HOCHSCHULE WEIHENSTEPHAN-TRIESDORF Fakultät Wald und Forstwirtschaft Bachelorarbeit Bewertung einer Waldverjüngung aus ökologischer und ökonomischer Sicht Verfasser: Neubauer Sebastian Tulpenweg 6 82234 Weßling Kontakt: [email protected]Koschka Tobias Kellerstraße 42 84036 Landshut Kontakt: [email protected]Betreuer: Prof. Dr. Erwin Hussendörfer Ort, Abgabetermin: Freising, 27.02.2013 Diese Arbeit unterliegt dem Urheberrecht und anderen Gesetzen zum Schutz geistigen Ei- gentums. Inhalte dieser Arbeit dürfen für den privaten Gebrauch sowie im Rahmen von Studium und Ausbildung genutzt werden. Kommerzielle oder anderweitige Verwendung, insbesondere Kopie, Vervielfältigung, Bearbeitung, Übersetzung, Einspeicherung, Verar- beitung bzw. Wiedergabe von Inhalten in Datenbanken oder anderen elektronischen Medi- en und Systemen sowie Printmedien bedürfen der schriftlichen Genehmigung der Autoren.
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HOCHSCHULE WEIHENSTEPHAN-TRIESDORF Fakultät Wald und Forstwirtschaft
Bachelorarbeit
Bewertung einer Waldverjüngung aus ökologischer und ökonomischer Sicht
Verfasser: Neubauer Sebastian Tulpenweg 6 82234 Weßling
Diese Arbeit unterliegt dem Urheberrecht und anderen Gesetzen zum Schutz geistigen Ei-gentums. Inhalte dieser Arbeit dürfen für den privaten Gebrauch sowie im Rahmen von Studium und Ausbildung genutzt werden. Kommerzielle oder anderweitige Verwendung, insbesondere Kopie, Vervielfältigung, Bearbeitung, Übersetzung, Einspeicherung, Verar-beitung bzw. Wiedergabe von Inhalten in Datenbanken oder anderen elektronischen Medi-en und Systemen sowie Printmedien bedürfen der schriftlichen Genehmigung der Autoren.
6 Grundlagen für die Bewertung von Wildschäden (Neubauer)...............................................S.31
6.1 Das Rehwild und seine Bedeutung für Verbissschäden im Wald........................S.31
6.2 Gefährdung der Baumarten durch Schalenwildverbiss........................................S.32
6.3 Gefährdung der Baumarten durch Fege- und Schlagschäden..............................S.33
6.4 Folgen des Wildverbisses.....................................................................................S.35
6.5 Folgen von Fege- und Schlagschäden..................................................................S.36
Inhaltsverzeichnis 5
6.6 Verbissprozent und Mindestpflanzenzahlen........................................................S.37
7 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse...................................................................S.39
7.1 Waldverjüngung der einzeln aufgenommenen Bestände (Koschka)......................S.39
7.2 Waldverjüngung der gesamten Waldfläche.........................................................S.43
7.2.1 Darstellung der Baumartenverteilung der Verjüngung (Koschka)......................S.43
7.2.2 Darstellung der Pflanzendichten (Neubauer).......................................................S.45
7.2.3 Darstellung der Verbiss- und Fegeschäden (Koschka)........................................S.51
8 Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht................................................S.55
8.1 Zustand der Naturverjüngung im Revier Törring II-Nord...................................S.55
8.1.1 Verbissbelastung und artspezifische Auswirkungen (Neubauer).............S.55
8.1.2 Fegeschäden und deren Bedeutung (Neubauer).......................................S.59
8.1.3 Höhenstruktur und Alter der Verjüngung (Neubauer).............................S.59
8.1.4 Verjüngung unter Schirm (Koschka).......................................................S.60
8.1.5 Kleinflächige Mischung und Ungleichmäßige Verteilung der Verjüngung (Koschka).............................................................................S.61
8.4 Verjüngungspotenzial und Entmischung (Neubauer).............................................S.70
8.5 Seltene Baumarten und ihre Bedeutung im Revier Törring II-Nord (Koschka).....S.72
8.6 Vorteile von Mischbeständen aus ökologischer Sicht (Neubauer).........................S.74
8.7Auswirkungen der veränderten Baumartenzusammensetzung auf den Standort (Neubauer)...............................................................................................................S.76
8.8 Naturnähe und Biodiversität (Neubauer)................................................................S.78
8.9 Die Tanne im Jagdrevier Törring II-Nord............................................................S.80
Inhaltsverzeichnis 6
8.9.1 Bedeutung der Weißtanne in der Verjüngung des untersuchten Waldgebiets (Koschka)............................................................................S.80
8.9.2 Die Ökologie der Tanne (Neubauer)........................................................S.80
8.9.3 Die Weißtanne und ihre Bedeutung für den Waldumbau (Koschka).......S.82
8.9.4 Die Weißtanne als Weiser einer waldorientierten Jagd (Neubauer)........S.82
8.10 Zukünftige Erfüllung der Wasserschutzfunktion (Koschka)................................S.84
8.11 Bewertung der Verjüngung als Habitat für das Rehwild (Koschka)....................S.85
9 Bewertung aus ökonomischer Sicht....................................................................................S.86
9.1 Grundlagen für die Berechnung des Wertes der Naturverjüngung (Koschka).......S.86
9.3 Berechnung des monetären Wertes der Naturverjüngung im gesamten Waldgebiet (Koschka).............................................................................................S.91
9.5 Vermarktung und Eigenschaften von Tannenholz (Neubauer)...............................S.96
10 Waldverjüngung im lokalen und regionalen Vergleich....................................................S.98
10.1 Waldverjüngung und Verbiss in der Hegegemeinschaft Salzach-Nord (Koschka)..............................................................................................................S.98
10.2 Vergleich mit der Situation in Bayern (Neubauer).............................................S.101
Abb.1: Dichte Tannennaturverjüngung im Revier Törring II-Nord (S.10)
Abb.2: Karte des Inventurgebiets (S.13)
Abb.3: Baumartenanteile in % der Grundfläche (S.24)
Abb.4: Lange Schäfte und kurze Kronen (S.25)
Abb.5: Lärchenkultur auf einer Freifläche (S.26)
Abb.6: Häufiges Waldbild im Jagdrevier Törring II-Nord (S.26)
Abb.7: Natürliche Tannen- und Bergahornverjüngung (S.27)
Abb.8: Waldfunktionskarte (S.28)
Abb.9: Verbissprozent der einzeln aufgenommen Bestände (S.42)
Abb.10: Baumartenanteile in der Verjüngung > 20cm in Prozent (S.43)
Abb.11: Baumartenanteile der Verjüngung < 20cm in Prozent (S.44)
Abb.12: Baumartenanteile in Prozent in den verschiedenen Höhenstufen (S.44)
Abb.13: Pflanzendichten in der Verjüngung > 20cm nach Bestandesalter (S.46)
Abb.14: Pflanzendichten in der Verjüngung > 20cm nach Schlussgrad (S.47)
Abb.15: Pflanzendichten in der Verjüngung < 20cm nach Alter (S.48)
Abb.16: Karte der Verjüngungsdichte (S.49)
Abb.17: Verbissprozent der Baumarten in der Verjüngung > 20cm (S.51)
Abb.18: Fegeschäden in Prozent nach Baumarten (S.53)
Abb.19: Karte der Verbissintensität (S.54)
Abb.20: Verbiss an der Bergahornverjüngung > 20cm differenziert nach der Verbissart (S.56)
Abb.21: Foto einer Gruppe junger Bergahorne mit Leittriebverbiss (S.57)
Abb.22: Verbiss der Tannenverjüngung > 20cm differenziert nach der Verbissart (S.58)
Abb.23: Höhenstruktur der gesamten Verjüngung > 20cm (S.60)
Abb.24: Variationskoeffizient der Pflanzendichte > 20cm nach Schlussgrad (S.62)
Abb.25: Anteile der Natur- bzw. Kunstverjüngung im untersuchten Waldgebiet (S.65)
Abb.26: Baumartenanteile des Altbestandes in Prozent der Grundfläche (S.68)
Abb.27: Baumartenanteile der Verjüngung > 20cm in Prozent (S.69)
Abbildungsverzeichnis 8
Abb.28: Baumartenanteile der Verjüngung < 20cm in Prozent (S.70)
Abb.29: Flächenanteile der unterschiedlichen Schlussgrade des Altbestandes (S.76)
Abb.30: Höhenstruktur junger Weißtannen in der Verjüngung > 20cm (S.83)
Abb.31: Vergleich der Kosten eines Hektar Tannenvoranbau mit und ohne Zaunschutz (S.88)
Abb.32: Vergleich der ermittelten Gesamtwerte der Naturverjüngung (S.93)
Abb.33: Wert des Modellhektars und der darin enthaltenen Mischbaumarten (S.94)
Abb.34: Anteil der förderfähigen Waldfläche am untersuchten Waldgebiet (S.96)
Abb.35: Vergleich der Baumartenanteile im Revier Törring II-Nord und der gesamten Hegegemeinschaft (S.99)
Abb.36: Verbissprozent im Revier Törring II-Nord im Vergleich zur gesamten Hegegemeinschaft in den Höhenstufen von 20cm bis 1,3 Meter (S.100)
Abb.37: Vergleich der Verbissprozente in ganz Bayern mit dem Ergebnis des Reviers Törring II-Nord (S.101)
Tabellenverzeichnis 9
Tabellenverzeichnis
Tab.1: Standortseinheiten mit Erklärung (S.16)
Tab.2: Baumarteneignungstabelle (S.18)
Tab.3: Übersicht der natürlichen Waldgesellschaften im untersuchten Waldgebiet (S.20)
Tab.4: Verbissgefährdung der Baumarten nach Prien und Müller (S.33)
Tab:5: Gefährdung der Baumarten für Schlag und Fegeschäden nach Prien und Müller (S.34)
Tab.6: Auswirkungen von Verbiss auf die Einzelpflanze (S.35)
Tab.7: Auswirkungen von Verbiss auf Verjüngungskollektive (S.36)
Tab.8: Folgen von Fege -und Schlagschäden (S.36)
Tab.9: Wirtschaftlich tolerierbare Grenzwerte in Kulturen für Terminal- und Leittriebverbiss nach Prien und Müller (S.37)
Tab.10: Mindestpflanzenzahlen für Naturverjüngungen nach Prien und Müller (S.38)
Tab.11: Legende zur Karte der Verjüngungsdichte (S.50)
Tab.12: Legende der Karte der Verbissintensität (S.55)
Tab.13: Vor- und Nachteile von Naturverjüngung (S.66)
Tab.14: Stammzahlreduktion der Verjüngung >20cm im Vergleich zur Verjüngung < 20cm (S.71)
Tab.15: Überblick über die seltenen Baumarten in der Verjüngung des untersuchten Waldge-biets (S.73)
Tab.16: Vorteile von Mischbeständen (S.74)
Tab.17: Übersicht der Pflanzenkosten und Pflanzverbände (S.87)
Tab.18: Wert eines Hektars Tannenvoranbaus verzinst über 100 Jahre (S.89)
Tab.19: Monetärer Wert der Verjüngung des Bestandes 3 pro ha mit und ohne Zaunkosten sowie der benötigten Pflanzenzahlen (S.90)
Tab.20: Monetärer Wert der Verjüngung des Bestandes 2 pro ha mit und ohne Zaunkosten sowie der benötigten Pflanzenzahlen (S.91)
Tab.21: Wert eines Hektars mit der errechneten Baumartenzusammensetzung der Verjüngung im untersuchten Waldgebiet (S.92)
Einleitung 10
1 Einleitung
Im Jahr 2012 beschäftigte, einmal mehr, das dreijährliche forstliche Vegetationsgutachten die
bayerische Jägerschaft und die Beamten der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Fors-
ten. Das Thema erhitzte die Gemüter wie eh und je. Häufig wird das zur Herleitung der Ab-
schusspläne benötigte Gutachten kritisiert. Die Ablehnung seitens großer Teile der Jäger-
schaft, welche dem statistisch gesicherten Vegetationsgutachten entgegenschlägt, ist enorm.
