Institut für Kunstgeschichte Universität Wien Universitätscampus Hof 9 Spitalgasse 2 A-1090 Wien Joseph Beuys – 7000 Eichen Der Versuch einer sozialökologischen Gemeinschaftsarbeit Lehrveranstaltung: Spezialisierung I, SE: Kunst und Umwelt. Internationale Positionen von den 1960er-Jahren bis heute (nst.K.) Seminarleiter: Mag. Dr. Sigrid Ruby, Privatdoz. Name der Studierenden: Marlene Obermayer Personenkennzeichen: a1008566 E-Mail-Adresse: [email protected]Telefonnummer: +43 699 110 93 169 Wien, den 14. 03. 2014
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Joseph Beuys – 7000 Eichen. Der Versuch einer sozialökologischen Gemeinschaftsarbeit
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Institut für Kunstgeschichte Universität Wien
Universitätscampus Hof 9
Spitalgasse 2
A-1090 Wien
Joseph Beuys – 7000 Eichen Der Versuch einer sozialökologischen Gemeinschaftsarbeit
Lehrveranstaltung: Spezialisierung I, SE: Kunst und Umwelt. Internationale
Positionen von den 1960er-Jahren bis heute (nst.K.)
„Jeder Mensch ist ein Künstler.“1 So geläufig wie dieser oft zitierte Ausspruch von Joseph
Beuys2 ist, sooft wird er auch falsch verstanden. Der Künstler stellt in dieser Aussage den
Menschen in den Mittelpunkt, der demzufolge in seinem Beruf oder in den Tätigkeiten, denen
er nachgeht, wie ein Künstler operieren sollte. Durch sein Projekt mit dem herausfordernden
Titel 7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung, das bis heute das aufwendigste
sowie zeitlich und räumlich größte Projekt in der Geschichte der documenta ist, wollte Beuys
erreichen, dass der Mensch zum Gestalter seiner zukünftigen Umwelt wird. In einem
Zeitraum von fünf Jahren – zwischen der documenta 7 (1982) und documenta 8 (1987) –
konnte das Werk, das zu Beginn aus 7000 Basaltstelen bestand, abgeschlossen und am 12.
Juni 1987 der Stadt Kassel als Geschenk übergeben werden. An dieser Stelle muss die Frage
gestellt werden, welche Rolle der zu dieser Zeit bereits weltweit angesehene Künstler Joseph
Beuys bei der Umsetzung des Projekts gespielt hat und ob es ohne den geschützten Rahmen
der documenta überhaupt realisierbar gewesen wäre. Rasheed Araeen spricht diesen Punkt in
seinem Artikel an, der in dem anlässlich der Wanderausstellung Zur Nachahmung empfohlen!
erschienenen Katalog zu finden ist. 3 Für ihn bleibt das gigantische Projekt eine von
Kunstinstitutionen kontrollierte Idee, die leider in ihrer Umsetzung im Narego4 des Künstlers
festgesetzt war. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass selten ein Künstler die breite
Öffentlichkeit derart beschäftigt hat wie Joseph Beuys. Die Recherchen, die im Zuge dieser
kurzen Abhandlung getätigt wurden, brachten eine schier unüberschaubare Menge an
Publikationen zum Vorschein; kaum ein Aspekt der 7000 Eichen sowie überhaupt seines
ganzen Lebenswerks ist bis heute unbearbeitet geblieben. Die zwei wertvollsten
Publikationen über das Projekt 7000 Eichen, die zur Verfassung dieser Arbeit herangezogen
wurden, sind zum einen der umfassende Pflanzungsbericht Joseph Beuys 7000 Eichen zur
documenta 75 aus dem Jahr 1984 sowie das im Jahr 1987 herausgegebene Buch von Fernando
1 Beuys zit. nach Püschel 2010, Min. 02:18-02:20. 2 Kat. Ausst. Kunstsammlung NRW 1991, S. 341-342 und Kat. Ausst. Staatliche Museen Kassel 1992, S. 96.
Joseph Beuys wurde am 12. Mai 1921 in Krefeld geboren. 1947 Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, ab 1961 Professor für Bildhauerei, 1972 fristlose Entlassung. 1973 Errichtung der Freien internationalen Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre Forschung e.V. Am 12. Januar 1986 stirbt Beuys in Düsseldorf – ein Jahr vor der Pflanzung der 7000sten Eiche.
3 Vgl. Araeen 2010, S. 162. 4 Araeen 2010, S. 161. Araeen bezeichnet das narzisstische Ego eines Künstlers als Narego. 5 Hülbusch / Scholz 1984.
Groener und Rose-Maria Kandler mit dem Titel 7000 Eichen. Joseph Beuys6. Zudem gab es
im Jahr 1993 eine Ausstellung im Museum Fridericianum7, die alle documenta-Arbeiten von
Joseph Beuys zeigte und somit zusammengefasst einen tieferen Einblick in die systematische
Weiterführung seines vielzitierten „erweiterten Kunstbegriffs“ gab.
2. Joseph Beuys – documenta 7, 1982
„Ich sagte, wenn ich mich an dieser Documenta beteiligen soll, werde ich mich mit einer Kunstform beteiligen, daß ich in den vergangenen Aktionen der Dokumenta nicht nur eine Theorie vertreten habe in bezug auf die Beziehung Natur – Mensch, sondern daß ich auch bereit bin, das zu demonstrieren, – daß ich es d u r c hführen werde und zur A u sführung bringe.“8
Anlässlich der documenta 6 im Jahr 1977 organisierte der Künstler Joseph Beuys im
Erdgeschoß des Hauptgebäudes der documenta, dem Museum Fridericianum, ein 100-Tage-
Seminar, zu dem er Menschen aus aller Welt einlud, die an alternativen Gesellschafts- und
Lebensmodellen arbeiteten.9 Parallel dazu installierte er seine über drei Etagen reichende
Honigpumpe am Arbeitsplatz (Abb. 1), deren Pumpe sich symbolisch mit den Diskussionen
der FIU, der Freien Internationalen Universität, verband. 10 Für den Künstler war die
Honigpumpe ein Symbol eines Kreislaufsystems, das als Signal für ökologische geschlossene
Prozesse diente.11 Hier schon sah man deutlich die Absicht von Beuys, der sich innerhalb des
documenta-Betriebs als Außenseiter wusste, die Kunst aus ihren engen Nischen loszulösen
und das Museum und den geläufigen Kunstbetrieb zu verlassen. Da der Künstler bei der
documenta nicht mehr in den Räumlichkeiten des Museums sein wollte, schlug ihm der
damalige künstlerische Leiter Rudi Fuchs vor, für die documenta 7, die vom 19. Juni bis 28.
September 1982 stattfand, eine Skulptur für den Außenraum zu machen.12 Unter einem
Außenprojekt verstand der Künstler aber keine überdimensionale „Spitzhacken-Skulptur“13 à
6 Groener / Kandler 1987. 7 Kat. Ausst. Museum Fridericianum 1993. 8 Beuys zit. nach Demarco 1987, S. 15-16. 9 Vgl. Loers / Witzmann 1993, S. 157. 10 Ebd., S. 157. Die FIU hatte ihren permanenten Tagungsraum im Erdgeschoss der Rotunde des Museums
Fridericianum. Bereits bei der documenta 5 im Jahr 1972 verlegte Beuys sein Büro der Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung von Düsseldorf nach Kassel. Joseph Beuys nahm insgesamt fünfmal an der documenta in Kassel teil: documenta 3 (1964), documenta 4 (1968), documenta 5 (1972), documenta 6 (1977) und documenta 7 (1982). Mehr zu seinen Beiträgen an der documenta: Kat. Ausst. Museum Fridericianum 1993.
