1 Katharina Heiß Jöhlinger Straße 88a 76356 Weingarten/ Baden [email protected]Matr.-Nr.: 2158293 Bartolomé de Las Casas und seine Brevísima Relación – Deutsche Übersetzungen des 16. und 17. Jahrhunderts im Kontext der Leyenda Negra Hausarbeit im Rahmen des Seminars „Übersetzen in der frühen Neuzeit: Die Americana“ Unter der Seminarleitung von Frau Prof. Dr. B. Scharlau Sommersemester 2004
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Bartolomé de Las Casas und seine Brevísima Relación – Deutsche Übersetzungen des 16. und 17. Jahrhunderts im
Kontext der Leyenda Negra Hausarbeit im Rahmen des Seminars
„Übersetzen in der frühen Neuzeit: Die Americana“
Unter der Seminarleitung von Frau Prof. Dr. B. Scharlau Sommersemester 2004
2
Inhaltsverzeichnis I. Einleitung Seite 4
II. Bartolomé de Las Casas Seite 6
III. Der geschichtliche Kontext Seite 7
1. Spanien im 16. und 17. Jahrhundert Seite 7
2. Die Legitimationsfrage Spaniens Seite 9
3. Der Schmalkaldische Krieg Seite 9
IV. Die Brevísima Relación Seite 10
1. Allgemeines Seite 10
2. Die Semantik Seite 11
3. Die Pragmatik Seite 11
4. Politische Folgen Seite 11
V. Die Leyenda Negra Seite 12
1. Allgemeines zur Leyenda Negra Seite 12
2. Deutschland und die Leyenda Negra Seite 13
3. Die Niederlande und die Leyenda Negra Seite 16
4. Die wichtigsten Topoi Seite 18
5. Las Casas, die BR und die Leyenda Negra Seite 19
6. Die deutsche Streitschriftenliteratur und Flugtexte
und die Leyenda Negra Seite 20
VI. Buchdruck Seite 21
1. Der Buchdruck und die Neue Welt Seite 22
2 Bücherzensur Seite 23
3. Buchdruck und öffentliche Meinung Seite 24
3
VII. Übersetzungsgeschichte Seite 25
1. Allgemeines Seite 26
2. Spanische Übersetzungen in Deutschland Seite 26
3. Die Brevísima Relación Seite 26
VIII. Die deutschen Übersetzungen der BR Seite 28
1. Die erste deutsche Übersetzung 1597 Seite 28
2. Die Übersetzung von 1613 Seite 29
3. Die Übersetzung von 1665 Seite 30
4. Vergleich der Prologe Seite 31
IX Zusammenfassung Seite 34
X Anhang Seite 37
1. Originaler Aufbau der BR Seite 37
2. Der Miggrodsche Prolog Seite 38
3. Der Prolog von 1665 Seite 39
XI Bibliographie Seite 40
1. Primärliteratur Seite 40
2. Nachschlagewerke Seite 41
3. Sekundärliteratur Seite 42
A Bücher Seite 42
B Zeitschriftenartikel Seite 46
C Internet Seite 47
4
I Einleitung
El dominico Bartolomé de Las Casas con su Brevísima relación de la destrucción de las Indias (1552) puso en marcha lo que, a la postre, sería la vertiente americana de la leyenda negra. Esta obra, impresionante descripción de los comportamientos violentos y crueles de los conquistadores, sirvió perfectamente a los intereses extranjeros. Sus reiteradas ediciones, la flagrante manipulación de muchas de ellas o las tendenciosas ilustraciones que acompañaron al texto, constituyen un fenómeno sin igual en la publicística europea. Nunca una obra había sido objeto de una atención tal, ni había contribuido en ese alto grado a la propagación de los sentimientos antihispánicos. Desde entonces, el carácter español quedó marcado por el estigma de la codicia y la crueldad.1
Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte eine Übersetzungswissenschaftlerin in diesem Zitat
nur die Bestätigung gefunden, dass ein Übersetzungsvergleich von immanenter Bedeutung
ist.
Auch für mich stellt sich die Frage nach dem Treuegrad der Übersetzungen der Brevísima
relación (die ich im Folgenden mit BR abkürzen werde). Original und Übersetzung
scheinen laut Martinez voneinander abzuweichen.
Doch wäre es einfach zu beschränkend und nicht erschöpfend, sich nur im engen Feld des
Übersetzungsvergleichs aufzuhalten.
Vielmehr lenkt das Zitat von Martinez den Blick auf die historische Situierung – wann
wurden die Übersetzungen wo angefertigt und vor allem: warum.
Diese drei Fragen stellen mein Erkenntnisinteresse für die vorliegende Arbeit dar.
Zu diesem Zweck habe ich mich den europäischen Übersetzungen des 16. und 17.
Jahrhunderts zugewendet.
Von 6 deutschen Übersetzungen aus diesem Zeitraum konzentriere ich mich auf drei.
Zum einen die erste deutsche Übersetzung überhaupt von 1597 mit dem Titel „Newe Welt“,
die Version von 1613 „Warhafftiger und gründlicher Bericht“ und von 1665 die Übersetzung
„Umbständige warhafftige Beschreibung“.
Ausgehend von meinem Erkenntnisinteresse und in Bezug auch zu Martinez Zitat
kristallisierte sich schnell mein Untersuchungsschwerpunkt heraus: die Wirkung der BR auf
und der Zusammenhang mit der Leyenda Negra.
1 Martinez, Miguel Molina (1991): La leyenda negra. Editorial, Madrid. S. 16-17.
5
Folgende Fragestellungen scheinen mir im Hinblick auf die Übersetzungswissenschaft der
Americanatexte, hier im Speziellen die BR, als fundamental und doch bisher noch nicht
beachtet:
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen den deutschen Übersetzungen der BR
und der Leyenda Negra?
Warum wurden die deutschen Übersetzungen angefertigt, welche Wirkungen
hatten sie in ihrer Zeit und wo zeigten sich diese?
Welches Bild der Spanier hatten die Deutschen, wurde dies in den Übersetzungen
widergespiegelt?
Selbst renommierte Las Casas – Forscher wie Hanke oder Wissenschaftler der
Leyenda – Negra – Forschung wie Andersson und Juderías haben zwar immer wieder die
Bedeutung der BR für die europäische Leyenda Negra betont und sogar die Wirkung der
Übersetzungen erwähnt, sind aber nie intensiver in die Untersuchung der einzelnen
Übersetzungen eingestiegen.
Und auch innerhalb der Übersetzungswissenschaft – hier sind vor allem Hart und Durán
Luzio zu nennen – sind die deutschen Translationen der BR eher stiefmütterlich behandelt
worden.
Für die deutsche Leyenda – Negra – Forschung ist Hoffmeister hervorzuheben, der sich zwar
intensiv mit der Textproduktion in diesem Zusammenhang beschäftigt hat, es jedoch leider
versäumte, gezielter auf die in Deutschland angefertigten Übersetzungen im 16. und 17.
Jahrhundert einzugehen.
Für mich leitet sich aus der Tatsache, dass immer wieder der Name Las Casas im
Zusammenhang mit der Leyenda Negra genannt wird und auch, dass interdisziplinär die
Bedeutung der Übersetzungen der BR für die europäische und speziell die deutsche Leyenda
Negra – Bildung anerkannt wird, ab, dass die deutschen Übersetzungen der BR nicht nur Teil
der deutschen Leyenda Negra sind.
Vielmehr beeinflusste das darin vermittelte Spanierbild grenzüberschreitend die Menschen; so
wie die Übersetzungen selbst unter ausländischen Einflüssen, besonders niederländischen,
entstanden. Aber auch die deutschen Auseinandersetzungen mit den Spaniern wie
beispielsweise der Schmalkaldische Krieg gaben Übersetzern Anlass dazu, sich der BR
zuzuwenden und für ein breites deutsches Publikum zugänglich zu machen.
6
Um meine obengenannten Hypothesen zu verifizieren (oder eventuell auch zu falsifizieren),
werde ich im Folgenden eine historische Situierung der drei obengenannten Übersetzungen
vornehmen.
Besonders interessant erscheinen mir die Prologe, die ich schwerpunktmäßig in Augenschein
nehmen werde.
Wer die Grundzüge der Geschichte der betroffenen Länder und die parallelen Entwicklungen
der Leyenda Negra in Europa nicht kennt, kann meiner Meinung nach nicht die komplexen
Zusammenhänge meines Themengebietes erfassen.
Daher erachte ich es als unumgänglich, neben dem Autoren auch auf die spanische
Geschichte, die Buchdruck- und Übersetzungsgeschichte sowie die allgemeine europäische
Leyenda Negra einzugehen, bevor ich dann explizit die einzelnen Übersetzungen analysieren
und ihren Zusammenhang mit der deutschen Leyenda Negra aufzeigen kann.
II Bartolomé de Las Casas
Im Jahre 1484 kam Bartolomé de Las Casas in Sevilla zur Welt.
Sein Vater, Kaufmann von Beruf, war wahrscheinlich bei der zweiten Entdeckungsreise
Kolumbus dabei. Als Geschenk für seinen Sohn brachte er einen indigenen Sklaven mit.2
So verwundert es nicht, dass nach Studien der Theologie und Rechtswissenschaften auch
Bartolomé de Las Casas 1502 als Eroberer der Neuen Welt anheuerte. Die nächsten 12 Jahre
lebte er wie die meisten anderen Spanier als Encomendero, Priester und Gruben- und
Plantagenbesitzer, die er zum Dank für seinen Einsatz bei der Eroberung Kubas zugesprochen
bekam.
Er selbst übte viele Jahre später Kritik an sich und seinem Umgang mit den Eingeborenen zu
jener Zeit.
Bis zu seinem 30. Lebensjahr trat er also nicht auffällig in Erscheinung. Allerdings sprach er
mehrere Indianerdialekte.
1514 schloss er sich bei seiner Predigt der Kritik der Dominikaner am Encomienda-System an
und änderte sein Leben schlagartig. Auf seinen Grundbesitz verzichtete er und gab den für ihn
arbeitenden Indigenen die Freiheit zurück.
2 Vgl.: Hanke, Lewis (1951): Bartolomé de Las Casas – An Interpretation of his life and writings. Nijhoff, Den Haag. S. 19.
7
Ein Jahr später fuhr er nach Spanien zurück, um beim König persönlich Beschwerde
einzulegen. 1516 führte man für ihn den Titel „universaler Prokurator aller Indios in
Westindien“ ein; er wurde so zur Vermittlerstelle zwischen dem Hof und den Indigenen und
kehrte wieder nach Amerika zurück. Wieder in Spanien gelang es ihm allerdings erst im Jahre
1542, nachdem er in einem Gerichtsprozess des Hochverrats für unschuldig erklärt wurde,
Schutzgesetze für die Eingeborenen zu bewirken, deren Umsetzung jedoch zumeist
unterblieb. Keine drei Jahre später wurden sie dann aufgrund des Lobbydrucks der
Kolonialisten wieder zurückgezogen. Bis zu seinem Tod im Jahre 1566 blieb er in Spanien
und setzte sich durch öffentliche Dispute und seine Schriften für die Belange der Indigenen
ein. 3
III Der geschichtliche Kontext
1. Spanien im 16. und 17. Jahrhundert4
Der Enkel Ferdinands II kam 1519 nach dessen Tode an die Macht in Spanien. Als
Habsburger war Karl I (Karl V) zugleich auch Kaiser von Österreich, dem Burgund und den
Niederlanden. Zudem wurde er zum König des Heiligen Römischen Reiches Deutscher
Nation gewählt.
Die Casa d´Austria regierte in Wien und Madrid, jedoch sahen sich die spanischen Könige als
Mittelpunkt an.
Philipp II war von 1556 bis 1598 an der Spitze Spaniens.
Die spanische Aussenpolitik im 16. Jh. und zu Begin des 17. Jh. kannte zwei Hauptziele: Vorherrschaft Spaniens in der Welt und damit des Katholizismus. Die beiden Begriffe lassen sich nicht voneinander trennen [...]. Das letzte Ziel der spanischen Politik war also ein katholisches Universalreich spanischer Nation.5
So beschreibt Christoph Schweitzer in seinem Buch „Spanien in der deutschen Literatur“ die
politische Situation in den uns interessierenden Jahrhundert.
