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Schild von Steier Beiheft 5 Veröffentlichungen des Instituts für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz 12 Römische Sarkophage Akten des Internationalen Werkstattgesprächs 11. – 13. Oktober 2012 (Graz) Barbara Porod – Gabriele Koiner (Hrsg.)
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Inschriften mit Angaben zum sozialen Status in Grabanlagen mit Sarkophagen in Rom und Umgebung

Apr 11, 2023

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Page 1: Inschriften mit Angaben zum sozialen Status in Grabanlagen mit Sarkophagen in Rom und Umgebung

Schild von SteierBeiheft 5

Veröffentlichungen des Instituts für Archäologieder Karl-Franzens-Universität Graz 12

Römische SarkophageAkten des Internationalen Werkstattgesprächs 11. – 13. Oktober 2012 (Graz)

Barbara Porod – Gabriele Koiner (Hrsg.)

Page 2: Inschriften mit Angaben zum sozialen Status in Grabanlagen mit Sarkophagen in Rom und Umgebung

Schild von SteierBeiheft 5

Veröffentlichungen des Instituts für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz 12

Römische SarkophageAkten des Internationalen Werkstattgesprächs11. – 13. Oktober 2012 (Graz)

Barbara Porod – Gabriele Koiner (Hrsg.)

ISSN20780184

ISBN9783902095688

RedaktionGabriele Koiner, Barbara PorodJane Hood

Grafische KonzeptionLichtwitz - Büro für visuelle Kommunikation

SatzBeatrix Schliber-Knechtl

DruckDravski tisk d.o.o.

Für den Inhalt der Beiträge sind die Autorinnen und Autoren verantwortlich.

Graz 2015

Gedruckt mit Unterstützung der Karl-Franzens-Universität Graz.

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Vorwort

Guntram KochFestvortragDie attischen Sarkophage und ihre Bedeutung für die Kunst der römischen Kaiserzeit

Vera Bitrakova-Grozdanova – Aleksandra NikoloskaSeveral Decorated Sarcophagi from Macedonia

Annemarie CataniaRepresentations of Victory in a Dionysian Context on Sarcophagi in Campania

Eva Christof – Ergün LaflıEin kilikischer Sarkophag mit Sänftendarstellung im Museum von Adana

Fulvia Ciliberto – Fulvia MainardisDer Sarkophag der Magia Marcellina in Venafro.Überlegungen zur Sarkophag-herstellung im antiken Samnium

Robert CohonRoman Metrics and Roman Sarcophagi

Bojan DjurićA Late Roman Convivium Sarcophagus from Ptuj

Exhlale Dobruna-SalihuLead Sarcophagi in Dardania

M. E. Gorrini – M. T. A. RobinoThe sarcophagi of Ticinum (Pavia): A Preliminary Report

Stylianos E. KatakisLandschaftsdarstellungen auf attischen Sarkophagen

Guntram KochEinige Überlegungen zum Verhältnis der erhaltenen kaiserzeitlichen Sarkophage zur ursprünglichen Produktion

Nadine LeisnerFamiliendarstellungen auf stadtrömischen Sarkophagen

Katharina MeineckeInschriften mit Angaben zum sozialen Status in Grabanlagen mit Sarkophagen in Rom und Umgebung

Eleni PapagianniLokale Sarkophage aus Nikopolis

Erwin PochmarskiAschenkisten und Sarkophage aus Poetovio

Astrid RuppFrauen und Sarkophage. Untersuchungen zu den Grabinschriften aus Aphrodisias

Theun-Mathias Schmidt – Manfred G. SchmidtEine epigraphische Überra-schung unter dem Deckel des Berliner Riefel-Sarkophages aus Patti/Sizilien (Inv.-Nr. 3020)

Katarina ŠmidRajko Ložar (1904–1985) und seine Wiener Dissertation. Ein wenig bekannter früher Beitrag zur Sarkophagforschung in Noricum und Pannonien

Mojca Vomer GojkovičA Sarcophagus from Orešje near Ptuj

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Rom, die in der Regel in fronte und in agro jeweils zwi-schen 10–20 Fuß, also ca. 3–6 m (1 Fuß = ca. 29,6 cm), maßen.6 Die Grabkammer war relativ schlicht gestaltet: Die Wände waren aus grobem Gussmauerwerk, das innen mit einer weiß verputzten Ziegelfassade verschalt war, und der Fußboden war offenbar ursprünglich mit Zie-geln ausgelegt, deren Abdrücke sich im Putz erhalten hatten. In dieser Grabkammer standen fünf Sarkophage aus Travertin, Peperin und Marmor, von denen lediglich ein Marmorsarkophag (Nr. 5 in Abb. 1) einen für frühkai-serzeitliche Sarkophage charakteristischen, einfachen Dekor aus profilierten Rahmenleisten7 aufwies. Die üb-rigen Kästen waren unreliefiert. Keiner der Sarkophage trug eine Inschrift. In der Grabkammer befanden sich außerdem weitere Grabmonumente, eine eckige Urne aus Marmor mit Girlandendekor und kurzer Inschrift für einen nicht weiter bekannten Sextus Curius Eusebius,8 eine nachlässig aus Ziegeln aufgemauerte Nische mit Dreiecksgiebel, die eine kleine Tonurne mit Leichen-brand einfasste, ein Aschenaltar aus Marmor mit einer Inschrift für Statoria Marcella9 sowie – im Zentrum des Raumes – ein weiterer Aschenaltar aus Marmor mit einer Inschrift für die mit 12 Jahren und 11 Monaten verstorbene Minicia Marcella, Tochter des Fundanus (Abb. 2).10 Ein direkter Hinweis auf den sozialen Stand der Grabinhaber ist den Inschriften zwar nicht zu entnehmen, der zentrale Altar lässt sich jedoch über-zeugend mit einem Pliniusbrief von 105/106 n. Chr. verbinden (Plin. epist. 5, 16), in dem Plinius den Tod der Tochter seines Freundes, des Senators C. Minicius Fundanus,11 beklagt. Das Mädchen, dessen Name nicht genannt wird, starb kurz vor seinem 14. Geburtstag, als es bereits verlobt war. Diese Altersangabe stimmt zwar nur ungefähr mit der Angabe auf dem Aschen-altar überein, betrachtet man jedoch die 14 Jahre bei Plinius lediglich als einen topos für den Übergang von der Kindheit zum Erwachsenalter,12 ist eine exakte

Im Folgenden soll anhand von Grabanlagen in Rom und Umgebung, in denen Sarkophage aufgestellt waren, der Frage nachgegangen werden, ob der soziale Stand der Grabherren Einfluss auf die Gestaltung der Grabkammer oder die Wahl des darin eingebrachten Sarkophags hatte. Um den Stand des Sarkophag- bzw. Grabinhabers zu bestimmen, werden Inschriften heran-gezogen. Aus 48 Gräbern mit Sarkophagen aus dem 1. – 3. Jh. n. Chr. sind Inschriften überliefert. In 30 die-ser Gräber sind die Sarkophage selbst die Inschriften-träger, wobei in zwölf Gräbern die Sarkophage sogar die einzigen Inschriftenträger sind. In lediglich 19 Gräbern sind den Inschriften Angaben zum sozialen Stand des Senators, Ritters oder Freigelassenen zu entnehmen. Fünfmal sind Senatoren überliefert und sechsmal Ritter. Achtmal sind Freigelassene bezeugt, davon fünfmal kaiserliche.2 Im Folgenden sollen einige aussagekräftige Kontexte mit Inschriften der römi-schen Oberschicht, d. h. Senatoren, Rittern und kaiser-lichen Freigelassenen,3 vorgestellt, auf gemeinsame, standesspezifische Charakteristika hin untersucht und miteinander verglichen werden.

