Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite V-1 V Setzungen 21.10.2013 Belastung Δs (Sackung infolge Wasserzuführung) Setzung V Setzungen 1 Einführung Infolge äußerer oder innerer Einwirkungen (z.B. Bauwerkslast, Dammschüttung, Grundwasserabsenkung, Grundwasserströmung, Temperaturunterschiede) treten im Baugrund Verschiebungen auf. Ihre Größe, Richtung, Ursache sowie ihr zeitlicher Verlauf können sehr unterschiedlich sein, so dass zwischen Senkung, Sackung und Setzung differenziert wird. Eine Verschiebung ist die Lageänderung eines Bodenelements in beliebiger Richtung. Senkung: Eine Senkung ist die Verschiebung in Richtung der Schwerkraft infolge Materialentzug. Sie entsteht beispielsweise infolge eines Einbruchs in größerer Tiefe. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Ursachen lassen sich für die Ermittlung der Senkung keine allgemein gültigen Verfahren zur mathematischen Beschreibung angeben. Sackung: Eine Sackung ist die Verschiebung in Richtung Schwerkraft infolge einer lastunabhängigen Umlagerung des Korngerüstes bei starkem Durchnässen des Bodens. Abb. V-1 Last-Setzungsdiagramm Das Wasser, das sich in den Winkeln der Poren eines Korngerüstes um die Berührungspunkte der Körner sammelt, verursacht Haftkräfte. Diese scheinbare Kohäsion, die ein großes Porenvolumen bedingt, verschwindet infolge Wassersättigung oder Austrocknung. Dadurch wird eine Kornumlagerung möglich, die zu einer plötzlichen Verminderung des Rauminhaltes führt. Bei locker gelagerten Sandböden kann das Sackungsmaß bei Durchnässung bis etwa 5 % der Schichtdicke betragen, bei dicht gelagerten Sanden ca. 1 bis 2 %.
69
Embed
Kapitel 05 - Setzungen 12-02-09 - · PDF fileProf. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik
This document is posted to help you gain knowledge. Please leave a comment to let me know what you think about it! Share it to your friends and learn new things together.
Transcript
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite V-1
V Setzungen 21.10.2013
Belastung
Δs (Sackung infolge Wasserzuführung)
Set
zung
V Setzungen
1 Einführung
Infolge äußerer oder innerer Einwirkungen (z.B. Bauwerkslast, Dammschüttung,
Grundwasserabsenkung, Grundwasserströmung, Temperaturunterschiede) treten im
Baugrund Verschiebungen auf. Ihre Größe, Richtung, Ursache sowie ihr zeitlicher Verlauf
können sehr unterschiedlich sein, so dass zwischen Senkung, Sackung und Setzung
differenziert wird. Eine Verschiebung ist die Lageänderung eines Bodenelements in
beliebiger Richtung.
Senkung: Eine Senkung ist die Verschiebung in Richtung der Schwerkraft
infolge Materialentzug. Sie entsteht beispielsweise infolge eines Einbruchs in
größerer Tiefe. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Ursachen lassen sich für
die Ermittlung der Senkung keine allgemein gültigen Verfahren zur
mathematischen Beschreibung angeben.
Sackung: Eine Sackung ist die Verschiebung in Richtung Schwerkraft
infolge einer lastunabhängigen Umlagerung des Korngerüstes bei starkem
Durchnässen des Bodens.
Abb. V-1 Last-Setzungsdiagramm
Das Wasser, das sich in den Winkeln der Poren eines Korngerüstes um die
Berührungspunkte der Körner sammelt, verursacht Haftkräfte. Diese scheinbare Kohäsion,
die ein großes Porenvolumen bedingt, verschwindet infolge Wassersättigung oder
Austrocknung. Dadurch wird eine Kornumlagerung möglich, die zu einer plötzlichen
Verminderung des Rauminhaltes führt. Bei locker gelagerten Sandböden kann das
Sackungsmaß bei Durchnässung bis etwa 5 % der Schichtdicke betragen, bei dicht
gelagerten Sanden ca. 1 bis 2 %.
