Bachelorarbeit zur Erlangung des akademischen Grades „Bachelor of Arts“ im Fach Tourismusmanagement Fakultät für International Business Erstbetreuer: Prof. Dr. Ralf Bochert Zweitbetreuer: Prof. Dr. Jerzy Jaworski Klarissa Feis Matrikelnummer: 177521 September 2014 Hinführung zu einem Tourismuskonzept für die Stadt Eggenfelden
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Hinführung zu einem Tourismuskonzept für die Stadt Eggenfelden · Bachelorarbeit zur Erlangung des akademischen Grades „Bachelor of Arts“ im Fach Tourismusmanagement Fakultät
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Bachelorarbeit
zur Erlangung des
akademischen Grades
„Bachelor of Arts“
im Fach Tourismusmanagement
Fakultät für International Business
Erstbetreuer: Prof. Dr. Ralf Bochert
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Jerzy Jaworski
Klarissa Feis
Matrikelnummer: 177521
September 2014
Hinführung zu einem
Tourismuskonzept für
die Stadt Eggenfelden
I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ......................................................................................... I
Abbildungsverzeichnis ............................................................................... IV
Tabellenverzeichnis.................................................................................... V
Abkürzungsverzeichnis ............................................................................. VI
Gelegen im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn zählt die nach Einwoh-
nerzahlen größte Stadt Eggenfelden zu einem wichtigen wirtschaftlichen
Standort und gilt als kulturelles Zentrum des Rottals. Neben den besonderen
naturräumlichen Voraussetzungen der altbayerischen Kulturlandschaft, ge-
prägt durch sanfte Hügel entlang der Rott und Inn, die vor allem Wanderer
und Radwanderer in die Region locken, sind es auch die kulturellen Beson-
derheiten, wie zahlreiche Kirchen und Kapellen aus der Zeit der Spätgotik im
14. und 15. Jahrhundert, welche gute Ansatzpunkte für die touristische Ent-
wicklung der Stadt bieten. Das Stadtbild Eggenfeldens ist geprägt durch den
mittelalterlichen Stadtplatz mit seinen pastellfarbigen Bürgerhäusern, dem
Grabmeiertor, dem Heilig-Geist-Spital mit der gotischen Spitalkirche und der
gotischen Stadtpfarrkirche, die als Wahrzeichen der Stadt mit einem 77 Me-
ter hohen Turm über die Kulisse des Stadtplatzes ragt. Das landkreiseigene
„Theater an der Rott“, welches mit dem bayerischen Theaterpreis ausge-
zeichnet wurde, das Kulturzentrum „SchlossÖkonomie Gern“, die städtische
Musikschule mit einem großen Konzert- und Veranstaltungssaal, sowie das
Freilichtmuseum „Theatron“ im Schlosspark, bieten ein umfangreiches Kul-
turangebot.
Die gute verkehrliche Infrastruktur und die zentrale Lage, zahlreiche mittel-
ständische Gewerbe und Industrieunternehmen, aber auch traditionelle
Handwerksbetriebe bewirken, dass die Kommune zu einem starken Wirt-
schaftsstandort gewachsen ist. Auch der Tourismus kann wesentlich zur
Imagepflege einer Stadt beitragen und hat als Querschnittsbranche positive
Auswirkungen auf andere Wirtschaftsbereiche.
Die landschaftlich reizvolle Umgebung rund um Rott und Inn sowie eine Viel-
zahl touristischer Anziehungspunkte bieten günstige Voraussetzungen für
eine Weiterentwicklung und Attraktivitätssteigerung des Tourismus. Jedoch
ist es bislang nicht gelungen, sich im Wettbewerb um den Gast entscheidend
durchzusetzen und sich klar zu positionieren. Um auch die steigende Wirt-
schaftskraft der Tourismusbranche auszuschöpfen, soll für die Stadt Eggen-
felden eine Hinführung zu einem Tourismuskonzept erarbeitet werden.
Problemstellung und Abgrenzung
2
2 Problemstellung und Abgrenzung
Destinationen kämpfen heutzutage um die Aufmerksamkeit der Touristen.
Immer mehr Länder, Regionen, Städte und Kommunen treten in einen sich
stetig wachsenden Verdrängungswettbewerb. Wie auch in anderen Wirt-
schaftszweigen konkurrieren immer mehr Destinationen mit ähnlichen Ange-
boten und vergleichbarer Qualität um die gleichen Zielgruppen. Destinatio-
nen, die sich touristisch etablieren wollen, müssen ihr Handeln vermehrt
nach aktuellen Markterfordernissen und Marketinggesichtspunkten ausrich-
ten.1
Eine der wesentlichsten Änderungen der letzten Jahrzehnte war in dieser
Hinsicht die Wandlung des Verkäufermarktes zum Käufermarkt.2 Viele Klein-
und Mittelstädte, die mit dem Ausbau ihrer touristischen Infrastruktur Gäste
in die ländlichen Regionen locken möchten und mit einem meist kulturtouris-
tischen Angebot wie historisch wertvollen Stadtbildern und Einzelbauten o-
der anderen kulturellen Attraktionen Marketing betreiben, konkurrieren mit
den sogenannten „Magic Cities“ und den „Top 50“3 im Städtetourismus in
Deutschland.4 Einhergehend mit der hohen Austauschbarkeit der touristi-
schen Hauptleistung Beherbergung kommt der Profilierung der touristischen
Leistung somit eine enorme Bedeutung zu. Um sich von der Konkurrenz zu
unterscheiden, müssen touristische Destinationen eine klare und eindeutige
Positionierung definieren. Ein umfangreiches, vorausplanendes und nach-
haltiges Tourismuskonzept ist somit für eine touristisch starke Destination
unabdingbar.5
Die Kleinstadt Eggenfelden verfügt zurzeit weder über eine touristische Ziel-
setzung noch über ein touristisches Konzept, welches den Verantwortlichen
der Stadt als Orientierungshilfe dienen soll.
1 Vgl. Brysch, A., in: Fontanari, M. / Scherhag, K. (Hrsg.) (2000), S. 10 f. 2 Vgl. Steinecke, A (2013), S. 67. 3 Die Magic Cities ist eine Marketing-Kooperation zwischen den neun Städten Berlin, Dres-
den, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, München und Stuttgart. Diese ste-hen im Fokus der Vermarktung der Destination Deutschland durch die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT). Unter dem Namen „Top 50“ werden 50 städtetouristische Destinati-onen von der DZT vermarktet (Vgl. Deutsche Zentrale für Tourismus e.V. 2014).
4 Vgl. Kagermeier, A., in: Soboll, A. (Hrsg.) (2009), S. 75. 5 Vgl. Bieger, T. / Beritelli, P. (2013), S. 45.
Problemstellung und Abgrenzung
3
Es müssen die relevanten Tourismusbereiche sowie Alleinstellungsmerk-
male erkannt und herauskristallisiert werden, um den Gästen aufzuzeigen,
warum sie die Stadt als Bestandteil ihres Urlaubs sehen sollen.
Erarbeitete Strategievorschläge sollen als Grundlage für einen weitergehen-
den Maßnahmenplan und für ein operativ ausformuliertes Tourismuskonzept
genutzt werden. Mit Hilfe der Strategieempfehlungen können die jeweiligen
Einrichtungen Maßnahmen entwickeln, um ihr Image und ihren Bekannt-
heitsgrad zu erhöhen und die Gästezufriedenheit zu steigern. Der operative
Einsatz der Marketinginstrumente, die Implementierung sowie das Control-
ling dieses vorläufigen Konzepts sollen im Anschluss von den Verantwortli-
chen weiterentwickelt werden. Die Zielsetzungen können der Stadt als erste
Handlungsempfehlung für die weitere Vorgehensweise zur Entwicklung ei-
nes ausformulierten Tourismuskonzepts dienen.
Zielsetzung
4
3 Zielsetzung
Hauptziel der Arbeit ist die Erarbeitung von Strategievorschlägen zur Stär-
kung und Professionalisierung ausgewählter Tourismusbereiche in Eggen-
felden. Thematische Schwerpunkte sollen der Stadt vorgestellt werden, um
die touristische Vermarktung auf diese Themenwelten auszurichten. Die ak-
tuelle Situation und die zukünftige Ausrichtung des Tourismus in Eggenfel-
den sollen beschrieben und bewertet werden. Strategische Zielvorstellungen
über den gewünschten Wirkungsbereich des Tourismus in der Region müs-
sen gemeinsam mit den Verantwortlichen abgestimmt werden.
Aus diesen Ergebnissen und Folgerungen werden abgeleitete Strategiemo-
dule entwickelt, die die Stadt Eggenfelden als touristische Destination etab-
lieren und den Verantwortlichen als Entscheidungsbasis dienen. Hierzu ge-
hört die Entwicklung von Infrastrukturen, Produkten und Qualitätsstandards,
die auf die Bedürfnisse der vorhandenen Zielgruppen abgestimmt werden
müssen. Damit soll die Wertschöpfung dieser Segmente verbessert werden.
Es soll aufgezeigt werden, welche Möglichkeiten die Stadt in den Bereichen
Übernachtungs- als auch Tagestourismus (privat oder geschäftlich bedingt)
aufweist, insbesondere durch Kultur- und Aktivtourismus.
In diesem Zusammenhang werden weitere Nebenziele in Form folgender
Fragestellungen beantwortet:
Welche Rolle haben Übernachtungs- und Tagestouristen für die Stadt
Eggenfelden?
Wie sieht das touristische Angebotspotenzial in der Stadt Eggenfel-
den aus?
Welche Potenziale kann die Stadt im Rahmen der untersuchten Tou-
rismussegmente nutzen?
Welche Handlungsempfehlungen sind notwendig, um Eggenfelden
zukünftig tourismusstark zu machen?
Im Vordergrund steht hierbei, dass Anregungen für den richtigen strategi-
schen Weg gegeben werden, um als Folgeschritt im Gesamtkontext eine
Strategie bestimmen zu können.
Aufbau der Arbeit und Arbeitsmethode
5
4 Aufbau der Arbeit und Arbeitsmethode
Im Rahmen der vorliegenden Bachelorarbeit sollen der Stadt Eggenfelden
Strategievorschläge aufgezeigt werden, die das touristische Potenzial der
Stadt aufgreifen und im Anschluss für die Erarbeitung eines ganzheitlichen
Tourismuskonzepts genutzt werden können.
Im theoretischen Teil B wird mit der Darlegung der Grundlagen eines Touris-
muskonzepts begonnen. Hierbei sollen neben der begrifflichen Definition vor
allem die Funktionen und Ziele erklärt werden, um den Verantwortlichen die
Notwendigkeit eines solchen Konzepts aufzuzeigen. Im Anschluss werden
die einzelnen Phasen einer Konzeptentwicklung vorgestellt.
Die Ausarbeitung orientiert sich an dem Prozess der strategischen Planung
und wird dazu in zwei Teile untergliedert.
Der erste Teil umfasst verschiedene Analysen der strategischen Ausgangs-
situation mit der Ableitung der Stärken und Schwächen der Stadt Eggenfel-
den.
Dazu wird in einem ersten Schritt der Situationsanalyse in Teil C im Rahmen
einer Potenzialanalyse die aktuelle wirtschaftliche und touristische Situation
dargestellt. Hierzu wurden zunächst mit Hilfe vorhandener Statistiken und
Auswertungen (Konzepte, Printmedien und Internetseiten) allgemeine Struk-
turdaten gesammelt. Darüber hinaus wird das touristische Angebot samt
Kennzahlen vorgestellt. Im Rahmen einer Stadtbesichtigung konnten hierfür
erste Eindrücke bezüglich der touristischen Infrastruktur gewonnen werden.
In einem zweiten Schritt sollen die Konkurrenz als auch der Markt analysiert
werden. Im Rahmen einer Umfeldanalyse werden dann die touristische
Marktsituation als auch Zukunftsperspektiven aufgezeigt, die für die Erarbei-
tung eines Tourismuskonzepts für die Stadt Eggenfelden von Relevanz sind.
Im Anschluss soll mit Hilfe einer SWOT-Analyse die aktuelle Situation der
Stadt bewertet werden.
Aufbau der Arbeit und Arbeitsmethode
6
Um von Beginn an die Wünsche und Anregungen aller Interessengruppen
berücksichtigen zu können, wurden in den letzten Monaten verschiedene
Kontaktaufnahmen durchgeführt, in denen praxisorientierte Vorschläge zur
Weiterentwicklung des Tourismus in Eggenfelden gesammelt wurden.
Für die Entwicklung eines umsetzbaren und breit abgestimmten Konzepts
sind die Meinungsbilder mehrerer Personen und Institutionen in die Analysen
eingeflossen.
Im zweiten Teil der strategischen Planung werden aus den gesammelten Er-
gebnissen der durchgeführten Analysen konkrete Positionierungs- und Stra-
tegievorschläge entwickelt und im Rahmen der Konzeptions- und Gestal-
tungsphase ausgearbeitet. Dabei werden strategische Ziele definiert und so-
genannte Themenwelten entwickelt, die dann im Anschluss mit Hilfe der Mar-
ketinginstrumente ausgearbeitet werden sollen. Zum Schluss werden die Re-
alisierungs- sowie die Kontrollphase erläutert und ein Fazit aus den erarbei-
teten Kenntnissen gezogen.
Teil B: Aufbau eines Tourismuskonzepts
Teil B
Aufbau eines
Tourismuskonzepts
Inhalt und Begriff eines Tourismuskonzepts
7
1 Inhalt und Begriff eines Tourismuskonzepts
Massiver Verdrängungswettbewerb verpflichtet die Betriebe sich zuneh-
mend an den Bedürfnissen der Kunden zu orientieren, um einen langfristigen
Erfolg zu sichern. Auch in der Tourismusbranche haben daher, wie in der
gesamten Wirtschaft, moderne Marketing- und Managementmethoden Ein-
zug gefunden. Dabei lassen sich Leitbilder als zusammenfassendes Konzept
einer Zielanpassung und Zielfestlegung der Tourismuspolitik gut an das klas-
sische 4-Phasen-Modell des strategischen Managements anpassen.6 Hier-
bei liegt die Konzentration auf dem Prozess der Formulierung und Umset-
zung von Strategien, wobei die Phasen „Strategische Ziele“, „Strategische
Analyse“, „Strategieformulierung“ und „Strategieumsetzung“ wie in Abbil-
dung 1 ersichtlich unterschieden werden.
Abbildung 1 Idealtypische Phasen des strategischen Managements
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Welge, M. (2012), S. 186.
Gedanken über die weitere Entwicklung von Regionen in Form von Touris-
muskonzepten werden immer häufiger formuliert, diskutiert und zu amtlichen
Dokumenten verfasst. Bieger und Beritelli definieren ein solches Konzept im
Tourismus wie folgt: „Ein touristisches Leitbild oder ein Tourismuskonzept ist
eine Grundvorstellung für die touristische Weiterentwicklung einer politi-
schen Körperschaft (Land, Region, Gemeinde) oder einer Destination (Re-
gion, Ort, Resort), welches von einem Auftraggeber (Tourismusorganisation,
politische Behörde) mit klarem Gestaltungswillen erarbeitet wurde, durch ei-
nen öffentlichen Charakter (z.B. durch Mitbeteiligung der Betroffenen, hoheit-
lichen Akt, Publikation) wirkt, von einer Situationsanalyse ausgeht und Ziel-
6 Vgl. Steinbach, J. (2003), S. 221.
Inhalt und Begriff eines Tourismuskonzepts
8
setzungen (normativer und/ oder strategischer Art) und Maßnahmen/ Strate-
gien enthält.“7 Dabei nutzen sie den Begriff „touristisches Leitbild“ als Syno-
nym für die gesamte touristische Planung einer Destination.
Im Rahmen dieser Bachelorarbeit stellt das touristische Unternehmensleit-
bild im gesamten Entwicklungskonzept einen Zwischenschritt zwischen der
Analysephase und einer konkreten Maßnahmenplanung dar.8 In erster Linie
sind diese Leitbilder als normative Planungsinstrumente konzipiert und wei-
sen zudem durch die mittel- bis langfristigen Formulierungen einen strategi-
schen Charakter auf. Es werden verbindliche Entwicklungsleitlinien formu-
liert, die u.a. die Vision für die zukünftige Planung festlegen. Schriftlich fixiert
stellt das Leitbild die Grundlage für die nachgelagerte Planung der Ziele und
Strategien dar und fungiert als Rahmen für alle weiteren Entwicklungen des
Strategieprozesses.
Aufgrund des auswechselbaren Angebots in der Tourismusbranche werden
diese allgemein gehaltenen Orientierungshilfen durch konkrete Geschäfts-
feldstrategien ergänzt. Dazu gehören Analysen bezüglich der touristischen
Entwicklung, der Nachfrage und der Konkurrenz, als auch eine Untersu-
chung des eigenen Leistungsangebots der Destination. Ausgehend von die-
sen Analyseergebnissen werden Geschäftsfeldstrategien entworfen, die sich
auf relevante Tourismussegmente konzentrieren. Zudem werden Positionie-
rungsstrategien formuliert, die einen Profilierungseffekt auf dem Markt durch
eine segmentspezifische Ausrichtung und die Konzentration auf sogenannte
USP Produkte (engl. unique selling proposition) ermöglichen.9
7 Bieger, T. / Beritelli, P. (2013), S. 239. 8 Vgl. Sovis, W., in: Zins, A. (Hrsg.) (1993), S. 34. 9 Vgl. Bieger, T. / Beritelli, P. (2013), S. 239 ff.
Ziele und Phasen eines touristischen Konzepts
9
2 Ziele und Phasen eines touristischen Konzepts
Tourismuspolitische Akteure stehen immer häufiger vor der Herausforderung
den Tourismus unter Berücksichtigung der Interessen aller Beteiligten markt-
orientiert zu gestalten. Ein Tourismuskonzept kann dabei den Verantwortli-
chen einen Orientierungsrahmen liefern, innerhalb dessen sie flexibel han-
deln können.
Die aktuelle Situation als auch künftige Trends werden aufgezeigt und be-
wertet. Zudem müssen Entwicklungen prognostiziert und daraus Hand-
lungsoptionen und -leitlinien abgeleitet werden. Da das touristische Produkt
ein Leistungsbündel vieler verschiedener Akteure und Leistungsträger ist,
müssen diese motiviert und vernetzt werden, damit auf den unterschiedli-
chen Handlungsebenen das Verständnis über Kooperation und gemeinsame
Ziele geschärft wird.10 Letztlich geht es darum, die Potenziale des Tourismus
aufzuzeigen und mögliche Wege zu beschreiben, wie diese Potenziale tat-
sächlich genutzt werden können.