Die Angehörigen des Senatorenstandes, der höchsten Schicht der römischen Gesellschaft, sind in Inschriften an ihren Standestiteln (clarissimus/a) zu erkennen, die seit hadrianischer Zeit gebräuchlich waren,4 oder an den genannten, Senatoren vorbehaltenen Ämtern. In wenigen Fällen, wie bei dem sogenannten Miniciergrab auf dem Monte Mario (Abb. 1), ergibt sich der Stand der Grabbesitzer aus der Identifikation der in den In-schriften genannten Personen mit literarisch überlie-ferten Senatoren.5 Bei der unterirdischen Grabanlage, die 1878 entdeckt wurde und heute nur mehr aus Beschreibungen bekannt ist, handelt es sich um eine kleine Kammer von 4,94 m × 3,92 m. Damit entspricht sie der durchschnittlichen Größe von Grabkammern in

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vorzugehen scheint, dass Mutter und Tochter gleich-zeitig lebten.14 Daraus ergibt sich für den Altar der Statoria eine frühere Datierung als für denjenigen der Minicia Marcella, womit es eher unwahrscheinlich wird, dass die Grabkammer auf dem Monte Mario aus Anlass des Todes der Minicia angelegt wurde, wie in der bis-herigen Forschung angenommen.15 Eher handelte es sich bei der Anlage um ein älteres Familiengrab, in dem bereits frühere Grabmonumente standen, als der Altar der Minicia Marcella 105/106 n. Chr. hineingestellt wurde. Dafür spricht auch der Marmorsarkophag mit Rahmenleistendekor, der typologisch eher ins 1. Jh. n. Chr. einzuordnen ist.

Übereinstimmung auch nicht zwingend erforderlich. Sofern die Identifizierung zutrifft, ist der Altar somit auf 105/106 n. Chr. datiert.Die in dem zweiten Aschenaltar beigesetzte Statoria Marcella wird in der Regel als Mutter der Minicia Mar-cella identifiziert, da sie dasselbe Cognomen wie das Mädchen trägt.13 Da Plinius in seinem Brief als trau-ernde Verwandten aber nur Vater und Schwester er-wähnt, nicht aber die Mutter, war diese wahrscheinlich bereits vor ihrer Tochter verstorben. Ihr Tod ereignete sich aber wohl nicht im Kindbett bei der Geburt der Tochter, da aus Plutarchs Dialog de cohibenda ira, in dem Minicius Fundanus als Hauptredner auftritt, her-

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Abb. 1 A. Sulzgruber, nach: Mineo – Santolini 1985, 189 Abb. 151.

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auf den Sarkophag dahinter. Ihr ist zu entnehmen, dass in dem Sarkophag Lucius Plotius Sabinus beigesetzt war, bei dem es sich seinen weitgehend zivilen Ämtern zufolge eindeutig um einen Senator handelte.18 Inte-ressant für die Datierung der Inschrift ist die Formel habenti quoq(ue) salutation(em) secundam Imp(eratoris) Antonini Aug(usti) Pii, die wohl auf die Reihenfolge bei der salutatio des Kaisers Antoninus Pius zu beziehen ist. Entsprechend lässt sich die Inschrift in die Regie-rungszeit dieses Kaisers (138–161 n. Chr.) datieren.19 Da in derselben Gegend noch zwei weitere Altäre mit dem Namen des Plotius Sabinus gefunden wurden, war dieser wohl auf seinem eigenen fundus bestattet.20

Ganz anders als diese beiden eher schlicht ausgestat-teten senatorischen Grabkammern präsentierte sich das Hypogäum, das 1871–1872 bei Grabungen rechts der Via di Porta S. Sebastiano auf einem Grundstück der Familie Casali gefunden wurde. Auch dieses Grab ist nicht erhalten, Grund- und Aufriss der mit insge-samt ca. 16 m Länge außergewöhnlich großen und reich ausgestatteten Anlage sind jedoch in einer Zeich-nung im Archivio Casali überliefert.21 Das Grab bestand aus drei ineinander übergehenden Kammern, von denen die erste aus Retikulat errichtet war. Ihre Wände waren mit einer Marmorimitation bemalt, und entlang der Rückwand und der Seitenwände war ein Podium mit formae aufgemauert. In dieser Kammer wurde angeb-lich eine Inschriftenplatte aus Marmor gefunden, die auf das Grab eines Titus Aelius Nicephorus hinweist, das dessen Söhne und dessen Freigelassene (?) Aelia Cale für ihn und für sich selbst hatten errichten lassen.22 Die zweite und dritte Kammer, die nicht vollständig freigelegt werden konnten, da sie sich am Übergang zum Nachbargrundstück befanden, waren hingegen aus Ziegelmauerwerk errichtet. Sie wurden wahrscheinlich später als Erweiterung an die erste Kammer angebaut. In der zweiten Kammer waren Nischen in die erhaltene Längswand eingetieft, davor befand sich eine Portikus, deren Basen bei der Auffindung erhalten waren. Vor der Mittelnische stand ein Rundaltar aus Marmor mit Kureten und Manteltänzerinnen, der in die Mitte des 1. Jhs. v. Chr. datiert werden kann.23 Da das Relief und die Oberseite des Altars verwittert sind, wird er ursprünglich im Freien gestanden haben. Zudem zeigt das Relief eindeutige Spuren einer Überarbeitung, u. a. wurden Augenbohrungen angebracht, was den Eindruck erweckt, als sei der Altar in der Grabanlage bewusst als Antiquität aufgestellt worden. Auf dem Rundaltar stand ein quadratischer Marmoraltar mit vier archaisierenden Götterfiguren aus dem 2. Jh. n. Chr., der heute verschollen ist.24 In der dritten Kammer waren mehrere Sarkophage auf-gestellt. In einer Rundbogennische stand eine lenos mit dionysischem Thiasos und Auffindung der Ariadne, die stilistisch um 220 n. Chr. zu datieren ist.25 Der Inschrift auf dem Deckel ist zu entnehmen, dass darin

Eine weitere unterirdische Grabkammer, die 1890 am 12. km der Via Tiburtina, ca. 1 km entfernt von der Osteria delle Capannacce, gefunden wurde und uns ebenfalls nur aus Beschreibungen bekannt ist,16 ist dem Miniciergrab in gewissen Aspekten sehr ähnlich. Die aus Ziegelmauerwerk errichtete quadratische Kammer war mit 6,75 m Seitenlänge zwar überdurch-schnittlich groß, wie das Miniciergrab war sie jedoch nur sehr schlicht ausgestattet. Der Fußboden der Kammer war mit einem rein weißen Mosaik bedeckt, Wandmalerei oder anderweitige Ausgestaltung scheint nicht vorhanden gewesen zu sein, da davon nicht berichtet wird.17 Als einzige Innenausstattung war an-scheinend eine mit Marmor verkleidete, 2,15 m breite, 0,82 m hohe und 0,65 m tiefe Bank an der Rückwand der Kammer aufgemauert. Darauf stand ein unreli-efierter, mit 2,07 m × 0,60 m aber vergleichsweise großer Marmorsarkophag. Bank und Sarkophag waren offensichtlich in ihren Maßen aufeinander abgestimmt. Durch die prominente Position an der Rückwand der Kammer war der Kasten zusätzlich hervorgehoben. An die Vorderseite der Bank war eine 2,18 m breite und 1,15 m hohe Marmorplatte mit einer ausführlichen Inschrift angelehnt. Sie muss über den Rand der Bank hinaus geragt haben und nahm so offensichtlich Bezug

Abb. 2Deutsches Archäologisches Institut Abteilung Rom, D–DAI–ROM–1976.1732 (Rossa).

