Konfliktstile im interkulturellen Kontext Seminararbeit Des 2. Semesters Bachelor International Business im Fach SAS 300-2 Wissenschaftliches Arbeiten II Munich Business School Eingereicht von Jonas Reiner am: 08.04.2013
Konfliktstile iminterkulturellen Kontext
Seminararbeit
Des 2. Semesters Bachelor InternationalBusiness
im Fach SAS 300-2 WissenschaftlichesArbeiten II
Munich Business School
Eingereicht von Jonas Reiner
am: 08.04.2013
1 Inhaltsverzeichnis1 Inhaltsverzeichnis.......................................2
2 Abbildungsverzeichnis....................................23 Einführung...............................................3
4 Begriffsgrundlagen.......................................34.1 Kultur................................................3
4.2 Konfliktstil..........................................45 Vorherrschende Modelle über Konfliktverhalten............4
5.1 Konfliktstile nach Blake & Mouton.....................55.2 Konfliktstile nach Bennet.............................6
5.3 Konfliktstile nach Hammer.............................85.4 Konfliktstile nach Augsburger........................10
5.5 Gemeinsamkeiten der Konfliktstile: Konkurrenz und Kooperation...............................................11
6 Kombination der Konfliktstile mit den Kulturdimensionen nach Hofstede...............................................12
6.1 Machtdistanz.........................................136.2 Individualismus......................................14
6.3 Maskulinität / Femininität...........................166.4 Unsicherheitsvermeidung..............................17
7 Schlussfolgerung........................................188 Literaturverzeichnis....................................19
2
2 Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: eigene Darstellung in Anlehnung an Ting-Toomey,
1994, S. 367
Abb. 2: eigene Darstellung in Anlehnung an Hammer, 2005
3 Einführung
Um sich in einem global wachsenden Markt durchsetzen zu
können, setzen moderne Unternehmen schon seit langem auf
internationale Zusammenarbeit, sei diese zwischen
verschiedenen Firmen oder innerhalb einer Firma durch
multinationale Zweigstellen gegeben.
In dieser interkulturellen Zusammenarbeit, zum Beispiel
zwischen Geschäftspartnern oder in einem multikulturellen
Arbeitsteam kommt es aber häufig zu Spannungen. Grund
dafür sind nicht nur Sprachbarrieren oder
unterschiedliche Wertvorstellungen, sondern auch die Art
und Weise, wie man sich in unweigerlich auftretenden
Konfliktsituationen verhält. Die Fragen, die sich hierbei
stellen, sind: Welche unterschiedlichen Modelle
3
menschlichen Verhaltens in Konfliktsituationen gibt es,
und wie unterscheidet sich dieses Verhalten, wenn man die
Kulturdimensionen nach Hofstede zu Grunde legt? Kurz
gesagt: Lassen sich Konfliktstile kulturell
kategorisieren? Diese Arbeit zeigt Zusammenhänge in den
verschiedenen Modellen über Konfliktverhalten anhand von
interkulturellen Auftretens. Im ersten Abschnitt werden
dabei die diversen Konflikstile vorgestellt und im
zweiten Abschnitt mit dem Modell der Kulturdimensionen
nach Hofstede verglichen.
4 Begriffsgrundlagen
4.1 Kultur
„Der Kulturbegriff entzieht sich in seiner
Vielschichtigkeit eindeutigen Definitionen und unterliegt
einem stetigen Wandel. (…) Lag früher bei der Verwendung
des Begriffs in der Alltagssprache der Fokus auf der
objektiven Kultur, also auf den vom Menschen geschaffenen
Werken, wie Musik, Architektur oder traditionellen
Produkten, beschäftigen wir uns heute viel mehr mit der
subjektiven Kultur und ihren Bedeutungen.“1 Die
subjektive Kultur, die eine differenziertere Ansicht
liefert, beschreibt das Verhalten, den Kommunikationsstil
und die darunter liegenden Werte. Kultur wirkt sich somit
nicht nur auf das gesellschaftliche Leben einer Gruppe
1 Aydt Sabine, (2008), Interkulturelles Management zwischen Kultur und Praxis: S. 136
4
aus, sondern auch auf den Gebrauch verschiedener
Konfliktverhaltensstile.2
Da diese Arbeit sich hauptsächlich das Modell der
Kulturdimension von Hofstede für Vergleiche heranzieht,
spielt seine Kulturdefinition eine große Rolle. „Hofstede
definierte Kultur als die kollektive Programmierung des
Geistes, die die Mitglieder einer Gruppe oder Kategorie
von Menschen von einer anderen unterscheidet. Diese
mentalen Programme sind ‚Denk-, Fühl- und
Handlungsmuster‘, die im sozialen Umfeld entstanden und
im Laufe der Sozialisation durch Familie, Nachbarschaft
(…) u.a. weitergegeben werden.“3
4.2 Konfliktstil
Gemäß der Definition von Gisevius sind „Konfliktstile (…)
Verhaltensmuster in Konfliktsituationen, die zeigen, wie
wir Meinungsverschiedenheiten kommunizieren und Emotionen
ausdrücken. Unterschiede in den Konfliktstilen spielen
eine zentrale Rolle bei der Eskalation von Konflikten.“4
Dabei variieren die Konfliktstile am stärksten im
interkulturellen Vergleich, denn Konfliktstile sind
erlernt und werden durch das Umfeld der eigenen Kultur
geprägt.5
2 Vgl. Aydt Sabine, (2008), Interkulturelles Management zwischen Kultur und Praxis: S. 1373 Broszinsky-Schwabe, E. (2011): Interkulturelle Kommunikation S. 854 Vgl. Gisevius Annette, (2010), AFS interkulturelle Begegnungen e.V., Interkulturelle Konfliktstile: S. 85 Vgl. Gisevius Annette, (2010), AFS interkulturelle Begegnungen e.V., Interkulturelle Konfliktstile: S. 8
5
5 Vorherrschende Modelle über Konfliktverhalten
Kulturen und deren Werteverständnisse prägen maßgeblich
die persönlichen Konflikt- und Verhaltensstile. Geprägt
durch das jeweilige Umfeld entwickeln Personen
spezifische soziale Handlungskompetenzen, die in ihrer
Art und Weise stark variieren. In der interkulturellen
und wirtschaftlichen Zusammenarbeit treffen deswegen
immer öfter Handelspartner mit unterschiedlichen
Verhaltensweisen und variierenden Handlungskompetenzen
aufeinander. Dies führt zu Unverständnis und Spannungen.