3 vgl.: Weyhofen, Hans-Theo (1996): Der Verteidiger der Indianer – Bartolomé de las Casas. http://www.wirtschaft.bos-muenchen.by.schule.de/~hsweyhof/kapitel5.htm 4 vgl.: Meyers Lexikonredaktion (1999): Meyers Taschenlexikon; Band 9. Weltbild, Augsburg. S. 3227. und Kreienbrink, Axel: Arbeitsmigration und Exil. http://www.matices.de/16/16skreie.htm. 5 Schweitzer, Christoph (1954): Spanien in der deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts. Yale. S. 17.
8
Sieht er dies als objektive Wahrheit an, oder möchte er den Blickwinkel der damaligen
protestantischen Länder wiedergeben? Denn genau diese Argumentation lief schon zu Mitte
des 16. Jahrhunderts ab und wird heute zur Leyenda Negra gerechnet.
Im Jahr 1568 begann der spanisch-niederländische Krieg (nachdem die oppositionelle
Bewegung in Flandern sich bereits 1561 bildete), der sich auch immer wieder auf die
angrenzenden Länder ausweitete. In der abendländischen Geschichte war das erste stehende
Heer das spanische in den Niederlanden.6
Diese Niederländische Revolution ist als eine der größten Herausforderungen für Spanien zu
jener Zeit zu zählen. Für Spanien bedeutete dies gleich zweierlei: zum einen galt das
spanische Heer bis dahin als unbesiegbar ( eine Annahme, die sich dann endgültig mit der
Niederlage der Armada gegen England revidierte ), zum anderen wurde der Verlust
Amsterdams auch als indirekter ökonomischer Verlust gewertet.7
Dabei wurde auf die Neutralität Deutschlands oft keine Rücksicht genommen. Der erschöpfte Zustand der spanischen Schatzkammer ließ schließlich einen zwölfjährigen Waffenstillstand als wünschenswert erscheinen (1609). Deutschland verfolgte die verschiedenen Phasen dieses Ringens vor seinen Türen und merkte sich ganz besonders den Namen Albas.8
Spanien wurde zu dem Land des Katholizismus und der Gegenreformation.
1571 konnte die Seeherrschaft der Osmanen im westlichen Mittelmeer beendet werden. Neun
Jahre später wurde Portugal annektiert (samt seiner Kolonien) und England trat als
Hauptgegner Spaniens auf.
1640 sagte Portugal sich von Spanien los, 8 Jahre später musste Spanien im Westfälischen
Frieden auf die Niederlande verzichten.
Die drei Hauptgegner Spaniens, nämlich Frankreich, England und die Niederlande hatten
zwar auf europäischem Boden Friedensverträge mit Spanien; in der Neuen Welt brachten sie
jedoch viele Kolonien an sich.
6 vgl.: Valentin, Veit (1999): Geschichte der Deutschen. Von den Anfängen bis 1945. Kiepenheuer, Köln. S. 177. 7 vgl.: Schweitzer (1954): S. 17. 8 Schweitzer (1954): S. 18.
9
2. Die Legitimationsfrage Spaniens9
Papst Alexander VI ernannte im Jahre 1493 König Ferdinand und Königin Isabella zu den
Herrschern der Neuen Länder mit aller Macht und Autorität und Berechtigung. Auch Karl V
stellte sich noch 1519 hinter diesen Herrschaftsanspruch.
Fray Montesino bewirkte 1511 mit seiner öffentlichen Kritik an dieser Legitimation eine
Untersuchung von Seiten der Krone, die natürlich für sie ausging.
Selbstverständlich gab es nicht nur Kritik aus den eigenen Reihen; besonders die feindlichen
europäischen Staaten versuchten mit allen Mitteln, Spanien die Legitimation abzuerkennen.
Auch für Las Casas stellte die Rechtfertigung der Herrschaft über die Neuen Länder und
damit auch die Zwangsherrschaft über die Indigenen eine Leitfrage in seinen Werken dar. Für
ihn war die päpstliche Zustimmung nichtig. Nur zu gern bedienten sich die Gegner Spaniens
seiner Schriften und Argumente für ihre Anklagen. Als Antwort darauf entstanden gegen
Ende des 16. Jahrhunderts innerhalb Spaniens beispielsweise Geschichtsbücher über die
Conquista mit Rechtfertigungsargumenten sowie weitere Verteidigungsschriften. Der
spanische Versuch der Behauptung zog sich noch bis ins 19. Jahrhundert.
3. Der Schmalkaldische Krieg10
1531 wurde der Bund evangelischer Reichsstände unter Führung Kursachsens und Hessens in
Schmalkalden (in Thüringen) geschlossen. Sein Ziel war die Ausbreitung der Reformation.
Bundeswidriges Verhalten einzelner Reichsstände schwächte den Bund zusehends.
Kaiser Karl V. begann, den Bund zu bekämpfen und läutete so 1536 die Gegenreformation
ein, was 1546/47 im Schmalkaldischen Krieg mündete. Mit der Gefangennahme des
Kurfürstens von Sachsen und des Landgrafs von Hessen wurde der Untergang des Bundes
besiegelt.
Der politische – also religiöse - Neuaufbau Deutschlands misslang Kaiser Karl.
Das deutsche Volk wollte nicht von den Spaniern regiert werden, so dass die Deutschen hinter
den Fürsten standen, als diese sich gegen das Kaisertum Philipps II. wehrten.
Er läutete die Gegenreformation ein und brachte die Inquisition nach Deutschland und in die
Niederlande.
9 vgl.: Hanke (1951): S. 36-39. 10 Vgl.: Meyers Lexikonredaktion (1999): Meyers Taschenlexikon; Band 8. Weltbild, Augsburg. S. 3050. und Valentin (1999): S. 171-180.
10
IV Die Brevísima Relación
1. Allgemeines
In diesem Werk, 1541angeblich an einem einzigen Tag in Spanien verfasst, werden die ersten
Kolonisierungsjahre beschrieben. Im Unterschied zu vielen Chroniken dieser Zeit wurde es
von einem Augenzeugen geschrieben, der seine eigenen Erfahrungen berichten konnte.
Aufgrund der vielen Übertreibungen (z.B. berichtet er anstatt von 693 Flüssen von 30.00011)
und der offensichtlich einseitigen Berichterstattung ist Las Casas Werk trotzdem geschichtlich
unzuverlässig.12
Allerdings muss man an dieser Stelle darauf hinweisen, dass nicht alles einfach als
Übertreibung abgetan werden kann. So ist in den letzten Jahren bekannt geworden, dass
zwischen 1522 und 1552 nicht wie von Las Casas berichtet vier Millionen, sondern 19
Millionen Indigene umgekommen sind.13
Zum Aufbau der Schrift (sh. Anhang I) ist zu sagen, dass die 20 Kapitel sich jeweils auf eine
Region Amerikas beziehen. Die Chronologie entspricht dem historischen Prozess der
Entdeckung der Neuen Welt.14
Zusammenfassend lässt sich die Brevísima relación als ein Fürstenspiegel eigener Art, nämlich ex negativo, charakterisieren, der aus einer Klageschrift in einem legislativen Verfahren erwachsen ist. Zur Gewissensschärfung beschreibt er narrativ die Tyrannenherrschaft, deren Analyse auf drei Ebenen abläuft: (a) Politisch besteht die Tyrannei in den Institutionen der conquistas und der encomiendas, die mit gesetzgeberischen Mitteln abzuschaffen sind. (b) Ethisch entspringt die Tyrannei den beiden Lastern der Habsucht (codicia) und der Ruhmsucht (ambición), die destruktiv sind, weil sie Leib und Seele der Indios ebenso zerstören wie letztlich (als Strafe Gottes) auch den König (destruyendo al rey), d.h. nach ontologischer Staatsauffassung seinen „mystischen Körper“, das gesamte Staatswesen. (c) Theologisch qualifiziert Las Casas die Institutionen und Verhaltensweisen der Tyrannei als eine um das Gold kreisende Idolatrie, wie bei dem ausdrücklich zitierten Tanz ums Goldene Kalb [...] Tyrannei ist mithin Tod-Sünde [...].15
11 vgl.: Sievernich, Michael (1995): Einleitung. Die Brevísima als Fürstenspiegel. In: Delgado, Mariano (Hg.): Bartolomé de las Casas. Schöningh, Paderborn. S. 33. 12 vgl.: (1995): Hauptwerke der lateinamerikanischen Literatur. Einzeldarstellungen und Interpretationen. Kindler, München. S. 63. 13 vgl. : Enzensberger, Hans Magnus (1981): Las Casas oder Ein Rückblick in die Zukunft. Insel. S. 131. 14 vgl. : Sievernich (1995): S. 34. 15 Sievernich (1995): S. 38.
11
2. Die Semantik16
Las Casas Vokabular kann man in der BR grob zwei Lager zuweisen; auf der einen Seite die
Indigenen, auf der anderen Seite die Spanier.
Die Eingeborenen sind durchweg positiv konnotiert, wohingegen die Spanier als die bösen
Übeltäter und Zerstörer beschrieben werden.
Für die Verbrechen und Taten der Spanier findet Las Casas immer wieder neue
Bezeichnungen, so dass ein sehr umfassendes Vokabular von ihm verwendet wird.
3. Die Pragmatik17
Las Casas spricht immer wieder von seiner Augenzeugenschaft und seinen eigenen
Erfahrungen, um seine Glaubwürdigkeit zu unterstreichen. Weiter gibt er auch Quellen und
Zitate anderer wieder, deren Zeugnisse seine eigene Meinung belegen und sucht mit Hilfe von
Emotionen wie Zorn oder Mitleid die Nähe des Lesers. Mit Hilfe von Wendungen wie
„véase“ wird dann der Leser – im ursprünglichen Sinne Prinz Philipp - auch direkt
angesprochen.
Gerade zum Ende der BR hin verdichtet sich das religiöse Vokabular, und es finden sich
häufiger Androhungen von apokalyptischen Strafen und damit verbunden Aufforderungen an
den Prinzen, zur Tat zu Schreiten.
Mit all diesen Mitteln wollte Las Casas den spanischen Hof in seiner Handlungsweise und
Gesetzgebung in seinem Sinne beeinflussen.
4. Politische Folgen18
Und es fand wirklich eine Beeinflussung statt, wenn auch vielleicht nicht in dem Ausmaße,
wie sie sich Las Casas gewünscht hatte.
Am 20. November 1542 erließ Karl V die Neuen Gesetze, welche besonders auf das
Encomienda-System abzielten und dieses weit einschränkten. Die Indianer wurden als
Menschen und Untertanen angesehen.
16 vgl. : Dahms, Bernd (1993): Bartolomé de las Casas (1484-1566). Indio-Politik im 16. Jahrhundert und ihre Rezeption in lateinamerikanischer Literatur. Francke, Tübingen. S. 249-250. 17 vgl. : Dahms (1993): S. 253. 18 vgl.: Hanke (1951): S. 30-33.
12
Die spanischen Kolonisten reagierten mit Empörung und enormen Druck auf Karl V. Für sie
stellten die Indigenen eine Lebensgrundlage dar. Nach drei Jahren hatten sie Erfolg – 1545
wurden die Neuen Gesetze wieder abgeschafft.
V Die Leyenda Negra
1. Allgemeines zur Leyenda Negra
Por leyenda negra entendemos el ambiente creado por los fantasticos relatos que acerca de nuestra Patria han visto la luz pública en casi todos los paíse; las descripciones grotescas que se han hecho siempre del carácter de los españoles como individuos y como colectividad; la negación, o, por lo menos, la ignorancia sistemática de cuanto nos es favorable y honroso en las diversas manifestaciones de la cultura y del arte; las acusaciones que en todo tiempo se han lanzado contra España fundándose para ello en hechos exagerados, mal interpretados o falsos en su totalidad, y, finalmente, la afirmación contenida en libros al parecer respetables y verídicos y muchas veces reproducida, comentada y ampliada en la Prensa extranjera, de que nuestra Patria constituye, desde el punto de vista de la tolerancia, de la cultura y del progreso político, una excepción lamentable dentro del grupo de las naciones europeas.19
Der Begriff Leyenda Negra geht auf Julian Juderias und sein Buch „La Leyenda Negra“ aus
dem Jahr 1914 zurück. Darin analysiert er das Bild von Spanien und seinen Bewohnern, wie
es in den vorausgegangenen Jahrhunderten innerhalb Europas gesehen wurde.
