Media Perspektiven 2/2018 | 59 Kurz und knapp • Die unterschiedlichen Profile der meistgenutzten Nachrichten- sendungen von ARD/Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 haben sich auch in 2017 kaum verändert. • Die ö.-r. Nachrichten enthalten deutlich mehr Politikthemen, die privaten erheblich mehr Berichte über Alltag, Human Interest und Kriminalität. • Die Topthemen des Jahres 2017 waren die Bundestagswahl sowie das erste Regierungsjahr von US-Präsident Donald Trump. • Donald Trump hatte in den Nachrichten sogar mehr Auftritte als Angela Merkel. • Die Websitehinweise bei Sat.1 und RTL hatten etwa zur Hälfte Politikbezug, bei ARD und ZDF waren es über 80 Prozent. Informationsanlässe Die häufigsten Informationsanlässe (3), die in den sechs Nachrichtensendungen insgesamt die ers- ten fünf Rangplätze belegten, waren im Jahr 2017 fast gleichauf Wettkampf/Rekord, Wahlen/Wahl- kampf, Kriminalität/Delikt sowie in geringem Ab- stand Prozess/Verfahren/Urteil und Unfall/Unglück. Auf den ersten fünf Rangplätzen der häufigsten Informationsanlässe wurde Terror/Anschlag von Wahlen/Wahlkampf verdrängt. Auch bei den fünf seltensten Anlässen – Naturereignis, Seuche/Ge- sundheitsgefährdung, Erfindung/Neuheit, Veranstal- tung/Darbietung und Tätigkeit internationaler Orga- nisationen – gab es nur geringe Veränderungen gegenüber dem Vorjahr. Die Präferenzen bei der Nachrichtenauswahl weisen somit ein relativ sta- biles Muster auf. Abbildung 1, in der für jeden der erfassten Anlässe der jeweils auf Das Erste/ZDF und auf RTL/Sat.1 entfallende Prozentanteil der Nachrichtenbeiträge gegenübergestellt wird, veranschaulicht die Vertei- lung von Informationsanlässen im Vergleich öffent- lich-rechtlicher und privater Hauptnachrichten. Die Informationsanlässe, bei denen die Hauptnach- richten von Das Erste und ZDF am stärksten über- wogen, waren Tätigkeit internationaler Organisa- tionen, Tod einer prominenten Person, Konferenz/ Abkommen, Krieg/Bürgerkrieg und Preisverlei- hung/Ehrung. Bei den privaten Nachrichten waren dagegen Naturereignis, Kriminalität/Delikt, Unfall/ Unglück, Erfindung/Neuheit und saisonales Ereig- nis (z.B. Karneval, Weihnachten) deutlich häufiger Anlässe der Berichterstattung Während sich hier die unterschiedlichen Präferenzen der Sender am deutlichsten zeigen, ergibt sich beim Anlass Wah- len/Wahlkampf eher ein Gleichgewicht. Dies ist nach den Befunden des WahlMonitors darauf zu- rückzuführen, dass die Privatsender im Wahljahr 2017 über den Wahlkampf intensiv in den Haupt- nachrichten berichteten, während die Öffentlich- Analyse der Fernsehnachrichten von Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 InfoMonitor: Bundestagswahl und Donald Trump waren Topthemen 2017 Von Udo Michael Krüger und Thomas-Zapf-Schramm* Nach der Flüchtlingskrise in Deutschland und Euro- pa und den Terroranschlägen im Vorjahr stand das Nachrichtenjahr 2017 vor allem im Zeichen der Bundestagswahl und des ersten Amtsjahrs von US-Präsident Donald Trump. Dies gehört zu den zentralen Erkenntnissen des InfoMonitors 2017, der Analyse der meistgenutzten Fernsehnachrichten von ARD/Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 in der Fort- schreibung der langfristigen Programmbeobach- tung. (1) Seit 2005 werden die Hauptnachrichten „Tagesschau“ (Das Erste, 20.00 Uhr), „heute“ (ZDF, 19.00 Uhr), „RTL aktuell“ (18.45 Uhr) und „Sat.1 Nachrichten“ (19.55 Uhr) sowie die beiden öffentlich-rechtlichen Nachrichtenmagazine „Ta- gesthemen“ (Das Erste, 22.15 Uhr) und „heute- journal“ (ZDF, 21.45 Uhr) untersucht. Nach wie vor hohe Zuschauerzahlen belegen, dass sich an der Publikumsakzeptanz der Informations- und Orien- tierungsleistungen dieser Nachrichtenangebote wenig verändert hat. (2) Die kontinuierliche Nachrichtenanalyse des Info- Monitors basiert auf einem seit 2005 methodisch konstanten Verfahren der Datengewinnung. Die we- sentlichen Untersuchungsdimensionen dienen dazu, 1. Ereignisse und Themen systematisch zu erfas- sen, um Informationsanlässe, Themenprofile, Sach- gebiete, Topthemen der Monate und des Gesamt- jahres zwischen Sendungen und Jahren vergleichen zu können; 2. die Nachrichtengeografie zu ermitteln, um die Präsenz beteiligter Länder an den Themen der Be- richterstattung in Zusammenhängen darstellen zu können und 3. die Akteure in der Berichterstattung zu erfassen, um die Präsenz von Politikern, deren Themenbe- zug und deren Parteizugehörigkeit bzw. (bei aus- ländischen Politikern) deren Nationalität in den Sendungen vergleichen zu können. Die Ergebnisse der Nachrichtenanalyse für das Jahr 2017 basieren auf 2 180 Sendungen mit ins- gesamt 43 563 Sendeminuten. In den Beiträgen dieser Sendungen wurden 40 652 Länderpräsen- tationen, 12 829 Auftritte deutscher Politiker und 10 371 Auftritte ausländischer Politiker erfasst (vgl. Übersicht Basiswerte). Politik und Institutionen häufiger bei ARD und ZDF Anlass der Bericht- erstattung Fortschreibung der langfristigen Programm- beobachtung Untersuchungs- dimensionen: Ereignisse und Themen, Länder, Akteure * Institut für empirische Medienforschung IFEM, Köln.
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InfoMonitor: Bundestagswahl und Donald Trump waren ... · 59 | Media Perspektiven 2/2018 Kurz und knapp • Die unterschiedlichen Profile der meistgenutzten Nachrichten sendungen
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Media Perspektiven 2/2018| 59
Kurz und knapp• DieunterschiedlichenProfiledermeistgenutztenNachrichten
Informationsanlässe DiehäufigstenInformationsanlässe(3),dieindensechsNachrichtensendungen insgesamt die erstenfünfRangplätzebelegten,warenimJahr2017fast gleichaufWettkampf/Rekord,Wahlen/Wahlkampf,Kriminalität/Delikt sowie ingeringemAbstandProzess/Verfahren/UrteilundUnfall/Unglück.Aufdenersten fünfRangplätzenderhäufigstenInformationsanlässe wurdeTerror/Anschlag vonWahlen/Wahlkampfverdrängt.AuchbeidenfünfseltenstenAnlässen–Naturereignis,Seuche/Gesundheitsgefährdung,Erfindung/Neuheit,Veranstaltung/DarbietungundTätigkeitinternationalerOrganisationen–gab es nur geringeVeränderungengegenüberdemVorjahr.DiePräferenzenbeiderNachrichtenauswahlweisensomiteinrelativstabilesMusterauf.
