Kapitel 5/6 Seite 1 Kapitel 5 und 6 5. Die Glaubwürdigkeit der Zentralbank 5.1 Das Barro-Gordon Modell: Regelgebundene versus diskretionäre Geldpolitik 5.2 Optimale Politik bei Schocks: Trade Off zwischen Flexibilität und Glaubwürdigkeit 6. Geldpolitische Institutionen – Die Kunst des Mechanismusdesigns 6.1 Eine starre Regel à la Friedman 6.2 Delegation der Geldpolitik an einen konservativen Zentralbankchef 6.3 Der optimale Zentralbankkontrakt Literatur: Illing (1997), Kapitel 5 und 6 Blanchard/Illing (2006), Kapitel 24 (als Basis)
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Kapitel 5 und 6 - sfm.econ.uni-muenchen.de · Kapitel 5/6 Seite 3 5. Die Glaubwürdigkeit der Zentralbank Regelgebundene versus diskretionäre Geldpolitik Das Problem der Glaubwürdigkeit
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Kapitel 5/6 Seite 1
Kapitel 5 und 6
5. Die Glaubwürdigkeit der Zentralbank5.1 Das Barro-Gordon Modell:
Regelgebundene versus diskretionäre Geldpolitik5.2 Optimale Politik bei Schocks: Trade Off zwischen
Flexibilität und Glaubwürdigkeit
6. Geldpolitische Institutionen –Die Kunst des Mechanismusdesigns
6.1 Eine starre Regel à la Friedman 6.2 Delegation der Geldpolitik an einen konservativen Zentralbankchef 6.3 Der optimale Zentralbankkontrakt
Aber: Abweichungen aufgrund struktureller Ineffizienzen:
yy >*
→ Anreize zur TäuschungStrategische Interaktion zwischenZentralbank und privaten Akteuren→ Optimale Politik schwieriger zu charakterisieren!
●∆
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5. Die Glaubwürdigkeit der ZentralbankRegelgebundene versus diskretionäre Geldpolitik
Das Problem der Glaubwürdigkeit
Kydland/Prescott (1977) Modell dynamischer Konsistenz(Nobelpreis 2004)
Flexible, diskretionäre Politik führt zu inferioren Ergebnissen (First Best Politik ist keine teilspielperfekte Lösung)
Zeigt Bedeutung von bindenden Regeln (Commitment) in der Politik:
Odysseus und der verlockende Gesang der Sirenen: Odysseus ließseinen Gefährten die Ohren mit Wachs verstopfen und sich selbst am Mast seines Schiffes festbinden, um der Versuchung zu entgehen.
Barro/Gordon (1982): popularisierte Version
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5.1 Barro-Gordon ModellEin Spiel zwischen der Zentralbank und den Akteuren am Arbeits- und
Kapitalmarkt
1. Stufe Die Zentralbank kündigt eine bestimmte Geldpolitik an
2. Stufe Die privaten Akteure bilden ihre Inflationserwartungen und vereinbaren Kontrakte am Arbeits- bzw. Kapitalmarkt
3. Stufe Die Zentralbank führt eine bestimmte Geldpolitik aus
Ausgangspunkt: Zentralbank kündigt in Stufe 1 Politik der Preisstabilität (π=π*) an
Ist es für die privaten Akteure rational, in Stufe 2 dieser Ankündigung zu vertrauen(πe= π*)?
