entwickeln können, so zeigtsich, dass Kreativitätspotenzial und prinzipielles Interesse an künstlerischen Dienst-leistungen vorhanden ist.

Unter Berücksichtigung aller ins Modell einbezogenen Faktoren43 bestätigen dieResultate, dass die Befragten viele potenzielle Einsatzfelder für KünstlerInnen inder eigenen Organisation aufzählen (können), wenn sie

• andere künstlerische Projekte im In- oder Ausland kennen,

• selbst schon Projekte durchgeführt haben oder

• solche Projekte für sinnvoll erachten.

Alle anderen im Modell enthaltenen Variablen üben keinen direkten Einfluss aus.

Tabelle 25: Direkte Einflussfaktoren auf die Anzahl der Spontannennungenmöglicher Einsatzfelder

p < 0,05; * Es werden nur signifikante Variable dargestellt. Die Berechnungen erfolgen unterstatistischer Kontrolle aller Faktoren des Modells. Erklärte Varianz: 16 Prozent. Multipler Korrela-tionskoeffizient: 0,4.

Schlussfolgerungen

Aus den vorliegenden Resultaten ist abzuleiten, dass auf die Nennung potenziellerEinsatzfelder positiv Einfluss genommen werden kann. Ideen über Einsatzmöglich-

43- Es wird im zu prüfenden Modell daher davon ausgegangen, dass Verantwortliche von NPOsviele Einsatzfelder für KünstlerInnen in der eigenen Organisation nennen können, wenn sie vieleProjekte kennen oder aufzählen können (aktives/passives Kennen), in der Vergangenheit bereitsviele KünstlerInnen angestellt bzw. engagiert hatten, bereits selbst Projekte oder sonstigeKooperationen durchgeführt haben, bisher bereits häufig mit KünstlerInnen auf KlientInnen-,MitarbeiterInnen-, Organisations- oder Funktionärsebene zusammengearbeitet haben, sichausreichend informiert fühlen, künstlerische Projekte in NPOs für sinnvoll erachten.

EinflussfaktorenRegressions-koeffizient*

aktives Kennen von künstlerischen Projekten oder Kooperationen 0,1

Anzahl selbst durchgeführter Projekte 0,2

Einschätzung der Sinnhaftigkeit von Projekten oder sonstigen Kooperationenvon NPOs mit KünstlerInnen für die Arbeit in der eigenen Einrichtung

0,1

041

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

keiten von KünstlerInnen in den eigenen Organisationen werden z. B. entwickelt,wenn Erfahrungen mit KünstlerInnen oder Kunstprojekten im NPO-Sektor gemachtwerden können. In Interviews erzählt eine Befragte, dass sie durch eine andere Organi-sation von der Sinnhaftigkeit einer Theaterveranstaltung überzeugt wurde. EinigeMonate später hat diese Frau selbst ein interaktives Theaterstück zum Thema „Gewaltin der Familie und der Umgang damit“ in einem Gerichtsgebäude aufführen lassen.Anfangs fremde Gedankenassoziationen (Theater und Gericht) gewinnen in derzunehmenden Auseinandersetzung an Bedeutung.

Wollen KünstlerInnen mit NPOs zusammenarbeiten, dann ist es wichtig, Projekte zuinitiieren. Vielleicht können bei einer ersten Veranstaltung sogar InvestorInnenaufgespürt werden, womit die Hürde der Finanzierung überwunden werden kann.Können NPOs auf diese Weise erste Erfahrungen mit KünstlerInnen sammeln, wirktsich das positiv auf die Kooperationsbereitschaft aus.

Die Frage der Finanzierung ist auch in den Interviews thematisiert worden – manchmalauch in positiver Form. Z. B. verstehen es Einrichtungen, die schon viel Erfahrung inder Zusammenarbeit mit KünstlerInnen haben, recht gut, neue Geldhähneaufzudrehen: Je nach Projektidee werden unterschiedliche Behörden und Institutionenum Finanzierung oder Unterstützung gebeten (siehe Beispiel FRATZ: Kostenträ-gerInnen sind Stadtgartenamt, Amt für Jugend und Familie, Stadtbaudirektion,Straßenamt).

Resümee ist, dass primär einmal das Interesse auf Seiten der NPOs für Kooperationenmit KünstlerInnen zu wecken ist. Dann ergibt sich die Finanzierung oft von selbst.

3.3.4 Zusammenfassung

Bezüglich des Wissens- und Informationsstandes der Befragten kann zusammen-fassend gesagt werden.

Rote Nasen und CliniClowns in Wien sind die mit Abstand bekanntestenProjekte, in denen KünstlerInnen und NPOs zusammenarbeiten. Auf das Projekt derGefängnisseelsorge Gefängniskunst in Stein und das Malatelier der Pro menteOberösterreich in Linz folgt das Theaterprojekt RambaZamba in Berlin. Alle anderenProjekte werden weniger häufig gekannt.

70 Prozent der Befragten können neben den mehr oder weniger bekannten aufge-listeten Projekten im Fragebogen kein einziges Projekt nennen. Die 72 Befragten,die zusätzliche Projekte kennen, scheinen sich intensiv mit Kunstprojekten inNPOs auseinander zu setzen: Sie kennen insgesamt annähernd 140 Projekte oderInstitutionen, die auf diesem Gebiet Erfahrung mit KünstlerInnen haben.

Dass sich die befragten Organisationen prinzipiell Einsatzfelder für KünstlerInnen inder eigenen Arbeit vorstellen können, zeigt die Zählung der Spontannennungen:74 Prozent der NPOs können spontan mindestens ein mögliches Einsatzfeldin der eigenen Organisation nennen. Im Durchschnitt werden zwei potenzielleEinsatzfelder für KünstlerInnen angegeben.

Die vertiefende Analyse der Einflussfaktoren auf die Anzahl der Spontannennung vonmöglichen Einsatzfeldern ergibt, dass Befragten viele Ideen über möglicheEinsatzfelder in der eigenen Organisation haben, wenn sie selbst schon Projektemit KünstlerInnen durchgeführt haben, auch andere Projekte kennen und solcheProjekte als sinnvoll einstufen.

Keinen signifikanten Einfluss auf die Anzahl genannter Einsatzfeldern übt das passiveWieder-Erkennen von künstlerischen Kooperationen aus. Ebenso wenig Einfluss hatdas Informiertheits-Gefühl, die Anzahl der bereits angestellten/engagierten Künst-

042

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

lerInnen oder die Tatsache, dass bereits in verschiedenen Arbeitsfeldern mit Künst-lerInnen zusammengearbeitet wurde.

Am häufigsten können sich Verantwortliche von NPOs Kooperationen bezüglichÖffentlichkeitsarbeit, Durchführung von Trainings/Workshops in Kontakt mitKlientInnen und Organisation/Durchführung von Freizeitaktivitäten im künstlerischenoder kulturellen Bereich vorstellen.

88 Prozent der Befragten fühlen sich über Projekte oder sonstige Kooperationennicht ausreichend informiert. Dieses Gefühl hängt weder mit dem passivenKennen von Projekten im In- oder Ausland, dem aktiven Kennen von Projekten, derNennung möglicher Einsatzfelder noch mit der Anzahl bereits selbst durchgeführterProjekte zusammen.

3.4 Bisherige Erfahrungen mit Kooperationen

3.4.1 Durchführung eigener Projekte oder sonstiger Kooperationen mit KünstlerInnen

42 Prozent der Einrichtungen haben bisher noch keine eigenen Projekte mit Künst-lerInnen durchgeführt. 28 Prozent haben ein Projekt, 12 Prozent zwei und 18 Prozenthaben mehr als zwei Projekte durchgeführt. Durchschnittlich wurde ein eigenesProjekt genannt.

Tabelle 26: Anzahl eigener Projekte

n = 243; Mittelwert: 1,14; Minimum: 0, Maximum: 5.

Fast ein Drittel der eigenen Projekte bezieht sich auf den Bereich Öffentlichkeitsarbeit,22 Prozent betreffen die Durchführung von künstlerischen Projekten, 15 ProzentTrainings bzw. Workshops und weitere 12 Prozent Freizeitaktivitäten für das Klientel.Alle weiteren Nennungen erfolgen weniger oft.

Tabelle 27: Beschreibung eigener Projekte

AnzahlNennungen

absolut in ProzentAnzahl

Nennungenabsolut in Prozent

null 103 42,4 zwei 30 12,3

eines 67 27,6 mehr als zwei 43 17,7

Summe 243 100,0

Einsatzfeld absolutin Prozent der

Nennungen

Öffentlichkeitsarbeit (E)Beispiel: Lesung von Gabriele Schuchter zum Thema „Indien“, demSchwerpunktland der Entwicklungszusammenarbeit der katholi-schen Frauenbewegung; Krebsfilm „Sunrise“ – ein Film über ein anKrebs erkranktes 17-jähriges Mädchen, Kooperation zwischen.Wiener Krebshilfe – HBLA Wien 19 – Filmschule Wien (Künstlerseite),Ziel: Einsatz an Oberstufen AHS/BHS

62 32,3

Durchführung von künstlerischen Projekten in Kontakt mitKlientInnen (K)Beispiel: Beim Zirkusprojekt fuhren wir mit zwölf Patienten an zehnNachmittagen zu einem Artisten, der mit uns verschiedene Zirkus-aktionen einübte, die wir am Ende des Projektes vor Publikum auf-führten.

42 21,9

043

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Ergebnisse

n = 243; Mehrfachantworten sind möglich.

Schlussfolgerungen

Die Resultate bestätigen, dass Kooperationen zwischen NPOs und KünstlerInnen amhäufigsten im weiten Arbeitsfeld der Öffentlichkeitsarbeit angesiedelt sind.Da NPOs auf die Unterstützung von außen44 angewiesen sind und ihre Dienste oft„schwierigen“ Zielgruppen anbieten, hat Öffentlichkeitsarbeit einen hohenStellenwert.

Von der Akzeptanz der EinwohnerInnen eines Ortes ist es z. B. abhängig, ob einWohnhaus für sucht- und/oder drogenkranke Menschen errichtet und geführt werdenkann oder nicht. Vorurteile oder Kriminalisierungstendenzen gegen Menschen, dieanders oder krank sind, führen nicht selten zur Boykottierung von Sozialprojekten.

Neben der Information kommt zunehmend der Kommunikation45 von InhaltenBedeutung zu. Am Beispiel Drogensucht wird deutlich, dass die Aufgaben vonWerbekampagnen im Sucht- und/oder Drogenbereich sehr vielschichtig sind:

44- Finanzierung; Akzeptanz in der Öffentlichkeit; Zuweisung des Klientels über andere NPOs,Behörden oder Dienstleister.45- Wer kommunizieren will, erkannte Vilém Flusser, darf wenig informieren. Dies gilt vor allemdeshalb, weil Kommunikation nur unter Bedingungen des Austauschs gelingt, der Begriff derInformation hingegen mit einer bestimmten Einseitigkeit konnotiert ist: mit Information wird mankonfrontiert, und man kann sie eigentlich nur noch verarbeiten, da es im strengen Sinn sinnlosist, ihr etwas zu entgegnen. Informationen rezipiert man oder nimmt sie nicht zur Kenntnis.Als Nachricht eines Senders kann sie eine Verhaltensänderung bei einem Empfänger bewirken …Erst im Prozess des Austauschens, also durch Kommunikation, ergibt sich der spezifische Wertvon Information. Vgl. Hartmann, F. (2002): Wissensgesellschaft und Medien des Wissens.In: SWS-Rundschau 3 (42), S. 1–22.

Einsatzfeld absolutin Prozent der

Nennungen

Durchführung von Trainings/Workshops im künstlerischenBereich in Kontakt mit KlientInnen (K)Beispiel: Workshop mit Glaskünstlerin

28 14,6

Organisation/Durchführung von Freizeitaktivitäten imkünstlerischen oder kulturellen Bereich (K)Beispiel: Angebote für unsere Drogenberatungsstelle im Freizeit-bereich

23 12,0

Raum für Ausstellungen zur Verfügung stellen bzw.Ausstellungen veranstaltenBeispiel: Bilderausstellungen einzelner KünstlerInnen in unseremHaus

22 11,5

Beschäftigungstherapie durchführen (K)Beispiel: Kinder gehen ins Atelier malen, töpfern, basteln

7 3,6

Räume/Umgebung gestaltenBeispiel: Gestaltung von im Bau befindlichen Gebäuden auf unseremGelände und in unserer Einrichtung – im Idealfall gemeinsam mitunseren KlientInnen

7 3,6

Durchführung von künstlerischen Projekten auf Mitarbei-terInnenebene (M)Beispiel: Gemeinsam mit einer Linzer Künstlerin haben wir versucht,Bilder darzustellen, zu visualisieren.

1 0,5

Summe 192 100,0

044

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

• Inhalte betreffend Sucht und deren Begleitumstände (z. B. Suchtgiftgesetz,Suchtmittel, Suchtprävention) und Coping-Strategien müssen kommuniziertwerden

• Betroffene müssen über die Existenz kompetenter Anlaufstellen informiertwerden

• Eltern, Angehörige, ErzieherInnen oder LehrerInnen von (potenziell) Betroffenenmüssen über Drogen, Sucht und ihre spezifischen Problematiken aufgeklärtwerden, um Suchtprävention in Schulen einführen zu können

• MitarbeiterInnen in Behörden, Ämtern und anderen „zuweisenden“ Stellen(ÄrztInnen) müssen in die Sozialarbeit einbezogen werden, um Hilfesuchendenschnell und kompetent weiterhelfen zu können

• Etikettierung und Kriminalisierung von drogenkranken Menschen ist zuverhindern, daher muss auf neue Methoden der Suchtbewältigung, deren Erfolgeoder Misserfolge aufmerksam gemacht werden

• …

Diese unvollständige Liste zeigt, wie vielfältig die Ansatzpunkte von Öffentlichkeits-arbeit im Bereich der Sozialarbeit sind. Mit sensiblen Themen muss vorsichtig undbewusst umgegangen werden, um die Akzeptanz für Sozialarbeit in der Öffentlichkeitsicherzustellen. Da es in so genannten Informations- oder Wissensgesellschaftenzunehmend schwierig wird, den einzelnen Menschen über moderne Medien zuerreichen46, greifen NPOs bewusst auf bewährte „alte“ Kommunikationsmedien(z. B. Theater) zurück.

Wie gut z. B. das Medium Theater genutzt werden kann, um Verständnis, Toleranz undInteresse an Menschen, die anders sind, zu wecken, zeigt folgendes Beispiel:Menschen, die Stimmen hören, schreiben ein Theaterstück und führen es im TheaterPhönix in Linz auf. In einer anschließenden Diskussion darf das Publikum dieSchauspielerInnen, die selbst Betroffene sind, befragen. „Wie geht ein Stimmenhörermit den Stimmen um? Was sagen die Stimmen? Wie oft „sprechen“ diese Stimmen?Sind die Stimmen von bekannten oder unbekannten Personen? …“ Während im AlltagMenschen, die solche Phänomene wahrnehmen (können), für ver-rückt erklärt und alsabnorm abgestempelt werden, ist in Form von Kunst und künstlerischer Vermittlungeine Auseinandersetzung möglich. Ver-rücktheit kann auf diesem Weg in eine außerge-wöhnliche Erlebnis-, Wahrnehmungsfähigkeit von Menschen umgewandelt werden.

Kunst und künstlerische Methoden können auf diese Weise einen wertvollen Beitragleisten, um Organisationen oder Dienstleistungsangebote bekannt zu machen und umsensible politische oder soziale Botschaften zu transportieren.

Abgesehen vom Bereich Öffentlichkeitsarbeit liegen die bisherigen Projekterfah-rungen der NPOs in der Durchführung künstlerischer Projekte mit KlientInnen.Es ist auffallend, dass 22 Prozent aller bisherigen Projekte in diesem Feld zu findensind, während der Anteil bei den potenziellen Arbeitsfeldern nur 10 Prozent(Tabelle 18) ausmacht. Offensichtlich ist, dass künstlerische Projekte mit KlientInnenin der Vorstellungswelt der Befragten unterrepräsentiert sind. Obwohl diese Projekterealisiert werden, ordnet sie der/die Befragte oft nicht als potenzielles Arbeitsfeld füreine/n KünstlerIn ein.

46- Eine große Menge an neuen technischen Kommunikationsmedien steht einer oft ratlosenNutzer-Innengesellschaft gegenüber. Das Handling und die Auseinandersetzung mit dem neuenMedium ersetzen nicht selten den ursprünglichen Zweck, nämlich mit Mitmenschen zu kommuni-zieren, sich auseinander zu setzen. 045

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Im Vergleich dazu zeigt sich bezüglich der Trainings/Workshops und Freizeit-aktivitäten für KlientInnen ein gegensätzlicher Trend: Viele potenzielle Einsatz-felder werden hier47 genannt, aber in der realen Umsetzung hinken sie48 etwas nach.Das heißt, Ideen sind vorhanden, die konkrete Umsetzung fehlt noch. Dieses Potenzialkönnte von KünstlerInnen und/oder Interessierten genützt werden: Informationenüber Finanzierungsmöglichkeiten, Bewerbung erfolgreicher Beispiele und dasAnbieten konkreter Unterstützung kann NPOs bei der Realisierung derartiger Projektehelfen.

3.4.2 Bisherige Zusammenarbeit mit KünstlerInnen – Arbeitsfelder

In welchen Arbeitsfeldern NPOs in der Vergangenheit bereits mit KünstlerInnenzusammengearbeitet haben, zeigt die nächste Tabelle.

Auch hier bestätigt sich das Ergebnis, dass bei künstlerischen Projekten mitKlientInnen, Öffentlichkeitsarbeit und Trainings/Workshops mit KlientInnen bisher amhäufigsten mit KünstlerInnen kooperiert wurde. Künstlerische Performances beiVeranstaltungen werden ebenfalls oft gemacht.

Tabelle 28: Bisherige Zusammenarbeit mit KünstlerInnen – Arbeitsfelder

47- Potenzielle Projekte: Trainings/Workshops (19 Prozent) und Freizeitaktivitäten (18 Prozent).48- Realisierte Projekte: Trainings/Workshops (15 Prozent) und Freizeitaktivitäten (12 Prozent).49- Unter „Sonstiges“ werden z. B. genannt: Theaterproduktionen, Videoproduktionen oderLesungen.50- Unter „Sonstiges“ werden z. B. genannt: Publikationen, Präsentationen oder Vernissagen.

ArbeitsfelderAnzahl derNennungen

in Prozentder Org.*

KlientInnenebene

Durchführung von künstlerischen Projekten 75 30,9

Durchführung von Trainings im künstlerischen Bereich 64 26,3

Organisation/Durchführung von Freizeitaktivitäten 48 19,8

Durchführung von Beschäftigungstherapie 38 15,6

Anleitung bei der Arbeit 29 11,9

Gestaltung von Arbeitsplatz/Seminarraum 26 10,7

Gestaltung von neuem Wohnraum 16 6,6

Entwicklung von Trainings- oder Weiterbildungsmaßnahmen 12 4,9

Sonstiges49 10 4,1

MitarbeiterInnenebene

Durchführung von künstlerischen Projekten 54 22,2

Durchführung von Trainings im künstlerischen Bereich 34 14,0

Organisation von Freizeitaktivitäten 32 13,2

Gestaltung des Arbeitsplatzes 23 9,5

Entwicklung von Trainings- oder Weiterbildungsmaßnahmen 12 4,9

Sonstiges50 5 2,0

046

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen.

Schlussfolgerungen

Dass in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit (Performances, Mediengestaltung, CIrealisieren) und in der direkten Arbeit mit KlientInnen (künstlerische Projekte,Trainings/Workshops, Freizeitaktivitäten) bisher am häufigsten zusammengearbeitetwurde und von Seiten der NPOs auch ein hohes Potenzial an zukünftigen Einsatz-feldern gesehen wird, bezeugen die bisherigen Befunde.

Sie verdeutlichen, dass NPOs von Kooperationen mit KünstlerInnen im Bereich derÖffentlichkeitsarbeit profitieren und das auch wissen. Folglich arbeiten sie gerne mitKünstlerInnen zusammen. Künstlerische Kreativität, verbunden mit „neuen“ (bzw.alten) Methoden, Botschaften zu transportieren, unterstützt NPOs bei Aktivitäten.NPOs entdecken künstlerische Ausdrucksmittel (z. B. interaktives Theater), um aufRandgruppen, Probleme, Vorurteile oder Anliegen aufmerksam zu machen. Wissen-schaftliche Studien erreichen in einer Gesellschaft, die mit Informationen überflutetwird, den einzelnen Betroffenen oder ganze Zielgruppen oft nicht mehr. Theaterspieloder andere künstlerische Ausdrucksformen scheinen besser geeignet, Aufmerk-samkeit auf sich zu lenken und Informationen an die Betroffenen zu verteilen.

„Z. B. eine Pressekonferenz einzuberufen nützt nichts mehr, die kommennicht mehr. Wir müssen einfach neue, ganz außergewöhnliche Schienenfinden, um das Thema zu transportieren. Und da hat uns eigentlich immerwieder die Zusammenarbeit mit KünstlerInnen geholfen.“ (Mafalda)

51- Unter „Sonstiges“ werden z. B. genannt: Theaterproduktionen, Videoproduktionen oderBenefizveranstaltungen.

ArbeitsfelderAnzahl derNennungen

in Prozentder Org.*

Einrichtungs- bzw. Organisationsebene

Künstlerische Performances bei Veranstaltungen, Messen,Jubiläumsfeiern

64 26,3

Konzeption, Entwurf, Layout von Plakaten, Broschüren, Zeitung 62 25,5

CI realisieren (z. B. Leitbild, Logo, Briefpapier …) 54 22,2

Organisation und Gestaltung von Veranstaltungen, Messen, Feiern 48 19,8

Verfassen von Texten für Plakate, Broschüren, Zeitung 43 17,7

Moderationen bei Veranstaltungen, Messen, Jubiläumsfeiern 42 17,3

Fotografieren 41 16,9

Dokumentieren von Veranstaltungen, Tagungen 27 11,1

Pressearbeit 25 10,3

Sonstiges51 5 2,1

Funktionärsebene

FunktionärsträgerInnen im Verein 19 7,8

Mitglieder des Unterstützungskomitees 8 3,3

Mitglieder im Aufsichtsrat 1 0,4

Sonstiges, nämlich BeraterIn 1 0,4

047

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Ergebnisse

Auf MitarbeiterInnenebene werden bisher vor allem künstlerische Projekte sowieTrainings/Workshops realisiert.

Offensichtlich ist, dass bisher auf Funktionärsebene kaum zusammengearbeitetwurde. In den Anmerkungen am Fragebogen und in qualitativen Interviews hat sichherausgestellt, dass jedoch prinzipiell Interesse besteht, bekannte KünstlerInnen alsFunktionärsträgerInnen zu gewinnen, was sich auch im großen Interesse an Koopera-tionen mit KünstlerInnen auf Funktionärsebene bestätigt.

Empfehlung

Auf Grund mangelnder Informationen bezüglich Finanzierung, Projektideen oderNamen von KünstlerInnen, die in diesem Bereich arbeiten (möchten), können NPOsaußerhalb der oben genannten Sparten bisher noch wenig mit künstlerischer Dienst-leistung im NPO-Sektor anfangen. Unterstützend für die Entwicklung weitererund/oder neuer Kooperationen wäre z. B. die Entwicklung einer Koordinationsstelle,die KünstlerInnen und NPOs zusammenbringt und Informationen über bereitsexistierende Kooperationen im In- und Ausland in eigenen Medien (Zeitschriften,Internetplattform …) verteilt. Eine Anlaufstelle, die sozusagen als Motor für dieImplementierung künstlerischer Dienstleistungen in NPOs fungiert, ist von Nutzen.Die Schaffung eines Ideenpools ist eine weitere Möglichkeit, um Kooperationen zuinitiieren.

3.4.3 Aufmerksamwerden durch Personen/Medien

38 Prozent der NPOs werden durch KünstlerInnen selbst auf mögliche Kooperationenaufmerksam, 37 Prozent durch Bekannte oder FreundInnen und 28 Prozent durchKollegInnen. Alle übrigen Netzwerke spielen eine untergeordnete Rolle. Auffallend istdie geringe Nutzung von Vermittlungs-Agenturen.

Tabelle 29: Aufmerksamwerden auf KooperationspartnerInnen durch …

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen; Mehrfachantworten sindmöglich.

Schlussfolgerungen

Insgesamt gesehen, zeigen die obigen Zahlen, dass NPOs primär über privateNetzwerke (171 Nennungen) auf KünstlerInnen aufmerksam wurden. 92 Organisa-tionen wurden von den KünstlerInnen selbst kontaktiert. 50 Nennungen betreffenschließlich die allgemeinen Medien und 21 Nennungen sonstige persönlicheNetzwerke im Arbeitsumfeld.

52- Unter „Sonstiges“ wurden z. B. genannt: befreundeter Verein aus Nachbargemeinde, spieleselber Theater, Eltern eines Schülers oder Jugendreferat.

Medien/Personen … Anzahl in Prozent der Org.*

KünstlerInnen selbst 92 37,9 KünstlerInnen selbst 92

Bekannte, FreundInnenKollegInnenVerwandte

916911

37,428,44,5

privates Netzwerk 171

MedienInternetVermittlungs-Agentur

30137

12,35,32,9

allgemeine Medien 50

Sonstige 21 8,6 Sonstiges52 21

048

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Aus diesen Ergebnissen geht hervor, wie wichtig es ist, dass KünstlerInnen selbst aktivwerden, für sich Werbung machen, auf sich aufmerksam machen, im Bekannten- undFreundeskreis Netzwerke bilden, ihre Ideen entwickeln.

Bei der Entwicklung von Konzepten und Ideen gemeinsam mit NPOs ist Professiona-lität ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Dabei können KünstlerInnen von Profis begleitetund unterstützt werden: Präsentations-Trainings, Persönlichkeitsbildung in Selbst-erfahrungsgruppen, Unterstützung bei der Entwicklung, Darstellung und Gestaltungvon Konzepten … können mögliche Lehrinhalte mit dem Ziel „Hilfe zur Selbsthilfe“sein.

Zur Vorbereitung von KünstlerInnen steht eine große Palette an Unterstützungsmaß-nahmen zur Verfügung. Anleihe kann bei den Bildungseinrichtungen der etabliertengrößeren NPOs genommen werden, die für ihre MitarbeiterInnen in jahrelanger Arbeitmaßgeschneiderte Bildungsmodule entwickelt haben.

3.4.4 Netzwerke als Kontaktbörsen

„Ich habe mir noch keine Gedanke darüber gemacht. Das sind immer sospontane Geschichten, die ich aus dem Bauch heraus entscheide.“(Frauenhaus Steyr)

Die Kontakte zwischen KünstlerInnen und NPOs bei erfolgreichen Projekten kommenweitaus am häufigsten über Netzwerke zustande.

Das können persönliche Netzwerke sein:

„Wir haben einen Betreuer im Haus, der selber malt und der auch zueinigen Kontakte gehabt hat. Und wir sind einfach auf die Suchegegangen. (Wie schaut so eine Suche aus?) Naja, er hat einmal den Erstenangesprochen, den er gekannt hat aus der Umgebung. Und der hatwiederum andere Kollegen angerufen und gefragt, ob sie Lust haben, damitzumachen. Ja, und dann ist eben das erste Meeting gewesen – da hatsich die Spreu vom Weizen getrennt.“ (Lebenshilfe Feldbach)

Das kann aber auch persönliche Bekanntschaft sein:

„Aus dem Bekanntenkreis. Auch über das palaver teilweise. Also ich bin ja– das palaver ist ja sehr bekannt in Graz, deshalb werde ich sehr oftangesprochen. In dem Fall ist die eine zu mir gekommen, weil sie eineLesung bei uns veranstalten wollte. Und so bin ich auf die Idee gekommen,die könnte ich für das Projekt ansprechen. Es werden ja auch vieleLesungen veranstaltet, bei uns im palaver im Seminarraum.“ (Palaver)

Eine weitere Möglichkeit sind institutionale Netzwerke (Funktionsträger inverschiedenen Vereinen, Dachverbände, Bekanntheit mit Personen in künstlerischenAusbildungsinstitutionen):

„Das war so, dass unsere damalige Geschäftsführerin auch privat ineinem Kulturverein ziemlich engagiert ist und da relativ viele Leute kennt.Und das ist über Mundpropaganda eigentlich gelaufen, also sie hat sich daerkundigt, bei Künstlern, ob die wen kennen oder ob die für so etwasInteresse hätten. Also das ist mehr so auf dieser Ebene gelaufen. Es istnatürlich nicht inseriert worden oder so. Das war mehr auf Mund-propaganda.“ (Ausbildungsstätte)

049

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Auch eigene kulturelle Aktivitäten (Besuch von Ausstellungen und Aufführungen etc.)können den Ausschlag geben:

„Ich bin durch Zufall einmal in ein Lokal gekommen in Graz, wo gezaubertworden ist, wo sich die ganzen Magier getroffen haben. Hab dort einenangesprochen und es war dann möglich, dass die eine kompletteAufführung bei uns gemacht haben. Also manches über Agenturen,manches auch privat. Z. B. dass von den Mitarbeitern jemand wen kennt.Oder eben auch per Zufall. Oder dass jemand ins Haus kommt und etwasanbietet: „Ich kann das und das. Habt Ihr keinen Bedarf?“ (CaritasSenioren- und Pflegehaus)

Eine Reihe von Ideen sind eher im Zusammenwirken (institutionaler oder personaler)Bekanntschaften gewachsen, als von einer Seite bis zum Ende entwickelt worden. Einegenerelle Linie, wer die Idee oder die Initiative ergriffen hat, spielt für das Gelingen derKooperation auch keine Rolle.

Insgesamt ist das Abtasten im Vorfeld sehr intensiv. Die Intensität steigt, jestärker der Künstler/die Künstlerin in die Organisation eingebunden ist und je mehrer/sie mit KlientInnen der NPO zu tun hat. Praktisch alle NPOs empfehlen oder prakti-zieren eine Phase des „Hineinschnuppern“ der KünstlerInnen in die spezifische NPOund die konkrete Arbeit.

„Ja, ein Konzept muss er schon haben. So hudri-wudri geht nicht, weilunsere Leute müssen vorbereitet werden (…) Also ich brauch keineReferenzen von dem Künstler in dem Sinn, aber einmal schnuppernmüsste er auf jeden Fall. Dass er da einmal reinkommt in die Einrichtung,sich das anschaut und die Betreuer auch einschätzen, könnten wir mitdem zusammenarbeiten. Und meine Leute mit einem Fremden mitgehenlassen, das tu ich so und so nicht. Also es muss immer jemand von denBetreuern dabei sein. Und die Betreuer können das auch in kürzester Zeitchecken, ob das überhaupt möglich ist, ob die Leute auf den zugehen oderob sie sich denken, das will ich überhaupt nicht.“ (Lebenshilfe Feldbach)

Der Wirksamkeit formalisierter Zugänge wird dagegen eher misstraut.

„Also sich mit einem Formular an einen Verband zu wenden, das wirdnichts, glaube ich. Weil diese direkten Interessen müssen sich an einerStelle schneiden, wo dann was werden kann.“ (Behindertenarbeit)

Die Bedeutung von Bekanntschaft und Netzwerk basiert unseres Erachtens nicht nur,oder nicht einmal vornehmlich, auf dem geringen Institutionalisierungsgrad desArbeitsmarktes „KünstlerIn“ oder „NPO“, sondern erfüllt die ganz wesentlicheFunktion der Qualitätssicherung. Über die wie zufällig wirkenden Initiativen undKontaktnahmen ebenso wie über Netzwerke im Rekrutierungsprozess gelingt es, einePassung in wesentlichen Charakteristika von NPO und KünstlerIn schon im Vorfeld zusichern. Dieses Abtasten betrifft zwei Dimensionen:

• Professionalität in künstlerisch-fachlicher Hinsicht: Die entsprechenden Werkeund künstlerischen Arbeitsweisen sind nicht gänzlich unbekannt.

• Professionalität in der Arbeit mit der Zielgruppe: Die Verantwortlichen von NPOslegen Wert auf Vertrauen, Verlässlichkeit, Interesse, Engagement und professio-nellen Umgang mit der Zielgruppe. Das heißt, KünstlerInnen sollten zur Organi-sation passen.

050

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Über Vorabkontakte und Netzwerke wird schon im Vorfeld, zum Teil schon vor demersten formalen Kontakt die spezifische Eignung der KünstlerInnen für diebesondere NPO und die in Aussicht genommene Arbeit geprüft oder kann durchKenntnis der Person vorausgesetzt werden. Einige Organisationen sammeln gerne inPraktika Erfahrungen mit ihren MitarbeiterInnen und entscheiden dann, ob eineZusammenarbeit passt oder nicht. Dies kommt auch den KünstlerInnen zugute: Auchdiese können sich, wenn dieses nicht schon besteht, ein besseres Bild über zukünftigeArbeit in der NPO machen. Das Vertrauen in persönliche Bekanntschaft oder dieZugehörigkeit zu einem Netzwerk ersetzt so eine aufwändige Prüfung, für das wederKünstlerInnen noch die NPOs Zeit und Geld im Überfluss haben.

3.4.5 Vertragsverhältnisse

Kooperationen nach Kunstsparten und Vertragsverhältnissen

Im Jahr 2002 existierten insgesamt 1.029 Kooperationen mit KünstlerInnen. Davongestalteten sich 41 Kooperationen in Form einer Anstellung und die restlichen 988 inForm anderer Verträge. Der Vollständigkeit halber ist zu erwähnen, dass hier Künstle-rInnen selbstverständlich mehrmals enthalten sein können. Das heißt, ein/eKünstlerIn kann in mehreren Organisationen gleichzeitig Engagements53 oder Anstel-lungen haben. Diese Zahlen lassen daher nicht ohne weiteres Schlüsse auf dieGesamtzahl an beschäftigten KünstlerInnen in den befragten NPOs zu.

In den Sparten Bildende Kunst, Darstellende Kunst und Musik existierten amhäufigsten Kooperationen mit Anstellungsverhältnis.

Tabelle 30: Anzahl der Kooperationen im Jahr 2002 (Angestelltenverhältnis)

n = 243; * n m = Anzahl der Organisationen, die Künstler angestellt haben; ** n w = Anzahl derOrganisationen, die Künstlerinnen angestellt haben.

Bei den nichtangestellten KünstlerInnen zeigt sich ein leicht verändertes Bild: ImBereich der Musik sind die meisten Kooperationen angesiedelt, daran schließen dieBereiche Darstellende und Bildende Kunst.

53- Engagierte KünstlerInnen sind laut Fragebogen alle beschäftigten KünstlerInnen, die nichtangestellt sind.

Personen(absolut)

Organisationen(absolut)

Sparte m + w m w n m* n w**

Bildende Kunst (Malerei, Bildhauerei, Fotografie …) 13 7 6 5 4

Darstellende Kunst (Tanz, Schauspiel, Performance …) 11 5 6 4 5

Musik 9 5 4 5 3

Design, Mode, Grafik 4 4 0 4 0

Architektur 2 2 0 1 0

Literatur 1 1 0 1 0

Film, Video, Neue Medien 0 0 0 0 0

Summe 40 24 16

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Tabelle 31: Anzahl der Kooperationen im Jahr 2002 in NPOs(kein Angestelltenverhältnis)

n = 243; * n m = Anzahl der Organisationen, die Künstler engagiert haben; ** n w = Anzahl derOrganisationen, die Künstlerinnen engagiert haben.

Vertragsverhältnisse per 31. Dezember 2002

Fasst man alle KünstlerInnen, die per 31. Dezember 2002 in den NPOs beschäftigtwaren, zusammen, so zeigt sich ein sehr klares Bild: Von insgesamt 386 bestehendenVerträgen fallen 95 Prozent in die Kategorie Sonstige Verträge, 4 Prozent der Verträgesind unbefristete und 1 Prozent sind befristete Verträge.

In der Gruppe „Sonstige Verträge“ sind ehrenamtliche MitarbeiterInnen/Laienhel-ferInnen und Werkverträge am häufigsten. Sie machen jeweils rund 37 Prozent allerVerträge aus. Ansonsten werden relativ häufig freie Dienstverträge (18 Prozent)abgeschlossen. Alle anderen Formen haben geringere Bedeutung.

Tabelle 32: Vertragsverhältnisse der per 31. 12. 2002 angestellten/engagierten KünstlerInnen (absolut)

n = 243; * n m = Anzahl der Organisationen, die Künstler unter Vertrag haben; ** n w = Anzahlder Organisationen, die Künstlerinnen unter Vertrag haben.

Personen(absolut)

Organisationen(absolut)

Sparte m + w m w n m* n w**

Musik 361 244 117 36 38

Darstellende Kunst (Tanz, Schauspiel, Performances …) 258 100 158 31 50

Bildende Kunst (Malerei, Bildhauerei, Fotografie …) 178 89 89 31 42

Literatur 79 33 46 19 19

Design, Mode, Grafik + Sonstiges 45 18 27 11 18

Film, Video 34 19 15 16 13

Neue Medien 20 11 9 9 7

Architektur 13 7 6 6 5

Summe 988 521 467

in Prozent Personen OrganisationenVertragsart m + w m + w m w n m* n w**

unbefristeter Dienstvertrag 4,2 16 11 5 6 3

befristeter Dienstvertrag 1,0 4 1 3 1 2

sonstige Verträgeehrenamtliche/r MitarbeiterIn, LaienhelferInWerkvertragfreier Dienstvertrag

94,837,637,018,1

36614514370

155596032

211868338

–12248

–183210

PraktikantInZivildienerInFreiwillige/r im Rahmen des Sabbatical

1,30,50,3

521

121

400

121

200

Summe 100,0 386 167 219

052

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Die nächste Tabelle zeigt, dass sich die Gruppe der Personen mit unbezahlter Arbeitähnlich auf Männer und Frauen verteilt wie die Gruppe der Personen mit bezahlterArbeit. 55 Prozent aller angestellten bzw. engagierten KünstlerInnen, die bezahlteArbeit leisten, sind Frauen und 45 Prozent sind Männer. Ähnlich ist die Verteilung inder Gruppe der Personen mit unbezahlter Arbeit: 59 Prozent sind hier Frauen und41 Prozent sind Männer. Es sind keine statistisch signifikanten Unterschiede zubeobachten.

Bestätigt werden kann jedoch, dass in beiden Gruppen mehr Frauen als Männerbeschäftigt sind.

Tabelle 33: Vergleich der Vertragsarten zwischen Männern und Frauen(personenbezogen)

n = 243, die insgesamt 386 KünstlerInnen angestellt bzw. engagiert haben, abzüglich der Gruppeder Zivildiener und PraktikantInnen. Das Ergebnis des Chi-Quadrat-Tests ist statistisch nichtsignifikant: Chi-Quadrat=0,46.

Zusammenfassung

Im Jahr 2002 existierten insgesamt 1.029 Kooperationen mit KünstlerInnen, 41 inForm eines Anstellungsverhältnisses und 988 in Form anderer Verträge.Am häufigsten wurden KünstlerInnen aus den Bereichen Bildender, DarstellenderKunst und Musik beschäftigt.

Bezüglich der Vertragsverhältnisse der untersuchten NPOs mit KünstlerInnen istfestzustellen, dass primär sonstige Verträge abgeschlossen werden. Am häufigstenwird auf ehrenamtlicher oder Werkvertrags-Basis kooperiert. Darüber hinausexistieren einige freie Dienstverträge. Unbefristete bzw. befristete Dienstverträgespielen eine untergeordnete Rolle. Die Anzahl der Zivildiener ist überraschend gering,ebenso die Anzahl an PraktikantInnen.

Die Art des gewählten Dienstvertrages (bezahlt, unbezahlt) ist vom Geschlecht derengagierten/angestellten KünstlerInnen unabhängig.