Abbildung1,inderfürjedendererfasstenAnlässeder jeweils aufDasErste/ZDFundaufRTL/Sat.1entfallendeProzentanteilderNachrichtenbeiträgegegenübergestelltwird,veranschaulichtdieVerteilungvonInformationsanlässenimVergleichöffentlichrechtlicherundprivaterHauptnachrichten.DieInformationsanlässe, bei denen die HauptnachrichtenvonDasErsteundZDFamstärkstenüberwogen,warenTätigkeitinternationalerOrganisationen,TodeinerprominentenPerson,Konferenz/Abkommen, Krieg/Bürgerkrieg und Preisverleihung/Ehrung.BeidenprivatenNachrichtenwarendagegenNaturereignis,Kriminalität/Delikt,Unfall/Unglück,Erfindung/NeuheitundsaisonalesEreignis(z.B.Karneval,Weihnachten)deutlichhäufigerAnlässederBerichterstattungWährendsichhierdieunterschiedlichenPräferenzenderSenderamdeutlichstenzeigen,ergibtsichbeimAnlassWahlen/Wahlkampf eher ein Gleichgewicht. Dies istnachdenBefundendesWahlMonitorsdaraufzurückzuführen,dassdiePrivatsenderimWahljahr2017überdenWahlkampfintensivindenHauptnachrichtenberichteten,währenddieÖffentlich
Analyse der Fernsehnachrichten von Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1
InfoMonitor: Bundestagswahl und Donald Trump waren Topthemen 2017Von Udo Michael Krüger und Thomas-Zapf-Schramm*
NachderFlüchtlingskriseinDeutschlandundEuropaunddenTerroranschlägenimVorjahrstanddasNachrichtenjahr2017vorallem imZeichenderBundestagswahl und des erstenAmtsjahrs vonUSPräsidentDonaldTrump.DiesgehörtzudenzentralenErkenntnissendesInfoMonitors2017,derAnalyse der meistgenutzten FernsehnachrichtenvonARD/DasErste,ZDF,RTLundSat.1inderFortschreibung der langfristigen Programmbeobachtung.(1)Seit2005werdendieHauptnachrichten„Tagesschau“ (Das Erste, 20.00 Uhr), „heute“(ZDF,19.00Uhr),„RTLaktuell“ (18.45Uhr)und„Sat.1Nachrichten“(19.55Uhr)sowiediebeidenöffentlichrechtlichenNachrichtenmagazine„Tagesthemen“ (Das Erste, 22.15 Uhr) und „heutejournal“(ZDF,21.45Uhr)untersucht.NachwievorhoheZuschauerzahlenbelegen,dasssichanderPublikumsakzeptanzderInformationsundOrientierungsleistungen dieser Nachrichtenangebotewenigveränderthat.(2)
Die kontinuierliche Nachrichtenanalyse des InfoMonitorsbasiertaufeinemseit2005methodischkonstantenVerfahrenderDatengewinnung.DiewesentlichenUntersuchungsdimensionendienendazu,1.EreignisseundThemensystematischzuerfassen,umInformationsanlässe,Themenprofile,Sachgebiete,TopthemenderMonateunddesGesamtjahreszwischenSendungenundJahrenvergleichenzukönnen;2.dieNachrichtengeografiezuermitteln,umdiePräsenzbeteiligterLänderandenThemenderBerichterstattunginZusammenhängendarstellenzukönnenund3.dieAkteureinderBerichterstattungzuerfassen,umdiePräsenzvonPolitikern,derenThemenbezugundderenParteizugehörigkeitbzw.(beiausländischen Politikern) deren Nationalität in denSendungenvergleichenzukönnen. DieErgebnissederNachrichtenanalysefürdasJahr2017basierenauf2180Sendungenmitinsgesamt 43563 Sendeminuten. In den BeiträgendieserSendungenwurden40652Länderpräsentationen, 12829Auftritte deutscher Politiker und10371AuftritteausländischerPolitikererfasst(vgl. ÜbersichtBasiswerte).
Politik und Institutionen häufiger bei ARD und ZDF Anlass der Berichterstattung
Fortschreibung der langfristigen
Programmbeobachtung
Untersuchungsdimensionen:
Ereignisse und Themen, Länder,
Akteure
* Institut für empirische Medienforschung IFEM, Köln.
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Korrigierte Fassung vom 20.2.2019
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Media Perspektiven 2/2018 | 60
Übersicht Basiswerte InfoMonitor 2017
Tagesschau heute RTL aktuellSat.1 Nachrichten Tagesthemen heute-journal Gesamt
rechtlichendazuintensiverihreNachrichtenmagazinenutzten.(4)WieindenvorangegangenJahrengiltdennochweiterhin:Wennessichumpolitischeoder institutionelle Anlässe des öffentlichen Lebenshandelt,fandensiemehrBeachtungbeiARD/DasErsteundZDFalsbeiRTLundSat.1.Umgekehrt führen nichtpolitische Anlässe, KriminalitätundSchadensowieAnlässedesAlltagswieKarneval undWeihnachten eher bei den PrivatsendernzurBerichterstattungalsbeidenöffentlichrechtlichenSendern.
ThemenstrukturenDie Themenstruktur der NachrichtensendungenwirdanhandvonzehnHauptthemenkategorienermittelt:1.Politik imengerenSinne,2.Wirtschaft/Verkehr, 3. Gesellschaft/Justiz, 4. Wissenschaft/Kultur/Natur,5.Unfall/Katastrophe,6.Kriminalität,7.HumanInterest/Alltag/Buntes,8.Sport,9.Wetterund10.Sonstiges.(5)AufBasisdieserHauptthemenkategorien gelangt man zu Themenprofilen,diezumeineneineStabilitätderInformationsangebote über die Jahre hinweg aufzeigen und zumanderendieUnterschiedezwischendenöffentlichrechtlichen und privaten Nachrichtensendungenbelegen(vgl.Tabelle1):DieNachrichtenimErstenundimZDFunterschiedensichvonRTLundSat.1durcheineThemenstruktur,dieumfassenderPolitikvermittlungeinenhöherenStellenwerteinräumt. BeimVergleichderAngebotedersechsuntersuchtenNachrichtensendungenindenJahren2015bis2017 zeigt sich, dass diePolitikberichterstattunginsgesamtanSendezeitzugenommenhat.DieSendedauerfürPolitikthemenbetrugfüralleSendungenzusammengerechnetimJahr201518280Minutenbzw.305Stunden(entspricht42%amgesamtenNachrichtenumfang).ImJahr2017warenes 20053 Minuten (46%) bzw. 334 Stunden. InallenNachrichtensendungenstiegdieSendedauerfür Politikthemen. Die „Tagesschau“ erhöhte dieSendezeit für Politik seit 2015 um 95 Minuten,„heute“ um293Minuten, „RTL aktuell“ um122Minuten,die„Sat.1Nachrichten“um362Minuten,die „Tagesthemen“ um 316 Minuten und das„heutejournal“sogarum585Minuten.DieserZuwachs erklärt sich auch daraus, dass sich dieNachrichtenimJahr2015wesentlichumfangreicher als in allen anderen Jahrenmit dengesellschaftlichenFolgenderFlüchtlingsbewegungbefassthatten.
ÜberdurchschnittlichhohePolitikanteile,nichtzuletztdurchdenBundestagswahlkampfbegünstigt,belegenauch2017,dassdieöffentlichrechtlichenNachrichteneineunveränderteFührungsrollealsVermittler des aktuellen Politikgeschehenswahrnahmen(vgl.Abbildungen2und3).Die„Tagesschau“kamimJahr2017aufdurchschnittlich9MinutenPolitikberichterstattungproTag,diesentspricht einemSendezeitanteil von 56 Prozent. Inder ZDFNachrichtensendung „heute“ betrug derPolitikanteil ebenfalls 9 Minuten täglich, wegenderlängerenSendedauerentsprachdiesabernur
46 Prozent. Wesentlich geringer fielen die Vergleichswerte für die privaten Hauptnachrichtenaus.„RTLaktuell“verwendetefürPolitikberichterstattungdurchschnittlich6Minutentäglich(27%),unddie„Sat.1Nachrichten“sendetennur5MinutentäglichPolitikthemen(36%).ImNovember2017 verlängerte Sat.1 seine Hauptnachrichten undübertrafseitdemdieLängeder„Tagesschau“. Die öffentlichrechtlichenNachrichtenmagazineverwendetenmehralsdieHälfte ihrer insgesamtgrößeren Sendedauer für Politikthemen. In den„Tagesthemen“warenes51Prozentbeidurchschnittlich 13Minuten proTag und im „heutejournal“57Prozentbei14MinutenPolitikberichterstattungtäglich. Die Themenbereiche Wirtschaft und Gesellschaft/Justiz kamen wie in den Vorjahren auch2017aufgeringereSendezeitanteile.DabeientfielaufWirtschaftsberichterstattung inallenSendungenmitAusnahmedes„heutejournals“deutlichwenigerSendezeit als aufThemenderKategorieGesellschaft/Justiz. Betrachtet man Politik, Wirtschaft undGesellschaft/Justiz zusammengenommenals„imweiterenSinnepolitischeThemen“,erhöhtesich2017derenAnteil,auchwegenderWahlberichterstattung.
In den politikfernen Themenbereichen Wissenschaft/Kultur, Unfall/Katastrophe, Kriminalität,Human Interest/Alltag/Buntes, Sport, Wetter undSonstigeswarenes2017vorallemdieSportberichterstattungunddieThemenzuHumanInterest/Alltag/Buntes, die zu unterschiedlichen ProfilenderSenderbeitrugen.DerSport,mitdenhöchstenAnteilenin„RTLaktuell“(16%)und„heute“(13%),kamdurchschnittlichauf8Prozent,HumanInterest/Alltag/Buntes mit den höchsten Anteilen inden„Sat.1Nachrichten“(15%)und„RTLaktuell“(13%)auf7ProzentderGesamtsendezeit. Die Berichterstattung über Unfälle/KatastrophenbeliefsichimJahr2017imSendungsdurchschnitt auf 1Minute proTag (5%) bei höherenAnteilenindenprivatenalsindenöffentlichrechtlichenSendungen.NachdemAnstiegderKriminalitätsberichterstattung im Jahr 2016 fiel dieserThemenkomplex2017bei1Minuteund4Prozentwiedergeringeraus,allerdingsweiterhinmithöheremAnteilindenprivatenalsindenöffentlichrechtlichenSendungen.GeringeSendezeiterhieltwie in den Vorjahren auch die BerichterstattungüberWissenschaft/Kulturmitdurchschnittlich1MinuteproTag(4%).
