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Das angemessen monumentale Porträt eines unitären Filmmachers
und Kulturphilosophen: Martina Kudláceks „Fragments of Kubelka“.
Christian höller
InhaltTrash? Liebe!Houchang Allahyaris neuer
Dokumentarfilm„Robert Tarantino“. 4
Konsequente CinephilieAmir Naderi geht mit „Cut“an die Grenzen.
5
Demnächst im (Stadt-)KinoUnser Verleihprogrammder nächsten
Monate. 6/7
Zulassungsnummer GZ 02Z031555Verlagspostamt 1150 Wien /
P.b.b.
Kubelka und wie erdie Welt (und das Kino) sieht
Fortsetzung auf Seite 2 »
Das Kommunale Kino Wiens, schwarzenbergplatz 7-8, 1030 Wien
september 13 | #514
Martina Kudlácek, „Fragments of Kubelka“, ab 6. September 2013
im Gartenbau KinoHouchang Allahyari, „Robert Tarantino“, ab 6.
September 2013 im Filmhaus Kino
Amir Naderi, „Cut“, ab 6. September 2013 im Filmhaus Kino
Bruchstücke und wie sie sich zu einem mosaikhaften Mo-nument
formen. Fragments of Kubelka setzt dem Film-macher und Großkünstler
Peter Kubelka ein filmisches Denkmal zu Lebzeiten. Darüber hinaus
schafft das fast vierstün-dige Porträt aber auch, in exkursiven wie
diskursiven Schleifen, ein veritables Monument für die schwindende
Ära des analogen Kinos. Eine Ära und ein Medium, dessen ureigenste
Spezifik und Materialität hochzuhalten Peter Kubelka niemals müde
gewor-den ist; ein Medium, von dessen Sinnlichkeit und
Welthaltigkeit sich der 1934 in Wien geborene Künstler auch heute
noch nicht zu verabschieden bereit ist. Und so verzahnen sich,
kunstvoll und kompositorisch hochwertig, Kubelkas Worte und Bilder,
seine Sinnes- und Denkmaterie, zu einem „vertrauensvollen Mosaik“,
das den Künstler und sein Ansinnen in reichen Facetten erstrah-len
lässt.
Fragments of Kubelka begleitet den Filmmacher, wie er sein Werk,
sein Leben, ja das Sensorium seiner durch und durch
körperlichen Welterfassung erläutert, die auf nicht weniger als
eine Weltumarmung aus ist. Wie er in einem nahtlos erschei-nenden
Monolog einen weiten, sinnlichen Bogen spannt von seinen
künstlerischen Anfängen in den 1950er-Jahren über Exkurse in seine
Familiengeschichte bis hin zu den wieder-kehrenden Lieblingsthemen
des Kochens, der Metrik und der Zeit, der Sprache und Metaphorik
der Dingwelt. Wie er in stillen Momenten des Einhaltens das
Essenzielle seiner Rede zum Nachhallen bringt. Und wie er seine
Filme, deren Trans-fer ins digitale Medium er sich strikt
verbittet, über Umwege und sekundäre Hilfsmittel zur Anschauung
bringt. „I would like that there is no fake, and no acting if it’s
possible“, schickt Kubelka gleich zu Beginn vorweg. Die mottohafte
Direktive zielt darauf ab, dass Martina Kudláčeks Agieren mit der
Kame-ra selbst nicht unsichtbar bleiben soll, sich nicht der
Schaffung
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StadtkinoZeitung02 Martina Kudlácek, „Fragments of Kubelka“
» Fortsetzung von Seite 1
eines fiktiven Konstrukts verschreiben soll – als sei die
Regisseurin gar nicht da und das Gezeigte mithin reiner
Repräsentationsraum. Vielmehr sollen „Filmende“ und „Gefilmter“ –
und Fragments setzt dies gekonnt in Szene – auf geradezu
partnerschaftliche Weise mitei-nander agieren. In Wechselwirkungen,
wobei die Filmmacherin auf die unvorhersehbare, ausladende Gestik
Kubelkas ebenso sensi-bel einzugehen versucht wie umgekehrt der
Porträtierte sich kaum einen Moment lang vor der Kamera
kalkulierend oder befangen
Berühren, berühren lassen, das Kino weiterdenken: Der
Filmemacher und Kulturphilosoph Peter Kubelka in Aktion.
Martina KudlácekFragments of Kubelka(Österreich 2012)
Regie und Drehbuch Martina KudlácekKamera Martina Kudlácek
Schnitt Henry HillsProduktion Martina Kudlácek Verleih
StadtkinoFilmverleihFormat HDCam / 16:9 (4:3 pillarbox) /
FarbeLänge 232 Min.
Ab 6. September 2013 eine Woche lang täglich im Gartenbau
Kino.Es folgen Sondervorführungenin ganz Österreich.
geriert. Aufeinander eingehen und sich im daraus entstehenden
Bild auf positive Weise miteinander verhaken – so lässt sich die
Inter-aktion von Kudláček und Kubelka verknappt umreißen. Dass
Fragments of Kubelka nicht aus schnellen, statischen
Interviewsitzungen hervorgegangen ist, liegt auf der Hand. Das
Ausholende und Umfassende von Kubelkas Selbst- und Weltdarstellung
lässt sich zwangs-läufig nur in einem weiten filmischen Bogen
einfangen. Und so hat Martina Kudláček den Grandseigneur des
österreichischen wie auch internationalen Avantgardefilms über
einen langen Zeitraum beim Philosophieren beo-
bachtet – mit aktiver Handkamera, was den Bildern eine geradezu
körperliche Signatur verleiht.
Kubelka, wie er mit seiner umfassenden Objektsammlung hantiert
und sie erläutert, in seiner Küche sitzend, kochend und essend,
oder bei Vorträgen, die sich eins zu eins in den einnehmenden,
musikalisch angelegten und oft in Refrains mündenden Sermon fü-gen.
Wobei der Porträtierte mit seinem re-gen, mit einer Ausnahme selbst
nie vor die Kamera tretenden Gegenüber all das zu tei-len versucht,
was Kunst und Welt für ihn im Innersten zusammenhält. Dass manche
seiner Ausführungen, etwa zur ästhetischen Per-fektion einer
afrikanischen Frauenskulptur, durchaus auch vor den Kopf stoßen
können, nimmt der ungeschönte Porträtansatz wohl-wollend in
Kauf.
