Kapitel 10 Kapitel 10 Handelspolitik in Handelspolitik in Entwicklungsländern Entwicklungsländern Original von Iordanis Petsas begleitend zu ternationale Wirtschaft: Theorie und Politik, ternationale Wirtschaft: Theorie und Politik, 6. Auf von Paul R. Krugman und Maurice Obstfeld
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Kapitel 10 Handelspolitik in Entwicklungsländern Original von Iordanis Petsas begleitend zu Internationale Wirtschaft: Theorie und Politik, Internationale.
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Kapitel 10 Kapitel 10 Handelspolitik in EntwicklungsländernHandelspolitik in Entwicklungsländern
Original von Iordanis Petsas
begleitend zu Internationale Wirtschaft: Theorie und Politik,Internationale Wirtschaft: Theorie und Politik, 6. Auflage
Warum sind (und bleiben) einige Länder ärmer als andere?• Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Handelspolitik
vieler Entwicklungsländer etwa dreißig Jahre lang von der Überzeugung geprägt:
– dass der Schlüssel zur wirtschaftlichen Entwicklung in der Schaffung eines starken Industriesektors liege.
– dass der beste Weg zum Aufbau eines Industriesektors vorzugsweise durch den Schutz der einheimischen Branchen vor internationaler Konkurrenz gewährleistet werden könne.
• Gab es Fehlentwicklungen in den Entwicklungs-ländern wegen oder trotz dieser Politik?
Warum sind (und bleiben) die Menschen in einigen Ländern so viel ärmer als andere?• In allen Entwicklungländern gibt es nebeneinander sehr
unterentwickelt Wirtschaftszweige (in der Regel die Landwirtschaft) und hoch entwickelte Wirtschaftszweige, in denen auf internationalem Niveau produziert wird.
• Wird diese unerwünschte Entwicklung zum ökonomischen Dualismus von der Handelspolitik dieser Länder verursacht?
Was machen die erfolgreichen Entwicklungsländer besser?• Seit den 1960-er Jahren haben es einige Nationen mit
spektakulärem Wachstum geschafft, zu den entwickelten Nationen aufzuschließen.
• Welche Implikationen haben diese Erfolge für die Außenhandelspolitik?
Im 19. Jahrhundert erhoben die USA und Deutschland hohe Zölle auf Industriegüter, und auch Japan hielt bis in die 1970er Jahre hinein umfangreiche Importkontrollen aufrecht.
Vom Zweiten Weltkrieg bis zu den 1970er Jahren versuchten viel Entwicklungsländer den Aufbau ihrer Volkswirtschaften zu beschleunigen, indem sie den Import von Industrieprodukten beschränkten.
Das wichtigste theoretische Argument für dieses Vorgehen ist Erziehungszoll
Das Erziehungszollargument• besagt, dass neue Branchen in Entwicklungsländern
trotz eines potenziellen komparativen Vorteils bei der Industrieproduktion zunächst nicht mit den etablierten Branchen in den entwickelten Ländern konkurrieren können.
• Es ist daher sinnvoll, die Industrialisierung mit Hilfe zeitlich begrenzter Zölle oder Importquoten anzu-stoßen.
Marktversagen als Rechtfertigung für den Schutz junger Branchen• unvollkommene Kapitalmärkte: Wenn ein
Entwicklungs-land nicht über die nötigen Finanzinstitutionen (effiziente Aktienmärkte und Banken) verfügt, mit deren Hilfe Erspar-nisse aus den traditionellen Sektoren (Landwirtschaft) in die Finanzierung neuer Sektoren (Branchen) geleitet werden können, behindert die dadurch bedingte Einschränkung lau-fender Gewinnmöglichkeiten das Wachstum der neuen Branchen.
• Verwertbarkeit: Unternehmen einer neuen Branche erzeugen einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen,der nicht vergütet wird (Startkosten, Technologie an örtliche Umstände anpassen).
Importsubstituierende Industrialisierung wurde der aktiven Förderung von exportorientierten Industrien vorgezogen, weil• bis in die 1970er Jahre viele Entwicklungsländer ihre
Möglichkeiten Industrieprodukte zu exportieren skeptisch beurteilt haben.
• in vielen Fällen die importsubstituierende Industrialisierung auf einer Linie mit weit verbreiteten politisch-ideologischen Konzeptionen lag.
• Zölle Staatseinnahmen schaffen.
• man nicht gleichzeitig Importsubstitution und Exportförderung betreiben kann, da ein Zoll, der die Importe reduziert, zwangs-läufig auch das Exportvolumen senkt.