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In der dritten Kammer des Hypogäums befanden sich neben den Sarkophagen außerdem zwei Statuen, die heute leider verschollen sind, eine kopflose Mantel-herme unsicheren Geschlechts32 und eine weibliche Statue im Typus der Victoria, deren separat gearbeitete Flügel bei der Auffindung bereits verloren waren. Sie trug einen Porträtkopf, der laut Matz und Duhn bereits in der Antike aufgesetzt worden war.33 Falls diese Beobachtung zutreffend sein sollte, würde es sich bei dieser Statue um die einzige bisher bekannte Privatde-ifikation als Victoria handeln.34 Zudem überrascht die Verbindung eines senatorischen Sarkophags mit einer Privatdeifikation in ein und derselben Grabkammer, da dieser Statuentypus bisher hauptsächlich für Freige-lassene überliefert ist.35

Als letztes Beispiel eines Grabs mit senatorischer Inschrift soll hier die kleine Grabkammer besprochen werden, die 1877 an der Via Latina ausgegraben wurde und ebenfalls nur aus Beschreibungen bekannt ist.36 Sie wird als eng geschildert, von einer Innenausstat-tung an Wänden oder Boden wird nicht berichtet. Die Kammer barg zwei Sarkophage, die wie in eine Art Kästen aus Mauerwerk eingemauert waren, so dass ihre Reliefs nicht zu sehen waren. Bei dem einen handelt es sich um einen Kindersarkophag mit fliegenden Eroten, die einen clipeus halten (Abb. 3).37 Das Relief kann stilistisch um 130–150 n. Chr. datiert werden. Im 3. Jh. n. Chr. wurde der Sarkophag offenbar wiederverwendet, als in den clipeus eine Inschrift für den senatorischen Knaben (c[larissimus] p[uer]) Flavius Valerius Theopon-pus Romanus eingemeißelt wurde, der bereits desig-nierter Kandidat für das Quästorenamt war.38 Passend zu der Inschrift enthielt der Sarkophag die sterblichen Überreste eines ca. 10 Jahre alten Kindes.Der zweite Sarkophag aus der Grabkammer ist der sogenannte Annona-Sarkophag (Abb. 4).39 Auf der Vorderseite des Kastens ist eine dextrarum iunctio mit

Maconiana Severiana von ihren Eltern Marcus Sem-pronius Proculus und Praecilia Severiana beigesetzt worden war. An ihren Standestiteln v(ir) c(larissimus) und c(larissima) f(emina) sind die beiden eindeutig als Senatoren zu erkennen.26 Die übrigen Sarkophage aus der Grabanlage tragen keine Inschriften. An der an-grenzenden Kammerwand befand sich ein Riefelsarko-phag mit porta inferis aus der Mitte des 3. Jhs. n. Chr.27 Auf seinem Dachdeckel, mittels dreieckiger Klötzchen fixiert, stand ein Musensarkophag mit Athena und einer Porträtfigur der Verstorbenen im Zentrum.28 An-hand ihrer Frisur aus glatten Haaren mit einem flachen Scheitelzopf, der fast bis auf die Stirn herunter reicht, kann dieser Sarkophag in gallienische Zeit datiert wer-den. Nur teilweise freigelegt werden konnte ein Löwen-jagdsarkophag, der aufgrund der Ähnlichkeit des Port-räts des zentralen Reiters mit dem Bildnis des Balbinus um 240 n. Chr. eingeordnet werden kann.29 Aufgrund der Porträts auf dem Musen- und dem Jagdsarkophag wurde in der bisherigen Forschung vermutet, in diesen beiden Kästen seien die in der Inschrift genannten senatorischen Eltern der Maconiana bestattet gewe-sen.30 Die Darstellungen auf ihren Kästen wären dann als senatorisches Bildungsideal einerseits und männ-liche virtus andererseits, sozusagen als senatorische „Standestugenden“ zu interpretieren.31 Die Zuordnung der beiden Kästen lässt sich jedoch kaum verifizieren, da zum einen noch andere Sarkophage in der Kammer aufgestellt waren, zum anderen nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich in dem unausgegrabenen Teil der Anlage ursprünglich noch weitere Sarkophage befanden. Im Grunde ist nicht einmal gesichert, dass in sämtlichen bekannten Sarkophagen dieser Anlage Senatoren beige-setzt waren, auch wenn dies aufgrund der Inschrift auf der lenos sehr wahrscheinlich ist. Auch die Verbindung der in dieser Kammer bestatteten Familie, die laut ihren Sarkophagen im 3. Jh. n. Chr. lebte, zu den Aelii aus der ersten Kammer, deren sozialer Stand aus ihrer Inschrift nicht hervorgeht, ist nicht nachvollziehbar.

Abb. 3Deutsches Archäologisches Institut Abteilung Rom, D–DAI–Rom–1975.1394.

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jedoch Standesabzeichen wie senatorische Schuhe fehlen, muss vorerst offen bleiben.

Zusammenfassend lässt sich für die senatorischen Sarkophaggräber feststellen, dass sowohl unrelie-fierte Sarkophage, wie in der Grabkammer des Plotius Sabinus oder dem Miniciergrab, als auch reliefierte Kästen, wie im Hypogäum in der Vigna Casali oder der Grabkammer der Valerii, von Senatoren als Grablegen gewählt wurden. Letztere konnten auch trotz ihrer Reliefs und Inschriften unsichtbar in die Grabkammer eingebracht sein wie im Fall der zuletzt behandelten Grabkammer an der Via Latina. Einige der senatori-schen Grabanlagen, wie diejenige des Plotius Sabinus oder das Hypogäum in der Vigna Casali, fallen durch ihre Größe aus dem Rahmen, was bereits Feraudi-Gruénais als charakteristisch für Gräber von Senatoren herausgestellt hat.47 Mit Ausnahme des Hypogäums in der Vigna Casali waren die senatorischen Grabkammern jedoch relativ schlicht und zurückhaltend ausgestat-tet.48 Dabei ist dennoch eine distinguierte Ausstattung zu beobachten, beispielsweise mit Inschriften hoher Qualität wie bei Plotius Sabinus – ein Merkmal, das laut von Hesberg ebenfalls als charakteristisch für Oberschichtengräber anzusehen ist49 – oder Antiquitä-ten wie im Hypogäum in der Vigna Casali.

Ritter sind in den Sarkophaggräbern geringfügig häufiger vertreten als Senatoren.50 Sie sind in den Inschriften entweder an ihren Standestiteln (vor allem egregiae memoriae vir und vir perfectissimus)51 zu erkennen oder werden als eques Romanus bezeichnet. Alle ritterlichen Sarkophaggräber stammen aus dem späteren 3. Jh. n. Chr., als die Zahl der hohen ritter-lichen Reichsbeamten bereits die der senatorischen übertroffen hatte. Dennoch sind die ritterlichen Sarko-

