Wie tragen Promotoren zur Innovationsstrategie bei? Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Science im Studiengang Innovationsmanagement an der Fakultät Betriebswirtschaft der Hochschule Esslingen Verfasser Fabian Kehle Kirchheimer Str. 31 73269 Hochdorf Matrikelnummer: 734972 Erstprüfer Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Sven Ullrich, Hochschule Esslingen Zweitprüfer Prof. Dr. rer. pol. Dietmar Vahs, Hochschule Esslingen Abgabedatum 20. Mai 2010
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Wie tragen Promotoren zur
Innovationsstrategie bei? Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Science im Studiengang Innovationsmanagement an der Fakultät Betriebswirtschaft der Hochschule Esslingen Verfasser Fabian Kehle Kirchheimer Str. 31 73269 Hochdorf Matrikelnummer: 734972 Erstprüfer Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Sven Ullrich, Hochschule Esslingen Zweitprüfer Prof. Dr. rer. pol. Dietmar Vahs, Hochschule Esslingen Abgabedatum 20. Mai 2010
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Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ................................................................................................................................ IV
Tabellenverzeichnis ...................................................................................................................................... V
Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................................................. VI
1 Einleitung .................................................................................................................................... 7 1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit ................................................ 7 1.2 Aufbau der Arbeit ........................................................................................... 8
2. Innovationsstrategie als Erfolgsfaktor erfolgreicher Unternehmen ...... 9 2.1. Begriffsabgrenzungen – Eine thematische Einführung ................................ 9 2.1.1. Entstehung des klassischen Strategiebegriffs .............................................. 9 2.1.2 Die Weiterentwicklung zur Innovationsstrategie .......................................... 11 2.2 Die Verknüpfung von Strategie und Innovation sichert nachhaltig den
Unternehmenserfolg – Ermittlung von Erfolgsfaktoren ................................ 14 2.3 Ziele motivieren zu Handlungen: Die »Goal-Setting-Theory« ...................... 17 2.4 Zusammenfassung Kapitel 2 ......................................................................... 18
3 Aktueller Forschungsbezug ............................................................................................. 19 3.1 Veränderungen führen zu Widerständen: Eine Erklärung mit Hilfe der
Principal Agent Theorie ................................................................................. 19 3.2 Weitere Barrieren und Widerstände empirischer Untersuchungen .............. 22 3.3 Promotoren als Überwinder von Barrieren und Widerständen ..................... 25 3.3.1 Promotoren, Förderer des Innovationsprozesses ......................................... 25 3.3.2 Eigenschaften und Aufgaben von Promotoren ............................................. 28 3.3.3 Das Zusammenspiel der Promotoren ............................................................ 31 3.4 Zusammenfassung Kapitel 3 und Ableitung einer Forschungsfrage ........... 35
4 Auswahl der Forschungsmethode ............................................................................... 36 4.1 Hypothesenformulierung auf Grundlage der bisher erörterten
theoretischen Überlegungen und empirischer Forschungsergebnisse ...... 36 4.2 Transferprozess: Ziel und Vorgehensweise der Arbeit ................................ 39 4.3 Gütekriterien .................................................................................................. 42 4.4 Informationen zum Datenmaterial und der Stichprobe ............................... 43 4.5 Ergebnisse der Analyse mit Bezugnahmen auf die Hypothese .................... 48 4.5.1 Deskriptive Auswertung der Daten ............................................................... 48 4.5.2 Hypothesentest zur Ermittlung von Erfolgskriterien .................................... 52 4.5.3 Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse ............................................... 58 4.6 Diskussion und Limitation der Ergebnisse ................................................... 60
5 Rückschlüsse für die Praxis ............................................................................................. 61