Der Versuch, die Situation zu verstehen und das Verhalten
der anderen Partei zu interpretieren misslingt leicht, da
es wahrscheinlich ist, dass die Interpretation auf den
eigenen Kulturstandards basiert und das Verständnis des
Moralsystems der anderen Kultur fehlt. Nachfolgend werden
verschiedene Verhaltensstile erläutert, mit denen
Personen auf einen Konflikt reagieren.
5.1 Konfliktstile nach Blake & Mouton
Die beiden US-amerikanischen Konfliktforscher Blake und
Mouton haben fünf Verhaltensstile erkannt, die sie als
Integrativen Stil, Harmonisierenden Stil,
Durchsetzungsstil, Vermeidungsstil, und Kompromissstil
beschreiben. 6
6 Vgl. Blake, R.R. / Mouton, J.S. (1964), zit. nach Mattl, C. (2004): S. 15.
6
Es gibt grundsätzlich innerhalb einer Konfliktsituation
stets zwei Dimensionen. Zum einen den Grad des
Selbstinteresses und zum anderen den Grad des Interesses
für den Konfliktgegner.7
- Beim Harmonisierenden Stil ist selbstloses Verhalten
ausschlaggebend. Die Schwierigkeit besteht in der
Vernachlässigung der eigenen Ziele und der
Konzentration auf den Konfliktgegner. Um dessen
Interessen optimal befriedigen zu können, spielt man
Differenzen herunter, betont Gemeinsamkeiten und
gibt nach.
- Beim Inaktivstil zieht man sich aus der
Konfliktsituation zurück, weicht aus und vermeidet.
Spannungen werden durch Untätigkeit präventiv
ausgeschlossen, aber die Ziele beider
Konfliktparteien können nicht erreicht werden.
- Der Durchsetzungsstil, der egoistische
Denkstrukturen zu Grunde liegen hat, führt schnell
zu Aggressivem und impulsivem Verhalten. Dabei sind
Vertreter dieses Konfliktstiles „Win-Lose“
Orientiert. Ein Kompromiss ist ausgeschlossen.
- Beim Integrativen Stil herrscht ein großes Interesse
für sich, aber auch für Fremde, vor. Das Ziel ist
eine effektive und effiziente Problemlösung und wird
durch einen offenen Austausch an Informationen,
sowie das Untersuchen von Differenzen erreicht.
7 Vgl. Blake, R.R. / Mouton, J.S. (1964), zit. nach Mattl, C. (2004): S. 16. ff.
7
- Der Konfliktstil des Kompromisses zeigt ein
mittleres Interesse, sowohl für sich selbst, als
auch für andere. Für das Ziel einer beidseitig
akzeptablen Lösung wird ein Kompromiss geschlossen,
für den beide Parteien etwasvon ihrem Standpunkt
abrücken müssen.
Pruitt und Carnevale sind aufgrund dieses Modells zu der
Erkenntnis gekommen, dass der Integrative Stil der
Problemlösung für Manager am effektivsten ist. 8
Wie Kozan untersuchte, kann es in der wirtschaftlichen
Zusammenarbeit passieren, dass Personen ihre
Konfliktstile je nach Konfliktgegner variieren. Die
Variation wird in diesem Fall stark von der
Hierarchiestufe beeinflusst. Mitarbeitern gegenüber wird
ein Chef deshalb seine Meinung eher „durchsetzen“,
Kollegen untereinander ihre Konflikte „vermeiden“ und
seinen Vorgesetzen gegenüber wird man Versuchen,
Konflikte zu „harmonisieren“.9
Wie Kilmann feststellte sind Menschen dazu in der Lage
alle fünf dieser Konfliktstile einzusetzten, haben jedoch
eine starke Präferenz für eine davon10
8 Vgl. Afzalur Rahim, M. (2011): S. 26. 9 Kozan, M.K. (1989): Cultural Influences on Styles of Handling Interpersonal Conflict, S. 127.10 Vgl. Kilmann, R.H. (2006): Conflict Mode Instrument (online)
8
Abbildung 1: Eigene Darstellung in Anlehnung an Ting-Toomey, 1994,S. 367
5.2 Konfliktstile nach Bennet
Bennet geht, aufgrund einer empirischen Untersuchung
davon aus , dass es in Bezug auf Konfliktlösung
universell gültige Stile gibt. Bei seinem Modell variiert
lediglich der Grad des Einsatzes interkulturell. Die
Intensität des Einsatzes von verschiedenen
Konfliktlösungsstilen hängt maßgeblich von der Prägung
durch kulturelle Wertevorstellungen ab. 11
Überblicke über die Konfliktlösungsstile nach Bennet:
Kulturübergreifender Stil
der Konfliktlösung
Beschreibung des Stils im
Hinblick auf die
InterkulturalitätVermeidung
(Denial/Supression)
- Problemlösung erfolgt
durch Verleugnung des
Konfliktes.