Generell erfüllt ein solches Konzept zwei Funktionen. Zum einen besitzt es
eine Funktion nach innen. Dabei soll die Identitätsbildung bei den Mitarbei-
tern, Eigentümern, im Führungsteam oder bei Kooperationspartnern geför-
dert werden. Der gemeinsame Erstellungsprozess eines solchen Konzepts
durch die touristischen Akteure kann zudem die Zusammenarbeit stärken
und mögliche Konflikte auflösen.11 Eine zielgerichtete gemeinsame Vor-
gangsweise sollte von allen Verantwortlichen angestrebt werden.
Zum anderen stellt die Wirkung nach außen die zweite Grundfunktion dar.
Dabei soll die Imagebildung gefördert werden. Ein touristisches Konzept
transportiert ein bestimmtes Image der Destination, welches die Gäste, die
Lieferanten, die Kapitalgeber, die Branche und die fachinteressierte Öffent-
lichkeit positiv ansprechen und das touristische Produkt als einheitliches Ge-
samtpaket präsentieren soll.12
10 Vgl. Kompetenzzentrum Tourismus Weser-Ems (2001), S. 5. 11 Vgl. Sovis, W., in: Zins, A. (Hrsg.) (1993), S. 34. 12 Vgl. ebenda.
Ziele und Phasen eines touristischen Konzepts
10
Dadurch kann sich die Destination von der Konkurrenz differenzieren und
sich von den Mitbewerbern abgrenzen, indem ein Entwicklungsvorsprung
gesichert wird.13 Die Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung für den Tou-
rismus wird durch den öffentlichen Charakter eines solchen Konzepts ge-
stärkt und das Umfeld wird aktiv in den Prozess der Willensbildung miteinbe-
zogen, um deren Interessen zu berücksichtigen.14
Das touristische Marketing-Management, unter welchem ein Tourismuskon-
zept einzuordnen ist, wird von Freyer in fünf aufeinander aufbauende Phasen
unterteilt, welche in der nachstehenden Abbildung aufgeführt sind.
Abbildung 2 Phasen des touristischen Marketing-Managements
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Freyer, W. (2011), S. 112.
Die erste Analysephase beschreibt die derzeitige Situation und soll die
Frage „Wo stehen wir?“ beantworten. Dabei soll in einem ersten Schritt die
Ausgangssituation der Destination dargestellt werden. Als Basis dienen die
ermittelten Ergebnisse der Weiterentwicklung der touristischen Planung.
Diese nehmen somit eine zentrale Rolle als objektive Informationsgrundlage
im strategischen Prozess ein.15 Im Rahmen der Analysephase wird eine um-
fassende Situationsanalyse durchgeführt, die Auskunft über die tatsächli-
chen touristischen Entwicklungschancen gibt.16 Folgende Bereiche werden
13 Vgl. ebenda, S. 37. 14 Vgl. Kompetenzzentrum Tourismus Weser-Ems (2001), S. 4. 15 Vgl. Freyer, W. (2011), S. 110. 16 Vgl. Europäische Beobachtungsstelle LEADER AEIDL (o. J.), S. 3.
Ziele und Phasen eines touristischen Konzepts
11
im Rahmen der Situationsanalyse untersucht: Potenzial, Konkurrenz, Markt
und Umfeld.
Abbildung 3 Aufbau einer Situationsanalyse
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Jourdan (2007), S. 92.
Wichtige wirtschaftliche und soziale Daten werden beschafft und analysiert,
um auf vorhandene Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken der
Stadt zu schließen. Zur Beschaffung der Entscheidungsinformationen wer-
den methodisch zwei Vorgehensweisen unterschieden. Zum einen greift die
Sekundärforschung auf bereits vorhandenes Datenmaterial zurück, um In-
formationen zu gewinnen. Die Primärforschung hingegen befasst sich mit der
Erhebung neuartiger Daten unmittelbar aus dem Untersuchungsfeld.17 Dazu
bieten sich im Rahmen des Stadtmarketings Konsumentenbefragungen, Ex-
perteninterviews oder auch Stadtbegehungen an.
In der Potenzialanalyse werden Daten zur geographischen Lage, der Be-
völkerungsstruktur, der Infrastruktur, der Gastronomie und der Beherber-
gungsbetriebe gesammelt. Mit Hilfe dieser Teilanalyse soll das Potenzial der
Stadt aufgezeigt werden. Die gegebenen wirtschaftlichen, organisatori-
17 Vgl. Preißner, A. (2008), S. 13.
Ziele und Phasen eines touristischen Konzepts
12
schen, finanziellen und technologischen Ressourcen als auch das touristi-
sche ursprüngliche und abgeleitete Angebot werden auf Verfügbarkeit und
Bedeutung untersucht.
Um auf dem stark gesättigten Tourismusmarkt bestehen zu können, werden
in der Konkurrenzanalyse Kenntnisse über relevante Wettbewerber gesam-
melt. Dabei sollen die Angebote und Leistungen des relevanten Marktes so-
wie das Kundenpotenzial der Konkurrenz untersucht werden.18 Insbeson-
dere Wettbewerber, die ein ähnliches Produkt oder dasselbe Einzugsgebiet
an Gästen und Touristen aufweisen, sollen hier analysiert werden. Als Re-
sultat können drei mögliche Strategien abgeleitet werden. Verfolgt eine Des-
tination die Strategie „Gleiches – gleich“ wird das Konzept unverändert über-
nommen. Bei der Strategie „Gleiches – anders“ wird das Konzept in abge-
wandelter Form übernommen. Wird ein eigenes Konzept entworfen, welches
sich von der Konkurrenz unterscheidet, spricht man von der Strategie „An-
deres – anders“.19
Im Rahmen der Marktanalyse müssen vorerst der Markt als auch mögliche
Marktsegmente abgegrenzt werden. Zudem müssen Informationen über die
Entwicklung der Marktstrukturen eingeholt werden. Vor allem die beteiligten
Akteure, wie Besucher, Touristen und die touristischen Leistungsträger,
müssen in Bezug auf ihre Einstellung und ihr Verhalten identifiziert und un-
tersucht werden.20
Die Umfeldanalyse widmet sich den „Einflussmöglichkeiten der politischen,
nischen, nationalen und internationalen Gegebenheiten und Entwicklun-
gen“.21 Hierzu zählen neben lokalen Gegebenheiten auch gesamtwirtschaft-
liche Entwicklungen in Bezug auf Konjunktur, Einkommenssituation und die
Arbeitslosigkeit im Wirtschaftsraum. Auf Grundlage dieser Analysen vergan-
18 Vgl. Hartmann, R. (2014), S. 74 f. 19 Vgl. Europäische Beobachtungsstelle LEADER AEIDL (o. J.), S. 12. 20 Vgl. Roth, P., in: Roth, P. / Schrand, A. (Hrsg.) (2003), S. 63. 21 Freyer, W. (2011), S. 121.
Ziele und Phasen eines touristischen Konzepts
13
gener, nicht beeinflussbarer Entwicklungen, werden im Rahmen der dynami-
schen Umfeldanalyse Trends, Prognosen und Zukunftsszenarien untersucht
und interpretiert.22
Im Anschluss an die systematische Erfassung der Daten werden diese Infor-
mationen in einer SWOT-Analyse (engl.: Strengths, Weaknesses, Opportu-
nities, Threats) verdichtet und bewertet. In einem Stärken-Schwächen-Profil
werden die Ergebnisse der Potenzialanalyse der gegenwärtigen Position der
Wettbewerber aus der Konkurrenzanalyse gegenübergestellt und vergli-
chen.23 Im Anschluss folgt eine Chancen-Risiken-Analyse aus der Zusam-
menführung der Marktanalyse und der Umfeldanalyse.24
In einer zweiten Konzeptionsphase sollen langfristige Ziele und Strategien
formuliert werden. In Anlehnung an Becker müssen auf drei konzeptionellen
Ebenen spezifische Entscheidungen und Maßnahmen getroffen werden, die
in Teil C Kapitel 2 näher erläutert werden.25
Im Anschluss wird in einer Gestaltungsphase festgelegt, wie diese gesteck-
ten Ziele erreicht werden können („Was können wir unternehmen?“). Dabei
werden die verschiedenen Instrumente zur Gestaltung der Marketing-Strate-
gien festgelegt. Die Marketing-Instrumente Produkt-, Preis-, Vertriebs- und
Kommunikationspolitik bilden den Marketing-Mix und dürfen dabei nicht los-
gelöst von einander betrachtet werden.26
Während der Realisierungsphase werden konkrete Maßnahmen ergriffen,
um den gewünschten Zustand zu erreichen. Insbesondere wird in diesem,
auch als Implementierungsphase bezeichneten, operativen Marketingbe-
reich die Organisations-, Zeit-, Personal- und Finanzierungsplanung konkre-
tisiert.27 Gerade hierbei ist es wichtig, dass das von der Stadtverwaltung ver-
abschiedete und als verbindlich anzusehende Konzept auf Akzeptanz, Ver-
ständnis und Umsetzungswille aller Beteiligten stößt.28
22 Vgl. Freyer, W. (2011), S. 122. 23 Vgl. Hartmann, R. (2014), S. 98 f. 24 Vgl. Morrison, A. (2013), S. 80. 25 Vgl. Becker, J. (2013), S. 4. 26 Vgl. Freyer, W. (2011), S. 110. 27 Vgl. ebenda. 28 Vgl. Becker, J. (2013), S. 855.
Ziele und Phasen eines touristischen Konzepts
14
In der letzten Stufe, der Kontrollphase, wird dann überprüft, ob und wie die
Maßnahmen wirken und erreicht wurden („Sind wir angekommen?“). Beson-
ders Marketing-Konzeptionen erfordern eine ständige überprüfend-kontrol-
lierende Begleitung.29
29 Vgl. ebenda, S. 861.
Teil C: Hinführung zu einem Tourismuskonzept
Teil C
Hinführung zu einem
Tourismuskonzept
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
15
1 Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden
1.1 Potenzialanalyse
1.1.1 Portrait der Stadt Eggenfelden
Geschichte der Stadt
Im Jahr 1120 wurde die Stadt Eggenfelden erstmals urkundlich erwähnt. Un-
ter dem Namen „etinvelt“ schenkte die Gräfin Adelheid von Sulzbach-Rosen-
berg dem Kloster Baumburg bei Trostberg ein Zinsgut. Nach mehreren
Wechseln des Adelsgeschlechts übernahmen die Herzöge aus dem Haus
Wittelsbach 1258 die Oberhoheit über die Stadt und gründeten um 1300 den
Markt Eggenfelden.30 Der Ausbau zum befestigten Markt führte Eggenfelden
in eine Epoche des wohlhabenden Bürgertums. Das etwa 600 Jahre alte
Grabmeiertor, welches noch heute in der Nähe des Stadtplatzes zu finden
ist, ist eines der drei Tore der ehemaligen Marktbefestigung.
Der Marktbrand von 1552, bei dem zwei Drittel der Häuser zerstört wurden,
oder auch der Dreißigjährige Krieg brachten unendliches Leid über den Ort.
Erst nach dem Österreichischen Erbfolgekrieg von 1743 kehrte Frieden in
den Ort zurück.
Am Ende des Napoleonischen Zeitalters wurden die politischen Verhältnisse
neugeordnet. Im 19. Jahrhundert erfuhr die Stadt einen politischen, sozialen
und wirtschaftlichen Aufschwung. Kleinere und mittelgroße Betriebe siedel-
ten sich an, 1879 fuhr der erste Zug durch das Rottal und 1901 erhielt der
Ort elektronisches Licht. Mit damals 2.602 Einwohnern wurde Eggenfelden
1902 schließlich zur Stadt erhoben.
1972 wurde im Zuge der Gebietsreform aus den Altlandkreisen Eggenfelden
und Pfarrkirchen mit der Stadt Simbach der Landkreis Rottal-Inn; Verwal-
tungssitz wurde die Nachbarstadt Pfarrkirchen. Lag die Bevölkerungszahl
um die Mitte des 19. Jahrhunderts noch bei 1.500, so ist sie bis heute auf ca.
14.000 Einwohner angewachsen.31
30 Vgl. Haushofer, J. (1980), S. 15 ff. 31 Vgl. Stadt Eggenfelden (2014a), o. S. / Broschüre Stadt Eggenfelden (2006), S. 8.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
16
Geographische Lage
Die Stadt Eggenfelden, mit Lage im südöstlichen Teil Bayerns im Landkreis
Rottal-Inn, gehört zur Planungsregion Landshut, die sich im südlichsten Be-
reich des Regierungsbezirks Niederbayern befindet. Sie ist gelegen zwi-
schen den Städten München, Passau und Salzburg. Im Bayerischen Golf-
und Thermenland und unmittelbar zum niederbayerischen Bäderdreieck mit
den Kurorten Bad Füssing, Bad Griesbach und Bad Birnbach besteht die
politische Gemeinde Eggenfelden aus 119 amtlich benannten Stadtteilen.32
Abbildung 4 Karte Bundesland Bayern
Quelle: eigen Darstellung, in Anlehnung an iPublish / Abt. Cartography (o. J.).
Die unmittelbare und weitere Umgebung der Stadt Eggenfelden ist bezogen
auf ihre Siedlungsstruktur dem Gebietstyp „Ländlicher Raum“ zuzuordnen.
32 Vgl. Bayerische Landesbibliothek Online (2014), o. S.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
17
Der Landkreis Rottal-Inn zählt dabei zu den „Ländlichen Kreisen geringerer
Dichte“.33
Verkehrsanbindung und Erreichbarkeit
Die überregionale Verkehrsanbindung wird wesentlich durch die Bundesstra-
a.d. Isar – Eggenfelden – Burghausen – Staatsgrenze zu Österreich), sowie
die Bundesstraße B388 (Erding – B299 in Richtung Landshut – Eggenfelden
– Pfarrkirchen – Bundesautobahn A3 – Staatsgrenze zu Österreich) ermög-
licht, die die Stadt Eggenfelden in Nord-Süd Richtung bzw. Ost-West Rich-
tung adäquat anbinden. Weiterhin stellt die Bundesstraße B588 (Eggenfel-
den – Reischach – Bundesautobahn A94) eine wichtige überregionale Ver-
kehrserschließung dar, die die Erreichbarkeit der Stadt nach der vollständi-
gen Fertigstellung der Bundesautobahn A94 deutlich zum Verdichtungsraum
München verbessert als dies bisher der Fall ist. Die Städte Regensburg,
Passau und der Münchener Außenraum sind innerhalb 90 Minuten mit dem
Auto erreichbar.34
Abbildung 5 Erreichbarkeit der Stadt Eggenfelden
Quelle: Hoga (2004), S. 10 (unveröffentlicht).
33 Vgl. Schmude, J. (2008), S. 21 (unveröffentlicht). 34 Vgl. ebenda.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
18
Die Stadt Eggenfelden dient im Streckennetz des Schienenverkehrs als Hal-
testelle im Bereich DB Regio auf der Strecke zwischen Passau und Mühldorf
a. Inn. Die Deutsche Bahn AG setzt auf dieser Strecke das Produkt „Regio-
nalbahn“ ein. 35
Der Flugplatz Eggenfelden in Zainach ist als Verkehrslandeplatz im äußers-
ten Südosten bekannt und ermöglicht eine weltweite Anbindung der Stadt.
Auch der Flughafen München Erding ist mit 100 km Entfernung schnell er-
reichbar.36
Insgesamt kann die Erreichbarkeit der Stadt Eggenfelden im Individualver-
kehr als adäquat und im Schienenverkehr für eine Kleinstadt als ausreichend
bezeichnet werden.
Bevölkerungsstruktur
Die Bevölkerungsentwicklung der Stadt Eggenfelden von 1900 bis 2013 ist
in Abbildung 6 ersichtlich. Die Einwohnerzahl ist seit 1900 sichtlich gestie-
gen.
Abbildung 6 Bevölkerungsentwicklung der Stadt Eggenfelden
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbei-
tung (2014b), S. 6.
35 Vgl. Schmude, J. (2008), S. 22 (unveröffentlicht). 36 Vgl. Gespräch vom 01. Juli 2014 in Eggenfelden mit Frau Schampel.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
19
Seit dem 21. Jahrhundert ist die Bevölkerungsentwicklung relativ konstant.
Der Bevölkerungsstand der Stadt wird vom Bayerischen Landesamt für Sta-
tistik und Datenverarbeitung zum Zeitpunkt 30. September 2013 mit 13.025
Personen angegeben.37 Seit dem Jahr 1996 hat die Bevölkerungszahl der
Stadt Eggenfelden um moderate 2% zugenommen. Verglichen mit dem Bun-
desland Bayern und dem Regierungsbezirk Niederbayern zeigt sich für die
Stadt Eggenfelden seit dem Jahr 1996 eine leicht unterdurchschnittliche Be-
völkerungszunahme. Den größten Teil der Gesamtbevölkerung haben die
über 65 Jährigen mit knapp 2.800 Bewohnern, knapp gefolgt von den 50 bis
65 Jährigen. Besonders auffällig sind die geringen Bevölkerungszahlen der
Altersgruppen 15 bis 18 Jahre mit 481 Personen und die der Altersgruppe
25 bis 30 Jahre mit 807 Einwohnern.38 Mit einer Fläche von 4.450 ha und
einer Bevölkerungszahl von 13.025 Personen beträgt die Einwohnerdichte
293 Personen pro km2.
Wirtschaftsstruktur
Eggenfelden hat sich, seit der Wirtschaftsmarkt-Gründung 1300, zu einem
zentralen Wirtschaftsstandort des Rottals entwickelt. Die Wirtschaftsstruktur
ist geprägt durch mittelständisches Gewerbe und Industrieunternehmen.
Auch traditionelles Handwerk wie der Goldschmiedeberuf halten alte Metall-
handwerke in Eggenfelden am Leben. Die Stadt ist zudem Mitglied der Xper-
Regio, einem regionalen Verband für Wirtschaftsförderung in Ostbayern.39
Seit dem Jahr 1980 entwickelt sich die Beschäftigtenzahl in Eggenfelden po-
sitiv. Die Arbeitslosenquote des Landkreises Rottal-Inn betrug im Dezember
2013 3,4%.40
Eggenfelden bietet optimale Bedingungen eines zentralen Wirtschaftsstand-
orts und umfasst drei Gewerbegebiete: das Gewerbe- und Industriegebiet an
der Lauterbachstraße, das Gewerbegebiet Tiefstadt und das Gewerbegebiet
Mitterhof.
37 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2014a), S. 16. 38 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2014b), S. 6. 39 Vgl. Stadt Eggenfelden (2014b), o. S. 40 Vgl. Stadt Eggenfelden (2014c), o. S.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
20
Das Gewerbe- und Industriegebiet an der Lauterbachstraße bildet das
größte zusammenhängende Gebiet gewerblicher Nutzung in der Kernstadt.
