1 Bericht über die Exkursion von Moorverein Wasenmoos und Ornithologischem Stammtisch Kitzbühel in die Kitzbüheler Moorlandschaft am Freitag, 23. September 2016 (Neues aus dem Wasenmoos Nr. 51, Oktober 2016) Herbstbeobachtungen in der Moorlandschaft und Spuren des einstigen Torfstiches Zusammenstellung nach den Ausführungen von Maria Enzinger (Botanik), Werner Hengl (Geschichtliches), Georg Berger, Hof Filzen (Torfabbau), Rudi Tengler (Vögel) und Wolf Kunnert (Allgemeines) sowie Informationsquellen vorzugsweise aus dem Internet unter Einarbeitung der Beobachtungen von zwei Vorbegehungen (15. Juli 2016 und 21. September 2016). Eine Gruppe von 13 Moorinteressierten (Bild 2) traf sich beim Gasthof Steuerberg, um bei trockenem, teilweise auch sonnigem Wetter die Natur zu beobachten und historische Erkundungen anzustellen. Unsere Rundwanderung (Bilder 1 und 4): Der Weg hinab zum Hasenberg Weiher, einem nach dem 2. Weltkrieg angelegten Teich, führte zunächst entlang eines ökologisch wert- 3 vollen Feldgehölzes und dann durch einen Fichten-Tannenwald. Von dort aus erkundete die Gruppe das Hasenmoor, die so genannte 5 Paradieswiese. Das Betreten eines Moores ist aus Gründen des Natur- schutzes nicht konfliktfrei. Es ist zu nennen, dass nach den massiven 4 6 Eingriffen des ehemaligen Torfstiches auf nahezu der gesamten Fläche von 6-8 ha eine wieder schützenswerte „Natur aus 2. Hand“ entstanden ist. Unter Bedachtnahme auf möglichst geringe Trittschäden folgten wir im trockeneren Westteil den Spuren der ehemaligen Torfbahn, im Ostteil wendeten wir uns nach einem kurzen Abstecher zu offenen Wasserstellen dem Birken-Weidenbruch und dem Fichtenbestand zu, 2 7 um im NW-Eck auf die Wiesenfläche des Hofes Hasenberg (Bild 3) zu gelangen. Nach dem historischen Rückblick begaben wir uns auf den Weg westlich vom Filzen-Bauern, der uns wieder zum Gasthof Steuerberg führte. Bild 1: Luftbild um 1950 (Ausschnitt). 1 Ghf Steuerberg, 2 Feldgehölz, 1 3 Hasenberg Weiher, 4 ehem. Torfbahn, 5 ehem. Stecher-Hütte, 6 ehem. Baracke und Seilbahnstation, 7 Filzen-Bauer, das schwarze Kreuz markiert die Paradieswiese. Bildnachweis: Stadt Kitzbühel, Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung, Oktober 2004, Seite 15 Nach der Mittagsrast im Restaurant Seebichl entschieden wir uns noch für den Besuch des Hochmoores am Lutzenberg (Bild 4). Bild 2 (links): Die Exkursionsgruppe am Beginn des Feldgehölzes. Im Hintergrund der Niederkaiser (2016-09-23) Bild 3 (rechts): Die Gruppe der Vorbegehung vor dem Hasenberg an der Stelle der Stecher-Hütte (2016-07-15)
9
Embed
Herbstbeobachtungen in der Moorlandschaft und Spuren des … · 2016. 10. 15. · weitere Errungenschaft war der Bau einer Materialseilbahn, deren Bergstation eine Einfahrt und eine
This document is posted to help you gain knowledge. Please leave a comment to let me know what you think about it! Share it to your friends and learn new things together.
Transcript
1
Bericht über die Exkursion von Moorverein Wasenmoos und Ornithologischem Stammtisch
Kitzbühel in die Kitzbüheler Moorlandschaft am Freitag, 23. September 2016
(Neues aus dem Wasenmoos Nr. 51, Oktober 2016)
Herbstbeobachtungen in der Moorlandschaft
und Spuren des einstigen Torfstiches
Zusammenstellung nach den Ausführungen von Maria Enzinger (Botanik), Werner Hengl (Geschichtliches),
Georg Berger, Hof Filzen (Torfabbau), Rudi Tengler (Vögel) und Wolf Kunnert (Allgemeines) sowie
Informationsquellen vorzugsweise aus dem Internet unter Einarbeitung der Beobachtungen von zwei
Vorbegehungen (15. Juli 2016 und 21. September 2016).
Eine Gruppe von 13 Moorinteressierten (Bild 2) traf sich beim Gasthof Steuerberg, um bei trockenem,
teilweise auch sonnigem Wetter die Natur zu beobachten und historische Erkundungen anzustellen.