Daher bietet es sich an, als Forststudent einmal von außen einen Blick auf die Thematik des
Wald-Wild-Konflikts und der Waldverjüngung zu werfen. Unabhängig von der staatlichen
Zustandserhebung der Verjüngung in den bayerischen Wäldern, wurde im Rahmen dieser
Bachelorarbeit der Zustand der Verjüngung im Wald des Gemeinschaftsjagdreviers Törring
II-Nord im Landkreis Traunstein stichprobenartig erhoben. Die Naturverjüngung im genann-
ten Revier kann als seltene Rarität beschrieben werden. Nur vereinzelt finden sich in oberbay-
erischen Privatwäldern so üppige Naturverjüngungen aus verschiedensten Baumarten gänz-
lich ohne Schutzmaßnahmen.
Das folgende Bild soll einen ersten Eindruck vermitteln:
Abb.1: Dichte Tannennaturverjüngung im Revier Törring II-Nord
Einleitung 11
Durch konsequente und waldorientierte Jagd seit dem Pächterwechsel im Jahr 2004 konnten
in kurzer Zeit erhebliche Verbesserungen hinsichtlich der Verjüngungssituation erreicht wer-
den. Im Sommer 2012 fand sich in dem Waldteil des Reviers eine artenreiche Waldverjün-
gung mit vielen standortsheimischen Baumarten. Der Abschuss von Rehwild nach der Devise
„Zahl vor Wahl“ und großes Engagement sind nötig, um in wenigen Jahren deutliche Resulta-
te zu erzielen. Neben den Schonzeitaufhebungen der letzten Jahre, den Abschusszahlen auf
durchgängig hohem Niveau sowie der Konzentration der Rehwildbejagung auf die Waldteile
des Reviers, ist vor allem der Wille zum Erhalt und zur Schaffung artenreicher Mischwälder
für den deutlich sichtbaren Erfolg mitverantwortlich.
In dieser Bachelorarbeit wird in erster Linie auf die Auswirkungen einer artenreichen, stand-
ortsangepassten Naturverjüngung, auf die Ökologie des Waldgebiets sowie auf die ökonomi-
schen Konsequenzen für den Waldbesitzer eingegangen.
2 Erläuterung der Themafrage und Vorgehen in dieser Arbeit
Das Thema der vorliegenden Bachelorarbeit lautet „Bewertung einer Waldverjüngung aus
ökologischer und ökonomischer Sicht“. Um die Verjüngung im Wald des Reviers Törring II-
Nord bewerten zu können, wurden die unten aufgeführten Kriterien mit Hilfe einer Stichpro-
beninventur hergeleitet.
• Baumartenzusammensetzung und Höhenstruktur der Verjüngung
• Pflanzendichte der Verjüngung in Stück/ha
• Verbissprozent und Art des Verbisses
• Häufigkeit von Fegeschäden
Mittels der erhobenen Daten und geeigneter Literatur wird in den nachfolgenden Kapiteln auf
die Fragen eingegangen:
• Wie ist die Baumartenzusammensetzung hinsichtlich der zukünftigen Stabilität des
Waldes zu bewerten?
• Sind ausreichende Pflanzendichten in der Verjüngung vorhanden?
• Wie hoch ist die Verbissbelastung und sind negative Entwicklungen wie Entmischung
erkennbar?
• Wie ist die Naturverjüngung hinsichtlich der Naturnähe zu bewerten?
Erläuterung der Themafrage und Vorgehen in dieser Arbeit 12
• Welche finanziellen Vorteile ergeben sich für die Waldbesitzer?
• Wie wirkt sich die Baumartenzusammensetzung hinsichtlich der Funktionserfüllung
des Waldes aus?
• Ist die Naturverjüngung des Waldgebiets förderfähig?
• Welche Bedeutung hat die Weißtanne in dem untersuchten Waldgebiet?
• Ist die neue Waldgeneration gegen den prognostizierten Klimawandel gewappnet?
• Welche Vorteile besitzt Naturverjüngung gegenüber gepflanzten Kulturen?
• In wie fern unterscheidet sich die Baumartenzusammensetzung in der Verjüngung von
der des Altbestand?
• Wie wirkt sich die Baumartenzusammensetzung der Naturverjüngung auf den Standort
aus?
Zunächst wird jedoch auf das Verfahren bei der Stichprobeninventur, die standörtlichen Be-
dingungen, die potenzielle natürliche Vegetation sowie auf die Eigentümerzielsetzung einge-
gangen. Außerdem wird ein allgemeiner Überblick über die Auswirkungen von Verbissschä-
den auf Forstgehölze gegeben.
Diese Arbeit ist ein Versuch, die positiven Auswirkungen einer waldorientierten Jagd auf die
Verjüngung von Waldbeständen aufzuzeigen und diese hinsichtlich ökologischer und ökono-
mischer Kriterien zu bewerten. Die Autoren richten sich dabei in erster Linie an die Mitglie-
der der Jagdgenossenschaft Törring und deren Jägerschaft, sowie an Privatwaldbesitzer,
Forststudenten und Jäger.
3 Beschreibung des Aufnahmeverfahrens
3.1 Verjüngungsinventur auf der gesamten Waldfläche
Um Aussagen über den Zustand der Verjüngung im gesamten Waldgebiet des Jagdreviers
Törring II-Nord treffen zu können, war es nötig eine Stichprobeninventur, nicht nur in einzel-
nen Beständen, sondern auf der gesamten Waldfläche durchzuführen.
Beschreibung des Aufnahmeverfahrens 13
Auf der folgenden Karte ist das Aufnahmegebiet mit den Rasterpunkten und der Lage der drei
einzeln aufgenommenen Bestände abgebildet.
Abb.2: Karte des Inventurgebiets mit Rasterpunkten und den separaten Untersuchungsflächen
Beschreibung des Aufnahmeverfahrens 14
Die einzelnen Rasterzellen haben eine Ausdehnung von 100m x 200m. Dadurch ergeben sich
89 Punkte auf 178,76ha, folglich repräsentiert ein Rasterpunkt ca. 2,01ha.
Mit Hilfe der Formel n = ��α������•�
�
lässt sich, mit dem aus Probemessungen errechneten Variationskoeffizient von 87% und einer
gewünschten Genauigkeit von 20%, sowie einem t-Wert von 2 (Irrtumswahrscheinlichkeit
von 5%), ein Stichprobenumfang von 73 berechnen.
Durch den gewählten Stichprobenumfang von 89 kann von einer etwas höheren Genauigkeit
ausgegangen werden. Die Genauigkeit liegt somit rechnerisch bei 18,6 Prozent. Von einem
leicht zu bestimmenden Startpunkt aus wurden die Stichprobenpunkte mittels Ultraschall-
messgerät eingemessen. An jedem dieser Punkte ist ein Probekreis von 10m² Flächengröße (r
= 1.78m) und ein weiterer mit 100m² (r = 5,64m) Flächengröße aufgenommen worden. Die
kleineren Probekreise dienten der Erfassung der Verjüngung < 20cm. In den 100m² großen
Probeflächen wurden die jungen Bäumchen > 20cm aufgenommen, sowie die Fegeschäden
vermerkt. Beachtung fand lediglich der Verbiss durch das europäische Rehwild (Capreolus
capreolus). Berücksichtigt werden muss, dass, anders als beim forstlichen Vegetationsgutach-
ten, die Aufnahmen im August stattfanden. Ein bevorzugter Verbiss der Laubbäume war da-
her zu erwarten (Prien, 1997). Um eine Verfälschung der Messergebnisse durch Zählfehler zu
vermeiden, ist bei der Zählung junger Bäume ein sorgfältiges Vorgehen notwendig.
Bei den jungen Bäumchen > 20 cm erschien eine Einteilung in drei Stufen sinnvoll. Folgende
Höhenstufen wurden dabei unterschieden:
Stufe 1 = 21cm - 50cm
Stufe 2 = 51cm – 130cm
Stufe 3 = 131cm – 200cm
Ebenso ist der Verbiss in drei verschiedenen Stufen aufgenommen worden:
Stufe 1 = Leittriebverbiss
Stufe 2 = Seitentriebverbiss
Stufe 3 = Leit- und Seitentriebverbiss
Zu beachten ist an dieser Stelle dass, anders als beim staatlichen Vegetationsgutachten, die
Aufnahme des Seitentriebverbisses an der gesamten Pflanze und nicht nur im oberen Drittel
Beschreibung des Aufnahmeverfahrens 15
erfolgte. Bei der Verjüngung < 20cm war eine Unterscheidung lediglich nach Verbiss und
Baumart notwendig.
Neben des Zustands der Verjüngung wurden folgende Daten des Altbestandes erhoben:
• Geschätztes Alter • Schlussgrad in sechs Stufen (von gedrängt bis Freifläche) • Grundfläche am jeweiligen Stichprobenpunkt, nach Baumarten getrennt (Winkelzähl-
probe (nicht gekluppt) mit Spiegelrelaskop nach Bitterlich)
3.2 Verjüngungsinventur in drei einzelnen Beständen
Um genauere Aussagen über die Altbestände (Vorrat, Schlussgrad) und den Zustand der Ver-
jüngung treffen zu können, ist es sinnvoll einzelne Bestände, die typische Waldbilder wider-
geben, separat zu betrachten. Es wurden Bestände im Alter von etwa 40, 50 und 80 Jahren
ausgewählt, die jeweils eine Flächengröße von mindestens zwei Hektar besitzen. Bei den aus-
gewählten Beständen (vgl. Abb.2) handelt es sich um Fichtenreinbestände bzw. um deutlich
von der Fichte dominierte Bestände, wie sie für dieses Waldgebiet typisch sind. Aus diesen
Waldteilen wurde je eine Fläche von 2ha ausgewählt, über die jeweils ein Raster mit einer
Gitterweite von 40m x 50m gelegt wurde. An jedem Rasterpunkt ist die Verjüngung wie bei
der großen Inventur aufgenommen worden, allerdings wurde auch für die Bäumchen > 20cm
ein 10m² großer Probekreis gewählt.
Die Winkelzählprobe wurde gekluppt. Um bei der Vorratsberechnung den Krenn’sche Tarif
anwenden zu können, musste der Grundflächenmittelstamm ermittelt und bei den Bäumen,
die einen BHD in der entsprechenden Größenordnung besitzen, die Höhe gemessen werden.
4 Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung
4.1 Geologie und Standort
Das Jagdrevier Törring II-Nord befindet sich im Wuchsgebiet 14 „Schwäbisch-Bayerische
Jungmoräne und Molassevorberge“, Wuchsbezirk 4 „Oberbayerische Jungmoräne und Molas-
sevorberge“, Teilwuchsbezirk 3 „Östliche kalkalpine Jungmoräne“ (siehe auch Karte Forstli-
che Wuchsgebietsgliederung Bayerns).
Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 16
Die landschaftprägenden geologischen Formationen entstanden während der letzten Eiszeit
(Würmeiszeit), als sich der Salzachgletscher weit ins Alpenvorland erstreckte. Die mächtigen
Vorlandgletscher hinterließen nach dem Abschmelzen ein bewegtes Relief aus Endmoränen-
zügen, tief ausgeschürften Glazialbecken und ausgedehnten Schotterebenen im oberbayri-
schen Alpenvorland (Jerz, 1996). Das untersuchte Waldgebiet liegt nordwestlich des Wagin-
ger Sees auf einem Endmoränenzug der östlichen kalkalpinen Jungmoräne auf einer Höhe von
520m bis 560m ü. NN. Das Ausgangsgestein setzt sich aus kiesig, sandig bis tonig-
schluffigen Lockergesteinsedimenten der kalkalpinen Jungmoräne zusammen (siehe auch
Geologische Karte von Bayern). Die mittlere Jahreslufttemperatur liegt zwischen 7°C und
8°C. Unter Berücksichtigung der erhöhten mittleren Jahresniederschläge von 1100mm-
1299mm (siehe auch Karte des mittleren Jahresniederschlags in Bayern), bedingt durch die
Alpennähe, kann die Höhenstufe als tiefmontan beschrieben werden (Walentowski, 1998).