Sein Augenmerk richtete er besonders auf die Conquista und damit verbundene Gewalttaten,
das Handeln von Philipp II und die allgemeinen Absichten und Wesensmerkmale der Spanier
überhaupt.20
Kritik gab es im 16. und 17. Jahrhundert an Spanien besonders von Seiten der Protestanten
und Angelsachsen. Sie interessierte in erster Linie nicht das Wohlergehen der indigenen
Bevölkerung; vielmehr lag ihnen daran, die starke Vormachtsstellung des katholischen
Königs Philipp II – zunächst der Hauptgegner der Kritiker - zu schwächen.
1581 veröffentlichte Wilhelm von Oranien die „Apologie ou Défense du très illustre Prince
Guillaume“ – der Beginn der Schmäh- und Beleidigungsschriften gegen Spanien und zugleich
der Beginn der Schwarzen Legende.
Auch das von Kriegen geschwächte Frankreich und die englischen Protestanten schlossen sich
der Kritik der Niederlanden an.21 19 Juderías, Julián (1917): La Leyenda Negra. Estudios acerca del concepto de España en el extranjero. Araluce, Barcelona. S. 19-20. 20 vgl.: Freitag: Die schwarze Legende. http://www.freitag.de/2003/01-02/03011301.php
13
Von ihrer Seite wurde immer wieder auf die grausame und tyrannische Art von Philipp II und
Gesamtspaniens hingewiesen. So kommt auch die Bezeichnung „Spanischer Stiefel“ für ein
Folterinstrument nicht von Ungefähr.22
Die Gründe für die Leyenda Negra waren vielfältig: zum einen war da die Angst vor einer
Universalherrschaft Spaniens, aber auch die Inquisition und die Verfechtung eines dunklen
und grausamen Katholizismus wurden als Bedrohung für die protestantischen Länder
angesehen.
Laut Arnoldsson, der sich mit der Frage nach den Ursprüngen der Leyenda Negra
beschäftigte23, ging die Leyenda Negra von Italien im 16. Jahrhundert aus nach Europa.
Unter anderem war eine der ersten Beschuldigungen, die an die Spanier gerichtet wurde, dass
sie von ihrer Herkunft Mohren oder Juden seien.24
Zu ihrer Verteidigung hatten die Spanier verschiedene Methoden entwickelt.
Die eine war, darauf hinzuweisen, wie grausam auch die anderen europäischen Staaten waren.
Die zweite, auf die Gesetze zu verweisen, die in der Kolonialzeit bestanden und ihre
humanitäre und gerechte Seiten hervorzuheben – natürlich ohne zu erwähnen, dass die
meisten nie umgesetzt wurden.25
Eine weitere Strategie war die Anzweiflung der Authentizität des Autors. Nicht Las Casas,
sondern ein Feind Spaniens, ein Franzose, sei der Verfasser der Schrift. Geschrieben wurde
das Werk in Spanisch, da diese Sprache „als Verkünderin der Wahrheit den größten Ruhm
genieße.“26
Diese Argumente werden auch als „leyenda blanca“ bzw. „leyenda rosa“ bezeichnet.
21 vgl.: Straub, Eberhard (1991): Spanien und die Neue Welt. In: Straub, Eberhard (Hg.): Conquista. Amerika oder die Entdeckung der Menschenrechte. Communio, Köln. S. 161-164. 22 vgl.: Kreienbrink. 23 Arnoldsson, Sverker (1960): La Leyenda Negra. Estudios sobre sus orígenes. Götheburg. 24 vgl.: Arnoldsson (1960): S. 91. 25 vgl.: Hanke (1951): S. 6. 26 Enzensberger (1981): S. 126.
14
2. Deutschland und die Leyenda Negra27
Durch Kaiser Karl V bestand zunächst eine enge Verbindung zwischen Deutschland und
Spanien, so dass von einer feindlichen Stimmung nicht gesprochen werden konnte.
Schon um 1500 vereinigten sich Deutschland und Spanien gegen den gemeinsamen Feind
Frankreich, und diese Union hielt bis zu den Türkenkriegen 1535.28
Erst die Reformation ließ Ressentiments im Volk aufleben – gegen Karl, den Unterdrücker
der evangelischen Religion und seine stolzen und arroganten Spanier. Die Betonung liegt hier
auf „seine Spanier“, denn immer mehr verlagerte sich der Schwerpunkt des habsburgerischen
Hauses nach Spanien; für das deutsche Volk erschien das bald wie eine Fremdherrschaft.
Sowohl die politischen als auch die religiösen Gegner Karls nannten als Kritikpunkt Spaniens
Anspruch auf Universalmonarchie – sowohl im geistlichen als auch im säkularisierten
Bereich.
Ein wichtiges Werk für die deutsche Version der Leyenda Negra stellt Sebastian Münsters
„Cosmographia universalis“ dar, die 1544 sowohl in Deutsch als auch in Latein erschien.
Zwar übernimmt er nicht alle Vorurteile seiner zeitgenössischen Kollegen, jedoch tauchen
typische Spaniertopoi auch in seinem Werk auf.
So fühlen sich angeblich die Spanier mehr zum Krieg als zur Landarbeit hingezogen, sie
verstehen es, zu lügen oder zu täuschen und die spanischen Frauen benutzen extrem viel
Schminke. Damit bestätigte er die Eindrücke, welche die Leser schon aus der Lektüre diverser
Reiseberichte über Spanien gewonnen hatten.29
Ein weiterer Kritikpunkt an Spanien, der speziell aus den Niederlanden nach Deutschland
kam, war das lasterhafte Leben Philipps, dessen moralische Verderbtheit zugleich auch für
alle Spanier stand.30
Eine Verstärkung für die Leyenda Negra in Deutschland, aber auch in anderen
westeuropäischen Staaten, bildet die Brevísima Relación de la Destrucción de las Indias von
Las Casas.
27 vgl.: Schweitzer (1954): S. 40-41. 28 vgl.: Arnoldsson (1960): S. 105. 29 vgl.: Arnoldsson (1960): S. 116-117. 30 vgl. : Pollmann, Judith (1992) : Eine natürliche Feindschaft: Ursprung und Funktion der Schwarzen Legende über Spanien in den Niederlanden. In: Bosbach, Franz (Hg.): Feindbilder: Die Darstellung des Gegners in der politischen Publizistik des Mittelalters und der Neuzeit. Böhlau, Köln. S. 74.
15
Als ein weiteres fundamentales Werk wird heute die „Historia del Mondo Nuovo“ von dem
Italiener Girolamo Benzoni von 1565 angesehen.31
Er war allerdings geistesgeschichtlich schon von Las Casas inspiriert32, wenn auch seine
deutsche Auflage vor der Las Casas erschien, nämlich 1579.33 So wurden die deutschen
Rezipienten bei Las Casas in Las Casas bestätigt, ohne dies zu wissen.
Jedoch ist nicht alles, was in Deutschland an Anti-Spanischem zu jener Zeit gedruckt worden
ist, reine Propaganda ohne jeglichen Wahrheitsgehalt.
Während des Krieges plünderten die spanischen Truppen deutsche Ortschaften, was natürlich
zu Flugtexten führte, die von den Grausamkeiten der Spanier an den Deutschen handelten.34
Zu einem verstärkten Aufleben der Textproduktion führten zwei geschichtliche Ereignisse:
der spanische Einfall im Jahre 1598 und der Beginn des Dreißigjährigen Krieges.
Etwa zur gleichen Zeit erschien 1598 auf Deutsch auch die erste Propagandaschrift, die für
Spanien und den Katholizismus sprach. Zuvor wurden besonders im Zusammenhang mit dem
niederländischen Aufstand diese – im Vergleich zur Anzahl der antispanischen Texte –
wenigen Schriften auf Latein gedruckt, um die Intellektuellen anzusprechen. 35
Die breite Masse der Deutschen verlor mit Abschluss des Augsburger Religionsfriedens das
Interesse an Spanien, die Flugtextproduktion wurde eingeschränkt.
Nun verlagerte sich der Druckerschwerpunkt auf Kampfschriften aus dem Ausland.36
31 vgl.: Dahms (1993) : S. 30. 32 vgl.: Schweitzer (1954): S. 41. 33 vgl.: Martinez (1991): S. 22. 34 vgl.: Pinette, G. (1979): Die Spanier und Spanien im Urteil des deutschen Volkes zur Zeit der Reformation. In: Wagner, Fritz (Hg.): Archiv für Kulturgeschichte (AKG). Band 56,2. Köln. S. 187. 35 vgl.: Arndt, Johannes (1998): Das Heilige Römische Reich und die Niederlande 1566 1648: Politisch-konfessionelle Verflechtung und Publizistik im Achtzigjährigen Krieg. Böhlau, Köln. S. 262-268. 36 vgl.: Pinette (1979): S. 187-188.
16
3. Die Niederlande und die Leyenda Negra37
Vielleicht stellt sich zunächst die Frage, warum ich über die Niederlande schreibe, wo mein
Thema doch Deutschland ist. Doch wie ich schon in der Einleitung andeutete, waren die
politischen und kulturellen Verbindungen zwischen den einzelnen europäischen Staaten zur
damaligen Zeit sehr eng und miteinander verwoben.
Gerade was die Leyenda Negra angeht, muss man, will man die deutsche Leyenda Negra
begreifen, auch die Niederlande betrachten.
Im 16. Jahrhundert gab es aufgrund des spanischen Kulturzentrums in Antwerpen eine enge
kulturelle Verbindung zwischen Spanien und den Niederlanden.
Etwa 2000 spanische Drucke wurden bis zum 17. Jahrhundert in Holland angefertigt, die dann
ins Nachbarland Deutschland gelangten.38
Zudem besuchten viele protestantische Studenten aus katholischen Ländern die
niederländischen Universitäten.39
Im Jahre 1568, also 16 Jahre nach Erscheinen der BR, steckte die Leyenda Negra in den
Niederlanden noch in ihren Kinderschuhen. Flugschriften richteten sich zunächst nur gegen
den 3. Herzog von Alba, der im Schmalkaldischen Krieg das kaiserliche Heer in Deutschland
befehligte und den Sieg bei Mühlberg errang.
Auch die nächsten Jahre war er der Hauptangriffspunkt von Oranien, jedoch stand seine Art
schon für die der Spanier. Er wurde als Anhänger des Sarazenischen Aberglaubens bezeichnet
(eine Verbindung, die uns später noch in den Prologen der deutschen Übersetzungen der BR
begegnen wird). Als Sarazenen wurden seit der mittelalterlichen Literatur im Generellen die
arabischen Feinde der christlichen Kreuzritter betitelt.40
Noch wurde der König verschont – die Übeltäter waren seine Berater, eben die Spanier.
So konnte man dem Vorwurf und der Anklage der Rebellion entgehen. Dieser „Beratertopoi“
ist in vielen protestantischen Ländern zu finden.
37 vgl.: Pollmann (1992): S. 87-92. 38 vgl. : Tiemann, Hermann (1936): Das spanisches Schrifttum in Deutschland. Von der Renaissance bis zur Romantik. Hamburg. S. 27. 39 vgl. : Hoffmeister, Gerhart (1976): Spanien und Deutschland. Geschichte und Dokumentation der literarischen Beziehungen. Erich Schmidt, Berlin. S. 60. 40 vgl.: (1973): Brockhaus Enzyklopädie. 16. Band. Brockhaus, Wiesbaden. S. 466.
17
Eine niederländische Identität war aufgrund der historischen, sprachlichen, politischen und
kulturellen Zersplitterung schwierig.
Indem sich die Niederlande einen gemeinsamen Gegner – nämlich Spanien – schufen,
konnten sie sich darüber definieren. Sie brauchten das andere, um das Ich zu finden und das
Wir zu erleben.41
Parallel zu Deutschland zielten die Niederlande auch auf die Inkompatibilität der romanischen
und der germanischen Kultur ab, um so ihren Spanienhass zu legitimieren.
1568 brach der Freiheitskampf der Niederländer aus, was natürlich nicht nur die
Streitschriftenliteratur in den Niederlanden, sondern auch in Deutschland anregte.
Bereits 1565 kamen aufständische niederländische Adlige zusammen, um einen
publizistischen Plan zu erstellen. Die Propaganda wurde bei Fachschreibern in Auftrag
gegeben und entlohnt.
Sie zeigte sich als so wirksam, dass Spanien sogar einen Drucker steckbrieflich suchen ließ.42
Dies mündete 1572 in der niederländischen Schwarzen Legende.
