Institut für Angewandte Trainingswissenschaft Dr. Klaus Rost: Überlegungen zum Nachwuchs-Leistungssport- Konzept 2012 des DSB (Arbeitskreis 3) 20. Internat. Workshop „Talentsuche und Talentförderung“ des Landes NRW
Jan 21, 2016
Institut für AngewandteTrainingswissenschaft
Dr. Klaus Rost:
Überlegungen zum Nachwuchs-Leistungssport-
Konzept 2012 des DSB (Arbeitskreis 3)
20. Internat. Workshop „Talentsuche und Talentförderung“ des Landes NRW
Gliederung
Nachwuchs-Leistungssport-Konzept 2012
1. Den Erfolg organisieren! Oder: Wachsen lassen!
2. Die Bedeutung von Jugend- und Juniorenleistungen
3. Resümee
Sportpolitische Zielstellung für die Olympischen Spiele 2004:• 3. Platz in der Nationenwertung nach der Medaillenwertung
Das hätte bedeutet, die in Sydney erreichten Goldmedaillen mehr als zu verdoppeln und etwa 30 Goldmedaillen zu erringen.
Den Erfolg organisieren! Oder: Wachsen lassen!
Olympiaanalyse des IAT
positiver Trend25,8%
negativer Trend38,7%
Stagnation35,5%
1996-2000 32,3%
Den Erfolg organisieren! Oder: Wachsen lassen!
Leistungssituation der Sommersportarten im Olympiazyklus 2000-2004
Strategien zur Optimierung der Talentförderung
Den Erfolg organisieren! Oder: Wachsen lassen!
Joch: „ Entwicklung (sportliche Entwicklung) ist ein Prozess mit
beinahe unendlich vielen Freiheitsgraden (Oerter 1970).
Das Problem der Talentförderung besteht darin, wie mit diesen
Freiheitsgraden umgegangen wird.“
Vielzahl der Freiheitsgrade reduzieren
Vielzahl der Freiheitsgrade reduzieren
Freiheitsgrade als Grundlage einer optimalen Entwicklung
respektieren
Freiheitsgrade als Grundlage einer optimalen Entwicklung
respektieren
Neue Strategie der entwicklungs- und wertgerechten Erfolgsoptimierung
Den Erfolg organisieren! Oder: Wachsen lassen!
Reduzierung der Freiheitsgrademit dem Ziel, leistungshinder-
liche Verhaltensentscheidungen auszuschalten
Reduzierung der Freiheitsgrademit dem Ziel, leistungshinder-
liche Verhaltensentscheidungen auszuschalten
Stärkung der marktwirt-schaftlichen Steuerungs-
elemente
Stärkung der marktwirt-schaftlichen Steuerungs-
elemente
Verbindung beider StrategienVerbindung beider Strategien
- Aktivitäten der Schule zur Talentsichtung koordinieren
- wissenschaftlich gestützte vielseitige Trainings- u. Wettkampfkonzepte (RTP)- Anforderungsprofile für Trainingsetappen- Eliteschulen, Sportinternate u. a.
- sportliche Leistung als gesellschaftlich akzeptierten Wert anerkennen
- Belohnung von Sportlern, Trainern, Vereinen- Sicherung der nachleistungs- sportlichen Existenz u. a.
Nachwuchs-Leistungssport-Konzept 2012
Die Konsequenz steigender Spitzenleistungen ist: Die Konsequenz steigender Spitzenleistungen ist:
Bedeutung von Jugend- und Juniorenleistung
In gleicher Ausbildungszeit – also bei gleich
bleibendem Einstiegs- und Hochleistungsalter –
muss im langfristigen Leistungsaufbau ein höheres
Niveau der Leistungsfähigkeit vorbereitet werden.
DLV-Analyse zur intern. Nachwuchsentwicklung (SCHÖN, 2003)
Aus der 1. WM U18 gehen von 1109 Teilnehmern 38 %
international weiter und starten bei OS, WM, EM, EM U23.
