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Das Musikmagazin für ÄrzteFrühjahrsausgabe | 2018
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inhalt | editorial | impressum
Maceo Parker – 75 und kein bisschen leise
Wiedervereinigung: Chick Corea und Steve Gadd Im Gespräch: Melody Gardot zeigt ihr Innerstes Szene: von Bobo Stenson bis Norma Winstone Jazz Thermometer: neue CDs im Hörtest
Beth Hart & Joe Bonamassa im Doppelpack Sängerin Elise LeGrow und das Kultlabel Chess Kari Bremnes - nordische Klänge aus Oslo Ex-Talking Head David Byrne steht Rede und AntwortSzene: von Anna Depenbusch bis Mario BiondiGenesis ohne Ende: Gitarren-Gott Steve Hackett Hot Spots - Tipps der Redaktion
Teufelsgeiger - Niklas Liepe & Augustin Hadelich 62. Jubiläum: Menuhin Festival GstaadSzene: von Riccardo Chailly bis Maurizio PolliniKlassik Thermometer: neue CDs im Hörtest
Vorschau auf die High End Messe 2018Jacob Collier und Kii Audio
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Editorial | tonart
Impressum | tonart
tonart das Musikmagazin für Ärzte ist ein Produkt von otello media.tonart (18. Jhg.) erscheint als Beilage im Deutschen ÄrzteblattDeutsches Ärzteblatt - Praxisausgabe IVW-geprüft
Autoren Manuel Brug, Volker Doberstein, Michael Fuchs-Gamböck,
Dagmar Leischow, Michael Loesl, Steffen Rüth, Thorsten
Schatz, Wolfgang Tunze, Claus Riepe
Online-Redaktion (Ltg.) Michael Möhring
Grafik Denise Korenjak
Druck LN Schaffrath GmbH & Co. KG, Geldern
Titelbild Fotocredit: Boris Breuer
Inhalt | Frühjahr 2018
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Titelstory – „Soulman“ Maceo Parker auf unentwegter Mission
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www.tonartmagazin.de
Liebe Leserinnen und Leser!
Getreu dem Credo „der Ton macht die Musik“, setzt die neue tonart-Ausgabe diesmal mit Saxo-phonlegende Maceo Parker eine Duftmarke in Richtung „Groove“. Ausführlich beleuchten wir in der Titelstory die Hintergründe für seinen langanhaltenden Erfolg. Nicht minder interessant dürfte die Reunion von Chick Corea und Steve Gadd sein, dem von Exper-ten hochgeschätzten Dreamteam. Weitere Einblicke gewähren die Interviews mit Melody Gardot und dem ehemaligen Chef der Talking Heads, David Byrne.
Wie wichtig die Nachwuchsarbeit auch in der Klassik ist, zeigt uns der Göttinger Niklas Liepe. Mit Paganini hat sich der junge Violinist zugleich ein forderndes Thema gewählt, welches er mit Bravour besteht. Wussten Sie, dass unsere Nachbarn in Belgien und der Schweiz der klassischen Musik kleine aber fei-ne Treffpunkte wie den in Brügge oder dem Menuhin Festival im malerischen Gstaad bieten? Ein Besuch lohnt sich immer. Letzteres können wir auch von der alljährlich stattfindenden High End Messe in München behaupten. Hier treffen sich alle, die das besondere Klangerlebnis schätzen. Mein persönlicher Tipp dazu: der diesjährige Ehrengast der High End, die norwe-gische Sängerin Kari Bremnes, die vor kurzem ein wundersa-mes Singer-Songwriter-Album eingespielt hat. Das alles und noch viel mehr erfahren Sie in der neuen Frühjahrsausgabe von tonart.
Wie immer wünsche ich unseren Lesern eine spannende Lek-türe, wo immer Sie auch sein mögen!
Herzlichst Ihr Michael Möhring
Michael MöhringChefredakteur
titelstory | jazz 4
1 | 2018
Bis in die 1950er Jahre hinein war es der Swing, der, so Duke Ellington, einen guten Song ausmachte. Anfang der 60er Jahre übernahm die Stilistik des Funk sukzessive diese Rolle. Ob Jazz, Disco, Hip-Hop, House, World Music oder andere Musikformen wie der Afrobeat, ohne ihn ging es kaum. Dabei steht ein Musiker im Fokus, der an nahezu allen Entwicklungspha-sen und Spielarten dieses Phänomens an exponierter Stelle beteiligt war: Maceo Parker. Der Saxophonist und spätberufene Sänger aus North Caro-lina feierte im Februar seinen 75. Geburtstag – mit einem fulminanten Live-Album namens IT’S ALL ABOUT LOVE, das nicht zuletzt dank der WDR Big Band in einem beeindruckend klanggewaltigen Breitwand-For-mat daherkommt.
Es ist nie verkehrt, mit den Besten zu spielen. Nach diesem Motto arbeitete sich der talentierte junge Saxophonist Maceo Parker nach oben. Zunächst war da James Brown. Genau genommen hörte die Soul-Ikone Maceo und seinen Bruder Melvin bei einem Konzert und versuchte, die beiden direkt von der Bühne weg zu engagieren. Wobei sich hartnäckig das Gerücht hält, es sei Brown vor allem um Parkers Schlagzeug spielenden Bruder gegangen. Schließ-lich war es Maceo, der sich in der neuen Band durchsetzen und zu einem der wichtigsten musikalischen Partner Browns werden sollte.
Pionierarbeit
Parkers hoch präzises, ungewöhnlich perkussives Spiel, meist minimal vor dem Beat, kraftvoll und dabei immer kontrolliert, prägte zunehmend auch die kom-positorische Arbeit Browns. Sechs Jahre währte diese erste Phase der Zusam-menarbeit der beiden, der sich in den 1970er und 80er Jahren zwei weitere anschließen sollten. Nach seiner Demission bildete Parker mit Fred Wesley (Posaune) und zwei weiteren Trompetern die Bläser-Sektion Horny Horns, die den Sound meh-rerer einflussreicher Funk-Bands entscheidend mitprägte. So half Maceo Par-ker, eine neue Spielart des Genres aus der Taufe zu heben, die als P-Funk
Maceo Parker Faktor Liebe
(nein, das P steht nicht für Parker, sondern für „pure“) be-kannt wurde und vor allem Elemente der aufkommenden Psychedelic-Bewegung aufgriff. Ihre wichtigsten Vertreter sind bis heute George Clinton und Bootsy Collins. Vor allem in Clintons Formationen Parliament und Funkadelic wirkten die Horny Horns regelmäßig mit.
Die Zusammenarbeit mit Pee Wee Ellis (Tenor Sax) und Fred Wesley beschreibt eine künstlerisch besonders pro-duktive Ära in der Karriere von Maceo Parker. Ende der 1980er Jahre formierten Ellis, Wesley und Parker als Remi-niszenz an die gemeinsame Zeit bei James Brown die „JB Horns“, die mehrere Alben aufnehmen sollte. Wesley und Ellis wurden kurz darauf auch Mitglieder in Parkers neuer Band. Es war jene Phase, in der er sich vor allem in Deutsch-land eine treue Fangemeinde erspielte. Das legendäre Köl-ner Konzert, mitgeschnitten 1992 im Stadtgarten, erschien unter dem Namen ‘Life On Planet Groove‘ unlängst zum 25. Jubiläum als erweiterte Sonderedition mit Bonustracks und DVD, zählt mit zu den besten Live-Alben überhaupt.
Kollaboration mit Prince
Zwischen 100 und 200 Konzerten, die nicht selten drei Stunden dauern, spielt er durchschnittlich pro Jahr. Ebenfalls im kollektiven Gedächtnis geblieben ist die über gut zehn Jahre andauernde Kollaboration mit Popstar Prince. Auf na-hezu allen Prince-Veröffentlichungen der Jahre 1999 bis 2009 ist Parkers Saxophonspiel dabei. Darüber hinaus war Prince jedoch nicht der einzige populäre Musiker, der sich seine Dienste sicherte. Auch Aufnahmen der Red Hot Chili Peppers, von Keith Richards, Bryan Ferry oder Ani DiFran-co veredelte Parker mit seinem Saxophon-Sound.
Maceo Parkers aktuelles Album ‘It’s All About Love‘ verfügt über eine musikhistorisch bedeutsame Pointe. Denn so wie sein Lehrmeister James Brown die eigene Musik aus dem Soul hin zum Funk entwickelte, kehrt Parker diesen Prozess Fo
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Liebt die Zusammenarbeit mit der WDR Big Band: Maceo Parker
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nun um, indem er ein über weitere Strecken geprägtes Soul-Album einge-spielt hat. Parkers berühmt gewordenes Diktum, wonach seine Musik „2% Jazz and 98% funky stuff“ sei, darf um den Begriff „Soul“ erweitert werden. Das Repertoire versammelt Klassiker, ausgesucht nach einem einzigen Kriteri-um: Das Wort „Love“ musste im jeweiligen Songtitel vorkommen. Was durchaus als selbstironische Reminiszenz zu verstehen ist. Denn Parker wurde am Valentinstag geboren. So trifft hier Stevie Wonders Evergreen ‘Isn‘t She Lovely‘ auf ‘Who’s Making Love‘, einen prototypischen Memphis Soul Song, oder auf Stephen Stills‘ Hippie-Hymne ‘Love The One You’re With‘. Mit Joa-chim Becker, der für das aktuelle Album verantwortlich zeichnet, fand der Saxophonist einen erfahrenen Produzenten, unter dessen Leitung schon vor-her mehrere Einspielungen entstanden.
Langjährige Zusammenarbeit mit der WDR Big Band
Das Jubiläums-Album ist übrigens nicht die erste Kooperation Maceo Parkers mit der WDR Big Band. Vor gut zehn Jahren begann es mit einer Hommage an Ray Charles. Damals am Schlagzeug: Dennis Chambers, regelmäßig unter die besten Schlagzeuger der Welt gewählt und einst selbst Mitglied der P- Funk- Bewegung. Fünf Jahre später traf Parker erneut auf den renommierten Klangkörper aus Köln, um mit ‘Soul Classics‘ ein Album einzuspielen, das als unmittelbarer Vorläufer der aktuellen Veröffentlichung gelten muss: Für „It’s All About Love“ hat Arrangeur Michael Abene die WDR Big Band erneut um namhafte Gastmusiker erweitert: die Prince-Schlagzeugerin Cora Coleman und den Bassisten Carroll V. Dashiell Jr., Professor an der East Caro-lina University, der nicht nur zur Funk-Bewegung geforscht, sondern auch schon in Parkers eigener Band gespielt hat.
Geprägt von Ray Charles und Cannonball Adderley
Zu Maceo Parkers größten Einflüssen zählen Ray Charles, einer der Urväter des Soul, sowie die Altsaxophonisten Hank Crawford und Julian „Cannonball“ Adderley, beide Mitbegründer des Soul-Jazz, der als wichtige Keimzelle des Funk gilt. Weit größer aber ist die Liste derer, die sich ihrerseits auf Parker berufen, darunter David Sanborn oder Candy Dulfer und, wer glaubt’s, sogar Avantgardisten wie John Zorn. Parker hat sich in die Geschichte zahlreicher musikalischer Entwicklungen eingeschrieben. Und doch ist er zugleich eines: Miterfinder, Mitgestalter und Gralshüter des Funk in Personalunion. Eine Le-bensleistung, die Anerkennung verdient. Volker Doberstein II
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5 jazz | titelstory
CD + Vinyl-Tipp | Soul-Jazz
Maceo Parker It’s All About LoveLeopard N 77051/Delta Music/Good To Go
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„Ich denke, dass wir das Wort ‘Liebe‘ nicht oft genug sagen können. Wir alle könnten ein bisschen mehr davon in dieser
Welt gebrauchen. Deshalb wollte ich ein Album machen, dass dieses Anliegen auch thematisiert.“
Maceo Parker
6aktuell | jazz
Verstehen sich musikalisch blind: Steve
Gadd (links) und Chick Corea
CD-Tipp | Jazz
Chick Corea & Steve Gadd Band Chinese ButterflyConcord/Universal Music 888072042209
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1 | 2018
Sie kennen sich seit über 50 Jahren und sind Wegbereiter des Fusion-Jazz. Der eine, Chick Corea, wurde zu einem der wichtigsten zeitgenössischen Komponisten des Jazz, der andere, Steve Gadd, avancierte als Schlagzeu-ger zu einem der meist gebuchten Studiomusiker. Seit Jahrzehnten woll-ten beide ein gemeinsames Projekt auf die Beine stellen. Dass es mit der Chick Corea & Steve Gadd Band nun endlich geklappt hat, darf als kleine Sensation, vor allem aber als später Glücksfall betrachtet werden.