Aufgrund der Kriegserfahrungen wurde eigenes Erleben in die Texte und Lieder mit
aufgenommen, so dass sich Legende und Realität überschnitten und vermischten.
Durch die niederländische Version der BR im Jahre 1578, die erste Übersetzung der BR
überhaupt43, nahm die Leyenda Negra neue Ausmaße an44; nun war auch die spanische
Grausamkeit jenseits des Meeres sowie der Anspruch auf die Weltherrschaft ein
Angriffspunkt der Holländer.
Die Kritik war also die gleiche wie in Deutschland oder auch in England.
Es liegt nahe, an eine gegenseitige Beeinflussung zu denken.
Mit Sicherheit spielten die protestantischen Exilsuchenden eine wichtige Rolle hierbei,
beispielsweise auch die oben genannten Studenten oder die vielen Buchdrucker und Autoren,
41 Zur Frage nach der Identitätsschaffung in Übersetzungen von Americatexten: vgl.: Binotti, Lucia: “Cultural Identity and the Ideologies of Translation in Sixteenth-Century Europe: Italian Prologues to Spanish Chronicles of the New World” , in: History of European Ideas, Vol. 14, Nr. 6, S. 769-788. 42 vgl.: Arndt (1998): S. 239. 43 vgl.: Fernández, Isacio Pérez (1981): Inventario Documantado de los escritos de fray B. de Las Casas. Bayamon, Puerto Rico. S. 323. 44 vgl.: Arnoldsson (1960): S. 138.
18
die ab 1567 aufgrund der spanischen Unterdrückungspolitik Zuflucht in Deutschland
suchten.45
Gewiss ist die Schwarze Legende nicht nur ein nationales deutsches oder niederländisches
Produkt, das in so engem Kreise zu betrachten wäre. Vielmehr gibt es einen gemeinsamen
Grundtenor, der sich in den einzelnen Regionen schwerpunktmäßig verlagerte, je nach den
spezifischen Erfahrungen und Bedürfnissen.
4. Die wichtigsten Topoi 46
Festzuhalten ist, dass sich die Leyenda Negra in Deutschland und den Niederlanden - wie
oben gezeigt - immer wieder gegenseitig beeinflusst haben und eng miteinander verknüpft
sind. Anhand der unten aufgeführten Topoi erkennt man die Zusammengehörigkeit der
Länder, der beiden Völker und ihrer Ansichten bezüglich Spaniens und der Spanier.
Sogar hinsichtlich der Reim- und Rhythmusstruktur von Spottliedern aus der Zeit des
Schmalkaldischen Krieges und des niederländischen Befreiungskampfes erkennt man
Übereinstimmungen.47
- Prinz Philipp möchte nur seinen Machtbereich ausdehnen, es geht ihm nicht um
die Religion
- Das lasterhafte Verhalten Philipps steht für alle Spanier
- Die Spanier stammen von den Mohren und Juden ab
- Ein katholisches Universalreich wäre das Ende der protestantischen Freiheit
- Die Jesuiten sind für den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges verantwortlich
- Der König ist unschuldig, die Übeltäter sind seine spanischen Berater
- Die Spanier sind grausam, was man an ihrer Kolonialpolitik erkennen kann
- Die Inquisition bedroht alle protestantischen Länder
- Die Weltherrschaft wird von Spanien angestrebt
- Spanien ist in der Lage, durch sein Gold alle zu bestechen
- Spanien und Deutschland sind aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Abstammung
unvereinbar miteinander
45 vgl.: Arndt (1998): S. 217. 47 vgl.: Arnoldsson (1960): S. 136.
19
Diesen letzten Punkt hat in Deutschland vor allem Johann Fischart, einer der wichtigsten
deutschen Autoren des 16. Jahrhunderts, vertreten und in seinen Schriften verbreitet.48
Wie Arnoldsson ausführlich darlegt, haben auch immer wirtschaftliche Interessen hinter der
Leyenda Negra gestanden. Nicht nur in Deutschland und den Niederlanden, auch in Italien,
welches er als Ursprungsland der Leyenda Negra ansieht.49
5. Las Casas, die BR und die Leyenda Negra
Der Grund für Las Casas, die BR niederzuschreiben, war nicht der, Spanien in der
Weltöffentlichkeit schlecht dastehen zu lassen oder den Feinden Spaniens Material in die
Hände zu geben, sondern ganz einfach der Wunsch, den Spanischen Hof wachzurütteln und
auf die Missstände in der Neuen Welt aufmerksam zu machen.50
Sicherlich konnte er damals nicht überblicken, welchen Zündstoff er für die Leyenda Negra
für die nächsten 100 Jahre lieferte.
Allein die zahlreichen fremdsprachigen Auflagen im 16. und 17. Jahrhundert zeugen von
einer intensiven Rezeption, der dann auch eigene Produktion in Form von Schmähschriften
und Flugblättern folgte.
Die Wirkungen von Seiten der Spanier auf die BR war nicht Erschrecken oder Scham über die
schrecklichen Taten, die beschrieben wurden, sondern vielmehr Entrüstung, wie die Ehre
Spaniens so in den Schmutz gezogen werden konnte. 51
Mitte des 16. Jahrhunderts wurden Gutachten in den Vizekönigreichen erstellt, die Las Casas
widerlegen sollten und welche 1660 zum Verbot des Buches führten. Noch im 18. Jahrhundert
wurden Übersetzungen des Werkes beschlagnahmt.52
Aber auch noch Juderias und andere spanische Nationalisten stuften die BR als
Propagandaschrift ein. Sie sei frei erfunden und sollte nur der Diffamierung Spaniens durch
seine Feinde dienen.53
48 vgl.: Arnoldsson (1960): S. 133. 49 vgl.: Arnoldsson (1960): S. 79-91 und S. 128-130. 50 Vgl.: Martinez (1991): S. 17. 51 vgl.: Weyhofen (1996). 52 vgl.: Enzensberger (1981): S. 125. 53 vgl.: Weyhofen (1996).
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Die Schauergeschichten eines Las Casas, der tatsächlich moralisch empört, dass die Gesetze des Königs in Mexiko nicht streng beachtet wurden, sich eifernd für die Eingeborenen einsetzte, boten den politischen und religiösen Feinden Spaniens in Europa recht gelegene, zitier- und ausmalungsfähige Stellen, „topoi“, um den Europäern zu erläutern, was sie alles zu erwarten haben, wenn erst einmal die Spanier jeden ihrer „servitut“ unterwerfen.54
6. Die deutsche Streitschriftenliteratur und Flugtexte und die Leyenda Negra
Flugschriften [haben] [...] nach Ausweis der Texte Empfänger von volkssprachigen, gedruckten, jedermann zugänglichen, öffentlichen Schriften. [...] Sie dienen dazu, Meinung entstehen zu lassen oder zu beeinflussen. Der angesprochene Repräsentant der Macht sieht sich konfrontiert mit öffentlicher Meinung, die sich vor die Entscheidung schiebt und die Grenzen seines Handlungsspielraums einengt oder erweitert. Will er angemessen reagieren, so muss er es ebenfalls öffentlich tun.55
In Deutschland setzte die protestantische, anti-spanische Flugschriftenliteratur Ende des 15.
Jahrhunderts ein, als die spanische Inquisition erneuert wurde.56
Die Flugblätter verhalfen dank ihrer Text-/ Bildkombination, auch den weniger gebildeten
Menschen, Zugang zu Neuigkeiten zu bekommen. Oftmals war der Text in Reimform
verfasst, um ihn zusammen mit einer schon bekannten Melodie, einprägsamer zu machen.
Diese Flugtexte wurden „Neue Zeitungen“ genannt.
„Das Bedeutungsspektrum von „neu“ schließt „aktuell“ ein, denn „neu“ bezeichnet nicht nur
soeben Entstandenes, noch nie Dagewesenes, sondern auch „Altes“, das wiederentdeckt wird
oder in veränderten Verhältnissen eine andere, neue Qualität erhält.“57
Eines ihrer Hauptthemen war Spanien, sein Auftreten und sein Handeln.
Das Schicksal der spanischen Armada wurde in Deutschland in den sogenannten Relationen (die erste Art Zeitungen der Deutschen) verfolgt. Einige nahmen für Spanien, andere für England Partei. Es überwog aber der Hass gegen die Spanier und die Freude über die Vernichtung ihrer gefährlichen Macht.58
54 Straub (1991): S. 162. 55 Ukena, Peter (1977): Tagesschrifttum und Öffentlichkeit im 16. und 17. Jahrhundert in Deutschland. In: Blühm, Elger (Hg.): Presse und Geschichte. Beiträge zur historischen Kommunikationsforschung. Verlag Dokumentation, München. S. 41. 56 vgl.: Hoffmeister (1976): S. 34. 57 Ukena (1977): S. 43. 58 Farinelli, Arturo (1892): Die Beziehungen zwischen Spanien und Deutschland in der Litteratur der beiden Länder. I. Teil bis zum 18. Jahrhundert. Berlin; S. 18.
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Etwa 20 Jahre lang im 16. Jahrhundert konzentrierte sich der deutsche Journalismus auf die
spanisch-deutsche Auseinandersetzung. Dazu wurden jedoch nicht nur neue Texte erstellt,
auch ausländische Werke wurden ins Deutsche übersetzt und so der deutschen Bevölkerung
zugänglich gemacht. 59
Die „Neuen Zeitungen“ sind allerdings nicht mit den Zeitungen des 17. Jahrhunderts zu
verwechseln. Sie hatten sich zur Aufgabe gesetzt, parteilos und frei von Einflüssen von den
zeitaktuellen Ereignissen zu berichten und so auch für Leser späterer Zeiten ein
unverfälschtes Bild der Geschichte zu zeichnen.60
Die wirklichen Anfänge der Leyenda Negra in Deutschland sind jedoch in der Zeit des
Schmalkaldischen Krieges anzusiedeln.
Die erste Propaganda zielte noch darauf ab, den Aufstand des Schmalkaldischen Bundes
gegenüber dem Kaiser zu legitimieren.
1546 wurde zwar schon in einer Flugschrift gegen die Spanier gewettert, grundsätzlich wurde
jedoch gerade zu Beginn der Streitschriften auf die Ausländer im Generellen abgehoben, und
nicht so sehr auf die katholischen Spanier eingegangen, um die gemäßigten Katholiken in
Deutschland nicht anzugreifen.61
Kaiser Karl wurde 1546 zum ersten Mal öffentlich im Zuge der antispanischen Propaganda
genannt. Die Kritik richtete sich gegen seinen Anspruch auf eine Universalmonarchie.62
Um etwa 1580 begann dann die weitere Verbreitung der Texte, die gegen Spanien gerichtet
waren.
Bis zum Jahre 1635 erschienen ca. 50 Schriften, jedoch sind einige davon identisch.
Den Höhepunkt erfuhr die deutsche Streitschriftenliteratur in den zwanziger Jahren des 17.
Jahrhunderts.63
Als wichtige Schriften sind hier der „Hispanische Arragonesische Spiegel“ von 1599 oder
auch das „Spanisch Post- und Wächterhörnlein“ aus dem Jahr 1619 zu nennen.
59 vgl.: Pinette (1979): S. 182. 60 vgl.: Blühm, Elger (1977): Fragen zum Thema Zeitung und Öffentlichkeit im 17. Jahrhundert. In: Blühm, Elger (Hg.): Presse und Geschichte. Beiträge zur historischen Kommunikationsforschung. Verlag Dokumentation, München. S. 61. 61 vgl.: Pollmann (1992): S. 78-80. 62 vgl.: Pinette (1979): S. 186. 63 Tiemann (1936): S. 32-37.
22
Nicht nur Kritik an den Spaniern wurde darin geäußert, sondern es wurde auch versucht, die
Spanier einzuschüchtern, indem man zum Beispiel auf Gottes Beistand oder die Stärke der
protestantischen Union hinwies.
Schlussendlich ging man sogar dazu über, einen Sieg den Spaniern schlecht zu machen, da
nur Prinz Philipp siegen würde, und natürlich die Deutschen, aber eben auch die Spanier seine
Sklaven danach wären.64
Die Spanier wurden als christliche Feinde dargestellt, als heidnische Ungläubige; so gab es
Synonyme wie Türken, Juden oder Mauren für sie.
Schon 1537 verwendete Luther diese Bezeichnungen für die Spanier in seinen Tischreden.65
Besonders Basel hatte während des Schmalkaldischen Krieges (um 1546) einen großen Anteil
an der anti-spanischen, propagandistischen deutschsprachigen Publizistik.