Als Ankerpunkte oder besser: als substanzhäl-tigste Strophen
dieser epischen Bruchstück-montage fungieren Kubelkas filmische
Werke. Ausgehend von seiner ersten metrischen Ar-beit Adebar (1957)
über Schwechater (1958), Arnulf Rainer (1960) und Unsere
Afrikareise (1966) bis hin zu Pause! (1977) führt Frag-ments in die
haptisch verfasste Denkwelt des Künstlers ein. Dabei werden Themen,
Variati-onen und Improvisationen sowohl in Kubel-kas Rede als auch
in Kudláčeks Montage mit geradezu musikalischer Bravour
ausgebreitet. Indirekt und subtil wird dabei der Charak-ter der
einzelnen Filme veranschaulicht, etwa wenn der Filmmacher sich mit
der Schere den Kadern des Zelluloidstreifens nähert und so ihre
elementare, auf kleinste metrische Ein-heiten zurückgehende
Struktur verdeutlicht. Oder wenn man den harten, staccato-artigen
Schwarz-Weiß-Wechsel von Arnulf Rainer als flackernden Lichtschein
auf Kubelkas Ge-sicht sieht. Oder wenn der Künstler schließ-lich
den dieser Projektion zugrundeliegenden Filmstreifen zu einem in
einer Ausstellung gezeigten Wandbild arrangiert. All dies zeugt von
einer erfinderischen Annäherung an ein Werk, dessen raison d’être
in der metapho-rischen Verdichtung von Zeit, Rhythmik, Be-wegung
und Licht liegt und das, so konzen-triert es in den „Originalen“
festgehalten ist, in keinem anderen Medium wiedergegeben werden
kann. An mehreren Stellen zelebriert Fragments das Öffnen
archivarischer Behält-
nisse und Kubelkas Eingehen auf deren pre-ziöse Inhalte. Einmal
ist es eine Schachtel mit Familienfotos, anhand derer er seine
Genea-logie von einer brasilianischen Ururgroßmut-ter und einem
Großvater väterlicherseits, der k. u. k. Offizier war, bis hin zum
Aufwachsen bei der Mutter im oberösterreichischen Tauf-kirchen
nachzeichnet. Ein andermal breitet er die Inhalte einer Filmdose
aus, worin mit Schreibmaschine „getippte“ Vorstudien zur Partitur
von Arnulf Rainer aufbewahrt sind. Annäherung und Umgang mit derlei
proto-filmischen Essenzen zeugen von einem hohen Grad an sinnlicher
und taktiler Ehrerbietung. Vier Mal kommt während der 233 Minuten
jemand anderer als der Meister selbst zu Wort, stets unterstützend
und dessen Ansatz bekräf-tigend – als seien nur minimale Echos
möglich zu Kubelkas weltumspannendem Akkord, der die größtmögliche
Resonanz bereits in sich trägt. So erzählt der Filmmacher Jonas
Mekas von der Errichtung des ersten „Unsichtbaren Kinos“ 1970 in
New York, und der Filmvor-führer Paul Shepherd demonstriert stolz,
dass er sich eine Kaderfolge aus Arnulf Rainerauf seinen Oberarm
tätowieren hat lassen. Gemäß dieser Logik der verknappten
Bruchstückhaf-tigkeit dürfen vereinzelt auch Archivalien für kurze,
funkelnde Momente das Mosaik anrei-chern: ein früher Auftritt
Kubelkas in einer US-Talkshow, eine 1972 in den USA produ-zierte
Kochshow (Eating the Universe), oder filmische Tagebuchskizzen, die
Jonas Mekas bei Besuchen in Österreich zu Beginn der 1970er-Jahre
gedreht hat. All dies unterfüt-tert und potenziert Kubelkas maßvoll
wo-genden Denkfluss, der von derlei Strandgut zusätzlich
angereichert wird. Und so strömen, verzweigen und bündeln sich Wort
und Werk des Künstlers – „zeitelnd“, wie er diese Art der
Strukturierung einmal genannt hat, und zugleich metaphorisierend,
den Kern seines Schaffens noch weiter verdichtend. So wie es das
Werk Kubelkas exemplarisch vorgeführt hat und auch angesichts
stundenlanger Aus-führungen nicht in einer abgeschlossenen
To-talität aufgehen will, sondern offen bleibt. •
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Karten und Info unter: T +43 1 42700-300
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der Kas-saöffnungszeiten) Büro 522 48 14 (Mo. bis Do. 8.30–17.00
Uhr Fr. 8.30–14.00 Uhr) 1070 Wien, spittelberggasse 3
www.stadtkinowien.at / [email protected] Stadtkino 1030 Wien,
schwarzenbergplatz 7–8, tel. 712 62 76 Herausgeber, Medieninhaber
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1982 Nach § 25 (2) stadtkino Filmverleih und
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des stadtkinos. Preis pro Nummer 7 Cent / Zulassungsnummer GZ
02Z031555 Verlagspostamt 1150 Wien / P.b.b.
Der Herr über Killer und VampireKino, Arbeit, Liebe muss man
nicht immer mit Godard verbinden:Houchang Allahyari tut es rund um
den Wiener Trashfilmer „Robert Tarantino“.
Eigentlich ist diese Doku ein hochdra-matisches Kammerstück.
Houchang Allahyari hat dem Wiener Trash-Re-gisseur Robert Tarantino
ein filmisches Denk-mal gesetzt, indem er ihn einen Monat lang beim
Dreh eines Horrorthrillers begleitete. Was sich hinter der Kamera
abspielte, war bei dem B-Movie-Dreh mindestens so spannend wie das
Schlachten davor.
Laut einer zweifelhaften Biografie in der In-ternet Movie
Database (IMDb) ist Tarantino 34 Jahre alt. Die Info könnte
stimmen, Taranti-no wäre beim Dreh des Porträts dann 32 Jahre alt
gewesen. Mit dem Filmen hat er 2007 be-gonnen. Inspiriert von
seinen Helden Robert Rodriguez und Quentin Tarantino wählte er
seinen Nom de guerre und begann, nach dem Vorbild internationaler
No-Budget-Trash-Filmer als Autodidakt mit der Produktion von
Vampir, Zombie- und sonstigen Horrorfilmen.
Tarantino ist theoretisch beschlagen - er kennt sein Metier.