Den zentralen Bereich des Gewerbegebiets bildet der Schellenbruckplatz,
der das flächenmäßig größte Einzelhandelsareal der Stadt Eggenfelden dar-
stellt.
Das Gewerbegebiet Tiefstadt ist bis auf eine Fläche von ca. 10.000 m² be-
reits vollständig mit gewerblicher Nutzung belegt. In direktem Anschluss da-
ran befindet sich das Gewerbegebiet Mitterhof mit einer Größe von 48.000
m². Beide liegen südwestlich der Stadt mit einer günstigen Verkehrsanbin-
dung an die Bundesstraße B388 Passau – München, die Autobahn A92
Landau, sowie an die Autobahn A94 Altötting. Eine Fläche von ca. 33.000
m2 im Norden des Gemeindegebiets ist in Planung.41
41 Vgl. Email vom 11. Juli 2014 von Frau Ullmann, siehe Anhang A.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
21
1.1.2 Tourismusrelevante Angebote für die Stadt
Ursprüngliches Angebot
Das ursprüngliche Angebot einer Destination besteht aus dem naturgegebe-
nen Angebot, dem soziokulturellen Angebot und der allgemeinen Infrastruk-
tur. Diese Faktoren haben alle Einfluss auf den Tourismus.42
Die Stadt Eggenfelden ist Bestandteil der vier Landschaftsräume Donau-
Isar-Hügelland, Unteres Isartal, Isar-Inn-Hügelland sowie Unteres Inntal und
zählt zur Münchener Schotterebene.43 Die Landschaft ist durch den Hügel-
landcharakter und den breiten Talraum des Rottals geprägt. Sie wird inzwi-
schen überwiegend ackerbaulich genutzt. Der Ackeranteil des Landkreises
Rottal-Inn beträgt 68%, der Grünlandanteil 27% und der Waldanteil 25%. Der
Ackeranteil ist somit fast doppelt so hoch wie im Landesdurchschnitt, der
Waldanteil im bayernweiten Vergleich unterdurchschnittlich und der Grünlan-
danteil überdurchschnittlich hoch.44
Die Jahresdurchschnittstemperatur im Naturraum Rottal-Inn beträgt 7,4 Grad
Celsius und die Niederschlagsmenge beläuft sich auf 950 mm.45
Der Landkreis Rottal-Inn verfügt zurzeit über 56 Naturdenkmäler. Diese
Landschaftselemente werden vom Landkreis ausgezeichnet. In Eggenfelden
wurden eine 100 Jahre alte, landschaftsprägende Linde sowie eine mächtige
Eiche unter Naturschutz gestellt.46
Das Rottaler Bäderdreieck mit seinen heißen Quellen verfügt über zahlreiche
traditionelle Gasthäuser, aber auch über vornehme Restaurants. Eine be-
sondere Spezialität ist die „Rottaler G´wichsten“, ein aus Roggenmehl her-
gestellter Knödel.47
Regionale Bräuche, das Laienspiel und das Volkstheater gehören ebenso
wie die bayerische Sprache und Mundart zum bodenständigen Brauchtum
des Landkreises Rottal-Inn. Auch die bayerische Bierkultur wird im Rahmen
42 Vgl. Freyer, W. (2009), S. 260. 43 Vgl. Schmude, J. (2008), S. 19 (unveröffentlicht). 44 Vgl. Bayerisches Landesamt für Umwelt (2011), S. 3. 45 Vgl. Blaschke, R., in: Vogel, D. (Hrsg.) (2011), S. 34. 46 Vgl. Landratsamt Rottal-Inn (o.J.), o. S. 47 Vgl. Binder, E., in: Vogel, D. (Hrsg.) (2011), S. 69.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
22
unzähliger Feste wie den Starkbierfesten, Frühlingsfesten oder den soge-
nannten „Dulten“ zelebriert.48
In rund 130 Vereinen sind die Einwohner der Stadt Eggenfelden vertreten.
Neben dem Jugendzentrum für die jüngere Generation hat die Stadt auch
umfangreiche Angebote für Senioren vorzuweisen.
Bereits seit über 40 Jahren besteht die Städtepartnerschaft mit dem südfran-
zösischen Carcassonne und im Oktober 2000 wurde eine weitere Partner-
schaft mit der ungarischen Stadt Balatonalmàdi gegründet.49
Abgeleitetes Angebot
Beherbergung und Gastronomie
Insgesamt bietet die Stadt Eggenfelden elf Übernachtungsmöglichkeiten. Die
Beherbergungsstruktur der Stadt gliedert sich in Hotels, private Unterkünfte
und Camping.
Das einzige Hotel der Stadt, Hotel-Restaurant Bachmeier, verfügt über ins-
gesamt 64 Betten. Die zehn privaten Unterkünfte, zu denen sowohl Ferien-
wohnungen, Privatzimmer als auch Apartments gehören, weisen eine Ge-
samtanzahl von rund 80 Betten auf und machen den größten Anteil der Be-
herbergungsarten aus.50 Unter die Rubrik Camping fällt der Wohnmobilstell-
platz im Ortsteil Gern, der von der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellt
wird, jedoch nicht über eine Strom- und Entsorgungsstation verfügt.51
Das Beherbergungsangebot der Stadt Eggenfelden wird meist geschäftlich
genutzt. Besonders die privaten Unterkünfte beherbergen überwiegend Mon-
teure oder Leiharbeiter für einen längeren Zeitraum. Informationen und Be-
schreibungen zu den einzelnen Beherbergungsbetrieben sind der Home-
page der Stadt oder dem Gastgeberverzeichnis, das in gedruckter Form im
48 Krenn, E., in Vogel, D. (2011), S. 85. 49 Vgl. Broschüre Stadt Eggenfelden (2006), S. 5. / Email vom 14. Juli 2014 von Frau
Schampel, siehe Anhang B. 50 Vgl. Stadt Eggenfelden (2014d), o. S. / Email vom 14. Juli 2014 von Frau Schampel,
siehe Anhang B. 51 Vgl. Gespräch vom 04. Juli 2014 in Eggenfelden mit Frau Schampel.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
23
Rathaus der Stadt zu erhalten ist, zu entnehmen.52 Eine detailliertere Ansicht
der elf Beherbergungsbetriebe der Stadt ist im Anhang C zu finden.
Das Gastronomieangebot der Stadt ist aufgeteilt in die Kategorien Bar, Café,
Gaststätte, Restaurant, Vergnügungslokal und Weinstube. Insgesamt 42
Einträge lassen sich auf der Homepage der Stadt finden.
Die Kategorie Gaststätte macht mit insgesamt 17 Einträgen den größten An-
teil der gastronomischen Einrichtungen aus, gefolgt von Restaurants mit 15
Einträgen und Bars mit 14 Angeboten. Hierbei ist jedoch anzumerken, dass
einige Betriebe in mehrere Kategorien eingestuft sind und doppelt aufgeführt
werden können, da sie beispielsweise als Bar und als Restaurant eingestuft
werden.53
Die Weinstuben und Vergnügungslokals machen den geringsten Anteil am
Gastronomieangebot aus.
Abbildung 7 Gastronomieangebote
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Stadt Eggenfelden (2014e), o. S.
52 Vgl. Stadt Eggenfelden (2014d), o. S. 53 Vgl. Stadt Eggenfelden (2014e), o. S.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
24
Historische Bauwerke
Als erstes soll die Katholische Stadtpfarrkirche
St. Nikolaus und Stephanus genannt werden. Er-
richtet um 1410 wird die spätgotische Pfarrkirche
heutzutage auch „Dom des Rottals“ genannt und
gilt als Wahrzeichen der Stadt. Die Hallenkirche
ragt mit ihrem 77 Meter hohen Westturm und der
Hügellage über den Stadtplatz. Im fünfschiffigen
Hallenbau sind sehr hochwertige, gotische Figuren
und Reliefs vorzufinden, welche zum Teil in die
neugotische Ausstattung integriert sind. 54
Das alte Rathaus am Stadtplatz, ein dreige-
schossiger, schmaler Kopfbau, beherbergte be-
reits seit dem 14. Jahrhundert ein „Brothaus“, ei-
nen „(Bier-)Keller“ sowie einen Tanzboden. Als
Turmrisalit gestaltet ist dem alten Rathaus ein
Laubengang zur Stadtplatzseite vorgesetzt. Der
Turm wurde 1776/77 neu errichtet und mit einer
Zwiebelhaube versehen.55
Das Luibl-Haus liegt am südlichen Stadtplatz, direkt
an der ehemaligen Stadtmauer. Nach mehreren
Besitzerwechseln betrieb die Familie Luibl seit 1859
hier einen Sattlerbetrieb. Das breitgelagerte Haus zu
fünf Achsen ist im Kern noch gotisch und wurde 1484
erstmals urkundlich erwähnt. Seit 1995 wird das Haus
als Restaurant genutzt.56
54 Vgl. Haushofer, J. (2014a), o. S. 55 Vgl. Stadt Eggenfelden (2014f), o. S. 56 Vgl. ebenda.
Abbildung 8
Stadtpfarrkirche
Quelle: Stadt Eggenfelden (2014f).
Quelle: Stadt Eggenfelden (2014f).
Abbildung 10
Luibl-Haus
Quelle: Stadt Eggenfelden (2014f).
Abbildung 9
Altes Rathaus
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
25
Die St. Anna-Kapelle südlich der Pfarrkirche ist ein kleiner
zweigeschössiger Rohziegelbau, der mit einem Netzrippengewölbe und
schmalen Spitzbogenfenstern ausgestattet ist. Die Unterkirche wurde 1892
zur Lourdesgrotte umgewandelt.57 1982 wurden in der Kirche bei einer
Restaurierung spätgotische und frühbarocke Malereien entdeckt.58
Nördlich der Stadtpfarrkirche ist das 1654-1658 erbaute
Franziskanerkloster mit Klosterkirche Hl. Antonius von Padua gelegen,
welches bereits 1737 nach Osten erweitert wurde. Bemerkenswert ist hier
die errichtete Mauer hinter dem Hochaltar, die die Sakristei und den
Psallierchor vom Schiff trennen sollte.
Die katholische Friedhofskirche „Unsere Liebe
Frau“, auch als Frauenkirche bekannt, wurde nach der
Pestepedemie durch den zweiten Schwedeneinfall
zwischen 1634 und 1637 errichtet. Die Außenmauer
der Kirche ist mit zahlreichen Grabsteinen von
Eggenfeldener Bürgern und Beamten verziert.59
Damals auf „freiem Feld“ stehend wurde die Kirche von
zahlreichen Pilgern als Wallfahrtsstätte besucht. Durch
die Verlagerung des Friedhofes verlor die Kirche
jedoch ihre Bedeutung als Wallfahrtsort.60
57 Vgl. Haushofer, J. (1980), S. 283. 58 Vgl. Haushofer, J. (2014b), o. S. 59 Vgl. Haushofer, J. (1980), S. 284. 60 Vgl. Stadt Eggenfelden (2014f), o. S.
Abbildung 11
Frauenkirche
Quelle: Stadt Eggenfelden (2014f).
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
26
Die Aussegnungshalle in Eggenfelden wurde
im Jahr 1980 wegen Baufälligkeit abgerissen.
Der in Eggenfelden geborene Künstler Fritz
Hörauf fertigte eine Skizze eines Neubaus an
und konnte den Stadtrat mit seiner
Entwurfszeichnung überzeugen. Das dem
Jugendstil nachempfundene Gebäude im
Friedhof wurde 1980 bis 1983 erbaut.61
Der Stadtplatz bildet das Zentrum der Stadt. Der
typisch ostbayerische Straßenmarkt stammt aus
der ersten Häfte des 14. Jahrhunderts. Die meist
drei- bis vierschössigen Häuser mit leuchtenden
Fassaden in kräftigen Pastelltönen, die den
Stadtplatz umgeben, bilden zusammen mit den
Fachgeschäften und zahlreichen Restaurants
und Cafés ein attraktives städtebauliches
Ensemble.62
Das Grabmeier-Tor ist eines der drei Tore, der im
Jahre 1345/65 errichteten Stadtbefestigung. Neben
der Stadtpfarrkirche zählt das Grabmeier-Tor zu
den Wahrzeichen der Stadt. 1901 erwarb der
damalige Markt Eggenfelden den Turm und das
Grabmeier-Haus, welches seit 1812 im Besitz der
Familie Grabmeier war, zurück. 63
61 Vgl. Broschüre Fritz Hörauf (o. J.), S. 14. 62 Vgl. Stadt Eggenfelden (2014f), o. S. 63 Vgl. ebenda.
Abbildung 12
Aussegnungshalle
Quelle: Stadt Eggenfelden (2014f).
Abbildung 13
Stadtplatz
Quelle: Stadt Eggenfelden (2014f).
Abbildung 14 Grabmeier-Tor
Quelle: Stadt Eggenfelden (2014f).
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
27
Das Heiliggeist-Spital und die Kirche sind südlich des Stadtplatzes an der
Rott gelegen. 1492 wurde es zur Versorgung der Ortsbewohner gestiftet.
Besonderheiten der 1493 errichteten Kirche sind, dass sie aufgrund von
Platzmangel nicht geostet erbaut wurde und nur über ein Seitenschiff verfügt.
Hervorzuheben ist hier auch die Marmordeckplatte des ehemaligen
Hochgrabes der Stifterin Magdalena Lengfelder. 64
Das Haberland-Haus, welches in der Mitte der westlichen Häuserreihe am
Stadtplatz vorzufinden ist, wurde 1869 bis 1871 von dem
Reichstagsabgeordneten und Kirchenmaler Georg Haberland errichtet. Die
neugotische Fassade des Haberland-Hauses wurde 2013 restauriert.
Der Stadtteil Gern mit der SchlossÖkonomie
ist eins der besterhaltenen Hofmarkensembles
Altbayerns. Von dem Leben auf der Hofmark
zeugen heute noch der imposante Gotische
Kasten, der RossStall mit seinem böhmischen
Gewölbe, die im 15. Jahrhundert erbaute Kirche
St. Georg, das alte Brauereigebäude, der
Bullenstall, sowie der „Oberwirt“, die alte
Hofmark-Taverne. 65
64 Vgl. Stadt Eggenfelden (2014f), o. S. 65 Vgl. Stadt Eggenfelden (2014g), o. S.
Abbildung 15
Gotischer Kasten
Quelle: Stadt Eggenfelden (2014f).
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
28
Kunst, Kultur und Veranstaltungen
Über 30 öffentliche Brunnen und Skulpturen lassen die Stadt Eggenfelden
wie ein großes Freilichtmuseum erscheinen. Besonders hervorzuheben ist
hier der in Eggenfelden geborene Bildhauer Joseph Michael Neustifter. Der
Stadtradl-Brunnen auf dem Rathausplatz, der Marienbrunnen auf dem
Stadtplatz, der Saubrunnen vor der Sparkasse Rottal-Inn oder der
Eggenfeldener „Hundling“ auf dem Fischbrunnenplatz sind nur einige
nennenswerte Kunststücke des Bildhauers.66
Die SchlossÖkonomie Gern wird seit 1992 als Bildungs- und Kulturzentrum
genutzt. Die städtische Musikschule hat in der alten Remise der
SchlossÖkonomie, die 1947/48 nach Plänen des Münchner Architekten
Martin Hofmann unter Mitwirkung seines Lehrers Prof. Roth gebaut wurde,
Quartier bezogen.67 Sie lockte mit zahlreichen Konzerten oder Vorspielaben-
den 3.075 Gäste im vergangenen Jahr nach Gern.68 Neben den Aufführun-
gen der Musikschule werden in der SchlossÖkonomie zahlreiche Ausstellun-
gen, Vorträge und Seminare veranstaltet. Die Gebäude der alten Hofmark
werden zudem für private Veranstaltungen vermietet. Insgesamt konnten
über 41.000 Gäste 2013 gezählt werden.69 Ein weiterer Höhepunkt ist die
jährlich stattfindende Sommerakademie. In verschiedenen Workshops kön-
nen die Teilnehmer ihr eigenes künstlerisches Potenzial erkunden und durch
professionelle Weiterbildung verbessern. Die SchlossÖkonomie gehört ne-
ben dem Freilichtmuseum Massing und dem Berta Hummel Museum zur
Rottaler-Museumsstraße.70
Eine weitere Bereicherung ist das Theatron, die Freilichtbühne im Schloss-
park Gern. Hier finden in den Sommermonaten die einwöchige „Gerniale“,
ein Kino Open Air, oder auch die Mittelaltertage Gern statt. 71
Der Stadtteil Gern liegt nur wenige Kilometer östlich der Stadt Eggenfelden
und ist Austragungsort der berühmten „Gerner Dult“. Jedes Gerner Haus
66 Vgl. Broschüre Stadt Eggenfelden (2012), o. S. 67 Vgl. Stadt Eggenfelden (2014h), o. S. 68 Vgl. Ausdruck Städt. Musikschule Eggenfelden: Veranstaltungen, siehe Anhang D. 69 Vgl. Ausdruck Besucherzahlen SchlossÖkonomie Gern 2013, siehe Anhang E. 70 Vgl. Rottaler Museumsstraße (2012), o. S. 71 Vgl. Stadt Eggenfelden (2014f), o. S.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
29
durfte während des Volksfestes Bier aus der Schlossbrauerei in den sog.
„Hausschänken“ ausschenken. Die Schlossbrauerei Gern existiert zwar nicht
mehr, aber die Tradition der Hausschänken zur „Gerner Dult“ gibt es immer
noch. Neben der Rottgauhalle und zwei weiteren Festzelten lockt die Veran-
staltung mit einem großen Vergnügungspark, einer Landwirtschaftsausstel-
lung und einem Warenmarkt.72
Ein weiteres bekanntes Kulturangebot ist
das Theater an der Rott. Seit 1963
beherbergt die Stadt das einzige
landkreiseigene Theater der
Bundesrepublik Deutschland. Das 400
Personen fassende Theater bietet neben
Gastspielen bekannter Ensembles auch
zahlreiche Eigeninszenierungen.73
Der Kulturverein Eggenfelden „kultEGG“ aktiviert und koordiniert das
kulturelle Leben in der Stadt.
Stadtführungen
Die Stadt Eggenfelden bietet verschiedene Führungen für Bürger und Besu-
cher der Stadt an. Neben einer großen Stadtführung mit einer Dauer zwi-
schen ein und drei Stunden, welche die wichtigsten Einblicke in die Ge-
schichte zeigt und die historischen Baudenkmäler vorstellt, werden die Be-
sucher im Rahmen einer Brunnen-/Skulpturen-Führung durch Eggenfelden
über die Ideen und das Leben der Künstler umfassend informiert. Zudem ist
eine Tour durch die Hofmark Gern und der SchlossÖkonomie buchbar. 74
72 Vgl. Graf von Lösch, G. (1975), S. 8 ff. 73 Vgl. Theater // an der Rott (2014), o. S. 74 Vgl. Stadt Eggenfelden (2014i), o. S.