Concordia inmitten von Personifikationen wiedergege-ben, die in Zusammenhang mit der Getreideversorgung Roms stehen und als Africa, Fortuna oder Abundantia, Portus und wahrscheinlich Annona identifiziert wer-den. Neben dem Ehemann steht außerdem ein Togatus mit Idealgesicht, dessen Deutung unklar ist. Anhand der Porträts kann der Sarkophag in die 270er Jahre datiert werden. In der bisherigen Forschung wurde der Kasten, bei dem es sich aufgrund seiner einzigartigen Ikonografie mit Sicherheit um ein Auftragswerk han-delt, zumeist als Grablege eines ritterlichen praefectus annonae interpretiert.40 Probleme bereitet bei dieser Deutung freilich der senatorische Kindersarkophag aus demselben Kontext, weshalb argumentiert wurde, beide Sarkophage seien wiederverwendet.41 Dies würde einerseits erklären, warum die Sarkophage trotz ihrer aufwendigen Reliefs in der Grabkammer nicht zu sehen waren,42 andererseits warum am oberen Rand des Kastens des Annona-Sarkophags eine Inschrift getilgt wurde.43 Diese wurde offenbar abgefeilt, als der Kasten bereits verschlossen war, da sich genau dort, wo einst die Klammern angebracht waren, Buchstaben erhalten haben. Passend zur Darstellung auf der Vorderseite enthielt der Sarkophag die sterblichen Überreste von zwei Individuen.44 Da in derselben Grabkammer eine Inschriftentafel für eine Freigelassene der Familie der Valerii gefunden wurde,45 der auch der in dem Kin-dersarkophag bestattete Knabe angehörte, ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich bei dieser Grabkammer um das Familiengrab der Valerii, also eine senatorische Grabanlage, handelte. Der Annona-Sarkophag wäre dann vielleicht als Grablege eines senatorischen Ge-treidehändlers zu interpretieren, wozu auch der Toga-tus neben dem Bräutigam passen würde. Er wäre dann als genius senatus zu benennen,46 der auf den sena-torischen Stand des Beigesetzten hinweist. Warum

Abb. 4 Deutsches Archäo-logisches Institut Abteilung Rom, D–DAI–Rom–1966.1877 (Koppermann).

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Caesilius Victorinus angebracht.55 Wie bereits für den Musensarkophag aus dem senatorischen Hypogäum in der Vigna Casali angenommen, könnte auch der Philo-soph im rechten Eckfeld auf das Bildungsideal der Ober-schicht verweisen.56 Dieser Sarkophag lässt sich stilis-tisch ebenfalls in tetrarchische Zeit ins letzte Viertel des 3. Jhs. n. Chr. oder etwas früher datieren, d. h. beide Sarkophage wurden wohl nicht allzu lange nacheinander aufgestellt.Hier war also ein ritterlicher Sarkophag in eine ältere, bereits bestehende Grabkammer eingebracht, die nicht speziell für seine Aufstellung errichtet worden war und in der Sarkophage ursprünglich auch nicht vorgesehen waren. Zudem war er dort so aufgestellt, dass sein Relief und seine Inschrift nicht zu sehen waren. Noch dazu war das Fußbodenmosaik durch die Sarkophag-aufstellung offenbar in Mitleidenschaft gezogen wor-den. Der Boden war wohl unter den schweren Kästen abgesackt, weshalb das Mosaik mit unsystematisch verlegten weißen und schwarzen tesserae, zum Groß-teil sogar in rein weißen Mosaiksteinen und an zwei Stellen am Rand des Bildfelds mit Marmorplatten geflickt werden musste, also entschieden an Attrakti-vität einbüßte.57 Im 3. Jh. n. Chr., als der Platz in den Nekropolen Roms generell knapper geworden war und kaum noch neue Grabbauten errichtet wurden, musste also auch für Angehörige der höchsten Stände der Ge-sellschaft nicht zwingend ein neuer, eigener Grabbau errichtet werden.

Genauso häufig wie Senatoren sind kaiserliche Freige-lassene in den Sarkophaggräbern Roms nachweisbar. Eine besonders aufwendige Grabanlage ist das Tuffkam-mergrab, das 1934 bei einem Erdrutsch am 14. km der Via Nomentana nahe dem Casale di S. Antonio zutage

phaggräber sehr heterogen, zudem erschweren es Er-haltungszustand und Überlieferungslage einiger Gräber, repräsentative Aussagen zu treffen. Daher soll hier als einziges Beispiel das sogenannte Grab VIII behandelt werden, das reichste der 2003 im Vatikan beim Bau des Parkhauses im Gebiet des Piazzale di S. Rosa freigeleg-ten Gräber (Abb. 5–6).52 Dieser Bau wurde den Ausgrä-bern zufolge in der 1. Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. errichtet und besteht aus einer ungefähr quadratischen Grabkam-mer, mit ca. 4,7 m Seitenlänge von durchschnittlicher Größe. An den Innenwänden sind Arkosolien angelegt. Mitte des 3. Jhs. n. Chr. wurde in der Grabkammer ein schwarz-weißer Mosaikboden mit Weinleseszenen um den trunkenen Dionysos verlegt. Damit wird offen-sichtlich, dass in der Konzeption der Grabkammer kein Platz für Sarkophage vorgesehen war. Dennoch wurden dort schon eine Generation später Sarkophage einge-bracht, von denen zwei vollständig erhaltene bei der Auffindung noch in situ standen. Von sieben weiteren Kästen wurden Fragmente gefunden. Die beiden voll-ständig erhaltenen Sarkophage waren voreinander vor der rechten Kammerwand in der vorderen rechten Ecke aufgestellt. Der vordere Sarkophag trägt ein Relief mit fliegenden Victorien, die einen clipeus mit weiblicher, in Bosse belassener Büste halten (Abb. 5); er kann ins letzte Viertel des 3. Jhs. n. Chr. datiert werden.53 Er stand auf zwei relativ unförmigen Steinklötzen, von denen der rechte aus zwei übereinander gelegten L-förmigen Rohlingen zusammengesetzt war. Der hin-tere Sarkophag wurde von ihm vollkommen verdeckt. Es handelt sich um eine lenos mit Riefeldekor mit einem bärtigen Mann in Philosophentracht im rechten Eckfeld und einer Orantin im linken (Abb. 6).54 Auf dem zugehörigen Deckel ist eine Inschrift für den mit 17 Jahren verstorbenen Ritter (eques Romanus) Publius

Abb. 5Musei Vaticani, Archivio Foto-grafico.

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nicht wiedergegeben oder nicht erhalten ist. Diese Anordnung der Inschrift könnte auf die Verteilung der Grabplätze hinweisen.60 In der rechten Nische war viel-leicht Tiberius Claudius Nicanor beigesetzt, auf den der rechte Teil der Inschrift mit dem hervorgehobenen Wort viro und der Nennung seines Namens Bezug nimmt. Im linken Teil der Inschrift wird der Name seiner Frau Claudia Calliope genannt, die als Bauherrin des Grabs für sich eventuell die linke Nische vorgesehen hatte. Da die Nische frei blieb, wurde Calliope schließlich vielleicht an einem anderen Ort bestattet, vielleicht weil sie ihren Ehemann um einiges überlebt und noch einmal geheiratet hatte. Die schwer entschlüsselba-ren Zeilen in der Mitte könnten dann auf den Sohn des Nicanor hinweisen, der an zentraler Stelle in dem Sarkophag vor der Rückwand beigesetzt und in der Kli-nenfigur porträtiert war. Sein Tod könnte der Anlass zur Errichtung der Grabanlage gewesen sein, weshalb sei-ner Bestattung der Ehrenplatz gegenüber dem Eingang zugewiesen wurde.Das Tuffkammergrab des Nicanor nimmt insofern eine Sonderstellung innerhalb der Gruppe der frühkaiser-zeitlichen Gräber ein, als eine solch aufwendige, abge-stimmte Innenausstattung im 1. Jh. n. Chr. sonst noch nicht üblich war. Mit der umlaufenden Bank, der Decke, die ein Dach oder einen Baldachin zu imitieren scheint, und dem Klinenmonument erinnert es stark an etrus-kische Grabanlagen wie etwa das große Kammergrab der Volumnii in Perugia, das vom späten 3. bis ins frühe 1. Jh. v. Chr. belegt wurde.61 Wie die Grabkammer des Nicanor hat seine Decke die Form eines Firstdachs, und in der zentralen Hauptkammer ist entlang der Wände eine umlaufende Bank aus dem Sandstein geschnitten, auf der Urnen mit Klinendeckeln aufgestellt sind. Die zentrale Position gegenüber dem Eingang nimmt dort die Urne des Grabbegründers Arnth Velimnas aus dem 2. Jh. v. Chr. ein. Dieser Bezug auf etruskische Grabfor-men mag bei Tiberius Claudius Nicanor, der wahrschein-lich ein ehemaliger Procurator des Kaisers Claudius war, nicht zufällig gewesen sein. Schließlich hatte sich

