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22 Kammer kompakt BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■
Reifeprüfung Silomais – 3. Mitteilung
Die Abreife ist weiterhin verhaltenDie wöchentlichen Zuwächse
beim Trockensubstanzgehalt der Gesamtpflanzen im Mittel von
1,4 % aller beprobten Standorte in Schleswig-Holstein zeigen,
dass die Maisbestände in diesem Jahr wei-terhin verzögert abreifen.
Erklärbar ist dies mit den vielen Niederschlä-gen und der geringen
Sonnenein-strahlung. Neben regional unter-schiedlichen klimatischen
Einflüs-sen führen auch Anbaubedingun-gen, Düngung,
Bestandesdichten, Bodenqualitäten und die angebau-te Sorte zu einem
regional unter-schiedlichen Abreifeverhalten.
Im Norden gab es einen Zuwachs der Trockensubstanz (TS) im
Mit-tel von 2,0 %, ermittelt von den Standorten Wallsbüll (SL),
Husum (NF), Scholderup (SL), Dannewerk (SL) und Schuby (SL). Im
südlichen Landesteil hat die Abreife im Mit-tel nur um 0,7 % zur
Vorwoche auf den Standorten Krumstedt (HEI), Futterkamp (PLÖ),
Barkhorn (RD), Hemdingen (PI) und Leezen (SE) zugenommen. Die
deutlich gerin-geren Zuwächse im Süden sind mit den fehlenden
wöchentlichen Zu-wächsen der Standorte Barkhorn und Krumstedt zu
erklären. Die
Pflanzen zur Beprobung waren vollgesogen mit Wasser, wie das
Häckselgut bereits schon zeigte. Mit Blick auf die Witterung kann
es jedoch bei anhaltend trocke-ner und warmer Witterung zu
wö-chentlichen Zunahmen von 2 bis 3 % des TS-Gehaltes kommen.
Nie-derschläge können allerdings den TS-Zuwachs auch stoppen.
Nach wie vor gilt es, Ruhe zu be-wahren, die Bestände sind noch
grün, vital und gesund und die Kol-ben oftmals noch nicht reif. Bei
ei-ner zu frühen Ernte ist der Kolben noch nicht voll ausgebildet
und es kommt zu Verlusten bei der Kon-servierung, bei Qualität und
Ertrag. Müssen Maisbestände vorzeitig ge-erntet werden, sollte die
Häcksel-höhe angehoben werden. Dies kann auf Qualität und TS-Gehalt
positiv einwirken. Mit 10 cm län-geren Stoppeln nimmt der
Trocken-
substanzgehalt um etwa 1 % zu, auch die
Energie-konzentration erhöht sich um rund 0,1 MJ NEL/kg
Tro-ckenmasse. Der Rohfaser-gehalt verringert sich dage-gen.
Allerdings nimmt auch die Strukturwirkung im Fut-ter ab und der
Masseertrag sinkt. In diesem Jahr ist über das höhere Häckseln bei
vorzeitiger Ernte nach-zudenken. Sickersaft kann vermindert und der
Stärke-gehalt etwas angehoben werden. Doch sollte die
Be-fahrbarkeit der Ackerflä-chen bei der Ernte gege-ben sein.
Die hier aufgeführten Ergeb-nisse der Reifeprüfung dienen der
Orientierung. Die regional auftre-tenden Unterschiede in
Entwick-lung und Witterung erlauben es nicht, die aufgezeigten
Abreifeda-ten als Richtwerte für eigene Mais-flächen anzusehen.
Weitere Informationen sind im Internet unter www.lksh.de >
Landwirtschaft > Ackerkulturen > Mais zu finden. Die nächste
Mel-dung zur Reifeprüfung erscheint kommende Woche im
Bauernblatt.
Dr. Elke GrimmeLandwirtschaftskammer
Arbeitnehmerdeputierte treffen sich in Futterkamp
Öffentlichkeitsarbeit trifft ArbeitsorganisationDie
Arbeitnehmerdeputierten der Landwirtschaftskammer Schleswig-
Holstein trafen sich auf Einladung der Gewerkschaft IG Bauen Agrar
Umwelt kürzlich im Lehr- und Versuchszentrum der
Landwirtschaftskammer (LVZ) in Futterkamp.
Claus-Peter Boyens, Leiter des LVZ Futterkamp, stellte den
De-putierten die Entwicklung vor und richtete besonderes Augenmerk
auf aktuelle Herausforderun-gen. Themen wie Digitalisierung, Dünge
verordnung und Mitarbei-tergewinnung werden zukünftig
neben Tierhaltungssystemen so-wie Aus- und Weiterbildung eine
entscheidende Rolle spielen. Mit der Baulehrschau, in der die
neus-ten Entwicklungen in der Stall-technik regelmäßig gezeigt
wer-den, hat sich der Standort be-reits einen Namen gemacht.
Doch
auch im Bereich Öffentlichkeitsar-beit leistet Futterkamp viel:
Neben dem Tag der offenen Tür und den agrarpädagogischen
Klassenfahr-ten, wo Landwirtschaft zum An-fassen geboten wird,
werden auch Schulungen von Fleischereifach-verkäufern angeboten,
durch die
Die Silomaisernte lässt noch auf sich warten. Foto: Dr. Elke
Grimme
Tabelle: Ergebnisse der Reifeprüfung Silomais vom 11. September
2019
Trockensubstanz der Gesamtpflanze in %
Siloreifezahl
S 210 S 220 S 230 S 250
Wallsbüll (SL) 26,2 24,5 25,1 24,7Scholderup (SL) 27,1 24,8 25,0
24,9Schuby (SL) 30,5 28,0 28,5 29,0Dannewerk (SL) 28,6 28,3 27,7
26,3Husum (NF) 28,9 26,9 25,9 26,9Barkhorn (RD) 27,4 27,8 27,6
27,1Krumstedt (HEI) 24,6 25,5 24,3 24,0Futterkamp (PLÖ) 26,7 27,3
25,8 26,3Hemdingen (PI) 29,9 29,2 26,8 29,1Leezen (SE) 27,4 26,4
25,9 26,2
15
20
25
30
35
40
16.8. 22.8. 28.8. 4.9. 11.9 18.9. 25.9.
% T
rock
en
sub
stan
z
Datum
Reifeprüfung Mais 2019 −Südlicher Landesteil SH2017 2018
2019
15
20
25
30
35
40
16.8. 22.8. 28.8. 4.9. 11.9 18.9. 25.9.
% T
rock
en
sub
stan
z
Datum
Reifeprüfung Mais 2019 - Nördlicher Landesteil SH
2017 2018 2019
Grafik 1: Reifeprüfung Mais 2019 – nördlicher Landesteil
15
20
25
30
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40
16.8. 22.8. 28.8. 4.9. 11.9 18.9. 25.9.
% T
rock
en
sub
stan
z
Datum
Reifeprüfung Mais 2019 −Südlicher Landesteil SH2017 2018
2019
15
20
25
30
35
40
16.8. 22.8. 28.8. 4.9. 11.9 18.9. 25.9.
% T
rock
en
sub
stan
z
Datum
Reifeprüfung Mais 2019 - Nördlicher Landesteil SH
2017 2018 2019
Grafik 2: Reifeprüfung Mais 2019 – südlicher Landesteil
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23Kammer kompakt■ BAUERNBLATT | 21. September 2019
diese in die Lage versetzt werden, ihren Kunden Hintergründe
rund um die Tierhaltung direkt an der Ladentheke weiterzugeben.
Bei einer Führung durch den Milchviehstall stellte sich Imke
Jun-ge, Kammerberaterin in der Rinder-haltung, den Fragen der
Arbeitneh-
merdeputierten zu Hal-tung und Abläufen. Dabei ging sie
insbesondere auf die Arbeitsorganisation in diesem Bereich ein. Die
He-rausforderung, den Tieren, Mitarbeitern und dem
be-triebswirtschaftlichen Er-trag gleichermaßen ge-recht zu werden,
erforde-re gut durchdachte orga-nisatorische Strukturen, so
Junge.
Der stellvertretende Geschäftsführer Dr. Mar-kus Coester
lieferte einen Rundumblick über die ak-tuellen Entwicklungen und
Arbeitsbereiche der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein.
In seinem Abschlussstatement machte Vizepräsident Arno
Cars-tensen deutlich: „Futterkamp ist ein wichtiger Vorzeigebereich
für unsere Landwirtschaftskammer. Hier gelingt es, neben der
Aus-
und Weiterbildung tragfähige Brü-cken zu Verbrauchern und
Gesell-schaft zu schlagen und für die Pra-xis gangbare
Lösungsansätze in der Tierhaltung aufzuzeigen.“
Solveig OhlmerLandwirtschaftskammer
Ernte von Äpfeln, Birnen und Pflaumen hat begonnen
Unterdurchschnittliche Erträge erwartet Die ersten Augustäpfel
sind ge-pflückt und die Ernte von Birnen und Pflaumen folgt. Damit
kön-nen der Einkauf sowie das Selbst-pflücken von lokalem Kern- und
Steinobst, am besten direkt beim regionalen Erzeuger, beginnen.
Informationen, wo sich die Er-zeuger in Schleswig-Holstein
be-finden, gibt es unter
https://www.lksh.de/fileadmin/PDF_Downloadcenter/Flyer_
Broschueren/Verbraucher/Flyer_ Direktvermarkter_Obst_SH.pdfAufgrund
von Frostnächten im Mai und April sowie geringer Aktivität der
Bestäubungsinsek-ten zum Blühzeitpunkt ist der Fruchtansatz bei den
genann-ten Obstsorten nur unterdurch-schnittlich. Das derzeit
wüchsi-ge Wetter kann jedoch noch zu durchschnittlichen Erträgen
füh-ren. Zurzeit schätzt das Statisti-kamt Nord bei Äpfeln einen um
9 %, bei Birnen einen um 5 % und bei Pflaumen einen um
6 % geringeren Ertrag als im sechs-jährigen Durchschnitt.Der
Anbau von Äpfeln findet in Schleswig-Holstein auf einer Flä-che von
zirka 480 ha statt. Die wichtigsten Apfelsorten sind ,Elstar‘,
,Holsteiner Cox‘, ,Jona-gold‘ und ,Braeburn‘. Birnen und
Pflaumen werden hingegen auf jeweils zirka 20 ha geerntet.
Äpfel, Birnen und Pflaumen eig-nen sich bestens zum rohen und auch
gekochten Verzehr. Aus ih-nen können beispielsweise Mar-melade und
Kompott zuberei-tet werden. Obst enthält viele verschiedene
Vitamine, Spuren-elemente und Mineralstoffe. Nele Daumann Tilmann
Keller Obstbauversuchsring des alten Landes e. V.
Durch kalte Nächte bekommen die Äpfel eine rote Färbung. Äpfel
zum Selberpflücken gibt es beim heimischen Erzeuger. Foto: Nele
Daumann
Kreisbereisung nach Dithmarschen
Erneuerbare Energien und MeerIn diesem Jahr führte die
Kreis-
bereisung der Landwirtschafts-kammer in den Kreis Dithmarschen
und war zu Gast bei Tim Brandt, Geschäftsführer des Unterneh-mens
Wind to Gas Energy in Bruns-büttel. Im Fokus standen Themen, die
speziell die Region betreffen, aber auch überregionale Strahl-kraft
haben. Was noch Zukunfts-musik scheint, macht das
Energie-unternehmen heute schon vor. Es hat einen Weg gefunden, aus
Er-
neuerbaren Energien Wasserstoff für die Zapfsäule zu
erzeugen.
Mitunter sind landwirtschaftli-che Betriebe auch Eigentümer oder
Miteigentümer von Windkraftan-lagen. Nach dem Auslaufen der
EEG-Vergütung suchen einige nach einer alternativen Verwendung
ih-res „Windstroms“. Wie dies funkti-onieren kann, lesen Sie auf
den Sei-ten 44 bis 46.
Daniela RixenLandwirtschaftskammer
Energieberater Dirk Wietzke, Vorstandsmitglied Heino Hansen,
betriebswirtschaftlicher Berater Sönke Harders,
Kammergeschäftsführer Peter Levsen Johannsen, Tim Brandt,
Präsidentin Ute Volquardsen, Vizepräsident Arno Carstensen, Eike
Brandt, Repräsentantin der Kammer des Kreises Dithmarschen, sowie
Pressesprecherin Daniela Rixen informierten sich über die Erzeugung
von Wasserstoff sowie Wasserstofftankstellen und Fahrzeuge (v. r.).
Foto: Nele Daumann
Besonders die Kälber hatten es den Arbeitnehmervertretern
angetan.
Arno Carstensen, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer, lud
die Arbeitnehmerdeputierten in das Lehr und Versuchszentrum
ein.