Abbildung 16
Theater // an der Rott
Quelle: Stadt Eggenfelden (2014f).
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
30
Sport und Freizeit
Das Sportzentrum Eggenfelden bietet ein großes Spektrum an Freizeitak-
tivitäten. Neben einem Erlebnis-Spielplatz, einem Skaterpark, mehreren
Fußballplätzen, kostenlosen Tennisplätzen, einem Volleyball-/ Streetball-
und einem Eislaufplatz sind hier ein Leichtathletik-Stadion sowie eine Mehr-
fachturnhalle zu finden.75 Das Freibad Eggenfelden besitzt 1.750 m² Was-
serfläche, die sich auf drei beheizte Becken verteilt.76
Der Bürgerwald mit Waldlehrpfad sowie der Lichtlberger Wald mit Lehr-
pfad stehen den Bürgern als Naherholungsgebiete zur Verfügung. Neben
diesen Lehrpfaden ist die Stadt an einige überregionale Wander- und Rad-
wege angeschlossen. 13,5 km Radwege im Stadtgebiet sind an den 94 km
langen Rottal-Radweg angeschlossen, der aufgrund asphaltierter Wege be-
sonders für Familien geeignet ist. Der 21 km lange Rott-Inn-Radweg führt
von Eggenfelden nach Neuötting und verbindet den Rottal-Radweg mit dem
Inn-Radweg.77 Zudem hat die XperBike zwei Radrouten rund um Eggenfel-
den nach ADFC-Standards ausgeschildert, die 20,4 km lange „eTour in Eg-
genfelden“ und die 20,1 km lange „Hundling-Tour“.78 Des Weiteren ist die
Stadt Eggenfelden Ausgangspunkt der beiden Gotik Touren „Gotik Tour
West Radweg“ und „Gotik Tour West Wanderweg“.79 Der bekannte Jakobs-
weg führt die Pilger durch den Stadtteil Gern.
Auch der Flugplatz Eggenfelden ist ein beliebtes Anlaufziel vieler Sportbe-
geisterter. Neben verschiedenen Veranstaltungen wie der Deutschen Meis-
terschaft im Ultraleichtfliegen oder dem alljährlichen ADAC Autorennen kön-
nen die Gäste hier bei der Fallschirmsportschule Skydive-Exit Tan-
demsprünge buchen oder eine Ausbildung zum Fallschirmspringer ma-
chen.80
75 Vgl. Stadt Eggenfelden (2014j), o. S. 76 Vgl. Stadt Eggenfelden (2014k), o. S. 77 Vgl. Broschüre Stadt Eggenfelden (2006), S. 21. 78 Vgl. XperRegio GmbH (o.J.), o. S. 79 Vgl. Rad- und Wanderkarte Schubert & Franzke (2012), o. S. 80 Vgl. Skydive Exit e.V. (2014), o. S.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Potenzialanalyse
31
Tourismusorganisation
Der Tourismus in Eggenfelden ist keiner eigenen Stelle in der Stadtverwal-
tung zugeordnet. Dieser Bereich gehört organisatorisch zum Fachbereich 1
„Allgemeines und Bürgerservice“ unter der Leitung von Ute Werner. Zu die-
ser Abteilung gehört unter anderem Frau Schampel, die den Tourismus, die
Städtepartnerschaften, den Kulturbereich als auch die Öffentlichkeitsarbeit
innehat. Zudem werden Stadtführungen sowie der alljährlich stattfindende
Weihnachtsmarkt in Zusammenarbeit mit Herrn Nagel und Frau Alt organi-
siert. Eine Übersicht über die Gliederung der Stadtverwaltung kann dem An-
hang F entnommen werden.81
81 Vgl. Gespräch vom 02. Juli 2014 in Eggenfelden mit Frau Schampel.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Konkurrenzanalyse
32
1.2 Konkurrenzanalyse
Die Konkurrenzanalyse hat das Ziel, Wissen über die konkurrierenden Des-
tinationen zu erwerben. Die eigenen Strategien sollen mit denen der Konkur-
renzstädte verglichen werden, um daraus strategische Entscheidungen ab-
leiten zu können.82
Dazu werden in einem ersten Schritt die Städte Pfarrkirchen und Simbach a.
Inn als direkte Wettbewerber der Stadt Eggenfelden identifiziert. In einem
zweiten Schritt werden die relevanten Daten über die Konkurrenz gesammelt
und aufgelistet. Anschließend werden im Rahmen eines Benchmarks Krite-
rien bestimmt, die für den Tourismus und insbesondere aus Kundensicht
wichtig sind. In einem vierten Schritt werden die konkurrierenden Städte hin-
sichtlich der erhobenen Bewertungskriterien anhand eines Punktesystems
bewertet. Die Stadt Dingolfing soll als Best Practice Beispiel in der Region
herangezogen werden und ist daher auch Teil dieser Bewertung.
Abbildung 17 Übersicht Konkurrenzstädte
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbrau-
cherschutz (2014), o. S.
82 Vgl. Becker, J. (2013), S. 356.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Konkurrenzanalyse
33
1.2.1 Pfarrkirchen
Die Stadt Pfarrkirchen wurde als relevante Konkurrenzstadt innerhalb des
Bayerischen Golf- und Thermenlandes ausgemacht. Sie verfügt, ebenso wie
die Stadt Eggenfelden, über historische Denkmäler und eine Landschaft, die
als Naherholungsgebiet vor allem Tagestouristen anlockt und ist daher struk-
turell sehr gut vergleichbar.
Die Stadt Pfarrkirchen ist die Kreisstadt des niederbayerischen Landkreises
Rottal-Inn und ist 16 km von Eggenfelden entfernt. Pfarrkirchen hat rund
12.000 Einwohner (Stand: September 2013) und eine Fläche von ca. 52
km2.83 Die Stadt liegt an der B388, die Pfarrkirchen mit dem 50 km entfernten
Passau und der 125 km entfernten Landeshauptstadt München verbindet. 40
km östlich ist die Bundesautobahn A3 bei Pocking erreichbar. Die Stadt ist
durch eine Bahnstation mit dem Schienennetz verbunden. Pfarrkirchen ver-
fügt über einen eigenen Flugplatz, der hauptsächlich für Segelflüge genutzt
wird.84
Der Fremdenverkehrsverein Pfarrkirchen und Umgebung „Urlaub im Rottal“
wirbt mit folgenden historischen Baudenkmälern: der Wallfahrtskirche Gartl-
berg, einem doppeltürmigen Barockbau im Norden der Stadt, dem Alten Rat-
haus mit Heimatmuseum, in dem sich auch die Touristen-Information befin-
det und wertvolle Zeugnisse alter Handwerks- und althergebrachter, bäuerli-
cher Kunst aus Pfarrkirchen und dem mittleren Rottal präsentiert, der Stadt-
pfarrkirche „Simon und Judas Thadäus“, sowie die Kastanienallee mit Stadt-
mauer und Stadtgraben.85 Ein weiterer Publikumsmagnet ist die Trabrenn-
bahn. Diese ist die älteste Trabrennbahn Bayerns, die 1994 ihr 100-jähriges
Jubiläum feiern konnte. Höhepunkt ist das alljährliche Bayerische Zuchtren-
nen am Pfingstdienstag. Neben dem Pferdesport ist hier auch der Motorrad-
sport angesiedelt.86
83 Vgl. Verwaltungsservice Bayern (2014), o. S. 84 Vgl. Pfarrkirchen (2014a), o. S. 85 Vgl. Fremdenverkehrsverein Pfarrkirchen und Umgebung (2014a), o. S. 86 Vgl. Pfarrkirchen (2014b), o. S.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Konkurrenzanalyse
34
Im kulturellen Bereich bietet die Stadt das Kulturzentrum Hans-Reiffenstuel-
Haus. Es beheimatet neben dem Musikzentrum Pfarrkirchen, die Stadtbü-
cherei sowie einen Ausstellungsraum, der für die verschiedensten Kunstaus-
stellungen und Veranstaltungen während des gesamten Jahres genutzt wird.
Das Kunsthaus Pfarrkirchen beherbergt den Verein „PAN|K Kultur in Pfarr-
kirchen e.V.“, der sich zum Ziel gesetzt hat, begabten Nachwuchs in den
Bereichen der darstellenden und bildenden Künste zu fördern und durch
jährliche Wettbewerbe die Besten ermittelt. Zudem bietet das „Kulturforum
Glasbau e.V.“ Künstlern und Kunstbegeisterten aus der Region ein vielseiti-
ges Kulturzentrum.87
Im Sommer lockt das Altstadtfest und im Winter der Pfarrkirchener Weih-
nachtsmarkt tausende Besucher in die Gassen der Altstadt. Kultureller Hö-
hepunkt ist die Museumsnacht im Juli – bis in die späte Nacht kann man
Kunst und Musik in der ganzen Stadt genießen.88
Eines der Wahrzeichen der Stadt ist das sogenannte „Wimmer-Roß“. Diese
1966 vom Bildhauer Prof. Hans Wimmer entworfene Bronzeplastik weist auf
die große Bedeutung des Pferdes im Rottal hin. Neben dieser Statue hat die
Stadt weitere sehenswerte Kunstwerke wie den Marienbrunnen des Künst-
lers Josef Michael Neustifter vorzuweisen.89
Bei den Freizeitmöglichkeiten wirbt die Stadt neben dem Naherholungsge-
biet Rottauen auch mit dem Erlebnisbad sowie dem Rottalradweg. Das Bow-
ling Center, die Kletterhalle, geführte Quadtouren um Pfarrkirchen und der
Luftsportclub Pfarrkirchen stellen weitere Freizeitaktivitäten dar.
87 Vgl. Landratsamt Rottal-Inn (2014), S. 23. 88 Vgl. Landratsamt Rottal-Inn (2014), S. 79. 89 Vgl. Pfarrkirchen (2014b), o. S.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Konkurrenzanalyse
35
Das Beherbergungsangebot der Stadt Pfarrkirchen gliedert sich nach folgen-
den Bereichen:
Abbildung 18 Beherbergung Pfarrkirchen
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Fremdenverkehrsverein Pfarrkirchen und Umgebung e.V.
(2014b), o. S.
Der Camping Ferienhof Kirschner sowie der Wohnmobilstellplatz Pfarrkir-
chen stehen den Gästen mit insgesamt zehn Stellplätzen zur Verfügung.90
Mit insgesamt drei gemeldeten Betrieben mit neun oder mehr Gästebetten
verfügt Pfarrkirchen über 138 Betten (Stand: Juni 2013). 7.584 Gästean-
künfte und 16.821 Übernachtungen mit einer durchschnittlichen Aufenthalts-
dauer von 2,2 Tagen konnten 2012 verbucht werden.91
Der Tourismus in Pfarrkirchen wird unter dem Motto „einfach nur Gast sein“
vom Fremdenverkehrsverein Pfarrkirchen und Umgebung e. V. organisiert.
Auf der Homepage findet man neben zahlreichen Informationen zu Pfarrkir-
chen und den umliegenden Orten, einer Auflistung der Gastgeber, einer aus-
führlichen Aufgliederung der Freizeitangebote (beispielsweise Freibäder,
Radfahren, Wassersport etc.), auch Informationen zu nahegelegenen Aus-
flugszielen und Kunst- und Kulturangeboten. Die Bestellung von Prospekt-
material ist kostenfrei über die Homepage möglich.
90 Vgl. Landratsamt Rottal-Inn (2014), S. 65. 91 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2014f), S. 15.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Konkurrenzanalyse
36
Simbach a. Inn
Als zweite relevante Konkurrenzstadt wurde die Stadt Simbach a. Inn identi-
fiziert. Die Stadt Simbach a. Inn ist die jüngste der drei Städte im Landkreis
Rottal-Inn. Die Stadt hat rund 9.600 Einwohner (Stand: Dezember 2012) und
liegt im Süden des Landkreises.92 Die natürliche Grenze zum benachbarten
Österreich bildet der Inn. Simbach liegt an der B12, die zur Bundesautobahn
A94 ausgebaut werden soll und München mit Passau verbindet. Zudem ist
die Anschlussstelle zur A3 (Frankfurt – Nürnberg – Regensburg – Passau –
Linz) ca. 30 km entfernt. Über die B340 ist die Stadt mit Österreich verbun-
den. Drei Brücken stellen die Verbindung zur österreichischen Nachbarstadt
Braunau her. Zusätzlich ist die Stadt an das Schienennetz der Deutschen
Bahn angeschlossen.93
Knapp 30 km von Eggenfelden entfernt liegt die Stadt im Europareservat Un-
terer Inn, welches Heimat zahlreicher Vogelarten ist. Der Schellenberg bei
Simbach ist mit 549 m höchste Erhebung. Bereits 1913 wurden in diesem
Landschaftsschutzgebiet erste Wanderwege angelegt.94
Die Stadt wirbt mit dem Slogan „Stadt Simbach a. Inn – die junge, weltoffene
Stadt“. Das Stadtbild wird vom Jugendstil geprägt. Zeugnis dieser Epoche ist
das Rathaus, welches um 1909 bis 1910 erbaut wurde. Prägend für die Stadt
sind unter anderem auch die zahlreichen Filialkirchen wie die Pfarrkirche Ma-
ria Himmelfahrt in Erlach mit ihrem prächtigen Hochaltar oder auch die Pfarr-
kirchen Hl.-Kreuz-Auffindung in Eggstetten und St. Nikolaus in Kirchberg.
Besonders sehenswert sind neben dem Simbacher Heimatmuseum, wel-
ches Nachlässe aus der Region und zahlreiche Sonderausstellungen beher-
bergt, das Museum Zollhaus – Forum der Moderne, sowie die Aenus-Skulp-
tur am früheren Grenzübergang nach Österreich.95
Der Kirchenplatz mit der Wittelsbacher Eiche von 1880 bietet Raum für Feste
und Veranstaltungen. Das Stadtfest oder der Leonhardiritt sind weit über
Simbach hinaus bekannt und locken zahlreiche Gäste aus der Umgebung
92 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2014g), S. 6. 93 Vgl. Stadt Simbach a. Inn (2014a), o. S. 94 Vgl. Landratsamt Rottal-Inn (2014) , S. 17. 95 Vgl. ebenda, S. 81.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Konkurrenzanalyse
37
an. Anfang Dezember zieht der „Advent in Simbach“ mit seinem hochwerti-
gen Kulturprogramm alljährlich Tausende von Besuchern an. Mit dem Semi-
nar Zentrum Simbach, dem Bürgerhaus und der „eventLocation Lokschup-
pen“ verfügt die Stadt im Eventbereich über verschiedene Veranstaltungs-
stätten für Konzerte, Kabarett oder Messen.96
Bei den Freizeitmöglichkeiten wirbt die Stadt neben einer Minigolfanlage, ei-
ner Bocciabahn, einer Ganzjahresstockbahn mit Skaterplatz, einem Trail-
park, einem Großfigurenschach und dem Freibad auch mit einem Lauf- und
Walking-Park mit insgesamt acht Strecken, die verschiedene Schwierigkeits-
grade aufweisen, sowie mit dem Kletterzentrum „Biwak2“.97 Die Stadt Sim-
bach a. Inn ist an ein regionales und an ein überregionales Radwegenetz
angeschlossen. Direkt durch Simbach führen der Inntalradweg und der Na-
turerlebnisweg.98 Guides der „Bike Boys Company Simbach“ zeigen bei
Fahrradtouren entlang der Flüsse und verschiedenen Mountainbike Touren
die Region.99
Im Jahr 2013 waren in Simbach a. Inn insgesamt 278 Gästebetten gemeldet.
Es konnten insgesamt 12.726 Gästeankünfte und 31.182 Gästeübernach-
tungen verbucht werden. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag dabei
bei 2,5 Tagen.100 Acht Unterkunftsbetriebe, die sich nach den Kategorien Pri-
vatzimmer, Ferienwohnung und Gasthaus/ Pension gliedern, sind im Unter-
kunftsverzeichnis der Stadt gelistet.101
Der Tourismus wird seit 2012 vom Tourismusverband Unterer Inn e.V., der
durch seine Tätigkeit beitragen will den Tourismus in und um Simbach sowie
in der Tourismusregion Unterer Inn zu fördern, organsiert.102 Auf der Home-
page des Vereins wird das Angebot einfach und übersichtlich dargestellt und
die Prospektbestellung ist telefonisch möglich.
96 Vgl. ebenda, S. 25. 97 Vgl. Stadt Simbach a. Inn (2014b), o. S. 98 Vgl. Stadt Simbach a. Inn (2014c), o. S. 99 Vgl. Landratsamt Rottal-Inn (2014), S. 44. 100 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2014g), S. 15. 101 Vgl. Stadt Simbach a. Inn (2014d), o. S. 102 Vgl. Landratsamt Rottal-Inn (2014), S. 81.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Konkurrenzanalyse
38
1.2.2 Benchmarking
Benchmarking bezeichnet „den Prozess des Vergleichens und Messens der
eigenen Produkte, Dienstleistungen und Prozesse mit den bestehenden
Wettbewerbern oder mit anerkannten Marktführern“.103 Es gilt, vergleichbare
Destinationen zu identifizieren und zu analysieren, um daraus Erkenntnisse
zur Steigerung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit zu gewinnen. Im Rahmen
des Benchmarks werden verschiedene Kennzahlen der identifizierten Städte
gegenübergestellt, um den touristischen Erfolg messen zu können.104
Für die nachstehende Benchmarkanalyse wird die Stadt Eggenfelden den
Städten Pfarrkirchen, Simbach a. Inn und Dingolfing gegenübergestellt.
Zunächst werden die relevanten Bewertungskriterien bestimmt, anhand de-
rer die Städte verglichen werden sollen. Diese Aspekte werden auf ihre Wich-
tigkeit für den Tourismus eingeschätzt und mit einer Skala von eins bis zehn
bewertet, wobei zehn die Höchstpunktzahl darstellt und somit für den Tou-
rismus von großer Bedeutung ist, die Zahl eins hingegen eher irrrelevant ist.
In einem nächsten Schritt werden die Konkurrenzstädte anhand der Kriterien
ebenfalls mit einem Punktesystem von eins bis zehn bewertet. Anschließend
werden die Gewichtungen der einzelnen Kriterien mit den vergebenen Punk-
ten der einzelnen Städte multipliziert und daraus eine Gesamtsumme gebil-
det.
Die Gewichtungen und Bewertungen dieser Benchmarkanalyse basieren auf
Recherchearbeiten und unterliegen keinen Vorgaben. Daher stellen die Er-
gebnisse nachstehender Tabelle lediglich subjektive Einschätzungen der Ex-
perten sowie des Verfassers dar.
