21 BWK Bd. 60 (2008) Nr. 11 SPECIAL Autoren Kraftwerke in Europa Iberische Halbinsel, Vereinigtes Königreich, Irland und Italien Eine gemeinsame Energiepolitik ist eine Herausforderung für Europa. Momentan ist Energiepolitik Ländersache, und teilweise überwiegen noch historisch gewachsene nationale Interessen. Der Beitrag gibt Auskunft über den Status quo der Kraftwerksstrukturen auf der Iberischen Halbinsel, im Vereinigten Königreich, in Irland und Italien. toleistung von 300 MW. Dieser Leis- tungssprung wurde einerseits aus dar- stellungstechnischer Sicht wegen der länderspezifischen Kraftwerksdichte ge- wählt und andererseits mit Blick auf die Veröffentlchung einer Gesamtkarte des europäischen Kraftwerksparks (Poster), die der Ausgabe BWK 5-2009 beigelegt werden soll. Iberische Halbinsel Zur Iberischen Halbinsel, die auch Py- renäenhalbinsel genannt wird, gehören Spanien, Portugal, das Fürstentum An- dorra und die britische Kronkolonie Gi- braltar. Der Name der Halbinsel geht auf das Volk der Iberer zurück, die in der An- tike in diesem Teil Europas lebten. Der Ebro, der Spanien vom Norden bis in das Mittelmeer durchfließt, war namens- gebend. Sowohl Andorra im Nordosten der Halbinsel an der Grenze zu Frank- reich als auch das nur etwa 20 km vom D er deutsche Kraftwerkspark und die Hauptadern des elektrischen Verbundnetzes in Deutschland sind bereits in [1; 2] dargestellt worden. In einem Folgebeitrag wurde über den Status quo der Kraftwerksparks in den direkten Nachbarländern Deutschlands informiert [3]. Folgerichtig und von der Dr.-Ing. habil. Jörg Schneider, Jahrgang 1952, studierte Energiewandlung und Kraftwerkstechnik an der Technischen Uni- versität Dresden und vertritt im Umwelt- bundesamt seit 1991 sowie in anderen zahlreichen nationalen und internationa- len Gremien das Gebiet der übergreifen- den Angelegenheiten einer nachhaltigen Energieversorgung. Darüber hinaus ist er als Privatdozent an verschiedenen Hoch- schulen tätig. Gunter Kuhs, Jahrgang 1962, Kartograph im amtlichen Vermessungs- und Kartenwesen so- wie in der Verlagskartographie, ist seit 2006 im Umweltbundesamt für die Recherche, Auswer- tung und Pflege von Kraftwerksdaten zustän- dig. Anmerkung: Die Autoren geben ihre persönliche Meinung wi- der. Diese stimmt nicht notwendigerweise mit der Meinung des Umweltbundesamtes überein. Das Parabolrinnenkraftwerk Andasol-1 in Spanien ging Mitte Oktober 2008 in den Testbetrieb. Im Bild ein Parabolspiegel in der Bauphase. Das fehlende Absorberrohr wird in der Brennlinie des Parabolspiegels montiert. In ihm strömt ein synthetisches Öl, das die Solarwärme an den Dampf- kreislauf des 50-MW-Kraftwerks abgibt. Foto: Gollmer/Solar Millenium BWK-Leserschaft angespornt richten die Autoren ihr Augenmerk im vorliegenden Beitrag auf die Kraftwerksstrukturen in Spanien und Portugal nebst zugehörigen Inselgruppen und Inseln ab einer elek- trischen Bruttoleistung von 100 MW so- wie im Vereinigten Königreich, in Irland und in Italien ab einer elektrischen Brut- Kraftwerke und Netze
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21 BWK Bd. 60 (2008) Nr. 11
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L
Autoren
Kraftwerke in Europa Iberische Halbinsel, Vereinigtes Königreich, Irland und Italien
Eine gemeinsame Energiepolitik ist eine Herausforderung für Europa. Momentan ist Energiepolitik Ländersache, und teilweise überwiegen noch historisch gewachsene nationale Interessen. Der Beitrag gibt Auskunft über den Status quo der Kraftwerksstrukturen auf der Iberischen Halbinsel, im Vereinigten Königreich, in Irland und Italien.
toleistung von 300 MW. Dieser Leis-tungssprung wurde einerseits aus dar-stellungstechnischer Sicht wegen der länderspezifischen Kraftwerksdichte ge-wählt und andererseits mit Blick auf die Veröffentlchung einer Gesamtkarte des europäischen Kraftwerksparks (Poster), die der Ausgabe BWK 5-2009 beigelegt werden soll.
