-
Verschiedene Herausforderungen und Trends prägen das Coburger
Land und erfordern eine gesamtregionale Entwicklungsstrategie, die
Lö-sungsansätze für die Bewältigung zukünftiger Aufgaben und
Prozesse aufzeigt. Zunächst ist hierbei maßgeblich der
fortschreitende demogra-fisch wie strukturell bedingte
Schrumpfungs- und Alterungsprozess zu nennen, dem sich die Re-gion
Coburg in Zukunft ausgesetzt sieht und vor allem die kleineren
Gemeinden trifft. Die soziale Überformung bzw. der demografische
Umbau der Gesellschaft stellt die Kommunen bei Erhalt und Schaffung
adäquater Infrastrukturen der Daseins-vorsorge vor
Herausforderungen. Wanderungspro-zesse und Strukturwandel haben
zusätzlich in den vergangenen 20 Jahren zu einem Funktionsverlust
baulicher Strukturen geführt, der sich innerörtlich in
landwirtschaftlichen, gewerblichen und indus-triellen Brachen sowie
in Wohnungsleerständen zeigt.
Dieser Fundus an Leerständen, Brachen und sons-tigen
Flächenpotenzialen im Coburger Land kann und soll als Chance
wahrgenommen werden für ein regionales Vorgehen und damit für
grundsätz-lich neue Wege einer gemeinsamen Siedlungs- und
Ansiedlungsstrategie sowie einer innovativen und nachhaltigen
Siedlungsentwicklung.
Eine große Möglichkeit dazu bietet sich der Region Coburg mit
der Teilnahme am Projektwettbewerb „EFRE im Städtebau – Nachhaltige
Stadt-Umland-Entwicklung“ und mit der Erarbeitung eines
Inte-grierten Regionalen Entwicklungskonzeptes (IRE), das in Form
einer gesamtregionalen Entwick-lungsstrategie gemeindeübergreifende
Projekte im Städtebau konzipiert, die künftig vorangebracht werden
sollen.
Das IRE beinhaltet dabei regional bedeutsame
Themen, denen sich die Projektvorschläge zuord-nen lassen. Dies
betrifft zunächst die Thematik der Aktivierung von
Innenentwicklungspotenzialen wie Brachflächen, Baulücken und
Leerständen, die künftig aufgrund des demografischen Wandels
zunehmen werden und die es zu aktivieren und zu gestalten gilt. Des
Weiteren spielen der Schutz des kulturellen und natürlichen Erbes
sowie die Stärkung der zahlreich in der Region vorhandenen
touristischen Anziehungspunkte und deren Ver-knüpfung eine
bedeutende Rolle, um den für das Coburger Land wichtigen
Wirtschaftszweig des Tourismus dauerhaft zu stärken. Auch der
Bereich der wirtschaftsstrukturellen Entwicklung bedarf einer
Stärkung und Entwicklung, insbesondere hinsichtlich der Aktivierung
von Industrie- und Ge-werbebrachen. Ebenso bedeutsam für die Region
ist, begründet durch die Strahlkraft der Hochschu-le Coburg, die
Schaffung regionaler Kristallisati-onskerne im Bereich der
Forschung, mit denen es gelingt, die darin begründeten Potenziale
für die Wirtschaft noch besser zu nutzen.
Die zentralen Haupthandlungsfelder des IRE Co-burg sind
demnach:
■ Die Aktivierung von Innenentwicklungspotenzi-alen wie
Brachflächen, Baulücken, belasteten Flächen und Leerständen in
ländlichen Ortskernen,
■ der Schutz des kulturellen und natürlichen Erbes sowie
Stärkung und Verknüpfung touris-tischer Anziehungspunkte,
■ die Stärkung der wirtschaftsstrukturellen Ent-wicklung und
■ die Integration von Forschung.
Im Rahmen des Wettbewerbsverfahrens wurden drei interkommunale
Leitprojekte von besonderer städtebaulicher Bedeutung in der Region
aufge-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept Coburger Land –
Kurzfassung
-
griffen und weiterentwickelt. Sie alle leisten unter-schiedliche
Impulse zur weiteren Regionalentwick-lung, sind in eine
städtebauliche Gesamtstrategie eingebunden und besitzen einen
Projektstand, der eine zeitnahe Umsetzung im Zuge der nächsten
EFRE-Periode ermöglicht. Von besonderer Priori-tät sind dabei die
folgenden Projekte:
■ Das Projekt „Regionales Gedächtnis – Zentral-depot für die
Region Coburg“ stellt die Bewah-rung des kulturellen Erbes der
Region und sei-ne Aufbereitung für Bildung und Tourismus in den
Mittelpunkt. Zugleich handelt es sich um ein Vorhaben, das in
regionaler Zusammenar-beit entsteht und stark vom ehrenamtlichen
En-gagement der Bürgerschaft getragen wird.
■ Das Projekt „Start-up-Center Coburg“ hat als Schlüsselprojekt
der Flächenentwicklung des ehemaligen Güterbahnhofs- und
Schlachthofa-reals in Coburg eine zentrale Bedeutung für die
Stärkung der wirtschaftsstrukturellen Entwick-lung der Region und
die Verknüpfung der vor-handenen Forschungspotenziale mit der
regio-nalen Wirtschaft.
Als drittes Leitprojekt wurde das folgende Projekt
festgelegt:
■ Das „Lern- und Erfahrungszentrum Oberfran-ken (LEO)“ bietet
eine große Chance dafür, die Bildungslandschaft im Coburger Land im
Rah-men einer öffentlich-privaten Kooperation um ein Science-Center
neuer Prägung zu berei-chern, das zum einen Forschung, Wirtschaft
und Bildung miteinander verknüpft und zum an-deren einen weiteren
Anziehungspunkt für den Tourismus herstellt.
Ein bereits erzielter Erfolg ist die Formierung der
Partnerkommunen des IRE Coburg zu einer Allianz, die freiwillig und
projektbezogen agiert, d. h. unabhängig von vorgegebenen
politischen
oder landesplanerischen Strukturen. Zu diesem Zweck schlossen
sich die kreisfreie Stadt Coburg und elf weitere Kommunen des
Landkreises zu einer „Besonderen Arbeitsgemeinschaft“ nach KommZG
zusammen, deren Mitglieder Projekti-deen unterstützen, die den
gemeinsam definierten regionalen Zielen entsprechen und somit eine
nachhaltige Entwicklung der Region vorantreiben. Im Mittelpunkt
steht hier zudem die Förderung der kommunalen und regionalen
Zusammenarbeit und somit das Ziel einer langfristigen Vernetzung in
der Region.
Zur Unterstützung dieses Vorhabens ist ein wei-terer Bestandteil
des IRE Coburger Land die Entwicklung von Prozessinstrumenten, die
flä-chendeckend für alle am IRE beteiligten Städte und Gemeinden
nachhaltige Projektentwicklungen gewährleisten sollen, die auch
über den Bearbei-tungszeitraum des IRE hinaus Bestand haben.
Ge-nerell sollen hierbei Leerstände, Brachen und Flä-chenpotenziale
in den Ortskernen als Chance und Möglichkeit für eine nachhaltige
städtebauliche Entwicklung verstanden werden, die der weiteren
Flächeninanspruchnahme für bauliche Nutzungen in der freien
Landschaft entgegenwirkt.
Eine Besonderheit bei der Erarbeitung des IRE ist die enge
Verbindung mit der Konzipierung der Lokalen Entwicklungsstrategie
(LES) für die neue LEADER-Förderperiode der Region Coburg. Somit
konnten Synergieeffekte genutzt werden, beispiels-weise bei der
Ableitung von Entwicklungszielen und Leitlinien, die einen engen
Bezug zu denen der LES aufweisen.
Mit dem vorliegenden Integrierten Regionalen
Ent-wicklungskonzept wurde eine Grundlage geschaf-fen, mit deren
Hilfe zukünftige Herausforderungen durch einen regional
abgestimmten Prozess be-wältigt werden können und die zu einer
nachhal-tigen Siedlungsentwicklung führen.
-
Schulten
Stadt- und Raumentwicklung
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
Interkommunal. Integriert. Stark. Auf kurzen Wegen qualitätvoll
wohnen, wirtschaften und arbeiten.
-
Impressum
Auftraggeber
Stadt Coburg
Markt 1
96450 Coburg
Ausführung
Schulten Stadt- und Raumentwicklung
Standort Dortmund
Kaiserstraße 22
44135 Dortmund
www.ssr-dortmund.de
Fon 0231.39 69 43 0
IPU Ingenieurbüro für Planung und Umwelt
Breite Gasse 4/5
99084 Erfurt
www.ipu-erfurt.de
Fon (0361) 60 02 00 -0
In dem nachfolgenden Text steht die Lesbarkeit im Vordergrund.
Wir legen dabei auf eine gendergerechte Schreibweise Wert. Sollte
uns dies im Einzelfall nicht gelingen, sind selbstver-
ständlich immer gleichzeitig und chancengleich Frauen und Männer
angesprochen.
Wenn nicht anders angegeben, liegt das Urheberrecht der im
Bericht verwendeten Abbildungen bei Schulten Stadt- und
Raumentwicklung oder beim Ingenieurbüro für Planung und Umwelt.
Quelle Titelbild und Kapiteltrenner Kapitel 2:
www.region-coburg.de
Dortmund/Erfurt, Dezember 2014
„Investition in Ihre Zukunft“
Das „IRE Coburger Land“wurde von der
Europäischen Union aus demEuropäischen Fonds für regionale
Entwicklung
und vom Freistaat Bayern kofinanziert.
-
Inhaltsverzeichnis 4
Abbildungsverzeichnis 6
1.0 Einleitung 9
1.1 Aufgabenstellung und Zielsetzung 10
1.2 Abgrenzung und Beschreibung des Kooperationsraums 11
1.3 Methodik 13
1.4 Prozesssteuerung und Lenkungskreis 14
2.0 Ausgangslage und Stärken-Schwächen-Analyse 17
2.1 Screening funktionaler Raum 18
2.2 Vertiefende Analyse 19
2.2.1 Demografie 19
2.2.2 Wirtschaft 21
2.2.3 Siedlungsentwicklung 23
2.2.4 Energie, Umwelt und Klimaschutz 24
2.2.5 Tourismus und Freizeit 25
2.2.6 Bildung und Forschung 27
2.3 Flächenbedarfe und Zielgruppen 29
2.4 Beiträge zur Nachhaltigkeit 31
2.5 Stärken-Schwächen-Analyse 33
2.6 Handlungserfordernisse 38
Inhaltsverzeichnis
-
3.0 Zielkonzept 41
3.1 Leitbild der Region 42
3.2 Zielgruppen und Flächenportfolio 43
3.3 Handlungsfelder und Leitlinien der Regionalentwicklung
51
4.0 Projekte für die Region 55
4.1 Leitlinien und Projektauswahlkriterien 56
4.2 Leitprojekt „Regionales Gedächtnis - Zentraldepot für die
Region Coburg“ 59
4.3 Leitprojekt „Start-up-Center Coburg“ 68
4.4 Leitprojekt „Lern- und Erfahrungszentrum Oberfranken“ 77
4.5 Weitere Projekte 83
5.0 Prozessinstrumente der Umsetzung 94
6.0 Evaluierung und Monitoring 99
Quellenverzeichnis 103
Anhang 107
-
Abb. 1: Mitgliedsgemeinden der Arbeitsgemeinschaft für das
Integrierte Regionalentwicklungskonzept 12
im Coburger Land und weitere regionale Kooperationen
Abb. 2: Methodisches Vorgehen 13
Abb. 3: Bevölkerungsentwicklung in der Region Coburg bis 2030
19
Abb. 4: Altersgruppenentwicklung 2010 zu 2030 im Landkreis
Coburg 20
Abb. 5: Altersgruppenentwicklung 2010 zu 2030 in der Stadt
Coburg 20
Abb. 6: Beschäftigte nach Sektoren 2012 im Landkreis Coburg
21
Abb. 7: Beschäftigte nach Sektoren 2012 in der Stadt Coburg
21
Abb. 8: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten seit 1990 22
Abb. 9: Entwicklung der Zahl der Handwerkslehrlinge seit 2005 in
Prozent 22
Abb. 10: Gewerbeanmeldungen in der Region Coburg seit 2003
22
Abb. 11: Gewerbeabmeldungen in der Region Coburg seit 2003
22
Abb. 12: Baufertigstellungen von Wohngebäuden seit 2002 23
Abb. 13: Erneuerbare-Energien-Mix 2013 für den Landkreis Coburg
25
Abb. 14: Entwicklung der Gästeankünfte in der Region Coburg seit
1995 26
Abb. 15: Entwicklung der Gästeübernachtungen in der Region
Coburg seit 1995 26
Abb. 16: Entwicklung der durchschnittlichen Bettenauslastung in
der Region Coburg seit 1995 26
Abb. 17: Beschäftigte in Forschung und Entwicklung je 1.000
SV-Beschäftigte 28
Abb. 18: Entwicklung von 1- und 2-Raum-Wohnungen in der Region
Coburg in Prozent 30
Abb. 19: Leitbild der Region Coburger Land nach „Perspektive
2020“ 42
Abb. 20: Blick vom Gerätemuseum in Richtung Ortskern Ahorn mit
dem Schloss und Veste Coburg 59
Abb. 21: Gerätemuseum in der Alten Schäferei 61
Abb. 22: Gegenwärtige unzureichende Lagerflächen 62
Abb. 23: Aktuelles Ausstellungsdetail 63
Abb. 24: Räumliche Einordnung des Planungsraumes und bestehender
Maßnahmenräume der Städtebauförderung 67
Abb. 25: Blick von Süden über das ehemalige Güterbahnhofsareal
70
Abb. 26: Zwischenentwurfsstand Rahmenplan vom November 2014 mit
Nutzungszuordnungen 71
Abb. 27: Entwurfsdetail Zentraler Platz 72
Abb. 28: Ehemalige Stückguthalle, potenzielles
Veranstaltungszentrum 73
Abb. 29: Räumliche Einordung des Geländes („Band für
Wissenschaft, Technik und Design“) 73
im Stadtentwicklungskonzept Coburg
Abb. 30: Standort des geplanten Lern- und Erfahrungszentrums
Oberfranken 77
Abb. 31: Temporärer Architekturentwurf für das Gelände 79
Abb. 32: Beispielhafte Planung der Gebäudesanierung auf dem
Areal 80
Abb. 33: Entwicklungsschritte der Arealentwicklung 81
Abb. 34: Räumliches Nutzungskonzept für das Areal 82
Abb. 35: Qualifizierungsschritte für Einzelprojekte 95
Abbildungsverzeichnis
-
1.0Einleitung
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
12
Zum Jahreswechsel 2013/14 haben sich die kreis-freie Stadt
Coburg und mehrere kreisangehörige Städte und Gemeinden des
Landkreises Coburg in einer ersten Auswahlrunde gemeinsam zur
Teilnahme am bayernweiten Projektwettbewerb „EFRE im Städtebau –
Nachhaltige Stadt-Umland-Entwicklung“ beworben, der sich speziell
an inter-kommunale Kooperationen richtet und im Rahmen des
Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert wird.