103 Camp, R. (1989), S. 12. 104 Vgl. Berger, P., in: Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (FIF) der Universität
Bern (2012), S. 15.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Konkurrenzanalyse
39
Tabelle 1 Benchmarkanalyse
Wertigkeit für
den Tourismus
Eggenfel-
den
Pfarr-
kirchen
Simbach
a. Inn
Dingolfing
Gastronomieangebot 9 5 6 7 7
Beherbergungsange-
bot 9 3 4 5 6
Veranstaltungen 6 7 6 6 6
Kulturangebot 7 8 6 5 5
Führungen 7 7 - 9 9
Freizeitmöglichkeiten 8 6 5 7 6
Wandern/ Radfahren 7 6 6 8 6
Einkaufsmöglichkeiten 5 6 8 6 6
Öffnungszeiten Mu-
seen 6 4 - 4 6
Öffnungszeiten Tou-
risten-Information 9 3 3 3 6
Prospektmaterial (Lay-
out, Infos) 8 6 8 5 7
Familienfreundlichkeit 7 4 3 6 5
Homepage 9 5 7 3 7
Onlinebuchbarkeit 3 - - - -
Stadtbild 6 7 6 6 8
Erreichbarkeit 6 5 5 6 7
Pauschalen 6 - - - -
Wertigkeit gesamt 583 531 616 705
Quelle: eigene Darstellung.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Konkurrenzanalyse
40
Das Ergebnis zeigt, dass Eggenfelden nach den Destinationen Dingolfing
und Simbach a. Inn die dritthöchste Punktzahl erhält. Pfarrkirchen hingegen
belegt den letzten Platz. Die höchsten Bewertungen konnte Eggenfelden in
den Bereichen Kulturangebot, Führungen, Veranstaltungen und Stadtbild
verzeichnen. Die Kategorien Onlinebuchbarkeit, Angebot von Pauschalen,
Beherbergungsangebot sowie Öffnungszeiten der Touristen-Information
wurden am schlechtesten bewertet. Dingolfing belegt mit 705 Punkten von
insgesamt 1.180 Punkten den besten Platz und soll daher in nachstehendem
Kapitel als Best Practice Beispiel näher vorgestellt werden.
1.2.3 Best Practice – Dingolfing
Mit 18.421 (Stand: Juli 2013) Einwohnern ist Dingolfing die größte Stadt im
Rahmen der Konkurrenzanalyse. Dingolfing ist die Kreisstadt des niederbay-
erischen Landkreises Dingolfing-Landau.105 Rund 40 km von Eggenfelden
entfernt ist die Stadt über die Bundesautobahn A92 sowie über die Staats-
straßen 2074, 2111 und 2327 mit dem Auto erreichbar.106 Dingolfing hat ei-
nen Nahverkehrsbahnhof und innerhalb des Stadtgebiets verkehren vier
städtische Buslinien.107 Der Flugplatz Dingolfing ist ein Sonderlandeplatz.
Das bedeutendste Bauwerk und Wahrzeichen der Stadt ist die dreischiffige
spätgotische Hallenkirche St. Johannes. Die als Saalkirche angelegte katho-
lische Pfarrkirche St. Josef im Stadtteil Höll ist ebenfalls von großer Bedeu-
tung.108 Neben zahlreichen weiteren Kirchen und Kapellen sind die Herzogs-
burg und das Schloss Teisbach, welches seit 2013 Eigentum der Stadt Din-
golfing ist, sehenswert.109 Des Weiteren existieren einige bauhistorische
Zeugnisse der mittelalterlichen Stadtbefestigung, wie der Stinkerturm oder
der Storchenturm. Zudem ist ein Teil der alten Stadtmauer aus dem 14. Jahr-
hundert an der Ost- und Westseite der Oberen Stadt erhalten.110
105 Vgl. Stadt Dingolfing (2014a), o. S. 106 Vgl. Stadt Dingolfing (2014b), o. S. 107 Vgl. Stadtwerke Dingolfing (2010), o. S. 108 Vgl. Stadt Dingolfing (2014c), o. S. 109 Vgl. Stadt Dingolfing (2014d), o. S. 110 Vgl. Stadt Dingolfing (2014e), o. S.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Konkurrenzanalyse
41
Seit 2004 existiert im „Bruckstadel“ ein Informationszentrum mit integriertem
Veranstaltungsraum. Neben Stadtführungen und Veranstaltungen, die hier
gebucht werden können, werden im historischen Ambiente Lesungen, Vor-
träge, Konzerte oder Seminare veranstaltet. Auch die Stadthalle bietet Platz
für zahlreiche Kongresse oder Tagungen. Heimat- und Industriegeschichte
vermittelt das Museum Dingolfing, welches 2009 mit dem Museumspreis
ausgezeichnet wurde.111
Auch in der Stadt Dingolfing lassen sich zahlreiche Brunnen-Kunstwerke ver-
schiedener Künstler vorfinden. Insgesamt 15 Brunnen zieren das Stadt-
bild.112
Das BMW-Werk Dingolfing ist mit seinen Werkführungen ein weiterer Anzie-
hungspunkt der Stadt.113 Im Museum Dingolfing wird die außergewöhnliche
Geschichte der Stadt von den Anfängen bis hin zur Gegenwart vermittelt.114
Neben einer allgemeinen Stadtführung in deutscher und englischer Sprache
werden 21 individuelle Themenführungen mit unterschiedlichen Schwer-
punkten angeboten. Diese werden auf der Homepage vorgestellt. Einmal im
Monat gibt es eine offene Führung. Dabei besteht die Möglichkeit die Stadt
Dingolfing näher kennen zu lernen. Auch speziell für Kinder- und Jugend-
gruppen werden abgestimmte Führungsprogramme angeboten.115
Neben verschiedenen Sportangeboten wie Eissport, Tennis oder Skaten ist
besonders das Caprima Hallenwellen- und Freibad als erfolgreiche Freizeit-
einrichtung in der Region zu erwähnen.116 Das Naherholungsgebiet Buch-
berg mitten in Dingolfing bietet mit dem Waldlehrpfad Erholung und Informa-
tion mitten in der Natur. Die Hauptroute erstreckt sich über 1,6 km. Ein-
schließlich der Nebenwege stehen insgesamt rund drei Kilometer Wander-
wege zur Verfügung. Der Waldlehrpfad ist für Erwachsene und Kinder geeig-
net.117 Auch der Isar-Radweg führt direkt an der Stadt Dingolfing vorbei und
111 Vgl. Broschüre Stadt Dingolfing (o.J.), S. 12ff. 112 Vgl. Stadt Dingolfing (2014f), o. S. 113 Vgl. BMW AG (2014), o. S. 114 Vgl. Stadt Dingolfing (2014g), o. S. 115 Vgl. Stadt Dingolfing (2014h), o. S. 116 Vgl. Stadt Dingolfing (2014i), o. S. 117 Vgl. Stadt Dingolfing (2014j), o. S.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Konkurrenzanalyse
42
ist ein beliebtes Ziel vieler Freizeitradler, -jogger, -walker und Treffpunkt für
einen Familienspaziergang.
Der Dingolfinger Halbmarathon lockt jährlich zahlreiche Sportbegeisterte in
die Stadt, die ihre Runden von der Innenstadt durch das BMW Werk und
wieder zurück drehen.118
Das Übernachtungsangebot ist, laut Homepage, untergliedert in zehn „Ho-
tels und Gasthöfe“, vier „Private Vermieter“ und einen „Wohnmobilstell-
platz“.119 Ein drei Sterne Superior Hotel, ein drei Sterne Hotel und zwei drei
Sterne Hotels garni werden im Unterkunftsverzeichnis angeboten. Des Wei-
teren sind insgesamt drei der elf aufgeführten Unterkünfte in der Broschüre
Gastgeber Stadt Dingolfing als fahrradfreundliche Gastbetriebe mit der
ADFC Auszeichnung „bett+bike“ zertifiziert.
Das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung zählte im
Juni 2013 insgesamt acht geöffnete Beherbergungsbetriebe mit insgesamt
345 Betten. Es wurden 19.752 Gästeankünfte und 54.597 Übernachtungen
im Jahr 2013 verzeichnet. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer lag bei 2,8
Tagen.120
118 Vgl. Broschüre Stadt Dingolfing (2014), S. 9. 119 Vgl. Stadt Dingolfing (2014k), o. S. 120 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2014h), S. 15.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Marktanalyse – Tourismusrelevante Faktoren
43
1.3 Marktanalyse – Tourismusrelevante Faktoren
Im Rahmen der Marktanalyse werden „alle für das Marketing relevanten Fak-
toren eines speziellen Tourismusmarktes“121 untersucht. Ziel dieser Analyse
ist es, den relevanten Markt, in dem sich eine Destination behauptet, objektiv
abzugrenzen und die marktrelevanten Angebots- und Nachfragemöglichkei-
ten zu beleuchten.122
In einem ersten Schritt wird zunächst die touristische Situation des Bundes-
lands Bayern, insbesondere des Regierungsbezirks Niederbayern, dem die
Stadt Eggenfelden zuzuordnen ist, beschrieben. Des Weiteren wird das tou-
ristische Potenzial des Bayerischen Golf- und Thermenlands und des Land-
kreises Rottal-Inn untersucht und zusammengefasst. Dabei sollen die An-
kunfts- und Übernachtungszahlen, die touristischen Ausgaben, die durch-
schnittliche Aufenthaltsdauer und die Herkunftsländer der Gäste ermittelt
werden.
Da weder die Stadt noch der Landkreis Rottal-Inn über aktuelle touristische
Kennzahlen und Statistiken der Stadt Eggenfelden in Bezug auf den Über-
nachtungs- und Tagestourismus verfügen, können im Rahmen dieser Ana-
lyse nur die im Jahr 2010 zuletzt erfassten Daten als Grundlage genutzt wer-
den.
1.3.1 Kennzeichen der touristischen Nachfragestruktur
Im Jahr 2013 wurden knapp über 84,2 Millionen Übernachtungen, darunter
15,9 Millionen aus dem Ausland, in Bayern gezählt. Insgesamt konnten 31,6
Millionen Ankünfte verbucht werden, von denen fast 7,6 Millionen aus dem
Ausland kamen, was für Bayern einen neuen Ankunfts- und Übernachtungs-
rekord aufstellt.123 Die durchschnittliche Auslastung der angebotenen Betten
lag im Jahr 2013 bei 34,9% und die Aufenthaltsdauer der Übernachtungs-
gäste hat sich bei 2,7 Tagen stabilisiert.124
121 Freyer, W. (2011), S 136. 122 Vgl. ebenda. 123 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2014c), o. S. 124 Vgl. Wagner, W. (o. J.), S. 4 ff.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Marktanalyse – Tourismusrelevante Faktoren
44
Der Regierungsbezirk Niederbayern konnte im Jahr 2013 mit 2,9 Millionen
Gästen auch mehr Ankünfte vorweisen, die Übernachtungszahlen waren je-
doch mit 11,6 Millionen leicht rückläufig im Vergleich zum Vorjahr. Ebenso
ist die Anzahl der Gästebetten auf knapp 85.000 geschrumpft. Auch in Nie-
derbayern hält der Trend zu Kurzreisen an. So wurde im vergangenen Jahr
eine durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 4,1 Tagen ermittelt. 125
Die Übernachtungszahlen im Bezirk Niederbayern und im Bundesland Bay-
ern haben sich wie oben beschrieben unterschiedlich entwickelt. In Bayern
kann ein relativ konstanter Anstieg von fast 71 Millionen auf 84 Millionen
Übernachtungen seit 1996 verzeichnet werden. Die Anzahl der Übernach-
tungen im Regierungsbezirk Niederbayern sind in den letzten 19 Jahren re-
lativ stabil geblieben. Lagen die Übernachtungen 1996, dem Basisjahr mit
einem Basiswert von 100, bei knapp 13 Millionen, sind sie bis 2013 minimal
auf 11,6 Millionen gesunken. In Abbildung 19 ist die Entwicklung der Gäste-
übernachtungen des Bundeslands Bayern und des Regierungsbezirks Nie-
derbayern dargestellt.
Abbildung 19 Entwicklung der Gästeübernachtungen
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Email Anhang von Frau Nebauer vom 15. Juli 2014,
IHK Passau, o. S., siehe Anhang G.
125 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2014d), o. S.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Marktanalyse – Tourismusrelevante Faktoren
45
Im Vergleich zu den anderen Landkreisen des Regierungsbezirks hat sich
der Landkreis Rottal-Inn hinsichtlich der Übernachtungszahlen im Durschnitt
positiv entwickelt. Lagen die Zahlen im Jahr 1995 (Basisjahr) noch bei
756.064 Übernachtungen, sind sie über die Jahre auf 810.341 Übernachtun-
gen im Jahr 2013 angestiegen.126
Aus einer Analyse des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für
Fremdenverkehr, dwif Consulting, die von den Industrie- und Handelskam-
mern für Niederbayern in Passau und Regensburg für Oberpfalz / Kelheim
im Jahr 2009 in Auftrag gegeben wurde, konnten für das Bayerische Golf-
und Thermenland folgende touristischen Umsätze ermittelt werden:
Abbildung 20 Umsätze im Bayerischen Golf- und Thermenland
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim / IHK für Nieder-
bayern in Passau (2010), S. 27.
Einen beachtlichen Teil der touristischen Umsätze im Bayerischen Golf- und
Thermenland wurden durch gewerbliche Übernachtungen sowie deren Ta-
gesausgaben von durchschnittlich 117,70 Euro erwirtschaftet, gefolgt von
den Umsätzen der Region aus dem Tagesbesucherverkehr mit 304,1 Millio-
nen Euro.
126 Vgl. Ausschnitt aus dem Email Anhang von Frau Nebauer vom 15. Juli 2014, IHK Passau, Anhang H.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Marktanalyse – Tourismusrelevante Faktoren
46
Die durch den Tourismus verursachten Einkommenseffekte der ersten und
zweiten Umsatzstufe betrugen 469,7 Millionen Euro. Durch die Division die-
ses Betrags mit dem durchschnittlichen Volkseinkommen Bayerns, das bei
22.282 Euro liegt, ergibt sich ein Einkommensäquivalent von rund 21.080
Personen, die durch den Tourismus ihren Lebensunterhalt bestreiten kön-
nen. Insgesamt liegt der Anteil des Tourismus am Primäreinkommen im Bay-
erischen Golf- und Thermenland bei 2,9%.127 Ein Schema zur Berechnung
des wirtschaftlichen Effekts durch den Tourismus findet sich in Anhang I.
Vergleicht man die Gästeankünfte der drei Destinationen Bayern,
Niederbayern und Rottal-Inn zeichnet sich in allen drei Bezirken ein
langfristiger Aufwärtstrend ab. 128
Im Vergleich zum Basisijahr 1996 sind die Ankünfte in Bayern um 63,3%
gestiegen. In Niederbayern kann ein Anstieg von 38,9% erkannt werden. Der
Landkreis Rottal-Inn konnte bis zum Jahr 2013 50,4% mehr Ankünfte
generieren.
127 IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim / IHK für Niederbayern in Passau (2010), S. 30. 128 Vgl. IHK Niederbayern (2014), S. 4.
Abbildung 21 Entwicklung der Gästeankünfte
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Email Anhang von Frau Nebauer vom 15. Juli 2014, IHK
Passau, o. S., siehe Anhang J.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Marktanalyse – Tourismusrelevante Faktoren
47
Vergleicht man den Landkreis Rottal-Inn mit den anderen drei kreisfreien
Städten und den neun Landkreisen des Regierungsbezirks Niederbayern, ist
festzustellen, dass dieser auf dem vierten Platz der Übernachtungszahlen
hinter dem Landkreis Passau, dem Landkreis Regen und dem Landkreis
Freyung-Grafenau steht, siehe Abbildung 22. Hier ist jedoch anzumerken,
dass alleine die Gemeinde Bad Birnbach mit fast 58.000 Übernachtungen
75% der insgesamt knapp 766.000 Übernachtungen ausmacht. Die restli-
chen 25% verteilen sich überwiegend auf die Gemeinden Bayerbach, Sim-
bach a. Inn, Postmünster, Pfarrkirchen und Arnstorf.129
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbei-
tung (2014e). o. S.
Im Jahr 2010 verfügte die Stadt Eggenfelden über drei Beherbergungsmög-
lichkeiten mit neun oder mehr Gästebetten. Insgesamt wurden 6.150 Gäs-
teankünfte gezählt, davon stammten 5.600 aus dem Inland und rund 500 aus
dem angrenzenden Ausland. 10.550 Übernachtungen konnten verzeichnet
werden. Auch hier übernachteten 9.800 deutsche Gäste in der Stadt Eggen-
129 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2014e), o. S.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Marktanalyse – Tourismusrelevante Faktoren
48
felden und nur knapp 750 ausländische Touristen. Die durchschnittliche Auf-
enthaltsdauer lag bei 1,7 Tagen. Im Hinblick auf die letzten zehn Jahre ist
deutlich zu erkennen, dass insbesondere die Übernachtungszahlen von In-
lands- und Auslandsgästen deutlich zurückgegangen sind. Die durchschnitt-
liche Auslastung der angebotenen Betten lag 2010 bei 30%.130
1.3.2 Grundlegende Bedeutung der Tagesausflüge
Neben dem Übernachtungstourismus muss im Rahmen der Marktanalyse
auch der Tagestourismus aufgeführt werden. Als Tagestourismus werden
Privat- und Geschäftsreisen ohne Übernachtung verstanden, die über die
gewohnte Umgebung der Reisenden hinaus führen.131
In Bayern wurden im Erhebungszeitraum vom Mai 2012 bis April 2013 laut
einer Analyse des dwif 451 Millionen Tagesreisen unternommen. Besonders
die ländlich geprägten Räume in Bayern machen mit 41,6% den größten
Marktanteil der Tagesausflüge aus. Mit einem durchschnittlichen Ausgabe-
verhalten von 29,00 Euro geben Tagesgäste unter den Flächenländern in
Bayern am meisten Geld aus. Daraus ergibt sich ein Bruttoumsatz von
13.082 Millionen Euro durch Tagesausflüge in Bayern.132
Um Erkenntnisse über das tatsächliche Ausflugsverhalten in Niederbayern
zu gewinnen, wurden im Zeitraum von November 2012 bis Oktober 2013
über 3.600 Telefon-Interviews vom Centrum für marktorientierte Tourismus-
forschung der Universität Passau (CenTouris) durchgeführt. Dabei haben
86% der Interviewpartner in den vergangenen sieben Tagen im Befragungs-
zeitraum einen oder mehrere Tagesausflüge unternommen. 24% der Tages-
gäste, die einen Ausflug in Bayern machten, waren in der Urlaubsregion Bay-
erisches Golf- und Thermenland zu Besuch und haben pro Kopf 19,00 Euro
130 Vgl. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (2014b), S. 15. 131 Vgl. Maschke, J. (2005), S. 13. 132 Vgl. Harrer, B. / Scherr, S. (2013), S. 114.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Marktanalyse – Tourismusrelevante Faktoren
49
ausgeben. Bei einer Anzahl von 4.336.000 Tagesausflügen ergeben sich so-
mit Gesamtausgaben von 82,4 Millionen Euro in der Urlaubsregion Bayeri-
sches Golf-und Thermenland im Rahmen dieser Untersuchung.133
Bei der Frage, welche Aspekte für einen gelungenen Tagesausflug wichtig
sind, bewerteten die Befragten wie in Abbildung 23 ersichtlich.