Iberische Halbinsel
Zur Iberischen Halbinsel, die auch Py-renäenhalbinsel genannt wird, gehören Spanien, Portugal, das Fürstentum An-dorra und die britische Kronkolonie Gi-braltar. Der Name der Halbinsel geht auf das Volk der Iberer zurück, die in der An-tike in diesem Teil Europas lebten. Der Ebro, der Spanien vom Norden bis in das Mittelmeer durchfließt, war namens-gebend. Sowohl Andorra im Nordosten der Halbinsel an der Grenze zu Frank-reich als auch das nur etwa 20 km vom
Der deutsche Kraftwerkspark und die Hauptadern des elektrischen Verbundnetzes in Deutschland
sind bereits in [1; 2] dargestellt worden. In einem Folgebeitrag wurde über den Status quo der Kraftwerksparks in den direkten Nachbarländern Deutschlands informiert [3]. Folgerichtig und von der
Dr.-Ing. habil. Jörg Schneider, Jahrgang 1952, studierte Energiewandlung und Kraftwerkstechnik an der Technischen Uni-versität Dresden und vertritt im Umwelt-bundesamt seit 1991 sowie in anderen zahlreichen nationalen und internationa-len Gremien das Gebiet der übergreifen-den Angelegenheiten einer nachhaltigen Energieversorgung. Darüber hinaus ist er als Privatdozent an verschiedenen Hoch-schulen tätig.
Gunter Kuhs, Jahrgang 1962, Kartograph im amtlichen Vermessungs- und Kartenwesen so-wie in der Verlagskartographie, ist seit 2006 im Umweltbundesamt für die Recherche, Auswer-tung und Pflege von Kraftwerksdaten zustän-dig. Anmerkung: Die Autoren geben ihre persönliche Meinung wi-der. Diese stimmt nicht notwendigerweise mit der Meinung des Umweltbundesamtes überein.
Das Parabolrinnenkraftwerk Andasol-1 in Spanien ging Mitte Oktober 2008 in den Testbetrieb. Im Bild ein Parabolspiegel in der Bauphase. Das fehlende Absorberrohr wird in der Brennlinie des Parabolspiegels montiert. In ihm strömt ein synthetisches Öl, das die Solarwärme an den Dampf-kreislauf des 50-MW-Kraftwerks abgibt.
Foto: Gollmer/Solar Millenium
BWK-Leserschaft angespornt richten die Autoren ihr Augenmerk im vorliegenden Beitrag auf die Kraftwerksstrukturen in Spanien und Portugal nebst zugehörigen Inselgruppen und Inseln ab einer elek-trischen Bruttoleistung von 100 MW so-wie im Vereinigten Königreich, in Irland und in Italien ab einer elektrischen Brut-
Kraftwerke und Netze
Menorca
Mallorca
CabreraIbiza
Formentera
200 km
N
La Palma
El Hierro
LaGomera
Lanzarote
Fuerte-ventura
Tenerife
Gran Canaria
1 Narcea2 Soto de Ribera3 San Juan de Nievo4 Lada5 Aboño
Aceca
Aguayo
Alcudia
Aldeadávila
Algeciras
Almaraz
Almeria
Amorebieta
Arcos de laFrontera
Arrúbal
As Pontes deGarcía Rodriguez
Ascó
Azután
Badalona
Bahía de Bizkaia
Barcelona
Barranco de Tirajana
Besós
Bilbao
Bolarque
BuenosAires
CadizCampo deGibraltar
Candelaria
Canelles
Cartagena
Castejón
Castellón
Teruel
Castrelo
Cas Tresorer
Castro
Cedillo
Cofrentes
Cofrentes
Compostilla
Cortes II
C. Colon
El Fangal
El Marquesado
Escombreras(Iberdrola)
Escombreras(GN)
Cercs
Escucha
RicobayoFoix
Frieira