3.4.6 Zusammenfassung

Bisherige Erfahrung mit eigenen Projekten

42 Prozent der Einrichtungen haben bisher noch kein Projekt mit KünstlerInnendurchgeführt, 28 Prozent haben eine Projekterfahrung und die restlichen 30 Prozenthaben schon mehrere.

NPOs haben im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, bei künstlerischen Projekten,Trainings/Workshops und Freizeitaktivitäten für KlientInnen am häufigstenmit KünstlerInnen kooperiert. In erster Linie wurde dabei auf Organisations- undKlientInnenebene und in zweiter Linie auf MitarbeiterInnen- und Funktionärsebenezusammengearbeitet.

Vertragsartm + w

(absolut)m

(Zeilenprozent)w

(Zeilenprozent)

bezahlte Arbeit 233 44,6 55,4

unbezahlte Arbeit(Sabbatical, Ehrenamt, Laienhilfe)

146 41,1 58,9

Summe 379 43,3 56,7

053

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit (Performances, Mediengestaltung, CI realisieren)sowie in der direkten Arbeit mit KlientInnen (künstlerische Projekte, Trainings/Workshops, Freizeitaktivitäten) konnten NPOs viele verschiedene Erfahrungensammeln.

Aufmerksamwerden auf KünstlerInnen

NPOs werden primär über KünstlerInnen selbst bzw. über deren private Netzwerke aufkünstlerische Dienstleistungen aufmerksam. Allgemeine Medien spielen einegeringere Rolle.

Vertragsverhältnisse

Im Jahr 2002 waren insgesamt gesehen 41 KünstlerInnen angestellt, 59 Prozentdavon sind weiblich. 988 KünstlerInnen waren darüber hinaus in NPOs beschäftigt,53 Prozent davon sind Frauen.

Künstlerische Dienstleistungen werden primär in den drei Kunstsparten Musik,Darstellende und Bildende Kunst nachgefragt.

Bezüglich der Vertragsverhältnisse ergibt sich, dass vorzugsweise sonstigeVerträge abgeschlossen werden. Am häufigsten wird mit KünstlerInnen auf ehrenamt-licher oder Werkvertrags-Basis kooperiert. Ansonsten existieren noch freie Dienst-verträge. Unbefristete bzw. befristete Dienstverträge sind äußerst selten. Die Anzahlder Zivildiener sowie der beschäftigten PraktikantInnen ist auffallend niedrig.

Die Aufteilung der Dienstverträge in bezahlte und unbezahlte ergibt, dass keinesignifikanten geschlechterspezifischen Unterschiede existieren.

3.5 Voraussetzungen auf KünstlerInnenseite

3.5.1 Kompetenzen der KünstlerInnen

Bei der Frage „Welche Kompetenzen/Voraussetzungen brauchen KünstlerInnen IhrerMeinung nach, um in Ihrer Einrichtung gute Arbeit leisten zu können?“ der quanti-tativen Untersuchung handelt es sich um eine offene Frage, wobei die Befragten keinefesten Antwortkategorien zur Auswahl haben. Die große Anzahl an Antworten, aberauch Eindrücke aus den persönlichen Gesprächen mit den Verantwortlichen in NPOslassen darauf schließen, dass NPOs konkrete Erwartungen an KünstlerInnen haben.

Besonders häufig wird angegeben, dass die Kompetenzen/Voraussetzungen derKünstlerInnen den feldspezifischen sozialen Zielgruppen entsprechen sollten.Darin zeigt sich erneut (siehe mögliche Einsatzfelder), welchen Stellenwert dieZielgruppe in NPOs hat. Das Klientel soll von möglichst erfahrenen MitarbeiterInnenverständnisvoll betreut, pädagogisch angeleitet und motiviert werden. SozialesEngagement auch außerhalb der bezahlten Arbeitszeit wird vorausgesetzt.

Kompetenter Umgang mit verschiedenen sozialen Situationen wird ebenfallserwartet. Je nach Klientel variieren die Erwartungen. Verlässlichkeit, ein gewisses Maßan Toleranz und Kommunikationsfähigkeit ist für die Arbeit mit einem „zuschützenden“ Klientel, für das man/frau als MitarbeiterIn verantwortlich ist, ein Muss.Abgrenzungsfähigkeit und ein hohes Maß an Belastbarkeit helfen MitarbeiterInnen,mit Krisensituationen und Alltagsproblemen, die in NPOs auf Grund der Besonder-heiten der Zielgruppen gehäuft auftreten, positiv umzugehen. Flexibilität und Teamfä-higkeit erleichtern es MitarbeiterInnen, mit den täglichen Anforderungen fertig zuwerden, ohne „selbst fertig zu werden“, wie es heißt. Da in sozialen Berufen die eigenePersönlichkeit das wichtigste Instrument ist, meint Schmidbauer, sind

054

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

„die Grenzen ihrer (der HelferInnen) Belastbarkeit und Flexibilität zugleichdie Grenzen unseres Handelns“.54

An den bisher genannten Voraussetzungen wird klar, wie hoch die gestellten päda-gogischen, psychischen, aber auch sozialen Anforderungen an KünstlerInnen sind.Dass darüber hinaus allgemeine Voraussetzungen wie Offenheit, Menschenliebe,Geduld und Humor gefordert werden, ist bezeichnend für eine Branche, in der Dienst-leistungen direkt am Menschen erbracht werden. Darüber hinaus kann auf derGrundlage dieser Persönlichkeitseigenschaften Vertrauen und eine gute Zusammen-arbeit zwischen MitarbeiterIn und KlientIn wachsen, die wiederum Voraussetzungeines guten Arbeitserfolges sind.

„Menschlichkeit oder Humanität. Wie soll man das beschreiben? Wennman eher ein weicher Mensch ist und nicht so ein harter, kantiger, alsoabgerundet, weich. Solche Personen finden sich leichter da hinein, findeich. Und es wird schneller ein Vertrauen aufgebaut. Und Vertrauen ist haltimmer die Basis für solche Sachen …“ (Ausbildung)

Insgesamt betrachtet, interessant ist, dass künstlerInnenspezifischeKompetenzen am wenigsten häufig genannt werden. Dies kann einerseits darausresultieren, dass diese Kompetenzen bei KünstlerInnen vorausgesetzt werden. Eskann aber auch bedeuten, dass mit den typischen künstlerischen Fähigkeiten in NPOsnoch zu wenig Nutzen oder Anwendungsmöglichkeiten verbunden werden. Es könnteaber auch sein, dass bei Kooperationen mit KünstlerInnen nicht das künstlerischeProdukt an und für sich im Vordergrund steht, sondern vielmehr der künstlerischeProzess, der künstlerische Impuls.

Übersicht 2: Kompetenzen, die KünstlerInnen brauchen

Dass die Arbeit mit der Zielgruppe im Laufe der Zeit beim Künstler/bei der Künstlerinzum Bedürfnis nach zusätzlicher Weiterbildung im sozialen Bereich führen kann,belegt folgender Interviewausschnitt:

„Sie (die Künstlerin) strebt eine Ausbildung an, entweder Kunsttherapieoder eine Mal- und Gestaltungstherapie. Das möchte sie machen, da sieeigentlich im Behindertenbereich keine Ausbildung hat und weil imArbeiten für sie immer wieder Fragen auftauchen … wie kann ich weiter-helfen oder so. Diese Sachen einfach. Und da ist sie noch am Suchen.

54- Schmidbauer, W. (1977): Die hilflosen Helfer. Über die seelische Problematik der helfendenBerufe, München, S. 7.

Anschlussfähigkeit an die Zielgruppe kompetenter Umgang mit sozialenSituationen

Einfühlungsvermögen, Interesse, Empa-thie, Verständnis, Pädagogische Fähigkei-ten, Motivation, soziales Engagement, Er-fahrung, Bereitschaft zu Ehrenamtlichkeit(168 Nennungen)

soziale Kompetenz, Verlässlichkeit, Tole-ranz, Kommunikationsfähigkeit, hohe Be-lastbarkeit, Abgrenzungsfähigkeit, Flexibi-lität, Teamfähigkeit (81 Nennungen)

allgemeine Kompetenzen KünstlerInnen-spezifische Kompetenzen

Offenheit, Menschenliebe, Geduld, Humor(43 Nennungen)

künstlerische Fachkompetenz, Kreativität,hoher Bekanntheitsgrad des Künstlers/derKünstlerin, Konzept muss inhaltlichpassen (35 Nennungen)

055

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Sie hat jetzt ein paar Kurse gemacht und möchte dann in nächster Zukunfteine größere Ausbildung machen.“ (Altenfeldner Werkstätten)

Allerdings wird eine formale Ausbildung im sozialen Bereich (SozialarbeiterInverschiedene Therapieausbildungen) keineswegs als Notwendigkeit gesehen.Es genügt vielen NPOs, wenn KünstlerInnen bereit sind, offen und lernbereit demneuen Arbeitsfeld gegenüberzutreten. Darin spiegelt sich, so beispielsweise explizitvom Vertreter einer oberösterreichischen Einrichtung, allerdings auch die Skepsisgegenüber einer formalen Ausbildung und die Bevorzugung eines Lernens in derPraxis.

3.5.2 Erwartungen an KünstlerInnen

Wie dargestellt, kann die Kooperation zwischen KünstlerInnen und NPOs ein sehrweites Spektrum an Möglichkeiten umfassen. Dieses reicht von einer reinenZur-Verfügung-Stellung von Werken an die NPO einerseits bis zur Anstellung undder unmittelbaren Arbeit mit KlientInnen andererseits. Der Grad der Anforderungenund die Bestimmtheit der Erwartungen steigt dabei mit

1. der Integration in den Organisationszusammenhang und

2. dem Ausmaß des unmittelbaren KlientInnenkontaktes.

Die Dimension „Kontakt zu den KlientInnen“ geht zumeist, wenngleich nichtnotwendig, mit einer höheren Integration in die Organisation und bestimmten Inhaltender Kooperation einher. Typische Kooperationsformen in der Verknüpfung dieserAspekte stellen Endpunkte eines Kontinuums dar:

• Produktion insbesondere zum Zwecke der Öffentlichkeitsarbeit. Im Vordergrundsteht die Öffentlichkeitswirksamkeit: Erwartet wird, dass das künstlerische Werkals öffentliches Werk Wirksamkeit entfaltet und über diesen Weg Nutzen für dieNPO stiftet.

• Direkte Arbeit mit Klienten. Hierbei kann weiters unterschieden werden zwischen

• Klientenarbeit mit anschließender Verkaufsabsicht der Produkte (Beschäfti-gungsförderung, aber auch zu Zwecken der Unkostendeckung, der weiterenÖffentlichkeitsarbeit, der erwarteten Rückwirkung auf das Klientel) und

• „reiner“ Klientenarbeit (Betreuungsarbeit oder Therapie).

In der qualitativen Untersuchung wird insbesondere auf die KlientInnen-zentrierteZusammenarbeit eingegangen. Das Potenzial der Zusammenarbeit in der erstenKooperationsform soll damit keineswegs gering eingeschätzt werden. Überdies spieltder Aspekt der Öffentlichkeitswirksamkeit auch in der direkten KlientInnenarbeit eineRolle. Allerdings sind bei einer reinen Produktion für die Öffentlichkeit dieUnterschiede zu Kooperationen von KünstlerInnen mit dem staatlichen Bereich oderForprofit-Organisationen nicht so groß.

Im Hinblick auf ARTWORKS erscheint vor allem zweite Variante auch deshalbbesonders interessant, da er im eigentlichen Sinne den Charakter der Dienst-leistung verkörpert. Mit der Dienstleistung ist in hohem Maße die Unmittelbarkeit derArbeit verbunden: Die „Produktion“ und der „Verbrauch“ sind zeitlich und räumlichnicht voneinander zu trennen. Entsprechend wichtig sind hier die Rücksichtnahme derDienstleistungserstellerInnen – der KünstlerInnen – auf die aktuelle Umgebung,insbesondere die KlientInnen der NPO und die Anpassung an die je nach Spezifika derZielgruppe unterschiedliche Situation. Ein Rückzug in ein Atelier oder Ähnliches ist nursehr beschränkt möglich, die künstlerische Arbeit geschieht damit immer in einemmehr oder weniger öffentlichen Raum. In diesem Sinne gibt es nur eine beschränkte

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

„Hinterbühne“ auf der er/sie ein Werk erstellen könnte oder wo er/sie unbeobachtetprobieren kann. Zugleich kommt die KlientInnen-orientierte Kooperation denIntentionen einer prozessorientierten, sozial wirksamen Form der Zusammenarbeitzwischen Sozialen Diensten und Kunst deutlich näher. Diese Form ist jedoch für beidePartnerInnen – KünstlerInnen wie NPOs – voraussetzungs- und anspruchsvoller.

Als Auswahl- und Bewährungskriterium dominieren – unabhängig vom Einsatz-gebiet – Bezugnahmen auf den Wertekanon der spezifischen NPO sowie die Referenzauf eher diffuse Gefühle des Passens.

„Wir haben natürlich zuerst unsere Vorstellungen gesagt, was da imGroßen und Ganzen vom Thema her passt. Ich kann mich erinnern, ichhabe Kontakt mit der Künstlerin, mit der Malerin aufgenommen. Da habeich mir angeschaut, ob es passt oder nicht.“ (Frauenhaus Steyr)

Diese Maßstäbe sind unseres Erachtens keineswegs Ausdruck geringer Professio-nalität oder Differenziertheit der Auswählenden in den NPOs, sondern vielmehr derhohen Relevanz von nicht-normierbaren Kriterien der Organisations- und Führungs-kultur in Institutionen, wo der Tausch Arbeit (oder Leistung) gegen Geld nur eineuntergeordnete Rolle spielt.55 Verstärkt wird die Betonung dieser Kriterien durch diemeist sehr wenig hierarchische Organisation der Einrichtung.56

In allen Fällen wird von der NPO ein normatives, wertorientiertes Commitment57

zu den Organisationszielen verlangt. NPOs entsprechen in dieser Hinsicht „Tendenz-betrieben“58, die selbst bei loser Kooperation auf die Verträglichkeit mit ihren Wertenund Zielen sehen (z. B.: „klare und mit uns übereinstimmende Haltung zu Drogen“;Haltung gegenüber Behinderten). Dies kann von einer recht diffusen und allgemeinenBezugnahme auf Menschlichkeit bis hin zur Einhaltung von Sprachregelungen (z. B. imFrauenhaus) gehen. Soweit die Arbeit mit KlientInnen hinzukommt, werden auchbestimmte Verhaltensweisen bedeutend (z. B. Anton-Proksch-Institut).

Über die allgemeinen Erwartungen zur Haltung gegenüber den Zielen der NPOs hinauswerden in der Arbeit mit KlientInnen vor allem Anforderungen wie pädagogischeFähigkeiten, Humor, Einfühlungsvermögen erwartet. Hierbei ist der Nachweiseiner Vorerfahrung mit der besonderen KlientInnenengruppe nicht zwingend, erwartetwird aber die Offenheit, sich auf die spezifischen Bedürfnisse einzustellen. Der Erfolgkünstlerischer Arbeit hängt davon ab, wie gut sich KünstlerInnen auf das Klienteleinstellen und wie gut sie sich mit dem Betreuungspersonal abstimmen können.Folgende Erfahrung mit einer Theatervorstellung in einem Pflegeheim kann alsBeispiel dienen:

„Es war für uns natürlich sehr lustig, denjenigen, die dem geistig folgenkönnen. Für etliche BewohnerInnen war es nur phasenweise lustig. Wirhaben erkannt, dass sie nur ganz gewisse Pointen aufnehmen konnten,den Zusammenhang allerdings nicht verstanden haben. Es war sicher fürso ein Haus zu anspruchsvoll. Im Grunde genommen sicher keineschlechte Idee, aber ich würde sagen, für ein reines Pflegeheim würde ich

55- Nachbagauer, A.; Riedl, G. (1999b): Leistung, Lohn und Beurteilung als personalpolitischeGestaltungsfelder, In: Elsik, W.; Mayrhofer, W. (Hrsg.): Strategische Personalpolitik, München,Mering, S. 149–172.56- Vgl. Zauner (2002), S. 163.57- Vgl. Nachbagauer, A. (1995): Organizational Commitment. Zur Kritik eines Konzepts, Wien.58- Dieser Ausdruck des Arbeits-Verfassungsgesetztes (§ 132 ArbVG) bezeichnet Betriebe, diebestimmten, u. a., politischen konfessionellen und karitativen Zwecken dienen. Diese Betriebesind von Teilen der kollektiven Mitbestimmung ausgeschlossen, dagegen besteht eine verstärkteTreuepflicht. 057

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Ergebnisse

das in so einer ähnlichen Form nicht noch einmal anbieten, sondern eherfür ein Altenwohnheim, wo die Menschen … dem folgen können, was dapassiert … Viele haben sich während der Vorstellung ausgeklinkt, habendem nicht mehr folgen können, sehr viel dazwischengeredet. Sie habeneigentlich nicht verstanden, was da los ist.“ (Altenwohn- und PflegeheimAntonia)

Wie unter Kapitel 3.6.1 ausgeführt, müssen der Rahmen, die Dauer, der Inhalt und dieräumlichen Gegebenheiten auf das Klientel abgestimmt werden. Die NPOs fühlen sichin ihrer Arbeit ganz besonders der Mission und damit dem Klientel verpflichtet.59 DemPrimat der KlientInnenorientierung in NPOs hat sich alles, auch die künstlerischeDienstleistung, unterzuordnen. Dies heißt vor allem auch, sich den Strukturen derKlientInnen, die zum Teil sehr rigide sein können, anzupassen, z. B.: klare und fixdefinierte Zeiten, räumliche Bindungen, Bindungen an Bezugspersonen, Bindungen anVerhaltenscodizes.

Problematisch kann hier die Angemessenheit der Leistungserwartung derKünstlerInnen sein. Diese haben ihre Ansprüche oft sehr weit gegenüber dem „profes-sionellen“ Normalbetrieb herunterzuschrauben. So kann eine einfache pantomimischeAufführung von geistig behinderten Menschen mehr als ein Jahr Vorbereitungszeitbenötigen, Arbeiten in Workshops sind z. T. nur in Einheiten von einer bis maximal zweiStunden möglich, die Konzentrationsfähigkeit für das Verfolgen von Theater kannschon nach einer Viertelstunde zu Ende sein. Gerade diese Anpassung der Erwartungenan ein realistisches Ergebnis ist für KünstlerInnen von großer Bedeutung für den Erfolg.Zugleich verbunden damit ist die Frage, was schon als Erfolg gewertet werden kann.Die Anpassungsfähigkeit an die Möglichkeiten der KlientInnen wird von NPOs jedenfallsgegenüber der künstlerischen Qualität für das wichtigere Kriterium gehalten.

Ansprüche müssen oft radikal den tatsächlichen Möglichkeiten angepasst werden.Das ist auch für sozialpsychologisch professionell ausgebildete MitarbeiterInnen inentsprechenden Einrichtungen anfangs oftmals schwer hinzunehmen:

„Die Arbeit ist ein mühsames Geschäft, ich habe meine Ansprücheirrsinnig hinterdrosseln müssen. Ich habe vorher sieben Jahre beiInszenierungen mitgewirkt und die Choreographien dort gemacht, und ichwar gewohnt, mit Schauspielern oder sehr motivierten Menschen zuarbeiten, und wie ich hier begonnen habe, habe ich gemerkt, das kann ichhier einmal über Bord werfen, so läuft das hier nicht. Weder hab ich dasTiming der Leute, es geht alles wesentlich langsamer vonstatten, dieÜbungen müssen total reduziert werden, sehr einfach und sehr klarpräsentiert und formuliert werden. Ich muss mit einer ganz anderen Ruhehineingehen. Zuerst einmal war es frustrierend. Die Motivation ist sehrniedrig, die Leute haben Angst, ich muss motivieren, ich muss die Angstwegbringen, manchmal auch bremsen, bei manchen ufert das aus.Auch intensive Arbeit ist kaum möglich. Wir arbeiten mit den Leuten soeineinhalb, zwei Stunden mit einer Viertelstunde Pause, das ist dasabsolute Maximum.“ (Sozialpsychologische Tagesstätte)

Dies erfordert neben Einfühlungsvermögen auch eine entsprechend hohe Frustra-tionstoleranz: Es ist nicht immer (oder vielleicht selten) der Künstle/die Künstlerinschuld, wenn eine Gruppe zerfällt, Leute einfach nicht mitmachen, etwas zum x-tenMal „schief geht“. Dies zu vermitteln, dafür ist das Personal, insbesondere die Bezugs-

59- Horak, Ch.; Matul Ch.; Scheuch, F. (2002): Ziele und Strategien von NPOs. In: Badelt, Ch.(Hrsg.): Handbuch der Nonprofit Organisation, Stuttgart, S. 197–224, insb. S. 198ff. 058

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person berufen – was für diese durchaus belastend sein kann, vor allem, wenn sieselbst hohen Qualitätsanspruch hat. Betroffen davon ist auch das allgemeine, auch inder Sozialarbeit verbreitete Verständnis, dass Veränderung und Abwechslungjedenfalls gut, „Alltag“ immer schlecht ist. Entsprechend muss hier auch dieErwartungshöhe für „Abwechslung“ angepasst werden.

Ein zweiter Aspekt ist die notwendige, aber oftmals nur sehr schwierig zu bewerkstel-ligende Motivation der KlientInnen. Zum einen wird zwar gesagt, dass Künst-lerInnen an der Nichtteilnahme oder dem Nichterreichen der Ziele seltener Schuldtragen, als sie selbst meinen, auf der anderen Seite wird es als eines der schlimmsten„Vergehen“ gesehen, die Zielgruppe im Stich zu lassen, also das Projekt zu verlassenoder zu beenden. Es kann wohl vieles schief gehen, Aufgeben ist aber nicht erlaubt.Insbesondere die Auswirkung eines „Scheiterns“ auf KlientInnenseite wird als fatalbeschrieben („Das sind ohnehin Verlierer, und dann drückt man sie noch runter“).Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Frustrationstoleranz und dieFähigkeit, einander widersprechende Erwartungshaltungen auszuhalten. Auch diesträgt natürlich dazu bei, dass der Auswahl der KooperationspartnerInnen ganzentscheidende Bedeutung zukommt.

Intensive Auseinandersetzung mit den Wünschen, Ansprüchen und Erwartungen vonNPOs, ihres Klientels und den eigenen Vorstellungen ist für KünstlerInnen wichtig. Ininformellen oder formellen Gesprächen mit NPOs oder MitarbeiterInnen muss es imVorfeld der Kooperation dem/r KünstlerIn gelingen, für sich abzuklären, wie gut er/siefür eine Tätigkeit im sozialen Feld allgemein und für die Arbeit mit einer bestimmtenZielgruppe im Speziellen geeignet ist. Unsicherheiten oder Ängste des Künstlers/derKünstlerin sollen/können benannt werden. Offenheit im Umgang mit eigenen Ängstenund Unsicherheiten ist ein Schritt in die richtige Richtung.

„Und es war erfolgreich, weil ausschlaggebend ist einfach, dass derpersönliche Kontakt da war. Das hat die Kommunikation unheimlicherleichtert. Sicher, es ist auch etwas an mir gelegen, dass ich transpor-tieren konnte. Ich weiß sozusagen, um was es uns geht im sozialkritischenBereich, und ich kann das transportieren in die Sprache des Kulturbe-reiches, sodass ich auch verstanden werde, um was es geht. Gerade in soeiner Zusammenarbeit mit KünstlerInnen habe ich oft bemerkt, dass essehr oft ein Kommunikationsproblem gibt.“ (Mafalda)

Weiters wird klar Professionalität explizit erwartet oder vorausgesetzt. Wo auchdie organisatorischen Einbindungen sehr hoch sind (Anstellung oder Angestellten-ähnliche Verhältnisse) bedeutet dies vor allem auch eine formale Ausbildung alsKünstlerIn, in anderen Bereichen wird dies nicht so stark zum Ausdruck gebracht.Unter Professionalität wird jedoch auch, ja fast mehr als die engere fachkünstlerischeBeherrschung, die Beherrschung von Projektmanagement im weitesten Sinneverstanden, insbesondere Aspekte der Verlässlichkeit, der eigenen Strukturiertheit(„chaotisch sind die Klienten ohnehin zumeist selbst genug“), Klarheit über eigeneZielvorstellungen (die aber dennoch hinter KlientInnen-orientierte Ziele zurücktretenmüssen), die Fähigkeit, die Idee in einem (schriftlichen) Konzept für Dritte verständlichzu kommunizieren, Steuerungsfähigkeit über meist längere Zeiträume (jedenfallslänger als im „normalen“ Betrieb) sowie Motivations- und Kommunikationsfähigkeit.

Eines der wichtigsten Kriterien für die Zusammenarbeit mit KünstlerInnen istjedenfalls, dass diese nicht versuchen, ihre „eigenen Probleme“ in der Kooperation zulösen (z. B. Drogenprobleme in der Zusammenarbeit mit Drogensüchtigen), dies wirdinsbesondere im Hinblick auf die Wirkung auf KlientInnen als geradezu fahrlässiggesehen. Umgekehrt sind auch Motive wie Mitleid oder „Sozialromantik“ nicht gefragt,dies wird als unprofessionell zurückgewiesen: Mitleid als Motiv wird als viel zu wenig

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Ergebnisse

dauerhaft und als zu wenig zielorientiert angesehen. Ebenso wenig kommen Künst-lerInnen zum Zuge, die „schwere“, „düstere“, „problembehaftete“ Zugänge zur Kunstund zur Welt haben. Als Persönlichkeit muss der/die KünstlerIn gefestigt sein und sichpositiv geben.

Überhöhte Ideale und Ansprüche an die soziale Arbeit und das Negieren vonpsychischen, physischen oder sozialen Belastungen führen zu verbreiteter innererKündigung60 und hohen Burnout-Raten in den „helfenden Berufen“. Schmidbauermachte schon 1977 auf das erschreckende Ausmaß an Helfer-Syndromen beiÄrztInnen aufmerksam:

„Ärzte werden öfter in psychiatrischen Kliniken aufgenommen alssozioökonomisch vergleichbare Bevölkerungsgruppen. Ihre Selbstmord-häufigkeit ist statistisch signifikant höher als die der Durchschnittsbevöl-kerung (nach einer englischen Statistik 2,5 mal so hoch).“ 61

In den letzten zehn Jahren hat in Österreich ein Boom an Selbsterfahrungs-Workshops,Psycho-Hygiene- und Gesundheitsseminaren in unterschiedlichsten Sparteneingesetzt, wie den Programmen der Bildungsinstitute zu entnehmen ist. Daher ist inden Bereichen Trainings/Workshops sowie Freizeit von einem wachsenden Bedarf ankompetenten Arbeitskräften auszugehen, die aus dem künstlerischen Bereichkommen können.

Aus der besonderen Struktur sowohl der Arbeit der NPOs, insbesondere in derdirekten KlientInnenarbeit bei sozialen Diensten, wie der Vorrangstellung derKlientInnen und der Forderung nach künstlerischer Zielorientierung, aber auch derBesonderheiten künstlerischer Arbeit können Widersprüche erwachsen. Diese struktu-rellen Spannungsfelder sind:

• KlientInnenorientierung versus Werkverbundenheit

• Dienstleistungsorientierung versus Geltungsbedürfnis

KlientInnenorientierung versus Werkverbundenheit

Wesentlich in der KlientInnenarbeit ist der Aspekt der Koproduktion: Der/dieKünstlerIn ist auf die aktive Mitarbeit der KlientInnen angewiesen, ja, die „eigentliche“Arbeit vollziehen die KlientInnen der NPO. Der Anteil der KünstlerInnen ist wohlwesentlich, jedoch nicht durchgängig bestimmend. Er/sie ist mehr für die konzeptiveGestaltung als die tatsächliche Produktion eines Werkes da.

So wird von einer professionellen Arbeit der KünstlerInnen erwartet, dass sieinsbesondere Klarheit über das Ziel des Projektes haben und dieses Ziel auchbewusst und eindeutig anstreben. Da das Ziel selbst aber kein Betreuerisches seinkann – denn dann hätten wird die Konkurrenzsituation zwischen KünstlerIn undTherapeutIn –, stellt sich KünstlerInnen immer die Frage, wie sie ihre Ziele klar nebeneiner Sozialarbeit positionieren und dennoch der Zielgruppe anpassen können.Die Frage, was die „Leistung“ der KünstlerInnen in dieser Situation sein kann, kannnicht durch Rückgriff auf Standards des (Kunst-)Marktes oder der Anerkennung imKunstbetrieb beantwortet werden. Die „Messung“ der Erfüllung von Erwartungen mussvorab zwischen der NPO und den KünstlerInnen vereinbart werden.62

60- Riedl, G. (1996): Leistungserbringung im Krankenhaus zwischen Burnout und InnererKündigung. In: Müller, M. (Hrsg.): Personal-Management im ›Unternehmen‹ Krankenhaus, Wien,S. 53–65.61- Schmidbauer (1977), S. 14.62- Nachbagauer, A. (1997): Leistung in Organisationen. Zur Reichweite von systemtheore-tischen und Rational Choice Erklärungen. In: Journal für Betriebswirtschaft, 2 (47), S. 68–87. 060

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

KünstlerInnen können sich von dieser Problematik insoweit entlasten, als dieletztendliche Produktion für Dritte (einen Markt, für eine Ausstellung, eineAufführung) hervorgehoben werden kann. Besonders problematisch wird diesesSpannungsfeld daher auch bei einem reinen Betreuungs-/Beschäftigungsaspekt derkünstlerischen Kooperation (die vielleicht auch deswegen selten anzurteffen ist.).Aber auch hier kann der/die KünstlerIn Erfolg noch über die Verbesserung der Lebens-situation der KlientInnen argumentieren, unabhängig davon, ob kurativ eingegriffenwerden kann (im Sinne einer Therapie, z. B. bei psychischen Problemen, Integrationvon Randgruppen) oder eine Verbesserung der Grundproblematik nicht möglich ist(geistige oder körperliche Behinderung – da kann man maximal den Umgang mit dem„Problem“ verbessern, aber nicht das Problem selbst „verbessern“).

Die Positionierung der KünstlerInnen wird dadurch erleichtert, dass alle NPOs vonihnen eine deutliche Verankerung im Kunstbetrieb verlangen. Zugleich ist es für dieKooperation notwendig, den Werkbegriff zu Gunsten eines prozessualen Kunst-verständnis zu verwerfen.

Dienstleistungsorientierung versus Geltungsbedürfnis

Das Spannungsfeld von Dienstleistungs- (oder Prozess-)orientierung und Geltungs-bedürfnis zeigt sich wieder insbesondere in der therapeutisch oder betreuerischorientierten, prozesshaften Arbeit mit KlientInnen. Soweit nicht der Name der Künst-lerInnen selbst einen öffentlichkeitswirksamen Nutzen verspricht, wird gewünscht,dass sie hinter die Werke ihrer Betreuten zurücktreten. Zwar sollen Handschrift, Ideenund Kreativitäten eingebracht werden, allerdings hat dies mehr als Anregung dennals Produktion zu geschehen. Was dezidiert nicht gewollt ist, sind Workshops, wohauptsächlich KünstlerInnen aktiv sind „und die KlientInnen auch zwei, drei Strichemachen dürfen.“ KünstlerInnen sollen eben „nicht mit aller Gewalt ihr Werk“ machen,sondern ein Gemeinschaftsbild entstehen lassen“ (BFI-Frauenwerkstatt Wels).

Ebenso haben KünstlerInnen bei den regelmäßig stattfindenden Werkpräsentationenhinter die KlientInnen der NPO zurückzutreten, es sei denn, der Hinweis auf dieMitwirkung ist öffentlichkeitswirksam vermarktbar. Im Hinblick gerade auf dieKlientInnen wird es bis auf wenige Ausnahmen für wichtig gehalten, dass diese sichmit ihrem Werk präsentieren können. Erwartet wird vor allem eine massive Selbstwert-dienlichkeit für KlientInnen, wobei vor allem auch eine Anerkennung durch die Öffent-lichkeit jenseits des Randgruppenstigmas angestrebt wird. Auf Seiten der Künstle-rInnen bedeutet das vor allem, den partizipativen Entstehungsprozessgegenüber dem/der einzelnen „genialen“ Kunstschaffenden zu betonen.

Sehr unterschiedlich ist die Haltung gegenüber der Frage, wie weit KlientInnen alsKünstlerInnen dar- und ausgestellt werden. Die vorfindbaren Unterschiede sindallerdings nicht systematisch auf KlientInnengruppen oder andere offensichtlicheKriterien zurückzuführen.

• Jene, die für die Anerkennung von KlientInnen als KünstlerInnen plädieren,argumentieren mit der Selbstwertdienlichkeit, zum Teil auch der Öffentlichkeits-wirksamkeit und dem Verkauf von Produkten. Dieser Verkauf stellt für mancheNPOs einen wichtigen Beitrag dar, wiederum die künstlerische Arbeit zufinanzieren, er kann aber auch negativ als Zwang zum Verkauf um des Geldeswegen gesehen werden.

• Jene, die sehr zurückhaltend mit der Bezeichnung „KünstlerIn“ für KlientInnenumgehen, führen Aspekte „echter“ künstlerischer Qualität und Professionalitätan, die das „Künstlerische“ von einem kreativen Potenzial, das ja alle Menschenmehr oder weniger haben, unterscheidet. Auf praktischer Ebene wird die Sorge

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

geäußert, dass über die Bezeichnung „KünstlerIn“ (und den „Erfolg“ bei Ausstel-lungen) unrealistische Erwartungen bei KlientInnen geweckt werden könnten, siekönnten als KünstlerInnen im „normalen“ Leben bestehen.

Letztlich spielen für die Präsentation der Ergebnisse künstlerischer Arbeit rechtlicheVerwertungsaspekte eine große Rolle: So macht es einen Unterschied, ob Produkte,die im Rahmen einer Beschäftigungstherapie erstellt werden, als bloße Produkte dernormal zu erwartenden Arbeit aufgefasst werden und die eventuellen (geringen)Einnahmen daher jedenfalls der Einrichtung zugute kommen, oder ob, wie beiProdukten künstlerischer Arbeit, die Urheberschaft und damit alle (Verwertungs-)Rechte zunächst bei den KlientInnen liegen. Auf die Komplizierung der Verhältnissedurch Besachwaltung wurde schon hingewiesen.

3.5.3 Zusammenfassung

Zum besseren Verständnis werden hier nochmals die wichtigsten Ergebnisse derquantitativen Untersuchung zu den erwarteten Kompetenzen der KünstlerInnenzusammengefasst:

• Notwendige Voraussetzungen für die Zusammenarbeit auf Seiten der Künst-lerInnen sind unter anderem Fähigkeiten-Bündel, die unter Anschlussfähigkeitan die jeweils zu betreuende/beratende … Zielgruppe subsumiert werdenkönnen. Dazu gehören z. B. Verständnis, Empathievermögen, pädagogischeFähigkeiten, Frustrationstoleranz, aber auch soziales Engagement für dieZielgruppe, das sich auch in der Bereitschaft zu ehrenamtlicher (unbezahlter)Arbeit ausdrücken sollte.

• Eine weitere Gruppe an Voraussetzungen ist professioneller Umgang mitverschiedenen sozialen Situationen. Dazu gehören Projekt- und Selbstmana-gement, Verlässlichkeit, Toleranz, Kommunikationsfähigkeit, hohe Belastbarkeit,Abgrenzungsfähigkeit, Flexibilität und Teamfähigkeit.

• Die dritte Gruppe – allgemeine Kompetenzen/Voraussetzungen – fasst dieMerkmale Offenheit, Menschenliebe, Geduld und Humor zusammen.

• Interessant ist, dass die Merkmale der vierten Gruppe, nämlich KünstlerInnen-spezifische Kompetenzen/Voraussetzungen, am wenigsten häufig genanntwerden. Darunter werden künstlerische Fachkompetenz, Kreativität, hoherBekanntheitsgrad der KünstlerInnen und ein inhaltlich passendes Konzeptverstanden.

Bedingungen gelingender Kooperation werden gewöhnlich auf der Seite derbeteiligten Parteien gesucht. In der Organisationsforschung63 genauso wie im Zugeunserer qualitativer Erhebung hat sich dagegen als wesentliche Bedingung vongelingenden Kooperationen eine Passung zwischen KünstlerIn und NPO heraus-gestellt. Für die Lösungen auftretender Probleme und Widersprüche kann daher keingenereller Vorschlag gegeben werden, vielmehr müssen diese, sollen sie für dieBeteiligten zu befriedigenden Ergebnissen führen und dauerhaft sein, jeweils neuerarbeitet werden.

Die in der Kooperation angelegten Spannungsfelder von KlientInnenorientierungversus Werkverbundenheit und Dienstleistungsorientierung versus Geltungsbedürfniskönnen durch ein prozessuales Kunstverständnis und die Betonung des partizi-pativen Entstehungsprozess bewältigt werden.

63- z. B.: Heimerl, P.; Meyer, M. (2002): Organisation und NPOs. In: Badelt, Ch. (Hrsg.): Handbuchder Nonprofit Organisation, Stuttgart, S. 259–290, hier S. 281. 062

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Ergebnisse

3.6 Rahmenbedingungen von Kooperationen

3.6.1 Erschwerende Rahmenbedingungen

Auf die Frage „Welche Rahmenbedingungen erschweren Ihrer Meinung nach Koopera-tionen mit KünstlerInnen oder Kulturschaffenden?“ geben die Befragten der quanti-tativen Erhebung 209 Nennungen ab.

Mit Abstand am häufigsten werden finanzielle Rahmenbedingungen angegeben.Zeitliche oder inhaltliche Rahmenbedingungen sowie Informationsmangel könnengenauso nachteilig auf das Zustandekommen von Kooperationen wirken wieVorurteile oder die räumliche Situation.

Übersicht 3: Erschwerende Rahmenbedingungen

Neben finanziellen Erschwernissen geben NPOs Zeit-, Informationsmangel, inhaltlicheRahmenbedingungen und Vorurteile an. Darüber hinaus passt manchmal dieräumliche Situation in der Einrichtung (z. B. Krankenzimmer) nicht.

Aufgabe einer möglichen Koordinationsstelle sollte es sein, Informationen überbestehende Kooperationen mit KünstlerInnen bereitzustellen. Interessant sindHilfestellungen wie: Aufzeigen von Finanzierungsmöglichkeiten; Unterstützung beiAntragstellung; Vermittlung von KünstlerInnen, die bereits Erfahrung haben;Unterstützung bei der Konzeptentwicklung; Ideenbörse … (vgl. dazu Kapitel 3.8.5).Derartige Informationen und Hilfestellungen erleichtern das Realisieren von neuenProjektideen und führen dazu, dass sowohl MitarbeiterInnen von NPOs als auchKünstlerInnen für ihre wertvolle Arbeitsleistung auch leistungsgerecht bezahlt werden(können).