Resultate einseitiger Förderung: Probleme der importsubstituierenden Industrialisierung• Viele Länder, die diese Strategie verfolgten, zeigten keinerlei
Anzeichen für ein Aufschließen zu den fortgeschritteneren Ländern.
– Beispiel: Indien konnte in 20 Jahren ehrgeiziger Wirtschaftspläne, von 1950 bis Anfang der 1970er Jahre, sein Pro-Kopf-Einkommen um nur wenige Prozente steigern.
• Stattdessen führte importsubstituierende Industrialisierung zu:– hohen Effektivzöllen
– Verzerrung der Anreize – ineffiziente Produktionsmengen
– höherer Einkommensungleichheit und Arbeitslosigkeit
Probleme des Erziehungszolls• Es ist nicht vorteilhaft die Entwicklung von Industrien zu
forcieren, die erst später einen komparativen Vorteil besitzen werden.
– Beispiel: In den 1980ern wurde Südkorea zu einem Automobilexporteur, während in den 1960ern Kapital und ausgebildete Arbeitskraft nur unzureichend vorhanden war.
• Eine Protektion von Industriezweigen bringt keine Vorteile, sofern sie nicht zu Wettbewerbsfähigkeit führt
– Beispiel: Pakistan und Indien haben ihre Schwerindustrie jahrzehntelang vor Wettbewerb geschützt, konnten jedoch nur Exporterfolge im Bereich von Leichtindustrie und Textilien erzielen.
Das Harris-Todaro Model• stellt einen Zusammenhang zwischen der Landflucht
und der Arbeitslosigkeit her, der die Rechtfertigung einer Beschäftigungsförderung in der Industrie trotz der höheren Löhne widerlegt:
– Länder mit ausgeprägtem ökonomischen Dualismus weisen zugleich eine hohe Arbeitslosigkeit in den Städten auf.
– Eine Aufstockung der Industriearbeitsplätze führt zu einer derart großen Wanderung vom Land in die Städte, dass die städtische Arbeitslosigkeit noch zunimmt.
– Dies führt dazu das Ökonomen das Lohndifferenzial-argument als Rechtfertigung von Protektion ablehnen.
Handelspolitik als Ursache des ökonomischen Dualismus• Ausweitung des Lohndifferenzials:
– durch Effizienzlöhne– Durch Macht der Gewerkschaften, deren Industrien
durch Importquoten vor ausländischer Konkurrenz geschützt sind.
• übermäßige Kapitalintensität der Industrie:– durch Substitution von Arbeit durch Kapital– Kreditsubventionen (günstigere Investitionen in Kapital)– Subventionierung von Technologieimport
Industriepolitik in den aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens• Mehrere der höchst erfolgreichen Länder haben eine Politik
betrieben, die ausgewählte Industrien durch Handelspolitik aber auch zinsgünstige Darlehen und Förderung von Forschung und Entwicklung bevorzugt förderte.
• Die meisten Ökonomen beurteilen die Einflussmöglichkeit einer solchen Politik aus folgenden Gründen skeptisch:
– SWAV haben unterschiedliche Arten der Industriepolitik praktiziert, erreichten jedoch annähernd gleiche Wachstumsraten.
– die tatsächliche Wirkung der Industriepolitik dürfte nicht besonders groß gewesen sein.
– bestimmte industriepolitische Maßnahmen sind in Ländern, die ansonsten wirtschaftlich erfolgreich waren, eindeutig gescheitert.
Exportorientierte Industrialisierung: das ostasiatische Wirtschaftswunder
Die Handelspolitik von Entwicklungsländern soll zwei Zielen dienen: der Förderung der Industrialisierung und Überwindung der ungleichen Entwicklung der inländischen Wirtschaft.
Staatliche Maßnahmen zur Förderung der Industrialisierung werden oft mit dem Erziehungszoll gerechtfertigt.
Viele wenig entwickelte Länder haben eine Politik der importsubstituierenden Industrialisierung verfolgt.• Diese führte zu einer kostspieligen und ineffizienten
Die meisten Entwicklungsländer weisen einen ökonomischen Dualismus auf. • Duale Volkswirtschaften sind häufig durch eine hohe
Arbeitslosigkeit in den Städten gekennzeichnet.
Der Lohnunterschied zwischen den modernen und den traditionellen Sektoren wird bisweilen als Begründung für Zölle angeführt, die den Industriesektor schützen sollen.
Die SWAV sind nicht durch Importsubstitution industrialisiert worden, sondern durch den Export von Industrieprodukten.