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l$eimstbtüttw Beirase von,,Reichenhaller Tagblatt'o una,,Freilassinger Anzeiger" 77. Jährgang Samstäs,23. Mai 2009 Nr. 5 1870 bis 1933 - von Budolf Umkämplte Th€men in Bayem Die Beteiligung äm Deutsch - ftanzö- sischen Kdeg 18?0-?1 und der Beitdit zum neuen Deutschen Kaiseneich war umstntten Uber drese l}agen war dre Patriotenpartel zweimal tief gespalten. Schamberger Dr. Jörg von der Patdotenpaftei spraöh sich im Parlament leidenschafttich ge- gen den Kliee aus. Prcfessor Sepp von derselben Partei: ,,Bei der neuen Natio- nalschlacht wol]en üiI dabei sein." Der Neutralitätsantrag scheiierte, der Re gierungsantrag üude mit 1012u 47 aD- Übeßicht der politischen Pärt€ien 1872 - 1933 i. Bäd Reichonhall l" + t:!e I Vom Katholischen Kasino zum ,,Dritten Beich" Die Entstehung und Entwicklung der politischen Parteien in Bad Reichenhall in der Zeit von Zur Voreeschichte: Nach Erlass dei Baye schen Ve assung 1808 wurde ein Landesparlament mit einem Zw€ikanmersystem er chtet. Das war der erst€ Schritt zu meh Büryer- beteiligung. r8r8 Iolgte sin cemeir- dewahhecht, das zu Beginn lrlr weni- geD tesitzendeD Büreern das Wahl- r€cht €iüäumte. ImvÄrlauf der Jahr- zehnte {'rlrde di€ses Wahlrccht mebr- fäch geändeit ünd demohatisiet. Die Landtagswahlen und die parlämenta- rische Arheit tngen dazu bei, däss sich die Abgeordnet€D in ftaktionen und Pärteien organisi€rten. Die bür- gerliche Revolution vor 1848/49 bringt di€ erstel parteiatiser cruD- pierungen hervor. Bei der Nationalversamblung in der Frankfurter Paulskirche b den sich im wesentlichen folgende Gruppierungenl Liberale, Demohaten, KonseNative und Politischer Katholizismus. Die Re- volution scheiterte äm Widerstand der alten D).nastieD ud an den wachsenden Gegersätzen im eieenen Laeel Mei- mmes r1lld Pressefreiheit s.uden durch Zensu üd Polizeispitzel einge- schränkt. Liberale. Demokmten md S.zialievohitionärp Mrrdpn v$haftct Alle "verdächtigen" politischen Vereine wurdeü verboten. Erst die Landtags- wahlen vofl 1869 und die Reichstags- wahl von 1871 werden ar eigentlichen Geburtsstunde der Pafi eien. Them€n in Bayern vor 1870 Armen- und Kmnkenpflese w€rden duch Gesetz geregelt. Xine neue Ge- werbeodnung beseiiigt den Zulft- eang. Eine Ameerefom hach preußr- schem Vorbild setzt dre allser€ine Wehryfhcht durch Mit dem Doqma der lehrämthchen Irnf.hlhsrkert .lpi P,ns- tes begitrt ab 18?0 ern Konfhkt, K-ul tur oder }§rchen-kampf genannt, der bis 1890 andauem wird Uberdre dama lige baye sche politische Situation schreibt Hubensteiner ..Näch erbiiter tem Wahlkampl wude im Fiühiahr 1869 der Libemlismus überalt über den Haujen geramt und die neue Baveri- sche Patriotenpafiei zoe mit absoluter Mehrheit in den Landtag ein." Gegen- paftei war die liberale Bayedsche Foft- schrittspartei (gegründet 1863). ,,Seii Monigelas gehör't das Aufge- ktärt - Seinfür alleBeahten Studiefien und Siadihonoratiorcn sozusaeen zum guten Ton" (Hubensieiner). I ALs d.ieser grdphischen Daßtellung ßt die Entuicklung d.er poLitischen Parteien in der Stadt Ba.l R.piehcnhall p,si?h.t'li.h
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Katholischen Kasino zum ,,Dritten · Vom Katholischen Kasino zum ,,Dritten Beich" Die Entstehung und Entwicklung der politischen Parteien in Bad Reichenhall in der Zeit von Zur Voreeschichte:

Aug 07, 2020

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Page 1: Katholischen Kasino zum ,,Dritten · Vom Katholischen Kasino zum ,,Dritten Beich" Die Entstehung und Entwicklung der politischen Parteien in Bad Reichenhall in der Zeit von Zur Voreeschichte:

l$eimstbtüttwBeirase von,,Reichenhaller Tagblatt'o

una,,Freilassinger Anzeiger"77. Jährgang Samstäs,23. Mai 2009 Nr. 5

1870 bis 1933 - von BudolfUmkämplte Th€men in Bayem

Die Beteiligung äm Deutsch - ftanzö-sischen Kdeg 18?0-?1 und der Beitditzum neuen Deutschen Kaiseneich warumstntten Uber drese l}agen war drePatriotenpartel zweimal tief gespalten.

SchambergerDr. Jörg von der Patdotenpaftei spraöhsich im Parlament leidenschafttich ge-gen den Kliee aus. Prcfessor Sepp vonderselben Partei: ,,Bei der neuen Natio-nalschlacht wol]en üiI dabei sein." DerNeutralitätsantrag scheiierte, der Regierungsantrag üude mit 1012u 47 aD-

Übeßicht der politischen Pärt€ien 1872 - 1933i. Bäd Reichonhall

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I

Vom Katholischen Kasino zum ,,Dritten Beich"Die Entstehung und Entwicklung der politischen Parteien in Bad Reichenhall

in der Zeit vonZur Voreeschichte: Nach Erlass dei

Baye schen Ve assung 1808 wurdeein Landesparlament mit einemZw€ikanmersystem er chtet. Daswar der erst€ Schritt zu meh Büryer-beteiligung. r8r8 Iolgte sin cemeir-dewahhecht, das zu Beginn lrlr weni-geD tesitzendeD Büreern das Wahl-r€cht €iüäumte. ImvÄrlauf der Jahr-zehnte {'rlrde di€ses Wahlrccht mebr-fäch geändeit ünd demohatisiet. DieLandtagswahlen und die parlämenta-rische Arheit tngen dazu bei, dässsich die Abgeordnet€D in ftaktionenund Pärteien organisi€rten. Die bür-gerliche Revolution vor 1848/49bringt di€ erstel parteiatiser cruD-pierungen hervor.