11 Vgl. Mayer, C.-H. (2006): S. 399
- Unterschiede werden
heruntergespielt, um
Harmonie zu wahren.Macht
(Power/Authority)
- Problemlösung erfolgt
durch den Eingriff
einer anerkannten Macht
wie Gericht,
Mehrheitsentscheid,
Autoritätsperson etc.Vermittlung
(Third-Person-Intermediary)
- Eine dritte, als
allparteilich geltende
Person wird als
Schlichter oder
Mediator eingesetzt, um
zwischen den
Konfliktparteien zu
vermitteln.Gruppenkonsens
(Group Consensus)
- Eine Teilgruppe
erarbeitet Ideen zur
Konfliktlösung und
stellt diese
Entscheidung vor. Die
gesamte Gruppe trägt
die Entscheidung mit.Direkte Diskussion
(Direct Discussion)
- Die in den Konflikt
involvierten Individuen
sprechen offen
miteinander über den
10
Konflikt.
- Berücksichtigt werden
die Wahrnehmungen, die
Gefühle und Positionen
der Individuen.Quelle: (2004) Mayer C.-H./Boness C., S. 61 zit. nach (2006) Mayer,C.-H., S. 39
5.3 Konfliktstile nach Hammer
Einen ganz neuen Ansatz der Konfliktstile liefert Hammer.
Aufgrund von empirischen Untersuchungen unterscheidet er
zwischen 4 Verhaltensstilen. Für ihn sind dabei zwei neue
bipolare Kontinuen mit jeweils zwei gegensätzlichen Polen
ausschlaggebend: „Direkte vs. Indirekte Kommunikation“
und „hohe vs. geringe Intensität der emotionalen
Ausdruckskraft“.12
Beim direkten Umgang wird versucht, den Gegenüber durch
begründete, logisch aufgebaute Argumente zu überzeugen.
Es gibt eine persönliche „face-to-face“- Kommunikation
über die Meinungsverschiedenheiten, des Weiteren spiegelt
die Bedeutung des gesprochenen Satzes die wirkliche
Meinung wider und grundsätzlich verhält man sich selbst
lösungsorientiert.13
12 Vgl. Hammer, M. (2005): S. 675 ff.. 13 Vgl. Gisevius Annette, (2010), AFS interkulturelle Begegnungen e.V., Interkulturelle Konfliktstile: S. 10
11
Beim indirekten Umgang läuft die Kommunikation bei
Meinungsverschiedenheiten oft über eine dritte Person.
Außerdem versucht man seinen Konfliktgegner auf sensible
Art zu überzeugen – mit der Möglichkeit, “das Gesicht
des anderen zu wahren“, also ohne den anderen bloß zu
stellen. Als effektivste Problemlösung gilt dabei die
Beziehungsverbesserung, die durch historisch gewachsene,
gegenseitige Verpflichtungen den Konflikt löst.14
Emotionale Offenheit bedeutet, dass Gefühle offen
ausgedrückt und zusätzlich durch non-verbales Verhalten
gezeigt werden. Die Gefühle werden durch Humor
kontrolliert, um Spannungen zu regulieren oder zu lösen.
Vertrauen und Glaubwürdigkeit entsteht durch emotionale
Bindung.15
Emotioale Zurückhaltung ist gemäß Gisevius gegeben, wenn
der Gefühlsausdruck minimiert ist und die Gefühle durch
eine Vermeidung von Humor kontrolliert werden. Personen
reagieren sensibel hinsichtlich der Verletzung von
Gefühlen der anderen Seite. Ausschlaggebend ist, dass
eine Unterdrückung der Gefühle essentiell für die
Glaubwürdigkeit und die Lösung des Konfliktes ist.16
Discussion Style: Dieser Konfliktstil basiert auf einer
verbalen direkten Kommunikation und einer sehr geringen
14Vgl. Gisevius Annette, (2010), AFS interkulturelle Begegnungen e.V., Interkulturelle Konfliktstile: S. 11 15Vgl. Gisevius Annette, (2010), AFS interkulturelle Begegnungen e.V., Interkulturelle Konfliktstile: S. 1216 Vgl. Gisevius Annette, (2010), AFS interkulturelle Begegnungen e.V., Interkulturelle Konfliktstile: S. 13
12
Emotionalität. Die themenorientierte Rationalität steht
im Vordergrund und fordert eine präzise Verständigung.