Weiters ist in der Vorbereitungsphase bzw. als Begleitmaßnahme eine Burnout-Prophylaxe für KünstlerInnen, die mit besonders anspruchsvollem Klientel (z. B.Häftlingen, psychisch Kranken, schwer erziehbaren Kindern/Jugendlichen) arbeitenmöchten, empfehlenswert. Die Existenz von Angeboten an Informationsveranstal-tungen, Selbsterfahrungsgruppen und Supervision zur Burnout-Prävention sind einbasales Qualitätskriterium in der Bewertung von VermittlerInnen/Förderern vonKünstlerInnen in NPOs mit anspruchsvollem Klientel. Seriosität und Professionalitätvon VermittlerInnen/Förderern ist daran messbar, ob auch Verantwortung für dasgesundheitliche Wohlergehen von KünstlerInnen übernommen wird oder nicht. Zieldieser VermittlerInnen/Förderern kann nicht nur das Vermitteln von Arbeitsplätzen für

64- Z. B.: Finanzierungsquelle; Geldmangel für solche Projekte. (106 Nennungen).65- Z. B.: „Übermacht“ der täglichen Arbeit lässt wenig Freiraum; bei Arbeitsspitzen Zeitmangel.(26 Nennungen).66- Z. B.: zu wenig Info über Möglichkeiten der Zusammenarbeit; wenig Information überAngebote und Möglichkeiten. (25 Nennungen).67- Z. B.: wenig Kunst- und Kulturverständnis der Einheimischen; labiler Gesundheitszustand derKlientInnen. (22 Nennungen).68- Z. B.: Kunst hat keinen anerkannten Wert und lässt sich daher in keiner Projektkalkulationunterbringen; unterschiedliche Zugänge zur Organisation. (18 Nennungen).69- Z. B.: ungenügend Platz (am Krankenbett); nicht geeignete Räume für Vorstellungen (z. B.keine Bühne etc.). (12 Nennungen).

finanzielle64 zeitliche65 Informationsmangel66

inhaltliche67 Vorurteile68 räumliche69

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

KünstlerInnen sein. Sie haben auch dafür zu sorgen, dass KünstlerInnen auf Dauerohne größere gesundheitliche Risiken ihrer Arbeit nachgehen können.

Im Rahmen der qualitativen Erhebung wurden die genannten Rahmenbedingungendifferenzierter erhoben. Einschränkend muss hinzugefügt werden, dass Schwierig-keiten sehr oft mit der spezifischen Lage der NPO oder des konkreten Projekteszusammenhängen, eine Verallgemeinerung also nur mit Vorsicht gestattet ist.

3.6.2 Finanzielle und rechtliche Rahmenbedingungen

Ähnlich wie in der qualitativen Befragung wurden weitaus am häufigsten finanzielleRahmenbedingungen als hinderlich beschrieben. Zugleich muss festgehalten werden,dass, obwohl viele NPOs in durchaus vehementer Weise künstlerische Projekte aufGrund der schlechten Finanzlage für undurchführbar halten, diese in doch großer Zahlerfolgreich stattfinden konnten. Daher ist eine nähere Analyse wesentlich, wie dieseProjekte oder sogar Dauereinrichtungen (trotzdem) zu Stande kamen.

Als Gesamteindruck kann festgehalten werden, dass viele Projekte nur auf Grund desmassiven Einsatzes von PromotorInnen möglich waren. Diese Personen nehmen esauf sich, durch ihren großen Arbeitseinsatz die Finanzierung des Projektes, von demsie überzeugt sind, sicherzustellen.

Da für viele MitarbeiterInnen in NPOs gilt, dass sie sich auch in ihrer Freizeit für die„gute Sache“ einsetzen (müssen), da Personal und Budget meist knapp sind70, diereguläre Arbeit auf Grund hoher KlientInnenzahlen innerhalb des vorgegebenenZeitbudgets in der angestrebten Qualität nicht zu schaffen ist, hängt die Organisationzusätzlicher neuer Projekte auch vom „privaten“ Engagement der Geschäftsfüh-rerInnen und MitarbeiterInnen ab. Oft ist auch privates Interesse mit der Realisierungvon Kunstprojekten verbunden.

Weil es (nämlich Kunstprojekte zu realisieren) ist ja viel zusätzliche Arbeit.Ja wir müssten das nicht machen. Wir haben genug Arbeit. Ja, aber fürmich – es belebt mich irgendwo und ich kann auch meine Ideeneinbringen. Ich habe auch oft selber Ideen. Ich möchte auch so etwasmachen. Es bringt eine Bewegung hinein. (Frauenhaus Steyr)

Die Gefahr, dass Ehrenamt auf diesem Weg zu Selbstausbeutung führt, ist groß, wasmanchen Verantwortlichen bewusst ist. NPOs scheinen auf diese Weise im ständigenUmgang mit Ressourcenknappheiten Coping-Strategien zu entwickeln, die im Laufeder Zeit auch zu Lasten der Gesundheit (Burnout) der MitarbeiterInnen71 gehenkönnen. In der Folge haben die Betroffenen für ihren hohen Einsatz manchmal selbstdie sozialen, psychischen, aber auch finanziellen Kosten zu tragen, die mit einerRehabilitation verbunden sind. Die unterschiedlichen Formen der Selbstausbeutungvon MitarbeiterInnen führen jedoch dazu, dass sich NPOs weiterentwickeln und offenfür Neues sind. Einen Grund für die niedrige Rücklaufquote sehen wir darin, dass vieleMitarbeiterInnen wissen, dass neue zusätzliche Projekte zu Lasten der Personalres-sourcen gehen (können).

Nur in wenigen Ausnahmefällen (z. B.: Pro mente OÖ, Institut Hartheim) gelingt es,eine Dauerfinanzierung, ausgedrückt in einem Posten in der ordentlichen Budget-planung der Organisation, der künstlerischen Kooperation zu erreichen.

70- Vgl. Fengler, J. (1992): Helfen macht müde. Zur Analyse und Bewältigung von Burnout undberuflicher Deformation, Bonn, S. 91f.71- Vgl. Fengler, J. (1992), S. 91f. 064

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Die Unsicherheit der Finanzierung trägt sicher zur geringen Verbreitung von Anstel-lungsverhältnissen und der geringen Einbindung in die Struktur der Organisation bei.Auch die Einrichtung von dauerhaften Kooperationen lässt sich auf den Einsatzweniger überzeugter VerantwortungsträgerInnen in NPOs zurückführen.

„Und natürlich musste man die Vorzüge, die Zielsetzungen und das, wasman sich erhofft von so einem Projekt im Sinne der Klienten, das mussman dem Geldgeber auch einmal darstellen und schmackhaft machen.Und das hat dann sehr schnell, ich glaub auch, durch das sehr vehementeEintreten der Geschäftsführung, die davon überzeugt war, dass so eineEinrichtung wirklich einen Sinn macht, jedenfalls, als Ergebnis kam dannheraus, dass dieses Projekt einfach eine klare und festgelegte Subventiondann erhalten hat.“ (Pro mente OÖ)

Eine „mühelose“ Finanzierung, beispielsweise über die Ausschreibung von Projekteninsbesondere der Länder, ist die Ausnahme. Zwei weitere Aspekte sind für die Sicher-stellung der Finanzierung wesentlich: Zum einen hilft hier die (im NPO-Bereich nichtgrundlos weit verbreitete) Bezugnahme auf (Finanzierungs-)Netzwerke, zumanderen die Bereitschaft von vielen, ehrenamtlich oder über das verpflichtete Maßhinaus freiwillig tätig zu sein. Vor dem Hintergrund des besonderen sozialenEngagements und der damit verbundenen guten Netzwerke inner- und außerhalb derRegion ist erklärbar, dass MitarbeiterInnen in NPOs, die bereits Erfahrung bei derDurchführung von Projekten mit KünstlerInnen haben, meist auch Ideen entwickeln,wie sie derartige Projekte finanzieren können. Auffällig ist, dass Kooperation imZusammenhang mit Öffentlichkeitsarbeit – sei es über das laufende Budget oderSondermittel – deutlich leichter zu finanzieren sind als (rein) KlientInnen-bezogeneArbeit. Nicht selten wird ein Projekt zwar über das Budget für Öffentlichkeitsarbeitfinanziert, hat als Hauptzielrichtung jedoch eine KlientInnenorientierung mitAbschlusspräsentation/-ausstellung.

Die Argumente der Netzwerkverbindungen und des sozialen Engagements beeinflusstnicht zuletzt die Bereitschaft der KünstlerInnen, entweder zunächst ganz auf Geld zuverzichten (und auf spätere Umwegrentabilität zu hoffen), niedrigere Sätze als amfreien Markt zu akzeptieren (zumeist, wenn sie selbst über NPOs nahe stehendenNetzwerken angesprochen wurden) oder selbst finanzielle Ideen einzubringen – wobeidiese letzte Möglichkeit in den Interviews nur vereinzelt auftrat.

Zunächst muss eine Differenzierung zwischen Kosten der KünstlerIn und der erforder-lichen Infrastruktur gemacht werden.

Anfallende zusätzliche Personalkosten können oft weder für die MitarbeiterInnender NPO noch für den Künstler/die Künstlerin bezahlt werden. Dass Kooperationen mitKünstlerInnen überhaupt möglich sind bzw. aufrechterhalten werden können, hängtoft mit dem besonderen Engagement einiger motivierter und engagierter Mitarbei-terInnen zusammen:

„Mein ehemaliger Chef arbeitet jetzt ehrenamtlich bei uns mit. Und derhat das übernommen, alte Filme aufzunehmen. Dann werden wir auch einHeimkino haben. Da erhoffe ich mir schon was.“ (Caritas Senioren- undPflegewohnhaus)

Generell lassen sich zum Problem der Finanzierung von KünstlerInnen zwei Strategienfeststellen, wobei sich keine systematischen Begründungen für die Wahl einer dieserStrategien finden lassen:

• Ein Teil der NPOs versucht, möglichst billig, wenn geht, auch kostenlos dieDienste von KünstlerInnen in Anspruch nehmen. Adäquate Gegenleistung

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werden oft auf anderem, entweder nicht geldförmigen oder überhaupt immate-riellen Weg zur Verfügung gestellt.

• Andere NPOs sind bestrebt, die PartnerInnen für eine gute Arbeitsleistungangemessen zu bezahlen. Die Begründung für die letzte Strategie reicht vonallgemeinen Überlegungen („Wenn wir selbst gegen Ausbeutung auftreten,können wir nicht selbst ausbeuten“, „Ausbeutung der Frauen genug“) überRelevanzüberlegungen („Für Wichtiges sollte auch Geld da sein“, „Was nichtskostet, ist nichts wert“) bis zu Marktüberlegungen („Bis dahin ist es immer an Geldgescheitert, weil also nur für einen warmen Händedruck bringt keiner so viel Zeitauf“, „Es gibt vielleicht auch Talentierte im Freizeitbereich, die das auch abdeckenkönnten, aber für uns ist es wichtig, künstlerisches Arbeiten verstehen wirwirklich mit Hilfe von Praktikern, die selbst in künstlerischen Prozessen stehen“).

Die Wahl der Vertragsform folgt – oft unabhängig von den Inhalten oder Intensitätder Kooperation – steuerrechtlichen oder sozialversicherungsrechtlichen Vorgaben:

„Eine Anstellung können wir uns eigentlich in keinen Fällen leisten.Das geht von unserer Finanzstruktur her nicht … Entweder sind sie (dieKünstlerInnen) eh selbstständig gemeldet … oder Werkverträge. Das passtauch den Leuten meistens, weil die eh so auf Auftragsbasis arbeiten.Wenn die Arbeit so einen Workshop-Charakter hat, also eher ein Prozessist, dann kann es auch einmal ein freier Dienstnehmervertrag werden.Dann ist sie (die Künstlerin) auch in einem gewissen Sinn weisungsge-bunden. Sie (die Künstlerin) muss sich an meine Terminvorgaben halten.“(Mafalda)

Material- und Infrastrukturkosten können zwar im Einzelfall bedeutende Höhenerreichen, im Allgemeinen ist die Finanzierung dieses Teiles jedoch einfacher als dasAufkommen für Personalkosten: Zum einen können diese leichter im laufendenBudget „untergebracht“ werden, zum anderen können gerade aktive NPOs auf einengeschickten Umgang mit der Organisierung von Infrastruktur und Material zurück-greifen, beispielsweise von Räumlichkeiten für eine Ausstellung und Verpflegung füreinen Event. Hier ist sicherlich die Einbettung in ein örtliches Netzwerk, zum Teil aufGegenseitigkeit, genauso wie Verbindung zum Repräsentationsbedürfnis vonAmtsträgern hilfreich. Deutlich schlechter ist die Lage, wenn es um wenig öffentlich-keitswirksame Projekte geht. Dann müssen wohl der Einsatz von Projektpromo-torInnen, eine überzeugende Idee und bereite GeldgeberInnen zusammentreffen.Überdies werden die Projekte meist schon im Vorfeld, bei der Projektkonzeption mitdem/der KünstlerIn, auf ein finanzverträgliches Maß reduziert.

Wie rührig und kreativ Verantwortliche von NPOs im Aufspüren von Auftrags- bzw.KostenträgerInnen sind, zeigt eine Grazer NPO, die sich als „Initiative für einenbespielbaren Lebensraum“ begreift:

„Stadtgartenamt, Amt für Jugend und Familie … Auftraggeber desGanzen war die Stadtbaudirektion … und das Straßenamt, weil dassozusagen im öffentlichen Raum war. Das fällt dort mit hinein. Das warendie vier Ämter, die sozusagen die Schirmherrschaft für dieses Projektübernommen haben.“ (FRATZ)

Bei aller Kreativität des Geldbeschaffens nehmen nur wenige Einrichtungen möglicheFinanzierungsquellen aus dem Kunstbereich in Anspruch. Natürlich muss offenbleiben, wie weit eine Ausweitung der insgesamt zur Verfügung stehenden Mitteldurch eine Inanspruchnahme der ohnedies schmäler werdenden Kulturbudgetserfolgreich ist, allerdings ist der geringe Bewusstheitsgrad über alternative, jenseitsdes Sozialbudgets oder anderer gängiger Finanzierungsquellen liegenden Möglich-keiten auffällig.

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Ein eventueller Verkauf entstandener Produkte reicht gewöhnlich gerade zurDeckung der Material- und Infrastrukturkosten.72 Die Notwendigkeit des Verkaufskann jedoch selbst wieder problematische Rückwirkungen auf die Kooperation undihren vermuteten Nutzen haben: Dies erzeugt Druck, einerseits auf einem Marktpräsent zu sein, diesen aktiv zu bearbeiten und entsprechende Qualität und Quantitätzu liefern.

„Und das dann in einem Geschäft öffentlich zu machen und anzubieten –hoffentlich gelingt das! Gleichzeitig soll das so viel Interesse erwecken,dass für Produkte, die normalerweise in diesen Werkstätten produziertwerden Auftraggeber oder Käufer gefunden werden. Das ist eineVerbindung zwischen Kunst, sozialem Engagement und beschäftigungspo-litischen Aspekten. Es ist ein irrsinniges Spannungsfeld.“ (Suchtarbeit)

Eine Sonderstellung nehmen hier NPOs ein, die für einen Markt in Konkurrenz zu„normalen“ Unternehmen produzieren müssen, wie dies bei vielen AMS-finanziertenMaßnahmen der Beschäftigungsförderung der Fall ist. In diesen Bereichen ist eineQuerfinanzierung kaum möglich. Dies bedeutet, dass für die Beschäftigung derKünstlerInnen und eventuelle Zusatzausgaben externe Gelder gefunden und/oderüber den Verkauf hereingebracht werden müssen. Daher müssen die KünstlerInneninsbesondere auch auf Marktfähigkeit und Qualität der Produkte/Produktion beiangemessenem Preis achten.

Die Möglichkeit, über den Verkauf der Produkte eine finanzielle Stütze zu finden, wirddort, wo es nicht klar um Marktproduktion wie bei Beschäftigungsförderungen geht,durch unklare urheberrechtliche Regelungen erschwert. Insbesondere für dieMaterial- und Infrastrukturkosten stellen Einnahmen zum Beispiel aus dem Verkaufvon Bilder der KlientInnen eine nicht unbeträchtliche Bedeckung dar. Dem steht jedochdas urheberrechtliche Eigentum der SchöpferInnen, also der KlientInnen entgegen.Die NPOs gehen hier zumeist einen pragmatischen Weg und treffen entsprechendeVereinbarungen mit den KlientInnen, die entweder einem Verzicht am Verkaufsrechtoder einer Pauschalierung entsprechen.

„Wir sagen halt, wenn wir da die Abstufungen machen, wenn ich jetzteinen Künstler habe, der ein Bild um 3.500,– ÖS verkauft, warum sollte erdas bekommen, wenn er das genau in derselben Zeit auch macht, wennalle anderen auch arbeiten. Und warum sollen die Leute, die das nichtkönnen – wir haben auch Leute im Rollstuhl, die würden sehr gerne solcheSachen machen, können es aber aus körperlicher Verfassung her nicht –weniger kriegen. Jeder macht genau das, was er kann.“(Behindertenarbeit)

Allerdings kann dieser Punkt auch rasch problematisch werden, vor allem dann, wennhöhere Summen oder eigene Vorstellungen über künstlerische Erwerbsmöglichkeitenaufkommen, wie der Fall eines Klienten einer Behinderteneinrichtung mit ZielrichtungBeschäftigungsförderung zeigt:

„Am Anfang, als wir darüber geredet haben, als Projekt soll die Gruppeformiert werden und da muss es Regeln und Rahmen geben, wo manausstellt und wie man verkauft. Also jemand, der bei diesem Projekt dabeiist und über uns die Ausstellung organisieren lässt, der kann nicht auch inseinem Umfeld, in seinem Caféhaus die Arbeiten ausstellen oder in seinerWG und die dort zum halben Preis anbieten und das Geld selbereinstreichen, sondern der muss all seine Arbeiten in dem Rahmen auch

72- Wobei der Verkauf selbst wieder rechtliche Probleme aufwerfen kann, dazu weiter unten. 067

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verwerten lassen. Und da gab es von einem Menschen, der schon lange amMalen ist, Proteste. Er hat gemeint, nein, er will sich das lieber selberorganisieren. Und hat eigentlich ziemlich wüste Vorwürfe gemacht demkünstlerischen Berater, dass der da auch abkassieren will. (…) Und danngesagt, dass er eh nicht dabei sein muss, aber wenn er hier im Rahmender Beschäftigungsförderung dabei ist und nicht im Rahmen des Projektesmitarbeiten will, dann kann er nicht im Atelier sein und diesen Mitarbeiterin Anspruch nehmen. Und dann ist das seine Freizeitbeschäftigung. Daswar natürlich schon hart. (…) Also inzwischen ist das auch entschärft undes ist keine Feindseligkeit. Aber das wurde wirklich ausgetragen und dashaben die anderen alle auch mitgekriegt. Also es ist nicht wurscht.“(Behindertenarbeit)

Noch komplizierter wird die rechtliche Lage dann, wenn die KlientInnen besachwaltetsind, also nicht selbst Rechtsgeschäfte über die Verwertung der Produkte abschließenkönnen. Manche NPOs verzichten unter anderem auch auf Grund dieser Problematikauf einen Verkauf der Produkte, andere streben eine generelle Regelung an:

„Es gibt ja auch schon Erfahrungen, wie die Gugginger Künstler undinzwischen auch von anderen Trägern, wo Leute mit Behinderung Kunstmachen, die zum Teil besachwaltet sind, also nicht voll als juristischePerson selber agieren können und überhaupt in so abhängigen Betreu-ungsverhältnissen wohnen. Deshalb war es uns wichtig, dass was mitihren Arbeiten passiert, und wie die an die Öffentlichkeit kommen, dassdas immer bei ihnen bleibt, dass sie da auch immer dabei sind. Wirnehmen nicht ein Blatt und gehen damit in die Welt und irgendwann hängtes im Baseler Museum oder so, sondern wir wollen, dass die bei denEröffnungen dabei sind, dass sie Kontakt zu den Käufern oder zu denBesuchern von Ausstellungen haben, damit sie eine direkte Rückmeldunghaben. Natürlich das Geld, was bei Verkäufen eingenommen wird, dasgeht zu den branchenüblichen Anteilen an die Künstler. Wir setztenFixpreise fest und die Hälfte davon kriegen die Künstler, die andere Hälfteist der Galeristenanteil oder, wenn wir veranstalten, der Verein. Um dasalles zu fixieren und gleichzeitig durchsichtig zu machen für Klienten undalle Beteiligten rundherum, haben wir so eine Vereinbarung entworfenund lange darüber gebrütet. Auch mit Sachwaltern gesprochen und auchmit den Klienten selber und auch mit einem Juristen, der bei uns imVorstand des Vereins ist, um klar zu machen, was der Verein leistet für dieKünstler über das hinaus, dass sie Beschäftigungstherapie-Klienten sindund dafür ja ein Tagsatz gezahlt wird. (…) Und haben auch so eine Verein-barung mit dem Künstler abgeschlossen, die ist Bestandteil der Verein-barung mit den Klienten, damit – gerade weil er kein Geld dafür bekommt– klar ist, was wir von ihm erwarten und was er auch bereit ist zu leisten.Damit das eben auch für die beteiligten Sachwalter und so klar ist.“(Behindertenarbeit)

3.6.3 Infrastrukturelle und ablauforganisatorische Rahmenbedingungen

Die allgemeine Ressourcenknappkeit drückt sich in den oft mangelhaften oder nichtvorhandenen Infrastrukturen aus. Besonders deutlich wird dies bei fehlenden(geeigneten) Räumlichkeiten. Probleme treten insbesondere auf, wenn keine klareAbgrenzung der künstlerischen Aktivitäten von der eigentlichen Werkstattarbeiterfolgt. Eine räumliche Abgrenzung scheint oftmals sinnvoll zu sein, damit künst-lerische Werkstücke stehen gelassen werden können und nach Lust und Laune auchmal „herumgepatzt“ werden kann, ohne die Werkstätte zu verschmutzen.

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Zwar werden Verbesserungen der Infrastruktur – letztendlich ist dies oft einfinanzielles Problem – oftmals als wünschenswert bezeichnet, faktisch wird jedoch derumgekehrte Weg gegangen: Projekte werden eher den vorhandenen und möglichenzusätzlichen Infrastrukturvorgaben angepasst, als dass viel Energie auf die Suchevon – oft ohnehin unrealistischen – zusätzlichen Mitteln aufgewandt wird.Das Verständnis für – in den Augen der NPOs überzogene – „Sonderwünsche“ istbei den Verantwortlichen, die ohnehin durch die Projekte meist unter zusätzlichenBelastungen stehen, enden wollend (vgl. Jugendprojekt Rohrbach). DieseEinschränkung wird jedoch durch den in NPOs im Allgemeinen sehr verbreitetenvirtuosen Umgang mit der Verwaltung des Mangels und die Einbeziehung externerNetzwerke mehr als ausgeglichen. KünstlerInnen sind meist bereit, dieseeingeschränkten Rahmenbedingungen mitzutragen und stehen in der Improvisa-tionsgabe und Heranholung von externen Ressourcen NPOs keineswegs nach.

„Haben wir im Moment das Geld, passt es mit den Frauen, haben wir auchdie Ressourcen – auf das muss ich auch schauen, natürlich, weil wenn ichjetzt eh schon eingedeckt bin bis oben und merke, es macht mir Stress,dann kann ich es auch nicht machen.“ (Frauenhaus Steyr)

Mindestens ebenso wichtig wie der praktische Aspekt ausreichender Infrastruktur isteine durch räumliche oder zeitliche Strukturierung gewährleistete symbolischeAbgrenzung der künstlerischen Arbeit zur „normalen“ Arbeit. Diese Abgrenzungwirkt in zwei Richtungen: Zum einen wird der Freiraum, den die künstlerischeBetätigung vermitteln kann, nur dann empfunden, wenn gleichzeitig der Normal-betrieb weiterläuft.

„Hier gibt es einfach Strukturen, die Halt geben, aber auch eng machen.Und da kann man nicht raus. Und er weiß auch, wenn er kommt, dasfinden die Klienten toll, weil er von draußen kommt.“ (Behindertenarbeit)

Zum anderen erfordert die Betreuungsarbeit – durchaus im Sinne der KlientInnen undeiner eventuellen Therapie – eine klare und für Außenstehende als rigideempfundene Struktur. Dies betrifft, je nach Klientel, sowohl den Raum als auch dieZeit.

„Er ist auch gut eingeführt worden, auch was unsere Teamstrukturenanbelangt und unsere Hausregeln anbelangt, wie erl, wenn er von außenkommt, manches einfach nicht versteht und aus seiner Lebensorgani-sation heraus völlig überzogen empfindet.“ (Anton-Proksch-Institut)

Im Vordergrund steht das Wohlbefinden des Klientels, das oft an einen klar struktu-rierten Tagesablauf gewöhnt ist. Neue Strukturen und Regeln müssen geschaffenwerden. Kooperationsbereitschaft auf beiden Seiten ist nötig. Diese Erfahrung machtebeispielsweise eine Leiterin eines Altenwohnheimes:

„Die große Problematik ist, dass die Heimbewohner aus dem Tagesablaufrausgerissen werden. Sie haben einen gewissen Tagesablauf … Die Leutesind sehr fixiert auf ihren geregelten Tagesablauf. Man muss vorbereiten,vorbereiten, vorbereiten und dann akzeptieren sie es.“(Altenwohn- und Pflegeheim Antonia)

Zeitstrukturen haben, beispielsweise in Tagesstätten, auch einen wesentlichenpädagogischen Effekt, der durch die Kooperation gefördert werden soll. Das bedeutetfür die am Projekt beteiligten KünstlerInnen auch, selbst klare (Zeit-)Strukturen zusetzen und diese einzufordern.

Dieses Aufrechterhalten der Strukturierung jenseits der künstlerischen Arbeit gewähr-leistet auch für das Personal die notwendige Sicherheit, durch mögliche Verände-

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Ergebnisse

rungen nicht überfordert zu werden oder entstandene kontrollarme Freiräumeauszunutzen.

„Das Andere, was für die Institution wichtig ist, dass ihr klar sein muss,dass dafür Strukturen notwendig sind. Es müssen abgesicherte Freiräumegeschaffen werden, das heißt, dafür sind bestimmte organisatorischeRegeln zu beachten. Wenn das nicht so ist, dann heißt es womöglich: „Aha,da kommt der Herr Künstler, da kann ich ja inzwischen etwas anderesmachen, weil die sind eh beschäftigt.“ (Suchtarbeit)

3.6.4 Projektmanagement

In den von uns untersuchten Best-practice-Beispielen stellte die Notwendigkeit einesklaren Projektmanagements für die Kooperation keinen wesentlichenHinderungsgrund einer Zusammenarbeit dar, wenngleich der zusätzliche Manage-mentaufwand durchaus als belastend gesehen wurde. Für viele von uns untersuchtenNPOs ist Projektarbeit als übliches Organisationsprinzip zu sehen, für sie wäre einStandard-Routinebetrieb die eher problematische Herausforderung.73 Jene NPOs, dieeher dem Bild eines Routinebetriebes gleichen (Heime, spitalsähnliche Einrichtungen)weisen eine besonders rührige Leitung auf, die sich über das in NPOs übliche Maßhinaus Managementfähigkeiten angeeignet hat und der es gelungen ist, flexibleStrukturen auch innerhalb der Organisation zu verankern.

„Ja, es war irgendwie nicht schwierig. Also wir sind beide sozusagen Profisauf der Ebene der Projektorganisation. Es waren nicht total viele Leute zukoordinieren, weil die Künstlergruppe sind glaube ich fünf Leute und wirhaben dann eher den Kontakt zu den Migrantinnen hergestellt. Weil diehaben eben diese Frauen gesucht und der Kontakt ist eher über unshergestellt worden und es waren dann – ich müsste jetzt in den Aufzeich-nungen nachschauen oder im Jahresbericht, wie viele es genau waren – ja,die Teilnehmerinnen waren so sieben bis acht Frauen. Und das ist klaglosgegangen. Ich wüsste jetzt nicht, was ich an Problemen zu schildernhätte.“ (palaver)

Im Umkehrschluss darf jedoch durchaus angenommen werden, dass das Fehlen einerfür alle Beteiligten klaren Projektstruktur die Kooperation negativ beeinflussen odergar zum Scheitern bringen kann. Grundlegende Fähigkeiten des Projektmana-gements können nur beschränkt von außen – zum Beispiel über die beteiligtenKünstler – eingebracht werden. Dies betrifft vor allem jene Bereiche, wo eine guteKenntnis der inneren Organisation und des relevanten externen Netzwerkes betroffenist genauso wie die Kenntnis von Kompetenz- und Durchsetzungsstrukturen in derentsprechenden NPO. Von KünstlerInnen wird umgekehrt neben der unabdingbarenForderung nach Selbstorganisationsfähigkeit die Kenntnis des Kunstbetriebes und-marktes sowie künstlerischer Netzwerke erwartet.

„Für uns ist er auch ganz wichtig, weil er bei der Preisgestaltung mitredet.Er ist da für uns der Experte, weil wir wissen nicht, für wie viel könnte mandiese Arbeit anbieten auf dem Markt. Es wird aber trotzdem abgestimmt,also er geht nicht ins Kämmerlein und kommt mit einer Liste wieder raus,sondern das wird schon beredet untereinander. Und natürlich ist er auchbehilflich, Kontakte zu finden für Ausstellungsmöglichkeiten.“ (Behinder-tenarbeit)

73- Dies gilt für die meisten NPOs, vgl. Mayerhofer, H.; Meyer, M. (2002): Projekte und Projekt-management in NPOs. In: Badelt, Ch. (Hrsg.): Handbuch der Nonprofit Organisation, Stuttgart,S. 457–488. 070

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Was die zwischen diesen Eckpunkten liegenden Management-bedürftigen Aufgaben,wie Infrastruktur und Material, Arbeitsinhalt und Zeitplanung, Kontakte mit Dritten,Finanzierung, eventuell Organisation von Außenpräsentationen (Ausstellungen,Aufführungen) betrifft, lässt sich auf der Grundlage unserer Untersuchung keinegenerelle Linie angeben. Diese wurden ohne erkennbaren Einfluss auf die Qualität dergeleisteten Arbeit einmal vornehmlich von der NPO wahrgenommen, einmal auchwieder in die Hand der KünstlerInnen gelegt, wobei sowohl diese als auch NPOsflexibel sind.

„Die Inhalte, die wir transportieren wollen mit dem Projekt, waren ehermein Part, aber sie (Künstlerin) hat alles andere, die Verwirklichung,geliefert. Ich habe ja null Ahnung gehabt. wie ich das angehen soll.Ich muss ja dann Zeitpläne aufstellen usw. Also da war ein ganz großerPart bei ihr (Künstlerin). Ansonsten ist es eher umgekehrt, also dass dieKünstlerInnen eher bei der Verschriftung der Idee mithelfen, bei denInhalten. Und mein Part (ist) eher die Kalkulation, die Organisation, dieZeitpläne. Aber wie gesagt, es ist verschieden.“ (Mafalda)

Wesentlich ist hier, dass es rechtzeitig unter Einbeziehung möglichst aller Betroffenenzu einer klaren und von den Beteiligten akzeptierten Vereinbarung über die jeweiligenZuständigkeitsbereiche inklusive der Regelung der Entscheidungsmöglichkeitenkommt. Eine dauernde Abstimmung während des Projektes ist ohnehin nötig.

Soll eine künstlerische Kooperation erfolgreich sein, so resümiert auch die Leiterineiner Suchteinrichtung, müsste jedenfalls ein Rollenteilung zwischen internem/rPromotorIn und KünstlerIn greifen.

„Wichtig ist, dass jemand aus dem Team sich damit auseinander setzt, derschaut, dass die Kontakte gut laufen, der Prozess gut läuft, der Primär-prozess der Organisation, aber auch das Künstlerische nicht abreißt, ichglaube, da sollte man beides hineinnehmen, einen Künstler und einenProzess-Coach. Das geht auch, dass man das in eine andere Institutionimportiert. Wenn es das nicht gibt, müsste man beides zunächstaufbauen.“ (Anton-Proksch-Institut)

Neben der Regelung einer klaren Zuständigkeit wird die Möglichkeit der Künstle-rInnen, im täglichen Ablauf auf eine Ansprechperson zurückgreifen zu können, alshilfreich empfunden. NPOs lassen, vor allem bei der Zielgruppe der Menschen mitBehinderung, die KünstlerInnen selten alleine mit den KlientInnen arbeiten. Umsowichtiger ist, dass KünstlerInnen und Betreuungspersonen „miteinander können“.Neben der Abklärung eher formaler Anforderungen und der Sicherstellung vonInfrastruktur (Material, Räume, Nutzungsmöglichkeiten etc.) ist eine milde Form vonCoaching der KünstlerInnen notwendig.

„Und den KünstlerInnen, mit denen wir zusammen arbeiten, denen ist derAustausch sehr wichtig. Das heißt, es muss eine Ansprechperson im Haussein. Und diese Ansprechperson sollte mit allen belastbar sein. Z. B. wirdfür Metallarbeit ein Bunsenbrenner gebraucht und die Ansprechpersonmuss das vermitteln, dass vielleicht die Mittel dafür nicht da sind. Oder dieMittel sind da, dann braucht die Ansprechperson aber die technische Hilfe.Ein Austausch mit der persönlichen Ansprechperson ist ganz wichtig.Nicht allein gelassen werden.“ (Malfada)

Eine weitere ganz wesentliche Aufgabe der Ansprechperson ist die „Übersetzungs-leistung“. Die Vorgeschichte einzelner KlientInnen und die oftmals eingeschränkteArtikulationsfähigkeit dieser Personen machen es notwendig, zumindest in derAnfangsphase zwischen KlientInnen und KünstlerInnen zu vermitteln.

071

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

„Da wäre jeder überfordert, der sich um die Vorgeschichte jeder Personselber kümmern soll. Ich würde sagen, dass er sich einmal mit denSchwestern, dem Pflegepersonal zusammensetzt, von denen aufgeklärtwird und dann zu dem Heimbewohner geht. Die kennt natürlich dieLebensgeschichte.“ (Altenwohn- und Pflegeheim Antonia)

Der Auswahl und Vorbereitung, am besten frühzeitigen Einbeziehung dieserPerson(en) in die Vorbereitung ist daher für die Sicherstellung des entsprechendenEinsatzes und des Gelingens der Zusammenarbeit in der Triade KlientIn –KünstlerIn – Ansprechperson umso wichtiger.

„Und ich glaube auch, dass es wichtig ist, dass sich der Künstler die(Ansprechperson) nicht nur sucht. Es findet sich ja leicht wer, das mussauch in den Strukturen von dem Verein passen, weil also der ist auch sehrverbunden, besonders mit der einen Mitarbeiterin, die ist auch selberKünstlerin, Bildhauerin, aber auch gelernte Kindergärtnerin. Und diehaben viel miteinander zu bereden und erleben auch viel miteinander, weilsie genau sehen, was bei wem weitergeht oder wo einer hängt. Sie habenauch Leute mit psychischen Störungen, die manchmal gar nicht arbeitenkönnen und man sich fürchtet, wie es mit dem weitergeht – und so etwasteilen die miteinander.“ (Behindertenarbeit)

Weiter oben wurde schon auf die Notwendigkeit hingewiesen, eine klare Abgrenzungzwischen künstlerischer Arbeit und normalem Betrieb zu finden. Eine weitere Aufgabeder Ansprechperson ist daher die Rückführung der KlientInnen nach dem „Freiraum“zurück in den „Normalbetrieb“.

„Wenn die Künstlerin kommt, dann arbeitet sie mit den Leuten … Es ist vonuns immer wer da … wenn sie Hilfe braucht oder irgendwas helfen wir ihrschon, das funktioniert eigentlich recht gut … Sie ist kreativ und hätteeinfach total viele Ideen, was nachher schwer im Arbeitsbereich unterzu-bringen ist, weil die Leute dann auch recht quirlig werden und aufgedreht,wenn nur außernatürliche Sachen sind.“ (Altenfeldner Werkstätten)

Die Notwendigkeit, für KünstlerInnen einen geeigneten Rahmen in der Ablauforga-nisation zu schaffen, zeigt sich vor allem vor dem Hintergrund spezifischer, zum Teilsehr weit reichender Einschränkungen der Möglichkeiten der KlientInnen. Das Beispielvon Proben für eine über mehr als ein Jahr geprobte Theateraufführung soll einenkurzen Einblick darüber geben, welche oft übersehene „Fallen“ sich dem an denkünstlerischen Normalbetrieb Gewöhnten stellen können:

„Na ja, das ist, wir werden es drüben im Pfarrsaal jetzt einmal machen,weil da tun wir jetzt auf der Bühne auch proben, und sie tun sich danntrotzdem schwer mit dem Umstellen nachher dann, wenn sie, jetzt kennensie die Bühne, und da steht das und das, und wenn das jetzt wieder andersist oder ganz anders, so wie im Freien, müsste man das einfach da mehrproben nachher dann, weil das haben wir ein wenig unterschätzt, dass eseinfach wirklich nicht so einfach ist, mit ihnen das einzustudieren (…) Siehaben keine Sprechrollen, nur darstellende Rollen, und wenn sie spielen,danach wird auf eine CD das Lied gespielt, und das ist eher so einkindlicher Text, also mir gefällt er ganz gut, also nicht ganz auf babyhaft,sondern einfach (…) Und sie müssen jetzt auf den Text ein wenig horchen,was da vorkommt, und das stellen sie dann dar und bauen einfach selberein wenig ein, wie sie sich halt denken, was da dazu passt, so bewegen siesich halt nachher.“ (Altenfeldner Werkstätten)

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Dort, wo KünstlerInnen dauernd in den organisatorischen Betrieb eingebunden (undangestellt) sind, werden Zuständigkeitsfragen weniger projektförmig und durch dieBereitstellung von Ansprechpersonen gelöst, sondern hierarchisch und organisa-torisch, beispielsweise durch Abteilungsbildung. (Institut Hartheim, Pro mente OÖ)

3.7 Wirkungen von Kooperationen

Zunächst werden die Ergebnisse der quantitativen Untersuchung zu Fragen derSinnhaftigkeit und zum Nutzen von Kooperationen dargestellt. Die Frage nach denWirkungen – positiver wie negativer Art – der Kooperationen bildeten einenSchwerpunkt der qualitativen Erhebung, diese anschließend dargestellt.

3.7.1 Qualitäts- und Leistungsansprüche in NPOs

Die von KünstlerInnen erwarteten Wirkungen hängen eng mit den allgemeinenLeistungsansprüchen an und von NPOs zusammen. Im Unterschied zu Forprofit-Organisationen sind für eine Leistungsmessung von NPOs andere und zusätzlicheQualitätsdimensionen heranzuziehen.74 Neben materiellen Hilfsmitteln im Leistungs-umfeld (Standort, Gebäude, Geräte, Gegenstände …) und üblichen Organisations-prozessen (Zeitdauer, Ablauf, Organisation, Kontaktqualität …) kommt zwei weiterenFaktoren eine besondere Bedeutung zu: dem externen Faktor KundIn und demPersonal. Folgerichtig werden in NPOs Zielgruppenorientierung und zwischen-menschliche Kompetenzen geschätzt.

In allen Qualitätssystemen wird dem externen Faktor KundIn ein besondererStellenwert zugewiesen. Zugleich ist es für Dienstleistungen typisch, dass einMindestmaß an Mitarbeit auf KundInnenseite notwendig ist. Im Unterschied zuanderen Bereichen kann jedoch nicht in allen sozialen Diensten davon ausgegangenwerden, dass KundInnen freiwillig bereit sind, mitzuwirken: KlientInnen oderKundInnen, die keine Kooperationsbereitschaft bei der Behandlung und/oder Therapiezeigen, können z. B. nicht erfolgreich behandelt werden. Gelingt es MitarbeiterInnennicht, gemeinsam mit KlientInnen ein bestmögliches „Arbeitsklima“ zu schaffen, so isterfolgreiches Arbeiten mit KlientInnen nicht möglich. Vom Personal werden in einemgrößeren Ausmaß als in anderen Organisationen ausgeprägte soziale Kompetenzenerwartet, weil das Klientel oft besonders „schwierig“ ist. Da Eltern, LehrerInnen,Angehörige oder wir alle es nicht mehr schaffen, z. B. mit schwer erziehbaren Kindern,drogenkranken Menschen oder ehemaligen Häftlingen umzugehen, werden diese ja inNPOs betreut, um sie dort zu re-sozialisieren, zu re-integrieren oder zu re-habilitieren.Die Aufgabe von sozialen NPOs ist es, mit jenen Problemen fertig zu werden, die wirnicht mehr lösen können oder wollen. Eine große Portion an Toleranz, Idealismus undProfessionalität sind Motor für diese schwierige Arbeit.