49 Sportler (4,5 %) kommen bereits nach 4 Jahren in der
Weltspitze an, starten bei der WM 2003 in Paris und belegen 7
Platzierungen im Bereich 1.-3.Platz.
An den WM 2003 Paris nahmen 179 Leichtathleten der Jahrgänge
1982-1986 (AK 21 -17) z.T. mit Spitzenergebnissen teil.
Deutschen Leichtathleten gelingt es nur in sehr wenigen Fällen,
diesen Entwicklungsweg in der angegebenen Zeit zu vollziehen.
Aus der 1. WM U18 gehen von 1109 Teilnehmern 38 %
international weiter und starten bei OS, WM, EM, EM U23.
49 Sportler (4,5 %) kommen bereits nach 4 Jahren in der
Weltspitze an, starten bei der WM 2003 in Paris und belegen 7
Platzierungen im Bereich 1.-3.Platz.
An den WM 2003 Paris nahmen 179 Leichtathleten der Jahrgänge
1982-1986 (AK 21 -17) z.T. mit Spitzenergebnissen teil.
Deutschen Leichtathleten gelingt es nur in sehr wenigen Fällen,
diesen Entwicklungsweg in der angegebenen Zeit zu vollziehen.
Bedeutung von Jugend- und Juniorenleistung
Jugend- und Juniorenleistung aller Endkampfteilnehmer (Männer und Frauen) in den leichtathletischen Disziplinen Kugel, Diskus,
Speer 2004 Athen (LEHMANN, 2005)
Bedeutung von Jugend- und Juniorenleistung
Endkampfteilnehmer (♂, ♀)
Mindestens einmalige Teilnahme bei JEM, JWM (U20)
Endkampfplatzierung beiJEM, JWM (U20)
Sieg bei JEM, JWM (U20)
Medaillengewinn beiJEM, JWM (U20)
38 (79 %)
34 (71 %)
22 (46 %)
13 (27 %)
48
Erste erfolgreiche Teilnahme bei Senioren-WM oder OS im Ringen (TÜNNEMANN, 2004)
WM 2001 und OS 2004 FR
0
10
20
30
40
50
60
70
80%
Anzahl 01 68 14 8 6 1 1
Anzahl 04 68 23 3 4 1 1
erste zweite dritte vierte fünfte sechste
WM 2001 und OS 2004 FR
0
10
20
30
40
50
60
70
80%
Anzahl 01 68 14 8 6 1 1
Anzahl 04 68 23 3 4 1 1
erste zweite dritte vierte fünfte sechste
68 %
Bedeutung von Jugend- und Juniorenleistung
Altersstruktur US-amerikanischer Schwimm-Olympiateilnehmer 2004 in Athen (WIEDNER, 2004)
Bedeutung von Jugend- und Juniorenleistung
Mittleres Alter bei erstem bedeuten-dem internationalen Einsatz
Erstmalige Teilnahme bei OS
Männer (n=21)
18,5 Jahre 21,0 Jahre
Frauen (n=22)
17,4 Jahre 19,7 Jahre
Durchschnittsalter deutscher Olympiateilnehmer
1992 Barcelona - 24,8 Jahre
1996 Atlanta - 25,0 Jahre
2000 Sydney - 26,8 Jahre
2004 Athen - 27,1 Jahre
Bedeutung von Jugend- und Juniorenleistung
Anteil junger Sportler an der deutschen Olympiamannschaft/ „Erneuerungsrate“ (Nominierte)
Gesamt weiblichmännlich
Atlanta 1996 15,6 % 21,0 %12,0 %
Sydney 2000 18,8 % 21,6 %16,7 %
Athen 2004 13,4 % 11,6 % 15,3 %
Bedeutung von Jugend- und Juniorenleistung
Durchschnittliches Alter und Anteil junger Sportler in den Olympiamannschaften führender Sportnationen (Athen 2004)
Land Platz Ø Alter Erneuerungsrate
China 2. 23,3 Jahre 45,5 %
Australien 4. 26,8 Jahre 25,0 %
Russland 3. 26,3 Jahre 22,4 %
Japan 5. 25,8 Jahre 22,4 %
USA 1. 27,0 Jahre 17,9 %
Deutschland 6. 27,1 Jahre 13,4 %
Bedeutung von Jugend- und Juniorenleistung
Beispiele erfolgreicher individueller Entwicklungsverläufe junger Sportler
Name / Sportart Platzierungen vor 2004 OS Athen R. Raue / Kanu-Rennsport
OS 2000 (3.); WM 2001u. 2002 (2x1., 2., 3.); WM 2003 (2x1., 3.)