Aus der Standortskarte (siehe Anhang) lassen sich die in nachfolgender Tabelle dargestellten
Standortseinheiten und Bodenarten entnehmen.
Standortseinheit Bodenart
102 mäßig frischer, steinig-sandiger Lehm
103 mäßig frisch bis frischer, steinig-sandiger Lehm
141 mäßig trocken bis mäßig frischer, kalkreicher, steinig-sandiger Lehm
374 frischer, tiefgründiger, kiesig(-toniger) Schlufflehm mit Verdichtung im Unterboden
999 quellnasses Anmoor
Tab.1: Standortseinheiten mit Erklärung
Bei den Waldböden handelt es sich um mittel bis sehr gut basenversorgte Lehme mit unter-
schiedlichen Entwicklungstiefen aus verwitterter Jungmoräne. Die vorherrschenden Bodenty-
pen sind Braunerde und Parabraunerde. Auf erosionsanfälligen Hangkuppen finden sich aber
Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 17
auch Pararendzinen unterschiedlicher Entwicklungsstufen. In den Tallagen und Senken haben
sich, bedingt durch Erosion auf den Hangkuppen und Kolluviation in den Tälern, Senken und
an Hangfüßen tiefgründige Feinlehme gebildet, welche sich ebenfalls zu Parabraunerden wei-
ter entwickelt haben. Die eben erwähnten tiefgründigen Feinlehme zählen zu den produktivs-
ten Standorten in diesem Waldgebiet. Dem gegenüber stehen die steinig-sandigen Lehme mit
mittlerer Wasserversorgung als am wenigsten wuchskräftige Standorte. Der Wasserhaushalt
reicht von mäßig trocken bis mäßig frisch über mäßig frisch bis frisch bis hin zu frisch. Bis
auf eine flächenmäßig unbedeutende Ausnahme (quellnasses Anmoor) handelt es sich um, für
das Jungmoränengebiet typische, terrestrische Böden. Die aktuellen Humusformen weisen
eine weite Spreitung vom L-Mull unter Bergahornstangenhölzern bis zum rohhumusartigen
Moder unter Fichten-Kiefern-Forsten auf.
Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 18
Zur Verdeutlichung der standortsabhängigen Eignung der einzelnen Baumarten ist es zweck-
dienlich auf Grundlage der Standortskartierung eine Baumarteneignungstabelle zu erstellen.
Die folgende Baumarteneignungstabelle gibt einen Überblick über die wirtschaftlich bedeu-
tendsten Baumarten in dem untersuchten Waldgebiet.
Standorte
Tan-
ne
Bu-
che
Fich-
te
Berg-
ahorn
Esch
e
Ei-
che
Kie-
fer
Lär-
che
Dougla-
sie
Schwarzer-
le
102/103 m g w m m g m m m u
141/142 m g w m m g m m m u
143 g g w m m m w m m u
202/203 g g w m m m w m m u
204 g g m g g m w m m u
242/243 g g w g g m w m m u
234 g g m g g m w m w u
304 g g g g g m w m w w
374 g m w g g g w u w w
999 m u u w w w u u u g
Tab. 2: Baumarteneignungstabelle g (geeignet) als dominierende Baumart geeignet m (möglich) als dominierende Baumart in einem Mischbestand geeignet w(wenig geeignet) für geringe Beimischungen geeignet u (ungeeignet) sollte an diesem Standort nicht bewirtschaftet werden
Bei der Erstellung der Baumarteneignungstabelle wurden besonders die Kriterien Wirtschaft-
lichkeit, Standortseignung und Konkurrenzkraft der einzelnen Baumarten berücksichtigt.
Grundlage hierfür ist Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer Sicht von El-
lenberg.
Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 19
4.2 Potenzielle natürliche Vegetation
Ohne menschliches Zutun wäre Bayern, mit Ausnahme der für Wald zu nassen bzw. zu tro-
ckenen Standorten sowie die Hochlagen der Alpen, heute nahezu vollständig mit Wald be-
deckt. Könnten die natürlichen Standortskräfte frei walten, wäre die Landfläche Bayerns zu
ca. 85% von Buchen- und Buchenmischwald-Gesellschaften besiedelt (Walentowski et al.,
2006). Die Rotbuche (Fagus sylvatica) stellt nur geringe Ansprüche an Nähstoffversorgung
und Bodenazidität (Meyer, 2011), außerdem ist sie besonders in ihrer Jugend in der Lage den
Schatten von Altbäumen zu ertragen und gedeiht auf diesem Wege auch unter dem geschlos-
senen Kronendach eines von Altbäumen dominierten Waldes (Meyer, 2011). Die Schattento-
leranz der jungen Bäume, die hohen Wachstumsraten sowie die Fähigkeit des raschen Kro-
nenausbaus ermöglichen der Rotbuche sich auf nahezu allen Standorten zu behaupten und
andere Baumarten auf Sonderstandorte wie Schlucht-, Auen- oder Bruchwälder zu verdrängen
(Meyer, 2011).
Das untersuchte Waldgebiet liegt im nördlichen Teil der östlichen kalkalpinen Jungmoräne.
Die Bayerische Jungmoränenlandschaft verfügt, bedingt durch das Vorkommen von zahlrei-
chen Sonderstandorten, über eine große Vielfallt an Waldgesellschaften (Walentowski et al.,
2006). In der heutigen potenziellen natürlichen Vegetation des bayerischen Jungmoränenge-
biets spielen Bergmischwälder eine wichtige Rolle (Walentowski et al., 2006). Auch in den
Bergmischwäldern des Alpenvorlands ist die Buche die dominante Baumart. Besonders in den
tief ausgeschürften Glazialbecken und in den nördlichen Randbereichen des Jungmoränenge-
biets, wo die Tannenkomponente wesentlich geringer ist als im alpennahen südlichen Bereich
der Jungmoräne sind die Wälder von der Buche dominiert (Walentowski et al., 2006). Außer
der Rotbuche (Fagus sylvatica) und der Weißtanne (Abies alba), die im südlichen Alpenvor-
land bei starkem Anstieg der jährlichen Niederschlage örtlich zur Dominanz gelangen kann
(Walentowski et al., 2006), sind vor allem Edellaubbäume wie Bergahorn, Esche und die
selten gewordene Bergulme am Aufbau der natürlichen Wälder beteiligt (Walentowski et al.,
2006). Im mittleren Postglazial wurde die Fichte (Picea abies) von der Buche und der Tanne
auf Sonderstandorte verdrängt (Walentowski et al., 2006), hier ist besonders der Fichten-
Moorwald des Alpenrandes zu nennen (Walentowski et al., 2006). Örtlich gehört die Fichte
trotzdem, neben Buche und Tanne, mit zur zonalen potenziellen natürlichen Vegetation der
bayerischen Jungmoräne (Walentowski et al., 2006). Von Norden nach Süden hin zum Alpen-
rand nehmen die jährlichen Niederschläge drastisch zu, bedingt dadurch vollzieht sich ein
Wechsel der Zusammensetzung der natürlichen Wälder von submontanen Buchenwäldern hin
zu Buchen-Tannenwäldern mit Edellaubbaumanteilen (Walentowski et al., 2006). Bedingt
Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 20
durch die Lage, des zum Jagdrevier Törring II-Nord gehörenden Waldgebiets, nordwestlich
des Waginger Sees und mit Hilfe der Standortskarte sowie mit einem gutachterlichen Ab-
gleich der Waldvegetation in der Moos-,Kraut- und Strauchschicht, ergeben sich die in nach-
folgender Tabelle dargestellten und nach Standortseinheiten gegliederten Waldgesellschaften.
Standortseinheiten Waldgesellschaften Bemerkung
141 Seggen-Buchenwald südexponiert auf Hangkuppen sonst Waldgersten-Buchenwald
102, 103 202,203,204 234 304,374
Waldmeister-Buchenwald
142, 143 242,243
Waldgersten-Buchenwald bei Carbonat im Oberboden
999 Walzenseggen- Schwarzerlen-bruchwald
Tab.3: Übersicht der natürlichen Waldgesellschaften im untersuchten Waldgebiet
Seggen-Buchenwald (Caricialbae-Fagetum)
Beim Seggen-Buchenwald handelt es sich um einen Kalkbuchenwald warmer trockener oder
sehr flachgründiger Standorte, häufig auch als Orchideen-Buchenwald bezeichnet (Walen-
towski et al., 2006). Der Schwerpunkt seiner Verbreitung liegt im Hügelland auf sonnenexpo-
nierten Hängen (Walentowski et al., 2006). Im nördlichen Teil des oberbayerischen Jungmo-
ränengebiets klingt sein Vorkommen aus (Walentowski et al., 2006). Bei den Standorten han-
delt es sich um flachgründige, trockene bis mäßig trockene Kalk oder Dolomitböden, die bis
in den Oberboden hoch basengesättigt und häufig skeletthaltig sind (Walentowski et al.,
2006). Die Buche ist die einzige Hauptbaumart, an Begleitbaumarten sind vor allem die Trau-
beneiche, der Bergahorn, die Hainbuche sowie Elsbeere und Feldahorn zu nennen (Walen-
Beim Schwarzerlenbruchwald handelt es sich um eine azonale Waldgesellschaft, die bis in die
montane Höhenstufe des Alpenvorlandes verbreitet ist (Walentowski et al., 2006). Das Vor-
kommen ist an vernässte Waldgrenzstandorte gebunden. Bei den Böden handelt es sich um
meso- bis eutrophes Niedermoor, seltener Anmoorgley (Walentowski et al., 2006). Bei dem
hier beschriebenen Vorkommen handelt es sich voraussichtlich um ein Todeisloch, bzw. eine
vernässte Mulde. Die Bestockung ist von der Schwarzerle geprägt, als Begleitbaumarten
kommen, je nach standörtlicher Ausprägung, die Fichte und Moor-Birke oder die Esche und
Traubenkirsche vor (Walentowski et al., 2006).
Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 22
Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei der heutigen potenziellen natür-
lichen Vegetation des untersuchten Waldgebiets um von der Buche dominierte, tiefmontane
Buchenmischwälder mit einer bedeutenden Tannenkomponente und Edellaubbaumanteilen
handelt. Natürlicherweise kommt die Fichte, wenn überhaupt, nur örtlich als sehr seltene Be-
gleitbaumart vor. Edellaubbaumarten wie Bergahorn, Esche und Bergulme können in lichte-
ren Bestandesphasen hohe Bestockungsanteile erreichen (Walentowski et al., 2006).
4.3 Beschreibung des Reviers Törring II-Nord
Das Revier Törring II-Nord liegt nordwestlich des Waginger Sees im Landkreis Traunstein.
Es umfasst eine Fläche von 520ha, wovon 439ha jagdbare Fläche darstellen. Neben kleinen
Feldgehölzen gibt es einen größeren Wald, der den Westteil des Reviers bedeckt. Dieser Wald
hat mit 178,76ha einen Anteil von 34,4% am Revier. Es handelt sich um ein Niederwildrevier.
Das einzige Schalenwild, das als Standwild vorkommt, ist das Rehwild. Gemäß Bayerischem
Waldgesetz wird das Revier auf neun Jahre verpachtet. Das Revier entstand 2004 durch Tei-
lung eines größeren Reviers. Wichtig ist es, an dieser Stelle die Hauptbaumarten dieses Revie-
res zu nennen. Es handelt sich dabei laut Pachtvertrag um: Fichte, Tanne Kiefer, Lärche, Ei-
che, Buche, Ahorn, Esche, Erle1. Entsprechend §32 des Bundesjagdgesetzes müssen sich die-
se Baumarten ohne Schutz verjüngen können.