Bei der Nationalversamblung in derFrankfurter Paulskirche b den sich imwesentlichen folgende GruppierungenlLiberale, Demohaten, KonseNativeund Politischer Katholizismus. Die Re-volution scheiterte äm Widerstand deralten D).nastieD ud an den wachsendenGegersätzen im eieenen Laeel Mei-mmes r1lld Pressefreiheit s.uden durchZensu üd Polizeispitzel einge-schränkt. Liberale. Demokmten mdS.zialievohitionärp Mrrdpn v$haftctAlle "verdächtigen" politischen Vereinewurdeü verboten. Erst die Landtags-wahlen vofl 1869 und die Reichstags-wahl von 1871 werden ar eigentlichenGeburtsstunde der Pafi eien.

Them€n in Bayern vor 1870Armen- und Kmnkenpflese w€rden

duch Gesetz geregelt. Xine neue Ge-werbeodnung beseiiigt den Zulft-eang. Eine Ameerefom hach preußr-schem Vorbild setzt dre allser€ineWehryfhcht durch Mit dem Doqma derlehrämthchen Irnf.hlhsrkert .lpi P,ns-tes begitrt ab 18?0 ern Konfhkt, K-ultur oder }§rchen-kampf genannt, derbis 1890 andauem wird Uberdre damalige baye sche politische Situationschreibt Hubensteiner ..Näch erbiitertem Wahlkampl wude im Fiühiahr1869 der Libemlismus überalt über denHaujen geramt und die neue Baveri-sche Patriotenpafiei zoe mit absoluterMehrheit in den Landtag ein." Gegen-paftei war die liberale Bayedsche Foft-schrittspartei (gegründet 1863).

,,Seii Monigelas gehör't das Aufge-ktärt - Seinfür alleBeahten Studiefienund Siadihonoratiorcn sozusaeen zumguten Ton" (Hubensieiner).

I

ALs d.ieser grdphischen Daßtellung ßt die Entuicklung d.er poLitischen Parteien inder Stadt Ba.l R.piehcnhall p,si?h.t'li.h

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genomen. Df, Joham Baptist Sigl(klenkaler FIüqeI der Patdotenpartei)schi€b im,,Bäyerischen Vaterland":,,Die neue Kaiserhone ist nur die ver-g.öße*e preußisch€ Pickelhaube" undzoe Bi]anz: ,,Mehr Krieee, mehf Krüp-pel, mehr Totenlisten und mehr Steuer-zettel ...." Oskar Jäeer (Bismarck-Be-wdercr) schrieb später um 1878 überdie Patriotenpartei:,,Schwer rangendoft in Bavem deutscher Pätriotismaudvemuift mit einem rcIigiösen IhDatismus LDd einer P estercchaft, die sichseleeentlich mit allen bösen Leiden-schafteD ud a[em. was von übler Siitein der Bevölkerulg ]ebte, verbündeteund vo. allem den PreußeDhaß duch eine Presse schürte, deren tiefe Gemein-heit in keiDem Land ünd zu keiner Zeitübertrotren oder eneicht woden ist."

ßeichstagswahl l8TlDas Reichsiagsahllecht war für die

damatisen Verhältnßse ziemlich demo-hahscx Dieses wahlrecht war .rchtmehr an den Besitz gebüden, nu dasFlauenwahlrecht fehlte noch. Es wudeersi 1919 eingeführt. In dem vorab ee-schilderten ooLtischen Klima benm-ien dre Gru'ppienuraen ln Rerchenlallrhre Kandidaten fu die Reichstaeswältvon 18?r Die Berichterstattunq war imVergleich zu späteren Zeite noch sehrspärlich. Nür über die Nominierulg desLibemlen Kandidaten berichi€te derBad Reichennaler ,,creMbote" sebrausführlich.

Unter der Leiiung des ReichenhallerBiiügemeisters Hermann Mayer träfensich 400 Männer der Liberal€n rn Rei-cherhall, um den Saiinen-Genemlad-ministrator Hocheder zunominieren.Dagegetr gab es nu eine kurze Mel-dune, dass die Patnotenpartei (Liltm-montan€) den Crafen von SeiNheimaulgestelt habe.

Dieser aehörte zu d€n 47 Abgeordne-ten, die fiji die Neutalität Bayems imDeutsch-ftanzösischen Krieg 1870/71gestimt hatten. AB Berchtesgadenwurde berichtet, dass trctz Verbots desErzbischofs der ult.amontaDe Kandidaivon der Kauel hemb zu Wahl emDfoh-lm worden ser. In Rerchen}lall. Birch-tessaden ud Laufen emichte der Li-her-äle H6.h.dFr 7w:r die M.hrhFifhoizdem ezielte Graf Seinsheim im se-samten Wahlkreß die absolute MeEr-heit. Der Einfluss de. katholischen Kir-che in den Landsemeinden hatte Ee-mrkt, md trctz a[er Bemuhueen äerLiberalen blieb das liir dle Zul(unft so.

Der kornrnende Kultur üd Kirchen-kampf zeichnete sich ab. Unfehlba.-keitsdogma, Altkatholikenfmse, Kan-zelpaEgraph, JesuiteDvdbotud Zivil-ehesesetz sollten die Themen wedenDreißte ParterAdmdüe in Rerchenlatlefforge nach eirem Vortrag des Jesui-tenpaters Leiprecht im lebruar t8?2.

Bayerische-Padioten-Partei/Kätholisches f, asino/Zetrtrüm

Iu den 1?. Marz 1872 lud KasparHarl fur das neu eearundete Katloli-sche Kasino zu ersien GeDemlver-sanmtLne rn den Kamererbrau ein.Hauptred;er war Dc Rrttler, Th€ologeaus Muchen, spater Landtaesabgeord-neter und vertreter der Radikal Klerika-len bei den Patrioten bis zu seinem Aus-tritt aus dem Zentrum. Die Versamm-lmg vude von der Polizei übeMacht.(Grcnzbote I8?2, Nr. 12).