1. Platz
22 Jahre
Y. Bönisch / Judo EM 2002 (2.); WM 2003 (2.) 1. Platz 23 Jahre
V. Taibert / Boxen JWM 2000 (1.); WM 2003 (2.) 3. Platz 22 Jahre
D. Götz / Schwimmen
JEM 2002 (1./4./8.); JEM 2003 (4x1./3.), WM 2003 (16.)
3. Platz
16 Jahre
B. Heidler / LA-Wurf/St. JEM U20 2001 (9.), JEM U23 (4.) 4. Platz 20 Jahre
F. Hambüchen / G.-Turnen JEM 2002 (1./3./7.), WM 2003 (12.) 7. Platz 16 Jahre
Name / Sportart Platzierungen vor 2004 OS Athen R. Raue / Kanu-Rennsport
OS 2000 (3.); WM 2001u. 2002 (2x1., 2., 3.); WM 2003 (2x1., 3.)
1. Platz
22 Jahre
Y. Bönisch / Judo EM 2002 (2.); WM 2003 (2.) 1. Platz 23 Jahre
V. Taibert / Boxen JWM 2000 (1.); WM 2003 (2.) 3. Platz 22 Jahre
D. Götz / Schwimmen
JEM 2002 (1./4./8.); JEM 2003 (4x1./3.), WM 2003 (16.)
3. Platz
16 Jahre
B. Heidler / LA-Wurf/St. JEM U20 2001 (9.), JEM U23 (4.) 4. Platz 20 Jahre
F. Hambüchen / G.-Turnen JEM 2002 (1./3./7.), WM 2003 (12.) 7. Platz 16 Jahre
Bedeutung von Jugend- und Juniorenleistung
Fazit
Leistungsauffälligkeit im Jugend- und Juniorenalter ist eine notwendige,
aber keineswegs eine hinreichende Bedingung für eine erfolgreiche
Entwicklung sportlicher Spitzenleistungen mit internationalem Niveau.
Ein hohes Niveaus der Leistungsfähigkeit im Jugend- und Juniorenalter
muss vielseitig vorbereitet und weiter steigerungsfähig sein. Wege für
"Spät- oder Quereinsteiger" und für „Sportartwechsler“ sind offen zu
halten.
Sind Sportler in diesem Alter nicht leistungsauffällig, drohen nahezu
regelhaft Motivationsverlust, die Ausgrenzung von notwendigen
Fördervoraussetzungen und damit letztlich der Ausstieg aus dem
leistungsorientierten Training.
