Kompakt Die Hochdruckvorwärmer von Balcke-Dürr sind wichtige Bau- teile für den Wasser-Dampf- Kreislauf des Kraſtwerks: Sie heizen später das rund 190 Grad heiße Wasser aus dem Speise- wasserbehälter weiter auf, ehe es in den Dampferzeuger einge- speist wird. Dieses Verfahren ist zum einen wirtschaſtlich und erhöht die Energieausbeute des Uentroper High-Tech-Kraſt- werks, hat aber auch noch einen anderen Zweck: „Wenn wir kal- tes Wasser einspeisen würden, würde dasselbe passieren, wie wenn wir im Sommer in Eis- creme beißen. Dann tun die Zähne weh. Ähnlich ginge es dem Dampferzeuger. Nach kur- zer Zeit gäbe es die ersten Kes- selschäden, verursacht durch den Kontakt von kaltem Wasser und heißen Feuerraumrohren“, berichtet Walter Schwarzer von der Werksleitung. Interview Weitere Informationen liefert eine Broschüre, die bei RWE Power unter Tel. (02 01) 1 22 39 28 erhältlich ist. Interessenten können sich außerdem unter www.rwe.com im Bereich RWE Power informieren. Kraftwerksbau sichert Arbeit im Neubeckumer Werk von Balcke-Dürr Die neue Anlage in Uentrop wird auf dem Gelände des laufenden Kraſtwerks Westfalen errichtet. Wie Bauarbeiten und Stromer- zeugung zusammenpassen, be- richtet RWE-Power-Standortleiter Dr. Stefan Laarmann. Seit knapp zwei Jahren wird nun gebaut – wie ver- tragen sich die Nachbarn? LAARMANN: Sehr gut! Dank einer durchdachten Wegeführung und Logistik kommen sich unsere Stromerzeugung und die Bauarbei- ten kaum in die Quere. Müssen nicht auch vorhandene technische Einrichtungen umge- baut werden? LAARMANN: Natürlich, zum Bei- spiel unser Kohlenlagerplatz und zahlreiche Nebenanlagen, die spä- ter mal die Neubaublöcke mit zu versorgen haben, wie z.B. das Am- moniak-Lager, Wasserauereitung und Werkstätten. Diese Umbauten finden bei laufendem Betrieb statt. Im August wird Ihr Kraſtwerk ste- hen. Warum? LAARMANN: Wegen Arbeiten an den Freileitungen zwischen den neuen Kraſtwerksblöcken und der Umspannanlage Uentrop. Sie kreu- zen die heutigen Leitungen, die während des Seilzuges natürlich keinen Strom führen dürfen. Die Arbeiten sind uns nur im Monat August genehmigungsrechtlich ge- stattet, damit das FFH-Schutzgebiet in der Lippeaue möglichst wenig gestört wird. Gutes Neben- und Miteinander Kalt auf heiß – das wäre nicht gut Stahl-Experten aus der Nachbarschaſt Feinarbeit ist auch für schwere Stahlteile nötig. Stefan Laarmann Für die Schwertransporte mit bis zu 370 Tonnen Gesamtgewicht, 42 Metern Länge, 6 Metern Breite und über 5 Metern Höhe waren umfangreiche Planungen und Genehmigungsverfahren not- wendig. Straßen mussten nachts gesperrt, Umwege in Kauf ge- nommen werden. Denn die soge- nannten Hochdruckvorwärmer sind Riesen aus Stahl: Mit einem Innenleben von etwa 40 Kilome- tern Rohren und einem Eigenge- wicht von rund 260 Tonnen kön- nen sie nicht erst auf der Baustelle zusammengesetzt werden. „Wir machen hier mit unseren rund 235 Mitarbeitern die Fer- tigung mitsamt umfangreichen Qualitätsprüfungen vor Ort“, er- klärt der stellvertretende Werks- leiter Walter Schwarzer von Balcke-Dürr in Neubeckum. Je drei Hochdruckvorwärmer und ein Hochdruck-Enthitzer für die neuen Blöcke D und E wurden dort gebaut. Ein Jahr für Planung und Materialbeschaffung, weitere 12 bis 14 Monate Fertigung. Die Neubeckumer sind erfahrene Apparatebauer für Kraſtwerke. Seit über hundert Jahren widmet sich Balcke-Dürr beispielsweise dem Bau von Wärmetauschern. Das Unternehmen hat die Ent- wicklung der Technik auf seinem Fachgebiet maßgeblich geprägt und zählt bis heute zu den in- ternational renommiertesten Herstellern und Lizenzgebern. Einer der großen Kunden von Balcke-Dürr ist RWE: Auch das zurzeit ebenfalls in Bau befind- liche Braunkohlenkraftwerk bei Neuss setzt auf Technik aus Neu- beckum. Im vergangenen Mai konn- te Balcke-Dürr dort für einen zweistelligen Millionenbetrag eine neue Werkshalle einweihen. Die Fertigungsfläche wuchs um 1.750 Quadratmeter. „Dadurch werden auch mehr Mitarbeiter in Neubeckum beschäftigt sein, was in schweren wirtschaftlichen Zeiten mit besonders viel Freu- de aufgenommen wird“, teilte Balcke-Dürr damals mit. Der stärkste Kran in der neuen Halle kann statt zuvor 200 nun beacht- liche 350 Tonnen heben – das Gewicht der Aggregate für RWE und andere Kraftwerkskunden. Die Firma liefert ihre High-Tech-Produkte in alle Welt, doch diesmal war die Reise nur 15 Kilometer Luſtlinie kurz: Die Balcke-Dürr GmbH hat diesen Monat mehrere Kraſtwerkskomponenten aus ihrem Neu- beckumer Werk auf die Uentroper Großbaustelle liefern lassen. Dimensionen: Walter Schwarzer in den Einzelteilen eines Behältermantels Neue Halle: Der stärkste Kran hebt 350 Tonnen Prüfstand: Werkstofferprobung durch Heinz Dörendahl Anzeige Anzeige Ausgabe 23 | April 2010 Berichte von der Baustelle: Sonderveröffentlichung zum Gemeinschaftskraftwerk Steinkohle Hamm