11 Vgl. Oberhuber 1983, S. 34. 12 Vgl. Altenberg 1993a, S. 252-253 und Fuchs 2012, S. 16-17. Laut Aussage von Rudi Fuchs war für jedes
Außenprojekt ein Budget von rund 150.000 DM vorgesehen. Im Gegensatz zur documenta 6, an der noch 600 Künstlerinnen und Künstler teilnahmen reduzierte Fuchs für die documenta 7 die Anzahl der Künstlerinnen und Künstler auf etwa 182. (siehe: Kat. Ausst. documenta 1982 oder Kimpel 2002).
13 Vgl. Kat. Ausst. Staatliche Museen Kassel 1992, S. 115-120.
la Claes Oldenburg (Abb. 2), die im Park steht, sondern ein ökologisches und
anthropologisches Kunstwerk, das auf eine ökologische Notwendigkeit hinarbeitet und dem
von ihm geprägten Begriff der „sozialen Plastik“ am Nächsten kommt. Demzufolge
entschloss sich Beuys, in Kassel 7000 Eichen zu pflanzen, zu denen je ein Basaltstein gesetzt
werden sollte.14 Warum sich der Künstler gerade für ein Baum-Projekt entschied, begründete
er in einem Interview mit Theo Altenberg damit, dass er ein Gebilde der Natur nehmen
wollte, das mit dem Menschen viel zu tun hat „[...] allein schon durch seine aufrechte
Gestalt. Ich glaube, wenn der Mensch an Natur denkt [...] wenn man ihn schnell zwingt zu
sagen: Denke an Natur, laß dir einen Begriff einfallen – er wird bestimmt zu 90% immer
‚Baum’ sagen [...].“15
Zur Bewältigung des organisatorischen Aufwandes des Projekts wurde ein FIU-
Koordinationsbüro gegründet, das sich in den fünf Jahren bis zur documenta 8 um drei
Hauptaufgabenbereiche kümmerte: die Finanzierung der aufwendigen Aktion, die
Zusammenarbeit mit der Stadt Kassel sowie die Planung und Durchführung der Pflanzungen,
für die die Landschaftsplaner Andreas Schmidt-Maas und Norbert Schulz zuständig waren.16
Gleichberechtigt miteinbezogen waren auch die Institution der documenta GmbH sowie die
Bürger Kassels selbst. Das Projekt 7000 Eichen startete Joseph Beuys noch vor der offiziellen
Eröffnung der documenta 7 am 16. März 1982 mit der Pflanzung des ersten symbolischen
Baumes im Zentrum der Stadt, vor dem Museum Fridericianum (Abb. 3).17 Flankiert wurde
diese erste Eiche von einer Basaltstele, die einen Tag zuvor mit der ersten Ladung von der
Nordhessischen Basaltunion auf dem Gelände vor dem Museum abgeladen worden war.18 Ein
Foto von Dieter Schwerdtle vergegenwärtigt den ursprünglichen Eindruck, als im Juni 1982
14 Vgl. Fuchs 2012, S. 16. 15 Beuys zit. nach Altenberg 1993a, S. 253. 16 Vgl. Hülbusch / Scholz 1984, S. 18. Fernando Groener und Rose-Maria Kandler wurden von Joseph Beuys
und der FIU mit der Geschäftsführung beauftragt und waren u.a. für die Pressearbeit, Lohnbuchhaltung, Auszahlung sowie die Koordination und Zusammenarbeit mit der FIU verantwortlich.
17 Vgl. Nemeczek 2002a, S. 1. Bereits im Herbst 1981 fanden erste Gespräche mit der Stadt Kassel statt – jedoch ohne Joseph Beuys. Bei Vertretern der Stadt, darunter dem Leiter des Gartenamtes, traf das grüne Projekt anfangs auf Widerstand. „60 Bäume! Mehr sind nicht drin. Wären mehr Bäume in der Stadt unterzubringen, dann hätten wir sie schon selbst gepflanzt.“ (Thönges-Stringaris 2002, S. 2.) Zeitgleich mit der Pflanzung der ersten Eiche am Friedrichsplatz wurden von Karl Heinrich Hülbusch und seinen Studenten sieben weitere Eichen im Innenhof am Pferdemarkt in Kassel gepflanzt. Aufgrund einiger Unstimmigkeiten zwischen den Initiatoren und den Bewohnern, welche die Wässerung der Bäume übernehmen sollten, vertrockneten bereits Ende Juli fünf der sieben Eichen. (Groener / Kandler / Scholz 1987, S. 172-175)
18 Vgl. Niemeyer 1993, S. 233. und Groener / Kandler / Scholz 1987, S. 172. Die Anlieferung der insgesamt 7000 Basaltstelen (rund 80 Fuhren) dauerte bis Mitte Juni des selben Jahres. Die Steine stammten aus dem Westerwald sowie aus dem Kasseler Umland.
nun tatsächlich 7000 Basaltsäulen auf der Wiese lagen (Abb. 4).19 Entscheidend ist hierbei,
dass der Steinhaufen ein Dreieck bildete, dessen längere Spitze auf das erste gepflanzte
Eichenbäumchen wies. Es ist erwähnenswert, dass es anfänglich über die Ausrichtung des
Keils Missverständnisse zwischen Dr. Ziegler, dem damaligen Geschäftsführer der
documenta, und dem künstlerischen Leiter Rudi Fuchs gab (Abb. 5). In einem Brief an Beuys
deutet Fuchs an, dass sich das nächste Problem anbahnen würde, da der traditionelle Weg der
Fronleichnamsprozession durch die Stelen versperrt worden wäre.20 Das Dreieck wurde
daraufhin etwas verkürzt und verbreitet und Beuys konnte somit bei seinen Vorstellungen
bleiben. Der Künstler verstand es gerade bei diesem riesigen Projekt meisterhaft, mit den
Mitteln der Provokation und der Schaffung von Chaos zu arbeiten:
[...]„Dass jetzt eigentlich nur ein Anfang gesetzt wird. Da wird ein Baum gepflanzt, da steht ein Stein daneben, der markiert: In dieser Zeit, in der wir über diese ganzen Fragen der Wiederverlebendigung von Lebenslinien in der Natur, die ja durch die allgemeine Zerstörung unmenschlichen Wirtschaftens in Gefahr ist, dass zu dieser Zeit Menschen also sich aufgemacht haben und einmal die Richtung umgedreht haben.“21
In einem Videointerview spricht der Künstler und Mitarbeiter an dem Projekt, Johannes
Stüttgen, darüber, dass der Basalthaufen für große Aufregung sorgte. 22 Der Basaltkeil
verunstaltete nach Meinung der Bewohner Kassels den schönen Friedrichsplatz und wurde
sogar mit einem Haufen Leichen nach dem Krieg verglichen. Die Bürgerinnen und Bürger
reagierten auch daher empfindlich, da fünf Jahre zuvor – bei der documenta 6 – der Platz mit
einem „Schrotthaufen“ verunstaltet wurde – gemeint war die zwölf Meter hohe Skulptur
Terminal (Abb. 6) von Richard Serra, die bereits kurze Zeit nach Aufstellung als öffentliches
Pissoir verwendet wurde und mit Parolen wie „Kunst-Roest(i)“ beschmiert wurde.23 Neben
Serras Außenprojekt stieß auch Der Vertikale Erdkilometer (Abb. 7) von Walter De Maria auf
Antipathie.24 Die Einwohnerinnen und Einwohner von Kassel sahen durch dieses Kunstwerk
ihren Friedrichsplatz gefährdet und verglichen die Bohrung mit einer „überdimensionalen
Akupunktur Satans“.25 Ähnlich war der Widerstand gegen den Steinhaufen von Beuys, der
19 Vg. Zweite 1991, S.35. Die massiven Basaltblöcke wiesen eine Höhevon etwa 1,2 - 1,5 Meter auf und hatten
ein Gewicht von bis zu 500 kg pro Exemplar. Beuys entschied sich bewusst für kantig geformte Basaltstelen, die er laut Zweite mit den Verpackungen von Hoffmanns Reisstärke verglich.
