»Dieses Festschreiben ist ein Zeichen, dass es diese Liebe einmal gegeben hat.« Reise nach Hawaii: »Worauf warten wir? Das Leben darf jetzt auch gut sein.« Salami-Hochzeiten sind auch beliebt: Standesamt, Party, im Jahr darauf die kirchliche Feier. DER SONG CONTEST 2016 Porträt des Gewinnerlandes · Analyse des Votings · Reaktionen · Nachberichte · Bildergalerien Am Pfingstwochenende berichten unsere Song-Contest-Experten Heide Rampetzreiter,Maciej Palucki und Klemens Patek von der 61. Auflage des europäischen Singwettbewerbs. Einen ausführlichen Nachbericht der Finalshow vom Samstagabend in Stockholm finden Sie auf www.diepresse.com/songcontest Foto: APA Auf dem Berg, im Zirkus, am See: Ich heirate, wie ich will! Heiraten am Strand, das war gestern. Hochzeitsfeiern werden immer individueller, größer und dauern länger. Man will seinen Gästen ein Erlebnis schenken. VON ANNA-MARIA WALLNER UND EVA WINROITHER I m Schloss, auf dem Sandstrand von Mauritius, in der Plastikkir- che in Las Vegas. Schon bisher waren der Fantasie von Brautpaa- ren bei der Auswahl des Hochzeitsor- tes kaum Grenzen gesetzt. Mit dem steigenden Wohlstand der Gesellschaft und leistbaren Flügen begann in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jah- ren ein regelrechter Hochzeitstouris- mus in weit entfernte Länder. Da konnten Paare Trauung und Hoch- zeitsreise praktischerweise gleich zu- sammenlegen. Die Verwandten ließ man entweder zu Hause (und schickte nur eine Postkarte: „Wir haben uns ge- traut!“) oder lud nur die engsten Freunde als Trauzeugen dazu. Hoch- zeiten am Strand oder in Las Vegas, die gibt es heute auch noch, allerdings sind sie nichts Besonderes mehr. Aber „besonders“, das muss eine Hochzeit heute für viele sein. Ein Grund dafür ist, dass Paare immer spä- ter heiraten, zuerst die Karriere ankur- beln, ihre Beziehung lang prüfen – und dann gern bereit sind, Geld und Zeit in die Trauungszeremonie zu stecken. Heute wird wieder sehr traditionell ge- heiratet, also mit der gesamten Familie und vielen Ritualen – oder sehr indivi- duell. Und jedenfalls ausschweifend und mehrere Tage lang. Beliebt sind auch „Salami-Hochzeiten“: zuerst die Feier im Standesamt mit den engsten Freunden und Verwandten, danach die große Party für den weitverzweig- ten Freundeskreis und die kirchliche Hochzeit im Jahr darauf, gern auch bei der weiter weg lebenden Verwandt- schaft von Braut oder Bräutigam, de- nen man die Anreise zur ersten Zere- monie nicht antun wollte. Manchmal hat das auch mit dem sich ankündi- genden Nachwuchs zu tun. Vor oder nach der Geburt des ersten Kindes wird im kleinen Kreis die standesamtli- che Hochzeit gefeiert, erst im Jahr da- rauf folgt ein großes Fest. Dass die individuellen Zeremonien immer beliebter werden, hat laut Hei- ratsplanerin Gabi Socher aus Gmun- den auch damit zu tun, dass Brautpaa- re wirklich dort heiraten wollen, wo es ihnen gefällt: auf einem Schiff auf dem Traunsee, in den Bergen oder im Zir- kus. Es gebe aber Gemeinden, in de- nen der Standesbeamte bei solchen Zeremonien nicht mitwandern dürfe, oder Pfarrer, die das nicht tun würden. Also wird umdisponiert, die Feier mit- hilfe eines Hochzeitsredners abgehal- ten oder vielleicht doch ein Priester ge- funden, der eine Segnungsfeier anbie- tet – die dann freilich nicht als kirchli- che Trauung gilt. Zurück an den Hochzeitsort. Es käme immer wieder vor, dass die Brautpaare dann alle Jahre wieder (am Hochzeits- tag) an den Ort zurückkehren. „Das sind besondere Momente, die dich ein ganzes Leben lang begleiten.