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite V-2
V Setzungen 21.10.2013
Setzung: Eine Setzung ist die lotrechte Verschiebung der Oberfläche oder
eines Punktes im Inneren des Bodens in Richtung der Schwerkraft infolge
einer Spannungsänderung. Setzungen ergeben sich aus einer
Gestaltsänderung und bzw. oder aus einer Volumenänderung. Die Anteile
infolge Gestaltsänderungssetzungen werden durch Schubspannungen bedingt.
Setzungen infolge Volumenänderung können als Verdichtungssetzungen
bezeichnet werden. Bei nichtbindigen Böden kommt es dabei zu einer
Erhöhung der Lagerungsdichte. Bei bindigen Böden wird das Porenwasser in
einem langandauernden Prozeß ausgepresst und damit das Porenvolumen
verkleinert.
Die Setzung von Böden setzt sich aus den drei Setzungsanteilen Sofortsetzung,
Primärsetzung (auch Konsolidierungsssetzung) und Sekundärsetzung (auch Kriechsetzung)
zusammen.
Die Sofortsetzung ist eine zeitunabhängige Setzung infolge der Anfangsschubverformung
und bzw. oder der Sofortverdichtung. Die Setzung infolge Anfangsschubverformung ist
die bei wassergesättigten bindigen Böden gesondert ermittelbare Setzung infolge einer
Belastung (volumentreue Gestaltsänderung). Der Setzungsanteil infolge Sofortverdichtung
ist der bei nicht wassergesättigten Böden unmittelbar nach Lastaufbringung auftretende
Setzungsanteil.
Abb. V-2 Setzungsanteile
Unter Primärsetzungen werden zeitlich verzögerte Konsolidiationssetzungen in bindigen,
wassergesättigten Böden infolge einer Spannungsänderung verstanden. Die
Konsolidierungsssetzungen sind mit einer Volumenminderung bedingt durch das
Auspressen von Porenwasser und Porenluft verbunden.
Set
zung
s
Zeit t
Primärsetzung
Sofortsetzung
Gesamt- setzung s
Sekundärsetzung
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite V-3
V Setzungen 21.10.2013
In einem bindigen, wassergesättigten Boden entsteht bei Aufbringung der
Spannungsänderung zunächst ein Porenwasserüberdruck u = . Aufgrund der
geringen Durchlässigkeit des bindigen Bodens strömt das Porenwasser nur langsam ab.
Mit dem abströmenden Porenwasser geht der Abbau des Porenwasserüberdruckes u
einher. Infolge der Abnahme des Porenwasserüberdruckes u erhöhen sich die wirksamen
Spannungen auf das Korngerüst und führen zu einer Zunahme der Setzung.
Bei nichtbindigen Böden treten wegen der hohen Durchlässigkeit die Primärsetzungen
bereits unmittelbar (zum Zeitpunkt t = 0) auf.
Sekundärsetzungen sind Kriechverformungen des Korngerüstes, die insbesondere bei
bindigen Böden auftreten.
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite V-4
Die Verformungen eines belasteten Bodenkörpers setzen sich aus reversiblen und
irreversiblen Anteilen zusammen. Die irreversiblen Verformungen sind auf
Volumenänderungen bzw. auf eine Verringerung des Porenraumes (bei wassergesättigten
Böden verbunden mit einer Abnahme des Wassergehaltes) zurückzuführen.
Die betragsmäßige Zusammendrückbarkeit des Bodens in Abhängigkeit von der
aufgebrachten Druckbelastung bei verhinderter Seitendehnung kann mittels eines
Kompressionsgerätes (Ödometer) ermittelt werden.