Dass dieses erste gemeinsame Album als Bandleader keine uninspirierte Re-tro-Nummer werden würde, dafür sorgt schon allein die Besetzung aus Top-Musikern der mittleren und jungen Generation. Darunter der wohl span-nendste neue Gitarrist der letzten 10 Jahre, Lionel Loueke. Inspiriert von den Möglichkeiten dieses mit dem Saxophonisten und Flötisten Steve Wilson, dem Bassisten Carlitos Del Puerto sowie dem Perkussionisten Luisito Quintero exzellent besetzten Sextetts, schrieb sich Corea die Finger wund und schuf fünf neue Kompositionen von geradezu epischem Ausmaß, die sich in seinem beeindruckenden Katalog weit vorne einsortieren werden. Diese kreative Energie prägte auch die Studioarbeit. „Ich mag diese Jungs“, zeigt sich Steve Gadd immer noch begeistert vom Aufnahmeprozess. „Sie haben denselben Anspruch an sich und die Musik wie ich auch: Gib immer alles, was du hast.“
Reminiszenz an 'Return To Forever'
Sowohl der 76-jährige Corea als auch der vier Jahre jüngere Gadd haben stil-bildend gewirkt. Ersterer vor allem durch sein E-Piano-Spiel in der Frühphase des elektrifizierten Jazz. Mehrfach wandte er sich als Pianist der Klassik zu. Steve Gadd weiß selbst nicht so genau, an wie vielen Aufnahmen er bis heute beteiligt war. Die Zahl liegt im vierstelligen Bereich. Einige seiner Grooves sind
Chick Corea & Steve Gadd Band Die Zukunft der Vergangenheit
so legendär, dass sie zum Standard-Lehrmaterial geworden sind, insbesondere sein Spiel auf Paul Simons ‘50 Ways To Leave Your Lover‘ und sein Solo auf Steely Dans Meister-werk ‘Aja‘. Gadd ist inzwischen Ehrendoktor der wichtigs-ten Ausbildungsschmiede des Jazz, des Berklee College of Music in Boston.
Zwei kleine Rückblicke bietet dieses ansonsten gegenwärti-ge Album dann aber doch. Eröffnet wird es mit ‘Chick’s Chums‘, geschrieben von John McLaughlin, dessen Mahavis-hnu Orchestra den Fusion-Jazz der 1970er Jahre mitgeprägt hat. Ebenfalls auf dem Album befindet sich die bekannte Corea-Komposition ‘Return To Forever‘, die einst zum Na-mensgeber seiner einflussreichen Band mit Stanley Clarke,
Al Di Meola und Lenny White wurde. Fusi-onen zu erzeugen, ist ein konstitutives Merkmal des Jazz. Jene explizit als „Fusion“ bezeichnete Spielart aus den Siebzigern, die sich auf Elemente der Rockmusik bezieht und oftmals mit solchen aus der südameri-kanischen Musik angereichert ist, galt ei-gentlich als, wenn nicht abgeschlossen so doch, durchdekliniert. Aber der Jazz wäre nicht der Jazz, wenn er nicht unaufhörlich seine eigenen Errungenschaften in Frage
stellte und variierend fortführte. Im Jazz sind Vergangenheit und Zukunft untrennbar ineinander verwoben. So, wie auf diesem mitreißenden, handwerklich brillanten neuen Werk der Chick Corea & Steve Gadd Band. Denn das wirklich Bedeutsame kennt keinen Verfall. Volker Doberstein II
„Steve und ich sind musikalisch und freundschaftlich seit sehr langer Zeit
verbunden“. Wann immer wir zusammen gearbeitet haben, ergab sich daraus eine
ganz besondere Energie. Also haben wir uns gesagt: Lass uns jetzt eine Platte machen.“
Chick Corea
Zurück im Rampenlicht: Melody Gardot
7 jazz | aktuell
CD- + Vinyl-Tipp | Singer/Songwriter – Jazz
Melody GardotLive in Europe Decca/Universal Music 602557654882
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Mrs. Gardot, warum ziert ein Aktfoto von Ihnen das neue Albumcover?Ursprünglich spielte ich mit dem Gedanken, Postkarten, die mir meine Fans aus ganz Europa geschickt haben, abzudrucken. Das hätte zwar zum Konzept der Platte gepasst, war aber optisch nicht besonders vorteilhaft. Also ent-schied ich mich für ein Aktfoto. Man sieht mich von hinten in einem Theater Gitarre spielen. Dieses Bild hat für mich überhaupt nichts Anstößiges. Im Ge-genteil: Es zeigt, wie nackt und verletzlich ich mir als Musikerin auf der Bühne vorkomme.Dabei reden Sie bei Ihren Auftritten für gewöhnlich recht locker mit dem Publikum.Ich finde es wichtig, offen auf andere Menschen zuzugehen. Zumal meine Fans für mich ein wichtiger Bestandteil meines Genesungsprozesses sind. Anfangs saß ich bei meinen Shows hauptsächlich im Rollstuhl. Mit der Zeit konnte ich
zumindest phasenweise bei meinen Auftritten ste-hen, wenn ich mich auf einen Stock stützte.
Und bei meiner letzten Tournee habe ich es sogar geschafft, während des gesamten Konzerts im Stehen zu singen und Gitarre zu spielen.Schuld an Ihren physischen Problemen war ein Verkehrsunfall 2003, bei dem Sie Kopf- und Wirbelsäulenverletzungen sowie einen mehrfachen Beckenbruch erlitten.Ich konnte nicht gehen, nicht sprechen, mich an nichts erinnern. In vielerlei Hin-sicht musste ich wieder bei null anfangen. Heute sind Sie eine erfolgreiche Musikerin, die von 2012 bis 2016 jede ihrer Shows aufgezeichnet hat.Als ich das Repertoire für die neue Ver-öffentlichung zusammen gestellt habe, musste ich mich durch mehr als 300 Konzertmitschnitte ackern. Wenn man dauernd seine eigene Stimme hört, ist das ungefähr so, als würde jeden Tag das Gesicht im Spiegel kritisch be-äugt werden. Interview: Dagmar Leischow II
Melody Gardot WillensstarkMit Begeisterung spricht Melody Gardot im tonart-Gespräch über sich und das neue Album LIVE IN EUROPE, das Konzertmitschnitte aus verschiedenen Städten wie Wien, Frankfurt oder Barcelona vereinigt. Ein filigraner Mix aus Jazz und Singer/Songwriter-Pop.
Nun legen der große Melodiker Bobo Stenson und sein bestens eingespieltes Trio nach sechs Jahren Aufnahme-Pause mit CONTRA LA INDECISIÓN neue Aufnahmen vor. Mit Anders Jormin, einem der bedeutendsten europäi-
schen Bassisten, spielt er schon seit über dreißig Jahren zusammen, immerhin zehn sind es bei Schlag-zeuger Jon Fält. Stenson zeigt sich dabei stets als generöser Bandleader. Er, der selbst nur wenig schreibt, überlässt die Hälfte der Kompositionen Jormin, dessen Gespür für folkoristische Melodien perfekt zu Stensons lyrischem Interpretationsansatz passt. Auch enthält die neue Platte Stücke von Bartók, Satie und Mompou, in denen die klassisch geschulte Tonbildung von Stenson und dessen Poesie auf meisterhafte Weise zusammenfinden. Diese Musik ist in der Tat „Contra la indecisión“, ein Innehalten wider die Unentschlossenheit, das die Schönheit des Schlichten feiert. Volker Doberstein II
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Bobo Stenson TrioContra La IndecisiónECM/Universal Records
Als junger Mann lebte Bobo Stenson für kurze Zeit in Paris, wo er im Blue Note Club auf namhafte Kollegen traf. Zurück in Stockholm, durfte er dann mit Anfang 20 Heroen wie Dexter Gordon, Stan Getz und Sonny Rollins begleiten. Später, längst selbst Bandleader, kamen u. a. Jan Garbarek, Charles Lloyd oder Tomasz Stanko hinzu.
Bobo Stenson Der Tasten-Poet
Aber der Reihe nach. Ihre Perfektion, schnelle Tonfolgen mit blitzsauberen Intervallsprüngen zu verbinden, macht der jungen Französin so schnell keiner nach. Weder scheut sie schwierige Stü-cke wie Coltranes ‘Giant Steps‘ noch ‘Aria‘ aus den Goldberg-Variationen. Auch balladeske oder melodiös-swingende Ausflüge sind auf PAS DE GÉANT (Sony Music) zu finden, siehe ‘Very Early‘ (Bill Evans) oder bei Michel Legrands ‘La Femme Coupée En Morceaux‘. Die Fähigkeit, berühmte Instrumental-Solos Note für Note im Vocalese-Stil (mit improvisiertem Liedtext) unangestrengt zu singen, sorgte am Anfang ihrer Karriere für hohe Klickrates bei YouTube. Pate für diesen Stil war einst Jazz-sänger Eddie Jefferson, später gelegentlich auch Manhattan Transfer. Zudem konnte Bertault viel von Betty Carter lernen. Produzent Michael Leonhart (Steely Dan) samt gut harmonierender Band sorgen für beste Stimmung zwischen Jazz, Pop und Klassik. red II
Die aktuelle Einspielung mit dem Titel MUSIC IS wurde unter der Ägide von Lee Townshend in strikter Minimal-Besetzung produziert - solo mit zahlreichen Gitarren und Effektgeräten. Als Meister seines Fachs weiß Fri-sell genau wie man einen ungezügelten Einsatz mit diesen kleinen, verlo-ckenden Klangveredlern kreativ ausbremst. So klingt die Zusammenstel-lung von neuen und alten Stücke seines Repertoires homogen, zu-
gleich offen und ehrlich. Dem Künstler selbst ging es immer um eine Erweiterung dieser Stilistik. Frisell-Vertraute wissen und schätzen das. Aus einer früheren Zusammenarbeit mit dem ECM-Label stammen die beiden Songs ‘Rambler‘ und ‘In Line‘. Aufgefrischt, verkörpern sie exemplarisch die Weiterentwicklung des Gitarristen. Gelassen interpretiert, nie einer Hektik verfallend, stellen die sechzehn Stücke eine gelungene Bestandsaufnahme seines Schaffens dar. red II
Frankreich jubelt! Selten ist musikalisches Talent so vielfältig ausgeprägt wie bei Camille Bertault. Denn wer variiert innerhalb eines Albums interpretatorisch schon zwischen John Coltrane und Glenn Gould?
Schon seit den Achtzigern hat der US-Amerikaner Bill Frisell den Ruf eines prägenden Stilisten inne. Seine Bewunderung für Jazzgitarrist Jim Hall erweiterte er durch sein Faible für Nashville und Americana. Klang experimente, mitunter ergänzt durch Loops und anderem Schick-schnack, sind ein fester Bestandteil seiner Musik.
Bill Frisell Durch die Lupe
Bill FrisellMusic ISOkeh/Sony Music
Pflegt eine klassisch
geschulte Tonbildung:
Bobo Stenson
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Camille Bertault Ungezügelt
1 | 2018
Weiß um den behutsamen Einsatz von Effektgeräten: Bill Frisell
www.tonartmagazin.de
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Er sieht nicht nur aus wie eine Legende, er ist mit Fug und Recht auch eine. Anlässlich seines 75. Geburtstages, gab Dr. Lonnie Smith mit seinem Trio ein Wochen-Engagement im New Yorker Club “Jazz Standard”.