Gabriel y Galán
Puertollano
Elcogás
S. M. de Garoña
Granadilla
Guardo
Guillena
Eivissa
Jinamar
J. M. de Oriol
La MuelaLa Muela
La Robla
LasSalinas
Litoralde Almeria
LomoApolinario
Mahon
Málaga
Maranchón
Meirama
Menuza
Estangento-Sallente
1
Cijara
Moralets
Navia
Picos
Osera de Ebro
Palos de laFrontera
Pasajes de San Juan
Punta Grande
PuenteNuevo
1 Castelnou2 Mequinenza3 Ribarroja4 Plana del Vent5 Vandellos6 Tarragona
23
Sabón
Sagunto
Salime
San Adrián
A San EstebanB Puente BibeyC ConsoD CornatelE Anllares
AB
D
BelesarLos Peares
San Roque
Santurce
Zaragoza
Saucelle
Son Reus
1 2
3
4
5
C
Soutelo
Tabescán
Tajo de laEncantada
Tanes
4
1
1 Torrejón2 Valdecañas
Trillo
5 6
2
VillalcampoVillarino
Paramo de Poza
Escatrón
1
1 Los Barrios
E
Velilla
Kraftwerke ab 100 MW
Energieträger
Braunkohle
Steinkohle
Heizöl
Wasser
Kernenergie
1001 000
2 000
Bruttoleistung in MW
Kraftwerke in Betrieb, Stand Juni 2008, Quelle: Eigene RecherchenKartengrundlage: Laufende Raumbeobachtungen
Windenergie
Erdgas Abfall
Spanien
nordwestlichen Afrika entfernt gelegene Gibraltar verfügen über keine Kraftwer-ke mit elektrischen Bruttoleistungen von mehr als 100 MW.
Spanien
Spanien verfügt über eine elektrische Kraftwerkskapazität von rund 76 GW netto, die über einen breiten Energieträ-germix abrufbar ist (Bild 1). Seit dem Jahr 2000 ist der Stromverbrauch in Spa-nien um durchschnittlich 4 % pro Jahr gestiegen. Der führende Energieversor-ger Spaniens ist Endesa mit mehreren Tochtergesellschaften auf dem Festland, den Kanaren und den Balearen. Endesa deckt etwa ein Drittel des spanischen Strombedarfs, gefolgt von den Unter-nehmen Iberdrola und Union Fenosa. Seit der Marktliberalisierung im Jahr 1998 drängen immer mehr Wettbewer-ber auf den Markt. Der erforderliche Zu-bau an Kraftwerkskapazität basiert hauptsächlich auf Erdgas (in den letzten vier Jahren wurden GuD-Kraftwerke mit einer elektrischen Gesamtleistung von etwa 14 GW errichtet) bzw. Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien. Dabei kommt dem Windenergieausbau von derzeit 15 GW auf etwa 26 GW bis zum Jahr 2012 eine besondere Bedeutung zu.
Im Bereich der Solarenergienutzung wurde ein Gesetz ratifiziert, das die Ein-
führung eines Registers zur Zuweisung von Einspeisetarifen für neue Photovol-taikanlagen vorsieht. Das Register weist den jeweils aktuellen Tarif bis zu einer Höchstgrenze neu zugebauter Leistung zu. Wird die Höchstgrenze zum Ende des Quartals erreicht, so wird der Einspeise-tarif abgesenkt. Die Entwicklung des Einspeisetarifs richtet sich somit nach der Geschwindigkeit, mit der neue Pho-tovoltaikanlagen errichtet werden. Da-mit gilt: Je stärker das Marktwachstum,
umso schneller sinkt der Tarif. Die Rege-lungen sehen für Aufdachanlagen eine Vergütung von 33 Ct/kWh vor und für Freiflächenanlagen nur noch 29 Ct/kWh. Spanien setzt verstärkt auf Parabolrin-
Bild 1
Kraftwerke in Spanien sowie auf den Kanaren und Balearen.