Leiter des LVZ Futterkamp, ClausPeter Boyens, informierte über
die Entwicklungen und Herausforderungen. Fotos: Solveig Ohlmer
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24 Finanzen BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■
Wenn die Hofnachfolge ungewiss ist
Offene Fragen möglichst früh klären
Wie sollen sich Betriebe bei un-gewisser Hofnachfolge
verhal-ten? Welche Beratung benötigen sie? Mit diesen brisanten
Fragen hat sich ein Beraterseminar der Landwirtschaftskammer jüngst
in Rendsburg beschäftigt. Die Thema-tik wurde aus drei
verschiedenen Perspektiven, betriebswirtschaft-lich, rechtlich und
steuerlich, be-leuchtet und anschließend jeweils mit den
Teilnehmern verschiedener Beratungsinstitutionen diskutiert.
Betriebswirtschaftliche Perspektive
Enno Karstens, Fachbereichslei-ter für Beratung in der
Landwirt-schaftskammer, stellte die betriebs-wirtschaftliche Sicht
dar. Vorweg stellte er einige Thesen auf: Je frü-her Klärungen in
Sachen Hofüber-gabe erfolgen, desto besser kön-nen sich die Familie
und Beratung darauf einstellen. Ist die Hofnach-folge ungewiss,
sind fachlich zum Teil sehr komplexe Fragestellungen zu
beantworten. Neben der Fach-beratung ist der „Faktor Mensch“ von
besonderer Bedeutung. Ins-besondere die Beziehungsebe-ne ist von
Relevanz. Ärger, Zunei-gung, Antipathie, Bedürfnisse,
un-geschriebene Gesetze, Tabus, Ver-trauen, Misstrauen oder
Ähnliches können ein grundsätzlich gutes Konstrukt, das in der
Familie mit Argumenten und schlüssigen In-halten erarbeitet wurde,
zum Ein-sturz bringen oder eben auch ge-lingen lassen. Dazu müssen
sich alle Beteiligten ihrer Rollen und ihrer
Verantwortung bewusst sein. Und auch das ist wichtig: Diese
Rollen und Verantwortungen werden sich im Laufe des
Übergabeprozesses in der Regel grundlegend verändern. Sehr
schwierig wird es insbesonde-re auch dann, wenn die Beteiligten zum
Beispiel krank oder auf ande-re Art und Weise gehandicapt sind.
Drei klassische Problemfelder bei ungewisser Hofnachfolge wurden
im Seminar thematisiert:
● Der Hof hat keine wirtschaftliche Perspektive.
● Es gibt keinen Nachfolger in der Familie, eine außerfamiliäre
Hof-nachfolge kommt infrage.
● Es gibt zwei oder mehrere poten-zielle Hofnachfolger, die
gerne den Hof übernehmen möchten – eine Entscheidung steht an.
Enno Karstens empfahl, den ers-ten Punkt mithilfe des
Leitfadens
der sozioökonomischen Beratung zu bearbeiten. Dieser kann
Grund-lage für die Entscheidung der Fa-milie bei der Frage sein, ob
der Betrieb weitergeführt, auf einen Nebenerwerbsbetrieb umgestellt
oder aufgegeben werden soll.
Bei einer außerfamiliären Hof-übergabe sind verschiedene Pha-sen
bis zur endgültigen Übergabe zu durchlaufen. Eine kleine
Check-liste für potenzielle familienfremde Übernehmer hilft
Interessierten zu klären, ob so ein Prüfungsprozess infrage kommt.
Bei einer außerfa-miliären Hofübergabe ist das Be-dürfnis des
Übergebers nach Erzie-lung eines wirtschaftlichen Vorteils in der
Regel höher als bei einer in-nerfamiliären Übergabe. Auch das
Misstrauen bezüglich der Vertrags-erfüllung ist bei Fremden in der
Re-gel stärker als bei Familienangehö-rigen und führt oft zu
detaillierte-ren Absicherungsklauseln.
Sofern die Familie sich dafür ent-scheidet, den Hof an zwei
Kinder
zu übergeben, ist die Gründung ei-ner Personengesellschaft eine
Op-tion. Mitunternehmer wären dann in diesem Fall die beiden
Geschwis-ter. Schlüsselfragen sind hier:
● Fragen zu den Zielen: Was wol-len die Beteiligten erreichen?
In welche Richtung soll der Betrieb entwickelt werden?
● Die Frage nach der Ökonomie: Kann ein ausreichender Gewinn
er-zielt werden? Wie soll der Gewinn verteilt werden? Welche
Entnah-men werden vereinbart? Welche Investitionen stehen an? Wer
trägt das Risiko und die Haftung?
● Die Frage nach dem Zusammen-spiel: Sind die Personen für eine
Kooperation geeignet? Wie soll die Arbeit erledigt werden? Wer hat
das Sagen? Wie soll auf Verände-rungen reagiert werden? Was
pas-siert bei Konflikten? Wie soll eine Auflösung umgesetzt
werden?
Was ist rechtlich zu beachten?
Dr. Lennart Schmitt, Rechtsan-walt beim Bauernverband
Schles-wig-Holstein, ging im Seminar auf rechtliche Besonderheiten
bei un-geklärter Hofnachfolge ein. Für Schmitt kommt es zunächst
darauf an, die (wahren) Interessen der Be-teiligten
herauszuarbeiten. Diese sind mit der gesetzlichen Rechtsla-ge
abzugleichen, bevor es schließ-lich zur individuellen
Vertragsge-staltung kommt. Er erläuterte an-schließend, wie eine
präventive Vertragsmediation gelingen kann.
Schmitt beleuchtete aus juris-tischer Perspektive im Detail
fol-gende Punkte: Motivation und Szenarien, Möglichkeiten eines
nicht fortgeführten Hofes, Mög-lichkeiten der Erhaltung des
Hofes
EMPFEHLUNG VON DR. LENNART SCHMITT
„Die Hofnachfolge ist ein komple-xer Prozess mit vielen
emotiona-len, rechtlichen und wirtschaft-lichen Hürden.
Entscheidend ist der Einzelfall – es gibt keine Lö-sungen von der
Stange. Die Aus-schöpfung und das Durchden-ken sämtlicher Modelle
sowie das Finden einer maßgeschnei-derten, ganzheitlichen Lösung
sind von besonderer Bedeutung. Es geht nicht ohne umfangrei-
che rechtliche Beratung zum frü-hestmöglichen Zeitpunkt. Vom
betreuenden Berater erfordert die Situation besonders viel
Fin-gerspitzengefühl. Die Stärkung der Nachhaltigkeit des
Vertrags-werkes, der Vertragsautonomie der Beteiligten und das
Entschär-fen möglicher späterer Konflikt-punkte müssen immer im
Mittel-punkt stehen“, fasste Schmitt sei-ne Ausführungen
zusammen.
Wenn man nicht der Letzte sein will ... Foto: Johannes
Karstens
ohne jegliche Gegenleistung
Übertragung
ausschließlichgegen
Versorgungsleistungen
gegen Versorgungs-leistungen und/nur sonstiges
Entgelt (Ab�ndung)
Ab�ndung < Kapitalkonto des Betriebs/Anteils
Ab�ndung > Kapitalkonto des Betriebs/Anteils
= unentgeltlichBuchwertfortführung
= entgeltlichVeräußerungsgewinn
Grafik 1: Einstufung als unentgeltliche oder entgeltliche
Betriebsübertragung
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Name und Vorname
Straße und Hausnummer
PLZ und Ort
Telefon E- Mail
IBAN DE_ _ I _ _ _ _ I _ _ _ _ I _ _ _ I _ _ _ _ I _ _
Datum Unterschrift Abo-Nummer
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25Finanzen■ BAUERNBLATT | 21. September 2019
in einer Hand trotz Betriebseinstellung, Umgang mit
anschließender Aufgabe und Aufteilung der Betriebseinheit,
Möglichkeiten bei außerfamiliärer Hofübergabe. Betriebspacht,
Hofübergabevertrag, Abgabe an gemeinnützige Träger, Kaufvertrag und
gleitende Hofübergabe.
Was ist steuerlich zu beachten?
Sebastian Nehls, Leiter der Steuerabteilung des
Landwirtschaftlichen Buchführungsverbandes in Kiel, wies auf
wesentliche steuerliche Aspekte hin, die es zu beachten gilt: „Um
eine Fortführung der Buchwerte zu ermöglichen, ist der Betrieb mit
allen wesentlichen Grundlagen (unentgeltlich) zu übertragen. Als
Empfänger kommen Abkömmliche beziehungsweise Kinder infrage. Auch
nahestehende Dritte (Neffen, Nichten, Schwiegerkinder) sind als
Übernehmer möglich, wenn das Versorgungsbedürfnis des Übergebers
ausschlaggebend ist. Grundsätzlich ist auch eine Übergabe unter
Fremden denkbar, wenn persönliche Be
ziehungen zum Übergeber und ein persönliches Interesse an der
lebenslangen Versorgung des Übergebers bestehen“, sagt der
Steuerexperte.
Bei der Einstellung der aktiven Bewirtschaftung ist eine
Betriebsveräußerung eine Option. Der Betrieb muss in diesem Fall
mit allen wesentlichen Grundlagen gegen Entgelt veräußert werden.
Es erfolgt dann eine Aufdeckung sämtlicher stiller Reserven. In
diesem Fall fließt Liquidität zu, aus der auch Steuerbelastungen
bezahlt werden können. Eine begünstigte Besteuerung ist möglich,
wenn das 55. Lebensjahr vollendet ist oder eine
dauernde Berufsunfähigkeit vorliegt. Diese Begünstigung kann
allerdings nur einmal im Leben in Anspruch genommen werden.
Sofern der Betrieb im Eigentum der Familie bleibe und keine
aktive Bewirtschaftung mehr erfolge, könne ebenfalls eine
Betriebsaufgabe Sinn machen, so Nehls. In diesem Falle ist eine
Betriebsaufgabeerklärung gegenüber dem Finanzamt abzugeben. Es darf
nicht vergessen werden, dass die Aufdeckung sämtlicher stiller
Reserven
bei dieser Variante ohne Zufluss von Liquidität erfolgt. Die
Voraussetzungen für eine steuerliche Begünstigung entsprechen denen
bei einer Betriebsveräußerung. Nach der Betriebsaufgabe wird das
Vermögen steuerlich dem Privatvermögen zugerechnet. Eine
Verpachtung danach ist möglich sowie auch eine Übertragung auf
Kinder oder Erben. Nach Ablauf von zehn Jahren ist eine steuerfreie
Veräußerung möglich.
Bei Übertragung des Hofes auf mehrere Kinder ist die neue
Rechtsprechung zur Realteilung zu beachten. Anhand von
verschiedenen Beispielen wurden von Nehls steuerauslösende und
steuerunschädliche Gestaltungswege beschrieben. In diesem
Zusammenhang sei auf jüngste Veröffentlichungen im Bauernblatt
verwiesen.
Enno KarstensLandwirtschaftskammerTel.: 0 43 31-94
[email protected]
EMPFEHLUNG VON SEBASTIAN NEHLS
„Rechts und Steuerberatung ist bei ungewisser Hofnachfolge
zwingend geboten, damit nicht aus Unwissenheit eine Steuerbelastung
ausgelöst wird. Man sollte den richtigen Zeitpunkt einer
möglichen Betriebsübergabe nicht verpassen. Wenn möglich, sollte
eine ,Familienlösung‘ gefunden werden, bei der das Kind /die Kinder
in eine Entscheidung eingebunden werden“, rät Nehls.
EMPFEHLUNG VON ENNO KARSTENS
Die Themenfelder, die bei ungewisser Hofnachfolge zu klären
sind, sind sehr komplex und sollten sorgfältig bearbeitet werden.
Mögliche Hemmnisse und Konfliktpotenziale sind genau zu beleuchten.
Es empfiehlt sich, kompetente Beratungskräfte aus den Bereichen
Betriebswirtschaft, Rechts und Steuerberatung früh
zeitig einzuschalten. Sie haben eine besondere Verantwortung,
die Familie bei den anstehenden Entscheidungsprozessen zu
begleiten. Die Entscheidung kann jedoch keiner dem Abgeber, dem
Übernehmer sowie den weichenden Erben abnehmen. Die
Landwirtschaftskammer bietet hier kompetente Beratung an.
Aufgabe der aktiven Tätigkeit
BetriebsveräußerungErklärung der
BetriebsaufgabeBetriebsverpachtung
Aufdeckung allerstillen Reserven
keine Aufdeckungstiller Reserven
Grafik 2: Steuerlicher Effekt bei Einstellung der aktiven
Bewirtschaftung
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26 Finanzen BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■
Beratung rund um das Geld: Milchkontrakte an der
Warenterminbörse
Planungssicherheit durch Preisabsicherung
Im normalen Fall bestimmt immer noch die Meierei den Milchpreis
– und das häufig erst, nachdem die Milch schon abgeliefert wur-de.
Seit August 2018 gibt es nun auch die Möglichkeit, Flüssigmilch
über die Warenterminbörse abzu-sichern. Dieses Instrument
ermög-licht dem Viehhalter, das Preisrisi-ko zu streuen, indem er
im Vorwe-ge bis zu 1,5 Jahre im Voraus den Milchpreis planbar
macht.