Auch 20 Jahre später während des niederländischen Aufstandes galt Basel als Zentrum der
Propaganda gegen Philipp II. und bildete aufgrund der vielen Asylsuchenden einen Ort des
Widerstands.66
Diese Flugschriften und Streitschriften bereiteten den Boden, auf dem dann Jahre später die
niederländischen Hetzkampagnen gegen Spanien gediehen.67
VI Buchdruck
1. Der Buchdruck und die Neue Welt68
Basel war nicht nur wie oben erwähnt eine Druckerhochburg für anti-spanische Propaganda,
die Stadt beschäftigte sich auch intensiv mit der Entdeckung Amerikas. So wurden allein bis
1505 dort mehr Werke mit diesem Thema gedruckt als in Spanien selbst.
64 vgl.: Hoffmeister, Gerhart (1979): „Spanische Sturmglock“ (1604) und „Spanischer Curier“ (1620). Zur Verbreitung der Leyenda Negra in Deutschland II. In: Wagner, Fritz (Hg.): Archiv für Kulturgeschichte (AKG). Band 61,2. Köln. S. 356-357. 65 vgl.: Hoffmeister (1976): S. 34. 66 vgl.: Gilly, Carlos (1985): Spanien und der Basler Buchdruck bis 1600. Ein Querschnitt durch die spanische Geistesgeschichte aus der Sicht einer europäischen Buchdruckerstadt. Helbing und Lichtenhahn, Basel. S. 219-220, S. 227 und S. 233. 67 vgl.: Pollmann (1992): S. 80-81. 68 vgl.: Gilly (1985): S. 247-252.
23
Die kolonialen Berichte kamen zumeist in Briefform nach Spanien, jedoch war wohl das
spanische Verbreitungsinteresse nicht allzu groß. An ihrer statt machten sich die Italiener
daran, alles zu publizieren. So kommt es auch, dass viele Regionen heute italienische Namen
tragen.
Zur Zeit der Kriege und Machtkämpfe innerhalb Europas wurden die amerikanischen Berichte
zur anti-spanischen Propaganda genutzt. Gerade Las Casas oder auch Benzoni wurden als
lehrreiche Beispiele für die Grausamkeit der niederländischen Besatzer verbreitet.
Besonders in den Niederlanden hatte die BR viel Erfolg. So wurde sie dort 46 von 123x
aufgelegt.
2. Bücherzensur
Für viele Kaiser des 16. und 17. Jahrhunderts hatte das Bewahren und Beschützen der
heiligen katholischen Kirche vor schädlichen Einflüssen noch höchste Priorität. So
verwundert es nicht, dass sie alles in ihrem Sinne mögliche unternahmen, um die Reformation
zu stoppen und die Gegenreformation durchzusetzen.
Karl V. begann damit, Gesetze über die Aufsicht der Bücher zu erlassen.
Schon 1521 gab es ein Edikt gegen die Tischreden Luthers.
1567 wurde der erste Bücherkommissar unter der Regierung von Maximilian II. eingesetzt.69
Von Seiten Spaniens erschien im Jahre 1571 der „Index expurgatorius librorum“, der die
sogenannte Säuberungsverordnung beinhaltete. Danach wurden die häretischen Bücher aus
der Öffentlichkeit gebracht, alle übrigen Werke, auch Klassiker oder andere weltliche,
mussten von „gefährlichen“ Stellen gereinigt werden. Diese Werke stammten zumeist aus
protestantischen Druckorten. Jedoch wurden nicht nur ganze Abschnitte oder Passagen aus
den Büchern entfernt, auch die Verleger bzw. Drucker wurden anonymisiert.
Unbedenkliche Druckorte waren für Deutschland Köln, Freiburg, Mainz, München, Ingolstadt
und Dillingen.
Basel wurde als Unheilsstifterin angesehen.70
69 vgl.: Eisenhardt, Ulrich (1970): Die kaiserliche Aufsicht über Buchdruck, Buchhandel und Presse im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (1496-1806). Ein Beitrag zur Geschichte der Bücher- und Pressezensur. Müller, Karlsruhe. S. 119. 70 vgl.: Schottenloher, Karl (1951): Bücher bewegten die Welt. Eine Kulturgeschichte des Buches. Band 1. Vom Altertum bis zur Renaissance. Hiersemann, Stuttgart. S. 213-215.
24
Im Jahr 1660 wurde die BR durch die arragonesische Inquisition in ganz Spanien verboten.
Als Begründung wurde angegeben, dass Las Casas Werk zu sehr in die Hände der Feinde
Spaniens spiele. Es wurde keine Kritik am Inhalt geübt, auch versuchte man nicht, die
Schilderungen Las Casas abzutun oder als Lügen dastehen zu lassen; vielmehr warf man ihm
vor, den Bericht öffentlich gemacht zu haben.71
Der letzte spanische Index kam 1790 heraus und verbot die BR in allen Sprachen.72
3. Buchdruck und öffentliche Meinung73
Die Entwicklung der Schrift erlaubte es den Menschen, sich fortdauernd auszudrücken –
wirksamer und einen größeren Kreis an Rezipienten erreichend als es das gesprochene Wort
jemals könnte.
Der Buchdruck hingegen ermöglichte es, die Worte schneller, sauberer und fehlerfreier zu
fixieren und den Text in hoher Auflage wiederzugeben.
Von Seiten der Leser nimmt der gedruckte Text laut Wilhelm Bauer einen höheren
Stellenwert gegenüber dem handschriftlichen ein:
Offenbar löst die Lektüre einer durch die Druckerpresse vervielfältigten Schrift im Unterbewusstsein des Lesenden etwa diese Gedankenfolge aus: Bevor dies so, wie es hier vorliegt, fertiggestellt worden ist, hat es sicher durch viele Hände gehen müssen und ist auf seinen Wert geprüft worden. An etwas Nichtiges setzt man auch nicht leicht die Kosten und Mühen des Druckverfahrens.74
In diesem Zitat werden auch die Kosten des Druckens angesprochen. Um diese zu decken,
wurde natürlich von Seiten des Verlegers zunächst genau geprüft, welche Texte am Markt
abgesetzt werden könnten.
Hatte der Publizist einen thematisch aktuellen und für eine breite Leserschaft interessanten
gefunden, musste nur noch die Frage nach der Sprache geklärt werden.
Umso unbekannter die Originalsprache in Deutschland war, umso geringer war natürlich auch
der Absatzmarkt.
71 vgl.: Dahms (1993): S. 29-30 und Gilly (1985): S. 254. 72 vgl.: Gilly (1985): S. 254. 73 vgl.: Bauer, Wilhelm (1981): Die öffentliche Meinung. Und ihre geschichtlichen Grundlagen. Ein Versuch. Scientia, Aalen. S. 190-193. 74 Bauer (1981): S. 192.
25
Daher wurden viele aus dem Ausland stammenden Texte zunächst an Übersetzer
weitergegeben.
Das Lateinische, die Sprache der Kirche, des Humanismus, intereuropäische Gelehrtensprache, Juristensprache und Diplomatensprache war zu diesem Zweck unbrauchbar. Der Übergang zur Volkssprache ist neben dem Buchdruck Voraussetzung für Öffentlichkeit.75
So wurde das Deutsche herangezogen, um die fremden Schriften zu verbreiten.
VII Übersetzungsgeschichte
1. Allgemeines
Die Entdeckungen und Eroberungen in der Neuen Welt boten dem noch jungen Buchgewerbe seit der Wende zum 16. Jahrhundert erstmals Gelegenheit zum großen Geschäft mit der Aktualität und zur massenhaften Verbreitung der Nachrichten und Bilder von jenen Zeitgeschehnissen, die das überkommene antike und christliche Weltbild grundlegend veränderten.76
Interessant ist die Tatsache, dass vor allem im europäischen Ausland über die spanischen und
portugiesischen Entdeckungen berichtet wurde. Bis 1507 führte alleine Basel mehr Auflagen
an als die iberische Halbinsel.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts traten jedoch europäische Probleme wie die Reformation
und die sogenannte Türkengefahr in den Vordergrund und verdrängten die aktuellen Berichte
über die Neue Welt aus den deutschen Druckereien.77
Aufgrund der Übersetzungen in die Nationalsprachen wurden Informationen über aktuelle
Geschehnisse außerhalb der einzelnen Staaten der gemeinen Bevölkerung zugänglich
gemacht.
Dabei darf man allerdings nicht vergessen, dass auch Falschinformationen gestreut wurden.
Zum einen unabsichtlich aufgrund von Unwissenheit oder Lesefehlern, zum anderen aber
auch gezielt, um den Leser zu beeinflussen – wie es beispielsweise im Zuge der sogenannten
Leyenda Negra geschehen ist.
75 Ukena (1977): S. 37. 76 Briesemeister, Dietrich (1991): Frühe Berichte über die spanischen Eroberungen in deutschen Übersetzungen des 16. Jahrhunderts. In: Kohut, Karl (Hg.): Der eroberte Kontinent: historische Realität, Rechtfertigung und literarische Darstellung der Kolonisation Amerikas. Vervuert, Frankfurt am Main. S. 246. 77 Vgl.: Briesemeister (1991): S. 246 und S. 253.
26
2. Spanische Übersetzungen in Deutschland
Man kennt heute 5 Übersetzer mit Namen, die im 17. Jahrhundert spanische Literatur direkt
ins Deutsche übersetzt haben. Weitere 14 haben Zwischenstufen wie das Französische,
Lateinische oder Niederländische benötigt.
Andere europäische Sprachen waren in Deutschland also zu jener Zeit bekannter.
Daher war es für die Verbreitung des spanischen Werkes auf dem deutschen Markt sehr
wichtig, dass eine deutsche Übersetzung vorhanden war. 78
3. Die Brevísima Relación
Als Las Casas seine Schrift verfasste, ahnte er noch nicht, dass schon bald in ganz Europa
sein Gedankengut verbreitet werden würde. Dies ermöglichte nur der Buchdruck.
Die ersten Druckorte waren Sevilla, Paris, London, Amsterdam und Venedig. 79
In den uns interessierenden zwei Jahrhunderten gab es von der BR nur eine spanische
Ausgabe (die in Barcelona vor dem Hintergrund des katalanischen Aufstandes gegen
Kastilien erschien) – im restlichen Europa waren es dagegen 60.80
Das zu den bedeutendsten und wirkungsvollsten zählende Werk von Las Casas wurde in 10
Sprachen übersetzt.81
Die erste Übersetzung wurde 1578 ins Flämische vorgenommen.
Im 16. und 17. Jahrhundert entstanden insgesamt 6 deutsche Übersetzungen von der BR.
Die erste deutsche Übersetzung wurde 1597 verfasst, jedoch aus der 1579 von Miggrode
angefertigten französischen82.
Isacio Pérez Fernández führt noch eine zweite deutsche Übersetzung aus dem Jahre 1597 an.
Als möglicher Druckort wird Frankfurt am Main angenommen.83
78 vgl.: Schweitzer (1954): S. 64-65. 79 vgl.: Enzensberger (1981): S. 127. 80 vgl.: Freitag. 81 vgl. : Sievernich (1995): S. 28. 82 Juan Durán Luzio gibt in seinem Artikel « El Asombro Ante El Horror » für die erste deutsche Übersetzung zwar das Jahr 1579 an, dies ist jedoch offensichtlich ein Fehler. Entweder hat er es mit der ersten französischen verwechselt, oder aber ihm ist ein Zahlendreher untergekommen. 83 vgl.: Fernández (1981): S. 324-329.
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Interessant erscheint es mir, in diesem Zusammenhang auf Johannes Arndt und seine
Forschung der deutschsprachigen Publizistik zum Niederländischen Aufstand hinzuweisen.
Die Exulantenstädte im Reich, vor allem im Rheinland und in Westfalen, konnten nicht nur als vorübergehende Aufenthaltsorte vertriebener oder gefährdeter Niederländer genutzt werden, sondern dienten den Interessen der Aufständischen auch auf vielfältige andere Weise, etwa als getarnte Druckorte. Besonders gerne wurde „Amsterdam“ in diesem Zusammenhang auf den Titelblättern ausgewiesen.84 Im Heiligen Römischen Reich verwandte man [...] den fiktiven Ortsnamen „Frankfurt am Main“85 [...].86
Daher stellt sich natürlich die Frage, inwieweit es sichergestellt ist, dass die deutschen
Übersetzungen tatsächlich in Frankfurt am Main verlegt wurden. Eine Untersuchung unter
diesem Gesichtspunkt fehlt meines Wissens noch völlig in der Las Casas-Forschung.