Die Jagd im Revier Törring II-Nord
Nach Aussage des Vorstands der Jagdgenossenschaft handelte es sich vor der Teilung des
Reviers um eine „Herrenjagd“, damit einher ging ein hoher Rehwildbestand.
In Folge der Neuverpachtung im Jahr 2004 wurde durch den neuen Pächter eine neue Jagd-
strategie eingeführt. Diese lässt sich durch folgende Stichpunkte charakterisieren:
• Ansitzjagd in der Nähe von Wechseln und Verjüngungsbereichen die Fegeschäden
und deutliche Verbisschäden aufweisen
• Dazu Abfährten der Wechsel und stetige Kontrolle der Verjüngung
• Jagd findet meist allein, selten zu zweit statt
• Intervalljagd
• Keine Jagd bei starkem Wind, Hitze oder Regen
1 Pachtvertrag, §7
Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 23
• Stattdessen Ansitz nach Regen und bei Kälte
• Keine Jagd während der Zeit des Haarwechsels
• Aufhebung der Schonzeit, wenn es wildbiologisch geboten ist (beginnendes Auftreten
von Fegeschäden)
• Hohe Abschusszahlen bei den Kitzen2
Diese moderne Jagdstrategie machte sich in den folgenden Jahren positiv bemerkbar. Bei ei-
ner Verkleinerung der jagdbaren Fläche um knapp 49% im Jahr 2004, sanken die Abschuss-
zahlen beim Rehwild jedoch nur um ca. 40%. An dieser Stelle soll kurz auf die Vegetations-
gutachten der Vergangenheit eingegangen werden. Bereits im Jahr 2006 wurde der Verbiss im
Revier Törring II-Nord als günstig eingeschätzt. Es wurde gestattet den Abschuss „moderat“
zu senken. Eine Beurteilung, die im Vergleich eher selten vorkommt, wie der Blick auf die
anderen Reviere der Hegegemeinschaft bestätigt (Gutachtl. Äußerung zur Situation der Wald-
verjüngung, 2006). Dieses positive Ergebnis des forstlichen Vegetationsgutachtens setzte sich
2009 fort (Gutachtl. Äußerung zur Situation der Waldverjüngung, 2009).
4.4 Beschreibung des untersuchten Waldgebiets
Das zum Jagdrevier Törring II-Nord gehörende Waldgebiet besitzt eine Flächengröße von ca.
178,76 Hektar. Der Großteil der Waldfläche ist mit Fichten (Picea abies) oder Kiefern (Pinus
sylvestris) bestockt. Im Norden der Fläche befindet sich der einzige größere zusammenhän-
gende Buchenbestand. In dem gesamten Waldgebiet finden sich meist einzelstammweise bei-
gemischte, voraussichtlich aus Naturverjüngung hervorgegangene, Weißtannen (Abies alba).
Der Anteil an Mischbaumarten ist im Allgemeinen gering. Bis auf wenige ca. 20 Jahre alte
Bergahornbestände sind Edellaubbäume nur sehr selten und einzeln beigemischt.
2 Mündliche Aussagen Joachim Käs (Revierpächter Törring II-Nord)
Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 24
Die Baumartenverteilung im Altbestand stellt sich folgendermaßen dar:
Abb. 3: Baumartenanteile in % der Grundfläche
In dem untersuchten Waldgebiet kommen nahezu alle Altersklassen vor, das durchschnittliche
Alter liegt bei ca. 70 Jahren. Der Großteil der Bestände zeichnet sich durch hohe Stammzah-
len und Vorräte aus. Die durchschnittlich errechnete Grundfläche beträgt 34,47m²/ha. Bedingt
durch die hohen Stammzahlen, den Dichtstand in den Fichtendominierten Beständen und die
damit verbundenen kurzen Kronen führen zu erhöhter Instabilität der Waldbestände. Das ge-
samte Gebiet ist von den Kalamitäten der letzten Jahre gezeichnet. Windwurf und anschlie-
ßender Borkenkäferbefall sowie Gradationen (Massenvermehrung) der kleinen Fichtenblatt-
wespe haben die Waldstruktur stark beeinträchtigt. Im Sommer 2012 handelt es sich bei rund
18ha der Waldfläche um Jungwuchs- bzw. Freifläche. Ein Teil der Waldbestände, vor allem
die teilweise überalterten Fichtenbestände, sind im Begriff sich aufzulösen. In Hinblick auf
die fortschreitenden klimatischen Veränderungen und der zunehmenden Gefährdung der vor-
herrschenden Baumart Fichte durch Sturm, Trockenheit und Borkenkäferbefall, kommt dem
gezielten Waldumbau in stabile Mischbestände besondere Bedeutung zu. Die gesamte Wald-
fläche ist im privaten Besitz, was einen kleinflächigen Wechsel der Bestandesstruktur zur
Folge hat. Obwohl in dem gesamten untersuchten Waldgebiet keine Zäune vorhanden sind, ist
die Verbissbelastung sowohl an gepflanzten Kulturen, als auch an der üppig vorhandenen
Naturverjüngung gering. Annähernd die gesamte Waldfläche ist, unabhängig von Alter und
Durchforstungsgrad, mit Naturverjüngung bestockt. Auf Freiflächen und in lichteren Bestän-
77,05%
10,56%
8,34%
1,30%1,17% 1,04% 0,26%
0,26%
Baumartenanteile in % der Grundfläche
Fichte Kiefer Tanne Bah Buche Dgl Eiche SalW
Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 25
den ist der Waldboden zum Teil mit einer dichten Vegetation aus Brombeere, Springkräutern
und verschiedenen Gräsern bedeckt.
Abb.4: Lange Schäfte und kurze Kronen führen zu verstärkter Instabilität der Waldbestände, ca. 70 jähriger Fichtenbestand im Jagdrevier Törring II-Nord
Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 26
Abb.5: Lärchenkultur auf einer Freifläche, im Revier Törring II-Nord können junge Lärchen auch ohne Schutzmaßnahmen aufwachsen
Abb.6: Häufiges Waldbild im Jagdrevier Törring II-Nord nach Sturmwurf wieder bewaldete Fläche mit einer Lärchenpflanzung die durch üppige Naturverjüngung aus Birke, Tanne und
Kiefer ergänzt ist
Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 27
Abb.7: Natürliche Tannen- und Bergahornverjüngung in einem ca. 80 jährigen Fichten-Tannen-Bestand, in vielen Beständen des Reviers Törring II-Nord ist dichte Tannen-
Naturverjüngung unter dem Schutz des Altholzschirms vorhanden
5 Waldfunktionen und Eigentümerzielsetzung
5.1 Die Funktionen des untersuchten Waldgebietes
Grundlegend für die Bewirtschaftung eines Waldes ist die Kenntnis seiner Funktionen. Die,
die jeder Wald leisten muss und jene, die der spezifische Wald erbringen muss.
Tab.5: Gefährdung der Baumarten für Schlag und Fegeschäden nach Prien und Müller, an-
gepasst an die im Revier vorkommenden Baumarten
Grundlagen für die Bewertung von Wildschäden 35
6.4 Folgen des Wildverbisses
Durch das Abäsen von Blättern, Knospen oder ganzen Trieben durch Schalenwild kommt es
bei den meisten Baumarten zu erheblichen Wachstumsverzögerungen und Formfehlern. Vor
allem der Verbiss des Terminaltriebs (Leittreib) ist als besonders schwerwiegend zu beurtei-
len, da dadurch das Höhenwachstum stark beeinträchtigt wird (Eiberle 1978). Des Weiteren
kommt es nach dem Verbiss des Leittriebes bei den meisten Edellaubbäumen, Eichenarten
und der Weißtanne zur Zwieselbildung (Hespeler 1999). Einmaliger Verbiss wird in der Regel
schnell regeneriert, besonders die Laubbaumarten zeigen eine besonders gute Regenerations-
fähigkeit (Prien und Müller 2010). Jedoch führt mehrjähriger bzw. wiederholter Verbiss zur
starken Verbuschung bis hin zum Absterben der betroffenen Pflanzen. Der Verbiss der Seiten-
triebe wird im Allgemeinen als weniger problematisch eingeschätzt. Der Verbiss von einzel-
nen jungen Bäumchen ist jedoch bei Weitem nicht so kritisch zu betrachten wie der gehäuft
auftretende Verbiss in forstlichen Kulturen oder Naturverjüngungen. Sollen die vom Waldbe-
sitzer festgelegten Betriebsziele (Bestockungsziele, Verjüngungsziele) erreicht werden, ist es
von großer Bedeutung, dass eine Ausreichende Anzahl an unverbissenen Pflanzen dem Äser
des Wildes entwachsen. In Kulturen und besonders in Naturverjüngungen spielt der selektive
Verbiss einzelner, meist seltener Baumarten, durch das Wild eine entscheidende Rolle. Auch
die erheblichen Qualitätseinbußen die durch den Verbiss des Schalenwilds zu erwarten sind,
stellen besonders bei der Wertholzproduktion eine deutliche Beeinträchtigung der betriebs-
wirtschaftlichen Ziele dar (Prien, Müller, 2010).
Die beiden nachfolgenden Tabellen stellen die Auswirkungen von Schalenwildverbiss für die
Einzelpflanze und für forstliche Kulturen dar:
Verbissart Folgen für die Einzelpflanze Quelle Leit-bzw. Terminal-triebverbiss
Zwieselbildung/Qualitätsverluste Zuwachsverluste Absterben von Pflanzen
Eiberle 1975, Hespeler 1999 Prien und Müller 2010 Prien und Müller 2010 Eiberle 1978 Prien und Müller 2010
Seitentriebverbiss Verbuschung Zuwachsverluste bei starkem Verbiss
Prien und Müller 2010 Hespeler 1999 Prien und Müller 2010, Kampmann 1983
Verbiss von Keimlingen Verbuschung Absterben von Pflanzen
Prien und Müller 2010 Prien und Müller 2010
Tab.6: Auswirkungen von Verbiss auf die Einzelpflanze
Grundlagen für die Bewertung von Wildschäden 36
Verbissart Folgen für Kultu-ren/Naturverjüngungen
Quelle
Leit-bzw. Terminal-triebverbiss
Entmischung schlechtere Qualität spätes Erreichen des Dickungs-schlusses
Hespeler 1999 Prien und Müller 2010 Prien und Müller 2010 Prien und Müller 2010
Seitentriebverbiss Qualitätseinbußen
Prien und Müller 2010
Verbiss von Keimlin-gen
schleichende Entmischung der Naturverjüngung Qualitätsbeeinflussung der Natur-verjüngung
Prien und Müller 2010 Prien und Müller 2010
Tab.7: Auswirkungen von Verbiss auf Verjüngungskollektive
6.5 Folgen von Fege- und Schlagschäden
Beim Fegen von jungen Waldbäumen kommt es häufig zu starken Beschädigungen an der
Rinde und dem Bast. In Folge dessen wird die Wasser- und Nährstoffversorgung teilweise
oder sogar gänzlich unterbrochen, was häufig zum Absterben der betroffenen Pflanzen führt
(Hespeler, 1999). Die Deformation, der durch Fegen beschädigten Bäumchen, führt zu we-
sentlichen Qualitätseinbußen und dadurch zu ähnlichen wirtschaftlichen Beeinträchtigungen
wie bei den durch Verbiss geschädigten Pflanzen. Die nachfolgende Übersicht stellt die Fol-
gen von Fege- und Schlagschäden zusammenfassend dar.