Hat ein Unternehmer sich hin-gegen für den Weg der
Direktver-marktung entschieden, kann er selbst den Preis festlegen,
zu dem die Milch an den Konsumenten ver-äußert wird. Somit hat er
es in der Hand, wie hoch der Milchpreis aus-fällt, zumindest für
den Anteil der Milch, die direkt vermarktet wird.
Risiko absichernDaneben hat ein Milcherzeu-
ger zusätzlich die Möglichkeit, sei-nen Milchpreis für die
Zukunft ab-zusichern. Seit 2010 ist der Handel mit Futures für
Milchprodukte an der Börse möglich. Getreide an der
Warenterminbörse zu handeln, ist nichts Ungewöhnliches mehr.
An-ders ist es mit der Preisabsicherung für Milchprodukte. Diese
Möglich-keit wird hierzulande erst von we-nigen Milchbetrieben
genutzt. Da-bei ist das Absichern des Milchprei-ses über die
Warenterminbörse eine gute Möglichkeit für Milcher-zeuger, das
Preisrisiko einzugren-zen. Auch Ausfallrisiken können so vermieden
werden. Für Unter-nehmer ist Planungssicherheit eine wichtige
Größe, vor allem, seitdem der Milchpreis seit 2007 größeren
Schwankungen unterliegt.
Vorteile der AbsicherungDie Liquidität auf landwirt-
schaftlichen Betrieben muss stets gewährleistet sein. Gerade für
größere Milchviehbetriebe, die in-vestiert haben und
Fremdarbeits-kräfte beschäftigen, ist dies wich-tig. Planbare
Einnahmen sind für den stetig fälligen hohen Kapital-dienst und die
regelmäßigen Löh-ne für familienfremde Arbeitskräf-te entscheidend.
Mithilfe von Kon-
trakten über die Warentermin-börse entsteht Planungssicherheit
auf der Erlösseite. Eigentlich ist es nichts anderes, als eine
Entschei-dung für ein bestimmtes Preisni-veau für die Zukunft zu
treffen. Ähnlich, wie viele landwirtschaft-liche Betriebe schon
mithilfe von Futtermittelkontrakten beim Land-handel eine große
Kostenposition in einem bestimmten Zeitfenster planbar machen.
Funktion der AbsicherungFür Milchprodukte ist die Euro-
pean Energy Exchange AG (EEX) in Leipzig der führende
Terminmarkt für Milch/Milchprodukte in Europa. An der
Warenterminbörse ist es möglich, Butter, Magermilch(MMP)- sowie
Molkenpulver und seit gut ei-nem Jahr nun auch Flüssigmilch zu
handeln. Anders als das Wort Wa-renterminbörse vermuten lässt,
fin-det kein Warenhandel statt. Es wer-den standardisierte
Kontrakte ge-handelt mit festgelegter Menge, Einheit, Qualität und
Währung. So sichern die Marktteilnehmer einen Verkaufs- und
Einkaufswert für das entsprechende Milchprodukt für ei-nen Termin
in der Zukunft ab. Beim Verkauf von Flüssigmilch- und auch Butter-
oder Pulverkontrakten wird die Milch also trotzdem weiter an die
Meierei geliefert. Die Kontrakte sind maximal 18 Monate im
Voraus
handelbar, derzeit entsprechend bis März 2021.
Hedger und SpekulantenAls Hedger überträgt der Milch-
erzeuger sein Preisrisiko auf einen Finanzinvestor. Dieser gilt
dann als Spekulant, da er auf einen kurzfris-tigen Gewinn hofft,
indem er das Risiko übernimmt. Um am Waren-terminmarkt Milch oder
andere Milchprodukte zu handeln, muss ein Milchviehhalter einen
Börsen-makler (Broker) beauftragen. Die-ser wird bei der zentralen
Abrech-nungsstelle, der sogenannten Cle-aringstelle, ein Konto
einrichten lassen. Auf dem Konto muss vom Milcherzeuger eine
Sicherheits-leistung (Initialmargin) hinterlegt werden. Es handelt
sich dabei um einen Vorschuss in Form von Bar-geldeinlagen und/oder
Bankbürg-schaften, der die Einhaltung der eingegangenen
vertraglichen Ver-pflichtungen gewährleistet. Da-bei ist die Höhe
der Initialmargin abhängig vom Kontraktvolumen. Über die
Clearingstelle werden die Gewinne und Verluste für die
Bör-senteilnehmer täglich am Handel-stagende abgerechnet. Beim
Ver-tragsabschluss kennen sich Käufer und Verkäufer nicht.
Bis vor einem Jahr war es nur möglich, Butter oder Pulver an der
Börse zu handeln. Auch weiterhin steht diese Möglichkeit zur
Verfü-gung und wird auch von größeren Milchviehbetrieben sowie
Molke-reien genutzt. Die Faustformel ist: 100.000 kg Rohmilch
entsprechen 10 t MMP und 5 t Butter. Somit wer-den
im Verhältnis zwei MMP-Kon-trakte und ein Butterkontrakt
ge-handelt.
Prinzipiell ist der Flüssigmilch-kontrakt für den
Milchviehhalter eine besser handhabbare Mög-lichkeit, Milch an der
Börse zu handeln, als die Kombination aus Butter- und
MMP-Kontrakten. Ein Flüssigmilch-Future umfasst näm-lich nur
25.000 kg Milch. Dieser wird beispielsweise verkauft und in
gleicher Höhe zum Zeitpunkt X wieder gekauft. Das sogenannte
Glattstellen ist allerdings nur mög-lich, wenn es entsprechende
Ge-genpositionen gibt. Problematisch ist aktuell noch, dass
Flüssigmilch-kontrakte in zu geringem Umfang gehandelt werden.
Nur wenige Betriebe nutzen bisher die Möglichkeit, den
Milchpreis am Wa-renterminmarkt abzusichern. Fotos:
landpixelZINSBAROMETER
Stand 16. September 2019Die Zinsspannen am Kapital-markt nehmen
zu. Das Zinsba-rometer bietet lediglich erste Anhaltspunkte zur
aktuellen Kapitalmarktsituation (ohne Gewähr). Bei den
gekenn-zeichneten Zinssätzen können sich je nach persönlicher
Ver-handlungssituation deutliche Abweichungen ergeben.
ZinsenGeldanlage %Festgeld 10.000 €,3 Monate1) 0,05 - 0,81
KrediteLandwirtschaftliche Rentenbank2)
% effektiv(Sonderkreditprogramm)Maschinenfinanzierung6 Jahre
Laufzeit,Zins 6 Jahre fest 1,00langfristige Darlehen10 Jahre
Laufzeit,Zins 5 Jahre fest 1,0020 Jahre Laufzeit,Zins 10 Jahre fest
1,00
Baugeld-Topkonditionen3)Zins 10 Jahre fest 0,48 - 2,44Zins 15
Jahre fest 0,79 - 3,02
1) Marktausschnitt (100 % Einlagensicherung)2) Zinssatz
Preisklasse A, Margenaufschlag 0,35 bis 2,85 %, je nach Bonität und
Besiche-rung (7 Preisklassen)3) Quelle: www.capital.de (Spanne der
Topkonditionen)
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27Finanzen■ BAUERNBLATT | 21. September 2019
Die Abrechnung erfolgt, indem die Milchpreise von vier Ländern
zusammengeführt werden zu ei-nem EEX European Liquid Milk In-dex.
Zu jeweils einem Viertel wer-den, basierend auf den Angaben des
„Milk Market Obervatory“ der EU, die Preise aus Deutschland,
Ir-land, Dänemark sowie den Nie-derlanden berücksichtigt. Dabei
muss der Milcherzeuger im Kopf haben, dass die Abrechnung mit einer
Zeitverzögerung von zwei Monaten vorgenommen wird. Die Kosten
werden auf etwa 0,3 ct/kg Milch beziffert.
Ein BeispielMilchviehhalter Fiebelmilch
möchte die Hälfte seiner monat-lichen Milchlieferung im
Septem-ber absichern. Bei 140 Kühen und einer durchschnittlichen
Leistung von 9.000 kg ergeben sich im Mo-nat 105.000 kg.
Für die Hälfte be-nötigt er zwei Kontrakte mit je 25.000 kg.
Um die Milchlieferung im September abzusichern, muss er den
Liefermonat November an der Börse wählen. Dort wird die Milch
beispielsweise zu einem Kurs von 34 €/100 kg gehandelt,
zu dem Milcherzeuger Fiebelmilch dann zwei Kontrakte verkauft. Die
Si-cherheitsleistung wird rund 10 % des Warenwertes eines
Kontrak-tes (25.000 kg mal 34 €/100 kg =
8.500 €) betragen, also 850 €. Der Landwirt müsste für die
zwei Kon-trakte 1.700 € hinterlegen. Um das Liquiditätsrisiko
zu reduzieren, ist aber die doppelte Sicherheit zu hinterlegen,
also 3.400 €.
Die Abrechnung der Milchan-lieferung im September erfolgt im
Oktober. Geht man im Beispiel von einem leichten Rückgang des
Milchpreises vor Ort und an der
Börse auf 31 ct/kg Milch aus, so wird Letzterer
entsprechend ab-gerechnet. Ist auch in den ande-ren Ländern Irland,
Dänemark und den Niederlanden eine ähnli-che Entwicklung
eingetreten, wür-de sich ebenso bei dem Index, der dann im November
zur Verfügung steht, ein Wert von 31 €/100 kg Milch
ergeben. Dieser Wert wird im November mit dem abge-schlossenen Wert
von 34 €/100 kg gegengerechnet. Das ergibt eine Differenz
von 3 €/100 kg, die dem Milcherzeuger Fiebelmilch
gutge-schrieben wird.
Bei einer anderen Preisentwick-lung, beispielsweise einem
Anstieg von 3 €/100 kg, wird dieser entspre-chend von dem
Konto eingezogen. Zwischenzeitlich wird auch eine tägliche
Bewertung der Kontrak-te mit entsprechendem Einzug der
Verluste beziehungsweise der Gut-schrift der Gewinne
vorgenommen.
Stärke, Schwäche, ChanceIn der Theorie funktioniert die
Absicherung von Milchprodukten über die Warenterminbörse sehr
gut. Positiv bewertet werden die Markttransparenz sowie
-sicher-heit. Außerdem sind die Kosten für die
Milchpreisabsicherung über die Börse relativ überschaubar. Vorteil
ist außerdem, dass die Milch wei-terhin zur Meierei geliefert wird.
Aktuell findet jedoch noch nicht sehr viel Handel mit
Flüssigmilch-kontrakten an der Warentermin-börse statt. So kann es
mitunter schwierig werden, weil Verträge nicht glattgestellt werden
können aufgrund fehlender Gegenpositio-nen. Besonders schwierig
wird es, wenn Hedger und Spekulanten nicht auf einen steigenden
Markt setzen.
Tendenziell steigt aber die Nach-frage nach
Warentermingeschäf-te mit Milchprodukten. Nachtei-lig ist, dass
Milcherzeuger für die Marktüberwachung Zeit investie-ren müssen
beziehungsweise je-manden für die Marktinformatio-nen bezahlen,
indem die Aufgabe abgegeben wird.
Service für MitgliederAuch Molkereien sehen die
Möglichkeit, ihren Lieferan-ten ein Instrument zur
Preisabsi-cherung mit an die Hand zu ge-ben. Sie bieten ihren
Milcherzeu-gern beispielsweise die Abwick-
lung von Warentermingeschäften mittels Festpreisen an. Innerhalb
Deutschlands sind es bisher zwei Molkereien, die diese Art der
Ri-sikostreuung unterstützen. Dazu zählt auch die
schleswig-holstei-nische NordseeMilch. Ihre Mitglie-der können bis
zu 50 % der produ-zierten Milchmenge über die Bör-se
absichern, wobei die Mindest-menge bei 10.000 kg liegt. Über
die Homepage der Molkerei kann für einen Zeitraum von bis zu zwölf
Monaten jeweils am dritten Mitt-woch im Monat ein entsprechen-der
Festpreis festgelegt werden. Die Basis beträgt 1 ct/kg Milch.
Dazu kommt eine Bearbeitungs-gebühr von bis zu 0,5 ct/kg.
So haben Milcherzeuger die Chance, auf sich wandelnde
Markt-situationen zu reagieren. Vor dem Abschluss der ersten
Kontrakte sollte eine einzelbetriebliche Stra-tegie entwickelt
werden, an die der Hedger sich hält. Das Risiko hinge-gen besteht
darin, die Nerven zu verlieren und zu einem verfrühten Zeitpunkt
von der Strategie abzu-weichen. Das Absichern des Milch-preises
soll im Schnitt nicht unbe-dingt zu einem wesentlich höhe-ren
Milchpreis führen, sondern viel mehr zu einem planbaren Milchpreis,
mit dem die Liquidität auf einem Betrieb gesichert wird. Denn die
Preisschwankungen wer-den weniger groß ausfallen als am
Kassamarkt.