Das Katholische Kasino wa! die erstepolitische Vereinigug in Reichenhaltünd eleichzeiiie der politische Arm derkathotischen Küche. Das Käsino war ei-ne Mischung aus kathollschem Männer-

verin und bolitischer Partei vom Ka-tholis.hen *asino M,den die Kandid,-ten der Pätdoten. später die des Zen-trlms, unterstützt dder auch benamt.Vereinfacht lruden sie Klerikale oderauch Ultramontane genannt we8en ih-re! Ausdchiug nach Rom.

1. Vo$tand war der Holzwarcnverle-ger Kaspar HarI von 1872 bis 1885. Erwar seii 1851 Gemeindebevollnächtig-ter, voh 1856 bis 1868 Burgermeisterund von 18?5 bis zü seinem Thd 1485Magistratsrat in Reichenhalt. Versamm-Iunsslokal war das Kammererbräu. Re-feröten bei den Versamlusen varenmeist Priester wie zum BeisDiel Stadt-pfäEer Deqenbeck oderDekän Dotr vonSt. Zeno. Am akivsten ud kämpfe-nschsten erschemt Dekan Doff mit Do-lrtrschen Aussaaen rm damatrÄen,,creMboten". vielfach kamen die Ab-seoralneten des Zentmms als Redner:Landqerichtsrat Senestrcy aus ltaD-stein, Dr Riitler Biügemeister Lehe-meier aus Trcstberg, Prosinger aus Rei-chenhall, Dr Eiihauser aus LaufeD.

Das Katholische Kasuo war eut orga-nisien Lud hielt reAelmäßis Versamm-lunAen äb, von 1890 ab im Wrnterhalb-iahr sosar jeden Somiae. zu den wis-senschaftlichen VorträEen und Gesell-schaftsv€ranstaltmeen; wie die jirhrli-che ChristbäuEJeier, hatten auch Frau-en und Kinder Zutritt. Ab 1895 wurdeein Netzwerk chrisUicherArbeiteryerei-ne md chistlichs Bauemverein€ ge-

ündet als Reaktion auf Sozialdemo-aiie ud Bauembud - Vereüigugen.

rcs Wahleesetz zu schatren. Das Katho-lische Käsino erließ per Aceige ehenWahlaulrul Iü Landgerichtsrat Sene-

Das Zentnm belmd sich in ei!e!schweren Zereißprobe- Bismarck hattewertere Zugestandnisse jn den Eagendes Kultukarpfes in Aussicht Aestelltund erwartete dafijr die Zßtilrmugdes Zentrums zur Militämorlaee. DerPapst hatte auJ dre ZentMspartei ein-qewirkt, so zu stimmen. Der Führer derZentnmsfrabiotr, Dr Ludwig Windi-homt, wollte sich dem aber nicht beu-een.

Im Wahlkreis Traunstein wurde vonden Lib€ralen der Rechtsanwalt JohannI}ies aus Mrinchen emDfohlm. In einereaEseitisen Wahla@eiqe im Grenzboten hielten sie Senestey seine Velwei-gerung zür Heeresvorlage vor: Derwahlautoul war nicht nu von den be-kannten Liberalen, sondem auch vonde! dem Katholischen Kasino undZentrum zugehdrigen Bu*ermeistemProsmaer von Berchenlall und Ititz€rvon St. Zeno LDtelzeichnet.

Diese Auseinandersetzuna war einehafte BewahMEsprobe fü; das Zot-rum. Weeen des heftieen Wankampfsmd der Aussicht, den Zentmnskandi'daten zu schlaeen, war drewaHbeteili-quq fir dre damahqe Zeit mitloapp 50Prozent Dgewohnlich hoch. In Rei-ch€nha[ gingen von 850 Wahlberechtig-ten 408 an die Ume.lm qäMen WahI-kreis taunstein erhielt Senestrev15.200 Stimen, der LibeEIe lrie!2.500 Stimmer. Das katholische Kasinoin Bad ReicheDlall erveiterte im LauIder Zeit seine Progalrmatlk von einerreinen kaiholischen Oryanisation ver-siärkt zu einer Interessenvertret'ing fi.irKaufleute, Gewerbeteibende und

Von 18?0 bis 1893 faDden die politi-schen Auseinandeßetzugen vor OrtausschließIich Mischen Fatnotenpartevzentlum und den Liberaten auf derandercn Seite statt. Ab 1893 taten So-zialdemokraten ud Bauenbud ver-stärkt in Escheinung.

cemeind€wahlenDie Kandidatenlisten fiir die Gemeir-

dewahlen 1890 seben einen Einblick indie politischen Gruppierugen von BadReichenha]l. Bei diesen Gemeindewah-len ging es im Gegensatz zu den länge-re Zeit sehr bes.hauli.hen DolitischenVerhältnissen etwas hrrbulpnter zuDeshalb lässt diese Wanl etwas mehrvom oolrtrschen Kl€inklida in Reichen-

Zu wählen warcn zwölf Gemeindebe-vounächtigte md acht Eßatzmäme.,weil die Anzah1 der MitElieder des Ge-meindekolleqium von lE auf 24 erhöhtwoden wax Gemeindewahl war nachdamalisem Recht alle drei Jahe. Eswurde jeweils ein Dnttel des GrcmirmsauI neun Jahre neu gewählt.

Das Wahlrecht vrar ein Klassenwahl-recht komDliziert und nicht demokra-tisch Von 3 819 Einwohnem waren 308Büreer wahlberechtigt. Davon haben158 gewählt. Sie musste das Bürger-.echt gegen Bezahlug von 85 Mark er-worbeD haben. vor der wahl mussten siesich in die Wählerliste einhagen lassen.Erauen warcn nur als soeenannte ,,8ür-geßwitwm" wahlbercchtigt.Vorausset-zuna war, däss sie nach dem Tod jhresMämes das Bürgerecht neu beantraet

Wegen Nrchtbeachtung öes€s Passuskam es zu eirer Wahlanlechtme duchDr. Bulling, demVorsitzenden des Libe-

1881]rude D. Rittter Kuat von Ma-ria Eck, und Bürgemeister Spett von St.Zmo im hiesigen WahlkEis in denLandtae Cewähtt. In Reichenlal eingennur einViertel der Wahlberechiisten zurWahl. Im Deuen LaDdtag hatten die KIe-dkalen die Mehiheit. Sie fordetren dieAbschatrure des ?. Volksschuliahresund d€s Zivilehegesetzes ud wara ge-gen stäatliche Standesamtbücher. DasLiberale Ministe um, aestutzt vom Kö-nig,Iehnte das ab.