Zugleich sind dies alles qualitative, schlecht messbare Ergebnisse. So wurde dieAntwort auf die Frage nach der Wirkung künstlerischer Arbeit mit „Meiner Meinungnach …“, „Gefühlsmäßig …“, „Ich glaub halt …“ eingeleitet. Der Verzicht auf nachvoll-ziehbare, messbare Erfolgskriterien ist in NPOs verbreitet.75 Nur wenige nutzen dieMöglichkeit, den durchaus vorhandenen Vorteil der Kooperation auch in einer Spracheauszudrücken, den ihre Geldgeber verstehen. Wie das gehen kann, zeigt das Anton-Proksch-Institut, das den (finanziellen, aber auch Klientinnen-orientierten) Nutzen inder Einsparung an Medikamenten anzugeben vermag.

74- Vgl. Matul, Ch.; Scharitzer, D. (2002): Qualität der Leistungen in NPOs. In: Badelt, Ch. (Hrsg.):Handbuch der Nonprofit Organisation, Stuttgart, S. 605–632.75- Vgl. Matul, Scharitzer (2002). 073

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

3.7.2 Sinnhaftigkeit von Kooperationen mit KünstlerInnen

Ob Kooperationen mit KünstlerInnen für die Arbeit in der eigenen Einrichtung sinnvollsein können, beantworten 90 Prozent (213 NPOs) mit „Ja“ und 10 Prozent (23 NPOs)mit „Nein“. Sieben Befragte geben keine Antwort.

Von den Befragten, welche die Frage „Sind Sie der Meinung, dass Projekte oder sonstigeKooperationen von NPOs mit KünstlerInnen für die Arbeit Ihrer Einrichtung sinnvollsind/sein können? Wenn nein, warum nicht?“ mit „Nein“ beantwortet haben,begründen 18 Personen ihre Antwort.

Fasst man diese Antworten in drei wesentliche Kategorien zusammen, so zielenBegründungen primär auf inhaltliche Kriterien sowie Raum- und sonstige Ressourcen-Knappheit ab. Die meisten Gründe sind inhaltlicher Natur. Unten werden die dreiKategorien anhand von Beispielen beschrieben.

Übersicht 4: Gründe, warum Kooperationen mit KünstlerInnen nicht sinnvollsind

Schlussfolgerungen

90 Prozent der Befragten geben an, dass Kooperationen mit KünstlerInnen für dieArbeit der eigenen Einrichtung sinnvoll sind.

Wenn KünstlerInnen an Kooperationen interessiert sind, dann sollten sie vorabbedenken, wie sie möglichen Einwänden begegnen möchten. Je mehr der üblichenAblehnungsgründe KünstlerInnen kennen, um so besser können gezielt Strategien imUmgang mit diesen Antworten entwickelt werden.

Jedem Negativargument kann in der Regel mit einem Positivargument begegnetwerden. Vorüberlegungen zu positiven Aspekten können für eine erfolgreicheGeschäftsanbahnung hilfreich sein.

Dass es z. B. schwer sei, Kunst mit Gesundheitsseminaren in Beziehung zu bringen,kann folgendermaßen entkräftet werden: Alleine das Aufhängen von positivwirkenden Bildern in einem amerikanischen Krankenhaus hat in einem Experimentbewirkt, dass die Kranken früher genasen und sich die Dauer des Aufenthaltes imKrankenhaus um ein, zwei Tage verkürzte. Kunst hat folglich nachweisbare positive

inhaltliche Gründe räumliche Gründe

Weil es schwer ist, zwischen Kunst undden Seminaren (Raucherentwöhnung,Gewichtsreduktion, Gesundheitsseminareund -vorträge), die wir anbieten, eine Ver-bindung herzustellen. Beim vorhandenenKlientel (meist eher sozial Bedürftige) seheich wenig Sinn. Ich denke, es würde wenigVerständnis aufgebracht werden.(12 Nennungen)

Die Beratungsstelle ist ein sehr kleinerBetrieb (Platzprobleme). Unser Einzugs-gebiet ist zu klein und im ländlichen Raum.(3 Nennungen)

Zeit-, Personalproblem

Wir sind zur Zeit personell unterbesetzt.Eigenes Budget zu begrenzt, Frustrationvorprogrammiert. (3 Nennungen)

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Auswirkungen auf den Gesundheitszustand.76 Leider existieren wenige Evaluationendieser Art, auf die man/frau sich berufen kann.

3.7.3 Geschätztes Ausmaß an Nutzen für NPOs

Für das Klientel sehen NPOs den meisten Nutzen in neuen Impulsen, in der Zunahmeder Sozialkontakte nach innen und außen, in der Steigerung des Selbstwertgefühles,der Motivationssteigerung sowie der Zunahme an Solidarität. Alle anderen Itemswerden niedriger bewertet.

Tabelle 34 A/B: Einschätzung der Höhe des Nutzens (Mittelwerte)

Nutzen-Skalierung: 0 (kein Nutzen) – 1 (sehr niedrig) – 2 (niedrig) – 3 (mittel) – 4 (hoch) – 5 (sehrhoch).

Ähnlich, nur etwas niedriger, ist die Einschätzung des Nutzens für MitarbeiterInnen:Am besten eingeschätzt werden neue Impulse, Motivationssteigerung, Zunahme derSozialkontakte nach innen und außen sowie eine Verbesserung des Zugangs zurZielgruppe. Der Nutzen aller anderen Antwortmöglichkeiten wird weniger hochbewertet.

Im Unterschied zu den beiden anderen Zielgruppen fällt bezüglich der Nutzenerwar-tungen für die Organisation auf, dass alle angegebenen Items mit 2,9 und höherrelativ hoch bewertet werden. Die beiden Merkmalsausprägungen Erhöhung desBekanntheitsgrades und die Sensibilisierung der Bevölkerung für bestimmte Themenwerden dabei am besten bewertet, darauf folgen Enttabuisierung bestimmterThemen/Personengruppen, zunehmende Akzeptanz in der Region/Gemeinde undFörderung der Gemeindenähe.

76- Roger Ulrich (Director, Center for Health Systems and Design, College of Architecture, TexasUniversity, USA) führte eine Studie an der Upsala University durch. Vgl. Ulrich, R.: The Effects ofViewing Art on Medical Outcomes, 2000, 52ff, zitiert aus Schmutzhard, 2002, S. 17.

A) für das KlientelA) (SchülerInnen/PatientInnen …)

Mittel-wert

B) für MitarbeiterInnen Mittel-wert

neue Impulse 3,7 neue Impulse 3,6

Zunahme der Sozialkontakte nachinnen und außen

3,2 Motivationssteigerung 3,0

Steigerung des Selbstwertgefühls 3,2 Zunahme der Sozialkontakte nachinnen und außen

2,8

Motivationssteigerung 3,1 Verbesserung des Zugangs zurZielgruppe

2,8

Zunahme an Solidarität 2,8 Verbesserung des Arbeitsklimas 2,4

Verbesserung der Lebensqualität 2,6 Zunahme an Solidarität 2,4

Verbesserung der Zielerreichung 2,3 Steigerung des Selbstwertgefühls 2,3

Verbesserung des Arbeitsklimas 2,2 Verbesserung der Zielerreichung 2,2

Erhöhung der Nachhaltigkeit deserzielten Erfolges

2,1 Verbesserung der Lebensqualität 2,0

Beschleunigung der (Re-)Integrationin die Gesellschaft

2,1

075

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Tabelle 34 C: Einschätzung der Höhe des Nutzens (Mittelwerte)

Nutzen-Skalierung: 0 (kein Nutzen) – 1 (sehr niedrig) – 2 (niedrig) – 3 (mittel) – 4 (hoch) – 5 (sehrhoch).

Interessant ist, dass NPOs abgesehen von den vorgegebenen Aspekten ca. 30 weitereNutzen nennen (können). Dabei wird in der nachstehenden Gliederung wiederumzwischen Nutzen für KlientInnen, MitarbeiterInnen und Organisation unterschieden.

In Bezug auf die KlientInnen sehen NPOs in der quantitativen Befragung den größtenNutzen in einer Horizonterweiterung und der Förderung der Persönlichkeitsent-wicklung. Freude, Abwechslung und Öffentlichkeitsarbeit werden ebenfalls genannt.

Übersicht 5: Nutzen in Kontakt mit KlientInnen

Bezüglich der MitarbeiterInnen wird unter anderem betont, dass Kooperationen mitKünstlerInnen z. B. positiv auf Psychohygiene, Motivation und Konfliktfähigkeitwirken können. Konkret werden folgende Nutzen angegeben:

Übersicht 6: Nutzen in Kontakt mit MitarbeiterInnen

Die Nutzenerwartungen in Bezug auf die Organisation konzentrieren sich auffinanzielle Aspekte und die Öffentlichkeitsarbeit.

C) für die Einrichtung Mittelwert

Erhöhung des Bekanntheitsgrades 3,6

Sensibilisierung der Bevölkerung für bestimmte Themen 3,6

Enttabuisierung bestimmter Themen/Personengruppen 3,5

Zunehmende Akzeptanz in der Region/Gemeinde 3,0

Förderung der Gemeindenähe, bei Einbezug der Umwelt 2,9

Horizonterweiterung Selbsterfahrung, Persönlichkeitsent-wicklung

Perspektivenvielfalt, Steigerung der Neu-gier/des Interesses allgemein und derKommunikationsfähigkeit, Offenheit fürneue Formen, Teamarbeit, Vielfalt sichtbarmachen, Kritikfähigkeit, Horizonterweite-rung, Verbesserung Kooperationsmittel,lustvolle Bildung, professionelles Arbeitenin bestimmten künstlerischen Bereichen

Impulse der Selbsterfahrung, Frühförde-rung der Kinder, Nachreifung, Entfaltungkreativer Potenziale, Stärkung des Ent-wicklungspotenzials, Entdecken neuerWege von Entfaltungsmöglichkeiten, För-derung der Kreativität, Steigerung der Aus-drucksfähigkeit, Aktivierung, Angebot dernicht-sprachlichen Vermittlung

Freude, Abwechslung Öffentlichkeitsarbeit

Abwechslung, Spaß, eventuell präventiverEffekt, Ausgleich zum täglichen Arbeits-stress, Freude, sinnvolle Freizeitaktivität

Information, Öffentlichkeitsarbeit, Einbrin-gen unseres Themas in den öffentlichenDiskurs

arbeitsbezogener Nutzen personenbezogener Nutzen

Entlastung der Arbeit, Erweiterung deseigenen Spielraumes, Eigeninitiative, Iden-tifikation mit den Betreuten

Psychohygiene, Interessensteigerung,Kommunikationsfähigkeit, Entwicklungder Konfliktfähigkeit, Einblick in professio-nellen künstlerischen Bereich

076

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Übersicht 7: Nutzen auf Organisationsebene

Zusammenfassung

Eine inhaltliche Sortierung der in der quantitativen Befragung am höchsten bewertetenNutzen77 führt zu einer Einteilung in folgende drei Gruppen:

ad A) Neues und Motivationssteigerung

Die empirischen Befunde zeigen, dass neue Impulse und Motivationssteigerung fürMitarbeiterInnen sowie KlientInnen besonders nützlich sind.

Zielt ein Künstler/eine Künstlerin darauf ab, NPOs neue und motivationssteigerndeImpulse geben zu wollen, so können folgende Überlegungen angestellt werden:

• Wann brauchen NPOs neue Impulse?

• Wo (Wann) braucht es in den NPOs Veränderungen?

• Was kann ich als KünstlerIn anbieten?

• Welche Intervention von Seiten des Künstlers/der Künstlerin scheint sinnvoll?

• Welche Art der Intervention ist angebracht? (provokativ oder integrativ?)

Aufgabe des interessierten Künstlers/der interessierten KünstlerIn ist, Antworten aufdiese Fragen zu finden. Anschließend können Lösungen entwickelt werden, die inkonkreten Angeboten NPO-gerecht verpackt in interessierten Einrichtungenpräsentiert werden. Die Antworten zu einigen dieser Fragen könnten etwa folgen-dermaßen aussehen:

Impulse und Motivation können NPOs brauchen, wenn

• MitarbeiterInnen ausgebrannt sind

• die Arbeit mit „schwierigen KlientInnen“ frustrierend ist,

• Erfolge der Arbeit nicht sichtbar sind,

• die gleichen Konflikte immer wieder auftreten,

• …

Will ein/e KünstlerIn primär als ImpulsgeberIn tätig sein, so ist davon auszugehen,dass Beschäftigungsverhältnisse eher zeitlich befristet sein werden. Um Impulsegeben zu können, ist es notwendig, einen Blick von außen auf die Organisation zuwerfen. Ein Impuls ist eine (einmalige) gezielt gesetzte Intervention, die in der Regelnicht zum Alltagsgeschäft wird.

77- Ausmaß des geschätzten Nutzens mit einem Mittelwert >2,7.

finanzielle Einnahmen Öffentlichkeitsarbeit

finanzielle Einnahmequelle, finanziellerNutzen, Spendeneinnahmen

zivilgesellschaftliches Empowerment,ArbeitnehmerInnen-/Interessenvertretungkümmert sich auch um den kulturellen,kreativen Bereich der Mitglieder und för-dert die kreativen Neigungen, schafft Mit-tel für neue Marketingstrategien, Möglich-keit medialer Präsentation, Verringerungder Schwellenangst

Neues, Motivation steigern Öffentlichkeitsarbeit Sozialkontakte verbessern

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

ad B) Öffentlichkeitsarbeit

Dass sich NPOs einen hohen Nutzen in Bezug auf Öffentlichkeitsarbeit erwarten, zeigtsich in der hohen Bewertung folgender Merkmale: Erhöhung des Bekanntheitsgrades,bessere Einbettung der Organisation in die Region (Stichwort „Gemeindenähe“),Enttabuisierung der KlientInnen und ihrer Probleme sowie Sensibilisierung derBevölkerung.

Möchten KünstlerInnen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit aktiv werden, so könnenfolgende Überlegungen angestellt werden:

• Über welche Medien wird bisher PR-Arbeit gemacht?

• Wie zufrieden/unzufrieden sind NPOs mit ihrer bisherigen PR-Arbeit?

• Was möchten NPOs an ihrem Auftritt in der Öffentlichkeit verbessern?

• Welche künstlerischen Methoden könnten für neue PR-Maßnahmen eingesetztwerden?

• Welche Inhalte sollten transportiert werden? Wie häufig werden gezielteWerbemaßnahmen gesetzt (sporadisch/regelmäßig)?

• …

Wenn KünstlerInnen gemeinsam mit NPOs Antworten auf diese Fragen findenmöchten, Know-how und Interesse für diesen Bereich besitzen, sind Kooperationenwillkommen.

Antworten auf die erste Frage könnten sein:

• Primär wird über Einzelaussendungen auf Veranstaltungen aufmerksamgemacht. Es existieren weder Zeitschrift, Homepage und dergleichen.Die Einrichtung ist zu wenig in der Öffentlichkeit präsent. NachbarInnen inder eigenen Straße des Organisations-Sitzes kennen den Namen der Einrichtungnicht …

• NPOs besitzen eine eigene MitarbeiterInnen-Zeitung, eine Halbjahreszeitschriftfür die Vereinsmitglieder, regelmäßige Schaltung von Inseraten in einerTageszeitung … Eine Menge an Informationen wird verteilt, geht aber oft in derInformationsflut unter. Die eigenen MitarbeiterInnen haben oft keine Zeit, allediese Informationen aufzunehmen.

• …

Diese Beispiele für Ist-Situationen zeigen, wie einige NPOs, aber auch „normale“Unternehmen, ihr Bild in der Öffentlichkeit präsentieren. KünstlerInnen, die Know-howin diesem Feld haben, werden in NPOs gebraucht: Bei der Analyse der möglichenEinsatzfelder in NPOs hat sich gezeigt, dass Arbeitsfelder im Bereich der Öffentlich-keitsarbeit mit 30 Prozent am häufigsten genannt werden. Genauso weist das hoheAusmaß des zu erwartenden Nutzens auf ein hohes Beschäftigungspotenzial hin.

Notwendig ist, dass KünstlerInnen lernen, Analysen (Ist-/Soll-Zustand) durchführenund darauf aufbauend neue Werbekonzepte anbieten. Weiterbildungsangebote imkonzeptiven Bereich sind empfehlenswert.

Da Öffentlichkeitsarbeit in „großen“ NPOs auf Dauer ausgelegt ist, sind hierschätzungsweise längerfristige oder fixe Kooperationen möglich. In eigenenAbteilungen wird daran gearbeitet, die Organisation und ihre Leistungen bekannt zumachen. Dies geschieht mittels kurzfristiger oder einmaliger Aktionen und/oderregelmäßiger Aktivitäten. Ziel einer potenziellen Zusammenarbeit mit KünstlerInnenin diesem Bereich ist die Darstellung der Organisation in der Öffentlichkeit mit neuen

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

kreativen Methoden, die der/die KünstlerIn kennt und die sich von den herkömm-lichen unterscheiden sollen.

ad C) Verbesserung der Sozialkontakte

Vorteile in der Zusammenarbeit mit KünstlerInnen werden außerdem häufig in derVerbesserung der Sozialkontakte gesehen: Die Befragten halten es für wichtig, dassKlientInnen bessere Kontakte nach innen und außen haben, da sich Kontaktfreudepositiv auf das Selbstwertgefühl auswirkt.78 Dass MitarbeiterInnen neuen Zugang zurZielgruppe finden, erwarten sich die Befragten von der Zusammenarbeit mit Künst-lerInnen genauso wie die Ausbildung von Solidaritätsgefühlen.

Will sich ein/e KünstlerIn die Verbesserung von Sozialkontakten zum Ziel machen, sokönnen wiederum verschiedene Überlegungen hilfreich sein:

• Welche Zielgruppe braucht bessere (neue, mehr, häufigere) Sozialkontakte?

• Was kann ich als KünstlerIn zur Verbesserung der Sozialkontakte beitragen?

• Welche künstlerischen Methoden können dabei eingesetzt werden?

• Was kann ich als interessierte/r KünstlerIn anbieten, um solche Verbesserungs-Veränderungs-Prozesse einzuleiten, zu begleiten, zu beschleunigen …?

• …

Neue oder bessere Sozialkontakte könnten z. B. alte Menschen, Obdachlose oderAids-Kranke brauchen, kurz alle, die am Rande der Gesellschaft leben. Ein/e KünstlerInkann sich überlegen, ob z. B. das gemeinsame Einstudieren und Aufführen einesTheaterstückes mit Obdachlosen hilfreich sein kann. FRATZ gestaltet z. B. öffentlicheSpielplätze in Graz gemeinsam mit Kindern, KünstlerInnen und Personen, die geradean der Baustelle vorbeikommen. Dieser Ansatz des Arbeitens mit dem Gemeinwesenähnelt den Community-Art-Projekten in Großbritannien. Wesentliches Merkmal diesesProjektes ist die Einbeziehung der Wohnbevölkerung eines ganzen Stadtviertels sowiedie bewusste Öffnung der Projektgruppe nach außen.

3.7.4 Auswirkungen auf KlientInnenenebene

Die Antworten auf die Frage nach den Wirkungen der künstlerischen Kooperation aufKlientInnenebene nimmt in den Interviews breiten Raum ein. Hinzugefügt werdenmuss, dass nur ein, wenngleich der größte Teil der Projekte der untersuchten NPOsdirekt mit KlientInnenarbeit zu tun hat.

Alle Verantwortliche von NPOs sehen die Wirkung der Arbeit mit KünstlerInnenzunächst grundsätzlich. Sie betonen, wie wichtig eine gute Lebensqualität für dieKlientInnen ist. Sie sind zugleich überzeugt, dass die Beschäftigung mit Kunst und dieKooperation mit KünstlerInnen sehr gut geeignet ist, die Lebensqualität derKlientInnen zu verbessern:

„Und die (KlientInnen) werden in der Zusammenarbeit mit KünstlerInnenmit Themen konfrontiert, die ihnen fremd sind, natürlich lehnen sie auchsehr oft ab, kommen aber drauf, dass sie was einbringen können, dass sieauch ein gewisses Maß an Kreativität haben, und dass das etwas ist, wasihre Lebensqualität steigern kann … und dass Lebensqualität nicht immermit Geld zu tun hat … dass Lebensqualität über das hinaus halt nochetwas anderes sein kann, nämlich in ein Museum zu gehen …“ (Mafalda)

78- Vgl. Enzlberger, M. (2000): Selbstbilder von Zwillingen. Zwillingspaarbeziehungen undEntwicklungsvoraussetzungen, Schriften der Johannes Kepler Universität, Reihe B – Wirtschafts-und Sozialwissenschaften, Linz, S. 292. 079

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Ergebnisse

Gefragt ist ein „Umdenken, Leichtermachen, nicht Defizit-orientiertes, sondernRessourcen-orientiertes Denken“ (Sozialpsychologische Tagesstätte). Erschlossenwerden neue Möglichkeiten der Wahrnehmung der eigenen Situation mit denunterschiedlichsten Mitteln.

„Ein geistig Behinderter kann nicht therapiert werden, daher gibt es auchkeinen direkten Nutzen. Wenn jemand sich besser ausdrücken kann übersein Werk, in einer Rolle sich frei spielen kann, wenn einer an Lebens-freude gewinnt, dann ist das ein Wert an sich, das genügt.“ (InstitutHartheim)

Viele Verantwortliche sehen es als eine wesentliche Aufgabe der NPO jenseits jedenformalisierten Zieles an, Kunst und Kultur zu fördern (Pro mente OÖ). Zugleich wird alsein wesentlicher Aspekt von Lebensqualität immer auch die Verbreiterung desWissens- und Wirkungshorizontes gesehen. Die drückt sich durchaus auch inerzieherischen Aspekten aus.

„Na ein Nutzen ist einmal, dass sie verschiedene Künstler kennen lernen,verschiedene Kunstformen kennen lernen, wo sie manchmal vielleicht garnicht die Chance haben, das ist jetzt kein Vorwurf, aber es ist einfach vonder Zeit her sehr knapp in Schulen, jetzt wirklich so intensiv so etwas zumachen.“ (FRATZ)

Zum Nutzen künstlerischer Kooperation zählt die Erweiterung der Handlungs- undAusdrucksmöglichkeiten der KlientInnen, da dies auch ein Agieren jenseits dergültigen Norm erlaubt. Dies betrifft alle Gruppen, von Behinderten über Randgruppenbis zu Lehrlingen. So formuliert die Geschäftsführerin einer steirischen Tagesstätte:

„Kreatives Tun für Menschen, die in sehr blockierten, engen,eingeschränkten Situationen sind, kann sich sehr positiv auswirken.Im Kunstbereich gibt es einfach die Möglichkeit, etwas herauszutreten, daist der Spielraum größer, und man hat trotzdem noch einen Platz, da zusein.“ (Sozialpsychologische Tagesstätte)

Hohe Relevanz hat die Suche nach Ausdrucksmöglichkeiten und Denkweisen, die dieEinschränkungen, denen die KlientInnen sonst unterworfen sind, aufzuheben oderzumindest abzumildern.

„Und wie gesagt, als wir dann bemerkt haben, bei manchen sieht dasbesonders aus, die haben auch eine besondere Leidenschaft dafür, dannkönnte das vielleicht ihre Möglichkeit sein, sich als Vollmensch zu Wort zumelden.“ (Behindertenarbeit)

Ähnliche Wirkungen auf die Weckung und den Ausdruck von Kreativität hat die Leiterineiner eines Jugendarbeitsprojektes feststellen können.

„Wie stellt ihr euch einen Spielplatz vor? Und dann habe ich meistens soeine Zeichnung gekriegt, ich sage immer Aua-Spielplätze dazu, das sindzwei Dreiecke verbunden mit einem Stricherl, aber unten das U sozusagennoch, das war die Schaukel, so hat man sich dann meistens wasvorgestellt, und ich habe dann immer, ich habe dann gesagt, das istirgendwie so fantasielos, warum, und dann habe ich halt mit ihnen auchversucht, es plastisch darzustellen, und da können sie sich viel kreativerausdrücken (…) ja, wenn sie mit verschiedensten Materialien arbeitenkönnen, können sie sich einfach viel, viel besser ausdrücken. Ichbeobachte das gerne bei unserem Abenteuerspielplatz, wenn sie mit Lehmarbeiten, da geht es am Anfang nur um Gatsch und Matsch, und dannwird auch oft etwas gemacht, und das verändert sich halt einfach

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Ergebnisse

irgendwie und sie können sich unheimlich toll ausdrücken, das ist auchmit anderen, mit anderen Geschichten, einfach so, es hilft einfach, auchbei der Kommunikation hilft es einfach auch viel mehr.“ (FRATZ)

Umgekehrt kann die „Freiheit“ der Kunst als Mittel funktionieren, Strukturen zugenerieren. Gerade künstlerische Beschäftigung erscheint geeignet, die Dialektik voninhaltlichen Freiräumen einerseits sowie von Planung und strukturiertenAbläufen andererseits zusammenzubringen:

„Wir versuchen hier auch Strukturen zu schaffen, weil die Leute dagezwungen sind, sich an Vereinbarungen, Termine zu halten, mit anderenauch Termine auszumachen und dafür auch zu kommunizieren.“(Pro mente OÖ)

Diese neuen Möglichkeiten werden auch dort geschätzt, wo eigentlich die „Normali-sierung“ der KlientInnen angestrebt wird, um sie besser für die Anforderungen desAlltags zu rüsten. So wird erreicht, dass „normal“ nicht starr oder schablonenhaftheißen muss.

„Einfach auch ihnen ein Stückchen einmal Freiheit lassen, so Sachen zuplanen, entwerfen, wo ich mich nicht irgendwelchen Normen unterordnenmuss. Das heißt, gerade bei so einem künstlerischen Projekt gibt es haltkeine Normen. Ich meine, ich kann das machen, wie ich will. Das ist meinkünstlerischer Ausdruck, wenn ich sage, mein Sessel ist zwei Meter hoch,dann ist der zwei Meter hoch. Und das war eben der Gedanke, dasswirklich einmal, weil es ja auch oft um das geht, dass man sich einmaltraut, was zu machen, was aus der Norm ist.“ (Ausbildungsstätte)

Die Zusammenarbeit mit KünstlerInnen wird vor allem dann selbstwertdienlichgesehen, wenn sie mit Anerkennung über die eigene Einrichtung hinaus verbundenist, sei es eine eigene Ausstellung, eine Theateraufführung oder der Verkauf derProdukte:

„Und die Leute selber, also die großen Ausstellungen taugen ihnen schonrecht, weil da sind sie dann auch eingeladen, da stehen sie im Mittelpunktund werden präsentiert und sie haben dann eine Mordsfreude auch, wennsie hören und sehen, die und die Bilder sind verkauft worden, und die hatwer kauft, und die Bilder, die haben denen gefallen. (…) Es ist ein Wertnach außen hin und der Öffentlichkeit einfach auch, und sie sehen sichwirklich als Künstler, und gerade wenn dann irgendwie so eine größereVeranstaltung ist, wo dann auch Persönlichkeiten, Politiker eingeladensind und was weiß ich, dann hebt das schon alle gescheit.“(Altenfelder Werkstätten)

Diese selbstwertdienliche Wirkung wird vor allem dann gesteigert, wenn der relevanteMarkt oder die professionelle Anerkennung jenseits des Randgruppenghettosliegt.

„Wenn die so Kasperl machen und für den Weihnachtsmarkt, das ist ihneneh nicht so wertvoll, aber wenn jetzt eine gewisse Firma da mit einemAuftrag kommt und der ist dann ab und zu dann doch wieder einmaldrawi (=eilig), dass alle anpacken müssen und dass sie einfach anziehenmüssen, das taugt ihnen dann doch gescheit.“ (Altenfelder Werkstätten)

Soweit dies auf Grund der KlientInnen möglich ist, wird insbesondere bei auf Dauerangelegten Kooperationen Wert auf professionalisierte Arbeit gelegt, wovon man sicheine Verbesserung der Entwicklungsmöglichkeiten für die Zielgruppe erhofft:

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„Wir wollen keine reine Hobby-Bastelstube, sondern wir wollen mehr sein,mit dem entsprechenden Know-how, mit der entsprechenden Weiterent-wicklungsmöglichkeit. Auf Dauer ist es nur sinnvoll und macht den Leutennur Spaß, wenn es klar ist, da können Leute, Betroffene sich auch weiter-entwickeln.“ (Pro mente OÖ)

Verbesserungen in der Beziehung zwischen Personal und KlientInnen sowieKlientInnen untereinander sind möglich. Insbesondere wird betont, das durch dieandere, freiere Zusammenarbeit bei künstlerischen Projekten vorhandene Hierarchienin ihrer Strenge leichter zu überwinden sind und auf eine neue Basis gestellt werdenkönnen. Diese neue Form der Zusammenarbeit kann im günstigsten Fall auf Dauergefunden werden:

„Die Zusammenarbeit, die acht Personen haben zusammengearbeitet, alshätten sie nie etwas anderes gemacht. (…) Es ist jeder mit Vorsicht dahineingegangen. Man hat gewusst – nach diesen Vorbereitungstagen –, esmuss eine Ausstellung zustande kommen, also es war ein Druck dahinter.Es war ein natürlicher Umgang. Wenn unsere Leute gesagt haben: „Bittehilf mir, ich kenne mich da nicht aus!“, dann war das selbstverständlichund umgekehrt auch. So sind unsere Leute gekommen: „Ich habe einenSaft mit, wer mag?“ Es hat sich dann einfach so ergeben.“(Lebenshilfe Feldbach)

Auch wenn es natürlich verfehlt wäre, zu generalisieren, so zeigen Beispiele wie daseiner behinderten Frau die insgesamt positive Wirkung an Lebensqualität und Selbst-wertdienlichkeit der künstlerischen Arbeit für die KlientInnen:

„Das andere Beispiel: Eine Frau hat immer mit Tusche gemalt, ein bisschenso aquarellmäßig, und hat schon gesagt, sie möchte das machen und esist ihr Schönstes. Aber die Arbeiten waren nicht so toll. Es wirkte eherzufällig, nicht kräftig und nicht als richtige Entäußerung von einem, dieeinem auch anzieht oder anspricht. (…) Und sie ist aber eigentlich dabeigeblieben, dass sie Künstlerin sein will. Inzwischen hat sie andereTechniken probiert, man hat probiert, dass sie aus dem Rollstuhlrauskommt, weil sie ist bewegungsmäßig ziemlich eingeschränkt, und siearbeitet auf dem Bauch liegend, mit anderen Farben und anderenMaterialien, und man merkt diese Kraft und Zähigkeit, mit der sie dadrangeblieben ist, und inzwischen sind die Arbeiten sehr gut. Und für sieselber hat es einen Sprung bedeutet im Leben, was sie macht und wie siesich fühlt und wo sie wichtig ist. Sie wohnt auch in einer betreutenWohnform, wo es ziemlich eng ist, weil da sehr viele Leute sind, die beijedem Handgriff eine Assistenz brauchen. Da hat sie jetzt auchangefangen, mehr zu sagen, was sie braucht und will und wo sie sich nichteinmischen sollen. Also sie hat das wirklich ermuntert, zu sich selber zustehen.“ (Behindertenarbeit)

Letztendlich sind die hier geschilderten Fortschritte auch für die Betreuungerleichternd.

3.7.5 Auswirkungen auf MitarbeiterInnenebene

Ähnlich wie in der quantitativen Untersuchung wird der Nutzen der künstlerischenKooperation für MitarbeiterInnen in den Interviews viel weniger ungestützt genanntals für die anderen beiden Bereiche. Dies trifft sich mit der Beobachtung, dass nurwenige Projekte für MitarbeiterInnen durchgeführt wurden, in den von unserenInterviewpartnerInnen zentral geschilderten Projekten keines. In der quantitativen

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Untersuchung waren nur etwas als mehr 1 Prozent der möglichen EinsatzfelderMitarbeiterInnen-orientiert, in den Gesprächen wurde diese Möglichkeit nur selten vonden InterviewpartnerInnen ungestützt angesprochen.

Entgegen der Zentralität des Personals für das Gelingen des künstlerischen Vorhabenswerden die Chancen, die die Kooperation für die MitarbeiterInnen bieten könnte,kaum bewusst genutzt. Entsprechend gering sind die Wirkungen auf der Ebene desPersonals. Dies trifft sich mit der allgemeinen Geringschätzung von Personal in NPOs,das vor der Dominanz der Mission noch immer nicht seinen Stellenwert alswesentliche, ja, die wesentliche Ressource der NPOs erhält.79 Mit dieser relativenZurücksetzung bei gleichzeitig hohem Stellenwert intrinsischer Arbeitsmotivationsowie allgemein-menschlicher Grundphilosophie der Organisationen gerät dasPersonal gerade im Hinblick auf Veränderungen unter Druck: So ist das Personal aufGrund der Arbeitsmarktlage häufig leicht austauschbar und findet seine Motivation ineiner tendenziell selbstausbeuterischen Grundhaltung über spezifische Arbeits- undDenkweisen und weniger in einem Austausch „Geld gegen Arbeit“.

Neben dieser Geringschätzung des eigenen Personals als Zielgruppe künstlerischerArbeit stehen dem potenziellen Nutzen der Kooperation auch deutlich negativeWirkungen auf das Personal gegenüber: Jede Mehrarbeit, die in der Kooperation mitKünstlerInnen erbracht wird, muss vom Personal geleistet werden, das ohnehin meistknapp ist und oft deutliche – mehr oder weniger freiwillig – Arbeit über dasverpflichtete Ausmaß hinaus erbringt. Neben der reinen Vermehrung der Arbeit mussdas Personal auch die Veränderungen, die die künstlerische Kooperation – gewolltoder nicht gewollt – mit sich bringt, aushalten. Bei potenziell immer möglichenProblemen ist natürlich das Personal erstes Auffangbecken.

Auf der Ebene des tatsächlichen Arbeitsvollzuges zeigt sich deutlich dasSpannungsfeld zwischen Unruhe und Ordnung (Routine). KünstlerInnen sindaufgefordert, durch ihren „anderen“ Zugang insbesondere auch die Lebensqualität derKlientInnen zu verbessern, zugleich jedoch gehalten, im Sinne eben der KlientInnen-orientierung (und des reibungslosen Funktionierens der Organisation) bestehendeStrukturen nicht anzutasten. Eine Strategie des Umgangs mit diesem Widerspruch istdann, den künstlerischen (Zeit-)Raum vom Alltag zu trennen und die KlientInnen nachder Arbeit mit den KünstlerInnen „wieder herunterzuholen“, „einzufangen“. Symptom-träger dieser schwierigen Balance zwischen Unruhe und Ordnung in der Arbeit mitKlientInnen sind häufig MitarbeiterInnen in NPOs. Diese erleben die Wirkungen dieserSpannungen unmittelbar. Zugleich sind sie es, die die meist nicht extra honorierte Lastdes Zusatzaufwandes tragen, um das notwendige Funktionieren der Einrichtungensicherzustellen.

Wenn wir den Nutzen auf MitarbeiterInnenebene ansehen, müssen wir zunächstunterscheiden zwischen den Verantwortlichen der Organisation – die zumeist ja auchPromotorInnen der Projekte sind – und den MitarbeiterInnen, die in der täglichenArbeit mit den KünstlerInnen und eventuellen Problemen konfrontiert sind. Auf derEbene der Verantwortlichen ist die Begeisterung über die Bereicherung durch dieKooperation mit KünstlerInnen deutlich:

„Unglaublich interessante Begegnungen mit Leuten, die großteils voneinem völlig anderen sozialen und beruflichen Umfeld kommen. Wo maneinfach in dieser Konfrontation und indem, dass man gemeinsam aneinem Projekt arbeitet. Man lernt sich sehr intensiv dabei kennen, man

79- Vgl. Eckardstein, D. v. (2002): Personalmanagement in NPOs. In: Badelt, Ch. (Hrsg.):Handbuch der Nonprofit-Organisation, Stuttgart, S. 309–336. 083

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bekommt einfach die unterschiedlichen Denkweisen mit und kann aberüber ein bestimmtes Projekt versuchen, eine Kooperation herzustellen undso was wie ein gegenseitiges Voneinander-Lernen. Fast jedes Projekt wargerade von diesem Aspekt her so spannend.“ (Suchtarbeit)

Die Probleme, die in der konkreten Umsetzung liegen, werden jedoch durchausgesehen:

„Und dann durch die reale Umsetzung, die am Anfang immer durch „Toll,was wir nicht alles machen können!“ gekennzeichnet ist. Schwierig wird esdann, wenn man sich näher kommt, wenn der zähe Arbeitsprozessanfängt.“ (Suchtarbeit)

Unterschiedliche Einschätzungen von Vor- und Nachteilen zusätzlicher Tätigkeitenkönnen gerade in Institutionen, die einen über das sonst übliche Maß hinausgehendenEinsatz verlangen und diesen auf Wertorientierung stützen, rasch zum Vorwurf derLeistungsverweigerung und „inneren Kündigung“ führen.80 Diese Einsicht, dassBereicherung und Belastung – je nach Rolle – Hand in Hand gehen, formuliert dieLeiterin des Anton-Proksch-Institutes kurz und prägnant:

„Ich komm immer mit Ideen ins Team, die für andere Arbeit bedeuten, fürmeine Begriffe sind es Bereicherungen (…) Es geht auch darum, zuschauen, was bringt mir der Künstler. Wenn ich nur das Gefühl hab, ja, dahab ich nur mehr Arbeit, dann wird die Sache nicht laufen. Die Bedien-steten und die Angestellten dort müssen auch das Gefühl haben, dasbringt mir auch was oder meinen Klienten, wenn mir die wichtig sind.“(Anton-Proksch-Institut)

Dieses Mitziehen der MitarbeiterInnen kann nicht selbstverständlich vorausgesetztwerden, sondern muss vielmehr durch ein PromotorInnen des Projektes geweckt undam Leben erhalten werden:

„Es ist auch so, wenn ich mit meinen Kolleginnen rede, die finden das wohlklass, wenn das passiert, aber die Liebe für das ist bei mir, darum macheich das auch. Weil es ist ja viel zusätzliche Arbeit, ja wir müssten das nichtmachen, wir haben genug Arbeit. Ja, aber für mich – es belebt michirgendwo und ich kann auch meine Ideen einbringen, habe auch oft selberIdeen, möchte auch so etwas machen. Es bringt eine Bewegung hinein.“(FRATZ)

Die entsprechende Offenheit und Bereitschaft vorausgesetzt, sich auf Neueseinzulassen, können – zumindest langfristig – auch bei MitarbeiterInnen positiveWirkungen erwartet werden.

„… erleichtern (die Arbeit für MitarbeiterInnen) vielleicht auf lange Sicht,nicht auf kurze Sicht. Es ist vorher mehr Investition auf Seiten derBetreuenden notwendig. Aber auf längere Sicht, wenn es einmal fixgeplant ist, wenn es schon längere Zeit durchgeführt wird und es bei demeinen oder anderen Heimbewohner einen positiven Impuls gegeben hat,dann sicher. Also wenn ich das z. B. mit den „Roten Nasen“ mache, dietageweise oder viermal im Monat zu bestimmten Heimbewohnernkommen, die ansonsten z. B. sehr depressiv sind oder sehr oft denSchwesternruf betätigen, weil ihnen einfach langweilig ist oder sie den

80- Vgl. Nachbagauer, A.; Riedl, G. (1999a): Innere Kündigung. Leistungszurückhaltung zwischenindividueller Motivationsblockade und organisatorischer Normsetzung. In: Zeitschrift Führung +Organisation 1 (1999), S. 10–16. 084

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Zuspruch brauchen, dann ist es sicher etwas sehr Positives für das Pflege-personal. Auf längere Sicht ist das dann bestimmt weniger Aufwand fürdie Mitarbeiter.“ (Altenwohn- und Pflegeheim Antonia)

An einem Arbeitsplatz, an dem Professionalität im Umgang mit Sterben, Trauerarbeitund Abschiednehmen von MitarbeiterInnen gefordert wird, lenken künstlerischePerformances ab. Die Beraterin eines Frauenhauses beschreibt ihr Gefühl derBereicherung durch künstlerische Projekte in der Alltagsarbeit folgendermaßen:

„Wenn man jahrelang nur in einem Sozialbereich arbeitet, hat es immereine Schwere, eine wahnsinnige Schwere. Irgendwo hat man dann oft dasGefühl, man kommt – ja man ist in so einer Schiene drinnen (…) Es istimmer wieder eine Bereicherung, neue Ideen zu kriegen, was ja indirektauch befruchtend ist und neuen Spaß an der Arbeit bringt. Das muss ichschon sagen.“ (Frauenhaus Steyr)

Eine gute Abstimmung zwischen KünstlerIn und NPO bringt im Laufe derZusammenarbeit auch für MitarbeiterInnen Vorteile. Diese Bereicherung betrifft nichtnur das emotionale Arbeitsumfeld, sondern auch die konkrete Arbeit. EntsprechendesInteresse vorausgesetzt, können inhaltlich natürlich auch MitarbeiterInnen vonKünstlerInnen profitieren. Im Sinne einer gedeihlichen Zusammenarbeit wäre dahereine Konzentration der KünstlerInnen auf die KlientInnen verfehlt.