Abb. V-3 Ödometer (Kompressionsgerät)
Dabei wird eine ungestörte oder aufbereitete Bodenprobe in einen Metallring
(Probeaufnahmering) eingebaut. Der Metallring verhindert das seitliche Ausweichen der
Probe während der Belastung. Um versuchstechnische Ungenauigkeiten infolge
Wandreibung, unebenen Oberflächen usw. bei der Versuchsdurchführung zu minimieren,
wird im Allgemeinen ein Probendurchmesser gewählt, der fünfmal größer ist als die
Probenhöhe.
Das Porenwasser gesättigter Proben kann während der Versuchsdurchführung über
Filtersteine frei ab- bzw. zuströmen. Die Last wird als vertikale Kraft über eine Kopfplatte
(Druckplatte) in Stufen aufgebracht. Die letzte Laststufe sollte der in-situ Vorbelastung
zuzüglich der etwa 1,5-fachen Einwirkung des Bauwerkes, für das die anschließende
Setzungsbetrachtung durchgeführt wird, entsprechen. Neben Belastungen werden auch
Entlastungen untersucht. Während des Versuches werden die Setzungen zu verschiedenen,
Druckplatte
Filterdruckplatte
Filtersteine
Bodenprobe Probeaufnahmering
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite V-5
V Setzungen 21.10.2013
Zeit
Bez
ogen
e S
etzu
ng
Zeit t
=0h
Δh
log t
definierten Zeitpunkten gemessen. Als Ergebnisse des Versuches ergeben sich im
Wesentlichen eine Zeit-Setzungslinie und eine Druck-Setzungslinie.
Bei der Zeit-Setzungslinie wird die bezogene Setzung (auch Zusammendrückung oder
Stauchung), die sich aus der Ausgangshöhe der Bodenprobe h0 und der gemessenen
Setzung h ergibt, über die Zeit für die jeweilige Laststufe aufgetragen. Dabei wird die
Zeitachse entweder linear oder logarithmisch dargestellt.
a) b)
Abb. V-4 Zeit-Setzungslinie a) lineare Zeitachse, b) logarithmische Zeitachse
Mittels der Zeit-Setzungslinie und dem Modellgesetz können die drei Setzungsanteile
bestimmt und der zeitliche Verlauf der in-situ Setzungen abgeschätzt (siehe Abschnitt 5.5)
werden.
Abb. V-5 Zeit-Setzungskurve für einen bindigen Boden
Bez
ogen
e S
etzu
ng
Zeit log t
Tangente an den Wendepunkt des s-förmigen Teils der Zeit-
100 % der Gesamtsetzung
100 % der Primärsetzung Verlängerung der Geraden
0h
Δh
¼ t1 ¼ t2 t1 t2 0% der Primärsetzung
a b a
Sofortsetzung
Primärsetzung
Sekundärsetzung
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite V-6
V Setzungen 21.10.2013
Die Primärsetzung (Konsolidierungsssetzung) beginnt bei bindigen Böden nicht
unmittelbar nach Lastaufbringung (t = 0), sondern es stellt sich zuvor die Sofortsetzung
ein. Der Übergang von Sofortsetzung zu Primärsetzung ergibt sich aus der
modelltheoretischen Annahme, dass die Zeit-Setzungslinie einen parabelförmigen Verlauf
in der Anfangszeit aufweist. Wird für den beliebigen Zeitpunkt ¼ t1 die Differenz der
bezogenen Setzung a
11
0 0
th ha (t t ) (t )
h h 4
(Gl. V-1)
von der Zeit-Setzungslinie vertikal in Richtung Zeitachse aufgetragen, ergibt sich ein
Zwangspunkt für eine Parallele zur Zeitachse. Diese Linie ist die Nullachse für die
Primärsetzung (0% Primärsetzung). Zur Kontrolle kann für einen weiteren Zeitpunkt t2 ein
Punkt konstruiert werden, der ebenfalls auf der Parallelen liegen muss.