Judith WahlLandwirtschaftskammerTel.: 0 43 31-94
[email protected]
FAZITDie Warenterminbörse kann als Instrument zur
Preisabsi-cherung genutzt werden. Mit dem Handel von Flüssigmilch-
Futures kann ein Milcherzeu-ger seine Milcherlöse bis zu 18 Monate
im Voraus plan-bar machen. Zu Beginn ist es hilfreich, die
Börsennotierun-gen zu verfolgen. Man sollte zunächst ein Gefühl für
den Handel entwickeln. Bei Inter-esse kann man über den Kieler
Börsenverein Warentermin-markt den Handel mit Futures spielerisch
ausprobieren. Für die Wissensvertiefung ist ein Seminar der
Landwirtschafts-kammer zum Thema „Milch-vermarktung der Zukunft“
für die neue Weiterbildungs-saison vorgesehen.
Beim Hedge wird durch ein Gegengeschäft das Preisrisiko
abgesichert.
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g M
ilch
gewichteter EU-Durchschnittspreis für Milch
Abbildung: Entwicklung des europäischen Rohmilchpreises bis Juli
2019
Bis 2007 schwankte der Milchpreis nur geringfügig. Seitdem ist
der Milchpreis nur schwierig einzuschätzen. Eine Absicherung des
Milchpreises an der Warenterminbörse ist daher eine gute
Möglichkeit, den Milch-preis in der Zukunft planbarer zu machen.
Quelle: DG Agri, Milk Market Obervatory
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28 Pflanze BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■
Landessortenversuche Ökowinterweizen
Überraschend gute bis sehr gute Ergebnisse
Ökowinterweizen wird im ökolo-gischen Landbau zum überwie-genden
Teil zur Verwendung als Brotgetreide angebaut. In den vergangenen
Jahren hat, bedingt durch die vermehrte Umstellung von
Milchviehbetrieben auf Öko und die damit gestiegene Nach-frage nach
Ökokraftfutter, die Produktion von Ökoweizen auch zu Futterzwecken
an Bedeutung gewonnen. Der Anbau von Öko-winterweizen erfolgt zum
über-wiegenden Teil auf den besseren, tiefgründigen Lehmböden.
Öko-winterweizen ist mit die wichtigs-te Kultur, die auf
Ökobetrieben in der Fruchtfolge steht, das gilt auch für die
Vermarktung.
Beim Brotgetreide sind die wich-tigsten Qualitätsparameter der
Protein-, Feuchtklebergehalt und der Sedimentationswert. Beim
Fut-terweizen sind der Ertrag und die Blattgesundheit die
ausschlagge-benden Faktoren. Um die unter-schiedlichen
Vermarktungsberei-che bedienen zu können, bietet das Sortenspektrum
ein umfangrei-ches Angebot an Weizensorten der Qualitätsgruppe E
und A zur Pro-duktion von Brotweizen. Die Sor-ten dieser
Qualitätsgruppe wur-den schon langfristig getestet und werden auch
weiterhin geprüft. In den vergangenen Jahren zeichne-
te sich aber auch ein erhöhter Be-darf an Sorten der
Qualitätsgruppe B und C für den Futtermittelbereich ab.
Dementsprechend werden auch Sorten dieser Qualitätsgruppe in den
Ökolandessortenversuchen ge-prüft. An die Nährstoffversorgung
stellt Ökowinterweizen von allen im ökologischen Landbau angebauten
Getreidearten die höchsten Ansprü-che. Ökowinterweizen sollte darum
niemals nach stark zehrenden Kul-turen angebaut werden. Bevorzugt
sollte Ökowinterweizen nach Klee-gras oder einer Leguminose
ste-hen. Sind auf dem Betrieb organi-sche Dünger verfügbar, wirkt
sich ihr Einsatz zum Ökowinterweizen positiv auf Ertrag und
Qualität aus.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Wasserversorgung. Eine
aus-reichende und gleichmäßige Nie-derschlagsverteilung ist von
Vor-teil. Im Jahr 2019 war diese leider nicht immer gegeben. Die
Nieder-schlagsverteilung war regional sehr unterschiedlich. Dadurch
ist auch die Mineralisation des Stick-stoffes im Boden nicht an
jedem Standort optimal verlaufen. Sind die Erträge an den
Standorten in Schleswig-Holstein gut bis sehr gut ausgefallen,
blieb das Ertragser-gebnis in Niedersachsen hinter den Erwartungen
zurück. Die erreich-ten Qualitäten in Schleswig-Hol-stein waren
befriedigend bis gut. Ökowinterweizen ist gegenüber
den Unkräutern recht konkurrenz-stark. Ein zweimaliges Striegeln
reicht daher in den meisten Fällen aus, um eine ausreichende
Unkrau-tregulierung zu erzielen. Ab dem Dreiblattstadium kann der
Strie-gel eingesetzt werden. An Stand-orten mit Problemunkräutern
wie zum Beispiel Ackerfuchsschwanz hat sich der Einsatz einer
Hackma-schine bewährt. Soll im Ökowin-terweizen gehackt werden, ist
der Reihenabstand entsprechend der verwendeten Hacktechnik
anzu-passen.
Versuchsstandorte des Anbaugebietes 2 (AGB 2)Ökowinterweizen
wurde 2019
an den Versuchsstandorten Olden-dorf II der
Landwirtschaftskammer Niedersachsen und an den
Ver-suchsstandstandorten Futterkamp und Langballig/Lundsgaard der
Landwirtschaftskammer Schles-wig-Holstein geprüft. Um auf den drei
Standorten ein einheitliches Grundsortiment prüfen zu kön-nen,
erfolgt zur Herbstaussaat des jeweiligen Jahres, Ende August, eine
Ökosortimentsabsprache hin-sichtlich der Ökowinterungen. Die
Versuchsergebnisse der Ökowinte-rungen des AGB 2 werden dabei bei
der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein verrechnet.
Ökowinterweizen erzielte in der Ernte 2019 erstaunlich gute
Erträge.
Tabelle 1: Angaben zu den VersuchsstandortenFutterkamp
Langballig/
LundsgaardOldendorf 2
Bodenart sandiger Lehm sandiger Lehm sandiger LehmBodenpunkte 60
45 60Vorfrucht Kleegras Winterraps KörnererbseVorvorfrucht Kleegras
Kleegras KartoffelArt der Bodenbearbeitung
9.10.2018Pflug o. Packer
14.9.2018Pflug o. Packer
Herbst 2018Pflug mit Packer
organische Düngung
April 2019: 15 m3 Gärrest
ohne ohne
Datum der Aussaat 9.10.2018 10.10.2018 14.11.2018Aussaatmenge
K./m2 400 400 400mechanischeUnkrautbekämpfung
3x Zinkenstriegel1x Rollstriegel
2x Zinkenstriegel 4x Zinkenstriegel
Ernte 6.8.2019 29.7.2019 8.8.2019
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29Pflanze■ BAUERNBLATT | 21. September 2019
Geprüfte Sorten im Überblick
Auf den Versuchsstandorten der Landwirtschaftskammer
Schles-wig-Holstein wurden Sorten des Qualitätssortimentes E, A, B
und C geprüft. In Futterkamp und Lang-ballig/Lundsgaard standen
insge-samt jeweils 24 zugelassene Sor-ten. In den
Ökowinterweizenver-suchen ist auch eine Wertprüfung des
Bundessortenamtes (BSA) inte-griert worden. Zusätzlich wurden auch
noch acht Stämme des BSA geprüft. Die Grundbodenbearbei-tung und
die Aussaat an den bei-den Versuchsstandorten der
Land-wirtschaftskammer Schleswig-Hol-stein erfolgten unter sehr
guten, fast schon zu trocknen Bedingun-gen. Da die Aussaat unter
optima-len Bedingungen verlief, war der Aufgang des
Ökowinterweizens entsprechend gut.
Der relativ trockene und küh-le Witterungsverlauf im Frühjahr
hatte Einfluss auf die Pilzerkran-kungen: Gelbrost kam nur am
Ver-
suchsstandort in Langballig/Lunds-gaard vor. Am Standort
Futter-kamp traten dafür Braunrost und Blattseptoria auf und
bereiteten einigen Sorten mehr oder weniger große Probleme.
Geprüfte Sorten des E-Sortiments
Die Saatzucht Selgen (CZ) hat 2016 für die Sorte ,Annie‘ die
Zu-lassung erhalten. ,Anni‘ zeigte mit relativ 96 in
Lundsgaard/Langbal-lig und relativ 105 in Futterkamp
unterschiedliche Ergebnisse. Stär-ke Schwankungen gab es auch bei
den ermittelten Qualitäten. So lag der Proteingehalt mit 11,3
% in Lundsgaard/Langballig und 10,2 % in Futterkamp leicht
über dem Durchschnitt. Der Feuchtkleber-gehalt lag mit 23,7 %
in Langbal-lig/Lundsgaard über dem Durch-schnitt, in Futterkamp
konnte mit 19,8 % ein nur leicht unterdurch-schnittliches
Ergebnis erzielt wer-den. Die Sedimentationswerte la-gen an beiden
Versuchsstandor-
ten über dem Durchschnitt. Der Wachstumsverlauf der Sorte war
gleichmäßig. Auffällig war nur der erhöhte Befall mit Braunrost am
Standort in Futterkamp. ,Annie‘ ist eine im Wuchs kürzere
Sorte.
Die Sorte ,Aristaro‘ ist eine Züch-tung des Dottenfelder Hofes.
Mit relativ 95 in Lundsgaard/Langbal-lig und relativ 91 in
Futterkamp la-gen die Erträge unter dem Durch-schnitt. Die
Proteingehalte von 11,4 % in Lundsgaard/Langbal-lig und
10,9 % in Futterkamp la-gen leicht über dem Durchschnitt. Die
Feuchtklebergehalte waren mit 26,0 % (Lundsgaard/Langbal-lig)
und 21,9 % (Futterkamp) über-durchschnittlich. Die
Sedimentati-onswerte schwankten. In Lunds-gaard/Langballig war er
mit 38 ml deutlich über dem Durchschnitt, in Futterkamp konnte
mit 28 ml nur der Durchschnitt erreicht werden. Der
Wachstumsverlauf der Sorte war gleichmäßig. ,Aristaro‘ zeig-te in
den Versuchen eine durch-schnittliche Blattgesundheit. Es handelt
sich um eine längere Sorte.
Die Sorte ,Edelmann‘ wurde 2019 erstmalig geprüft. Sie hat eine
EU-Zulassung und stammt aus dem Hause der Saatzucht Edel-hof.
Ertraglich lag sie in Langbal-lig/Lundsgaard mit relativ 100 auf
Durchschnittsniveau. In Futter-kamp reichte es mit relativ 96 nur
zu einem leicht unterdurchschnitt-lichen Ergebnis. Die Qualitäten
be-wegten sich an beiden Standorten in Schleswig-Holstein im
Mittelfeld beziehungsweise lagen leicht un-ter dem Durchschnitt.
Der Wachs-tumsverlauf in der Vegetation ver-lief zufriedenstellend.
Mit einer Pflanzenlänge um die 110 cm ge-hört ,Edelmann‘ zu den
etwas län-geren Sorten.
,Expo‘, eine aus dem Hause Deut-sche Saatveredelung AG
stam-mende und 2018 zugelassene Sor-te, stand erstmalig im Versuch.
Die Erträge lagen im Durchschnitt der Versuchsstandorte (relativ
102 in Langballig/Lundsgaard; relativ 99 in Futterkamp). Bei den
Qualitäts-parametern Protein- und Feucht-klebergehalt sowie dem
Sedimen-
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30 Pflanze BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■
tationswert lagen die Ergebnis-se ebenfalls im Mittelfeld.
,Expo‘ entwickelte sich kontinuierlich in der Vegetationsperiode
ohne Auf-fälligkeiten. Etwas anfällig scheint die Sorte für
Blattseptoria zu sein, was die über dem Durchschnitt lie-gende
Boniturnote in Futterkamp zeigt. Mit einer Halmlänge von un-ter
100 cm gehört ,Expo‘ zu den kürzeren Sorten.
,Genius‘: Die 2010 zugelasse-ne Sorte der Nordsaat brachte es in
Futterkamp auf relativ 97. Am Standort in Langballig/Lundsgaard
erreichte sie mit relativ 106 ein über dem Durchschnitt liegendes
Ergeb-nis. Qualitativ lag ,Genius‘ im Mit-telfeld, wobei die
Sedimentations-werte über dem Durchschnitt la-gen. Die Entwicklung
in der Vege-tation war etwas zögernd, das zeigen die Bonituren des
Boden-deckungsgrades, die unter dem
Durchschnitt waren. In der ab-gelaufenen Vegetationsperiode
zeigte sich ,Genius‘ durchschnitt-lich blattgesund. ,Genius‘ ist
vom Wuchs her eine kürzere Weizen-sorte.
,Govelino‘ wurde von der Getrei-dezüchtungsforschung Darzau
un-ter biologisch-dynamischen Bedin-gungen gezüchtet. Die Zulassung
erfolgte 2015 durch das Bundessor-tenamt. ,Govelino‘ hat 2019 mit
re-lativ 82 in Langballig/Lundsgaard und relativ 78 in Futterkamp
nur unterdurchschnittliche Erträge er-zielen können. Die Stärke der
Sor-te liegt in der Bildung von Qualität. Die Proteingehalte von
12,7 % in Langballig/Lundsgaard und 11,4 % in Futterkamp
sowie Feuchtkleber-gehalte von 28,9 % in Langballig/Lundsgaard
und 26,0 % in Futter-kamp lagen über den Durchschnitt.