,,Die baverische lnnenpolitik vonI8?0-I890 war davon Aekännzerchnet,daß eD weltoschaulich Lberales, poir-tisch staatskonseryatrves. rcichsfreund-lich orientiertes Ministerium Iortgesetztgege koNenative, betont balrisch-ei-eenstaatliche, katlolische Abeeordneteresi€rte" ( Max Spindler ). 188? rudedie PatriotenDärtei in Bäverische Zent-ruhsDarter uÄbenannt uid schloss slchder Rerchs Zentrumsoartei an Dreiwählen warm in dieseÄ Jahr zu bestrei-ten Die Reichstaqswahl war am 2I Fe-bruar, ud es besrm das Jalu sleich mithef tigen Auseirande$etzLDgen.

In einem Artikel hatten Wähler demKterus wahlbeeüflussus voreeworfeD.Der Pfaner Säiter vor Anger soll diedrei Bürqermeister seiner Pf arrq€meinde per ,,Handgelübde" verpfichtet ha-hen si.h frrr den K,hdid,fFn dFs ZFn-tru;s eiuusetzen. Die Biügemeiste.Hocheder von AuJham, Steinbrecher vonHöeI und Staßer von Stoißbery er-klärten Dach der wahl. dass dieser Vo.-Mrf rMutrctrend sei.

Bereits am 8. Febmar, vor der wahl,hatte Senestrey beim Katholischen Ka-sino sejne Oppositiorshaltung zu Bis-marck und 2ur Xeichsrcqi€runq dareelegt. Er werde dem Septemai, das wardie Bewillig1rng des Militärhaushalts lürsieben Jahre, nichi zustiimen. Es gehem die Ver.eidiAms der verfassuhss-mäßtgen Rechte dertolksvertrctuns, al€rbitgerlichen ltei}leit, des föderaiivenChamkters des Reiches. Er wamte vorden BestrcbuEgen Bis-marcks, ein ande-

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ralo Vereirs. Er wa dcht in das Ge-heindekollegium gewählt worden. DasBezirksamt gab der Anfechiuns statt-Die Wahl wude im Jmuar 1891 wieder-holt. Diesmal waren 2 63 Bü4er wEhtbe-rechtigl Davoh grbgeh I83 zur WahlBei der eßten WahI ware. von zwölfGewäNten acht vom Katholischen Ka-srDo 6d drei vor Liberalen Verein, eFner von der Bügertiste. Bei derWieder-holunsswaN warcn dann zehn vomKatho'lßchen Kasrno und nD. noch rupivom Liberalen Verein verheten.

Dr Bullile hätte iedoch sein Ziel er-rcicht. Er kam mit 90 Stimmen auf den10. Platz und gehörte damit dem ce-meindekollegi'D aD. Das Kolleeimwählte i}ln sogar zm 1. Vo$tand. Ausder Mitte des Kolleglums Mrden dahnvier MaAistmts*tä neu qewäut. Füdies. ni.kten dann viervon den Eßätz-kmdidaten nach. E$t nach dem nndeder Monarchie 1919 wurde das Zwei-kamrnersystem aus MagistraisräieD udGemeinkollesium abseschatrt md eindem heuiigen Korrmualwallhecht ent-sDrechendes neues Gesetz seschatrenVor alern das aUaemeine Walihecht ftuMänner und Irauen ließ dieBeteilieue

BilgerpaIteiZu den Gemeirde{'ahlen 1890/91 tmt

elstmalie eine ,,Btteeryartei" in Er-scheinung, die laui eiAener Erklärugmii dem Vorschlae des KatholischenKäsino ruuldeden war. Die von derBiügerpartei empfohienen Kandidaten,waren in Mehrheit (12) auch auf de!Liste des Katholischen Kasinos udvier davon äul der Liste des LiberalenVercins vetreten. Wahllisten, wie virsie heute kennen, sind mit deD damali-eenWahlvoßchlägen nicht vergleichbarEs kam öIters vot dass eiEehe Bürgervon unte$chiedlichen Gmppieruneenmehfiach vo*eschlaeen w1rrden. Erst1908 wurde das GemeindewaNrechtgeändert. In Gemeirden mit meh! a]s4.000 xinwohnem galt nu]I das Verhält-niswahlrccht. Von da ab war€n die wahl-vorschläge in Bad Reiche.lall leineParlei oder Gruppenlisten-

Auch bei den Wahlen 1893 und 1896trat die ,,Bitgeryartei" mit eigenenvor-§chlägen in Erscheinug. Diese ,,Bür-gerpaftei" hatte jedoch keine orymisä-torische Strul<tu. Sie trat nu sDora-disch ber Gememdewahlen auf AL derG!ünduns des Geverbe- ud Handels-ve.ein 1899 übenähE diese Iunttionde! neue Verein. 1908 wurde auch nochder Hausbesitzeruerein m dlese bolitl-sche lnteressensemeinschaft für'ernen€iqenen Gemeinaewahlvorschläq aufgenomen. Von da ab Irude .Liese Biü-gergnppieMg im komunalen Be-reich bis 1919 zu behenschendenKraft.

Si€ trat mlt den uterschiedlichstenBezeichrunsen an wie Gewerbe- undHandetsvefin, Jungbürset Wirtschaft s-partei oder BiüE€rblock. Mit dem Er-starka dieser Gnppieruem schwandder direkte Eirlluss des KatholischenKasinos bei der Gemeindewahl. Den-noch warcn nicht rveniee aus diesenGruppr€roeen auch eleichzeitig Mit-glied des Kaiholischen Kasiros

Der Liberale v€*inDer Liberäle Verein wurde am L Mai

1890 gegrihdet. Er war die tuUiche O.-gänisation der Nationaliberalen desReichstaees. Der Liberale Verein kannnicht direkt mit den Arhänsern deralten Bavedschen Eortschdttsparteieleichgesetzt werdo. ßre ziele warennü bedinst identisch. Vortäufer varder I8?4 sEsründete ,,Deutsche Rerchs-

verein", dessen 1. Vo$itzender der No-tar Wagenbauer war Nach Arfdssäk-tivitäten mit Wahlaulrxlen stetlie ersein Wirken bald wieder ein- Die Mit-slied€r waren voMiesend Akademiker