InderGegenüberstellungderpolitiknahenundderpolitikfernenThemenbereichestieg2017derpolitiknahe Sendezeitanteil der Nachrichtenangebotegegenüber demVorjahr um2 Prozentpunkte von58auf60Prozent.DiestärkstePolitikorientierung
Themenstruktur anhand von zehn Hauptkategorien
ermittelt
Hohe Politikanteile in ö.r. Nachrichten
Politikferne Themenbereiche: Sport und Human Interest am stärksten
Anteil politiknaher Themen gegenüber Vorjahr gestiegen
Websitehinweise in den Nachrichten sollen denZuschauern die Möglichkeit verschaffen, vertiefende Informationen zu bestimmten Nachrichtenzu erhalten. Ihre Häufigkeit undThematik liefernfürdievorliegendeAnalyseergänzendeHinweiseaufdieThemenpräferenzenundgewichtungderSender.ImJahr2017wurdeninsgesamt931Websitehinweise erfasst (Vorjahr: 945). Die meistenWebsitehinweiseenthieltendie„Tagesschau“(225)und„RTLaktuell“(205),gefolgtvon„heute“(198)unddem„heutejournal“(174).DiegeringsteAnzahlanWebsitehinweisengabesinden„Tagesthemen“(74)undden„Sat.1Nachrichten“(55).
Von allenWebsitehinweisen entfielen etwa vierFünftel aufBeiträgezuThemenausPolitik,WirtschaftoderGesellschaft/Justiz, rundeinFünftelaufdienichtpolitischenThemenbereicheWissen
schaft/Kultur/Natur, Unfall/Katastrophe, Kriminalität,HumanInterest/Alltag/BuntesundSport(vgl.Abbildung 4). In allen öffentlichrechtlichen Sendungen hatten die Websitehinweise zu über 80ProzentPolitikbezug,amstärksteninden„Tagesthemen“(93%).Sat.1kamaufknappdreiViertelpolitiknaheWebsitehinweise.Amstärkstenunterschied sich „RTL aktuell“ von den anderenSendungen. Hier verteilten sich dieWebsitehinweiseungefähr je zurHälfteaufpolitiknahe (54%)undnichtpolitischeThemen(46%),undzwarvorzugsweiseAlltagsthemen.
Themenbereiche und InhalteDieThemenprofilederNachrichtensendungentretennochdeutlicherzutage,wenndiezehnHauptkategorien weiter inhaltlich nach Sachgebietenaufgefächertwerden.GehtmanvondeninhaltlichenSchwerpunktenderBeiträgeaus,berichtetendieNachrichtensendungen2017insgesamt9516Mi
Themenbezogene Websitehinweise
bieten Möglichkeit vertiefender Information
Vier Fünftel der Websitehinweise zu
politiknahen Themen
Mehr Sendezeit für deutsche Politik
Abb. 2 Themenstruktur der Nachrichtensendungen 2017Sendezeitanteile in %
nuten (entspricht21,6%derGesamtsendedauer)überdeutschePolitik(vgl.Tabelle2).HierwardieBundestagswahldasherausragendeEreignis,vondemdieNachrichtenquantitativundqualitativwesentlichgeprägtwurden.BeiallenSendungenwareinZuwachsanSendezeitfürdeutschePolitikthemenzuverzeichnen,derindenNachrichtenmagazinenwieschonimVorjahrhöherausfielalsindenHauptnachrichten.IndenHauptnachrichtenentfielauf deutsche Politikthemen mit 1399 Minuten(24,8%)inder„Tagesschau“undmit1385Minuten(20,2%)in„heute“mehrSendezeitalsin„RTLaktuell“mit 1147Minuten (14,7%)und inden„Sat.1Nachrichten“mit1145Minuten(20,8%).Am meisten Sendezeit für deutsche Politik verwendetewiederdas„heutejournal“mit2312Minuten (25,9%, Vorjahr: 21,9%). Die „Tagesthemen“kamenauf2129Minuten (24,1%,Vorjahr:20,8%).
Differenziert man die deutsche PolitikberichterstattungweiternachRessortpolitik,alsoeinerseitsaufSachgebiete,andererseitsaufParteienpolitik/Institutionen(u.a.innerparteilicheAktivitäten,Parteitage,Wahlkampf,Koalitionen,politischeInstitutionen),zeigtsichein typischerWahlkampfeffekt:DieRessortpolitikerhieltweniger,dieParteienpolitik dagegenmehrSendezeitalsimVorjahr.AufdeutscheRessort/Sachpolitikentfielen imJahr20173815Minuten (8,7%), im Jahr 2016waren es4864Minuten (11,2%). Der Rückgang der BerichterstattungüberRessortpolitikbetrafamstärksten das Ressort Inneres sowie die Integrations/Ausländerpolitik.InbeidenRessortshattenindenVorjahren verschiedene Ereignisse zu einemAnstieg geführt, bei der Innenpolitik die BedrohungdurchTerrorismusundbeider Integrations/AusländerpolitikdieFolgenderFlüchtlingskrise.
Trotz des Rückgangs behauptete die InnenpolitikunterdenRessortsderdeutschenPolitikmit2,6ProzentAnteilanderSendedauerweiterdenSpitzenplatz, gefolgt von der deutschenAußenpolitik(1,8%).ErstmitAbstandfolgtedieBerichterstattung überWirtschaft/Finanzen/Verkehr/Verbraucherschutz/Landwirtschaft (1,1%). Auf alle übrigenRessorts,angeführtvonVerteidigung,danachJustizundAusländerpolitik,entfielenSendezeitanteileunter1Prozent.DiegeringsteBeachtung indenNachrichtenfandenunterdenhieraufgeführtenRessortsBildung/Wissenschaft, deutscheEuropapolitik sowie Gesundheitspolitik, die erst imWahlkampfanAufmerksamkeitgewann. ÜberdiestärkerbeachtetenRessortsÄußeresundInneresberichtetendieöffentlichrechtlichenumfangreicheralsdieprivatenHauptnachrichtenunddieNachrichtenmagazineumfangreicheralsdieHauptnachrichten. IndenwenigerbeachtetenRessorts waren die Unterschiede zwischen denSendernwenigerausgeprägt. DieBerichterstattungüberParteienpolitik/Institutionenkam2017auf5245Minuten(12,0%),imVorjahr war es gut halb so viel (6,7%). Der Zu
wachsentstandhauptsächlichdurchdieBerichterstattungüberdieParteienimWahlkampfunddieSuche nach Koalitionen nach derWahl (9,0%).WeiterewichtigeThemenfelderwarenzumeinendieBundesländer,derBundesratunddieParlamenteundzumanderenPersonalienundAffärenin den Parteien. Auf sonstige Themen deutscherPolitik/ZeitgeschichteentfielenfastwieimVorjahr456Minuten(1,0%).
DieinternationalePolitikberichterstattungverzeichnetemit insgesamt10539Minuten (24,2%) fastdengleichenUmfangwieimVorjahr(10567Min.,24,3%). InderpolitischenAuslandsberichterstattung zeigt sich die Stärke vonARD und ZDFmitihremumfangreicherenKorrespondentennetz. (6)AlleindieöffentlichrechtlichenHauptnachrichtenberichteten28StundenmehralsdieprivatenSendungenüberinternationalePolitikthemen.FürdiesenThemenkomplexwendetedie„Tagesschau“mit 1751 Minuten (31,0%) knapp ein Drittel und„heute“ mit 1778 Minuten (25,9%) ein ViertelihrerNachrichtenzeitauf,„RTLaktuell“berichtete984Minuten(12,6%)unddie„Sat.1Nachrichten“858Minuten (15,6%) über internationale Politik.Nocheinmaldeutlichmehr internationalePolitikberichterstattung bieten die Nachrichtenmagazine:Dabeifielinden„Tagesthemen“dieSendezeitfürinternationale Politikthemen mit 2372 Minuten(26,9%)geringer ausals im„heutejournal“mit2795Minuten(31,3%). Innerhalb der internationalen PolitikberichterstattungentfieldiemeisteSendezeit (3783Min.;8,7%) mit ansteigender Tendenz, auf die InnenundAußenpolitikandererLänder.AnzweiterStellerangiertendieBerichteüberStaatsbesuche,internationale Beziehungen undWirtschaftsbeziehungenmitinsgesamt1696Minuten(3,9%),gefolgtvonBerichtenüberTerrorismus(1328Min.;3,0%).