Ebenfalls lagen die Sedimentati-onswerte über dem Durchschnitt und
belegen damit, dass es sich um eine Qualitätssorte handelt und
nicht um eine Ertragssorte. Die Sor-te wuchs am Standort in
Langbal-lig/Lundsgaard besser als in Futter-kamp. Leichte Probleme
hatte ,Go-velino‘ mit dem Befall von Gelb-rost
(Langballig/Lundsgaard) und Braunrost (Futterkamp). Tolerant zeigte
sie sich gegenüber Befall mit Blattseptoria, die Boniturnote fiel
entsprechend niedrig aus. ,Goveli-no‘ ist eine längere Sorte.
,Moschus‘ aus dem Hause Saat-zucht Strube wurde 2016
zugelas-sen. Sie erreichte 2019 überdurch-schnittliche Erträge
(relativ 108 in Langballig/Lundsgaard und re-lativ 105 in
Futterkamp). Durch-schnittlich waren die Proteinge-
halte an beiden Versuchsstandor-ten. Die Feuchtklebergehalte von
25,4 % in Langballig/Lundsgaard und 23,3 % in Futterkamp
konn-ten den Durchschnitt sogar über-treffen. Noch deutlicher über
dem Durchschnitt lagen die Sedimenta-tionswerte. Mit 40 ml in
Langbal-lig/Lundsgaard und 34 ml in Futter-kamp konnte die
Sorte ,Moschus‘ hier für sich Punkte sammeln. Der Wachstums- und
Entwicklungsver-lauf der Sorte war durchschnittlich bis gut.
Gegenüber dem Befall mit Blatterkrankungen zeigte sich die Sorte
tolerant. ,Moschus‘ ist eine durchschnittlich lange Sorte.
,Ponticus‘ aus dem Hause Saat-zucht Strube wurde 2013
zugelas-sen. Sie erreichte überdurchschnitt-liche Erträge von
relativ 107 in Fut-terkamp und ebenfalls relativ 107 in
Langballig/Lundsgaard. Die Qua-litäten waren durchschnittlich.
Ge-genüber den Erkrankungen mit Gelb- und Braunrost zeigte sich
,Ponticus’ tolerant. Es war kein Be-fall festzustellen. Der Befall
mit Blattseptoria am Standort in Fut-terkamp bewegte sich im
Durch-schnitt und hatte keinen Einfluss auf den Ertrag. Der
Entwicklungs- und Wuchsverlauf war gut und gleichmäßig. ,Ponticus‘
gehört zu der Gruppe der kurzwüchsigen Ge-treidesorten im
Versuch.
,Roderik‘ ist eine Sorte der Ge-treidezüchtungsforschung Darzau.
Diese wurde unter biologisch-dy-namischen Bedingungen gezüch-tet
und 2018 zugelassen. Sie stand das zweite Jahr im
Prüfungssor-timent am Versuchsstandort in Futterkamp und auch in
Langbal-lig/Lundsgaard. Mit relativ 89 in
Tabelle 2: Erträge von Ökowinterweizen in Schleswig- Holstein
und Niedersachsen 2019
Sorte Kornertrag dt/ha (rel)
Lundsgaard Futterkamp Oldendorf Mittel
Genius* 97 106 106 103Elixer 124 122 117 121Ponticus 107 107 102
105KWS Livius* 108 107 114 110Trebelir* 85 92 85 87Aristaro* 95 91
94 93Moschus* 108 105 107 107Bosporus* 116 113 104 111Arminius* 84
84 94 87KWS Talent* 111 106 115 111Annie 96 105 102 101Roderik* 89
86 84 86Govelino 82 78 102 87Alessio* 86 94 94 91Senaturo* 120 117
104 114Argument 107 106 102 105Informer 129 116 116 120Edelmann 100
96 97 98Boss 118 127 123Expo 102 99 101Julius 102 111
106Rockefeller 108 129 119Tobias 76 80 78Safari 127 123 125Apostel1
115 115Rubisko1 88 88Wendelin1 102 102Thomaro1 91 91Purino1 98
98KWS Essenz1 102 102Asory1 113 113Standardmittel dt/ha 45,2 43,5
26,8 38,5Versuchsmittel 100 103 102 102GD 5 % 10 11 9
* Sorten des Standardmittels; 1 Sorte nicht an jeden Standort
geprüft
Die diesjährige Boniturschulung im Ökoweizen fand im Juni in
Futterkamp statt. Fotos: Gerd-Ullrich Krug
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31Pflanze■ BAUERNBLATT | 21. September 2019
Langballig/Lundsgaard und rela-tiv 86 in Futterkamp lagen die
Er-träge unter dem Durchschnitt. Die Stärken der Sorte liegen im
Bereich der Qualität. Hier sind besonders die über dem Durchschnitt
lie-genden Feuchtklebergehalte von 25,8 % in
Langballig/Lundsgaard und 22,1 % in Futterkamp zu nen-nen.
Leichte Abzüge sind allerdings bei den Sedimentationswerten zu
machen. Diese lagen an den bei-den Standorten unter dem
Durch-schnitt. Gegenüber dem Befall mit Blatterkrankungen ist
,Roderik‘ et-was anfälliger als der Durchschnitt, wie das aus den
Boniturnoten er-sichtlich ist. Der Wachstumsverlauf der Sorte war
gut und gleichmäßig. ,Roderik‘ ist eine mittellange Sorte.
,Tobias‘ ist eine Sorte der Saat-zucht Donau aus Österreich. Sie
hat eine EU-Zulassung. ,Tobias‘ konn-te in diesem Jahr mit relativ
76 in Langballig/Lundsgaard und relativ 80 in Futterkamp nur
unterdurch-schnittliche Erträge erreichen. Von den Qualitäten her
gehört sie zu den Sorten, die hier beim Protein-gehalt leicht und
bei den Feucht-klebergehalten und Sedimenta-tionswerten deutlich
über dem Durchschnitt liegen. Für den Befall mit Blatterkrankungen
zeigte sich
,Tobias‘ nur in Langballig/Lunds-gaard anfällig. Blattseptoria
war in Futterkamp auffällig. Der Wachs-tumsverlauf war zum Anfang
der Vegetation etwas schwächer und zurückhaltender. ,Tobias‘ ist
eine mittel- bis längerwüchsige Sorte.
,Trebelir‘ ist eine weitere Sorte aus der biologisch-dynamischen
Züchtung des Züchterhauses Ge-
treideforschung Darzau. Sie wur-de 2016 zugelassen. Am
Versuchs-standort in Langballig/Lundsgaard erreichte sie relativ 85
und in Fut-terkamp relativ 92. Qualitativ zeig-te ,Trebelir‘ ihre
Stärke im Feucht-klebergehalt mit 25,3 % in
Lang-ballig/Lundsgaard und mit 24,4 % in Futterkamp. Die
Proteingehal-te und die Sedimentationswerte
lagen an beiden Standorten auf Durchschnittsniveau. Einzig und
al-lein der Befall mit Blattseptoria am Standort in Futterkamp war
etwas erhöht. In der Vegetation verlief die Entwicklung der Sorte
gleich-mäßig. Die Bonituren für den Bo-dendeckungsgrad blieben
etwas unter dem Durchschnitt. ,Trebelir‘ ist eine etwas längere
Sorte.
Geprüfte Sorten des A-Sortimentes
Die Sorte ,Alessio‘ ist im Vertrieb der Hauptsaaten
Rheinprovinz. 2019 stand die Sorte mit EU-Zulas-sung zum zweiten
Mal im Versuch. Mit relativ 86 in Langballig/Lunds-gaard und
relativ 94 in Futterkamp konnte sie den Durchschnitt der
Versuchsstandorte nicht erreichen. Als eine Sorte des A-Sortimentes
erreichte ,Alessio‘ im Durchschnitt liegende Proteingehalte.
Die Feuchtklebergehalte von 25,3 % in Langballig/Lundsgaard
und 24,4 % in Futterkamp lagen über dem Durchschnitt. Die
Sedi-mentationswerte bewegten sich um den Durchschnitt. Bei dem
Be-fall mit Blatterkranken konnte ein erhöhter Befall mit
Blattseptoria in Futterkamp festgestellt werden. Die Entwicklung
der mittellangen Sorte war im Verlauf der Vegetati-on
zufriedenstellend.
Aus dem Hause Saatzucht Do-nau stammt die Sorte ,Arminius‘. Sie
hat eine EU-Zulassung. Mit re-lativ 84 in Langballig/Lundsgaard und
Futterkamp lagen die Erträ-ge unterhalb des Durchschnittes der
Versuchsstandorte. Überzeu-gen konnte sie mit guten Qualitä-ten.
Der Proteingehalt von 10,8 % am Standort in Futterkamp lag
etwas über dem Durchschnitt. In Langballig/Lundsgaard konnte der
Durchschnitt deutlich übertroffen werden. Noch deutlicher über den
Durchschnitt lagen die ermittelten Qualitätsergebnisse für die
Feucht-klebergehalte und die Sedimenta-tionswerte. Die Werte
sprechen für eine Sorte, deren Schwerpunkt Qualität ist und weniger
der Ertrag. ,Arminius‘ zeigte sich als recht ge-sunde Sorte in den
Versuchen und durchlief die Vegetation ohne Auf-fälligkeiten.
Die Sorte ,Julius‘ entstammt dem Hause KWS. Ihre Zulassung
erhielt sie 2008. 2019 brachte es die Sor-te an beiden Standorten
auf über dem Durchschnitt liegende Er-tragsergebnisse. Der in
Langballig/Lundsgaard ermittelte Ertrag lag bei relativ 102. In
Futterkamp war es relativ 111. Lagen die Erträge
Tabelle 3: Qualitäten von Ökowinterweizen in Schleswig-Holstein
2019Sorte Proteingehalt in % Feuchtklebergehalt in % Sediwert in
ml
Lundsgaard Futterkamp Lundsgaard Futterkamp Lundsgaard
Futterkamp
Genius* 10,8 10,4 21,6 21,3 37 33Elixer 9,2 8,9 17,2 15,3 15
15Ponticus 11,0 10,1 24,4 20,0 32 32KWS Livius* 10,0 9,3 15,3 18,6
22 27Trebelir* 11,3 10,4 25,3 24,4 31 30Aristaro* 11,4 10,9 26,0
21,9 38 28Moschus* 11,7 10,8 25,4 23,3 40 34Bosporus* 11,0 8,6 14,3
13,0 23 22Arminius* 12,8 10,8 26,7 24,4 51 30KWS Talent* 9,4 9,1
17,4 18,3 22 24Annie 11,3 10,2 23,7 19,8 32 29Roderik* 11,5 10,5
25,8 22,1 29 24Govelino 12,7 11,4 28,9 26,0 37 30Alessio* 11,5 10,9
23,9 21,5 41 36Senaturo* 11,2 8,7 18,7 12,2 27 24Argument 10,0 9,2
14,2 13,3 26 24Informer 8,9 9,1 12,8 12,4 21 22Edelmann 10,6 10,5
20,5 20,9 27 26Boss 9,6 9,8 17,5 19,3 17 20Expo 10,4 9,8 20,3 17,7
27 27Julius 9,5 8,9 15,9 16,1 25 24Rockefeller 10,3 7,7 12,9 11,3
20 19Tobias 11,6 11,1 27,2 25,8 42 31Safari 10,2 8,5 14,4 12,7 25
22Standardmittel 11,1 10,0 21,9 20,1 33 28Versuchsmittel 10,7 9,8
20,4 18,8 29 26
* Sorten des Standardmittels
Ökowinterweizen-Wertprüfung in Langballig/Lundsgaard im Mai
-
32 Pflanze BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■
noch über dem Versuchsmittel, sah es bei den Protein- und
Feuchtkle-bergehalten etwas anders aus. An beiden Standorten hat
,Julius‘ nur unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielen können.
Schwächen hatte die Sorte auch beim Sedimentati-onswert zu
verzeichnen. 2019 zeig-te ,Julius‘ eine leicht erhöhte
An-fälligkeit für Gelb- und Braunrost. Blattseptoria war nicht das
Prob-lem. Die Entwicklung in der Vege-tationszeit verlief
durchschnittlich. ,Julius‘ ist eine recht kurze Sorte.
Geprüfte Sorten des B-Sortimentes
Die Sorte ,Argument‘ wurde 2018 zugelassen und stand 2019
erstmalig im Versuch. Züchter ist die Saatzucht Streng. Mit den
Er-trägen von relativ 107 in Langbal-lig/Lundsgaard und relativ 106
in Futterkamp hatte die Sorte einen guten Start im
Ökoversuchsan-bau. Bei den Qualitäten sah es lei-der anders aus.