Derverein konnte an Geschlossenheif.Diszipli! ud Ötrentlichkeitsarbeirinicht an das Katholische Kasino heran-rcichen. Bei der Grindmqsve6al]m-lDg des t-iberaleh Vereins tiaten sofort65 Mitglieder ein. Xin Jahr später wa-rcn es bereits 108 Mitglieder Vo$tands-mitglieder v/arenr Dr. Bullins Alton,Arzq Mack Josef, Eabdkant; cminerItaM, Holphotograph; Grundner M.,Banl<ier Dd Gemeindebevollmächtiqter Die ireibeDde Kräft des Liberalenvereins war der 1. Voßitzende Dr An-ton Bulline, ein sehr aktiv$ Mau, de!auch Vorsitzoder des Gabetsberser Ste-nosraphenvereins und des Ersklübs warNach dem Niedereane des DeutschenReichsvereiß utemabE er einen neu-en Ar]aul, um die Libemlen in Bad Reichenlall zu organisieE. Ein politischesHauptziel des vereirs war die nrrich-tune eines Blsmarckbr:]lmms in BadRerclen}lall. Außerden beteiligten sichdie Mitglieder ar den damals üblichenSedanfeiem oder n.hteten sie auchselbst aus. Ber Veßamhlusen \rudemerst ern Hoch auf den KäNe-r auseen-Ien, oder es wxrde bei Geburtstaeen vonBismarck odo Motu<e em Ghick-wunschtelegramm eesandt.

Auszug aus eilem VeNamDlugsbe-dcht des Liberaren Vercins: ,,DerVoßit-zende, Herr Dr. BuIIins, brachie einHoch aus aul Kaiser rDd Reich. die Li-bemle Pärtei und deren Führer. HemKaufmann Baitmbere aus lta.lijurtam Mdn toastete in markieen Wo{enauJ den Fürsten Bismarck unter stümi-schem Beifa[ de! VeNatrmlue. ZrmSchluss machte Her Dr Buume nochauf ein Konzert zu Güsten des Erer züerrichtenden Bismarckbl:rlmens auf-merksam ud bat um rccht za] rcicheBeteiligung damn."

Beim alten Rei.hsverein von lA74 w5rdieser Dreu-ßische HmaDatnotishusnoch nicht zu beobachten: Dre Nationaliberalen bemüiten sich bereits seit1885 m rlie Xnichtüs eines Bismarck-de.khals in Bad Rei.lenhall Es solltenochbis 1894 dauem. bis sie ihr ZieI er-reichten. Bei den Anhäneem des Katho-lis.hen Kesinos war dieses Obi.kf s.hrmbeliebt. Die entsDrechenden Meinü-sen warcn im Gren;boten zu lesen.ImGegenzug favodsierten sie die Erich-turg eires Wittetsbacherbrurnens.

Die Libemlen tmten 1894 für die Einstellue eines hauptamtlichen Bijryer-meiste$ ein, rDterlaeen iedoch geeendie Vertreter des Zentrums. Dr Bullingtrat nach Querelen wegen maneelnderAktivitat der Mitglieder und weqennicht abgestimten Verhaltens der Li-beralen GemeindebevoltEächhoten

Nachtolger als 1. VorsitzeDder ]rudeder Villenbesitzer LudMe BückhardtEr war aus Fränkfufi z;aezoqen udhafte in B,d Reichenhall scincn Altem-rulesitz senommen In l}ankfud wär erGründer-der Lrberälen Partei UnterBuckhardi nahmen die Aktivitäten fiirSedan-, Kaiser- ürd Bismarckleiem er-heblich zu. Nach der Ieier ,,25 JahreDeutsches Reich" 1896 schläft der Ver-ein aber wieder ein. Zur Reichstagswahl1898 steltte eI keinen Kandidaten mehrauf. unterstützte aber auch nichi denZeDtnnsabgeodneto Lehemeit weildieser gesen dje Flottenvorlage ge-stimmt hatte 1903 erstand der Verein

wied€i neu ud wählte Apotheker Zer-zog zm 1. vonitzenden Nach einerWahlversammlunq im Jüi zü Reichs-tagswahl fiel der VeEin emeut in Dau-

Der Redakteur des ,,Grenzboien" kritisierte 1904 diesm Zustand: ,,In BadRerchen}la[, Lauleh und Berchtessadenmuss es doch qenüsend Lrberale Atben,die eirl allives Vercinsleben eevährleis-ten müssten." 1905 zu Landtagswallelwachte der Verein wieder uld stelltezwölf bekannte Bürser als wahtmämerauf. Sie erlitten jedoch wie in den ve.-gangenen Jahren gegeh das Zentum ei-ne deutlich€ Niederlase Ab 1907 zurReichstags- ud Landiaeswähl begm-nen emeut Allivitäten. die 1912 ihrenHöheDunkt eneichten Damals kahdidrpnd dervorsisnd d.r Bad Reich.nhäl-1er Gereindevertreture Karl Schiff-mann, für dre Liberaten: sowoht frir denReichstaE wie auch fu den LandtaE.Zu Lanataqswahl 19r2 hatten Libera-1e, Bauembund und SPD vereinbart, inden wahlkrisen iewerls nur ei.en Kän-drdaten qeE€n d; ZentMskandidatenanheten zu tassen, um einer Ze$plitte-rune der Stimmen volzubeueen. Ftirden hi€sisen wahlkreis salt der liberal€Kmdidat a1s dei aussicht$eichste-totz starker Wahlwerbung urd Ver-zicht auf überzogeDe natioDale Töne, umdie indirckte Unte$tützlDg von Bau-embund und SPD nicht zu gefährden,reichte es auch dlesmal nicht, den bishe-dgen Zenhusäbgeoralneten Dr Ein-hauser aus Laufen zu verdüngen.

Bis zum Beginn des 1. Weltlriees hiel-ten die A]<tivitäten der Liberalen in ab-eeschwächter r,on m ud versmdetendam im Verlauf des Krieges langsam.1919 löste sich der LiberaleVerein end-eriltig auf. Ein Teil der Mitelieder gingzur neu gegiirdeten Bayedschen Vo1k6-Dartei Aus seinen Resten entstand diebeutsche volksparter tD\aP) mrt ernerschwachen Oreadsationsstnltu! vorOrt. Diese Gruppie ng spielte im poli-tischen Leben von Bad Reichenhall kei

Eine heraus.agende PersöDlichkeitder Liberalen war Karl Schiffmam. Be-sitzer des Katree Flora. Er war bis 1933abwechselnd 2. Bü4emeistef, Ein€ Parteizuoralnms ist ab 1919 lur i}ln nichtmehr erkennlar Bei den Gemeinalewah-len kandidierte er von da ab für eine so-genamte unpolitische Gruppielug.