20 Vgl. Kat. Ausst. Kunstsammlung NRW 1991, S. 235. Brief von Rudi Fuchs an Joseph Beuys vom 3. Mai 1982: „Lieber Joseph, Ein blödes Mißverständnis Zufolge gibt es jetzt Uneinigkeit über das Dreieck der Steinen auf dem Friedrichsplatz. [...]“.
21 Beuys zit. nach Püschel 2010, Min. 05:22-05:54. 22 Vgl. Püschel 2010, Min. 06:08-06:50. 23 Vgl. Kat. Ausst. Staatliche Museen Kassel 1992, S. 47. 24 Ebd., Im Vergleich zu dem gigantischen Projekt 7000 Eichen kostete Der Vertikale Erdkilometer von Walter
de Maria „nur“ 300.000$ (rund 216.000€). 25 Ebd., S. 31.
sich laut Stüttgen dazu folgendermaßen äußerte: „Es sei eine Skulptur zum Abbauen. Er will
ja auch, dass sie wegkommt. Wenn ihr wollt, dass die Steine wegkommen, dann müsst ihr
spenden. Je mehr ihr spendet, desto schneller sind die Steine weg.“26 Neben den zahlreichen
Leserbriefen und Beschwerden ging der Protest sogar so weit, dass eine Gruppe junger
Männer im Juni 1982 einen Teil der Basaltsteine pinkfarben ansprühte – noch am selben Tag
veranlasste Beuys die Reinigung der Stelen auf Kosten der Verursacher (Abb. 8).27 Der große
Widerstand gegen die Aktion schien am 19. Juli 1984 bestätigt zu werden, als ein junger
Motorradfahrer nach der Kollision mit einem Auto gegen eine „Beuys-Basaltstele“ prallte und
auf der Stelle tot war.28 Dieser traurige Zwischenfall wurde über Jahre hinweg benutzt, um
das Kunstwerk als lebensbedrohlich anzuprangern. Daraufhin ließ ein Kasseler
Geschäftsmann Flugschriften mit dem Titel Todesfallen in Kassel drucken.29 Das Gratisblatt
Extra-Tip lieferte weitere Parolen wie „Kunst oder Todesfalle“, „Beuys-Steine, wann gibt es
die nächsten Opfer“, „Beuys-Steine – Böse Falle für rodelnde Kinder“. Erstaunlich ist aber,
dass nicht nur die Steine auf Resistenz trafen. Im Jahr 1986 wurden in der Dresdner und
Göttinger Straße von unbekannten Delinquenten bei 56 frisch gepflanzten Eichen die
Baumkronen umgeknickt (Abb. 9).30 Da diese Tat zur Geschichte des Projekts gehört, wurden
die Bäume vom Koordinationsbüro bewusst nicht erneut gepflanzt.
3. Die Finanzierung des Projekts 7000 Eichen
Insgesamt wurden für die Durchführung des Projekts 7000 Eichen – Stadtverwaldung statt
Stadtverwaltung 3,5 Millionen DM31 benötigt. Die Anfangsfinanzierung, das heißt, der Kauf
und die Anlieferung der 7000 Basaltstelen sowie ein wesentlicher Teil der Gesamtkosten
wurde von der New Yorker Dia Art Foundation getragen, die 1974 mit dem Ziel gegründet
wurde, Künstlerinnen und Künstler bei der Umsetzung ihrer visionären, aber oft auch schwer
finanzierbaren Projekte zu unterstützen.32 Dank der Stiftung konnte bereits bei der documenta
6 durch den Einsatz von Franz Dahlem, dem damaligen Leider der Foundation in Europa, Der 26 Stüttgen zit. nach Püschel 2010, Min. 06:15-06:32. 27 Vgl. Groener / Kandler / Scholz 1987, S. 174. 28 Ebd., S. 210. 29 Vgl. Albig 1987, S.68. 30 Groener / Kandler / Scholz 1987, S. 231. 31 7000 Eichen x 500 DM (255 €), rund 1,78 Millionen €. 32 Vgl. Thönges-Stringaris 1987, S. 64-65 und Hülbusch / Scholz 1984, S. 26. Der offiziellen Homepage zufolge
wurde die Dia Art Foundation im Jahr 1974 von Philippa de Menil, Heiner Friedrich und Helen Winkler gegründet. Im Jahr 1988 wurden in der 548 West 22nd Street fünf verschiedene Bäume – darunter eine Eiche, ein Gingko, eine Linde, eine Platane sowie ein Birnenbaum – gepflanzt, die jeweils von einem Basaltstein flankiert wurden (Abb. 10). Im Jahr 1996 erweiterte Dia das Projekt auf der 22nd Street und pflanzte 18 weitere Bäume, die wiederum von einer Basaltstele begleitet wurden.
Vertikale Erdkilometer von Walter De Maria finanziert werden, der sich in unmittelbarer
Nähe der ersten Eiche in der Mitte des Friedrichsplatzes befindet. 33 Bereits in der
Pressekonferenz zur documenta 7 kündigte Beuys an, dass er für die Finanzierung seines
Projekts eine Nachbildung der goldenen Zarenkrone Iwans des Schrecklichen einschmelzen
werde. Mit den Worten: „Es geht jetzt los! [...]“34 setzte er sein Vorhaben am 30. Juni 1982
in die Tat um. Unter den Schaulustigen befanden sich auch zahlreiche Gegner der Aktion, die
unter großem Protest Plakate in die Höhe hielten, auf denen beispielsweise „Wozu die Krone
zerstören. Gib der Kunst doch eine Chance“ stand (Abb. 11).35 Auf die Frage, warum er sich
nach der Einschmelzung der Krone für den Guss des Metalls in der Form eines Hasen als
Friedenssymbol entschieden hätte, antwortete der Künstler:
„Ein Hase als Tier der Bewegung innerhalb der Eurasischen Steppe von Ost nach West – von West nach Ost. Wir wollten einmal [...] die Friedenstaube ablösen durch ein neues aktuelles Friedenssymbol. Wir werden also hiermit den Hasen zum Friedensymbol machen [...] Ich glaube er ist ein heiteres Tier, das die menschliche Seele anspricht und jedes Kind kennt. [...].“36
Während der gesamten Dauer der documenta 7 war der Friedenshase – der in einer anonymen
Osterhasenform gegossen wurde – inklusive Zubehör in einem mit Panzerglas versehenen
Safe im Foyer des Museum Fridericianum ausgestellt. Beuys war sich sicher, einen Käufer für
den goldenen Hasen zu finden. Nach den 100 Tagen der documenta wurde das Kunstwerk
schließlich an den Unternehmer Josef W. Fröhlich für insgesamt 777.000 DM37 verkauft, der
ihn ab diesem Zeitpunkt der Staatsgalerie Stuttgart als Dauerleihgabe zur Verfügung stellte
(Abb. 12, Abb. 13).38 In einem Interview zeigte sich der Künstler vom Kauf sehr beeindruckt
– denn Fröhlich kaufte den Hasen, ohne zu wissen, dass er damit die gemeinnützige Aktion
7000 Eichen von Beuys unterstützte.39
An der Spitze des Basaltkeils war für die gesamte Dauer der documenta ein
Informationsstand der FIU mit der Aufschrift 7000 Eichen aufgebaut, an dem sich
Besucherinnen und Besucher sowie auch die Bewohnerinnen und Bewohner von Kassel
Auskunft über das Projekt, die FIU oder den „erweiterten Kunstbegriff“ holen konnten (Abb.