Nachdem die Regierung von Oberfranken und die Oberste Baubehörde
die Inte-ressenbekundung der Region Coburg in die zweite
Auswahlrunde aufgenommen haben, ist der näch-ste Schritt die
Erarbeitung eines Integrierten Re-gionalen Entwicklungskonzeptes
(IRE), das für die Aufnahme in das Wettbewerbsverfahren und damit
für eine Umsetzung der Leitprojekte aus den ent-sprechen-den
Fördermitteln vorhanden sein muss. Die Leitprojekte dienen dabei
als Wettbewerbsbei-trag. Gemeinsame Herausforderungen – wie der
demografische Wandel, sozioökonomische Trans-formationsprozesse
oder die Pluralisierung der Lebensstile mit daraus folgendem Bedarf
an neuen und individuellen Wohnformen – sind zusätzlich
ausschlaggebend für eine gesamtregionale Strate-gie, wie sie mit
einem IRE verfolgt wird.
Die Integrationsaufgabe eines IRE beginnt mit der Einarbeitung
aktueller Fachplanungen und konzeptioneller Grundlagen, wie sie
auch in Stadt und Landkreis Coburg zahlreich vorhanden sind.
Berücksichtigung finden alle aktuellen und EFRE-relevanten Aussagen
(siehe Kapitel 3.2).
Das vorliegende Integrierte Regionale Entwick-lungskonzept hat
das Ziel, gemeindeübergreifende
1.1
Aufgabenstellung und Zielsetzung
Projekte im Städtebau zu konzipieren und voranzu-bringen. Dazu
werden Leitprojekte auf der Grund-lage regional konsensfähiger
Handlungsfelder und Leitlinien in einem nachvollziehbaren
Auswahl-verfahren abgeleitet und für eine Förderung durch
EFRE-Mittel vorgeschlagen. Diese Leitprojekte müssen eine hohe
Planungsreife nachweisen, die u. a. die Ableitung einer Maßnahmen-,
Zeit- und Finanzierungsübersicht ermöglicht. Die Planungs-reife
wird dabei auf Grundlage von entwickelten Projektauswahlkriterien
bewertet.
Neben dem Ziel, in Form der Leitprojekte einen
Wettbewerbsbeitrag einreichen zu können, geht es im IRE der Region
Coburg auch darum, regional abgestimmte Projekte für zukünftige
Entwicklun-gen und Umsetzungen auch über andere städte-bauliche
Ansätze voranzubringen.
Ein weiteres Ziel ist es hierbei, dass sich die Part-nerkommunen
im Rahmen dieser Kooperation freiwillig und projektbezogen
gemeinsam zu einer Allianz formieren, die unabhängig von
vorgege-benen politischen oder landesplanerischen Struk-turen
agiert.
Weiterhin wird im Rahmen des Konzeptes die Um-setzung und
Anwendung von Prozessinstrumenten konzipiert, die flächendeckend
für alle am IRE be-teiligten Städte und Gemeinden eine nachhaltige
Projektentwicklung auch über den Bearbeitungs-zeitraum des IRE
hinaus gewährleisten sollen. Generell sollen hierbei Leerstände,
Brachen und innerörtliche Flächenpotenziale als Chance und
Möglichkeit für eine gemeinsame Siedlungs- und Ansiedlungsstrategie
gesehen werden.
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
13
Das Projektgebiet für das Integrierte Regionale
Entwicklungskonzept (im Folgenden „IRE-Gebiet“) befindet sich im
Coburger Land und umfasst neben der kreisfreien Stadt Coburg 11 von
17 kreisange-hörigen Städten und Gemeinden des Landkreises
Coburg:
■ Gemeinde Ahorn ■ Stadt Bad Rodach ■ Stadt Coburg ■ Gemeinde
Dörfles-Esbach ■ Gemeinde Ebersdorf bei Coburg ■ Gemeinde
Großheirath ■ Stadt Neustadt bei Coburg ■ Stadt Rödental ■ Stadt
Seßlach ■ Gemeinde Sonnefeld ■ Gemeinde Untersiemau ■ Gemeinde
Weitramsdorf
Das Coburger Land liegt im Norden Bayerns, an der Landesgrenze
zu Thüringen und damit nahezu in der Mitte Deutschlands. Die Lage
im Mittelge-birge zeigt sich in der direkten Nähe zu Thüringer Wald
und Frankenwald im Norden und Osten sowie zu den weiter südlich vom
Coburger Land verlau-fenden Höhenzügen der Fränkischen Alb und der
Haßberge. Das Gebiet selber erreicht Höhen von 290 bis 520 Meter
über NN; zentral liegt die Stadt Coburg mit der sie überragenden,
weit sichtbaren Veste Coburg.
1.2
Abgrenzung und Beschreibung des
Kooperationsraums
Das Coburger Land gehört zum Regierungsbezirk Oberfranken und
ist dem regionalen Planungs-bereich Oberfranken West zugeordnet.
Über die das Gebiet direkt querende Autobahn A73 sind die
Franken-Metropole Nürnberg und die thüringische Landeshauptstadt
Erfurt (inklusive ihrer Flughä-fen) jeweils in etwa einer Stunde
erreichbar (Fahr-strecke: ca. 100 km).
Die kreisfreie Stadt Coburg und die am IRE be-teiligten Städte
und Gemeinden des Landkreises Coburg (insgesamt rund 110.000
Einwohner) zählen zur Kategorie „Raum mit besonderem
Ent-wicklungsbedarf“, was auch auf die Jahrzehnte währende
isolierte Lage an der innerdeutschen Grenze („Zonenrandgebiet“)
zurückzuführen ist, deren Folgen bis heute spürbar sind. Trotz des
besonderen Entwicklungsbedarfs sind Stadt und Landkreis Coburg ein
starker Wirtschaftsstandort im Freistaat Bayern, mit der
zweithöchsten Indus-triedichte im produzierenden Sektor. Der
östliche Teil des Landkreises ist ein ländlicher Raum mit
Verdichtungsansätzen, während sich der westliche Teil als
„klassisch“ ländlicher Raum zeigt. Das Oberzentrum Coburg und die
beiden Mittelzentren Neustadt bei Coburg und Rödental bilden eine
wichtige Versorgungsachse für das gesamte Ge-biet. Grundsätzlich
weisen Stadt und Landkreis Co-burg sowie auch die einzelnen Städte
und Gemein-den untereinander starke räumlich-funktionale
Verflechtungen auf.
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
14
Legende
LAG - Gebiet
ILE - Region Initiative Rodachtal
IRE - Region
Landkreis Coburg und Regionalmanagement
Stand: Dezember 2014
Coburg
UntersiemauNieder-füllbach
Bad Rodach
Itzgrund
Großheirath
Sonnefeld
Lautertal
Rödental
Ahorn
Weitramsdorf
Untermerzbach
Seßlach
Meeder Neustadt b.Coburg
Dörfles-Esbach
Ebersdorf b.Coburg
Weidhausen b.Coburg
Grub a.Forst
Köllnholz
Gellnhausen
Callenberger Forst-West
0 2000 4000 6000 8000 16000 m
Maßstab 1 : 200.000 (im Original)
N
Abb. 1: Mitgliedsgemeinden der Arbeitsgemeinschaft für das
Integrierte Regionalentwicklungskonzept im Coburger Land und
weitere regionale Kooperationen
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
15
Die Region Coburg verfügt über zahlreiche aktuelle und
abgestimmte Strategien und Konzepte der Regionalentwicklung, mit
denen bereits eine fun-dierte inhaltliche Basis für die Erarbeitung
eines Integrierten Regionalen Entwicklungskonzepts vorliegt. Zu
nennen sind hier z. B. die SWOT-Ana-lyse im Rahmen des
wirtschaftspolitischen Ent-wicklungsleitbildes „Perspektive 2020“,
mehrere Analyse- und Planungsergebnisse im Rahmen des
MORO-Aktionsprogramms „Regionale Daseinsvor-sorge“, eine
„Tourismuskonzeption Coburg Stadt und Landkreis“, diverse
Planungsgrundlagen des Landkreises bzw. einzelner Gemeinden sowie
Inte-grierte Stadtentwicklungskonzepte der kreisfreien Stadt Coburg
und weiterer Städte im Gebiet der Besonderen Arbeitsgemeinschaft
nach KommZG, die für die IRE-Erstellung gegründet wurde. Ein
wichtiges Kriterium für die Auswahl der IRE-Leit-projekte ist deren
Beitrag bzw. Ergänzung zu den vorhandenen Konzepten.
Zu Beginn der neuen EU-Förderperiode (2014-2020) erarbeitet die
Region Coburg parallel zum IRE, das auf die Förderung aus dem
Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) abzielt, auch
eine gesamtregionale Entwicklungsstrategie (LES), mit der sich die
Region um Aufnahme in das LEADER-Programm bewirbt, das wiederum aus
dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des
ländlichen Raums (ELER) fi-nanziert wird. Um Synergieeffekte
zwischen den beiden Strategien zu nutzen und zugleich Wider-sprüche
in Bezug auf das regionale Leitbild und die regionalen
Entwicklungsziele zu verhindern, wurde die parallele Erarbeitung in
verschiedenen Arbeits-schritten miteinander verzahnt. Zudem ließen
sich mit diesem Vorgehen Doppelarbeiten und damit eine Überlastung
der in die Planungen einzubin-denden regionalen Akteure
vermeiden.
1.3
Methodik
Das folgende Schaubild verdeutlicht, dass insbe-sondere die
Analyse vermehrt Schnittstellen beider Planungsprozesse enthält.
Auf der Ebene der stra-tegischen Entwicklungsziele erfolgt eine
Abstim-mung der Ziele im Rahmen des LEADER-Umset-zungsprozesses mit
denen des EFRE-Prozesses. Im Ergebnis stehen zwei Handlungskonzepte
mit verschiedenen Schwerpunkten, die in Analyse und Zielentwicklung
eng aufeinander abgestimmt sind, in der Konzeptentwicklung aber
jeweils einen klar abgegrenzten eigenen Fokus setzen.