Die Proteingehal-te (10,0 % Langballig/Lundsgaard, 9,2 %
Futterkamp), die Feucht-klebergehalte (14,2 %
Langballig/Lundsgaard, 13,3 % Futterkamp) und auch der
Sedimentationswert (26 ml Langballig/Lundsgaard, 24 ml
Futterkamp) lagen unter dem Durchschnitt. ,Argument‘ war im
Versuchsjahr recht blattgesund. Die Entwicklung der mittellangen
Sorte war gleichmäßig.
,Bosporus‘ ist eine Sorte der Seco-ba und stammt aus Frankreich.
Sie wurde 2012 zugelassen und stand 2019 das zweite Jahr im
Versuch. Mit relativ 116 in Langballig/Lunds-gaard und relativ 113
in Futterkamp war der Ertrag überdurchschnittlich. Die
Rohproteingehalte schwank-ten an den Versuchsstandorten. In
Langballig/Lundsgaard wurde ein im Durchschnitt liegender Gehalt
von 11,0 % erreicht, und in Futter-kamp konnte mit 8,6 %
ein nur un-terdurchschnittlicher Wert erzielt werden. Die
Feuchtklebergehalte und auch die Sedimentationswerte lagen unter
dem Durchschnitt. Et-was anfällig ist die Sorte gegenüber
Blattseptoria. Der Befall lag 2019 im Durchschnitt und hatte keinen
Ein-fluss auf den Ertrag. ,Bosporus‘ ent-wickelte sich vom Start
weg gut und kräftig und ist eine kürzere Sorte.
Die Sorte ,Boss‘ ist eine weitere Sorte der Secoba aus
Frankreich. Sie wurde 2018 erstmalig geprüft und stand 2019 zum
zweiten Mal im Versuch. Erträge mit relativ 118 in
Langballig/Lundsgaard und relativ 127 in Futterkamp stehen für die
er-tragliche Leistungsfähigkeit dieser
Sorte. Die Qualitäten lagen an allen Standorten unter dem
Durchschnitt und deuten auf eine ertragsbeton-te Sorte hin. Die
Entwicklung war ausgewogen und gut. Gegenüber
pilzlichen Erkrankungen zeigte sich ,Boss‘ nur bei dem Befall
mit Gelb-rost etwas anfälliger. Gegenüber Braunrost und
Blattseptoria war die Sorte tolerant.
Die Saatzucht Breun hat 2018 für den erstma-lig im Versuch
stehende ,Informer‘ die Zulassung erhalten. Auch dieser Sorte ist
mit relativ 129 in Langballig/Lundsgaard und relativ 116 in
Futter-kamp ein guter Start ge-lungen. Wie schon bei den
vorangegangen Sor-ten des B-Sortimentes lie-gen die Qualitäten
unter dem Durchschnitt. Der Entwicklungsverlauf der Sorte war gut.
,Informer‘ zeigte über dem Durch-schnitt liegende
Boden-deckungsgrade. Sehr to-lerant zeigte sich ,Infor-mer‘
gegenüber dem Befall mit Blatterkran-kungen. ,Informer‘ ist eine
kürzere bis mittel-lange Sorte.
Die Sorte ,KWS Livi-us‘ erhielt ihre Zulassung
als EU-Sorte und stammt aus dem Züchterhaus KWS Lochow. Die
Sorte erreichte 2019 in Langballig/Lundsgaard mit relativ 108 und
re-lativ 107 in Futterkamp über dem
Tabelle 4: Bonituren des Entwicklungsverlaufes von
Ökowinterweizen in Schleswig-Holstein 2019
Sorte Mängel nach Winter Note 1-9
Massenbildung Note 1-9
Bodendeckungsgrad in %
Pflanzenlänge in cm
Lundsgaard Futterkamp Lundsgaard Futterkamp Lundsgaard
Futterkamp Lundsgaard Futterkamp
Genius* 1,8 3,3 3,8 6,0 71,3 68,8 92,5 91,3Elixer 1,5 2,5 5,0
7,0 80,0 72,5 92,5 95,0Ponticus 1,8 3,0 4,3 6,8 88,8 72,5 87,5
90,8KWS Livius* 1,8 3,0 4,0 6,3 75,0 71,3 91,3 91,3Trebelir* 1,5
3,0 5,0 6,5 77,5 72,5 106,3 111,5Aristaro* 2,5 3,3 4,8 6,3 91,3
67,5 127,5 120,8Moschus* 2,0 2,8 5,0 6,0 86,3 70,0 95,0
95,0Bosporus* 2,3 2,3 3,8 6,5 85,0 73,8 88,8 97,0Arminius* 2,0 2,5
4,8 6,5 78,8 72,5 120,0 124,3KWS Talent* 1,5 2,8 4,3 6,3 86,3 65,0
91,3 94,8Annie 2,3 3,0 4,5 6,0 88,8 67,5 87,5 93,5Roderik* 1,8 3,3
3,8 6,0 86,3 70,0 108,8 110,0Govelino 1,0 5,0 5,5 6,0 82,5 63,8
113,8 113,3Alessio* 2,3 3,0 4,0 6,0 75,0 66,3 96,3 104,0Senaturo*
1,8 2,8 3,5 6,0 93,8 67,5 97,5 100,0Argument 1,3 3,0 3,5 6,0 86,3
68,8 101,3 102,8Informer 1,8 2,5 4,3 6,3 93,8 72,5 96,3
94,0Edelmann 1,8 3,3 4,8 6,8 82,5 70,0 111,3 112,8Boss 2,0 2,0 4,5
6,8 80,0 70,0 86,3 89,8Expo 1,5 3,5 4,0 6,3 75,0 70,0 95,0
97,8Julius 2,5 2,5 3,0 6,0 81,3 72,5 87,5 92,3Rockefeller 2,0 2,8
3,3 6,0 81,3 66,3 85,0 91,0Tobias 1,8 3,3 4,3 6,8 78,8 70,0 108,8
115,8Safari 1,8 2,5 4,3 6,8 76,3 72,5 88,8 92,8Standardmittel 1,9
2,9 4,2 6,2 82 70 101 104Versuchsmittel 1,8 2,8 4,3 6,3 82 70 99
102
* Sorten des Standardmittels
So sah der Bestand nach dem Striegeleinsatz im Dreiblattstadium
in Futterkamp im November 2018 aus.
-
33Pflanze■ BAUERNBLATT | 21. September 2019
FAZITGegenüber dem Vorjahr konn-ten beim Ökowinterweizen gute
Erträge eingefahren werden. Be-währt haben sich im E-Sortiment
ertraglich die Sorten ,Ponticus‘, und ,Moschus‘. Die beiden Sor-ten
vereinen für einen E-Weizen gute Erträge mit befriedigenden
Qualitäten. Wenn Qualitätswei-zen mit guten und sicheren
Qua-litäten angebaut werden soll, sind die Sorten ,Trebelier‘ und
Rode-rick‘ eine gute Wahl. Bei diesen handelt es sich um Sorten,
bei de-nen der Qualitätsgedanke im Vor-dergrund steht. Im
A-Sortiment konnte ertrag-lich nur die Sorte ,Julius‘ über-zeugen,
wobei in diesem Sorti-ment die Betonung auf dem Er-trag liegt. Wenn
Futterweizen angebaut werden soll, kommen die Sorten des B- und
C-Sorti-
mentes infrage. Überzeugt ha-ben hier aus dem B-Sortiment die
Sorten ,Boss‘ und ,Bosporus‘. Interessant ist auch die erstma-lig
geprüfte Sorte ,Informer‘. Um die Ertragsleistung dieser Sorte
besser beurteilen zu kön-nen, wird sie weiter geprüft. Aus dem
C-Sortiment konnten im Er-trag die Sorte ,Elixer‘ und ,Safari‘
überzeugen.Die Sorte ,Senaturo‘ ist eine Sor-te der Saatzucht
Streng. Sie be-findet sich noch in der Register-prüfung des
Bundessortenamtes und wird deshalb in diesem Arti-kel nicht weiter
beschrieben.Die hier veröffentlichten Tabel-len sind auch auf der
Internetsei-te der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein im
Bereich ökologischer Landbau zu finden (www.lksh.de).
Versuchsdurchschnitt liegende Er-gebnisse. Da es sich bei ,KWS
Livi-us‘ um eine B-Sorte handelt, deren Gene dazu dienen, mehr
Ertrag als Qualität zu bilden, sind die unter dem Durchschnitt
liegenden Qua-litätsergebnisse erklärlich. Der Ent-wicklungsverlauf
von ,KWS Livius‘ war zufriedenstellend. Der Be-fall mit Krankheiten
wie Gelbrost und Braunrost spielte nur eine un-tergeordnete Rolle.
Etwas erhöht war der Befall mit Blattseptoria am Standort
Futterkamp.
Das Züchterhaus KWS Lochow erhielt 2017 die Zulassung für die
Sorte ,KWS Talent‘. Mit relativ 111 am Standort in
Langballig/Lunds-gaard und relativ 106 in Futter-kamp wurden die
Durchschnittser-träge an den Versuchsstandorten überschritten. Die
Qualitäten der Sorte zeigten, dass es sich um eine Ertragssorte
handelt. Die Ergebnis-se der Qualitätsanalysen liegen alle unter
den Durchschnittswerten der Versuchsstandorte. Die Entwick-lung der
Sorte war kontinuierlich und gleichmäßig. Ein erhöhter Be-fall mit
Krankheiten der mittellan-gen Sorte war nicht festzustellen.
Geprüfte Sorten des C-Sortimentes
Eine Züchtung der Saatzucht Boris von Eckendorf ist die Sorte
,Elixer‘. Sie wurde 2012 zugelassen. In Lang-ballig/Lundsgaard
erreichte ,Elixer‘ relativ 124 und in Futterkamp rela-tiv 122. Als
Sorte, deren Züchtungs-schwerpunkt auf dem Ertrag liegt, verwundern
auch bei ihr die unter-
durchschnittlichen Qualitätsergeb-nisse an den beiden
Versuchsstand-orten nicht. Während der Vegeta-tion war der
Entwicklungsverlauf
dieser Sorte kontinuierlich und dem Verlauf der Witterung
angepasst. Sie zeigte keine bonitierbaren Män-gel. ,Elixer‘ hatte
2019 keine Prob-
leme mit Blatterkrankungen. Sie ist eine mittellange Sorte.
,Rockefeller‘ ist eine weitere Sor-te des C-Sortimentes, die im
Ver-such stand. Sie stammt aus Däne-mark vom Züchterhaus Sejet
Plan-teforaedlink. ,Rockefeller‘ wurde 2015 zugelassen. Der Ertrag
der Sorte lag mit relativ 108 am Stand-ort in Langballig/Lundsgaard
über dem Durchschnitt. In Futterkamp erreichte sie relativ 129 und
lag damit weit über dem Durchschnitt. Die ermittelten
Qualitätsergebnis-se sind typisch für ein C-Sorten-sortiment. Sie
liegen unter dem Durchschnitt der Versuchsstand-orte. Der
Entwicklungsverlauf war gleichmäßig und kontinuierlich. 2019 zeigte
sich ,Rockefeller‘ ge-genüber dem Befall mit Blatter-krankungen
tolerant.
Dritte Sorte im C-Sortiment im Ökoversuch war die Sorte ,Safari‘
aus dem Haus Syngenta. 2017 zu-gelassen, erzielte sie in
Langballig/Lundsgaard einen Ertrag von relativ 127 und in
Futterkamp relativ 123. ,Safari‘ war von den drei geprüften Sorten
die ertragsstärkste. Qualitativ lagen ihre Ergebnisse der
Qualitäts-parameter (Proteingehalt, Feucht-klebergehalt,
Sedimentationswert) unter den Durchschnitt. Die Entwick-lung im
Laufe der Vegetation verlief gleichmäßig. Safari‘ hatte keine
Pro-bleme mit Blatterkrankungen. Sie ist eine kürzere Sorte.