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Rankl, S. (2014), S. 5.
Besonders auffällig ist hierbei, dass die drei wichtigsten Aspekte (Schönes
Wetter, Harmonische Familiensituation, nette Gesellschaft) nicht von den
Verantwortlichen des Regierungsbezirks Niederbayern beeinflusst werden
können. Erst nachstehend folgen Kriterien wie Landschaft, Preis-Leistungs-
verhältnis oder Gastronomie, die für die Entwicklung des Tourismus eine
zentrale Rolle einnehmen.
Hauptanlass eines Tagesausflugs ist mit 31,4% der Besuch von Verwandten,
Bekannten und Freunden. Auf Platz zwei wurde bei einer Befragung des dwif
133 Vgl. Rankl, S. (2014), S. 3 ff.
Abbildung 23 Wichtige Aspekte des Tagesausflugs
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Marktanalyse – Tourismusrelevante Faktoren
50
die Einkaufsfahrt für den nicht täglichen Bedarf genannt. Spezielle Aktivitäten
wie Wandern, Radfahren, Skilaufen oder Baden sind ebenfalls beliebte An-
lässe für einen Tagesausflug. Der Besuch von Sehenswürdigkeiten oder an-
deren Attraktionen wie Museen oder Freizeitparks stehen an vierter Stelle.134
Die durchschnittliche Distanz zwischen Ausgangs- und Zielort bei einem Ta-
gesausflug liegt bei rund 65 km für eine einfache Fahrt. Nachstehende Karte
visualisiert den sich daraus ergebenden Einzugsbereich für die Stadt Eggen-
felden.135
Abbildung 24 Einzugsbereich Tagesausflüge
Quelle: eigene Darstellung, in Anlehnung an Meteo365.com (2014), o. S.
134 Vgl. Harrer, B. / Scherr, S. (2013), S. 57. 135 Vgl. ebenda, S. 64.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Umfeldanalyse - Relevante Entwicklungen
51
1.4 Umfeldanalyse - Relevante Entwicklungen
Im Rahmen der touristischen Umfeldanalyse werden alle Faktoren in Be-
tracht gezogen, die die touristische Situation und zukünftige Entwicklung der
Stadt Eggenfelden beeinflussen können. Neben den Treibern des Wandels
im Tourismus wird hier besonders auf Urlaubs-/ Kurzreisen eingegangen.
1.4.1 Treiber des Wandels im Tourismus
Nachstehend werden die langfristigen Umfeld-Entwicklungen sowie deren
Konsequenzen auf den Tourismus dargestellt. Die Veränderungen haben
Auswirkungen auf zukünftige Reisebedürfnisse, aber auch unmittelbar auf
Reisedauer, -häufigkeit und -ziele.
Bevölkerungsentwicklung
Innerhalb Deutschlands ist der demographische Wandel für viele Bereiche in
Gesellschaft, Politik und Wirtschaft von Bedeutung. Das Bevölkerungsvolu-
men sinkt, die Migration steigt an, die Alters-, Geschlechts-, Bildungs- und
Haushaltsstrukturen haben sich verändert. Kamen im Jahr 2009 auf 100 Per-
sonen im Erwerbsalter (20 bis unter 65 Jahre) 34 Personen im Rentenalter
(ab 65 Jahre), wird der Altersquotient im Jahr 2030 bei mehr als 50 liegen.136
In diesem Zusammenhang ist auch die Tourismusbranche von den Änderun-
gen betroffen. Die Folge dieser Entwicklungen ist eine neue Verteilung der
Urlauber auf die verschiedenen Altersgruppen: Das Marktsegment „Senio-
ren“ erhält einen höheren Stellenwert, jüngere Altersgruppen verlieren quan-
titativ an Bedeutung.
Der demographische Wandel beeinflusst das Volumen und die Struktur des
Reisens, das Buchungs- und Reiseverhalten, aber auch die Angebotsqualität
und die touristischen Serviceleistungen.137
136 Vgl. Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2011), S. 3. 137 Vgl. Petermann, T. et al. (2006), S. 10 ff.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Umfeldanalyse - Relevante Entwicklungen
52
„Best Ager“, „Senioren“, „Silver Surfer“, „Junggebliebene“; Namen gibt es
viele für die Generation 50plus. Es gilt besonders diese intensiv anzuspre-
chen, wobei auch hier noch einmal in weitere Zielgruppen unterteilt werden
sollte, je nach Werten, Interessen und finanziellen Möglichkeiten.
Die Senioren haben im Laufe ihres Lebens eine sehr große Reiseerfahrung
erworben und wissen, was sie erwarten können und was sie wollen. Ihnen
stehen ausreichend finanzielle Mittel und Zeit zur Verfügung und sie sind
wesentlich aktiver und erlebnisorientierter als ältere Menschen früherer Ge-
nerationen und nehmen intensiv am öffentlichen Leben teil.
Dabei wächst das Bedürfnis nach Erholung, nach Aktivitäten, nach neuen
Erfahrungen im Städte- oder Kulturtourismus, nach Ruhe und Entspannung.
Ältere Reisende schätzen vor allem Sicherheit, Bequemlichkeit, Komfort und
unauffälligen Service.138 Mit integrativen Produkt- und Kommunikationskon-
zepten müssen die touristischen Anbieter den Reisemarkt älterer Menschen
bewerben.
Technologische Entwicklungen
Die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien haben vor al-
lem im Tourismus einen schnellen Eingang gefunden. Das Internet verän-
derte in den letzten Jahren das Informations- und Buchungsverhalten der
Reisenden, denn der Anteil der Internetnutzer in Deutschland hat sich von
2001 bis 2013 um 39,5% gesteigert. Nutzten damals nur 37% aller Deut-
schen das Internet, verfügen 2013 bereits 76,5% über einen Zugang.139 58%
der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren hatten sich bis zu diesem
Zeitpunkt überhaupt jemals im Internet zum Thema Urlaubsreisen informiert,
47% der Bevölkerung sogar innerhalb der letzten zwölf Monate. Zur Buchung
von Urlaubsreisen hatten 37% der Bevölkerung zu diesem Zeitpunkt das In-
ternet genutzt, 27% innerhalb der letzten zwölf Monate.140 Im Jahr 2012 in-
formierten sich 39% der deutschen Reisegäste über die Websites der Desti-
nation ihres Reiseziels. Auch die Websites der Unterkünfte stellen mit 30%
138 Vgl. RKW Kompetenzzentrum (2011), S. 9. 139 Vgl. Statista (2014a), o. S. 140 Vgl. Verband Internet Reisevertrieb e.V. (VIR) (2014), S. 34.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Umfeldanalyse - Relevante Entwicklungen
53
eine beliebte Informationsquelle dar. 7% der Deutschen haben sich mit Hilfe
von Reiseportalen über die Urlaubsregion erkundigt. Auch Social Media
Plattformen wie Facebook, Twitter oder Youtube sind mit 4% beliebte Pla-
nungshilfen.141 Durch die immer größere Nutzung von Smartphones und
Tablet PCs hat sich auch die Reiseinformation und Kommunikation vom di-
rekten persönlichen Gespräch auf mobile Anwendungsmöglichkeiten verla-
gert. „Reisen“ belegt Platz acht der Top 15 Kategorien im App Store nach der
Anzahl der Apps im Januar 2014.142
Gesellschaftlicher Wandel
Urlaubsplanung findet immer häufiger modular differenziert nach Lebenssi-
etc. statt. Von der klassischen Industriegesellschaft hin zu einer individuali-
sierten Plural-Ökonomie entwickeln sich neue Lebensmuster, die eher eine
Verjüngung („Downaging“) des Verhaltens, der Wertesysteme und der inne-
ren Einstellung bedeuten. Die Muster verschieben sich entlang einer erwei-
terten Biographie, in der neue Lebensabschnitte entstehen.143
Auch die sich geänderte Familienstruktur und die damit verbundenen klei-
nen, aber zahlreichen Haushalte sind ein Zeichen für die zunehmende Indi-
vidualisierung. Wohlhabendere Haushalte geben zunehmend mehr Geld für
Reisen aus, allein aufgrund der Tatsache, dass sie häufiger reisen. Für die
wachsende Zahl der Haushalte mit stagnierenden und rückläufigen Einkünf-
ten wird der Trend zunehmen, im eigenen Land Urlaub zu machen bezie-
hungsweise auf den Urlaub gänzlich zu verzichten.144
Individualisierung bedeutet aber auch eine erhöhte Werte- und Normenviel-
falt in der Gesellschaft. Gesucht werden daher auch im Tourismus flexiblere
Reiseangebote für unabhängiges Reisen nach eigenen Vorstellungen. Rei-
sen wird immer mehr zum „Rundum-Wohlfühlen“, zur „Reise nach innen“.
141 Vgl. Deutsche Zentrale für Tourismus e.V. (2012), S. 3. 142 Vgl. Statista (2014b), o. S. 143 Vgl. Wenzel, E. (o.J.), S. 19. 144 Vgl. FACT (2012), o. S.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Umfeldanalyse - Relevante Entwicklungen
54
Aufgrund des Wertewandels gewinnen vor allem Erlebnisfaktoren und der
Naturerhalt an Bedeutung. Wachsendes Interesse der städtischen Bevölke-
rung am „Landleben“ und die zunehmende Suche nach unverfälschten, au-
thentischen und echten Erlebnissen verstärkt diese wachsende Sehnsucht
nach Abstand und Natur. Besonders der Tourismus in ländlichen Räumen
kann dadurch profitieren. Beliebte Aktivitäten sind dabei Radfahren, Wan-
dern oder auch Wassersport. Ebenso gefragt sind ländliche Kulturen und re-
gionale Köstlichkeiten. Erholung, Naturerlebnis oder Aktivsein und Gesun-
derhaltung sind Potenziale, die in ländlichen Räumen touristisch vermarktet
werden können und auf großes Interesse der heutigen Reisenden stoßen.145
1.4.2 Urlaubs- und Kurzreisen
Im Jahr 2013 konnte auf dem Urlaubsreisemarkt ein neuer Rekord gebro-
chen werden. 55 Millionen Urlaubsreisende, entsprechend einem Anteil von
78% der Bevölkerung, tätigten im vergangenen Jahr mindestens eine Ur-
laubsreise mit einer Dauer von mindestens fünf Tagen.146 Auch 2013 war
Deutschland mit einem Marktanteil von 30% das beliebteste Urlaubsreiseziel
der deutschen Bevölkerung. Innerhalb Deutschlands zieht es die Touristen
am häufigsten an die Küste oder in den Süden des Landes. Auch die Rei-
henfolge der beliebtesten Bundesländer bleibt unverändert. Bayern steht mit
6% an erster Stelle, gefolgt von Mecklenburg Vorpommern, Schleswig-Hol-
stein und Niedersachsen.147 Bei Urlaubsreisen im Inland ist besonders der
PKW mit 73% als beliebtestes Verkehrsmittel zu nennen. Deutsche Urlauber
bevorzugen während des Urlaubs im Heimatland vor allem Ferienwohnun-
gen bzw. -häuser als Unterkunftsart, gefolgt von Hotels/ Pensionen. Die
durchschnittliche Reisedauer bei Urlaubsreisen im Inland im Jahr 2013 lag
bei 10,1 Tagen.148 Da die Stadt Eggenfelden eher dem Segment Kurzreisen
zuzuordnen ist, soll nachstehend auf Reisen mit einer Dauer von zwei bis
vier Tagen eingegangen werden.
145 Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) (2013), S. 4. 146 Vgl. FUR Forschungsgemeinschaft für Urlaub und Reisen e.V. (2014), S. 2. 147 Vgl. ebenda, S. 3. 148 Vgl. ebenda, S. 4.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – Umfeldanalyse - Relevante Entwicklungen
55
Knapp 76 Millionen Kurzurlaubsreisen wurden im Jahr 2013 von den Deut-
schen getätigt. Durchschnittlich unternahm jeder Deutsche 2,3 Kurzurlaubs-
reisen im letzten Jahr.149 Insbesondere für deutsche Destinationen ist diese
Reiseform wichtig, da ein Großteil aller Kurzurlaubsreisen zu inländischen
Zielen führt. Auch hier liegt Bayern als beliebtes Ziel ganz vorne mit 12,6%.
Berlin und Nordrhein-Westfalen liegen an zweiter und dritter Stelle. Vor allem
Städtetrips sind ein Kurzreisethema. 29% aller Urlaubsreisen mit einer Dauer
von zwei bis vier Tagen werden als Städtereisen bezeichnet. Beliebte deut-
sche Städte sind Berlin, Hamburg, München, gefolgt von Dresden und
Köln.150 Haupturlaubsmotiv ist der Bekannten-/Verwandtenbesuch mit 33%.
Nach der Reiseart Städtereisen auf dem zweiten Platz bezeichnen 21% der
Kurzurlauber ihre Reise als „Ausruh-Urlaub“. Kulturreisen, Shoppingtrips,
Aktivurlaube und Eventreisen schließen sich an.151 Im Gegensatz zur Ur-
laubsreise ist die Saisonalität der Reisen von zwei bis vier Tagen weniger
ausgeprägt. Besonders die Monate Mai und Dezember werden als Reisezeit
am häufigsten ausgewählt.152
149 Vgl. FUR Forschungsgemeinschaft für Urlaub und Reisen e.V. (2014), S. 2. 150 Vgl. Deutsche Zentrale für Tourismus e.V. (2013), S. 53. 151 Vgl. ebenda. 152 Vgl. ebenda, S. 54.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – SWOT-Analyse
56
1.5 SWOT-Analyse
Die nachfolgende SWOT-Analyse stellt die Grundlage für die strategischen
Überlegungen zum Tourismuskonzept für die Stadt Eggenfelden dar. Stär-
ken und Schwächen sprechen hierbei die Mikroebene (unternehmensinterne
Voraussetzungen) an, wohingegen die Makroebene (unternehmensexterne
Möglichkeiten) durch die Chancen und Risiken dargestellt wird.153
1.5.1 Stärken-Schwächen-Analyse
Aus der Gesamtbetrachtung der Potenzial- und Konkurrenzanalyse lassen
sich für die Stadt Eggenfelden folgende Stärken und Schwächen ableiten.
Stärken (interne Faktoren):
Zentrale Lage mit Nähe zum Bäderdreieck
Die zentrale Lage der Stadt Eggenfelden im Länderdreieck Deutschland,
Tschechien und Österreich kann als erste Stärke der Stadt genannt werden.
Knapp 30 km von der österreichischen Grenze entfernt gelegen, profitiert die
Stadt Eggenfelden von grenzüberschreitenden Tagesausflügen aus der Re-
gion Oberösterreich. Besonders erwähnenswert ist hier das Freilichtmuseum
Massing, welches nur 10 km von Eggenfelden entfernt liegt und vielen
Oberösterreichern bekannt ist. Ebenso stellt der 20 km entfernte Bayern-
Park in Riesbach einen Anziehungspunkt vieler nationaler und internationa-
ler Besucher dar und kann als Attraktion in der Umgebung genannt und ge-
nutzt werden.154 Auch die Gäste aus dem nahe gelegenen niederbayeri-
schen Bäderdreieck mit den Kurorten Bad Füssing, Bad Griesbach und Bad
Birnbach liefern besonders im Segment Tagesauflug Potenzial für die Stadt
Eggenfelden.
153 Vgl. Freyer, W. (2011), S. 325. 154 Vgl. Rankl, S. (2014), S. 12.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – SWOT-Analyse
57
Landschaft und Natur
Eggenfelden liegt mitten im Rottal. Die Landschaft rund um die Stadt ist ge-
prägt durch den Hügellandcharakter und den breiten Talraum des Rottals.
Gelegen am Oberlauf der Rott sind die Naherholungsgebiete Bürgerwald
und Lichtlbergerwald beliebte Ausflugsziele.
Lebensqualität
Im Vergleich zu den umliegenden Städten, wie Passau, Landshut oder der
Großstadt München, die in weniger als zwei Stunden erreichbar ist, ist die
Lebensqualität in Eggenfelden besonders durch ein günstiges Preisniveau
beziehungsweise niedrige Lebenshaltungskosten geprägt. Ebenfalls tragen
die Landschaft und die gut ausgebaute Nahversorgung zur Standortzufrie-
denheit bei.
Freizeitangebote
Mit dem Sportzentrum Eggenfelden, dem Freibad oder dem Rottaler Golf-
und Country-Club verfügt die Stadt über ein breites Angebot für sportbegeis-
terte Bürger und Gäste. Durch das Projekt XperBike werden die zahlreichen
Radwege in der Umgebung gefördert und weiter ausgebaut, um die Destina-
tion auch als Radregion zu positionieren. Auch die zwei Lehrpfade, verschie-
dene Mehrtagestouren, die an Eggenfelden vorbeiführen oder überregionale
Wanderwege wie der Jakobsweg erweitern das Aktivangebot. Der Flughafen
mit der Fallschirmsportschule Eggenfelden rundet das Freizeitangebot der
Stadt ab.
Stadtteil Gern mit SchlossÖkonomie
Der Stadtteil Gern mit der SchlossÖkonomie vereint die Geschichte der Stadt
mit einem breit gefächerten Kulturangebot und ist eine der wenigen gut er-
haltenen Hofmarken in Bayern. Der historisch bedeutsame Gotische Kasten
stellt das Herzstück der SchlossÖkonomie dar. Neben zahlreichen Ausstel-
lungen, Vorführungen, Konzerten oder Seminaren erweitert im Schlosspark
das Freilichttheater Theatron das kulturelle Angebot des Stadtteils Gerns.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – SWOT-Analyse
58
Der historische Gebäudekomplex der SchlossÖkonomie hat sich seit 2002
zu einem nahezu komplett ausgelasteten Bildungs- und Kulturzentrum ent-
wickelt. Hinsichtlich der Besucherzahlen kann eine stetig steigende Entwick-
lungskurve festgehalten werden. Waren es 2002 etwa 2.000 Besucher so
konnten im Jahr 2013 bereits 41.000 Besucher gezählt werden, wie im An-
hang E ersichtlich. Die Besucherbefragung ergab außerdem, dass ein Viertel
der Gäste nicht aus dem Landkreis, also nicht aus der Region, stammen,
sondern sogar aus den umliegenden größeren Städten wie Passau angereist
kommen.155
Stadtbild mit Stadtplatz
Der Stadtplatz Eggenfelden, als Verkehrsachse, ist geprägt von bunten
Hausfassaden und Pflastersteinen. Zahlreiche Geschäfte, Cafés und Res-
taurants laden zum Bummeln und Verweilen ein. Neben dem Wochenmarkt
werden auf dem Stadtplatz verschiedene Aktionen, wie die lange Einkaufs-
nacht und zahlreiche Konzerte, veranstaltet.