Dr. Lonnie Smith Aus dem Moment heraus
www.tonartmagazin.de
Wie schon bei ihrer langlebigen Formation Azimuth, so wird auch auf dem neuen Soloalbum DESCANDRO - SONGS FOR FILMS bei der Instrumentie-rung auf Bass und Schlagzeug verzichtet. Eine gefühlte Transparenz ist das Resultat. Jede noch so kleine Nuance im gewohnt klaren ECM-
Sound wird wahrnehmbar. Die Idee, Musik aus Filmen von u. a. Godard (‘Vivre La Vie’), Fellini (‘Ama-cord’), Scorsese (‘Taxi Driver’) oder Wenders (Lisbon Story’) klanglich neu zu definieren und in einen kammermusikalischen Kontext zu transformieren, gerät zum Alleinstellungsmerkmal dieses Projek-tes. Der Kernbesetzung, bestehend aus Sängerin Norma Winstone, Pianist Giauco Venier und Klaus Gesing an Sopran-Saxophon und Bassklarinette, gelingt ein frischer Blick auf diese Klassiker. Weich und klar wirkt dabei die klassisch geschulte Stimme, wo jede Silbe eine entsprechende Betonung er-fährt, begleitet von den aufmerksamen Improvisationen der Kollegen. red II
Ihre Musik ist ein Gegenentwurf zu einer schrillen, extrovertierten Ausdrucks weise. Tief in der Tradition der abendländischen Musik ver-wurzelt, demonstrieren beispielhafte Kooperationen mit Jazzern wie Kenny Wheeler, John Taylor oder Tony Coe, dass der Bezug zu dieser Kunstform bei Norma Winstone in der kammermusikalischen Ausprä-gung zu finden ist.
Norma Winstone Filmreif
ALL IN MY MIND ist Resultat dieser Veranstaltung. Über Dekaden entwickelte sich sein Hammond Orgel-Klang zum Markenzeichen. Im Gegensatz zu namhaften
Kollegen wie Jimmy Smith, Jimmy McGriff oder Joey DeFrancesco, haftete dem Sound von Dr. Smith immer etwas Geheimnisvolles an, besonders schön zu hören im Titelstück dieser CD. Auch besitzt er eine eigene Art zu swingen. Neben zwei Eigenkompositionen be-inhalten die neuen Live-Aufnahmen Jazzklassiker von Wayne Shorter (’JuJu’), Freddie Hubbards ‘Up Jumped Spring’ und ‘On A Misty Night’ von Tadd Dameron. Mit Gitarrist Jonathan Kreisberg hat Smith zudem einen exzel-lenten Gitarristen an der Hand, der alle Jazz-Kniffe beherrscht. Zu einem der Highlights gerät Paul Simons ’50 Ways To Leave Your Lover’. Beginnend mit einem im New Orle-ans-Style synkopierten Schlagzeug-Intro, groovt sich die Band nach und nach in einen Rausch, Simons prägnante Melodie dabei immer im Hintergrund haltend. Schon Ende der Sechziger Jahre durfte Smith mal für das renommierte amerikanische Blue Note-Label auf-nehmen. Seit seinem letzten Studioalbum ‘Evolution’ schließt sich nun dieser Kreis. red II
Auf cineastischer Rundreise:
Norma Winstone
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DescandroSongs For Films
ECM/Universal Music
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Einzigartige Flügel und Konzertklaviere vonC.Bechstein, Blüthner und Steinway & Sons
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nEiner der letzten
Granden der Hammond Orgel: Dr. Lonnie Smith
Dr. Lonnie SmithAll In My MindBlue Note/Universal Music
rezensionen | cd 10
1 | 2018
Jakob BroReturningsECM/Universal Music 0625 6705850 2
Klänge der tiefentspannten Sorte liefert uns der dänische Gitarrist Jakob Bro. Und das gleich mit zwei ECM-Legenden wie Palle Mikkelborg und Jon Christen-sen. Nordische Klanglandschaften vom Feinsten. - tonart Höchstbewertung
Paulo MorelloSambopIn+Out Records IOR CD 77135-2/in-akustik
Jarrett/DeJohnette/Peacock TrioAfter The FallECM/Universal Music 0625 6716506 4
David Murray feat. Saul WilliamsBlues For MemoMotema/PIAS
GoGo PenguinA Humble StarBlue Note/Universal Music 0060 2567164319
Larry GoldingsToy TunesPirouet PIT 3100/NRW Vertrieb
David Friedman Generations TrioThursdayMalletmuse Records 4251546300000
Richie BeirachInbornJazzline N 77049/Delta/Good To Go
Jazz Thermometer | tonart prüft neue CDs auf Herz und Nieren
Neu ist die Fusion aus Samba und Jazz wahrlich nicht. Dennoch präsentieren Gitarrist Morello und seine brasiliani-schen Mitstreiter eine technisch ein-wandfreie Einspielung. Routine gepaart mit Spielwitz gibt den Ton an.
In den 90ern litt Keith Jarrett jahrelang unter CFS. Dieses nun erstmals veröf-fentlichte Konzert von 1998 dokumen-tiert seine Rückkehr. Zwischen Bebop und Ballade, die Spielfreude ist mit nahe-zu jeder Note spürbar.
Früher zählte Saxophonist Murray zu den „jungen Wilden“. Mittlerweile domi-niert ein eher gereifter Gestus. Zusam-men mit Poet, Sänger, Schauspieler Saul Williams gelingen zwölf Stücke von be-eindruckender Intensität.
Für frischen Wind sorgt aktuell ein jun-ges Klaviertrio aus Manchester. Ob fu-rios oder lyrisch, die Melodie dient stets als Orientierungslinie. Dabei definieren sie mal kurz das klassische Jazztrio-For-mat neu. Auch so kann Zukunft klingen.
Telepathisch-interaktiv, bis hinein in die letzten harmonischen Windungen, spielt das kompromisslose Trio von Organist Goldings. Delikat auch die Beiträge von Gitarrist Peter Bernstein und Schlagzeu-ger Bill Stewart. Jazz pur.
Kenner schwärmen noch von seiner For-mation Double Image aus den Siebziger Jahren. Dass David Friedman bis heute am Vibraphon zu glänzen vermag, hört man der neuen Einspielung an. Ein durch-weg zeitlos klingendes Meisterwerk.
Das Allstar Line-Up mit u. a John Scofield und den Brecker-Brüdern zeigt, was man aus Jazzstandards improvisatorisch raus-holen kann. Zwei CDs, prall gefüllt mit erstmals veröffentlichten Aufnahmen von 1989. Echte Jazzclub-Athmosphäre.
Bewertung | Thermometer
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»Ohne Bechstein bin ich nicht komplett.«Dudana Mazmanishvili
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aktuell | pop 12
1 | 2018
Der „schwarze Kaffee“, den Beth Hart und Joe Bonamassa auf ihrer dritten, gemeinsamen Studioeinspielung kredenzen, steht in direkter Beziehung zu dem, was Plattensammler als „schwarzes Gold" bezeichnen. Kommuni-ziert auch durch das Artwork des hiesigen Covers. Im typisch-comicartigen US-Werbestil der 1950er-Jahre gehal-ten, liegt eine rotierende Vinyl-Scheibe in einer gezeichneten Kaffeetasse. Auf diesem, inzwischen wieder zur nostal-gisch-hippen Notwendigkeit geworde-nen Tonträger-Format, erschienen einst sämtliche der zehn Stücke der Platte im Original.
Natürlich laden die beiden mit ihrem neuen Longplayer BLACK COFFEE nicht zum Kaffeekränzchen ein. Allen voran der titelgebende Song des Albums. 1972 von Ike & Tina Turner verfasst und uraufgeführt, wurde die Nummer ein Jahr später von Steve Marriott gemeistert. An dessen scheinbar ultimativer Version orientieren sich jetzt auch Hart und Bonamassa. Zwar ist die Hautfarbe der Protagonistin in Beth Harts Deutung des Stücks nicht mehr braun, sondern weiß, aber auch sie offenbart, dass ihre Seele schwarz sei. Ihr Gesang trifft nämlich nicht nur direkt ins Mark. Er ist auch eine schallende Ohrfeige an all jene Polarisierenden, die derzeit von Washington DC aus vollkommen ungeniert den Rassismus wieder zum gesellschaftlichen Konsens werden lassen wollen.
Freilich setzt sich das Album ‘Black Coffee‘ nicht nur aus sogenannten „Topic Songs“, also Liedern mit tagesaktuellen Bezügen zusammen. Viel mehr sind es beinahe vergessene oder selten rezitierte Schätze der amerikanischen Musik-
Beth Hart & Joe Bonamassa Blues, Nostalgie und schwarzer Kaffee
seele, die hier bluesrockig neuentdeckt werden. Edgar Win-ters ‘Give It Everything You Got‘ greift die zehnköpfige Band um Hart und Bonamassa als energetische Verbindung von härterer Rockmusik-Deutung und dem charakteristi-schen Soul des Stax-Labels auf. ‘Hello Dolly‘, von Ella Fitzge-rald 1964 veröffentlicht, variiert das Duo als groß arrangierte filmische Darbietung, die im Kern trotzdem eine fast schon zerbrechlich-zarte Note besitzt.
Seelengesang und eine rote Gibson SG
Entsprechend direkt wuchtet Hart ihren Seelengesang mit unbedingter Wahrhaftigkeit übers Mikro in die Gehörgänge ihrer Zuhörer. Und Bonamassa selbst erweist sich nach drei
gemeinsam aufgenommenen Alben und etlichen Tourneen immer noch als ihr größter Fan. „Beths Gesang ist der Kitt, der unsere Musik zusammenhält und uns Musiker dazu anstiftet, immer noch eine Schippe Exzellenz draufzugeben.“ Be-herzt greift er in die Saiten seiner roten Gibson SG, mit denen er Harts Gesangs-linien komplementiert. Bar jeglicher Kli-schees. Das ist letztlich auch die Meta-botschaft der Platte. Jeder kann sich alter
Stücke bedienen, sie nachspielen oder neu deuten. Hart und Bonamassa ist das Kunststück gelungen, dabei nach sich selbst zu klingen. Michael Loesl II
„Wir nahmen das komplette Album in gerade mal fünf Tagen auf. Und zwar live im Studio, mit allen beteiligten Musikern
gleichzeitig. Exakt so wurde all die wirklich großartige Musik auch früher aufgezeich-net, die Joe und ich uns auf diesem Album
jetzt zu Eigen gemacht haben.“Beth Hart
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Die Chemie untereinander passt perfekt:
Dreamteam Beth Hart und Joe Bonamassa
CD- + Vinyl-Tipp | Blues - Rock
Beth Hart & Joe Bonamassa Black CoffeeProvogue PRD75442/Mascot/Rough Trade
Diese Stimme wirft den Hörer von der ersten gesunge-nen Note an einfach um. So viel Kraft, und Herzblut, so viel allumfassende Energie wie Melancholie steckt darin. Das letzte Mal konnte man eine derartige emotionale Wucht bei der viel zu früh verstorbenen Amy Wine-house verorten. Elise LeGrow verkörpert den Typus von Musiker, der durch und durch brennt und für den Musik der Inbegriff seines Daseins bedeutet.