Unsere Rundwanderung (Bilder 1 und 4):
Der Weg hinab zum Hasenberg Weiher, einem nach dem 2. Weltkrieg
angelegten Teich, führte zunächst entlang eines ökologisch wert- 3
vollen Feldgehölzes und dann durch einen Fichten-Tannenwald. Von
dort aus erkundete die Gruppe das Hasenmoor, die so genannte 5
Paradieswiese. Das Betreten eines Moores ist aus Gründen des Natur-
schutzes nicht konfliktfrei. Es ist zu nennen, dass nach den massiven 4 6
Eingriffen des ehemaligen Torfstiches auf nahezu der gesamten Fläche
von 6-8 ha eine wieder schützenswerte „Natur aus 2. Hand“ entstanden
ist. Unter Bedachtnahme auf möglichst geringe Trittschäden folgten
wir im trockeneren Westteil den Spuren der ehemaligen Torfbahn, im
Ostteil wendeten wir uns nach einem kurzen Abstecher zu offenen
Wasserstellen dem Birken-Weidenbruch und dem Fichtenbestand zu, 2 7
um im NW-Eck auf die Wiesenfläche des Hofes Hasenberg (Bild 3)
zu gelangen. Nach dem historischen Rückblick begaben wir uns auf
den Weg westlich vom Filzen-Bauern, der uns wieder zum Gasthof
Wieder 3 Beispiele (alle 3 aus der Paradieswiese):
Im Juli begegneten wir dem Argus-Bläuling Plebeius argus, den
man in meist 2 Generationen im Moor fliegen sieht, wo seine
Raupen auf Heidekraut-Gewächse als Nahrung spezialisiert sind.
Im September fiel besonders der Wanderfalter Admiral Vanessa
atalanta auf, von dem zu dieser Jahreszeit viele Exemplare über die
offenen Flächen zielgerichtet nach Süden streben.
Völlig unerwartet war das Zusammentreffen mit dem Winden-
schwärmer Agrius convolvuli (Bild 19), der durch das Fotografieren
(von Bild 7) aus dem Rauschbeer-Gestrüpp aufgeschreckt wurde.
Bild 19: Der Windenschwärmer ist dem Ligusterschwärmer nicht un-
ähnlich, z.B. ist aber bei letzterem die Brust sehr dunkel (2016-09-21)
Wer (nur) den Ligusterschwärmer kennt und sich auf die rosa-schwarzen Streifen am Hinterleib verlässt,
kann leicht übersehen, dass die hier angetroffene Art der Windenschwärmer ist. Der Wanderfalter kommt im
Frühsommer aus seinen vorwiegend afrikanischen Ursprungsgebieten bei uns an und vermehrt sich hier
auch. Die Flugzeit der in Europa geschlüpften Falter geht bis Mitte Oktober, teilweise wandern sie wieder in
den Süden ab. Ein Überwintern in unseren Breiten ist nicht erfolgreich. Die Raupen ernähren sich meist von
der Ackerwinde Convolvulus arvensis. Die Falter saugen (wie beim Ligusterschwärmer) in der Dämmerung,
im Flug vor Blüten mit langer Kronblattröhre stehend, Nektar. Vielleicht kommt dafür auch das in der
näheren Umgebung noch blühende Japanische Springkraut in Frage.
Spinnen:
Rudi konfrontierte uns im Nassbereich der
Paradieswiese mit einer Vierpunkt- (= Vierfleck-)
Kreuzspinne Araneus quadratus (Bild 20).
Die Radnetzspinne kommt vorzugsweise an offenen,
feuchten Standorten vor, wo sie ihr Netz dicht über
dem Boden baut. Die Färbung ist sehr variabel, immer
ist aber das sehr typische weiße Fleckmuster ausge-
bildet.
Bild 20: Auch die Vierpunkt-Kreuzspinne muss vorüber-
gehend in die Beobachtungs-Dose (2016-09-23)
Hummel oder Schwebfliege?
Die Frage stellte sich am Wiesenrain zum Filzen-Bauer.Hummeln (Ordnung Hautflügler) werden nämlich
von manchen Schwebfliegen (Ordnung Zweiflügler) ziemlich gut nachgeahmt (Mimikry), um
Wehrhaftigkeit vorzutäuschen. Es lohnt sich für eine exakte Bestimmung, ein zweites Mal hinzuschauen.
8
Das Gemeinsame: der dichte Pelz, die auffällige Färbung und oft ähnliche (Flug-) Geräusche bei Bedrohung.
Ein paar trennende Merkmale:
Hummeln Hummel-Schwebfliegen
Fühler geknickt gerade
Augen seitlich und oval größer, mittig näher zusammen
Kiefer unauffällig mit längerem Rüssel auffällig dreikantig, kurzer Stempel
Flügelzahl 4, Zahl nicht deutlich erkennbar 2
2 Beispiele: Die Gelbhaarige Hummelschwebfliege
Criorhina berberina oxyacanthae ahmt die Baum-
hummel Pyrobombus hypnorum ericetorum nach, die
Hummel-Waldschwebfliege Volucella bombylans
(Bild 21) kommt in mindestens 3 Farbvarianten vor
und täuscht somit unterschiedliche Hummeln, z.B. die
Helle Erdhummel Bombus lucorum vor.
Hummel-Waldschwebfliege auf einer Sumpf-Kratzdistel
(Wasenmoos, 2009-07-21)
Anhang 1:
Liste der Libellen am Schwarzsee und im südlichen Bereich der Moore und Weiher am Bichlach Quelle: A. Landmann u.a.: Die Libellen Tirols, Berenkamp 2005
Daten vorwiegend von 4 Standorten: Biotopkomplex um den Schwarzsee, Lutzenberger Hochmoor, Biotopkomplex um
den Gieringer Weiher und Biotopverbund um den Vogelsberger Weiher.