Sich selbst bezeichnet er, einem Zitat folgend, als „Rebel without
a Crew“. Er überlegt sich die Geschichten, kauft eine Packung
DV-Kassetten und sucht dann über diverse Internetforen nach
Schau-spielern. Natürlich nimmt er selbst immer eine der
Hauptrollen ein. Diesmal soll Blood City Massacre gedreht werden.
Gemeldet ha-ben sich unter anderem die Salzburger
Off-Theater-Schauspielerin Marie-Therese Lind und ein über und über
tätowierter Star der Wrestling School Austria (WSA), der sich
Humungus nennt.
„Heast Dracula, du Oaschkretzn“Die Kämpfer der WSA kennen
Tarantino be-reits von einem früheren Projekt. Dank Al-lahyaris
Doku weiß man jetzt, dass hinter den schrägen Vögeln starke
Charaktere und Per-sönlichkeiten mit viel Humor stecken. Die
Momente mit den Wrestlern zählen zu den stärksten des Films.
Bemerkenswert aber auch jener Gothic-Typ, dem kein Text
beizubringen war und der schließlich improvisierte: „Heast Dracula,
du Oaschkretzn, du g’schissene - wos is - du bist mei’
Todfeind.“
Wer sich einen ganzen Monat für ein Pro-jekt Zeit nimmt, das mit
Sicherheit kein Geld einbringen wird, gehört schon einmal einer
nicht näher definierten, aber sehr spe-ziellen Zielgruppe an. Vor
allem wenn dabei Untote herumwandeln und Serienkiller ihr Unwesen
treiben. Es geht dabei um Spaß und darum, innerhalb der rührigen
internati-onalen Trash-Movie-Szene wahrgenommen zu werden. Entweder
jemand hat Sinn für diese Art von selbstironischem Dadaismus, oder
eben nicht.
StadtkinoZeitung04 Houchang Allahyari, „Robert Tarantino“
Mutiger als seine FilmheldenDer Wiener Tarantino kennt die
Regeln des Genres. Allzu professionell darf das alles nicht wirken.
Seiner ob der nicht nachvollziehbaren Handlung verzweifelnden
Hauptdarstellerin Marie erklärt er sinngemäß: Logiklöcher ge-hören
zwingend dazu. Und dass übertrieben gespielt wird, auch das ist ein
Teil des Spiels. Gegenüber Allahyari erklärt er, dass er
absicht-lich schlecht spielt. Nach Ansicht der Szenen, die man in
der Doku sieht: Tarantino spielt manchmal gut schlecht und manchmal
auch einfach nur gut. Man merkt jedenfalls, dass er sich vor der
Kamera wohlfühlt.
Dass das nicht selbstverständlich ist, daraus leitet sich der
andere Spannungsbogen ne-ben dem hochkomischen und chaotischen
Filmdreh ab. Denn Tarantino hat ein Kreuz zu schleppen. Er ist
schüchtern, der Kontakt zu Menschen scheint ihn nervös zu machen -
sehr nervös. Bei alldem ist Tarantino mutiger als sämtliche seiner
Filmhelden. Denn er gibt seinen Ängsten nicht nach, im
Gegenteil.
Sogar auf die Bühne traut er sich - unter dem Namen Wolf
Morrison spielt er selbst kompo-nierte Songs, außerdem gibt er
Kabarettnum-mern zum Besten. Schriftsteller ist er dazu. Sein
Metier, zumindest vermittelt Allahyaris Doku diesen Eindruck, ist
trotzdem der Film. Hier verliert er zusehends die Scheu, man
ar-beitet ja eng zusammen. Wie eine Familie wer-de das Team für ihn
bei einem Filmdreh, sagt Tarantino. Für das Liebesleben sorgen
Kusssze-nen. Nur seine angehimmelte Marie hat sich verweigert.
Allahyari hatte wohl kein leichtes Leben als Regisseur einer
Doku über Tarantino. Er hat große Hochachtung vor dem Filmema-cher
und seinem Team. Mit Tarantino hält er nun schon seit Jahren
Kontakt, und Marie-Therese Lind wird in einem seiner nächsten Filme
mitspielen. Aber dennoch war es nicht möglich, über so einen
Filmdreh zu berichten und sämtliche Sonderbarkeiten und Probleme
auszublenden.
Respekt einerseits, wahrhaftig bleiben an-dererseits - eine
Gratwanderung, die man als Zuschauer der Doku mit einigem Bangen
ver-folgt. Man will nicht, dass hier jemand vorge-führt wird. Aber
wird es zu verhindern sein? Im Großen und Ganzen ist Allahyari die
Grat-wanderung gelungen. Die Frage von ORF.at, ob es nicht schwer
war, als Regisseur den Amateuren beim Horrorfilmdreh keine Tipps zu
geben, bejaht Allahyari. Er habe sich zu-rückhalten müssen, sehr
sogar, aber es sei ihm gelungen. •
Simon Hadler, ORF.at
Eine Filmpremiere. No-Budget-Filmer Robert Tarantino begrüßt
schüchtern das Publikum. Nach dem Upload des Trailers habe er
bereits eine Einladung zu einem Underground-Filmfestival erhalten,
verkündet er stolz. Die Premierengäste – Crew, Freund/innen,
Trash-Aficionados – sind begeistert.
Von hier aus geht Houchang Allahyari einen Schritt zurück: ins
Privatleben Tarantinos, der im bürgerlichen Leben eigentlich
Wolfgang heißt. Vor Jahren hat dieser seinen Brotjob ge-kündigt, um
sich ausschließlich der Kunst zu widmen. Unter dem Pseudonym
Wolfgang Morrison tingelt er seither als Liedermacher durch kleine
Lokale. Seine Eltern haben die-sen Traum ignoriert, eine
Enttäuschung, die Wolfgang heute unter anderem in seinen
Trashfilmen aufarbeitet: Filmemachen als Lei-denschaft, Filmemachen
als Therapie.
Als Robert Tarantino hat der Wiener bereits ein Dutzend B-Movies
gedreht, darunter klin-gende Titel wie Wild Rebel oder Vampires in
Vienna. Der Name ist Programm: Vampire und Psychopath/innen treffen
auf toughe Agent/innen und blutrünstige Zombies. Inspirie-ren lässt
sich Wolfgang von Genrekinogrößen
wie Robert Rodriguez, als „Rebel Without a Crew“ zeichnet er bei
sämtlichen Filmpro-jekten persönlich für Drehbuch, Regie, Kame-ra,
Schauspiel und Schnitt verantwortlich.