Schadursache Folgen von Fege- und Schlagschäden
Quelle
Fege- und Schlagschäden
Absterben einzelner Pflan-zen starke Deformation des Sprosses und teilweise der Krone Infektion der geschädigten noch lebensfähigen Bäume mit Pilzsporen
Prien und Müller 2010 Hespeler 1999 Prien und Müller 2010 Prien und Müller 2010 Hespeler 1999
Tab.8: Folgen von Fege -und Schlagschäden
Grundlagen für die Bewertung von Wildschäden 37
6.6 Verbissprozent und Mindestpflanzenzahlen
Der Wald ist ein komplexes Ökosystem, das in ständiger Wechselwirkung mit seinen Bewoh-
nern steht. Aus diesem Grund muss auch der Verbiss an jungen Waldbäumen durch Schalen-
wild als Teil dieses Ökosystems gesehen werden. In Bayern führen jedoch vielerorts überhöh-
te Schalenwildbestände zu Schäden an der Waldvegetation, die weder aus ökologischer noch
ökonomischer Sicht tragbar sind. Jedoch ist auch im Wirtschaftswald nicht jeder durch Ver-
biss geschädigter junge Baum automatisch als betriebswirtschaftlicher Schaden zu verstehen.
Um alle subjektiven Eindrücke über das Ausmaß von Schäden an Naturverjüngungen oder
gepflanzten Kulturen auszuschließen, ist es zielführend, klare und das heißt wirtschaftlich
tolerierbare Grenzen für Verbiss und Fegeschäden festzusetzen. Dies geschieht meist in Form
von Verbissprozent. Für Kunstverjüngungen ist die Angabe von Verbissprozent sinnvoll. So
kann ermittelt werden, ob eine ausreichende Anzahl an unverbissenen (gut geformten) jungen
Bäumen dem Äser entwachsen sind. Als wirtschaftlich tolerierbarer Verbissschaden an forst-
lichen Kulturen haben Prien und Müller folgende Grenzwerte für den Terminal- bzw. Leit-
Abb.13: Pflanzendichten in der Verjüngung > 20cm nach Bestandesalter
Werden nun die nach Bestandesalter differenzierten Pflanzenzahlen pro Hektar betrachtet,
können folgende Aussagen getroffen werden:
Die Pflanzendichte von 2478 jungen Bäumen pro Hektar auf den Freiflächen lässt sich
schlichtweg damit erklären, dass hier in den meisten Fällen Kulturen mit Bergahorn oder Lär-
che angelegt wurden. In der Praxis gängige Pflanzenzahlen sind für den Bergahorn 3333
Stück/ha und für die Lärche 2500 Stück/ha.
Bei den 20 bis 40 jährigen Beständen ist die hohe Zahl von 1936 jungen Waldbäumen in den
zuweilen dichten und damit verbunden auch dunklen Beständen der ersten und zweiten Al-
tersklasse besonders beachtlich. Die erstaunlich hohen Werte in den noch jungen Beständen
zeigen deutlich wie groß das Verjüngungspotenzial in dem untersuchten Waldgebiet ist.
Wie zu erwarten war, steigt die Verjüngungsdichte mit zunehmenden Bestandesalter an. In
den 50 bis 60 jährigen Beständen finden sich durchschnittlich 3576 Bäumchen/ha und in den
70 bis 80 jährigen sogar 5056 junge Bäume pro Hektar. Der Gründe hierfür sind vermutlich in
den Auflichtungen im Kronendach zu sehen, die durch das höhere Alter und den Befall durch
Borkenkäfer entstanden. Dieser Trend hält jedoch nicht weiter an. Im Alter von 90 bis 100
Jahren sinkt die Dichte der Verjüngung auf durchschnittlich noch 4700 Stück/ha. An dieser
Stelle müssen zudem die Variationskoeffizienten erwähnt werden. In den Beständen im Alter
von 20 bis 40 Jahre liegt er bei hohen 172,6% und sinkt mit zunehmendem Bestandesalter (90
bis 100 jährige Bestände: 77,1%).
24781936
3576
50564700
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
Pflanzendichte nach Bestandesalter
Mittlere Pflanzenzahl je
ha
Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 47
Abb.14: Pflanzendichten in der Verjüngung > 20cm nach Schlussgrad
Der Schlussgrad stellt ein Maß für die Beschattung des Waldbodens durch den Baumbestand
dar. Die Schlussgrade werden folgendermaßen unterschieden:
Gedrängt: die Kronen greifen tief ineinander Geschlossen: die Zweige der Kronen berühren sich Lichtgeschlossen: der Kronenabstand ist kleiner als eine mittlere Krone Licht: der Kronenabstand entspricht einer mittleren Krone Räumig: der Kronenabstand entspricht mehreren mittleren Kronen Freifläche: es sind keine Bäume auf der Fläche vorhanden, es herrscht Freiflächen-
klima
Es ist zu erwarten, dass die Verjüngungsdichte mit zunehmendem Lichtgenuss ansteigt.
Das obenstehende Säulendiagramm bestätigt diese Vermutung deutlich. Unter den Be-
ständen mit einem gedrängten Kronendach findet sich daher auch die geringste Anzahl an
jungen Bäumchen. Bemerkenswert ist jedoch, dass trotz der geringen Lichtintensität in
diesen Beständen immer noch durchschnittlich 1494 Bäumchen/ha aufwachsen. Erwar-
tungsgemäß steigt die Verjüngungsdichte mit zunehmender Öffnung des Kronendachs
stark an. Zwischen geschlossenen und lichtgeschlossenen Beständen bestehen hinsichtlich
der Dichte der Verjüngung nur unwesentliche Unterschiede. Ein erneuter und gleichzeitig
massiver Anstieg der Dichte kann bei dem Schlussgrad „licht“ verzeichnet werden. Hier
steigt die Pflanzendichte auf durchschnittlich 7386 Pflanzen pro Hektar an. Öffnet sich
das Kronendach weiter, sinkt die Anzahl der jungen Bäumchen wieder ab. Bei „räumigen“
Kronenschluss finden sich noch 6880 kleine Bäume/ha und auf den Freiflächen schließ-
1494
4289 4484
73866880
2478
0
1000
2000
3000
4000
5000
6000
7000
8000
1 2 3 4 5 6
Pflanzendichte nach Schlussgrad
Mittlere Pflanzenzahl je
ha
Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 48
lich nur noch 2478 Stück/ha. Auf den Freiflächen ist die Anzahl an kleinen Bäumen mit
den erwähnten Pflanzverbänden in forstlichen Kulturen zu erklären. Bei den Beständen
mit dem Schlussgrad „räumig“ ist vermutlich die erhöhte Konkurrenz durch Gräser und
Springkräuter als Grund für den Rückgang der Verjüngungsdichte zu sehen. Die Variati-
onskoeffizienten sind hier deutlich niedriger als bei der Ausscheidung der Dichten nach
Alter. Der Variationskoeffizient ist bei den geschlossenen Beständen mit 114,7% am
höchsten. Er sinkt auf 51,7% bei den lichten Beständen, 39,4% bei den räumigen Bestän-
den und 34,2% auf den Freiflächen.
Pflanzendichte der Verjüngung unter 20cm Höhe
Abb.15: Pflanzendichten in der Verjüngung < 20cm nach Alter
Diese Graphik zeigt die mittleren Pflanzendichten der Verjüngung unter 20cm Höhe nach
Alter geordnet. Es zeigt sich, dass die geringsten Dichten auf den Freiflächen vorherrschen.
Sie steigen auf über 20.000 Bäumchen/ha in Beständen der zweiten Altersklasse und nahezu
30.000 Bäumchen/ha in Beständen der dritten Altersklasse. Hier ist also ein enormes Potential
an nachwachsenden Bäumen vorhanden.
In den älteren Beständen gehen die Dichten wieder zurück, was sich möglicherweise durch
die Konkurrenz durch höhere Verjüngung und verdämmende Begleitflora (Brombeere) erklä-
ren lässt. Dennoch findet sich auch in diesen älteren Bereichen ein großes Reservoir an jungen
Bäumen.
0
5000
10000
15000
20000
25000
30000
35000
Pflanzendichte nach Alter
Mittlere Pflanzendichte
Dichte je ha
Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 49
Karte der Verjüngungsdichte
In die nachfolgende Karte wurden die unterschiedlichen Verjüngungsdichten eingezeichnet.
Abb.16: Karte der Verjüngungsdichte
Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 50
Die Verjüngungsdichte wird hier durch sieben Kategorien dargestellt:
Kategorie Kriterium
0 0 junge Bäume von 20cm bis 2m Höhe je ha 1 bis 1000 junge Bäume von 20cm bis 2m Höhe je ha 2 1001 bis 2000 junge Bäume von 20cm bis 2m Höhe je ha 3 2001 bis 4000 junge Bäume von 20cm bis 2m Höhe je ha 4 4001 bis 6000 junge Bäume von 20cm bis 2m Höhe je ha 5 6001 bis 8000 junge Bäume von 20cm bis 2m Höhe je ha 6 Mehr als 8000 junge Bäume von 20cm bis 2m Höhe je ha
Tab.11: Legende zur Karte der Verjüngungsdichte
Es ist zu beachten, dass die Karte generalisiert ist. Natürlich finden sich nicht auf der ganzen
Fläche eines Bereichs eine bestimme Verjüngungsdichte. Diese Karte soll lediglich einen
Überblick über die Verteilung der Verjüngungsdichte im Wald des Reviers Törring II-Nord
geben.
Bei der Betrachtung der Karte fallen mehrere Aspekte auf:
• Im Süden des Waldes entlang der Straße finden sich die geringsten Dichten an jungen
Bäumen. Dies mag daran liegen, dass die Bestände hier noch sehr jung und dunkel
sind. Weitere Gründe sind wohl auch die Grenze zu einem anderen Revier und die hier
häufigen Wald-Feld Grenzen sowie die damit verbundene höhere Rehwilddichte.
• Im Westen des Waldes finden sich höhere Verjüngungsdichten, obwohl es auch hier
Grenzen zu anderen Revieren gibt. Allerdings finden sich in diesem Bereich kaum
Randlinien - welche von Rehen bevorzugt werden - und die Bestände sind älter und
somit lichter.
• Im Norden des Waldes, zwischen den beiden Ausläufern, fallen die vergleichsweise
geringen Verjüngungsdichten auf. Dies liegt daran, dass auf den hier vorhandenen
Freiflächen Kulturen mit modernen, weiten Pflanzverbänden angelegt wurden. Das-
selbe gilt für die größeren Freiflächen im Inneren des Waldes.
• Weitere hohe Verjüngungsdichten finden sich im zentralen Bereich des Waldes.
Der oben beschriebene Randlinieneffekt zeichnet sich auch in großen Teilen des Ostrandes
ab. Es muss jedoch bedacht werden, dass diese Bereiche immerhin mit 1000 bis teils 6000
jungen Bäumen verjüngt sind.
Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 51
Das besondere jedoch ist, dass diese Karte nahelegt, dass beinahe der gesamte Wald, mit
Ausnahme eines kleinen Bereiches an der südlichen Reviergrenze, verjüngt ist.
7.2.3 Darstellung der Verbiss- und Fegeschäden
Verbiss in der Verjüngung über 20cm bis 200cm Höhe
Abb.17: Verbissprozent der Baumarten in der Verjüngung > 20cm
Diese Graphik stellt den Verbiss in Prozent dar. Gezeigt werden das jeweilige Verbissprozent
sowie die unteren und oberen Grenzen der Vertrauensbereiche. Innerhalb dieser liegt das Ver-
bissprozent mit 95%iger Wahrscheinlichkeit. Der Vertrauensbereich wurde für ein Stichpro-
benverfahren mit ungleichgroßer Klumpengröße berechnet.
Die Grenzen des Vertrauensbereichs werden wie folgt berechnet:
p ± t ×Sp
und
Sp = � ��� × ���²��²��²������
� �
p = Verbissprozent t = t- Wert bei 95%iger Wahrscheinlichkeit Sp = Standardfehler x = Durchschnittliche Baumzahl der Baumart in der Verjüngung Sy² = Varianz der Anzahl verbissener Bäumchen Sx² = Varianz der Bäumchenzahl pro Punkt Syx = Kovarianz
Beachtet werden muss, dass in dieser Berechnung jeglicher Verbiss einfließt (Leittriebverbiss,
Seitentriebverbiss sowie deren Kombination an der gesamten Pflanze).