Abbildung 1: Entwicklung einer Innovationsstrategie .................................................................. 12 Abbildung 2: Middle Management as decision maker .................................................................. 16 Abbildung 3: Vorgehensweise bei Veränderungen ....................................................................... 19 Abbildung 4: Rollenänderung im Innovationsprozess .................................................................. 34 Abbildung 5: Generierung von Hypothesen .................................................................................. 36 Abbildung 6: Vorgehensweise der empirischen Arbeit ................................................................. 39 Abbildung 7: Branchenzugehörigkeit der Probanden ................................................................... 43 Abbildung 8: Umsatzzahlen der Befragten Unternehmen ............................................................ 44 Abbildung 9: Aktuelle Mitarbeiterzahl ........................................................................................... 45 Abbildung 10: Unternehmenszugehörigkeit ................................................................................. 46 Abbildung 11: Hierarchiezugehörigkeit im Unternehmen ............................................................ 47 Abbildung 12: Dauer der eigenen Innovationsstrategie ............................................................... 48 Abbildung 13: Kriterien für den Erfolg von Innovationsstrategie ................................................ 49 Abbildung 14: Dominanz bestimmter Mitarbeiterarten................................................................ 50 Abbildung 15: Welche Gespannstruktur fördert den Erfolg der Strategie? .................................. 51 Abbildung 16: Beurteilung des Unternehmenserfolges ................................................................ 52 Abbildung 17: Koordination im Rahmen der Innovationsstrategie .............................................. 53 Abbildung 18: Kommunikation im Rahmen der Innovationsstrategie ......................................... 54 Abbildung 19: Soziales Umfeld im Rahmen der Innovationsstrategie ......................................... 55 Abbildung 20: Technische Problemlösung im Rahmen der Innovationsstrategie ....................... 56 Abbildung 21: Persönliche Anreize für Mitarbeiter ....................................................................... 57 Abbildung 22: Welche Gespannstruktur fördert den Erfolg der Strategie? .................................. 59
V
Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Definitionen des Innovationsbegriffs ........................................................................... 11 Tabelle 2: Merkmale Innovationsstrategie nach Vahs ................................................................... 13 Tabelle 3: Erfolgsfaktoren .............................................................................................................. 15 Tabelle 4: Informationsprobleme der Principal-Agent-Theory ..................................................... 21 Tabelle 5: Übersicht zu: Empirische Untersuchungen zum Widerstand bei Innovationen .......... 22 Tabelle 6: Arten von Promotoren ................................................................................................... 27 Tabelle 7: Erfolgswirksamkeit von Promotorenstrukturen ........................................................... 32 Tabelle 8: Hypothesen zum Thema Innovationsstrategie ............................................................. 38 Tabelle 9: Erfolgsfaktoren von Innovationsstrategie ................................................................ LXXII Tabelle 10: Charakteristiken von Promotoren .......................................................................... LXXIII
VI
Abkürzungsverzeichnis
Abb. Abbildung
bzw. beziehungsweise
et al. et alia
f. folgende
ff. folgende
Hrsg. Herausgeber
KMU Kleine mittelständische Unternehmen
o.J. ohne Jahr
o.V. ohne Verfasser
S. Seite
u.a. unter anderem
vgl. vergleiche
z.B. zum Beispiel
7
1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit
»Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht die Männer zusammen, um Holz
zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten und Aufgaben zu vergeben, sondern lehre
die Männer die Sehnsucht nach dem endlosen Meer.«1
Die Wichtigkeit von Innovation ist fast unbestritten. Es wird sogar davon
ausgegangen, dass die Innovationsfähigkeit das Überleben der Unternehmung
bestimmt.2 Kürzer werdende Zyklen erfordern für die Zukunft viele neue Ideen und
Innovationen in kürzester Zeit mit maximalem Erfolg. Dies bedingt Anpassungen
und bedeutet ein Ende des »Dienst nach Vorschrift« über alle Hierarchieebenen
hinweg.3
Mit Strategie wollen die Unternehmen für die Zukunft gerüstet sein. Innovations-
strategie heißt hierbei das geläufige Schlagwort, neue Prozesse, neue Produkte und
neue Geschäftsmodelle auf den Markt zu bringen. Es wird versucht Erfolg zu
planen, der eigentlich gar nicht planbar ist.4
Aufgrund der aktuellen Wirtschaftskrise gewinnt das Thema Strategie noch
schneller an Bedeutung als bisher. Dabei kann Strategie nicht nur einfach festgelegt
werden, sondern sollte systematisch abgeleitet werden.5
Aber was ist eigentlich Strategie, bzw. Innovationsstrategie? Wie kann diese
erfolgreich gestaltet werden. Lassen sich Erfolgsfaktoren bestimmen, die dieses
Phänomen besser planbar machen? Kann diesem Problem eventuell aktiv und
intensiv durch bestimmte Personen begegnet werden?