Problem: Trade Off für die Zentralbank verändert sich, sobald die Inflationserwartungen πe in Stufe 2 festgelegt sind
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5.1 Barro-Gordon Modell π
Lü LC
y*
πe
D
y
LD
y y De− = −π π
y
C
πeD
π∗
Ü●
D●
Ausgehend von C (mit πe=π*) kann Ü die Wohlfahrt steigern(C kann kein Gleichgewicht sein)
Aber auch Ü kann kein Gleichgewicht sein: Rationale Erwartungen →Im Gleichgewicht wird das Potentialniveau erreicht
Erst in Punkt D (mit πe=πd) besteht kein Anreiz mehr, die Inflation über die Erwartungen πe zu steigern
∆
Wegen struktureller Ineffizienz (∆>0):Anreize zur Überrschungsinflation:
Inflationsbias
Kapitel 5/6 Seite 6
5.1 Barro-Gordon Modell
C: Commitment Lösung
Ü: Überraschungsinflation
D: Diskretionäre Lösung
H: Kosten der Inflation zu hoch
C
Ü
D
H
πÜ(πe=0)
πD
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5.1 Barro-Gordon Modell
Reaktionsfunktion der Zentralbank:Optimale Strategie π (πe) fürunterschiedliche Inflationserwartungen
Nash-Gleichgewicht:π (πe)= πe = πd
Gleichgewicht bei rationalenErwartungen
πe = π
π(πe)
πe
π
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5.1 Barro-Gordon Modelles yy ππ −=−
πµ−=dy
Mathematische Analyse - Ein deterministisches Grundmodell
Aggregierte Nachfrage:
Kurzfristige Angebotsfunktion:
0* >∆=−yy
Ziel der Zentralbank ist, die gesamtwirtschaftliche Wohlfahrtsverluste zu minimieren: Zielfunktion:
π*: Inflationsziel y* angestrebtes Wachstum
Strukturelle Ineffizienz ∆
22 *)(*)( yybL −+−= ππ
b: Gewicht für reales Wachstum
Private Akteure versuchen, die Verluste aus Prognosefehlern zu minimieren: 2)( eE ππ −
0=− eE ππ→ Rationale Erwartungen:
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5.1 Barro-Gordon Modell
eπ
2222 )(*)(*)(*)( ∆−−+−=−+−= ebEEyybEEL ππππππ
A) Diskretionäre (teilspielperfekte) Lösung:Lösung via Backward Induction: Bestimme zunächst die optimale Politik in Stufe 3! Zentralbank minimiert Verluste bei gegebenen Erwartungen
Min ee yyyyyy ππππ −+−=−−+= **;
[ ]∆++
++
= e
bb
bπππ
1*
11
[ ]∆++
++
= e
bb
bE πππ
1*
11
→ Reaktionsfunktion:
Stufe 2: Private Akteure antizipieren das Verhalten der Zentralbank (ihre Reaktionsfunktion)Sie rechnen mit:
∆⋅+= be *ππ→ Rationale Erwartungen:
0,*,* =−∆⋅=−∆⋅+= yybb DDeD ππππ
2222 )1( ∆+=∆+∆= bbbbLD
Diskretionäre Lösung:
Inflationsbias b ∆
yC-y*= ∆
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5.1 Barro-Gordon Modell
0=− eE ππ
B) Commitmentlösung:
Die Zentralbank kündigt in Stufe 1 eine glaubwürdige Geldpolitik an:Min Zielfunktion unter der Nebenbedingung:
mit)]([*)(*)()( 22 ππλππ EyyEbELE e −+−+−= es yy ππ −=−
5.1 Barro-Gordon ModellComittment als Gleichgewicht bei unendlich wiederholten SpielenLohnt es sich, vom Comittment abzuweichen, wenn eineAbweichung in Zukunft Verlust an Glaubwürdigkeit zur Folge hat?
22∆=− bLL CD22
11
∆+
=− bb
LL ÜCVergleich der Lösungen:
b+>
− 11
1 δδ
b+>
21δ
Folk-Theorem: Bei unendlich wiederholten Spielen ist Comittmentein Gleichgewicht, sofern die Zukunft nicht zu stark abdiskontiert wird
Abwägen: langfristiger Nachteil > Kurzfristiger Vorteil ?Überraschungsinflation zahlt sich nicht aus, falls:
oder
ÜCCDt CDt LLLLLL −>−
−=−∑∞
=)(
1)(
1 δδδ
Aber: Auch viele andere Lösungen denkbar
Kapitel 5/6 Seite 13
5.2 Trade Off zwischen Flexibilität und Glaubwürdigkeit
Bislang: Deterministische Modelle → Rigide Bindung ohne KostenBei Schocks aber: flexible Stabilisierungspolitik wohlfahrtssteigernd! Trade Off
εππ +−=− es yy ( ) ( )E Varε ε σε= =0 2;
0* >−=∆ yy
ηπµ +−=dy ( ) ( ) 2;0 ησηη == VarE
22 *)(*)( yybL −+−= ππ
Kurzfristige Angebotsfunktion: mit
Aggregierte Nachfrage: mit
Stabilisierung von Angebots- und Nachfrageschocks erwünscht: Trade off!
Zielfunktion der Zentralbank:
y* Wachstumsziel π*: Inflationsziel
Strukturelle Ineffizienz
Rationale Erwartungen privater Akteure: 0=− eE ππ
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5.2 Trade Off zwischen Flexibilität und Glaubwürdigkeit
Spiel zwischen der Zentralbank und den privaten Akteuren (Spielstruktur unverändert)
1. Stufe Die Zentralbank kündigt eine bestimmte geldpolitische Regel an
2. Stufe Die privaten Akteure bilden ihre Inflationserwartungen πe
und vereinbaren Kontrakte am Arbeits- bzw. Kapitalmarkt
Dann ereignen sich Angebots- und Nachfrageschocks ε; η
3. Stufe Die Zentralbank führt eine bestimmte Geldpolitik aus: µ(ε, η)
Entspricht die Politik in Stufe 3 den Ankündigungen in Stufe 1?