Die Grenze zwischen Primärsetzung und Sekundärsetzung ergibt sich aus dem
Schnittpunkt der Tangente am Wendepunkt des s-förmigen Teils der Zeit-Setzungslinie
und der geraden Verlängerung der Zeit-Setzungslinie im Endzustand.
Abb. V-6 Druck-Setzungslinie (linearer Maßstab)
Bei der Druck-Setzungslinie wird auf der Abszisse die im Versuch aufgebrachte Belastung
linear oder logarithmisch aufgetragen. Die Ordinate beinhaltet die bezogene Setzung . Hierbei ist zu beachten, dass nur Änderungen der wirksamen Spannungen ’ Setzungen
hervorrufen können.
Δσ’
Δ
Bez
ogen
e S
etzu
ng
Belastung σ´
=0h
Δh
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite V-7
V Setzungen 21.10.2013
Statt der bezogenen Setzung kann bei der Auswertung des Druck-Setzungsdiagrammes
die Porenzahl e aufgetragen werden. Damit ergibt sich ein Druck-Porenzahldiagramm. Die
bezogene Setzung lässt sich mittels Gleichung V-2 in die Porenzahl e überführen.
0
0 0 0
e eh e
h 1 e 1 e
0 0e e (1 e ) (Gl. V-2)
Feste Phase
e
e
h0 h
h
e0
1
Zusammendrückung infolge’
Abb. V-7 Beziehung zwischen Porenzahl e und bezogener Setzung
Dabei entspricht die Porenzahl e0 dem Wert der Bodenprobe vor Versuchsbeginn (e0 für
= 0). Die Porenzahl e0 wird folglich durch eine Verringerung des Porenvolumens auf den
Wert e reduziert.
Erstbelastung
Wiederbelastung
Entlastung
Spannung ��
D s¢
D e
ee
ep
e
Bez
og
ene
Set
zun
g�
s1¢
Abb. V-8 Erstbelastung, Wiederbelastung und Entlastung
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite V-8
V Setzungen 21.10.2013
Bei einer Entlastung der Bodenprobe von ’1 auf ’ = 0 ergibt sich eine Entlastungskurve,
die mit einer Zunahme der Porenzahl einhergeht. Eine erneute Wiederbelastung des
Bodens führt bis ’1 zu einer Wiederbelastungskurve und anschließend wieder zur
Erstbelastungskurve. Eine Entlastung führt dabei nicht zu einer vollständigen Rückbildung
der bezogenen Setzung. Es verbleibt eine plastische Zusammendrückung P
Abb. V-9 Berechnung des Steifemoduls Es aus dem Druck-Setzungsdiagramm
Aus der Neigung der Sehne im Druck-Setzungsdiagramm (linearer Maßstab) ergibt sich
der Steifemodul Es. Der Steifemodul ist somit spannungsabhängig.
s
'E
(Gl. V-3)
Der Kehrwert zum Steifemodul Es wird als Verdichtungsziffer mv bezeichnet.
Analog zur Abbildung V-8 wird unterschieden zwischen einem Steifemodul für
Erstbelastung Es,E, Wiederbelastung Es,W und Entlastung Es,Ent.
Wird der Boden nach einer Entlastung wieder belastet, so zeigt er bis zum Erreichen der
ursprünglichen Last ein steiferes Verhalten als beim Steigern der Last darüber hinaus. Der
Steifemodul für die Wiederbelastung Es,W ist folglich größer als der Steifemodul für die
Erstbelastung Es,E.
Der Aushub einer Baugrube stellt beispielsweise eine Entlastung des Untergrundes dar.
Die Setzung infolge Bauwerkseigengewicht o.ä. erfolgt daher bis zum Erreichen der
Aushublast unter Berücksichtung des Steifemoduls für Wiederbelastung.
Δ Bez
ogen
e S
etzu
ng
σ´
Δσ´
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite V-9
V Setzungen 21.10.2013
Erst nach Überschreiten der Aushublast ergibt sich die weitere Setzung unter Ansatz des
Steifemoduls für Erstbelastung.