Sozialdemolcatische ParteiNach der Aufhebuna desVerbotes der

Sozralderokratie entwickelte srch auchin Reichenlall sozialdemokatischesVercinsleben. Ein genaues Grirndurgs-datum lässt sich nur unAenau fixierEn.Der VertmueDsmam GeolA Hager eab1895 einen Rechenschaltsbe cht abüber die Padeiaktlvitäten seit 1890. Im,,Gret\zboten" wird eßtmalis im De-zember 1892 über ein sozialdemolaati-sches r'lugblatt in Reichenla[ bench-tet. Am 12. Mäv 1893 ist ein ersier Artil<el eines Soziatdemokraten vom Le-severcin im ,,Grenzboten" zu lesen. Da-bei beschreibt er. wie der WiIt des,,Weißen Rößl" die Zusage für den Ver-sammlunssraum weqeh der rucht vorden Behdden ruealer zu$cksezoqen

Die Sozialdemokraten hatten es auchnach der Aufhebuns des Sozialistenver-botes noch irlmer schwer sich in denKleinstädten zu eninden. Nach deEHinauswuf aus äem ,,Werßen Rößt"bekämen sie das Gasthaus ,,ZumTimlerTor" als Veremslokäl SDater \rude dasGästhaus ,,Blaue täübe' zum Ver-samdlungsort. Ein Gegller, der bei der

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c!ünduns dieses Aibeiterlesevereinsdabei waa bezeichneie den verein aissozralßtischen Ägrtatiosvdein, beidem srch dre Mitslieder mit ,,Genosse"ansprächen und dre Thesen d€r Sozräl-demohatie geieht wüden. Deshalbwürde es sich bei dem Verein um einen,,woff m Schafspelz" handeln. Die ersteveransialtmg das Lesevereus war am18. r'ebruar 1893.

L der Folgezeit mterzeichret tur dieSPD über lanqe Jahre als Verträuens-mann der Dieostmam Gaorg Haeer Erkam als der eßte SPD-VoNitzende voDBad Reichenhal bezeichnet werden.Man kann das Gründungsdaium spätes-iens mit 1893 amehmen-

Zu den Reichstaeswahlen am 15. Jui1893 elschien der e$te Wahlaufrufvom Sozialdemokratisch€n wahlkomi

.tee Beichenhall für Georg von VoILaärVoltmar war Direktkandidat in Mün-chen wurde aberim hiesisen Wahtkreisvo. den Sozraldemokrate; als zählkan-didat mpfohlen. Eine möglichst hoheStimeuähl im sesamien Reich solttedre polrtrsche Bed;utunq der Pärter un-terstr€ich€n. Gleichz€itrs \rude dadmh auch dre BenachteitiEuE der So-zialdemokmten durch das Mehrheits-wahlrecht h€rvo€ehoben.

Die anderen Partelen, das Zentrumnnd der'LiberäleVercin hatteh liir ihmKandidaten eanzseitige Insemte alsWahlaufruf in der Zeitulre. Die Libem-len waüen für die alleemeine wehr-Dfhcht äul ei Jahre. die Schonus derVäter tm Kries und warcn gesen w-erte-re Belastunaen durch sozialpohtischeGesetze.IhI Kandidat war der Bad Reichedratter Villenbesitzer Ludwig

Das Zentrum war fiil die Hebung desVolkswohlstandes, Mmmtlich in'LaDd-winschaft und Gewerbe; VerbesseMedes A-rbeiteßchutzaesetzes, Bekämp-fue des wuchers ud Eindämmq derdnckenden Militarlasten. Ihr Kandidatwar Anton Lehemeir, Burgermeister vonl}ostberg.

DieAktivitäten der SozialdemokBtenschlusen sich iE Wählersebnis nieder InBad Rerchenhal las Vo]lmar mit 2I9

Stimen vor Lehemeir mit 193 Stim-men und Burckhardt mit 130 Stimmen.Nur in Bad Reich€nhail lasvollmar vordem Zentrumsmam. In keinem Ort desWaHkreises war dies sonst der FalL Das1ag wohl au€h an der eroßen Zahl vonBauarbertem, welche in lenen Jahlo inBäd Rerchenhäll tätiE wmn.

Keine Sozialdemokraten gab es imRaum des heutieen ft€ilassins. Dortgab es null Stirnmm fit Vollma. Manwüde venuto, dass in lreilassing alsEisenbahneßtadt der UrsDms der So- ,,aldemokralrc Im r-andlrrers"eewesensei. Dort entstanden die Sozialdemoha-ten aber erst einiEe Jahre spater Wa}lt-edotqe komten dje Sozraldemokratenh de]-I R€Eion kaum veEer.hnen Den-noch war-das Interess'€ an ihr.n Veran-sialtDgen sehr gloß. Der Greubote be-ri.htete von Besucheuahlen bis zu 500Münnem. Starken Aufschwune nahmendie Sozialdemohaten ab 1905 mit Se-bastian Stolz,der 1911 ätseßterSozial-demokrat in das Gemeindekolleeiumse*äh]t §nrde und bis 1933 einer derftihrcnden sozialdemokraten in BadReichenhall wär De! letzte Ortsvorsit-zende der SPD vor dem Verbot 1933

durch die NatioDalsozialisten war HansGuss, der 1932 auch fiu den Landtagkandidr.rte Er mrde I933 vom NS-Re-gime in Haft eenolrmen.