„Ja, man holt sich dann auch selber einfach wieder Tipps, wenn manselber irgendwas macht oder was und (…) was nimmt man da für Materialoder wie könnte ich denn das machen. Man lernt auch wieder andereSachen, also andere neue Leute kennen, sie kennt dann wieder andereKünstler, und dann fährt man mit der wieder zu Ausstellungen, wo siesagt, he, da könnten wir einmal hingehen mit der Gruppe oder so, wo maneinfach selber auch wieder.“ (Altenfeldner Werkstätten)

Die Bewältigung des Widerspruchs von Unruhe und Ordnung liegt also wesentlich inder Verantwortung des vorhandenen Personals. Entsprechend wichtig ist daher

• Akzeptanz der KünstlerInnen durch das Personal und

• Klärung der Rolle der KünstlerInnen in der organisatorischen Hierarchie.

Beides weist auf die Bedeutung der Einführungsprozesse der KünstlerInnen in dieOrganisation unter Hinzuziehung des betroffenen Personals hin. Die Klärung der Rolleder KünstlerInnen ist umso notwendiger, als damit möglichen und wahrscheinlichenKonkurrenzvermutungen frühzeitig begegnet werden kann: KünstlerInnen sind ebennicht bessere SozialarbeiterInnen, sondern bringen wesentlich andere Aspekte ein, alses das Personal könnte (und können sich daher auch gleichzeitig „mehr“ erlauben).Noch deutlicher wird diese Notwendigkeit bei der Abgrenzung zu Kunsttherapeu-tInnen: Hier ist insbesondere die Professionalität und damit die Einbindung in denKunstbereich das entscheidende Argument: Der/die KünstlerIn darf eben gerade nichtzu sehr sozialarbeiterisch wirken. Probleme ergeben sich daher vor allem bei Anstel-lungen, die dauerhafter gemeint sind oder fachlich der alltäglichen Arbeit nahe liegen.Hier kann eine „Ausordnung“ in einen Sonderstatus/Sonderbereich helfen, der sich inder „Projektförmigkeit“ und „Temporärheit“ der künstlerischen Arbeit ausdrückt.

Andererseits ist während des Projektes für das Gelingen eine Ansprechpersonnotwendig. Aufgabe dieser vor Ort arbeitenden und zumeist durchgängiganwesenden Person ist neben der Zuständigkeit für Infrastruktur vor allem dieVermittlungstätigkeit zwischen KlientInnen und KünstlerInnen. Idealerweise wird überdiese Bezugsperson sowohl für die KlientInnen, den/die KünstlerIn und anderesPersonal Klarheit über Zuständigkeiten, Möglichkeiten, Einschränkungen und Rollen-

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bildern geschaffen. Diese Ansprechperson sollte auch als Drehscheibe für weitereStellen (zum Beispiel im Krisenfall) dienen. Entsprechend hoch, wenn nicht zu hoch,sind die Anforderungen an die Ansprechperson: Sie sollte zentral, ständig verfügbar,mit den KlientInnen und der Organisation vertraut sowie sozial kompetent sein.Und nicht zuletzt sollte sie echtes Interesse für das künstlerische Projekt entwickeln.

3.7.6 Auswirkungen auf Organisationsebene

Auf die Auswirkungen der Zusammenarbeit mit KünstlerInnen auf die Organisationinsgesamt wird in ähnlichem Umfang wie bei KlientInnen Bezug genommen.Allerdings ist hier das Spektrum der Erwartungen deutlich geringer: Es dominiereneindeutig Bezugnahmen auf die Öffentlichkeitsarbeit, sei es als PR oder alsAnliegen eines General Interests. Diese Öffentlichkeitswirksamkeit wird auch danngesehen, wenn Öffentlichkeitsarbeit nicht Fokus des Projektes war. Dieses wird, wennschon nicht angestrebt, so immerhin wohlwollend zur Kenntnis genommen.

Die Bedürfnisse, die mit der Öffentlichkeitswirksamkeit einhergehen, sind auf dereinen Seite klassische PR und Werbebedürfnisse, insbesondere, wenn auch Produkteverkauft werden sollen, auf der anderen Seite Lobbying-Aktivitäten gegenüberrelevanten EntscheidungsträgerInnen und GeldgeberInnen.

„Es ist für unsere Institution ein Stück Öffentlichkeitsarbeit, wir machenVernissagen und sind einfach durch das bekannt, die ganze Werkstattjetzt auch.“ (Altenfeldner Werkstätten)

Immer aber schwingt das Verlangen mit, die (möglicherweise nur selbstzugeschriebene) Randständigkeit zu überwinden und sich in der Öffentlichkeit alsdaseinsberechtigt und gesellschaftlich wertvoll zu präsentieren.

„Man ist da stationär und es ist ja immer auch eine Werbung für deneigenen Betrieb. Es ist eine Werbung. Das muss ich so sagen. Weil, wenn duan die Öffentlichkeit gehst, ist es eine Werbung, ganz gleich wie. Und wennes eine Werbung ist, dann muss man natürlich auch schauen, in welcheRichtung will ich werben. (…) Ich hätte es eher gesehen als Werbung fürdas Image, sage ich jetzt einmal. Es ist ja trotzdem oft so, dass so Organi-sationen nicht unbedingt überall das beste Image haben in der Öffent-lichkeit. Und das sehe ich eher als Imagewerbung.“ (Ausbildungsstätte)

Die Kooperation und Präsentation von Kunst im öffentlichen Raum wird daher (auch)als erfolgreiche Möglichkeit gesehen, die ungeliebte Rand- oder Ghettolage zuverlassen, in der sich die meisten sozialen NPOs (zu) finden (glauben).

„Einerseits hat man gesehen, dass sich die Bilder vielleicht gar nicht sounterscheiden, wie man glaubt. Natürlich sind die Namen auf den Bilderngestanden und bei der Präsentation haben viele die Künstler von anderenAusstellungen her gekannt, aber wenn man später Leute gefragt hat, obdie Bilder von einem Menschen mit Behinderung oder von einem anderenKünstler gemalt wurden, erkennt man die Unterschiede dann plötzlichnicht mehr.“ (Lebenshilfe Feldbach)

Die Veränderung des Bildes in der Öffentlichkeit wird unter Umständen auch indirekt,und zwar über die Veränderung des inneren Umfeldes der NPO angestrebt:

„Werke sind im ganzen Haus präsent, auch in den Wohnräumen. Dasganze Gelände bekommt einen offeneren Touch. Es bringt eine gewisseFreiheit mit sich. Das Bild in der Öffentlichkeit hat sich verändert.“(Institut Hartheim)

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Ergebnisse

Der Versuch, diesen Zugang auf Dauer zu stellen, hat deutliche Rückwirkungen auf dieOrganisation: Dies bedeutet einen Professionalisierungsschub sowohl derkünstlerischen Ansprüche als auch der dauerhaften und verstärkten organisatorischenEinbindung.

„Die größten Probleme hab ich gesehen, dass die Strategie aufgegangenist, dass wir kulturelle Beiträge liefern und nicht die so genannte Behinder-tenecke bedienen wollen. Und da wir ja dauerhaft agieren wollen, mussman ja über Qualität agieren. Und das hat eine Weile gedauert, weil manda natürlich in so ein Klischee hineingepresst wurde, bis unsere Beiträgeso rezipiert worden sind, aha, da wird Kultur, von mir aus auch Kunst oderso was geboten.“ (Pro mente OÖ)

Neben diesem dominanten Aspekt Öffentlichkeitsarbeit werden vorrangig zweiweitere Wirkungen thematisiert: finanzielle Wirkung und Veränderung der Organi-sation.

Auf die direkten finanziellen Aspekte wurde schon unter Kapitel 3.6.1 eingegangen.Dass NPOs zugleich mit der positiven Wirkung auf das Erscheinungsbild derEinrichtung in der Öffentlichkeit indirekt finanzielle Vorteile aus Kooperationenziehen, betont eine Bildungsreferentin aus Graz. Die Bezahlung besteht hier imAustausch gegenseitiger Leistungen, sodass beide Seiten von der Kooperationprofitieren können.

„Wir wollen Frauen ermutigen, einen Schritt an die Öffentlichkeit zuwagen mit dem, was sie bisher eher im Privaten gemacht haben …Es kommen auch KünstlerInnen, die einfach die Möglichkeit des kosten-losen Ausstellens nutzen wollen. Oder auch eben die Räume mögen oderdas Projekt unterstützen wollen. Es gibt bei jeder Ausstellung eineEröffnung. An diesem Abend wird eben gefeiert und ist auch sehr gutbesucht und dadurch hat auch das Café eine Umsatzsteigerung.“ (palaver)

Bei Veränderungsprozessen der Organisation wird insbesondere die Wirkung derKooperation als „Brückenschlagen in eine andere Welt“ geschätzt: „Es ist sehr gut,wenn Leute von außen hereinkommen, weil die was Neues hereinbringen.“ (Sozial-psychologische Tagesstätte). In vielen NPOs werden von den Verantwortlichen dieChancen deutlich gesehen, die eine Kooperation mit KünstlerInnen für die Organi-sation bedeuten kann – wenn die Bereitschaft dazu besteht, sich auf diese Verände-rungsprozesse auch einzulassen.

„Da fällt mir natürlich jetzt schwer, das zu verallgemeinern. Ich kann dasjetzt nur anhand meiner Erfahrungen beantworten und da merke ich ganzeinfach, dass der Input, der von außenstehenden Personen kommt, sehr,sehr wichtig ist. Damit können gewisse innere Strukturen und Alltag-abläufe, bestimmte Konzepte, bestimmte Rituale einfach neu in Fragegestellt werden. Wenn die Bereitschaft da ist, dies zu reflektieren, dasaufzunehmen, dann ist das für die Organisationskultur, auch für dieQualität der jeweiligen Leistungen, in dem Fall des Therapieangebotes,auf alle Fälle sehr bereichernd.“ (Suchtarbeit)

Die Erwartung an KünstlerInnen ist zumeist, neue Impulse zu setzen, Strukturen zuöffnen und generell Neues hereinzubringen. Dies bewirkt eine Tendenz, expliziteDauerverpflichtungen zu vermeiden (obwohl auch einzelne Projekte mehrjährig oderfaktisch dauernd sein können). Allerdings bleiben die meisten Projekte intern rechtwirkungslos. Dies hängt nicht nur mit der Bereitschaft zur Veränderung zusammen,sondern noch viel mehr mit der oft losen Anbindung der Kooperationsprojekte an die

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Ergebnisse

Primärstruktur: Die Organisation kann eventuelle Veränderungsimpulse immer nochleicht durch die Punzierung als Einzelfall ihres paradigmatischen Charakters für dieGesamtorganisation entkleiden.

Selten nimmt daher diese Veränderung den Charakter einer Organisationsent-wicklung an, wird das weitreichende, langfristige Potenzial der Kooperationsprojekteerkannt.

„Der Transformationsprozess war von einer guten Durchschnittsstationzu einem ganz eigenständigen Charakter, mit der Integration von Kunst.Wir sind eben kein Krankenhaus mehr, wo man halt den Entzug macht, wirhaben den Ruf unter den Patienten, sehr gute medizinische Betreuung derEntzüge hier anzubieten, die Patienten billigen uns zu, dass wir daskönnen, das Kerngeschäft, und dazu gibt es einfach was, was andere nichthaben, ganz eindeutig. Und die Patienten haben eine sehr viel geringerenMedikamentenverbrauch gegenüber allen anderen Entzugsstationen, wirbrauchen überhaupt keine Tranquilizer. Sie sind alle in einem gutenkörperlichen Zustand, wir haben uns dorthin transformiert.“(Anton-Proksch-Institut)

Das Spannungsverhältnis von Bewahren und Verändern sozialer Wirklich-keiten auf der Ebene der Organisation selbst wird KünstlerInnen durchaus von Seitender NPOs zugemutet: Einer der wesentlichen Beweggründe für die Zusammenarbeitmit KünstlerInnen ist – neben der Öffentlichkeitswirksamkeit und dem Aspekt desveränderten, verbesserten Umganges mit KlientInnen – oftmals eine impliziteOrganisationsentwicklung. Wie bei allen Veränderungsprozessen stehen demzunächst die Trägheit der Organisation und vorhandene Strukturen entgegen.81 Derroutinisierte, standardisierte Ablauf ist nicht nur für Besitzstandswahrer von hohemWert, sondern, und das ist ein Spezifikum einiger sozialer Dienste, auch für den Erfolgin der KlientInnenarbeit. So sind der Möglichkeit von Innovationen zugleich ausGründen des möglichst reibungslosen Funktionierens der organisatorischen Abläufewie auch aus der oftmals beschränkten Veränderungstoleranz der KlientInnen engeGrenzen gesetzt. Dazu kommt, dass NPOs weder materiell noch personell genügendPuffer aufweisen, um Turbulenzen einfach abzufangen. Umgekehrt werden Künst-lerInnen, um dauerhaft wirksam zu sein, zu wenig organisatorisch rezipiert, ihreorganisationsverändernde Ausstrahlung reicht, bis auf wenige Ausnahmen, kaumüber das Umfeld des konkreten Projektes hinaus. Wieweit diesem Containment vonVeränderungspotenzial bloße Nichtwahrnehmung der Chancen oder organisationaleAbwehrstrategien gegen Turbulenzen zu Grunde liegen, war nicht zu entscheiden.

3.7.7 Zusammenfassung

Die Ergebnisse zeigen, dass Sinnhaftigkeit und Nutzen einer Kooperation aufKlientInnenebene am höchsten bewertet werden, daran schließen Faktoren aufEinrichtungsebene und auf MitarbeiterInnenebene. Hinsichtlich der Möglichkeit,zusätzliche Ideen einzubringen, fällt auf, dass hinsichtlich KlientInnen am häufigstenzusätzliche Nutzen angeführt werden, daran schließen Nutzen auf Organisati-onsebene. Ambivalent ist dagegen die Wirkung auf MitarbeiterInnenebene.Ein unmittelbarer Nutzen wird selten gesehen, dagegen ist ein sensibler Umgangmit MitarbeiterInnen notwendig, um Projekte erfolgreich durchführen zu können.Die zusätzliche Belastung der MitarbeiterInnen ist zu berücksichtigen.

81- Vgl. Eckardstein, D. v.; Zauner, A. (2002): Veränderungsmanagement in NPOs. In: Badelt, Ch.(Hrsg.): Handbuch der NonprofitOrganisation, Stuttgart, S. 513–546. 088

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Eine Gruppierung der am besten bewerteten Nutzen-Items (Mittelwert > 2,7) ergibt,dass Neues/Motivationssteigerung, Verbesserung der Sozialkontakte/desArbeitsklimas sowie Öffentlichkeitswirkung am positivsten beurteilt werden.

Wird mit konkreten Vorschlägen oder neuen Ideen an NPOs herangetreten, istdavon auszugehen, dass in Bezug auf eine Verbesserung der Sozialkontakte vonMenschen(gruppen) vielseitige Beschäftigungsmöglichkeiten gegeben sind.Dass NPOs sogar auf Angebote seitens interessierter KünstlerInnen warten, wurdein Interviews explizit geäußert.

Als unabdingbar für das Gelingen der Kooperation muss eine überzeugte/r (Macht-)PromotorIn gesehen werden, der die Idee der Kooperation sowohl nach innen,gegenüber den Funktionären als auch dem Personal, zum Teil auch den KlientInnen,als auch nach außen, vor allen gegenüber den GeldgeberInnen, vertritt. Diese/rPromotorIn, der „voll hinter dem Projekt“ steht und dieses durchträgt, soll möglichsthoch (wobei im Kontext von sich egalitär verstehenden NPOs dies nicht notwendigeine hierarchisch hohe Position bedeuten muss82) angesiedelt sein.

„Da muss jemand initiativ sein und gleichzeitig in der Nähe derSchalthebel sitzen oder diese gleich direkt bewegen können, sonst wird essehr schwierig. Und man muss an die Öffentlichkeit treten in dergeeigneten Form.“ (Institut Hartheim)

3.8 Zukünftige Zusammenarbeit

3.8.1 Interesse an einer Zusammenarbeit – Arbeitsfelder

Vorerst werden die Nennungen pro Organisation gezählt und in Intervalle mit Fünfer-Schritten eingeteilt. Dabei zeigt sich, dass 27 Prozent der Organisationen in keinemeinzigen Arbeitsfeld Interesse an einer Zusammenarbeit haben. Dabei werden auchdie Nennungen bezüglich der Variable „Sonstiges“ mitgezählt, das heißt, die Organisa-tionen hatten prinzipiell die Chance, neue Arbeitsmöglichkeiten anzugeben, alsoErgänzungen zu den genannten Bereichen vorzunehmen. Insgesamt gibt es 1.407Nennungen.

29 Prozent der Organisationen bezeugen Interesse in sechs bis zehn, 26 Prozent in einbis fünf und 15 Prozent in elf bis fünfzehn verschiedenen Arbeitsfeldern. 4 Prozentder Befragten geben sogar mehr als fünfzehn Arbeitsfelder an. Durchschnittlichbesteht in sechs Arbeitsfeldern Interesse an einer Zusammenarbeit.

Tabelle 35: Anzahl der genannten Arbeitsfelder, in denen Interesse besteht

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen. Mittelwert: 5,79. Dieserwird anhand der „echten“ und nicht gruppierten Werte errechnet. Nennungen insgesamt: 1.407.

82- Vgl. Zauner, A. (2002): Über Solidarität zu Wissen. Ein systemtheoretischer Zugang zuNonprofit Organisationen. In: Badelt, Ch. (Hrsg.): Handbuch der Nonprofit Organisation,Stuttgart, S. 153–177, hier: S. 163.

ArbeitsfelderAnzahl derNennungen

in Prozent ArbeitsfelderAnzahl derNennungen

in Prozent

0 65 26,8 11 bis 15 36 14,8

1 bis 5 62 25,5 mehr als 15 9 3,7

6 bis 10 71 29,2 gesamt 243 100,0

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Ergebnisse

Beim Aufsplitten der Nennungen auf die vier Ebenen in unten dargestellter Tabelleergibt sich ein differenzierteres Bild: Während 81 Prozent der Befragten auf Funktio-närsebene keine Zusammenarbeit wünschen, sind es auf MitarbeiterInnenebenelediglich 48 Prozent, auf Einrichtungsebene 41 Prozent und auf KlientInnenebene37 Prozent.

Der Vergleich der Mittelwerte zeigt, dass auf Einrichtungsebene mit 2,3 Nennungendas größte, auf KlientInnenebene mit 2,1 das zweitgrößte, auf MitarbeiterInnenebenemit 1,4 das drittgrößte und auf Funktionärsebene mit 0,3 Nennungen das geringsteInteresse an Kooperation mit KünstlerInnen besteht.

Tabelle 36: Anzahl der Arbeitsfelder, in denen Interesse besteht, pro Ebene

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen. Mittelwerte: 2,1 (K)/1,4 (M)/2,3 (E)/0,3 (F). Die Mittelwerte werden anhand der „echten“ und nicht gruppierten Werteerrechnet.

NPOs zeigen auf KlientInnenebene am häufigsten Interesse an folgenden Arbeits-feldern: Durchführung künstlerischer Projekte, Freizeitaktivitäten, Durchführung undEntwicklung von Trainings/Workshops oder Weiterbildungsmaßnahmen.

Tabelle 37: Interesse an einer Zusammenarbeit auf KlientInnenebene

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen; Mehrfachantworten sindmöglich.

83- Unter „Sonstiges“ werden genannt: Durchführung von Aktivitäten zur Gesundheitsprä-vention, Musik, Publikationen, Präsentationen, gemeinsame Benefizprojekte/-veranstaltungen,Selbstfindungsarbeit, Visionenentwicklung, Hilfe bei der Entwicklung neuer kreativerProduktideen bzw. Werbematerialien, Tanz.

KlientInnen MitarbeiterInnen Einrichtung FunktionärInnenEbenen/Anzahlgen. Arbeitsfelder

Anzahl derNennungen

inProzent

Anzahl derNennungen

inProzent

Anzahl derNennungen

inProzent

Anzahl derNennungen

inProzent

0 89 36,6 116 47,7 99 40,8 196 80,7

1 und 2 60 24,7 64 26,3 44 18,1 44 18,1

3 bis 5 78 32,1 63 26,0 63 25,9 3 1,2

mehr als 5 16 6,6 0 0,0 37 15,2 0 0,0

gesamt 243 100,0 243 100,0 243 100,0 243 100,0

ArbeitsfelderAnzahl derNennungen

inProzent*

ArbeitsfelderAnzahl derNennungen

inProzent*

Durchführung von künstleri-schen Projekten

95 39,1 Gestalten von Arbeitsplatz/Seminarraum

54 22,2

Organisation/Durchführungvon Freizeitaktivitäten

90 37,0 Durchführung vonBeschäftigungstherapie

49 20,2

Durchführung von Trainingsim künstlerischen Bereich

84 34,6 Neugestaltung vonWohnraum

32 13,2

Entwicklung von Trainings-oder Weiterbildungsmaß-nahmen

76 31,3Anleitung bei der Arbeit

22 9,1

Sonstiges83 7 2,9

090

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Der Trainingsbereich spielt auch in Bezug auf MitarbeiterInnen eine bedeutsame Rolle.Fast 30 Prozent melden diesbezüglich Interesse an. Ähnlich groß ist es bei derDurchführung künstlerischer Projekte sowie der Organisation von Freizeitaktivitätenoder der Arbeitsplatzgestaltung.

Tabelle 38: Interesse an einer Zusammenarbeit auf MitarbeiterInnenebene

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen; Mehrfachantworten sindmöglich.

Auf Einrichtungs- bzw. Organisationsebene besteht primär Interesse an künstlerischenPerformances und an der Organisation und Gestaltung von Veranstaltungen. Daranschließen verschiedenste Tätigkeitsfelder aus der Öffentlichkeitsarbeit (Konzeption,Layout von Medien, Fotografieren, Texten, Realisieren von CI, Moderationen beiVeranstaltungen, Pressearbeit) an.

Tabelle 39: Interesse an einer Zusammenarbeit auf Einrichtungsebene

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen; Mehrfachantworten sindmöglich.

Am wenigsten Interesse wird auf Funktionärsebene gezeigt.

84- Unter „Sonstiges“ werden genannt: Musik, Publikationen, Präsentationen, Vernetzung,Reflexion in künstlerischen Formen, Tanz.

ArbeitsfelderAnzahl derNennungen

inProzent

ArbeitsfelderAnzahl derNennungen

inProzent

Durchführung von Trainingsim künstlerischen Bereich

72 29,6Organisation von Freizeit-

aktivitäten61 25,1

Entwicklung von Trainings-oder Weiterbildungsmaß-nahmen

72 29,6 Gestalten von Arbeitsplatz 51 21,0

Durchführung von künstleri-schen Projekten

70 28,8 Sonstiges84 4 1,6

ArbeitsfelderAnzahl derNennungen

in Prozent

Künstlerische Performances bei Veranstaltungen, Messen,Jubiläumsfeiern

86 35,4

Organisation und Gestaltung von Veranstaltungen, Messen,Jubiläumsfeiern

73 30,0

Konzeption, Entwurf, Layout von Plakaten, Broschüren … 68 28,0

Fotografieren 66 27,2

Verfassen von Texten für Plakate, Broschüren, Zeitung … 65 26,7

Realisieren von CI (z. B. Leitbildentwicklung, Logoerstellung,Briefpapierdesign, Hausbeschriftungen …)

58 23,9

Moderationen bei Veranstaltungen, Messen, Jubiläumsfeiern 53 21,8

Pressearbeit 53 21,8

Dokumentieren von Veranstaltungen, Tagungen 43 17,7

091

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Tabelle 40: Interesse an Zusammenarbeit auf Funktionärsebene

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen.

Eine Reihung der Arbeitsfelder nach der Größe des Potenzials (Differenz zwischen derAnzahl der Arbeitsfelder, in denen bereits kooperiert wurde, und jener, in denenInteresse besteht) ergibt, dass das größte Beschäftigungswachstum im Bereich derWeiterbildung zu vermuten ist. Sowohl in der Entwicklung von Trainings/Workshopsals auch in der Durchführung besteht offenbar wachsender Bedarf an künstlerischenDienstleistungen.

Dass die Organisation von Freizeitaktivitäten sowie die Gestaltung des Arbeitsum-feldes zunehmend an Bedeutung gewinnen, wird durch die Daten ebenfalls bestätigt.

Auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit (Pressearbeit, Fotografieren, Organi-sation von Veranstaltungen) kann von einer – wenn auch geringen – Bedarfssteigerunggesprochen werden.

Tabelle 41: Beschäftigungspotenzial für KünstlerInnen in NPOs

85- Unter „Sonstiges“ werden genannt: Fundraising, im Beirat (Benefizveranstaltungen).

ArbeitsfelderAnzahl derNennungen

in Prozent

Mitglieder des Unterstützungskomitees 30 12,3

FunktionsträgerInnen im Verein 29 11,9

Mitglieder im Aufsichtsrat 4 1,6

Sonstiges85 2 0,8

Arbeitsfelder pro Ebenebereitskoop.*

Interesse*Po-

tenzial

Entwicklung von Trainings- oder Weiterbildungsmaßnahmen (K) 4,9 31,3 26,4

Entwicklung von Trainings- oder Weiterbildungsmaßnahmen (M) 4,9 29,6 24,7

Organisation/Durchführung von Freizeitaktivitäten (K) 19,8 37,0 17,2

Durchführung von Trainings/Workshops im künstlerischenBereich (M)

14,0 29,6 15,6

Organisation/Durchführung von Freizeitaktivitäten (M) 13,2 25,1 11,9

Gestaltung von Arbeitsplatz (M) 9,5 21,0 11,5

Pressearbeit (E) 10,3 21,8 11,5

Gestaltung von Arbeitsplatz/Seminarraum/Krankenzimmer (K) 10,7 22,2 11,5

Fotografieren (E) 16,9 27,2 10,3

Organisation und Gestaltung von Veranstaltungen, Messen,Jubiläumsfeiern (E)

19,8 30,0 10,2

Künstlerische Performances bei Veranstaltungen, Messen,Jubiläumsfeiern (E)

26,3 35,4 9,1

Mitglieder des Unterstützungskomitees (F) 3,3 12,3 9,0

Verfassen von Texten für Plakate, Broschüren, Zeitung (E) 17,7 26,7 9,0

092

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen.

Schlussfolgerungen

Das Interesse an zukünftigen Kooperationen spiegelt die bisherigen Ergebnissebezüglich potenzieller Einsatzfelder, Nutzenerwartung, bisheriger Erfahrungeneindeutig wider: Öffentlichkeitsarbeit, künstlerische Projekte gemeinsam mitMitarbeiterInnen oder KlientInnen, Freizeitaktivitäten und Weiterbildungsmaß-nahmen sind jene Bereiche, die den zukünftigen Arbeitsmarkt von KünstlerInnen imNPO-Sektor bestimmen, denn die Befragten

• können sich in diesen Sparten Kooperationen am häufigsten vorstellen,

• haben in der Vergangenheit am häufigsten kooperiert und

• haben auch in Zukunft großes Interesse an einer Zusammenarbeit.

Das größte Wachstumspotenzial liegt im Weiterbildungs-, Freizeitsektor sowie inder Öffentlichkeitsarbeit.

Es ist evident, dass das Interesse sowohl auf KlientInnen- als auch auf Organis-ationsebene am höchsten ist und dass im Gegensatz dazu das größte Wachstums-potenzial auf MitarbeiterInnenebene liegt.

Neben diesen typischen Arbeitsfeldern sind Arbeitsraum- und Arbeitsplatzgestaltungwichtig. NPOs brauchen in diesem Feld Unterstützung. Begleitung von und Hilfe beiRenovierungsarbeiten für NPOs, die oft in alten oder denkmalgeschützten Gebäudenuntergebracht sind, können z. B. neue Arbeitsfelder für ArchitektInnen sein. DassUmbau- und Übersiedlungsarbeiten spezifisches Know-how erfordern, das in NPOsüblicherweise nicht vorhanden ist, weiß jede/r, der/die Erfahrung mit Umbau- undÜbersiedlungsaktivitäten hat. Dieser Bereich kann eine Marktnische für KünstlerInnensein.

Empfehlung

KünstlerInnen, die Interesse an Kooperationen mit NPOs haben, empfehlen wir:Einerseits kann das vorhandene Wachstumspotenzial in den Bereichen Weiterbildung,

Arbeitsfelder pro Ebenebereitskoop.*

Interesse*Po-

tenzial

Durchführung von Trainings/Workshops im künstlerischenBereich (K)

26,3 34,6 8,3

Durchführung von künstlerischen Projekten (K) 30,9 39,1 8,2

Durchführung von künstlerischen Projekten (M) 22,2 28,8 6,6

Neugestalten von Wohnraum (K) 6,6 13,2 6,6

Dokumentieren von Veranstaltungen, Tagungen (E) 11,1 17,7 6,6

Durchführung von Beschäftigungstherapie (K) 15,6 20,2 4,6

Moderationen bei Veranstaltungen, Messen, Jubiläumsfeiern (E) 17,3 21,8 4,5

FunktionsträgerInnen im Verein (F) 7,8 11,9 4,1

Konzeption, Entwurf, Layout von Plakaten, Broschüren … (E) 25,5 28,0 2,5

Realisieren von CI (z. B. Leitbildentwicklung, Logo, Briefpapier-design …) (E)

22,2 23,9 1,7

Mitglieder im Aufsichtsrat (F) 0,4 1,6 1,2

Anleitung bei der Arbeit (K) 11,9 9,1 -2,8

093

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Freizeit und Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden. Adäquate Konzepte (gemeinsammit VertreterInnen von NPOs) können ausgearbeitet und interessierten NPOsangeboten werden. Gelingt es, das spezifisch künstlerische Know-how hervorzuhebenund einzusetzen, so bestehen gute Kooperationschancen und dem Konkurrenzdruckanderer ProfessionalistInnen kann begegnet werden. Andererseits können bestehendeKooperationen mit NPOs ausgebaut oder neue Projektideen verwirklicht werden. Wiedie Resultate zeigen, erwarten NPOs von KünstlerInnen (und trauen ihnen das auchzu), dass diese neue Impulse und/oder Kreativität in die Organisation einbringen.

3.8.2 Auf- bzw. Ausbau zukünftiger Kooperationen – allgemein

205 Organisationen (84 Prozent) könnten sich vorstellen, in Zukunft Kooperationenmit KünstlerInnen auf- bzw. auszubauen. 33 (14 Prozent) können sich einen Aus- bzw.Aufbau der Kooperationen nicht vorstellen und 5 geben keine Antwort.

Grafik 6: Aus- bzw. Aufbau von Kooperationen mit KünstlerInnen

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen.

Der Vergleich der Bundesländer demonstriert, dass in Oberösterreich, Wien, derSteiermark und Niederösterreich das Interesse an einem zukünftigen Aus- bzw.Aufbau von Kooperationen am größten ist. Die Gegenüberstellung mit derRücklaufquote verdeutlicht, wie eng die beiden Merkmale miteinander verknüpft sind:Die Rangfolgen der Prozentspalten sind fast ident.

Tabelle 42: Aus- bzw. Aufbau von Kooperationen mit KünstlerInnen proBundesland

Aus-/Aufbauzukünftiger Kooperationen

Bundesland absolut in Prozent* Rücklaufin Prozent**

Oberösterreich 51 24,9 26,3

Wien 46 22,4 23,0

Steiermark 35 17,1 15,6

Niederösterreich 21 10,3 10,3

Kärnten 16 7,8 7,8

Vorarlberg 14 6,8 6,6

094

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

* in Prozent der Ja-Antworten (205); ** in Prozent aller Organisationen (243).

Schlussfolgerungen

Obwohl in obiger Tabelle die Absolutwerte teilweise sehr niedrig sind und ein prozen-tueller Vergleich etwas gewagt ist, lässt sich doch ableiten, dass die Rücklaufquote inBeziehung zum Interesse an einem zukünftigen Auf- bzw. Ausbau von Kooperationenmit KünstlerInnen steht: NPOs, die an der Befragung teilgenommen haben, zeigenauch hohes Interesse an zukünftigen Kooperationen. Welche Faktoren das Interessebeeinflussen, wird im Detail in den folgenden Kapiteln analysiert.

3.8.3 Denkbare Kooperationen

Deutliches Interesse an Kooperationen besteht im Bereich der Bildenden, der Darstel-lenden Kunst und der Musik. Auch in den Sparten Film, Video, Literatur, Neue Medienund Design, Mode, Grafik besteht häufig Bedarf. Obwohl in der Sparte Architektur amwenigsten Interesse gezeigt wird, kann auf Grund der obigen Ergebnisse auf einBeschäftigungspotenzial, das es noch auszuschöpfen gilt, geschlossen werden.

Tabelle 43: Denkbare zukünftige Kooperationen in folgenden Sparten

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen; Mehrfachantworten sindmöglich.

Die offen formulierte Frage „Angenommen, Sie haben für das nächste Jahr ein Budgetvon € 50.000 für die Anstellung/Beschäftigung von KünstlerInnen zur Verfügung:In welche Bereiche/Projekte würden Sie dieses Geld investieren?“ wurde mit überra-schend vielen Projektideen beantwortet.

179 NPOs nennen insgesamt 430 Projektideen. Ein Viertel der Befragten hat (noch)keine konkrete Idee formulieren können. Dass zwischen der Anzahl möglicher Einsatz-felder und der Anzahl der Projektideen Übereinstimmungen bestehen, ist anTabelle 44 ablesbar: 180 Befragte haben mögliche Einsatzfelder und 179 haben

Aus-/Aufbauzukünftiger Kooperationen

Bundesland absolut in Prozent* Rücklaufin Prozent**

Salzburg 8 3,9 3,7

Tirol 7 3,4 3,7

Burgenland 7 3,4 2,9

Kunstsparte absolut in Prozent der Org.*

Bildende Kunst (Malerei, Bildhauerei, Fotografie …) 169 69,5

Darstellende Kunst (Tanz, Schauspiel, Performances …) 149 61,3

Musik 147 60,5

Film, Video 111 45,7

Literatur 97 39,9

Neue Medien 84 34,6

Design, Mode, Grafik 74 30,5

Architektur 32 13,2

095

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Ergebnisse

Projektideen genannt. Im Durchschnitt nennt ein/e Befragte/r zwei potenzielleEinsatzfelder und zwei Projektideen. Darüber hinaus bezeugen die Daten, dass jeneBefragten, die viele Projektideen nennen, auch viele mögliche Einsatzfelder in dereigenen Einrichtung kennen.

Tabelle 44: Denkbare zukünftige Kooperationen in folgenden Sparten

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Einrichtungen. Die Korrelation istauf dem Niveau von 0,05 (zweiseitig) signifikant; Pearsons Korrelationskoeffizient: 0,2.Mittelwerte sind bezogen auf 243 NPOs.

Wenn sie € 50.000 für künstlerische Projekte zur Verfügung hätten, würden NPOsbeispielsweise folgende Projekte initiieren:

• Serie von Installationen an Stelle von Plakaten an öffentlichen Plätzen zumThemenbereich Solidarität u. ä.

• Platzgestaltung für die Gedenkstätte der Deportation behinderter Kinder in derNS-Zeit

• Einsatz von Architekten beim Aufbau eines lebendigen Textilmuseums

• Schüler als Künstler – eigenes Theaterstück + Ausstattung (Bühne Requisiten) +eigene Musik + Dokumentation (Foto, Video, Homepage)

• Symposium für die seniorengerechte künstlerische Gestaltung des Umfeldeseines Altenheimes

• Humorworkshop für alle – „Lachen als Therapie“ im Alltag

• Projekt „Gemeinsam Wohnen“=Altersheim + Mutter-Kind-Heim zur gegenseitigenFörderung und Mobilisierung bei Kulturaustausch

Schlussfolgerungen

Eine NPO, die an der Befragung teilgenommen hat, nennt durchschnittlich zweikonkrete Projektideen. Das bestätigt, wie hoch das Interesse der Befragten an künstle-rischen Dienstleistungen ist. Die Vielfalt und Menge an neuen Projektideen weistebenfalls in diese Richtung.

3.8.4 Bevorzugte Vertragsform

Die von den NPOs bevorzugten Vertragsformen sind Werkverträge, Praktika und freieDienstverträge. 19 Prozent der Befragten geben Sonstiges an.

Anzahl der NPOs, dieNennungen abgegeben

habenMittelwert

mögliche Einsatzfelder 180 1,8

Projektideen 179 1,8

096

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Ergebnisse

Tabelle 45: Bevorzugte Vertragsform für die Zusammenarbeit

n = 243; * Prozentwerte sind bezogen auf die Anzahl der Nennungen;Mehrfachantworten sind möglich.

Ein Vergleich mit den tatsächlichen Vertragsverhältnissen per 31. 12. 2002 lässtvermuten, dass die bevorzugten Vertragsformen in der Realität auch umgesetzt sind.

Schlussfolgerung

Nur ca. 4 Prozent der Befragten können sich sozusagen „traditionelle“ Dienstverträgemit KünstlerInnen wie befristeter oder unbefristeter Dienstvertrag vorstellen. Eingroßer Teil der NPOs bevorzugt so genannte „flexiblere“ Formen der Zusammenarbeitwie Werkvertrag, freier Dienstvertrag87, Praktikum, freiwillige Zusammenarbeit oderKooperationen auf selbstständiger Basis.

Augenfällig ist, dass unter Sonstiges auch Kooperationsformen genannt werden, diemit unbezahlter Arbeit einhergehen. Das ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass es imNPO-Sektor üblich ist, neben bezahlter auch kostenlose Arbeit zu verrichten,beispielsweise in der Form von Ehrenamt oder Laienhilfe. Diese Situation ist nicht nurwünschenswert und hängt mit der Entstehungsgeschichte jener NPOs zusammen, dieaus Selbsthilfegruppen, sozialen Bewegungen oder Privatinitiativen entstanden sind.88

86- Der Wunsch nach einem Honorarvertrag hat 17 Nennungen, ehrenamtliche Tätigkeit neun.Darüber hinaus werden beispielsweise folgende Formen der Zusammenarbeit präferiert: Tausch,freie Vereinbarung, Kaufvertrag, geförderte, Auftragsarbeit, Benefiz, Unterstützungsverein-barung, einmaliges Engagement, freiwillige Mitarbeit.87- „Häufig stellt sich die Frage der Abgrenzung zwischen Dienstvertrag und Werkvertrag – einProblem, das sowohl arbeitsrechtliche als auch in der Folge steuerliche und sozialversicherungs-rechtliche Wirkungen hat. Wesentlich ist, dass es nicht auf die Bezeichnung einer Vereinbarungankommt, sondern wie sie nach dem Verständnis der Parteien tatsächlich vollzogen werden soll.Eine regelmäßige, in die Organisation eingebundene Tätigkeit wird zumeist als Arbeitsverhältniszu qualifizieren sein. Sie führt dann auch zu entsprechenden Besteuerungs- und Sozialversiche-rungsfolgen, wobei auch hier im Detail die Abgrenzungskriterien unterschiedlich aussehen.“(Ettel, Nowotny 2002).88- Während Zauner (2002) bei jenen NPOs, die aus sozialen Bewegungen oder Initiativen herausgegründet werden, eine Funktion in der Stabilisierung der Erbringung von sozial notwendigenLeistungen sieht, liegt ein Ziel bei NPOs, die von staatsnahen Organisationen gegründet werden,die bislang öffentliche Aufgaben erfüllen sollen, in einer Flexibilisierung. Die regulative Engeund Unbeweglichkeit öffentlicher Dienstleistungen erweisen sich als Hemmschuh einer wirkungs-orientierten und kostenbewussten Aufgabenerfüllung. Insbesondere mangelt es öffentlichenDienstleisterInnen an Gemeindenähe. Rand- oder besondere Problemgruppen sind für staatlicheoder kommunale Organe kommunikativ kaum erreichbar. Durch Zwischenschaltung von NPOssucht die Verwaltung Anschlussfähigkeit an diese Gruppen herzustellen.