PLAYING CHESS heißt das Debüt der kecken Kanadierin. Allerdings hat es nichts mit dem Schachspiel zu tun, sondern weist darauf hin, dass die 30-Jährige sich ausschließlich auf Cover-Versionen der legendären US-amerikanischen Platten-firma „Chess“ konzentriert, sämtlich aus den 50ern und 60ern resultierend. Das Kult-Label hatte u. a. Koryphäen wie Etta James, Bo Diddley, Muddy Waters oder Chuck Berry unter Vertrag. Aus deren Fundus bedient sich LeGrow und kreiert aus ihrer Interpretation den Beweis, dass die vermeintlich ollen Kamellen für die Unsterblichkeit geschaf-fen worden sind. Zumindest dann, wenn sie von einer tollen Stimme neu aufgenommen werden. „Seit ich ein Teenager bin, hat mich dieser Sound fasziniert“, erzählt die Frau mit dem markanten Pagenkopf, kraft dem sie ein bisschen wirkt wie die kleine Schwester von Mireille Matthieu. „Keine Ah-nung, warum. Meine Freunde dachten immer, ich sei ver-rückt, mir dieses alte Zeug anzuhören. Selbst mein Vater, der wie „Chess“ aus Chicago stammt, verstand meine Ob-session nicht. Doch ich wollte diese Klassiker neu interpre-tieren. Habe mir die Latte hoch gelegt. Und trotzdem bin ich selbstbewusst genug zu behaupten: Ich habe sie gerissen.“
Respekt gegenüber den Originalen
Die Auflage des „Chess“-Labels, Songs aus dem Katalog zu verwenden, war streng: „Ich durfte die Melodien nicht sig-nifikant ändern, die Textinhalte sowieso nicht. Aber das war kein Problem für mich“, lacht LeGrow, „denn das war auch
Elise LeGrowOde an das Kultlabel Chess
nicht mein Anliegen. Die Stücke, die ich mir ausgesucht habe, strotzen durch die Bank vor Melancholie. Und da ich eine reichlich melancholische Person bin, kam mir das Ganze absolut entgegen. Wobei die selbst ernannte Grüblerin unumwunden zugibt: „Meine Band und ich, wir haben letztlich ziemlich viel Lärm auf ‘Playing Chess‘ produziert, diese Freiheit haben wir uns gegönnt“, sagt sie. „Das bedeutet nicht, dass wir uns pietätlos gegenüber den Originalen verhalten wollten. So etwas hätte ich niemals zugelassen! Es geht hier um Respekt vor zeitlosen Songs. Der wird diesen Meisterwerken demnächst auch live erwiesen. „Wir drehen bei den Konzerten die Zeit zu-rück in eine Ära, in der es mehr Wunder gab, mehr kreative Magie, mehr Faszination, mehr Originalität“, so LeGrow. „Eine Ära, die viel spannender war als das banale Heute.“ Michael Fuchs-Gamböck II
Steve HackettWuthering Nights: Live in BirminghamJetzt erhältlich! Der brandneue Live-Release zur 2017er ‘Genesis Revisited with Classic Hackett’ Tour! Inklusive zahlreicher Stücke von “Wind & Wuthering”, Solo-Highlights sowie Genesis-Meisterwerke wie ‘Dance On A Volcano’, ‘Inside And Out’, ‘The Musical Box’ & ‘Firth Of Fifth’. Extras: Dolby 5.1 Surround Sound, Behind-The-Scenes Doku & Promo Videos Special Edition 2CD + 2DVD Digipak / Blu-Ray / Digital
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n Lässt Erinnerungen an Amy Winehouse
wach werden: Elise LeGrow
1 | 2018
aktuell | pop 14
Anfangs noch von Joni Mitchell und Leonard Cohen beeinflusst, hat Kari Bremnes früh zu einem eigenen Stil gefunden, der von nordischer Klarheit geprägt ist. Etliche ihrer frühen Werke entstanden in Oslo im berühmten Rainbow Studio des genialen Tontüftlers Jan Erik Kongshaug. Bremnes hat ei-nige wenige ihrer Alben auch in englischer Sprache eingesungen, ist aber in-zwischen wieder ganz zu ihrer Muttersprache zurückgekehrt. Angst, nicht verstanden zu werden, hat sie keine: „Ich habe für mich die Erfahrung gemacht, dass Musik dazu fähig ist, Menschen über Grenzen hinweg zu erreichen.“
Von getupften Moll-Tönen bis hin zu hypnotischen Housebeats
Gerne gibt die Norwegerin auch mal die leidenschaftliche Geschichtenerzäh-lerin, ohne Scheu vor der Poetisierung schmerzhafter Ereignisse. Mit der pa-lästinensischen Sängerin Rim Banna ist sie befreundet, die infolge einer Kreb-serkrankung ihre Stimme verlor. In dem Song ‘Rim Sin Stemme‘ gelingt es Bremnes, diese Stimme für ihr Publikum erfahrbar zu machen – ohne sie je-mals gehört zu haben. Fast beschwörend ist dabei der Gesang. Das neue Album DET VI HAR (dt. „Was wir haben“) setzt erneut Maßstäbe: die poeti-schen Texte, die in deutscher Übersetzung beiliegen, sind geprägt von Au-thentizität, die Melodien vertraut wie alte Freunde. Klangtechnisch einwand-frei und zugleich ästhetisch kommt der elektronische Sound daher, musikalisch originell in Szene gesetzt. Volker Doberstein II
Kari Bremnes Klänge für die Ewigkeit
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senBesucht im Mai
als Ehrengast die HIGH END Messe
in München: Kari Bremnes
Es ist fraglich, ob Kari Bremnes hierzulande jemals über den Status eines Geheimtipps hinauskommen wird. Aber eines ist sicher: Die norwegische Sängerin zählt seit mittlerweile drei Jahrzehnten verlässlich zu den besten Songschreiberinnen Europas. Ihre Alben, authentisch und von tiefer Wärme durchdrungen, sind wie eine lose verbundene Chronik des Lebens selbst.
CD-Tipp | Singer-Songwriter
Kari BremnesDet Vi HarStrange Ways Records/Indigo CD 151322
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15 pop | aktuell
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Bringen wir es hinter uns, Mr. Byrne. Wird es noch irgendwann eine Wiedervereinigung der Talking Heads geben?Ach, das kann ich nur bezweifeln. Ich ste-cke voll drin in alldem, was ich aktuell tue. Was Nostalgie angeht, bin ich sehr skeptisch. Immer schon gewesen. Sie führt zu nichts. Ihr neues Album heißt ‘American Utopia‘, parallel haben Sie den Vortrag „Rea-sons To Be Cheerful“ entwickelt. Sind Sie ein Utopist? Gar ein Träumer?Was wäre so falsch daran zu träumen? Die Titel beider Projekte sind schon etwas provokant, das will ich einräumen. Amerika ist ja aktuell der letzte Ort, von dem man denken würde, dass sich dort die Utopien verbreiten. Aber ich versuche, optimistisch zu sein und an eine gute Zukunft zu glauben. Der heiterste Song auf dem neuen Album heißt ‘Everyday Is A Miracle‘ und klingt fast wie ein Kinderlied. Servieren Sie ihre ernsten gesellschaftlichen Anstöße be-wusst mit einer dicken Schicht Zuckerguss?Mein Album soll angenehm und einladend klingen, aber auch kleine Häkcken enthalten, an denen man hängenbleibt. Nur Zucker ist langweilig, und nur Ernsthaftigkeit ist ermüdend. Songs über das Absurde zu schreiben, hilft mir, damit besser zurechtzukommen. Ich will nicht zulassen, dass Ärger, Frust und Verzweiflung die Oberhand gewinnen. Um wen geht es in ‘Gasoline & Dirty Sheets‘?Das ist ein sehr bildlicher Song über Menschen in Flüchtlingslagern. Ich stelle mir vor, wie einige von ihnen auch honorige Bürger, also beispielsweise Ärzte, Lehrer oder Ingenieure in ihrem Heimatland waren. Und jetzt sind sie nur noch eine Nummer in einem dreckigen Lager. Das ist sehr bitter. Interview: Steffen Rüth II
David Byrne Kleine HäckchenDIe aktuelle, wieder fast durchweg mit Brian Eno komponierte Einspielung AMERICAN UTOPIA als auch sein Vor-tragsprojekt „Reasons To Be Cheerful“ haben einen hoffnungsvoll-ernsten Ur-sprung. David Byrne führt dabei anekdo-tische Beispiele aus aller Welt für eine positive menschliche Entwicklung (Bi-kesharing, ökologische Initiativen und ähnliches) auf. tonart traf sich mit dem engagierten Wortführer in Berlin
CD-Tipp | Pop
David ByrneAmerican Utopia Nonesuch/Warner Music 075597932201
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Kooperiert wieder mit Brian Eno: ex-Talking
Heads-Chef David Byrne
Nach dem Solo-Debüt ‘Queendom Come‘ (2014) ließ sich Tokunbo Akinro, so der vollständige Name der deutsch-nigerianischen Sängerin, vier Jahre Zeit für einen Nachfolger, tourte aber unterdessen in Deutschland, Frankreich und Portugal. Inzwischen auch Mutter, arbeitete die in Hannover lebende Musikerin akribisch an neuen Songs. Wieder wurde die Finanzierung durch
Crowdfunding gesichert, auch um bei der Produktion künstlerisch unabhängiger zu sein. Das be-währte Team des ersten Albums, mit u. a. Ulrich Rode (Gitarre) und Matthias Meusel (Perkussion), produzierte elf abwechslungsreiche Eigenkompositionen. Herausgekommen ist eine entspannte, at-mosphärische Stilmischung aus Pop, Folk und Soul, die die Sängerin selbst als „folk noir“ bezeichnet. Passgenau spiegelt der Sound die englischen Texte Tokunbos wider, in denen sie Stimmungen wie Trauer, Hoffnung und Glück beschreibt. Das Warten hat sich also gelohnt. – Vom Niveau her macht ‘The Swan‘, auch im internationalen Vergleich, eine gute Figur. Thorsten Schatz II
szene | pop 16
Tokunbo The SwanYoruba Girl Records/ Soulfood
Als Sängerin der preis-dekorierten, inzwischen aber aufgelösten Band Tok Tok Tok wurde Tokunbo bekannt. Seit 2014 verfolgt sie eine ambitio-nierte Solokarriere und legt mit THE SWAN nun eine bezaubernde zweite Einspielung vor.
Tokunbo Die Kunst der Entspannung
Eine Doppelstrategie, die sich wieder als findig herausstellt. Als Sängerin und passable Pianistin mag sie es auch mal direkt ungeschönt und intim. Reduziert ohne Netz und doppelten Boden. Auf DAS ALPHABET DER ANNA DEPENBUSCH IN SCHWARZ UND WEIß - SOLO AM KLAVIER singt die Hamburgerin vom Leben und der Liebe in allen Facetten. Alltagsgeschichten mit poetischen Ambitionen. Sich nur an ihrem geliebten Klavier begleitend, „bekommen diese Songs so eine ganz eigene Dynamik, manchmal verändert sich der ganze Charakter eines Liedes“, so die 40-Jährige aus dem hohen Norden. „Nur mit Klavierbegleitung erhält meine Stimme eine große Lebendigkeit“. – Recht hat sie. red II
BRASIL heißt das gute Stück, wo Songs von Jobim (‘Luiza‘), Djavan (‘Flor De Liz‘), Seu Jorge (‘Felicidade‘), aber auch Verweise an Henri Salvador (‘Jardin D’Hiver‘) oder Sade auftauchen. Von Letzterer stammt der Achtziger
Jahre-Welthit ‘Smooth Operator‘, hier als Bossa Nova, veredelt mit einen Flügelhorn-Solo von Till Brönner. Auch ein Duett (‘Deixa Eu Dizer‘) mit einem der begnadetsten Songwriter Brasiliens, Ivan Lins, ist dabei. Sprachlich versiert, werden die versammelten vierzehn Lieder mal in Portugiesich, Französich, Italienisch oder Englisch gesungen. Mit seinen Songs steht der Sizilianer Biondi auch im Jahr 2018 wieder für schwungvolles Entertainment, versehen mit einem lockeren Augenzwinkern. red II
Sie hat es schon einmal getan. Wenn auch in unterschiedlichen Versionen, so brachte Anna Depenbusch bereits das 2011 veröffentlichte Album ‘Die Mathematik der Anna Depenbusch‘ gleich zweimal heraus. Der „Nachzügler“, so wie jetzt auch, ist eine charmante Solo-Piano- Version des zuvor mit Band eingespielten Originals.
Sein Bariton erinnert mitunter an Barry White. Und wie bei Mr. White, so funktioniert auch Mario Biondis Musik auf jeder coolen Party problemlos. Besonders gut ist der 47-Jährige im Soul und Funk. Aber auch die Klänge Brasiliens haben es ihm angetan. Sein brandneues Werk bietet einen verfüh-rerischen Klangcocktail, welcher an Urlaub denken lässt.