kam (Abb. 7).58 Der insgesamt ca. 3,6 m × 6,5 m große Raum bestand aus einem Vestibül und einer Grabkam-mer, deren tonnengewölbte Decke im hinteren Bereich zeltartig tiefer gelegt war. Lünette und Soffitte waren bemalt und zusätzlich mit Stuck verziert. Vor der Rück-wand war eine Halbsäule aus dem Tuff geschnitten, die von einem Paar gemalter Schwäne mit einem roten Band in den Schnäbeln flankiert wurde. Entlang der Seitenwände und der Rückwand der gesamten Kammer war ein umlaufendes Podest aus dem Fels geschnitten, das ursprünglich mit Marmor verkleidet war. Es bildete an der Rückwand eine viereckige Basis aus, deren Größe genau an den darauf aufgestellten Sarkophag angepasst war (Nr. 1 in Abb. 7). Der Kasten aus Marmor war unreliefiert und mit einem Plattendeckel verschlos-sen, auf dem die Klinenfigur eines Knaben auflag, die in neronisch-flavische Zeit datiert werden kann. In den beiden Seitenwänden der Kammer war jeweils eine breite Rechtecknische angelegt, von denen nur die rechte einen großen unreliefierten Marmorsarkophag aufnahm (Nr. 2 in Abb. 7). Er barg einen Bleisarkophag mit den sterblichen Überresten eines Individuums. Da die umlaufende Bank an dieser Stelle schmaler war als der Kasten, wurde dieser wohl erst aufgestellt, als die Anlage der Kammer bereits vollendet war.Der Durchgang vom Vestibül in die Grabkammer war von zwei kannelierten Säulen mit korinthischen Kapi-tellen eingefasst, auf denen ein schmaler Architrav mit Inschrift auflag. Die Lesung der Inschrift bereitet einige Schwierigkeiten, da die Oberfläche teilweise stark ver-wittert ist und der Text zudem in mehreren ineinander verschachtelten Zeilen mit unterschiedlichen Buchsta-benhöhen angeordnet ist.59 Zumindest ist dem linken Teil der Inschrift zu entnehmen, dass Claudia Calliope die Grabkammer für sich (et sibi) und ihren Ehemann Nicanor, einen Procurator und kaiserlichen Freigelas-senen des Claudius oder Nero, hatte errichten lassen. Über dem rechten Kapitell findet sich sein voller Name, Tiberius Claudius Nicanor. Dazwischen wird offenbar ein Sohn des Nicanor genannt, dessen Name jedoch

Abb. 6Musei Vaticani, Archivio Fotografico.

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die die Ohren bedecken, wodurch der Sarkophag an die Wende vom 2. zum 3. Jh. n. Chr. eingeordnet werden kann. Bei dem zweiten Sarkophag handelt es sich um einen Riefelsarkophag mit Victorien in den Eckfeldern und einer Ädikula mit gedrehten Säulen im Zentrum, die eine Inschrift einfasst (Abb. 9).66 Diese besagt, dass der Sarkophag für Aelia Artemisia von ihren Eltern Aurelia Euthenia und Callistianus aufgestellt wurde.67 Den Vater, dessen Gentilname Aelius sich aus dem Namen seiner Tochter erschließen lässt, kennzeichnet die Abkürzung Augg(ustorum) lib(ertus) als kaiserlichen Freigelassenen. Diese Abkürzung, die in der Regel für Freigelassene zweier zusammen regierender Augusti verwendet wird, lässt sich in diesem Fall vielleicht da-durch erklären, dass Callistianus ehemals der Sklave sowohl des Kaisers als auch der Kaiserin oder zweier nacheinander regierender Augusti war. Aufgrund seines Gentilnamens wurde er wohl von Hadrian, Antoninus Pius oder Lucius Aelius Caesar freigelassen.68 Stilis-tisch kann der Sarkophag um 190 n. Chr. datiert wer-den.69 Im selben Raum wurden außerdem zwei weitere, nur mehr fragmentarisch erhaltene Inschriften für Familienmitglieder der Aelii gefunden, davon eine mit derselben Abkürzung AUGG LIB.70

Eventuell nutzten die Aelii wie die Senatoren aus dem Hypogäum in der Vigna Casali einen Grabbau, der ur-sprünglich von einer anderen Familie errichtet worden war. Direkt vor der Schwelle der Eingangstür wurde nämlich auf dem antiken Straßenpflaster eine Mar-mortafel mit einer Inschrift gefunden, bei der es sich vielleicht um den ursprünglich über der Tür angebrach-ten titulus handelt. Sie nennt als Grabherren den Gold-schmied (?) Publius Valerius Flaccus, Freigelassener des Publius, und seine Konkubine, die Freigelassene Bennia Helena.71 Die Beziehung zwischen diesem Paar und den Aelii der dritten Kammer ist unklar.

Die beiden Grabanlagen der Claudii und der Aelii ste-hen stellvertretend für Freigelassenengräber, die durch ihre Größe bzw. Ausstattung hervorstechen. Eine reiche Innenausstattung ist von der bisherigen Forschung als charakteristisch für Freigelassenengräber herausge-stellt worden. Da Grabbauten eine der wenigen Mög-lichkeiten zur öffentlichen Selbstrepräsentation Priva-ter darstellten, legten Freigelassene darauf sicherlich besonderen Wert.72 Zudem verdeutlichen die reichen Grabanlagen die wirtschaftliche Stärke, die Freigelas-sene erlangen konnten, weswegen sie trotz ihres sozi-alen Standes durchaus der Oberschicht des Imperium Romanum zuzurechnen sind.73

Einen Kontrast zu den beiden bereits vorgestellten Frei-gelassenengräbern bildet die Grablege der Aelia Veneria im sogenannten 3. Columbarium der Vigna Codini an der Via Appia. Diese Grabanlage, die ursprünglich für die Freigelassenen des iulisch-claudischen Kaiserhauses errichtet worden war, wurde den dort angebrachten

Claudius als Historiker intensiv mit etruskischer Ge-schichte auseinandergesetzt.62 Wie Amedick im Rah-men des Werkstattgesprächs zur Diskussion gestellt hat, könnten auch Grabanlagen in Etrurien durchaus im 1. Jh. n. Chr. weiter benutzt und vielleicht sogar noch in claudischer Zeit mit neuen Sarkophagen mit Klinen-deckeln ausgestattet worden sein. In diese lebendige Tradition hätte sich Nicanor eingereiht.

Ein weiterer, besonders reicher Grabbau mit der Inschrift eines kaiserlichen Freigelassenen wurde 1928 an der Via Prenestina bei Casal dell‘Omo beim Anlegen eines Wasserkanals entdeckt (Abb. 8).63 Der aus Tuffsteinen errichtete Grabbau ist ebenfalls außergewöhnlich groß mit einer ergrabenen Grundfläche von 13 × 10 m. Im Nor-den scheint sich das Gebäude ursprünglich sogar noch fortgesetzt zu haben. Freigelegt wurden drei parallele, ineinander übergehende Räume. Der Eingang befand sich im größten, westlichsten Raum, der lediglich einen Stampfboden aufwies. Im mittleren zweiten Raum führte eine kleine Treppe in den dritten Raum, dessen Fußboden mit Cocciopesto bedeckt war. In diesem Raum standen zwei Sarkophage, der eine links an der Seitenwand der Kammer, der andere rechts der Tür an der Eingangswand. Welcher der beiden Kästen an welcher Position stand, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.64 Der eine Sarkophag wurde in Fragmenten aufgefunden. Sein Relief zeigt fliegende Eroten, die einen clipeus mit weiblichem Porträt hal-ten.65 Die Dargestellte trägt eine in frühseverischer Zeit beliebte Mittelscheitelfrisur aus glatten Haaren,

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Abb. 7A. Sulzgruber, nach: Annibaldi 1941, 189 Abb. 2.