Vertragsform absolut in Prozent der N.

unbefristeter Dienstvertrag 2 0,8

Befristeter Dienstvertrag 8 3,0

sonstige VerträgeWerkvertragPraktikumfreier DienstvertragSonstiges86

253101792746

96,238,430,010,317,5

Summe 263 100,00

097

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Aus ehrenamtlicher Arbeit entwickelten sich mit zunehmendem Institutionalisie-rungsgrad89 auch Formen bezahlter Arbeit.

Anlässlich des Internationalen Jahres der Freiwilligen im Jahr 2001 wurde vonExpertInnen des NPO-Sektors ein Forderungskatalog entwickelt. KonkreteForderungen nach Unfall-, Pensionsversicherungen, Aus-, Fort- und Weiterbildungsan-geboten … für ehrenamtliche MitarbeiterInnen wurden in Arbeitskreisen formuliert.90

Einzelne Lösungsvorschläge werden zur Zeit in die Tat umgesetzt. Ein „Österrei-chischer Rat für Freiwilligenarbeit“ soll sich z. B. in Zukunft für Anliegen Freiwilligereinsetzen. Reale Angebote stehen für ehrenamtliche MitarbeiterInnen laut Homepagedes BMSG (www.freiwilligenweb.at) ab Herbst 2003 zur Verfügung.

Auf weitere mit Ehrenamtlichkeit verbundenen Probleme bzw. Schwierigkeiten wird andieser Stelle eingegangen, da sie für KünstlerInnen, die im NPO-Sektor arbeitenmöchten, von Relevanz sind. Bachstein macht auf Problematiken der Ehrenamtlichkeitaufmerksam:

1) Qualität: In Zusammenhang mit der Ehrenamtlichkeit wird auch immer wiederdie Qualitätsproblematik angesprochen: Kann die notwendige Leistungsqualitätoder – wenn man es ökonomischer formuliert – kann die effiziente Erstellung vonDienstleistungen auch mit Hilfe Ehrenamtlicher gesichert werden? (Schlagworte:Verfügbarkeit/Verlässlichkeit)

2) Abstimmungsprobleme zwischen ehrenamtlicher und bezahlter Arbeit:Das Zusammenspiel zwischen bezahlten und ehrenamtlichen MitarbeiterInnenverursacht in den Organisationen oftmals große Schwierigkeiten, z. B. durchfehlende klare Kompetenzaufteilung (Wer darf/kann was machen?). Hier stelltsich auch die Frage nach den Qualifikationsanforderungen bestimmterTätigkeiten.

3) Geschlechterverteilung: Im Sozialbereich sind über 65 % aller ehrenamtlichenMitarbeiterInnen in NPOs Frauen (im gesamten Pflegebereich inklusive derehrenamtlichen Arbeit außerhalb von Organisationen steigt der Frauenanteilauf über 80 %). Ökonomisch betrachtet, verursacht jede produktive LeistungKosten, selbst wenn kein monetäres Entgelt bezahlt wird. Es geht also um dieFrage, wer die Kosten trägt. Wenn gegen Entgelt – etwa durch eine diplomierteKrankenschwester – gepflegt wird, trägt die Kosten zum Großteil dieAllgemeinheit durch ihre Steuerbeiträge. Pflegt eine Frau ihre Nachbarinehrenamtlich, trägt sie selbst die (Opportunitäts-)Kosten (sie könnte ja in dergleichen Zeit gegen Bezahlung tätig sein). Das heißt, dass z. B. die ehrenamtlichePflege, die noch immer fast ausschließlich von Frauen geleistet wird, zu einemoffiziellen und damit wünschbaren Teil öffentlicher (Sozial-)Politik gemacht wird.Somit wird von politischer Seite die Rollenverteilung zwischen den Geschlechternoft verstärkt.91

89- Institutionalisierungsgrad: Von einem hohen Grad an Institutionalisierung wird gesprochen,wenn Trägereinrichtungen existieren, die eine gewisse Dauerhaftigkeit der Aktivitäten sicher-stellen und Gruppen bei der Durchführung der Aktivitäten unterstützen. Die Aufgaben und Zieleder Gruppen werden von den Wertvorstellungen der Trägerorganisationen beeinflusst. DieserEinfluss ist, wie schon in der Definition von Reinhold (1991) hervorgehoben wurde, einerseits miteiner Abnahme der Autonomie der Agierenden verbunden, eröffnet andererseits aber neueHandlungsmöglichkeiten. Diese können z. B. auf Grund der finanziellen Möglichkeiten, der Öffent-lichkeitsarbeit des Trägers oder seines Status in der Gesellschaft erweitert sein.90- Arbeitsunterlagen des Arbeitskreises 2: Qualitätssicherung sowie Aus- und Fortbildung imBereich der Freiwilligenarbeit anlässlich des Internationalen Jahres der Freiwilligen (2001):UAK1: Qualitätssicherung in der Aus- und Fortbildung.91- Bachstein, W. (1999): Unverzichtbar – unbezahlbar: Das Ehrenamt in der öffentlichenMeinung. In: KUPF-Zeitung Oktober (83), Linz. 098

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Ergebnisse

Dieser Exkurs in die politischen Auseinandersetzungen bezüglich der Bezahlung vonsozialen Dienstleistungen ist wichtig, um potenziellen MitarbeiterInnen einen Einblickin die reale Arbeitssituation im NPO-Sektor zu vermitteln. Diese Ausführungen solltenaber auch verstehen helfen, warum NPOs so häufig mit der Forderung nach „Gratislei-stungen“ an KünstlerInnen herantreten, was auf den ersten Augenblick befremdendwirkt.

Ettel und Nowotny92 weisen darauf hin, dass Rechtsträger (Vereine), die auf staatlicheSubventionen angewiesen sind, die nicht zugesichert sind, eine besondere Politikbetreiben müssen.

„Selbst wenn sich eine gewisse Regelmäßigkeit von Subventionsleistungenentwickelt hat, kann daraus seitens des Rechtsträgers kein Rechtsan-spruch abgeleitet werden. Deshalb müssen NPOs eine Budgetpolitikbetreiben, die es ermöglicht, bei Ausbleiben von Förderungsleistungen dienotwendigen Einschränkungen rasch und ohne Folgekosten (z. B.kurzfristig kündbare Miet- und Arbeitsverhältnisse) durchzuführen.“93

Erschwerend kommt hinzu, dass mit NPOs meist Jahresverträge für Budgets vereinbartwerden, was langfristiges Planen von Aktivitäten erschwert. Problematisch könnenEinzelaktionen (z. B. Behindertenmilliarde) werden, wenn sie eine nachhaltige Instal-lation von Dienstleistungsangeboten nicht ermöglichen.94 Die Verantwortung für denFortbestand eines neu kreierten Angebotes und die Sicherung damit verbundenerArbeitsplätze wird NPOs übertragen. Wertvolle Pionierarbeit geht auf diesem Wegenicht selten verloren, da die Nachhaltigkeit innovativer Projekte von NPOs nicht(immer) sichergestellt werden kann.

3.8.5 Koordinationsstelle

Die Mehrzahl der NPOs (66 Prozent) gibt an, dass sie eine Koordinationsstelle für dieZusammenarbeit zwischen NPOs und KünstlerInnen nützen würden, 18 Prozentwürden sie nicht nützen. Auffallend ist der große Anteil (16 Prozent) der befragtenOrganisationen, die diese Frage nicht beantworten wollten.

Die weitere Analyse der Daten ergibt, dass die Verteilung der BefürworterInnen undNicht-BefürworterInnen länderspezifische Unterschiede aufweist. Auf Grund dergeringen Absolutwerte ist ein prozentueller Vergleich teilweise zwar gewagt,ausgeprägte Tendenzen sind jedoch klar erkennbar. Ein Vergleich der beiden Extremescheint trotzdem sinnvoll.

Der Unterschied zwischen Oberösterreich und Wien ist augenfällig: NPOs in Wienhaben im Vergleich zu Oberösterreich sehr wenig Interesse an einer Koordinations-stelle. Oberösterreich hat die höchste Rücklaufquote, das größte Interesse an einem

92- Vgl. Ettel, M.; Nowotny, Ch. (2002): Rechtliche Gestaltungsformen für NPOs. In: Badelt, Ch.(Hrsg.): Handbuch der Nonprofit Organisation. Strukturen und Management, Stuttgart,S. 225–258.93- Ettel, Nowotny (2002), S. 226.94- „Zum einen sollten auch von Geburt an Behinderte vollen Zugang zu Rehabilitationsmaß-nahmen erhalten, derzeit gelte dies nur für Menschen, die nach Arbeitsunfällen Behinderungendavontragen. Auch Pflegegeld für behinderte Kinder werde derzeit erst ab deren drittemLebensjahr bezahlt, dies sollte aber bereits ab der Feststellung der Behinderung geschehen.Außerdem fordert die Caritas, dass die in Aussicht gestellte „Behindertenmilliarde“ keine „Eintags-fliege“ sein dürfe. Die Arbeitslosigkeit von Behinderten nehme zu, sagte Küberl, nachhaltigeMaßnahmen seien notwendig, um ihre Integration in den Arbeitsmarkt zu erreichen. Arbeits-projekte für Behinderte müssten auf eine solide finanzielle Basis gestellt werden.“ Caritas (2000):Caritas warnt: Sparmaßnahmen gefährden 900.000 Menschen, KATHPRESS, Montag, 30. 10.2000. 099

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Ergebnisse

Grafik 7: Nützen einer Koordinationsstelle

n = 243.

Aus- bzw. Aufbau von Kooperationen sowie an der Einrichtung einer Koordinations-stelle. Wien hat die zweitgrößte Rücklaufquote, ist am zweithäufigsten am Aus- oderAufbau interessiert, zeigt aber bedeutend weniger Interesse an einer Koordinations-stelle.

Gründe für diese Differenzen könnten in der guten städtischen Vernetzung Wiensliegen, die eine Koordinationsstelle weniger sinnvoll macht. Im Vergleich dazu sindoberösterreichische NPOs regional breit gestreut, was vor allem im Mühlviertel undanderen ländlichen Regionen zu Vernetzungsproblemen führen kann. Außerdem isteine ländliche Infrastruktur anders aufgebaut als eine städtische. Die Internet-An-bindung ist ebenfalls für städtische NPOs besser gesichert: Kabelgesellschaften, dieeine ständige Online-Verbindung ermöglichen, existieren z. B. noch nicht in allenländlichen Regionen. Modemverbindungen sind langsam und störanfällig. All dieseErklärungsversuche sind jedoch nur Vermutungen und wurden im Rahmen der Studienicht erhoben.

Tabelle 46: Interesse an einer Koordinationsstelle pro Bundesland

n = 243, kw = 38.

Da 66 Prozent der befragten NPOs eine Koordinationsstelle befürworten, istinteressant, welche Leistungen sie konkret erwarten. Insgesamt werden

Ja NeinBundesland abs. Zeilenprozent* abs. Zeilenprozent gesamt

Oberösterreich 47 90,4 5 9,6 52

Wien 31 64,4 17 35,4 48

Steiermark 24 75,0 8 25,0 32

Niederösterreich 20 87,0 3 13,0 23

Kärnten 13 86,7 2 13,3 15

Vorarlberg 13 81,3 3 18,8 16

Salzburg 5 62,5 3 37,5 8

Tirol 5 71,4 2 28,6 7

Burgenland 3 75,0 1 25,0 4

gesamt 161 78,5 44 21,5 205

100

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

258 Leistungen genannt: Diese betreffen primär Vermittlung von KünstlerInnen,Hilfe bei der Abwicklung, allgemeine Informationen und Entwicklung einer Plattformbzw. eines Ideenpools. Unter den allgemeinen Dienstleistungen verstehen NPOsz. B. Evaluierungen oder Empfehlungen für Kooperationen.

Übersicht 8: Erwartungen an eine Koordinationsstelle

Schlussfolgerung und Empfehlung

NPOs fühlen sich über potenzielle Einsatzfelder in ihrer Einrichtung zu weniginformiert. Daher würden 66 Prozent aller Befragten eine Koordinationsstelle nützen.Eine große Anzahl der Befragten gibt diesbezüglich keine Antwort, was vermutlich miteiner Abneigung gegen verbindliche Mitgliedschaften zusammenhängen könnte.

Eine Einrichtung einer derartigen Stelle empfehlen wir vor allem für die ländlichenRegionen, die trotz zunehmender globaler Vernetzung bezüglich fehlender, zurückge-bauter bzw. mangelhafter Infrastruktur (fehlende Kabelgesellschaften, lange Anfahrts-zeiten in die Zentren, fehlende und mangelhaft ausgebaute Verkehrsnetze, fehlender(zurückgebauter) öffentlicher Verkehr) stark benachteiligt sind.

3.8.6 Zusammenfassung

Interesse an zukünftigen Kooperationen

Das größte Interesse an einer zukünftigen Zusammenarbeit mit KünstlerInnen bestehtgemäß Reihenfolge der Aufzählung auf Einrichtungs-, KlientInnen- sowie Mitarbeite-rInnenebene. Kooperationen auf Funktionärsebene spielen eine geringere Rolle.

Künstlerische Projekte, Freizeitaktivitäten, Organisation und Entwicklung vonTrainings im künstlerischen Bereich für KlientInnen, aber auch MitarbeiterInneninteressieren NPOs häufig. Darüber hinaus zeigen sie ebenso großes Interesse ankünstlerischen Performances, an der Organisation oder Gestaltung von Veranstal-tungen sowie an verschiedensten Aktivitäten, die ebenfalls dem PR-Bereichzuzurechnen sind.

Beschäftigungspotenzial

Im Weiterbildungssektor ist laut Datenlage das größte Wachstumspotenzial ankünstlerischen Dienstleistungen zu orten. Die Organisation von Freizeitaktivitätennimmt ebenso an Bedeutung zu. Auch im Bereich der Arbeitsplatzgestaltung undÖffentlichkeitsarbeit ist mit einer – wenn auch etwas geringeren – Bedarfsstei-gerung zu rechnen.

95- Vermittlung der entsprechenden KünstlerInnen; Kontakt-Vermittlung (62 Nennenungen).96- Beratung bez. Arbeitsverhältnisse; Angebote auf Bedarf abstimmen (60 Nennungen).97- Laufende Information; Infos über Aktivitäten (54 Nennungen).98- KünstlerInnenpool; Plattform Angebot – Nachfrage (44 Nennungen).99- Evaluierung; Empfehlungen (38 Nennungen).

Vermittlung95 Hilfe bei der Abwicklung96 Informationen97

Plattform/Ideenpool98 allgemeine Dienstleistungen99

101

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Ergebnisse

Übersicht 9: Höchstes Beschäftigungspotenzial von KünstlerInnen in NPOs

Obige Übersicht spiegelt das Wachstumspotenzial wider, es besteht (großes) Interessean Kooperationen, bisher wurde aber in den Bereichen (noch) selten kooperiert.Folglich ist die Differenz zwischen tatsächlicher und gewünschter Kooperation in dengenannten Feldern am höchsten. Interesse und Tatsache klaffen auseinander.

Zukünftige Kooperationen

84 Prozent aller Organisationen können sich vorstellen, in Zukunft Kooperationen mitKünstlerInnen auszubauen. Oberösterreich, Wien, Steiermark und Niederösterreichzeigen dabei das größte Interesse. Am häufigsten werden bezüglich der gewünschtenSparten Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Musik und Film bzw. Video genannt.

Die Ähnlichkeit der Zieldimensionen der Fragen zu den potenziellen Einsatzfeldernund den Projektideen spiegelt sich in den Ergebnissen wider: 180 Befragte habenmögliche Einsatzfelder und 179 Projektideen genannt. Im Schnitt wurden in denbeiden Bereichen von den 243 NPOs jeweils 1,8 Ideen beschrieben.

Unter den insgesamt 430 Projektideen sind z. B. der Aufbau eines lebendigen Textil-museums gemeinsam mit ArchitektInnen, Gestaltung einer Gedenkstätte fürdeportierte behinderte Kinder im Nationalsozialismus, neue Wohnformen für alteMenschen sowie Humorworkshops u. ä.

Koordinationsstelle

66 Prozent der NPOs würden eine Koordinationsstelle nützen. Ober-, Niederösterreich,Kärnten und Vorarlberg zeigen das größte Interesse – Salzburg und Wien dasniedrigste.

Von einer Koordinationsstelle erwarten NPOs primär Vermittlungsdienste, Hilfe bei derProjektabwicklung, Informationen über laufende Aktivitäten, Präsentation einesIdeenpools und allgemeine Dienstleistungen wie Evaluationen oder Empfehlungenvon Projekten.

3.8.7 Aktionsrahmen von NPOs

Warum Öffentlichkeitsarbeit, Weiterbildung der MitarbeiterInnen, Verbesserung vonSozialkontakten sowie Durchführen von Freizeitaktivitäten für NPOs so wichtig sind,ist vor folgendem Hintergrund verstehbar:

NPOs erbringen – der Theorie des Staats- und Marktversagens folgend – gesell-schaftliche Funktionsleistungen, die von Staat und Wirtschaft nicht (angemessen)bereitgestellt werden (können). Zauner spricht von einem dreipoligen Aktionsraum fürNPOs: Sie agieren im Spannungsfeld von Wirtschaft – Staat/Verwaltung – Gemein-schaft/Soziale Bewegung/Basis. Um erfolgreich handeln zu können, bedürfen NPOs

Weiterbildung, Training Freizeit

Entwicklung von Trainings- oder Weiter-bildungsmaßnahmen (K, M) und Durch-führung (M)

Organisation/Durchführung von Freizeit-aktivitäten

Arbeitsplatzgestaltung Öffentlichkeitsarbeit

Gestalten von Arbeitsplatz/Seminarraum(M, K)

Pressearbeit, Fotografieren, Organisationvon Veranstaltungen …

102

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Ergebnisse

einer gewissen Offenheit, einer Anschlussfähigkeit gegenüber gesellschaftlichenTeilsystemen (Politik, Wirtschaft, Gesundheitssystem, Rechtssystem …).100

Eine Funktion von NPOs ist es, Lösungsstrategien für Probleme, die eine Gesellschaftnicht regelt, zu entwickeln und anzubieten, was oft mit besonderen Belastungenverknüpft ist.

„Die Orientierung an Reparatur und Schadensbegrenzung bedingt –unabhängig vom NPO Status – hohe Konfrontation der Mitarbeiter mitProblemen und Leid, ohne die Entlastungsmöglichkeiten konfrontativerAktivitäten. Gekoppelt mit der häufigen Unerreichbarkeit von Zielen, kanndas im Innenverhältnis depressive Modalitäten auslösen.“101

NPOs arbeiten demzufolge häufig mit „schwierigen“ Menschen und Randgruppen.Mit Menschen, die man/frau im „normalen“ Leben meidet, da sie über das niedrigstesoziale Prestige in unserer Gesellschaft verfügen. Randgruppen werden von unsstigmatisiert.102 Die Gründe für Etikettierung bzw. Stigmatisierung von Menschen oder-gruppen sind vielfältig: Sie reichen von besonderen körperlichen Merkmalen,sexuellen Verhaltensmustern, Suchtkrankheiten, Arbeitslosigkeit, nationaler Zugehö-rigkeit, Gefängnishaft, Selbstmordversuch bis zu radikalem politischen Verhaltenu. v. m.

Die Stigmatisierungsgründe hängen eng mit gesellschaftlichen Normen zusammen.An den Randgruppen zeigt sich, welche Eigenschaften, Verhaltensmuster oderAktivitäten in einer Gesellschaft sozial erwünscht bzw. unerwünscht sind.

NPOs fällt die Aufgabe zu, diese Menschen zu betreuen und möglichst gut in dieGesellschaft zu re-integrieren. Diese Bestrebungen werden einerseits von Gesell-schaftsmitgliedern begrüßt, da (Betreuungs-)Lasten von Eltern, Angehörigen und unsallen genommen werden, andererseits jedoch werden diese Einrichtungen von ihrerUmwelt (z. B. NachbarInnen von Suchttherapiestellen) genau beobachtet undkontrolliert. Ein Rückfall eines/einer Alkoholikers/in einer Suchttherapiestelle mutiertauf diesem Weg vom individuellen Problem zum Problem der Einrichtung. „Darf essein, dass Betreute dieser Therapiestelle in der Öffentlichkeit Alkoholmissbrauchbetreiben?“ NPOs, die Randgruppen betreuen, stehen in starker Abhängigkeit zurUmwelt. Ihre Existenz hängt vom Vertrauen und von der Akzeptanz der Bewohne-rInnen eines Ortes ab. NPOs tragen für die zu betreuende Gruppe Verantwortung.Da sie sich der Gratwanderung ihrer Aktivitäten bewusst sind, legen sie Wert aufAufklärungsarbeit, Kommunikation und Information der Umwelt.

Dieses Beispiel zeigt, dass Sozialarbeit nicht nur am Individuum ansetzt, sondernimmer auch gesellschaftspolitische Aufgaben erfüllt. Dass finanzielle Abhängigkeitvom Staat, eigene Ratlosigkeit angesichts massiver Problemlagen und mangelndeMessbarkeit des Erfolges sowie mangelnde Akzeptanz durch die Öffentlichkeit eineerfolgreiche Arbeit erschweren, liegt auf der Hand. Die hohen Erwartungen können oft

100- Vgl. Zauner (2002).101- Simsa, R. (2002): NPOs und die Gesellschaft: eine vielschichtige und komplexe Beziehung –Soziologische Perspektiven. In: Badelt, Ch. (Hrsg.): Handbuch der Nonprofit Organisation,Stuttgart, S. 129–152., hier: S. 143.102- Vgl. Goffman, E. (1967): Stigma. Über Techniken der Bewältigung beschädigter Identität,Frankfurt. Die Griechen, die offenbar viel für Anschauungshilfen übrig hatten, schufen denBegriff Stigma als Verweis auf körperliche Zeichen, die dazu bestimmt waren, etwas Ungewöhn-liches oder Schlechtes über den moralischen Zustand des Zeichenträgers zu offenbaren. DieZeichen wurden in den Körper geschnitten oder gebrannt und taten öffentlich kund, dass derTräger ein Sklave, ein Verbrecher oder ein Verräter war – eine gebrandmarkte, rituell für unreinerklärte Person, die gemieden werden sollte, vor allem auf öffentlichen Plätzen. 103

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Ergebnisse

nicht erfüllt werden. Ohne adäquate Einbettung einer NPO in die Kommunen ist eineRe-Integration des Klientels nicht möglich. Selbsthilfegruppen für Alte, Behinderte,Menschen mit künstlichem Darmausgang, Ex-Suchtkranken … sind wirkungsvoller,wenn sie politisches Lobbying betreiben und sich nicht hinter ihrem Andersseinverstecken (müssen). Dazu ist es erforderlich, mit geeigneten Mitteln öffentlichaufmerksam zu machen und für Toleranz im Umgang mit den jeweiligen Problemen zuwerben.

Dass beispielsweise Öffentlichkeitsarbeit in NPOs mit politischem Engagementverbunden ist, zeigen folgende potenzielle Aktivitäten:

• Diskussionen oder Präsentationen von neuen Projekten in Gemeinderätenoder Behörden

• Aufklärungsarbeit für verschiedenste Zielgruppen (Betroffene, Angehörige,LehrerInnen, BeamtInnen, ÄrztInnen, Sicherheitsbedienstete …)

• Entkriminalisierungs- oder Entstigmatisierungskampagnen zu bestimmtenTabu-Themen (Aids, psychische Erkrankungen, Drogenkrankheiten …)

• „Tag der offenen Tür“ für die EinwohnerInnen eines Ortes

• Fachtagungen zu bestimmten Themen (Aids, Psychiatrie …)

• …

Die Bedeutung von NPOs für unsere Gesellschaft lässt sich auch anhand der Besonder-heiten der gesellschaftlichen Funktionen von NPOs ableiten. Sie werden teilweiseals gesellschaftliche Antwort auf eine zunehmende Risikoproduktion gesehen.103

Angesichts von Enttäuschungen hinsichtlich der Lösungskompetenz staatlicher Politikwerden politisch orientierte NPOs Hoffnungsträger für die Lösung gesellschaftlicherSteuerungsprobleme. Neben die traditionelle Funktion vieler NPOs, mittels sozialerArbeit die Lebensbedingungen von Menschen zu verbessern, tritt zunehmend dieErwartung, die demokratische Qualität von Gesellschaften zu erhöhen.

NPOs setzen sich im Aktionsraum zwischen Wirtschaft, Verwaltung und Basis aberauch den Gefahren der Instrumentalisierung oder Funktionalisierung aus: Z. B. werdenunter dem Deckmäntelchen der Begriffe Zivil- oder Bürgergesellschaft„verschleierte“ Forderungen nach Entdemokratisierung (Code: Liberalisierung) laut:

„Ein Symptom dafür ist die zunehmende Auslagerung öffentlicherAgenden an staatlich finanzierte NPOs. Unter dem expliziten Ziel derEffizienzsteigerung werden dabei latente Funktionen wie die Umgehungöffentlich-dienstrechtlicher Standards erfüllt. Auf Grund finanziellerAbhängigkeits-verhältnisse ist dabei weniger von Entstaatlichung als vonEntdemokratisierung zu sprechen, da ausgelagerte Organisationenweniger Transparenz und Kontrolle unterliegen als die Verwaltung. Diestaatlich inszenierte „Zivilgesellschaft“ erweist sich hier als Umgehungdemokratischer Standards.“104

Die Arbeit von NPOs wird somit oft zu einer Gratwanderung zwischen dem Anspruch,das Leben für den einzelnen Menschen lebenswerter zu machen und der Gefahr,Zersetzungstendenzen, die Menschen an den Rand der Gesellschaft drängen, zustützen. Gesellschaftliche Probleme werden vom Staat (im weitesten Sinne von uns)„ausgelagert“ anstatt sie an den Wurzeln anzupacken. Die Reparaturfunktion von NPOsträgt so gesehen auch dazu bei, bestehende Problemlagen zu verfestigen.

103- Vgl. Simsa (2002).104- Simsa (2002), S. 132. 104

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Das Beispiel der wachsenden Anzahl an PsychotherapeutInnen (als VertreterInneneines Expertensystems105) zeigt, wie das funktioniert: Menschen, die mit gesellschaft-lichen Problemen (z. B. wachsenden psychischen Arbeitsanforderungen einer primärdurch Leistung definierten Gesellschaft, deren traditionelle Bindungen und Strukturenin Auflösung begriffen sind) nicht mehr zurechtkommen, werden – teilweise kostenlos– therapeutisch behandelt, um für ein Leben in der Gesellschaft besser „gerüstet“ zusein. Anstatt an den Wurzeln eines Problemes anzusetzen und Arbeitsbedingungenerträglich zu machen, wird das Individuum so lange therapiert, bis es den (teilweiseunmenschlichen) Gegebenheiten (wieder) entspricht. Soziale Missstände können„künstlich“ am Leben gehalten werden, da Betroffene die Ursachen auf ihre indivi-duelle Unzulänglichkeit zurückführen und nicht mit gesellschaftlichen Verhältnissenin Beziehung setzen. Die wachsende Anzahl an psychisch Kranken106 ist ein Indiz fürdiese Entwicklung.

Notwendige politische/gesellschaftliche Veränderungen werden hinter einer Mengean (Schein)-Aktivitäten verhüllt. Hinter dem weit verbreiteten Handlungs- undDenkmuster „Reagieren statt Agieren“ steht die Angst einer überforderten Gesell-schaft, die Verantwortung für sich selbst und/oder andere zu übernehmen. In einemKlima der Angst und Unsicherheit verhindern Schuldzuschreibungen und Individua-lisierung von Problemen nachhaltiges und überlegtes Handeln. Das Heer an Sünden-böcken wird immer länger: Obdachlose, Arbeitslose, Kranke, AusländerInnen, Pensio-nistInnen, schwierige Jugendliche … Je nach Art des auftretenden Problemes (primärfinanzieller Natur) werden neue Sündenböcke gesucht und gefunden. Geschwin-digkeit, Wachstum, Produktionssteigerung und die Anzahl an gesetzten (wenn auchsinn- und/oder nutzlosen) Aktivitäten werden zu dominierenden Erfolgskriterien.Qualität, Nützlichkeit und Sinnhaftigkeit von Interventionen spielen kaum eine Rolle.Viele NPOs vermitteln zwischen diesen Sündenböcken (Randgruppen, VerliererInnender Gesellschaft) und anderen Teilsystemen und werden damit zu politischenAkteurInnen. Der Aktionsspielraum von NPOs (siehe AsylantInnen-Betreuung inÖsterreich) ist jedoch eingeengt. „Wenn du das nicht machst, suche ich mir eine/nandere/n AnbieterIn!“ Eine zunehmend nach ökonomischen Kriterien orientierteErfolgsmessung wird im Feld der sozialen Arbeit als besonders schmerzhaft

105- Als Expertensysteme definiert Giddens systemtechnische Leistungsfähigkeit und profes-sionelle Sachkenntnis. So ist zum Beispiel der Arzt/die Ärztin als ExpertIn zu verstehen, der/dievon den NichtexpertInnen um Rat gebeten wird. Giddens beschreibt, dass wir zu jeder Zeit denverschiedensten ExpertInnensystemen „ausgeliefert“ sind. Die Unsicherheiten (Risiken) derModerne (Auflösung traditioneller Bindungen) erfordern zunehmend Vertrauen in solcheSysteme. Wir vertrauen FlugkapitänInnen, ChirurgInnen oder KonstrukteurInnen von Brücken,über die wir täglich mit dem Auto fahren. ExpertInnensysteme fungieren als Entbettungsmecha-nismen. Der Glaube und das Vertrauen in diese Systeme ist für Giddens von besondererBedeutung, denn sie beruhen auf der Erfahrung, dass solche Systeme im allgemeinen so funk-tionieren, wie man/frau es erwartet. Vgl. Giddens, A. (1997): Konsequenzen der Moderne,Frankfurt, S. 33.106- „Rund ein Drittel der deutschen Bevölkerung muss mindestens einmal im Leben wegen einerpsychischen Erkrankung stationär behandelt werden. Solche Leiden sind mittlerweile derhäufigste Grund für Frühpensionierungen von Frauen und stehen insgesamt an sechster Stelleder Ursachen für Arbeitsunfähigkeit, wie die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psycho-therapie und Nervenheilkunde (DGPPN) in Augsburg berichtet … Als mögliche Gründe für denAnstieg werden nicht nur bessere Untersuchungsmethoden und ein weniger tabubesetzterUmgang der Menschen mit psychischen Beschwerden genannt, sondern auch „Überforderungs-und Abnutzungserscheinungen in unserer immer schnelleren und unsicheren Welt“. Menschenmüssten heute schneller reagieren, mehr Entscheidungen treffen – und das bei einem Verlust anOrientierungsmöglichkeiten, so Peter Falkai, der Sprecher der Fachgesellschaft. Ein mentalerRahmen – ob ideologisch oder religiös – wirke stabilisierend. „Geld zu verdienen und Fun zuhaben, scheint diesen nicht ersetzen zu können. Es seien geradezu frühkapitalistische Probleme,welche die Menschen seit den 90er Jahren wieder ereilten.“ (APA, 04. 10. 2002) 105

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Ergebnisse

empfunden, da moralische oder ethische Bedenken mit Effizienzkriterien hinweg-gefegt werden (können). Wenn dieselben Spielregeln, die Ursache für den Ausschlussvon Menschen aus der „regulären“ Arbeitswelt sind, zunehmend auch im sozialen Feldgelten „sollen“, werden die Aktivitäten von NPOs ad absurdum geführt. DieHauptgefahr der Über-Ökonomisierung von NPOs steht darin, dass genau dieFunktionen der NPOs verloren gehen, die sie bisher erfüllt haben. Randgruppenwerden noch stärker an den Rand der Gesellschaft gedrängt, wenn NPOs nur mehrnach wirtschaftlichen Kriterien beurteilt werden. Die Probleme verschieben sich weiternach „außen“. Tendenzen in NPOs sind schon heute sichtbar, die dahin gehen, dasKlientel nach „leicht vermittelbar“ und „schwer vermittelbar“ einzuteilen.Die „schwierigen KlientInnen“ will dann keine/r mehr, da sie nicht zum gewünschtenErfolg führen. Über solche Selektionskriterien erfolgt ein neuerlicher Ausschluss ausder Gesellschaft. Warum sollen sich BetreuerInnen mit Leuten „plagen“, mit denen dieErfolgskriterien, die von den KostenträgerInnen angesetzt werden, sowieso vonvornherein nicht erreicht werden können.

Grafik 8: Werteverschiebung und Einfluss auf Randgruppen

Das Definieren und Finden sinnvoller Erfolgskriterien für soziale Arbeit ist dahernotwendig. Sie ist jedoch eine langwierige Angelegenheit, da sie eine intensiveAuseinandersetzung mit der Wertewelt unserer Gesellschaft und vor allem mit unsselbst erfordert.

Ehrenamtliche Arbeit kann eine Art Rettungsanker in Abhängigkeitsverhältnissensein: Ihr Erfolg kann/darf nicht mit ökonomischen Kriterien gemessen werden, da sienichts kostet. Das leuchtet jedem/r ein. Mit Hilfe des Ehrenamtes kommen NPOs zugrößerer Autonomie, Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit. Handlungsspielräumeerweitern sich. Darin liegt sicher auch eine Bedeutung und Funktion ehrenamtlicherArbeit.

106

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Ergebnisse

Dass NPOs als Spezialorganisationen für „intermediäre Vermittlungs-leistungen“ zwischen Teilsystemen der Gesellschaft zu sehen sind, führt Zauner aus.

„Entscheidungen von NPOs sind häufig mehreren Funktionssystemenzugehörig: So wären die Aktivitäten eines städtischen Theaters nicht nurdem Kultursystem, sondern auch dem politisch-administrativen und demwirtschaftlichen System zuzurechnen. Andere NPOs fungieren als institu-tionelle Vermittler zwischen Bürokratie und schwierigen „eigensinnigen“Klientengruppen; exemplarisch dafür etwa Bewährungshilfe, Sachwalter-schaft, aber auch NPOs in der kommunalen Altenbetreuung und Jugend-arbeit.“107

Solche Vereine erwerben organisationales Wissen darüber, wie man/frau ankommunale Subventionen herankommt oder wie man/frau via Werbung etc. einspendenoptimierendes oder wenigstes kostenneutrales Vereinsfest veranstaltet.

Öffentlichkeitsarbeit von NPOs stellt daher in hohem Maße auch gesellschaftspolitischmotivierte Ansprüche. KünstlerInnen wird bei der Umsetzung und Vermittlung vongesellschaftspolitischen Themen hohe Kompetenz zugesprochen, wie die Datenbezüglich der Nutzenerwartung erkennen lassen.

Obige Ausführungen hinsichtlich der gesellschaftlichen Funktionen von NPOs bringenzum Ausdruck, dass NPOs hochwertige Humanressourcen brauchen. Dienst-leistungen werden am Menschen von Menschen erbracht. Professionalität derMitarbeiterInnen im direkten Kontakt mit KlientInnen ist daher Voraussetzung fürerfolgreiche Sozialarbeit. Zum Erhalt und Ausbau dieser sozialen Kompetenzen sindAus-, Fort- und Weiterbildungsangebote erforderlich. Das große Interesse und diehohe Nutzenerwartung an KünstlerInnen mit speziellem Know-how in diesem Bereichsind damit erklärbar.

Sinnvolle Freizeitangebote für KlientInnen helfen NPOs, Kontakt zu Zielgruppen (daskönnen auch Randgruppen sein) zu halten. Das große Angebot an diversenFreizeit-Clubs in NPOs steht für diese Entwicklung (z. B. Jugendzentren, Tagesstättenoder Clubs für bestimmte Zielgruppen).

3.9 Determinante für den Aufbau von Kooperationen

Zur Wiederholung werden die wesentlichen Forschungsergebnisse hinsichtlich derBedarfsermittlung zusammengefasst.

NPOs sehen für KünstlerInnen Einsatzfelder primär in den Bereichen Öffentlichkeits-arbeit, Trainings/Workshops und Freizeit.

Den höchsten Nutzen erwarten sie sich von neuen Impulsen, Motivationssteigerungder MitarbeiterInnen, Öffentlichkeitsarbeit sowie Verbesserung von Sozialkontaktennach innen und außen. Mit Öffentlichkeitsarbeit werden neben Erhöhung des Bekannt-heitsgrades einer Organisation auch Sensibilisierung für bestimmte Themen, Ent-tabuisierung und Akzeptanz in der Bevölkerung verbunden.

Die bisherigen Erfahrungen mit KünstlerInnen liegen im Bereich der Öffentlich-keitsarbeit, der Durchführung künstlerischer Projekte mit KlientInnen, der Trainings/Workshops sowie der Freizeitaktivitäten für das Klientel. Die Antworten auf die offenbzw. geschlossen formulierten Fragen stimmen überein: Öffentlichkeitsarbeit und diedirekte Arbeit mit KlientInnen dominieren.

107- Zauner (2002), S. 168. 107

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Ergebnisse

Größtes Interesse an zukünftigen Kooperationen mit KünstlerInnen zeigen NPOs infolgenden Arbeitsfeldern: künstlerische Projekte, Freizeit, Training, Öffentlichkeits-arbeit, nämlich Performances, Organisation von Veranstaltungen, Konzeption oderLayout von Broschüren und dergleichen.

Das größte Beschäftigungspotenzial ist in den Bereichen Weiterbildung, Freizeitund Öffentlichkeitsarbeit zu orten.

Die Analyse der bisher relevanten Ergebnisse mit Hilfe eines Gesamtmodells108, dasvon komplexen Beziehungen zwischen einzelnen Einflussfaktoren ausgeht, ergibtfolgende Kausalstruktur:

Grafik 9: Gesamtmodell: Einflussfaktoren auf den Kooperationsauf- und-ausbau

Nur Beziehungen ab einem signifikanten Regressionskoeffizienten von 0,2 sind in der Grafikdargestellt. Die Größe des Regressionskoeffizienten drückt sich in der Pfeilstärke aus. MittelsPfadanalyse (vgl. Holm, 1994) werden Ursache-Wirkung-Zusammenhänge der Variablen desModells überprüft. Anschließend wird die Reihenfolge der Variablen vertauscht, um Wechselwir-kungen sichtbar zu machen. Auf der Zeitachse wird die Richtung vom Modell vorgegeben.

Obige Grafik besagt, dass

• der Auf- bzw. Ausbau von Kooperationen mit KünstlerInnen wesentlich von derNutzenerwartung abhängt. Es existiert eine relativ starke Wechselbeziehungzwischen Nutzenerwartung und Kooperationsauf- und -ausbau.