15).40 Aus einem Rundbrief, der von Joseph Beuys und Franz Dahlem aufgesetzt wurde, geht
33 Vgl. Kat. Ausst. Staatliche Museen Kassel 1992, S. 16. 34 Beuys zit. nach Püschel 2010, Min. 01:07-01:21. 35 siehe Abbildung in: Groener / Kandler 1987, S. 196. 36 Beuys zit. nach Raeune 2004, Min. 12:50-13:27. 37 rund 397.000 €. Der Materialwert der Krone belief sich auf ca. 350.000 DM (rund 179.000 €). 38 Vgl. Loers 1993, S. 259. 39 Vgl. Oberhuber 1983, S. 63-64. 40 Vgl. Groener / Kandler / Scholz 1987, S. 174.
hervor, dass sich jeder durch die Übernahme der Kosten eines Baumes an der Aktion
beteiligen konnte (Abb. 15).41 Der Betrag von 500 DM42 pro Baum beinhaltete die Kosten des
Baumes, der Basaltstele, des Transports sowie der Pflanz- und Aufbauarbeiten; zudem bekam
jede Spenderin und jeder Spender ein von Beuys unterzeichnetes Baumzertifikat ausgestellt
(Abb. 16).43 Der Künstler hatte sich ausgemalt, dass sich während der 100 Tage der
documenta 7000 umweltbewusste Bürgerinnen und Bürger finden lassen sollten, die
solidarisch 7000 Schecks à 500 DM ausstellen würden. Leider waren am Ende der documenta
7 noch immer rund 6000 Basaltstelen auf dem Friedrichsplatz und bis zur documenta 8
zeigten sich gerade einmal 350 Privatleute zur Zahlung dieses Betrages bereit.44 Interessant
ist, dass Beuys den Platz im zweibändigen documenta-Katalog geschickt nutzte, um auf sein
Projekt aufmerksam zu machen. So findet sich in dem alphabetisch geordneten Bildband
unter dem Namen „Joseph Beuys – Düsseldorf“ ein vierseitiger „Aufruf“ des Künstlers, der
sich an alle Menschen des europäischen Kultur- und Zivilisationskreises richtet und zu einer
gewaltfreien Revolution aufruft. 45 Der Künstler sprach beispielsweise Themen wie die
Symptome der Krise, die ökologische Krise, die Wirtschaftskrise sowie die Bewusstseins-
und Sinnkrise an und suchte nach Lösungen, wie eine neue soziale Bewegung in einer
politischen Dimension erscheinen könnte. Auf der letzten Seite des Artikels machte er
wiederum auf die Freie Internationale Hochschule für Kreativität und interdisziplinäre
Forschung (FIU) aufmerksam, um ständigen und umfassenden Dialog bemüht war und über
die Frage der sozialen Zukunft nachdachte. Am FIU-Informationsstand wurden zudem auch
7000 Eichenposter verkauft und Beuys nahm auch erstmals Geld für seine Autogrammkarten
(Abb. 17) an. Diese kosteten pro Stück 5 DM46 und Beuys verstand es geschickt, sie als
Werbung für seine Aktivitäten zu nutzen – folgende Worte waren darauf gedruckt:
„Mit dem Erhalt dieser Signatur haben Sie eine Stiftung für die 7000 Eichen gemacht und dadurch mit dafür gesorgt, daß die Neugestaltung der Erde zu einem Kunstwerk möglich wird. Seien Sie jetzt konsequent und tun auch Sie den nächsten logischen Schritt: verweigern Sie den Vernichtungs-Parteien – SPD, CDU, FDP –, die den geistigen und physischen Boden unseres Landes schon viel zu lange verunstaltet haben, bei der nächsten Landtagswahl in Hessen Ihre
41 Ebd. S. 178. 42 rund 255 €. 43 Nach dem Tod von Joseph Beuys im Jänner 1986 unterschrieb sein Sohn Wenzel alle zukünftigen
Baumzertifikate. 44 Vgl. Albig 1987, S. 66. Laut der Pressemitteilung vom 24.5.1983 wurden im Frühjahr 1982 insgesamt 112
Bäume gepflanzt. Im Herbst 1982 kamen 1.156 Bäume dazu und im Frühjahr 1983 802 Bäume. Neben Eichen wurden auch Eschen, Linden, Platanen, Ahorn, Rubinien, Kastanien und 20 weitere Arten gepflanzt. (Vgl. Hülbusch / Scholz 1984, S. 16). Für einen Auszug aller Spenderinnen und Spender bis 1987 siehe: Groener / Kandler 1987, S. 259-260.
Stimme! Meine Empfehlung: wählen Sie den Weg der Kunst u. des Lebens: aus Einsicht die GRÜNEN.“47
Am 27. Jänner 1983 nahm Beuys an einem Podiumsgespräch mit dem Thema Bäume an der
Hochschule für angewandte Kunst in Wien teil, um auch in Österreich auf sein Projekt 7000
Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung aufmerksam zu machen.48 Vor Beginn der
Veranstaltung pflanzte Beuys gemeinsam mit dem damaligen Leiter der Hochschule, Oswald
Oberhuber, in unmittelbarer Nähe der Hochschule symbolisch vier Bäume (Abb. 18). Am
Anfang der Diskussion – zu der Politiker wie Erhard Busek und Josef Cap sowie der
Museumsdirektor Jan Hoet eingeladen waren – hob der Künstler heraus, dass gerade der
Baum zur Verbesserung des Bodens, für die Tierwelt, als ständig nachwachsende
Energiequelle sowie als Zeichen für die Umwandlung der Gesellschaft besonders wichtig
sei.49 Hoet kritisierte die anwesenden Politiker aufgrund ihrer kritischen Einwürfe und warnte
davor, das Thema in eine falsche Richtung lenken zu wollen, ohne dabei die Idee der Kunst
überhaupt verstanden zu haben, denn der „[...] Unterschied besteht zwischen den Ideen von
Beuys, wenn er von Bäumen spricht, und den Ideen von Politikern, wenn sie auch Bäume
pflanzen wollen.“50Beuys meinte daraufhin: „[...]es geht eigentlich hervor, daß es Politik gar
nicht zu geben braucht.“51 Am Ende der Diskussion merkte Oberhuber an, dass man signierte
Plakate von Beuys um 300 Schilling52 erwerben könne, wobei der Erlös zur Gänze für die
Baumpflanzung in Kassel verwendet werden sollte.53
Um den Spendenfluss in Kassel wieder anzutreiben, wurden anlässlich des 3000sten
Baumes im Großraum der Stadt große Werbeflächen montiert, auf denen Slogans wie:
„Bringen Sie Ihren Stein ins Rollen“, „Eine Idee schlägt Wurzeln“ oder der provokante
Spruch „Es gibt Steine des Anstoßes, über die jeder einmal fallen muss“ standen (Abb. 19,
Abb. 20).54 Ein 15-Sekunden dauernder Werbespot des Whisky-Herstellers Nikka für das
47 Vgl. Niemeyer 1993, S. 231. Noch während der documenta wurden diese unterzeichneten Handzettel
zurückgezogen. Bemerkenswert ist, dass die Grünen am 26. September 1982 tatsächlich erstmals – mit 8% und 9 Sitzen – den Einzug in den Landtag geschafft haben. (Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt. Landtagswahlen in Hessen 1946 - 2009).