Persönliche Gefühle und Emotionen gelten als hinderlich
für den Prozess und werden vermieden. Durch direkte
Kommunikation spricht man Unstimmigkeiten offen an und
die Diskussion beruht auf objektiven Fakten.17
Engagement Style: Dieser Stil verbindet einen direkten
Umgang von Unstimmigkeiten mit emotionalem Ausdruck. Je
intensiver der Einsatz von verbal und non-verbal
vermittelten Emotionen in der Diskussion ist, desto
stärker ist man bestrebt, den Konflikt zu lösen.
Differenzen werden direkt und mit persönlicher Empfindung
angesprochen.18
Accomodation Style: Dieser Konfliktstil beschreibt einen
indirekten verbalen Stil und ein schwach ausgeprägtes
emotionales bzw. rationales Konfliktverhalten. Während
des Konfliktes nutzt man Umschreibungen,
Weitschweifigkeit und Vieldeutigkeit im Gebrauch der
Sprache. Die Harmonie der Gruppe aufrecht zu erhalten ist
ein sehr wichtiges Ziel, das dadurch erreicht wird, dass
Meinungsunterschiede nicht angesprochen werden. Ein
Einsatz von starken Gefühlen und persönlichen Präferenzen
werden als bedrohlich empfunden. Hilfsmittel in der
Zielerreichung des Konfliktes sind: Indirekte
Kommunikation, ein Herunterspielen des Konfliktes und
die Vermittlung durch Dritte.19
17 Vgl. Hammer, M. (2005): S. 67618 Vgl. Hammer, M. (2005): S. 678 19 Vgl. Hammer, M. (2005): S. 679
13
Dynamic Style: Bei diesem Konfliktverhalten agieren die
Personen mit einer intensiven emotionalen Beteiligung und
kommunizieren indirekt. Genauso wie beim „Engagement
Style“ ist die Intensität des Gefühlseinsatzes ein
Zeichen für die Glaubwürdigkeit der Parteien.
Konfliktmittel sind Wiederholungen, eine harmonisierende
Argumentation, Vieldeutigkeit und die Unterstützung durch
Dritte.20
Abbildung 2 eigene Darstellung in Anlehnung an Hammer, 2005
5.4 Konfliktstile nach Augsburger
Bei der Identifizierung von Konfliktverhaltensstilen geht
Augsburger ähnlich wie Bennet vor. Auch er beschreibt
Verhaltensstile, die auf der ganzen Welt vorkommen, aber
interkulturell in Dominanz und Intensität variieren.
Zudem ist er der Ansicht, dass kulturübergreifend der
Konfliktverhaltensstil der „Vermeidung“ der am häufigsten20 Vgl. Hammer, M. (2005): S. 681
14
auftretende Stil ist. „Vermeidung“ tritt häufig im
Asiatischen Raum [auf und] zeigt sich in Form von: z.B.
Kontaktabbruch, Schweigen oder umdisponieren. 21
Im Folgenden zeigt eine Tabelle die Konfliktstile von
Augsburger:
Kulturübergreifende
Optionen in Konflikten
Beschreibung
Vermeidung
(avoidance)
Der Konflikt wird oftmals
verleugnet oder verneint.
Es kann jedoch auch
passieren, dass andere
Handhabungsstrategien in
den Vordergrund rücken, wie
beispielsweise Ignoranz
gegenüber dem Konflikt oder
Übersehen des Konfliktes.
21 Vgl. Augsburger, D.W. (1992): S. 23615
Zurückdrängung
(repression)
Der offene Konflikt wird
verdrängt, indem Handlungen
zur Unterdrückung des
Konfliktes ausgeführt
werden.Verschiebung
(displacement)
Der Konflikt wird
verschoben, indem er auf
ein anderes Thema oder eine
andere Partei gelenkt wird.Management Der Konflikt wird auf eine
bestimmte Art und Weise
limitiert und eingeschränkt
oder die Intensität wird
durch gegenseitiges
Einvernehmen verkleinert.Lösung (resolution) Der Konflikt wird bestimmt
durch Veränderungen, die
die Ursache oder die
treibenden Kräfte
modifizieren.Nutzbarkeit (Utilization) Der Konflikt wird genutzt,
um neue Werte und
Zielkonstellationen zu
erzielen.Quelle: (2004) Mayer C.-H./Boness C., S. 60 zit. nach (2006) Mayer,C.-H., S. 36
16
5.5 Gemeinsamkeiten der Konfliktstile: Konkurrenz undKooperation
Grundsätzlich lassen sich bei den vier genannten Modellen
Gemeinsamkeiten feststellen. Es fällt auf, dass sich alle
Formen der Konfliktbehandlung durch die Gegenpole:
Kooperation und Konkurrenz kategorisieren lassen. Im
Extremfall werden gar nur diese beiden Varianten
unterschieden.22 Bei Kooperation gehen die Beteiligten
aufeinander ein, um ihre Ziele zu erreichen („Win-Win“);
bei Konkurrenz versuchen die Konfliktteilnehmer, ihre
Interessen auf Kosten der schwächeren Gegenseite
durchzusetzen, („Win-Lose“).23
Konfliktstile mit konkurrenzorientiertem Verhalten sind
der „Durchsetzungsstil“ gem. Blake und Mouton 24 und gem.