Abb. V-10 Kompressionsbeiwert CC
In einem Druck-Porenzahldiagramm mit logarithmischer Auftragung der Spannung kann
für den Bereich der Erstbelastung die Beziehung zwischen Spannung und Porenzahl
näherungsweise als Gerade mit der Steigung CC beschrieben werden. CC wird dabei als
Kompressionsbeiwert bezeichnet:
C
eC
log '
(Gl. V-4)
Aus Abbildung V-10 ergibt sich für die Porenzahl e:
1 C 1 C 11
e e C log e C (log log )
(Gl. V-5)
Mit den Gleichungen V-2, V-3 und V-5 ist es möglich, den Steifemodul Es als Funktion
vom Kompressionsbeiwert CC darzustellen:
0s
2C
1
(1 e )E
C log
(Gl. V-6)
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite V-10
V Setzungen 21.10.2013
Analog kann bei einer Entlastung die Hebung näherungsweise mit dem Schwellwert Cs
nach
2 S 2 S 22
e e C log e C (log log )
(Gl. V-7)
bestimmt werden, wenn gilt ’ < ’2.
Der teilweise große Anteil der Sofortsetzung an der Gesamtsetzung (im tertiären
Frankfurter Ton 50 – 70 % bei Rohbaufertigstellung) infolge der Anfangsschubverformung
kann sich im Kompressionsversuch wegen der verhinderten Seitendehnung nicht
einstellen. Für die Abschätzung der Sofortsetzung eignet sich der Triaxialversuch.
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite V-11
V Setzungen 21.10.2013
3 Steifemodul
Der Steifemodul Es ist eine der maßgebenden Größen bei der Setzungsermittlung. Er ist
nicht konstant sondern ein spannungsabhängiger Parameter.
Abb. V-11 Spannungen an einem Bodenelement
Für ein Bodenelement mit den Abmessungen dx, dy und dz und der Poissonzahl ergeben
sich die Dehnungen bei Annahme der Gültigkeit der Elastizitätstheorie mit dem
Hooke’schen Gesetz zu:
11 2 3( )
E E
(Gl. V-8)
22 1 3( )
E E
(Gl. V-9)
33 1 2( )
E E
(Gl. V-10)
Bei verhinderter Seitendehnung gilt = 3 = 0 und 2 = 3. Damit lässt sich für die
horizontalen Spannungen 2 bzw. 3 schreiben:
33 1 2( ) 0
E E
2 3 1 0 1K(1 )
(Gl. V-11)
Der Faktor K0 wird als Erdruhedruckbeiwert bezeichnet (siehe Kapitel „Erddruck“), der
hier mit der Modellannahme der Elastizitätstheorie ermittelt wurde.
σ1
σ2 σ3
dx
dz
dy
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite V-12
V Setzungen 21.10.2013
Zwischen dem Elastizitätsmodul E nach dem Hooke’schen Gesetz und dem Steifemodul Es
bei verhinderter Seitendehnung lässt sich somit folgender Zusammenhang herstellen:
11 2 3( )
E E
(Gl. V-12)
1 1 0 1 0 1
10
1
1
1( (K K )
E
(1 2 K )E
2 ²1
E 1
1 2 ²
E 1
11
sE
(Gl. V-13)
s
1E E
1 2 ²
(Gl. V-14)
Die Setzungsberechnungen erfolgen im Allgemeinen mit einem für eine Bodenschicht
konstanten Steifemodul. Für genauere Betrachtungen kann es jedoch erforderlich werden,
die Tiefenabhängigkeit des Steifemoduls infolge des zunehmenden Überlagerungsdruckes
zu berücksichtigen. Für den Erstbelastungssteifemodul Es,E des Frankfurter Tons gilt
beispielsweise folgende Näherung:
s,E s,0E E 1 z (Gl. V-15)
mit: Es,E Steifemodul für Erstbelastung [MN/m²]
Es,0 Steifemodul in der Gründungssohle [MN/m²]
Es,0 = 7 MN/m²
Steigungsmaß [1/m]
= 0,35 m-1
z Tiefe unter der Gründungssohle [m]
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite V-13
V Setzungen 21.10.2013
4 Setzungsermittlung
4.1 Allgemeines
Bei den rechnerischen Verfahren zur Bestimmung der Setzungen wird im Allgemeinen ein
für eine Bodenschicht konstanter mittlerer Steifemodul angesetzt. Dabei wird der
Steifemodul durch eine Sehne in der versuchstechnisch bestimmten, nichtlinearen Druck-
Setzungslinie angenähert.