Diese Fragestellungen werden im weiteren Verlauf der hier vorliegenden Arbeit
theoretisch und empirisch erarbeitet. Ziel ist die Findung von Handlungs-
empfehlungen für Unternehmen jeglicher Größe.
Die Schwierigkeit liegt jedoch im Bereich der Verknüpfung von Strategie und dem
Modell der Promotoren. Dementsprechend stellt die hier vorliegende Arbeit eine
vollständige Neuerung in Bezug auf Strategie, Promotorenmodell und empirischer
Überprüfung dar.
1 Antoine de Saint Exupéry (1984). 2 Vgl. Grün (2005), S. 207. 3 Vgl. Kriegesmann/Biel/Kley/Schwering (2005), S. 94. 4 Vgl. Scholl (2004), S.2. 5 Vgl. Klesse (2010).
8
1.2 Aufbau der Arbeit Die hier vorliegende Masterthesis gliedert sich in einen theoretischen Teil mit zwei Unterbereichen und in einen praktischen Teil mit einer empirischen Untersuchung des zuvor erarbeiteten Tatbestandes.6 Der erste theoretische Unterbereich befasst sich mit der Herleitung des klassischen Strategiebegriffs. Anschließend folgt die Weiterentwicklung zur Innovationsstrategie. Es werden im Laufe des Textes dabei bereits die wichtigsten Eigenschaften von Strategie hervorgehoben. Diese sind später neben den Erfolgsfaktoren aus Kapitel 2.2 der Grundstein für die tabellarische Übersicht und die spätere Generierung der fünf Strategiekategorien.7 An dieser Stelle ist auf eine wichtige Differenzierung in dieser Arbeit hinzuweisen. Im Rahmen der Innovationsstrategie erfahren wir häufig Überschneidungen mit dem Begriff des Innovationsprozesses. Der Prozess ist dabei auf einen deutlich kürzeren Zeitraum ausgelegt. Selbst in der einschlägigen Literatur werden häufig beide Begriffe analog für das Thema Strategie verwendet. Der Autor konnte aus Gründen der ständigen Wiederholung gleicher Begrifflichkeiten, dieses Problem nicht vollständig beseitigen. Aus diesem Grund wird sowohl für den Begriff der Innovationsstrategie als auch für den Begriff des Innovationsprozesses immer von einer langfristigen Denkweise (5-10 Jahre) ausgegangen und nicht nur für ein einzelnes Produkt/ Prozess.8 In Kapitel 3 wird durch den aktuellen Forschungsbezug die bisher erörterte Innovationsstrategie mit dem Promotorenmodell angenähert. Zuerst wird das Promotorenmodell nach Witte vorgestellt. Im Anschluss werden die Eigenschaften der Promotorenarten ermittelt und übersichtlich gegliedert.9 Somit enden die beiden theoretischen Untergliederungen der Strategie und der Promotoren mit jeweils einer Übersicht der Erfolgsfaktoren bzw. der Eigenschaften für die weitere Fortsetzung im praktischen Teil. Durch Bündelung sinnhaft gleicher Erfolgsfaktoren und Eigenschaften der Innovationsstrategie konnten fünf übergeordnete Kategorien identifiziert werden. Diese sind Koordination, Kommunikation, soziales Umfeld, Technik und persönliche Anreize.10 Durch die Kombination der Promotoreneigenschaften ergaben sich hieraus fünf Hypothesen. Als Forschungsmethode entschied sich der Autor für eine online-Umfrage. Diese untergliedert sich weiter in vier Teilschritte. Zuerst wurde der Fragebogen konstruiert, anschließend Ansprechpartner identifiziert, die Erhebung durchgeführt und letztendlich ausgewertet. Ab Kapitel 4.4 erhält der Leser neben Informationen zum Datenmaterial und der Stichprobe auch die Ergebnisse mit Bezugnahme auf die Hypothese. Dieses Kapitel endet mit einer Diskussion und der Limitation der Ergebnisse bevor das Kapitel 5 Rückschlüsse für die Praxis gibt. Die Arbeit schließt mit dem Fazit im siebten Kapitel.