In seinem neuesten Streifen macht Wolfgang Jagd auf einen
Serienkiller, gespielt vom ös-terreichischen Wrestling-Original
Humungus. Als Budget wurden hundert Euro veranschlagt,
hauptsächlich für Kunstblut und Mini-DV-Kassetten. Allein das
Förderansuchen hätte ein Vielfaches gekostet.
Allahyari begleitet die intensiven Dreharbei-ten zu Blood City
Massacre und skizziert mit Ausschnitten aus früheren
Tarantino-Werken eine Filmografie, die sich in keinerlei
Konven-tionen fügt. Bis zum Drehschluss wird aus dem
(Laien-)Ensemble eine eingeschworene Familie, die für Wolfgang zum
absoluten Lebensmittel-punkt avanciert. Speziell Hauptdarstellerin
Ma-rie hat es ihm angetan. Nur kommt es auch im richtigen Leben –
ganz so wie in seinen Filmen – oft anders als zunächst erhofft. Ein
Genrefilm im wahrsten Sinne des Wortes. Das humorige Porträt eines
leidenschaftlich Getriebenen. •
diagonale red.
Budget: 100 Euro!„RobeRt taRantIno“ - Das PoRtRät eInes
GetRIebenen.
Houchang AllahyariRobert Tarantino(Österreich 2013)
Regie und Drehbuch Houchang AllahyariDarsteller David
Baumgartner, Franciscus Bea-con-Schandl, Hans Jörg Cerny, Nicolas
Dinkel, Isabella Enzenhofer, Anna Grünwald, Gertrude Hell, Rudolf
Hell, Wolfgang Hell, Gerhard Hradil (Humungus), Albert Kessler,
Ines Körner, Anna-Katherina Lind
Kamera und Schnitt Daniel KundiTon OFFLINE-Hudecek & Partner
KG,Christofer FrankProduktion Houchang
AllahyariFilmproduktionVerleih Stadtkino FilmverleihFormat 16:9 /
FarbeLänge 77 Min.
Ab 6. September 2013im Filmhaus Kino am Spittelberg.
Österreichisches Kino im Keller…
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StadtkinoZeitung 05Amir Naderi, „Cut“
Rettet das Kino!Der iranischstämmige Regisseur Amir Naderi lässt
keinen Zweifel daran:Das Ende des Kinos ist nah! Weshalb er mit
seinem leidenschaftlichen „Cut“beinahe schon eine Brandrede für
dessen Fortbestand gedreht hat. Matthias GreUlinG
Mit jedem Schlag ins Gesicht voller Einsatz für die Filmkunst:
Hidetoschi Nishijima in Amir Naderis „Cut“.
Mit Vegas: Based on a True Story (2008) hat der gebürtige Iraner
Amir Naderi, der seit 25 Jahren in den USA lebt, seine Sicht auf
dieses Land festge-halten; der Film erzählte die Geschichte eines
von Gier getriebenen Paares, das Opfer einer „Real Life“-Wette wird
und sich den ameri-kanischen Traum durch das Umgraben des ei-genen
Grundstücks zerstört.
Dort soll ein Geldkoffer vergraben sein, doch am Ende bleibt
Verwüstung. Ein glänzendes Kinostück über die USA und ihr
profitorien-tiertes Gehabe, das international leider nie die
Beachtung gefunden hat, die es verdient hätte. In Cut, Naderis
neuem Film, verbeugt sich der Regisseur vor dem japanischen
Kino.
Protagonist ist Shuji, ein junger Regisseur und
Filmclubbetreiber (Hidetoshi Nishijima). Er ist ein Getriebener,
der vor dem Ende des Kinos warnt, der gegen Multiplexe wettert und
durch seinen unablässigen Einsatz für die Cinephilie sogar von der
Polizei gejagt wird. „Das Kino ist nicht nur Unterhaltung“, schreit
er durchs Megafon, „erinnert euch an die Zeiten, als es Kunst und
Unterhaltung war!“ Dazwischen die Namen großer japanischer
Regisseure wie Kenji Mizoguchi, Akira Ku-rosawa oder Nagisa Oshima;
Immer wieder besucht Shuji deren Grabstätten, die Kamera zeigt den
Grabdeckel von Yasujiro Ozu, auf dem „Nichts“ eingraviert ist.
Weil eine Yakuza-Gang von Shuji fordert, die Schulden seines
toten Bruders zu zahlen, beschließt er, sich gegen Geld verprügeln
zu lassen; 100 Schläge, schafft er das? Shuji asso-ziiert jeden der
100 Schläge mit einem seiner 100 Lieblingsfilme; sein Blut und
seine unstill-bare Liebe zum Kino sind es, die ihn in dieser Phase
am Leben halten. Naderis flammendes Pamphlet für das Kino hat er
auch in unserem Gespräch fortgesetzt.
Mit ihrem Film „Vegas“ haben Sie ein verstö-rendes Bild der
US-Gesellschaft gezeichnet, Welche Meinung haben Sie heute von
Ihrer Wahlheimat?Ich habe versucht, mich in den USA einzule-ben und
mir dafür New York ausgesucht, weil es die multikulturellste Stadt
ist. Trotzdem ist das nicht leicht, denn die USA sind ein sehr
kompliziertes Land. Es wird einem dort alsAusländer sehr schwer
gemacht, einen Job zu finden und Geld zu verdienen. Es ist eine
sehr leistungsorientierte Gesellschaft, in der jeder die Nummer
eins sein will. Nach fünf oder sechs Filmen musste ich in eine
andere Stadt. Ich drehte Vegas: Based on a True Story und lebte
deshalb auch insgesamt drei Jahre in Las Vegas. Das sollte jeder
machen, ein-mal im Leben dort zu leben. Nicht wegen des Gambelns,
sondern weil man dort sieht, wie sehr sich Leute über ihr eigenes
Limit hinaus pushen. Niemand in Vegas fragt dich, wer du bist. Alle
sind dort unbeschriebene Blätter, obwohl sie eine Vergangenheit
haben. Das gibt dir ein Freiheitsgefühl. Vegas ist für mich ein
eigenes Land innerhalb der USA, nicht bloß eine Stadt. Vegas ist
ein Film über Amerika geworden. Und danach sagte ich mir: Cut. Nun
kommt Japan an die Reihe. Ich überlegte mir eine Geschichte über
das Kino an sich, und um ehrlich zu sein, hätte ich die-se Story
auch in New York drehen können.