Fasst man die Berichte über Terrorismus, Krieg/militärischeKämpfeundBürgerkrieg/innereUnruhenineinengemeinsamenThemenkomplexzusammen, fiel dieser 2017mit 2183Minuten (4,9%)deutlichgeringerausalsimVorjahrmit3107Minuten (7,2%).EinerderGründewar,dassSyrienundder Iraknichtmehrsointensiv imFokusderNachrichtenstanden.
ImThemenbereichWirtschaft/Verkehr(2593Min.;6,0%) unterschieden sich die öffentlichrechtlichenHauptnachrichtennurwenigvondenprivaten.WährenddieSendezeitfürWirtschaftsthemenbei „Tagesschau“ (298Min.) und „RTL aktuell“(277Min.) demVorjahr entsprachen, stieg sie in„heute“ (333Min.) und den „Sat.1Nachrichten“(294Min.)an. IndenumfangreicherenNachrichtenmagazinen,derenWirtschaftsberichterstattungdurchdie regelmäßigenBörsenberichtegeprägtwar, verringerte sich der Abstand zwischen den
Parteienpolitik wegen Wahlkampf 2017 stärker im Fokus
Innenpolitik weiter stärkstes Ressort
Internationale Politikberichterstattung ist Stärke von ARD und ZDF
Terrorismus und Krieg weniger behandelt als im Vorjahr
Nachrichten zu Wirtschaft und Verkehr in „heute“ und „Sat.1 Nachrichten“ gestiegen
unfälle deutlichmehr Beachtung in den privatenNachrichten.AuchdiverseandereUnfälleundKatastrophen wurden von den privaten Sendungenstärkerbeachtet.
BeiderKriminalitätsberichterstattungistfür2017einRückgangzuverzeichnen.EsändertesichabernichtsanderPräferenzderPrivatsenderfürdieseThemen,dieeinenmehralsdoppeltsohohenAnteilanderSendedauerausmachten, imVergleichzudenöffentlichrechtlichenSendungen.WährenddieöffentlichrechtlichenNachrichtenindieserKategorienurderWirtschaftskriminalitätmehrSendezeitwidmeten,befassten sichdieprivatenSendungenausgiebigermitallenübrigenDeliktarteneinschließlich der Verbrechensbekämpfung. ImEinzelnen waren dies Einbruch/Diebstahl/Betrug,Gewalt/Vergewaltigung, Entführung/GeiselnahmeundinsbesondereMord/TotschlagmitdermeistenSendezeit, ferner die unter sonstiger KriminalitätzusammengefasstenDelikte.
DerThemenbereichHumanInterest/Alltag/Bunteserwiessichauch2017bei insgesamtetwasverringertemUmfanganSendezeitalseinetypischeKomponente privater Nachrichtenangebote. FürdieseThemenverwendeten„RTLaktuell“unddie„Sat.1Nachrichten“einVielfachesmehranSendezeitals„Tagesschau“und„heute“.KnappdieHälftedavonentfielaufThemendesAlltagslebens,diezugleich ammeisten zum Unterschied zwischenprivatenundöffentlichrechtlichenAngebotenbeitrugen.AuchfürBerichteüberKönigshäuser,Prominenz/Klatsch,KuriosesundSchicksalsfällesowieSonstigesindiesemThemenbereichverwendetendiePrivatsendermehrSendezeitalsdieöffentlichrechtlichen Nachrichten. Dagegen unterschiedensichöffentlichrechtlicheundprivateHauptnachrichtenwenigbeiThemenderKategorieMedien/Unterhaltung.DiesenThemenwidmetendieNachrichtenmagazine, insbesonderedas „heutejournal“,ammeistenSendezeit. Mit insgesamt 8,1 Prozent war die Sportberichterstattung auch 2017 ohne FußballWM/EMundOlympischeSpieleeinwichtigerBestandteilder Nachrichten, mit den höchsten Anteilen in„RTLaktuell“und„heute“.UnterallenSportartendominiertenachwievorderFußballmit4,4ProzentvorsonstigenSportartenmit3,7ProzentderGesamtsendezeit. Während „Tagesschau“ und„Tagesthemen“ der Fußballberichterstattung klardenVorrangeinräumten,gabendieanderenSendungendemFußballunddensonstigenSportartenannäherndgleichesGewicht.
Themen im JahresverlaufWie sich dieThemenstrukturen im Jahresverlauf2017 entwickelten, veranschaulicht dieAnalysenachMonatsintervallen.AufdieeinzelnenVerläufewirkensichzumeinendiegenerellenPräferenzenundGewichtungsunterschiedezwischendenSendungenaus,wieobenbeschrieben.DazuzeichnetsichdieResonanzderNachrichtensendungenauf
„Tagesthemen“ (663Min.)unddem„heutejournal“(727Min.)etwas.DiemeisteSendezeitentfielauf Berichte der KategorieWirtschaft/Industrie/Handel,gefolgtvonVerkehr/TransportundArbeitsmarkt.
ImThemenbereichGesellschaft/Justiz(3593Min),dessenSendezeitanteilimJahrderFlüchtlingskrise2015 deutlich zugelegte, im Jahr 2016 jedochwieder zurückging, war auch 2017 ein leichterRückgangvon8,8auf8,2ProzentderGesamtsendezeitzuverzeichnen.ÄhnlichwiebeiWirtschaft/VerkehrgabeshierzwischenöffentlichrechtlichenundprivatenSendungennurgeringeUnterschiedeimUmfang.VerschiedeneAkzentezeigensicherstim Vergleich der detaillierten Inhaltskategorien.Während die „Sat.1 Nachrichten“ Bildung undSchuleund„RTLaktuell“GesundheitundPflegesowiesozialeProblembereichestärkeralsdieöffentlichrechtlichenNachrichtenthematisierten,berichteten„Tagesthemen“und„heutejournal“umfangreicher über Ausländer und Migration sowieüber Demonstrationen. Relativ ähnlich fiel derUmfanganSendezeitderSenderfürThemenderJustiz aus. Kaum eine Rolle spielten 2017TarifkonflikteindenNachrichtensendungen.
In den nichtpolitischen Themenbereichen wirktesichimJahr2017unteranderemdasFehlenvongroßen internationalen Sportevents wie OlympischenSpielen,FußballWModerEMaus.Außerdemgab es keine herausragenden Einzelereignisse,wieetwaimVorjahrderAmoklaufvonMünchen,dieinbesonderemMaßeAufmerksamkeitindenNachrichtenaufsichzogen.
ImThemenbereichWissenschaft/Kultur/NaturzeigtensicherneutdieunterschiedlichenThemenpräferenzenindenöffentlichrechtlichenundprivatenSendungen.SobevorzugtenalleöffentlichrechtlichenSendungenBerichteüberThemenausWissenschaft/Forschung, vor allem aber Kultur undKünste, ferner Religion/Kirchen. Dabei widmetendas„heutejournal“unddie„Tagesthemen“denEreignissendesKulturgeschehensmitAbstanddiemeisteSendezeit.„RTLaktuell“verwendetedagegenmehrSendezeitalsdieanderenNachrichtensendungen für Themen der Kategorie Umwelt/Klima/Natur.
DieUnfallundKatastrophenberichterstattungwiesbei geringemAnstieg auch 2017 ein ähnlichesMusteraufwieimVorjahr.DiesemThemenkomplexräumtendieprivatenNachrichtenmehrSendezeitein.EsunterschiedensichauchhierbeiinhaltlicheAkzente. SowurdeüberNaturkatastrophen, diedengrößtenAnteilausmachten,indenöffentlichrechtlichenundprivatenSendungenähnlichumfangreich berichtet. Dagegen fanden Verkehrs
Rückgang der Kriminalitätsberichterstattung
Vielfaches an Sendezeit für bunte Themen in privaten Nachrichten
Leichter Rückgang bei Themen aus
Gesellschaft/Justiz
Nichtpolitische Berichterstattung:
Fehlen großer Sportevents machte
sich 2017 bemerkbar
Unterschiedliche Themenpräferenzen
bei Wissenschaft/Kultur/Natur
Privatsender mit mehr Nachrichten
zu Unfällen und Katastrophen
UdoMichaelKrüger/ThomasZapfSchramm
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einzelneEreignisseoderTopthemendeutlichindenKurvenverläufenab.ImVergleichderKurveneinesThemenbereichswirderkennbar,wieintensivundwie ähnlich oder unterschiedlich die Sendungenauf Ereignisse innerhalb des jeweiligenThemenbereichsreagierten. DerzeitlicheVerlaufderBerichterstattungüberdeutschePolitikweistdabeidreiherausragendeThemenderBerichterstattungauf:dieNRWLandtagswahlimMai,dieBundestagswahlimSeptemberunddieJamaikaSondierungenimNovember.Alle Nachrichtensendungen reagierten auf dieseEreignisseähnlich,aberaufgrundderunterschiedlichenSendungslängeundPolitikpräferenzunterschiedlichintensiv(vgl.Abbildung5).