Das auf der Insel Mallorca am Nordzipfel der Bucht von Alcu-dia vorwiegend mit Steinkohle betriebene Kraftwerk Alcudia Porto war von 1982 bis 2003 in Betrieb. Der Umschlaghafen für Steinkohle, Öl und andere Güter wird nun auch für das neue Kraftwerk westlich der Bucht genutzt.
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Kraftwerke und Netze
Madeira
Açores
N
100 km
150 km
50 km
Ribatejo
Sines
Setúbal
Alto Lindoso
Tapado do Outeiro
Carregado Pêgo
Aguieira
Alqueva
Miranda
Bemposta
Valeira
Venda Nova
Tunes
Picote
PocinhoRégua
Baixo Sabor
Castelo do Bode
Alto Minho Vila Nova
Foz-Coa
Vilharinhodas Furnas
Alto do Mira
Sintra
Fratel
Pinhal Interior
1 Crestuma-Lever2 Torrão3 Carrapatelo 1
2 3
Cabril
Canicada
Kraftwerke ab 100 MW
Energieträger
Heizöl
Steinkohle Wasser
100600
1 200
Bruttoleistung in MW
Kraftwerke in Betrieb, Stand Juni 2008, Quelle: Eigene RecherchenKartengrundlage: Laufende Raumbeobachtungen
Windenergie
Erdgas
Portugal
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Steinkohle befeuertes Kraftwerk ersetzt, das über eine elektrische Gesamtleis-tung von 585 MW verfügt, aufgeteilt auf jeweils zwei 130- und 125-MW-Blöcke sowie einen 75-MW-Block. Desgleichen verfügen die Inseln Ibiza und Menorca über je ein separates Großkraftwerk.
Portugal
Portugal verfügt über eine Kraftwerks-flotte mit einer installierten Nettoleis-tung von insgesamt knapp 14 GW, die im Wesentlichen von den drei Unterneh-men Energias de Portugal, Portuguese Renewable Energy Association und Re-des Energeticas Nationais betrieben wer-den (Bild 2). Kernkraftwerke gibt es in Portugal nicht. Der Strombedarf Portu-gals wächst jährlich um 3 %. Im Norden des Landes, nördlich der Flüsse Tejo bzw. Tejoebene, wird die elektrische Energie hauptsächlich auf der Grundlage erneu-erbarer Energien wie Laufwasserkraft und Windenergie bereitgestellt. Wegen eines Investitionsstaus beim Bau von Wasserkraftwerken verringerte sich die Reserveleistung. Somit ist zukünftig in dem seit Oktober letzten Jahres liberali-sierten portugiesischen Strommarkt vor allem mit dem Zubau erdgasbefeuerter GuD-Kraftwerken zu rechnen. Im südli-chen Landesteil ist hingegen ein Brenn-stoffmix anzutreffen. In Portugal soll die installierte Windenergieanlagenleistung von heute 2,5 GW bis auf 7 GW im Jahr 2012 ausgebaut werden. In Serpa – einer
Bild 2
Kraftwerke in Portugal.
Kraftwerke und Verbundnetze in Europa
In Fortführung der bisherigen Arbeiten zur Kraftwerksstruktur in europäischen Ländern soll der BWK 5-2009 eine Gesamtkarte für Europa als großformatiges Poster beigelegt werden, in der sämt-liche Kraftwerke mit einer elektrischen Bruttoleistung von mehr als 500 MW sowie Transportnetze für die Höchstspannungsebe-ne (380 kV oder mehr) erfasst sind. Eine vorläufige Version dieser Europakarte ist als PDF-Datei über www.eBWK.de im Menü „Ak-tuell/Europakarte“ abrufbar. Die Autoren bitten das sachkundige BWK-Leserpublikum um kritische Durchsicht und um detaillierte Informationen über Ergänzungen bzw. Korrekturen bis zum 15. Januar 2009 an folgende E-Mail-Adresse: i [email protected]
Kraftwerke und Netze
nenkraftwerke. Im Sommer 2008 ging nach zweijähriger Bauzeit das Parabolrinnen-kraftwerk Andasol-1 als ers-tes seiner Art in Europa in Betrieb. Die Anlage ist für ei-ne elektrische Leistung von 50 MW ausgelegt. Die beiden Kraftwerke Andasol-2 und -3 mit ebenfalls je 50 MW elek-trischer Leistung sollen im Frühjahr 2009 bzw. Ende 2010 ans Netz gehen. Die Kraftwerke werden dann der größte Solarkraftwerkskom-plex der Welt sein.