6 Der Autor möchte darauf hinweisen, dass die Zitierweise mit Fußnoten für die gesamte Arbeit in Absprache mit dem betreuenden Professor Herrn Ullrich getroffen wurde. 7 Vgl. Anhang A. 8 Vgl. hierzu auch die Ausführungen ab Kapitel 2.2.1 9 Vgl. Anhang B. 10 Vgl. hierzu auch Tabelle 8.
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2. Innovationsstrategie als Erfolgsfaktor erfolgreicher Unternehmen
2.1. Begriffsabgrenzungen – Eine thematische Einführung
2.1.1. Entstehung des klassischen Strategiebegriffs Die Strategie ist ein »geplantes Vorgehen zur Verwirklichung eines Ziels.«11 Eine hinreichende, aber nicht ausreichende Beschreibung. Die digitale Ausgabe des Wahrig beschreibt den Begriff Strategie als Kunst der
Kriegsführung bzw. als umfassende Planung zur Verwirklichung von
Grundvorstellungen. Die Definition im Bertelsmann Wörterbuch leitet den Begriff
vom ursprünglichen griechischen Wort »strategia« ab. In der Übersetzung bedeutet
dies Heerführung oder Feldherrnamt. Wir das Wort in die beiden Wortstämme
geteilt, so erhalten wir »stratos«, für Heer und »agein« für führen.
Die weitere Überlieferung in den europäischen Raum ist auf das französische Wort
»stratégie« zurückzuführen. Die ursprüngliche Beschreibung der Kriegsführung war
bereits im 19. Jahrhundert überholt und der Begriff wurde auf weitere
Tätigkeitsfelder wie Wirtschaft und Politik ausgeweitet. Im Gegensatz zur Taktik hat
sich das Thema Strategie im 4. Jahrhundert vor Christus als etwas langfristiges, auf
Dauer angelegtes ausgebildet.12
Pfriem beschreibt in seinem Buch eine ähnliche Entstehungsgeschichte. Jedoch
erwähnt er zusätzlich den griechischen Begriff des »Strataegos», den Feldherrn oder
Befehlshaber.13 Strategie wird mit einer Person verknüpft, die Entscheidungen trifft
und Befehlsgewalt besitzt. Der Begriff kann auch als Synonym für die griechische
Militärbehörde des heutigen Athen verstanden werden. Strategie ist nicht nur ein
einzelner Plan sondern eine Verknüpfung und Kombination vieler Einzelschritte.
Früh konnte man beobachten, dass es nicht nur um den eigentlichen Plan ging,
sondern vor allem um Personen, Stellungen und Macht. Besser zu sein als der
Andere und diesen zu unterwerfen ist auch in der heutigen Wirtschaftswelt analog
zur Antike zu beobachten.14
Frederick Taylor übernahm als erster 1913 diesen Ansatz in der industriellen
Fertigung. Durch die Verknüpfung von einzelnen Vorgängen zu einer logischen
Kette, sollte mehr Effektivität erzielt werden.15 Die Übertragung des
Strategiebegriffs in die heutigen Wirtschaftswissenschaften lieferten die beiden
Erfinder Neumann und Morgenstern mit ihrer Spieltheorie16 vor ca. 50 Jahren.17
11 o.V. (2010). 12 Vgl. o.V. (2010a). 13 Vgl. Pfriem (2006), S. 29. 14 Vgl. Pfriem (2006), S. 29. 15 Vgl. Taylor (1913). 16 Bei der Spieltheorie werden die strategischen Interaktionen zwischen rationalen Akteuren untersucht und daraus resultierende Möglichkeiten aufgezeigt. Dies geschieht im Hinblick auf ihre Präferenzen wobei darauf hinzuweisen ist, dass dies rein zufällig geschieht. Vgl. Ross, D. (2006).