Das „heutejournal“ und die „Tagesthemen“ berichteten in allen Monaten am umfangreichstenüber deutsche Politik, und zwar bis zum BeginndesWahlkampfsaufgleichemNiveau.ImSeptember,derheißenWahlkampfphasemitdemWahltag,dominierte das „heutejournal“ deutlich vor den„Tagesthemen“, und auch im November bei denJamaikaSondierungen lag das „heutejournal“vorn.Ebenfallssehrähnlich istderKurvenverlaufbei„Tagesschau“und„heute“.DieprivatenSendungenberichtetenbeiähnlichemVerlaufimerstenHalbjahrwenigerintensivüberdeutschePolitikthemen,siezogenjedochzuBeginndesWahlkampfsmit„Tagesschau“und„heute“gleichauf.ImSeptemberberichtete„RTLaktuell“etwasmehr alsdieanderenHauptnachrichten,imOktobernach derBundestagswahlreduziertensowohl„RTLaktuell“alsauchdie„Sat.1Nachrichten“wiederdieSendezeitfürdeutschePolitik.
HerausragendeEreignisseinderBerichterstattungüber internationale Politik waren unter anderenDonald TrumpsAmtsantritt im Januar, die Präsidentschaftswahl in Frankreichmit demSieg vonEmmanuelMacron,derG20GipfelinHamburgund dievonUSPräsidentTrumpbeabsichtigteAnerkennung JerusalemsalsHauptstadt Israels (vgl.Abbildung 6). Die klar voneinander getrenntenKurvenverläufederdreiSendungsartenentsprechendemstärkerenAngebotderöffentlichrechtlichen Nachrichten bei internationalen Politikthemen. Dabei rangierten dieNachrichtenmagazinein allen Monaten vor den öffentlichrechtlichenHauptnachrichten und diese wiederum deutlichvordenprivatenNachrichten. Während „Tagesschau“ und „heute“ sowie„RTLaktuell“unddie„Sat.1Nachrichten“jeweilsengbeieinanderliegen,führtdas„heutejournal“indenmeistenMonatenvorden„Tagesthemen“undträgtauchammeistenzudenSpitzenwertenderEreignissebei.EbensowiedieAusschlägenachobendiestarkeResonanzinderBerichterstattungaufeinzelneEreignisseoderThemenanzeigen,istauchderinallenSendungenerkennbareTiefpunktimSeptembertypisch.ErverweistaufeinenKomplementäreffekt inderPolitikberichterstattung, indiesemFalldiestarkeBeachtungderBundestagswahl, die der internationalen PolitikberichterstattungSendezeitentzog.
Nachrichtenmagazine berichteten am
intensivsten über deutsche Politik
Internationale Politik: Trump, Macron und G20Gipfel
Abb. 5 Berichterstattung über deutsche Politik in den Fernsehnachrichten im Jahresverlauf 2017Sendedauer in Min.
diewiederumbeiüberwiegendähnlichemUmfangaucheinenähnlichenKurvenverlaufaufweisen(vgl. Abbildung7).AußerdemzeigensichbeidenNachrichtenmagazinenaber auch stärkereSchwankungeninderWirtschaftsberichterstattung;dieseresultierten vor allem aus demAbgas bzw. Diesel
Human Interest und Alltag ganzjährig intensiv von privaten Nachrichten behandelt
Gesellschaft und Justiz: Höhepunkt
zum G20Gipfel
Unfälle und Katastrophen
stand einUnwetter inDeutschland im Fokus derNachrichten.ÜbertroffenwurdeesvonderBerichterstattungimAugustübereinenHurrikaninTexas.AuchimSeptemberfanddasThemaNaturkatastrophen durch Berichte über Hurrikanschäden indenUSAundderKaribiknochstarkeBeachtung.Alle Sendungen zeigen ähnliche Kurvenverläufe,derenTiefstwertezwischenFebruarundMaisowieim November und deren Höchstwerte zwischenJuniundSeptemberliegen.InallenMonatenaußerimSeptemberberichtete„RTLaktuell“ammeisten über Unfälle und Katastrophen. Einen ähnlichenVerlauf, wenn auch etwas niedriger, nimmtdieKurvebeiden„Sat.1Nachrichten“.Indenöffentlichrechtlichen Sendungen fiel dagegen derUmfangbeigleicherEreignisberichterstattungmoderateraus.NurimAugustundSeptemberzogen„heute“ und das „heutejournal“ annähernd mit„RTLaktuell“gleichauf.
HumanInterest und Alltagsthemen spielen alsemotionaleFaktorenfürdieprivatenSenderdauerhaft eine größere Rolle als für ARD und ZDF.DaherverteilensichdieBerichteüberHumanInterestundAlltagsthemeninwesentlichgrößeremUmfangindenprivatenSendungenüberdasganze
skandalinderdeutschenAutomobilindustrie.Währenddas„heutejournal“imMärzwesentlichumfangreicheralsdie„Tagesthemen“diesesThemabehandelte, lagen die „Tagesthemen“ imAugustanlässlichdessogenanntenDieselgipfelsvorn.Auch „Tagesschau“,„heute“und„RTLaktuell“hattenim August den Monat mit der umfangreichstenWirtschaftsberichterstattung.
DerThemenbereichGesellschaftundJustizhatteseinenquantitativenHöhepunktimJulianlässlichderDemonstrationenundKrawallebeimG20Gipfel in Hamburg (vgl. Abbildung 8). Insbesondere beiden„Tagesthemen“bewirktedieG20ThematikeinenstarkenAusschlagimJuli.DerVorsprungder„Tagesthemen“ vor allen anderenSendungen imUmfang der Berichterstattung überThemen ausGesellschaftundJustizhieltauchindenMonatenAugust und September an. Abgesehen von den„Tagesthemen“bietetsichmitBlickaufdieanderenSendungeneineherdiffusesBildanKurvenverläufen, das ohne prägnante Ausschläge aufeine breitereThemenmischung hinweist. In einigenMonaten,darunterauchimJuli,rangiert„RTLaktuell“vordenöffentlichrechtlichenHauptnachrichtensendungen.
DerThemenbereichUnfall/Katastrophe iststärkeralsandereThemenkategoriengeprägtvonherausragenden Einzelereignissen. Dies führt zu starkkonturiertenKurvenverläufeninderJahresbetrachtung, im Jahr 2017 mit Höhepunkten zwischenJuni und September (vgl. Abbildung 9). Im Juni
0
20
40
60
80
100
120
140
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Tagesthemen
heute-journal
RTL aktuell
Sat.1Nachrichten
Tagesschau
heute
Abb. 8 Berichterstattung über Gesellschaft/Justiz in den Fernsehnachrichten im Jahresverlauf 2017Sendedauer in Min.
undDezemberlagenbeidePrivatsenderunterdemEinfluss des saisonalen EreignissesWeihnachtengleichauf. Unter den öffentlichrechtlichen Sendungen verwendete das „heutejournal“ in fastallenMonatendiemeisteSendezeitfürdieseThe
Prinz William und Katein Deutschland Angeklagter vor
UN-Tribunal schlucktGift und stirbt
Verlobung vonPrinz Harry
UdoMichaelKrüger/ThomasZapfSchramm
Media Perspektiven 2/2018| 73
Themenkarrieren: Wahlkampfthema dominierte zweite Jahreshälfte
Topthemen in den einzelnen Monaten
Höchstwerte für Sport bei
„RTL aktuell“
Bundestagswahl und Trump führen Liste der Topthemen an
(32,5Stunden).Rang3belegtedasThemaTerrorimInlandundAuslandmit1517Minuten(25Stunden).VerglichenmitdemVorjahr(47Stunden)gingdieTerrorberichterstattungdamitumfastdieHälftezurück. In geringem Abstand folgte das Themadeutschtürkisches Verhältnis mit 1390 MinutenaufPlatz4,undPlatz5belegtedasgegenüberdenbeiden Vorjahren deutlich weniger behandelteThemaFlüchtlingeinDeutschlandundEuropamit923Minuten(15Stunden).AuchderimJahr2016nochstarkthematisierteSyrienkrieg(27Stunden)erschien 2017unter Einbeziehung des Iraks unddes Nahen Ostens nur noch mit insgesamt fünfStundenindenFernsehnachrichten.
Betrachtetman dieThemenkarrieren der erstenfünfTopthemendesJahres,diezusammengenommen46Prozent derGesamtberichterstattung repräsentieren,wirddeutlich,wiestarkdieBundestagswahlimzweitenHalbjahrdominierteundandereThemenverdrängte (vgl.Abbildung13).DagegenüberlagertensichdieübrigenTopthemenimerstenHalbjahrundverschafftendenNachrichtenangeboten in dieser Zeitspanne ein breiteresSpektrumankonkurrierendenEreignissen.