Wieso sind Sie dann nach Japan gegangen?Ich fand schnell heraus,
dass meine emoti-onale Seite nicht mit jener der Amerikaner
harmonisierte. Hingegen hatte mein ira-nisches Seelenleben viel
mehr gemein mit jenem der Japaner. Japan ist ein sehr stilles,
minimalistisches Land. In Japan geht es nur um Details. Man kann
dort nicht sagen: Let’s go. Man muss sagen: Wenn wir dort hin
gehen, dann nur um diese oder diese Uhr-zeit. Die japanische
Gesellschaft ist schwer zu
Amir NaderiCut (Japan 2011)
Regie und Drehbuch Amir NaderiDarsteller Hidetoschi
Nishijima,Takako Tokiwa, Takashi SasanoKamera Keiji
HashimotoSchnitt Amir NaderiTon Takeshi OgawaProduktion Tokyo
Story, Bitter EndsVerleih Stadtkino FilmverleihFormat DCP / 1:1.85
/ FarbeLänge 132 Min.Fassung OF mit englischen Untertiteln
Ab 6. September 2013im Filmhaus Kino am Spittelberg.
knacken. Denn sie ist wie eine eiserne Wand. Aber ich passe mich
gerne an die jeweilige Situation an. Nur in Japan ist das besonders
schwer, denn dort läuft das alles sehr organi-siert ab. Japan ist
Disziplin. Dort kann man nicht improvisieren. Dort wird gearbeitet
von 8 Uhr morgens bis 17 Uhr nachmittags. Und jeder, vom
Schauspieler bis zum Fahrer, weiß Bescheid, was gemacht wird.
In „Cut“ lassen Sie Ihren Protagonisten leiden-schaftlich für
das Kino kämpfen. Ist das Kino Ihrer Meinung nach in Gefahr?Ich
mache mir Sorgen um die Zukunft des Kinos. Denn bald wird es keine
Orte mehr geben, an denen man Filme zeigen kann. Ich mache mir
keine Sorgen um die Filme, denn talentierte Filmemacher gibt es
genug. Aber wie viele Filme von den 5000 pro Jahr werden
tatsächlich gezeigt? Wie viele laufen auf Festivals? Was passiert
mit den vielen Filmkünstlern, deren Filme nicht gezeigt werden
können? Sie werden drogensüchtig oder Alkoholiker. Und sie
versuchen immer wieder, einen neuen Film zu machen. Aber was nützt
das, wenn es keinen Ort mehr gibt, an dem man sie zeigt? Wissen
Sie, die großen Multiplex-Kinos, die nur mehr Blockbuster zeigen,
die töten das Kino insgesamt. Sie fressen das Kunstkino auf. Oder
besser gesagt, das pure Kino, so will ich das nennen. Die
Blockbuster-Kinobetreiber glauben, dass wir gegen Unterhaltung
sind. Aber das stimmt nicht. Unterhaltung ist etwas Großartiges. In
meinem Film Cut gibt es viele Referenzen an das Unterhaltungskino.
Von einem Poster von Singin’ in the Rain bis zu
Hitchcock-Filmen.
Das Mainstream-Kino pocht doch aber darauf, unterhalten zu
wollen.Heutige Blockbuster sind keine Unterhaltung mehr, sondern
sie benutzen die Unterhaltung dazu, die heutige
Kinogänger-Generation ei-ner Gehirnwäsche zu unterziehen, indem sie
ihr beschissene Filme zeigen. Diese Leute sind
dann verloren für die wirklich guten Filme. Das pure Kino ist
damit am Ende, davon bin ich überzeugt. Das Kino macht sich selbst
kaputt. Das pure Kino kann nirgends mehr gezeigt werden. Talent
existiert, aber keine Kinos mehr. In New York, wo ich seit 25
Jahren lebe, gibt es nur mehr drei Kinos, die Arthaus-Filme zeigen.
Früher waren es 50. In
Werk und Biografie des aus dem Iran stämmigen Filmemachers Amir
Naderi bilden einen faszinierenden Knoten. Zunächst als einer der
frühen Reprä-sentanten des neuen iranischen Kinos gefeiert - The
Runner (1985) und Water, Wind, Dust (1989) gelten inzwischen als
Klassiker -, emigrierte Naderi in die USA, als er den Gegenwind des
Systems zu spüren bekam. In New York fand er eine neue Heimat und
kehrte zum Filmschaf-fen zurück - mit klein budgetierten Arbeiten,
die einen besessenen Regisseur zeigten, der im neorealistischen
Stil veränderte Gegenwarten überprüfte. Mit seinem jüngsten Film
Cut geht Naderi nun noch einen Schritt weiter und er-findet sich
als Weltkino-Autor neu, handelt es sich doch um ein zur Gänze in
Japan realisiertes Projekt, das ausdrücklich auch seine
Bewunde-rung des Kinos zum Thema hat. Shuji (Hideto-shi Nishijima),
der cinephile Protagonist, ist ein Filmemacher ohne Geld (und mit
zu hehren Ambitionen), der regelmäßig die Gräber von Größen wie
Kurosawa, Mizoguchi oder Ozu besucht. Außerdem betreibt er am Dach
eines Wohnhauses seine eigene Cinemathéque, für die er auf den
Straßen Tokios lautstark Werbung macht. Die Passion für Film und
Kino ist schon auf dieser Ebene eine Absetzbewegung zum
kommerziellen Ausverkauf des Mediums, die mit hohem persönlichen
Einsatz verbunden ist.
Doch dies ist noch gar nichts im Vergleich zu der
Leidensbereitschaft, die Shuji im weiteren Verlauf des Films
demonstriert. Denn Naderi lässt die Geschichte seines tapferen
Kino-freunds in eine Gangsterstory münden.