48 Vgl. Oberhuber 1983, S. 33. Diskussionsteilnehmer waren der damalige Rektor der Hochschule für angewandte Kunst (Oswald Oberhuber), der damalige Vizebürgermeister von Wien und Landesparteiobmann der ÖVP (Erhard Busek), der damalige Vorsitzende der sozialistischen Jugend (Josef Cap) sowie Jan Hoet, der zu dieser Zeit Direktor des Museums van Hedendaagse Kunst in Gent war.
49 Vgl. Oberhuber 1983, S. 35. 50 Hoet zit. nach Oberhuber 1983, S. 43. 51 Beuys zit. nach Oberhuber 1983, S. 44. 52 rund 21 €. 53 Vgl. Oberhuber 1983, S. 59. 54 Vgl. Groener / Kandler / Scholz 1987, S. 208-209. Am 12.4.1984 pflanzt Beuys gemeinsam mit dem
Gartenamtsleiter Taurit den 3000sten Baum im „goldenen Loch“.
japanische Fernsehen brachte Beuys im Jahr 1984 wiederum 440.000 DM55 Honorar ein,
welches die Finanzierung mehrerer hundert Bäume sicherte. 56 Einmalig in seiner
künstlerischen Laufbahn trat er für eine Werbekampagne vor die Kamera. An dieser Stelle
soll das berühmte Statement von Beuys erwähnt werden, das er bei der Eröffnung der
Ausstellung Kunst in der Werbung im Jahr 1981 in der Düsseldorfer Galerie Denise René /
Hans Mayer machte: „Mein ganzes Leben war Werbung, aber man sollte sich mal dafür
interessieren, wofür ich geworben habe.“57 Im Werbespot inszeniert sich Joseph Beuys wie in
einem Filmstill – mit erhobenem Arm und einem Whiskeyglas in der Hand (Abb. 21); in den
letzten Sekunden des Spots ist in japanischer Schrift folgender Hinweis eingeblendet: „Joseph
Beuys ist hier aufgetreten, seine ökologischen Unternehmen zu fördern.“ Die Werbung
brachte für die Aktion 7000 Eichen nicht nur viel Geld ein, sondern bewirkte auch eine
Verbreitung seiner Baum-Idee über in der ganzen Welt.
Dank des Schriftstellers und Sammlers Heiner Bastian fand im März 1985 eine
Wanderausstellung unter dem Titel 7000 Eichen in der Kunsthalle Tübingen, der Kunsthalle
Bielefeld und der Neuen Galerie – Staatliche und Städtische Kunstsammlung Kassel statt
(Abb. 22).58 Aus dem Katalogvorwort geht hervor, dass zuvor kein Projekt in diesem Ausmaß
so uneigennützig von Künstlern unterstützt worden war. Des Weiteren unterstreichen Götz
Adriani und Ulrich Weisner, dass die Baumpflanzaktion von Beuys „nicht einfach nur eine
direkte Kritik an der fortschreitenden Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen des
Menschen und aller Lebewesen sowie der Natur selbst“ ist, sondern eine „Handlung, Tat, aus
der erst begründete Hoffnung zu entspringen vermag“. Die mit Bastian befreundeten Künstler
– unter ihnen Robert Rauschenberg, Cy Twombly, Andy Warhol sowie Joseph Beuys selbst –
stifteten Kunstwerke im Gesamtwert von über 1,65 Millionen DM.59 Der Verkaufserlös, der
fast ein Viertel der Gesamtspendenmittel ausmachte, wurde zur Gänze für die Baumpflanzung
in Kassel verwendet.60 Doch nicht alle Sammler setzten sich wie Bastian so uneigennützig für
55 rund 225.000 €. 56 Vgl. Hermsen 1997, S. 231-232. Aus der Biografie von Beuys geht hervor, dass der Künstler im Sommer
1984 in Japan zu Besuch war. 57 Beuys zit. nach Ermen, S. 118-119. 58 Vgl. Kat. Ausst. Kunsthalle Tübingen 1985. 59 rund 844.000 €. Die 34 Künstler der Ausstellung 7000 Eichen waren: Miquel Barceló, Jean-Michel Basquiat,
Joseph Beuys, Peter Bömmels, James Brown, Sandro Chia, Francesco Clemente, Tony Cragg, Enzo Cucchini, Walter Dahn, David Deutsch, Martin Disler, Jiri Georg Dokoupill, Keith Haring, Jörg Immendorff, Anish Kapoor, Bernd Koberling, Imi Knoebel, Jannis Kounellis, Richard Long, Brice Marden, Bruce McLean, Mario Merz, Helmut Middendorf, Albert Oehlen, Markus Oehlen, Mimmo Paladino, Robert Rauschenberg, Salomé, Julian Schnabel, Volker Tannert, Cy Twombly, Andy Warhol, Bill Woodrow (Kat. Ausst. 1985).
60 Vgl. Groener / Kandler / Scholz 1987, S. 223. Jörg-Uwe Albig behauptet in seinem Artikel, dass der Künstler Enzo Cucchi sein gestiftetes Werk nach dem Tod von Beuys wieder zurückgezogen habe. Leider blieb eine
das Projekt ein.61 Joseph Beuys machte auch die desillusionierende Erfahrung, dass ihn viele
Sammler, die dank seiner Arbeiten seit den 1960er-Jahren bedeutende Wertsteigerungen zu
verbuchen hatten, bei der Umsetzung des Baumprojekts im Stich ließen. Die erstaunliche
Einfachheit des Projekts 7000 Eichen war so gut wie überhaupt nicht in
Sammlerobjekte transformier- und ausmünzbar, da die Spende außer einem signierten
Baumzertifikat nichts „einbrachte“.
4. 7000 Beuyme – Die Wüste lebt62
Die Aktion 7000 Eichen kann auch als Wiederbelebung der Stadt Kassel im geschichtlichen
und ökologischen Sinne gesehen werden, die neuen Lebensraum schuf. Aus diesem
Blickwinkel betrachtet, hat Joseph Beuys 7000 Denkmäler gesetzt – aus Bäumen und Steinen
des (Denk)anstoßes, wie eines der Plakate zum Spendenaufruf meint. Auf die Frage, warum
der Künstler gerade 7000 Eichen pflanzen wollte, antwortet Beuys, dass „die Sieben eine sehr
alte Regel für Baumpflanzungen darstellt,“63 was beispielsweise in Städtenamen wie Seven
Oaks in Amerika oder Sevenoaks in der Grafschaft Kent in England weiterlebt. Die Aktion
7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung fand zudem anlässlich der documenta 7
statt; sieben oder 70 Bäume wären nicht dem Begriff der Verwaldung gerecht geworden und
so sah Beuys in der Zahl 7000 eine angemessene Proportion.64 Ziel des Künstlers war es, dass
sich das Kunstwerk unsichtbar in den Lebensraum der Bewohnerinnen und Bewohner
einfügen sollte wie auch, dass sich sein Ergebnis erst nach 300 Jahren zur Gänze zeigen
würde und jenseits der Dimension des 20. Jahrhunderts liegen würde. Ganz bewusst entschied
sich Beuys für die Eiche, die ein sehr langsam wachsender Baum ist und ihr eigentliches
Wesen erst nach mehreren Hunderten Jahren zum Vorschein bringt:
„[...] ich halte es für interessant, in einer Stadt wie Kassel zum Beispiel so etwas einmal historisch festzuhalten, daß nach 300, 400, 500 Jahren die Menschen noch diese Steine neben den Eichen finden können und sagen: Aha damals, da hat es Menschen gegeben, die haben
per E-Mail gestellte Anfrage an Heiner Bastian mit der Bitte um eine Stellungnahme unbeantwortet. (Vgl. Albig 1987)
61 Eine genaue Auflistung der Spenderinnen und Spender bis 1987 in: Groener / Kandler 1987, S. 259-260. Auch die Deutsche Bank, bei der Beuys um eine Unterstützung angesucht hatte, lehnte ein Ansuchen ab. Aus diesem Anlass entwarf der Künstler ein provokantes Plakat (Abb. 23), dessen Drohung aber metaphorisch gesehen werden muss (Vgl. Kat. Ausst. Bayerische Staatsbibliothek 1991, o.P.).