Neben niederländischen Exilsuchenden hatten auch spanische Protestanten in Frankfurt oder
Heidelberg eine neue Heimat gefunden und trieben von dort die Leyenda Negra voran.87
Die berühmten 17 Kupferstiche von Theodor de Bry sind erstmals 1598 in der lateinischen
Ausgabe abgedruckt. Die Zahl 17 kann symbolisch für die 17 niederländischen Provinzen
angesehen werden, an welche sich ja die in Deutschland erschienenen Übersetzungen oftmals
richteten. In der zweiten (bzw. dritten) deutschen Übersetzung sowie in einigen folgenden
sind diese Kupferstiche auch zu finden.88
Die Tatsache, dass [...] 29 [Übersetzungen] in Niederländisch, 13 in Französisch, jeweils 6 in Englisch und Deutsch, dazu weitere 3 in Italienisch und Latein erschienen, lässt schon etwas von der geographischen Verteilung und der Intensität der politischen Konflikte, der ökonomischen Rivalitäten oder der konfessionellen Streitigkeit erahnen.89
Es gab vermutlich drei Hauptfunktionen für die europäischen Übersetzungen der BR:
Das Werk diente als Propagandawaffe, welche gegen die welterobernden Bestrebungen der
Spanier gerichtet war. Zudem verstärkten die Übersetzungen in die jeweiligen Muttersprachen
nationalistische Strömungen. Auch dienten sie dazu, sich religiös und ideologisch von dem
katholischen Spanien abzugrenzen.90
84 Hier verweist Arndt auf : Salomon-Delatour, Gottfried : Moderne Staatslehren, Neuwied 1965, S. 197. 85 Hier verweist Arndt auf: Fruin, Robert: Jakob van Wesembeke, de publicist van de nederlandsche opstand, in: Bakhuizen van den Brink, Reiner Cornelis (Hg.): Studien en Schetzen, Bd I/1, Amsterdam 1860; S. 255-281. 86 Arndt (1998): S. 237. 87 vgl.: Arnoldsson (1960): S. 131. 88 vgl.: Sievernich (1995): S. 43. 89 Sievernich 81995): S. 39. 90 vgl.: Dahms (1993) : S. 28.
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Im Folgenden bezieht sich Keen zwar auf italienische Verleger, welche die BR in Italien
herausbrachten, jedoch ist dieses Zitat für jegliche europäische Übersetzer gültig:
En sus prólogos y notas los editores y traductores denunciaron la crueldad española para con los indios, establecioeron comparaciones entre la situación de los indios y las condiciones de vida de los pueblos europeos sometidos al dominio español y apoyaron las doctrinas de conversión pacífica de Las Casas.91
VIII Die deutschen Übersetzungen der BR
1. Die erste deutsche Übersetzung 159792
Schon der Titel verrät, dass es sich hierbei um eine Translation aus dem Französischen
handelt. Vorlage war die 1579 von Jacques de Miggrode angefertigte Übersetzung „ Tirannies
et cruautez des Espagnols...“. Miggrode war der zweite Übersetzer der BR überhaupt93, und
der erste, der zusätzlich zu Las Casas Bericht noch weitere Texte von sich hinzufügte: ein
Vorwort, ein Sonett und einen Epilog.94
In der hier untersuchten deutschen Übersetzung wurden diese zusätzlichen Texte als Teile des
Werks mitübernommen, ohne sie als Fremdtexte zu kennzeichnen.
Der Verfasser der Übersetzung aus dem Jahre 1597 gibt seinen Namen nicht preis.
Er nennt sich selbst „einen Liebhaber deß Vaterlands“ ohne weiter darauf einzugehen. Jedoch
befindet sich sowohl auf der ersten als auch auf der letzten Seite eine Graphik, die u.a. einen
Löwenkopf in der Mitte zeigt. Dies könnte das Familienwappen des Übersetzers sein.
Unstimmigkeiten ergaben sich bei III8 und III1095. Teile dieser Textabschnitte wurden neu
angeordnet, weggelassen bzw. durch Eigenkompositionen verlängert. Da mir die französische
Übersetzung nicht vorliegt, kann ich nicht beurteilen, ob dieser Eingriff auf Miggrode oder
unseren anonymen Deutschen zurückgeht.
91 Keen, Benjamin (1991): Revisión de la Leyenda Negra: supuestos y realidades. In: Martinez, Miguel Molina: La leyenda negra. NEREA, Madrid. S. 161. 92 vgl. : Las Casas, Bartolomé de (1597): Newe Welt. 93 vgl.: Fernández (1981): S. 323. 94 Durán Luzio, Juan (1992): El asombro ante el horror: El primer traductor francés de la Brevísima relación de la destrucción de las Indias, de Bartolomé de Las Casas. In : Revista de estudios hispánicos. Band 9. Puerto Rico. S.82-83. 95 Sh. Anhang I
29
Aufgrund der sonstigen wortgetreuen Übersetzung neige ich aber zu der Annahme, dass diese
Änderung schon in der französischen Version vorgenommen wurde.
Schließlich finden sich auch noch Übersetzungen aus anderen Schriften Las Casas (besonders
der Disput zwischen ihm und Sepulveda).
Als Besonderheit der Übersetzung sind die Glossen am Rand zu nennen, die den gesamten
Text sowie auch den einleitenden Prolog begleiten.
Sie enthalten für den eiligen oder nicht so lesekundigen Leser die wichtigsten Informationen
des Werkes in Kürze und Prägnanz.
Eine weitere Besonderheit, die in der französischen Version nicht zu finden ist, stellt das
„Register der fürnehmsten Geschichten so in diesem Tractätten zu finden“ dar. Auf 11 Seiten
finden sich Stichwörter mit den dazu gehörigen Seitenzahlen im Buch.
2. Die Übersetzung von 161396
Nach einem Vergleich von Struktur und Inhalt dieser Übersetzung komme ich zu dem
Schluss, dass als Vorlage die Version von 1597 gedient haben muss, und damit wieder die
französische Übersetzung.
Lediglich das Sonett und das Register wurden nicht übernommen.
Als Besonderheit sind bei dieser deutschen Ausgabe die Bilder von Theodor de Bry zu
nennen, die alle paar Seiten den Text unterstreichen.
Theodor de Bry war ein in Flandern geborener Drucker, der im Exil in Frankfurt am Main
lebte. Er brachte die deutsche und lateinische Fassung Benzonis heraus, seine Kinder druckten
die deutsche (1599) und lateinische Version der BR.
Die eindrucksvollen Illustrationen de Brys beeinflussten nicht nur die deutsche Meinung
bezüglich Spanien, sondern die gesamte europäische.97
Dieses Beispiel illustriert deutlich die von mir oben angesprochene kulturelle Verquickung
Deutschlands und der Niederlande.
96 vgl.: Las Casas, Bartolomé de (1613) : Warhafftiger und gründlicher Bericht. Theodor de Bry, Oppenheim. 97 vgl.: Keen (1991): S. 163-164.
30
De Brys Stiche zeigen ausnahmslos die Gewalttaten der Spanier gegenüber der indianischen
Bevölkerung. Die Indigenen werden als nackte oder spärlich bekleidete Menschen dargestellt,
die zumeist unbewaffnet sind und wehrlos den Spaniern in die Hände fallen.
Allerdings werden sie einmal auch als Kannibalen abgebildet, die ihre eigenen Kinder grillen
und Perlen gegen Menschenhände eintauschen.
Das über die Illustrationen errichtete amerikanische Szenario spaltet sich auf in das aus der europäischen Erfahrung der Reformationskriege gespeiste Bild des spanisch-katholischen Terrors, dem, alterierend hierzu, Amerika als Ort des Paradiesischen – prädisponiert zur Aufnahme der Reformierten – gegenübergestellt wird.98
3. Die Übersetzung von 166599
Bei dieser Übersetzung stellt sich die Frage, aus welcher Sprache die Übersetzung angefertigt
wurde.
Im Titel wird zunächst gesagt, dass die lateinische Übersetzung als Vorlage diente.
Ein Hinweis für die Richtigkeit dieser Aussage könnten die übernommenen Kupferstiche de
Brys sein, welche erstmals 1598 in der lateinischen Version abgedruckt wurden.
Diese Bilder finden sich allerdings auch in der Übersetzung von 1613, eine Übersetzung, von
der wir mit Bestimmtheit sagen können, dass sie aus der französischen angefertigt wurde.
Es wurden genau die gleichen Bilder in derselben Reihenfolge verwendet.
Zudem stimmt der deutsche Text wortwörtlich mit dem von 1597 überein, so dass die
Vermutung nahe liegt, dass es sich hierbei um einen Neudruck der Version von 1613 handelt.
Somit wäre also die Annahme, dass als Grundlage die lateinische Übersetzung diente, falsch.
Kleine Veränderungen wurden jedoch im Vergleich zu dem Werk von 1597 vorgenommen.
So entfällt das Vorwort und die Vorrede de Las Casas. Sein eigentlicher Bericht wird in der
älteren Version noch mit dem Titel des Werkes eingeleitet, 1665 ist allerdings nur noch
„Indianischer Geschichte Erzählung“ zu finden. Auch Miggrodes Nachwort an den Leser
entfällt.
98 Frübis, Hildegard (1995): Die Wirklichkeit des Fremden: die Darstellung der Neuen Welt im 16. Jahrhundert. Dietrich Reimer, Berlin. S. 125. 99 vgl.: Las Casas Bartolomé de (1665): Umbständige warhafftige Beschreibung.
31
Ich gehe davon aus, dass dies mit den verschiedenen Intentionen der Herausgeber zu tun hat.
Spielte 1597 die Leyenda Negra und die verschiedenen Kriege noch eine wichtige Rolle, so
hat der Editor von 1665 nur noch Unterhaltung für seine Leserschaft im Sinn.
Die Frage nach dem Druckort ist bis heute ungeklärt. In der Wissenschaft werden zwei
mögliche Orte angenommen: Nürnberg und Heidelberg.100
Von dem Übersetzer ist wie bei meinen anderen zwei analysierten Texten nichts bekannt.
4. Vergleich der Prologe
Der Miggrodschen Prolog erschien 1579 im französischen Original und in Deutschland 1597
und 1613, in Zeiten also, in denen die
deutsch/niederländischen – spanischen Auseinandersetzungen noch brandaktuell waren.
Der 9seitige Fliesstext wird fast Abschnitt für Abschnitt von Zusammenfassungen flankiert,
welche den Inhalt des Textes kompakt wiedergeben.
In diesen Randbemerkungen finden sich die schon oben besprochenen Topoi wieder:
- Die Spanier stammen von den Sarazenen ab
- Die Spanier verwüsteten Amerika
- Die Spanier sind Tyrannen
- Ihr Stolz ist unerträglich
Viele weitere Topoi wie die Bosheit der Spanier, ihre Untreue (beide Zeile 13) und ihre
Grausamkeit (Zeile 15) finden sich im eigentlichen Prolog wieder.
Miggrode gibt in den Zeilen 17 und 18 zu, dass er selbst nicht allzu positiv den Spaniern
gegenüber eingestellt ist - man könnte also am Wahrheitsgehalt des Textes zweifeln. Daher
führt er in den Zeilen 22 und 23 die spanische Herkunft Las Casas an.
100 vgl. : Fernández (1981): S. 329.
und Schneider, Adam (1898): Spaniens Anteil an der deutschen Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts. Schlesier & Schweikhardt, Straßburg. S. 106.
32
Er richtet sich explizit an die Niederländer, um sie vor ihren Feinden zu warnen und sie
wachzurütteln.
Auch spricht er die Legitimationsfrage der Schenkung des Landes durch den Papst an ( nicht
in dem von mir ausgewählten Textauszug).
Er kritisiert den Völkermord an den Indigenen, „welche gleich so wol als wir nach dem
Ebenbilde Gottes erschaffen seynd.“101
Zur Unterstützung seiner Kritikpunkte führt er immer wieder biblische Zitate oder
Geschichten an.
Der französische Übersetzer kommt auch auf den niederländischen Krieg und die in den
Niederlanden vorherrschenden „Mängel“ zu sprechen:
Zum einen der Missbrauch des Gottesdienstes und die angeblichen Reformierten, die sich nur
so betiteln, sich jedoch nicht danach verhalten.