Ein Yakuza-Boss fordert von Shuji eine Geld-summe ein, die
dessen verstorbener Bruder schuldig geblieben ist. Shuji
entscheidet sich, in Ermangelung von Alternativen, für einen
sonder-
baren Opferweg: Er lässt sich auf der Toilette einer Bar gegen
Geld verprügeln. Dies tut er freilich mehr im Sinne einer großen
Geste, die gegen all die Verkommenheit gerichtet ist: die Gängelung
der Kunst durch den Markt, das Ausdünnen der Autoren, die Armut des
Künstlers, seine Einsam-keit etc. Ein Ein-Mann-Fight-Club, der
seine Kraft aus unauslöschlichen Bildern schöpft.
Bemerkenswert daran ist nicht zuletzt, wie es Naderi gelingt,
eine Balance zwischen Pathos und Pulp zu halten, sodass man seinem
Helden mit einer Mischung aus Abstoßung und Ergrif-fenheit folgt.
Shujis Rechnung geht indes nur um den Preis der Selbstzerstörung
auf. Wenn er am Höhepunkt hundert Schläge mit einem Kanon aus
hundert Filmklassikern pariert, zeigt der Kampf für das Wahre und
Schöne hier ein ganz schön blessiertes Gesicht. •
Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD
Ein cinephiles GangsterstückamIR naDeRI Hat mIt „Cut“ seInen
eRsten FIlm In JaPan RealIsIeRt
Tokio gibt es zwei. In Wien gibt es drei, und niemand geht hin.
Ich war dort, ich habe das gesehen. Wir brauchen eine neue
Generation an Kinogänger, die nicht einer Gehirnwäsche unterzogen
wurden. Mein Film heißt Cut, und ein solcher Film hätte in Zukunft
keine Chance mehr. Man sollte diese Blockbuster-Scheiße killen.
Cut!
Japan ist Disziplin. Dort kann man nicht improvisieren.
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„unD äKtsCHn!“Ein Ausblick auf die Filme des Stadtkino
Filmverleihs für Herbst/Winter 2013/2014.
StadtkinoZeitung06 Vorschau Stadtkino Filmverleih
Das persIscHe KrOKODIlRegie: Houchang Allahyari,Maziyar Moshtagh
Gohary,Österreich 2010
Zwei iranische Wildhüter im abgelegenen Ba-lutschestan schlagen
eine titanische Schlacht gegen ein riesiges Krokodil. Der
spannende, oft auch komische Kampf wird zur Rettung der Echse
geführt, die sich in eine Zisterne verirrt hat. Mithilfe einer
dünnen Schnur und einer Decke ringen die Männer darum, das Tier zu
fangen und zu fesseln. Das Krokodil faucht und kämpft - um zu
überleben, muss es verlieren. allahyari filmproduktion
FaHrtwInD -auFzeIcHnungeneIner reIsenDenRegie: Bernadette
WeigelÖsterreich 2013
Die beiden Füße, die zu Beginn im Badewas-ser spielen, sind das
Leitmotiv dieser Fahrt ins
Blaue. Sie haben Lust auf Fahrtwind und Meer! Also macht die
Reisende sich auf. Die Donau bringt sie auf einem Frachtschiff
zunächst nach Bulgarien, dann fährt sie mit den verschie-densten
Transportmitteln durch Rumänien, in die Ukraine, nach Georgien,
Aserbaidschan und schließlich nach Kasachstan. Am Ende der Reise
kommt sie mit einem eingegipsten Fuß aber ungebrochen nach Wien
zurück als ob die Füße erst ruhig gestellt werden müssten, bevor
die Reise enden kann.
Ein Reisefilm, bei dem die Augen (die Ka-mera) nicht genug
bekommen vom Unter-wegssein, von in ihrer Mannigfaltigkeit
flir-renden Impressionen, von fast ehrfurchtsvollen Eindrücken
atemberaubender Landschaften, von dem Hin und Her des Straßenlebens
und vor allem von der Vielfalt der Bewegungen, der Emotionen und
des Minenspiels in den Gesichtern der Menschen... Birgit Flos
FragMents OF KubelKaRegie: Martina KudláčekÖsterreich 2012
Der epische Dokumentarfilm reflektiert sub-til die
vielschichtige Weltsicht des legendären Avantgardefilmers und
Kulturtheoretikers Pe-ter Kubelka (geboren 1934 in Wien). Die
radi-kalen Filme Kubelkas zählen zu der Essenz des Kinos. Martina
Kudláček komponierte detail-reich ein offenes Portrait, welches
über das Bi-ographische hinausgeht und frische Einsichten in das
Phänomen Film gibt. (sixpackfilm)
HarMOny lessOns -urOKI garMOnIIRegie: Emir
BaigazinKasachstan/Deutschland/Frankreich 2013
Während einer ärztlichen Untersuchung wird der 13-jährige Aslan
vor den Augen vieler Mit-schüler gedemütigt, was seine latente
Persön-lichkeitsstörung zum Ausbruch kommen lässt. Ständig befallen
ihn Zweifel an sich selbst, zu-gleich strebt er verbissen nach
Sauberkeit und Perfektion. Alles, was ihn umgibt, muss er unter
seine Kontrolle bringen. Wegen dieses Zwangs gerät Aslan, der bei
seiner Großmutter in einem kasachischen Dorf lebt, in immer
ernstere Kon-flikte. Mit tiefer Abscheu beobachtet er, dass die
meisten Mitschüler in einem System krimi-neller Machenschaften
gefangen sind, darun-ter auch Bolat, von dem sich Aslan besonders
erniedrigt fühlt. Bolat erpresst Schutzgeld von kleineren Kindern.
Für den Außenseiter Aslan hat er nur Verachtung übrig.In seinem
ersten abendfüllenden Spielfilm zeigt Emir Baigazin die
Konfrontation des Individuums mit Mechanismen der Ausgren-zung und
Gewalt. Die wachsende Brutalisie-rung des öffentlichen Lebens
bildet dabei den Hintergrund. In streng kalkulierten op-tischen
Tableaus, die der Film durch symboli-stische Szenen aus der
Tierwelt ergänzt, ent-faltet sich das Schicksal eines Jungen, der
sich wehrt und dabei selbst zu zerstören droht. Berlinale Katalog
2013
IM Keller Regie: Ulrich SeidlÖsterreich 2013
Im Keller will die Beziehung der Österreicher zu ihren Kellern
skizzieren; will versuchen, Antworten zu finden auf die Fragen, was
das Eigentümliche an österreichischen Kellern
ist bzw. ob es das Eigentümliche überhaupt gibt. Dieser
filmische Streifzug durch den Alltag österreichischer Keller könnte
Ant-worten finden und auch neue Fragen auf-werfen und damit ein
wenig Licht in die un-terirdische Verborgenheit bringen. Ulrich
Seidl Produktion
I useD tO be DarKerRegie: Matt PorterfieldUSA 2013
Taryn hat es von Nordirland in die USA verschlagen – der Liebe
wegen, die jedoch nach kurzer Zeit beendet ist. Zuflucht sucht sie
bei ihren Verwandten in Baltimore. Doch Tante Kim und Onkel Bill
besiegeln gera-de das Ende ihrer Ehe. Würdevoll soll die Trennung
verlaufen, denn ihre Tochter Abby hat sich für die Semesterferien
zu Hause an-gekündigt. Ein Zuhause, das es aber nicht mehr gibt.