Errechnet wurde das Verbissprozent über alle Höhenstufen größer als 20cm hinweg. Natürlich
fällt der Leittriebverbiss in der dritten Höhenstufe geringer aus, da die Bäumchen dem Äser
des Rehwildes entwachsen sind. Es tritt dennoch Seitentriebverbiss auf und auch die Leittrie-
be junger Bäume, die nur wenig über 1,30m hoch sind, können vom Rehwild durchaus er-
reicht werden (z.B. hängiges Gelände, Schnee). Grundsätzlich ist der im Vergleich geringe
Verbiss an allen Baumarten beachtenswert (siehe Punkt 8.3.2).
Der Gesamtverbiss liegt bei geringen 6,8%. Die verbissgefährdete Tanne weist einen Verbiss
von 10,6% auf und liegt damit genau wie die anderen Baumarten auf einem, im lokalen und
regionalen Vergleich, niedrigen Niveau (siehe Punkt 8.3.2).
Werden die Verbissprozente des Waldes für sich betrachtet, fällt auf, dass der Schwerpunkt
des Verbisses bei den Laubbaumarten Bergahorn, Eiche und Vogelbeere liegt. Fichte und
Kiefer werden nahezu überhaupt nicht verbissen. Unter Berücksichtigung der hohen Verjün-
gungsdichten entsteht der Eindruck, dass der Verbiss im Revier Törring II-Nord einen ver-
gleichsweise geringen Einfluss auf den Zustand der Verjüngung haben muss.
Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 53
Verbiss an der Verjüngung unter 20cm Höhe
In dieser Höhenstufe ist der Verbiss sehr gering, er beträgt über alle Baumarten hinweg
0,36%. Von den verbissenen Pflanzen ist nur die Eiche mit 15% stärker betroffen und damit
stellt sie, wie bei der höheren Verjüngung, die am stärksten verbissene Wirtschaftsbaumart
dar. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass der Verbiss an Sämlingen nur sehr schwer aufzu-
nehmen ist, da ein Sämling, der verbissen wurde, sich kaum erholen kann und so davon aus-
gegangen werden muss das er abstirbt. Es scheint einen Zusammenhang zwischen der Höhe
der Verjüngung und der Verbissbelastung durch das Rehwild zu geben.
Darstellung der Fegeschäden
Abb.18: Fegeschäden in Prozent nach Baumarten
Wie die Verbissschäden, befinden sich auch die Fegeschäden auf einem niedrigen Niveau
(max. 3,11%).
Betroffen sind die Baumarten, die bevorzugt verfegt werden, nämlich der Bergahorn und die
Tanne (siehe Punkt 6.3). Die Kiefer steht hier an zweiter Stelle, was vermutlich daran liegt,
dass sie in der Verjüngung nur selten vorkommt und so für den Rehbock besonders attraktiv
ist.
0,00%
0,50%
1,00%
1,50%
2,00%
2,50%
3,00%
3,50%
Bah Kie Ta Bu Ei Fi
Fegeschäden in %
Fegeprozent
Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 54
Karte der Verbissintensität
Ausgehend von der Überlegung, wo sich die Verbissschwerpunkte befinden, bzw. wo die
Verjüngung am Rampelsberg gefährdet ist, wurde eine Karte der Verbissintensität erstellt. In
diese Karte wurden an Hand der Aufnahmepunkte Gebiete mit unterschiedlichen Verbisspro-
zenten ausgeschieden. Es ist anzumerken, dass folgende Karte generalisiert ist. Sie soll ledig-
lich Schwerpunkte der Verbissbelastung und Bereiche mit sehr geringem Verbiss aufzeigen.
Abb.19: Karte der Verbissintensität
Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 55
Die in der Legende genannten Verbissklassen werden wie folgt eingeteilt:
Verbissklasse Verbissprozente 0 0% 1 0,1% bis 4,9% 2 5% bis 9,9% 3 10% bis 14,9% 4 15% bis 19,9% 5 20% bis30% 6 mehr als 30%
Tab.12: Legende der Karte der Verbissintensität
Es fällt zunächst der hohe Anteil der Verbissklassen 0 bis 2 auf. Die Karte stellt somit An-
schaulich die Ergebnisse aus Punkt 7.2.3 dar. D.h. der Verbiss ist in weiten Teilen des Waldes
sehr gering. Seine negativen Auswirkungen können sich hier kaum entfalten. Ein Verbiss-
schwerpunkt zeichnet sich jedoch im Südosten des Waldes an der Grenze zum Nachbarrevier
ab. Hier finden sich mehrmals die Verbissklassen 5 und 6. Zu beachten ist, dass die Verjün-
gungsdichte hier auch eher gering ist (vgl. Abb.16). Der Verbiss fällt also mehr ins Gewicht.
In diesem Bereich hat es die Verjüngung augenscheinlich schwerer als im Rest des Waldes.
8 Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht
8.1 Zustand der Naturverjüngung im Revier Törring II-Nord
8.1.1 Verbissbelastung und artspezifische Auswirkungen
Wie schon erwähnt, ist die Verbissbelastung über alle Baumarten hinweg mit lediglich 6,8%
sehr gering. In Abb.17 zeigt sich allerdings, dass einige Baumarten wesentlich höheren Ver-
biss aufweisen als andere. Besonders die nur in geringen Anteilen vertretenen und aus ökolo-
gischer Sicht besonders wertvollen Laubbaumarten wie Bergahorn, Eiche und Vogelbeere
sind erhöhtem Rehwildverbiss ausgesetzt. Die Weißtanne besitzt angesichts der hohen Pflan-
zenzahlen mit rund 10% eine erfreulich niedrige Verbissbelastung. Dies bestätigt die landläu-
fige Meinung, dass vom Rehwild bevorzugt die seltensten Baumarten verbbissen werden. Die
allgemeinen Auswirkungen von Schalenwildverbiss auf junge Bäume sind in Tab.6 und Tab.7
erläutert.
Nachfolgend soll anhand zweier Beispiele auf die Verbissart und die artspezifischen Auswir-
kungen eingegangen werden.
Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 56
Der Bergahorn (Acer pseudoplatanus) ist in dem untersuchten Waldgebiet die wichtigste
Edellaubbaumart, jedoch gleichzeitig auch eine der am häufigsten verbissenen Baumarten.
Um die Auswirkungen des Rehwildverbisses auf die jungen Bergahorne bewerten zu können,
ist in dem nachfolgenden Diagramm die Verbissart (Leittrieb-, Seitentrieb- und Vollverbiss)
in Prozent dargestellt.
Abb.20: Verbiss an der Bergahornverjüngung > 20cm differenziert nach der Verbissart
Der Bergahorn leidet offensichtlich nicht nur unter einer erhöhten Verbissbelastung, sondern
wird verstärkt an den Leittrieben verbissen oder zeigt sogar am gesamten Spross Spuren von
Verbiss. Doch wie wirkt sich der Verbiss der Triebe auf das Wachstum und die Entwicklung
des Bergahorns aus? Laut einer Untersuchung von Göbel hat der Verbiss keinen signifikanten
Einfluss auf das Höhenwachstum junger Bergahorne. Des Weiteren zeigt sich auch kein Ein-
fluss auf das Wurzelgewicht, die Wurzelform und die Wurzeltiefe (Göbel, 2009). Es kann
außerdem davon ausgegangen werden, dass sich der Verbiss der Seitentriebe ebenfalls nicht
wesentlich auf das Wachstum des Bergahorns auswirkt. Auch wenn sich keine direkten nega-
tiven Auswirkungen von Rehwildverbiss auf das Spross- und Wurzelwachstum aufzeigen
lassen, ist besonders der Verbiss des Leittriebs mit einem erheblichen Qualitätsverlust durch
Zwieselbildung verbunden. Dies stellt besonders bei hohen Verbissbelastungen einzelner
Baumarten eine Gefahr für die Wertholzzucht dar.
0,00%
1,00%
2,00%
3,00%
4,00%
5,00%
6,00%
7,00%
8,00%
9,00%
Leittrieb Seitentrieb Vollverbiss
Verbiss an Bergahorn
Leittrieb
Seitentrieb
Vollverbiss
Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 57
Abb.21: Foto einer Gruppe junger Bergahorne mit Leittriebverbiss, gut zu erkennen sind die
Ersatztriebe, die sich nach dem Verbiss des Leittriebes gebildet haben; trotz der Verbissbe-
lastung weisen die jungen Bäume ein beachtliches Wachstum auf jedoch bei stark verringer-
ter Qualitätserwartung
Die Weißtanne (Abies alba) ist die wichtigste Mischbaumart im Revier Törring II-Nord und
ist, dank der waldorientierten Jagdausübung, nur einer moderaten Verbissbelastung ausge-
setzt.
Bei der Tanne zeigt sich nur ein geringer Vollverbiss. Leittrieb- und Seitentriebverbiss sind in
etwa gleich häufig zu finden.
Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 58
Das folgende Diagramm stellt die Verbissarten an der Weißtanne dar.
Abb.22: Verbiss der Tannenverjüngung > 20cm differenziert nach der Verbissart
Die Weißtanne ist eine gegen Wildverbiss empfindliche Schattbaumart (Schütt et al., 2002).
Höllerer konnte bei vergleichbarer Konkurrenz und Standortsverhältnissen einen signifikanten
Zusammenhang zwischen Terminaltriebverbiss und Höhenwachstum der Tanne nachweisen.
Auch das Wurzelwachstum, die Wurzeltiefe und das Wurzelgewicht zeigen eine deutliche
Reaktion auf Verbiss (Höllerer, 2009). Des Weiteren muss davon ausgegangen werden, dass
die Tanne mit Zuwachsverlusten auf starken Seitentriebverbiss reagiert. (Prien, Müller, 2010).
Die Tanne als monopodiale Baumart neigt beim Verbiss des Leittriebes zur Zwieselbildung
und ist dadurch in ihrer Qualitätsleistung gehemmt.
Nicht jede Baumart reagiert also mit dem gleichen Maße auf Wildverbiss. So zeigt die
schnellwachsende Halbschattbaumart Bergahorn kein reduziertes Höhenwachstum in der Fol-
ge von Wildverbiss und ist so, im Vergleich zu andern Baumarten, in der Lage, auch bei er-
höhter Verbissbelastung dem Äser zu entwachsen. Die Weißtanne reagiert hingegen mit er-
heblichen Zuwachsverlusten und Ausfällen auf Verbiss. Bei beiden Baumarten ist außerdem
mit Qualitätseinbußen, besonders durch den Verbiss des Leittriebes, zu rechen. Für das unter-
suchte Waldgebiet ergeben sich daraus unterschiedliche Schlussfolgerungen. Die Verbissbe-
lastung bei Fichte, Kiefer und Buche ist so gering, dass sich keine wesentlichen Beeinflus-
sungen auf die Verjüngung feststellen lassen. Die Weißtanne reagiert zwar deutlich auf Wild-
verbiss, bei lediglich 10,6% verbissenen Jungtannen sind aber keine, die Population gefähr-
dende, Auswirkungen zu erwarten. Die am stärksten verbissenen Baumarten Bergahorn, Eiche
0,00%
0,50%
1,00%
1,50%
2,00%
2,50%
3,00%
3,50%
4,00%
4,50%
5,00%
Leittrieb Seitentrieb Vollverbiss
Verbiss an Tanne
Leittrieb
Seitentrieb
Vollverbiss
Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 59
(Quercus spec.) und Vogelbeere (Sorbus aucuparia) zeigen deutlich negative Auswirkungen
des Rehwildverbisses. So leisten die zurückgebissenen Bergahorne zwar weiterhin ein deutli-
ches Höhenwachstum, sind aber häufig so stark verbissen, dass langfristig Qualitätseinbußen
zu erwarten sind. Der Zustand der jungen Eichen ist noch kritischer zu sehen. Vielerorts wa-
ren sie so stark verbissen, dass keine echten Leittriebe und kaum noch Höhenwachstum er-
kennbar waren. Die Kombination aus hohem Verbiss und häufigen Lichtmangel wird wohl zu
erheblichen Ausfällen bei den Eichen in der Verjüngung führen. Die, aus ökologischer Sicht
bedeutende, Vogelbeere ist zwar erheblichen Verbiss ausgesetzt, schafft es aber ähnlich häu-
fig, wie der Bergahorn, dem Äser des Wildes zu entwachsen und so in Zukunft am Waldauf-
bau beteiligt zu sein (vgl. Abb.12).