62 Kat. Ausst. Staatliche Museen Kassel 1992, S. 84. (HNA, 22.4.1982) 63 Beuys zit. nach Demarco 1987, S. 16. 64 Vgl. Demarco 1987, S. 16.
erkannt, daß die Erde in ihrer Entwicklung auf den Untergang zusteuert und haben im letzten Moment vielerlei Aktionen betrieben, und das ist zum Beispiel eine.“65
Was Beuys mit dem oben genannten Zitat verdeutlichen wollte, zeigt eine Tafelzeichnung, die
der Künstler während eines Fernsehinterviews anfertigte (Abb. 24). Die linke Seite zeigt
einen Basaltstein, der noch neben dem dünnen Bäumchen dominiert, während auf der rechten
Seite der 100-jährige, tief wurzelnde Baum mit seiner großen Krone den Stein um ein
Vielfaches überragt; eine ähnliche Abbildung befindet sich zudem auf dem bereits genannten
Rundbrief zum Spendenaufruf. Dass sich Beuys bereits Jahre zuvor mit dem Thema
auseinandersetzte, zeigt die Zeichnung Mann mit Wurzelkopf (Abb. 26) aus dem Jahr 1977.
Interessant ist hierbei der Aspekt, dass Beuys den Baum als Erkenntnisorgan sowie höheren
Mitarbeiter des Menschen in bezeichnet und ihm als Pendant die Basaltsäule – Symbol der
absoluten Festigkeit und Zuverlässigkeit, der Entschiedenheit und Kraft – gegenüberstellt.66
Der Stein weicht nicht von seinem Standpunkt, dahingegen haben die Bäume das Bewegungs-
und Wachstumsprinzip. Die Vorzeichnung für den Baumstempel (Abb. 26) verdeutlicht noch
einmal das Zusammenspiel von Stein und Baum, dessen Wurzeln sich mit der Stele
verbinden. Laut Stüttgen sind der Basalt sowie der Baum Prototypen eines Prinzips, das man
direkt auf die Gesellschaft umlegen könne, denn das 7000 Eichen Projekt war nichts anderes
als die Gründung eines ökologischen Non-Profit-Unternehmens. Reinhard Zimmermann stellt
in seinem Buch Kunst und Ökologie im Christentum. Die 7000 Eichen von Joseph Beuys die
Frage, ob es sich bei dem Projekt tatsächlich um ein ökologisches Kunstwerk handelt.67 Des
Weiteren setzt er die 7000 Eichen in den Kontext religiöser christlicher Darstellungen, die
eine Parallele zu Beuys Kunst- und Weltsicht herstellen. Aus zahlreichen Biographien geht
hervor, dass die Kunst von Beuys durch seine katholische Erziehung, von seinem Interesse an
Naturwissenschaften sowie der Beschäftigung mit dem Anthroposophen Rudolf Steiner
geprägt war.68 In der zeitlichen Verschränkung von Baum und Stein lässt Beuys die Zeit zum
Raum werden. Im Gegensatz zum Basaltstein, der im Laufe der Zeit verwittert und so seine
Proportionen verkleinert, wird der lebende Baum größer und somit im beuysschen Vokabular
zu einer „Wärmezeitmaschine“.69 Ähnlich war es auch mit dem Basaltkeil vor dem Museum,
der ebenso als Zeitskulptur gesehen werden kann. Ein weiterer interessanter Gesichtspunkt
65 Beuys zit. nach Altenberg 1993, S. 254. 66 Vgl. Püschel 2010, Min. 11:50-12:42. 67 Vgl. Zimmermann 1994, S. 247. 68 Vgl. Kat. Ausst. Casino Luxembourg 1995, S. 22. 69 Vgl. Loers / Witzmann 1993, S. 242.
ist, dass der Baum in der Erde wurzelt, also einem Material, aus dem der Stein besteht. 70
Relevant ist hierbei, dass aus dem Basalt, sobald er verwittert, ein enorm fruchtbarer Boden
entsteht. Basalt besitzt bereits von Natur aus eine säulenartige Form, die durch seine
Kristallisation beim Abkühlen in Vulkanschloten entsteht.71 „Das kristalline Stadium, für
Beuys eine Signatur des ‚Vertotungsprozesses’, ist demnach beim Basalt kein Endzustand,
sondern Teil eines Kreislaufs.“72 Wie man bereits bei der Honigpumpe am Arbeitsplatz
gesehen hat, stehen bei Beuys organische Materialien wie Honig oder Fett, die sich mit
Wärme verflüssigen lassen, im Zentrum des Interesses. An dieser Stelle muss das Kunstwerk
DASENDEDES20.JAHRHUNDERTS genannt werden, das untrennbar mit dem Projekt 7000
Eichen verbunden ist. 73 Anlässlich der parallel laufenden Doppelausstellung in der
Düsseldorfer Kunsthalle und der Galerie Schmela, die im Frühling 1983 stattfand, entnahm
Beuys 65 Basaltstelen – 44 für Schmela und 21 für die Kunsthalle – aus dem Basalthaufen in
Kassel und „holte sie gleichsam zurück ins Kunstfeld“.74 Beuys ging es bei der Präsentation
der Basaltstelen um die Transformation von Wärme und Form, die ja erstarrte Energie
darstellt. Im Falle des Basalts ist es der erkaltete Endzustand – ergo vulkanische Energie.
Spannend ist der Aspekt, dass es sich bei dem Kunstwerk
DASENDEDES20.JAHRHUNDERTS um eine Skulptur sowie um eine Plastik handelt. Die
herausgefrästen Kegelstücke, die Beuys mit Filz umwickelte und mit einer Lehmmasse
wieder in den Stein einpflanzte, stellen die Skulptur dar (Abb. 28), wohingegen die
Basaltstelen als Plastiken anzusehen sind, da es sich um Naturformen handelt, die nicht von
Menschenhand modelliert wurden.75 „Die Stöpsel, wie Pflanzen aus der Steinzeit“ sind zuerst
aus dem Basalt gebohrt und dann mit Filz und Ton wieder eingebettet, „damit sie sich nicht
70 Vgl. Altenberg 1993a, S. 254. 71 Vgl. Wagner 2002, S. 180. Interessant ist, dass sich Basalt durch Hitze wieder verflüssigen lässt und
beispielsweise zu Pflastersteinen gegossen werden kann. 72 Wagner, S. 182. 73 Vgl. Witzmann 1993, S. 247. Eine Zeichnung vom 16.12.1982 zeigt die ersten Ideen zu der Arbeit
DASENDEDES20.JAHRHUNDERTS (Abb. 27). In der Mitte des Blattes ist ein liegender Basaltstein skizziert, auf dem Consolida steht. Unter den Kegel schreibt Beuys den Begriff Symphytum, besser bekannt unter dem Namen Beinwell – ein altes Heilmittel für Knochenbrüche.