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Arkosol der Anlage gestellt, in dem der Inschrift auf der Vorderseite des Kastens zufolge Aelia Veneria von ihrem Mann Aelius Agathemer, einem Freigelassenen des Antoninus Pius, beigesetzt worden war.75 Das Arkosol war jedoch nicht für die Sarkophagaufstellung angelegt worden, sondern stammte aus der ersten

Inschriften zufolge zunächst in der Zeit des Augustus bis Claudius genutzt und schließlich in einer zweiten Phase, vor allem unter Trajan und Hadrian, wieder bzw. weiter frequentiert.74 Die jüngste Inschrift gilt einem Freigelassenen Marc Aurels. In der zweiten Phase wurde ein unreliefierter Sarkophag in das einzige

Abb. 8Quilici 1974, 306 Abb. 623.

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Meinecke

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Abb. 9Deutsches Archäologisches Institut Abteilung Rom, D–DAI–Rom–1965.5 (Koppermann).

wie die Minicier, Plotius Sabinus oder die Valerii, eher zurückhaltend, statt ihre Grabkammern mit aufwen-diger Wandmalerei oder Mosaiken auszustatten. Von Hesberg weist bereits auf eine gewisse Zurückhaltung im bildlichen Schmuck bei Oberschichtengräbern hin, freilich bezogen auf die Fassaden der Bauten.77 Dies trifft aber offenbar auch auf die Innenausstattung zu. Dennoch stechen senatorische Gräber häufig durch ihre Größe hervor, dazu kamen distinguierte Ausstat-tungsgegenstände wie lange, qualitativ hochwertig ge-arbeitete Inschriften oder Antiquitäten. Durchaus be-merkenswert ist jedoch, dass auch für die Angehörigen der höchsten Schichten der römischen Gesellschaft, Senatoren und Ritter, nicht immer ein neuer Grabbau errichtet werden musste, sondern dass ihre Sarkophage auch in bereits bestehende Gräber hineingestellt werden konnten und dort auch durchaus an weniger attraktiver Position, wie im Grab VIII an der Via Triumphalis. Einige dieser Charakteristika haben die Senatorengräber mit den Gräbern der kaiserlichen Freigelassenen gemein, die ebenfalls durch ihre Größe hervorstechen konnten, wie das Grab der Aelii bei Casal dell‘Omo. Letztere scheinen wie die Senatoren im Hypogäum in der Vigna Casali oder der Ritter Caesilius Victorinus einen älteren, von einer anderen Familie errichteten Grabbau weitergenutzt zu haben. Anders als die Senatoren scheinen die kaiserlichen Freigelassenen jedoch eine allgemein reiche Innengestaltung ihrer Gräber bevorzugt zu haben. Das finanzielle Vermögen, das mit Sicherheit mit entscheidend für die Größe und Ausstattung der Grabanlagen war, war allen Angehörigen der römischen Oberschicht gemein. Die Möglichkeit des Aufwands scheint Senatoren und reiche Freigelassene daher nicht unterschieden zu haben, wohl aber der Wunsch und das kompensatorische Streben nach einer solchen Grab-repräsentation.

Phase des Columbariums. An seiner Rückwand befan-den sich nämlich Urnennischen, die laut der Inschrift auf seiner marmornen Umfassung dem Steuereintreiber Tiberius Iulius Donatus gehört hatten.76 Der Sarkophag füllt das Arkosol in der Breite und Tiefe jedoch fast vollständig aus, wodurch der Eindruck entsteht, er sei speziell für diese Aufstellung angefertigt worden. Im Unterschied zu den zuvor vorgestellten, reich ausge-statteten Freigelassenengräbern belegt diese Grab-stätte, dass einige kaiserliche Freigelassene sich auch weiterhin in einem Typus von Grabanlage bestatten lie-ßen, der zuvor charakteristisch für kaiserliche Freige-lassene gewesen war. Nur nutzten sie nun nicht mehr die in den Wänden angelegten Urnennischen, sondern ließen sich der aktuellen Mode folgend in einem Sarko-phag beisetzen.

Aus diesem kurzen Überblick über die Sarkophaggräber der Senatoren, Ritter und kaiserlichen Freigelassenen ergibt sich aufgrund der geringen Befundmenge leider kein eindeutiges Bild für die einzelnen hier behandel-ten Straten der römischen Oberschicht. Den einzel-nen sozialen Schichten lassen sich weder bestimmte Grabtypen noch Ausstattungsformen in Grabkammern mit Sarkophagen zuordnen. Auffällig ist jedoch, dass die Entscheidung, ob ein reliefierter Sarkophag oder ein unverzierter Kasten gewählt wurde, nicht vom sozialen Stand des Sarkophaginhabers abhing, son-dern dass sowohl Senatoren, wie Plotius Sabinus oder die Minicier, als auch kaiserliche Freigelassene, wie Claudius Nicanor oder Aelius Agathemer, einen un-verzierten Sarkophag für ihre eigene Bestattung oder die eines Angehörigen auswählen konnten. Genauso konnten andere Senatoren, wie Sempronius Proculus oder die Valerii von der Via Latina, ebenso wie kaiser-liche Freigelassene, wie Aelius Callistianus, auf einen reich reliefierten Kasten zurückgreifen. Auch bei der Innengestaltung der Gräber waren einige Senatoren,

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Anmerkungen

1 Dieser Aufsatz basiert auf Material aus meiner Dissertation, die ich 2009 an der Humboldt-Universität zu Berlin abgeschlossen habe und die 2014 in der Reihe „Sarkophag-Studien“ erschienen ist (Meinecke 2014). Sie ist den Aufstellungs- und Nutzungskon-texten von Steinsarkophagen in Rom und Umgebung gewidmet, wobei nur diejenigen Sarkophage berücksichtigt wurden, die an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort gefunden wurden und deren Aufstellung bzw. Kontext zumindest noch in einzelnen Aspekten nachvollzogen werden können. Aus dem 1.–3. Jh. n. Chr. wurden nach diesen Kriterien insgesamt 129 Kontexte mit 239 Sarkophagen aus Rom und Umgebung gesammelt.

2 In einigen Gräbern kann aus der tribus-Angabe in der Inschrift – sofern vorhanden – geschlossen werden, dass der Genannte ein frei geborener Bürger war. Da in diesen Fällen jedoch nicht ausgeschlossen werden kann, dass es sich bei den Genannten um Ritter oder Senatoren handelte, werden diese Kontexte in den folgenden Überlegungen nicht berücksichtigt.

3 Zur Einordnung der kaiserlichen Freigelassenen unter die Ober-schichten s. Anm. 73.

4 Alföldy 1981, 190; Kajava 1993, 171; DNP XII 2 (2002) 241 s.v. vir clarissimus (K. Groß-Albenhausen).

5 Dressel 1881, 12–17; Mineo – Santolini 1985, 189; Dresken-Weiland 2003, 341 Nr. A 115; Meinecke 2014, 207-209 Nr. A10.

6 Eck 2001, 199.

7 Gasparri 1973; Brandenburg 1978, 282–299.

8 Rom, Museo Nazionale Romano Magazin Inv. 72893; CIL VI 16630): D(is) M(anibus) | Sex(ti) Curi | Eusebis. Dressel 1881, 14; Sinn 1987, 230 Nr. 567.

9 Rom, Museo Nazionale Romano Inv. 206; CIL VI 16632: D(is) M(anibus) | Statorie | M(arci) fil(iae) | Marcellae. Dressel 1881, 13; Boschung 1987, 59. 81 Nr. B 97.