8.1.2 Fegeschäden und deren Bedeutung
Schäden an jungen Bäumen durch das Fegen des Rehbocks sind im Revier Törring II-Nord
relativ selten und von untergeordneter Bedeutung. Der Bergahorn und die Waldkiefer sind am
häufigsten durch Fegen geschädigt (vgl. Abb.18). Die Auswirkungen von Fegeschäden auf die
einzelne Pflanze sind unter Punkt 6.5 in Tab.8 erläutert. Besonders für den bereits verbissbe-
lasteten Bergahorn stellen die Fegeschäden eine weitere Gefahr für Ausfälle und Qualitätsver-
luste dar.
8.1.3 Höhenstruktur und Alter der Verjüngung
Unter Betrachtung der Höhenstruktur der Jungwüchse in dem Waldgebiet zeigt sich deutlich,
dass der Großteil der jungen Bäume kleiner als 50cm ist. Rund 39 Prozent finden sich in der
Höhenstufe 2. Lediglich 10,19% der Verjüngung sind bereits größer als 1,3 Meter und können
so als gesichert betrachtet werden.
Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 60
Die Höhenstruktur der Verjüngung wird in folgendem Diagramm dargestellt:
Abb.23: Höhenstruktur der gesamten Verjüngung > 20cm
Es muss davon ausgegangen werden, dass ein großer Teil der jungen Bäume nur wenige Jahre
alt ist. So sind nach einer gutachterlichen Einschätzung die jungen Weißtannen kurz vor dem
herauswachsen aus der Höhenstufe 1 ca. 5 Jahre alt und die der Höhenstufe 2 selten älter als
10 Jahre. Dies lässt die Vermutung zu, dass sich die meisten jungen Bäume erst nach dem
Pächterwechsel etabliert haben. Es besteht also ein Zusammenhang zwischen dem Aufkom-
men der Naturverjüngung und dem reduzierten Wildbestand.
8.1.4 Verjüngung unter Schirm
Wie Abb.29 zeigt, werden 90% der Verjüngung von Altbeständen überschirmt. Dies hat ver-
schiedene Auswirkungen auf die darunter befindliche Verjüngung. Positiv wirkt sich der
Schutz der Verjüngung vor Frost, Hitze und Strahlung durch die Überschirmung aus (Bur-
schel, Huss, 1997). Die Verjüngung auf den Freiflächen genießt diesen Schutz nicht. Zwar
besitzen die frostgefährdeten Baumarten Tanne und Buche auf diesen Flächen einen geringe-
ren Anteil als in den überschirmten Bereichen des Waldes. An den Stellen wo Rotbuche und
Weißtanne auf Freiflächen vorkommen, sind diese jedoch besonders durch Spätfrost gefährdet
(Rittershofer, 1999).
53,39
38,17
8,440
10
20
30
40
50
60
20-50 51-130 131-200
Höhenstufen in cm
Höhenstruktur der Verjüngung
> 20cm
Pflanzenzahl in der
jeweiligen Höhenstufe in
%
Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 61
Ein weiterer positiver Effekt der Überschirmung der Verjüngung durch den Altbestand ist die
Extensivierung der Jungbestandspflege durch das Ausnutzen von natürlicher Differenzierung
und Reduzierung der Stammzahl (Rittershofer, 1999).
Des Weiteren führt das Aufwachsen unter dem Altholzschirm zu verstärkter Feinastigkeit der
jungen Bäume und zu einem engeren Jahrringaufbau (Rittershofer, 1999, Reininger 2000).
Allerdings lässt sich bei überschirmten jungen Bäumen häufig ein vermindertes Höhenwachs-
tum aufgrund von geringerem Lichteinfall und der erhöhten Konkurrenz um Wasser erken-
nen.
8.1.5 Kleinflächige Mischung und Ungleichmäßige Verteilung der Verjüngung
Die Aufnahmen zeigten, dass in der Naturverjüngung die Mischbaumarten Eiche, Bergahorn
und Esche (Fraxinus excelsior) besonders häufig einzelstammweise beigemischt sind. Die
Esche und der Bergahorn besitzen in der Jugend eine relativ große Schattentoleranz, die Eiche
(Quercus spec.) hingegen benötigt rasch mehr Sonnenlicht (Ellenberg 1978). Oft können diese
Baumarten nur durch zügiges Lichten des Altholzschirms oder durch regulierende Eingriffe in
den Jungwuchs gehalten werden (Rittershofer, 1999).
Durch die klein- bis kleinstflächige Mischung besitzt die Verjüngung im Revier Törring II-
Nord jedoch den Vorteil, dass sie sich optimal an kleinstandörtliche Gegebenheiten anpassen
kann (Burschel, Huss, 1997).
Des Weiteren konnte sowohl beim Begang der Fläche als auch bei der Auswertung festgestellt
werden, dass die Verjüngung im untersuchten Wald relativ ungleichmäßig verteilt ist.
Auskunft hierüber geben die Variationskoeffizienten der Pflanzendichten.
Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 62
Abb.24: Variationskoeffizient der Pflanzendichten > 20cm nach Schlussgraden;
der Variationskoeffizient stellt ein Maß für die Streuung der Pflanzendichte dar
Insgesamt liegen die Variationskoeffizienten durchweg auf einem hohen Niveau. Vor allem in
den dichten Beständen mit den Schlussgraden gedrängt, geschlossen und licht geschlossen
fallen die hohen Prozentzahlen auf. In den hellen Bereichen des Waldes und auf den Freiflä-
chen liegen sie auf einem eher niedrigen Niveau. Dies lässt darauf schließen, dass die Verjün-
gung in den dunkleren Bereichen des Waldes wesentlich ungleichmäßiger verteilt ist. Außer-
dem ist die Pflanzendichte in den dunkleren Beständen einer wesentlich höheren Schwankung
unterworfen. Begründet werden kann dies dadurch, dass die Ressourcen Wasser und Licht
hier stärker umkämpft und viel ungleichmäßiger verteilt sind. An manchen Stellen ist der Alt-
holzschirm durchbrochen und so kann sich, dank des geringen Verbissdrucks, schnell Natur-
verjüngung einstellen. So kommt es in jungen oder geschlossenen Beständen zu einer punktu-
ellen Verjüngung und dadurch zu hohen Variationskoeffizienten. Ist das Kronendach gleich-
mäßig unterbrochen (z.B. licht), stellt sich auch ein gleichmäßiger Jungwuchs ein. Dies hat
eine geringere Abweichung in der Pflanzendichte zur Folge. Auf den Freiflächen ergeben sich
die niedrigsten Variationskoeffizienten. Dies lässt sich damit erklären, dass hier meist Kultu-
ren mit Bergahorn oder Lärche vorzufinden sind, welche bedingt durch den Pflanzverband
eine regelmäßige Pflanzendichte aufweisen.
Eine geringere Schwankung der Verjüngungsdichte konnte bei der Untersuchung der drei
einzeln aufgenommenen Bestände festgestellt werden. Auch diese weisen überwiegend die
Schlussgrade gedrängt, geschlossen und lichtgeschlossen auf. Die Variationskoeffizienten
liegen hier jedoch bei 51,1% im Bestand 1, bei 47,8% im Bestand 2 und bei 33,8% im Be-
0,00%
20,00%
40,00%
60,00%
80,00%
100,00%
120,00%
140,00%
1 2 3 4 5 6
Variationskoeffizienten nach Schlussgrad - Verjüngung > 20 cm
Variationskoeffizient
Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 63
stand 3. Diese, im Vergleich niedrigen Variationskoeffizienten, ergeben sich vermutlich durch
die genaueren Aufnahmen in diesen Bereichen. Mit Hilfe des Variationskoeffizienten kann an
dieser Stelle ein Zusammenhang zwischen dem Alter und der Variation der Pflanzendichte
aufgezeigt werden. Am gleichmäßigsten erscheint die Verjüngung des Bestandes 3, der mit 80
Jahren am ältesten ist. Der nur halb so alte Bestand 1 zeigt die größten Unregelmäßigkeiten in
der Pflanzendichte. Diese Beobachtung lässt sich plausibel mit einer besseren Bodengare,
einem etwas höheren Lichteinfall sowie dem höheren Samenangebot in dem 80 jährigen Be-
stand erklären.
Aus der ungleichmäßigen Verteilung der Naturverjüngung des untersuchten Waldes ergeben
sich zwei wesentliche Konsequenzen:
• Bei einem Ausfall des Altbestandes müssen Fehlstellen durch Saat oder Pflan-
zung ergänzt werden, um Produktionsverluste zu vermeiden.
• Die ungleichmäßige horizontale Verteilung der Verjüngung bietet die Chance,
strukturreichere, dauerwaldartige Bestände zu schaffen. Vor allem in den noch
jungen und stabilen Beständen mit entwicklungsfähigen Kronen kann, mit Hil-
fe der spontan ankommenden Naturverjüngung, eine Überführung in Dauer-
wald angestrebt werden. Aber auch die älteren Bestände lassen sich mit Hilfe
der Naturverjüngung in strukturreichere Waldformen umbauen.
In den noch geschlossenen Beständen weisen die Pflanzendichten aufgrund von ungleich ver-
teilten Ressourcen hohe Schwankungen auf. Auch die Pflanzenzahlen insgesamt sind deutlich
niedriger als in den lichteren Waldteilen (vgl. Abb.14). Wo der Schlussgrad licht oder räumig
ist, weist die Verjüngung im Durchschnitt höhere Stammzahlen bei geringeren Schwankun-
gen auf. Mit 6880 bzw. 7386 jungen Bäumen je Hektar liegen die Pflanzenzahlen weit über
den in Forstkulturen üblichen Stammzahlen. Die hohen Stückzahlen resultieren häufig aus
Fichten- und Tannenbürstenwüchsen. Nachteilig wirken sich Bürstenwüchse bei den Nadel-
holzarten aus, wenn der Altholzschirm verloren geht. Da in diesem Fall Stammzahlreduktio-
nen notwendig werden, ergeben sich hohe Pflegekosten (Rittershofer 1997). Der beim Laub-
holz erwünschte Dichtstand führt zu einer frühen Astreinigung und damit zu qualitativ hoch-
wertigem Holz (Rittershofer 1997).
Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 64
8.1.6 Vitalität
Um die Vitalität der Naturverjüngung des Reviers Törring II-Nord zu bewerten, sind die Kri-
terien Lichtgenuss und Verbiss von Bedeutung. Gutachterlich kann die Verjüngung als wüch-
sig und gesund beschrieben werden. Lediglich die unter Lichtmangel leidenden und die durch
mehrfachen Verbiss geschwächten Jungpflanzen zeigten eine verminderte Vitalität. An
Lichtmangel leidet besonders die Fichte, was die starke Stammzahlreduktion (vgl. Tab.14)
und das häufig beobachtete, verringerte Höhenwachstum zeigt. Unter erhöhtem Verbiss und
damit verbundenen Vitalitätseinbußen leiden besonders die Baumarten Bergahorn und Eiche.
Die Eichen leiden zusätzlich häufig unter den Lichtverhältnissen, was einen vermehrten Aus-
fall erwarten lässt. Die jungen Weißtannen zeigen sich bei moderatem Verbiss erfreulich vital
und wüchsig.