Und zum anderen wirft er den Niederländern Egoismus („Eigenwilligkeit und Neid“) und
Opportunismus vor.
Mit ihrem inneren Zwist machen sie es den Spaniern leicht, bei ihnen einzufallen (Zeilen 33
und 34).
Zum Schluss verleiht er seiner Hoffnung, dass möglichst viele dieses Werk eines gebürtigen
Spaniers lesen mögen, Ausdruck und formuliert seinen Wunsch, dass die Menschen ihr Leben
bessern und gemeinsam handeln sollen
Der Miggrodsche Prolog reiht sich also ein in die in die Tradition der anti-spanischen
Schmäh- und Beleidigungsschriften und die aufhetzenden Flugschriften, wie ich sie oben
schon näher erläutert habe.
101 Las Casas (1613): S. 7.
33
Ganz anders hingegen die Übersetzung von 1665.
Sie beginnt mit einer 2seitigen „Vorrede an den geneigten Leser“.
Der Übersetzer lässt hier Lipsius, einen römischen Geschichtsschreiber, zu Wort kommen und
die Glaubwürdigkeit Las Casas unterstreichen, und er selbst weist darauf hin, dass Las Casas
ein Augenzeuge ist. Zudem wird auch in Zeile 57 (sh. Anhang II) seine spanische Nationalität
hervorgehoben.
Nur kurz erwähnt er in den Zeilen 37 und 48 den Völkermord der Spanier an den Indigenen.
Bei dieser Übersetzung fehlt völlig die Frage der Legitimation der Eroberung Amerikas durch
die Spanier. Es wird sogar in der Vorrede in Zeilen 39-40 explizit darauf hingewiesen, dass es
dem Autoren nicht darum geht: „Ich rede jetzt nicht von Ursach, Anfang und Rechten dieses
Kriegs sondern nur von desselben Verfolg, Vollziehung und blutigen Ausgang.“
Auch gibt es keine Warnungen vor den Spaniern oder bestimmte Adressaten, wie zum
Beispiel die Niederländer.
Die Schrift wird als „von jedermann gelobt, geliebt und verlangtes Werk“ beschrieben, das
zur Belustigung des Lesers mit seinen „lustigen Indianischen Geschichten“ dienen soll
( Zeilen 64 und 65 ).
Hier fehlt also völlig der Kontext der europäischen Kriege und Rivalitäten
Das könnte daran liegen, dass sowohl der Schmalkaldische, als auch der Dreißigjährige Krieg
bereits überstanden waren, und auch die Niederländische Frage war schon gelöst.
Im Vergleich kann man also festhalten, dass grundlegende Intentionsunterschiede die
einzelnen Übersetzer veranlassten, Las Casas Werk zu übersetzen und dem Text einen Prolog
voranzustellen.
Ist in den früheren Ausgaben, die zu Kriegszeiten entstanden, noch die Rede von den
grausamen Spaniern, vor denen man das protestantische Europa warnen muss, so ist in der
Übersetzung von 1665 nur noch der Wunsch herauszulesen, einen möglichst breiten Markt
mit einer Unterhaltungsgeschichte zu erreichen.
34
IX Zusammenfassung
Abschließend möchte ich noch einmal auf meine oben genannten Fragestellungen und
Hypothesen zurückkommen.
Wie ich versucht habe, deutlich zu machen, reihen sich die deutschen Übersetzungen der BR
ein; in eine anti-spanische Publizistik und Propaganda, die im 16. und 17. Jahrhundert nicht
nur in Deutschland aktuell war.
1542, zu einer Zeit höchster Brisanz der deutsch-spanischen Auseinandersetzungen, erschien
die BR zunächst nur in Spanien. Doch schon bald kam sie über die Niederlande und
Frankreich schließlich auch Ende des Jahrhunderts nach Deutschland.
Gerade die Niederländer hatten aufgrund ihrer Revolution in den 60ern des 16. Jahrhunderts
ein Interesse daran, die Spanier in der Öffentlichkeit schlecht dastehen zu lassen.
Wie ich weiter oben erläutert habe, war dies Teil einer ausgeklügelten Kriegsstrategie. Schon
damals war man sich der Macht der Medien bewusst und setzte sie gezielt gegen die Feinde
ein. Flugblätter und Schmähschriften, welche in kurzer Zeit die Massen mittels der neu
gewonnenen Drucktechnik erreichen konnten, dienten als Waffe.
Daher ist es nicht verwunderlich, dass die erste Übersetzung der BR überhaupt in Flandern
erschienen ist.
Bei diesem Text konnte man sich sogar noch darauf berufen, dass es ja ein Spanier selbst war,
der ihn niedergeschrieben hat; an Wahrheitsgehalt konnte es ihm also nicht mangeln.
Und wenn schon ein Spanier so über sein eigenes Volk schrieb, wie grausam und bedrohlich
waren die Spanier dann erst in Wirklichkeit.
Spanien erkannte schnell die drohende Gefahr und entwickelte Gegenargumente und
Verteidigungsstrategien. Als auch dies nichts half, wurde die BR schließlich komplett
verboten.
Die Wirkungen in den Niederlanden kamen durch die Exilanten und Studenten schnell auch
nach Deutschland.
35
Gerade viele deutsche Drucker waren gebürtige Niederländer, die, auch durch illegale
Untergrundorganisationen, noch in regem Kontakt mit ihrem Heimatland und den
zurückgebliebenen Intellektuellen standen.
Deutschland, das schon in den 40er Jahren die Grausamkeit der Spanier am eigenen Leib
erfahren hatte, bekam durch das neue Zeitschriftenwesen tagesaktuell nun auch die Probleme
der Niederländer präsentiert.
Kein Wunder also, dass bis zum Dreißigjährigen Krieg der Groll und der Unmut den Spaniern
gegenüber wuchs.
Nicht nur Übersetzungen von ausländischen Werken oder Zeitungen, auch viele deutsche
Eigenproduktionen trugen zur Stimmungsmache bei, wie beispielsweise das Werk Sebastian
Münsters, verschiedene Reiseberichte oder auch der „Hispanische Arragonesische Spiegel“.
Es sind, egal ob in den Niederlanden oder Deutschland, immer wieder die gleichen Topoi, die
verwendet wurden. Die Grausamkeit der Spanier, ihre Falschheit, ihr Streben nach der
weltlichen und geistlichen Universalmacht, das Zerstören der Neuen Welt und vieles
dergleichen mehr.
Auch daran lässt sich die enge Verbindung der deutschen und niederländischen Leyenda
Negra erkennen.
Kein Werk hat im Nachhinein die Ausbildung der Leyenda Negra – ganz gleich, wo in
Europa – so gefördert wie die Brevísima Relación von Las Casas.
Jedoch kann man nicht einfach grundsätzlich sagen, dass alle Übersetzungen der BR nur aus
dem Grund angefertigt wurden, die anti-spanische Haltung im jeweiligen Land zu
unterstützen.
Wie ich bei der Prologanalyse des Textes von 1665 gezeigt habe, können auch ganz einfach
nur markt- und distributionsstrategische Intentionen dahinterstehen.
Für einen Großteil der Übersetzungen sind jedoch die kriegerische Auseinandersetzungen mit
Spanien und die Angst vor einer Fremdherrschaft bzw. die Angst vor dem katholischen
Universalreich maßgeblich als Publikationsgrund zu nennen.
36
Somit kann ich also meine drei eingangs aufgestellten Hypothesen im Großen und Ganzen
verifizieren.
Spanien hat sich, wie man illustrativ an dem Historiker Julián Juderías, der den Begriff
Leyenda Negra erst erfand, erkennen kann, noch immer nicht mit seiner Geschichte und dem
Mann, der als einer der ersten kein Blatt vor den Mund nahm und die Dinge beim Namen
nannte, versöhnt.
In ganz Spanien ist kein Denkmal von Las Casas zu finden, und auch sein Grab ist
unbekannt.102
102 vgl.: Enzensberger (1981): S. 149.
37
X Anhang
1. Originaler Aufbau der BR
I Argumento del presente Epítome
II Prólogo
III Brevísima relación de la destrucción de las Indias
1. Einführungstext ohne Überschrift
2. De la Isla Española
3. Los reinos que había en La Española
4. De las dos Islas de San Juan y Jamaica
5. De la Isla de Cuba
6. De la Tierra Firma
7. De la provincia de Nicaragua
8. De la Nueva España
9. De la provincia y reino de Guatemala
10. De la Nueva España y Pánuco y Jalisco
11. Del reino de Yucatán
12. De la provincia de Santa Marta
13. De la provincia de Cartagena
14. De la costa de las Perlas y de Paria y la isla de La Trinidad
15. Del río Yuya Pari
16. Del reino de Venezuela
17. De las provincias de la Tierra Firme por la parte que se llama de La Florida
18. Del Río de la Plata
19. De los grandes reinos y grandes provincias del Perú
20. Del nuevo reino de Granada
38
2. Der Miggrodsche Prolog 1 In diesem Büchlein lieber Leser werden viel Million Menschen angezeigt
so die Hispanier in Indien oder neuwen Welt umbgebracht und glaub ich kaum dass so viel Hispanier sind der Zeit do die Gothen ihre erste Eltern Hispanien eingenommen oder von der Zeit an
5 do ihre andere Eltern die Sarazener das meiste Theil von den Gothen erwürget und verjaget haben gewesen seyn als viel arme Seelen in den Niderländischen Indien von ihnen auff allerley Weiß und Art als die unmenschliche Wüterey selbst erdencken oder gedencken möchte hingerissen und vertilget worden seynd.
10 Sie haben kurz zu melden mehr Lands verderbt als groß die Christenheit jetzt drey mal ist. Die Marter und Pein von ihnen erdacht und den armen Leuten angeleget auch die Untrew und Boßheit von ihnen begangen sind so überschwencklich groß dass auch unsere Nachkommen schwerlich werden glauben können
15 dass ein so wüßt grewlich und unmenschlich Volck der Erdboden sollte getragen und geduldet haben wo wir es nicht zum Theil selbst gesehen und erfahren hetten. Ich muss es bekennen dass ich dieser Nation in gemein wegen ihres unverträglichen Stolz und Hoffart nicht hold gewesen bin wiewol ich ehrliche fürtreffliche Personen aus ihnen zuloben zu ehren und zu lieben
20 nicht an mir manglen lassen. Aber Gott weiss dass wo ich von ihnen schreib dasselb nit auss keinem Neyd geschieht in Betrachtung dass der dieses Büchlein anfänglich gemacht von Geburt ein Hispanier viel hefftiger und herber ist als ich bin.
25 Zu dieser Vorrede aber welche ich an alle Provinzen der Niderlande gerichtet haben mich zwo Ursachen bewogen: Die erste dass sei doch einmal von ihrem teiffen Schlaff auffwachen und sich auffmuntern auch anfangen möchten an Gottes Urtheil und Gericht zugedenken und von ihren Sünden und Lastern ablassen:
30 Die andere dass sei fleissiger betrachten wollten mit was für einem Feinde sie zu thun haben und dass sei gleich wie auff einer Tafel für ihnen abgemahlet sehen was ihr Thun für einen Aussgang erreichen werde so sie durch ihre Nachlässigkeit Zancken Widerwillen Spaltung und Zwytracht ihren Feinden gleich Thür und Thor weit auffmachen werden
35 und was sie als dann zugewarten haben.