Jedem Anfang wohnt ein Ende inne – und umgekehrt. Das gilt auch für
Be-ziehungen. „I used to be darker, then I got lighter …“
Liedzeilen, die über der Hand-lung schweben. Wie Melodien lässt
Regis-seur Porterfield tiefgründige Themen aufle-ben: ein
Spaziergang durch Musikgenres und das Innenleben der Figuren, mit
einer be-hutsamen Kamera, eindringlich, aber nicht aufdringlich.
Dramatische Wendepunkte er-folgen fast beiläufig und entfalten sich
umso intensiver. Ablösung und Erlösung, Verlust und Veränderung,
Aufbau und Zerfall – alles ist im Fluss. Auch das Wasser im
hauseigenen Swimmingpool, der ähnlich eindrucksvoll inszeniert ist
wie bereits in Hamilton, Por-terfields Erstlingswerk. I Used to Be
Darker ist ein Film über das Loslassenkönnen. „And then I got
lighter …“ Berlinale Katalog 2013
la MaIsOn De la raDIORegie: Nicolas PhilibertFrankreich/Japan
2012
Nicolas Philibert, bekannt für seine präzise beobachtenden
Dokumentationen, hat die Sendestation von Radio France besucht und
mit seiner Kamera festgehalten, was wir sonst nur zu hören
bekommen. Wir blicken in enge Studios, wo Talkrundenteilnehmer
hinter den Mikrofonen verschwinden, erleben, wie der
Menschen und Mikrophone: „La maison de la radio“ von Nicolas
Philibert, einer der unterhaltsamstenDokumentarfilme der letzten
Jahre, eröffnet das neue Stadtkino im Künstlerhaus am 26. September
2013.
Eröffnungsfilm 2: „Fahrtwind“ von Bernadette Weigel.
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The beginning and the end of all things
Der Anfang und das Ende aller Dinge
9 0 0 6 4 7 2 0 2 1 9 6 4filmdelights
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JETZT IM HANDEL UND AN UNSEREN KINOKASSEN • 14,99
AUN der ANfANg UNd dAs eNde Aller diNgeein film von edgAr
HoNetscHläger
le HAvreein film von Aki kAUrismäki
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StadtkinoZeitung 07Vorschau Stadtkino Filmverleih
Philosoph Umberto Eco seine Stirn run-zelt, während er
nachdenkt, und entdecken die abenteuerlichen Instrumente von
Klang-künstler Pierre Bastien. Bei Philibert wird das „Radio-Haus“
zum Bienenstock, aus dem aus hundert Waben Stimmen, Töne und
Ge-räusche erklingen. Eine faszinierende Reise in die unsichtbare
Welt der akustischen Illusi-onen. Dunja Bialas
l’InncOnu Du lac Regie: Alain GuiraudieFrankreich 2013
Einziger Schauplatz in L’inconnu du lac ist ein Strand mit
Wäldchen an einem See, der von schwulen Männern als Cruisingzone
genutzt wird. Mit großer Selbstverständlichkeit setzt Guiraudie die
nackt in der Sonne Badenden ins Bild und begleitet sie auf ihren
Streifzü-gen durchs Gestrüpp, wo sie Sex im Freien haben.
L‘inconnu du lac ist ein Film, in dem zu-nächst alles direkt und
unverstellt erscheint: die taxierenden Blicke, die aufrichtigen
Kon-versationen, die körperliche Lust, die auch in expliziten
Szenen manifest wird. Aus den Be-obachtungen, die sich mit kleinen
Verschie-bungen wiederholen, tritt jedoch allmählich auch eine
komplizierte Ökonomie der Ge-fühle hervor - ein Erotizismus, der
manche einschließt, andere wieder nicht.
Lust und Liebe, Vertrauen und Abwehr wer-den hier auf denkbar
engem Terrain verhan-delt und formen die widerstreitenden Pole des
Films. Ein gut aussehender, aber potenziell gefährlicher Besucher
weckt schließlich das größte Interesse von Franck (Pierre
Deladon-champs), der Hauptfigur - und damit gelangen auch noch
unberechenbare Gefahren in diesen reichen Film. Dominik
Kamalzadeh
MIcHael KOHlHaasRegie: Arnaud des PallièresDarsteller: Mads
Mikkelsen, Bruno GanzFrankreich/Deutschland 2012
Michael Kohlhaas basiert auf der gleichnamigen Novelle von
Heinrich Kleist und erzählt die wahre Geschichte über den
Pferdehändler Mi-chael Kohlhaas, der in der Mitte des 16.
Jahr-hunderts zu einem Synonym für Selbstjustiz wird. Von einem
Adeligen ungerecht behan-delt, wird aus dem aufrichtigen
Familienvater ein unerbittlicher Kämpfer, dessen Credo „Es soll
Gerechtigkeit geschehen, und gehe auch die Welt daran zugrunde!“
die Radikalität sei-ner Handlungen erahnen lässt.