Das Höchstspannungsnetz in Spanien verfügt über Kup-pelstellen zu Frankreich und Portugal. Darüber hinaus gibt es auch ein Unterwasser-kabel mit einer Kapazität von 400 MW, das Spanien mit Marokko verbindet.
Kanaren
Auf den Kanarischen Inseln ist die En-desa-Tochter Union Electrica de Canaris Generacion Hauptakteur hinsichtlich Strombereitstellung. Die Inseln Tenerif-fa, Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote verfügen über Kraftwerke mit elektrischen Bruttoleistungen von mehr
als 100 MW. Dabei herrschen Gasturbi-nenkraftwerke vor.
Balearen
Auf Spaniens beliebter Ferieninsel Mallorca gibt es drei Großkraftwerke in der Umgebung von Palma de Mallorca und bei Alcudia. Ein an der Nordspitze der Bucht von Alcudia stillgelegtes Steinkohlekraftwerk wurde von Endesa durch ein neues, ebenfalls primär mit
Bruttoleistung in MW
Shetland Islands
Hebrides
Orkney Islands
Isle of Man
3002 000
4 000
N
200 km
Isle of Wight
Alderney
Guernsey
Jersey
Channel Islands
Fiddler’s Ferry
Drax
1 Eggborough2 Killingholme3 Immingham4 Keadby5 West Burton6 Cottam Development7 Spalding
Kraftwerke in Betrieb, Stand Juni 2008, Quelle: Eigene RecherchenKartengrundlage: Laufende Raumbeobachtungen
Erdgas Abfall
Daneben gibt es im Vereinigten König-reich heute etwa zwölf Regionalversor-ger. Das Vereinigte Königreich war einer der ersten Staaten in Europa, der die Energieversorgung vollständig liberali-sierte. Die Stromerzeugung basiert aktu-ell hauptsächlich auf den Energieträ-gern Kohle (38 %), Gas (36 %) und Kern-energie (18 %). Die Regierung verfolgt das Ziel, den Anteil erneuerbarer Ener-gien bei der Strombereitstellung bis zum Jahr 2020 auf 20 % zu erhöhen. Im Be-reich der Windenergienutzung soll die installierte Leistung von aktuell gut 2,5 GW bis zum Jahr 2012 auf 12 GW er-höht werden. Speziell bei der Nutzung erneuerbarer Energien muss Schottland erwähnt werden. Die geschätzten Poten-ziale liegen bei etwa 35 GW für Wind-energieanlagen und wegen des hohen Tidenhubs bei bis zu 8 GW für Gezeiten-kraftwerke.
Insbesondere England wird auch wei-terhin auf die friedliche Nutzung der Kernenergie setzen. Bis zum Jahr 2010 sollen die CO2-Emissionen im Kraft-
Bild 3
Kraftwerke im Vereinigten Königreich und in Irland.
Central Electrica betreibt auch das zwischen Sa Pobla und Las Gavio-tas am Flüsschen Siurana gelegene Kohlekraftwerk Es Murterar mit 585 MW elektrischer Leistung. Die Steinkohle wird vom Hafen Port d´Alcudia per Lastwagen bis zum Kraftwerk geliefert.
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Kraftwerke und Netze
der sonnigsten Gegenden Europas – ging im März 2007 ein großes Solarkraftwerk mit einer elektrischen Gesamtleistung von rund 11 MW(peak) in Betrieb.