Hammer die Stile: „Discussion Style“, „Dynamic Style“ und
„Engagement Style“.25 Auch beim Konfliktstilmodell von
Bennet lassen sich der „Machtstil“ und die „direkte
Diskussion“ als konkurrenzorientiert kategorisieren.26
Bei Augsburger ist bei keinem der genannten Konfliktstile
einen Konkurrenzcharakter erkennbar. Dies impliziert
jedoch nicht, dass sie die Maxime der Kooperation
verfolgen.
22 Vgl. Deutsch, M (1977): S. 20 ff.23 Vgl. Deutsch (1977), S. 2524 Vgl. Blake, R.R. / Mouton, J.S. (1964), zit. nach Mattl, C. (2004): S. 16. ff.25 Vgl. Hammer, M. (2005): S. 676 ff.26 (2004) Mayer C.-H./Boness C., S. 61 zit. nach (2006) Mayer, C.-H.,S. 39
17
Als Kooperationsstile können bei dem Modell von Blake und
Mouton drei Konfliktstile kategorisiert werden: der
„integrative Stil“, der „harmonisierende Stil“ und der
„Kompromissstil“.27 Bei Hammer wird lediglich der
„Accomodationstil“ als konsensorientiert beschrieben. 28
Von Bennet werden folgende Konfliktverhaltensstile
genannt, die die Maxime der Kooperation verfolgen:
„Gruppenkonsens“, „Vermittlung“ und „Vermeidung“. Bei den
Konfliktstilen von Augsburger sind es das „Management“,
die „Lösung“ und die „Nutzbarkeit“, welche einen
Kooperationscharakter enthalten. 29Alle diese Stile
enthalten Verhaltensmuster der Selbstaufgabe. Da sich die
genannten Konfliktstile sehr ähneln, ist es schlüssig,
dass in einer Kultur vorwiegend Konfliktstile ähnlichen
Typs vorherrschen.30
6 Kombination der Konfliktstile mit denKulturdimensionen nach Hofstede
Um die verschiedenen Konfliktstile miteinander vergleichen zu
können, und Ähnlichkeiten herauszuarbeiten wird nachfolgend
das Modell der Kulturdimensionen von Hofstede vorgestellt.
Hofstede unterscheidet die kulturellen mentalen
Programmierungen anhand von vier Kulturdimensionen:
27 Vgl. Blake, R.R. / Mouton, J.S. (1964), zit. nach Mattl, C. (2004): S. 16.28 Vgl. Hammer, M. (2005): S. 676 ff.29 Vgl. Augsburger, D.W. (1992): S. 23630 Vgl. (2004) Mayer C.-H./Boness C., S. 61 zit. nach (2006) Mayer, C.-H., S. 39
18
Machtdistanz, Individualismus/Kollektivismus,
Maskulinität/Femininität, Unsicherheitsvermögen.31
6.1 Machtdistanz
Auf welche Art und in welchem Ausmaß werden in einer
Kultur ungleiche Machtverhältnisse erwartet und
akzeptiert? Man unterscheidet zwischen steilen und
flachen Hierarchien. In Gesellschaften mit großer
Machtdistanz glaubt man, dass Autorität und Macht Teil
des Alltags sind und nicht gleich gestellt sondern einer
festgelegten vertikalen Hierarchiefolge untergeordnet
sind. Als Beispiele sind der Respekt vor dem Vater und
die damit einhergehende Bevormundung der Kinder zu nennen
und der Respekt vor dem Lehrer. Am Arbeitsplatz gibt es
strenge Hierarchien mit Privilegien für den vorgesetzten.
In Kulturen mit einer geringen Machtdistanz minimieren
die Menschen, wie Hofstede feststellt, die Ungleichheit.
So gelten Kinder als gleichberechtigt und selbstständig.
Vorgesetzte und Mitarbeiter betrachten sich als
gleichwertig. 32
Wie Hofstede festgestellt hat, ergeben sich in den
meisten Asiatischen Ländern, bei Russland, den meisten
lateinamerikanischen, arabischen und afrikanischen
Ländern hohe Machtdistanzwerte. Länder mit geringen
31 Vgl. Broszinsky-Schwabe, E. (2011): Interkulturelle Kommunikation S. 86 ff. 32 Vgl. Broszinsky-Schwabe, E. (2011): Interkulturelle Kommunikation S. 86
19
Machtdistanzwerten sind die USA und die meisten
europäischen Länder. 33
Diese Definition der Machtdistanz legt auch direkt
Konfliktstile nahe, die Menschen in Kulturkreisen mit
hoher Machtdistanz wählen. Bei einem Konflikt ist hierbei
besonders der Fall von hierarchisch nicht
gleichgestellten Personen interessant, da die gesamte
Gesellschaft hierarchisch geprägt ist. Hier agieren
jeweils zwei Gegenpole, die deshalb auch höchst
unterschiedliche Konfliktstile einsetzen. So lässt sich
zum Beispiel schlussfolgern, dass Autoritätspersonen und
Führungskräfte sich generell „durchsetzen“ und den
Konfliktstil der „Macht“ anwenden und Mitarbeiter dazu
neigen, „nachzugeben“ bzw. versuchen, ein Zuspitzen der
Auseinandersetzung zu „vermeiden“. Auch ist eine
„Verschiebung“, „Zurückdrängung“ oder „Management“ als
Konfliktverhalten der Angestellten denkbar.