OMscHRegie: Edgar HonetschlägerÖsterreich 2013
„Das hohe Alter ist das Schönste in meinem Leben.“ „Wenn du
diesen Saft trinkst wirst du 100 Jahre alt“ sagt der junge Mann
zu
seiner alten Nachbarin. „Ich bin auch ohne Saft 100 Jahre alt
geworden“ entgegnet die alte Dame. Humor und Witz bilden die Ba-sis
einer Freundschaft, die mehr als ein halbes Jahrhundert
Altersunterschied überbrückt und die 102-Jährige sagen lässt: „Für
mich ist das Schönste das Alter.“
Regisseur, Drehbuchautor und Künstler Ed-gar Honetschläger hat
für seine Doku über eine betagte aber lebensbejahende Wienerin den
„Prix Buyens-Chagoll 2013“ im Rahmen des Filmfestivals „Visions du
Réel“ erhalten, der jedes Jahr an „ein Werk mit humanistischer
Dimension, welches Werte vermittelt, die der Zukunft der Menschen
einen Sinn geben“, geht.
rObert tarantInORegie: Houchang AllahyariÖsterreich 2013
Eine humorvolle Dokumentation über Le-ben und Arbeit eines
jungen Filmemachers, der sich Robert Tarantino nennt. Sein Name ist
Programm: Als „Rebel without a Crew“ und gegen alle Widerstände,
dreht der Wiener einen No-Budget-Trash-Horrorfilm ange-lehnt an die
Arbeiten seiner Vorbilder Robert Rodriguez und Quentin Tarantino.
Regisseur Houchang Allahyari (Die verrückte Welt der Ute Bock)
begleitet den leidenschaftlichen Filmemacher bei den Dreharbeiten
zu Blood City Massacre, in dem neben Tarantino,
Thea-ter-Schauspielerin Marie-Therese Lind und ein Wrestler namens
Humungus mitwirken.
sHIrley -VIsIOns OF realItyRegie: Gustav DeutschÖsterreich
2013
Shirley ist eine Frau im Amerika der 30er, 40er, 50er und frühen
60er Jahre. Eine Frau, die in ihrem beruflichen und
gesellschafts-politischen Engagement den Lauf der Ge-schichte
mitbestimmen möchte. Eine Frau, die die Wirklichkeit der
Depressionsjahre, des Weltkriegs, der McCarthy Ära, der
Rassen-konflikte und Bürgerrechtsbewegungen nie als Gegebenheit
ansieht, sondern als gemacht und veränderbar. Eine Frau, die als
Schau-spielerin mit der Inszenierung von Realität vertraut ist, sie
hinterfragen und selbst gestal-ten kann, eine Schauspielerin, die
nicht in der Einzelkarriere und als Star ihre Zukunft und
Bestimmung sieht, sondern als Mitglied eines Kollektivs
gesellschaftliche Wirksam-keit des Theaters anstrebt. Eine Frau,
die sich mit dem herrschenden Rollenbild einer Ehegattin nicht
identifiziert und trotzdem einen Lebenspartner haben möchte. Eine
Frau, die sich im Moment der beruflichen Krise nicht arrangiert,
keine Kompromisse eingeht und sich trotzdem nicht scheut, Jobs
anzunehmen, die ihr das Überleben sichern. Eine Frau, die sich im
Moment der privaten
Krise für den Partner entscheidet und ihre beruflichen
Interessen zurückstellt. Eine Frau, die auf politische Repression
mit Wut aber nicht mit Verzweiflung reagiert und die für Verrat nur
Verachtung über hat. Shirley, das ist die Geschichte einer
attraktiven, cha-rismatischen, engagierten, emanzipierten Frau.
In 13 durch den Film zum Leben er-weckten Gemälden von Edward
Hopper wird die Geschichte einer Frau erzählt, die uns durch ihre
Gedanken, Gefühle und Re-flexionen eine Epoche der Amerikanischen
Geschichte betrachten lässt.
sOlDate JeannetteRegie: Daniel HoeslÖsterreich 2012
Fanni hat genug vom Geld, sie kauft sich ein Zelt. Anna hat
genug vom Schwein und lässt den Bauern Bauer sein. Fanni mischt die
Kar-ten neu. Wer holt nun das Heu? Anna trifft ins Schwarze und die
Kegel fallen. So singen sie den Augustin und reichen sich die Hand.
Unterschiede ziehen sich an, heiter ziehen sie weiter. Gemeinsam
auf getrennten Wegen, wo ihre Träume spielen. Einem neuen Blau
entge-gen. European Film Conspiracy
unD ÄKtscHn!Regie: Frederick Baker und Gerhard
PoltDeutschland/Österreich 2013
Hans A. Pospiech (Gerhard Polt), leiden-schaftlicher
Amateurfilmer und letzter Kino-
saurier, hält sich nur über Wasser, indem er
Weltkriegs-Memorabilien aus dem Nachlass seines Vaters
verscherbelt. Sein größter Kon-kurrent um den Rang des Filmexperten
im örtlichen Amateurfilmclub ist dessen Direk-tor Nagy (Nikolaus
Paryla), erfolgloser Im-mobilienmakler mit missgünstigem
Charak-ter. Dieser baut seinen Expertenruf darauf auf, die Großen
des Films gekannt zu haben – in Wahrheit ist er ihnen aber nur als
Brat-wurst-Verkäufer auf dem Bavaria-Studioge-lände begegnet.
Treffpunkt des täglichen Provinz-Hahnen-kampfs ist die
Schwankwirtschaft von Grete Neuriedl (Gisela Schneeberger), die mit
lau-ter klammen Kunden auch keinen Blumen-topf gewinnen kann. Das
mitspielende Pu-blikum besteht aus ebensolchen Pleitegeiern:
Pospiechs Neffe Alfons (Maximilian Brück-ner), der
Musikgeschäfts-Besitzer Fleisch-bauer (Robert Meyer) und
Hobbyhistoriker Brunnhuber (Olaf Krätke). Die Posse begin-nt, als
Bankdirektor Faltermeier (Michael Ostrowski) ein äußerst kreatives
Finanzma-növer ersinnt, das seine Bilanzen wieder auf Vordermann
bringen soll: Kulturförderung heißt der Trick. Er schreibt einen
Filmwett-bewerb aus, wobei der Sieger für ihn schon feststeht … der
mit dem größten Schulden-berg. Doch das weiß keiner. Pospiech sieht
seine Chance, Filmgeschichte zu schreiben und denkt groß: ein
Kassenschlager soll sein Film werden! Und während allein das The-ma
seines Vorhabens im Ort für Furore sorgt, entwickeln sich die
Dreharbeiten zu einem Desaster, das alle ins Verderben zieht...
Eröffnungsfilm 3: „Harmony Lessons“ von Emir Baigazin.
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AB 7. NOVEMBER 2013 IN GANZ ÖSTERREICH