Vereinigtes Königreich und Irland
Nach der Privatisierung der Energie-wirtschaft im Jahr 1990 etablierten sich
in England, Wales, Schottland und Nord-irland mit British Energy Group, British Nuclear Fuels, Centrica, EDF Energy (das Unternehmen ist durch die Übernahme von British Energy weiter gewachsen), Ener-G, E.on UK und International Power sieben Unternehmen als Hauptakteure beim Betrieb einer elektrischen Kraft-werksleistung von etwa 83 GW (Bild 3).
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Bild 4
Kraftwerke in Italien.
werkssektor um 7 % gegenüber dem Re-ferenzjahr 1990 reduziert werden.
Das größte Kraftwerk in Nordirland wird am Standort Ballylumford vom Un-ternehmen Premier Power betrieben. Mit dem Kraftwerk werden derzeit 50 % des Strombedarfs in Nordirland gedeckt.
Irland verfügt darüber hinaus über ei-ne elektrische Nettoleistung von etwa 6,2 GW. Mit Elecricity Supply Board, Energia, Huntstown Power Company und EirGrid sind dort haputsächlich vier Unternehmen für die Strombereitstel-lung und -versorgung verantwortlich. Als Energieträger in der Stromerzeugung werden vor allem Gas und Öl eingesetzt. Die irische Energieversorgung bewegt sich hinsichtlich der Liberalisierung in Richtung des Single-Buyer-Systems, bei dem ein Unternehmen in seinem Gebiet das alleinige Recht hat, Strom zu ver-kaufen und das dafür notwendige Über-tragungsnetz zu betreiben. Auf der Insel Irland sind keine Kernkraftwerke vor-handen.
Italien
In Italien ist eine elektrische Kraft-werksnettoleistung von etwa 85 GW in-stalliert (Bild 4). Die Stromversorgung übernehmen zum überwiegenden Teil die Unternehmen Ansaldo Energia, Enel, Enipower und Edison. Die Bruttostrom-erzeugung basiert zu 83 % auf Wär-mekraftwerken, zu 14 % auf Wasser-kraftwerken und zu 3 % auf Geothermie-kraftwerken sowie Windenergie- und Photovoltaikanlagen. Eine Reduzierung der spezifischen CO2-Emissionen soll durch verstärkten Einsatz von Kraftwer-ken auf der Basis erneuerbarer Energien realisiert werden. Bis zum Jahr 2012 ist der Zubau von mehr als 7 GW Gesamt-leistung geplant. Die größten Zuwächse verzeichnen die Windenergieanlagen mit etwa 4,7 GW und Wasserkraftwerke mit rund 1,7 GW. Darüber hinaus steigt die installierte Leistung von Photovoltai-kanlagen durch das Nuovo-Conto-Ener-
gia-Gesetz, das für eingespeisten Strom eine Vergütung von bis zu 49 Ct/kWh ge-währt, um bis zu 8 MW pro Monat.
Als weitere Option wird eine Verände-rung des Brennstoffeinsatzes durch die Substitution von Öl durch Gas gesehen. Eine Verbesserung der Effizienz der vor-handenen Dampfkraftwerke wird durch Vorschalt-Gasturbinen realisiert.
Nach dem Reaktorunfall von Tscher-nobyl im April 1986 wurde in Italien eine Volksbefragung zur Nutzung der Kern-energie durchgeführt. Danach wurden alle Kernkraftwerke abgeschaltet. Nun wird erwogen, wieder in Kernkraftwerke zu investieren, zumal in Italien nach wie vor ein erhebliches Know-how an mo-dernen Kraftwerkstechnologien besteht. So ist der halbstaatliche Versorger Enel Mitbetreiber von mehr als 6 GW Kern-kraftwerksleistung in Spanien und der Slowakei. Ferner soll das Unternehmen Ansaldo ein Forschungszentrum zur Entwicklung von Kernkraftwerken der vierten Generation gegründet haben. In Italien gibt es Überlegungen, bis zu vier Kernkraftwerke mit einer elektrischen Gesamtnennleistung von 2 bis 3 GW im Zeitraum von 2020 bis 2030 ans Netz zu bringen.