Anna Depenbusch Minimalistisch
Mario Biondi Ein Italiener in Rio
Anna DepenbuschIn Schwarz-Weiß, Solo am KlavierColumbia/Sony Music
Mario BiondiBrasil
Columbia/ Sony Music
‘Outer Space‘, ein Song für
die Ewigkeit: Sängerin Tokunbo
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Präsentiert den Soundtrack des Frühlings: Mario Biondi Fo
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Allein mit ihrem Bechstein-Klavier: Anna Depenbusch
1 | 2018
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17 pop | szene
Zum 75. Geburtstag des Ex-Beatle wird das ursprünglich 2002 veröffentlichte CONCERT FOR GEORGE aus der Royal Albert Hall nun erstmals in voller Länge (limitierte 10-CD-Ausgabe) veröffentlicht: imposante Film- und Musikaufnahmen mit ebenso illustren Gästen wie Paul McCartney, Ringo Starr, Sohn Dhani Harrison, Eric Clap-ton, Tom Petty sowie Ravi und Anoushka Shankar. Über das 4-LP Boxset wird sich der audiophile Fan freuen. Auch wenn Robert Plant heute immer noch einige Led Zeppelin-Klassiker wie ‘Black Dog’ oder ‘Whole Lotta Love‘ zum Besten gibt, so verfolgt der Sänger mit seiner aktuellen Band The Sensational Shifters und ihrem krea-tiven Crossover aus Nordafrikanischem, Blues, Rock und Folk einen anderen Weg. Van Morrison bleibt dagegen seiner Linie treu. Beide seiner auf einer DVD vereinten Konzerte zeigen ihn in Topform. Speziell das Konzert aus seiner Heimatstadt Belfast vermag mitzureißen. red II
Bis auf den 2001 verstorbenen George Harrison mi-schen Robert Plant und Van Morrison bis heute noch kräftig mit. Neu veröffentlichte Konzertmitschnitte gewähren dabei Einblicke.
John ColtraneChasing Trane, The DocumentaryDVD/Universal Music
Harrison | Plant | Van Morrison Live
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Genialer Innovator: John Coltrane
Als Ideenvorlage dienten Dylan-Songs aus fünf Jahrzehnten, die in nur drei Tagen eingespielt wurden. Darunter auch Beiträge von Keith Richards (‘Po-litical World‘) und Trombone Shorty (‘What Was It You Wanted‘). Funk-tionieren tut das nur, wenn man weiß, wie diese in Stein gemeißelten Klas-siker fiffig umzukrempeln sind. Ein Eingriff in die rhythmische Struktur kann dabei schon helfen. ‘Political World‘ ist dafür ein Paradebeispiel. Den ult-ra-funkigen New Orleans-Groove könnten Dr. John oder die Neville Brothers nicht besser bringen. Fazit: Alle zwölf Songs vertragen sich mit LaVettes soul- und blues-getränk-ten Stimme einzigartig. - Ein wahres Meisterwerk! red II
„From Legend To Legend“ wäre als Al-bumtitel passender. Ein ganze Platte voller Dylan-Coverversionen, gesungen von einer farbigen, legendären aber ungekrönten Sängerin aus Detroit na-mens Bettye LaVette (71), auf diese Idee muss man erst mal kommen.
Bettye LaVette … singt Bob Dylan
Bettye LaVetteThings Have ChangedVerve/Universal Music
Liefert Anwärter für
das „Album des Jahres“:
Bettye Lavette
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DAS ABSCHIEDS -
KONZERT 2017 mit „Heute hier, morgen dort“,
„Schon so lang“, „Kokain“,„Es ist an der Zeit“ „Bella Ciao“ u.v.a.
Als CD + Digital
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aktuell | pop
Steve Hackett Träumen mit offenen Augen
CD-Tipp | Progressive Rock
Steve HackettWuthering Nights: Live In Birmingham Inside Out Records/Sony Music 88985473862
Dass Steve Hackett einer der originellsten Gitarristen ist, stellte er bereits zwischen 1971 und 1977 als Mitglied von Genesis unter Beweis. Bis heute macht der Londoner keinen Hehl daraus, dass er lieber dem Lyrischen, Fragilen und Emotionalen frönt statt schriller Trends und Moden.
Seit seinem Weggang von Genesis vor über vier Dekaden hat Hackett eine wechselhafte Karriere hinter sich, kommerziell, künstlerisch und persönlich. Während er in den ersten Jahren nach dem Split weiterhin ordentliche Stück-zahlen von seinen Solo-Alben verkaufte, ließ das Interesse ab Mitte der 80er Jahre rapide nach: Keine Platte konnte sich mehr in den Charts platzieren, die Konzerte waren eher spärlich besucht. Seit über einem Jahrzehnt hat Hackett diese Krise überwunden. Nach einigen Irrwegen besinnt man sich wieder auf die eigenen Stärken: poetische Rock-Songs, tiefgründig-schwelende Melodie-bögen, herrlich-flehenden Gesang und auf die glorreiche Vergangenheit als Genesis-Mitstreiter. Moll dominiert, aber die Musik lässt den Hörer nie in resigna-tiver Ohnmacht zurück, stets lauert tröstend-fahles Licht im mysteriösen Dunkel.
Aktuell zeigt sich der scheue Engländer mit der Doppel-CD/Doppel-DVD WUTHERING NIGHTS: LIVE IN BIRMINGHAM im Vordergrund seines Schaffens. Das Zentrum sind die Songs jenes letzten Albums, bei dem Hackett anno 1977 noch an Bord von Genesis war. Neben beinahe allen Stücken die-ses Klassikers finden sich gleichfalls eigene Kompositionen aus den unter-
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nenGehörte zur
Kernbesetzung der golden
Genesis-Ära: Steve Hackett
schiedlichsten Phasen seiner Solo-Karriere. „Die singe ich selbst“, erzählt der Gitarren-Virtuose, „während die Gene-sis-Sachen von Nad Sylvan intoniert werden. Der klingt in meinen Ohren perfekt wie eine Schnittmenge der einstigen Genesis-Frontmänner Peter Gabriel und Phil Collins. Er be-sitzt genau diesen atmosphärischen Schmelz jener Ausnah-me-Vokalisten.“
Bekenntnis zu den eigenen Wurzeln
Und sonst? „In erster Linie geht es bei meinem Sound um das Träumen mit offenen Augen“, sinniert der zurückhal-tende Zeitgenosse über seine Arbeit. „Es ist „Progressive Music“, und die hat für mich stets bedeutet, dass man dem Hörer etwas radikal Intimes und bisweilen Schmerzhaftes via Melodien vermittelt. Insofern ist der Progressive Sound für mich die Musik, die sensible Menschen am meisten be-rühren dürfte.“ Dabei ist Hackett gegenüber musikalischen Einflüssen von außen aufgeschlossener, als es zunächst scheint: „Bei mir zu Hause höre ich oft Radio in der Küche“, erzählt er, „ich bin ganz sicher nicht total weltfremd. Manch-mal inspiriert mich davon sogar etwas, irgendein Melo-die-Fetzen oder ein Dance-Beat. Allerdings – tief im Inne-ren arbeite ich anders bei meinen Songs als so gut wie alle zeitgemäßen Pop-Komponisten. Denn eines ist klar, seine Wurzeln kann und sollte man nicht verleugnen.“Letztlich ist Musik für Hackett „die perfekte Möglichkeit, vor einer allzu kalten Realität zu fliehen“, skandiert er. „Über-zeugende Musik muss den Konsumenten an verschiedene Plätze und in verschiedene Stimmungen versetzen können. Und vor allem Atmosphäre enthalten und vermitteln.“ Michael Fuchs-Gamböck II
JOE BONAMASSATHE GUITAR EVENTOF THE YEAR
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Hot Spots | Tipps der Redaktion
Wer musikalische Teamarbeit mit Anspruch auf Innovati-on sucht, liegt hier nicht falsch. Schon in den 80er Jahren galt das jamaikanische Rhythmusgespann Sly & Robbie als Inbegriff von Coolness. Kongenial ergänzen sich ihre tief hängenden Dub-Grooves mit den elegisch-sphärischen Sounds der skandinavischen Nordlichter Molvaer (Trom-pete) und Aarset (Gitarre und Effekte). Da haben sich Brüder im Geiste gesucht und gefunden!
CD-Tipp | Electronic Jazz - Dub
Sly & Robbie meets Nils Petter Molvaer NorddubOKeh/Sony Music 889854063429
Ganz zu Beginn war ihre spätere stilistische Diversität noch nicht erkennbar. Zunächst bildeten Jazz und Blues die Grundierung der frühen Singles. Alle 14 Aufnahmen, darunter der Klassiker ‘My Baby Just Cares For Me‘, zeu-gen von Simones Talent. Als die auch politisch engagierte Sängerin 2003 starb, war die Lücke spürbar groß. Empfeh-lenswert ist die Vinyl-Edition, der als Bonus ihre erste 7“ Single ‘Porgy (I Loves You Porgy)‘ als Replik beiliegt.
Seit jeher ist die Performance-Künstlerin von der komple-xen Beziehung zwischen Wort und Musik fasziniert. Die Geschichte über den Hurrikan „Sandy“ ist nur eine davon, hier genial verbunden mit einem visionären Konstrukt aus elektrischen und akustischen Streichern. Streichquartett vs. Elektronik – das Konzept geht auf. Düster-elegische Klang-fantasien widerstehen dem Konventionellen. Groß dazu auch der Beitrag des renommierten Kronos Quartetts.
Seine Lieder erklingen sanft und schlicht. Kein unnötiges Brimborium, was den Blick auf das Wesentliche versperrt. Ganz allein mit seiner Gitarre singt der Ire folkig angehauchte Songs, die beim Hörer im Handumdrehen eine Entschleu-nigung vom Alltagsstress auslösen. Mitunter kommen gar Erinnerungen an den früh verstorbenen Kultsänger Nick Drake auf. Eine Referenz, die nur auf wenige Kollegen passt. Ab dem 27. April geht Luka Bloom auf Tour.
CD- + Vinyl-Tipp | Jazz - Blues
CD-Tipp | Avantgarde
CD-Tipp | Singer-Songwriter - Folk
Nina SimoneMood Indigo - The Complete Bethlehem SinglesBMG/ADA/Warner Music 538320261
Laurie Anderson & Kronos QuartetLandfallNonsuch/Warner Music 0075597933901
Luka BloomRefugePinorekk Records PRCD 3405054/Edel
19 cd | rezensionen
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1 | 2018
aktuell | klassik
Das Unterfangen ist gewagt. Da kommt ein reputierlicher Geiger daher, wahrlich noch kein Big Name im Violin-Himmel, und nimmt nicht nur alle 24 Capricen von Nicolò Paganini auf; was ja schon nicht ohne ist. Nein, er will sie auch noch verbessern, sprich: publikumswirksamer machen – vor allem als Ganzes im Konzert. Und lässt sie neu orchestrieren. Das haben andere schon versucht, aber keiner war so variantenreich wie der Göttinger Niklas Liepe. Sein in Italien geborener Violinkollege Augustin Hadelich hingegen spielt sie pur.
Hätte Nicolò Paganini jemals seine immer wieder angekündigte Violinschule geschrieben, vielleicht könnte man diesen mythenumrankten Komponisten heute besser verstehen. Er sei vom Teufel getrieben, hieß es, und Frauen seien in seiner Gegenwart in Ohnmacht gefallen. Das diabolische Moment also ist bei den zwischen 1802 - 1817 verfassten und 1820 uraufgeführten 24 Capricen durchaus nicht zu überhören. Das unglaubliche Staunen ob der für das Spiel nötigen Fingerfertigkeit verleiten dazu. Und trotzdem: erstaunlich viele Geiger von Rang wollten und haben diesen Olymp bestiegen.
Unter die sich jetzt, kess und mit Chuzpe, auch Niklas Liepe einreiht, begleitet von der frisch vorwärtsstürmenden Deutschen Radiophilharmonie Saarbrü-cken/Kaiserslautern unter dem motivierenden Gregor Bühl. Zu denen, die den Paganinis aktuell ein neues Klaggewand verleihen, zählen Fazil Say, Sidney
Niklas Liepe & Augustin HadelichPaganini Projekt
Corbett, Stephan Koncz, viele andere sowie Andreas N. Tarkmann, der die historischen Fassungen von Robert Schumann, Jaques Thibaud, Fritz Kreisler, Adolf Busch und Karol Szymanowski orchestriert hat.