Theater an der Rott
Eggenfelden verfügt mit dem Theater an der Rott über das einzige landkreis-
eigene Theater Deutschlands. Das Mehrspartenhaus wurde kürzlich mit dem
bayerischen Theaterpreis ausgezeichnet.
Kunst
Mit insgesamt 30 Brunnen und Skulpturen im Stadtgebiet haben zeitgenös-
sische Künstler aus der Region ihre Kunst in Eggenfelden umgesetzt. Be-
sonders der Bildhauer Joseph Michael Neustifter, der in Eggenfelden gebo-
ren ist und noch heute dort lebt, verkörpert diese Stärke der Stadt. Daneben
locken verschiedene Ausstellungen in der SchlossÖkonomie Kunstbegeis-
155 Vgl. Gespräch vom 03. Juli 2014 in Eggenfelden mit Herr Stangl.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – SWOT-Analyse
59
terte in die Stadt. Die vom Kulturverein Eggenfelden veranstaltete Sommer-
akademie ist ein weiterer überregional bekannter Anziehungspunkt, der das
Thema „Kunst“ in Eggenfelden zu einer Stärke macht.
Schwächen (interne Faktoren):
Übernachtung/ Beherbergungsmöglichkeiten
Die größte Schwäche der Stadt stellt das Beherbergungsangebot dar. Mit
einer Kapazität von rund 140 Betten haben die wenigen kleinen Betriebe
zwar relativ gute Auslastungen vorzuweisen, diese sind jedoch eher durch
Geschäftsreisen und weniger durch Urlaubsreisen bedingt. Neben dem man-
gelnden Angebot sind auch die Qualität, der Service und die Zusammenar-
beit zu kritisieren. Keine der Unterkünfte verfügt über eine Klassifizierung des
Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) oder ist vom Deut-
schen Tourismusverband als „sterneferien“ Unterkunft zertifiziert. Zum einen
mangelt es der Stadt also an klassifizierten Übernachtungsmöglichkeiten
und zum anderen an der Ausrichtung der Unterkunftsbetriebe, die überwie-
gend für Monteure oder Leiharbeiter, die über mehrere Monate die Beher-
bergung buchen, und weniger für Kurz- bzw. Urlaubsreisende zur Verfügung
gestellt werden.
Finanzmittel
Zwar wurde in Eggenfelden in den letzten Jahren viel investiert, vor allem in
die Sanierung der SchlossÖkonomie Gern oder in den Stadtplatz, was ge-
rade dem Tourismussektor zu Gute kommt, jedoch ist die Stadt in finanzieller
Not. Der Schuldenstand der Stadt ist auf 43 Millionen Euro herangewachsen,
dies entspricht einem Schuldenstand von 3.150 Euro pro Kopf und ist im
Vergleich zu anderen Städten dieser Größenordnung mehr als drei Mal so
hoch.156 Dies hat zur Folge, dass zum einen Steuern und Gebühren erhöht
werden, zum anderen aber auch Gelder insbesondere im Haushaltsplan für
den Tourismus- und Freizeitsektor eingespart werden müssen.
156 Vgl. Rottaler Anzeiger (2013), o. S.
Situationsanalyse der Stadt Eggenfelden – SWOT-Analyse
60
Fehlende bayerische Gastronomie
Durch die immer stärker werdende Nachfrage nach Tradition und regionaler
Identität im Tourismusbereich besteht im Gastronomieangebot Eggenfelden
eine deutliche Schwäche. Trotz Gründung einer Aktiengesellschaft „Unser
Wirtshaus“ im Jahr 2011, um das einzige bayerische Wirtshaus in der Stadt
zu retten und einen Gegenpol zu den rund 40 von ausländischen Wirten be-
triebenen Gaststätten zu schaffen, musste auf Grund ständiger Geschäfts-
führerwechsel und wirtschaftlicher Probleme das letzte bayerische Wirtshaus
in Eggenfelden schließen.
Bekanntheitsgrad
Der Bekanntheitsgrad der Stadt Eggenfelden kann trotz der relativ guten
Lage zwischen touristisch attraktiven Destinationen wie dem Bäderdreieck
oder den Städten Passau, Landshut und Straubing im deutschsprachigen
Raum als gering eingestuft werden.
Fehlendes touristisches Konzept
Die Stadt Eggenfelden verfügt weder über ausformulierte Ziele und Leitbil-
der, die die Entwicklung des Tourismus vorantreiben sollen, noch über ein
einheitliches touristisches Konzept, an dem sich die im Tourismus Beschäf-
tigten orientieren können. Dementsprechend sind auch die Zusammenarbeit
und ein einheitliches Auftreten der einzelnen Leistungsträger nicht erkenn-
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Freyer, W. (2011), S. 413.
Gestaltungsphase der Stadt
94
3 Gestaltungsphase der Stadt
Auf Basis der strategischen Festlegungen werden im nächsten Schritt ope-
rative Maßnahmen erarbeitet. In der operativen Planung werden konkrete
Aktivitäten mit Hilfe der Marketinginstrumente Produkt/ Leistungs-, Preis-,
Distributions- und Kommunikationspolitik umgesetzt. Im Rahmen der Gestal-
tungsphase soll somit die Frage „Was können wir unternehmen?“ beantwor-
tet werden.184
Produkt und Preis müssen in einem angemessenen Verhältnis stehen. Zu-
dem sollte die Verteilung der Angebote gesichert sein, sowie die einzuset-
zenden Kommunikationsmittel auf die entsprechende Zielgruppe abge-
stimmt werden. Gerade im Destinationsmanagement ist es meist schwierig
einen einheitlichen und stimmigen Marketingmix zu gestalten, da die touris-
tische Leistung von vielen dezentralen, selbständigen Leistungsträgern er-
bracht wird. Einige Instrumente sind daher nur durch die einzelnen Anbieter
wie Hotels, Restaurants, kulturelle Einrichtungen usw. steuerbar.185
Auch für die Stadt Eggenfelden führt dieser dezentrale Einsatz der Marke-
tinginstrumente zu einem undeutlichen Image und einer widersprüchlichen
Positionierung. Daher ist eine Zusammenarbeit aller Beteiligten von großer
Bedeutung. Die erarbeiteten Strategien müssen von allen gleichermaßen
kommuniziert und umgesetzt werden. Den einzelnen Instrumenten kommen
somit für die Stadtverwaltung unterschiedliche Prioritäten zu, wie in Abbil-
dung 29 ersichtlich.
So hat die Verwaltung der Stadt Eggenfelden nur einen geringen Einfluss auf
die Preispolitik. Diese wird überwiegend durch die touristischen Leistungs-
träger, zu denen vor allem die Hotellerie und Gastronomie zählen, bestimmt.
Da der klassische Verkaufsweg im Tourismus häufig über die Leistungsan-
bieter direkt erfolgt, kommt der Distributionspolitik eine mittelgroße Bedeu-
tung zu. Da die Stadt Eggenfelden jedoch weder über eine eigene Reservie-
rungszentrale noch über eigens veranstaltete Arrangements verfügt, hat sie
hier nur eine geringe Funktion. Im Rahmen der Produktpolitik kann die Stadt
184 Vgl. Freyer, W. (2011), S. 112. 185 Vgl Bieger, T. / Beritelli, P. (2013), S. 178.
Gestaltungsphase der Stadt
95
einen höheren Einfluss ausüben, weil einige touristische Angebote wie die
SchlossÖkonomie, die Brunnen und Skulpturen, die Freizeit- und Naturan-
gebote in ihre Zuständigkeit fallen. Das Theater an der Rott wird jedoch durch
den Landkreis Rottal-Inn und den derzeitigen Intendant geregelt. Der Pro-
duktpolitik kommt innerhalb der Marketinginstrumente eine sehr große Be-
deutung zu, da diese die Kundenzufriedenheit stark beeinflusst. Die Kommu-
nikationspolitik stellt aus Sicht der Stadt Eggenfelden das wichtigste Marke-
tinginstrument dar, da diese am besten von der Tourismusorganisation be-
einflusst und gestaltet werden kann.
Abbildung 29 Prioritäten der Marketinginstrumente für Eggenfelden
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Bieger, T. / Beritelli, P. (2013), S. 180.
Im Folgenden werden der Stadt Eggenfelden konkrete Handlungsmaßnah-
men, die in Verbindung mit den vier Marketinginstrumenten stehen, im Rah-
men von fünf Handlungsfeldern aufgezeigt.
Gestaltungsphase der Stadt – Handlungsfeld Infrastruktur
96
3.1 Handlungsfeld Infrastruktur
Die touristische Infrastruktur bildet eine wichtige Grundvoraussetzung für die
Wahrnehmung und Bewertung der touristischen Leistung aus Gästesicht.
Wie bereits aus den vorangegangen Kapiteln ersichtlich wurde, besteht ein
Handlungsbedarf bezüglich der Instandhaltung und Weiterentwicklung der
Infrastruktur.
Inhaltliche Schwerpunkte stellen dabei zum einen die Pflege und Instandset-
zung der freizeittouristischen Wegeinfrastruktur dar, insbesondere für das
Leitthema „Lebendige Natur“. Die zukünftige Entwicklung rund um die Seg-
mente Wandern und Radfahren muss die Gäste gezielter auf die Stadt Eg-
genfelden lenken. Da die Stadt selbst nur über kürzere Lehrpfade verfügt,
die eher von den Bürgern als Freizeitraum genutzt werden, und die überre-
gionalen Wege wie die Gotik-Tour-West oder der Jakobsweg die Stadt nur
am äußersten Rand steifen, besteht hier großes Ausbaupotenzial. Für die
Belebung der Innenstadt ist es somit besonders wichtig auch die angrenzen-
den Wander- und Radwege in das innerstädtische Beschilderungsnetz ein-
zubinden.
Darüber hinaus kommt der Qualifizierung des touristischen Leit- und Infor-
mationssystems besonderes Gewicht zu. Dieses gehört zu den wichtigsten
Infrastrukturen für den Tourismus und dient der gezielten Lenkung sowie als
Serviceangebot für Gäste. Der erste Eindruck bei der Ankunft sowie die Auf-
enthaltsqualität in einem Ort sind von entscheidender Bedeutung und prägen
nachhaltig den positiven oder negativen Eindruck des Gastes. Daher sollten
an zentralen Punkten Informationstafeln aufgestellt werden, die anhand ei-
nes Stadtplans die Lage der Sehenswürdigkeiten, der Touristen-Informati-
onsstelle, der Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe sowie der Brunnen
und Skulpturen aufzeigen. Zusätzlich sollten vor jeder Sehenswürdigkeit so-
wie vor jedem Brunnen und jeder Skulptur Informationstafeln zur Geschichte
oder zum Hintergrund eines Kunstwerks aufgestellt werden. So könnte
gleichzeitig beispielsweise eine Kunstroute der Stadt Eggenfelden ausge-
baut werden.
Nachstehend wird eine Auswahl empfohlener Maßnahmen vorgestellt.
Gestaltungsphase der Stadt – Handlungsfeld Angebots- und Produktentwicklung
97
3.2 Handlungsfeld Angebots- und Produktentwicklung
Der touristische Erfolg eines Ortes bzw. einer Region ist sehr stark davon
abhängig, inwieweit der Gast erlebnisorientierte, authentische und qualitativ
hochwertige Angebote nutzen kann.186 Ein zentraler Schwerpunkt in der Ar-
beit sollte daher die zielgruppenorientierte Weiterentwicklung und Qualifizie-
rung der Angebote sein. Inhaltlicher Schwerpunkt stellt hier die zielgruppen-
spezifische Ausgestaltung der Angebote dar.
Identitätsstiftend nach innen und spannend für ausgewählte Zielgruppen
nach außen ist das Thema „Kunst & Kultur“. Dieses sollte deshalb stärker
erlebbar gemacht werden. Die Aktivitäten des Kulturvereins gilt es beizube-
halten und weiterzuentwickeln. Die Schwerpunktfelder der künftigen Ange-
botsgestaltung sollten hier in den Bereichen historische Sehenswürdigkeiten,
Skulpturen und Brunnen, Kulturzentrum SchlossÖkonomie Gern sowie dem
Theater an der Rott liegen.
Im Rahmen des Leitthemas „Lebendige Natur“ gilt es den eingeschlagenen
Weg der qualitativen Angebotsgestaltung für Natururlauber im Rahmen des
Projekts XperBike für den Radtourismus konsequent auch für die anderen
Unterthemen weiter zu verfolgen. Thematische Veranstaltungen und die tou-
ristische Vernetzung mit den Themen Kultur, Natur, sowie Tradition und Ge-
186 Landesmarketing Sachsen-Anhalt GmbH (2004), S. 6.
Empfohlene Maßnahmen Handlungsfeld Infrastruktur
Konzeption eines einheitlichen Leitsystems für das Rottal.
Verdichtung der wegweisenden Beschilderung zu touristischen Ein-
richtungen.
Einrichtung touristischer Informationstafeln vor touristischen Attrak-
tionen und Sehenswürdigkeiten.
Verbindung der Brunnen und Skulpturen zu einer „Kunstroute Eg-
genfelden“ mithilfe einer einheitlichen Beschilderung.
Gestaltungsphase der Stadt – Handlungsfeld Angebots- und Produktentwicklung
98
nuss schaffen weitere Potenziale. Als Beispiel kann hier eine Zusammenar-
beit der Stadt mit dem A.S.A.M Institut, welches Mieter des alten Klosters ist,
genannt werden. Pilgerwochen mit Fokus auf den Jakobsweg können ge-
meinsam veranstaltet werden. Vor allem im Kontext der gerade unter Wan-
dergästen zunehmenden Suche nach Authentizität, Spiritualität und Besin-
nung ergeben sich in diesem Rahmen unter Einbeziehung der zahlreichen
Kirchen der Stadt große Potenziale. Möchte man das vorhandene Angebot
besser ausnutzen, bieten sich geführte Touren für Schulklassen im Bürger
bzw. Lichtlbergerwald an.
Ergänzend ist eine qualitätsorientierte Gastronomie mit einer regionalen Kü-
che wichtig. Zur Stärkung des Themas „Tradition & Genuss“ sollten daher
bestehende Regionalmarketinginitiativen mehr Berücksichtigung finden und
genutzt werden. Eine konsequente Aufarbeitung und der Ausbau der regio-
nalen Küche sind daher für die Stadt Eggenfelden notwendig.
Neben der Weiterentwicklung der Angebote, kommt der Angebotsbündelung
und der gemeinsamen Produktentwicklung besondere Bedeutung zu. Auch
wenn die Stadt Eggenfelden bislang über kein Arrangement verfügt und so-
mit auch keine Pauschale über die Stadtverwaltung buchbar ist, können
diese als Ideengeber für Gäste fungieren. Wichtig sind hier die Sensibilisie-
rung der Leistungsträger sowie eine gemeinsame Umsetzung.
Gestaltungsphase der Stadt – Handlungsfeld Qualität und Service
99
3.3 Handlungsfeld Qualität und Service
Neben den natürlichen Qualitäten, wie z.B. der Landschaft, müssen die tou-
ristischen Basisinfrastrukturen, wie Beherbergung, ebenso wie die immateri-
ellen Qualitäten, wie beispielsweise die Freundlichkeit des Personals, die
Ansprüche der Gäste adäquat bedienen. Insgesamt zeigt die Stadt Eggen-
felden Nachholbedarf im Bereich der Qualität, insbesondere in den Berei-
chen der Servicequalität sowie der Zertifizierung/ Klassifizierung von Gast-
gebern und der Infrastruktur auf. Der Dienstleistungsmentalität und dem Ein-
gehen auf Kundenwünsche mit zielgruppengerechten Informationen/ Ange-
boten muss künftig noch mehr Gewicht beigemessen werden. Da der Gast
extern kontrollierte und zertifizierte Qualität besonders honoriert, ist es sinn-
voll, die touristischen Einrichtungen zertifizieren zu lassen. Nicht jeder Be-
Empfohlene Maßnahmen Handlungsfeld Angebots- und Produktent-
wicklung
Weiterentwicklung der Angebote (Erlebnisqualität sicherstellen, Ziel-
gruppenausrichtung wie zum Beispiel „Kultursommer und Thea-
terspaziergang“).
Ausbau des Themas „Kunst & Kultur“ (u.a. Angebotsverknüpfungen
mit Partnern/weiteren Kunststädten, abwechslungsreiches und an-
spruchsvolles Kreativprogramm in der SchlossÖkonomie).
Ausbau der Stadtführungen (u.a. spezielle Themenführungen).
Steigerung der Erlebbarkeit regionaler Produkte, u.a. durch Verwen-
dung regionaler Produkte in der Gastronomie (Kooperationen zwi-
schen Erzeuger, Anbieter und der Gastronomie).
Workshops zur Produktentwicklung. Idealerweise Bildung themati-
scher Arbeitsgruppen zur Angebotsbündelung und Diskussion ge-
meinsamer Arrangements in den Themen „Kunst & Kultur“ sowie
„Lebendige Natur“ wie beispielsweise unter dem Motto „Kunst und
mehr Pakete – Übernachtung und Kunstworkshop“.
Gestaltungsphase der Stadt – Handlungsfeld Qualität und Service
100
trieb bzw. jede Einrichtung muss sich mit den verschiedenen Siegeln zertifi-
zieren. Dies ist auch oftmals eine Kostenfrage. Zu bedenken ist jedoch, dass
die Zertifizierungen nicht nur als Orientierung für den Gast und als wirksames
Marketinginstrument dienen, sondern auch der Überprüfung der eigenen An-
gebotsqualität sowie der internen Prozesse.
Oberste Priorität im Rahmen des Leitthemas „Lebendige Natur“ müssen zu-
nächst der Qualitätsaufbau und die Qualitätssicherung haben, bevor eine
glaubwürdige Vermarktung als Rad- und Wanderregion überhaupt möglich
ist. Daher muss hier eine Qualitäts- und Innovationsoffensive angestrebt
werden. Dabei liegt der Fokus vor allem auf der Sicherung grundlegender
innovativer rad- und wanderspezifischer Services.