Bedeutung von Jugend- und Juniorenleistung
Nachwuchstraining HLT
GLT ABT AST
Trainingswochen/Jahr 44 46 48 50
Trainingseinheiten/Woche techn.-akrobat. Sportarten und Schwimmen andere Sportarten
3 – 5
2 – 4
5 – 8
4 – 6
8 – 10
6 – 10
10 – 12
10 – 12
Stunden/Woche techn.-akrobat. Sportarten und Schwimmen andere Sportarten
6 – 12
3 – 8
12 – 18
8 – 12
18 – 22
12 – 20
22 – 30
20 – 28
Spezielles Training Anteil am Gesamttraining ≤ 50 % ≥ 50 %
800-1000 h / Jahr
Fazit
Empfohlene Belastungsumfänge (Orientierungswerte)im Nachwuchs-Leistungssportkonzept des DSB 1997
Sportliche Entwicklungsverläufe von US-Olympioniken (Gibbons 2002)
10
12
14
16
18
20
22
24
26
Ag
e (y
ears
)
Male 12,0 13,3 14,2 15,3 15,5 16,5 17,8 18,1 18,6 21,1 21,2 22,2 24,6
Female 11,5 12,8 13,2 14,4 14,3 15,3 16,6 17,9 18,1 19,5 19,7 20,6 23,6
First started sport
First began comp.
First success:
local
First success: regional
First success:
state
Made junior team
First success: national
Earned college
sch.-ship
Made Varsity
coll.team
Made senior team
First raced as senior
First success: Internat.
Made Olympic
team
10
12
14
16
18
20
22
24
26
Ag
e (y
ears
)
Male 12,0 13,3 14,2 15,3 15,5 16,5 17,8 18,1 18,6 21,1 21,2 22,2 24,6
Female 11,5 12,8 13,2 14,4 14,3 15,3 16,6 17,9 18,1 19,5 19,7 20,6 23,6
First started sport
First began comp.
First success:
local
First success: regional
First success:
state
Made junior team
First success: national
Earned college
sch.-ship
Made Varsity
coll.team
Made senior team
First raced as senior
First success: Internat.
Made Olympic
team
♀♂
Fazit
Entwicklung des Jahrestrainingsumfangs von US-Olympioniken (Gibbons 2002)
0
200
400
600
800
1000
1200
Tra
inin
g V
olu
me
(ho
urs
)
Males 263 315 350 412 449 584 608 655 709 921 943 1021 1133
Females 253 312 334 420 446 682 599 665 660 910 926 976 1134
First started sport
First began comp.
First success:
local
First success: regional
First success:
state
Made junior team
First success: national
Earned college
sch.-ship
Made Varsity
coll.team
Made senior team
First raced as senior
First success: Internat.
Made Olympic
team
Fazit
Vielen Dank
für Ihre Aufmerksamkeit !
Dr. Klaus Rost
Boris Becker: „Erfolg muss man organisieren!“
1:44,0
1:46,0
1:48,0
1:50,0
1:52,0
1:54,0
1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005
P. v. d.Hoogenband,78,NED
St.Pohl,78,GER
M.Rosolino,78,ITA
Leistungsentwicklung von Schwimmern, die Medaillenbei den JWM 1994 gewonnen haben
Zeit min 200 m Freistil
16 Jahre
22 Jahre
24 Jahre21 Jahre
Bedeutung von Jugend- und Juniorenleistung
Alter Umfang /km (abs.)
km/Woche Leistung
11/12 976 21,7
12/13 1208 25,7
13/14 1388 29,5 JEM 1.
14/15 1612 34,3 JEM 2.
15/16 1858 40,0 JEM 1.
16/17 2154 43,1 EM 1.
17/18 2917 52,1 OS 5.
Training und Leistung der Schwimmerin Hannah StockbauerSpezialstrecke 800 m Freistil (nach Böller, 2004)
Bedeutung von Jugend- und Juniorenleistung
Trainingsanalyse Skilanglauf
0
2
4
7
9
12
14
16
19
2000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05
h/W
o
15 16 17 18 19
Belastungsanforderungen innerhalb der AK über 5 Jahre (2001 – 2005)
Mittelwerte der Altersklassen – männlich (n=53)
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
2000/01 2001/02 2002/03 2003/04 2004/05
km/W
o
15 16 17 18 19
Gesamttrainingsstunden Kilometer Ski/Roller/Cross
Bedeutung von Jugend- und Juniorenleistung