Teilspielperfekte Lösung wieder durch Backward Induction!
5.2 Trade Off zwischen Flexibilität und Glaubwürdigkeit
Kapitel 5/6 Seite 15
A) Diskretionäre (teilspielperfekte) Lösung:Optimale Politik in Stufe 3: Zentralbank minimiert Verluste bei gegebenen Erwartungen eπ
22 )(*)( ∆−+−+−= εππππ ebEEL
[ ]∆+−+
++
= επππ e
bb
b 1*
11
Min
→ Reaktionsfunktion:
[ ]∆++
++
= e
bb
bE πππ
1*
11
Stufe 2: Private Akteure antizipieren das Verhalten der Zentralbank (ihre Reaktionsfunktion)Sie rechnen mit:
;
∆⋅+= be *ππ→ Rationale Erwartungen:
π π π π ε εDe
D Db b bb
y yb
= + ⋅ − = ⋅ −+
− =+
* , * ,∆ ∆1
11
22 )1(1
∆+++
= bbb
bLD εσ
Diskretionäre Lösung:Inflationsbias
Wohlfahrtsverlust aus Schocks
Wohlfahrtsverlust aus struktureller Ineffizienz und Inflationsbias
5.2 Trade Off zwischen Flexibilität und Glaubwürdigkeit
Kapitel 5/6 Seite 16
π
L’ L’’
y*
πe
D
f(ε;πe)
y
L’’’
y y De− = −π π
y
D πeD
π∗
Infla
tions
bias
b ∆
5.2 Trade Off zwischen Flexibilität und Glaubwürdigkeit
Kapitel 5/6 Seite 17
0=− eE ππ
B) Commitmentlösung:Die Zentralbank legt sich in Stufe 1 auf eine glaubwürdige Geldpolitik fest:Min Zielfunktion unter der Nebenbedingung:
)]([*)(*)()( 22 ππλππ EyyEbELE e −+−+−= εππ +−=− es yy
( )2
* λεππππ =∆−+−+− eb ε
mit
a) Wähle in Stufe 3 für jeden Schock ε die optimale Inflationsrate :
für alle
:
eπ
( )2λεππ =∆−+− ebE ∆−= b
2λ
π πCe = *
b) Bestimme die optimale erwartete Inflationsrate:
→ →
Commitmentlösung: π π ε εC Cbb
y yb
− = −+
− =+
* ;1
11
L bb
bC =+
+1
2 2
εσ ∆ L bb
b b L bD C=+
+ + = +1
12 2 2 2σε ( ) ∆ ∆
π πCe = *
Stabillisierungspolitikidentisch zum Fall y = y*
LC-LD identisch zurLösung ohne Schocks
Wohlfahrtsverlust aus struktureller Ineffizienz aus Inflationsbias
5.2 Trade Off zwischen Flexibilität und Glaubwürdigkeit
Kapitel 5/6 Seite 18
π
L’ L’’
y*
πe
D
f(ε;πe)
y
L’’’
y y De− = −π π
y
C
D πeD
π∗●
●
Kapitel 5/6 Seite 19
6. Design geldpolitischer InstitutionenWie könnte die Commitment-Lösung realisiert werden, die hinreichendeFlexibilität ermöglicht?
Mechanismen zur Regelbindung!
Reputationsmodelle: Theorie wiederholter Spieleunbefriedigend: Lässt offen, welches Gleichgewicht realisiert wird
Institutioneller Ansatz: Design von geeigneten SpielregelnVergleich unterschiedlicher institutioneller Regeln
Sind strikte oder flexible Regeln mit diskretionärem Spielraum überlegen?
Optimale Regel: Theorie des MechanismusdesignBeispiele: Wechselkursfixierung; Geldmengenregel; Taylorregel
Kapitel 5/6 Seite 20
6. Design geldpolitischer InstitutionenKonzeption eines optimalen Mechanismus:Wie sollten die Spielregeln gestaltet werden?
Principal Agent Problem:Gesellschaft (repräsentatives Wirtschaftssubjekt) will Preis- und Produktionsschwankungen vermeiden
Regierung
Zentralbank
A) An wen soll Geldpolitik delegiert werden? B) Rechenschaftspflicht der Geldbehörde (an Öffentlichkeit oder Regierung)
Zwei populäre Mechanismen
1) Delegantion an konservativen Zentralbanker (Bundesbank-Modell)2) Optimaler Zentralbankkontrakt (Neuseeland; Großbritannien)