Gerd-Ullrich KrugLandwirtschaftskammer Tel.: 0 43 31-94
[email protected]
Gelungener Start für den Ökowinterweizen im Frühjahr 2019 in
Futterkamp
Tabelle 5: Bonituren der Blattkrankheiten von Ökowinterweizen in
Schleswig-Holstein 2019
Sorte Gelbrost Note 1-9
Braunrost Note 1-9
Blattseptoria Note 1-9
Lunds-gaard
Futter-kamp
Lunds-gaard
Futter-kamp
Lunds-gaard
Futter-kamp
Genius* 1,5
Kra
nkhe
it a
m S
tand
ort
nich
t au
fget
rete
n
Kra
nkhe
it a
m S
tand
ort
nich
t au
fget
rete
n
1,8
Kra
nkhe
it a
m S
tand
ort
nich
t au
fget
rete
n
4,0
Elixer 1,3 2,5 3,8Ponticus 1,0 1,0 4,0KWS Livius* 1,0 3,0
4,8Trebelir* 1,0 2,3 4,8Aristaro* 1,3 2,5 3,3Moschus* 1,0 2,0
3,3Bosporus* 1,0 1,8 4,0Arminius* 1,8 1,5 3,8KWS Talent* 1,3 1,8
3,8Annie 1,8 4,8 4,3Roderik* 2,0 3,0 3,8Govelino 2,3 2,5
3,5Alessio* 1,5 1,0 5,8Senaturo* 1,3 2,3 3,5Argument 1,5 2,3
3,3Informer 1,0 1,5 2,5Edelmann 1,3 1,3 4,0Boss 4,3 1,5 3,0Expo 1,0
1,8 5,5Julius 2,5 2,8 3,3Rockefeller 1,0 1,5 3,0Tobias 6,0 1,0
4,5Safari 1,5 1,8 3,5Standardmittel 1,3 2,1 4,0Versuchsmittel 1,6
2,0 4,0
* Sorten des Standardmittels
-
34 Pflanze BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■
Weiterentwicklung in der Sätechnik
Bessere Verteilköpfe und Schare
Flexible Einsatzmöglichkeiten, er-höhte Bedienerfreundlichkeit
und Präzision sind wichtige Treiber für aktuelle technische
Entwicklungen bei Drill- und Einzelkornsämaschi-nen. Hierzu kommen
sowohl neue elektronische als auch mechani-sche Komponenten auf den
Markt. Die gleichzeitige Düngerausbrin-gung mit der Drillsaat
gewinnt an Bedeutung. Mehrere Maschinen ermöglichen hier
Alternativen zur klassischen Maisaussaat und bil-den ein neues
Marktsegment.
Weiterentwicklungen der Sä-technik zielen auf breitere
Ein-satzmöglichkeiten der Maschinen ab sowie auf die weitere
Verbes-serung der Bedienerfreundlichkeit durch elektronische und
mecha-nische Systeme. Die teilweise ex-treme Sommertrockenheit 2018
machte auf die Notwendigkeit auf-merksam, Sämaschinen zukünftig
noch variabler einsetzen zu kön-nen. Bei Drillmaschinen
fokussier-ten sich mehrere Hersteller auf die gleichzeitige und
räumlich variab-le Ablage von Saatgut und Dünger sowie auf
intelligente Systeme zum Anlegen von Fahrgassen.
Die von Horsch entwickelte Tech-nik zur Kornvereinzelung von
Ge-treide wurde im Oktober 2017 zum Serienverkauf freigegeben. Der
Hersteller ergänzte jetzt das Sys-tem um die Option des Double-
Shoot-Schares. Dieses Schar be-sitzt die bekannte Technik zur
Kornvereinzelung und bietet dar-über hinaus die Möglichkeit, bis zu
80 kg/ ha Dünger möglichst nahe an den Keimling zu
bringen.
Das Düngerband wird in dem von der Doppelscheibe geform-ten
Säschlitz abgelegt und von der folgenden, speziell geformten Kufe
mit einer dünnen Erdschicht bedeckt. Auf dieser leicht
rückver-festigten Ebene erfolgt die Ablage der vereinzelten
Saatkörner. Diese Technologie reduziert Ätzschäden und
Keimwasserkonkurrenz bei Trockenheit und stellt gleichzeitig die
Nährstoffe für die junge Pflan-
ze frühzeitig und in hoher Konzen-tration zur Verfügung.
Für die Aussaat von Raps und Bohnen unter direktsaatähnli-
chen Bedingungen sowie auf Flä-chen mit hohen Mengen schlecht
aufbereiteter Ernterückstände an der Oberfläche stellte Horsch
ein
Mit dem Frontbehälter Solitär 23 erweitert Lemken sein Programm
der pneumatischen Sätechnik. Der Behälter für Saatgut oder Dünger
ist, kombiniert mit verschiedenen Geräten, vielfältig einsetzbar.
Fotos: Werkbilder
Das Horsch-Singular-System mit Double-Shoot-Schar kombiniert
Kontakt-düngung und Getreidevereinzelung.
Abbildung 1: Möglichkeiten der Saatgut- und
Düngerpositio-nierung der Cirrus-CC Double-Shoot
-
35Pflanze■ BAUERNBLATT | 21. September 2019
Elektrische Halbseitenabschaltung, linke Seite ist
abgeschaltet.
neues Zinkenschar vor. Das Schar ist für den Einsatz an der
Drill-maschinenbaureihe Focus TD mit Reihenabständen von 28/30 oder
35 cm (je nach Focus-Modell) kon-zipiert. Die bekannte
Tiefenfüh-rungsrolle am Säschar dient der exakten Tiefenführung bei
der Saat sowie der Rückverfestigung der Saatfurche.
Drillmaschinen werden noch flexibler
Die flexible Einsatzbarkeit er-langt auch bei Drillmaschinen
wachsende Bedeutung für die An-wender. Die Flexibilität bezieht
sich sowohl auf die ausgebrachten Stof-fe wie Saatgut und Dünger
als auch auf deren räumliche Zuordnung: in einer Furche (Single-
Shoot-System) oder getrennt in mehre-ren Bereichen (Double- oder
Mul-ti-Shoot-System). Amazone stellt eine flexible
Dosiermöglichkeit für die Säkombination Cirrus mit 4 und 6 m
Arbeitsbreite vor. Die neu ent-wickelte Fördereinheit ermöglicht
die in Abbildung 1 gezeigten Mög-lichkeiten der Saatgut- und
Dün-gerpositionierung. Bei kombinier-ter Single- und
Double-Shoot-An-wendung sind Teilmengen im Ver-hältnis 50:50 oder
zirka 75:25 % einstellbar. Die Anordnung der vor-laufenden
Düngerschare ist auf das Profil der Matrix-Packerreifen
ab-gestimmt, sodass der Dünger in wenig verdichtete Bereiche
abge-legt wird. Das System ermöglicht Unterfuß- oder Kontaktdüngung
sowie die gleichzeitige Ausbrin-gung von Hauptfrucht und
Unter-saaten.
Bei Großflächendrillmaschinen von Amazone mit 8 bis 15 m
Ar-beitsbreite gestattet ein neu vor-gestelltes System mit drei
elekt-risch angetriebenen Dosiergerä-ten neben allen
Isobus-Funktio-nen eine gestaffelte Entleerung des
Saatgutbehälters. Dies hat zum Ziel, für möglichst lan-ge Zeit eine
hohe Belas-tung der Traktorhinter-achse und damit eine hohe
Traktion sicher-zustellen. Eine neue elektrische
Halbsei-tenabschaltung ar-beitet mit Linearmo-toren und ermög-licht
die wahlweise Abschaltung der rech-ten oder linken Maschinensei-te
mittels Iso-bus (siehe Bild rechts).
Details mit hohem Nutzwert
Einen flexibel einsetzbaren Fronttank für Saatgut oder Dün-ger
mit 1.900 l Fassungsvermögen stellte Lemken vor. Er ist als
Injek-tor- oder Druckbehälter konzipiert und kann bei 12 km/h bis
zu 400 kg Dünger pro Hektar dosieren. Op-tional ist ein Wiegesystem
für die Echtzeitüberwachung von Behäl-terinhalt und Ausbringmenge
lie-ferbar. Die Schlauchverlegung er-folgt wahlweise unter oder
neben dem Traktor, die Verbindungsele-mente sind mit
Schnellkuppelsyste-men verfügbar. Frontreifenpacker und modulare
Koffergewichte ste-hen dem Kunden ebenfalls zur Ver-fügung.
Weitere Hersteller wie zum Bei-spiel Amazone und Pöttinger
ha-ben Wellscheiben zur minimalinva-siven, streifenweisen
Bearbeitung des Saathorizontes in ihr Verkaufs-programm
aufgenommen. Diese Technik erweist sich vor allem un-ter sehr
trockenen Saatbedingun-gen als vorteilhaft.
Lemken stellt neue Verteiler-köpfe mit integrierter
Fahrgas-senschaltung vor. In den Saatgut-verteilern sind zwei
Lochpatronen übereinander angeordnet. Die un-tere Patrone dient der
regulären Aussaat, in der oberen Patrone sind die entsprechenden
Auslässe blockiert. Für die Fahrgassenschal-tung wird diese Patrone
hydrau-lisch nach unten bewegt, das Sys-tem arbeitet ohne
Saatgutrückfüh-rung (Abbildung 2).
Die optimierte Form der Ausläs-se sorgt nach Herstellerangaben
für niedrige Variationskoeffizienten bei der Querverteilung auch
bei der An-lage der Fahrgassen. Spurbreiten und Reihenzahl der
Fahrgassen las-sen sich durch Auswechseln der Pat-ronen im
Verteiler einfach anpassen.
Müller-Elektronik entwickelte in Kooperation mit Kverneland und
CCI eine Spezifikation für automa-tische Fahrgassenschaltungen, die
drei verschiedene Implementie-rungslevels aufweist:
● Level 1 – Lenksystem als Übertra-gungssystem ● Level 2 –
Lenksystem/Task-Con-troller; das Anbaugerät berech-net die
Fahrgassen.
● Level 3 – der Task-Control-ler berechnet die Fahrgassen.
Ein Nachteil üblicher Fahrgassenschaltungen ist die
Notwendigkeit, stets Anschluss zu fah-ren. Das bei
Müller-Elek-tronik umgesetzte Tram-line-Management ba-siert auf dem
Level 2 und erweitert die Applikati-
on Track-Leader um eine GPS-ge-stützte, automati-sche
Fahrgassen-schaltung. Durch
die positionsabhängig an die Sä-maschine übermittelte Nummer der
Überfahrtsreihe entfällt die Notwendigkeit, Anschluss zu fah-ren,
und Spuranreißer sind nicht mehr notwendig.
Die Fahrgassen werden zusätz-lich zu den Führungslinien für die
Sämaschine auf der Bedienoberflä-che angezeigt. Bei Bedarf
signali-siert ein Pfeil auf der Führungsli-nie die erforderliche
Fahrtrichtung, und das System warnt den Fahrer bei einer falschen
Fahrtrichtung. Die angelegten Fahrgassen wer-den zu den Felddaten
abgespei-chert und stehen im Farm-Manage-ment-Informationssystem
als Leit-spur für nachfolgende Pflegearbei-ten zur Verfügung.
Prof. Till MeinelTechnische Hochschule KölnTel.: 02 21-82 75-24
[email protected]
FAZITFür Drillmaschinen sind mehre-re neu entwickelte Schare auf
den Markt gekommen, un-ter anderem zur kombinierten Anwendung von
Getreidever-einzelung und Düngerablage. Elektronische Systeme
ermög-lichen die intelligente Fahrgas-senanlage ohne den Einsatz
von Spuranreißern. Ein Vertei-lerkopf mit integrierter
Fahr-gassenschaltung erzielt auf-grund seiner optimierten Form sehr
gute Querverteilungswer-te auch bei der Anlage von Fahrgassen.
Viele Einsatzmög-lichkeiten bietet ein modular aufgebauter
Fronttank, der wahlweise als Injektor- oder Drucktank arbeiten
kann.
Abbildung 2: Verteiler mit Fahrgassenschaltung und Vergleich der
Querverteilung
LD*…Querverteilung 150 kg/ha Weizen, 8 km/h;
VK…Variationskoeffizient
-
36 Tier BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■
Rinder aktuell: Rund um die Geburt
Welche Faktoren beeinflussen die Leistung der Nachkommen?
Die Beeinflussung der Körperkondi-tion vor und nach der Geburt
durch die Fütterung ist ein immer wieder viel diskutiertes Thema.
Die Füt-terung, insbesondere im zweiten Drittel der Trächtigkeit,
hat nicht nur einen Einfluss auf die Gesund-heit und Leistung des
Muttertieres, sondern ebenso auf die des Kalbes.
Es ist bekannt, dass die Ernäh-rung bereits während der
Trächtig-keit in unmittelbarem Zusammen-hang mit der eigenen
Leistungsfä-higkeit und dem eigenen Gesund-heitszustand steht.
Bekannt ist in diesem Zusammenhang der Be-griff der „metabolischen
Program-mierung“. Er besagt, dass zeitlich begrenzte Einflüsse
Auswirkungen auf die gesamte Lebenszeit haben können. Meist sind
davon einzelne Organe betroffen, die durch solche Einflüsse in
ihrer Funktion „pro-grammiert“ werden. Darüber hi-naus können
solche Einflüsse aber auch Auswirkungen auf die folgen-de
Generation haben. Für diese Er-scheinung ist der Begriff
Epigene-tik geprägt worden. Hierbei wer-den keine chromosomalen
Verän-derungen in Form von geänderten DNA-Sequenzen an die
Nachkom-men weitergegeben, sondern zum Beispiel
stoffwechselrelevante In-formationen, die an die Chromoso-men
gekoppelt sind und zur dau-erhaften Beeinflussung von damit
betroffenen Organen führen.
Ein sehr gutes Beispiel hierfür sind die sehr genau untersuchten
Auswirkungen des sogenannten Hungerwinters 1944/1945 in den
westlichen Niederlanden mit einer extremen Hungersnot, der seine
Ursache in der Belagerung durch deutsche Besatzungstruppen hat-te.