Man musste sich hier quasi als Künstler klein machen, um die Violinstimme herum komponieren; was einigen Angefrag-ten dann doch nicht passte, sie sich aus fehlendem Autono-miebewusstsein zurückzogen. Trotzdem, manche haben ihren Paganini rhythmisch verfremdet, ihn in neutönerisches Umfeld entführt; andere haben virtuos den Zauber vergan-gener Klangzeiten heraufbeschworen. Oder Paganini lande-te plötzlich im Jazzland und gar im Latino-Himmel.
Gegenentwurf zu Niklas Liepe
Und auch ein anderer vielversprechender Geiger hat sich gerade eben diesem sehr speziellen Klanguniversum genä-hert: der 1984 als Sohn deutscher Eltern in Italien geborene, heute in den USA lebende Augustin Hadelich gibt damit sein CD-Debüt bei Warner. Trotz seiner technischen Mög-lichkeiten ist sein Zugang ein dezidiert poetischer. Man könnte es fast das Gegenstück zu Liepe nennen. Sensibel und wach, mit raumgreifendem Ton und großer Emphase eröffnet Hadelich in jedem Stück ein anderes Klang- und Charakterbild - Süße und Verzweiflung, Wildheit und Ver-führung liegen hier nahe beieinander. Fast teuflisch eben... Manuel Brug II
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sSpielt mit viel Chuzpe eine neue Fassung von Paganinis Capricen:Nachwuchsgeiger Niklas Liepe aus Göttingen.
CD-Tipp | Klassik
Niklas Liepe The New Paganini ProjectSony Classical/Sony Music 19075823252
Augustin Hadelich Paganini: 24 CapricenWarner Classics/Warner Music 0190295728229
„Ich habe es immer sehr bedauert, dass die Capricen im Konzertleben nicht den Platz einnehmen konnten, der ihnen zusteht. Sie
sind sehr viel mehr als nur technische Studien. Diesen kleinen Juwelen eine neue Fassung und
Feinschliff in Gestalt einer sinfonischen Begleitung zu ermöglichen, das ist im Wesentlichen die
M 100. TODESM 100. TODESTZUM 100. TODESTAGSämtliche veröffentlichten Werke | DVchten Werke | DVD:tlicche veröffentlichten Werke | DVD: sandélisPelléas et Méli
Seinem Motto, berühmte Künstler in die Innerschweiz zu locken, ist das Festi-val immer treu geblieben. Stetig wurde die Veranstaltung erweitert und ver-ändert, ist parallel dazu mit der Zeit gegangen. Die jüngste Errungenschaft: Der neue Chef des New York Philharmonic, Jaap van Zweden, ist seit 2017/18 Principal Conductor des Gstaad Festival Orchestra und Artistic Director der Gstaad Conducting Academy. Dieses einmalige, hochkarätige Ausbildungspro-gramm war 2014 mit dem in Estland geborenen Dirigenten Neeme Järvi lan-ciert worden. 2018/19 wird das GFO unter der Leitung des Holländers Jaap van Zweden u.a. mit Hélène Grimaud und Jonas Kaufmann auftreten.
62. Festival-Ausgabe
Die aktuelle 62. Festival-Ausgabe hat ein Motto - das vor der Haustüre liegt: die Alpen! Die Alpen in der Musik, durch die Jahrhunderte betrachtet, und ihrer Einflüsse auf die Kunstmusik. Im Eröffnungszyklus ̀ Seasons recomposed´ erlebt der Besucher drei Mal Naturschilderungen, welche sich mit Meister-werken von Vivaldi und Haydn und Neudeutungen und Transformationen auseinandersetzen. Ein Langzeitprojekt erfährt 2018 seine Fortsetzung: Das Duo der Moldauer Violistin Patricia Kopatchinskaja und der argentinischen Starcellistin Sol Gabetta tritt zum zweiten Mal gemeinsam hier auf und führt zwei Auftragswerke führender Komponisten als Premiere auf: Duette von Peter Eötvös und Rodion Shchedrin. Manuel Brug IIInfos: www.gstaadmenuhinfestival.ch/de
Gstaad Menuhin Festival Weltstars der Klassik im Saanenland Wiesen, Berge, Kühe, in der Mitte ein Schlosshotel, am Rand ein Zelt und im Umkreis Schweizer Dorfkirchen – so präsentiert sich das Gstaad Menuhin Festival, seit sich der berühmte Geiger, Bratschist und Dirigent in dem exklu-siven Ort im Berner Oberland ab 1957 samt Familie für den Sommer nieder-ließ. Schon bald gab es dort hochkarätige Konzerte.
tonart-GewinnspielGewinnen Sie ein Konzertwochenende für zwei Personen in Gstaad. Erleben Sie Juan Diego Florez und Sol Gabetta am am 31.08. u. 01.09.18. Sie residieren im Top-Hotel Bernerhof all inklusive.
Postkarte mit dem Kennwort „Gstaad 2018“ an Verlag otello media,Preysingstrasse 50, 81667 München. Einsendeschluss: 25.05.2018Die Anreise erfolgt auf eigene Kosten.
Findet in Gstaad 2018 seine Fortsetzung:
Das Duo Patricia Kopatchinskaja und
Sol Gabetta.
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Immer eine Reise wert: Die atemberaubende
Landschaft und die die großen Künstlerin Gstaad
im Saanenland.
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1 | 2018
Vom Romantiker zum Revolutionär. Zuerst drei Lieder, `Le Faune et la Bergère´, auf Puschkin-Texte. Plüschiges Fin de Siècle, Sophie Koch singt. Dann `Scherzo fantastique´ mit fulminanter Polyphonie und wirbelnden Farbenspiel. Kleinen Farbex-
plosionen gleicht auch `Feu d’Artifice´, tönendes Verlobungsgeschenk für die Tochter des verehrten Lehrers Nikolai Rimsky-Korsakow. Der war bei der Uraufführung schon tot, weshalb der untröstli-che Schüler einen `Chant funèbre´ nachschob. Einmal gespielt und danach im Archiv des St. Pe-tersburger Konservatoriums vergessen – vor zwei Jahren wiederentdeckt. Düster, tragisch langsam, mit Wagner-Reminiszenzen. Schließlich die akustische Wunderwaffe ̀ Sacre du Primtemps´ – staunens-werte Finesse und Elastizität. Das ist wirklich ein Ballett, raffiniert und strukturklar. Manuel Brug II
Vor zwei Jahren hat der italienische Dirigent Riccardo Chailly von seinem großen Vorbild Claudio Abbado das Lucerne Festival Orchestra übernommen. Ein schweres Erbe. Auf der ersten gemeinsamen CD widmet er sich Strawinsky – inklusive dem verloren geglaubten Chant funèbre.
Riccardo Chailly Strawinsky-Weltersteinspielung
„Ich habe vor 20 Jahren das erste Buch von Claude De-bussys Préludes aufgenommen, das sind wunderbare 12 Stücke, die haben mich ewig beschäftigt“, sinniert Mauri-zio Pollini. „Ich wollte stets die zweite Folge aufnehmen, aber irgendwie hat es so lange gedauert, ich kann den Grund nicht sagen. Ich fand aber die Idee, es mit der `Suite En blanc et noi´ zu kombinieren, zusammen mit meinem Sohn Daniele, der wie ich Pianist und Dirigent
ist, zwingend. Jetzt ist es da. Ich nehme ja nicht so viele CDs auf, bei mir dauern die Dinge ein bisschen.“ So einfach und, wenn man ihn kennt, für ihn sehr zwingend, klärt einer der berühmtesten Pianisten darüber auf, wie schwer es ihm selbst heute, nach Jahrzehnten Karriere fällt, ein Stück sich zu erarbeiten, es aufzunehmen, um es der Öffentlichkeit zu überlassen. Genau das hat Maurizio Pollini jetzt wieder getan. Ohne Hintergedanken. „Mit dem Debussy-Jubiläum hat es nur mittelbar zu tun“, führt er aus. „Wir haben die Werke 2016 aufgenommen, die CD sollte im Herbst 2017 herauskommen. Dann fanden alle, wir lassen es noch ein wenig liegen und warten auf Debussys 100. Todestag.“ Wie ist er dabei vorgegangen? „Ich habe dieses zweite Buch vorher sehr oft aufgeführt, ich will sehr sicher sein, bevor ich etwas festhalte. Ich habe die CD übrigens, wie fast alle meine Soloplatten im Münchner Herkulessaal aufgenommen. Er ist schön, ich liebe seine unbestechliche Akustik. Und er ist mir ja sehr vertraut.“ Herausgekommen ist eine feine, zurückgenommene, kostbar glänzende, auf die Essenz reduzierte Version dieser berühmten Stücke. „Ich konzertiere nach wie vor gerne, Musik braucht schließlich uns Interpreten. Sonst hat sie keine Stimme, und ich finde, ich habe noch etwas zu sagen.“ bru II
Man hat viel aufgefahren zum 100. Debussy-Todestag: sämtliche Werke bei der Deutschen Grammophon und – akribischer – bei Warner. Dirigent Daniel Baren-boim hat eine neue CD, aber die schönste stammt den-noch von Maurizio Pollini.
Maurizio Pollini Neuer Debussy
Spielt mit seinem Sohn
Debussy: Maurizio
Pollini
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Riccardo ChaillyStrawinsky: Chant Funèbre, Le Sacre du PrintempsDecca/Universal Music
Maurizio PolliniDebussy: Préludes II, En blanc et noirDG/Universal Music
Chef des Lucerne Festival
Orchestra: Riccardo
Chailly
szene | klassik
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Christa Ludwig, geboren 1928, hatte Gold in der Kehle und hat trotzdem nie ein Blatt vor den Mund genommen. Sie ist keine einfache Person, man muss sich ihr erst auf Augenhöhe beweisen. Freilich kann aber auch kaum eine Sänger von sich behaupten, auf eine fast 50-jährige Kar- riere zurückzublicken; noch dazu auf eine, die sie an alle Sehnsuchts- und Un-Orte der längst globali- sierten Klassikwelt hin-geführt hätte. Sie war schnell ganz oben auf der Karriereleiter und ist bis zum selbst gewählten Ende 1994 dort geblieben. Auch weil sie vermutlich die einzige Künstlerin ist, die mit so unterschiedlichen Pultgöttern wie Karl Böhm, George Solti, Herbert von Karajan und Leonard Bernstein zusammengearbeitet hat. Es gab kaum eine Rolle, vor der sie zurückgeschreckt wäre. In ihrem Stimmfach schon gar nicht, wo sie von Bach über Mozart und Rossini, Belli-nis Adalgisa auf der Platte neben Maria Callas (die sie bis heute zutiefst bewundert), Verdi, Wagner und Strauss bis hin zur Moderne nichts ausließ, alles und jede Note gleichermaßen mit Sinn und Sinnlichkeit erfüllte. Sie war eine begnadet wissende, dabei angenehm schlichte Lie-dinterpretin. Als eine der ersten Frauen sang sie Schuberts `Winterreise´. Die Deutsche Grammophon wie Warner mit dem EMI-Erbe haben eindrückliche Boxen-Kompilationen ihres Könnens neuaufgelegt. bru II
Eine Spießerfamilie feiert, doch Cornelius Meister lässt das Klanggeschehen sich verdüstern. Von außen schleicht ein Mann herein, Werther, Startenor Juan Diego Flórez. Er und Charlotte, sie können gar nicht zu-sammenkommen, doch seine Fixiertheit lockt sie aus der Reserve. Den letzten Schritt vom Weg traut sich die Charlotte der hell timbrierten, Anna Stéphany nicht. Das Finale, der sich zu Tode singende, von der fer-nen Geliebten gefundene Protagonist samt honigsüßem Herzschmerz-Sterbeduett, es ist nur surreales Tab-leau. Diese Aufführung bündelt sich in der Titelfigur. Juan Diego Flórez gestaltet gleichzeitig heutig und ent-rückt, als Prototyp und Individuum. Große Klasse! bru II
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Diese Mezzosopranistin ist eine universelle Künstlerin, die vielleicht größte lebende Sängerin in ihrem Fach. Zu ihrem gerade begangenen 90. Geburts-tag ist Christa Ludwig nicht nur sehr präsent, gleich zwei CD-Boxen zeugen von ihrem überwältigenden Können.