74 Vgl. Stüttgen 1987, S. 55-56. Wichtig ist hier zu erwähnen, dass die fehlenden Basaltstelen in Kassel wieder ergänzt wurden. Zum Titel des Kunstwerks schreibt Stüttgen: „Diese besondere Schreibweise des Titels ist die Übernahme des von Joseph Beuys eigenhändig mit Bleistift und ausdrücklich so an die Kunsthallenwand gesetzten Schriftzugs.“ (Stüttgen 1987, S. 56). Warum sich Beuys gerade für 21 Basaltstelen für die Kunsthalle entschied, hat einen ganz pragmatischen Hintergrund, nämlich einen statischen.
75 An dieser Stelle danke ich Univ. Prof. Dr. Friedrich Teja Bach für den Hinweis. Des Weiteren danke ich Helga Müllneritsch für ihre Unterstützung.
wehtun und es warm haben [...]“.76 Diese Aussage von Beuys erklärt auch, warum die Steine
während der Ausstellungsdauer täglich mit Wasser versorgt werden mussten. Die Bohrungen
werden im Ausstellungskatalog Das Ende des 20. Jahrhunderts, in der die gleichnamige
Arbeit von Beuys eine große Rolle spielt, mit Goethes Begriff der „Geistesaugen“ in
Verbindung gebracht. 77 Bezüglich der Anordnung spricht Armin Zweite von einem
„eingefrorenen Dynamismus“, der besonders bei der horizontalen Rudelanordnung (Abb. 29)
in der Galerie Schmela zum Tragen kommt.78 Nach der berühmten Aussage von Beuys: „Es
handelt sich also jetzt (bei den Pflanzungen) um ein wahrhaft humanes Mittel, die Revolution,
d.h. die völlige Transformation vom Kranken zum Heilen zu vollziehen“ vergleicht Zweite
sehr passend DASENDEDES20.JAHRHUNDERTS mit einer Diagnose, während für ihn das
Projekt 7000 Eichen die heilende Therapie darstellt.79 Bemerkenswert ist auch der Aspekt,
dass Beuys die Basaltstelen in dem Kasseler Projekt zuerst horizontal lagerte – sie danach
aber wieder in ihre ursprüngliche Ausrichtung zurückbrachte und diese vertikal neben jeden
Baum setzte. An dieser Stelle kann Monika Wagner zugestimmt werden, die die Steine als
„Knochen der Erde“ bezeichnet, die symbolisch reanimiert wurden.80 Wichtig ist auch, hier
zu erwähnen, dass die „Wunden“, die Beuys den Stelen im Werk
DASENDEDES20.JAHRHUNDERTS hinzufügt, bei dem Projekt 7000 Eichen bewusst fehlen,
was die oben erwähnte Aussage des Künstlers unterstreicht. Die Millionen Jahre alten
Basaltsteine stehen auch in Verbindung mit dem Titel des Kunstwerkes, das sich mit der
Frage der Zukunft auseinandersetzt.
Gerade bei dem Projekt 7000 Eichen, das sich mittlerweile nach über 30 Jahren völlig
im Kasseler Stadtbild (Abb. 30) aufgelöst hat, kommt der „erweiterte Kunstbegriff“ von
Joseph Beuys zu tragen:
[...]„dass von diesem Zeitpunkt an mein Begriff von Kunst ein sozialer ist, das heißt, dass hier die Rede jetzt nicht von der tradierten Sache ist sondern von der Möglichkeit jedes einzelnen Menschen im sozialen Begriff in der „Sozialen Plastik“ ein Mitwirkender zu sein. Und nur unter dieser Voraussetzung kann es verstanden werden, wenn ich sage: Jeder Mensch ist ein Künstler.“81
76 Beuys zit. nach Thönges-Stringaris 2012, S. 70-71. Die langjährige Mitarbeiterin von Beuys und
Gründungsmitglied der Grünen Rhea Thönges-Stringaris merkt in ihrem Aufsatz auch an, dass sich Beuys nur sehr selten über das DASENDEDES20.JAHRHUNDERTS geäußert haben soll.
77 Vgl. Blume / Nichols 2013, S. 12. 78 Vgl. Zweite 1991, S. 45. 79 Ebd., S. 46. 80 Vgl. Wagner 2002, S. 183. 81 Beuys zit. nach Püschel 2010, Min. 01:52-02:20.
Trotz anfänglicher Schwierigkeiten hat der Künstler die Bürgerinnen und Bürger von Kassel
für seine Arbeit gewonnen. Ein Grund dafür war sicherlich, dass er seine – für diese Zeit –
neue Kunstdisziplin angesprochen hat, nämlich die der sozialen Kunst, deren Aufgabe es ist,
zwischenmenschliche Beziehungen zu schaffen. Im Jahr 1984 erschien ein umfassender
Bericht mit dem Titel Joseph Beuys 7000 Eichen zur documenta 7 in Kassel, der anhand
vieler Bilder, Skizzen, Stellungnahmen und Kommentare Beuys’ Idee der „sozialen Plastik“
protokolliert und zeigt, dass durch das Projekt die Kommunikation zwischen den Menschen
gefördert wurde, mit dem Ziel, das Bewusstsein für die Umweltproblematik zu schärfen.82
Aufgrund der Tatsache, dass Beuys die Ausstellungsräumlichkeiten der documenta 7 verließ,
war seine Kunst nicht mehr nur eine Metapher oder ein Modell, sondern die Transformation
der Kunst, die ein konkretes ökologisches und politisches Ziel ins Auge fasste.83 Am 12. Juni
1987, pünktlich zur Eröffnung der documenta 8, wurde von Wenzel Beuys die letzte
symbolische Eiche vor dem Museum Fridericianum neben der ersten bereits fünf Jahre alten
Eiche gepflanzt, und ab diesem Zeitpunkt der Stadt Kassel als Geschenk übergeben (Abb.
31). 84 Nach dem Motto von Beuys: „Das Ziel ist es, die ganze Welt mit Bäumen
vollzupflanzen“[...]denn wir wollen die Pflanzenaktion ja nie mehr beenden“85 wurde parallel
zum 7000sten Baum die symbolische 7001ste Eiche von Kunststudenten auf einem
Verkehrsstreifen in Kassel gepflanzt.86
Abschließend muss noch erwähnt werden, dass Beuys mit seinen Ideen nicht immer so
erfolgreich gewesen ist. Im Jahr 1984, als das Projekt 7000 Eichen noch voll im Gange war,
wollte er in Kassel einen symbolischen Basaltstein entnehmen, der seinen Platz in Hamburg
finden sollte.87 Im Rahmen der Hamburger Ausschreibung Kunst im öffentlichen Raum sollte
der Stein zum Auftakt des Projekts Gesamtkunstwerk ‚Freie und Hansestadt Hamburg’ in der
Mitte der vergifteten und zu bepflanzenden Spülfelder niedergelegt werden. 88 In
Zusammenhang mit dem Kasseler Projekt zeigt die ausführliche Untersuchung von Silvia
82 mehr dazu in: Hülbusch / Scholz 1984. 83 Vgl. Zweite 1991, S. 43. 84 Vgl. Groener / Kandler / Scholz 1987, S. 241. 85 Beuys zit. nach Busmann 1997, Min 04:50-05:00. 86 Vgl. Groener / Kandler / Scholz 1987, S. 241. Neben 3826 Eichen wurden in Kassel 1086 Eschen, 651
Linden, 549 Platanen, 391 Ahorne, 216 Rot-Apfeldorne, 162 Robinien, 91 Kastanien, sieben Ulmen, sechs Mehlbeeren, sechs japanische Schnurbäume, zwei Hainbuchen, zwei Walnussbäume, ein Ginkgo, ein Lederhülsenbaum sowie ein Tulpenbaum gepflanzt. Laut Wolfgang Schmidt gibt es den viel gefragten Ginkgo nicht ein-, sondern gleich dreimal. Zu den Unikaten zählen ein Eschenahorn, eine Gleditschie sowie ein Tulpenbaum. Das Kataster verrät auch, dass es im Herbst 2002 nicht genau 7000, sondern 6959 Bäume waren (Vgl. Schmidt 2003, S. 33).