Dazu passend wenden Chefs den „Engagement Style“, an, da
sie direkt und unverblümt Anweisungen erteilen.
Untergebene wollen respektloses Verhalten, dem
hierarchisch höher Gestellten vermeiden und werden
deswegen entweder den „Discussion Style“, den „Dynamic
Style“ oder den „Accommodation Style“ wählen. Dies ist
nötig, weil Sie entweder in der Direktheit oder in der
33 Vgl. Hofstede, G. (2006): Lokales Denken, globales Handeln. Interkulturelle Zusammenarbeit und Globales Management S. 56
20
Intensität des Ausdruckes nachgeben müssen um
Situationsbedingt ihre Ziele zu erreichen.
Bei geringer Machtdistanz haben alle Konfliktparteien
eine sich entsprechende Autorität und hierarchische
Machtposition. Dadurch wird es ihnen untereinander
ermöglicht auch gleiche Konfliktstile zu benutzen. Man
erarbeitet gemeinsam eine „Problemlösung“ oder „geht
Kompromisse ein“, „diskutiert direkt“ und findet einen
„Gruppenkonsens“. Auf gleiche Weise versucht man
Konflikte zu „managen“ oder zu „nutzen“. Dies wird
deutlich bei einem Konflikt zwischen Kindern und Eltern,
bei denen Kinder als selbstständig und gleichberechtigt
gelten und bei Arbeitsteams, in denen alle Mitarbeiter
über gleichen Rang oder Status verfügen, da
Ungleichheiten abgebaut wurden. Sie passen ihre
Konfliktstile an den „Discussion Style“ und den
„Accommodation Style“ an, da emotionaler Ausdruck ohne
Hierarchieebenen keine Notwendigkeit besitzt und auf
persönlicher Ebene missverstanden werden kann.
6.2 Individualismus
In individualistischen Kulturen ist das Individuum die
bedeutendste Einheit in allen Belangen. Unabhängigkeit,
Freiheit, persönliche Ziele und individueller Erfolg sind
den Menschen wichtig. Berufliche Mobilität wird genauso
erwartet, wie das entwickeln einer eigenen Identität. In
kollektivistischen Kulturen sind die Menschen in Gruppen
integriert, die Schutz geben und Loyalität fordern. Das
21
Interesse der Gemeinschaft hat Priorität vor den eigenen
Bedürfnissen. Durch die sozialen Normen und Pflichten
entsteht eine allgemeine Harmonie die nicht durch
egoistisches Verhalten gestört wird.34
Als individualistische Kulturen beschreibt Hofstede in
seiner Studie die USA, Großbritannien, Australien und
Kanada. Die meisten asiatischen Länder und
lateinamerikanischen Länder definiert er im Gegensatz
dazu als kollektivistische Kulturen. 35
In individualistischen Kulturen gilt es, die persönliche
Freiheit auch im Konflikt zur Geltung zu bringen und
seine individuellen Ziele zu erreichen. Deswegen kommt
ein Konfliktverhalten, das ein geringes Selbstinteresse
voraussetzt, nicht in Frage. „Nachgeben“, „Untätigkeit“,
„Vermeidung“, „Zurückdrängung“ und „Verschiebung“ treten
bei Personen, die eine starke individualistische Prägung
erfahren haben nicht auf. Ting-Toomey hat in einer global
Studie herausgefunden, dass individualistische Kulturen
eher kompetitive Verhaltensweisen einsetzen.36 Ganz
besonders stark benutzt man neben anderen jedoch das
Konfliktverhalten der „direkten Diskussion“ oder der
„Problemlösung“, genauso wie „Sich Durchsetzen“ und
„Nutzbarkeit. Als Begründung für das kompetitive
Verhalten ist anzumerken, dass Individualistische
34 Vgl. Broszinsky-Schwabe, E. (2011): Interkulturelle Kommunikation S. 8735 Vgl. Hofstede, G. (2006): Lokales Denken, globales Handeln. Interkulturelle Zusammenarbeit und Globales Management S. 10536 Vgl. Ting-Toomey, (1994): S. 367.
22
Personen all ihre Freiheit nutzen um die persönlichen
Ziele zu erreichen ohne auf Fremdinteressen zu achten.
Bei den Konfliktstilen nach Hammer lässt sich vermuten,
dass Das Konfliktverhalten sich eher an dem „Engagement
Style“, dem „Dynamic Style“ und dem „Diskussion Style“
orientiert.