GewerLschaltenDie treien Gewerkschaften waren die

Basisorsmisation der Arbeiterbewesuns Aiis ihr gtng die Sozialdemokra-tiP in Sndßst rvFm hFtu6r lrm 1ql0wird vor 600 Mitäliedem im Ram BadRerchenhall bedchtet Rud ein Vrerteldavon waren eleichzeitig Mitglied derSozialdemokmt€n. zwischen 1890 bis1910 wird von meheren Streiks bedch-1et. Betoffen waren die Bauarbeiterauf den zahlreichen Bausteuen in derSiadt, zum Beispi€l am Kurhaus, dieSagewerksarbeiter vom Sägewerk Itit-zer oder die Schrciner der Eirma Diirk-Die Gewe.kschaftstunliionäre warengleichzeitig die futrenden Sozialdimo-Lmfen wrF der Arheifersekrct,r Sehas-tiaD Stolz. d€I ceverkschaftssekretärGeorg Hausmäm oder der Korsumvereihsvoßtand Josef Sul]üer

Utrabhäueise sozialdebokraten(USPD) später KPD

Die von der SPD abgespattete USPDtrat 1919 mit ein€m eiaenen Wahlvor-schlaE zü Städhätswalll o. Sie warnur kurz tJis 1920 mit einem Stadt.atvertrcten. Nach de$en Rückt tt wegender Busemeisteruahl von 1920 tlatseln Nachtolser urecler 1n d1e sPD eD.Bei den xerchstaqswahlen von I924 er-rci.htc die IISPD in Bad Reichenhällnurmehr z\tei Stimmen.

I'tiI eine kurze Zeit von 1931 bis 1933eab es auch eine Ortseruppe der KPD,die aber nur be] den Reichstaeswallenaktu mrde Das höchste wahleruebnisvor Ort erzielte di€ KPD bei den R_erchs-taqswal en im Novembs 1932 mt 16,6Pr6?e.f S,e iihFrtrrf drmlf drc SPDwetche Du noch 14,? hoz€Dt der Stiml

LardtagswahlenBei der Landtasswahl von 1893 haben

nu 210 Büqerqäwählt. Ber der Rerchs-tagswahl im eleichen Jah waren esnoch 543 Wähler. An dieser untelschied-lichen wahlbeteiüeuns wird bereits die

Der Bad Reichenha\er Stad.trat in Jab 1920 nach d.er Bürgermeisteruahl und. d.en R:ücktritt üon zehn RotsmtgLrcilem. ste-hend oon links Perli.nser weisel, Gillitz, Koch, Schuhbeck, Grubet Eimstoter, Fischet Summe\ Weifr, Vogl, Eckschtaget und.Böhm; sitzend, uon links Sprinzing, Duschl, 2. B'i.irgermeister Schilllnann, 1- Bürgemeistet Söllne/,Merte\, rritzer Bra$d.auer,

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rcstnkive Wirkug des indircktenLandtaeswahlrecht erkennbar, denn nurSteuerbuger uaren uahlberechtlgt. InrWahlbezrk St. Zeno kamen die lulwahlmänner des waldbauembundeszm Zue. Der Wahlbezirk St. Zeno hat-te 2 671 Seelen InsEesamt wählten 1893rn Sr Tpnn nnr ri4"qrcnpr?,hlpndp B,,r-ger. Davon üarcn 38 Anhänger de§waldbauembundes. Das bedeutet, 38Wahler haben stellvertretend für 2.6?1Seelen fünf wahlmänier sesielli.

Bereits 56'Wahlmänner (füi 31.500Seelen) konnten zwei Abseordnete hitMehrheii wahlpn Der w,fi lkrei q'It, u n -stein hatte 110 Wah]männer. Für Rei.chenha[ war bei derWahl 1893 bedeutsam. dass die Wahlmämer den Reichen-haller Bürgermeister Korad Prcsineervom Zentrum in den Landtae eewahlt

Die Sozialdemokraien spielten bei derLandtaeswahl in Reichenhall kerne Rolle SLe:hlten eßt 1905 e,Eene wahlmanner fur die LandtagsNaEl aul Erstäls 1906 lom Zentrum und SPD 1n ernem Zweckbündnis geeen die Libemlenein neues LandtassNählrecht mrtder erforle! hchen z\ipi.lriitelmphrteitdurchgesetzt worden war, stiee die Zahlder wahlberechtieten stark an wahlberechtist war nü. wer mudesters 300Mark Einkommen bro Jahr hatte Aüchdas wahlaännersyÄtem mde zugus-ten eines Direktwablsvstem abse-schaffi Abeeordnete uaren bis 19rg Dr.Einhauser und Dr. Zahnbrecher vom

Bar€mbund-/wäldbäu€mbundDer Bauernbund entsiänd I893 weeen

dFr Un,r+n.rlFnhFrr hrr .lem Tpntn,mzm BeispreL weeen der Ser]<LDs der(:Ffrerde,ölle DFr R:uFmh',nrl sf:nrl rnden meisten politischen Themen demZentrum nahe toizdem bekämDftensp sich erhiiteft Der Untem.hieä be-siand in der antikledkalen lIaltunE d€sBauembudes, in erner cesnersch;ft zuden Staatsbeamten sowie in der Forde-runs zur verbessemne der Foßirechte.Die wichtigstm Vertreter, die auch nachReichenhail kamen, warcn Dr. Kleitneraus München (früler Zentrum) und derbekannte Georg Eisenberser (Hutzen-auer) aus Rupolding. Eisenberyer varvon 1901 bis 1930 Vo$itzender desBav.rlschen Baü€frbundes Er warLaädtaEsabseordneter D der Zeit von1905 bß l9:0 und Rerchstassabeeordneter von 1919 bis 1932.

Im Reicherhalle. Talkessel waren dercastagerbauer Potschacher ud Sebasiian Leitner aus Karlstein die Organi-satoren für Versamülünoen Eine festeVerbandsebene gab es in"Bad Reichen-hall ni.ht Die Schwemunkte des Bau-embundes lagen rn mserer reeion 1mBezirksamt Tmunstein. Der Bauern-b'üd war die Keinuelle der späte.en

Bayerische volksparteiNur vier wochen nach dem Ende von

Kaisereich und Monarchie srundetesrch noch 1918 d1e BaverischeV-oikspartei (BVP) in Regensburg. Nahezu zeit-qleich wurde in Bäd Berchenhall derOnsrerband der BvP geerundei. An denGründunssmitsliedem lässt sich die Er-weiierung des politischen SpektMs

Alois Klotz vude 1. Vorsitzenderbisher aktiv im Gewerbeverein ud zeit-welsevorsitzender des Kufterelns so\,'ieVorsiand des cemeindekollegims.A]ois Klotz war bis 1933 die führendePprsonhchkert der B\rP Snäter wBr er2 ".f v.rcirTpn.lpr .lp§ ,<, rf;l r c.hpr I<a-