Das vorliegende Integrierte Regionale Entwick-lungskonzept baut
sich wie folgt auf:
Abb. 2: Methodisches Vorgehen
Zunächst erfolgt die Abgrenzung des funktionalen Raums,
anschließend werden Struktur und Ar-beitsweise der
Arbeitsgemeinschaft sowie der Lenkungsgruppe erläutert (Kapitel 1).
Es folgen die strukturelle Analyse der EFRE-relevanten Themen und
die daraus abgeleitete Stärken-Schwächen-Analyse (Kapitel 2).
Weiterhin werden relevante Flächenbedarfe und Zielgruppen im
Bereich des Wohnungsmarktes in der Region und die Dimen-sionen der
Nachhaltigkeit des Konzepts dargelegt. Darauf aufbauend werden
Handlungserforder-nisse für künftige Entwicklungen des
funktionalen
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
16
1.4
Prozesssteuerung und Lenkungskreis
Die am IRE-Prozess beteiligten Kommunen zeich-net eine
langjährige und vertrauensvolle inter-kommunale Kooperationskultur
und -erfahrung aus, aus welcher heraus bereits viele Projekte
ge-meinschaftlich erarbeitet und umgesetzt wurden. Für die
gemeinsame Beteiligung am Wettbewerb „EFRE im Städtebau“ schlossen
sich am 24. Sep-tember 2014 auf einer neuen Kooperationsebene elf
Kommunen des Landkreises Coburg und die (kreisfreie) Stadt Coburg
als Oberzentrum der Re-gion zu einer „Besonderen
Arbeitsgemeinschaft“ nach Artikel 5 und 6 KommZG (Gesetz über die
kommunale Zusammenarbeit) zusammen. Die Stadt Coburg ist
Leitkommune im Sinne der Städ-tebauförderung und Sitz der
Arbeitsgemeinschaft, die unter der Bezeichnung „INTERKOMMUNAL.
INTERGRIERT. STARK. Auf kurzen Wegen quali-tätvoll wohnen,
wirtschaften und arbeiten“ geführt wird.
Satzungsgemäße Ziele
Die Beteiligten der Besonderen Arbeitsgemein-schaft arbeiten
vertrauensvoll zusammen und kooperieren gleichermaßen auch mit
allen an-
deren öffentlichen Stellen, soweit sie für den Be-reich und die
Aufgaben der Arbeitsgemeinschaft Verantwortung tragen. Weiterhin
unterstützt der Verein Projektideen und Projektvorschläge, die den
IRE-Zielen entsprechen und somit dazu beitragen, eine nachhaltige
Entwicklung der Region voranzu-treiben. Generell will die
Arbeitsgemeinschaft die kommunale und regionale Zusammenarbeit
stär-ken und die Vernetzung in der Region langfristig fördern.
Lenkungsgruppe
Die beteiligten Kommunen der Arbeitsgemein-schaft bilden zur
Beratung und Beschlussfassung eine Lenkungsgruppe, die regelmäßig
tagt. Die Kommunen entsenden hierzu je eine/n Vertre-ter/in mit
Entscheidungsbefugnis. Im Fall einer Verhinderung regelt die
Kommune selbstständig intern die Vertretung. Die jeweiligen
kommunalen Vertreter/innen in der Lenkungsgruppe sind dafür
verantwortlich, ihre jeweils zuständigen kommu-nalen Gremien bzw.
Beschlussorgane ggf. vorab in die Entscheidungsfindung
einzubeziehen. Wei-tere beratende Teilnehmer der Sitzungen sind
je
Raumes ausgearbeitet. Im sich daran anschlie-ßenden Zielkonzept
werden die Handlungsfelder sowie die Entwicklungsziele dargestellt,
die für die Einordnung und Bewertung der Projektnen-nungen von
Bedeutung sind (Kapitel 3). Die Pro-jektauswahlkriterien, auf deren
Grundlage eine Bewertung und Qualifizierung der Projekte
vorge-nommen wurde, werden in Kapitel 4 erläutert und die
Leitprojekte in ihrer jetzigen Planungsreife in vertiefenden
Projektsteckbriefen vorgestellt.
Zum Abschluss erfolgt eine Darlegung der speziell auf die
Sicherung der nachhaltigen Umsetzung und Verstetigung des
IRE-Prozesses ausgerich-teten Instrumente. Diese dienen auch der
Umset-zung derjenigen Projekte, die im Rahmen des IRE nicht als
Leitprojekte ausgewählt worden sind.
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
17
zwei Vertreter/innen des Regionalmanagements (Coburg Stadt und
Land aktiv GmbH) und der Wirt-schaftsförderungsgesellschaft der
Stadt Coburg mbH sowie Vertreter/innen der mit der Erstellung des
IRE beauftragten Planungsbüros.
Die Lenkungsgruppe trifft alle wesentlichen, die
Arbeitsgemeinschaft insgesamt betreffenden in-haltlichen und
organisatorischen Entscheidungen zur Umsetzung der Ziele der
Besonderen Arbeits-gemeinschaft. Weiterhin gibt die Lenkungsgrup-pe
Empfehlungen und fasst Beschlüsse auf der Grundlage folgender
Stimmengewichtung:
■ Ein Drittel der Stimmen haben alle beteiligten Kommunen zu
gleichen Anteilen.
■ Zwei Drittel der Stimmen verteilen sich ent-sprechend dem
Anteil der jeweiligen Kommu-nen an der Gesamteinwohnerzahl (Stand
30.06.2013) im Gebiet der Besonderen Arbeitsgemeinschaft.
Im Rahmen der IRE-Erstellung hat die Lenkungs-gruppe dreimal
getagt und u. a. Beschlüsse zu Handlungsfeldern, Entwicklungszielen
und Pro-jektauswahlkriterien gefasst. Außerdem hat sie dabei drei
Leitprojekte der Region sowie die Pro-zessinstrumente zur weiteren
Zusammenarbeit und Bearbeitung der weiteren regionalen Aufgaben
vertiefend beraten und beschlossen. Die Protokolle dieser Sitzungen
liegen dem Konzept als Anhang bei.
Beteiligungsansatz
Die Erarbeitung eines IRE und somit auch seiner Struktur und
seiner Inhalte erfolgt vorrangig mit kommunalpolitischen
Instrumenten. Dementspre-chend waren in den gesamten Prozess wie
auch
bereits im Vorfeld die Gemeinde- und Stadträte sowie
Vertreter/innen der Kommunalpolitik ein-gebunden. Parallel zu den
drei Sitzungen der Len-kungsgruppe fanden Beratungen in den
jeweiligen Kommunalparlamenten statt, an denen zum Teil auch die
Vertreter der Planungsbüros bzw. des Re-gionalmanagements als
Referenten teilgenommen haben.
Zusätzlich wurde eine Regionalkonferenz (gemein-sam für den
LEADER- und EFRE-Prozess in der Region Coburg) durchgeführt, zu der
kommunal-politische Vertreter/innen, verschiedene regionale Akteure
im ehrenamtlichen Bereich, in Verbänden, Behörden und Institutionen
eingeladen waren, aber auch jede/r interessierte Bürger/in aus der
Region. Hier wurden die wesentlichen Inhalte der beiden Konzepte
erläutert und im Anschluss mit allen Anwesenden diskutiert, um
Gelegenheit zu geben, offene Fragen und Anregungen einzubringen.
So-mit ist im Rahmen der IRE-Erstellung ein Konzept erarbeitet
werden, dem ein breiter Beteiligungs- und Abstimmungsansatz
zugrunde liegt.
Auch über den Bearbeitungszeitraum des IRE hinaus werden auf
regionaler Ebene interkommu-nale Vereinbarungen getroffen und
abgestimmt, die einer nachhaltigen regionalen Entwicklung dienen.
Diese Verstetigung wird dadurch ermög-licht, dass die Besondere
Arbeitsgemeinschaft laut Satzung auch über den Zeitpunkt hinaus
tätig sein soll, zu dem das IRE vorliegt. Sie regelt auch die
Finanzierung der kontinuierlichen Umsetzung der IRE-Ziele. Die
Entwicklung geeigneter Pro-zessinstrumente zur Gewährleistung einer
regi-onalen und interkommunalen Zusammenarbeit und
Projektentwicklung für die Region Coburg ist von besonderer
Bedeutung für die Sicherung einer nachhaltigen Vorgehensweise .
-
2.0Ausgangslage und Stärken-Schwächen-Analyse
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
20
2.1
Screening funktionaler Raum
Das Coburger Land ist bis zum Jahr 2030 einem fortschreitenden
demografisch wie strukturell bedingten Schrumpfungsprozess
ausgesetzt, durch den die Bevölkerungszahl um etwa 12% ab-nehmen
wird. Die soziale Überformung bzw. der demografische Umbau der
Gesellschaft stellt die Kommunen bei Erhalt und Schaffung adäquater
Infrastrukturen der Daseinsvorsorge (soziale und
Bildungseinrichtungen, Nahversorgung) vor ge-waltige
Herausforderungen. Wanderungsprozesse und Strukturwandel haben in
den vergangenen 20 Jahren zu einem drastischen Funktionsverlust
baulicher Strukturen geführt, der sich innerörtlich in
landwirtschaftlichen, gewerblichen und indus-triellen Brachen sowie
in Wohnungsleerständen zeigt. Flächen-Neuausweisungen der 1990er-
und 2000er-Jahre haben diese Situation verschärft und bedrohen zum
Teil sogar die unbedingt erhaltens-werte, noch intakte
Kulturlandschaft, die ein hohes Identität stiftendes und
touristisches Potenzial besitzt. Der Status quo von
Leerstandsszenarien, Brachen und Flächenpotenzialen soll als Chance
wahrgenommen werden für ein grundsätzliches Überdenken einer
gemeinsamen Siedlungs- und Ansiedlungsstrategie.
Die Aufgaben, die sich aus den Folgen des de-mografischen
Wandels ergeben, betreffen nicht nur die Anpassung vorhandener
Gebäude und Infrastrukturen. Die Sicherung des
Wirtschafts-standortes Coburger Land mit seiner
überdurch-schnittlich hohen Industriedichte erfordert es, dem
zunehmenden Fachkräftemangel zu begegnen und deshalb die
nachwachsenden Generationen ent-sprechend zu fördern und an das
Coburger Land zu binden. Zur Erreichung dieses Ziels – einer
für
Ausbildung, Arbeit, Leben und Wohnen attraktiven Region – kann
das Coburger Land auf mannigfal-tige Potenziale aufbauen: Die
Hochschule Coburg ist ein Innovationsmotor für die gesamte Region
und zieht junge Menschen von außerhalb in die Re-gion. Bedeutende
Unternehmen von Weltrang, z. B. die
„HUK-Coburg“-Versicherungsgruppe und die Holzwarenfabrik „HABA“,
haben ihren Sitz in der Region. Bedeutende Kulturstätten, wie die
Veste Coburg, die Ehrenburg und das Schloss Rosenau sowie die
gesamte historische Innenstadt von Co-burg, sind im Zweiten
Weltkrieg nahezu unversehrt geblieben. Der Naturraum des Coburger
Landes bietet höchsten Erholungswert und verfügt bei-spielsweise
mit der „Therme Natur“ in Bad Rodach über touristisch überregional
wahrgenommene Angebote.
Flächenpotenziale durch Leerstand und Brachen sind mit akuten
Flächenbedarfen für Hochschuler-weiterungen, barrierefreien
Wohnraum und insbe-sondere für Mietwohnraum für junge Erwachsene
zusammenzuführen, aber auch für die Unterbrin-gung zeitgemäßer
Sozial-, Kultur- und Bildungs-einrichtungen in der Region. Auf
diese Weise kann die kulturelle, wirtschaftliche und
gesellschaft-liche Identität und Einzigartigkeit der Orte und der
Region gestärkt bzw. zurückgewonnen werden. Vorangegangene
Initiativen (Flächenmanagement der Initiative Rodachtal,
MORO-Projekt „Aktions-programm Regionale Daseinsvorsorge“, Leitbild
„Perspektive 2020“) haben eine Kooperations- und Vertrauenskultur
etabliert, die es nun ermöglicht, gemeinsam (gemeinde-, landkreis-,
länderüber-greifend) eine integrierte Strategie zu entwickeln.