Jules Massenets `Werther´ ist ein Schmuckstück des Repertoires: parfümiert, aber wahrhaftig, nach dem sich Tenöre wie Mezzosoprane die Finger lecken. Das Tatjana Gürbaca klug, intensiv in Zürich in-szenierte. Juan Diego Flórez brilliert in der Titelpartie.
Christa Ludwig 90. Geburtstag
Juan Diego Flórez ist Werther
Für deren geläufiges Gurgeln komponierte er vor Verzierungen nur so strotzende Arien. Kastraten wurden als eine Degeneration der Kunst angesehen und Poporas überladene Musik hat dieser gedient – so die aus Ignoranz gespeiste Meinung. Zum 250. Todestag ist alles anders. Die Countertenöre als die stolzen Nachfahren der Kas-
traten sind in aller Munde und auf den meisten Bühnen zu finden. An der Neapolita-nischen Oper ist das Interesse neu entfacht. Von den 53 Porpora-Bühnenwerken sind einige szenisch neu entdeckt worden. Und die Prunkstücke in diesen Opern sind eben nicht nur lang und mit vielen Noten gespickt, sie huldigen der Erotik der Stim-me, loten immer neu deren Möglichkeiten und Farben aus. Besonders zu erleben bei Max Emanuel Cencic, der die Oper `Germanico in Germania´ und ein herrliches Arien-Rezital vorgelegt hat. bru II
Wer hätte das gedacht? Vor einigen Jahren war Nicola Antonio Porpora (1686-1768) ein vergessener Komponist, dessen Name höchstens als berühmter Pädagoge eini-ger der legendären Kastraten mal kurz aus dem Dunkel der Musikgeschichte empor glimmte. Farinelli und Caffarelli waren die bekanntesten seiner Schüler.
Nicola Antonio Porpora Zum 250. Todestag
Max Emanuel CencicPorpora: Germanico in Germania, Arias Decca/Universal Music
Foto
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Erotik in der Stimme: Max Emanuel
Cencic
23 klassik | szene
Christa LudwigThe Complete Recitals Warner Classcis/Warner Music
Juan Diego FlórezJules Massenet: Werther Accentus/Naxos
rezensionen | cd 24
1 | 2018
Renaud CapuconBartók: Violinkonzerte Nr. 1 & 2Erato/Warner Classics 190295708078
Ein eleganter, weltweit beliebter Geiger erweitert seinen CD-Repertoirekatalog um zwei bedeutende Violinkonzerte des 20. Jahrhunderts. Und mit François-Xa-vier Roth sowie dem London Symphony Orchestra hat er denkbar beste Partner.
Andris NelsonsBruckner: 4. SinfonieDG/Universal Music 28947975779
Kirill GersteinGershwin: Rhapsody in BlueMyrios Classcis 4260183510222
Anita RachvelichviliArienSony Classical/Sony Music 90075808752
Joseph CallejaVerdiDecca/Universal Music 2898431539
Stéphane DegoutEnferesharmonia mundi 3149020228821
Philippe JordanBeethoven: Sinfonien Nr. 4 & 5Sony Classical/Sony Music 260313960149
Freiburger BarockorchesterHändel: Concerti a due Coriharmonia mundi 3149020527221
Klassik Thermometer | tonart prüft neue CDs auf Herz und Nieren
Der vielbeschäftigte Lette legt zum Start als 21. Genwandhauskapellmeister in Leip-zig die zweite Folge seines Bruckner-Zy-klus vor. Mit der „Romantischen“ zeigt er ein herrlich musikantisches Einssein mit seinem Orchester.
Doch, man kann diesen malträtierten Klas-siker zum Swingen bringen. Wenn man es kann. So wie dieser technisch furchtlose, gewitzte Pianist, der es drauf hat. Das St. Louis Symphony Orchestra unter David Robertson ist beim Concerto in F dabei.
Herrlich! Endlich wieder eine satte, füllig- volle, weinrote, dunkle Altstimme. Die junge Georgierin begeistert bereits auf allen großen Opernbühnen. Und kann auch auf ihrem Debütalbum als Carmen wie Delila voll überzeugen.
15 Jahre währt schon die sich langsam steigende Karriere dieses Tenors aus Malta. Langsam tastet er sich von den ly-rischen Rollen ins schwerere Verdi-Fach vor. Wovon diese CD als Versprechen auf Künftiges eindrücklich zeugt.
Ein neuer Bariton beim Boutique Label, das eben seinen 60. Geburtstag feiert. Raphaël Pichon und das Ensemble Pygmali-on musizieren mit Stéphane Degout eine imaginäre Totenmesse mit Ausschnitten aus Opern Rameaus und Glucks.
Gewaltige Konkurrenz für die Philhar-moniker: Schon in der zweiten Folge sei-nes neuen Zyklus stellt Wiens „zweites“ Orchester unter seinem charismatischen Chef in Aussicht, dass dort die Qualitäts-karten neu zu mischen sind.
Muntere Spielfreude satt - und das mit nicht so häufig zu hörenden barocken Konzerten. Die Darmsaiten-Eliteformati-on aus dem Breisgau erweist sich einmal mehr als eine erste Klangadresse – nicht nur für Georg Friedrich Händel.
Vom 11. Bis zum 13. Mai gibt die High-End-Zunft in München den Ton an. Kleine Manufakturen von Weltruf zählen ebenso zu den Ausstellern wie die Edel-Abteilungen großer Konzerne, von Burmester bis Yamaha reicht die Namensliste aller beteiligten Streiter für das Gute, Wahre und Schöne in der Elektronik-Welt. tonart präsentiert ein paar Highlight schon vorab, aber nur als Teaser: Nichts kann die Pilgerfahrt in die Bayerische Landes-hauptstadt ersetzen – dafür stehen Legionen passionierter Besucher aus allen Winkeln der Erde.
Marantz gibt sich geheimnisvoll: Unter dem Code-Namen „Ruby“ arbeitet der Hersteller an Stereo-Komponenten, die alles in den Schatten stellen sol-len, was bisher unter dem klassischen Markennamen antrat. Details allerdings will Marantz erst in München enthüllen. Aber auch die Highlights aus dem aktuellen Geräteprogramm lohnen einen Blick in den Vorführraum. Dort warten zum Beispiel der Digitalplayer ND8006, der als Streamer ebenso überzeugt wie als hochkarätiger CD-Spieler, und der passende Vollverstärker PM8006, der mit einer komplett neuen Phono-Stufe die Analog-Fraktion um-wirbt. Stets an der Grenze zwischen Digital- und Analogtechnik operiert die englische Manufaktur Chord. Sie schickt ihren neuen Digital-Analog-Wandler Qutest nach München, der die Musik aus Digitalquellen aller Art deutlich hör-bar veredelt.
Karl und Karlottas musikalischer Nachwuchs
Mark Levinson, amerikanisches Schwergewicht in der High-End-Szene, be-reichtert seine Elektronik-Kollektion um einen Plattenspieler von Stand: Das № 515 genannte Konstrukt ruht auf einem in Sandwich-Schichtung aufgebau-ten, vibrationsfeindlichen Chassis, drei Riemen treiben den Aluminium-Plat-tenteller an, elektronische Drehzahl-Regelung bringt die Vinylscheibe mit höchste Präzision auf Touren, der filigrane Tonarm kommt aus dem 3D-Dru-cker. Lyravox aus Hamburg hat sich mit All-in-One-High-End-Anlagen einen Namen gemacht – modernen Interpretationen der verflossenen Tonmöbel- Philosophie. Zur High End 2017 überraschte die Marke mit großen Aktiv- Lautsprechern, Karl und Karlotta genannt. In diesem Jahr stellen sie Karlina und Karlos vor, zwei zierlichere Ausgaben dieser Geräte. Wie ihre größeren Vorbilder können auch die neuen Schallwandler Musik in hoher Auflösung aus dem Internet streamen.
Noch schöner hörenFinesse in Hertz und Dezibel
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Entlockt Vinylrillen die
letzten Feinheiten: Plattenspieler № 515 von Mark Levinson
1 | 2018
Spielpartner für digitale und analoge Musik: Stereo-
Kombination ND8006 und PM8006 von Marantz
Die schönsten Plattenspieler, die raf-finiertesten Streamer, die mächtigsten Lautsprecher – sie alle präsentieren sich auf der Fachmesse High End vor den Ohren der Audio philen. Doch die Musik ist der eigentliche Star der Show. Renommierte Tonmeister füh-ren ihre besten Aufnahmen vor, Kari Bremnes, Komponistin und Sängerin aus Norwegen, bringt ihre poeti-schen Lieder mit, und das „Quartett der Kritiker“ diskutiert über spekta-kuläre Produktionen.
Wandelt digitale
Töne mit höchster
Präzision: Konverter-Baustein Qutest von Chord
Zuwachs im Hause Lyravox: Karlina, Aktivlautsprecher mit integriertem HD-Streamer
Anno 1970 schrieb Technics mit dem ersten direktgetriebenen Plattenspie-ler der Welt HiFi-Geschichte. Heute greift die japanische Edelmarke die große Tradition mit dem neuen Plattenspielersystem SL-1000R wieder auf. Die Hi-Tech-Rotationsmaschine wuchtet ihren 7,9 Kilogramm schweren Plat-tenteller mit zweimal 9 Spulen in kürzester Zeit auf die Solldrehzahl. Eine se-parate Steuereinheit zeigt sie auf ihrem Display mit zwei Dezimalstellen hinter dem Komma exakt an. Über Tasten lässt sich die Drehzahl feinjustieren. Eine fest mit dem Chassis verbundene Basis trägt den S-förmigen Tonarm. Zwei weitere Basen lassen sich zusätzlich installieren, damit weitere Tonarme mit-spielen können.
In streng limitierter Auflage
999 Exemplare will Ultrasone fertigen, kein einziges Stück mehr. Denn der jüngste Kopfhörer der bayerischen Manufaktur, Edition 15 genannt, ist ein durch und durch exklusives Modell. Höchst anspruchsvoll ist allein schon die Art, wie er die musikalischen Schwingungen erzeugt: Goldfolien und Titanka-lotten sind die Zutaten aufwändiger Verbundmembranen. Die Kapseln des Hörers fertigt Ultrasone aus amerikanischem Kirschholz, einem Material, das auch für Holzblasinstrumente verwendet wird. Eine perforierte Edelstahl-Ab-deckung steht für das offene Bauprinzip. Vieradrige Anschlusskabel lassen symmetrische Ansteuerung zu. Die weichen Lederpolster sind über kräftige Magnete mit den Hörkapseln verbunden. Sie lassen sich also mit wenigen Handgriffen austauschen. Und weil es Holzoberflächen und Lederbezüge in individuelle Nuancen gibt, sich jedes Exemplar zudem mit einer individuellen Seriennummer schmückt, lauscht jeder Edition-15-Besitzer einem Unikat. Wolfgang Tunze II
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tonart verlost 10 Eintrittskarten für die High End Messe 2018 in München.Postkarte mit dem Kennwort „High End 2018“ an Verlag otello media,Preysingstrasse 50, 81667 München. Einsendeschluss ist der 27.04.2018
aktuell | hifi 28
1 | 2018
Social Media-Phänomene mit Substanz sind selten. Jacob Collier ist so eines. Schon als Teenager machte er aus dem elterlichen Musikzimmer ein von Instrumenten überbordendes kleines, aber feines Home-Studio. Statt Fußball gab es zuhause mit der ganzen Familie gesungene Bach-Choräle. In seiner grenzenlosen Lust darauf, immer weitere Instrumente zu erler-nen, erinnert Collier ein wenig an den jungen Mike Oldfield – wobei heut-zutage auf digitales und wesentlich ausgereifteres kleines Equipment zurückgegriffen werden kann.