• die Nutzenerwartung von drei Faktoren abhängt: der Anzahl der Arbeitsfelder, indenen bisher bereits kooperiert wurde, der Anzahl potenzieller Einsatzfelder inden Einrichtungen sowie dem Interesse an zukünftiger Zusammenarbeit.Auch diese drei Beziehungen sind wechselseitig.

• NPOs viele Ideen über mögliche Einsatzfelder entwickeln, wenn sie a) bereitsviele eigene Projekte durchgeführt haben, b) somit in vielen verschiedenenBereichen Erfahrungen sammeln konnten und/oder c) in der eigenen Organi-sation viele KünstlerInnen angestellt haben.

108- Ausgangsmodell: V421 – V420 – V17 – V434 – V409 – V3 – V450 – V181 (Beschreibung derVariablen: V421: Anzahl der engagierten KünstlerInnen/V420: Anzahl der angestellten Künst-lerInnen/V17: Anzahl der eigenen Projekte/V434: Anzahl der unterschiedlichen Arbeitsfelder, indenen bereits mit KünstlerInnen in der eigenen Organisation kooperiert wurde/V409: Größe desgeschätzten Nutzens von Projekten mit KünstlerInnen/V3: Anzahl der Nennung möglicherEinsatzfelder in der Organisation/V450 Interesse an einer zukünftigen Zusammenarbeit inverschiedenen Arbeitsfeldern/V181 Kooperationen in Zukunft aus- bzw. aufbauen). 108

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Ergebnisse

• NPOs weniger häufig Interesse an Kooperationen in unterschiedlichen Arbeits-feldern haben, wenn sie bisher schon in vielen Bereichen mit KünstlerInnenkooperierten. In diesen Fällen ist der Bedarf gedeckt.

Schlussfolgerungen und Empfehlungen

Der Querbalken (Zeitdimension109) stellt von links nach rechts gesehen denZusammenhang zwischen bisherigen Erfahrungen, der Nutzenerwartung und demzukünftigen Interesse dar. Je mehr eigene Projekte in der Vergangenheit durchgeführtwurden, desto vielfältiger sind die Erfahrungen mit KünstlerInnen, desto häufiger wirdkünstlerischen Dienstleistungen Nutzen zugeschrieben, was sich wiederum positivauf den Auf- bzw. Ausbau zukünftiger Kooperationen auswirkt.

Diese Analyse auf der Zeitachse zeigt, dass es für zukünftige Kooperationenförderlich ist, wenn es KünstlerInnen gelingt, ein oder mehrere Projekte gemeinsammit NPOs durchzuführen. Sobald NPOs Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit neuenPartnerInnen gemacht haben, scheint ihr Interesse an einem Ausbau der Kooperationzu wachsen.

Da primär kleinere Organisationen110 und jene NPOs, die bisher noch keine Erfahrungin der Zusammenarbeit mit KünstlerInnen haben, die Finanzierung derartiger Projekteals Barriere empfinden, kann z. B. mit konkreten Überlegungen angesetzt werden:

• Welche Finanzierungsquellen wurden von projekterfahrenen NPOs genützt? (z. B.Finanzierung der Materialkosten über das Einrichtungsbudget, Budget aus demKunstbereich, Stiftungen, länderspezifische Unterstützungsmöglichkeiten,eigene Budgets für Festivals in den Regionen …)

• Welche neuen Finanzierungsmöglichkeiten existieren?

• Gibt es Finanzquellen, die bisher nicht ausgeschöpft werden? (z. B. EU-Gelder)

• Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es bezüglich des Antragswesens fürFinanzierungsfragen? (z. B. Formularsammlung für interessierte NPOs)

• Wie/Wo können NPOs und KünstlerInnen sonst noch unterstützt werden?

• …

Können derartige Informationen z. B. von einer Beratungsstelle, Koordinationsstellefür künstlerische Dienstleistungen oder von KünstlerInnen selbst in NPOs bereitge-stellt werden, ist das für Kooperationen hilfreich.

Falls es den NPOs an Ideen mangelt, kann über gezielt eingesetzte Werbekampagnenauf künstlerische Dienstleistungen in NPOs aufmerksam gemacht werden. Beispieledafür wurden bereits in den vorigen Kapiteln genannt.

Obige Grafik illustriert den hohen Stellenwert der Nutzenerwartung: Sie ist um sogrößer, je

• öfter in unterschiedlichen Arbeitsfeldern zusammengearbeitet wurde,

• häufiger Interesse an zukünftiger Zusammenarbeit besteht,

• mehr Einsatzfelder in der eigenen Organisation von den Befragten genanntwerden können.

109- Vergangenheit (z. B. durchgeführte eigene Projekte) – Gegenwart (z. B. Nutzen-einschätzung) – Aussagen in der Gegenwart über zukünftiges Handeln (z. B. in ZukunftKooperationen auf-/ausbauen).110- Hauptmerkmale: wenige Aufgaben und Sparten – daher auch wenige Einnahmequellen,wenig angestellte MitarbeiterInnen, geringere Budgets, geringere Flexibilität, geringererInstitutionalisierungsgrad. 109

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Ergebnisse

Die große Bedeutung der Nutzenerwartung drückt sich auch darin aus, dass sie alseinzige Variable den Aus- bzw. Aufbau zukünftiger Kooperationen positiv beeinflusst.

Mögliche Einsatzfelder können genannt werden, wenn viel(e)

• eigene Projekte durchgeführt wurden,

• KünstlerInnen angestellt sind,

• Nutzen in der Zusammenarbeit gesehen wird.

Soll auf das Interesse an Kooperationen zwischen KünstlerInnen und NPOs Einflussgenommen werden, so sind sinnvolle Interventionen primär über die Nutzener-wartung zu setzen: Es ist wichtig, Kontakte zu NPOs zu knüpfen. Es können z. B.gemeinsame Workshops, Diskussionen oder Gespräche organisiert werden, wo dieNützlichkeit von künstlerischen Dienstleistungen hervorgehoben wird. Aber auch derBesuch von NPOs in Form von Exkursionen oder Praktika ist eine Möglichkeit zumKennenlernen und Austauschen. Auf Grund der Erfahrungen der KünstlerInnen in bzw.mit den Organisationen können Konzepte und Ideen entwickelt werden.

Damit KünstlerInnen konkrete Strategien zur Geschäftsanbahnung anwenden können,ist in einem Coaching/Training darauf Wert zu legen, dass KünstlerInnen lernen,eigenständig Konzepte und Ideen für Kooperationen mit NPOs zu entwickeln, zuformulieren, konkret zu planen und zu realisieren. Fragen wie „Was brauchen NPOs?Was kann ich als KünstlerIn anbieten? Wie kann eine Zusammenarbeit konkretaussehen? Welche Idee soll ich welcher Organisation in welcher Form anbieten?“können dann beantwortet werden. Dieses Know-how kann – ähnlich wie in Berufs-orientierungsmaßnahmen – entweder in Gruppen z. B. in Seminaren, Workshops oderAusbildungsmodulen erlernt werden oder in einem intensiven Coaching mit einer/meigenen TrainerIn. KünstlerInnen sollen „sehen, hören, spüren …“ lernen, welcheBedürfnisse NPOs haben und welche künstlerischen oder persönlichen Fähigkeiten sieals ProfessionalistInnen anbieten können.

Sobald dann ein erstes Konzept entwickelt ist, kann es z. B. als eine erste Idee für eineZusammenarbeit einer NPO präsentiert werden. Dabei ist auf Professionalität in Bezugauf das Konzept, aber auch in Bezug auf die jeweilige Zielgruppe der NPO Bedacht zunehmen. Auch sprachliche und inhaltliche Besonderheiten sind zu berücksichtigen.Z. B. wird in fast allen „Fraueneinrichtungen“ Wert auf geschlechtsneutrale Formulie-rungen in Schrift und Sprache gelegt. Darüber hinaus existieren eine Menge anderer„Codes“ in der Kommunikation zwischen NPOs, die in einem ersten Gesprächerkennen lassen, wer Insider ist und wer nicht. Daher sollte der erste Auftritt sorgfältigvorbereitet und vielleicht auch trainiert werden, um nicht in Fallen zu tappen, dievermieden werden können. Bei der Ausbildung oder im Training der KünstlerInnenkönnten z. B. TrainerInnen aus dem NPO-Bereich ausgewählt werden, die jaExpertInnen in der „Sprachwelt“ der NPOs sind. Eine intensive Auseinandersetzung mitThematik, Klientel und MitarbeiterInnen der präferierten NPO wird positiv wirken.

Bei der Präsentation dieses ersten Konzeptes kann der NPO eine gemeinsame Weiter-arbeit an dieser Idee angeboten werden. Im besten Fall entwickelt sich sofort eineKooperation.

Sobald NPOs Erfahrungen mit KünstlerInnen haben, scheint die Chance zu steigen,dass NPOs selbst Ideen oder Visionen über mögliche Einsatzfelder (vielleichtgemeinsam mit den bereits engagierten KünstlerInnen) entwickeln, aber auch denNutzen derartiger Kooperationen höher einschätzen, womit die Chance für Künst-lerInnen auf mögliche weitere Kooperationen steigt. (Siehe Lebenshilfe Feldbach, dieimmer wieder mit KünstlerInnen zusammenarbeiten). NPOs kommen danachanscheinend auf den Geschmack.

110

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Resümee: Markt- und Bedarfsanalyse aus Sicht der NPOs

Zusätzliche Ansätze zur Geschäftsanbahnung könnten in einer intensiven Bewerbungliegen. Bereits existierende Kooperationen könnten auf unterschiedlichste Weisenöffentlich gemacht werden: Performances und/oder Präsentationen mit verschie-densten Medien auf Messen, Tagungen und Treffpunkten der NPOs. Auch die Internet-Plattform könnte ein Zugang sein, der aber selbst so zu bewerben ist, dass NPOswissen, wo sie welche Informationen erhalten können. Das spezifische NutzerInnen-Verhalten der Zielgruppen KünstlerInnen und NPOs kann in der Homepage Berücksich-tigung finden, sodass dieses Medium gerne genutzt wird. Sinnvoll wäre bei derAuftragsvergabe solcher Projekte (wie z. B. der Homepagegestaltung oder dem Druckvon Werbeplakaten), sowohl KünstlerInnen als auch NPOs einzubeziehen. Da sowohlKünstlerInnen als auch NPOs verschiedenste Dienstleistungen selbst anbieten undvielleicht über Know-how auch in Bezug auf Layout, Druck, Homepageerstellungverfügen, wäre eine Zusammenarbeit bereits im Vorfeld der „eigentlichen Aktivitäten“eine mögliche Strategie, um erste Kontakte zu knüpfen.

Helfen diese Maßnahmen, den positiven Nutzen von Kooperationen zwischen Künst-lerInnen und NPOs hervorzuheben und in der Folge die Nutzeneinschätzung zuerhöhen, so ist ein wichtiger Schritt gesetzt. Laut Analyse steigern hohe Nutzenerwar-tungen den Wunsch, Kooperationen auf- bzw. auszubauen.

4 Resümee: Markt- und Bedarfsanalyse aus Sicht der NPOs

4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse

Insgesamt darf das quantitative Potenzial der Schaffung von Arbeitsplätzen fürKünstlerInnen in NPOs im Sozialbereich nicht überschätzt werden. Der Bedarf ist vonSeiten der NPOs gegenwärtig eher gering und – noch wichtiger – die Organisationenstehen häufig vor Finanzierungsproblemen, die Aktivitäten, die über das Kerngeschäftim engeren Sinn hinausgehen, stark einschränken. Trotzdem bestehen Möglichkeitender Einrichtung von Projekten, die sowohl für KünstlerInnen als auch für diebeteiligten NPOs und ihre KlientInnen äußerst interessant und gewinnbringendsein können und auch längerfristig doch ein gewisses Ausmaß an Arbeitsmöglich-keiten für KünstlerInnen bieten. Zudem stellt dieser Bereich eine Wachstumsbranchedar111 und kann damit in Zukunft größere Beschäftigungschancen bieten.Eine Förderung der Beschäftigungsmöglichkeit für KünstlerInnen im Sozialbereich istdaher jedenfalls sinnvoll. Dafür sind primär drei Aspekte wichtig:

• Öffentlichkeitsarbeit im Dritten Sektor: Das Wissen der Sozialorganisa-tionen über Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit KünstlerInnen ist noch sehrausbaufähig. Die Verbreitung von diesbezüglichen Informationen (z. B. welcheProjekte sind denkbar oder wurden schon erfolgreich durchgeführt, an wen kannman sich diesbezüglich wenden, wie sollen solche Projekte sinnvoll in die Organi-sation eingebettet, administriert und abgewickelt werden …) wären daherwichtig. Sie könnten die Bereitschaft zur Zusammenarbeit erhöhen, Ideenhinsichtlich der Einbindungsmöglichkeit von KünstlerInnen bringen wie auch dieEffektivität der Abwicklung solcher Projekte verbessern.

• Information der KünstlerInnen: Die Art der Anbahnung einer Kooperation vonSeiten der KünstlerInnen ist entscheidend für das Zustandekommen von

111- Vgl. Badelt, Ch. (Hrsg) (2002): Handbuch der Nonprofit Organisation. Strukturen undManagement, Stuttgart; Schneider, U.; Österle, A. (2003): Gesundheitssicherung im Alter ausökonomischer Perspektive. In: Rosenmayr, L; Böhmer, F.: Hoffnung Alter. Forschung, Theorie,Praxis, Wien, S. 225–245. 111

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Resümee: Markt- und Bedarfsanalyse aus Sicht der NPOs

Projekten. Die Information von KünstlerInnen über die Voraussetzungen vonSeiten der Sozialorganisationen sowie auch etwaige diesbezügliche Trainings-maßnahmen von KünstlerInnen können viel dazu beitragen, deren Anschluss-fähigkeit an soziale Organisationen zu erhöhen (z. B. was muss ich im Vorfeldbedenken, welche Interessen oder strukturellen Charakteristika haben NPOs …).

• Finanzielle Anreize: Finanzknappheit in Sozialorganisationen kann oft einentscheidendes Hindernis für die Kooperation mit KünstlerInnen bzw. für dieSchaffung attraktiver Arbeitsmöglichkeiten für KünstlerInnen sein. Gleichzeitigzeigt sich, dass NPOs, die bereits Erfahrungen mit solchen Kooperationengemacht haben, eher bereit und fähig sind, für weitere Projekte Geld zubeschaffen. Die Gewährung finanzieller Anreize von Seiten der öffentlichen Handetwa im Rahmen eines befristeten Schwerpunktprogramms könnte daher nichtnur zur einmaligen Finanzierung einzelner Projekte beitragen, sondern auchEigendynamiken im Sinn der selbstständigen Finanzierung weiterer Projektedurch Sozialorganisationen anregen.

Die Einrichtung einer Koordinations- oder Informationsstelle für künstlerischeDienstleistungen in NPOs scheint jedenfalls sinnvoll, um das bestehende Potenzial anBeschäftigungsmöglichkeiten für KünstlerInnen auszuschöpfen. 88 Prozent derSozialorganisationen fühlen sich über das Thema nicht ausreichend informiert, dieMehrheit der Organisationen würde eine solche Koordinationsstelle nützen wollen.Eine Koordinations- oder Informationsstelle könnte mittels folgender Angebote dieBeschäftigung von KünstlerInnen in Sozialorganisationen fördern:

• Informationen über Finanzierungsquellen (EU-Programme, Ministerien, Fonds,Stiftungen …) sowie Unterstützung bei der Antragstellung

• Information über künstlerische Dienstleistungen in NPOs (erfolgreicheProjekte und deren Nutzen für die NPO und ihre KlientInnen) in Aussendungen,Informationsbroschüren, auf Kongressen von Sozialorganisationen, Kontakt-aufnahme mit Dachverbänden der Sozialorganisationen …)

• Herstellen von Kontakten zwischen KünstlerInnen und NPOs, z. B. durch Organi-sation gemeinsamer Workshops, Diskussionsveranstaltungen, Exkursionen undPraktika im Rahmen der Ausbildung von KünstlerInnen oder durch Vermittlungvon KünstlerInnen, die Erfahrung und/oder Interesse an einer Kooperation haben

• Schulungsmaßnahmen für KünstlerInnen in Bezug auf Strategien derGeschäftsanbahnung, Logiken und Besonderheiten von Sozialorganisationen,hilfreiche Vorüberlegungen, notwendige Schritte im Projektverlauf,Unterstützung bei der Konzeptentwicklung; eventuell auch Unterstützung derKünstlerInnen bei besonders schwierigen Projektphasen oder Klienten

Die wichtigsten Ergebnisse im Einzelnen

Ein erstes Ergebnis war die im Vergleich mit ähnlichen Untersuchungen sehr niedrigeRücklaufquote. Abgesehen von situativen Einflüssen zum Zeitpunkt der Fragebogen-erhebung, lässt diese darauf schließen, dass das Thema für NPOs nicht zentral ist,dass sie spontan eher wenig Nutzen in Kooperationen mit Künstlerinnen sehen unddaher eher weniger interessiert sind. Bei jenen NPOs, die noch keine diesbezüglicheneigenen Erfahrungen gemacht haben, ist also damit zu rechnen, dass hier viel anÜberzeugungsarbeit geleistet werden muss.

Die Nutzenerwartung von Seiten der NPO ist – wenig überraschend – zentral für dasInteresse an zukünftigen Kooperationen. Ein interessantes Ergebnis ist in diesemZusammenhang, dass künstlerischen Dienstleistungen dann mehr Nutzen

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Resümee: Markt- und Bedarfsanalyse aus Sicht der NPOs

zugeschrieben wird, wenn NPOs bereits eigene Projekte mit KünstlerInnendurchgeführt haben. NPOs müssen zunächst auf Ideen gebracht werden, dannkonkrete Erfahrungen machen und danach kommen sie meist „auf den Geschmack“.Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Möglichkeit für zukünftige Kooperationenstark steigt, wenn es KünstlerInnen einmal gelingt, ein Projekt gemeinsam mit einerNPO durchzuführen.

Betreffend das Jahr 2002 wurden insgesamt 1.029 Kooperationen mit KünstlerInnengenannt, primär in den Bereichen Bildende Kunst, Darstellende Kunst und Musik.Die Analyse der Vertragsverhältnisse, im Rahmen derer KünstlerInnen Dienst-leistungen in Sozialorganisationen erbringen, zeigt eine geringe Bedeutung regulärerbefristeter oder unbefristeter Dienstverhältnisse. Am häufigsten wird mit Künst-lerInnen auf ehrenamtlicher oder Werkvertrags-Basis kooperiert, seltener im Rahmenfreier Dienstverträge. Geschlechterspezifische Unterschiede gibt es diesbezüglichnicht. Die Anzahl der Zivildiener sowie der beschäftigten PraktikantInnen ist auffallendniedrig. Abgesehen von finanziellen Aspekten, spricht von Seiten der NPOs häufig derAnspruch auf neue Impulse, die von KünstlerInnen erwartet werden, gegen festeAnstellungen, da diese als zu viel an Verfestigung gesehen werden.

90 Prozent der Sozialorganisationen, die den Fragebogen retournierten, sehenKooperationen mit KünstlerInnen für die Arbeit der eigenen Einrichtung alssinnvoll. 84 Prozent aller Organisationen können sich vorstellen, in Zukunft Koopera-tionen mit KünstlerInnen auszubauen. Gleichzeitig haben die meisten Sozialorganisa-tionen auch überraschend viele Ideen für mögliche künstlerische Dienstleistungen inihrer Organisation.

Einsatzfelder für künstlerische Dienstleistungen werden von NPOs primär in denBereichen Öffentlichkeitsarbeit, Trainings/Workshops und Freizeitgestaltungfür KlientInnen gesehen. Der höchste Nutzen wird in Bezug auf neue Impulse, Motiva-tionssteigerung der MitarbeiterInnen, Verbesserung von Sozialkontakten nach innenund außen und Öffentlichkeitsarbeit gesehen. Öffentlichkeitsarbeit ist diesbezüglichbesonders wichtig und betrifft die Erhöhung des Bekanntheitsgrades, die Sensibili-sierung für bestimmte Themen sowie deren Enttabuisierung und Akzeptanz.Als sinnvolle künstlerische Dienstleistungen werden Performances, die Organisationvon Veranstaltungen sowie Konzeption oder Layout von Broschüren … gesehen.Die Öffentlichkeitswirksamkeit spielt aber auch dann eine Rolle, wenn das Haupt-augenmerk der Zusammenarbeit gar nicht auf Öffentlichkeitsarbeit liegt.

Das Spektrum der Kooperationen reicht von einem reinen Zur-Verfügung-Stellen vonWerken an die NPO einerseits bis zur unmittelbaren Arbeit mit Klienten z. B. im Zugeder Herstellung von Bildern oder der Produktion von Theaterstücken andererseits,wobei in der qualitativen Analyse vor allem intensivere Kooperationsbeziehungenberücksichtigt wurden.

Die Finanzierung von Kunstprojekten wird vor allem von kleineren Organisationenund jenen NPOs, die bisher noch keine Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Künst-lerInnen haben, als Barriere genannt. Im Sozialbereich ist gegenwärtig angesichts vonBudgetkonsolidierung und Privatisierung eine Doppelstrategie der öffentlichen Handgegenüber den Organisationen beobachtbar: Zum einen wird von Seiten des StaatesDruck ausgeübt, effizienter, professioneller und letztlich billiger zu arbeiten, gleich-zeitig werden mehr und qualifiziertere Leistungen erwartet. Viele NPOs klagendarüber, dass öffentliche Gelder seit einigen Jahren nicht nur gekürzt oder gestrichen,sondern auch viel kurzfristiger und weniger berechenbar zur Verfügung gestelltwerden.

Jene NPOs, die von einzelnen Projekten wirklich überzeugt sind bzw. waren,beschreiben die Finanzierung dennoch als lösbares Problem. In der Praxis bedeutet

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Resümee: Markt- und Bedarfsanalyse aus Sicht der NPOs

dies zum einen, dass viele mögliche und sinnvolle Projekte an der Finanzierungscheitern, zum anderen, dass NPOs, die eine hohe Nutzenerwartung diesbezüglichhaben, auch oft Möglichkeiten der Finanzierung finden. Daraus kann die Empfehlungsowohl für KünstlerInnen als auch für Sozialorganisationen abgeleitet werden, sichnicht zu schnell von Finanzierungsproblemen abschrecken zu lassen, sondern beiVorhandensein einer tragenden inhaltlichen Idee gemeinsam zu überlegen, welcheneuen, noch nicht ausgeschöpften Finanzierungsmöglichkeiten existieren.

Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass fast alle erfolgreich durchgeführtenProjekte aus den NPOs selbst bzw. aus dem Sozialbereich finanziert wurden, nur inAusnahmefällen wurden Finanzierungsmöglichkeiten aus dem Kunstbereichherangezogen. Hier gilt es zum einen, diesbezügliche Möglichkeiten stärkerauszuschöpfen, zum anderen und vorrangig auch an der Schaffung von Finanzie-rungsquellen im Kunstbereich zu arbeiten.

Sozialorganisationen haben in der Regel sehr konkrete Erwartungen an Künst-lerInnen, die über kunstspezifische Kompetenzen wie Fachkompetenz oder Krea-tivität hinausgehen und neben der Anschlussfähigkeit an die KlientInnen der NPO vorallem soziale Kompetenz und persönliche Eigenschaften betreffen. KünstlerInnensollen zur Organisation passen. Insgesamt ist das Abtasten im Vorfeld sehr intensiv.Die Intensität steigt, je stärker der/die KünstlerIn in die Organisation eingebunden istund je mehr er/sie mit KlientInnen der NPO zu tun hat. Besonders wichtig ist diesbe-züglich die Anschlussfähigkeit an die Zielgruppe der NPO, das heißt Verständnis,Empathievermögen, pädagogische Fähigkeiten, aber auch soziales Engagement fürdie Zielgruppe. Weiters wird ein kompetenter und professioneller Umgang mitsozialen Situationen erwartet, z. B. Verlässlichkeit, Toleranz, Kommunikations-fähigkeit, Belastbarkeit, Abgrenzungsfähigkeit, Flexibilität und Teamfähigkeit sowieallgemeine persönliche Eigenschaften wie vor allem Offenheit, Menschenliebe,Geduld und Humor. Da die KlientInnen der Sozialorganisationen meist mit Problemenkämpfen, wird weiters oft auch eine positive, optimistische Grundhaltung als günstigerlebt. Insbesondere KünstlerInnen, die indirekt eigene Probleme durch die Arbeit mitder NPO lösen wollen, werden in der Regel als nicht geeignet empfunden.

Insgesamt macht es in der Arbeit mit KlientInnen einen großen Unterschied, ob diekünstlerische Dienstleistung intern orientiert ist (Beschäftigung, Therapie,Betreuung) oder ob marktgängige Produkte (verkaufbare Kunstobjekte, Ausstel-lungen …) hergestellt werden sollen. Im letzteren Fall bestehen neben der Anschluss-fähigkeit an das Klientel zusätzliche Anforderungen an die KünstlerInnen: Ideenmüssen marktfähig sein, Werkprofessionalität wie auch Kompetenz zur Beurteilungder Marktsituation und Verkaufbarkeit haben hier einen höheren Stellenwert. Weitersgibt es in diesem Zusammenhang häufig urheberrechtliche Probleme, die von beidenSeiten möglichst im Vorfeld geklärt werden müssen.

Die künstlerische Arbeit ist in der Regel selbst dann, wenn Projekte mehrmals hinter-einander abgewickelt werden und damit de facto langfristig angelegt sind, organisa-torisch nicht eingebunden sondern sehr lose an die Organisation gekoppelt,KünstlerInnen sind z. B. nicht bei Team- oder Strategiesitzungen dabei und dieProjekte sind nicht in der Organisationsstruktur abgebildet. Sie werden dabei in Bezugauf Öffentlichkeitsarbeit oder das Klientel sehr wirksam, nicht aber in Bezug auf dieKultur und Strukturen der Organisation. Der fallweise von außen herangetrageneAnspruch, mittels künstlerischer Dienstleistungen auch organisatorische Entwick-lungen anzuregen, wird eher selten erfüllt, setzt aber jedenfalls engere Kopplungen(intensivere Zusammenarbeit, strukturelle Verankerung z. B. in einer eigenenAbteilung …) voraus. In jenen Fällen, wo dies gewährleistet ist, können Kooperationenmit KünstlerInnen sehr wohl auch die Entwicklung der Organisation vorantreiben.

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Resümee: Markt- und Bedarfsanalyse aus Sicht der NPOs

NPOs, die von ihrer Struktur her flexibler angelegt sind, wie z. B. kleinere Vereine mitflexibleren Zeitstrukturen, fällt die Durchführung eines Kunstprojektes häufigleichter als starreren Organisationen, da z. B. in Spitzenzeiten des Projektes Flexibilitätim Personaleinsatz und bei der Finanzierung (Überstunden) erforderlich ist.

Eine Voraussetzung auf beiden Seiten ist eine Mindestkompetenz im Projektmana-gement. Dieses war bei den untersuchten Projekten sowohl bei KünstlerInnen alsauch bei NPOs ausreichend vorhanden, stellt also offensichtlich keine Barriere fürKooperationen dar. Das organisationsinterne Management des Projektes,insbesondere die interne Verankerung des Projektes, kann allerdings nur sehrbegrenzt dem/der KünstlerIn überantwortet werden, sondern bleibt Aufgabe derVerantwortlichen der NPO. Das Management von Events, Aufführungen, Ausstel-lungen etc. kann dagegen von KünstlerInnen übernommen werden, die denKunstmarkt und künstlerische Netzwerke besser kennen.

4.2 Merkmale von Sozialorganisationen, oder: worauf KünstlerInnengefasst sein müssen

Obwohl Sozialorganisationen des Dritten Sektors sehr unterschiedlich sind, findensich doch häufig einige Merkmale, die spezifische Gegebenheiten und Anforderungenfür KooperationspartnerInnen darstellen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass mandiesen bei der Arbeit mit und in sozialen NPOs begegnen wird, und es lohnt sich daher,vorbereitet zu sein. Ohne auf Unterschiede zwischen einzelnen Organisationeneingehen zu können, werden die wichtigsten Merkmale von Sozialorganisationendaher im Folgenden sehr verallgemeinernd zusammengefasst.112

Abwehr formaler Strukturen

Formalen Strukturen wie definierten Verantwortungsbereichen, Ablaufmustern undZuständigkeiten wird hohe Skepsis entgegengebracht, oft werden sie informellunterwandert. Vor allem in basisnahen NPOs findet man häufig eine hohe Unklarheitvon Strukturen – jeder darf überall mitreden, ist aber für nichts verantwortlich –, esherrschen das Anwesenheits- und Zufallsprinzip und eine „Dominanz desInformellen“. Gründe dafür liegen häufig in der Ideologie dieser Organisationen, imWunsch nach Gegenwelten, nach Mitbestimmung, nach Basisorientierung.Notwendige, mit dem Wachstum der Organisationen einhergehende Formalisierungenwerden von MitarbeiterInnen oft abgelehnt, da sie dem „alten Geist“, dem Gefühl vonZusammengehörigkeit und dem Vorherrschen persönlicher Beziehungen entgegen-stehen. Auch von ihrer Umwelt werden Erwartungen an diese Organisationengerichtet, die sich nur schwer mit den Strukturen formaler Organisationen vereinbarenlassen: Sie müssen sympathischer, menschlicher und „wärmer“ sein als andere Organi-sationen.

Bei Entscheidungen besteht in der Folge oft ein hohes Maß an Begründungsbedarf unddie Notwendigkeit der Einbeziehung möglichst vieler Personen. Charakteristisch sindenge persönliche Beziehungen und informelle Verflechtungen. Es finden sich hoheTendenzen zur Personalisierung – wichtig ist die Person und weniger ihre Funktion –sowie auch die Neigung zur Abschottung bzw. Verselbstständigung einzelner Teile derOrganisation.

112- Siehe ausführlicher Simsa, R. (2001): Gesellschaftliche Funktionen und Einflussformen vonNonprofit-Organisationen. Eine systemtheoretische Analyse. Frankfurt/Main u. a.; Simsa, R.(2002): NPOs im Lichte gesellschaftlicher Spannungsfelder: Aktuelle Herausforderungen für dasstrategische Management. In: Schauer, R.; Purtschert, R.; Witt, D. (Hrsg.): Nonprofit Organisa-tionen und gesellschaftliche Entwicklung: Spannungsfeld zwischen Mission und Ökonomie, Linz,S. 39–63. 115

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Resümee: Markt- und Bedarfsanalyse aus Sicht der NPOs

Es ist damit oft schwieriger als in anderen Organisationen, Strukturen zu erkennenund sich adäquat in ihnen zu bewegen. Prozesse der Auftragserteilung sind häufigbesonders kompliziert. Es ist hilfreich, sich auf damit verbundene mögliche Schwie-rigkeiten einzustellen, sie „auszuhalten“ und gleichzeitig eine hohe Sensibilität fürbestehende Einfluss- und Verantwortungsverhältnisse zu entwickeln.

Hohe Wertorientierung

Commitment zur gemeinsamen Sache sowie geteilte moralische Werte undIdeologien sind nicht nur ein zentraler Attraktor für MitarbeiterInnen und Geld-geberInnen, sondern prägen in den meisten sozialen NPOs das organisationaleGeschehen in hohem Ausmaß. Die typische wertgeladene Kultur fördert dasEngagement und die Motivation von MitarbeiterInnen. Sie kann allerdings einemrationalen Nutzen der Organisation als Mittel zum Zweck entgegenstehen. Charakte-ristisch sind auch emotional hohe Erwartungen an die Organisation (der Zugehö-rigkeit, der Gemeinsamkeit, der Geborgenheit).

Die inhaltlichen Ziele der Organisation und damit die Interessen von KlientInnen habenin der Regel höhere Bedeutung als in Wirtschaftsorganisationen. Angesichts dominie-render Modalitäten des Guten, Helfenden und Sorgenden werden die Interessen vonMitarbeiterInnen (nicht selten auch von diesen selbst) oft nachrangig berück-sichtigt. MitarbeiterInnen beschreiben ihre Tätigkeit in der Folge oft als sehrbelastend, als „Sisyphusarbeit“, und Burnout-Effekte treten besonders häufig auf.113

Als Folge der hohen Wertorientierung wird von KooperationspartnerInnen häufigerwartet, nicht nur mit ihren Kompetenzen, sondern auch in Bezug auf das eigeneWeltbild und die eigene Werthaltung zur Organisation zu passen. Während etwagewinnorientierte Unternehmen bei der gemeinsamen Organisation einerVeranstaltung mit KünstlerInnen eher selten geteilte Wertanschauungen und eineÜbereinstimmung mit den Organisationszielen voraussetzen, ist dies für soziale NPOsmeist wichtig. Es geht also nicht nur darum, gute Produkte oder Leistungenanzubieten, sondern es ist auch wichtig, in einem umfassenden Sinn dazuzupassen(Sprache, politische Anschauung, Ziele, Alltagskultur …).

Die KlientInnenorientierung ist generell sehr hoch in Sozialorganisationen.Besonders wichtig ist daher auch die Bereitschaft, sich auf die spezifischenBedürfnisse, Alltagsstrukturen und Gewohnheiten der KlientInnen einzustellen, ohnedabei die Bedürfnisse von MitarbeiterInnen zu vernachlässigen.

Hohe interne Widersprüche

Soziale NPOs sind häufig besonders starken Widersprüchen ausgesetzt. Gründedafür liegen in Erwartungen ihrer Umwelt sowie im Charakter ihrer Leistungen. Sokönnen etwa unterschiedliche Stakeholder wie SpenderInnen, MitarbeiterInnen, dieMedien, die LeistungsempfängerInnen oder VertreterInnen des politischen Systemsjeweils höchst unterschiedliche Ansichten darüber haben, was erfolgreiche Arbeiteiner Frauenberatung, eines Altenheimes oder einer Behinderteneinrichtung sei. DieseSituation wird dadurch erschwert, dass es bei den Leistungen nur wenig messbareErfolgskriterien gibt, die als klare Entscheidungsrichtlinien gelten könnten, auch dieOrientierungsfunktion von Geld bzw. finanziellem Erfolg ist naturgemäßeingeschränkt.

113- Vgl. Eckardstein (2002) sowie Simsa, R.; Schober, Ch.; Schober, D. (2003): Arbeit in Sozial-organisationen der Altenpflege: Personalmanagement, Belastung, Zufriedenheit und Motivationvon MitarbeiterInnen, Projektbericht, Wien 2003. 116

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Resümee: Markt- und Bedarfsanalyse aus Sicht der NPOs

Beispiele für solche Widersprüche lauten in allgemeiner Form etwa: InvestiertRessourcen in ein gutes Dienstleistungsangebot, aber betreibt gleichzeitig, mit gleichhohem Engagement Lobbying und politische Konfrontation! Messt und dokumentiertEure Erfolge, aber orientiert Euch nicht an messbaren Größen! Leistet mindestens soviel wie Wirtschaftsorganisationen oder der Staat, aber seid billiger! Werdet wieWirtschaftsunternehmen, aber bewahrt Eure Besonderheit! Betreibt Aufklärungsarbeitfür gesellschaftliche Probleme (etwa Drogenprobleme, HIV-Krankheit …), aber belastetdie Öffentlichkeit nicht mit unangenehmen Themen! Gebt Euren KlientInnen dieerforderliche Nähe und Wärme aber grenzt Euch ausreichend von ihnen ab!

Diese Widersprüche sind häufig nicht Zeichen von Unprofessionalität, sondern könnengar nicht immer einseitig und dauerhaft gelöst werden. Im Falle unauflösbarerKonflikte ist es zweckmäßig, die unterschiedlichen Verflechtungen und Verbindlich-keiten für eine ganz normale Arbeitsschwierigkeit zu halten. Daher ist es besser,davon auszugehen, dass man nur schwer zu klaren Entscheidungen kommt, die auchhalten, und dass es möglicherweise viel Zeit für interne Konfliktbearbeitung braucht.

Obwohl viele soziale NPOs bereits ein hohes Maß an Professionalität und Erfahrung imUmgang mit diesen Anforderungen entwickelt haben, ist es wichtig, dass neueKooperationspartnerInnen das oft prekäre Gleichgewicht nicht zusätzlich belasten. Beider Entwicklung von Konzepten und Ideen gemeinsam mit NPOs ist daher Professio-nalität ein mindestens ebenso wesentlicher Erfolgsfaktor wie künstlerischeKreativität. Die Arbeit mit den KlientInnen der Sozialorganisationen erfordert oft inbesonders hohem Ausmaß Strukturiertheit und Klarheit. Wichtig sind daher Verläss-lichkeit, strukturiertes, planvolles Vorgehen und Klarheit über eigene Grenzen undZielvorstellungen.

4.3 Mögliche Spannungsfelder bei künstlerischen Dienstleistungsprojektenin Sozialorganisationen

In der Kooperation zwischen Sozialorganisationen und KünstlerInnen kann es zuSpannungsfeldern kommen, die zumeist nicht Ausdruck von Unprofessionalität oderFehlern sind, sondern aus dem Zusammenspiel zweier sehr unterschiedlicher Bereichemit jeweils eigener Logiken kommen. Gelingt es, diese im Auge zu behalten, gegebe-nenfalls zu thematisieren und zu bearbeiten oder sie einfach nicht als Folge einespersönlichen „Scheiterns“ zu sehen, dann können sie produktiv nutzbar gemachtwerden. Wichtig dafür ist, sie möglichst früh in ihrer Struktur zu erkennen.

Bewahren versus Verändern: Oft werden von der künstlerischen DienstleistungImpulse und Anstöße zur Veränderung der Organisationsstrukturen und -kulturerwartet. Gleichzeitig bestehen in allen Organisationen Widerstände gegen Verände-rungen und die Arbeit sozialer NPOs macht diese zusätzlich heikel. Um hier eineangemessene Balance zu sichern, gilt es, das Spannungsfeld von Irritation undAnschlussfähigkeit laufend zu reflektieren.

Unruhe versus Ordnung: Soziale Arbeit benötigt oft sehr feste und klare Strukturenfür ein reibungsloses Funktionieren, also Ordnung. Ein potenzieller Gewinn derDienstleistung von KünstlerInnen liegt allerdings gerade im Einbringen von Unruhe,Kreativität und Neuem. Eine Strategie des Umgangs mit diesem Widerspruch ist, denkünstlerischen (Zeit-)Raum vom Alltag der KlientInnen zu trennen, also spezifische„Inseln“ im Alltag zu schaffen, für die dann – in dosiertem Maß – andere Regeln geltenkönnen.

KlientInnenorientierung versus Werkverbundenheit: In der Arbeit mitKlientInnen von Sozialorganisationen kann es leicht dazu kommen, dass Abstrichevom eigenen künstlerischen Anspruch gemacht werden müssen. Hier kann es zu

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Resümee: Markt- und Bedarfsanalyse aus Sicht der NPOs

Konflikten zwischen dem eigenen professionellen Selbstverständnis und auch denErwartungen der NPO an die künstlerische Qualität einerseits und zu den real verwirk-lichbaren Möglichkeiten mit dem spezifischen Klientel andererseits kommen.Gefordert ist ein prozessuales Kunstverständnis.

Dienstleistungsorientierung versus Geltungsbedürfnis: Insbesondere in derkünstlerischen Arbeit mit KlientInnen ist der Aspekt der Koproduktion wichtig.KünstlerInnen sind auf die aktive Mitarbeit der KlientInnen angewiesen, die die„eigentliche Arbeit“ vollziehen. Der Anteil des/der KünstlerIn ist zwar wesentlich,gerade in erfolgreichen Kooperationsprojekten jedoch nicht durchgängig bestimmendund oft auch nicht sichtbar. Die Betonung liegt auf dem partizipativen Entstehungs-prozess.