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
21
Megatrends bzw. zentrale, langfristig wirkende Trends haben
bundesweit Einfluss auf alle Regi-onen und verändern somit auch
gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische und ökologische
Rah-menbedingungen im Freistaat Bayern. Von Region zu Region sind
ihre Ausprägungen unterschiedlich, sie werden jedoch für die
Zukunftsentwicklung des Landes überall weiterhin an Bedeutung
gewinnen. Als ein schon länger spürbarer Trend geht der
demografische Wandel mit einer rückläufigen Be-völkerungszahl sowie
einer sukzessiven Überalte-rung der Gesellschaft einher. Der
strukturelle und technologische Wandel hingegen stellt steigende
Anforderungen an Unternehmen und Beschäftigte gleichermaßen, z. B.
in Form einer zunehmenden Serviceorientierung in der Industrie,
steigender Qualifikationsanforderungen der Mitarbeiter und einer
wachsenden Internationalisierung von Kun-den und
Kooperationspartnern.
2.2
Vertiefende Analyse
2.2.1
Demografie
Die demografische Entwicklung in Stadt und Land-kreis Coburg
zeigt rückblickend wie auch mit Blick in die Zukunft zwei
maßgebliche Trends auf. Zum einen werden Stadt und Landkreis
Bevölkerung verlieren, zum anderen wird der Anteil der älteren
Bevölkerungsgruppen deutlich zunehmen.
Nebenstehende Abbildung zeigt die bisherige
Be-völkerungsentwicklung sowie zwei markante Pro-gnosewerte (für
2020 und 2030).
Mit dem gesellschaftlichen Wandel verbunden sind ein Aufbrechen
traditioneller Familienstrukturen, die Zunahme individueller
Erwerbsbiografien sowie der Trend zur Pluralisierung der
Lebensstile. Der Klimawandel verlangt eine umfassende Redukti-on
des Treibhausgasausstoßes und verfolgt das ambitionierte Ziel, das
Energieversorgungssystem umzubauen sowie generell eine Steigerung
der Energieeffizienz bei Unternehmen und privaten Haushalten zu
erreichen.
Die folgende Analyse der strukturellen Merkmale der Region
Coburg beinhaltet alle IRE-relevanten Themenbereiche, die sowohl
auf die Handlungs-felder und Zielstellungen als auch auf die
Projekte abgestimmt sind.
100,00
96,84
94,30 92,91
90,82
86,97
100,00 101,26
99,66
95,51 94,74
86,46
75
80
85
90
95
100
105
1995 2000 2006 2012 2020 2030
Coburg, Stadt Coburg, Landkreis
Abb. 3: Indexierte Bevölkerungsentwicklung in der Region Coburg
bis 2030 (Quelle: Genesis-Online – Statistisches Bun-desamt
2014)
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
22
Abb. 4: Altersgruppenentwicklung 2010 zu 2030 im Land-kreis
Coburg (Quelle: Genesis-Online – Statistisches Bundes-amt 2014)
-14000 -7000 0 7000 14000 21000
unter 18 Jahre
18 bis unter 25 Jahre
25 bis unter 40 Jahre
40 bis unter 65 Jahre
65 und älter
-32,0%
-43,3%
-15,6%
-26,5%
39,8%
-60% -40% -20% 0% 20% 40% 60%
unter 18 Jahre
18 bis unter 25 Jahre
25 bis unter 40 Jahre
40 bis unter 65 Jahre
65 und älter
Altersgruppenentwicklung 2010 zu 2030 Landkreis Coburg
-10,6%
-22,6%
0,0%
-25,2%
18,6%
-30% -20% -10% 0% 10% 20% 30%
unter 19 Jahre
19 bis unter 25 Jahre
25 bis unter 40 Jahre
40 bis unter 60 Jahre
60 und älter
Altersgruppenentwicklung 2010 zu 2030 Stadt Coburg
In der Vergangenheit haben Stadt und Landkreis verschiedene
Entwicklungen genommen. So hat der Landkreis Coburg von der
Suburbanisie-rung ab Mitte der 1990er-Jahre bis zur Mitte der
2000er-Jahre profitiert und Bevölkerungszuwächse verzeichnet.
Seitdem sind jedoch deutliche Bevöl-kerungsverluste aufgrund von
Abwanderung (z. B. Bildungswanderung) und geringen Geburtenraten
festzustellen.
In der Stadt Coburg hingegen verläuft die
Bevölke-rungsentwicklung bereits seit 1995 rückläufig. Erst in den
letzten Jahren ist eine Umkehr zu beobach-ten, hat sich der Verlust
verringert und konnten aktuell (von 2011 auf 2012) leichte
Bevölkerungs-zuwächse generiert werden. Mögliche Hintergrün-de sind
hier der bundesweite Trend „Zurück in die Stadt“, die Stärkung des
Hochschulstandortes Co-
Abb. 5: Altersgruppenentwicklung 2010 zu 2030 in der Stadt
Coburg (Quelle: Genesis-Online – Statistisches Bundesamt 2014)
burg (studentisches Wohnen) und die Wohnraum-politik der Stadt
Coburg.
Bezüglich der Entwicklung ihrer Altersstruktur lassen sich in
Stadt und Landkreis Coburg ähn-liche Tendenzen beobachten. Die
beiden folgenden Abbildungen zeigen eine deutliche Verschiebung der
Altersstruktur, perspektivisch sind deutliche Abnahmen in den
jungen Bevölkerungsgruppen und starke Zuwächse in den älteren
Bevölkerungs-gruppen auszumachen. Hintergrund für diese
Ent-wicklung sind Geburtendefizite einerseits und die steigende
Lebenserwartung andererseits. Unter-schiede finden sich in der
Altersgruppe der 25- bis unter 40-Jährigen, in der die Zahlen für
die Stadt Coburg im Vergleich zum Landkreis sehr stabil
bleiben.
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
23
2.2.2
Wirtschaft
Im Themenfeld Wirtschaft werden im Rahmen des Integrierten
Regionalen Entwicklungskonzeptes (IRE) für das Coburger Land vor
allem die generel-le Beschäftigungsentwicklung sowie Trends und
Herausforderungen in den Bereichen Landwirt-schaft, Handwerk und
Gewerbe untersucht.
Betrachtet man die Verteilung der Beschäftigten nach Sektoren in
der Region Coburg, so fallen diverse Unterschiede zwischen Stadt
und Land-kreis auf. In den ländlichen Kommunen der Region sind über
die Hälfte (58%) der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe tätig;
dies spiegelt die hohe Dichte an entsprechenden Unternehmen im
Landkreis Coburg wider. Jeweils ca. 20% der Beschäftigten arbeiten
im Bereich Handel, Ver-kehr und Gastronomie bzw. im übrigen
Dienstleis-tungssektor. Nur einen sehr geringen Anteil an
Beschäftigten (1%) weist der Sektor von Land- und Forstwirtschaft
auf; dies sowohl im Landkreis als auch in der Stadt Coburg und ist
somit Ausdruck des Strukturwandels im ländlichen Raum und in der
Landwirtschaft. In der Stadt Coburg sieht die Verteilung ein wenig
anders aus. Hier arbeitet nur etwa jede/r dritte Beschäftigte (31%)
im produ-zierenden Gewerbe und etwa jede/r siebte Arbeit-nehmer/in
(15%) im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe. Mehr als jede/r
zweite Beschäftigte (53%) ist im übrigen Dienstleistungssektor
tätig, z. B. in der Versicherungswirtschaft.
Generell ist die Entwicklung der sozialversiche-rungspflichtig
Beschäftigten in Stadt und Land-kreis sehr gegenläufig. Dies zeigt
die nebenste-hende Grafik. Man erkennt, dass im Landkreis der
Anteil an sozialversicherungspflichtigen Arbeit-nehmern zwischen
1995 und 2005 enorm gesunken ist (um knapp 20%) und seitdem auf
einem kon-stanten Niveau von ca. 26.000 Personen verharrt. In der
Stadt Coburg verlief die Entwicklung genau
Abb. 6: Beschäftigte nach Sektoren 2012 im Landkreis Co-burg
(Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Da-tenverarbeitung
2014)
Abb. 7: Beschäftigte nach Sektoren 2012 in der Stadt Coburg
(Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverar-beitung
2014)
umgekehrt: relative Konstanz bis zum Jahr 2005 und seitdem ein
deutlich steigender Anteil der sozialversicherungspflichtig
beschäftigten Arbeit-nehmer/innen (bis 2013 um 18% auf knapp 33.000
Personen).
Im Bereich Landwirtschaft werden in der Analyse drei
Entwicklungen deutlich. Zunächst zu nennen ist hier der anhaltende,
wenn auch inzwischen et-was abgeschwächte Strukturwandelprozess in
der Landwirtschaft. Dieser wird zum einen deutlich im fortgesetzten
Rückgang der Anzahl landwirtschaft-licher Betriebe im IRE-Gebiet,
zum anderen im Trend zu größeren bewirtschafteten Flächen pro
Betrieb: Die Tendenz zu Großbetrieben ist auch im Coburger Land
deutlich ablesbar.
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
24
Ein zweites Thema der Analyse im Bereich Land-wirtschaft
betrifft den feststellbaren Trend zur Diversifizierung der
landwirtschaftlichen Betriebe. Themen wie Direktvermarktung oder
Tourismus werden durch die landwirtschaftlichen Betriebe in der
Region aufgegriffen und stellen mittlerweile wichtige ergänzende
Faktoren für die Wirtschaft-lichkeit der Betriebe dar. Im Bereich
Waldwirt-schaft sind die Strukturen sehr stabil. Struktu-relle
Defizite bereiten vor allem die kleinteiligen Flurstrukturen und
die damit verbundenen Eigen-tumsverhältnisse. Beinahe zwei Drittel
des Waldes sind in privater Hand.
Das Handwerk im Coburger Land ist aktuell sehr gut aufgestellt:
Die meisten Betriebe weisen eine gute wirtschaftliche Lage auf und
tragen so zu re-gionaler Stabilität bei. Für das Handwerk gestaltet
sich jedoch die Suche nach Fachkräften und Aus-zubildenden in der
Region zunehmend schwierig, z. B. aufgrund anhaltender
Bildungsabwanderung, also dem Fortzug junger Menschen an
Hochschul-standorte außerhalb der Region. Seit dem Jahr 2008 sinkt
die Anzahl der Handwerkslehrlinge sowohl in der Stadt als auch im
Landkreis Coburg erheblich. Im Nahrungsmittelhandwerk hingegen
zeigen sich eher strukturelle Probleme, da hier aufgrund der
verbreiteten „Discounter-Mentalität“ etliche Betriebe im Preiskampf
nicht dauerhaft be-stehen können. Gerade jedoch das
Nahrungsmit-telhandwerk besitzt für Oberfranken und das Co-burger
Land eine wichtige, auch kulturhistorische Bedeutung, die es nicht
nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch mit Blick auf die
Bewah-rung regionaler Kultur und Handwerkstradition zu erhalten
gilt.
Die Zahl der Gewerbeanmeldungen ist, wie aus den beiden
folgenden Grafiken ersichtlich wird, in den vergangenen Jahren
sowohl im Landkreis als auch in der Stadt Coburg gesunken. Den
höchsten Wert an Gewerbeanmeldungen gab es im Landkreis Co-burg im
Jahr 2005 (knapp 1000); seitdem sinkt die Zahl der Anmeldungen fast
ununterbrochen von
40
50
60
70
80
90
100
110
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Entwicklung der Handwerkslehrlinge in der Region Coburg,
2005-2013
Coburg, Stadt Coburg, Lkr
Abb. 8: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig
Be-schäftigten seit 1990 (Quelle: Bayerisches Landesamt für
Statistik und Datenverarbeitung 2014)
Abb. 9: Entwicklung der Zahl der Handwerkslehrlinge seit 2005 in
Prozent (Quelle: Eigene Abbildung nach Handwerks-kammer für
Oberfranken 2013)
Abb. 10: Gewerbeanmeldungen in der Region Coburg seit 2003
(Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Daten-verarbeitung
2014)
Abb. 11: Gewerbeabmeldungen in der Region Coburg seit 2003
(Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Daten-verarbeitung
2014)
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
25
Jahr zu Jahr, allein zwischen 2009 (879) und 2013 (577) um knapp
35%.
In der Stadt Coburg ist die Entwicklung der Gewer-beanmeldungen
von 2003 bis 2011 relativ kontinu-ierlich verlaufen; so gab es im
Zeitraum von 2005 bis 2011 durchschnittlich rund 400
Gewerbeanmel-dungen pro Jahr. Seit 2011 fällt aber auch hier die
Zahl der Anmeldungen drastisch: um rund 30% in nur zwei Jahren auf
aktuell rund 250 Anmeldungen pro Jahr.