10 Rom, Museo Nazionale Romano Inv. 217; CIL VI 16631: D(is) M(anibus) | Miniciae | Marcellae | Fundani f(ilia) | v(ixit) a(nnis) XII m(ensibus) XI d(iebus) VII. Dressel 1881, 14 f.; Boschung 1987, 59 f. 85 Nr. Ca 245.

11 PIR V (1970) 288 f. Nr. 612.

12 Bodel 1995.

13 Dressel 1881, 16; Der Kleine Pauly 3 (1979) 1321 s. v. C. Minicius Fundanus (R. Hanslik); Boschung 1987, 60. 14 Plut. de cohib. ira 455F.

15 Sinn 1987, 230.

16 Gatti 1890a, 35 f.; Hülsen 1890, 299–302; Tomassetti 1890, 103–111; RE XXI 1 (1951) 596 f. s. v. Plotius 13 (Lambertz); Meinecke 2014, 347 f. Nr. B84.

17 Dass ursprünglich an den Wänden eine Marmorverkleidung vorhanden war, die bei der Auffindung der Grabkammer bereits entwendet worden war, ist eher unwahrscheinlich, da sowohl die Marmorverkleidung an der aufgemauerten Bank, als auch die marmorne Inschriftenplatte und der Marmorsarkophag in der Kammer erhalten waren.

18 1983 befand sich die Inschrift laut Mari 1983, 41 Anm. 221 im Garten der Villa D‘Alessio (ex Casale Sagnotti). CIL VI 31746 = CIL VI 41111: Dis Genitoribus. | L(ucio) Plotio C(ai) f(ilio) Pol(lia tribu) Sabino | praetori sodali titiali | aedili cur(uli) seviro eq(uitum) R(omanorum) | quaestori urb(ano) trib(uno) laticl(avio) | leg(ionis) I Miner(viae) p(iae) f(idelis) X vir | stl(itibus) iudic(andis) habenti quoq(ue) | salutation(em) secun-dam | Imp(eratoris) Antonini Aug(usti) Pii. | Sabinus praetor magna res formis periit. Gatti 1890a, 36; Tomassetti 1890, 103; Hülsen 1890, 299–302; Mari 1983, 41 Anm. 221; PIR VI (1998) Nr. 517 (K. Wachtel); Andermahr 1998, 386 Nr. 409.

19 Zur Deutung der Formel: Gatti 1890b, 196–198; Hülsen 1890, 301; Tomassetti 1890, 104 f.; RE XXI 1 (1951) 596 f. s. v. Plotius 13 (Lambertz); Winterling 1999, 129 f.

20 CIL VI 41111; CIL VI 41112. Mari 1983, 41 Anm. 221 Nr. 1; Andermahr 1998, 386 Nr. 409.

21 Brizio 1873; Santolini Giordani 1989, 72–74. bes. 72 Abb. 19; Østergaard 1994; Dresken-Weiland 2003, 315 f. Nr. A 58; Meinecke 2014, 237-240 Nr. B11.

22 Aufbewahrungsort unbekannt. Sacrarium | T(ito) Aelio | Nice-phoro | fecerunt | Nicephorus | Olympias Nicerate | Parthenope | filii patri | piissimo et | Aelia Cale | patrono optimo | et sibi suisque. Brizio 1873, 13; Santolini Giordani 1989, 173 Nr. 175.

23 Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek Inv. 513. Brizio 1873, 14 f.; Santolini Giordani 1989, 120 Nr. 63; Dräger 1994, 194 f. Nr. 16.

24 Brizio 1873, 15 f.; Rosa 1873, 12 f.; Santolini Giordani 1989, 121 Nr. 66; Dräger 1994, 266 Nr. 118.

25 Malibu, The J. Paul Getty Museum Inv. 83.AA.275. Brizio 1873, 17–19; Wrede 1981, 209 Nr. 47; Koch 1988, 36–40 Nr. 13; Santo-lini Giordani 1989, 131 f. Nr. 80; Walker 1990, 83–94; Huskinson 1996, 33 Nr. 3.16. 82 f.

26 CIL VI 3834 = 31733: D(is) M(anibus) | Maconianae Severianae | filiae dulcissimae | M(arcus) Sempronius Proculus | Faustinianus v(ir) c(larissimus) et | Praecilia Severiana c(larissima) f(emina) | parentes.

27 Rom, American St. Paul's Church. Brizio 1873, 19; Santolini Giordani 1989, 140 f. Nr. 93.

28 Kansas City, The Nelson–Atkins Museum of Art. Cohon 1992, 109–119; Brizio 1873, 19–21; Santolini Giordani 1989, 136 f. Nr. 89; Ewald 1999, 148 f. Nr. B 3.

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Meinecke

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29 Kopenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek Inv. 849. Østergaard 1994, 73–96; Andreae 1980, 49–52. 149 f. Nr. 41; Santolini Giordani 1989, 129 f. Nr. 78; Cohon 1992, 114–117.

30 Die These von Cohon 1992, 114. 118 f. beruht z. T. auf der irrigen Annahme, beide Sarkophage hätten nebeneinander gestanden und seien gleich breit, wobei es sich wohl um eine Verwechslung handelt. Ihm folgen Dresken-Weiland 2003, 315 und Wrede 2001, 16. 101. 103.

31 Wrede 2001, 16. 101 f. 103–105 stellt anhand dieser beiden Sarkophage die Themen der Musen und der Jagd als spezifisch senatorische Themen auf Sarkophagreliefs dar und belegt, dass seit spätantoninischer Zeit männliche Tugend außer durch Schlachtszenen verstärkt durch Jagddarstellungen ausgedrückt wird. Zum Bildungsideal der hohen und späteren Kaiserzeit, ins-besondere in der Aristokratie s. auch: Ewald 1999, 78 f. 110–120.

32 Brizio 1873, 16 f.; Santolini Giordani 1989, 109 Nr. 31.

33 Matz – Duhn 1881, 248 Nr. 926; Santolini Giordani 1989, 105 Nr. 25. Brizio 1873, 16 meint hingegen, die Statue sei ohne Kopf gefunden worden, weshalb der Porträtkopf eventuell nicht zugehörig ist.

34 Zumindest führt Wrede 1981 keine Beispiele von Privatdeifikatio-nen als Victoria auf.

35 Wrede 1981, 97. 159–163.

36 Aquari 1877; Fiorelli 1877, 282 f.; Dresken-Weiland 2003, 312 Nr. A 53; Meinecke 2014, 218 f. Nr. B1.

37 Rom, Museo Nazionale Romano Inv. 514. Aquari 1877, 148–150; Fiorelli 1877, 282 f.; Huskinson 1996, 64 Nr. 9.20; Dresken-Weiland 2003, 312.

38 CIL VI 6993 = 31990: D(is) M(anibus) | F(lavio) Val(erio) Theopon|po Romano c(larissimo) p(uero) | patricio nato questore kan|didato design|ato filio dul|cissimo paren|tes. PIR III² (1943) 177 Nr. 391.

39 Rom, Museo Nazionale Romano Inv. 40799. Aquari 1877, 148, 150–156; Fiorelli 1877, 282; Uggeri 1967–1968, 113–122; L. Musso – R. Friggeri in: Giuliano 1985a, 46–51 Nr. II.1; Goette 1990, 88. 163 Nr. S46; Wrede 2001, 47. 71. 73; Dresken-Weiland 2003, 312.

40 Uggeri 1967–1968, 117–121; Goette 1990, 88; Wrede 2001, 71. 73. L. Musso in: Giuliano 1985a, 50 meint hingegen, der ritterli-che praefectus annonae, der in dem Sarkophag beigesetzt war, sei vor seinem Tod in den Senatorenstand erhoben worden, worauf der Genius des Senats und das Fehlen des ritterlichen Fingerrings hindeuten würden.