Mit 17 wurde der Londoner Multi-Instrumentalist zum YouTube Star. Seine selbst produzierten Videos mit Neuinterpretationen von Klassikern aus Pop und Jazz gerieten zu viralen Hits. Dabei beeindruckte sein gesampelter mehr-stimmiger Gesang ebenso wie seine Improvisationskunst und Musikalität. Einflüsse aus Jazz, Fusion, Pop und Soul gingen bei ihm eine so noch nicht gehörte Ver-bindung ein. Als Erfolgsproduzent Quincy Jones auf ihn aufmerksam wurde und Collier unter seine Fittiche nahm, gelang der weltweite Durchbruch.
Partnerschaft mit Kii Audio
Der Weg dorthin war nicht leicht. Immer wieder ergaben sich für den Tech-nik-Besessenen aus seiner Arbeitsweise Probleme. Das begann bei der Aus-stattung seines Home-Studios, insbesondere bei der Wahl der Lautsprecher. Die Anforderungen waren hoch: Obwohl Collier in einem kleinen Raum auf-nahm, musste, um soundtechnische Feinheiten exakt nachjustieren zu können, bei der Wiedergabe der Klang großer Regieräume simuliert werden. Au-dio-Liebhaber werden sich die Schwierigkeiten lebhaft vorstellen können. Schließlich entschied sich der Nord-Londoner für die Aktiv-Monitore Kii THREE des deutschen Akustik-Spezialisten Kii Audio. „Ich wollte“, beschreibt Collier das Anforderungsprofil, „eine Abhöre, die linear ist dabei aber leben-dig und glitzert und voll in den Bässen.“ Was aber macht diese Monitore so außergewöhnlich? Das Zauberwort ist eine Eigenentwicklung und lautet „Active Wave Focusing Technology“. Sechs Treiber pro Box in speziell ausgetüftelter Anordnung werden so ge-steuert, dass eine gerichtete Schallwellenfront nach vorne abgestrahlt wird.
Jacob Collier Passion für die Technik
Foto
: Har
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Versunkenin seiner
Arbeit:Vollblut- musiker
Jacob Collier
in seinemHomestudio
in London.
Wichtigster Effekt: keine störenden Reflexionen von der Rückwand des Lautsprechers.
Zusammenarbeit mit dem MIT
Die zweite technische Partnerschaft, die Jacob Collier ein-ging, war übrigens eine mit einer der besten technischen Universitäten der Welt, dem MIT in Cambridge/Massachu-setts. Gemeinsam konnte ein zweites drängendes techni-sches Problem gelöst werden: die Frage, wie seine aufwän-dige Solo-Produktion live auf die Bühne gebracht werden könnte. Dafür entwickelten die beiden ein komplexes „Live Performace Vehicle“, ein Wunderwerk aus Loops, Samples und einer „Vocal Harmonizing Machine“, die Colliers Ge-sang in Echtzeit mehrstimmig auffächert. Der Lohn für diese unermüdliche technische Tüftelei: gefeierte Konzerte in aller Welt und zwei Grammys. Volker Doberstein II
Hersteller, die sowohl akustische Flügel und Klaviere wie auch Digitalpianos bauen, haben es bei Letzteren natürlich besonders einfach, denn sie können bei der Entwicklung der digitalen Instrumente auf ihr Know-how und ihre Erfahrung im Bau traditioneller Pianos zurückgreifen. So auch bei Kawai, einem der weltweit führenden Pianohersteller. Mit dem neuen NOVUS NV10 stellt Kawai seine besondere Kompetenz überzeugend unter Beweis: Näher kommt man bei einem digitalen Piano wohl nicht an das Spielgefühl eines Konzertflügels heran. Mit der Kombination von Kawais Millennium III Hybrid Flügelmechanik (die patentierte ABS Carbon Mechanik wurde zu 100% in das NV10 übernommen) und einem echten Dämpfungsmechanis-mus, mit der neuesten SK-EX Rendering Piano Sound Engine, die die Klänge von Kawais Top-Konzertflügeln in allen Details reproduziert, und mit einer
Kawai NOVUS NV10 Hybridpiano Das Beste aus zwei Welten
Spielt sich wie ein Flügel: das innovative Kawai Novus NV10 Hybridpiano
Ein Hybridpiano ist ein Digitalpiano, bei dem die Tastatur und der Mecha-nismus von einem herkömmlichen akustischen Piano übernommen wer-den. Dies führt zu einem authentischen Anschlag und Spielgefühl, wie man es eben vom akustischen Piano kennt. Mit dem Novus NV10 präsen-tiert der japanische Hersteller Kawai jetzt einen besonders kompromiss-losen Beitrag zum Thema Hybridpiano.
Jonas Kaufmann, Hélène Grimaud, Juan Diego Flórez, David Jonas Kaufmann, Hélène Grimaud, Juan Diego Flórez, David Jonas Kaufmann, Hélène Grimaud, Juan Diego Flórez, David Jonas Kaufmann, Hélène Grimaud, Juan Diego Flórez, David Jonas Kaufmann, Hélène Grimaud, Juan Diego Flórez, David Jonas Kaufmann, Hélène Grimaud, Juan Diego Flórez, David Jonas Kaufmann, Hélène Grimaud, Juan Diego Flórez, David Jonas Kaufmann, Hélène Grimaud, Juan Diego Flórez, David Jonas Kaufmann, Hélène Grimaud, Juan Diego Flórez, David Jonas Kaufmann, Hélène Grimaud, Juan Diego Flórez, David Jonas Kaufmann, Hélène Grimaud, Juan Diego Flórez, David Jonas Kaufmann, Hélène Grimaud, Juan Diego Flórez, David Jonas Kaufmann, Hélène Grimaud, Juan Diego Flórez, David Jonas Kaufmann, Hélène Grimaud, Juan Diego Flórez, David Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Garrett, Janine Jansen, Nigel Kennedy, Sol Gabetta, Daniil Trifonov, Sir András Schiff, Rudolf Buchbinder, Janine Jansen, Trifonov, Sir András Schiff, Rudolf Buchbinder, Janine Jansen, Trifonov, Sir András Schiff, Rudolf Buchbinder, Janine Jansen, Trifonov, Sir András Schiff, Rudolf Buchbinder, Janine Jansen, Trifonov, Sir András Schiff, Rudolf Buchbinder, Janine Jansen, Trifonov, Sir András Schiff, Rudolf Buchbinder, Janine Jansen, Trifonov, Sir András Schiff, Rudolf Buchbinder, Janine Jansen, Trifonov, Sir András Schiff, Rudolf Buchbinder, Janine Jansen, Trifonov, Sir András Schiff, Rudolf Buchbinder, Janine Jansen, Trifonov, Sir András Schiff, Rudolf Buchbinder, Janine Jansen, Trifonov, Sir András Schiff, Rudolf Buchbinder, Janine Jansen, Trifonov, Sir András Schiff, Rudolf Buchbinder, Janine Jansen, Trifonov, Sir András Schiff, Rudolf Buchbinder, Janine Jansen, Trifonov, Sir András Schiff, Rudolf Buchbinder, Janine Jansen, Trifonov, Sir 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erstklassigen Verstärkungstechnologie vom Audiospezialis-ten Onkyo bietet das NOVUS NV10 das aktuell wohl rea-listischste Spielgefühl an einem digitalen Instrument. Dank Touchdisplay und Bluetooth Midi/Audio ist man dabei auch in puncto Bedienung auf der Höhe der Zeit: Das NV10 be-sitzt ein 5“ Touch-Display, dessen Benutzeroberfläche eine äußerst nutzerfreundliche und effiziente Navigation ermög-licht - genauso simpel wie bei einem Smartphone. Auch die Pedalerie des NV10 verhält sich exakt wie bei einem akustischen Instrument: Man spürt beim Treten die gleichen Widerstände bzw. Entlastungen – denn die Mechanik dahinter ist die gleiche.
Klangvolle Kooperation
Die gesamte Verstärkung des NV10 kommt von Onkyo - einem der führenden japanischen Hersteller im Bereich Premium Audio & Hi-Fi. Das verwendete 1-Bit Processing erlaubt eine erheblich höhere Abtastfrequenz für Aufnahme, Speicherung und Wiedergabe in besonders hoher Klang-qualität. Der ein oder andere wird das vom sog. Hi- Resolution Audio kennen, wie z.B. bei Super Audio CD’s (SACD). Claus Riepe II
Das Kawai Novus NV10 ist zum Preis von 9.590,- Euro(UVP) im Fachhandel erhältlich. www.kawai.de
Beginenhöfe, Antiquitätenläden, kuschelige Cafés und feine Restaurants. Brügge ist mitnichten die „tote Stadt“, als die es von dem Schriftsteller Georges Rodenbach 1892 beschworen wurde. Vor allem in Gestalt der morbiden Erich-Wolfgang-Korngold-Oper von 1920 geistert es durch die Spielpläne. Und doch ist auch sonst Musik drin. Die Kampagne „Brügge klingt!“ oder „Bruges? Sounds Great!“ lässt Brügges musikalisches Herz lauter schlagen.
Im Spätmittelalter war diese niederländische Region eines der Zentren der Textilindustrie und des Fernhandels in Europa und damit eine der Geburts-stätten des Frühkapitalismus. In der Stadt residierten zeitweise die Herzöge von Burgund. Die Altstadt ist von Wallanlagen, auf denen Windmühlen ste-hen, und Kanälen umgeben. Da Brügge nie durch Kriege oder Brände zerstört wurde, ist das mittelalterliche Stadtbild sehr gut erhalten. Der Stadtkern wurde 2000 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. 2002 war Brügge Europäische Kulturhauptstadt.
Besuchsziel für Musikvernarrte
In Brügge wirkten im Mittelalter die weltberühmten flämischen Polyphonisten. Auch heute ist die Auswahl klassischer Musik in Brügge so reichhaltig, dass Besucher die Stadt perfekt im Rhythmus von Kantaten, Fugen, Concerti oder Sinfonien (neu-)entdecken können. Das 2002 eröffnete Concertgebouw Brugge steht für imposante Akustik und Weltklasse-Architektur. Seit Septem-ber 2017 eröffnet der 'Concertgebouw Circuit' auch tagsüber seine Türen. Jährlich wiederkehrende Festivals wie die Bachakademie, oder das Gold Festi-val vereinen faszinierende Geschichte, Kunstschätze und vor allem Musik. Seit 1964 findet jedes Jahr Anfang August das Festival Musica Antiqua Brugge (heute MAFestival) statt. Ganz Brügge wir dabei eine einzige Bühne, mit Kon-zerten an überraschenden Plätzen. Unter dem Motto „Cherchez la femme“ erforscht MAfestival 2018 Frauenstimmen der alten Musik.
Musikmetropole BrüggeReise in die Hauptstadt der klassischen Musik
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Brügge im belgischen Westflandern bietet als eine der optisch reizvollsten Städte Europas auch ein reichhaltiges
Klassik-Konzertprogramm.
Im Concertgebouw residiert auch das freie Orchester Anima Eterna Brugge unter seinem Dirigent Jos van Immer-seel, ein wunderbarer Botschafter der Stadt, mit Konzerten von Tokio und Mexiko bis Sydney und New York. Van Im-merseel und seine Musiker verwenden stets die Instrumente und Techniken, die der jeweilige Komponist selbst kannte, von Bach bis hin zu Gershwin.
Auch 2018 ist Brügge mehr denn je Hauptstadt der klassi-schen Musik. Mit der Kampagne „Bruges? Sounds Great!“ soll die Stadt international als Besuchsziel für Musikvernarr-te ins Blickfeld zu rücken. Entdecken, schmecken und fühlen Sie das ganze Jahr über, wie klassische Musik in Brügge lebt! Manuel Brug II
Das reichhaltige Angebot finden Sie auf www.brugessoundsgreat.com
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Imposante Akustik: Concertgebouw Brügge
Konzert des belgischen Pianisten Bram De Looze
im Rahmen des MAfestivals 2017.
Blieb von Kriegen verschont: die gut erhaltene Altstadt von Brügge.
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