Ähnlich hat sich der Verlauf der Gewerbeabmel-dungen entwickelt.
In Stadt und Landkreis Coburg sinkt der Wert seit dem Jahr 2005
langsam, aber kontinuierlich. Prinzipiell ist festzustellen, dass
die Zahlen der Gewerbeanmeldungen gegenüber den Abmeldungen
überwiegen. Dies ist ein Indiz dafür, dass die Nachfrage nach
Gewerbeflächen weiter-hin besteht.
2.2.3
Siedlungsentwicklung
Die Siedlungsentwicklung in Stadt Coburg und Landkreis Coburg
steht vor allem in Zusam-menhang mit den in den letzten Jahrzehnten
abgelaufenen gesellschaftlichen Transformati-onsprozessen. Zunächst
haben sozioökonomische Veränderungen wie der Strukturwandel in der
Landwirtschaft oder der einstige Aufstieg und spätere Rückgang der
Polstermöbelindustrie zu Auswirkungen im Siedlungsbild geführt.
Seit mehr als zehn Jahren wirkt sich auch der demogra-fische Wandel
in der Siedlungsentwicklung von Stadt und Landkreis Coburg aus.
Trotz rückläufiger Bevölkerungsentwicklung besteht allerdings –
insbesondere aufgrund stetig steigender Wohn-flächenansprüche und
kleinerer Haushaltsgrößen – weiterhin Nachfrage nach Wohnraum in
Stadt und Landkreis. Weitere Ursachen dieser (wenn auch
abgeschwächten) Nachfrage liegen in einer gewissen Fluktuation im
Bereich Wohnraum sowie in der teilweise schwierigen Verfügbarkeit
von the-oretisch nutzbaren Immobilien.
Ebenfalls zu Veränderungen wird es im Bereich der Nachfrage nach
bestimmten Wohn- und Haus-
0
50
100
150
200
250
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Baufertigstellungen von Wohngebäuden in der Region Coburg
2002-2013
Coburg, Lkr
Coburg, Stadt
Abb. 12: Baufertigstellungen von Wohngebäuden seit 2002 (Quelle:
Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenver-arbeitung
2014)
typen kommen. So besteht in der Stadt Coburg ein Bedarf an
Mietwohnraum (insbesondere für studentisches Wohnen), im Landkreis
Coburg liegt der Fokus in Zukunft vor allem auf einer Nachfrage
nach altersgerechten Wohnformen (im Eigentum, zum Teil aber auch
als Mietwohnraum). Im Bereich Einfamilienhäuser wird perspektivisch
vor allem im Landkreis ein deutliches Überangebot entstehen. Ein
Vergleich des Niveaus der Baufertigstellungen
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
26
2.2.4
Energie, Umwelt und Klimaschutz
Um der künftigen Entwicklung steigender Ener-giepreise begegnen
zu können, ist einerseits ener-gieeffizientes Verhalten notwendig,
aber auch die Suche und Anwendung alternativer Erzeugungs-methoden
für Energie. Je näher die Energie am Verbrauchsort erzeugt wird,
desto sinnvoller ist dies. Die regionalen Stadtwerke spielen in
diesem Zusammenhang bei der Energieerzeugung eine bedeutende Rolle.
Durch die naturnahe Lage und die ländliche Struktur hat die Region
Coburg Vor-teile bei der Erzeugung Erneuerbarer Energien –
Vorteile, die bereits genutzt werden; ihren Anteil an der
Stromproduktion im Landkreis zeigt die Grafik auf der Folgeseite.
Notwendig ist eine Gesamt-strategie für die künftige
Energieversorgung in der Region. Eine Vielzahl kleinerer Anlagen
wird die Grundlage der regionalen und dezentralen
Ener-gieversorgung bilden.
Neben der Art der Energiegewinnung stellt auch die
Energieeinsparung einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz dar und
gewinnt auch wegen steigender Preise immer mehr an Bedeutung.
Bereits jetzt führen viele Unternehmen und pri-vate Haushalte aus
wirtschaftlichen Erwägungen heraus Energieeinsparungen durch.
Energieeffizi-
entes Bauen oder Sanieren ist in diesem Zusam-menhang ein
wichtiges Thema und eine Aufgabe, von deren Erfüllung unter anderem
auch die regionalen Handwerksbetriebe durch vermehrte Aufträge
profitieren können. Maßnahmen zur En-ergieeinsparung werden zum
Teil auch gesetzlich vorgeschrieben, wie beispielsweise im
Energie-einsparungsgesetz (EnEG). Neben der Einsparung von Energie
zielt das Gesetz gleichzeitig auf die Reduzierung negativer
Umweltauswirkungen, wie beispielweise hinsichtlich der CO2-
Belastung.
Unter anderem vor dem Hintergrund der CO2-Reduzierung wurden
sowohl in der Stadt als auch im Landkreis Coburg Integrierte
Klimaschutzkon-zepte erstellt. Das Klimaschutzkonzept der Stadt
enthält einen Maßnahmenkatalog, bei dessen Umsetzung bis zum Jahr
2030 fast die Hälfte der CO2-Emissionen eingespart werden sollen;
die vorrangigen Ziele des Konzeptes des Landkreises zur
CO2-Einsparung sind die Einrichtung eines Energie-Bildungszentrums,
die verstärkte Nut-zung der Windkraft, die Stärkung des
öffentlichen Personennahverkehrs, Altbausanierungen und ein Ausbau
von Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung.
der Jahre 2002 und 2013 belegt diese Trends und zeigt, dass sich
die Zahl der Baufertigstellungen in der Stadt Coburg auf einem
relativ stabilen Niveau hält (-6,3%), während im Landkreis für
denselben Zeitraum eine stetig sinkende Zahl zu verzeichnen ist
(-55,8%).
Weiterhin zeigt sich, dass aufgrund des Baualters vieler
Wohngebäude ein hohes Maß an Umbau-
bedarf vorliegt – vor allem im Landkreis Coburg. In Kombination
mit den Wohnansprüchen einer immer älter werdenden Bevölkerung
zeichnet sich hier starker Handlungsbedarf ab, um den zukünftig
notwendigen Wohnraum für die maßgeblichen An-forderungen zu
qualifizieren. Auch öffentliche Räu-me, Gebäude oder
Infrastrukturen sind von diesen Defiziten geprägt und müssen
perspektivisch in Wert gesetzt werden.
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
27
54 %41 %
3 % 2 %
Solarstrom Biomasse Wasserkraft Windkraft
Erneuerbare Stromproduktion:132.850 MWh/Jahr
Stromverbrauch:677.529 MWh/Jahr
Abb. 13: Erneuerbarer-Energien-Mix 2013 für den Landkreis Coburg
(Quelle: DGS - Deutsche Gesellschaft für Sonnene-nergie e.V.
2014)
Wichtig bei der Betrachtung der Thematik Umwelt und Klimaschutz
ist auch das Thema Mobilität. Die Zunahme des Straßenverkehrs
erhöht die ne-gativen Auswirkungen auf die Umwelt. Regionale
Wirtschaftskreisläufe können das Verkehrsauf-kommen senken, ebenso
wie die Reduzierung der Pendlerströme. Durch Schaffung eines
attraktiven und gut erreichbaren öffentlichen Verkehrsnetzes kann
die stärkere Verlagerung des Personen-verkehrs auf öffentliche
Verkehrsmittel bewirkt werden. Generell ist der ÖPNV aus Gründen
des Umweltschutzes weiter an individuelle Bedürfnisse anzupassen,
damit er zusätzlich an Attraktivität gewinnt.
2.2.5
Tourismus und Freizeit
Regionale touristische Potenziale der Region Coburg sind die
intakte Naturlandschaft und die Sehenswürdigkeiten, wie Schlösser,
Museen, Bau-denkmäler, Parks und Gärten. Die Region zeichnet sich
außerdem durch eine große Anzahl von viel-fältigen Veranstaltungen
und Events aus. Ein Al-leinstellungsmerkmal ist das jährlich in der
Stadt Coburg stattfindende Samba-Festival, das auch im Landkreis zu
einer Erhöhung der Übernachtungs-zahlen führt. Gebündelt werden die
Tourismusak-tivitäten von Stadt und Landkreis Coburg im „TMC |
Tourismus und Stadtmarketing / Citymanagement Coburg“, einem
Eigenbetrieb der Stadt Coburg. Touristische Aktivitäten finden
außerdem unter anderem in Abstimmung mit dem Tourismusverein Oberes
Maintal – Coburger Land, der Metropol-region Nürnberg und dem
Regionalmanagement
Coburger Land statt. Im Tourismus aktiv sind auch (regional
begrenzt) die Initiative Rodach-tal e.V. sowie im Bereich der
Produktentwicklung das Regionalmanagement.
Folgende Statistiken machen die Entwicklung des
Tourismusbereiches in den vergangenen Jahren deutlich. Erfasst
wurden dabei durch das Landes-amt für Statistik und
Datenverarbeitung in Ba-yern Beherbergungsbetriebe mit neun und
mehr Betten.
In der Stadt Coburg nahmen die Gästeankünf-te zwischen 2004 und
2009 um rund 18% ab. Im Landkreis Coburg stiegen sie dagegen um
rund 9% an, sinken jedoch seit dem Jahr 2010 auch hier
kontinuierlich ab. Dieser rückläufige Trend setzt
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
28
50000
55000
60000
65000
70000
75000
80000
85000
1995 2000 2005 2010 2011 2012 2013
Gästeankünfte in der Region Coburg 1995-2013
Coburg, Lkr Coburg, Stadt
Abb. 14: Entwicklung der Gästeankünfte in der Region Co-burg
seit 1995 (Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und
Datenverarbeitung 2014)
100000
150000
200000
250000
300000
350000
1995 2000 2005 2010 2011 2012 2013
Gästeübernachtungen in der Region Coburg 1995-2013
Coburg, Lkr Coburg, Stadt
Abb. 15: Entwicklung der Gästeübernachtungen in der Regi-on
Coburg seit 1995 (Quelle: Bayerisches Landesamt für Sta-tistik und
Datenverarbeitung 2014)
20
25
30
35
40
45
1995 2000 2005 2010 2011 2012 2013
Durchschnittliche Auslastung in der Region Coburg1995-2013
Coburg, Lkr Coburg, Stadt
Abb. 16: Entwicklung der durchschnittlichen Bettenauslas-tung in
der Region Coburg seit 1995 (Quelle: Bayerisches Landesamt für
Statistik und Datenverarbeitung 2014)
sich aktuell in der gesamten Region weiter fort.
Auch die Übernachtungszahlen nahmen in der Stadt Coburg seit dem
Jahr 2000 kontinuierlich ab, bis im Jahr 2011 eine Wende einsetzte
mit zu-nächst leichterem, seit 2012 stärkerem Zuwachs an
Übernachtungen, sodass die Zahlen der Gäste-übernachtungen wieder
annähernd den Wert vom Jahr 2000 erreicht haben. Im Landkreis
Coburg steigen die Zahlen der Übernachtungen seit 2005 stark an und
stagnieren seit dem Jahr 2010 bei einem leicht negativen Trend.
Ähnlich verhält es sich bei den Werten der durchschnittlichen
Betten-auslastung in der Region: Die Quote stieg im Land-kreis von
25% im Jahr 2005 auf knapp 40% im Jahr 2010 und stagniert seitdem.
Die Stadt Coburg ist im Jahr 2013 nach einigen Schwankungen wieder
bei einer Auslastungsquote von ca. 35% aller Betten angelangt.
In der Stadt Coburg sind die meisten Übernach-tungen auf den
Geschäftsreiseverkehr zurückzu-führen, bedingt durch die Vielzahl
der Unterneh-men in der Region. Entsprechend abhängig ist hier der
Tourismus von konjunkturellen Schwankungen. Die meisten
Übernachtungen im Landkreis Coburg sind dagegen auf Aufenthalte in
der Kurstadt Bad Rodach zurückzuführen. Die dort ansässigen Kur-
und Reha-Einrichtungen sind auch verantwortlich für die relativ
hohe durchschnittliche Aufenthalts-dauer von Übernachtungsgästen im
Landkreis.
Potenziale des Tourismus in der Region Coburg liegen im
Gesundheits- und Wellnesstourismus, im Radtourismus und im so
genannten Leisure-Tourismus. Der Geschäftstourismus kann eventuell
ausgebaut werden, unterliegt aber stark konjunk-turellen
Schwankungen. Verstärkt angesprochen werden muss die Zielgruppe
„Familie“.