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5 Rückschlüsse für die Praxis Die vorliegende Arbeit bietet einige hilfreiche Schlüsse für die Praxis. Hierbei handelt es sich aber um die subjektive Interpretation der vorliegenden empirischen Ergebnisse durch den Autor. Trotz gegensätzlicher theoretischer Analysen hat das ausgewertete Material ergeben, dass dem Einsatz von Macht und Fachwissen ein entscheidender Erfolgsfaktor beigemessen wird.226 Dies ist auch unter dem Gesichtspunkt zu betrachten, dass sich die befragten Unternehmen selbst als Großteils erfolgreich bezeichnet haben.227 Weiter ist hier festzuhalten, dass die Befragten für die erfolgreiche Umsetzung bzw. Gestaltung der Innovationsstrategie ein Gespann aller vier Promotoren gegenüber der Troika aus Macht-/ Fach- und Prozesspromotor vorziehen. Das Gespann aus Macht- und Fachpromotor schneidet am schlechtesten ab.228 Der Strategieprozess kann ebenso durch Promotoren sehr gut gesteuert werden. Für die Unternehmen ist es demnach sinnvoll, Promotoren beim Start und der Ver-waltung von Prozessen einzusetzen. Ebenso können diese eine aktive Verknüpfung von Funktionsbereichen herbeiführen. Ein weiterer Positiver Aspekt für die Praxis ist das Lösen von Komplexitätsbarrieren durch Promotoren.229 Für die Suche nach Promotoren kann eine Empfehlung ausgesprochen werden, dass diese von Promotoren meist selbst gefunden werden. Dabei spielt es weniger eine Rolle ob dies intern oder extern geschieht. Es besteht als keine Fixation in Bezug auf die Räumlichkeit in der diese gefunden werden. Treten technische Probleme im Rahmen der Innovationsstrategie auf so werden diese am besten von Fachpromotoren gelöst. Eine sehr interessante Schlussfolgerung ist auch, dass Promotoren persönliche An-reize für Mitarbeiter schaffen. In einem vorherigen Kapitel wurde bereits darauf hingewiesen, wie wichtig solche Anreize für den Menschen sind. Er benötigt er-reichbare Aufgaben um das gesteckte Ziel zu erreichen. Als Fazit ist festzuhalten, dass das Modell der Promotoren auch im praktischen Einsatz der Innovationsstrategie von Vorteil ist und Verknüpfungen bestehen.