“ Den Trend zu tagelangen Festen hat auch Socher beobachtet. Bis zu drei Tage dauernde Hochzeitsfeiern sind heute keine Seltenheit mehr. Die Gäste kom- men etwa am Freitag an, dann gibt es einen „Kennenlernabend“ in Tracht, am Samstag wird geheiratet (in Weiß), und zum Abschluss folgt am Sonntag ein Hochzeitsbrunch oder eine Wan- derung. Diese tagelangen Feiern wer- den oft von weit gereisten Paaren oder Paaren, die aus unterschiedlichen Län- dern kommen, geplant, deren Familien und Freunde naturgemäß aus vielen verschiedenen Ländern anreisen. Wer seine Liebsten schon darum bittet, ein Flugzeug zu besteigen, der will ihnen mehr als nur einen Hochzeitsabend bieten. Wer seine Liebsten ohnehin selten sieht, will auch ein bisschen mehr von ihnen haben. „Das wertvolls- te Gut ist heutzutage, Zeit zu schen- ken“, sagt Socher. Viele Brautpaare wollen ihren Gäs- ten daher ein richtiges Erlebnis schen- ken. Also gibt es Fotoboxen, Kutschen- fahrten, Hotdog-Stände, viele Spiele – und irgendein liebevoll ausgesuchtes oder sogar vom Brautpaar selbst ge- machtes Geschenk für jeden Gast (Mar- melade, Schnaps, Serviettenringe, . . .). Dem Wunsch nach individuellen Festen wird auch in typischen Heirats- regionen Rechnung getragen. Bei der von Socher mitgegründeten Plattform „Sag Ja im Salzkammergut“ können Paare ihre Hochzeit selbst organisieren oder sich inspirieren lassen. Dort wird auch mit „abenteuerlichen Zeremo- nien zwischen den Wipfeln im Hoch- seilgarten“ und einem „Tauchabenteu- er im Attersee“ geworben. Es gibt heute wenig, was nicht möglich ist. Hochzeit im Alter: Vom späten Ja-Sagen Sie sind weit über der Lebensmitte, waren schon einmal verheiratet oder tun es das erste Mal. Das Kleid ist dann meist nicht mehr weiß, sondern cremefarben, oder die Brautleute tragen Tracht. Die Zahl der Menschen, die mit 55 plus heiraten, steigt. Warum ist das so? Und was unterscheidet eine Ehe, die mit 30 geschlossen wird, von einer, die mit 60 besiegelt wird? VON EVA WINROITHER D as erste Mal sieht sie ihn, da ist er fast nackt. Nur mit einem Handtuch bekleidet, kommt Fritz Krempl, damals 67 Jahre alt, die Treppe hinunter. „Das ist privat“, wird er zur verdutzten Iris Reingruber sagen, die er für eine Pas- santin hält. Hinter ihm meldet sich be- reits lachend die Visagistin zu Wort. Reingruber und Krempl wurden beide als Seniorenmodels für einen Infrarot- kabinenhersteller gebucht. Krempl muss bereits in der Kabine Fotos ma- chen. Daher das Handtuch. Für die nächste Aufnahme liegt sie bereits (angezogen) in seinen Armen auf der Couch. „Ich habe mir gedacht: Mein Gott ist die dünn. Und ihre weißen, langen Haare, diese Mähne hat mir im- poniert“, erinnert sich Fritz Krempl, Liebe auf den ersten Blick war es trotz- dem nicht. „Es ist ein Job, den man macht“, sagt Reingruber, damals 51 Jahre alt. „Wir sind dann wieder aus- einandergegangen.“ Doch das Schick- sal wird sie über die nächsten drei Jah- re immer wieder für Fotoshootings zu- sammenführen. Eine Einladung zu einem Essen im Restaurant lehnt sie ab („Ich war müde“), eine weitere zu einer Bootsfahrt nimmt sie an. Auf der wird sich Krempl auch deklarieren: „Ich lie- be dich. Was du damit machst, ist deine Sache, aber ich werde nicht damit auf- hören.