b
d
KennzeichnenderPunkt
Einflusstiefe
V
â
å
z
Mittlere Sohlnormalspannung
Spannungen aus Bauwerkslastabzüglich Aushub zur Ermittlungder Setzungen infolge Erstbelastung
Druck-Setzungslinie ausKompressionsversuch
in-situ
in-situ
E = tans �
� � �’ = ’ - · d1 0
�’ =0
� �’ = ’ · i1
�’
V
a · b
= d+z)����’
�’
�’
�’1
�’
in-situ= · z��’
�’0
Abb. V-12 Setzungsberechnung für eine homogene Schicht
Für die Ermittlung der setzungserzeugenden Spannungen, die infolge der Entlastung durch
den Baugrubenaushub bzw. infolge der Belastung durch das Bauwerk zusätzlich im
Baugrund auftreten, und den daraus resultierenden Setzungen wird der Baugrund als ein
homogener, isotroper, elastischer Körper mit einer unendlich ausgedehnten Oberfläche in
Höhe der Gründungssohle aufgefasst (Elastizitätstheorie).
Für Linienlasten, Streifen- und begrenzte Flächenlasten bei gleichmäßiger und
dreieckförmiger Belastung kann die Verteilung der lotrechten Normalspannung ’z unter
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite V-14
V Setzungen 21.10.2013
einem beliebigen Punkt innerhalb und außerhalb der Lastfläche mittels der so genannten i-
Tafeln ermittelt werden (siehe Kapitel „Spannungen im Boden“).
Die Setzung s ergibt sich nach Gleichung V-13 als Integral der bezogenen Setzungen über die Tiefe z zu:
2 2 2
1 1 1
z z z
zz z
s sz z z
1s dz dz dz
E E
(Gl. V-16)
Zur näherungsweisen Lösung des Integrals (Gl. V-16) ist es ausreichend, die
Spannungsverteilung in Teilabschnitte mit der Dicke di zu zerlegen und für jeden
Teilabschnitt die gemittelte setzungserzeugende Spannung ’zi zu ermitteln.
Ds z1¢
Ds z2¢
Ds z3¢
Ds z4¢
Ds z5¢
d1
d2
d3
d4
d5
ES,II
ES,I
Schluff
Ton
Abb. V-13 Idealisierung der Spannungsverteilung
Damit ergibt sich die Gesamtsetzung vereinfacht zu:
zii
i si
s dE
(Gl. V-17)
Bei der Setzungsermittlung werden die setzungserzeugenden Spannungen in den Erst- und
in den Wiederbelastungsanteil aufgeteilt. Darüber hinaus wird, z.B. für die Betrachtung der
in der Umgebung der setzungserzeugenden Last auftretenden Verschiebungen, die
Entlastung des Bodens infolge Aushub berücksichtigt, wenn die zugehörigen
Massenbewegungen verschiebungsrelevant sind.
Prof. Dr.-Ing. Rolf Katzenbach Direktor des Institutes und der Versuchsanstalt für Geotechnik der TU Darmstadt Studienunterlagen Geotechnik Seite V-15
V Setzungen 21.10.2013
Für die Verschiebungsermittlung unter Berücksichtigung aller drei Einflüsse ergibt sich