Spezielle Produkte und Angebote für die einzelnen Zielgruppen
müssen entwickelt und vermarktet werden, um gegenüber
konkurrierenden Regionen im Tourismus bestehen zu können.
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
29
Im Bereich der Freizeitgestaltung profitieren Stadt und
Landkreis Coburg von einem starken und re-gen Vereinsleben. Die
Vereine stellen mit ihren ak-tiven Mitgliedern wichtige Säulen für
Freizeit, Kul-tur und Bildungsangebote in der Region dar. Auch
außerhalb von Vereinsstrukturen können Stadt und Landkreis sich auf
Aktive verlassen, die mit ihrem Engagement einen wichtigen Beitrag
zur Gestal-
tung der Region leisten. Bei über 400 Vereinen zu den
unterschiedlichsten Themen in Stadt und Landkreis kann mit Recht
von einem großen und vielschichtigen Vereinsleben und einem breiten
soziokulturellen Freizeitangebot für Bürgerinnen und Bürger in der
Region gesprochen werden. Im Vereinswesen sind nach wie vor
Zuwächse bei den Mitgliederzahlen zu verzeichnen.
2.2.6
Bildung und Forschung
In der Region Coburg existiert ein gemeinsames
Bildungsverständnis, wonach Bildung, Erziehung und Betreuung als
Einheit zu sehen sind. Bildung geht dabei über die Bereiche der
frühkindlichen Erziehung in Kindertagesstätten und der schu-lischen
Bildung hinaus. Für das Integrierte Regio-nale Entwicklungskonzept
wurde der Fokus beim Thema Bildungslandschaft vor allem auf die
non-formalen Bildungsangebote gelegt: Vereine und außerschulische
Bildungseinrichtungen öffent-licher, kirchlicher und ziviler
Träger, die diversen Träger der Jugendpflege, Wirtschaft und
Kultur-schaffende sind wichtige Akteure und Impulsgeber in
Bildungsprozessen.
Gerade in den ländlichen Gebieten des Landkreises hat sich ein
starkes Vereinsleben etabliert, das vor allem die Entwicklung
sozialer Kompetenzen we-sentlich beeinflusst und junge Menschen in
ihrer Entwicklung unterstützt. Neben den Vereinen und Verbänden
sind es vor allem Kulturschaffende, die sich in die ganzheitlichen
Lernprozesse einbinden. Die Kommunen unterstützen diesen Prozess
or-ganisatorisch und finanziell im Rahmen konkreter
Kulturförderprogramme, eigener Projekte und
Veranstaltungen sowie mit gezielten Fördermitteln für Vereine,
die Projekte mit jungen Menschen durchführen. Das Landestheater
Coburg sowie die privaten und öffentlichen Musikschulen ergänzen
die vielfältigen Angebote im Bildungssektor. Wichtiger Partner in
vielen Bereichen der Bildung, aber auch selbstständiger Gestalter
und Impuls-geber in der Region ist die Hochschule Coburg mit ihren
rund 5.000 Studierenden. Sie hält ein breites Bildungsangebot für
alle Altersgruppen bereit und wirkt vernetzend in den Bereichen
Schule, Wirt-schaft, Kultur und Freizeit.
Die Volkshochschule Coburg Stadt und Land un-terhält aktuell 15
Außenstellen in den 17 Städten und Gemeinden des Landkreises
Coburg. Mit einem umfassenden Programm und einer Vielzahl von
Angeboten ist sie ein wichtiger Bildungsfak-tor im Raum Coburg. In
den letzten Jahren wurde das Kursangebot für Kinder verstärkt und
sowohl um formale als auch um informelle Lerninhalte ergänzt. Die
evangelische Jugendbildungsstätte Neukirchen ist ein weiterer
wichtiger Akteur in der Region – vor allem für Jugendverbände
und
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
30
Nonformale Bildung als StandortfaktorStadt und Landkreis Coburg
sind auch im Be-reich nonformale Bildung stark aufgestellt.
Wichtige Partner sind eingebundenVHS, IHK zu Coburg,
Handwerkskammer für Oberfranken, Jugendbildungsstätte Neukirchen
und Hochschule Coburg sind für die Region ak-tiv und miteinander
vernetzt.
Bildungseinrichtungen. Neben den Schwerpunkten im sozialen
Lernen und in gruppendynamischen Prozessen konzentrieren sich die
Angebote auf die Bereiche Berufsorientierung sowie das Themen-feld
Umwelt und Klima. Weitere wichtige Anbieter von Bildungsangeboten
sind die IHK zu Coburg und die Handwerkskammer für Oberfranken; sie
sind vor allem im Bereich der beruflichen Orientierung und im
Übergang von der Schule in den Beruf tä-tig. Darüber hinaus haben
sie umfassende eigene Unterstützungsangebote sowohl für die jungen
Menschen als auch für deren Ausbilder entwickelt. Gleiches gilt für
die Agentur für Arbeit und die Job-center Coburg Stadt und
Land.
Im Bereich Forschung und Entwicklung ist die Hochschule Coburg
ebenfalls ein wichtiger Impuls-geber. Der Anteil der ausländischen
Studierenden, welche zusätzliche Impulse für Innovation und
Interkulturalität auch im Bereich der Forschungs-
Abb. 17: Beschäftigte in Forschung und Entwicklung je 1.000
SV-Beschäftigte (Quelle: BBSR – INKAR 2012)
5,0
7,0
9,0
11,0
13,0
15,0
17,0
19,0
21,0
23,0
2003 2005 2007 2009 2011
Beschäftigte im Bereich Forschung und Entwicklung
Coburg, Stadt Coburg, Landkreis
entwicklung der Region bringen, hat sich seit dem Jahr 1998 von
4,5% auf 7,3% im Jahr 2011 erhöht. Weiterhin spricht dies für die
internationale Attrak-tivität und Anziehungskraft der Hochschule
Co-burg. Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung der
Beschäftigtenzahlen im Bereich Forschung und Entwicklung in Stadt
und Landkreis Coburg. Es wird ersichtlich, dass seit dem Jahr 2009
die Anzahl der Beschäftigten in diesem Sektor in der gesamten
Region ansteigt, wobei die absolute Zahl im Landkreis höher ist als
in der Stadt Coburg. Auch bei der Betrachtung der
Beschäftigtenanteile in wissensintensiven Industrien liegen die
Werte im Landkreis höher als in der Stadt: Im Jahr 2011 betrug der
Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in
wissensintensiven Industrien an den sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten ins-gesamt im Landkreis 20,4%, in der Stadt Coburg
immerhin 8,5%.
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
31
2.3
Flächenbedarfe und Zielgruppen
An dieser Stelle wird ein Überblick über die Ent- wicklung der
Wohnbauflächen in Stadt und Land-kreis Coburg sowie über aktuell
vorhandene Flächenpotenziale gegeben. Diese Informationen spielen
in Hinblick auf die Einordnung der regio-nalen Projekte eine
wichtige Rolle, insbesondere wenn es um die Entwicklung einer neuen
Nutzung für leer stehende Gebäude geht. Der Zusammen-hang dieser
Aspekte wird in Kapitel 5 erläutert, dort im Zuge der Beschreibung
der Prozessin-strumente sowie einer regional abgestimmten
Siedlungsentwicklung.
Die Entwicklung im Bereich der Wohnbauflächen wird dahingehend
betrachtet, wie sich die Boden-preise in der Region Coburg
verändert haben, wie viele Baugenehmigungen erteilt und wie viele
Wohnungen fertiggestellt wurden und wie groß die Anzahl der
Wohnungen im Bestand ist.
Die Bodenpreise für Bauland und für baureifes Land (d. h. für
Grundstücke, die bereits voll er-schlossen und mit der nötigen
Infrastruktur aus-gestattet sind) sind in der Stadt Coburg seit dem
Jahr 2011 stark angestiegen: Damals lag der Preis für baureifes
Land im Durchschnitt bei etwa 65 € je Quadratmeter, zwei Jahre
später bereits bei knapp 109 € und damit um fast 70% höher. Für
Bauland fällt der Preisanstieg im selben Zeitraum noch drastischer
aus: um 85% auf 107,35 € im Jahr 2013. Eine andere Entwicklung mit
nahezu unver-änderten Preisen verzeichnet man hingegen im Landkreis
Coburg, wo der Quadratmeterpreis für Bauland seit 2011 konstant bei
etwa 30 € und für baureifes Land bei etwa 40 € liegt.
Die Entwicklung der lokalen Baulandpreise steht im Zusammenhang
mit dem Umfang von Flächen-veräußerungen in Stadt und Land Coburg:
Im Jahr 2011 kamen deutlich mehr Flächen auf den
Markt, was niedrigere Erlöse pro Quadratmeter zur Folge hatte –
verglichen mit den erzielbaren Preisen in den Folgejahren mit ihren
geringeren Flächenveräußerungen.
Mit Blick auf die Baugenehmigungen und Fertig-stellungen neuer
Wohnungen in der Region lässt sich der allgemeine Trend erkennen,
dass die Bau-tätigkeit nach einem Höhepunkt im Jahr 2000
kon-tinuierlich zurückgegangen ist. Zwischen 2000 und 2010 gab es
in der Region Coburg einen generellen Rückgang der
Baufertigstellungen. Seit dem Jahr 2005 sind allerdings
divergierende Entwicklungen in Stadt und Landkreis Coburg zu
verzeichnen: Während in der Stadt die Anzahl fertiggestellter
Wohnungen wieder steigt, sinkt der Wert für den Landkreis. Im
Durchschnitt ist die Zahl der fertig-gestellten Wohnungen im
Zeitraum von 1995 bis 2011 in der Stadt Coburg um 71% und im
Landkreis Coburg um 87% gesunken.
Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch die Entwicklung
der Wohnungsverteilung in der Region. Hier wird ersichtlich, dass
im Landkreis Coburg 60% aller verfügbaren Wohnungen in Ein- und
Zweifamilienhäusern zu finden sind, während dieser Anteil in der
Stadt mit 40% erwartungsge-mäß geringer ist. Ein nach der Statistik
rapider Anstieg von Ein- und Zweiraum-Wohnungen in der gesamten
Region Coburg ab dem Jahr 2010 ist eine Folge statistischer
Bereinigungen und einer Veränderung der Erfassungsmethoden.
Gleichwohl zeigt die folgende Abbildung einen Anstieg bei der Zahl
kleiner Wohnungen, vor allem in der Stadt Coburg. Mit dem Anstieg
der Ein- und Zweiraum-Wohnungen ging ein Rückgang der Vier- und
Fünf-raum-Wohnungen im Jahr 2011 einher.
Insgesamt lässt sich die Situation auf dem Woh-nungsmarkt in der
Region Coburg mit folgenden
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
32
prägenden Merkmalen beschreiben:
■ Quantitativ ausreichendes Angebot an Wohnimmobilien,
■ ein nicht immer bedarfsgerechtes Angebot an freiem
Wohnraum,
■ mehr Wohnfläche pro Bewohner in Wohnungen im Landkreis als in
der Stadt,
■ ein relativ hoher Anteil von Drei- bis Vierraum-Wohnungen in
der Stadt,
■ ein relativ hoher Anteil von Wohnungen mit fünf und mehr
Räumen im Landkreis,
■ ein relativ geringer Anteil an Einraum-Wohnun-gen im
Landkreis,
■ ein erheblicher Anstieg der Wohnfläche pro Person in der
gesamten Region,
■ eine gegenwärtig überwiegende Nachfrage nach
Zweiraum-Wohnungen bei der Gemeinnüt-zigen Wohnungsbau- und
Wohnungsförderungs- gesellschaft der Stadt Coburg mbH und
■ ein nach Aussage der Hochschule Coburg ge-stiegener Bedarf an
studentischem Wohnraum, insbesondere im Umfeld der Hochschule und
in der Stadt Coburg.
Der demografische Wandel bzw. der damit verbun-dene
Bevölkerungsrückgang lässt zudem vermehr-te Wohnungsleerstände
erwarten. Besonders da-von bedroht sind sanierungsbedürftige
Wohnungen und Häuser und Wohneinheiten in weniger attrak-tiven
Lagen sowie in ländlichen Gemeinden. Dem-gegenüber ist ein
wachsender Bedarf an speziel-lem Wohnraum zu erwarten – bedingt
durch sich
verändernde Soziostrukturen, die zu einer Ausdif-ferenzierung
von Wohnformen führen dürften.