Grundlage für die offensive und profilierende Bearbeitung des Themenfelds
„Tradition & Genuss“ ist die Schaffung grundlegender Standards. Ziel ist zum
einen die Inwertsetzung der historischen und traditionellen Potenziale und
zum anderen die konsequent qualitätsbezogene Ausrichtung zu schaffender
kulinarischer Angebote. Vor allem im gastronomischen Bereich sind die
Schaffung wiedererkennbarer Standards und Services unabdingbar.
Gleichwohl handelt es sich bei den Freizeiteinrichtungen des Leitthemas
„Freizeit & Sport“, wie dem Freibad, den großen Sportanlagen oder dem
Flugplatz, um singuläre Bausteine, die individuell und spontan genutzt wer-
den können. Essenziell sollte deshalb die Verfügbarkeit (Öffnungszeiten), al-
lenfalls die Buchbarkeit von Eintritten etc. über die Stadtverwaltung gesichert
werden, um die Servicestandards in diesem Bereich zu erhöhen.
Gestaltungsphase der Stadt – Handlungsfeld Kommunikation und Vertrieb
101
3.4 Handlungsfeld Kommunikation und Vertrieb
Im Kern des Marketings stehen vorerst der Markenaufbau sowie die Marken-
führung. Im Rahmen der Diskussion der Positionierung der Stadt Eggenfel-
den muss eine stärkere Fokussierung auf die vorgeschlagene Dachmarke
„Eggenfelden – Kunst und Szenerie“ und die übergeordneten Leitthemen er-
folgen. Als sogenannter Grundstock sind diese Themenwelten imagebildend
und somit Basis aller weiteren kommunikativen Maßnahmen. Letztlich müs-
sen diese Leuchtturmprojekte am Markt wahrgenommen werden, sie müs-
sen attraktiv sein und durch wirksame Kommunikations- und Vertriebsmaß-
nahmen gestützt werden.
Der Stadt Eggenfelden fehlt es jedoch an einer marktgerechten Aufberei-
tung. Um die Angebote der Region besser auf dem Markt positionieren zu
können und die gewünschten Gästegruppen zu erreichen, ist es zielführend,
Angebote miteinander zu verknüpfen und gemeinsam zu platzieren. Dazu
bedarf es einer Vernetzung der Akteure und Aktivitäten sowie einer stärkeren
Empfohlene Maßnahmen Handlungsfeld Qualität und Service
Sensibilisierung der Leistungsträger in Fragen der Qualität durch ei-
nen gemeinsamen Workshop, persönliche Ansprache, E-Mail, Infor-
mationsschreiben etc.
Zielgruppenausrichtung der Gastgeber im Bereich Wandern und
Radfahren, u.a. durch Qualifizierung mit dem Siegel „bett+bike“ bzw.
„Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland“ sowie zielgruppen-
gerechter Service (Verleih von Wanderstöcken, spezielle Verpfle-
gungsangebote, Wanderinfothek, abschließbare Räume für Räder,
Radverleihstationen etc.).
Entwicklung gemeinsamer Servicestandards (Service Qualität
Deutschland).
Etablierung von Gesprächen zwischen Mitarbeitern und Gästen in
den touristischen Einrichtungen.
Schriftliche einheitliche Gästebefragungen.
Gestaltungsphase der Stadt – Handlungsfeld Kommunikation und Vertrieb
102
Zielgruppen- und Marktorientierung. Nicht nur die Darstellung in allen Me-
dien, sondern auch die Qualität des Werbematerials muss dabei entspre-
chend hochwertig sein. Wie bereits in der Umfeldanalyse in Teil C Kapitel
1.4 aufgezeigt, kommt der Online-Vermarktung eine hohe und weiter zuneh-
mende Bedeutung zu. Ein perfekter Internetauftritt ist Grundvoraussetzung
für eine erfolgreiche Vermarktung der Stadt. Der derzeitige Auftritt ist jedoch
nicht mehr zeitgemäß und muss grundsätzlich überarbeitet werden. Vor al-
lem gelingt es bislang nicht, die Besonderheiten der Stadt in den einzelnen
Leitthemen zu vermitteln.
Schon jetzt liegt teilweise gutes Prospektmaterial der Stadt Eggenfelden vor.
Insbesondere die Imagebroschüre der Stadt sowie der SchlossÖkonomie
Gern, das Prospekt „Historische Bauwerke“ und der Stadtplan besitzen eine
hohe Qualität und gute Akzeptanz bei den Gästen. Dennoch fehlt es der
Stadt an einem umfassenden, an den Themenwelten orientierten touristi-
schen Imageprospekt mit integriertem Unterkunftsteil. Auch für die Leitthe-
men sollten spezielle Flyer entwickelt werden.
Abbildung 30 Imagebroschüre der Stadt Eggenfelden
Quelle: AIGNER.BÖTTCHER.DESIGN GmbH & Co. KG (2014b), o. S.
Die Stadt Eggenfelden sollte sich an Messen und Promotion-Aktionen des
Landkreises Rottal-Inn beteiligen. Die Schaltung von Anzeigen verliert an
Gestaltungsphase der Stadt – Handlungsfeld Struktur und Innenmarketing
103
Bedeutung. Das Internet als Medium gewinnt hier an Stellenwert. Falls An-
zeigen geschaltet werden, dann sollte dies in sogenannten Special-Interest
Zeitschriften erfolgen, um gezielt Interessengruppen anzusprechen. Die In-
formationsmaterialien der Stadt Eggenfelden sollten in den verschiedenen
Freizeiteinrichtungen sowie den Unterkunftsbetrieben als Gästeinformation
zur Verfügung stehen.
3.5 Handlungsfeld Struktur und Innenmarketing
Essenziell für den Erfolg der weiteren touristischen Entwicklung der Stadt
Eggenfelden ist eine möglichst weitgehende Implementierung des Themas
Tourismus vor Ort. Wie die SWOT-Analyse in Teil C Kapitel 1.5 zeigt, stellen
die Kooperationsbereitschaft sowie die Einstellung der Beherbergungsbe-
triebe und der Leistungsträger in Eggenfelden zum Wirtschaftsfaktor Touris-
mus für die Umsetzung eines touristischen Konzepts ein Risiko dar. Mit Blick
auf den derzeit noch gering ausgeprägten Identifikationsgrad mit den touris-
tischen Potenzialen müssen eine Aufbruchsstimmung erzeugt werden und
Empfohlene Maßnahmen Handlungsfeld Kommunikation und Vertrieb
Einführung und konsequente Anwendung eines Corporate Designs,
das in der Stadt und von allen Partnern genutzt wird, um den Wie-
dererkennungswert zu steigern.
Weiterführung und Ausbau des Austauschs von Prospektmaterial
zwischen den Leistungsträgern.
Erarbeitung eines vertriebsorientierten Imageprospekts mit Fokus
auf die Leitthemen.
Spezielle Flyer für die wichtigsten Themen: Kunst, Wandern, Rad-
fahren etc.
Erstellung und Bereithaltung fremdsprachiger Werbematerialien als
Print- und Digitalmedien.
Aktueller Veranstaltungskalender mit Datenbank.
Gestaltungsphase der Stadt – Handlungsfeld Struktur und Innenmarketing
104
relevante Partner aktiviert werden. Die bereits erwähnten Produktmaßnah-
men werden einen wesentlichen Anteil an der Implementierung der strategi-
schen Ausrichtung der Stadt Eggenfelden im Rahmen des Innenmarketings
haben. Inhaltlicher Schwerpunkt liegt hier in der interkommunalen Kommu-
nikation. Denn gerade weniger übernachtungstourismusintensive Orte wie
die Stadt Eggenfelden haben Schwierigkeiten, auch aufgrund der geringeren
wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus, die finanziellen Aufwendungen
für touristische Basisleistungen zu stellen. Darüber hinaus sollte eine inten-
sive Kooperation mit der regionalen Ebene (Landkreis Rottal-Inn) erfolgen.
Empfohlene Maßnahmen Handlungsfeld Struktur und Innenmarketing
Aufbruchsstimmung erzeugen und relevante Partner aktivieren.
Touristische Akteure konstant informieren und aufklären.
Die Bevölkerung für spezifische lokale Probleme sensibilisieren.
Fortlaufend neue Ideen aufgreifen und in konkrete Maßnahmen der
Produktentwicklung umsetzen.
Etablierung eines Arbeitskreises Tourismus als koordinierendes
Gremium für die Tourismusentwicklung.
Verstärkte Vermarktung unter dem „Dach“ des Rottals durch An-
knüpfung an Angebote und Aktivitäten.
Kooperation mit dem Landkreis Rottal-Inn.
Regelmäßige Abstimmungs- bzw. Informationstreffen der Touris-
musverantwortlichen der Stadt.
Realisierungs- und Kontrollphase
105
4 Realisierungs- und Kontrollphase
Nachdem in den letzten Kapiteln strategische und taktische Aspekte der
Konzeption erarbeitet wurden, müssen die formulierten Empfehlungen auch
umgesetzt werden. Die Implementierung der vorgeschlagenen Maßnahmen
erfolgt im Rahmen der Realisierungs- und Kontrollphase.
Mithilfe der Frage „Welche Maßnahmen ergreifen wir?“ bedarf es genauer
Überlegungen zu den konkreten Handlungen auf die vorherige Konzep-
tion.187 Ziel der Implementierung ist somit die Realisation der in den vorran-
gegangenen Kapiteln entwickelten Maßnahmen. Dabei müssen die Organi-
sations-, Zeit-, Personal- und Finanzierungsplanung konkretisiert werden.188
Besonders im Destinationsmanagement und Stadtmarketing ist die Unter-
stützung der kommunalen privaten Wirtschaft sowie der ortsansässigen Ver-
eine und Verbände bei der Umsetzung eines Tourismuskonzepts von großer
Bedeutung. Die Schnittstellen in der Marketingorganisation müssen eindeu-
tig organisiert sein, da die Stadt die entwickelten Maßnahmen nicht einfach
nur diktiert und finanziert, sondern alle tourismusrelevanten Akteure einen
Beitrag dazu leisten sollten.189 Um die Umsetzung der vorgeschlagenen
Maßnahmen zu garantieren, sollten in einem Maßnahmenkatalog der Stadt
Eggenfelden folgende Punkte festgehalten werden190:
Zielfestlegung anhand eines Zeitplans
Detaillierte Maßnahmenbeschreibung sowie Definition der Aktivitäten
Bestimmung von Prioritäten, Fristen und Verantwortlichkeiten
Kosten und Finanzierungsstrategien.
Vor der Einführung eines Tourismuskonzepts sollte die Stadt Eggenfelden
jedoch bereits beschlussfähige Maßnahmen präsentieren können. Werden
nur Visionen oder Ideen vorgestellt, können diese ihre Wirkungskraft verlie-
ren, ohne jemals umgesetzt zu werden.191
187 Vgl. Meffert, H. et al. (2012), S. 775. 188 Vgl. Freyer, W. (2011), S. 651 f. 189 Vgl. Granzow, T. (2005), S. 189. 190 Vgl. Dettmer, H. et al. (2011), S. 287. 191 Vgl. Granzow, T. (2005), S. 191.
Realisierungs- und Kontrollphase
106
Als letzte Phase des Management-Prozesses ist die Kontrollphase zu nen-
nen. Im Rahmen dieser als Teil der Implementierung angesehenen Phase
soll die Frage „Sind wir angekommen?“ beantwortet werden.192 Da es sich
bei der Kontrolle des Konzepts um einen dynamischen Prozess handelt,
sollte die Stadt nach jedem Teilabschnitt eine kritische Überprüfung des ge-
planten Konzepts mit den konkreten Resultaten vornehmen. Durch die stän-
dige Kontrolle der festgelegten Maßnahmen und Aktivitäten kann die Stadt
schnell und flexibel auf Änderungen im Nachfrageverhalten oder auf aktuelle
Trends reagieren und auftretende Schwächen rechtzeitig minimieren. Neben
der Überprüfung möglicher Zielabweichungen sind die Maßnahmen zudem
auf ihre Angemessenheit, ihre Zielbezogenheit sowie ihre Effizienz zu kon-
trollieren.193 Laut Freyer erfüllt das Controlling folgende vier Hauptaufgaben,
die jedoch aufgrund ihres unverhältnismäßigen Aufwandes in den meisten
Tourismusorganisationen nur zum Teil angewandt werden:194
Ermittlungs- und Dokumentationsfunktion
Planungs-, Prognose- und Beratungsfunktion
Vorgabe- und Steuerungsfunktion
Kontrollfunktion.
Für die Stadt Eggenfelden stellt die Kontrollfunktion eine wichtige Hauptauf-
gabe dar, da diese einen sogenannten Soll-Ist-Vergleich ermöglicht. Da der
Stadt jedoch keine aktuellen Kennziffern, Statistiken oder Befragungen vor-
liegen, sollte das primäre Ziel der Stadt eine genaue Datenerhebung sein,
die Auskunft über die tatsächliche touristische Nachfrage gibt, um entspre-
chend handeln zu können.
192 Vgl. Freyer (2011), S. 112. 193 Vgl. Dettmer, H. et al. (2011), S. 287. 194 Vgl. Freyer (2011), S. 750.
Teil D: Schlussbetrachtung
Teil D
Schlussbetrachtung
Zusammenfassung
107
1 Zusammenfassung
In der Vergangenheit wurde dem Tourismus in der Stadt Eggenfelden eher
eine untergeordnete Rolle zugesprochen. Um auf dem Markt wettbewerbs-
fähig zu sein und sich von der breiten Masse und dem durch die Globalisie-
rung zunehmend einheitlichen Angebot abzuheben, muss die Stadt die Tou-
rismusförderung weiter in den Fokus der städtischen Arbeit legen.
Durch die vorliegende Ausarbeitung konnte eine Struktur für die Hinführung
zu einem Tourismuskonzept für die Stadt Eggenfelden aufgezeigt werden,
damit sie in Zukunft mit Hilfe eines schriftlich fixierten Konzepts sowie einer
besseren touristischen Zusammenarbeit und Kooperation aller am Touris-
mus Beteiligten einen touristischen Erfolg und Mehrwert verzeichnen kann.
Neben einer elementaren Grundlagenarbeit wurden Anregungen und Vor-
schläge gegeben, wie ein solcher Prozess gestaltet werden kann.
Für die Erarbeitung dieses Konzepts ist die Erkenntnis darüber, dass die
Stadt Eggenfelden weniger für den Übernachtungstourismus und mehr für
den Tagestourismus geeignet ist, von großer Bedeutung, da die entwickelten
Maßnahmen selbstverständlich darauf abgestimmt werden müssen.
Insbesondere durch die Sanierung der SchlossÖkonomie Gern zu einem
modernen Bildungs- und Kulturzentrum mit einer stetig steigenden Besu-
cherzahl, durch überregional bekannte Veranstaltungen wie der Gerniale o-
der zahlreiche Ausstellungen und Messen, durch das „Theater an der Rott“
sowie durch die vielen Skulpturen und Brunnen in der Stadt, die die Stadt zu
einer Art „Freilichtmuseum“ werden lassen, wurde im Rahmen dieser Arbeit
eine Konzentration zum einen auf das Thema „Kunst & Kultur“ erarbeitet.
Neben dieser Profilierung hat sich das Segment „Lebendige Natur“ als ein
Potenzialthema herauskristallisiert. Eine abwechslungsreiche Topographie
und die außergewöhnliche Landschaft des Rottals prädestinieren die Region
für zahlreiche Aktivsportarten wie Wandern und Radfahren.
Unter dem Leitthema „Freizeit & Sport“ sollte die Stadt das Potenzial des
Freibades, der zahlreichen Sportanlagen sowie des Flughafens Eggenfelden
Zusammenfassung
108
besser vermarkten, auch wenn diese Angebote eher den Bürgern aus der
Region als Freizeitbeschäftigung dienen.
Vor allem die Anziehungskraft der bayerischen Tradition und Küche werden
von der Stadt Eggenfelden nicht optimal ausgenutzt. Insbesondere die Hof-
mark Gern mit ihrer SchlossÖkonomie gilt im südostbayerischen Raum als
die am besten erhaltene Mark, die ,eingebettet in romantischer Umgebung,
heute hervorragend erlebbar ist und deshalb für Liebhaber alter Traditionen
einen besonderen Anziehungspunkt darstellen könnte. Ausgebaut werden
muss jedoch unbedingt das Angebot der bayerischen Küche, damit die Stadt
von dem Leitthema „Tradition & Genuss“ profitieren kann.
Das vorliegende Konzept soll der Stadt Eggenfelden als zukünftiger Orien-
tierungsrahmen und Leitfaden für die weitere Arbeit dienen. Hauptziel der
Arbeit war es, der Stadt aufzuzeigen, wo ihre aktuellen Stärken und Schwä-
chen liegen, um aus diesen Erkenntnissen Strategievorschläge zur Stärkung
und Professionalisierung ausgewählter Tourismusbereiche zu erarbeiten.
Die Arbeit ist daher als Grundlage für ein ganzheitlich ausformuliertes Tou-
rismuskonzept zu verstehen und soll die Stadt Eggenfelden zur weiteren Ar-
beit anregen.
Ausblick
109
2 Ausblick
Die Tourismuskonzeption für die Stadt Eggenfelden kann und soll nicht sta-
tisch sein, sondern muss kontinuierlich den Entwicklungen angepasst und
fortgeschrieben werden. Hierzu bedarf es in erster Linie der Initiative, des
Engagements und der Kooperation aller touristischen Akteure unter einer
Federführung. Eine vernetzte und kooperative Herangehensweise an die
künftige Gestaltung des Tourismus ist von großer Bedeutung.
Im Rahmen des Tourismustages Bayerisches Golf- und Thermenland wurde
die neue Radinitiative des Tourismusverbandes Ostbayern im April 2014 vor-
gestellt.195 Diese Entwicklungen innerhalb des Leitthemas „Lebendige Natur“
müssen in Zukunft von der Stadt aufgegriffen und genutzt werden.
Während der Erarbeitung dieser Arbeit war zum Teil eine positive Aufbruchs-
stimmung im Bereich Tourismus zu spüren. Die rege Teilnahme und Unter-
stützung dieser Bachelorarbeit zeigt, dass die Stadt und die Verantwortlichen
die Tourismusförderung als einen wichtigen Aspekt ihrer Arbeit ansehen.
Dennoch ist festzuhalten, dass insbesondere die Zusammenarbeit mit den
Unterkunftsbetrieben ausbaufähig ist. Ohne eine effiziente Kooperation der
Stadtverwaltung mit den Beherbergungsbetrieben wird sich die touristische
Weiterentwicklung in Zukunft als schwierig gestalten. Denn nur wenn die
Stadt, die Leistungsträger und die Bürger eine gemeinsame Entwicklung des
Tourismus in die gleiche Richtung anstreben, wird sich die Stadt Eggenfel-
den als Destination in Deutschland etablieren können.
„Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.“
(Willy Brandt)
195 Vgl. Destinet.de (2014), o. S.
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