8.1.7 Standortseignung der Baumarten in der Verjüngung
Große Teile des untersuchten Waldgebietes weisen die Feuchtestufen mäßig frisch und mäßig
trocken auf (vgl. Tab.1). Die Fichte ist für solche Standorte nur wenig geeignet, sie sollte also
nur in geringen Anteilen beigemischt sein (vgl. Tab.2). Ihr Anteil an der Verjüngung die über
20cm hoch ist beträgt jedoch 47%. Sie kommt daher nach wie vor auch auf ungeeigneten
Standorten vor. Besser geeignet für Böden mit den oben genannten Feuchtestufen sind vor
allem die Buche (Fagus sylvatica), aber auch die Weißtanne (Abies alba) und die Eiche
(Quercus spec.) (vgl. Tab.2). Die Buche stellt jedoch, ebenso wie die Eiche, im Höhenbereich
20cm bis 200cm lediglich einen Anteil von 5%. Die Tanne hingegen, die auf mäßig frischen
und auch mäßig trockenen Standorten durchaus als dominierende Baumart geeignet ist, stellt
hingegen einen bemerkenswerten Anteil von 28%. Frische Standorte (z.B. 204, 234, 304), auf
denen auch die Fichte in dominierenden Anteilen gehalten werden kann, nehmen einen we-
sentlich geringeren Raum ein (siehe Anhang, Standortskarte). Weitere Baumarten, die eine
hohe Standortseignung im untersuchten Wald besitzen, sind der Bergahorn, die Esche, sowie
Lärche und Douglasie (vgl. Tab.2). Von diesen besitzt in der Verjüngung jedoch nur der
Bergahorn einen nennenswerten Anteil von 5%. Kaum oder gar nicht geeignet für die meisten
Standorte im Revier Törring II-Nord ist die Waldkiefer (vgl. Tab.2). Obschon sie in den Alt-
beständen noch häufig zu finden ist, liegt ihr Anteil in der Verjüngung über 20cm nurmehr bei
3%. Über alle Standorte hinweg zeigt sich die Weißtanne als am besten geeignetste Baumart
(vgl. Tab.2). Daher ist ihr Anteil von 28% an der Verjüngung über 20cm bzw. 25% an der
gesicherten Verjüngung begrüßenswert. Die Rotbuche ist ebenfalls, im Hinblick auf die
Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 65
Standorte, bestens geeignet, um in großen Mischungsanteilen vorzukommen. Ihr Anteil von
5% ist aus diesem Blickwinkel als zu gering anzusehen.
8.2 Vorteile von Naturverjüngung im Überblick
In dem untersuchten Waldgebiet ist, wenn auch mit schwankender Dichte, auf nahezu der
gesamten Fläche Naturverjüngung vorhanden (vgl. Abb.16). Der Anteil der natürlichen Wald-
verjüngung am gesamten Jungwuchs ist bemerkenswert hoch. Das nachfolgende Diagramm
stellt die Verhältnisse zwischen Naturverjüngung und gepflanzten Kulturen in Prozent der
verjüngten Fläche dar.
Abb.25: Anteile der Natur- bzw. Kunstverjüngung im untersuchten Waldgebiet
Dieser hohe Anteil an Naturverjüngung ist als äußerst positiv zu bewerten. Neben dem kos-
tenlosen Ankommen, besitzt Naturverjüngung zahlreiche ökologische Vorteile gegenüber
gepflanzten Bäumen. Beispielsweise kann sich Naturverjüngung ideal an Klein- und Kleinst-
standorte anpassen. Die ist gerade im Hinblick auf die kleinflächig wechselnden Standorts-
verhältnisse im untersuchten Waldgebiet von Bedeutung. Außerdem besteht bei natürlicher
Verjüngung ein enormes genetisches Potenzial durch die zahlreichen Samenjahrgänge. Des
Weiteren treten bei wurzelnackt gepflanzten Bäumen häufig, durch die Pflanzung verursachte,
Beeinträchtigungen wie Wurzeldeformationen und Pflanzschock auf (Burschel, Huss, 1997).
Kultur
6%
Naturverjüngun
g
94%
Anteile künstlicher und natürlicher
Verjüngung
Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 66
Die folgende Tabelle gibt einen kurzen Überblick über die allgemeinen Vor- und Nachteile
von Naturverjüngung.
Tab.13: Vor- und Nachteile von Naturverjüngung (nach Burschel und Huss 1997)
Der wesentliche Vorteil der Naturverjüngung gegenüber gepflanzten Bäumen liegt in der
Pflanzung selbst. Auch bei sorgfältiger Ausführung der Pflanzung treten häufig Schäden an
den Wurzeln auf. So wird bei der Pflanzung von Forstgehölzen häufig ein Wurzelschnitt
durchgeführt. Der Wurzelschnitt stellt eine potenzielle Eintrittspforte für Krankheitserreger
und Pilze dar. Laut einer Untersuchung von Dahmer und Raab sind gepflanzte Bäume signifi-
kant häufiger von Pilzbefall betroffen als junge Bäumchen die aus Naturverjüngung hervor-
gegangen sind. So zeigt sich, dass bei der Buche und dem Bergahorn, die Zahl der von Pilzen
befallenen Wurzeln bei gepflanzten Bäumen rund dreimal so hoch ist, wie bei jenen aus natür-
licher Verjüngung. Bei der Esche wurden von Pilzen geschädigte Wurzeln ausschließlich bei
Pro Kontra ökologisch
steht der natürlichen Wald-entwicklung näher als forst-liche Kulturen hohe Anpassung an Klein-standorte ungestörtes Wurzelwachs-tum natürliche Differenzierung hohe genetische Vielfalt durch zahlreiche Samen-jahrgänge
auch nicht geeignete Her-künfte oder nicht standorts-gerechte Baumarten können sich verjüngen Abhängig vom Samenange-bot und von Mastjahren (z.B. Buche)
ökonomisch
keine Kosten für das Anle-gen von forstlichen Kultu-ren nur in Ausnahmen Boden-bearbeitung nötig
Unregelmäßigkeit der Ver-jüngungsdichte erschwerte Bringung und Holzernte bei üppiger NVJ häufige Hiebswiederkehr (Nachlichten) hoher Pflegeaufwand in zu dichten Naturverjüngungen (Bürstenwuchs)
Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 67
gepflanzten Bäumen festgestellt (Dahmer, Raab, 1997). Bei der Pflanzung von Bäumen
kommt es also häufig zu Infektionen mit Pilzsporen, welche vermutlich die Vitalität der jun-
gen Pflanzen beeinflussen können. Offenbar besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen
der Vitalität von jungen Bäumchen und dem Begründungsverfahren (Dahmer, Raab, 1997).
Die aus Naturverjüngung hervorgegangenen Eichen und Bergahorne zeigen bei der oben er-
wähnten Untersuchung eine wesentlich höhere Vitalität als gepflanzte Bäume. Lediglich die
Saat erreicht ähnlich gute Vitalitätswerte wie die Naturverjüngung. Auch die Buche besitzt
die höchste Vitalität bei der Naturverjüngung, allerdings werden auch bei der Hohlspaten-
pflanzung hohe Werte erreicht (Dahmer, Raab, 1997). Es besteht also eine Abhängigkeit der
Vitalität junger Bäumen von dem Begründungsverfahren. Die Naturverjüngung besitzt in den
meisten Fällen höhere Vitalitätswerte als die gepflanzten Bäume aus Baumschulen. Die Un-
tersuchung von Dahmer und Raab zeigt ferner, dass das Sprosswachstum (Höhenwachstum)
bei der Naturverjüngung aller vier untersuchten Baumarten (Eiche, Esche, Bergahorn und
Buche) wesentlich höher ist, als bei allen anderen Begründungsverfahren (Dahmer, Raab,
1997). Auch hier zeigt sich ein signifikanter Vorteil der Naturverjüngung gegenüber gepflanz-
ten Bäumen. Die Pflanzung von jungen Bäumen kann sich nachweislich auch auf die Stabili-
tät des zukünftigen Bestandes auswirken. In Abhängigkeit von den verschiedenen Pflanzver-
fahren zeigen sich unterschiedlich starke Wurzeldeformationen. Die Untersuchung von Nörr
und Baumer bestätigt den Zusammenhang zwischen Wurzeldeformationen und Bestandessta-
bilität. Wurzeldeformationen, wie sie bei Pflanzung aus verschieden Gründen häufig auftre-
ten, führen zur Verringerung der Wurzeltiefe und behindern das Erschließen des Wurzelraums
(Nörr, Baumer, 2002). Die reduzierte Wurzeltiefe führt dazu, dass die Bäume weniger gut im
Boden verankert sind und so die Bestandesstabilität langfristig beeinträchtigt wird.
Schlussfolgerungen für das untersuchte Waldgebiet
Durch den hohen Anteil von Naturverjüngung im Revier Törring Nord-II ergeben sich we-
sentliche Vorteile gegenüber gepflanzten Kulturen. Die neue Waldgeneration wird eine größe-
re genetische Vielfalt besitzen und sich so besser an Veränderungen, wie sie durch den Kli-
mawandel erwartet werden, anpassen. Außerdem wird einem Großteil der jungen Bäume im
untersuchten Waldgebiet ein ungestörtes Wurzelwachstum ermöglicht. Davon profitieren vor
allem die vielen jungen Weißtannen, die so auf natürlichem Wege eine tiefreichende und
stabile Pfahlwurzel entwickeln können. Auch die zuvor erwähnte hohe Vitalität bei den aus
Naturverjüngung hervorgegangenen Bäumchen ist für die Verjüngung am Rampelsberg be-
zeichnend. Alle diese Faktoren begünstigen die Entwicklung eines anpassungsfähigeren und
gegen biotische und abiotische Schäden, widerstandsfähigeren Wald.
Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 68
8.3 Baumartenanteile von Altbestand und Naturverjüngung im Vergleich
Bei den Beständen des untersuchten Waldgebiets handelt es sich größtenteils um Fichten-
oder Fichten-Kiefer-Mischbestände. Das von Nadelholz dominierte Waldgebiet hat nur gerin-
ge Anteile an Mischbaumarten. Vor allem die Weißtanne ist nach Fichte und Waldkiefer mit
rund 8% die wichtigste Mischbaumart im Revier Törring II-Nord. Als weitere Nadelbaumart
kommt örtlich die Douglasie vor, ihr Anteil ist mit ca. 1% aber sehr gering. An Laubbaumar-
ten sind der Bergahorn, die Buche und die Eiche zu nennen. Alle Laubbäume kommen nur in
geringen Anteilen vor und sind in der Regel einzelstammweise beigemischt. Die Ausnahme
sind wenige ca. 20 jährige Bergahornbestände (ehemalige Sturmwurfflächen) und ein größe-
rer Buchenbestand (ca. 2ha) im Norden des Waldgebietes. Die sonstigen Laubbaumarten wie
Sandbirke, Vogelbeere und die verschiedenen Weidenarten fehlen im Altbestand weitgehend.
Die nachfolgende Grafik zeigt die im Altbestand vorkommenden Baumarten mit Ausnahme
der Salweide (Salix caprea).
Abb.26: Baumartenanteile des Altbestandes in Prozent der Grundfläche
Da ein Zusammenhang zwischen den im Altbestand vorkommenden Baumarten, die als Sa-
menbäume dienen und der aufkommenden Naturverjüngung besteht, sollen die Baumartenan-
teile des Altbestands mit denen der Verjüngung verglichen werden. Nachfolgendes Säulendi-
Wenger W., Bedeutung des Waldes für die Trinkwassergewinnung, in: LWF aktuell 34, Bay-
erische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, 2002, S.3ff.
Karten: Geologische Karte von Bayern (1996): Bayerisches Geologisches Landesamt München Karte des mittleren Jahresniederschlag in Bayern Periode 1961-1990, Bayerisches Lan-desamt für Wasserwirtschaft, 1998 Kreutzer, Foerst; Überarbeitet: Gulder, Forstliche Wuchsgebietsgliederung Bayerns
(2001): LWF, Freising
Internet http://www.bundeswaldinventur.de/enid/eb959bf23f1f574a4126ea278b45fa73,0/5e.html,