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Leseprobe
Felix Friedrich
In dulci jubilo
Orgelmusik begleitet durch die Weihnnachtszeit
Buch: ca. 48 Seiten, 16 × 19 cm, gebunden, durchgehend farbig gestaltet, mit zahlreichen Farbfotos,; CD: mit Booklet, Laufzeit ca. 71 MinutenISBN 9783746250953
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Welches Musikinstrument könnte mit seinen wundervollen Klängen die Advents-
und Weihnachtszeit besser verzaubern und veredeln als die Orgel? Und welcher
Weihnachtsgottesdienst am Heiligen Abend wäre ohne die faszinierende Klang-
welt der Orgel beim innigen Lied von der „Stillen Nacht“ oder bei dem majes-
tätisch dahinfließenden Choral „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende
Weihnachtszeit“ denkbar? Wenn ich mich recht erinnere, fand meine allererste
Begegnung mit diesem königlichen Instrument ebenfalls in der Adventszeit statt,
als ich als Kurrende-Sänger in meiner damaligen Heimatgemeinde von St. Nicolai
in der mittelsächsischen Kleinstadt Döbeln den Tönen der großen Eule-Orgel
lauschte. „In dulci jubilo“ – „Im wohlklingendem Jubel“ der Orgel erhält diese
Kirchenjahreszeit von der Verkündigung und der Geburt Jesu Christi wahrlich
einen besonderen, den ihr gemäßen Glanz.
Felix Friedrich
Eine musikalische Entdeckungsreise
Felix Friedrich
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EIN BESONDERER GLANZ
Es sind zwei Choräle, die mich neben den Kirchenliedern von
Martin Luther seit meinem Kirchenmusikstudium in Dresden so-
wohl von der Melodie als auch vom Text her in besonderer Weise
fasziniert und nie wieder aus ihrem Bann entlassen haben: Philipp
Nicolais „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ und „Wie schön leuch-
tet der Morgenstern“. Beide Choräle, einerseits für den Wechsel
des Kirchenjahres an der Schwelle zum Advent und anderseits für
Epiphanias, dem Dreikönigsfest, geschrieben, umrahmen quasi als
wuchtige Eckpfeiler die mit den vielfältigsten Liedern und Chorä-
len so reich gesegnete Advents- und Weihnachtszeit.
Immer wieder erinnere ich mich in diesem Zusammenhang gerne
an das Studienfach Hymnologie bei Dr. Erich Schmidt, dem dama-
ligen Domkantor zu Meißen und Begründer der Meißner Kantorei
1961. Dank seines immensen theologischen Hintergrundwissens
hat er uns Studenten diese beiden Kirchenlieder sehr eindring-
lich und nachhaltig nahegebracht. Und in der Tat besitzen diese
Schöpfungen jenes Theologen durch ihren markanten Text und die
kraftvolle und zugleich eingängige, auf simplen Dreiklangsbildun-
gen beruhende Melodieführung eine ganz eigene Aussagekraft, die
Komponisten wie Buxtehude, Bach, Mendelssohn Bartholdy, Reger
oder Distler in ihren Bann zog und die der gesamten Advents- und
Weihnachtszeit einen besonderen Glanz verleiht. In meinen Ad-
vents- und Weihnachtskonzerten sind sie deshalb stets ein fester
Programmbestandteil. Diese beiden Choräle umrahmen zugleich
meine Betrachtungen und Gedanken zur Weihnachtszeit.