41 Aquari 1877, 157; R. Friggeri in: Giuliano 1985a, 51.

42 Zu den „unsichtbaren“ Sarkophagen: Meinecke 2012.

43 CIL VI 29809: [Po]RT[us] [–––] [A]FR[ic]A. Uggeri 1967–1968, 113 Anm. 1; R. Friggeri in: Giuliano 1985a, 51.

44 Aquari 1877, 148.

45 Aquari 1877, 158: Valeria P(ublii) l(iberta) | Hetaera | sibi et suis.

46 So bereits Goette 1990, 88. Uggeri 1967–1968, 116 interpretiert die Figur hingegen als auspex.

47 Feraudi-Gruénais 2005, 150.

48 s. Anm. 77.

49 Von Hesberg 1992, 236. Auch Feraudi-Gruénais 2001, 213 weist auf den hohen Stellenwert der cursus honorum-Inschriften in Oberschichtengräbern hin.

50 Dresken-Weiland 2003, 42 f., die alle paganen stadtrömischen Sarkophaginschriften ausgewertet hat, kommt zu demselben Ergebnis. Huttunen 1974, 71 Tab. 11. 75–81 kommt hingegen nach Auswertung aller Grabinschriften aus dem CIL VI zu dem Ergebnis, dass Ritter gegenüber den Senatoren leicht unterreprä-sentiert sind.

51 Alföldy 1981, 190 f.; DNP XII 2 (2002) 241 f. s. v. vir egregius (M. Strothmann); DNP IX (2000) 541 f. s. v. perfectissimus (K. Groß-Albenhausen); DNP III (1997) 1009 s. v. eminentissimus (C. Gizewski). Rangfolge der Standestitel: Bleicken 1978, 150. 306; Alföldy 1984, 141.

52 Liverani – Spinola 2006, 57. 91–94; Liverani u. a. 2010, 263–279; Meinecke 2014, 310-312 Nr. B53.

53 Liverani – Spinola 2006, 92; Liverani u. a. 2010, 265 f. Abb. 227.

54 Rom, Musei Vaticani Inv. 52194. Liverani – Spinola 2006, 92 f.; Liverani u. a. 2010, 265. 273. 278 Abb. 237.

55 D(is) M(anibus) | P(ublii) Caesili Victorini | eq(uiti) R(omani) | qui vixit ann(is) XVII | m(ensibus) V d(iebus) XXVII. Liverani u. a. 2010, 278 Abb. 237.

56 Die Orantin repräsentiert allgemein die pietas des Verstorbenen und muss nicht unbedingt auf dessen christlichen Glauben hin-weisen. Da die Inschrift keinerlei Formeln christlicher Inschriften aufweist, gibt es keinen Hinweis darauf, dass Publius Caesilius Victorinus Christ war.

57 Liverani – Spinola 2006, 91 f.; Liverani u. a. 2010, 273.

58 Annibaldi 1941, 187–193; Gasparri 1973, 128; Wrede 1977, 399; Meinecke 2014, 211-213 Nr. A14.

59 Rom, Museo Nazionale Romano, Magazin Inv. 114903–114906. An drei Stellen ist die zweizeilige Inschrift von Wörtern in höheren Buchstaben unterbrochen: et sibi, dann Dis Manib(us), schließlich viro. Zwischen diesen Phrasen steht in der unteren Zeile der Inschrift: item libertis libertabusq(ue) suis posterisq(ue) suorum fecit. Über dem linken Kapitell steht: Nicanoris Aug(usti) lib(erti) proc(uratoris) Claud(ia) Calliope viro et coniugi kariss(imo) et sanct(issimo); über dem rechten Kapitell: Ti(berio) Claudio | Nicanori. Die erste Zeile zwischen den großgeschrie-benen Phrasen ist recht verwaschen, dort scheint man links von

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et sibi zu lesen: Ti(berio) Claudi filio; zwischen et sibi und Dis Manib(us) filio [...]; zwischen Dis Manib(us) und viro: Ti(berio) Claudio; schließlich rechts von viro: [...]onianii. Zur Lesung: AE 1949, 191. Abweichende Lesung als Claud(ia) Calvore statt Calli-ope: AE 1946, 213.

60 Für diesen Interpretationsvorschlag und Hilfe bei der Lesung der Inschrift danke ich M. G. Schmidt.

61 Haynes 2005, 423–425.

62 Levick 1990, 18; Malitz 1994, 140.

63 Quilici 1974, 305–308 Nr. 180; Dresken-Weiland 2003, 309 Nr. A 42; Meinecke 2014, 358-360 Nr. B98.

64 Dies ist auch anhand der Maße auf der überlieferten Grundriss-zeichnung (Abb. 8) nicht mehr festzustellen, da dort offensicht-lich nicht die Originalmaße der Kästen eingezeichnet sind. Der Sarkophag links der Tür blockierte den Durchgang in die dritte Kammer so weit, dass dort keine weiteren Sarkophage mehr hätten hineingebracht werden können. Der Kasten rechts der Tür muss daher in die Kammer eingebracht worden sein, bevor der linke Sarkophag aufgestellt wurde. Der stilistischen Datierung zufolge müsste also der etwas frühere Sarkophag der Aelia Artemisia rechts gestanden haben und der Sarkophag mit dem severischen Porträt links der Tür.

65 Rom, Museo Nazionale Romano Inv. 108745. Quilici 1974, 307; P. Baldassarri in: Giuliano 1985b, 564–566 Nr. MP3; Dresken-Weiland 2003, 309.

66 Rom, Museo Nazionale Romano Inv. 108744. Quilici 1974, 307; M. Sapelli in: Giuliano 1985a, 225 f. Nr. V3; Dresken-Weiland 2003, 309.

67 AE 1974, 159: D(is) M(anibus) | Aeliae Arte|misiae filiae | Callisti-anus | Augg(ustorum) lib(ertus) et Aure|lia Eutemia pare|ntes.

68 R. Friggeri in: Giuliano 1985a, 226 f. Chantraine 1967, 242–259 bevorzugt die Deutung der Abkürzung als Freigelassener zweier nacheinander regierender Augusti.

69 M. Sapelli in: Giuliano 1985a, 226.

70 Quilici 1974, 308; AE 1974, 161 f.

71 Aufbewahrungsort unbekannt. AE 1939, 154: P(ublius) Valerius P(ubli) l(ibertus) Flaccu(s) | aurufex | Bennia Ɔ l(iberta) Helena | concubina | ex testamento | arbitratu | Benniae Ɔ l(ibertae) Helenae.

72 Von Hesberg 1992, 239; Feraudi-Gruénais 2001, 157. 213–215.

73 Alföldy 1984, 112. Daher kann hier kaum von Unterschichten-gräbern die Rede sein, auch wenn Feraudi-Gruénais 2001, 14 Anm. 48 als „Unterschichten“ all jene definiert, die weder dem Senatoren-, noch dem Ritterstand angehörten.

74 Astolfi 1998, 22–27; Pavia 1998, 230 f.; Feraudi-Gruénais 2001, 94–96 Nr. K 43; Meinecke 2014, 240 f. Nr. B12.

75 CIL VI 5310: D(is) M(anibus) | Aeliae Veneriae | T(itus) Aelius Aug(usti) lib(ertus) Agathemer | coniugi sanctissimae fecit.

76 CIL VI 5181; Astolfi 1998, 24. 27.

77 Von Hesberg 1992, 236. Auch Feraudi-Gruénais 2005, 146 meint, Grabkammern von Senatoren seien nur selten ausgemalt oder anderweitig dekoriert gewesen.

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Literaturverzeichnis

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