Abgeleitet aus den relevanten Flächenbedarfen, die aktuell und
künftig für die Region Coburg von Bedeutung sind, werden im
Folgenden die daraus resultierenden Zielgruppen genannt, jeweils in
Verbindung mit Aussagen zu erwarteten Wohn-trends bis zum Jahr 2020
in der Region Coburg (nach Bundesverband deutscher Wohnungs- und
Immobilienunternehmen e.V.):
■ Kaufkraftstarke kleine Haushalte fragen ver-stärkt größere
Wohnungen nach, während kauf-kraftschwache Haushalte (wie Haushalte
Allein-erziehender) kleinere Wohnungen nachfragen.
■ Senioren werden, als Folge des demografischen Wandels, nicht
nur eine bedeutendere Zielgrup-pe sein, sondern ihre
Wohnungsnachfrage wird auch vielfältiger sein, denn
Barrierefreiheit, elektronische Unterstützungssysteme und
Ser-viceleistungen rund um die Wohnung werden in diesem
Zusammenhang an Bedeutung gewinnen.
■ WesentlichesNachfragekriterien nach Wohn-raum werden zukünftig
energetische Standards sowie die multimediale Ausstattung einer
Woh-nung sein.
■ Themenwohnen mit homogenen Bewohner-gruppen gewinnt an
Bedeutung (z. B. autofreie oder ökologisch optimierte
Wohngebiete).
■ Der Bedarf an professionellem Sozial- und Netzwerkmanagement
wächst.
■ Die Innenstadt Coburgs wird verstärkt als Wohnstandort gewählt
werden.
Auf Wohnungssuche werden sich künftig verstärkt
Alleinerziehende, Patchworkfamilien, Singles, Studierende und
Senioren begeben – mit jeweils sehr unterschiedlichen
Wohnansprüchen. Hier-aus resultiert zukünftig eine generelle
Vielfalt und Ausdifferenzierung der Nachfrage und so-mit die
Notwendigkeit der Diversifizierung des Wohnraumangebotes.
99
100
101
102
103
104
2011 2012 2013
Entwicklung von 1- und 2- Raum-Wohnungen in der Region Coburg in
%
1 Raum-Wohnungen in der Stadt Coburg 2 Raum-Wohnungen in der
Stadt Coburg
1 Raum-Wohnungen im Landkreis Coburg 2 Raum-Wohnungen im
Landkreis Coburg
Abb. 18: Entwicklung von 1- und 2-Raum-Wohnungen in der Region
Coburg in Prozent (Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und
Datenverarbeitung 2014)
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
33
2.4
Beiträge zur Nachhaltigkeit
Das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung ist es, den Bedürfnissen
der Gegenwart gerecht zu werden, ohne die Entwicklungschancen
künftiger Generati-onen zu gefährden. Ziel ist eine Verbesserung
der Lebensbedingungen in der Region unter der Be-rücksichtigung der
fünf Dimensionen der Nachhal-tigkeit (ökologisch, klimatisch,
demografisch, sozi-al, wirtschaftlich), um eine langfristige
Sicherung der Lebensgrundlagen zu gewährleisten. In diesen
Dimensionen finden sich die durch die Europäische Union
vorgegebenen Zielsetzungen wieder. Die Ziele „Beschäftigung
fördern“, „Forschungs-bedingungen verbessern“ und „Bildungsgrad
er-höhen“ der Europa-2020-Strategie werden in der wirtschaftlichen
Dimension betrachtet. Das Ziel „Umwelt schonen“ findet sich in der
ökologischen Dimension wieder und „Armut und soziale Aus-grenzung
verringern“ ist der sozialen Dimension zuzuordnen.
Die übergreifenden Ziele des Europäischen Landwirtschaftsfonds
für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) „Umweltschutz“ und
„Eindämmung des Klimawandels und Anpassung an seine Auswirkungen“
finden sich in der ökolo-gischen und klimatischen Dimension wieder,
der Beitrag zur Bewältigung des demografischen Wan-dels berührt die
demografische Dimension.
Ökologische Dimension
Die ökologische Nachhaltigkeit – der Schutz der Ressourcen und
der Erhalt der Qualität von Natur und Landschaft – spielt in der
Region Coburg eine wichtige Rolle. Alle Vorhaben des
Integrierten
Regionalen Entwicklungskonzeptes sind daher so ausgelegt, dass
ihre Einflüsse auf Natur und Land-schaft mindestens neutral sind.
Zudem sollen in konkreten Projekten charakteristische Land-
schaftselemente sowie die regionaltypischen Kul-tur- und
Naturlandschaften erhalten werden.
Klimatische Dimension
Die Eindämmung des Klimawandels und die An-passung an seine
Auswirkungen sind ein wichtiges Themenfeld in der Region Coburg.
Seit dem Jahr 2010 existieren zwei Klimaschutzkonzepte: für die
Stadt und für den Landkreis Coburg. Diese bilden eine wichtige
Grundlage zur nachhaltigen Entwick-lung der Region in Bezug auf den
Klimaschutz.
Demografische Dimension
Ein zentrales Ziel in der Region Coburg ist es, die
Herausforderungen anzugehen, die der Demogra-fische Wandel mit sich
bringt. Ein Teil der Vorha-ben im Zuge des IRE wirkt den
Auswirkungen des demografischen Wandels entgegen. Dies betrifft vor
allem den Themenbereich „Bereitstellung von bedarfsgerechten
Wohnangeboten in der Region“, wozu auch die Etablierung von
altersgerechtem Wohnen in der Region gehört. Der demografische
Wandel geht einher mit einer Alterung der Bevöl-kerung und einer
Pluralisierung der Lebensstile, was die Bereitstellung eines
bedarfsgerechten Wohnangebots bedeutender denn je erscheinen lässt.
Auch die Nutzung von Innenentwicklungs-potenzialen, die angesichts
wachsender Leerstän-de und Brachflächen künftig zunehmen werden,
ist ein zentrales Vorhaben im Rahmen des IRE.
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
34
Wirtschaftliche Dimension
Die Umsetzung des Integrierten Regionalen Ent-wicklungskonzeptes
soll dazu beitragen, dauer-hafte Wirtschaftsformen zu finden,
bestehende Arbeitsplätze zu sichern und neue zukunftsfähige Stellen
zu schaffen, um somit dem drohenden Fachkräftemangel aktiv zu
begegnen.
Ein Ziel der Strategie ist es, neue Geschäftsfelder zu
erschließen und eine Diversifikation der Wirt-schaftsstruktur mit
einer damit verbundenen wirt-schaftlichen Wertschöpfungskette „aus
der Region heraus“ herbeizuführen. Eine nachhaltige
wirt-schaftliche Entwicklung bedeutet für die Region weiterhin, vor
allem den vorhandenen starken Sek-tor des produzierenden Gewerbes
zu halten und zu unterstützen. Charakteristisch für die Region ist
auch das hohe handwerkliche Potenzial, das durch eine stärkere
Bewusstseinsbildung einen neuen Aufschwung erfahren kann.
Eine Vernetzung von Wirtschaft mit Bildungs- und
Forschungseinrichtungen ist ein weiterer wichtiger Punkt im Bezug
auf wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Die Region Coburg hebt sich
hier klar von umlie-genden Regionen ab, da die Hochschule Coburg
einen starken Innovationsmotor darstellt und zu-künftig viel
Potenzial für eine solche Vernetzung bietet.
Nachhaltig wirtschaften im Landkreis Coburg heißt aber auch,
Produktionsprozesse und wirtschaft-liche Tätigkeiten auf
klimatische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit hin zu prüfen
und bestehen-de Ressourcen so weit wie möglich zu schonen.
Soziale Dimension
In der Region Coburg sollen mit der Umsetzung des Integrierten
Regionalen Entwicklungskon-zeptes Projekte forciert werden, die zum
Erhalt und Ausbau intakter Netzwerke und Sozialstruk-turen
beitragen. Bildung ist ein wichtiges Thema im Landkreis Coburg. Der
Aufbau einer regionalen Bildungslandschaft hat das Ziel, allen
Bürgern im Interesse von Chancengleichheit neben den grundlegenden
Angeboten auch Fort- und Weiter-bildungsangebote bereitzustellen.
Die Region Co-burg ist bezüglich ihrer Bildungslandschaft sehr
zukunftsfähig und sehr innovativ aufgestellt. Die in der Stadt
Coburg angesiedelte Hochschule hat eine positive Strahlkraft in die
gesamte Region und trägt bedeutend zur langfristigen Stärkung der
so-zialen Dimension von Nachhaltigkeit bei.
Zudem ist für die Region Coburg eine starke und vielseitige
Vereinsstruktur charakteristisch. Ziel ist hierbei die weitere
Förderung des ehrenamtlichen Engagements von Bürgerinnen und
Bürgern.
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
35
2.5
Stärken-Schwächen-Analyse
Demografie
Stärken Schwächen
Risiken
À Zuwanderung junger Arbeitskräfte und Fami-lien dank
wirtschaftlich starker Unternehmen in der Region
À Verstärkte Ansiedlung von jungen Menschen, insbesondere
Studierenden, am Hochschul-standort Coburg
À Anreize für die Ansiedlung von Neubürgern durch
Zuzugsprogramme einzelner Gemeinden
 Überdurchschnittlich starke Betroffenheit vom Demografischen
Wandel
 Rückgang der Einwohnerzahlen in vielen Kom-munen in den
vergangenen Jahren
 Zunahme des Anteils älterer Menschen in der Bevölkerung,
Abnahme des Anteils Jüngerer
 Verstärkte Bildungsabwanderung, d. h. Ab-wanderung der 18- bis
unter 25-Jährigen zu Ausbildungszwecken
 Fortsetzung und Intensivierung des aktuellen
Bevölkerungsrückgangs auch in den kommen-den Jahren
 Weitere Zunahme des Anteils älterer Menschen und Abnahme des
Anteils junger Menschen in den nächsten Jahren in der Region
 Voraussichtliche Abnahme der Finanzkraft der Kommunen,
verbunden mit der Reduzierung der kommunalen Leistungen
 Fortgesetzter Wegzug junger Menschen wegen der geringen
Perspektiven für Ausbildung und Beruf in der Region
À Zunehmende Nachfrage nach speziellen Dienstleistungen und
Produkten aus der Be-völkerungsgruppe finanzkräftiger, älterer
Menschen
À Markterschließung für altersgerechte Dienst-leistungen und
Produkte durch regional ansäs-sige Unternehmen
À Geringerer Sterbeüberschuss durch den Zuzug von jungen
Menschen und Familien
À Teilnahme am MORO-Projekt „Regionale Daseinsvorsorge“
Chancen
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
36
Wirtschaft
Stärken Schwächen
À Heterogene Branchenstruktur bei gleich-zeitig vorhandenen
strukturprägenden Wirtschaftsbereichen
À Zunahme der Zahl an Unternehmen in den ver-gangenen Jahren
À Spezielle Kundenbetreuung mit eigenem Ansprechpartner für
Unternehmen in Krisen- situationen
À Vorhandensein einer eigenen IHK und zweier
Wirtschaftsförderungseinrichtungen
À Hohe Industriedichte im östlichen Teil des Landkreises
À Guter Branchenmix im verarbeitenden Gewerbe
À Wirtschaftliche Stabilität durch kleine mittel-ständische
Betriebsstrukturen und Handwerk
À Viele inhabergeführte Familienunternehmen mit hoher
Standortbindung
À Dienstleistungssektor in wachsendem Maße Hauptarbeitgeber in
der Region
À „Genussregion“ (Urlaubsregion, Gastronomie, Kurbetrieb in Bad
Rodach)
À Interessantes Arbeitsplatzangebot angesichts vieler
„Globalplayer“ in der Region
À Zunahme der Beschäftigtenzahlen in der Stadt Coburg zwischen
2000 und 2013
À Rückgang der Arbeitslosenquote in der Region À Zentrale
Funktion der Stadt Coburg mit regio-
nalem Netzwerk
 Rückgang des produzierenden Gewerbes seit einigen Jahren
 Geringe Anzahl von Neuansiedlungen  Kaum Netzwerke von
Unternehmen innerhalb
der Region (unzureichende Öffentlichkeits- arbeit)
 Abnahme der Ausbildungsverhältnisse in den vergangenen Jahren
(keine Werbung der Un-ternehmen für sich und ihre Angebote)