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IN ERWARTUNG DER ADVENTSZEIT
In der überwältigenden, fast kathedralartig anmutenden Akustik
der ganz im Geist von Martin Luther 1571 unter Kurfürst Au-
gust von Sachsen errichteten Schlosskapelle Augustusburg mit
dem berühmten Cranach-Altar fi ndet J. S. Bachs Bearbeitung des
Chorals „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ gleichsam eine majes-
tätische Überhöhung. Ursprünglich als Teil der gleichnamigen Kan-
tate BWV 140 gehört dieses Stück zum Standardrepertoire der
Organisten, da Bach es später als Orgelfassung publizierte und in
den Zyklus der „Sechs Choräle von verschiedener Art“, der soge-
nannten „Schübler-Choräle“, aufnahm. Ich erinnere mich an meine
Schulzeit, zu der ich jeden Sonntag frühmorgens voller Begeiste-
rung die Bach-Kantate im Rundfunk hörte. In einem dieser Jahre
wurde diese Kantate an dem selten auftretenden 27. Sonntag nach
Trinitatis gesendet, für den Bach jene Kantate komponiert hatte.
Bereits nach den im Rhythmus einer französischen Ouvertüre da-
hinschreitenden ersten Takten war ich fasziniert von dieser Musik,
ganz abgesehen von dem so schwungvollen, fast swingenden Cho-
ralsatz „Zion hört die Wächter singen“. Seit dem Studium gehört
diese Choralbearbeitung zu meinem oft gespielten Repertoire.
Bei den zahlreichen Konzerten zusammen mit dem Solotrom-
peter des Gewandhausorchesters Leipzig, Karl-Heinz Georgi, ge-
langte dieses Stück ebenfalls oft zur Aufführung. Als 1992 die Pla-
nungen für eine CD-Aufnahme mit der relativ kleinen, aber sehr
feinen, hoch oben auf der zweiten Empore platzierten Orgel von
Georg Renkewitz in der Schlosskapelle Augustusburg begannen,
stand es außer Frage, dass diese Komposition mit dabei sein sollte.
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Wachet auf, ruft uns die Stimme„Wachet auf“, ruft uns die StimmeDer Wächter sehr hoch auf der Zinne,„Wach auf, du Stadt Jerusalem!Mitternacht heißt diese Stunde!“Sie rufen uns mit hellem Munde:„Wo seid ihr klugen Jungfrauen?Wohlauf, der Bräut’gam kommt,Steht auf, die Lampen nehmt!Halleluja!Macht euch bereit zu der Hochzeit;Ihr müsset ihm entgegengehn!“
Zion hört die Wächter singen,Das Herz tut ihr vor Freude springen,Sie wachet und steht eilend auf.Ihr Freund kommt vom Himmel prächtig,Von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig;Ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf.Nun komm, du werte Kron,Herr Jesu, Gottes Sohn!Hosianna!Wir folgen all zum FreudensaalUnd halten mit das Abendmahl.
Philipp Nicolai
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IN GUTER TRADITION
Der Dom in Zeitz mit seiner ungewöhnlichen und von Heinrich
Schütz beeinfl ussten Orgelkonstellation hat mich stets sehr inte-
ressiert. Natürlich spielt dabei der Bach-Schüler Johann Ludwig
Krebs eine große Rolle, denn dieser bemerkenswerte Musiker
amtierte schließlich vor 250 Jahren als mein Amtsvorgänger und
herzoglicher Hoforganist an der Altenburger Schlosskirche. Bevor
er jedoch diese Stelle antrat, war er Organist an der damaligen
Schlosskirche, dem heutigen Dom, in Zeitz. Die beiden auf gegen-
überliegenden Emporen angeordneten Orgeln existieren heute
noch, obwohl sie über die Zeitläufte hinweg viele Veränderungen
erfuhren. Insofern ist es gleichsam eine gute Tradition, in diesem
Kirchenraum die Orgelwerke von Krebs zu spielen, zumal seine
Kompositionen für Orgel und ein zweites Instrument zum großen
Teil hier geschrieben und erstmalig aufgeführt wurden. Die Cho-
ralbearbeitung über „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ erklang
in einem Konzert, das der in Halle/S. beheimatete Verein „Straße
der Musik e.V.“ organisiert hatte. Dessen verdienstvolles Anliegen
es ist, auf selten und kaum gespielte oder bisher völlig zu Unrecht
vernachlässigte Kompositionen aus Mitteldeutschland, also auf
„unerhörte Klänge“, aufmerksam zu machen.
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