“ Es sollte noch Jahre dauern, bis ihn seine zukünftige Ehefrau erhört. Dann aber richtig. Mit Zusammenzie- hen, Hochzeit und dem Versprechen „Ich werde dich auf Händen tragen“. Mehr Ehen im Alter. Die Zahl der Men- schen über 55 oder älter, die in Öster- reich heiraten, ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Gab es 2000 noch 260 Frauen, die sich mit 60 oder älter trauten, waren es 2014 bereits fast drei Mal so viel, nämlich 690. Bei den Männern (von denen tendenziell mehr später heiraten) stieg die Zahl von 615 auf 1705. Je nach Alterskategorie (60–64, 65–69 oder 70–74 etc.) hat sich die Zahl meist verdoppelt oder fast ver- dreifacht. Sogar Männer, die mit 95 Jah- ren oder älter geheiratet haben, gab es in den Jahren 2014, 2012 und 2011. Eine logische Entwicklung, die nicht nur daran liegt, dass die Men- schen älter werden. Die Zeit, in der Ge- schiedene verurteilt wurden, in der das Ende der Ehe (oder der Tod des Part- ners) automatisch das Ende von Zwei- samkeit bedeutet hat, ist vorbei. Sicher auch, weil die Industrie die Senioren für sich entdeckt hat. Wer heute 60 ist, kann und soll sich wie 45 fühlen. Bilder von Pensionisten mit kräftigem silber- grauen Haar dominieren die Werbung. Die Oma mit dem Tuch um den Kopf ist so gut wie verschwunden. Adelheid Stieger-Lietz hat ihren Mann bei einer Geburtstagsfeier ken- nengelernt. „Das war völlig unerwartet und überraschend. Wir haben uns ge- sehen und sofort eine schöne Verbin- dung erkannt“, erzählt die heute 50-Jährige. Ihr Mann ist 66. Keiner der beiden hat geplant, einen neuen Part- ner zu finden. Er war schon seit fünf Jahren geschieden, sie lebte in Schei- dung. „Ich bin davon ausgegangen, al- lein alt zu werden. Finanziell abgesi- chert und mit Kindern, aber als richtig schrullige Frau allein.“ Es sollte ande- res kommen. Ihr imponiert ebenfalls sein weißes Haar, als sie ihn sieht, ihm ihre Größe. „Ich bin 1,82 Meter groß“, und sie mag hohe Schuhe. Schon am nächsten Tag tauschen sie erste E-Mail-Adressen aus. Sie schreibt: „Es ist so neu und trotzdem so vertraut.“ Das Herz habe sich sofort entschieden, später auch der Verstand. Heute nennt sie es „eine bedingungslose Liebe. Es ist eine an- dere Liebe als die, die wir vorher hat- ten. Ohne Erwartungen. Einfach die Freude.“ Der Wunsch zu heiraten sei dann ganz selbstverständlich gewesen. Obwohl beide schon einmal verheiratet waren und wussten, dass Ehen schei- tern können. Trotzdem sei die Ent- scheidung klar gewesen. „Diese Liebe braucht die gleiche Wertschätzung wie unsere ersten Ehen“, erklärt Stie- ger-Lietz. Aus finanziellen Gründen ge- braucht hätten sie die Heirat nicht. „Uns war es als Symbol wichtig. Wenn es uns nicht mehr geben sollte, dann ist dieses Festschreiben ein Zeichen, dass es diese Liebe einmal gegeben hat.“ Noch einmal Ja sagen. So sind die bei- den auch bei Gabi Socher gelandet. Hochzeitsplanerin seit 1999 („Die Be- rufsbezeichnung gab es damals noch gar nicht“) und im Salzkammergut ak- tiv. Sie hat mehr als 440 Brautpaare verheiratet und wundert sich nicht, dass Menschen heute auch im hohen Alter eine Ehe eingehen. „Früher war man mit 55 plus schon ein Pensionist und ging zum Seniorenbund. Heute darf man das gar nicht mehr anspre- chen.