 Abhängigkeit des Dienstleistungssektors von anderen
Wirtschaftszweigen
 Hofnachfolge in landwirtschaftlichen Einzel-unternehmen in
vielen Fällen ungewiss
 Geringe Wertschöpfungsketten im Bereich Holzwirtschaft
 Viele Brachen im Forstbereich, z. B. wegen un-klarer
Eigentumsverhältnisse
 Mangelhafte Kulturlandschaftspflege  Unzureichende
Breitbandversorgung  Verbreiteter Pessimismus hinsichtlich der
wirt-
schaftlichen Perspektiven in der Region  Abnahme der
Beschäftigtenzahlen im Land-
kreis Coburg zwischen 2000 und 2013 Â Nachfrage nach
Arbeitsplätzen in einigen Be-
reichen höher als das Angebot  Defizite in der Nutzung der
Potenziale der
Energiewende
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
37
Chancen Risiken
À Bestandspflege im Bereich Handwerk À Bewusstseinsbildung für
handwerkliche
Qualitäten À Kompetenzen in Zukunftsbranchen À Stärkung
regionaler Produkte und
Dienstleistungen À Große Vielzahl regionaler Spezialitäten
und
Leistungen À Attraktive Arbeitgeber in der Region mit posi-
tiver überregionaler Ausstrahlung
 Insolvenz oder Abwanderung von Unternehmen  Aktuelle Trends
zu wenig aufgreifendes
Produkt- und Dienstleistungsangebot der Unternehmen
 Zunehmender Fachkräftemangel, vor allem im Handwerk und
vorrangig durch den Wegzug junger Menschen (Bildungswanderung)
 Zunahme der Zahl von Auspendlern (v.a. von Fach- und
Führungskräften) in attraktive Bal-lungszentren, insbesondere nach
Thüringen
Chancen Risiken
À Verstärkte Innenentwicklung À Zukünftig erhöhter
Wohnraumbedarf durch
Zuzug neuer Zielgruppen wie Senioren und Studierende
 Steigende Wohnflächenansprüche durch das vorhandene
Wohnungsangebot nicht erfüllbar
 Veränderte Ansprüche an Wohnungsgrundrisse und Haushaltsgrößen
durch Pluralisierung der Lebensstile und Zunahme von
Single-Haushal-ten (insb. steigende Nachfrage nach kleinen
Wohnungen)
 Zunehmender Wohnungsleerstand aufgrund weiterhin abnehmender
Bevölkerungszahlen
 Perspektivisches Überangebot an Einfamilienhäusern
Siedlungsstruktur
Stärken Schwächen
À Anhaltende Nachfrage nach Wohnraum in der Region
À Pflege der regionalen Baukultur À Leerstandsmanagement in
Teilräumen
etabliert
 Schwierige Verfügbarkeit von eigentlich nutz-baren
Immobilien
 Leerstände und Brachflächen aufgrund sozio-ökonomischer
Veränderungen (wie Struktur-wandel in Landwirtschaft und
Verarbeitendem Gewerbe)
Wirtschaft
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
38
Chancen Risiken
À Herausgabe eines gemeinsamen, miteinander abgestimmten
regionalen Veranstaltungska-lenders der touristischen Anbieter
À Schaffung zielgruppenorientierter Angebote und deren
Profilierung
À Ausbau und Organisation der touristischen Netzwerke
À Stärkere Serviceorientierung im Tourismusgewerbe
 Gefährdung der spezifischen fränkischen Kul-turlandschaft und
ihrer Angebote aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen und
glo-baler Trends (z. B. Demografischer Wandel, EU-Richtlinien)
 Konjunkturabhängigkeit des Geschäftstourismus
 Konkurrenz mit anderen Tourismusgebieten von vergleichbarer
Struktur
Tourismus und Freizeit
Stärken Schwächen
À Breit gefächertes und attraktives Kultur-, Sport- und
Freizeitangebot
À Überregional bedeutende kulturelle Veranstaltungen
À Museumslandschaft und Freiluft-Inszenie-rungen –
(„Open-Air-Sommer“, „Lichtdesign“ und „Samba-Festival“)
À Hervorragendes naturräumliches Erholungs-angebot (Goldbergsee,
Froschgrundsee)
À Erinnerungskultur zur deutschen Teilung (Lage im ehemaligen
Zonenrandgebiet)
À Familienfreundlichkeit mit guten Kinderbetreu-ungs- und
Bildungsangeboten
 Fehlende Anpassung und Zielgruppenorien-tierung bestehender
Einrichtungen an neue Nutzerstrukturen
 Fehlende Profilierung und Positionierung der touristischen
Einrichtungen
 Unzureichende Inwertsetzung des kulturellen Erbes
 Konzentration bedeutender Kultur- und Frei-zeiteinrichtungen
und -veranstaltungen in der Stadt Coburg
 Unzureichende Inwertsetzung des baukulturel-len und
historischen Erbes der Stadt Coburg
 Gering ausgeprägte und kaum geförderte Kleinkunstszene
 Veranstaltungen überwiegend im Sommer und kaum im Winter
 Geringe Erreichbarkeit der Angebote und Ver-anstaltungen mit
dem ÖPNV
 Mangelhafte Angebote zur Nachmittagsbetreu-ung der
Schülerinnen und Schüler
 Unzureichendes Angebot an Campingplätzen  Fehlende
Kommunikation/ Vermarktung der
(Freizeit)-Angebote  Kaum etablierter Leisure-Tourismus
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
39
Chancen Risiken
À Steigender Bildungsanspruch von Bevölkerung und Arbeitnehmern
im Sinne des Begriffes
„Lebenslanges Lernen“ À Einsatz des Internets für den
Bildungssektor À Innovative Angebote, z. B. mit dem „Bildungs-
haus Weidhausen“ À Aufnahme neuer, aktuellen Trends
folgender
Studiengänge an der Hochschule Coburg À Erschließung neuer
Studierenden-Pools in
Thüringen
 Fortgesetzte Abwanderung der in der Region gut ausgebildeten
Menschen (Bildungswanderung)
 Fehlen zukunftsträchtiger Forschungs- richtungen
 Reduktion von Teilbereichen der Schul- und Bildungsangebote
aufgrund rückgängiger Schülerzahlen
 Starke Konkurrenzsituation der Hochschule Coburg, insbesondere
mit Hochschulen in Thüringen
Bildung und Forschung
Stärken Schwächen
À Große Anzahl von Bildungseinrichtungen in der Region,
insbesondere in der Stadt Coburg
À „Bildungsregion Coburg“ als Netzwerk im Bildungsbereich
À Hohes, auch internationales Ansehen der
an-wendungsorientierten Hochschule Coburg als Produktionsstätte von
Innovation und Fachkräften
À Wissenstransfer zwischen Hochschule und Unternehmen
À Symbiose zwischen Urbanität und ländlichem Raum
À Steigende Zahl der ausländischen Studieren-den (als Hinweis
auf zunehmende Attraktivität der Hochschule Coburg)
À Ergebnisse aus dem MORO-Aktionsprogramm „Regionale
Daseinsvorsorge“
À Anpassungsfähigkeit bestehender Schulen an veränderten
Bedarf
À Große Anzahl aktiver Akteure in der Region À Wunsch jedes
dritten Hochschulabsolventen, in
Coburg bleiben zu wollen
 Randlage der Hochschule zum Coburger Stadtgebiet
 Bislang keine internationale Schule in der Re-gion Coburg
realisiert
 Fehlende Vernetzungen, vor allem zwischen Vereinen und
Schulen
 Unzureichende Eingliederung von Neubürgern  Fehlende
Bildungsgerechtigkeit für alle Bürger  Kein Hauptsitz einer großen
außeruniversitären
Forschungseinrichtung (aber 2013 Einrichtung des
Fraunhofer-Anwendungszentrum Draht-lose Sensorik Coburg)
 Abwanderung eines großen Teils der Hoch-schul-Absolventen
aufgrund fehlender beruf-
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
40
2.6
Handlungserfordernisse
Aus der Analyse der strukturellen Gegebenheiten und der daraus
abgeleiteten Analyse der Stärken und Schwächen in den
EFRE-relevanten Themen-bereichen resultieren konkrete
Handlungserfor-dernisse. Im Folgenden werden die hierunter
bedeutendsten Aufgabenstellungen dargestellt. Dabei ist anzumerken,
dass die Handlungserfor-dernisse in der Region Coburg vielfältig
und zum Teil themenübergreifend sind.
Demografie und Siedlungsstruktur
Die demografische Entwicklung stellt die Region Coburg vor
vielfältige und weitreichende Heraus-forderungen. Diese zu
bewältigen wird eine der zentralen Aufgaben in den nächsten Jahren
sein. Eine wesentliche Trendentwicklung wird der starke Rückgang
der Bevölkerungszahlen sein, der einhergeht mit einem
Strukturwandel in der Siedlungsentwicklung. Dieser führt in den
haupt-sächlich aus freistehenden Ein- und Zweifamilien-häusern
bestehenden Orten zu Leerständen von Wohn- und Fabrikgebäuden.
Gleichzeitig steigt der Flächenverbrauch im Landkreis Coburg
an.
Handlungserfordernisse sind hier:
■ Abwanderung entgegenwirken ■ Zuwanderung fördern ■
Flächenverbrauch verringern
■ Infrastrukturen anpassen: bedarfsgerechten Wohnraum schaffen,
angepasste ÖPNV-Ange-bote sowie spezielle Dienstleistungen
anbieten
■ Lebens- und Wohnqualitäten halten und verbessern
■ Bestehende Strukturen und Netzwerke stärken ■
Innenentwicklungspotenziale nutzen und
aktivieren ■ Brachflächen revitalisieren und Bestands-
gebäude umbauen ■ Zielgruppenspezifische Wohnraumangebote
entwickeln
Energie, Umwelt und Klimaschutz
Will der Landkreis Coburg seine natürlichen Lebensgrundlagen
weiter schützen und seine erreichte Position im Bereich des
Klimaschutzes noch weiter ausbauen, muss er dem Klimawandel aktiv
und innovativ begegnen.
Handlungserfordernisse sind hier:
■ In den Klimaschutzkonzepten entwickelte Maß-nahmen
umsetzen
■ Bevölkerung sensibilisieren ■ Regenerativen Energiemix
ausbauen ■ Energiespeichermöglichkeiten sondieren ■ Umweltschonende
Mobilität fördern
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
41
Bildung und Wirtschaft
Die Region Coburg hat mit der Hochschule einen starken Partner
und eine Innovationsquelle. Um dieses Potenzial vollends
ausschöpfen zu können, ist es nötig, auch in den regionalen
Unternehmen und Betrieben die Innovationsbereitschaft zu for-cieren
und die Wirtschaftsstruktur zukunftsorien-tiert an die regionalen
Gegebenheiten und Poten-ziale anzupassen.
Handlungserfordernisse sind hier:
■ Vorhandene Kompetenzen in der Forschung und in den Betrieben
der Region nutzen, um die vor-handenen Wirtschaftscluster zu
stärken
■ Branchenvielfalt und Diversifizierung von Un-ternehmen
forcieren
■ Fachkräfte halten und für die Region gewinnen ■
Bildungslandschaft stärken, ausbauen und mit
der Wirtschaft vernetzen
Tourismus, Freizeit und Kultur
Die Region Coburg kann ein vielfältiges, buntes und breit
gefächertes Angebot an touristischen Angeboten und Einrichtungen
vorweisen. Zudem profitiert die Region von ihrer stark ausgeprägten
Vereinsstruktur und verfügt bereits über einige überregional
bedeutsame Kulturangebote.
Handlungserfordernisse sind hier:
■ Bestehende vielfältige touristische Angebote vernetzen
■ Imagearbeit und Marketing intensivieren ■ Qualität der
Angebote steigern ■ Neue touristische Angebote schaffen ■
Zielgruppenorientierte Angebote etablieren
-
3.0Zielkonzept
-
Integriertes Regionales Entwicklungskonzept (IRE) Coburger
Land
44
3.1
Leitbild der Region
Leitbild der Region Coburger Land
Demografische Stabilität für Unternehmen und
Menschen
Junge Menschen am Standort halten und Zuzüge generieren
Chancengerechtigkeit für die Unternehmen
in der Region
Erhalt, Ausbau und Ergänzung der Bildungsein-
richtungen vor dem Hintergrund des
lebenslangen Lernens
Ansiedlung und Aufbau von Forschungsinfrastruk-turen als
Kristallisations-
keime zukünftiger wirtschaftlicher Entwicklung
Etablierung und Ausbau neuer Schwerpunktbranchen
(u. a. in den Bereichen Sensorik, Kreativwirtschaft,
Pflege) unter besonderer B