Ting Toomey hat herausgefunden, dass kollektivistische
Kulturen bei aufgabenorientierten Konfliktsituationen
eher zum Harmonisieren und Vermeiden neigen. Um das
eigene Gesicht (Image) oder das der Gruppe nicht zu
verlieren, werden deshalb indirekte Signale als warnender
Hinweis eingesetzt um die eigenen Bedürfnisse in Bezug
auf den Konflikt mitzuteilen. 37 Entsteht zum Beispiel
ein Konflikt innerhalb eines Arbeitsteams, sind den
Betroffenen aufgrund ihrer Kollektivistischen Prägung
grundsätzlich die Fremdinteressen wichtiger als die
Eigeninteressen. Die Konfliktteilnehmer bevorzugen es
deshalb „nachzugeben“ und „Probleme zu lösen“, da sie die
Harmonie in der Gruppe wahren. Sie werden „direkte
Diskussionen“ verhindern und lieber den Konflikt
„vermeiden“ oder zu einem „Gruppenkonsens“ kommen oder
innerhalb der Gruppe „vermitteln“ und „Managen“, sodass
jeder Betroffene seine Ziele am effektivsten erreichen
kann. Eine „Lösung“ und „Nutzbarkeit“ scheint ebenso
wahrscheinlich. Ein Indirektes Verhalten und geringer
Emotionaler Ausdruck lässt schließlich noch auf den
„Accommodation“ Style schließen. 37 Vgl. Ting-Toomey, (1994): S. 367.
23
Wie Oetzel zusammenfasst, wählen Angehörige
kollektivistischer Kulturen eher kooperative
Konfliktstile. Auch ein abhängiges Selbst fördert die
Wahl dieses Konfliktstils.38
6.3 Maskulinität / Femininität
Diese beiden Werte beziehen sich darauf, inwiefern eine
Kultur durch geschlechtsspezifische Charakterzüge geprägt
wird. In einer maskulin geprägten Gesellschaft gelten
Werte, die männliche Eigenschaften haben, sowie
Zielstrebigkeit, Erfolg, Leistung und finanzieller
Gewinn. In femininen Kulturen sind die Werte der Fürsorge
und Pflege essentiell. Die sozial-emotionale Harmonie
wird gewahrt und gepflegt. 39
Länder, deren Kultur laut Hofstede eine Tendenz zur
Maskulinität aufweist sind unter anderem Japan,
Griechenland und Mexiko. Als mustergültige Beispiele für
eine kulturelle Tendenz zur Femininität beschreibt
Hofstede die nordeuropäischen Länder.40
In maskulinen Kulturen, verhalten sich Menschen ähnlich
wie in Kulturen, die stark von der individualistischen38 Vgl. Oetzel, J.G. / Ting-Toomey, S. (2003): Face Concerns in Interpersonal Conflict. A Gross-Cultural Empirical Test of the Face Negotiation Theory, in: Communication Research 30 (6), S. 599-624.39 Vgl. Broszinsky-Schwabe, E. (2011): Interkulturelle Kommunikation S. 87 f. 40 Vgl. Hofstede, G. (2006): Lokales Denken, globales Handeln. Interkulturelle Zusammenarbeit und Globales Management S. 166
24
Dimension geprägt ist. Es treten deshalb die
Konfliktstile „direkten Diskussion“ oder der
„Problemlösung“, genauso wie „Sich Durchsetzen“ und
„Nutzbarkeit auf. Des Weiteren orientiert sich das
Konfliktverhalten eher an dem „Engagement Style“, dem
„Dynamic Style“ und dem „Diskussion Style“.
Konfliktteilnehmer wie z.B. eine Mexikanische Mutter
zeigt ein stark ausgeprägtes kompetitives und
bestimmendes Verhalten, da sie für die Familie Erfolg,
Leistung und finanzieller Gewinn anstrebt.
Menschen aus femininen Kulturen haben im Konflikt die
gleichen Intentionen wie durch kollektivistische Kulturen
Geprägte. Bei beiden soll die Harmonie gewahrt werden, da
zum einen auf die Gefühle der Betroffenen geachtet wird
oder auf die Pflege der Beziehung großen Wert gelegt.
Sowohl das Selbst- als auch das Fremdinteresse sind stark
ausgeprägt und lassen darauf schließen, „Probleme zu
lösen“. Sie werden „direkte Diskussionen“ verhindern und
lieber den Konflikt „vermeiden“ oder zu einem
„Gruppenkonsens“ kommen oder innerhalb der Gruppe
„vermitteln“ und „Managen“, sodass jeder Betroffene, also
auch man selbst seine Ziele am effektivsten erreichen
kann, ohne dass Gefühle verletzt werden. Eine „Lösung“
und „Nutzbarkeit“ ist genauso möglich. Ein Indirektes
Verhalten, um auf andere Gefühle zu achten und starker
eigener Emotionaler Ausdruck lässt auf schließlich noch
auf den „Dynamic“ Style schließen. So würde sich ein
25
Schwedischer Chef bei einem Konflikt sehr um die Gefühle
seiner Mitarbeiter kümmern.