39
3. Der Prolog von 1665
Etlich wenig Spanier kamen vor 80 Jahren in die weit entlegene grosse neue Länder Mein Gott! Wie viel haben sie der Barbaren nicht zu todt geschlagen? Was unbeschreibliche Niederlagen haben sie gethan? Ich rede jetzt nicht von Ursach Anfang und Rechten dieses Kriegs
40 sondern nur von desselben Verfolg Vollziehung und blutigen Ausgang. Ich sehe jetzt unter das grossmachtige Land welches viel ist gesehen will nicht sagen überwunden zu haben von 20 oder 30 Spanischen Soldaten überzogen durchstreifft und bezwungen ich sehe diese ungewaffnete Heerden Völcker überall gleich wie das Getreid vor der
45 Sichel das Graß vor der Sense ohne Widerstandt zu boden fallen: Wo bistu Cuba das gröste Einland unter allen andern? Dieser geraume übermächtige Theil der Erden die wahrhaffte andere Welt scheint ganz under die Füß getretten und zu grund gericht Ich bekenne Sinne Verstand Sprach und Zunge entfallt mir
50 wan ich an deisen Undergang gedenke und sehe dass alles was unserseits grühmt gegen dieses anders ncihts seye als nur lähere vom wind getriebene Raben Hulfen (wie der Comoedienschreiber redet) oder nur gleichfalls ein Kinderspiel gegen Heldenthaten scheinet verglichen zu seyn. So alles aber viel näher und ausdrücklicher an das klare Augenliecht gestellet
55 der jenige welcher den Augenschein selbst eingenommen und ein bewährter Erkzeug der Wahrheit ist Bartholomaeus de la Casas, Spanischer Nation. Welches vor von jedermann gelobt geliebt und verlangtes Werck jetzt auss dem Latein in unser Teutsche Muttersprach übersetzt an vielen Orten
60 verbessert und mit schönen Lebensähnlichen Figuren durch und durch gezieret auf neue in Druck gegeben. Halte für genehm geneigter Leser unser wenige Mühe: belese und erlustige dich in diesem frembden
65 doch schön rar und lustigen Indianischen Geschichten. Lebe wohl und bleibe geneigt.
40
XI Bibliographie 1. Primärliteratur Las Casas, Fray Bartolomé de : Brevísima relación de la destrucción de las Indias Colección Grandes Autores Libros Rio Nuevo Ediciones 29 Barcelona, 1997 Las Casas, Fray Bartolomé de : Newe Welt Warhafftige Anzeigung Der Hispanier grewlichen
abscheulichen und unmenschlichen Tyrannen von ihnen inn den indianischen Ländern so gegen Nidergang der Sonnen gelegen und die Newe Welt genennet wird begangen Erstlich Castilianisch durch Bischoff Bartolomé de Las Casas oder Caßaus, gebornen Hispaniern Prediger Ordens beschrieben: Und im Jahr 1552 in der Königlichen Stadt Hispalis oder Sevilia in Spanien gedruckt: Hernacher in die Französische Sprach durch Jacoben von Miggrode den 17 Provincien deß Niederlands zur Warnung und Beispiel gebracht: Jetzt aber erst ins Hochteutsch durch einen Liebhaber deß Vaterlands ? ebenmäßiger Ursachen Willen obergesetzt
Im Jahr 1597 1597 Las Casas, Fray Bartolomé de : Warhafftiger und gründlicher Bericht der
Hispanier grewlich und abschewlichen Tyranney von ihnen in den West Indien die newe Welt genant begangen. Erstlich Castilianisch durch Bischoff Bartholomäum de las Casas gebornen Hispaniern Prediger Ordens beschrieben: Und in den Königl. Statt Hispalis oder Sevilllia in Spanien gedruckt: Nachmals ins Hochteutsch durch einen Liebhaber des Vatterlands übergesetzt: Jetztunder widerumb mit schönen Figuren gezieret zur Warnung und Beyspiel gedruckt zu Oppenheim In Verlegung Ilh. Theodori de Bry. 1613
Theodor de Bry Oppenheim, 1613
41
De las Casas, Fray Bartolomé : Umbständige warhafftige Beschreibung Der Indianischen Ländern so vor diesem von den Spaniern eingenommen und verwüßt worden Durchgehends mit schönen Kupfferstücken und lebhafften Figuren außgezieret
Erst in lateinischer Sprach ausgeben durch Bartolomé de Las Casas, Bischoffen in Hispanien Jetzt aber in das Teutsche übersetzt und an vielen
Orten verbessert in dieser neu und letzten Edition Anno M DC LXV Faksimilae-Ausgabe Wien, 1970 2. Nachschlagewerke Brockhaus Enzyklopädie In zwanzig Bänden 17. Auflage des Grossen Brockhaus 16. Band RIT-SCHO Brockhaus Wiesbaden, 1973 Hauptwerke der lateinamerikanischen Literatur Einzeldarstellungen und Interpretationen Kindlers Neues Literaturlexikon Kindler Verlag München, 1995 Meyers Lexikonredaktion (Hg.): Meyers Taschenlexikon In 10 Bänden Band 8: Raff-Siem Weltbild-Verlag Augsburg, 1999 Meyers Lexikonredaktion (Hg.): Meyers Taschenlexikon In 10 Bänden Band 9: Sein-Turn Weltbild-Verlag Augsburg, 1999 Valentin, Veit: Geschichte der Deutschen Von den Anfängen bis 1945 Kiepenheuer & Witsch Köln, 1999
42
3. Sekundärliteratur A BÜCHER Arndt, Johannes: Das Heilige Römische Reich und die Niederlande
1566 bis 1648: Politisch-konfessionelle Verflechtung und Publizistik im Achtzigjährigen Krieg
Münstersche Historische Forschungen Band 13 Böhlau Verlag Köln, 1998 Arnoldsson, Sverker: La Leyenda Negra Estudios sobre sus orígenes Acta universitatis gothovurgensis Vol. LXVI 1960 Götheburg, 1960 Bauer, Wilhelm: Die öffentliche Meinung Und ihre Geschichtlichen Grundlagen Ein Versuch Neudruck der Ausgabe Tübingen 1914 Scientia Verlag Aalen, 1981 Blühm, Elger: Fragen zum Thema Zeitung und Öffentlichkeit im
17. Jahrhundert In: Blühm, Elger (Hg.): Presse und Geschichte
Beiträge zur historischen Kommunikationsforschung
Referate einer internationalen Fachkonferenz der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Deutschen Presseforschung / Universität Bremen
5.-8. Oktober 1976 in Bremen Studien zur Publizistik Bremer Reihe Deutsche Presseforschung Band 23 Verlag Dokumentation München, 1977 Seiten 54-70
43
Briesemeister, Dietrich: Frühe Berichte über die spanischen Eroberungen in deutschen Übersetzungen des 16. Jahrhunderts
In: Kohut, Karl: Der eroberte Kontinent: historische Realität,
Rechtfertigung und literarische Darstellung der Kolonisation Amerikas.
Akten des Symposiums „Eroberung und Inbesitznahme Amerikas im 16. Jahrhundert“ vom 23.-26. November 1988 der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Lateinamerika-Forschung in der Katholischen Universität Eichstätt (ADLAF)
In der Reihe: Amerincana Eystettensia: Serie A Kongreßakten, 7 Vervuert Frankfurt am Main, 1991 Dahms, Bernd: Bartolomé de las Casas: (1484-1566) Indio-Politik im 16. Jahrhundert und ihre
Rezeption in lateinamerikanischer Literatur Francke Verlag Tübingen und Basel, 1993 Eisenhardt, Ulrich: Die kaiserliche Aufsicht über Buchdruck,
Buchhandel und Presse im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (1496 – 1806)
Ein Beitrag zur Geschichte der Bücher- und Pressezensur Verlag C.F. Müller Karlsruhe, 1970 Enzensberger, Hans Magnus: Las Casas oder Ein Rückblick in die Zukunft In: Las Casas, Bartolomé de: Bericht von der Verwüstung der Westindischen
Länder Hg.: Enzensberger, Hans Magnus Insel Taschenbuch 553 Erste Auflage 1981 Farinelli, Arturo: Die Beziehungen zwischen Spanien und
Deutschland in der Litteratur der beiden Länder. I. Teil bis zum 18. Jahrhundert.
Berlin, 1892
44
Fernández, Isacio Pérez: Inventario Documentado de los escritos de fray Bartolomé de las Casas
Revisado por Helen Rand Perish Estudios monográficos, vol. I Centro de Estudios del Caribe (CEDOC) Bayamon, Puerto Rico, 1981 Frübis, Hildegard: Die Wirklichkeit des Fremden: die Darstellung
der Neuen Welt im 16. Jahrhundert Dietrich Reimer Verlag Berlin, 1995 Gilly, Carlos: Spanien und der Basler Buchdruck bis 1600.
Ein Querschnitt durch die spanische Geistesgeschichte aus der Sicht einer europäischen Buchdruckerstadt
Aus der Reihe: Graus/ Guggisberg/ Lüthy/ Mattmüller (Hg.): Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft Band 151 Verlag Helbing & Lichtenhahn Basel und Frankfurt, 1985 Hanke, Lewis: Bartolomé de las Casas An interpretation of his life and writings Martinus Nijhoff The Hague, 1951 Hoffmeister, Gerhart: Spanien und Deutschland: Geschichte und Dokumentation der literarischen
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Estudios acerca del concepto de España en el extranjero
Keen, Benjamin: Revisión de la Leyenda Negra: supuestos y realidades
In: Martinez, Miguel Molina: La leyenda negra Editorial NEREA Madrid, 1991 Martinez, Miguel Molina: La leyenda negra Editorial NEREA Madrid, 1991 Pollmann, Judith: Eine natürliche Feindschaft: Ursprung und Funktion der schwarzen Legende
über Spanien in den Niederlanden, 1560-1581 In: Bosbach, Franz (Hg.): Feindbilder: Die Darstellung des Gegners in der politischen
Publizistik des Mittelalters und der Neuzeit Böhlau Verlag Köln, 1992 Schneider, Adam: Spaniens Anteil an der deutschen Literatur des
16. und 17. Jahrhunderts Schlesier & Schweikhardt Straßburg, 1898 Schottenloher, Karl: Bücher bewegten die Welt. Eine Kulturgeschichte des Buches. Band 1 Vom Altertum bis zur Renaissance Hiersemann Verlag Stuttgart, 1951 Schweitzer, Christoph: Spanien in der deutschen Literatur des 17.
Jahrhunderts Yale University, 1954 Sievernich, Michael: Einleitung. Die Brevísima als „Fürstenspiegel“ In: Delgado, Mariano (Hg.): Bartolomé de las Casas Werkauswahl Band 2 Historische und ethnographische Schriften Ferdinand Schöningh Paderborn, 1995
46
Straub, Eberhard: Spanien und die Neue Welt In: Straub, Eberhard (Hg.): Conquista Amerika oder die Entdeckung der
Menschenrechte Verlag Communio Köln, 1991 Tiemann, Hermann: Das Spanische Schrifttum in Deutschland Von der Renaissance bis zur Romantik In der Reihe: Meier, Harri (Hg.): Ibero-Amerikanische Studien Band 6 Olms Hamburg, 1936 Ukena, Peter: Tagesschrifttum und Öffentlichkeit im 16. und
17. Jahrhundert in Deutschland In: Blühm, Elger (Hg.): Presse und Geschichte Beiträge zur historischen
Kommunikationsforschung Referate einer internationalen Fachkonferenz der
Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Deutschen Presseforschung / Universität Bremen
5.-8. Oktober 1976 in Bremen Studien zur Publizistik Bremer Reihe Deutsche Presseforschung Band 23 Verlag Dokumentation München, 1977 B ZEITSCHRIFTENARTIKEL Durán Luzio, Juan: El asombro ante el horror: El primer traductor francés de la Brevísima
relación de la destrucción de las Indias, de Bartolomé de Las Casas
In : Revista de estudios hispánicos Facultad de Humanidades Universidad de Puerto Rico Band 9, S. 81-94 1992
47
Hoffmeister, Gerhart: Das spanische Post- und Wächterhörnlein Zur Verbreitung der Leyenda Negra in
Deutschland (1583 – 1619) In: Wagner, Fritz (Hg.): Archiv für Kulturgeschichte (AKG) Band 56,2 Köln, 1974 Hoffmeister, Gerhart: „Spannische Sturmglock“ (1604) und
„Spanischer Curier“ (1620) Zur Verbreitung der Leyenda Negra in
Deutschland II In: Wagner, Fritz (Hg.): Archiv für Kulturgeschichte (AKG) Band 61,2 Köln, 1979 Pinette, G.L.: Die Spanier und Spanien im Urteil des deutschen
Volkes zur Zeit der Reformation In: Ritter/ Hassinger/ Grimm/ Bainton/ Bornkamm (Hg.): Archiv für Reformationsgeschichte Internationale Zeitschrift zur Erforschung der
Reformation und ihrer Weltwirkungen Jahrgang 48 Heft 1/2 Carl Bertelsmann Verlag 1957 C INTERNET Freitag: Die schwarze Legende http://www.freitag.de/2003/01-02/03011301.php Kreienbrink, Axel: Arbeitsmigration und Exil Spanier, Portugiesen und Lateinamerikaner in
Deutschland http://www.matices.de/16/16skreie.htm 2003 Weyhof, Hans-Theo: Der Verteidiger der Indianer – Bartolomé de las