Alais Klotz

sinos Alois SDieldiener.Vorstandsmit-shed beim Kathohschen Kasino Mrde1918 zweiter Vorsitzender der örtlichenB\.P Justizrat Pfahlea seii 191? Leiierder Vaterländischen Partei (Partei desSiesfriedens), und Gewerbeteher Keil-berth, bisher den Nationalkonservativenzuzurcchnen, warcn bei der Gründugsveranstaltung dabei. Haupuehrer Fi-scher erklärte für seine liberalen Freude das Prosramm der B\? fur akzeDta-be1

Die 500 Personen, die dem Grün-dunesaufruf folgten,lassen auf ein breites politisches Spektm schließen. DasKatholische Kasino bestand Darallel zurBayerischen volksparier vditer verloraber seine bisheriee politische Domi-nau. Der evangelische StadtpfarerJäq€r wies den Vorwurf zurück, bei derneüen B\.P handle es srch m das altekatholische Zentrum, und wollte dasmit seiner Miiarbeii beweisen.

I\rf dle lhese.les nahtlosen uber-ganes sprach, dass die alten Zentrumsaboeoralieten sofort von der neuen B\?frir- dip Neüwahlen nomrniert MrrdpnAuch der KamDf der kathohschen Kir-che mrt starkei Unterstützuns der B\rPgegen die Auftebug der geisthchenschuiaufsrcht dürfie män.hen T,ibera-len enttäuscht haben.Deutschnationalevolkspartei (DlwP)

Nationallibemle Reste des älten Libe-ralenVereins und der kurzlebiEenvater-tandspartei srudeten 1919 fue orts-gruppe der DIWP Diese Gruppi€runewar organisatorisch ud pe4one11 stär-ker als die DVP HauDtakteure dieserGruppe waren Ritter !än Mam ud derFreihe lon Massenbach. Massenbachwar nach dem 1. Weltkdeg der Fü]rerder BürseMehr in Bad Reichenhail undkurzzertig von 1919 brs rS20 auch 2.Burq€rmeister Von diesem Amt trat erlqrR wipdpr ?"r'r.L n:.h.lpm djp R,'r-eer von Bad Reichenlall bei der Bü4er-meisteNahl von 1920 den amtierodenBürsemeister Sollner mit Ioher Stim-meMa im Amt bestairgt hatten.

BiügemeisteN.hl vor 1920Eßtmalig wude 1920 der Bürger

mejster von der Bevolkelug gewahltBrsher hatte das Gemeindekolteerumdie Bugermeister benamt, ob ehren-amtlich od€r hauptberufhch. Die Mehrheit des neuen Stadtrates war mit derAmtshihrog des bishe gen Bü4ermeisters Söltner, der seit 1900 im Amtvaa unzufrieden. Sie warfen ihm maneelnde Tathaft vor und meinten, er ha-

be nicht mehr die Kraft, Bad Reichenhau nach dem 1. wettkrieg aus der Krise zu führen. Sle elaubten auch, Sölnerwürde nach der Nominierue eines Ge-genkandidaten lreiwlllig zu"rucktreten,rvie der 2 BüFermeister von Massen-h..h sr.n ,ußF:re Der snatere Rezirk-samtmam Dr. Spenl<ucÄ rwrde vonStadhat den Büryem zur Wahl voree-schlagen. Die Meinuneen gingen dazuqner durch die ltaktioDen.

Es kam, nachdem sich Sölner auchzur WahI stel]te, zu einem heftigenwatlkampf, den es In dieser Eotr inBad Reichenhall noch ni.ht Aepebenhatte. Parteifreunde zerst tten sich öf-fentlich in Insemten darüber Eine breite Unteßiützug durch 120 angeseheDeBüryer der Siadt für Söllnerbrachte dieGegner i! die Defensive. Nach einemhohen Wahlslee von 80 Pmzent fürSöllne. tlat fteiher von Massenbachals 2. Büryermeister zunick. }[it ihmlegten neu Stadtäte ihr Mandat niede. Als Begründung gaben sie an, siehäiten nun nicht mehr dasvertrauen ih-

NSDAPA-a 30.?.1923 ]rude die Ortsgruppe

der NSDAP in Bad Reichenhail gegründet. Zu den Stadtratswahlen von 1924und 1929 trat die Partei mit keinem ei-genen Wahlvorschlag an. Nach demver-bot der Sozialdemohaten ud derSelbstauflösug der B\aP übemahmendie Nationalsozialisi€n mii 16 Siadilä-ten im JuIi 1933 ohne Neuwahl denStadtrat. Die Iilhrcnden Personen derNSDAP vor Ort waren der tr'oßtbeamteSichstein, der Postbeamte Randelshofersowie de. Salineninspektor FallbacherDen Höhepuk an Zustirrmug beiwahlen in Bad Reichenhal elzielte dieNSDAP 1932 im Ap l bei den Land-tasswahlen mit 30 Pmzent. Bei denRe"rchstagswahleD Im JuL stieg der An-teil ,uf 36 Prozent ba mehr wahlberechtigten weeen der Sornmeryäste. Beider Reichstagswahl im November fietdie NSDAP wieder auf die 30 Prozent

Ausblick aüf 1945Wähend der zwölf Jahre der Nazi

aliltatur waren alle konkuEierendenParteien verboten. Erst nach dem Zu-sammenbruch des Driiten Reichs 1945formieften sich die Dolitischen Kräfteneu. Mit Erlaubnis dei us-Militänegie-rog entstanden die alten Parteien, fastalle mit geänderten Namen. Nur die Sozialdemokraten behielten ihren alienNamen von 1892 bei.Von l}un an begannein neues Kapitel in der Pafteienge-

Geschichte de! neueslen Zeil 1886 1900

Handbuch der bayerischen Geschicht.Band Iv /1 2 (Maf, §pindler)

Bayerische Geschichte (Benno Hubenstei

Bayerns Geschichte im 20. Jahrhundert

Der GreMbote / Reichennaller GreüboieJah4änge 136§ bis 1933

100 Jahre Reiche.naU 1800-1900 SkriptAnt.n Kiimer lAmhlv der Städt Bad Rei

Bad Reichenhall vo! 1900 1925 ShiptAnton Kömer (Archiv der Stadt Bait Reichenhall) im Berchtesgadenei Land 1800-

Fotos: Archiv der stadt Bad Reichenhall