“ Die älteren Paare, die sich bei ihr trauen, teilt sie in drei Typen. Jene, die seit 15, 20 oder mehr Jahren zu- sammen sind und zum ersten Mal hei- raten. „Da ist der Grund oft, dass sie keine Zeit hatten, sich in das Thema reinzudenken. Etwa, weil sie Karriere gemacht haben“, sagt sie. Der zweite Typ seien Paare, die be- reits verheiratet sind und das Ja-Wort erneuern. Für das Fest wird dann nicht gespart. „Oft war die erste Hochzeit ganz bescheiden, weil man sich noch nicht viel leisten konnte, das holt man dann nach“, erzählt Socher. Mit feierli- cher Zeremonie, Hochzeitstorte und einem Fest. Und dann gibt es noch die Paare, die sich erst im Alter kennenler- nen. Jene, die (wieder) heiraten, weil sie so froh sind, jemanden gefunden zu haben. „Im Alter muss man nichts mehr beweisen. Das ist dann ein sehr bewusstes Ja zu einer gemeinsamen Zukunft“, sagt sie. Kaum jemand heira- tet übrigens in Weiß, viele in Tracht. Die Paare genießen ihre späte Bezie- hung jedenfalls. „Es hat eine ganz andere Qualität. Wir freuen uns mit- und aneinander“, sagt Stieger-Lietz. Auch, weil ihr bewusst ist, wie schnell das Glück im Leben schwinden kann. Nach dem Antrag von Heinrich er- krankt Stieger-Lietz an Krebs. Noch während ihrer Chemotherapie heira- ten die beiden am Linzer Pöstlingberg „im Kreis der Familie“. Gemeinsam ha- ben sie zehn Kinder aus früheren Be- ziehungen, plus Enkelkinder, plus viele Geschwister. Ihr Mann sei während ih- rer Krankheit so stark gewesen, obwohl er selbst zu dem Zeitpunkt zwei neue Knie bekommen hat, erzählt sie. Ihre beiden Familien würde es freuen, „dass wir zwei füreinander da sind“. Das würde eine ältere Ehe vielleicht auch von einer jüngeren unterscheiden. „Früher gibt es schon auch die Vorstel- lung von Sicherheit, den gemeinsamen Besitz des Hauses, und dass Kinder einen gemeinsamen Namen tragen“ – im Alter falle das meist weg. Schwierige Entscheidungen. Auch Fritz Krempl genießt die Ehe. Heute ist er 75, seine Frau 59. „Im Alter ist es weit- aus schöner als in jungen Jahren. Man hat Zeit, man lebt bewusster. Ich habe Dinge entdeckt, von denen ich nicht wusste, dass es sie gibt. Ich meine jetzt nicht das Körperliche, sondern das Zu- sammensein, die Gespräche, das Um- gehen miteinander.“ Er und seine Frau, Iris Reingruber, sitzen an diesem Tag im Caf´ e Traxlmayr in Linz. Ihre weißen, dichten Haare hat Reingruber zu einem Zopf zusammengebunden, der ihr locker über die Schultern fällt. Alles an ihr ist fein: die Gesichtszüge, die Figur, die Falten, die sich wie Strah- len in dünnen Linien beim Lachen von den Augen aus abzeichnen. Sie nennt ihn Schatz. Er nimmt während des Ge- sprächs immer wieder ihre Hand und küsst sie. „Ich bin immer wieder er- staunt, was für eine schöne Frau ich habe.“ Er lächelt. Dabei war ihr Bezie- hungsstart alles andere als einfach. So- wohl er als auch Iris Reingruber waren verheiratet, als sie sich kennenlernten. Seine zweite Ehe war bereits seit Jahren zerrüttet, sie gab seinem Werben schließlich nach – davor schlug aller- dings auch noch ein Versuch fehl, sie beim Tangotanzen zu gewinnen. Ihre Freundinnen bezeichneten sie als mutig: In dem Alter dieser Schritt. „Das Schwierigste war, die Entschei- dung selbst zu treffen.“ Zwei Jahre lang werfen sie die Schuldgefühle (mit ih- rem Exmann war sie 35 Jahre verheira- tet) aus der Bahn. Krempl bleibt an ihrer Seite, stellt ihr kein Ultimatum. „Irgendwann war es auch gut. Und ich wusste: Ich darf das auch genießen.