Ein detaillierteres und konkreteresBild von derEntwicklungdermeistberichtetenEreignissezeigtsich, wennman dieTopthemen für jedenMonatnachdeneinzelnenNachrichtensendungenaufschlüsselt (vgl. Tabelle 3). (8) Die monatlichen
DieSportberichterstattungverteiltesichohneherausragendeSporteventsinallenSendungenaußerden„Tagesthemen“relativgleichförmigüberdasJahr2017 (vgl.Abbildung11).DieHöchstwertehatteweiterhin„RTLaktuell“,dieniedrigstenWertehattendie„Sat.1Nachrichten“.UnterdenöffentlichrechtlichenSendungenhatte„heute“beiweitgehendgleichförmigemVerlaufinfastallenMonaten den höchsten Umfang an Sportberichterstattung.MitgroßemAbstandverliefendieKurvenvon„Tagesschau“ und „heutejournal“mit demgeringstenSportangebot.DerRückgangderSportberichterstattungvonMaibisJuliinden„Tagesthemen“ deckt sich mit der Sommerpause in derFußballBundesligaunddürftesichauchdadurcherklärenlassen.
Topthemen des Jahres 2017Die einflussreichstenEreignisse in derNachrichtenberichterstattung zeigen sich am deutlichstenindenTopthemendesGesamtjahres2017.(7)DasTopthema,aufdasdiemeisteSendezeitdesJahresentfiel,wardieBundestagswahl (vgl.Abbildung12).InsgesamtberichtetendiesechsNachrichtensendungenüberdenWahlkampf,dieWahlundderenFolgen3220Minuten(knapp54Stunden).AufRang2derTopthemenfolgtedieBerichterstattung über USPräsident Donald Trump inseinemerstenRegierungsjahrmit1948Minuten
Abb. 11 Berichterstattung über Sport in den Fernsehnachrichten im Jahresverlauf 2017Sendedauer in Min.
ZumanderenliefernsieAufschlussüberdasrelativeGewicht,dasdenEreignissenundThemenindenSendungenzuteilwurde.ÄhnlicheRangpositionenderTopthemenverweisenaufähnlicheRelevanzeinstufungvonEreignissen,sowieandererseits typischeUnterschiede zwischen den SendungenindeutlichunterschiedlichenRangplätzensichtbarwerden.
Topthemen lassen sich hier hinsichtlich zweierAspektebetrachten.ZumeinenliefernsiedarüberAufschluss, welche Ereignisse und Themen inKonkurrenz zueinander die meiste Sendezeit erhielten und damitThemenkarrieren begründeten.
Tab. 3 Tophemen der wichtigsten Nachrichtensendungen von Das Erste, ZDF, RTL und Sat.1 2017 – nach Monaten (Fortsetzung)
Geringste Übereinstimmung zwischen ö.r. und privaten Nachrichten bei Auslandspolitik
180 verschiedene Länder erfasst
USA erneut dominierend
Jahresbeginn: Amtsantritt von
Trump auf Rang 1
Ab August Bundestagswahl an
der Spitze
November/Dezember: Jamaika und GroKo
Sondierungen
konferenzinBonnaufRang3undüberdenMachtkampfinderCSUaufPlatz4lagenalleSendungenthematischnahebeieinander.ImDezemberliefeninallenöffentlichrechtlichenSendungenalsSpitzenthemadieDebatteninSPDundUnionüberneueGroKoSondierungen, in den privaten Sendungenlag es auf Platz 2. Hier dominierte das ThemaWeihnachten. Betrachtet man statt der Übereinstimmungendie Fälle auffälligerAbweichungen zwischen denSendungen,danngehörtendazuaufhinterenPlatzierungen in den privatenSendungendieBrexitDebatte inGroßbritannien,Unruhen inVenezuela,StreitumdiepolnischeJustizreform,EUReformplänevonJunckerundMacron,Nobelpreise,AsienreisevonUSPräsidentTrumpunddieEntmachtungvonSimbabwesPräsidentMugabe.InbeidenöffentlichrechtlichenNachrichtenmagazinenspielten dagegen der Eierskandal durch Fipronil, einTerroranschlaginNewYork,dasWeihnachtsthemaundeinePaketbombenErpressunggegenDHLeineuntergeordneteRolle.
LänderpräsenzImJahr2017wurden indensechsNachrichtensendungen 180 verschiedene Länder mit insgesamt 40652 Auftritten in der Berichterstattungerfasst.Deutschlandkaminsgesamtin42Prozent,andere Länder zusammengenommen in 58 ProzentderBeiträgevor.WährendinallenöffentlichrechtlichenSendungenderAnteilandererLändergenauwie imVorjahr überwog, verteilte sich dieLänderpräsenz in den privaten NachrichtensendungenjezurHälfteaufDeutschlandundaufandere Länder. Die „Tagesschau“ hatte einenAuslandsanteil von 63 Prozent, „heute“ von 61 Prozent,die„Tagesthemen“von61Prozentunddas„heutejournal“von62Prozent.„RTLaktuell“kamauf51Prozentunddie„Sat.1Nachrichten“auf49ProzentderErwähnungandererLänder.
DieRanglistederTop20LänderohneDeutschland vermittelt ein Bild von denmeistpräsentenLänderninderBerichterstattung(vgl.Abbildung14). DieUSAdominiertenmit3901BeiträgenauffälligdieLänderpräsenz2017.ImVergleichzumVorjahr(3249Auftritte),indemschondieWahlvonDonaldTrumpzueinerSteigerunggeführthatte,nahmdie
ImJanuar2017platziertesichderAmtsantrittvonUSPräsident Donald Trump in allen sechs SendungenalsTopthemaaufRang1.ImFebruarbelegteinallenSendungenübereinstimmendDonaldTrumps Innen und Außenpolitik Rang 1, gefolgtvonDenizYücelsFestnahmeinderTürkeimitAuswirkungen auf die deutschtürkischen Beziehungen. IndenprivatenNachrichtenerschiendiesesThemaerstaufPlatz4.ImMärzrangiertedanndas Thema Spannungen zwischen Deutschland undTürkei inallenSendungenübereinstimmendaufPlatz1.AuchimAprilbliebdieTürkeimiteinemVerfassungsreferendumObjekt der Berichterstattung. In allen öffentlichrechtlichen SendungenbelegtediesesThemaPlatz1,indenprivatenSendungen Platz 3 bzw. 4. ImMai führte die NRWLandtagswahldieTopthemendesMonatsan,dabeiin„heute“undden„Tagesthemen“aufdemSpitzenplatzundindenanderenSendungenaufRang2. In „RTL aktuell“ und den „Sat.1 Nachrichten“erschienaufRang1dasThemaBombenanschlagaufPopKonzert inManchester,dasindenNachrichtenvonARDundZDFRangplätzezwischen5und8belegte.ImJunizeigtensichbeiderBerichterstattungüberdenTodvonAltkanzlerHelmutKohlzumTeilauffälligeUnterschiede.WährendKohlsTodinden„Sat.1Nachrichten“undim„heutejournal“aufPlatz1undin„RTLaktuell“undden„Tagesthemen“aufPlatz2erschien,fielderSpitzenplatzin„heute“und„RTLaktuell“aufdieBerichterstattungüberdenConfedCup/U21EM.
Im Juli lag der G20Gipfel in allen Sendungenübereinstimmendauf Platz 1, unddasdeutschtürkischeVerhältnis belegte in allen Sendungenaußerdem„heutejournal“Platz2.ImJuligewannerstmals der Dieselskandal in Verknüpfung mitdemVorwurfeinesAutokartellsinDeutschlandalsTopthemaaufPlatz3anBedeutung.ImAugustbelegtederBundestagswahlkampfRang1oder2inden Sendungen. Das „heutejournal“ setzte dieBerichterstattung zumDieselskandal auf Platz 1.Im Wahlmonat September war die BundestagswahlinallenSendungenTopthemaNr.1.DerStellenwertderBundestagswahlwurdezudemdurchdieWochenachderWahlunterstrichen,alsesumdie Reaktionen auf dasWahlergebnis und seineFolgenging.EinKonkurrenzthemazurPolitikwarenimSeptember dieHurrikanschäden in denUSAundderKaribik,siewurden indenprivatenSendungenintensiveralsindenöffentlichrechtlichenaufgegriffen.ImOktoberzeigtesichinallenSendungeneinehoheÜbereinstimmungaufdenbeiden Spitzenplätzen in der Berichterstattung überdenKatalonienKonfliktunddieSondierungenfüreineJamaikaKoalition.
fällig ist auch das häufige Zusammentreffenmitden Ländern Syrien, Irak undAfghanistan. Russland, China und die Türkei traten häufig mitDeutschland und den USA auf, währendMexiko,Israel und Palästina, der Iran und die ostasiatischen Ländern Japan, Südkorea und NordkoreavorallemzusammenmitdenUSAvorkamen.SaudiArabienwurdeamhäufigstenmitseinemRivalenIranthematisiert.