4.4 Empfehlungen für KünstlerInnen

Kontakte zwischen KünstlerInnen und NPOs, die zu erfolgreichen Projekten führen,verlaufen fast immer über persönliche oder institutionelle Netzwerke. AllgemeineMedien spielen eine geringere Rolle. Für KünstlerInnen, die an Kooperationen mitNPOs interessiert sind, kann daher die Kontaktaufnahme, Mitarbeit oder aucheinmalige Präsentation von Produkten oder Ideen in verschiedenen (sozialen)Vereinen, Dachverbänden oder Ausbildungsinstitutionen sinnvoll sein. Wichtig istjedenfalls, dass KünstlerInnen selbst aktiv werden.

Es ist wahrscheinlicher, dass NPOs Interesse an einem Angebot haben, wenn siebereits diesbezügliche Erfahrungen haben (sofern sie nicht bereits zu viele Projektemit KünstlerInnen gemacht haben). KünstlerInnen gehen daher weniger Risiko ein,wenn sie sich an NPOs wenden, die schon fallweise mit KünstlerInnen gearbeitethaben. Es kann auch sinnvoll sein, ein erstes Projekt unter Umständen gratis oder mitgeringer Bezahlung anzubieten, da Vorprojekte die Wahrscheinlichkeit für künftigeKooperationen erhöhen. Sobald NPOs Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit neuenPartnerInnen gemacht haben, scheint ihr Interesse an einem Ausbau der Kooperationzu wachsen.

Auf Grund der Entscheidungsstrukturen und der Organisationskultur vieler Sozial-organisationen ist es sinnvoll und entlastend, sich auf möglicherweise umständlicheVerfahren im Vorfeld gefasst zu machen. Wichtig ist es auch, darauf zu achten,wirklich mit den zuständigen Verantwortungsträgern zu sprechen und gegebe-nenfalls auch informelle Strukturen zu berücksichtigen.

Es ist hilfreich, sich möglichst rasch ein Bild von den Wertvorstellungen und Zielender NPO zu machen und sich mit Thematik, Klientel und MitarbeiterInnen der NPOauseinander zu setzen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch der Sprachge-brauch (wie werden z. B. verhaltensauffällige Kinder oder geistig behinderte Klientenbezeichnet; wie die ehrenamtlichen Mitarbeiter …). Selbst wenn die künstlerischeArbeit auf die Veränderung von Strukturen der NPO abzielen sollte, muss zumindest inder ersten Phase der Zusammenarbeit Anschlussfähigkeit gewahrt bleiben.

Vorüberlegungen in Bezug auf die Nutzenerwartung: Die Bereitschaft von NPOs,Kooperationen mit KünstlerInnen einzugehen, hängt stark von der Nutzenerwartungder Sozialorganisationen ab. Daher ist es hilfreich, sich als KünstlerIn im Vorfeld zuüberlegen, worin denn der „Kundennutzen“ besteht, was konkret mögliche Vorteilefür die NPO sein könnten. Meist denkt man als AnbieterIn eher nach der Logik dereigenen Tätigkeit (Was ist das Besondere am eigenen Projekt, der eigenen Idee?)und weniger nach der Logik des Kooperationspartners (Wie trägt die eigene Idee zudessen Zielen bei?).

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Resümee: Markt- und Bedarfsanalyse aus Sicht der NPOs

In Bezug auf mögliche inhaltliche Orientierungen ist es vor allem günstig, dasInteresse der NPOs an Projekten in den Bereichen Weiterbildung, Freizeitge-staltung der KlientInnen und Öffentlichkeitsarbeit zu nutzen. Wichtig dabei ist es,den künstlerischen Gehalt (neue Impulse, Kreativität) in Verbindung mit denStrukturen und Bedürfnissen der Sozialorganisation hervorzuheben.

Vorüberlegungen in Bezug auf die eigenen Motive: Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist dieKlarheit über eigene Interessen, Ziele und Motive. NPOs reagieren (zu Recht)abwehrend, wenn der Eindruck entsteht, die KünstlerIn möchte mit der Kooperationeigene Probleme bearbeiten, z. B. mit Drogenkranken arbeiten, wenn man selbstDrogenprobleme hat. Auch Mitleid als Motiv wird von Seiten der NPOs nicht geschätzt,sondern als unprofessionell empfunden.

Vorüberlegungen in Bezug auf den Projektinhalt: Der Inhalt des künstlerischenProduktes sollte zur Arbeit der NPO passen. So sehen Sozialorganisationen in derRegel problemorientierte, düstere oder schwere Zugänge zur Kunst, die künstlerischvon hoher Qualität sein können, für ihre KlientInnen als nicht geeignet.

Um einen möglichst reibungslosen Projektablauf zu gewährleisten und möglicheKonflikte oder Widerstände von Seiten der MitarbeiterInnen zu verringern, solltebereits bei der Planung darauf geachtet werden, dass die MitarbeiterInnen durchdas Projekt nicht zu sehr belastet sind bzw. in dieses nach Möglichkeit integriert sind.Es ist sinnvoll, deren Interessen möglichst schon im Vorfeld zu berücksichtigen.

Dem Primat der KlientInnenorientierung muss sich auch die künstlerische Dienst-leistung unterordnen. Dies heißt vor allem auch, sich den Strukturen der KlientInnen,die zum Teil sehr rigide sein können, anzupassen. (z. B.: klare und fix definierteTagespläne, räumliche Bindungen, Bindungen an Bezugspersonen, Verhaltens-codizes). Um spätere Enttäuschungen zu vermeiden, ist es auch wichtig, sich einrealistisches Bild in Bezug auf die mögliche künstlerische Qualität zu machen.Bisweilen kann der Entstehungsprozess wichtig sein und trotzdem am Ende keinProdukt vorliegen.

Wesentlich ist auch, auf die materiellen Gegebenheiten der NPO einzugehen, sichinsbesondere darauf einzustellen, dass die Infrastruktur oft nicht mit den eigenenAnsprüchen oder Gewohnheiten übereinstimmt (ein Theaterstück im Altersheim wirdunter anderen räumlichen und technischen Bedingungen produziert als eines imLandestheater). Hier ist Flexibilität und Anpassung gefordert.

Bei der Arbeit mit KlientInnen von Sozialorganisationen, vor allem mit Behinderten, isteine hohe Frustrationstoleranz absolut erforderlich, die Arbeit kann sehr bereichernd,aber auch sehr belastend sein. Es kann sehr hohen und auch nachhaltigen Schadenanrichten, wenn ein Projekt frühzeitig abgebrochen wird, weil der/die KünstlerInaufgibt und aus dem Projekt aussteigt! VertreterInnen der Sozialorganisationenbetonen häufig, dass man sich auf diesbezügliche Anforderungen wenig vorbereitenbzw. schulen kann. Der/die KünstlerIn kann (und muss) allerdings in Gesprächen mitVertreterInnen der Sozialorganisation versuchen, sich ein möglichst realistisches Bildvon erwartbaren Schwierigkeiten und Anforderungen zu verschaffen und sich wenn,dann ernsthaft und verantwortungsvoll auf das Projekt einlassen.

Generell ist sowohl bei der Vorbereitung und Planung als auch bei der Durchführungeines Kooperationsprojektes hohe Professionalität, das heißt Strukturiertheit,Verlässlichkeit und Klarheit des/der KünstlerIn wie auch der Organisation wichtig.Sofern diese Klarheit in Bezug auf Rollengestaltung und Verantwortungsbereiche nichtvon der NPO selbst gegeben wird, sollte sie mittels gezielter Fragen von Seitendes/der KünstlerIn geschaffen werden.

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Resümee: Markt- und Bedarfsanalyse aus Sicht der NPOs

4.5 Empfehlungen für Sozialorganisationen

Erfahrungen von Organisationen, die mit KünstlerInnen zusammengearbeitet haben,zeigen, dass dies äußerst gewinnbringend für die Organisation selbst, die Mitarbei-terInnen und auch die KlientInnen sein kann. Auch in Bezug auf Öffentlichkeitsarbeitliegen hier Möglichkeiten, die von Sozialorganisationen viel zu wenig beachtetwerden. Eine erste Empfehlung ist es daher, die Möglichkeiten, die Kooperationenmit KünstlerInnen bieten können, stärker zu nutzen, Ideen aufzugreifen, selbst zuentwickeln und zu realisieren.

In Bezug auf die Finanzierung solcher Projekte ist Kreativität und Durchsetzungs-bereitschaft erforderlich, Fähigkeiten, die die meisten Sozialorganisationen ohnehinbereits entwickeln mussten. Es zeigt sich, dass eine gewisse Hartnäckigkeit hiererfolgversprechend ist. Organisationen, die wirklich Interesse an einem Projekt habenund sich nicht vorschnell von Finanzierungsfragen abschrecken lassen, gelingt eshäufig, das Projekt zu realisieren und zu finanzieren. Sofern kein eigenes Projekt-budget vorhanden ist, ist es sinnvoll, damit zu rechnen, dass man Geldgebernerklären muss, was mit dem künstlerischen Projekt bezweckt wurde, und Argumentevorzubereiten, warum gerade dafür Geld aufgewendet wurde.

Die Existenz einer/s PromotorIn des Projektes ist äußerst förderlich und in vielenFällen sogar eine notwendige Voraussetzung für das Zustandekommen und/oder dieerfolgreiche Durchführung der Kooperation. Wichtig ist dabei, dass diese Personausreichend Einfluss in der Organisation hat. Wenn in der Organisation Personen starkan dem Projekt interessiert sind, ist es sinnvoll, diesen diesbezüglich Unterstützungund Handlungsspielraum zu geben.

Für den Erfolg von Kooperationsprojekten mit KünstlerInnen ist die Einbettung desProjektes wie auch der Person des Künstlers/der Künstlerin wesentlich. Hier ist eserstens notwendig, im Vorfeld Klarheit über die Ziele und den geplanten Ablauf desProjektes zu schaffen und möglichst breite Akzeptanz zu sichern, indem betroffeneMitarbeiterInnen frühzeitig eingebunden werden. Zweitens müssen Zuständigkeitenund Verantwortungen zwischen MitarbeiterInnen und KünstlerIn klar geregelt sein –eine Anforderung, die selbstverständlich klingt, in der Praxis aber leicht vergessenwerden kann.

Sinnvoll ist die gemeinsame Erarbeitung und Konzeption des Projektes zwischenKünstlerIn und NPO. In einzelnen Bereichen der Öffentlichkeitsarbeit kann es Sinnmachen, den/die KünstlerIn bzw. sein/ihr Produkt einfach „einzukaufen“, in denmeisten anderen Projekten bewährt sich dies nicht. Die fast wichtigste Arbeit findethier bereits im Vorfeld statt, indem beide Seiten die Möglichkeiten und Grenzeneiner Zusammenarbeit abklären, auf ihre Bedürfnisse und Ressourcen abstimmen undeine genaue Rollenverteilung absprechen. Die Praxis zeigt, dass es über weiteStrecken relativ egal ist, wer wofür zuständig ist, hier gibt es einen großen Verein-barungsspielraum. Wichtig ist allerdings, dass Zuständigkeiten eindeutig geklärtwerden.

Ein häufiger Fehler von Sozialorganisationen ist die geringe Berücksichtigung derGrenzen von MitarbeiterInnen, was die schon aus dem Tätigkeitsfeld häufigresultierende Burnout-Gefahr im Sozialbereich verstärkt. Die Durchführung einesKunstprojektes, die oft zusätzlich zum Alltagsgeschäft abgewickelt wird, kann beialler Bereicherung noch zusätzliche Belastungen für die MitarbeiterInnen mit sichbringen. Da dies nicht nur ein Stolperstein für das Kunstprojekt werden kann, sondernzudem auch sonstige organisationale Prozesse gefährdet (Konflikte, Motivations-verlust …), ist es wichtig, nicht nur Interessen der KlientInnen und KünstlerInnen,sondern auch jene der MitarbeiterInnen im Blick zu behalten.

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Resümee: Markt- und Bedarfsanalyse aus Sicht der NPOs

Die Einbindung künstlerischer Dienstleistungen in die Organisation kann zuWidersprüchen und auch Problemen führen. NPOs haben meist weder materiell nochpersonell genügend Puffer, um Turbulenzen einfach abzufangen. Dies wird vielmehrhäufig von MitarbeiterInnen geleistet, die die Wirkungen dieser Spannungenunmittelbar erleben und nicht selten durch – nicht zusätzlich honoriertes –Engagement das Funktionieren der Einrichtungen sicherstellen. Entsprechend wichtigist daher die Akzeptanz des Künstlers/der Künstlerin durch das Personal sowie auchdie Klärung seiner/ihrer Rolle in der Hierarchie der Organisation. Folgende Fragensind diesbezüglich im Alltag der Zusammenarbeit wichtig und nach Möglichkeit schonim Vorfeld zu klären:

• Wer ist für das Projekt bzw. den/die KünstlerIn verantwortlich?

• Wer soll den/die KünstlerIn bei der Dienstleistung unterstützen?

• Wem kann er/sie Anordnungen erteilen, von wem Material beschaffen, an wessenSchreibtisch eventuell telefonieren …?

• Wer trifft welche Entscheidungen in Zusammenhang mit dem Projekt?

• Wessen Zuständigkeitsbereiche werden von dem Projekt legitimerweise tangiert,sind die betreffenden Personen darüber informiert und damit einverstanden …?

Die Klärung der Rolle des Künstlers/der Künstlerin ist auch notwendig, um möglicheund wahrscheinliche Konkurrenzvermutungen von Seiten der MitarbeiterInnenauszuräumen. Besonders notwendig ist dies bei dauerhafter angelegten Projekten undbei Dienstleistungen, die hohe fachliche Nähe zur alltäglichen Arbeit aufweisen.Prekär ist vor allem die Abgrenzung zu KunsttherapeutInnen. Hier ist insbesondereauf eine klare Unterscheidung zwischen künstlerischer und therapeutischer/sozial-arbeiterischer Arbeit zu achten. In manchen Fällen hat sich diesbezüglich eine organi-sationale Auslagerung, etwa in Form eines Sonderstatus/Sonderbereiches, oder ineinem bewusst zeitlich begrenzten Anlegen des Projektes bewährt. Das heißt, eswerden klare „Inseln“ im Alltag geschaffen, in denen zum Teil andere Anforderungenund Spielregeln herrschen. Bei der Wiedereingliederung der KlientInnen in die„normalen“ Strukturen übernimmt das Personal eine wichtige Vermittlerrolle.

Der Prozess kann wichtiger sein als das Produkt. Auch für NPOs ist es wichtig, inBezug auf den künstlerischen Anspruch entsprechend den Fähigkeiten undMöglichkeiten des Klientels Abstriche zu machen. In der Regel fällt den Sozialorgani-sationen dies leichter als KünstlerInnen, in manchen Fällen wurde allerdings auch vondiesbezüglichen Enttäuschungen als Folge überhöhter Erwartungen berichtet.

Die Arbeit mit den KlientInnen ist häufig schon für geschulte MitarbeiterInnenbelastend und kann für KünstlerInnen, die diesbezüglich weniger Erfahrung haben,entsprechend schwieriger sein. Widersprüche zwischen Kunst und Sozialer Arbeitoder auch innerhalb der Sozialorganisationen können die Anforderungen an Künst-lerInnen noch zusätzlich erhöhen. Da es vor allem für KlientInnen ein großes Problemdarstellen kann, wenn Projekte frühzeitig von Seiten der KünstlerInnen abgebrochenwerden, ist es sinnvoll, Bedürfnissen, Möglichkeiten und Grenzen der Künst-lerInnen hohes Augenmerk zu widmen. Bereits im Vorfeld der Zusammenarbeit solldarauf geachtet werden, mit welchen Motiven die Zusammenarbeit angestrebt wird,ob die Person die erforderliche Stabilität und Belastungsfähigkeit hat und ob möglicheBelastungen realistisch eingeschätzt werden. Im Projektverlauf kann es sinnvoll sein,auf Belastungen zu achten, Probleme möglichst frühzeitig anzusprechen undeventuell eine Person einzusetzen, die den/die KünstlerIn bei Problemen oder inKrisensituationen unterstützt und auch persönlich „auffängt“.

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Literaturverzeichnis

Die meisten befragten Sozialorganisationen, lassen KünstlerInnen zudem kaum mitKlientInnen, insbesondere mit Menschen mit psychischen Problemen, alleine arbeiten.

Die Nominierung einer Ansprechperson für den/die KünstlerIn ist auch auspraktischen Gründen erforderlich. Diese kann eine wichtige Vermittlerrolle zwischenKünstlerIn und Organisation spielen, dem/der KünstlerIn in unterschiedlichsteneinzelnen Situationen sagen, was möglich ist und was nicht, wo bestimmte Materialienzu erhalten sind, wann welcher Raum zu benutzen ist, wie die Zeitstrukturen undZuständigkeiten in der Organisation sind, womit bei welchen KlientInnen zu rechnenist, wer bei welchen Fragen anzusprechen ist etc.

Die Infrastruktur (z. B. Beleuchtung bei Theateraufführungen, Räume, Arbeitsmate-rialien) kann bei bestimmten künstlerischen Dienstleistungen wichtig sein, sollte aberkein Hinderungsgrund für die Kontaktaufnahme mit KünstlerInnen sein. In der Regelstellt dies in der Praxis kein Problem dar, hier zeigen KünstlerInnen der Erfahrung nachhohe Flexibilität und richten sich nach den Gegebenheiten der Organisation.

Es ist wichtig und hat sich in der Praxis bewährt, KünstlerInnen bei aller notwendigenKontrolle und Strukturierung auch den erforderlichen Freiraum zu gewähren.Hier kann es sinnvoll sein, fallweise über den eigenen Schatten zu springen, zuakzeptieren, dass künstlerische Dienstleistungen auch das bewirken können, wasman eigentlich von ihnen erwartet, nämlich Veränderung, Irritation und dasEinbringen einer gewissen „Buntheit“ in den Alltag der Organisation. Hier sind vonSeiten der NPO Mut, das richtige Augenmaß und interne Kommunikation und Reflexiongefordert. Wenn die Gratwanderung zwischen zu engen Grenzen und gefährlicherBeliebigkeit gelingt, dann zeigt die Erfahrung, dass hier wertvolle Impulse gewonnenwerden können.

5 Literaturverzeichnis

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

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6 Abkürzungsverzeichnis

K, M, O, F: KlientInnen, MitarbeiterInnen, Organisation, FunktionärInnenkw: kein Wertm, w: männlich, weiblichn: Anzahl der Datensätze der StichprobeNPO: Not for profit Organisationen oder Nonprofit Organisationen

Sonstige sprachliche Eigenheiten

Projekte, Einrichtungen, Organisationen, NPOs: Diese Bezeichnungen werden synonym für dieuntersuchten NPOs gebraucht und entstammen teilweise dem Sprachgebrauch der NPOs.

Die Bezeichnungen Trägerorganisationen und Hauptorganisationen werden ebenfalls synonymverwendet.

7 Anhang

7.1 Beispiele für Kunstprojekte im In- und Ausland

Die folgenden Beispiele für Kooperationen aus dem Inland und Ausland sind im Jahr 2002 überfolgende Medien recherchiert worden: Internet, Diplomarbeit von Harald Schmutzhard,Fragebögen aus der Befragung im Rahmen des Transmission-Projektes, ÖKS (ÖsterreichischerKulturservice, Wien). Sie werden im Fragebogen als Kategorien verwendet.

1) maiz-Airlines

Projektname: Interaktive Ausstellung: „maiz-Airlines“Trägerorganisation/en: MAIZ, Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen, Linz, OÖ,Hofgasse 11Kunstsparte: Neue MedienZielgruppe: MigrantinnenKurzbeschreibung: Ausstellung: „maiz-Airlines“ über Sextourismus und Frauenhandel national:Linz, Wien, Villach, Innsbruck, Kremsmünster international: Italien, Spanien, DeutschlandSonstiges: In unserer Arbeit versuchen wir Strategien zu entwickeln und zu verfolgen, die uns dieTeilnahme und die Mitgestaltung als Akteurinnen ermöglichen: Wir positionieren uns gegen dieFortsetzung eines Prozesses, der uns nicht nur die Rolle des Objektes (meistens imZusammenhang mit Folklore) im Rahmen von kulturellen Darstellungen erlaubt, und fördern eineArbeit, die uns die Durchführung einer seriösen und professionellen Kulturarbeit abseits vonfolkloristischen Darstellungen und in der Rolle von Subjekten ermöglicht.Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit der Möglichkeit der Zusammenarbeit zwischen Künst-lerInnen und Migrantinnen, eine Art der Kulturarbeit, die in den letzten Jahren immer häufigerwurde (nicht in MAIZ) und die sich meistens im Grenzraum zwischen den Sozial- und Kulturbe-reichen entwickelt. Auch in diesem Grenzraum wollen wir den Schwerpunkt Migrantinnen undBeruf im Zusammenhang mit der Kampagne vom Büro für Frauenfragen/Land OÖ zum „Jahr derChancengleichheit“ in Form einer Ausstellung präsentieren

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Anhang

2) Gefängnis-Kunst, Gefängnisseelsorge Stein

Projektname: Paenitet Me – CD des GefängnischorsKunstsparte: Musik, MalereiZielgruppe: GefangeneKurzbeschreibung: Das Cover stellt einen bunten Farbenteppich dar, der einen möglichen Wegvom Dunkel ins Licht andeuten will. Der Titel der präsentierten CD „Paenitet Me …?“/„Ich bereue…?“ ist ein angefangener, aber nicht zu Ende gesprochener Satz. Die Verbindung zwischen denvielen Farbenflecken und dem Satz „Ich bereue …?“ veranschaulicht die augenblickliche Wahrheitdes Lebens: „Welche ist die Farbe meines Lebens?“ Und zugleich die Möglichkeit derEntscheidung: „Mit welcher Farbe will ich mein Leben zeichnen?“ „Ich bereue …? – Ein möglicherWeg vom Dunkel ins Licht …? Aus dem Cover: „Paenitet Me …?“ Zwischen den Städten Krems undStein, am östlichen Ende der Wachau gelegen, befindet sich die Justizanstalt Stein. Sie ist diegrößte Strafvollzugsanstalt Österreichs und beherbergt ca. 730 Gefangene.Sonstiges: Im Jahre 1999 gründete sich der Männerchor der Justizanstalt Stein, der 16 Straf-gefangene umfasst. Unter der organisatorischen und betreuenden Leitung des Anstaltspfarrerssowie des Referates Freizeit, Kunst und Kultur setzte sich der Chor vorerst mit der musikalischenGestaltung der anstaltseigenen Gottesdienste auseinander. Zahlreichen Einladungen folgend,wurde es dann den Männern des Chores von der Anstaltsleitung auch ermöglicht, ihre Liederaußerhalb der Gefängnismauern dem interessierten Publikum darzubieten. Die persönlichenBemühungen und das große Engagement aller beteiligten Personen fanden nun ihren Höhepunktin der Produktion dieser CD.

3) Rote Nasen Seniorenprogramm, Rote Nasen Clowndoctors

Projektname: Rote Nasen SeniorenprogrammTrägerorganisation/en: Rote Nasen Clowndoctors, Wien, Muthgasse 27Kunstsparte: Schauspiel, MusikZielgruppe: alte und kranke MenschenKurzbeschreibung: Ziel des Clowns ist es, den körperlichen und geistigen Verfall der Patienten zuverlangsamen oder aufzuhalten. Dabei wird den Patienten unter Rücksichtnahme auf ihrespeziellen seelischen und physischen Bedürfnisse, die aus ihrer persönlicher Vergangenheitresultieren, liebevolle Aufmerksamkeit geschenkt. So trägt jeder Einsatz zur Verbesserung derLebensqualität der alten Menschen bei. Mit den regelmäßigen Clownbesuchen verstärkt sich ihrZeitgefühl und der Wunsch nach Kommunikation. Durch die Musik kehren plötzlich Bilder derVergangenheit und Erinnerungen an schöne Erlebnisse wieder. In der Beziehung zum Clownerwacht die Identifikation mit der eigenen Geschlechterrolle: Es wird wieder geflirtet undkokettiert. Nun haben auch alte Menschen wieder Grund zu lachen.Sonstiges: auch für Kinder und Clown-Ambulanz

4) artemis generationentheater

Projektname: out of memory, TanztheaterTrägerorganisation/en: artemis generationentheater, Klagenfurt, Adolf-Tschabuschnigg-Straße12/2Kunstsparte: Theater, TanzZielgruppe: ältere und alte Frauen, GenerationenKurzbeschreibung: Das Tanztheater out of memory begibt sich auf eine Reise zu denverschlossenen Räumen des Gedächtnisses. Mit der Bewegung als Sensor tasten sich zehnTänzerinnen über einen Berg aus weißen Flecken und wiederkehrenden Alpträumen zur ihrenverschütteten Erinnerungen. Das Ensemble von artemis generationentheater arbeitet erstmalsgenerationsübergreifend. Für diese Produktion tanzen neben den fünfzig- bis siebzigjährigenFrauen drei junge Tänzerinnen.Sonstiges: Das artemis generationentheater arbeitet projektorientiert mit einem intergenerativenAnsatz. Mit Hilfe von angeleiteten Improvisationen werden Theaterstücke mit Frauen entwickelt.Ausgehend vom Erfahrungsschatz der Einzelnen, wird das Allgemeine herausgefiltert, um gesell-schaftliche Bezüge herzustellen. KünstlerInnen und KulturarbeiterInnen gewährleisten profes-sionelle Rahmenbedingungen, die den DarstellerInnen die Möglichkeit bieten, über »authen-tisches Spielen« ihre Lebens- und Vorstellungswelten auf die Bühne zu bringen.

5) Malatelier, Pro mente OÖ

Projektname: Kunst Raum GoethestraßeTrägerorganisation/en: Kunst und Kultur, Pro mente OÖ, Linz, Goethestr. 22Kunstsparte: MalatelierZielgruppe: psychisch Kranke

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Anhang

Kurzbeschreibung: Als Schnittstelle zwischen geschützter Werkstätte und Öffentlichkeit ist er einOrt der Kunstbegegnung, der Kunstvermittlung und der Kommunikation, in dem sozialpolitischeund gesellschaftsrelevante Themen diskutiert werden.Sonstiges: Kunst und Kultur bietet die Möglichkeit zur kreativen Arbeit und wendet sich an allePersonen, die in dieser Herausforderung einen Weg sehen, psychosoziale Krisen zu verhindern,zu erleichtern oder zu überwinden. Die Arbeit in verschiedenen Kunstmedien hilft den Alltag zustrukturieren, das Selbstwertgefühl zu steigern und kann so zur Gewinnung eines neuen Lebens-sinnes beitragen. Die Ziele unserer Einrichtung liegen vor allem in der positiven Persönlichkeits-entwicklung der Teilnehmer, in der Förderung ihres individuellen Ausdrucks und kreativenPotenzials. In den Bereichen Malatelier, Theater, Tanz und Musik begleiten Künstler und psycho-soziales Fachpersonal die Teilnehmer in ihrem kreativen Schaffen.

6) HIV-art

Projektname: HIV-art, WorkshopsTrägerorganisation/en: AIDS-Hilfe Bochum e.V., Bochum, DeutschlandKunstsparte: MalereiZielgruppe: Menschen mit Aids, Menschen mit HIVKurzbeschreibung: Die Freude am kreativen Handeln steht im Vordergrund und wird als sinnhafterlebbar. Dieses fördert ein positives Selbstwertgefühl, eine wichtige Ressource auf dem Wegzum Wohlbefinden mit – oder – trotz – oder – durch die Krankheit AIDS. HIV-ART ist ein die Sinneansprechender Beitrag zur Lebensqualität.

7) CliniClowns

Projektname: CliniClownsTrägerorganisation/en: CliniClowns, Wien, Schwarzenbergplatz 16Kunstsparte: SchauspielZielgruppe: kranke MenschenKurzbeschreibung: Die CliniClowns besuchen chronisch und schwer kranke Kinder an ihrenKrankenbetten, um sie auf eine Reise in ein Land der Fantasie mitzunehmen. In diesem Land gibtes keine Schmerzen, keine Traurigkeit und auch keine Krankheit. Lachen regiert das Land, undwenn die Kinder mit Kraft zurückkehren, um ihrer Krankheit den Kampf anzusagen, dann habendie CliniClowns ihr Ziel erreicht. Lachen macht gesund.Sonstiges: CliniClowns werden speziell ausgebildet: Sie sind ErgotherapeutInnen, ÄrztInnen,KünstlerInnen …

8) amnesty international Österreich

Projektname: Nix gegen Sie persönlich (Theaterstück)Trägerorganisation/en: amnesty international Österreich, Wien, Möringgasse 10Kunstsparte: TheaterZielgruppe: Kinder und Jugendliche in SchulenKurzbeschreibung: Die Forumtheatergruppe spielerai kommt an die Schule. Die Dauer für dieEinführung, das Forumtheaterstück und die Mitspielphase liegt zwischen 60 und 90 Minuten.Es sollten mindestens zwei (Unterrichts-)Stunden für den Workshop zur Verfügung stehen.Sonstiges: Methodik: Theater der Unterdrückten, interaktives Theater

9) RambaZamba

Projektname: RambaZambaTrägerorganisation/en: Sonnenuhr e.V. und Theater RambaZamba, Berlin, Schönhauser Allee36–39Kunstsparte: TheaterZielgruppe: geistig behinderte MenschenKurzbeschreibung: Das Spiel nach Fantasien der geistig behinderten SchauspielerInnen ist seitseiner Premiere vor fünf Jahren der gefragte „Ramba-Zamba-Renner“. Aus einer notorischlangweiligen Geburtstagsfete wird ein Fest sonderbarer, äußerst merkwürdiger Art. Alle Gästeentfliehen dem Schutz der behüteten Bürgerfeierlichkeit hin zum Ort ihrer Fantasien: in dasKaffee.

10) die Anderen

Projektname: die AnderenTrägerorganisation/en: Verein „Die Anderen“, Schweiz, BaselKunstsparte: Fotografie, Musik, Gesang, TheaterZielgruppe: behinderte Menschen

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Anhang

Kurzbeschreibung: Kinder, Kinder! Für das Kindermusical „Zämme lääbe“ bestand weder einbekanntes Stück noch irgendein Drehbuch. Die Basler Komponistin und Soulsängerin BeaSchneider konnte sich aber auf die Improvisationslust der acht behinderten und nichtbehindertenKinder verlassen. Die Story erzählt, wie sich Kinder im Alter von 8 bis 15 Jahren das Entsteheneines Musicals vorstellen. So wuchs mit Gesang, Tanz, Schauspiel und Musik ein Stück heran, dasden Wünschen und Möglichkeiten der jungen DarstellerInnen voll entsprach. Bei der Hauptprobewar eine Filmequipe dabei. Welturaufführung des Musicals war in der Elisabethenkirche imRahmen des Festivals „Zämme lääbe, zämme feschte“. Das Publikum war begeistert. Und zurFreude und zum Stolz der Kinder wurde vom Titelsong „Zämme lääbe“ eine CD produziert, die imRadio gespielt wurde.Sonstiges: Kultur von Menschen mit und ohne Behinderung. Ziel ist, kulturelle Aktivitäten mitBehinderten und Nichtbehinderten zu fördern. Auftritte, Ausstellungen und Konzerte sollenBrücken bauen. Dieses Ziel verwirklichen wir mit dem Konzept „Kultur für Solche und Andere“,das in verschiedenen Langzeitprojekten höchst erfolgreich umgesetzt wurde. Heute zählt derVerein bereits über mehrere hundert Mitglieder und steht natürlich allen Interessierten offen.

11) aufBruch

Projektname: aufBruchTrägerorganisation/en: Berliner Initiative, die im größten deutschen Gefängnis, der JVA Tegel,Theaterprojekte machtKunstsparte: TheaterZielgruppe: GefangeneKurzbeschreibung: Diese Initiative versucht zwei Aufführungen im Jahr zu machen.Sonstiges: Gefängnis-Theater hat, idealtypisch gedacht, eine ästhetische, eine sozial-politischeund pädagogische Dimension, die natürlich in der Praxis keine beliebigen, sondern voneinanderabhängige Größen sind. Wenn Theater allgemein den Anspruch hat, Gesellschaft zu spiegeln,gesellschaftliche Realität zu kritisieren oder Raum für Utopien zu bieten, unterscheidet sichTheater im Gefängnis dadurch, dass der Kontext per se eine Determinante und Zuspitzungsozialer Energien ist. Außerdem sind die Schauspieler nicht einfach Laien, sondern Laien, die ineiner extrem sinnentleerten, unkommunikativen, entindividualisierten und gewaltbereitenUmwelt leben.

7.2 Erhobene Kooperationsprojekte

Die folgenden Beispiele für Kooperationen wurden im Zuge der qualitativenUntersuchung erhoben und liegen diesem Bericht zu Grunde. Projekte von Organisa-tionen, die in der Befragung anonym bleiben wollten, werden nicht dargestellt.

1) 10 with onions

Trägerorganisation: palaverKunstsparte: Bildende KunstZielgruppe: FrauenKünstlerIn: SKART (Dragan Protic and Djordje Balmazovic), rotor associationKurzbeschreibung: Gemeinsam mit SKART Belgrad und der Galerie rotor association wurden mitMitgrantinnen auf Spruchdecken Ihre Situation beschrieben und reflektiert. AnschließendAusstellung, Fest, Fotodokumentation.

2) Atelier Neuhauserstadel

Trägerorganisation: Institut HartheimKunstsparte: Bildende KunstZielgruppe: geistig und mehrfach behinderte Menschen, AnstaltKünstlerIn: KunstabsolventInnen (Sipendiaten)Kurzbeschreibung: Seit zwölf Jahren existiert das Atelier. Unter Anleitung eines Künstlers,verstärkt durch wechselnde Stipendiaten der Kunstuni Linz, arbeiten mehrer Heimbewohnerdauernd oder über längere Zeiträume als Künstler. Gründung von KUNST FORMEN HARTHEIM,einer Institution, die Kunst im Kontext geistiger Behinderung zum Thema hat. (Präsentationen,Symposien und Workshops. Archiv, Bibliothek und Sammlung)

3) Ausstellung 4+4

Trägerorganisation: Lebenshilfe FeldbachKunstsparte: Bildende KunstZielgruppe: Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung, Anstalt

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Anhang

KünstlerIn: Josef Fink, Angelika Thon, Leon Spiegel, Thomas MichelitschKurzbeschreibung: Vier KundInnen aus der hauseigenen Künstlergruppe „Velwervischperl“ undvier KünstlerInnen aus der Oststeiermark veranstalten in der Kulturhalle einen einwöchigenWorkshop mit anschließender Vernissage.

4) Gemeinschaftsbild

Trägerorganisation: bfi-FrauenwerkstattKunstsparte: Bildende KunstZielgruppe: langzeitarbeitslose FrauenKurzbeschreibung: Für das hauseigene „bistro“ wurde unter Anleitung einer Künstlerin von denFrauen ein großes Gemeinschaftsbild („Triptichon“) erarbeitet und im „bistro“ ausgestellt. Einweiteres Bild („pars pro toto“) wurde in zwölf Teile geteilt und als Puzzle den Vorstandsmit-gliedern des Vereines geschenkt:

5) Goldplattenprojekt

Trägerorganisation: Verein Frauen für Frauen, Frauenhaus SteyrKunstsparte: Bildende KunstZielgruppe: Frauen, ÖffentlichkeitKünstlerIn: Hannes AngerbauerKurzbeschreibung: Mit Blattgold belegte Platten mit verschiedenen Motiven wurden im Eingangs-bereich (Boden, Türen) verlegt. Durch die Benutzung wird das Blattgold unterschiedlichabgetragen, die Motive freigelegt. Nach etwa drei Monaten Abnahme und Ausstellung derPlatten.

6) MAKE ä SIGN

Trägerorganisation: MafaldaKunstsparte: VideoZielgruppe: Mädchen/junge Frauen, ÖffentlichkeitKünstlerIn: Astrid BecksteinerKurzbeschreibung: Videoarbeiten für Graz 2003. Produktion eines Videoclips zum Thema„Mädchen und Öffentlichkeit“.

7) Malatelier

Trägerorganisation: Kunst und Kultur, Pro mente OÖKunstsparte: Bildende KunstZielgruppe: psychisch KrankeKünstlerIn: diverseKurzbeschreibung: s. o. unter 7.1. 1)

8) Malwerkstatt

Trägerorganisation: Altenfeldner Werkstätte, NeufeldenKunstsparte: Bildende KunstZielgruppe: psychisch Kranke, WerkstätteKurzbeschreibung: Im Rahmen der Werkstadt wird unter Anleitung einer Künstlerin einmal in derWoche drei Stunden gearbeitet, insbesondere gemalt. Verwendete Techniken/Materialen sindAcryl, Glasfarben, Keramik (Gips), Karton. Die Arbeiten werden ausgestellt und verkauft.

9) Metallworkshop

Trägerorganisation: MafaldaKunstsparte: Bildende KunstZielgruppe: Mädchen/junge FrauenKünstlerIn: Barbara BaurKurzbeschreibung: Metallworkshop

10) Schnapp, der Wasserdrache

Trägerorganisation: FRATZ GrazKunstsparte: Bildende KunstZielgruppe: KinderKünstlerIn: Bernt Preisegger

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Anhang

Kurzbeschreibung: Ein (Spiel-)Platz wird von Kindern gemeinsam mit einem Künstler kinder-gerecht gestaltet und eine große Plastik („Schnapp, der Wasserdrache“) für den Platz erstellt.

11) Theateraufführung

Trägerorganisation: Altenfeldner Werkstätte, NeufeldenKunstsparte: Darstellende KunstZielgruppe: psychisch Kranke, WerkstätteKurzbeschreibung: Erarbeitung eines Theaterstückes gemeinsam mit den KlientInnen einmal inder Woche. Die KlientInnen stellen nach ihren Ideen zu Musik Figuren dar (keine Sprechrollen).Zwischen den Szenen wird ein Text durch die MitarbeiterInnen vorgelesen. Aufführung geplant.

12) Theateraufführung, Ausstellungen

Trägerorganisation: Interventionsstelle gegen Gewalt in der FamilieKunstsparte: Bildende KunstZielgruppe: Frauen/Familie, ÖffentlichkeitKünstlerIn: Forumtheater InteractKurzbeschreibung: Aufführung von Interact gemeinsam mit der Interventionsstelle Steiermarkdes Theaterstückes „Die Schaukel“ im Schwurgerichtssaal des Landesgerichtes Linz, Ausstellungzur Sensibilisierung für das Thema Gewalt und Familie

13) Workshop

Trägerorganisation: Jugendprojekt Bezirk RohrbachKunstsparte: KreativworkshopsZielgruppe: MädchenKünstlerIn: diverseKurzbeschreibung: Mehrere Workshops zu verschiedenen Themen (Kreativität, Styling …) werdenan einem Aktionstag abgehalten, mittlerweile gibt es diese regelmäßig.

14) Kunst & Garten

Trägerorganisation: Anton-Proksch-InstitutKunstsparte: Land ArtZielgruppe: Drogentherapie, AnstaltKünstlerIn: Willi SingerKurzbeschreibung: Bestimmte Lebensbewegungen der KlientInnen werden unter Anleitung einesKünstlers/einer Künstlerin in mehrwöchiger Arbeit in Form von Ringen und Kreisen im Gartendargestellt. Die Materialen – Naturmaterialien wie Flusssteine – wurden gemeinsam gesammelt.Anschließende Präsentation mit Fest.

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Künstlerische Dienstleistungen im Dritten Sektor – Teil 4

Anhang

IMPRESSUM

Herausgeber:ÖKS Österreichischer Kultur-ServiceStiftgasse 6, 1070 Wien

Alle vier Einzelteile der Gesamtstudie sowie die Zusammenfassung werden als pdf-Dokumenteunter www.equal-artworks.at zum Downloaden angeboten.

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Quellenangabe gestattet.

1. Auflage, Wien 2003

Grafik: Naveau/Pfaffenberger

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