Ganz allgemein hat Oetzel festgestellt, dass Angehörige
femininer Kulturen, genauso wie Angehörige
kollektivistische Kulturen eher kooperative Konfliktstile
wählen. Auch in diesen Kulturkreisen fördert ein
abhängiges Selbst die Wahl dieses Konfliktstils.41
6.4 Unsicherheitsvermeidung
Ausschlaggebend für diese Kulturdimension ist der Umgang
mit Risiko. Menschen die sich durch unklare und
unvorhersehbare Situationen bedroht fühlen, entwickeln
Mechanismen, um ihrem Verlangen nach Sicherheit
nachzukommen. Diese Unsicherheiten können durch
schriftliche Normen, strenge Regeln, Planung, Strukturen
und Gesetze minimiert werden. Risiko wird präventiv
vermieden. In Ländern, deren Kultur ein geringes Ausmaß
an Unsicherheitsvermeidung aufzeigt, akzeptieren die
Menschen Risiken und sehen diese nicht als Bedrohung. Sie
verlassen sich auf ihren allgemeinen Menschenverstand,
sind dadurch risikofreudiger und wollen so wenig Regeln
wie möglich. 42
41 Vgl. Oetzel, J.G. / Ting-Toomey, S. (2003): Face Concerns in Interpersonal Conflict. A Gross-Cultural Empirical Test of the Face Negotiation Theory, in: Communication Research 30 (6), S. 599-624.42 Vgl. Broszinsky-Schwabe, E. (2011): Interkulturelle Kommunikation S. 88
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Länder mit hoher Unsicherheitsvermeidung sind laut
Hofstede zum Beispiel Japan, Peru und Portugal. Länder
mit einem geringen Index in dieser Dimension sind seiner
globalen Studie nach die USA, Niederlande und viele
Nordeuropäischen Länder. 43
Menschen, denen Unsicherheitsvermeidung wichtig ist,
werden erstaunlich oft einen „Kompromiss eingehen“ um
wenigsten ein Nebenziel, dafür aber ohne Risiko erreichen
zu können. Man schafft Normen, Regeln, Planung,
Strukturen und Gesetze um Eventualitäten zu minimieren.
Diese Strategien können auch als dritte „Macht“ gesehen
werden, da man z.B. in Deutschland einen Streit oft zu
einem Rechtsstreit ausweitet und einen Anwalt oder ein
Gericht hinzuzieht, um die korrekteste, sicherste und
anerkannteste Konfliktlösung zu finden. Man geht somit
dem Risiko der Unglaubwürdigkeit und Undurchsetzbarkeit
aus dem Weg, die eine selbst getroffene Konfliktlösung
mit sich bringen könnte. Auch agieren die Betroffenen im
Konflikt eher verhalten und reserviert. Also eher ohne
emotionalen Ausdruck. („Discussion Style“ oder
„Accommodation Style“)
In Kulturen mit geringer Unsicherheitsvermeidung
akzeptiert man Risiken und handelt weniger nachhaltig.
Die Konfliktstile, die sich dieser Kulturdimension
zuordnen lassen, werden weder ausnahmslos durch43 Vgl. Hofstede, G. (2006): Lokales Denken, globales Handeln. Interkulturelle Zusammenarbeit und Globales Management S. 234
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emotionale Zurückhaltung noch durch Indirektheit geprägt.
Das Konfliktverhalten des „Engagementstyle“, der
„direkten Diskussion“ und des „Durchsetzens“ werden
überproportional angewandt. Mitarbeiter als
Konfliktteilnehmer, sieht zum Beispiel kein Risiko in
Konflikt mit seinem Chef, noch wird sein Verhalten durch
soziale Restriktionen reguliert. Dies wirkt riskant, hat
jedoch den Vorteil, dass er sich nicht durch Regeln und
„Denkstrukturen“ limitieren lässt. So scheinen neue
„Lösungen“ möglich, um den Konflikt zu „nutzen“.
7 Schlussfolgerung
Diese Arbeit zeigt Zusammenhänge in den verschiedenen
Modellen über Konfliktverhalten anhand des
interkulturellen Auftretens. Die Gemeinsamkeiten und
Unterschiede der Konfliktstile sind Anhand des mehr oder
weniger starken Auftretens in den einzelnen
Kulturdimensionen ersichtlich.
Während des Konfliktes ist es sehr schwierig die
Konfliktstile des anderen zu erkennen oder die Situation
zu analysieren. Erst bei einer nachträglichen Beobachtung
und Reflektion des Konfliktablaufs und der Geschehnisse
ist oftmals eine Einsicht möglich. Diese Resultate können
allerdings sehr wohl als Hilfe für den weiteren Umgang
mit dieser Person dienen.
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Aufgrund von unterschiedlichen Empfindungen kann es auch
dazu kommen, dass eine Situation von der Gegenpartei gar
nicht als Konflikt wahrgenommen wird.
Es muss beachtet werden, dass Konfliktstile sowohl
situationsbedingt als auch interkulturell variieren.
Außerdem wenden auch nicht alle Angehörigen einer Kultur
dieselben Konfliktstile an. Auch hier gibt es eine breite
Variation aufgrund der einzelnen Persönlichkeiten.
Allerdings lassen sich mögliche Rückschlüsse des
kulturellen Verhaltens auf die Konfliktstile ziehen, da
ausgehend von theoretischen Grundlagen,
Forschungsergebnissen und empirischen Studien immer eine
gewisse Tendenz erkennbar ist und der überwiegende Teil
der Kulturangehörigen sich im Konfliktverhalten stark
ähnelt.
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