Differenziert man die Länderpräsenz nach Themenbereichen,zeigensichähnlicheSchwerpunkte wieimVorjahr(vgl.Tabelle4).ÜberdieHälftederAuftritteandererLänder(53%,Vorjahr:52%)entfiel aufThemender internationalenPolitik. FastausschließlichaufThemenderinternationalenPolitik beruhte die Präsenz von Nordkorea (91%).AndereLändermithoherKonzentrationihrerAuftritteinderKategorieinternationalePolitikwarenIran,Syrien,Irak(über70%)undEULänder,RusslandundIsrael(über60%).
PräsenzderUSAnachTrumpsAmtsantrittindendeutschenNachrichtennochmalsdeutlichzu.MitgeringererPräsenzals2016folgtenanzweiterPosition die EULänder als Gemeinschaftsnennungmit1666Auftritten(imVorjahr2097).DienachfolgendenRangplätzebelegteningeringemAbstandFrankreich,Türkei,GroßbritannienundRussland.GegenüberdieserGruppierungvonLändernfielvorallemSyrienmitnurnoch685Auftritten imJahr2017nach1578AuftrittenimVorjahrdeutlichzurück.
BetrachtetmanfüralleThemenbereichedieLänder,welchegemeinsamimgleichenBeitragvorkamen und damit im gleichen Themenkontextauftraten,ergibtsichfürdasJahr2017eineLänderkonstellation in Form eines Netzwerkes (vgl.Abbildung15). (9)DeutschlandmitdenmeistenCoAuftrittenteiltesichdieBeiträgebzw.ThemenderNachrichtenamhäufigstenmitdenUSA,dieinallen Sendungen die höchste Auslandspräsenzhatten.WeiterhinkamDeutschlandhäufigzusammenmit denEULändern vor,wobei FrankreichundGroßbritanniendiegrößteRollespielten.Auf
Länderpräsenz am häufigsten im Zusammenhang mit internationaler Politik
PolitikerpräsenzImJahr2017wurden indensechsNachrichtensendungen 763 (Vorjahr: 748) deutsche Politikermit insgesamt 12829 (Vorjahr: 11698)Auftrittenerfasst.DerAnstieggegenüberdemJahr2016istvorallemderBundestagswahlsowiedenLandtagswahlenimMaiinNRWundimOktoberinNiedersachsen zuzuschreiben. Die Präsentationsart derPolitiker unterschied sichnicht vomVorjahr.Diedeutschen Politiker kamen bei ihren AuftrittenhauptsächlichmitOTonselbstzuWort(60%),ineinemViertelderAuftrittewurdensieinBild/Film(25%)präsentiert,seltenerinMeldungennurgenannt (15%). Auch das Geschlechterverhältnisändertesichkaum.AufMännerentfielen67ProzentderdeutschenPolitikerauftritte(Vorjahr:68%),aufFrauen33Prozent.
In keinem anderen Themenbereich wurde die10Prozentmarkeüberschritten.AufdeutschePolitik beiAuslandspräsenz, diemeist aus derVerknüpfungvoninternationalerPolitikmitdeutscherPolitikentstand,entfielen8ProzentderBeiträge.SiebetrafenamstärkstenAfghanistan(29%)unddieTürkei (23%). BeiThemen zuWirtschaft/Verkehr fieldiePräsenzderNiederlandeundChinahöherausalsdieandererLänder.ImBereichGesellschaft/JustizbetrafdiesamhäufigstendieTürkei, IsraelundAfghanistan.BeiderBerichterstattungüberKatastrophenwaren Italien (22%)undGriechenland(15%)ampräsentesten.InderSportberichterstattunghattenerneutdieSchweiz(28%)undÖsterreich (27%)diehöchstePräsenz.MaßgeblichenEinflusshieraufhattewie indenVorjahrenderWintersport.SoweitandereLändermitAnteilenimBereichvon12bis16Prozentander
Mehr Politikerauftritte wegen Bundestagswahl und Landtagswahlen
550
189
125
83
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59
8
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263
216
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464
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219
130
246
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88
171
91
112
55
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75
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64
67
916
656
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410
339
306
284
234
218
207
196
172
141
138
127
125
124
122
117
Merkel, Angela
Schulz, Martin
Gabriel, Sigmar
Seehofer, Horst
de Maizière,Thomas
Steinmeier, Frank-Walter
Özdemir, Cem
Lindner, Christian
von derLeyen,Ursula
Dobrindt, Alexander
Schäuble,Wolfgang
Göring-Eckardt,Katrin
Nahles, Andrea
Oppermann,Thomas
Maas, Heiko
Petry, Frauke
Gauland, Alexander
Hendricks, Barbara
Weil, Stephan
Laschet, Armin
nur genannt in Bild/Film gezeigt O-Ton
Abb. 16 Top-20 der meistpräsenten deutschen Politiker in den Fernsehnachrichten 2017Anzahl der Auftritte
Aufdie20meistpräsentendeutschenPolitikerentfielen7203 (Vorjahr:6521)Auftritte.ÄhnlichwieimVorjahr repräsentiertennur2,6Prozentder inden Nachrichten aufgetretenen Politiker 56 ProzentallerAuftritte.InderRanglisteder20amhäufigstenindenFernsehnachrichtenpräsentendeutschen Politiker behauptete die BundeskanzlerinundCDUVorsitzendeAngelaMerkelimJahr2017mit1955 (Vorjahr:1743)AuftrittennachwievoreinendeutlichenVorsprungvordennachfolgendenPolitikern(vgl.Abbildung16).
GegenüberdemVorjahrbliebderAbstandzwischen dererstplatziertenBundeskanzlerinunddemjeweilsZweitplatziertennahezuunverändert.ImJahr2016folgtenachMerkelSigmarGabrielmit1023AuftrittenundimJahr2017MartinSchulzmit1039Auftritten.AufdenweiterenRangplätzenerschienenAußenministerSigmarGabriel(656),derbayerische Ministerpräsident und CSUVorsitzendeHorst Seehofer (416), InnenministerThomas deMaizière(410),danachmitAbstandBundespräsi
dentFrankWalterSteinmeier (339),gefolgtvondenVorsitzendenderkleinerenParteien,vondenGrünenCemÖzdemir(306)undvonderFDPChristian Lindner (284). Rang 9 belegte die VerteidigungsministerinUrsulavonderLeyen(234).DiezweiteHälftederTop20wurdeüberwiegendvonMinisternderbiszurBundestagswahlregierendenunddanachgeschäftsführendenGroßenKoalitiongeprägt.
DieAuftrittedeutscherPolitikerkamenwieimVorjahrwesentlichdurchAusübungihrerAmtsrolleineinemRessortderRegierung,durchOppositionsrollenaufBundesoderLandesebeneoderdurchSpitzenpositionen in einer Partei zustande. NachHauptthemenbereichen aufgeschlüsselt, entfielendiePolitikerauftrittegrößtenteilsaufdieKategoriedeutsche Politik (vgl. Tabelle 5).Weniger als ein
Auf 20 Politiker entfiel mehr als die Hälfte aller Auftritte
imZusammenhangmitpolitischenRessorts(31%),in denen ein bestimmtes Sachgebiet im Vordergrund stand, waren seltener anzutreffen, soferndabeiaufbloßeSchlagwörterverkürzteMehrfachnennungennichtmiteinbezogenwerden.