87 Vgl. Stüttgen 1987, S. 57. 88 Das Projekt ist bei Gauss 1995 umfassend dargestellt.
Gauss, dass das Hamburger Projekt die 7000 Eichen bei Weitem überragt hätte. Anzunehmen
ist, dass Beuys mit beiden Projekten letzten Endes den Durchbruch aus dem Kunstfeld in das
sozialplastische Feld geschafft hätte.
5. Conclusio
Dank der detailreichen Dokumentation zu dem Projekt 7000 Eichen – Stadtverwaldung statt
Stadtverwaltung und zahlreichen Interviews und Aufsätzen des Künstlers selbst war es
möglich, einen tieferen Einblick in die Logik seines Kunstbegriffes zu bekommen. Nach über
30 Jahren hat sich die gigantische Skulptur in Kassel voll und ganz in die Umgebung der
Menschen eingefügt und kommt den von Beuys geprägten Termini des „erweiterten
Kunstbegriffs“ und der „sozialen Plastik“ am nächsten. Trotz aller anfänglichen
Schwierigkeiten, besonders hinsichtlich des finanziellen Aufwands oder der Streitfragen über
die Verluste von Parkplätzen hat es Joseph Beuys geschafft, die Menschen in Kassel
zusammenzubringen und ihnen erstmals bei einer documenta die Gelegenheit zu geben, sich
aktiv an der Umsetzung der Idee eines Künstlers zu beteiligen. Hier könnte man fast glauben,
dass sich der Künstler die zu Beginn gestellte Frage, ob das Projekt ohne den geschützten
Rahmen der documenta überhaupt möglich gewesen wäre, auch selbst gestellt hat. Es wäre
aber nicht Joseph Beuys gewesen, hätte er nicht auch darauf eine Antwort gefunden. Von
Anfang an war ihm klar gewesen, dass dieses Projekt einen Zeitraum von mindestens fünf
Jahren in Anspruch nehmen würde und somit auch eine Zeit überwinden musste, in der die
documenta nicht stattfand und sich Kassel in einer „Nicht-Kunst-Zeit“ 89 befand. Der
keilförmige Basalthaufen stellte ein auf Zeit angelegtes Depot dar, an dem der Fortschritt des
Projekts ablesbar war, denn jeder Stein, der entfernt wurde, fand irgendwo in Kassel sein
Baumpendant. Die gigantische „soziale Plastik“ griff daher nicht nur nachhaltig in das
topografische und gesellschaftliche Gefüge der Stadt Kassel ein, sondern verpflichtete nach
der Pflanzung der symbolischen letzten 7000sten Eiche bei der documenta 8 zur aktiven
Pflege und weiteren Spenden. Aus diesem Anlass wurde im Jahr 1994 die Stiftung 7000
Eichen gegründet, um das letzte ökologische Gemeinschaftswerk eines der wichtigsten
deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts am Leben zu erhalten.90
89 Stüttgen 1988, S. 142. 90 Diese sieben Thesen sind auf der offiziellen Homepage der Stiftung 7000 Eichen nachzulesen. Seit dem Jahr
2000 gibt es die Möglichkeit, mithilfe eines Baumkatasterplans die Standorte der „7000 Eichen“ ausfindig zu machen (Vgl. Schmidt 2003). Da die Pflege des Kunstwerkes 7000 Eichen einen Kostenaufwand von ca. 25.000 € verursacht, gibt es mehrere Möglichkeiten einer Patenschaft. Um das Projekt auch in dieser Arbeit weiterleben zu lassen, hat sich die Autorin für eine Patenschaft für drei Jahre entschieden.
Albig 1987 Jörg-Uwe Albig, Heiliger Krieg um Bäume und Steine, in: Art. Das Kunstmagazin, 6, 1987, S. 64-69. Altenberg / Oberhuber 1983 Theo Altenberg / Oswald Oberhuber (Hgg.), Joseph Beuys in Wien und am Friedrichshof, Wien 1983. Altenberg 1993a Theo Altenberg, Videointerview. Theo Altenberg - Joseph Beuys - 7000 Eichen, in: Veit Loers / Pia Witzmann (Hgg.), Joseph Beuys. Documenta-Arbeit (Kat. Ausst., Museum Fridericianum, Kassel 1993), Ostfildern 1993, 252-254. Altenberg 1993b Theo Altenberg, Videointerview. Theo Altenberg - Joseph Beuys. Friedenshase, in: Veit Loers / Pia Witzmann (Hgg.), Joseph Beuys. Documenta-Arbeit (Kat. Ausst., Museum Fridericianum, Kassel 1993), Ostfildern 1993, 264-265. Araeen 2010 Rasheed Araeen, Kunst muss eine radikale Kraft werden. Öko-Ästhetik. Ein Manifest für das 21. Jahrhundert, in: Adrienne Goehler (Hg.), Zur Nachahmung empfohlen! (Kat. Ausst., Uferhallen Berlin, Berlin-Wedding 2010, u.a.), Ostfildern 2010, S. 161-164. Beuys 1982 Joseph Beuys, in: Documenta 7 Kassel, Bd. 1 (Kat. Ausst., documenta, Kassel 1982), Kassel 1982, S. 44-47. Blume / Nichols 2013 Eugen Blume / Catherine Nichols (Hgg.), Einführung. Kapitel 0, in: Dies. (Hg.), Das Ende des 20. Jahrhunderts. Es kommt noch besser. Ein Dialog mit der Sammlung Marx (Kat. Ausst., Hamburger Bahnhof, Berlin 2014/2014), Leipzig 2013. Busmann 1997 Gerrit Busmann, Die allernotwendigste Kunst. Joseph Beuys und die Politik (Film), 1997 (31.10.2013), URL: https://www.youtube.com/watch?v=opE9zi8FoUA. Demarco 1987 Richard Demarco, Interview mit Joseph Beuys (Übersetzung aus dem Englischen von Eva Beuys) in: Fernando Groener / Rose-Maria Kandler (Hgg.), 7000 Eichen. Joseph Beuys, Köln 1987, S. 15-20. Ermen 2010 Reinhard Ermen, Joseph Beuys, Reinbek bei Hamburg 20102. Fuchs 2012 Rudi Fuchs, Eichen, in: Stiftung 7000 Eichen (Hg.), 30 Jahre. Joseph Beuys. 7000 Eichen, Köln 2012, S. 15-22.
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Abb. 9: Im Jahr 1986 werden in der Dresdner und Göttinger Straße von unbekannten Delinquenten bei 56 frisch gepflanzten Eichen die Baumkronen umgeknickt.
Abb. 10: Joseph Beuys, 7000 Eichen. West 22nd Street zwischen 10th und 11th Avenues in New York City. Photo: Ken Goebel.
Abb. 13: Friedenshase mit Zubehör in einer Wandvertiefung der Vorhalle des Museum Fridericianum während der documenta 6, 1982.
Abb. 14: Infostand 7000 Eichen während der documenta 7, 1982. (v. l. n. r: Johannes Stüttgen, Fernando Groener, Joseph Beuys, Franz Dahlem, Andreas Wiercioch, Siegfried Sander).