226 Vgl. hierzu die Ergebnisse auf S. 50. 227 Vgl. Abb. 16. 228 Vgl. S. 51. 229 Vgl. hierzu Abb. 17 auf S. 52.
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6 Fazit Der theoretische Teil hat Erfolgsfaktoren und Eigenschaften der Strategie bzw. der Innovationsstrategie identifiziert. Eine Schwierigkeit hierbei war, die richtigen Inhalte aus der Vielzahl an Literatur zu identifizieren. Im Anschluss wurde das Promotorenmodell nach Witte erarbeitet und Eigenschaften der vier Arten von Promotoren identifiziert. Im Gegensatz zum vorherigen Fall, bestand jetzt in der geringen Anzahl der Literaturquellen eine Hürde. Der Grund dafür ist die zweigeteilte Bedeutung des Promotorenbegriffs im deutschen und englischen Sprachraum. Im deutschen Raum sprechen wir von mehreren Promotoren mit unterschiedlichen Eigenschaften, wohingegen im englischen Sprachraum lediglich von einer Person, dem sogenannten Champion gesprochen wird. Dies limitiert sehr stark die Auswahl geeigneter Literaturquellen. Ebenso konnte festgestellt werden, dass trotz der großen Bedeutung des Promotorenmodells wenig aktuelle Literatur vorhanden ist. Demnach ist zu vermuten, dass weitere Forschungsaktivitäten in diesem Bereich aktuell nicht stattfinden. Als sehr diffizil erwies sich die Verknüpfung der Strategie mit dem Promotorenmodell. Um dieser Problematik zu begegnen, wurden aus den erarbeiteten Materialien der Strategie fünf Erfolgskategorien gebildet. Diesen Kategorien, Koordination, Kommunikation, soziales Umfeld, Technik und persönliche Anreize wurden die Eigenschaften der Promotoren zugeordnet und in Hypothesen überführt. Diese wurden im Anschluss mittels eines Online-Fragebogens überprüft. Ziel war eine Antwort auf die Forschungsfrage: »Können Promotoren als Problemlöser zum Erfolg bei der Umsetzung von Innovationsstrategie beitragen?«, zu finden. Als Ergebnis konnten 42 qualifizierte Datensätze ermittelt werden. Die Befragten wurden bereits im Vorfeld vom Autor selektiert und entsprachen somit den geforderten und gewünschten Anforderungen.230 Dem Datenmaterial konnten dabei einige interessante Erkenntnisse entnommen werden. Gegenüber der Theorie stellte sich die positive Erfolgswirkung von Machtpromotoren beim Lösen von Widerständen heraus. Es kann nun die Behauptung aufgestellt werden, dass diese Unternehmen nicht erfolgreich sind und in der Vergangenheit waren. Mit Hilfe der Daten, konnte dies aber widerlegt werden. Somit spielt Macht eine nicht unerhebliche Rolle im Rahmen der Innovationsstrategie. Dies deckt sich ebenso mit der Feststellung von Vahs, der dem Top-Management eine entscheidende Rolle zuordnet.
Um eine Innovationsstrategie erfolgreich umzusetzen und durchzuführen präferieren die Befragten eine Kombination aller vier Arten von Promotoren. Demnach sollten im Laufe der Innovationsstrategie neben Macht- und Fachpromotor auch der Prozess- und Beziehungspromotor für ein erfolgreiches Gelingen der Strategie mit eingebunden werden. Diese Konstellation wurde gegenüber einer Troika oder einem Gespann als überlegen angesehen. Zusätzlich kommt den Promotoren bei der Steuerung des Strategieprozesses eine wichtige und bedeutsame Rolle zu. Durch sie können Funktionsbereiche aktiv verknüpft werden und Komplexitätsbarrieren abgebaut werden. Speziell für die Bekämpfung von Widerständen ist dies eine entscheidende Erkenntnis. Weiter ist aufgefallen, dass Promotoren von Promotoren gefunden werden. Ob dies extern oder intern geschieht ist von Fall zu Fall verschieden. Weitere signifikante
230 Die Befragten sollten in ihrem Unternehmen sowohl Einfluss auf die Strategiegestaltung und Entwick-lung haben, sowie Kenntnisse zum Begriff der Innovation.
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Beobachtungen konnten nicht gemacht werden. Treten technische Probleme im Rahmen der Innovationsstrategie auf, so werden diese am besten von Fachpromotoren gelöst. Persönliche Anreize zur Zielerreichung können im Unternehmen ebenso durch die Person eines Promotors geschaffen werden. Dies ist speziell unter dem Gesichts-punkt zu betrachten, dass die Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung am größten ist, sofern dem Mitarbeiter eine schwierige, aber lösbare Aufgabe gestellt wird. Schlussendlich ist jedes Unternehmen, jeder Erfolg im Unternehmen zu einem nicht unerheblichen Teil vom Subjekt Mensch abhängig. Aufgrund der Tatsache, dass bis dato keinerlei empirisches Material zu den vorge-stellten Überlegungen und Theorien bestand, leistet diese Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Schließung dieser Lücke. Zudem ermöglicht sie konkrete Handlungs-empfehlungen für das Vorgehen im Rahmen der Innovationsstrategie und liefert somit wertvolle Erkenntnisse für die Praxis.
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