ImJahr2017setztesichderTrendzunehmenderPräsenzausländischerPolitiker indendeutschenFernsehnachrichtenfort. Insgesamtwurden10372Auftritteerfasst, imVorjahrwarenesnoch9426Auftritte.WesentlichenAnteilamZuwachsderAuftritte von Auslandspolitikern hatte in 2017 USPräsidentDonaldTrump.TrumpübertrafmitseinerNachrichtenpräsenzquantitativsogardiedeutscheBundeskanzlerin(vgl.Abbildung17).SeineAuftrittshäufigkeit stieg gegenüber 2016 um etwa dasZweieinhalbfachevon796auf2095.ZugleichverringertesichdiePräsenzvonRecepTayyipErdogan, dermit674Auftritten(Vorjahr:745)Rang2belegte.DieweiterenPlätzebelegtenEmmanuelMacron
Viertel derAuftritte bezog sich auf internationalePolitik oder vereinzelt aufWirtschaft/Verkehr. InallenanderenThemenbereichenbishinzumSportkamenAuftrittevonPolitikernnurmarginalvor. DifferenziertmandiePolitikerauftritte imThemenbereichdeutschePolitikthematischnochfeiner,werdendieinhaltlichenBezügeundauchderEinflussdesWahlkampfesdeutlichersichtbar.Vondeninsgesamt12829AuftrittendeutscherPolitikerentfielen9912AuftritteaufThemenzurdeutschenPolitik,davon5434aufdieTop20Politiker.DabeigingesvorrangigumThemenderParteienpolitik(69%),dasheißtumparteiinterneAngelegenheitenundProgramme,Parteitage,Wahlen,Koalitionen,PersonaldiskussionenundAffärensowieumpolitischeInstitutionenallgemein.Politikerauftritte
Präsenz ausländischer Politiker weiter zunehmend
791
316
103
152
69
162
24
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42
30
100
33
30
29
50
28
8
16
10
18
810
249
198
171
107
64
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139
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39
26
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48
39
34
43
37
37
494
109
147
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80
45
51
5
71
50
41
19
27
48
30
37
26
2 095
674
448
385
340
257
190
188
162
145
144
130
121
119
117
94
90
89
84
81
Trump, Donald
Erdogan, RecepTayyip
Macron, Emmanuel
Putin, Wladimir
May, Theresa
Obama, Barack
Puigdemont, Carles
Kim Jong-un
Pen, Marine Le
Tillerson, Rex
al-Assad, Baschar
Juncker, Jean-Claude
Rajoy, Mariano
Netanjahu,Benjamin
Maduro, Nicolas
Hollande, Francois
Kurz, Sebastian
Xi Jinping
Cavusoglu, Mevlut
Pence, Mike
nur genannt in Bild/Film gezeigt O-Ton
Abb. 17 Top-20 der meistpräsenten ausländischen Politiker in den Fernsehnachrichten 2017Anzahl der Auftritte
(Frankreich),WladimirPutin (Russland),TheresaMay(Großbritannien),BarackObama(USA),CharlesPuigdemont (Spanien), Kim Jongun (Nordkorea),MarinelePen(Frankreich)undRexTillerson(USA).VondenAuslandspolitikernindenTop20lassensichnurachtdenEULändernzuordnen.VordemHintergrundderEreignisseimJahr2017verdankten dieAuslandspolitiker ihreAuftrittschancen indendeutschenFernsehnachrichtenhauptsächlichKonflikten,WahlenundNormabweichungen.
Präsenz der ParteienDiePräsenzderpolitischenParteienindenFernsehnachrichten wird ermittelt über die Zahl derAuftritte ihrer Einzelpolitiker. Vergleicht man dieAuftrittshäufigkeitderParteien2017mitdemVorjahr, werden einige Veränderungen sichtbar, diezumTeilaufWahleffektezurückzuführensind:Diebeiden großen Parteien CDU und SPD hatten erwartungsgemäßinbeidenJahrendiemeistenAuftritte,gegenüber2016glichsichdieAuftrittshäufigkeitimJahr2017jedochan(vgl.Abbildung18).DiePräsenzderCDUgingvon37auf33Prozentzurück,währenddiePräsenzderSPDvon28auf32Prozentanstieg.Unverändertbliebbei10ProzentdiePräsenzderGrünen.DieCSUsankvon10auf9Prozent.DieLinkebliebimRundungsbereichvon5Prozent,währenddiePräsenzderAfDvon4auf5Prozentanstieg.UnterdenkleinerenParteienkonntedieFDPmiteinemAnstiegvon2auf4ProzentdengrößtenZuwachsverzeichnen.SonstigeParteienmiteinerPräsenzzwischen0und1ProzenthattenfürdieParteienprofileindenNachrichtensendungenkeinenennenswerteBedeutung.Die
KategoriederparteilosenPolitikerwurde imVorjahrhauptsächlichdurchBundespräsidentJoachimGauck repräsentiert. Der personelle Wechsel imAmtdesBundespräsidentenimMärz2017erklärtdenRückgangvon3auf1Prozent.(10)
Die Nachrichtensendungen unterschieden sichauch2017beiderParteienpräsenznurwenig. Inallen Sendungen dominierten die beiden großenParteienCDUundSPD.Indenöffentlichrechtlichen Sendungen war die Präsenz der Parteien dabeiausgewogener als in den privaten. Bei RTL undSat.1 profitierten die großen Parteien tendenziellzulastenderSendezeitkleinererParteien.In„RTLaktuell“kamdieCDUauf38Prozent,inden„Sat.1Nachrichten“auf34Prozent,währendihrAnteilin„Tagesschau“und„heute“bei31bzw.32Prozentlag. Unter den kleineren Parteien erhielt bei RTLund Sat.1 Die Linke die wenigsten Auftritte. Mitjeweils2ProzentfielihrePräsenzin„RTLaktuell“undden„Sat.1Nachrichten“deutlichgeringerausals in„Tagesschau“ (8%)und„heute“ (7%).DiePräsenzvonFDPundAfD,imBereichvon4bis5Prozent, unterschied sich in den Sendungen nurmarginal.
Betrachtet man die Parteienpräsenz im Monatsverlauf des Jahres 2017, zeigt sich deutlich derEinflussderWahlen(vgl.Abbildung19).DiestärkstenSchwankungenfallen indieMonateMärzbis
FazitDer InfoMonitor 2017bestätigt erneut, dass sichan den inhaltlichen Profilen öffentlichrechtlicherundprivaterSenderauch längerfristigwenigändert. Die meistgenutzten NachrichtensendungenvonARD/DasErste,ZDF,RTLundSat.1unterscheidensichweiterhinvorallemdurchdieRolle,diediepolitischeBerichterstattungspielt.WährenddieöffentlichrechtlichenNachrichtenbeiderThematisierungvonPolitikdeutlichüberlegensind,habendie privatenSender einÜbergewicht bei derBerichterstattungüberAlltagsereignisse,Human Interest,UnfälleundKriminalität.
HoheAufmerksamkeiterhieltenimJahr2017dieBundestagswahlsowieUSPräsidentDonaldTrump inseinemerstenRegierungsjahr.BeideThemenkomplexe führtensowohl indenöffentlichrechtlichenalsauch indenprivatenNachrichtensendungenzueinerAusweitungderdeutschenundinternationalenPolitikberichterstattung.DerintensivenBeobachtungderAmtsführungvonPräsidentTrumpistwesentlichzuzuschreiben,dassdieUSAalleanderenLänderanPräsenznochdeutlicherübertrafenalsindenVorjahren,währendLänderwiezumBeispielSyrienalsKriegsregionundAusgangspunkt der Flüchtlingsbewegung in der BerichterstattunganBedeutungverloren. Die Analyse der Politikerauftritte belegt, dassBundeskanzlerin Angela Merkel im Gesamtjahr2017doppelt so vieleAuftrittewieSPDKanzlerkandidat Martin Schulz aufwies. Während der
Mai.NachstarkerPräsenzimMärzsankdieAuftrittshäufigkeitderPolitikervonCDUundSPD imOstermonatApril, um dann imMai zur Zeit derLandtagswahlen in NRW und SchleswigHolsteinfastgleichaufihreJahreshöchstwertezuerreichen. UnterdenkleinerenParteienprofitiertenvondiesenWahlenammeistendieGrünenunddieFDP.ImJunierklärtsichderVorsprungderCDUvorderSPDvorallemausdemTodvonHelmutKohl.NachderSommerpauseglichensichCDUundSPDbeisteigenderPräsenzinderheißenPhasedesBundestagswahlkampfs im September erneut an.NachderWahlniederlageverlordieSPDzunächstanPräsenz.ZumWechselderRangpositionenvonCDUzuSPDkameserstnachdemScheiternderJamaikaKoalitionimNovember. BeidenkleinerenParteienstiegdieAnzahlderAuftrittederAfDimAprilanlässlichihresParteitagsinKölnkurzfristigan.ImJulirangiertedieCSUvorn,währendAfDundFDPihregeringstePräsenzhatten.WährendderWahlkampfzeit indenMonatenAugustundSeptemberlagenallekleinerenParteiennäherbeieinander.DenstärkstenZuwachsabJulihattedieAfD,nachderWahlverlorsiewiederanPräsenz.DagegensetztesichdieAufwärtsentwicklungbeiGrünen,CSUundFDPbisNovemberfort,dieswardiePhasederJamaikaSondierungsgespräche.
Ö.r. Nachrichten überlegen bei Politikberichterstattung
Intensive Beobachtung der Amtsführung von Donald Trump
Abb. 19 Parteizugehörigkeit der Politiker in den Fernsehnachrichten im Jahresverlauf 2017Anzahl der Auftritte
Wahlkampfmonate verringerte sich dieser Vorsprung.DieBedeutungvonDonaldTrump indendeutschenNachrichten2017zeigtsichauchdaran,dassmitihmerstmalseinAuslandspolitikermehrAuftrittealsdiedeutscheBundeskanzlerinhatte.
AufdiePräsenzderParteienwirktesichdiezeitlichbegrenzteThematisierungderBundestagwahl imJahresdurchschnitt eher begrenzt aus.CDUundSPDglichensichinderZahlderAuftrittewährenddesWahlkampfestendenziellan.DieFDPlegteimJahresvergleichzu,währenddieanderenkleinerenParteienimVergleichderJahre2016und2017nur geringeUnterschiedeinihrerPräsenzaufwiesen.