“ Das Aufarbeiten der eigenen Le- bensbiografie ist auch wichtig. „Die Zukunft – eine zweite oder weitere Ehe – hat erst dann eine Chance, wenn die Vergangenheit – eine erste, geschie- dene Ehe – gelten darf“, sagt Franz Ha- rant, Beziehungs-, Ehe-, Familienseel- sorger der Diözese Linz. Dort gibt es bereits seit 1992 eine Empfehlung des Priesterrats, Menschen, die wieder hei- raten wollen, mit Vorbereitung in die neue Ehe zu begleiten. Wenn auch der Wunsch, wieder mit dem Segen Gottes zu heiraten, bei diesen Paaren weniger oft als bei ersten Ehen vorhanden sei. Dabei sei es im Alter meist schwie- riger Beziehungen zu führen. „Je älter die Menschen, desto träger werden sie. Es braucht viel Gespräch, Verhandlung und Vereinbarung, wie das Miteinan- der gestaltet wird.“ Der Wunsch nach dem Gelingen der Ehe sei aber bei Jung und Alt gleich. Ein Nichtheiraten käme oft einer Kränkung gleich. „Da wird si- gnalisiert, ich bin mir nicht sicher, ob du der Partner fürs Leben bist, das schmerzt mehr oder weniger bewusst in der Seele und verunsichert“, sagt er. Die Ehe, findet er, sei besser als ihr Ruf. Es zahle sich aus, in Bezie- hungen zu investieren, in Ge- spräche, Berührung, Wert- schätzung. Dass die Zahl der Ehen zuletzt wieder gestie- gen sei, erklärt er damit, dass „nie- mand mehr Lust hat, sich ständig als Paar neu erfinden zu müssen“. Nur ein Partner? „In unserem Alter ,Le- bensabschnittspartner‘ zu sagen finde ich total blöd“, so Stieger-Lietz. Derzeit befindet sie sich mit ihrem Mann, Heinrich, auf Hochzeitsreise in Hawaii. Die beiden brauchten, bis sie gesund- heitlich wieder fit waren. Irgendwann hat er gesagt: „Worauf warten wir? Das Leben darf jetzt auch gut sein.“ Auch Fritz Krempl und Iris Rein- gruber (beide haben ihre Namen be- halten) haben vor zwei Jahren geheira- tet. Aus Liebe, aber auch, um sich ab- zusichern. Nach seiner zweiten Ehe war er finanziell ruiniert; sie hatte zwar Geld, aber eine geringe Pension. „In der heutigen Zeit muss man sich auch um das Finanzielle kümmern“, sagt sie. „Und das Gefühl ist ganz anders, wenn man sagt: ,Meine Frau oder mein Mann.‘“ Geheiratet haben sie für sich allein am Standesamt, erst zum Essen wurden Kinder und Enkel eingeladen. Die Freunde ihres Mannes hätten von der Ehe eine Zeit lang nichts ge- wusst. Sie hätten ihn schon vor der zweiten Ehe gewarnt und gemeint, das sei keine gute Idee. „Aber ich sehe an der Ehe nichts Schlechtes. Es ist schön, wenn es Liebe gibt. Und es ist wichtig, dass man sich vor dem Gesetz auch noch rechtfertigen muss“, sagt er. Umgekehrt kenne er freilich auch Frauen, die sagen, sie würden nur einen Partner wollen, der woanders wohne. „Es gibt auch viele Alte, die suchen jemanden, um die Wäsche zu waschen.“ Das würde eindeutig gegen Ehen im Alter sprechen. Für ihn trifft das nicht zu. Er war es, der seiner Frau versprochen hat, sie auf Händen zu tragen. Sie lächelt ihn an und kurz bil- den sich Tränen in ihren Augen: „Das hat er bis heute getan.“ Iris Reingruber (59) und Fritz Krempl (75) haben sich beim Modeln kennengelernt. Die Fotos zeigen nicht die Bilder ihrer eigenen Hochzeit, sondern wurden für die Hochzeitsplatt- form www.sagja- im-salzkammergut. at aufgenommen. www.sagJA-im- Salzkammergut.at, DayleAClavin ZAHLEN 290 Männer waren im Jahr 2014 bei ihrer Hochzeit zwischen 70 und 74 Jahre alt. 90 Frauen waren im gleichen Jahr ebenfalls bei ihrer Hochzeit zwischen 70 und 74 Jahre alt. AUF EINEN BLICK SPÄTE HOCHZEIT Die Zahl jener Menschen, die mit 60 Jahren oder später heiraten, hat sich in den vergangenen Jahren in Österreich mehr als verdoppelt. Gab es im Jahr 2000 noch 260 Frauen, die sich mit 60+ trauten, waren es 2014 schon 690. Bei Männern stieg die Zahl von 615 auf 1705. 2014 gab es einen Mann, der mit 95 (oder älter) heiratete. 36 LEBEN 0 0 LEBEN 37