Frauen, die während dieser Zeit in diesem Gebiet schwanger wa-ren,
gebaren Kinder, die in ihrem späteren Leben ein erhöhtes Risi-ko
für diverse Erkrankungen, unter anderem auch Diabetes Typ 2
be-saßen. Dies ist ein Beispiel für eine metabolische
Programmierung, die während der Schwangerschaft stattgefunden hat.
Das erhöhte Ri-siko, an Diabetes Typ 2 zu erkran-ken, wurde, wie
wir heute wissen, sogar an die nachfolgende Genera-tion
weitergegeben, ein epigeneti-scher Effekt (Roseboom et al.
2011).
Das Diabetesrisiko entsteht durch eine aufgrund der Mangel-
ernährung während der Schwan-gerschaft schwächer mit
Langer-hansschen Inselzellen ausgestatte-te Bauchspeicheldrüse des
heran-wachsenden Fötus. Der Fötus stellt sich damit auf ein
geringes Nähr-stoffangebot in der Zeit nach sei-ner Geburt ein.
Steht dann aller-dings ein reichhaltiges Nahrungs-angebot zur
Verfügung und wird es auch konsumiert, insbesonde-re
kohlenhydratreiche Nahrung, steigt das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu
erkranken. Im umgekehrten Fall beeinflusst eine gute Ernäh-rung
während der Schwanger-
schaft auch die Leistungsfähigkeit der Bauchspeicheldrüse des
Fötus durch Bildung von mehr und grö-ßeren Langerhansschen
Inselzellen, die in der Lage sind, erhöhte Men-gen an Insulin zu
bilden, das wie-derum für den Kohlenhydratstoff-wechsel benötigt
wird.
Folgen vorgeburtlicher Unterversorgung
Diese Effekte gibt es jedoch nicht nur beim Menschen, sondern in
gleicher Weise in der Tierwelt. Ins-besondere bei der
Färsenaufzucht dürfen wir nicht vergessen, dass diese Tiere, obwohl
sie noch nicht ausgewachsen sind, bereits tra-gend sind. Das
Risiko, während der Hochträchtigkeit in ein Nährstoff-defizit
hineinzukommen, ist darum nicht gering. Umgekehrt ist eine
Überkonditionierung von Färsen zum Geburtszeitraum ebenso pro-
blematisch und wirkt sich negativ auf das Stoffwechselgeschehen
in der folgenden Laktation aus. Dar-aus ergibt sich die Frage, wie
eine optimale Kondition für tragende Färsen vor der Geburt
aussieht, die sich positiv auf die eigene Leistung, Gesundheit und
die der Nachkom-men auswirkt.
Man weiß, dass die Versorgung von Muttertieren mit Energie und
Eiweiß insbesondere während der Hochträchtigkeit einen Einfluss auf
die Geburtsgewichte hat. Ader-mann (2015) untersuchte den Ein-fluss
der Körperkondition anhand
der Rückenfettdicke von 646 hoch-tragenden Färsen unter anderem
auf das Geburtsgewicht der Käl-ber. Die Rückenfettdicke und da-mit
die Ernährung der Färse korre-lierte in diesem Zusammenhang
si-gnifikant positiv mit dem Geburts-gewicht der Nachkommen.
Volkmann et al. (2014) stellten im Rahmen einer Metaanalyse im
Milchviehbereich, für die 2.252 Tie-re zur Verfügung standen,
einen
hochsignifikanten Einfluss des Ge-burtsgewichtes auf das Gewicht
mit einem halben Jahr fest. Den glei-chen Zusammenhang wiesen die
Autoren auch für Kälber nach, die in den ersten 14 Lebenstagen hohe
Tageszunahmen hatten, so wie es bei ad libitum getränkten Kälbern
der Fall ist. Diese Zunahmen hat-ten ebenso einen
hochsignifikan-ten Einfluss auf das Gewicht mit ei-nem halben Jahr.
Der Unterschied zwischen der Gruppe mit den ge-ringsten und den
höchsten Zunah-men in den ersten beiden Lebens-wochen betrug nach
einem halben Jahr 25 kg. Eine Beeinflussung der Futteraufnahme und
damit der Zu-nahmen durch eine potentere Bauchspeicheldrüse im
Sinne einer metabolischen Programmierung ist denkbar. Für die Mast
ist dies ein positives Zeichen. Die spätere Milchleistung schwerer
geborener weiblicher Kälber ist, wenn diese nicht auch ihrem
Gewicht entspre-chend mit einer hohen Milchmenge im Anschluss an
die Geburt weiter aufgezogen werden, nur in gerin-gem Maße
erhöht.
Stellt die Bauchspeicheldrüse sich ein?
Eine Ad-libitum-Tränke erhöht in den ersten Lebenstagen
bezie-hungsweise Wochen die Anzahl und Größe der Langerhansschen
In-selzellen in der Bauchspeicheldrüse (Tabelle, Prokop et al.
2015), das ist bekannt. Man geht davon aus, dass eine solche
Beeinflussung nicht nur nach der Geburt durch eine ent-sprechende
Ernährung möglich ist, sondern auch während der Träch-tigkeit durch
die Nährstoffzufuhr des Fötus durch die Mutter statt-findet. Das
haben die zu Beginn er-wähnten Studien über die Auswir-kungen des
Hungerwinters 1944/45 in den Niederlanden gezeigt. Das
Eine metabolische Programmierung kann auch während der
Trächtigkeit stattfinden und Auswirkungen bis in die zweite
Generation haben. Foto: Dr. Hans-Jürgen Kunz
Tabelle: Zahl und Fläche der pankreatischen ß-Zellen
(Langerhanssche Inselzellen) ad libitum und restriktiv ernährter
männlicher Kälber zum Zeitpunkt der Schlachtung mit 23 8± 0,8
Lebenstagen
Pankreas ad libitum restriktiv Diff. p
n 21 21Zahl der ß-Zellen 9,1 ± 0,3 7,8 ± 0,3 17 %
-
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Bauen auf dem LandeErscheinungstermin: 12. 10. 2019
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Ausgabe 42/19
SchleppertestErscheinungstermin: 19. 10. 2019
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Ausgabe 43/19
Jagen im NordenErscheinungstermin: 26. 10. 2019
Anzeigenschluss: 15. 10. 2019
Schwerpunktthemenim Oktober 2019
37Tier■ BAUERNBLATT | 21. September 2019
heißt, bei einer nährstoffreichen Ernährung werden mehr und
grö-ßere Langerhanssche Inselzellen und bei einer nährstoffarmen
Er-nährung weniger und kleinere In-selzellen angelegt. Welchen
Ein-fluss jedoch eine nährstoffreiche Ernährung des Fötus im
Mutterleib und eine anschließende gegen-sätzliche nährstoffarme
Ernährung nach der Geburt durch eine ratio-nierte Milchtränke auf
die Entwick-lung der Bauchspeicheldrüse haben, ist bisher nicht
untersucht worden. Ob sich die Effekte wieder aufhe-ben oder noch
teilweise wirken, ist unbekannt.
Man weiß, dass für einen po-sitiven Effekt der metabolischen
Programmierung die Mindestvo-raussetzung eine sofortige
Ad-li-bitum-Tränke nach der Geburt ist. Es ist ebenfalls davon
auszugehen, dass sich eine vorgeburtliche und eine nachgeburtliche
nährstoffrei-che Versorgung des Fötus/Kalbes summieren und das
spätere Leis-tungsvermögen der Tiere weiter steigern.
Auch auf die Milchleistung wirk-ten sich in der Studie von
Volkmann et al. (2014) höhere Zunahmen im ersten Lebensjahr positiv
aus. Hier-bei spielt sicherlich der Altersbe-reich, in dem hohe
Zunahmen re-alisiert werden, eine wichtige Rol-le, da mit
zunehmendem Alter der Anteil an Fettgewebe bei den Zu-nahmen
ansteigt. Eine ganz ande-re Einflussgröße hatte ebenfalls einen
entscheidenden Anteil an der Leistung der ersten Laktation, und das
war der Zeitpunkt der Kal-bung. Herbst- und Winterkalbun-gen waren
mit den höchsten Erst-laktationsleistungen verbunden. Am
niedrigsten waren die Leistun-gen der Erstlaktierenden, wenn der
Geburtstermin im Frühjahr lag, gefolgt von Sommergeburten. Der
Grund mag der negative Einfluss von höheren Temperaturen auf die
Futteraufnahme sein.
Schauen wir noch einmal auf die Untersuchungen von Adermann
(2015). Nicht nur das Geburtsge-wicht korrelierte positiv mit der
Rückenfettdicke des Muttertieres, in diesem Fall der Färse, sondern
ebenso andere Merkmale. Dazu gehörten auch die Kolostrummen-ge
sowie der Gehalt von Immun-globulin G (IgG). Während die
Ko-lostrummenge mit der Zunahme der Rückenfettdicke anstieg, sank
der Gehalt an IgG zwar leicht; be-zogen auf das Gesamtgemelk stieg
jedoch auch die absolute Menge an IgG mit steigender
Rückenfett-dicke an.
Weiterhin sank mit steigender Rückenfettdicke zum Zeitpunkt der
Geburt insgesamt der Anteil kran-ker Tiere signifikant. Unter den
zum Zeitpunkt der Geburt mageren Tie-ren mit einer Rückenfettdicke
von weniger als 10 mm zeigten fast drei Viertel gesundheitliche
Probleme. Bei den gut konditionierten Färsen mit einer
Rückenfettdicke von mehr als 20 bis maximal 25 mm war es hin-gegen
nur die Hälfte. Die Autorin beschreibt, dass bei der untersuch-ten
Herde mit gut bis mäßig kon-ditionierten Tieren das Fettgewebe als
„energetischer Puffer“ insbeson-dere in der zweiten bis vierten
Lak-tationswoche zur Bewältigung der Energiemangelsituation
beiträgt. Sie weist jedoch auch darauf hin, dass dieser Bereich eng
begrenzt ist. Bei einer stärkeren Verfettung mit Rückenfettdicken
oberhalb von 25 mm steigt das Erkrankungsrisiko in der folgenden
Laktation wieder-um deutlich an.
Dr. Hans-Jürgen Kunz Christian-Albrechts-Universität zu
KielTel.: 04 31-880-26 [email protected]
FAZITEine metabolische Program-mierung, über die in den letz-ten
Jahren gerade im Zusam-menhang mit der Ad-libi-tum-Tränke von
Kälbern viel geschrieben wurde, gibt es nicht nur für den
unmittelba-ren Zeitraum nach der Geburt, sondern auch vor der
Geburt in der Phase der Hochträchtigkeit. Hier darf es weder zu
einer Un-ter- noch zu einer Überversor-gung der Muttertiere kommen.
Eine Unterversorgung kann zu einer im Sinne der
Leistungsop-timierung negativen metaboli-schen Programmierung
führen, die möglicherweise sogar bis in die zweite Generation
weiter-gegeben wird. Eine Überver-sorgung wirkt sich zwar nicht
negativ auf eine mögliche me-tabolische Programmierung des Kalbes
aus, wird aber zu Stoffwechselproblemen beim Muttertier führen.
Dies un-terstreicht die Wichtigkeit ei-ner genauen Beobachtung der
Körperkonditionierung der Färsen und Kühe im Betrieb, für die eine
BCS-Beurteilung (Beurteilung der Köprerkon-dition) sicherlich sehr
hilfreich und zu empfehlen ist.
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38 Technik BAUERNBLATT | 21. September 2019 ■
Wie wissende Computer den Menschen besser verstehen
Wie denken die Maschinen?
Bei allem technischen Fortschritt kommen uns Computer manch-mal
ziemlich dumm vor. Offen-sichtliche Zusammenhänge, die Menschen
intuitiv erkennen, blei-ben Computern oft verborgen. Informiert zum
Beispiel ein Mit-glied eines Opel-Fanklubs seine Vereinskameraden,
er habe sich einen neuen Manta gekauft hat, wird wohl keiner der
Kameraden davon ausgehen, er sei Aquarist geworden und habe sich
gerade einen Rochen gekauft. Computer-anwendungen wie Suchmaschinen
fällt es aber immer noch schwer zu entscheiden, wonach ein Nutzer
gerade suchen möchte.
Homonyme (auch als Teekessel-chen bezeichnet, wie im Manta-
Beispiel) und Synonyme bereiten Computern weiterhin Probleme, da
dem Computer notwendiges Hin-tergrundwissen zu dem jeweiligen
Kontext fehlt. Doch natürlich wird auch an diesem Problem intensiv
geforscht, und es wurden bereits beachtliche Fortschritte erzielt.
Um aber zu verstehen, wie Computer Wissen erlangen, müssen einige
grundlegende Begriffe voneinan-der abgegrenzt werden.
Zeichen – Daten – Informationen – WissenWährend man in der
Frühzeit der
Computerisierung überwiegend von elektronischer
Datenverarbei-tung (kurz EDV) sprach, ist heut-zutage der Begriff
der Informati-onstechnologie (kurz IT) geläufi-ger. Und in der Tat
muss zwischen Zeichen, Daten, Informationen und Wissen
unterschieden werden. Zei-chen sind grafische Symbole wie
Buchstaben, Zahlen oder auch Son-derzeichen wie zum B